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Flipp“, „Busch-News“, „Witwe Bolte

1986 1989 1991 1991–05

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Die Schülerzeitungen unseres Gymnasiums im Wandel der Zeit

Zugegeben – dass ein Gymnasium als (vermeintlicher) Quell kommender bildungsbürgerlich geprägter Generationen über eine Schülerzeitungs-AG verfügt, ist nun wahrlich kein Unikat. Und so ist es auch nicht überraschend, dass Lehrkräfte jüngerer Jahrgänge (wie bspw. die Autoren dieses Beitrags) im Fundus der Archive auf alte Schülerzeitungen aus NG- und frühen WBG-Zeiten treffen. Betrachtet man deren Themen und Inhalte, so mag es zwar hier und da aufgrund des politischen und gesellschaftlichen Wandels Veränderungen gegeben haben, aber im Kern besteht eine Schülerzeitung damals wie heute aus den gleichen Elementen: (kritische) Blicke auf die Schulsituation, Interviews mit Lehrern, Film- und Musikrezensionen sowie Comics-, Rätsel und Witzeseiten. Themen, wie Probleme bei der Schülerbeförderung in Schaumburg oder eine beklagenswerte Ausstattung der Schule („Pleitegeier“, 1990), erscheinen immer noch aktuell. Und noch etwas zieht sich durch die meisten der von uns betrachteten Ausgaben: der Aufruf und die Suche nach Nachwuchs für die AG. Entgegen des von so manch älterem Semester vermittelten Bildes, dass frühere Schülergenerationen ehrgeiziger und leistungswilliger gewesen seien, entsteht der Eindruck, dass es auch damals durchaus eine Herausforderung für alle an der Zeitung Beteiligten gewesen sein muss, Schüler dazu zu motivieren, neben dem Unterricht zusätzlich (und auch noch freiwillig!) Texte zu verfassen. So schreibt dann auch Friedhelm Hamann als Schulleiter in einem Grußwort für die der wiederbelebte „Busch News“ (1996), die seitens der Redaktion von 1994 geäußerte Sorge um das Weiterbestehen der Zeitung sei, wie die Zwischenzeit gezeigt habe, nicht unberechtigt gewesen. Dies mag dann auch eine Erklärung dafür sein, dass weder am NG noch in den ersten Jahren des WBG eine Schülerzeitung von längerem Bestand Fuß fasste. Seien es „Flipp“, der „Pleitegeier“ oder die „Busch-News“, alle diese Projekte umfassten letztendlich nur einige Ausgaben.

1995 2010–12 2011–06

Das Blättern in den alten Ausgaben macht aber auch deutlich, dass diese Zeitungen auch ein Spiegel ihrer Zeit sind, und man findet aus heutiger Sicht manch kurios anmutenden oder amüsanten, aber auch meinungsstarken Artikel. In einer Ausgabe der „Flipp“ (1987) schreibt die Redaktion kritisch, die Bezirksregierung fürchte offenbar, die Schule überhole sich in „einem affenartigen Schweinsgalopp“ selber links, daher habe sie einen jungen Lehrer gesandt, der die Schüler der Klassen 7 bis 12 im Sinne eines „bayrisch-nationalen“ Geistes dazu anhalte, sich bei seinem Erscheinen allmorgendlich zu erheben. Ein in dieser Ausgabe ebenfalls geplanter Artikel mit dem Titel „Sex, lockere Aufklärung in sechs Teilen“ darf gar nicht erst in der Zeitung escheinen, was die Redaktion dazu veranlasst, das Thema „Zensur?“ in eben dieser Ausgabe abzudrucken und den fraglichen Artikel als Beilage außerhalb des Schulgeländes zu verteilen. In einer weiteren Ausgabe der „Flipp“ von 1988 findet sich ein Bericht zum damals angespannten Verhältnis zwischen den Stadthäger Gymnasien, dieses habe nach einer Prügelei zwischen drei Schülern des Neuen Gymnasiums und Lehrern des Ratsgymnasiums während des Abi-Umzugs seinen Tiefpunkt erreicht. Der Artikel endet aber mit einer versöhnlichen Bemerkung und der Aufforderung: „Was zwischen den beiden Großmächten USA und UdSSR möglich ist, muss doch auch zwischen zwei Gymnasien möglich sein.“

Und heute?

Die nun seit Dezember 2010 kontinuierlich zwei- bis dreimal im Jahr erscheinende „Witwe Bolte“ stellt zumindest in unserem Schulkontext in Bezug auf die Erscheinungsdauer ein Unikat dar. Schon im Vergleich der Cover fällt auf, dass die digitalen Möglichkeiten den Schülerinnen und Schülern ganz neue Möglichkeiten der Gestaltung bieten (welche beim Anblick so manch knallbunt gelayouteter Artikel auch in Gänze genutzt werden). Inhaltlich steht die „Witwe Bolte“ aber in einer, auch durch vorherige Schülerzeitungen geprägten, Tradition umwelt- und klimapolitischer Themen, welche belegt, dass es nicht erst einer Greta Thunberg bedurfte, damit Kinder und Jugendliche die Relevanz dieser Themen erkennen. Bereits 1987 schreibt die „Flipp“ zum Thema „Müll – Plastikverpackungen“ über entstehende Umweltprobleme und gesundheitliche Risiken durch PVC und Verpackungen aus Kunststoffen. Die Tipps am Ende des Artikels haben auch 33 Jahre später an Aktualität nichts eingebüßt: „Keine Lebensmittel in Plastikbehältern kaufen, die es auch in Gläsern gibt“, oder „Statt sich beim Einkaufen Plastiktüten geben zu lassen, Taschen oder Körbe mitnehmen“.

Aktuell arbeiten zwölf Schülerinnen und Schüler von Jahrgang 5 bis 11 in der Schülerzeitungs-AG mit. Sie treffen sich einmal die Woche zur Redaktionskonferenz, wo sie beim Essen ihrer Pausenbrote über neue mögliche Themen beraten, sich gegenseitig Feedback geben und große Pläne für die Zukunft schmieden, wie z.B. einen geplanten Webauftritt der „Witwe Bolte“. Dabei bringt sich jeder entsprechend seiner Interessen ein: sei es Gaming, der eigene Lieblingssport, das Grübeln über Gott und die Welt oder vermeintlich fehlende Grünflächen auf dem neuen Schulhof. Im Dezember 2020 steht die Jubiläumsausgabe zum 10-jährigen Bestehen an. Hoffentlich folgen dieser noch viele weitere Hefte.

Malte Nussbaum und Nils Nowak

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