Freiburg hat Kultur. Viel Kultur.
Wer Kultur hat, der hat Kultur
République Culture. Aber bitte nicht heimlich. Münster, Bächle, Bollenhut und Hocks dazu. Uni, Green City, Vauban, ICE-Bahnhof und bald den TGV. SC Freiburg GUT, Wetter GUT, Wein GUT und natürlich Essen GUT. Bewundernswert. Können wir doch alle zufrieden sein. Reicht, langt doch. Nicht wirklich. Zumindest uns Neigschmeckten und den Kultur-Leuten nicht. Ist Freiburg doch die heimliche Musik-Hauptstadt, hat ein Theater mit gesellschaftlichem Engagement und eine kulturelle Vielfalt, die sich mehr als sehen lassen kann. Also haben wir uns aufgerappelt. Wir machen was wir können. Eine Kultur-Kampagne, versuchen, die Protagonisten zu vernetzen. Fünfzehn Für-Sprecher/innen schreiben ganz persönlich für und über ihre Szene, über das Hier und Jetzt, die Perspektive, die Talente und stellen Macher vor. Die, die dann den Kopf hinhalten (toll porträtiert ist das Ganze übrigens von Klaus Polkowski). Alles ganz individuell ausgewählt und ohne Anspruch auf Vollständigkeit (eigentlich klar). Und immer weiter geht's dann im Internet: www.kultur-braucht-kultur.de Also DICKES DANKE an alle Mutigen, Engagierten, Unterstützer, Freunde und erst recht den Kritikern, den ewig Zufriedenen (denn die haben uns erst recht angespornt). Margot Hug-Unmüßig (Bobbele) Thomas Feicht (Ex-Schwabe, Halb-Frankfurter und Wahl-Freiburger)
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Stadtkultur heißt: Lebensart und Lebensqualität In Freiburg bedeutet Kultur Lebensart und Lebensqualität, um die uns viele andere Städte beneiden. Freiburger Stadtkultur reicht vom Weltkulturerbe Münster über eine mehr als einhundert Jahre bestehende Theater- und Museumslandschaft – mit Ausstrahlungen weit über Freiburg hinaus – bis zu einer Kulturszene, die sich vor allem durch Qualität und Buntheit auszeichnet. Private Galerien neben städtischen Sammlungen, Kleinkunst und Kabarett mit großen Namen neben einem Theater, das immer wieder für mutige Inszenierungen ausgezeichnet wird, Orchester von Weltrang neben einer Musik- und Festivallandschaft, die selbstbewusst Genres zusammenführt. Und vor allem ein diskussionsfreudiges und streitbares Publikum, das zwischen Klasse und Masse zu unterscheiden weiß. Universität, Hochschulen und Forschungsinstituten sind gewissermaßen die Hefe einer experimentierfreudigen Kulturszene, die sich immer wieder zu Neuem anstoßen lässt. Daraus ist eine spannende und kreative kulturelle Szene geworden, die in diesem Buch dokumentiert ist. Ich danke allen, die daran mitgewirkt haben. Dr. Dieter Salomon Oberbürgermeister
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Ulrich von Kirchbach Kultur-Bürgermeister
„FREIBURG: DIE EINEN SIND SCHON DA, DIE ANDEREN WOLLEN HIN.“
Solche Klischees über Freiburg gibt es zahlreiche und sie sind Balsam für die Seele der Freiburgerinnen und Freiburger. Die durch die Sonne verwöhnte Lage mit allen angenehmen Konsequenzen für Lebensqualität und Lebensart ist ein besonderes Geschenk. Als attraktive, kreative und dynamische Stadt gilt Freiburg aber vor allem, weil bei uns kleinteilige, bisweilen kleinstädtische Struktur sensibel bewahrt und weitsichtig sowie gezielt mit großstädtischer Infrastruktur verknüpft wurde. Dies vor allem mit exzellenten Hochschulen und hochkarätiger Kultur im professionellen Bereich ebenso wie in der Alternativkultur und der bürgerlichen Breitenkultur.
Kultur macht Freiburg Bereits um 1900 hat der damalige Oberbürgermeister Otto Winterer erkannt, dass Kunst und Wissenschaft zentrale Standortfaktoren des künftigen Freiburgs sein würden. 1910 baute die Stadt, die noch heute von einem selbstbewussten, kritisch-neugierigen Bildungsbürgertum geprägt wird, im Bewusstsein der Bedeutung der Kultur für eine urbane Lebensqualität das größte Stadttheater Deutschlands. Und unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde nicht von ungefähr in Freiburg eine Kunstakademie, die Musikhochschule und das erste französische Kulturinstitut in Deutschland überhaupt gegründet. UND WEIL EINE KULTURSTADT auch heute nicht einfach existiert, sondern sich kontinuierlich neu erfinden muss, setzen wir derzeit eine ambitionierte Museumsentwicklung um, eröffnen ein neues Naturmuseum und machen unser Augustinermuseum mit einer umfassenden Sanierung und Neukonzeption fit für das 21. Jahrhundert. So viel Dynamik gab es seit Jahrzehnten nicht: Das Theater Freiburg hat nicht nur eine neue Rechtsform, sondern erstmals mehrjährige Planungssicherheit, um sich ganz – und äußerst erfolgreich! – auf die Entwicklung der Kunst konzentrieren zu können. Die Kulturpolitik Freiburgs setzt auf Zukunft! Deshalb stärken wir dank unserem Kulturkonzept die kulturelle Bildung ebenso wie die interkulturellen Potenziale sowie die Kultur in unseren Stadtteilen. Mit dieser ganzheitlichen Perspektive wird die Kultur auch künftig der Motor unserer Stadtentwicklung sein. 7
Klassik und Neue Musik
Das Freiburger Musikleben – liegt es am Publikum? ES GIBT FESTIVALSTÄDTE mit
berühmtem Publikum wie Salzburg oder Glyndebourne. Und es gibt Freiburg, das im Verhältnis zu seiner Einwohnerzahl ein vielleicht unvergleichlich intensives Musikleben hat, sich damit nach außen allerdings erstaunlich unauffällig darstellt.
Dr. Rüdiger Nolte
Das Freiburger Barockorchester, das ensemble recherche, das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, die ausabonnierten Albert Konzerte, die dank ihres brillanten Konzertdramaturgen und Agenten Dirk Nabering weit über Freiburg hinaus geschätzt sind, die Ensembles Aventure, SurPlus, die Balthasar-Neumann-Ensembles, Dirigenten wie Silvain Cambreling, Thomas Hengelbrock oder Hans Zender, ein Drei-Sparten-Haus, dessen philharmonisches Orchester ebenfalls eine eigene Serie hat, Komponisten von internationaler Beachtung wie – u. a. – Isabel Mundri, Brice Pauset, Johannes Schöllhorn, Cornelius Schwehr, Jörg Widmann, Instrumentalisten wie – u. a. – Teodoro Anzellotti, Wolfram und Tanja Christ, Lucas Fels (Arditti Quartett), Gottfried von der Goltz, Rainer
Kussmaul, Petra Müllejans, Jean-Guihen Queyras – auch Aurèle Nicolet –, das Experimentalstudio der Heinrich-Strobel-Stiftung, eine Musikhochschule mit Lehrenden und Studierenden aus aller Welt und mit über 420 öffentlichen Veranstaltungen im Jahr – die Reihe der in Freiburg ansässigen und international wirkenden Musiker und Musikadressen könnte fortgesetzt werden. Dazu eine dichte Landschaft lokaler und überregional aktiver Chöre. Bei dieser Fülle stellt sich die Frage, warum sich in Freiburg niemals ein Festival etabliert hat, so verwöhnt, wie diese Stadt über ihr Musikleben hinaus doch ist: mit gutem Wetter, mit gutem Essen und Wein, mit guten Verkehrsverbindungen. Vielleicht liegt es gerade an der Freiburger Musikbegeisterung. Das Musikleben in Salzburg oder Glyndebourne ist geprägt durch die dort gegründeten Festivals. Denn trotz Mozarteum wäre auch in Salzburg kein Musikleben denkbar ohne die Festspiele. Die Freiburger aber haben sich ihr eigenes Musikleben geschaffen, für sich, ohne Anreisende, ohne Marketing. Sie taten es für sich, so, wie sie schon einiges für sich geschaffen haben, nicht zuletzt das Münster. Oder eine Musikhochschule, die sie 1946, noch kein Jahr nach Kriegsende, in der zerstörten Stadt für gründenswert erachteten. So leistet sich die relativ kleine Stadt Freiburg ein Konzerthaus mit einem Saal von fast 1800 Plätzen. Für sich. Und in diesem Saal trifft sich zu den verschiedenen Konzerten nicht etwa nur das eine Freiburger Publikum, sondern die dort stattfindenden Abonnements haben alle ihr je eigenes: SWR Sinfonieorchester, Städtisches Philharmonisches Orchester, Freiburger Barockorchester, Albert Konzerte. Und jedes Publikum füllt den großen Saal. Und im kleineren Runden Saal findet das ensemble recherche ausschließlich mit zeitgenössischer, experimenteller Musik sein eigenes Publikum. Abgesehen von den anderen Spielstätten in der Stadt, deren Bedeutung für die zeitgenössische Musik im Netzwerk Neue Musik, einem Förderprojekt der Kulturstiftung des Bundes, mit „mehrklang!freiburg“ seit Kurzem noch unterstrichen wird. Liegt es an der Universität? Nun ja, Akademiker sind nicht notwendig auch musisch zu begeistern. Viel mehr lässt sich behaupten, dass sich in Freiburg die Kultur eines Bildungsbürgertums erhalten hat, das sich musikalisch nicht bloß konservativ bewahrend verhält, sondern ein erstaunlich neugieriges Interesse an zeitgenössischer Musik beweist. 11
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Ensemble Aventure www.ensemble-aventure.de
Ensemble Aventure
Sinnlich-geistiges Vergnügen vermitteln Künstlerischer Schwerpunkt? Musik des 20. und 21. Jahrhunderts – Zusammenarbeit mit KomponistInnen weltweit – Kompositionsaufträge – Uraufführungen – internationale Konzerttätigkeit – Freiburger Konzertreihe – Rundfunk-, CD- und Fernsehproduktionen – Musikvermittlungsprojekte – Publikationen Geschichte + Hintergrund? 1986 als 15-köpfiges Solisten-Ensemble in Freiburg gegründet – Repertoirebildung Varèse und Zweite Wiener Schule, amerikanische Avantgarde, verdrängte und vergessene Komponisten, Darmstädter Schule, Dada, Fluxus, Konzeptkunst, kritisches Komponieren, Werke jüngerer Komponistinnen und Komponisten, neue Musik aus Lateinamerika, Israel und Palästina, Korea, Philippinen u.a. – seit 1990 gezielte Vergabe von Kompositionsaufträgen – Konzerte bei wichtigen Festivals im In- und Ausland – Weltmusiktage Mexiko 1993 – Tournee Brasilien/Uruguay 2006 – Cage-Projekt Donaueschingen 2005 – Lateinamerika 2010 Ziele? Neue Musik möglichst vielen Menschen nahebringen und als sinnlichgeistiges Vergnügen vermitteln – Neue Musik in ihrer Vielfalt (wieder) entdecken und zu ihrer Weiterentwicklung beitragen – das Eigene durch das Fremde kennenlernen und umgekehrt – Avantgarde mit der Tradition verbinden, der sie entspringt – sinnstiftende Epochen, Kulturen und Kunstsparten übergreifende Programme komponieren und auf höchstem Niveau interpretieren Programm + Künstler? Beides finden Sie aktuell im Internet (siehe links) oder wir machen das ganz persönlich: ruediger@ensemble-aventure.de 17
Thomas Hengelbrock, Dirigent, K端nstlerischer Leiter Balthasar-Neumann-Chor und -Ensemble www.thomas-hengelbrock.com
Thomas Hengelbrock, Balthasar-Neumann-Ensembles
Piratenbande auf Schatzsuche Künstlerische Schwerpunkte/Profil? Thomas Hengelbrock ist eine der interessantesten Dirigentenpersönlichkeiten unserer Zeit. Musikwissenschaftlicher Forscherdrang, unkonventionelle Programmgestaltung, innovative Musikvermittlung und Lust an der Ausgrabung vergessener Meisterwerke wurden zu Markenzeichen seiner Arbeit. Grundlegende künstlerische Impulse erhielt er durch Assistenztätigkeiten bei Lutoslawski, Kagel und Doráti, ebenso durch seine Mitwirkung in Harnoncourts Ensemble Concentus Musicus. Ursprünglich von der zeitgenössischen Musik kommend, fühlt er sich sowohl in der historischen Aufführungspraxis als auch in der Musik des 19. und 20. Jahrhunderts heimisch. Thomas Hengelbrock ist heute gleichermaßen als Opern- wie als Konzertdirigent international gefragt.
Der gebürtige Wilhelmshavener studierte bei Conrad von der Goltz in Würzburg und Rainer Kussmaul in Freiburg Geige, bevor er selbst als Dozent u.a. an der Musikhochschule Freiburg lehrte. Früh machte er sich als Leiter verschiedener Ensembles einen Namen und ist heute als Dirigent, Regisseur, kreativer Kopf und Initiator innovativer Projekte weltweit gefragt. Er gründete den Balthasar-Neumann-Chor (1991) und das Balthasar-NeumannEnsemble (1995), die zu den erfolgreichsten Formationen ihrer Art zählen. Perspektiven/Projekte? In der Saison 2011/12 wird Thomas Hengelbrock Chefdirigent des NDR Sinfonieorchesters. 2011 debütiert er bei den Bayreuther Festspielen mit Wagners „Tannhäuser“. Gemeinsam mit seinen Balthasar-Neumann-Ensembles erarbeitet er 2010 u. a. Bellinis „Norma“ auf historischen Instrumenten mit Cecilia Bartoli in der Titel-Partie. Was wäre beinahe aus Ihnen geworden?
gefördert von Anschi Gillmeister
Geschichte?
Pirat oder Pfarrer 29
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Balthasar-Neumann-Ensemble www.balthasar-neumann.com
Foto: Benjamin Krieg
Jazz
Jazz in und aus Freiburg – international anerkannt Dr. Christian H. Hodeige
„Jazz ist nicht nur triumphierende Musik“, wie Martin Luther King anmerkte, „sondern immer auch Antrieb, oft Lebensinhalt musikbesessener Menschen“. Jazz in Freiburg ist für immer mit dem jazzbesessenen Bandleader, Arrangeur, Pianisten und Freiburger Jazzhaus-Gründer Waldi Heidepriem verbunden, der die Jazz-Szene auch in der Region um Freiburg nach dem Krieg mit seiner Modern-Jazz-Group nachhaltig geprägt hat. Schon früh in den 1960ern wurde hier am Oberrhein die ganze Bandbreite des Jazz, von traditionellen OldtimeJazz-Gruppen wie der Albert-Louis-Jazzband bis zum harten Bebop der Heidepriem Modern-JazzFormationen von musikbesessenen Menschen gepflegt. „Jazz-Papst“ JoachimErnst Berendt, half mit seinen Sendungen auf SWF 2, die „wichtigste Kunstform des 20. Jahrhunderts“, den Jazz und seine Musiker im Dreiländereck, zu fördern und Hörer für diese Musik zu begeistern. Jazz war hier immer mehr als das elitäre Vergnügen einer kleinen Minderheit, sondern war
früh in vielen Bevölkerungsschichten als wichtige, eigene Stil richtung anerkannt und, wie sich an den damals stets vollen Clubabenden leicht nachvollziehen lässt, äußerst beliebt. Das hat sich bis heute, mit einigen Veränderungen, so fortgesetzt. Angeführt wird das derzeitige Jazz-Umfeld von einer kleinen, aber hochklassigen Zahl international anerkannter Jazz-Musiker und -Lehrer, die in Freiburg leben und arbeiten. Dieter Ilg, der so virtuose wie innovative Kontrabassist, Komponist und Arrangeur, gehört als Solist wie als Sideman zur europäischen Spitzenklasse. Ralf Schmid ist nicht nur Professor für Jazz-Piano an der Musikhochschule in Freiburg, sondern ein international anerkannter Pianist, Komponist, Arrangeur und Produzent. Auch der Saxo fonist und Bassklarinettist Matthias Stich lässt mit eigenen Projekten und Kompositionen weit über die Grenzen von sich hören. Im Vokal-Jazz ist es Cécile Verny, mit Bassist Bernd Heitzler und Pianist Andreas Erchinger, die sich mit den Cécile Verny Quartett über Jahre an die Spitze gespielt hat. Als Perkussionist, Schlagzeuger, Komponist, Arrangeur und Bandleader hat sich Matthias Daneck so eigenwillig kreativ, wie stilsicher und melodiös einen ausgezeichneten Ruf in der deutschen Jazzszene ertrommelt. Der Pianist und Veranstalter Johannes Mössinger, der quirlige BoogiePianist Thomas Scheytt und das coole Jazz-Duo Tok Tok Tok sollen hier natürlich auch hervorgehoben werden. Neben den Solisten hat sich der Jazzchor um Bertrand Gröger ein internationales Renommee ersungen und auch die beständige Jugendarbeit von Herbert Schiffels mit seinem Freiburger Schüler Jazzorchester kann nur Lob finden. Werner Englert, Pädagoge und Saxofonist, macht mit seiner musikalischen „Sozial- und Jugendarbeit“ wie zuletzt bei seinem Projekt „Der Schrei“ immer wieder auf den Jazz als wichtigen Lehrinhalt für junge Menschen aufmerksam. Mit der Jazz & Rock Schule Freiburg als private Ausbildungsinsti tution und dem Freiburger Jazzhaus, das unlängst seinen 20. Geburtstag als Club feierte, stehen zwei weitere Säulen für die Zukunft des Jazz in Freiburg. Das Jazzhaus hat nicht nur eine beispielhafte Private-Public-Partnership als zukunftsträchtige
Jazz ist immer auch Antrieb, oft Lebensinhalt musikbesessener Menschen. (Martin Luther King)
Zwei Säulen für die Zukunft, Jazz & Rock Schule und das Jazzhaus
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CĂŠcile Verny Quartet www.cvq.de
Cécile Verny Quartet
Drei vom Quartet Künstlerischer Schwerpunkt? Zeitloser Jazz zwischen Weltmusik und Pop Geschichte + Hintergrund? Wir, Cécile Verny (voc) – Bernd Heitzler (b) – Andreas Erchinger (p) sind seit 1996 der Kern einer viel beachteten Jazzband mit deutschfranzösischem Line-up. Wir blicken auf mehrere Jahre erfolgreicher LiveErfahrung auf Bühnen in Inland, aber auch in aller Welt und eine beachtliche Diskografie (6 Studioalben und eine Live-DVD … Stand 2009) zurück und gleichzeitig dynamisch nach vorne. Aktuell ergänzt uns der in Tübingen ansässige Schlagzeuger und Perkussionist Lars Binder im Cécile Verny Quartet. Ziele?
Projekte? Das nächste Konzert, die nächste Tour, der nächste Song, der nächste Text, die nächste CD ... Was wäre beinahe aus Ihnen geworden? Verny: Ich musste einfach singen. Ich hatte keine andere Wahl! Heitzler: Biologe/Geograf/Entwicklungshelfer Erchinger: Ich wollte immer Musiker werden. Was, wer hat Sie in letzter Zeit in der Kunst beeindruckt? Alle, die ihre Kunst und für sie leben
Gefördert von Dr. Christian H. Hodeige
Weiterhin unsere eigene Musik machen, diese genießen und diesen Genuss weiterhin mit vielen Menschen, Zuhörern und Musikern, Fremden wie Freunden erleben und teilen.
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Fotos: Klaus Polkowski
CĂŠcile Verny
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Morten Klein, Tokunbo Akinro www.toktoktok.de
Tok Tok Tok
Warmer und grooviger Acoustic Soul Künstlerischer Schwerpunkt? Die Sehnsucht nach der Verschmelzung von Melodie und Groove hat Tok Tok Tok in ihre ganz eigene musikalische Welt geführt. Eine Reise, die im Jazz begann und durch den Soul verlief, ließ die Ausnahmekünstler (Tokunbo Akinro und Morten Klein plus Band) ihre eigene Songsprache kreieren, sowohl in ihren Interpretationen fremder Titel als auch in ihren preisgekrönten eigenen Songs. Geschichte + Hintergrund? Mit 10 Alben, 3 German Jazz Awards und unzähligen Konzertreisen durch die ganze Welt bereichern Tok Tok Tok seit 1998 die Musikwelt und ihre Fans mit ihrem einzigartigen Sound. Als Trio in einem winzigen Kultclub ent standen, sind Tok Tok Tok innerhalb kürzester Zeit vom Geheimtipp zum international gefragten Acoustic Soul Jazz Act Nr. 1 Deutschlands gewachsen. Programm + Künstler? Mit ihrem aktuellen Programm „A Hard Day’s Night“ erfüllen sich Tok Tok Tok den lang gehegten Wunsch, den großen Songs der Beatles aus all ihren Schaffensperioden zu huldigen, und gehen seit nunmehr 9 Jahren erstmals wieder mit Klassikern aus fremder Feder auf Tour. Was wäre beinahe aus Ihnen geworden? Morten wäre beinahe Arzt geworden. Er hat mal 3 Semester Medizin an der MHH studiert. Tokunbo spricht fünf Sprachen und konnte sich den Traum erfüllen, diese Begabung in die musikalische Arbeit einfließen zu lassen. Was, wer hat Sie in letzter Zeit in der Kunst beeindruckt? Adrian Rovatkay ist ein begnadeter Künstler und Musiker aus Berlin. Von ihm wird man sicher noch viel hören und sehen. 71
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Barbara Zimmermann, Leiterin www.ensemble-harry.de, WilhelmstraĂ&#x;e 15/2 (Spechtpassage)
Ensemble „Harry, hol schon mal den Wagen!“
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Großer Beifall für das kleinste Theater Freiburgs Profil? Professionelles, freischaffendes Theaterensemble mit jungem, lebendigem Schauspielteam / breit gefächerte Themenauswahl und vielfältige Genres – sowohl Klassiker als auch zeitgenössische Autorinnen und eigene Produktionen Geschichte + Hintergrund? Anfang 2000 von Schauspielerin und Regisseurin Barbara Zimmermann gegründet / unter ihrer Leitung inzwischen 15 erfolgreiche Produktionen / 2008 Eröffnung der Spielstätte „Theater Harrys Depot“ in der Spechtpassage Ziele? einen laufenden Spielbetrieb schaffen, der sich selbst trägt (… ich hasse Anträge!) Projekte? heute Beauvoir – morgen Goethe / Aktuelles siehe Homepage Was wäre beinahe aus Ihnen geworden? Päpstin Was, wer hat Sie in letzter Zeit in der Kunst beeindruckt? Schauspiel, das berührt
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Matthias Rettner, Sigrun Fritsch und Ralf Buron www.theater-panoptikum.de
PAN.OPTIKUM
Multidisziplinäres Aktionstheater Künstlerischer Schwerpunkt? Inszenierungen im öffentlichen Raum, multidisziplinäre Inszenierungen Geschichte + Hintergrund? PAN.OPTIKUM wurde für seine Arbeiten mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Kunstpreis des Landes Baden-Württemberg. Das Ensemble, das mit über 40 Mitgliedern zu den größten seines Genres in Europa zählt, ist seit Jahren ständiger Gast bei den Theaterfestivals in der ganzen Welt, z. B. in Santiago de Chile, Bogotá, Caracas, Mexiko, Singapur, London, Warschau, Madrid. Häufig werden Produktionen disziplinübergreifend mit Projekten kultureller Bildung verknüpft. Einen Preis erhielt das Ensemble dafür zuletzt beim Bundeswettbewerb für kulturelle Bildung „Mixed Up“. Perspektive? Tourneen nach Asien und Australien, Opern- und Musiktheaterprojekte Projekte? Verknüpfung der neuen Produktion TRANSITion mit einem interdisziplinären Ausstellungsprojekt zum Thema Kleinwaffen / Kindersoldaten gemeinsam mit UNICEF 2010 Repräsentant in Südafrika für das Land Baden-Württemberg bei der Fußball-WM
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Theater PAN.OPTIKUM Ballgef端hl
Foto: Matthias Kolodziej
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Hans Poeschl und Regine Effinger, Leiter des Wallgraben Theaters www.wallgraben-theater.com
Wallgraben Theater
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Freiburgs ältestes Privattheater Künstlerischer Schwerpunkt? Moderne Klassiker (Pinter, Albee, Beckett, Bernhard etc.), zeitgenössische Autoren (wie Reza, Hübner, Ayckbourn,Turrini, etc.), gehobenes Boulevard, Komödien. Die Schauspielarbeit steht immer im Vordergrund des Wallgraben Theaters – alle Inhaber und künstlerischen Leiter des Hauses waren und sind bis heute Schauspieler und Regisseure. Geschichte + Hintergrund? Anfang der 1950er Jahre bildeten eine Gruppe Studenten und Theaterleute ein Kabarett-Ensemble „Das Trojanische Pferdchen“, 1953 beschlossen 5 dieser Truppe, ein richtiges Theater mit fester Spielstätte zu gründen: das kleine Theater am Wallgraben in der Wallstraße. 1973 zog das Theater auf Angebot der Stadt Freiburg aus den feuchten, viel zu kleinen Kellerräumen in den komfortableren und zentral gelegenen Rathauskeller und nennt sich seitdem Wallgraben Theater. Perspektive? Das WT wird von der Stadt Freiburg und dem Land BW bezuschusst. Da es aber im Vergleich zu den anderen Klein- und Privattheatern in BW an letzter Stelle liegt, wird es in den nächsten Jahren verstärkt um eine Erhöhung der Zuschüsse kämpfen müssen, um weiterhin seiner Stellung im kulturellen Angebot Freiburgs gerecht werden zu können. Projekte? 4 bis 5 Premieren im Jahr und die Bespielung des Rathausinnenhofes im Sommer, Gastspiele, Gastkünstler und Literatur-Kaffee werden zwischen die Produktionen geschoben.
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Wallgraben Theater Wer hat Angst vor Virginia Woolf?
Foto: Marc Scheller
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Marion Dieterle, T채nzerin, G체nter Klingler, K체nstlerischer Leiter www.headfeedhands.de
HeadFeedHands
Kompanie für Neuen Zirkus, Tanz und Theater Künstlerischer Schwerpunkt? Wir verstehen uns als Vertreter des „Neuen Zirkus“ und suchen in unserer Arbeit nach einer Symbiose von Zirkus, Tanz und Theater. Unserer Meinung nach birgt diese Verbindung in ihrer intensiven Körperlichkeit eine hohe Emotionalität und Poesie. Geschichte + Hintergrund? In Frankreich und Belgien hat der „Nouveau Cirque“ schon lange einen hohen Stellenwert in der Kulturlandschaft inne. Wir sehen uns als Wegbereiter für den „Neuen Zirkus“ in Deutschland und hoffen, dass der Funke weiterhin überspringt. Ziele? Wir wollen Produktionen auf die Bühne bringen, die aufgrund ihrer Authentizität und Subtilität unser Publikum erreichen und zu berühren vermögen. Als Themenbereiche interessieren uns vorwiegend die psychosozialen Zusammenhänge unserer Gesellschaft. Projekte? 2006 One Room Ticket, 2008 Fischen Ohne Helm Was wäre beinahe aus Ihnen geworden? Kfz-Mechaniker und Apothekerin Was, wer hat Sie in letzter Zeit in der Kunst beeindruckt? Die DV8 Physical Theatre Company aus London, die seit 1986 radikale neue Ansätze in die Tanzwelt einbringt und ständig ihre eigenen Grenzen erweitert.
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HeadFeedHands Fischen Ohne Helm
Foto: Markus Frietsch
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Neriman Bayram, Mike Schlรถmer www.freiburger-filmforum.de
freiburger film forum
Ein Fenster zur Welt Profil? Das alle zwei Jahre im Kommunalen Kino stattfindende freiburger film forum zeigt aktuelle Produktionen aus und über Afrika, Amerika, Asien und Ozeanien, Retrospektiven wichtiger Filmautoren und Filme zu Schwerpunktthemen. Hier kann man sehen und diskutieren, was im Fernsehen und im Kino selten zu sehen ist. Im Zentrum des freiburger film forums stehen der kulturelle Austausch und intensive Gespräche zwischen Publikum und eingeladenen Filmemachern. Der Werkstattcharakter und die überschaubare Größe des Festivals verleihen ihm seine besondere Intensität und ermöglichen Diskussionen, die es für Regisseure aus aller Welt attraktiv machen. Geschichte + Hintergrund? Im Jahr des ersten film forums 1985 treffen eine Gruppe von EthnologieStudentInnen und die Interessen des Kommunalen Kinos nach besonderen (Film-)Themen aufeinander: Es entsteht eine kontinuierliche Zusammenarbeit und eine fünf- bis sechstägige Filmreihe im zweijährigen Turnus. Perspektive? Wir wollen unser internationales Format bewahren und unseren Ruf als Ort des Austausches und der Begegnung zwischen Regisseuren aus aller Welt und einem engagierten Publikum gerecht werden. Darüber hinaus soll in Zukunft verstärkt ein breiteres Publikum angesprochen werden. Was, wer hat Sie in letzter Zeit in der Kunst beeindruckt? Der Dokumentarfilm „Ghandi’s Children“ des Anthropologen David MacDougall, der beim letzten film forum im Mai vorgestellt wurde. Ein dreistündiger Film über ein Waisenhaus in Neu-Delhi, der mit großer Sensibilität den Alltag der Kinder begleitet.
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Foto: Klaus Polkowski
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Dr. Julia Galandi-Pascual, Paul Ege www.kunstraum.alexander-buerkle.de Kunstwerke Richard Long1, Lori Hersberger3
Kunstraum Alexander Bürkle
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Auseinandersetzung mit internationaler zeitgenössischer Kunst Profil? Der Kunstraum Alexander Bürkle ist eine private Ausstellungsinstitution, die internationale Gegenwartskunst in Freiburg und weit über die Stadtgrenzen hinaus einem breiten Publikum vermittelt. Geschichte + Hintergrund? Der Kunstraum Alexander Bürkle wurde im Jahr 2004 auf dem Firmengelände der Alexander Bürkle Elektrogroßhandelsgruppe in Freiburg eröffnet und ist einer Kunstsammlung gewidmet, die ihren Schwerpunkt seit Anfang der 1990er Jahre im Bereich radikaler monochromer Malerei hat. Die Sammlung ist seit 2008 Teil der Ege Kunst- und Kulturstiftung. Ziele? Der Kunstraum Alexander Bürkle präsentiert, vermittelt und konserviert auf 900 qm Ausstellungsfläche nicht nur eine Kunstsammlung mit bewusst konzentriertem Profil, sondern er versteht sich darüber hinaus als eine kulturelle Plattform in Freiburg, auf der für die interessierte Öffentlichkeit ästhetische und gesellschaftlich relevante Fragestellungen thematisiert werden. Programm + Künstler? Im Rahmen der jährlich bis zu drei international orientierten Gruppenausstellungen wird auch der Entwicklung innerhalb der aktuellen Gegenwartskunst Rechnung getragen, indem ebenfalls jüngere Positionen präsentiert werden. Außerdem finden regelmäßig Ausstellungen zu Licht- und Elektrodesign sowie Vorträge und Diskussionen zu Themen aktueller Kunst, Werkbetrachtungen und Führungen statt. In der weit über 100 Künstler fassenden Sammlung sind u.a. Marcia Hafif, Joseph Marioni, Phil Sims, Günter Umberg, aber auch Künstler der Minimal Art, wie Donald Judd und Dan Flavin oder jüngere Positionen aus der Schweiz, z.B. Adrian Schiess, Reto Boller und Lori Hersberger, prominent vertreten. 235
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www.kunstraum.alexander-buerkle.de Unten: Adrian Schiess3 Oben: Phil Sims3, Helmut Federle1
Fotos: Bernhard Strauss
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© VG Bild-Kunst, Bonn 2009, 2© Art Judd Foundation. Licensed by VAGA, NY / VG Bild-Kunst, Bonn 2009, 3© bei den Künstlern
Unten: Richard Long1, Donald Judd2 Oben: Winston Roeth3, James Reineking1, Donald Judd2
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Dr. Tilmann von Stockhausen Leitender Direktor St채dtische Museen Freiburg Muttergottes mit Kind um 1490/1500 Dr. Detlef Zinke Stellvertretender Leiter Augustinermuseum www.freiburg.de/museen
Augustinermuseum
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Höhepunkte der Kunst vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert Profil? Das Augustinermuseum zählt zu den bedeutenden kulturgeschichtlichen Museen Deutschlands. Es beherbergt Kunst vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert, eine Graphische Sammlung mit rund 70.000 Blatt und einen umfassenden volkskundlichen Bestand zu Stadt und Region. Nach umfangreichen Umbaumaßnahmen werden 2010 zunächst sakrale Kunst und Malerei des 19. Jahrhunderts in zeitgemäßer Form der Öffentlichkeit präsentiert. Aus der alten Klosterkirche ist ein beeindruckender Museumsbau entstanden. Geschichte + Hintergrund? 1923 wurde das Augustinermuseum als erstes Freiburger Museum gegründet. Es geht auf ein langjähriges bürgerliches Engagement für eine stadtgeschichtlich und kunsthistorisch ausgerichtete Sammlung zurück, das bereits vor 1850 begann. Große Unterstützung wird unserem Haus auch heute zuteil, viele Förderer leisten einen Beitrag zur Erweiterung der Sammlung, zur Restaurierung der Objekte und zur Sanierung des Gebäudes. Ziele? Unser Ziel ist es, die hochkarätige Sammlung nicht nur in der Region, sondern auch in den angrenzenden Ländern und ganz Deutschland bekannt zu machen und ein breites Publikum anzusprechen. Projekte? Bis 2014 wird das Museum weiter umgestaltet, alle momentan magazinierten Sammlungsbereiche erhalten einen passenden Rahmen.
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Hans Baldung Grien, Schmerzensmann, von Maria und Engeln beweint, 1513 (Ausschnitt)
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Rolf Amann, Max Munkel, Hubert Burdenski www.amannburdenskimunkel.de
Amann Burdenski Munkel Architekten und Generalplaner
Das Alltägliche besonders machen Profil? Wir verstehen Architektur als geordnetes Zusammenfügen der unterschiedlichsten Wünsche und Anforderungen zu einer guten Gestalt. Diese ist angemessen, zeitgemäß und nachhaltig. Geschichte + Hintergrund? 1991 Bürogründung in Wyhl am Kaiserstuhl durch Rolf Amann und Hubert Burdenski 1998 Umzug nach Freiburg seit 2009 Amann Burdenski Munkel Architekten Ziele? Wir wollen bei jedem Projekt „das Alltägliche besonders machen“. Projekte? U. a. Sanierung Schloss Reinach in Munzingen Solarfabrik Freiburg Micronas Waferfab-Fertigung Passivhaussiedlung Laubiboden Studentenwohnheim Oikos, Vauban Passivhaus Baslerstraße und inzwischen bundesweit 40 Baugruppen
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Oikos, Freiburg Foto: Markus Lรถffelhardt
Immer frisch und aktuell:
www.kultur-braucht-kultur.de