LUST AUF GUT Magazin | München Nr. 113

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hne o t ä li t a i l u Q Q n G Grenz e REPUBLIC OF CULTURE | München und drum herum | 113

DEUTSCHLAND 9€ 978-3-945026-99-1 lust-auf-gut.de



Foto: Christian Brecheis


Foto: Studio Mierswa-Kluska

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Foto: Christian Brecheis


Foto: Christian Brecheis


Foto: Bele Muff

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Fotos: Bele Muff

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Foto: Christian Brecheis


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Foto: Christian Brecheis

If you go to Munich: Bring me something from Muff!



Kunst Das neue und LUST Design. AUF GUT. D 014


Das Kunst neue und LUST Design. AUF GUT. Kunst und Design. Wir wollten schon lange einmal der Frage nachgehen, wie sich diese beiden Bereiche kreativen Schaffens zueinander verhalten. Harte Abgrenzung oder fließende Übergänge? Gegenseitige Inspiration oder leidenschaftliche Attacken? Und? Sind wir jetzt schlauer als vorher? Unbedingt. Schließlich haben wir mit Dr. Angelika Nollert (Neue Sammlung), Roland Heiler (Studioleiter Porsche Design), Dr. Thomas Girst (Leiter BMW Group Culture), Sabine Meister (Meister & Associates), Roland Fischer (weltweit renommierter Fotokünstler), Karl Pfefferle (Galerie Pfefferle) und Stefan Vogdt (Galerie der Moderne) ausgewiesene Experten und Expertinnen zum Thema befragt. Als perfekte Ergänzung hierzu erklärt uns Christopher Schönberger, Geschäftsführer von Peters, Schönberger und Partner (PSP) Spannendes über die Entstehung einer der renommiertesten mittelständischen Kanzleien in Deutschland und die Kunst der Beratung.

Außerdem freuen wir uns ebenfalls sehr über das Interview mit Patrik und Bele Muff, die uns alles über ihr Selbstverständnis als Juweliere für Individualisten verraten, und dass die Kunst auch in ihrer Biographie eine sehr wichtige Rolle spielte und spielt. Diese Gespräche werden auch in diesem Heft wieder perfekt durch die Seiten unserer Mitmacher ergänzt. Erstaunlich, was München an Qualität in Kunst, Design, Handwerk, Architektur und Innenarchitektur zu bieten hat. Das ist einfach GUT zu wissen. Paul Wagner Oliver Diehr Clemens Dreyer Die Macher von LUST AUF GUT München. Von FREIE RADIKALE, Agentur für Markendesign freieradikale.de

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Interview | Bele und Patrik Muff

KĂźnstler? Designer? Ich bin einfach Goldschmied. 016


Interview: Paul Wagner, Foto: Sammy Heart

Patrik, du hast an der Fachhochschule Köln freie Kunst beim Kunstprofessor und revolutionären Schmuckmacher Peter Skubic studiert. Warum musste es freie Kunst sein? Das ist doch eher ungewöhnlich für den Schmuckbereich? (Patrik) An der Kunst hat mich die Freiheit gereizt. Das sich an nichts gebunden fühlen zu müssen. Die Kunst ist der Bereich, in dem du alles machen darfst. So wie Künstler wie Jonathan Messe es tun: einfach keine Konventionen mehr beachten. Das habe ich dann auf den Schmuck übertragen. Aber natürlich musste ich auch den Mittelweg finden zwischen Kunst und Design, zwischen völliger Freiheit und Funktion. Schmuck muss einfach funktionieren, ohne Funktion geht es für mich nicht. Das ist immer wieder die große Herausforderung. Wenn mich jemand fragt, was ich mache, ist meine Antwort simpel: ich bin einfach Goldschmied. Ich habe mich immer sehr aus dem Handwerklichen kommend gesehen. Das Handwerk ist für mich eindeutig die Basis meiner Arbeit. Die Freiheit der Kunst kommt dann noch dazu.

Wer Laden und Werkstatt von Patrik und Bele Muff in der Münchener Ledererstraße betritt, wähnt sich im Handumdrehen in einem Naturkundemuseum des 19. Jahrhunderts. Man ist umgeben von detailreich arrangierten Schaukästen voller erstaunlicher Exponate. Käfer, Tierschädel, dazwischen Sakrales und merkwürdige Fundstücke aller Art. Die Objekte wechseln sich ab mit dem markanten Schmuck, der im Atelier Muff in solider, traditioneller Handarbeit hergestellt wird. Muffs Stil ist unverwechselbar, die Stücke aus hochwertigen Materialien strahlen punkige Kraft und ornamentale Pracht aus. Jedes ist ein Statement für sich, alle zusammen bilden sie die fantastische Welt von Patrik Muff. Zu ihr gehören auch individualisierte Einzelstücke und Editionen für Partner wie die Königliche Porzellan Manufaktur Nymphenburg oder Birkenstock. Für letztere gestaltete Muff jüngst Luxussandalen mit Schnallen aus Sterling Silber in maritimer Optik.

Welche Rolle spielte die Kunst jenseits des Schmucks bei dir? (Patrik) Eine sehr große. Ich hatte mit zwei anderen eine Kneipe in Köln, die hieß Königswasser, und wir hatten viele der wichtigsten deutschen Künstler dieser Zeit als Gäste. Köln war damals so etwas wie die Hauptstadt der Kunst in Deutschland, zumindest bis die Mauer fiel und alle nach Berlin zogen. Die jungen Wilden, besonders Martin Kippenberger, die Künstler der Mülheimer Freiheit, A.R. Penck, Cosima von Bonin und viele andere fielen bei uns regelmäßig ein und waren unsere Stammgäste. Und natürlich auch die ganzen Galeristen. Wie hast du die alle erlebt? (Patrik) Genau so wie man sich Künstler vorstellt: An den Tresen pinkeln, Revier abstecken, das war in Köln damals tatsächlich so üblich. Die waren alle wahnsinnig schräg … Das Kneipenkonzept war übrigens sehr puristisch und sehr punkig. Es gab keine Innenausstattung bis auf ein Aquarium, zu essen gab es nichts außer Erdnüssen. Es wurde einfach viel getrunken. Das war eine sehr wilde Zeit. Nebenher habe ich studiert, dazu noch eine Schmuckgalerie geführt. Wie kommt man dann als Schweizer über Köln nach München? (Patrik) Das war eine lustige Geschichte. Ich machte mich nach sieben, acht Jahren Köln auf eine Weltreise. Ich verkaufte alles, packte den Rest, samt kleiner Goldschmiedewerkstatt, in meinen VW-Bus und fuhr los. Nach einem Schlenker über Holland, kam ich nach München, um noch einen Freund zu besuchen – und dann bin ich hier hängen geblieben. Das war die Weltreise? (Patrik) Das war die Weltreise. Und dann? (Patrik) Dann hat Renate Schrems meinen Schmuck in ihrem Geschäft "Sévigné" geführt. Das war toll, weil ich gut verkaufen konnte und der Schmuck dadurch direkt im oberen Preissegment in München positioniert wurde. Der nächste Schritt war der eigene Laden mit Bele zusammen. Bele, wie war das damals? Wie hat sich das alles ergeben? (Bele) Wir lernten uns kennen, und ich wurde erst mal schwanger (lacht). Dann war ich ein volles Jahr in Patriks Werkstatt, erst schwanger, dann mit Baby und habe mir Zeit gegeben zu prüfen, ob das, was ich ins Atelier einbringen kann, so lukrativ ist, dass ich nicht wieder in meinen ursprünglichen Beruf als Kommunikations-Designerin zurückkehren muss. Es hat sich schnell heraus-

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kristallisiert, dass es funktioniert. (Patrik) Dass es hervorragend funktioniert! (Bele) Ich entwickle seitdem die Kommunikation fürs Atelier Muff, gestalte die Kataloge, kümmere mich um Presse, die Fotografie, das Marketing und den Verkauf. Bereiche, in denen ich zuvor schon gearbeitet habe. Klingt nach einem perfect match zwischen Euch beiden … (Bele) Hört sich klischeehaft an, es ist aber tatsächlich so. Unsere Berufe passen einfach gut zusammen. Viele befreundete Künstler und Designer sagen häufig, sie hätten gerne einen Partner wie mich. Einfach, weil es eben schwierig ist, sich selbst zu verkaufen. Als Partner bin ich auch Fan davon, was Patrik macht und kann ganz anders dafür werben. Und bei Patrik herrschte zudem das pure Chaos… (Patrik) Als Jenny Holzer wegen eines Projekts anrief, wollte ich mich erst drücken, weil sie englisch sprach. So etwas passiert heute mit Bele natürlich nicht mehr …

In welchen Auflagen werden Eure Serien hergestellt? (Bele) Wir stellen unsere Stücke in kleinen Serien her, und jedes Stück wird hier im Atelier handgefertigt. Dann gibt es Stücke, die wir individualisieren, bei denen man etwas Persönliches von sich mit einbringen kann, zum Beispiel Siegelringe mit Initialen oder Familienwappen, und dann gibt es noch die Königsdisziplin, die Einzelanfertigungen. Steigt der Wunsch nach Individualisierung? (Bele) Absolut. Ich denke, das ist die automatische Gegenbewegung zur Globalisierung und Industrialisierung. Die Menschen wollen gesehen werden, nicht untergehen in der Masse. In einer Welt, in der alles so global vernetzt ist und so vieles per Knopfdruck erreichbar, schätzt man wieder den persönlichen Kontakt, dass man weiß, woher etwas kommt, dass man sich selbst einbringen kann. Und vor allem etwas hat, was andere nicht haben. Das ist die Rückbesinnung auf das Besondere. Danke für das Gespräch.

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Ihr wachst, werdet bekannter, große Firmen kommen auf Euch zu. Wie organisiert ihr das? (Bele) Wir schauen, dass wir trotz Wachstum klein bleiben, klein im Sinne von nicht weltweit expandieren. Unser Motto ist: If you go to munich, bring me something from Muff. Wir glauben daran, dass man mit einem guten Laden einer Stadt etwas geben kann, das sie besonders macht. Uns findet man nicht in New York, Tokyo, Moskau, trotzdem bestellen die Leute weltweit bei uns, weil sie uns in München entdeckt haben. Wir konzentrieren uns auf unseren Laden und haben den Vertrieb über andere Schmuckgalerien ganz zurückgefahren, weil wir gemerkt haben, dass das nicht das ist, was wir machen wollen. Wir wollen, dass man in unsere Muff- Welt kommt, wenn man den Schmuck kauft. Wir wollen den Schmuck authentisch präsentieren. Wir wollen nicht in irgendeiner Vitrine neben anderem Schmuck liegen. Es ist eine ganz bewusste Entscheidung, dass wir unseren Kunden sagen, Ihr müsst hierher nach München kommen, wenn Ihr Muff-Schmuck kaufen wollt. Was ist die Essenz dieser Muff-Welt? (Bele) Die Muff-Welt ist authentisch, handwerklich, kraftvoll, massiv und meist schwer verziert. Wir bieten Schmuck für Individualisten, hier findet jeder sein Stück, mit dem er seine eigene Persönlichkeit unterstreichen kann. (Patrik) Schmuck trägt man auf der Haut, viel näher geht es nicht mehr. Denkt man etwa an Rockbands: Wenn die in Tokyo ein Konzert geben, dann können sie Ihr Auto nicht mitnehmen, ihre Ringe aber schon - und ihre Gitarre. Wir sind mit unserem Schmuck schlussendlich total nah an den Leuten dran. Ab dem Moment, wenn er verkauft ist, sucht sich der Schmuck seinen eigenen Weg. Euer Schmuck dient als Ausdruck von Personality. Wie fühlt sich das an, wenn Ihr irgendwo jemanden seht, der MuffSchmuck trägt? (Bele) Das sind jedes Mal echte Glücksmomente, wenn man bemerkt: Der Typ hat jetzt genau das Stück gefunden, wonach er vielleicht gar nicht gesucht hat, womit er sich aber sofort identifiziert, das seine Persönlichkeit zum Ausdruck bringt. Das hat etwas Magisches, wenn man aus hunderten Stücken das eine zieht, das dann einfach passt. (Patrik) Sich zu schmücken ist die älteste Art von Kultur, etwas, das alle Menschen und alle Ethnien miteinander verbindet. Das ist niemals nur etwas Oberflächliches. Einer, der einen Totenkopfring trägt, signalisiert: Ich bin stark, ich bin kräftig, mir macht der Tod keine Angst.

Atelier Patrik Muff Schmuck www.patrikmuff.com

Ledererstr. 10 80331 München T +49 89 1237040 anfrage@patrikmuff.com Öffnungszeiten: Mo geschlossen Di – Fr 11 – 18.30 Uhr Sa 11 – 16 Uhr


Interview | Sabine Meister

Fotos: Bele Muff

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LUST Die MitAUF macher GUT. 020


DIE MITMACHER IN DIESEM HEFT 8 Eden Avenue Aeance Agentur Hauer Andreas Hoernisch Aimée Beck, Zahnärztin am Gärtnerplatz BMW Group Culture, Dr. Thomas Girst Bele und Patrik Muff ClassiCon Daniel Breidt Deutsu Dr. Imogen Lenhart Ena Oppenheimer Euroboden Architektur-Kultur Feuerring Freie Radikale Markendesign FreudenHaus Galerie Reygers Isabella Hund Galerie Karl Pfefferle Joachim Baldauf Kenneth Cobonpue LivaLike by Claudia Santiago Areal Lodenfrey Mayser Hüte Michel Bäder Myrzik und Jarisch Neutard Schneider Architekten Oliver Diehr Sabine Meister, Meister & Associates Stefan Vogdt / Galerie der Moderne* Patrik und Bele Muff Peters, Schönberger und Partner (PSP) Neue Sammlung, Dr. Angelika Nollert Porsche Design, Roland Heiler Porsche Design Eyewear, 5 Höfe Optik Roland Fischer Roeckl RuppenEntwien Schreinerei Josef Eham Stiftung Neues Konzerthaus Sunday in Bed Thiersch15 Villa Rocca VonMeierMohr Architekten VOR-Produkte WeaveArt by Thomas Räpke Whytes You Are Here

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Fashion-Kultur | Whytes

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Whytes The perfect white T-Shirt - Handmade in Germany www.whytes.co

Das perfekte weiße T-Shirt muss erstklassig sitzen, nachhaltig produziert sein und durch beste Qualität überzeugen. Um die jeweils perfekten Größen zu finden haben wir den Englischen Garten zu unserer Anprobe gemacht: 150 Passanten ließen sich begeistert vermessen, um ihren Beitrag zum perfekten weißen T-Shirts zu leisten. Whytes gibt es deshalb in 12 verschiedenen Größen. Jedes einzelne Whytes-Shirt wird in Deutschland von Hand gefertigt. Die Stoffkombination aus gekämmter Baumwolle und Micromodal besticht mit einer einzigartigen Feinheit und unverwechselbarem Tragekomfort. Durch seinen körperbetonten Schnitt ist das T-Shirt ein echtes FashionStatment für den modebewussten Mann. Feel free to order: www.whytes.co

Foto: www.bit.ly/RichardJay


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F.A. Porsche, Designer des 911 und GrĂźnder des Studio F.A. Porsche in Zell am See.


Interview | Roland Heiler

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Designer sind vor allem Problemlรถser.


Herr Heiler, greifen Künstler und Designer auf die gleiche kreative Quelle zurück? Das ist eine Frage, über die es sich lohnt, genauer nachzudenken. Ich glaube, es kommt sehr darauf an, auf welche Vergleichsebene man sich begibt. Wenn man davon ausgeht, dass sowohl für die Kunst als auch für das Design kreatives Denken erforderlich ist, dann würde ich sagen: Ja, da gibt es noch einen gemeinsamen Nenner. Vielleicht auch beim Handwerkszeug, das einem Designer oder einem Künstler hilft, seine Vorstellungen zu visualisieren. Aber dann driften die Bereiche aufgrund der Natur der Aufgabenstellung auch schon ziemlich schnell auseinander. Während ein Designer im Grunde ein ästhetisch denkender Problemlöser ist und Design, zumindest nach unserem Verständnis hier bei Porsche Design, niemals nur Optik, nur Emotion, nur Aussehen oder nur Hülle ist, sondern immer die gesamte, also auch funktional-technische Kreation eines Produkts umfasst, löst sich die Kunst vom Zweck. Und hier unterscheidet sich Design natürlich gravierend von der Kunst. Während der Designer als Problemlöser verstanden wird, ist der Künstler doch oft ein Problemaufzeiger, einer der gezielt provoziert, um auf bestimmte Themen hinzudeuten, einer, der seine Position klar macht. Kunst hat unterm Strich eine höhere politische Komponente als Design.

Interview: Paul Wagner, Fotos: Daniel Breidt

Hat das Ästhetische nicht auch seinen Platz in der Kunst? Aber natürlich. Beispiele dafür gibt es viele. Aber häufig liegt der Fokus auch auf gesellschaftlich relevanten Themen. Zumindest, wenn man sich die Documenta anschaut. Das Politische, das Gesellschaftliche, das sind Bereiche, die Design, wenn überhaupt, nur minimal berührt.

Roland Heiler, Geschäftsführer des Studio F. A. Porsche ist durch und durch Porsche Design. Kleidung, Uhr, Brille, alles stammt aus der legendären Designschmiede im österreichischen Zell am See. Weil die Sonne vom blauen Himmel brennt, fragt er freundlich nach, ob ich mit dem Cabriolet von München gekommen sei – zugegebenermaßen eine traumhafte Vorstellung, im offenen 911 durch die Berge zu fahren. Aber Nein, ich bin mit einem wenig aufregenden Fiesta von Flinkster angereist, und den habe ich, aus Ehrfurcht vor Porsche, lieber auf dem Parkplatz nebenan geparkt …

Spielen zeichnerische Fähigkeiten heute noch eine Rolle beim Design? Ja. Ich liebe es, das Medium Zeichnen so einzusetzen, dass es einerseits ein gegenständliches Objekt zeigt, dann aber, über den Strich, den brush stroke, eine ganz andere Qualität in die Darstellung hineinkommt, als wenn man einfach nur versuchen würde, ein fotorealistisches Bild darzustellen. Beim Zeichnen oder Malen kann ich etwas erreichen, was mit einem Foto nicht erzielbar ist. Und was ich ganz fantastisch finde, besonders bei den alten Meistern, ist der Umgang mit Licht. Man kann so unglaubliche Lichtstimmungen schaffen, die die Wirklichkeit überzeichnen und dramatisieren. Das Licht spielt natürlich auch bei der fotografischen Darstellung von Designobjekten eine große Rolle. Licht ist in jedem Fall wichtig. Gutes Licht macht die Form erst sichtbar. Porsche Design steht für eine Designposition, nach der sich die Form eines Produktes fast wie von selbst aus der Funktion herleitet. So formulierte es der Gründer Professor Ferdinand Alexander Porsche. In welcher Designtradition steht Porsche Design? Wenn es so etwas wie ein deutsches Designverständnis gibt, dann gehört Porsche Design sicher zu den Repräsentanten dieser Haltung. Das Bauhaus markierte historisch den Anfang des deutschen Designs. Später war die Hochschule für Gestaltung in Ulm mit Designern wie Max Bill und Otl Aicher prägend. In der Folgezeit gab es einige bedeutende Designer, die diese Auffassung mit Inhalt füllten. Dieter Rams spielt da eine wichtige Rolle. Mit dem, was er für Braun geleistet hat, war er letztlich auch das Vorbild für Apple-Designer Jonathan Ive. Steve Jobs hat sich bewusst auf dieses von Rams geprägte deutsche Designverständnis bezogen, mit seiner Zeitlosigkeit, Einfachheit und Schlichtheit. Überragend war natürlich auch Richard Sapper. Das waren alles Leute, die

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Epochales geschaffen haben. Sie sind Vorbilder für uns, Designer, denen wir uns bei Porsche Design und beim Studio F. A. Porsche geistig verbunden fühlen, weil wir verstehen, warum sie die Dinge so gemacht haben, wie sie es taten. Unsere Designhaltung speist sich aus den gleichen Prinzipien. Im Gegensatz zu Designstudios, die sich ausschließlich auf die ästhetischen Welten ihrer Kunden einlassen, kommen Auftraggeber eben wegen unserer klaren Designposition auf uns zu. Wir stehen für den Gegenentwurf zu dekorativem Design, wir stehen für eine zeitlose Formsprache. Das heißt auch, dass wir modische Trends nicht kommerziell ausbeuten, sondern unserer Haltung treu bleiben. Manchmal gelingt es uns sogar, selbst Trends zu setzen. Dafür gibt es ja einige Beispiele aus der Vergangenheit …

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Etwa die legendäre Porsche Design Uhr Chronograph I, die erste Sonnenbrille mit Wechselglasmechanismus, die P’8478 oder die spektakuläre P’8479, die Yoko Ono trug und ganz aktuell das BOOK ONE. Und nicht zu vergessen, die Designikone schlechthin und Vorreiter aller Porsche Design Produkte: der Porsche 911 - ein Produkt, das allen Zeitströmungen widersprach. Die anderen Hersteller, einschließlich des anderen schwäbischen Automobilherstellers, ließen sich in den 50-er und 60-er Jahren von den Fins und Raketenflossen der Amerikaner beeinflussen. Der 911 erscheint in diesem Zusammenhang wie ein Anti-Statement. Allerdings muss diese Haltung auch im Gesamtkontext der Entwicklung der Marke Porsche verstanden werden. Die lief eigentlich schon immer weitestgehend losgelöst von Trends und Moden. Das Besondere beim 911 war das technische Package mit dem hinter der Hinterachse sitzenden Motor und der Sitzanordnung mit den beiden Notsitzen hinter Fahrer- und Beifahrersitz. Das beeinflusste die Proportionen wesentlich und hat dazu geführt, dass der 911 eine ganz eigene Ästhetik entwickelte. Wenn man sich dann noch ansieht, wie die Fugenverläufe gelöst wurden, wird deutlich, dass dieses Auto ein absolut logisches ästhetisches Statement ist. F. A. Porsche sagte über den Wagen, er wollte eigentlich ein ganz neutrales Auto gestalten. Das überrascht uns heute angesichts der Form. Er sagte aber auch, er wollte ein Auto schaffen, das sich schon im Stillstand bewegt. Ich denke, die Neutralität im Sinn von Zeitlosigkeit ist ihm hundertprozentig geglückt. Bei keinem Produkt, das ich kenne, ist dieser Nachweis so überzeugend gelungen wie beim 911, denn die Architektur des heutigen 911 fußt ja noch immer auf dem Urmodell von 1963. Innerhalb Porsche war der 911 eine evolutionäre Entwicklung. Vom Berlin-Rom-Wagen Typ 64, über den 356 bis hin zu F. A. Porsches Entwurf. Im Gesamtkontext Automobil war er immer etwas völlig Eigenes.

bildesigner und als Produktdesigner. Das Auto hat F. A. Porsche so gestaltet, dass es ein maßgeschneiderter Anzug über die technischen Komponenten ist und gleichzeitig die Anforderungen an die Fahrdynamik erfüllt. Beim ersten Produkt in seiner neuen, kleinen Designfirma, dem Chronograph I, ging es ihm in erster Linie darum, ein Präzisionsinstrument, einen Zeitmesser zu schaffen. Deshalb orientierte er sich bei der Umsetzung dieser Uhr an Anzeigeinstrumenten im Auto, und nicht an der Mode- oder Schmuck-Szene. Weil die Anzeigequalität der Instrumente für einen Rennfahrer wichtig war, hat er darüber nachgedacht, wie sich dieses Prinzip auf eine Uhr übertragen lässt. Die Inspiration für die Lösung hat er sich dann auch bei den Rennwagen-Dashboards geholt, bei denen alles schwarz ist und nur die Indizes in weißer Farbe und in sehr einfacher Grafik ausgeführt sind. Das war übersichtlich, leicht erkennbar und gut ablesbar. Sofort verstehbar für jeden, der die Haltung verinnerlicht hat, wie F. A. Porsche an Design heranging … Genau. Das war seine Motivation. Was dabei entstand, war eine Riesenüberraschung. Als diese schwarze Uhr auf den Markt kam – ich erinnere mich noch gut daran, damals war ich noch in der Schule – schlug sie ein wie eine Bombe. Alle Welt sagte "wow!" Sie sah einfach cool aus. Dazu kam noch eine unterstützende Zeitströmung: 1972, zum Erscheinen der Uhr, wurde beim Porsche 911 Chrom durch Mattschwarz ersetzt. Das lag als neues Finish in der Luft. Insofern traf der Chronograph I, in seiner Kombination aus den funktionalen Anforderungen und der Coolness von Mattschwarz – wörtlich genommen – ins Schwarze. Die Architektur des Gehäuses ist so schlicht, dass sie noch heute neben modernen Uhren gut bestehen kann. Sie sieht heute immer noch cool aus. Weglassen ist beim Design eine der Erfolgsrezepturen, wenn man etwas gestalten will, das lange Zeit relevant bleibt.

Haben Sie F. A. Porsche noch kennengelernt? Ja, als ich in Zell am See anfing kam Herr Prof. F. A. Porsche noch ab und zu im Studio vorbei. Gearbeitet haben wir allerdings nicht mehr miteinander.

Wann kam bei Ihnen der Moment, an dem klar wurde: Es geht in Richtung Design, in Richtung Automobil? Bei mir zeichnete sich recht früh ab, dass ich mich mit Autos befassen und eigentlich mal Ingenieur werden wollte. Und natürlich am liebsten bei Porsche. Korntal, wo ich herkomme, ist von Zuffenhausen ja nur einen Steinwurf entfernt. Die neuen Porsches sind bei uns ständig herumgefahren, jedes einzelne Auto wurde damals noch vor der Auslieferung auf der Straße getestet. Bei Porsche wollte ich also die Formen gestalten. Ich dachte damals etwas naiv, das sei die Aufgabe der Karosserie-Ingenieure. Dann habe ich von meinem Vater ein Buch geschenkt bekommen, "Wheels" von Arthur Hailey. Ein Roman, der im Umfeld der amerikanischen Automobilindustrie in Detroit spielt. In diesem Roman war einer der Protagonisten Designchef bei einem dieser großen Automobilkonzerne. Das fand ich faszinierend, und da erkannte ich: Das ist es, was ich machen möchte! Genau das, was dieser Typ macht. Ich möchte die Formen entwerfen. Bis dahin war mir gar nicht klar, dass es dafür einen eigenen Beruf gibt.

Wie sah bei F. A. Porsche der Schritt vom Automobildesign ins Produktdesign aus? Da muss ich etwas ausholen. F. A. Porsche ist ja hier in Zell am See unter Autoingenieuren aufgewachsen. Das heißt, sein Designbewusstsein wurde früh beeinflusst von funktionsorientierten „Problemlösern“, und man kann sich vorstellen, dass auch die Gespräche im Hause Porsche von solchen Themen beherrscht wurden. Dann gab es den Einfluss durch die Bauhaus-Tradition, nämlich an der Hochschule für Gestaltung in Ulm. Beides waren wesentliche Faktoren, die seine besondere Haltung als Designer bestimmten. Diese allem anderen übergeordnete Haltung ist genau das, was ich als verbindendes Element sehe zwischen seiner Zeit als Automo-

Wie ging es dann weiter? Als ich bereits bei Porsche eine Ausbildung zum Technischen Zeichner machte, kam ich durch Zufall mit Anatole Lapine, dem damaligen Designchef ins Gespräch. Er hatte mich angesprochen, weil ich im Motorradanzug durch die Porsche-Gänge lief, das fand er witzig. Ich sagte ihm dann, dass es jetzt aber langsam Zeit für ein altes Auto sei, weil der Winter vor der Tür stand. Daraufhin meinte er: "Komm, ich zeig dir mal ein altes Auto." Wir liefen in sein Büro. Es lag im Allerheiligsten: dem Designbereich. Und da stand ein wunderschöner MG TC aus den 40-ern in seinem Büro! Ganz ohne Karosserie, nur Motor, Räder, Getriebe und der Rahmen, der teilweise aus Holz bestand. Dann wollte er mich gleich einspan-


Interview | Roland Heiler

nen, ich sollte eine Schablone anlegen, damit er den Wagen aufs Reissbrett übertragen konnte. Aber als ich fragte, was hinter den anderen Türen sei, sagte er: "Nächstes Mal!" Seit dem Moment hat er mich gefördert und auch ziemlich gefordert. Ich sagte ihm, ich wolle Designer werden. Da stellte er mich seinem Studio-Leiter, Richard Soderberg, vor und sagte ihm: "Ok, Richard. Dieser junge Mann kommt jetzt in der Mittagspause ab und zu vorbei und zeigt dir, was er zuhause entworfen hat, und du zeigst ihm, wie man das richtig macht." Bei meinem Lehrmeister konnte ich dann erreichen, dass ich den ganzen letzten Monat meiner Lehre im Designstudio verbringen durfte. Das war natürlich fantastisch, und in diesen vier Wochen habe ich unter Anleitung von Richard Soderberg mein Portfolio für das Royal College of Art in London zusammengestellt. Lapine hatte zuvor zu mir gesagt: "Du brauchst eine richtige Designausbildung." Wenig später kam er zu meinem Erstaunen höchstpersönlich ins Konstruktionsbüro, was selten vorkam. Alle drehten überrascht den Kopf – und sahen, wie er ausgerechnet zum Tisch des Lehrlings ging. Er setzte sich auf meinen Schreibtisch und nickte mir eine Weile einfach nur zu, ohne ein Wort zu sagen. Schließlich meinte er: "Okay, Roland. Du kannst ans Royal College of Art …" Das war schon unglaublich, und ich muss gestehen, an dem Tag ging es mir gut … Es war spürbar: Der junge Heiler kann was und der will was … Ja, das war ein wichtiger Schritt. Ich hatte erkannt, welchen Beruf ich erlernen wollte und dann nach Wegen gesucht, dahin zu kommen. Aber ohne das Glück, den richtigen Menschen zu begegnen und von ihnen unterstützt zu werden, hätte es nicht geklappt. Während meines Studiums gab es dann noch ein kleines, folgenreiches Zwischenspiel: Die Zeitschrift "Auto, Motor und Sport" hatte 1981 einen Designwettbewerb ausgeschrieben, der hieß "Nachfolger gesucht!" Es wurde dazu aufgerufen, für ikonische Autos wie den Golf, die Ente, den 3er BMW, den Mercedes SL und den Porsche 911 Nachfolger zu entwerfen. Ich hatte mich wochenlang aus dem Studium ausgeklinkt, um an dem Wettbewerb teilzunehmen und bin dann schier verzweifelt, denn ich wollte einen Nachfolger für die Ente gestalten und kam auf keinen grünen Zweig (lacht). Dann hab ich gerade noch die Kurve gekriegt und bin Gott sei Dank im letzten Moment auf den 911 umgeschwenkt – und konnte den Wettwerb sogar gewinnen. Das hat mich als Student nicht nur in meiner Berufswahl bestärkt, es hat mir auch einen fahrbaren Untersatz beschert: Der erste Preis war eine Ente. Herr Heiler, vielen Dank für das spannende Gespräch.

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Möbeldesign-Kultur | Deutsu

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Deutsu steht für moderne, zeitlose Gegenwartsmöbel inspiriert von Architektur, Landschaft und Kultur. Mit einer frischen Mischung aus hochwertigen Materialien, edlen Oberflächen und ausgesuchten Farben. Wir arbeiten kompromisslos präzise nach handwerklichen Verfahren, die wir uns über viele Jahre hinweg in Deutschland und Japan angeeignet haben. So entstehen zeitgenössische Möbel, die für Generationen gemacht sind. Jedes unserer Möbel ist Ausdruck unserer Werte, die an Funktion, Design, Nachhaltigkeit und Handwerkskunst orientiert sind. Erwarten Sie das Beste von uns.


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Mรถbeldesign-Kultur | Deutsu

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Deutsu Münchner Möbelmanufaktur www.deutsu.com Landsberger Straße 234 80687 München T: +49 (89) 72448888 info@deutsu.com www.store.deutsu.com


Interview | Christopher Schรถnberger

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Die Kunst der Beratung.


Interview: Paul Wagner, Foto: Laura Trumpp

Herr Schönberger, die Ausstrahlung eines Gebäudes kann die Stimmung und Atmosphäre in einem Unternehmen stark beeinflussen. Erzählen Sie uns doch ein wenig über die Schackstraße 2. Wie kamen Sie zu diesem Gebäude, welches das Außenbild von PSP sehr stark prägt? Das war zugegebenermaßen ein wenig turbulent. Begonnen hat alles damit, dass unsere ursprünglichen Räumlichkeiten in der Maria-Theresia-Straße, die uns über die Jahre sehr ans Herz gewachsen sind, zu klein wurden. Auf der Suche nach einer neuen Kanzleiadresse vor mehr als 25 Jahren bin ich auf die Schackstraße 2 gestoßen. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie wir einen Referendar als „Scout“ losschickten, alle vom Arbeitsamt benutzten Immobilien auf ihre Eignung zu sichten. Das Arbeitsamt legte damals alle Standorte zusammen. Das Problem dabei, das Gebäude in der Schackstraße 2 war bereits der Universität versprochen, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft befindet und ebenfalls nach einer Erweiterungsmöglichkeit Ausschau hielt. Als wir uns bereits damit abgefunden hatten, kam unverhofft doch noch eine Mietofferte. Grund waren wohl Differenzen mit der Universitätsverwaltung. Ich habe keine Sekunde überlegt, den Mietvertrag zu unterzeichnen, und bis heute betrete ich jeden Morgen sehr gerne dieses Haus direkt am Münchner Siegestor.

Peters, Schönberger und Partner (PSP) gilt als eine der renommiertesten mittelständischen Kanzleien in Deutschland. Die Lage in unmittelbarer Nähe des Münchner Siegestors und der Sitz der Kanzlei in einem wunderschönen, aufwändig renovierten Gründerzeit-Gebäude in der Schackstraße unterstreichen die Seriosität und den Stil des Unternehmens. Dabei ist es nicht selbstverständlich, dass die Kanzlei in München ihren Stammsitz gefunden hat. Das Herz von Gründungspartner Christopher Schönberger hing doch lange Zeit an Hamburg, wo er aufgewachsen und zur Schule gegangen ist. Heute fühlt er sich sehr wohl in München. Den Wunsch einer Zweigniederlassung im hohen Norden hat er allerdings bis heute nicht gänzlich aufgegeben, so sagt man …

Das Haus scheint Sie gesucht zu haben? Irgendwie muss es wohl so gewesen sein. Die Lage ist für Mandanten und Mitarbeiter geradezu ideal. Gute U-Bahnanbindung, der Englische Garten gleich um die Ecke. Viele Mitarbeiter gehen mittags laufen oder kommen mit dem Rad zur Arbeit. Direkt nebenan an der Universität sitzen die Betriebswirte und die Juristen, von denen wir häufig neue junge Kolleginnen und Kollegen gewinnen. Auch die Nähe der Uni-Bibliothek war früher von Vorteil, in Zeiten des Internets hat dies ein wenig abgenommen. Die Lage, und das ist uns allen auch nach der langen Zeit noch sehr bewusst, ist unglaublich privilegiert. Ihre Mandanten schätzen das sicher auch? Viele unserer Mandanten kommen gerne zu uns in die Schackstraße und freuen sich über die zentrale Lage. Dabei ist dieses Haus längst Teil unserer Identität und bringt unseren Stil sowie unser Werteverständnis zum Ausdruck. Die Verbundenheit zeigt sich auch in der Entscheidung, dass wir die Grenze unseres Mitarbeiterwachstums auf 120 Kolleginnen und Kollegen festgelegt haben, denn mehr ermöglichen uns die Räumlichkeiten schlicht nicht. Wachstum darüber hinaus gelingt durch unsere Tochtergesellschaft, die PSP Steuerberatung GmbH in Bad Tölz. Ein Sprung weit zurück: Wie muss man sich den Christopher Schönberger der Siebzigerjahre vorstellen? (Lacht) Ich denke, ich habe ganz gut in diese Zeit gepasst. Dabei waren meine langen Haare für viele Berufskollegen bereits ein Aufreger. So ändern sich die Zeiten. Sie haben Betriebswirtschaftslehre studiert? Ja. Wie so viele andere aus dem prosaischen Grund, dass mir nichts besseres einfiel. Nach dem Studium habe ich mich dann bei zwei Gesellschaften beworben. Bei der DTG, zur damaligen Zeit eine typische und sehr klassisch-konservative Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, und bei Peat, Marwick, Mitchell & Co., heute KPMG, die stark angelsächsisch geprägt waren. Ich habe mich letztlich für Peat, Marwick entschieden. Dort sprach man Englisch, man spürte das internationale Flair, und die Mitarbeiter wirkten auf mich von Beginn an positiv und weltoffen. Nicht zuletzt erhielt ich nach bestandener Steuerberaterprüfung die Chance, ein Jahr in Paris zu arbeiten.

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Sind Sie ein Zahlenmensch? Ja, ich bin tatsächlich ein Zahlenmensch. Dies kam mir auch stets zugute, gerade als Wirtschaftsprüfer benötigt man ein sehr gutes Verständnis für das Zusammenwirken und die Richtigkeit von Zahlen. Man braucht einfach einen Blick dafür, ob eine Kalkulation oder Aufstellung plausibel ist oder sich nicht doch der eine oder andere Fehler eingeschlichen hat. Nach Ihrer Zeit bei KPMG haben Sie gemeinsam mit Dr. Jürgen Peters die Kanzlei Peters, Schönberger & Partner gegründet. Wenig später kam Bernhard Winterstetter dazu. Für die Branche in Deutschland neuartig war der interdisziplinäre Ansatz. Gab es Gegenwind vom Establishment? Ja, das stimmt. Bis kurz vor unserer Gründung durften zwar Wirtschaftsprüfer und Steuerberater in einer Kanzlei zusammenarbeiten, aber eben nicht gemeinsam mit Juristen. Dies änderte sich dann im Jahr 1974, also nahezu in dem Moment, als wir über die Gründung einer eigenen Kanzlei nachdachten. Damit bekamen wir die Chance, mit etwas zu beginnen, das es so bislang nicht gab. Allerdings hatte dieser USP auch seine Kehrseite, denn bis dato erhielten viele Steuerberater ihre Mandate von Rechtsanwälten. Nachdem wir nun jedoch selbst Anwälte im Haus hatten, waren Empfehlungen eher die Ausnahme, befürchtete man doch, auch das rechtliche Mandat an uns zu verlieren. Aber die Vorteile überwogen glücklicherweise. Und so war es tatsächlich die Kombination aus steuerlicher und rechtlicher Beratung, die uns schöne Akquiseerfolge und Mandate beschert hat. Nicht wenige davon betreuen wir noch heute.

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Sie drei sind ein nicht geringes Risiko eingegangen. Hätte auch schiefgehen können, oder? Sicherlich. Wir hatten in den ersten neun Monaten ein paar wenige Mandate, die nicht mal unsere Kosten deckten. Dann setzte sich unser interdisziplinäres Modell jedoch rasch durch, wobei auch eine gute Portion Glück dabei war. Besonders gefreut hat uns, dass uns viele der neu gewonnenen Mandanten gleich weiterempfohlen haben. Dazu kam unser internationaler Background – Herr Dr. Peters und später auch Herr Winterstetter kamen wie ich von der KPMG. Das machte uns nicht nur interessant, vielmehr hatten wir auch fundierte Kenntnisse im angelsächsischen Bilanzierungsrecht, ein nicht zu unterschätzender Vorteil für deutsche Unternehmen mit Niederlassungen in den USA oder England, die bislang fast ausschließlich die großen Gesellschaften beauftragten. Wenn wir die Zeiten und Rahmenbedingungen vergleichen zwischen 1979 und heute, wie fällt Ihr Urteil aus? Es sind insbesondere zwei Entwicklungen, welche die Rahmenbedingungen in weiten Teilen grundlegend verändert haben. Die Regulierung und die Digitalisierung. Unsere Berufe sind, wie inzwischen vieles, unglaublich reguliert. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass man immer noch seinen Weg in den Zwischenräumen der vielen Reglements finden kann. Dies ist letztlich auch essentiell, wenn es um unser Kerngebiet, die Gestaltungsberatung, geht. Unbestreitbar ist allerdings, dass man damals noch relativ hohe Freiheitsgrade hatte; diese Zeiten sind definitiv vorüber. Neben der zunehmenden Regulierung übt die digitale Transformation einen erheblichen Einfluss auf unseren Berufstand aus. Geschäftsmodelle ändern sich nahezu täglich, und viele Tätigkeiten des Steuerberaters oder Wirtschaftsprüfers werden in wenigen Jahren von Maschinen erledigt, dies ist klar absehbar. Andererseits entstehen aber auch täglich neue Geschäftsfelder. Dies jedoch erfordert eine große Flexibilität und die Bereitschaft, lebenslang zu lernen.

Immer weniger junge Leute studieren Steuern oder Wirtschaftsprüfung. Was tun? Sie sprechen hier den "War for Talents" an. Als mittelständische Kanzlei müssen wir uns täglich der Herausforderung stellen, vielversprechende Talente auf uns aufmerksam zu machen und für uns zu begeistern. Natürlich sind die großen Gesellschaften eine tolle Referenz für junge und engagierte Absolventen. Wer allerdings dort seine berufliche Laufbahn anfängt, muss sich zu Beginn entscheiden: Mache ich Steuern oder gehe ich in die Wirtschaftsprüfung. Wir bieten dagegen ein duales Ausbildungssystem an, bei dem ein Steuer- und Prüfungsassistent in beiden Disziplinen gefördert und ausgebildet wird. Das überzeugt viele Bewerber, weil wir ihnen damit einerseits die Möglichkeit geben, für sich selbst herauszufinden, wo ihre Stärken und Neigungen liegen und ihnen andererseits eine ideale Ausgangsposition für das Bestehen der Berufsexamina geben. Mit Blick auf die Digitalisierung gehen wir mit dem Tax Engineer inzwischen sogar noch einen Schritt weiter. Gemeint sind Mitarbeiter, die wir an der Schnittstelle zwischen Steuerrecht und Informationstechnologie ausbilden und die später in der Lage sind, auch die Sprache der IT zu sprechen. Was uns jedoch unabhängig von der Ausbildung von den großen Gesellschaften unterscheidet, ist das Thema Verantwortung. Bei uns erhalten die jungen Mitarbeiter unmittelbaren Kontakt zu Mandanten und lernen direkt von den Partnern der Kanzlei. Auf diese Weise haben wir über die Jahre zahlreiche Beraterpersönlichkeiten entwickelt, die teilweise seit Beginn ihrer beruflichen Laufbahn bei uns sind, und dies ist sicherlich nicht nur dem Charme des Gebäudes geschuldet. Was sind heute die großen Themen bei PSP? Zu unseren Mandanten zählen klassischerweise mittelständische und familiengeführte Unternehmen, Private Equity-Gesellschaften sowie vermögende Privatpersonen, aber auch zunehmend Stiftungen und Non-Profit-Organisationen. Die besondere Expertise bei diesen Mandanten zeigt sich wiederum in interdisziplinären Beratungsfeldern wie Unternehmensnachfolge, Real Estate oder M&A. Dabei kommt uns häufig die regionale Verbundenheit, die persönliche Betreuung und die Flexibilität zugute, wenn es darum geht, sich von den großen Gesellschaften zu unterscheiden. Ein Beratungsschwerpunkt, welcher dies verdeutlicht, ist der Bereich Family Office. Das Thema hat sich im Jahr 2000 aus einer konkreten Situation eines unserer Mandanten heraus entwickelt, der sein Unternehmen verkauft hatte und über Nacht einen dreistelligen Millionenbetrag anlegen musste. Ein bislang nicht gekannter Umstand, war es für ihn als Unternehmer in der Vergangenheit selbstverständlich, Gewinne in sein Unternehmen zu reinvestieren. Nun war er mit zahlreichen Vermögensverwaltern konfrontiert, deren Expertise und Offerten er nur sehr eingeschränkt beurteilen konnte. Dies war für uns der Moment, in dem wir uns dem Thema Vermögens-Controlling als Beratungsangebot verschrieben haben. Dabei übernehmen wir die Rolle des neutralen Gutachters, der die Anlagerichtlinien mit erarbeitet und kontrolliert sowie die Transaktionen der Verwalter transparent und vergleichbar macht. Letztlich eine unabhängige Kontrollinstanz, die jedoch keinerlei Anlageentscheidungen trifft oder vorgibt. Die Banken waren sicher begeistert … Zu Beginn haben uns Banken oder Verwalter sicherlich als störend empfunden und uns dazu nicht ernst genommen. Das hat sich in dem Augenblick geändert, als unser Partner Maik Paukstadt und später auch weitere Mitarbeiter des Family Office die Ausbildung zum Certified Financial Planner gemacht haben. Ab da sprach man auf Augenhöhe? So war es, und der Bereich Family Office ist eines der Wachstums-


Interview | Christopher Schönberger

felder bei PSP, und dafür gibt es auch Gründe. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Sie wollen morgen eine Liquidität von 50 Millionen Euro anlegen … Das wäre sehr schön. … in Abhängigkeit von Ihrer familiären Situation, Ihrer Risikoneigung und Ihrer Renditeerwartung definieren wir zunächst gemeinsam eine individuelle Vermögensstrategie. Zur Auswahl eines geeigneten Vermögensverwalters führen wir einen Beauty Contest durch und entscheiden gemeinsam mit Ihnen, welchem Verwalter der Vorzug zu geben ist. Anschließend erstellen wir die Anlagerichtlinien und übernehmen im weiteren Verlauf die gesamte Verbuchung und das Reporting Ihres Kapitalvermögens. Über einen Gesamtvermögensbericht mit zugehöriger Steuerplanung können wir die Vermögensentwicklung tagesaktuell beurteilen und Risiken bzw. Fehlentwicklungen erkennen und adressieren. Dabei kommt gerade unseren Family Office Mandanten wiederum unser interdisziplinärer Ansatz zugute, da wir eben auch die steuerlichen und rechtlichen Themen im Auge haben und nicht selten auch Fragen zur Nachfolge auf die nächste Generation, Stiftungslösungen oder Aufgabenstellungen mit Immobilienbezug in die Betrachtung einzubeziehen sind. Das kann sicher nicht jede Kanzlei? Es gibt heute nur etwa vier oder fünf davon in Deutschland, die das, so wie wir, als neutrale, überparteiliche Dienstleistung anbieten. Nach der Idee zu einem interdisziplinären Ansatz waren Sie hier wieder Pionier? Dies könnte man durchaus sagen, aber auch hier - denken Sie etwa an die Entwicklungen im Bereich FinTechs - müssen wir uns stets weiter entwickeln und auf der Höhe der Zeit sein. Vertrauen spielt in Ihrem Bereich sicher eine große Rolle. Wir erarbeitet man sich das? Man muss es sich schlicht verdienen. Wir halten uns beispielsweise eisern daran, keine Provisionen von Dritten zu nehmen, sondern leiten etwaige Vorteile direkt an unsere Mandanten weiter. Auf diese Weise bleiben wir unabhängig und glaubwürdig zugleich. Dazu muss die Chemie einfach stimmen. Ich hätte große Schwierigkeiten damit, jemanden zu beraten, der ein gänzlich unterschiedliches Werteverständnis hat. Aber auch ein gewisses Maß an Humor spielt eine Rolle. Der gehört zur DNA von PSP und hilft über die eine oder andere schwierige Situation hinweg. Nie vergessen werde ich die Geschichte, als ich gedankenverloren einen Brief mit den Worten unterschrieb „… anbei erhaltet Ihr eine Kopie unserer Klage. Herzlichst, Euer Christopher“. Was ich übersehen hatte, der Brief war an das Finanzamt adressiert und wurde dann auch so verschickt.

Fotos: Karsten de Riese, Laura Trumpp

Wie hat das Finanzamt reagiert? Humorvoll? Die haben gar nicht reagiert – und die Klage tatsächlich einfach so angenommen. Leider haben wir sie verloren. Heute schmunzeln wir darüber… Danke für das Gespräch!

Dr. Jürgen Peters, Christopher Schönberger, Bernhard Winterstetter (1984)

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Peters, Schönberger und Partner Rechtsanwälte, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater www.psp.eu Schackstr. 2 80539 München T: +49 (89) 38172-0 F: +49 (89) 38172-204

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Stil-Kultur | Galerie Reygers

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Foto: Yorck Dertinger

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Interview | Dr. Thomas Girst

Das Auto ist unsere Skulptur der Gegenwart. 050


Interview: Paul Wagner, Fotos: Daniel Breidt

Das BMW Art Car Programm ist das prominenteste Beispiel dafür wie Design und Kunst bei BMW zusammenfinden. Wie reagieren die Künstler, die Sie ansprechen – immerhin handelt es sich bei einem Automobil um ein zweckgebundenes Designobjekt? Die BMW Art Car Reihe war nie dazu da, ein Designobjekt dadurch zu einem Kunstobjekt zu erhöhen, dass ein Künstler die Oberfläche verändert. Das wäre zunächst wichtig festzuhalten. Die Künstler der BMW Art Car Reihe werden zudem nicht von uns und auch nicht von der Designabteilung gewählt, sondern von einem unabhängigen Kuratorium zeitgenössischer Museumsdirektoren. Uns ist sehr wichtig, dass diese von allen Kontinenten kommen und das Gremium möglichst paritätisch mit Männern und Frauen besetzt ist. Es soll breit aufgestellt sein, was die Expertise der Kuratoren angeht. Da ist Richard Armstrong, der Direktor des Guggenheim Museum in New York dabei, wie auch Bisi Silva, die Direktorin des Centre for Contemporary Art in Lagos in Nigeria. Es ist Gabriele Horn mit dabei, die die Berlin Biennale leitet, sowie Hans-Ulrich Obrist, der Künstlerische Direktor der Serpentine Gallery in London oder Philip Tinari, Direktor des Ullens Center for Contemporary Art in Peking. Wenn ein Künstler oder eine Künstlerin von diesen Kunst-Experten angesprochen wird, ist das natürlich ein Ritterschlag, der weit in die Arbeit und den Werdegang eines Künstlers hineinwirken kann, über die Arbeit am BMW Art Car hinaus. Ein Beispiel. Dass jetzt in Europa, in Amerika und in China so großes Interesse an Ausstellungen der chinesischen Künstlerin Cao Fei besteht, verdankt sich nicht zuletzt auch ihrer Kooperation mit der BMW Art Car Reihe.

Im sogenannten Vierzylinder von BMW – wer kennt diese ArchitekturIkone nicht? Das Gebäude steht für technisch inspiriertes Design und hat, losgelöst von seiner Funktion als Hauptverwaltungsgebäude der BMW Group betrachtet, das Potential als reines Kunstobjekt wahrgenommen zu werden. Hier arbeitet auch Dr. Thomas Girst, Leiter des internationalen Kulturengagements der BMW Group und Europäischer Kulturmanager des Jahres 2016. Man spürt sofort: Girst brennt für die Kunst und hat als promovierter Kunstgeschichtler den analytischen Blick auf die Entgrenzung der Bereiche Kunst, Design und Architektur der letzte Jahre. Ein Gespräch mit ganz schön viel PS.

Zum Teil vergehen längere Zeiträume von einem zum nächsten Art Car … Manchmal sind es sieben bis acht Jahre, darin liegt die Glaubwürdigkeit der Reihe. Sie wird bewusst nicht in einem festen Raster genutzt, um bestimmte Serienfahrzeuge durch ein entsprechendes Marketing zu begleiten. Es geht hier um eine ganz autarke, man könnte fast sagen, Marke, innerhalb der BMW Group. Die Künstler können gewiss sein, dass sie mit der Art Car Reihe auf den Schultern von Giganten stehen. In dieser Reihe sind einige der bedeutendsten Künstler der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vertreten. Rauschenberg, Andy Warhol, Frank Stella, David Hockney … Alexander Calder, Jenny Holzer, und auch einen australischen Aboriginal Künstler, Michael Jagamara Nelson, als auch Esther Mahlangu, Stammeskünstlerin aus Südafrika. Das heißt, was die Positionen und die Signifikanz dieser Künstler anbelangt, kann ich mir auch gut vorstellen, dass ein potentieller BMW Art Car Künstler auch unter kreativen Druck gesetzt gerät (lacht). Für Jeff Koons war es wichtig, Teil dieses Pantheons von Künstlern zu werden, die er bewundert, wie etwa Warhol und Lichtenstein. John Baldessari dagegen sagte, das ist alles Konkurrenz für mich. Aber ganz gleich, ob man es nun als Pantheon oder als Konkurrenz bezeichnet, man setzt sich damit auseinander, man misst sich an den Größen, die vorher da waren. Das macht das Ganze spannend, denn ein Art Car erzählt nicht nur für sich selbst eine Geschichte, sondern auch, in welchem Verhältnis es zu den anderen Autos steht. Da kommen dann Design- und Kunstaspekte zum Tragen. Dass die Nummer von Jeff Koons‘ Fahrzeug, die 79, das Jahr ist, in dem Andy Warhols Auto in Le Mans fuhr ist ja kein Zufall, daswar von Koons so gewünscht. Das meine ich mit den manchmal filigranen, manchmal offensichtlichen Beziehungen zwischen den Art Cars. Prägend für die Art Car Reihe waren zunächst Pop Art-Künstler. Hatte die Pop Art von sich aus schon eine größere Nähe zum Design?

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Das war nicht der Grund, warum man diese Künstler anfragte. Die BMW Art Car Reihe ist nicht daraus erwachsen, dass PR- und Marketing-Spezialisten an einem Tisch saßen und sich überlegten, wie man die Kunst zum Automobil bringen könnte oder umgekehrt. Die Reihe erwuchs aus der Leidenschaft von BMW Rennfahrer Hervé Poulain, sowohl für den Rennsport als auch für zeitgenössische Kunst. Diese Künstler, Calder, Warhol, Lichtenstein, Stella, die Art Car Künstler der ersten Stunde, waren Freunde oder gute Bekannte von Poulain. Oder zumindest Personen, die durch befreundete Galeristen Zugang zu ihm hatten. Es war also weniger die Überlegung, ob die Pop Art jetzt zwingend die beste Kunstrichtung für die Art Cars sei, sondern das waren eben die Künstler, denen Poulain nahe stand. Eine wunderbare Symbiose, die sich einfach so ergeben hat. Wenn wir nun von der Schnittstelle Design und Kunst sprechen, die diese Reihe ja wunderbar zur Schau stellt, und zwar konzeptionell genauso wie visuell, dann ist das natürlich eine spannende Wechselwirkung. Ich würde Ihnen recht geben, dass die Pop Art, die sich ja dem Objekt verschrieben hat, die sich auch dem Kommerz geöffnet hat, die auch darauf aus war, möglichst breit wahrgenommen zu werden und in Gebiete hineinzuwirken, die außerhalb dessen liegen, was man in den Sechziger Jahren noch als Kunst bezeichnet hat, dass diese Pop Art ein perfektes Match war für die BMW Art Car Reihe, also für die Gestaltung eines IndustrieDesignobjekts. Egal wie singulär der einzelne Rennwagen gewesen sein mag. Was für mich die BMW Art Car Reihe definiert ist, dass Künstler von Automobilen fasziniert sind, seit sie erfunden wurden. Es gibt eine Lithographie von Henri de Toulouse-Lautrec aus dem Jahr 1898, L’Automobiliste, die einen Rennfahrer zeigt, der durch Paris rast. Wirkennen die große Faszination der Futuristen für das Fahrzeug, für das Synästhetische dieser Fahrzeuge. Dass man den Geruch, die Geschwindigkeit, das Design wertschätzt ist etwas, das sich Künstler spätestens seit Beginn des 20. Jahrhunderts mit den Avantgarden auf die Fahnen geschrieben haben. Das Automobil ist unsere Nike von Samothrake, ist unsere Skulptur der Gegenwart – diese Formulierung ist aus dem Futuristischen Manifest von 1909. Die BMW Art Cars tragen bei zu einer ein Jahrhundert weit überspannenden Faszination von Künstlern für die Mobilität. Eine Art Paradigmenwechsel zeichnete sich mit Ólafur Elíassons Art Car Entwurf von 2005 ab. Ein Fahrzeug mit Wasserstoffantrieb und einer spektakulären Karosserie aus Eis. Der Entwurf wurde besonders von Designern gefeiert. Wie lässt er sich ins Gesamtgefüge der Art Cars einordnen? Zur Zeit von Ólafur Elíassons Art Car hatte sich der Kunstbegriff verändert und erweitert, dahingehend, dass nun auch der Bereich Design, der früher durch eine Demarkationslinie von der Kunst getrennt war – frei nach einem Verständnis, das besagt: Kunst ist frei, Design ist beauftragt – für die Kunst relevant wurde. An weltweit renommierten Ausnahmekünstlern wie Elíasson sieht man, dass sie sich an genau dieser Schnittstelle bewegen, der Schnittstelle nicht nur zwischen Design und Kunst, sondern auch zur Architektur. Das ist das, wofür das Atelier oder vielmehr das Lab von Ólafur Elíasson auch steht. Übrigens ohne, dass man dort in einen inneren Zwist tritt, sondern im Wissen, dass das Eine ja das Andere bedingt und umgekehrt. Das halte ich auch als künstlerisches Konzept für sehr faszinierend. Duchamps und Brâncușis Erstaunen über die perfekte technische Form eines Propellers im Jahr 1912 auf der Luftfahrtschau im Pariser Grand Palais eröffnet die Frage nach der Ästhetik der Technik, an der sich die Kunst, nach Duchamps, fortan messen lassen müsse. Wo stehen wir heute? Bei Ólafur Elíasson ist es so, dass gerade die Technik ihn zum Taschenspielertrickkünstler machen könnte, aber er ist ja gerade

jemand, der das Wie eines Kunstwerks offenlegt. Einerseits faszinieren Ólafurs Werke so, dass man ihnen auf eine sektenhafte Art verfallen könnte. Das weiß niemand besser als er selbst, und er ist deshalb auch jemand, der diese Prozesse offenlegt. Ob er jetzt selber einen Kunst- oder einen Design-Workshop präsentiert wie auf der Biennale in Venedig dieses Jahr und Objekte unter dem Zeugnis der Betrachter geschaffen werden. Oder ob er, wie bei seinen großen Kunstwerken, tatsächlich immer wieder auch zeigt, wie das gemacht wurde, um nicht in diese Illusionshudelei zu verfallen. Technik und Design sind aufs Engste verbunden. Technik und Kunst pflegen ein etwas distanzierteres Verhältnis? Als die Kunst durch die Fotografie einen Großteil ihrer Daseinsberechtigung verlor, weil es eben nicht mehr darum ging, das abzubilden, was man sah, und die Kunst dann auch sehr schnell den Weg in die Abstraktion ging und sich der neuen, bahnbrechenden Wissenschaft bediente, von Röntgenstrahlen bis neuesten Erkenntnissen in der Naturwissenschaft, da war das eine sehr gute Art der Auseinandersetzung zwischen Kunst und Technik. Sie führte zwar für einige Künstler in die Sackgasse, weil es eben nichts mehr darzustellen gab, das ästhetisch so ansprechend war wie ein Gebrauchsgegenstand. Wobei ich darauf hinweisen muss, dass Duchamp ja immer klarmachte, seine Readymades nicht aus ästhetischen Gründen auszuwählen, sondern über ein Zufallsprinzip, weil er eben nicht der Schönheit eines Objekts verfallen wollte. Design wird heute auch auf Auktionen gehandelt. Ist damit das letzte Unterscheidungskriterium zwischen Kunst und Design gefallen? Wann ging das los, dass auch große Bluechip-Galerien in New York anfingen, Designer zu vertreten? Dass mit einem Mal ein großer Markt da war für Prototypen? Über Eileen Grays Dragon Chair von 1917, der für 28 Millionen Dollar versteigert wurde, brauchen wir gar nicht zu reden, oder über Marc Newsons Lockheed Chair, der ebenfalls erstaunliche Werte erlöste. Es eröffnete sich in den späten 90ern auch für Designer ein Markt. Davor gab es in den 80ern die High-versus-Low-Debatte, die vielleicht ja auch eine Debatte war zwischen Kunst und Design. Generell: Dass wir die Auflösung von Grenzen erfahren ist ja überall wahrnehmbar, einhergehend mit der Gefahr der Inflationierung der Begrifflichkeiten. Wenn Sie im DB Bord-Restaurant das Essen "kuratiert" bekommen, dann hat der Begriff des Kurators einen Bedeutungsverlust erfahren. Und so ist das natürlich auch mit den Künstlern, immer mehr Menschen fühlen sich zum Künstlertum berufen, es gab Strömungen an den Universitäten, die sich für die Auflösung von High-versus-Low, für die akademische Auseinandersetzung mit "Low" verwendet haben. Dass man sich nicht immer nur die hehre Kunst, wie auch immer diese definiert ist, anschaut. Wenn man weiß, dass Roy Lichtenstein von Cartoons beeinflusst ist, man sich eben auch akademisch-wissenschaftlich aufbearbeitet fragt, was sind denn das für Cartoons? Ich sage aber, wenn wir uns 2017 anschauen, dann hatte die High-versus-Low-Debatte, also dieses Öffnen der Tür, zu etwas geführt, was letztlich das qualitativ Herausragende wieder schützenwert macht. Und was das ist, das ist schwerer zu erkennen. Das Hässliche hat eine unglaubliche Macht sich auszubreiten. Das Schöne gilt es zu schützen. Wobei Sie dann natürlich sofort bei der Debatte sind: Was ist denn dann das Schöne? Ich glaube, um wieder mit Duchamp zu sprechen, dass Kunst eben mehr als das sein kann, was vom Auge wahrgenommen und als gut oder schlecht befunden wird, sondern weit darüber hinaus etwas zum Erkenntnisgewinn beiträgt – und der ist nie für Nichts zu haben. Danke für das Gespräch!


Interview | Dr. Thomas Girst

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BMW Group @BMWGroupCulture


Fotografie-Kultur | Roland Fischer

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„Façades“: Museum, Munich (#2), 2011, 180 x 125 cm


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„Façades“: Uniqlo, Osaka, 2014, 180 x 125 cm


Interview | Roland Fischer

Bilder der Moderne. 056


Interview: Paul Wagner, Fotos: Daniel Breidt

Herr Fischer, wer die Werke Ihrer Reihe "Façades" betrachtet, hat zunächst den Eindruck, es handelt sich um rein grafische Arbeiten. Wie finden Design und fotografische Kunst hier zusammen? Dieses Begriffspaar spiegelt sehr schön die der Fotografie als Medium grundsätzlich innewohnede Ambivalenz, nämlich auf der einen Seite ihre Indexikalität, also die Möglichkeit, ein unvergleichlich genaues Abbild herzustellen und auf der anderen Seite die Existenz einer Fotografie als autarkes Bildwerk. In der Serie "Façades" habe ich die einzelnen Bilder so angelegt, dass beide Aspekte voll ausgeprägt sind und vor dem Auge des Betrachters ständig changieren. Design ist hier insoweit involviert, als die Oberfläche eines Geschäftsgebäudes natürlich auf einer grafischen Gestaltung basiert.

Roland Fischer zählt zu den international bedeutendsten Fotokünstlern. Man mag es kaum glauben, aber studiert hat Fischer Mathematik. Aus der Not heraus, wie er sagt. Damals, als er Fotografie hätte studieren wollen, gab es an der Kunstakademie München schlicht noch keine Fotoklasse. Fischer hatte aber einen Ersatzlehrer, den Konzeptkünstler Roman Opalka, auf dessen französischem Landsitz er regelmässig zu Gast war. Obwohl er von seinen Künstlerfreunden dazu gedrängt wurde, auch Freie Kunst zu studieren, entschied er sich dagegen. Der Grund leuchtet ein: Fischer arbeitete bereits an seinem ersten Portrait-Projekt „Nonnen und Mönche“, mit dem er international bekannt wurde und welches bereits 1989 in einer großen Einzelausstellung im Musée d‘Art Moderne in Paris präsentiert wurde. Ihren Anfang nahm die fotografische Karriere Fischers übrigens, als er mit vierzehn Jahren die Dunkelkammer seines Onkels erbte.

Wo liegen die Anfänge dieses Projekts? In Los Angeles. Dort habe ich in den neuziger Jahren gelebt, um die Serie der "Los Angeles Portraits", also der sogenannten Pool-Portraits, zu realisieren. Nebenbei begann ich mich für die Oberflächen der Stadt zu interessieren, was in Los Angeles relativ naheliegt. "City of Quartz" von Mike Davis war erschienen und Baudrillard hatte die Urbanität und die Zeichencodes von Los Angeles untersucht. Es ging z.B. darum, dass die endlosen und in regelmässige Blocks aufgeteilten Boulevards der Stadt aus einer unendlichen Wiederholung immergleicher architektonischer Versatzstücke bestehen. Das hat mich damals fasziniert. Wir haben dann auf meinen Toyota Pick Up ein Stativ montiert und sind immer wieder kreuz und quer durch die Stadt gefahren. Aber erst 1997, als ich zu einem Arbeitsaufenthalt nach China eingeladen worden war und dort, auf der Shanghaier Insel Pudong zunächst, die grossen Wandflächen der ersten chinesischen Wolkenkratzer fotografierte, kam es zu einer bildlichen Lösung. Die Fassaden dieser Gebäude verhielten sich dabei wie fotografische "Ready Mades", bei denen ich sozusagen nur noch den Ausschnitt festlegen musste. Nennen wollte ich das Ganze "China‘s New Skin". Da aber bald klar wurde, dass diese Form der Stadtveränderung Teil des Globalisierungsprozesses war, der einige Jahre zuvor begonnen hatte, beschloss ich, das Projekt dann auch global umzusetzen. Dies führte mich in den nächsten fünfzehn Jahre in alle relevanten Metropolen dieser Welt, bis es vor wenigen Jahren zum Abschluss kam. Sollte der Globlisierungsprozess durch die aktuellen politischen Entwicklungen wieder zurückgefahren werden, was sich glaube ich niemand wünschen sollte, dann würden die "Façades" vielleicht zu einem visuellen Portrait einer bestimmten Zeit. Das war sozusagen die politische Seite des Projekts. Was vom Fotografischen her auffällt, ist die konzeptuelle Strenge, mit der Sie vorgehen. Gibt Ihnen diese Klarheit die Freiheit, sich auf die Umsetzung zu konzentrieren? Ich war eigentlich immer jemand, der erst ein Konzept entwickelt hat und dann geschaut hat, wie lässt sich das umsetzen. Bei den Pool-Portraits hatte ich z.B. die Vorstellung, die menschliche Büste in diesem starken Kontrastverhältnis zwischen dem körperlichen Teil und dem monochromen Umfeld des Blaus des Wassers darzustellen. Dies hatte relativ komplexe technische Anforderungen zur Folge, da für die Lichtführung und zur Vermeidung von Spiegelungen auf der Wasseroberfläche riesige Aufbauten notwendig wurden, die ich mir zum Teil aus den Filmstudios kommen ließ. In Deutschland konnte ich dieses Projekt nicht umsetzen, da bei Versuchen in heimischen Outdoor Pools, etwa bei Freunden am Starnberger See, uns ständig das Wetter einen Strich durch die Rechnung machte. Dann bin ich eines Tages wie erwähnt nach Los Angeles geflogen, da waren die Bedingungen perfekt. Besonders der beständig blaue Himmel und die problemlose Verfügbarkeit

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von privaten Pools. Dies, also Anfang der Neunziger-Jahre, war noch die Zeit der Analogfotografie, was bedeutete, dass im Prinzip der meiste Aufwand vor dem Drücken des Auslösers stattfand, spätere Retuschemöglichkeiten waren sehr beschränkt. Heute, im Photoshopzeitalter, nimmt dagegen die Postproduction den meisten Raum ein. Die Pool-Portraits erlebten dann eine Fortsetzung. Wie kam es dazu? Das war 2007. In jenem Jahr hatte ich mir ein Atelier in Peking genommen, zu einer Zeit, als in China so richtig die Post abging. Die Menschen hatten einen riesigen Nachholbedarf zu feiern, Geld zu verdienen, zu konsumieren. Das brachte mich auf die Idee, das Projekt der Poolportraits dort noch einmal zu wiederholen und in jener Phase der starken sozialen Veränderungen den Fokus noch einmal auf das Individuum zu richten. Hieraus sind die "Chinese Pool Portraits" entstanden. Diese habe ich jedoch aufgrund der Umstände nicht im Freien, sondern in Filmstudios in Peking und Shanghai aufgenommen, wo jeweils ein Pool errichtet wurde und mit zahlreichen Reflektoren und Filmstrahlern das weiche kalifornische Tageslicht nachgebildet wurde. Und hier habe ich dann erstmals eine digitale Hasselblad eingesetzt, was u.a. eine unmittelbare Kontrolle des Fotografierten am Bildschirm ermöglichte. Aber egal wie man fotografiert, am Ende steht auch hier ein Abzug auf klassischem Fotopapier.

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Das klingt alles nicht nach Dokumentarfotografie… Ja, das stimmt. Es ging mir eigentlich immer mehr um das Bild als um das Abbild. Ich betrachte Bilder infolgedessen auch als Teil des "visuellen" Denkens, welches ja gerade "nicht" sprachlich ist, also erzählerisch, abbildend. Das ist keineswegs apodiktisch gemeint, sondern beschreibt nur "meine" bevorzugte Einsatzart des Mediums Fotografie. Denn natürlich hat Fotografie eine enorme Bandbreite, die vor allem mit der ihr innenwohnenden Fähigkeit zur Dokumentation und damit der Informationsübertragung zusammenhängt. Von der Reisefotografie über die wissenschaftliche Fotografie, Mode, Werbung, Nachrichten etc.. Im 20.Jh. bedienten sich dann mehr und mehr Künstler der unvergleichlichen Verwendungsoptionen von Fotografie in Collage, Installation, Konzeptkunst. Aber man darf nicht vergessen, dass erst seit ungefähr 30-40 Jahren die Fotografie ein vollwertiges Mitglied der zeitgenössischen Kunst ist… Da begann sich die Bedeutung von Fotografie zu verändern? Dadurch begann der Prozess, den man einen Paradigmenwechsel nennen kann, nämlich dass man mehr und mehr auch das Bildhafte einer Fotografie wahrzunehmen gelernt hat. Losgelöst von dem, was man auf einem Foto erkennen kann. Übrigens spielte hier das große Format eine nicht unwesentliche Rolle: vorher kannte man Fotos eigentlich nur im sogenannten Album- oder Buchformat, was die Angewohnheit, immer nur im Bild "lesen" zu wollen, verstärkte. Bei den Malern war das Thema Großformat ja schon längst durch. Diese formale Befreiung hat dann vieles für die Fotografie in Gang gebracht? Die Leute haben sich zuerst einmal vom Format, von der befreiend großen Bildfläche beeindrucken lassen. Die Frage "Was ist das auf dem Bild und woher kommt das?" wurde zweitrangig. Die Ambiguität des Mediums wird dadurch zwar nicht aufgehoben. Sie hat eben diese beiden Möglichkeiten, entweder abbildend, oder piktorial, als Anschauungsobjekt zu existieren. Als ich die ersten Arbeiten zu den Fassaden realisiert habe, ist mir klar geworden, dass das ein ideales Projekt war, um diese Polarität einer Fotografie

auf die Spitze zu treiben. Denn was Sie bei den "Façades" sehen, ist auf der einen Seite eine reale Abbildung eines Gebäudes, das irgendwo in irgendeiner Stadt steht, und auf der anderen Seite ein autarkes Bild, bei dem ich diese Referenz nach außen gar nicht mehr brauche. Bei dem sich das Zeichen vom Bezeichneten gelöst hat. Und bei den Fassadenbildern hat mir das immer gefallen, diese visuelle Dissonanz, bei der man sagt: Ist es jetzt ein Bild, das mich an Colour Field Paintings erinnert oder ist es das Foto von einem Gebäude? Bei vielen Betrachtern erwecken die "Façades" starke kunstgeschichtliche Assoziationen … Ja, die Leute sagen immer wieder mal: Das erinnert mich an Vasarely, Cruz-Diez oder Agam, an geometrische Kunst, an Zero und so weiter. Da habe ich gedacht: Das stimmt ja eigentlich, denn die Architekten, die diese Gebäude letztlich designt haben, haben auch Kunstgeschichte studiert. Das heißt, die Bilder der Moderne sind im kollektiven Bewusstsein und diffundieren so wieder in die Gebäudefassaden. Diese fotografiere ich und mache ein Bild daraus. Und dieses gelangt unter Umständen wieder in ein Museum. Eine Art Kreislauf der Kunst. Ja, ein Kreislauf. Als der Erweiterungsbau des Lenbachhauses fertiggestellt wurde, habe ich die goldene Fassade von Norman Foster fotografiert. Dieses Bild befindet sich heute im Besitz des Lenbachhauses und so wanderte die Außenhülle ins Innere. Da ist dieser Kreislauf perfekt gelungen. Wie sehen Sie das Verhältnis zwischen Design und Kunst? Design und Kunst können sich im Zeitalter der extremen Diversifikation von Kunst durchaus ähneln. Da kommt es wieder mal auf den Kontext an. Sie wissen ja, wenn Sie eine Damenhandtasche im Museumsraum auf den Boden stellen, wird sie automatisch zu einem Kunstwerk… Aber Spass beiseite, Kunst ist immer mit einer Absicht verbunden, es ist nichts Kunst, hinter dem nicht die Absicht eines Bewusstseins eines Künstlers steckt. Deswegen bringt die Natur auch keine Kunst hervor, Natur ist Natur. Es gibt die bekannte Anekdote, als der Philosoph Arthur C. Danto sinnierend die Brillo Boxes von Andi Warhol umkreiste und sich fragte, wie etwas Kunst sein kann, wenn man es von einem genau gleich aussehenden anderen Gegenstand, z.B. einem Gebrauchsgegenstand, nicht mehr unterscheiden kann. Optisch war ja kein Unterschied auszumachen zu den originalen "Brillo Boxes" aus dem Supermarkt, also designten Verpackungskisten. Ein Freund von mir, selbst Designer, formulierte das Verhältnis von Kunst und Design folgendermassen: Ein Designer nutze seine Fähigkeiten, um die "Message" eines anderen, seines Auftraggebers, zum Ausdruck zu bringen, ein Künstler nutze seine Fähigkeiten, um seine eigene "Message" zum Ausdruck zu bringen. Besten Dank für das Gespräch, Herr Fischer.


Interview | Roland Fischer

Roland Fischer rolandfischer.com In Deutschland vertreten durch: walter storms galerie schellingstraße 48 80799 münchen mail@storms-galerie.de storms-galerie.de

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„Chinese Pool Portraits“: Zhu Zhu #4145, 2007, 141 x 162 cm


Musik | Kultur

Hochkultur für alle. Ein neues Konzerthaus baut sich nicht von alleine. Eines der Extraklasse schon zweimal nicht. Deshalb ist es so wichtig, dass sich zu den großen Bemühungen des Freistaats Bayern um ein neues Gebäude auch ein breit aufgestelltes bürgerschaftliches Engagement gesellt, um mit zusätzlichen Mitteln ein Konzerthaus von großer Exzellenz zu bekommen. Als unser aller Konzerthaus soll es offen stehen für alle Bürger, mit vielfältigen Angeboten für alle Gesellschaftsschichten, mit Leben erfüllt von Besuchern aller Altersgruppen und von Musikern und Bürgern, deren Berufung und Leidenschaft die Musik ist – oder werden wird. Die Bedeutung eines solchen kulturellen Leuchtturms für eine Kulturweltstadt wie München und ganz Bayern ist elementar. Die besten Dirigenten, Solisten und Orchester der Welt schätzen unsere Stadt als Hort der Musikkultur auf höchstem Niveau. Mit dem neuen Konzerthaus werden wir einen ganz besonderen Anreiz für die Besten der Besten setzen, in München zu musizieren. Ziel der Stiftung ist die bestmögliche bauliche und akustische Gestaltung des neuen Konzerthauses und die Förderung der Musik im Konzerthaus auf höchstem Niveau, insbesondere die musikalische Bildung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Unterstützen Sie uns und engagieren Sie sich bei der Stiftung Neues Konzerthaus München. Gemeinsam können wir das kulturelle Profil Münchens auf viele Jahrzehnte prägen.

Stiftung Neues Konzerthaus München Schackstraße 2 80539 München Tel. (089 ) 38 172 – 121 info@stiftung-konzerthaus.org

Foto: Daniel Breidt

c/o Peters, Schönberger & Partner


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Georg Randlkofer, Vorsitzender, und Hans Robert Rรถthel, stellvertretender Vorsitzender der Stiftung


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Interiordesign-Kultur | Kenneth Cobonpue

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Interview | Sabine Meister

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Kunst ist der Spiegel der Seele.


Interview: Paul Wagner, Fotos: Frank Lübke

Sie haben Ihre auf Lifestyle- und Luxusgüter spezialisierte Unternehmensberatung um Corporate Art Projects erweitert. Was hat Sie dazu veranlasst? Es war der letzte, konsequente Schritt in einer langen Entwicklung. Ich habe mich schon immer für „die schönen Dinge des Lebens“ interessiert – Dinge, die unser Leben durch Ästhetik bereichern, Dinge, die unser Auge erfreuen. Daraus hat sich fast automatisch ergeben, dass ich in meinem Berufsleben immer in Bereichen tätig war, die diese Affinität widerspiegeln: Design, Architektur, Mode, Düfte … insgesamt gehobener Lebensstil. Ich habe ausschließlich mit Unternehmen zusammengearbeitet, die höchsten Wert auf Qualität, Exklusivität und gestalterische Raffinesse legen, wie z.B. Hermès, Giorgio Armani, Porsche Design, Estée Lauder, Jil Sander, Pomellato – um nur einige zu nennen. Kooperationen mit Lifestyleund Luxusmarken sind immer auch eine Schule des Geschmacks, der Verfeinerung. In allen High-End-Unternehmen herrscht ein wacher, schöpferischer Geist; man trifft auf faszinierende Unternehmer-Persönlichkeiten, die Stil und Ästhetik lieben und leben und dies auch über ihre Produkte kommunizieren. Häufig sind diese Menschen zudem begeisterte Kunstsammler. Meine langjährige Beratungstätigkeit im internationalen Luxussegment hat mein Auge für Kunst ständig geschärft. Luxus und Kunst – das ist ein unterbewusster Magnetismus.

Wenn man die Welt von Sabine Meister betritt, weiß man sofort, wem ihre ganze Leidenschaft gilt: der zeitgenössischen Kunst. Man erlebt eine stilistisch und farblich sehr sorgfältig aufeinander abgestimmte Sammlung von Minimal Art, ZERO und vielen neuen, jungen Künstlern. Die Werke nehmen einen gefangen, ihre Tiefe und Stille fasziniert. Die Präsenz moderner asiatischer Künstler in der Sammlung Meister – vorrangig koreanische und chinesische Künstler auf hohem Niveau – folgt konsequent einem klaren und schönen Gedanken: eine atmosphärische Brücke zwischen Europa und Fernost zu schlagen. Wie lebt es sich mit kulturenübergreifender Kunst? Wir fragen mal nach.

Was fasziniert Sie persönlich an Kunst? Kunst ist die geheime Sprache der Menschen, der Spiegel der Seele. Man kann der Welt ganz ohne Worte Signale senden, aber auch Signale empfangen. Es ist ein Dialog zwischen einem Künstler, der etwas aussendet, und einem Betrachter, der diese Botschaft fühlt und empfindet. Es ist eine Beziehung zwischen zwei Menschen – wie in der Liebe. In jeder Beziehung kann man aber auch nur schweigen. So kann Kunst zwar fordern, muss es aber nicht – jedenfalls nicht ständig. Kunst kann auch, wie ein guter Freund, einfach da sein. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich nach Hause komme und von meiner kleinen Kunstsammlung umgeben bin. Das vermittelt mir ein wunderbares Gefühl der Geborgenheit, der Vertrautheit, der Schönheit des Seins. Die Verbindung von Kunstobjekt und Kunstsammler ist ja immer ein Stück gemeinsame Biographie. Apropos Biographie: Was war Ihre erste Begegnung mit Kunst? Mich hat Kunst schon als Kind fasziniert. Malerei zählt zu meinen frühesten Erinnerungen. Natürlich wusste ich damals noch nicht, was „Kunst“ ist, aber mich hat es immer in meiner kindlichen Seele berührt, dass man mit Formen, Farben und Linien ein Gefühl ausdrücken, eine Geschichte erzählen oder eine Stimmung erzeugen kann. Ich habe dann schon in relativ frühen Jahren begonnen, erste Objekte zu sammeln, meist auf Reisen – Tempelschmuck, Figuren, Buddhas, wunderschöne Stoffe und Textildrucke. Das war in Nepal, in Thailand – vor allem jedoch auf Bali, als diese wunderschöne Insel noch nicht vom Tourismus überrollt war. Bali war in den 70er-Jahren ein Traum. Für mich war Bali immer der Inbegriff von Schönheit. Dieses langsame, gelassene Dahingleiten des Lebens, die faszinierende Natur, das unberührte Künstlerdorf Ubud, die Weiten und Strukturen der Reisterrassen, die Menschen dort – ihre graziösen Bewegungen… Das Wort Entschleunigung kannte man damals noch nicht, aber auf Bali wurde es immer gelebt. Man kann sagen, dass der traditionelle asiatische Lebensstil – dieses fast meditativ Fließende, in sich Ruhende – meine Haltung zur Kunst von Grund auf geprägt hat. Wie hat sich das konkret ausgewirkt? Welche Art von Kunst gibt Ihnen ein besonders intensives Erlebnis? Kunst, in der ich die eben angedeutete „asiatische“ Haltung wiederfinde. Kunst also, die nicht laut und vordergründig ist, sondern die eher auf leisen Sohlen daherkommt; die Balance vermittelt statt Un-

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ruhe. Harmonie ist mir in der Kunst wesentlich wichtiger als Reibung. Das Weglassen des Überflüssigen, die Konzentration auf das Wesentliche. Das hat mich konsequenterweise in Richtung Abstraktion und Reduktion geführt. Am Endpunkt dieser Entwicklung steht der Minimalismus. Er wird oft als „streng“ charakterisiert, aber ich sehe das anders. Ich empfinde Minimalismus eher als Freiheit. Einfache Formen – wenn überhaupt – und ansonsten nur Farbe, aber auch die wiederum mit einer sehr reduzierten Palette. „Minimal Art“ schafft den Gedanken Freiraum. Sie schenkt mir eine Form von Schweben in der Unendlichkeit, ein ruhiges „Eins-sein-mit-sich-Sein“. Wie eine Meditation – wirklich transzendental.

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Welches Kunstwerk hat Sie in dieser Hinsicht in letzter Zeit besonders beeindruckt? Da fällt mir spontan „The Sky Over Nine Columns“ von Heinz Mack ein. Das ist eine Open-Air-Installation aus 3x3 vergoldeten, über sieben Metern hohen rechteckigen Stelen, die mit mehr als 850.000 blattgoldenen Mosaiksteinen besetzt sind. Die Großskulptur könnte fast ein Tempel ohne Dach sein, denn das „Dach“ ist der Himmel; oder – aus einer anderen Perspektive – eine Hochhaus-Skyline. Heinz Mack hat sich hier u.a. von Tempeln in Ägypten inspirieren lassen und betont auf diese Weise – auch durch das Mosaik – die interkulturelle Verbindung zwischen Orient und Okzident. Das Gold ist stark reflektierend, so entsteht eine ausgeprägte Licht-und-Schatten-Geometrie, die sich – je nach Sonnenstand – permanent ändert. Am späten Nachmittag, wenn die Sonnenstrahlen von der Seite einfallen, leuchten die Pfeiler, als wären sie in Brand geraten. Wie ein geometrisches Eldorado – magisch. Die Installation reist im Übrigen durch Europa. Stellen Sie sich dieses spektakuläre Raumobjekt vor der Fassade der Kirche San Giorgio Maggiore in Venedig vor, oder am Ufer des St. Moritzer-Sees, mit den Alpen im Hintergrund – dann erahnt man , wie sehr Kunst ergriffen machen kann. Man spürt, wie sehr Kunst Sie berührt. Mit welchen Kunstwerken umgeben Sie sich privat? Ausschließlich mit Kunst, die mir gefällt. Ich halte nichts davon, Bilder von „angesagten“ Künstlern zu kaufen, nur um damit zu demonstrieren: „Schaut her, was ich mir leisten kann!“ Statusdenken führt häufig zu einer „Bauchladensammlung“. Ich kann nur jedem, der sich zu Hause mit Kunst umgeben will, raten, nicht auf die Öffentlichkeit zu hören, oder auf die Wirkung nach außen zu spekulieren. Es muss aus einem selbst kommen und für den Sammler stimmig sein; ansonsten bleibt es reine Dekoration. Jedes Bild, jedes Kunstobjekt, das ich habe, berührt mich persönlich tief, unabhängig davon, ob es von einem bekannten oder von einem bis dato unbekannten Künstler stammt. Bei Buddha-Statuen oder -Köpfen sagt man: „Sie suchen und sie finden Dich – im richtigen Moment“. Nicht wir halten nach ihnen Ausschau, nein, anders herum. So könnte es vielleicht auch mit Bildern sein. Sie erschließen sich uns – wenn der Zeitpunkt stimmig ist. Ich finde im Übrigen auch, dass es einer Sammlung gut tut, wenn sie ein Thema hat, einen Fokus. Daher gibt es bei mir nur minimalistische und/oder asiatisch inspirierte Kunst. Da ich „bunt“ nicht mag, hat meine private – fraglos bescheidene – Sammlung eine sehr reduzierte Farbpalette, überwiegend Weiß und Off-White, Beige, Grau, Schwarz. In einem meiner Räume hängen nur graue Bilder. Ein ästhetischer Hochgenuss! Es gibt mir ein Gefühl absoluter Harmonie, wenn alles in einem Raum eine einheitliche Schwingung hat. Verfolgen Sie dieses Konzept auch in Ihren Büroräumen, oder braucht es da eine andere Herangehensweise? Nein, ich bin ja derselbe Mensch, ob zu Hause oder an meinem Schreibtisch. Kein Grund also, etwas zu ändern oder sich im Geschäftsleben zu verstellen. Man sollte als Unternehmen nicht etwas nach außen kommunizieren, was man nicht ist bzw. nicht darstellt.

Im Übrigen ist genau dies ein häufiges Problem bei Corporate Art: Kunst und Unternehmen stimmen nicht überein, sie haben unterschiedliche Profile. Das torpediert quasi alles. Zu Ihrer Frage: Auch die Kunst in unseren Geschäftsräumen ist abstrakt und minimalistisch, von einer Ausnahme in unserem Konferenzraum abgesehen: Ein Werk von Farin Urlaub, einem sehr begabten Fotografen und Musiker. Es ist ein asiatisches Motiv: die Innenansicht des Torii-Weges des bekannten Shinto-Schreins Fushimi Inari Taisha in Kyoto. Es ist wie eine Allee ins scheinbar Unendliche aus Tausenden von scharlachroten Eingangstoren, den Torii. Dieses Bild ist ein bewusster „Farbbrecher“ – Rot auch als Symbol von Kraft - in unserem ansonsten in Grau und Weiß gehaltenem Büro. Unsere Kunden sollen ja bei und mit uns kreative und erfolgversprechende Visionen entwickeln … Was würden Sie kaufen, wenn Sie nicht auf den Preis schauen müssten? Was ist Ihr ganz persönliches „Must-have“ in der Kunst? Natürlich ein Gemälde von Mark Rothko. Für mich einer der Größten des 20. Jahrhundert. Oder ein großformatiger, dunkler Günther Uecker. Auf meiner Wunschliste steht natürlich auch eine Arbeit von Agnes Martin – eine Kanadierin, die in der Weltliga mitspielt. Sie hatte vor zwei Jahren eine große Ausstellung in der Tate Gallery und im Guggenheim New York. Ihre Bilder sind so unfassbar subtil und leise wie ein verklingender Ton. Vor ihnen kann man stundenlang meditieren. Immer wieder faszinierend finde ich auch Enrico Castellani – Stille im Grenzbereich zwischen Fläche und Dreidimensionalität. Und, „last but not least“, ist da noch Robert Ryman. Er beherrscht wie kaum ein anderer die schwierigste Farbe von allen: Weiß. Unglaublich, welche Variationen er dieser scheinbar so einfachen Farbe abgewinnen kann. Ganz große Kunst. Wenn wir uns von den etablierten Namen einmal abwenden und einen Blick in die Zukunft werfen: Welche Künstler oder Kunstrichtungen stehen auf Ihrer „Watchlist“, weil sie großes Potenzial haben und die Kunstszene stark beeinflussen werden? Das wissen Kunstexperten selbstverständlich wesentlich besser als ich - Galeristen, Kunsthändler, Kuratoren und Auktionshäuser … Aber natürlich habe ich auch hierzu eine klare Meinung. Ich plädiere dafür, verstärkt auf Kunst außerhalb Europas und Nordamerikas zu achten. Wir erleben gerade, dass sich auf der ganzen Welt die Schwerpunkte in Politik und Wirtschaft verschieben – und damit auch in der Kunst. Sie war und ist immer noch sehr eurozentrisch bzw. US-zentrisch, aber das ändert sich mit jedem Jahr. Viele der potentesten Kunstsammler kommen inzwischen aus Asien – und auch immer mehr aufsehenerregende Künstler. Asien hat seit jeher eine sehr ausgeprägte kulturelle Tradition, die lange Zeit durch politische Auseinandersetzungen und durch Armut verschüttet war. Jetzt aber bricht sie mit großer Kraft wieder hervor. Diese Wiederauferstehung beginnt in den heute wohlhabenden Ländern Japan, China und Südkorea. Meines Erachtens wird es aber nicht lange dauern, bis andere asiatische Staaten nachziehen. Ich möchte hier speziell auf die exzellente südkoreanische Kunstszene hinweisen, auch wenn sie heute noch nicht im Scheinwerferlicht steht. Hervorzuheben sind hier Künstler wie Ha Chong-Hyun, Yun Hyong-keun und – allen voran – Lee Ufan. Seine Bilder, Objekte und Rauminstallationen sind besonders kontemplativ. Er hat einmal gesagt, das Ziel seiner Kunst sei es, „dass dem Betrachter aus dem Werk heraus ein Unendlichkeitsgefühl anweht“. Ist das nicht wunderbar auf den Punkt gebracht, was Kunst ist? Besonders spannend ist natürlich die Entwicklung in China. Neben seinen bereits in der Weltspitze etablierten Künstlern bringt das Reich der Mitte ständig neue, aufregende Künstler hervor. Sehr interessant finde ich die „Ink Art“, die sich auf traditionelle chinesische Ausdrucksformen wie etwa Tuschezeichnungen oder Kalligraphie rückbesinnt und versucht, daraus neue künstlerische Ideen für das 21. Jahrhundert zu entwickeln. Wer sich näher informieren


Interview | Sabine Meister

will: Es gibt im hiesigen Raum einige Galerien, die sich als Mittler zwischen China und dem Westen etabliert haben, z.B. Urs Meile in Luzern oder Michael Goedhuis in London und natürlich der bekannte Londoner Asiatika-Händler Giuseppe Eskenazi. „Pay particular attention – now“ würde ich zu „Ink Art“ sagen.

So spannend kann Kunst sein. Frau Meister. Ich danke Ihnen für ein interessantes Gespräch mit vielen Anregungen.

Ulrich Erben, Deutschland

Könnten Sie uns abschließend noch einen Insider-Tipp für ein ganz besonderes Kunstmuseum oder eine ungewöhnliche KunstLocation geben? Naoshima. Das ist eine kleine japanische Kunstinsel – keine künstliche Insel, sondern eine Insel der Künste. Man setzt mit der Fähre über und ist in einer anderen Welt. Auf Naoshima steht ein Hotel-Museum, erbaut nach Plänen des japanischen Architekten Tadao Andō, mit einer hochkarätigen Sammlung u.a. von Jackson Pollock, Cy Twombly, Bruce Nauman, David Hockney, Yves Klein und Jasper Johns. Über die ganze Insel verstreut sind weitere Museen, dazu diverse Skulpturen und Objekte. In einigen traditionellen japanischen Häusern wird zeitgenössische Kunst präsentiert, wie z.B. eine wirklich überwältigende Lichtinstallation von James Turrell. Das kann man sich in ein, zwei Tagen erwandern, idealerweise kombiniert mit stillen Strandspaziergängen. Ich wünschte, ein europäisches Unternehmen würde ein derart überzeugendes Konzept als Sponsor aufgreifen und etwas Ähnliches schaffen.

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Yun Hyong-keun, Korea

Ist das der Grund dafür, dass es immer häufiger zu Kooperationen zwischen Kunst und Unternehmen kommt – vom Sponsoring von Ausstellungen bis zur Restaurierung von Kulturgütern, z.B. des Trevi-Brunnens durch die Luxusmarke Fendi? Viele Unternehmen, wie etwa Louis Vuitton, Prada oder Cartier haben eigene Kunstmuseen gebaut. Deutschland gehört mit dem Vitra-Campus in Weil am Rhein oder der Hypo-Kunsthalle in München sogar zu den Pionieren auf diesem Gebiet, ist dann jedoch ein wenig eingeschlafen. Leider. Denn für Unternehmen „rechnet“ sich der Schulterschluss mit Kunst; es findet ein Imagetransfer statt, ein kulturelles Upgrading, das Marke und Unternehmen eine Aura des Elitären verleiht. Für die zeitgenössische Kunst bieten derartige Kooperationen auch Vorteile, denn sie hat mit den Corporate Collectors zahlungskräftige Abnehmer, die die Werke attraktiv präsentieren und so deren Wert steigern. Und nicht zuletzt profitiert natürlich auch die Öffentlichkeit, denn sie kann Ausstellungen und Kunst-Events besuchen, die ohne die finanzielle Unterstützung der Wirtschaft nicht zustande gekommen wären. Durch vielfältige Förderung seitens der Unternehmen dringt die Kunst stärker in den öffentlichen Raum vor und berührt auch diejenigen Menschen, die der Kunst sonst nicht begegnen würden bzw. könnten. Alle Eckpfeiler des Dreiecks „KunstUnternehmen-Öffentlichkeit“ profitieren von Kunst-Kooperationen. Sie sind gewissermaßen eine „Win-Win-Win“-Situation.

Ha Chong-Hyun, Korea

Sie sind an der Nahtstelle zwischen Kunst und Unternehmen tätig. Was kann die Wirtschaft von der Kunst lernen? Der Soziologe Armin Nassehi hat einmal gesagt, Kunst schaue anders auf die Gesellschaft. Und „anders schauen“ sei zugleich auch die Kernkompetenz unternehmerischen Handelns. Kunst und Wirtschaft haben also, so verblüffend dies für manche Kapitalismuskritiker sein mag, den gleichen Blickwinkel. Nur ist die Kunst ein empfindlicherer Seismograph, sie eilt den Entwicklungen voraus. Insofern ist sie ein guter Berater für die Wirtschaft. Sie schärft den anderen Blick, ermöglicht Perspektivwechsel und legt so die Grundlagen für innovatives Denken und Wandel. Es macht also für die Wirtschaft sehr viel Sinn, sich mit der Kunst auseinanderzusetzen.



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Interview | Karl Pfefferle

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Ich liebe Malerei.


Interview: Paul Wagner, Foto: Daniel Breidt

Wie kam es, dass Sie sich so vollkommen der Malerei gewidmet haben? Im Grunde ist mir das in die Wiege gelegt worden. Mein Urgroßvater war Vergolder und Fassmaler in Tirol. Dort gab es im 19. Jahrhundert mehr Vergolder und Fassmaler, als es Arbeit gab, und so kam er nach München. Ende des 19. Jahrhunderts gab es hier rege Bautätigkeit, große Kirchen wurden errichtet, etwa die Benno-Kirche, der Heilig-Kreuz-Dom, da gab es Arbeit für ihn. Er und dann auch sein Sohn, mein Großvater, haben sich auf den Nachbau historischer Bilderrahmen spezialisiert. Bilderrahmen sind etwas sehr ephemeres, weil jeder Besitzer die Rahmen seiner Bilder schon mal austauscht, vielleicht, um seinen Besitzanspruch zu dokumentieren. Aus diesen weggekommenen Rahmen hat mein Großvater eine Sammlung aufgebaut, die heute noch als Musterbuch dient. Damit man nicht eine Kopie von der Kopie der Kopie machen muss, sondern das Original im Blick hat. Nachdem ich diesen Betrieb auch vierzig Jahre geleitet habe, bin ich natürlich mit sehr vielen nicht schlechten Bildern in Berührung gekommen. Es kamen Kunden, die immer ein besonderes Augenmerk auf den Zusammenhang zwischen Rahmen und Bild gelegt haben oder Sammler, die ein gutes Auge hatten. So bin ich mit Bildern schon von Kind auf und dann als Inhaber der Rahmenwerkstatt immer in Berührung gekommen.

Karl Pfefferle empfängt uns in seinen Galerieräumen in der Reichenbachstraße. Es hängen gerade Werke von Jan van Imschoot, einem belgischen Maler. Besonders heraus sticht das großformatige Bild "Canonisation of the milky way" von 2009, auf dem ein Papst mit grellweißen, ausgekratzten Augen mit sich selbst als Leichnam im Sarg konfrontiert wird. Surreal und faszinierend ist das und zeigt, welche starken Gefühle Malerei beim Betrachter hervorrufen kann. Wie auch die Werke von David Lynch, den Karl Pfefferle seit 2009 vertritt. Der weltbekannte Filmemacher ist für Pfefferle ein erstklassiger Maler und Fotograf. "Smiling Jack" hieß die Lynch-Ausstellung, die Pfefferle bis November 2017 zeigte.

Wie kam dann der Übergang zur modernen Kunst? Mich hat es im Lauf der Zeit gestört, dass ich nur in diesen historischen Kategorien denken musste. Ich tat das zwar nicht ungern, aber es war einseitig, ein wenig verstaubt, wie im Museum. Das, was zeitgenössisch produziert wurde, kam da nicht vor oder nur am Rande. Für Baselitz habe ich ganz früh Rahmen gemacht und für das Haus der Kunst, das waren erste Berührungspunkte. Es gab es auch Sammler, die sowohl alte als auch zeitgenössische Kunst gesammelt haben. 1981 gab es dann in einer Fabrik in der Lothringer Straße eine Ausstellung, die nannte sich "Rundschau Deutschland" und war von Künstlern selbst organisiert. Das war ein Schlüsselerlebnis, dass da etwas ganz Lebendiges entstand, was in meinen Augen aber auch sehr stark zu tun hatte mit alter Kunst, mit diesen ganzen Anspielungen. 1983 gründete ich meine Galerie, und ich habe tatsächlich die Brücke schlagen können und diese beiden Firmen, die Rahmenwerkstatt und die Galerie, fünfunddreißig Jahre gleichzeitig geführt, bewusst örtlich deutlich getrennt. Haben Sie es nicht in Erwägung gezogen, selbst Kunst zu machen? Merkwürdigerweise nie. Eine aktive Berufssuche hat sich bei mir ohnehin nicht ergeben, dadurch, dass ich das Rahmengeschäft nach dem Abitur übernehmen musste. Insofern … Was hat Sie an "Rundschau Deutschland" und den dortigen Künstlern so fasziniert? Das Schlagwort lautete "Junge Wilde". Es gab plötzlich wieder so unmittelbare, direkte Umsetzungen. Die Zeit vorher war sehr trocken, zur Minimal Art hin führte für mich in meiner Entwicklung kein Weg. Ich habe das eher belächelt, dass man Anweisungen brauchte, um ein Kunstwerk zu verstehen oder dass ein Kunstwerk nur entsteht in der Imagination desjenigen, der davor steht, wie bei der Konzeptkunst. Das war mir einfach fremd. Bei den Jungen Wilden ist mit Farbe gekleckst worden, das war kraftvoll. War das ein rebellischer Impetus bei Ihnen, das gut zu finden? Ja, das würde ich schon sagen. Durch das Fortführen meines Traditionsunternehmens war ich natürlich immer brav nach außen. Ich habe allerdings auch in einer Jazzband Kornett gespielt, was man so vielleicht auch nicht gedacht hätte. Das war im Jazzkeller in der Türkenstraße.

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Gibt es Berührungspunkte zwischen Jazz und der Kunst der Neuen Wilden? Sicher. Die Lebendigkeit und die Improvisation. Mich hat dann eine Zeit lang auch sehr die informelle Kunst interessiert. Von Karl Otto Götz habe ich auch ein Bild erworben, Fritz Winter habe ich sehr geschätzt. Das war natürlich sehr viel dezenter als das, was die Jungen Wilden dann gemacht haben, die haben ja wieder richtiggehend figurativ gearbeitet. Aber auch freier als vieles andere aus der Zeit. Richtig Feuer gefangen habe ich nach der besagten Ausstellung 1981. Die ersten Anlaufpunkte waren für mich die beiden Künstler, die diese Ausstellung organisierten, das waren Troels Wörsel und Stefan Szczesny. Dann ging es stark nach Köln, die Stadt war damals mit Berlin das Zentrum dieser jungen Bewegung. Ich habe dort alle Ateliers besucht. Nach zwei Jahren war klar, ich eröffne eine Galerie. Ich habe dann ganz naiv Räume in der Maximilianstraße gesucht, das war damals das Galerienviertel, und 1983 ging es los mit einer Gruppenausstellung mit zehn Künstlern, die ich interessant fand. Was war das für ein Verhältnis zwischen Ihnen und den Künstlern? Die haben sich natürlich schon etwas versprochen und gehofft, dass etwas draus wird, auch ein Geschäft. Es war eine Mischung aus verstanden werden und die Möglichkeit zu bekommen, Werke einer Öffentlichkeit präsentieren zu können. Es stand unausgesprochen im Raum, dass ich diese Künstler auch entwickeln möchte. Bernd Zimmer oder Dokoupil sind seit dieser Eröffnungsausstellung bei mir.

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Haben Sie Vorbilder unter den Galeristen? Michael Werner in Köln und hier in München Fred Jahn, ihn schätze ich wirklich sehr. Er ist jetzt in die Räume seines Sohnes Matthias Jahn in der Baaderstraße gezogen, unsere Galerien befinden sich sozusagen Rücken an Rücken. Wenn Sie dort eine Ausstellung anschauen, dann ist es alleroberste Qualität. Die Hängung, die Auswahl. Nicht zu viel, nicht zu wenig. Sieht einfach überzeugend aus. Sie genießen natürlich auch einen außerordentlich guten Ruf. Liegt das an Ihrer Konzentration auf die Malerei? Ja. Es gibt aber schon auch Schlenker zur Fotografie, dort wo Maler auch fotografieren. Rainer Fetting hat zum Beispiel auch ein fotografisches Werk, das ich präsentiert habe. Oder William Eggleston, den ich für eine ganz besondere Erscheinung in der Fotografie halte. Er hat im Grunde die Farbfotografie als museumswürdig durchgesetzt. Dann bin ich auf David Lynch gestoßen. In der Zeit seiner großen Ausstellung in Paris bin ich ihm in der Druckwerkstatt für Lithografie Idem begegnet. Der Eigentümer lädt immer wieder bekannte Künstler dazu ein, bei ihm Lithographien zu erstellen, so sind Lynch und ich uns begegnet. Da habe ich verstanden, dass er eigentlich Maler ist. Er ist fast durch Zufall zum Film gekommen, durchs Experimentieren mit Projektionen. Als Filmemacher ist er ein internationaler Star und in der Malerei steht ihm das auch zu, und da kommen wir auch gerade ein Stück weiter. Was verbindet Sie mit David Lynch? Er ist ein ganz toller Mensch, und dann natürlich die Arbeit! Bei ihm gibt es sehr viele für mich interessante Bezugspunkte, zum Beispiel Max Ernst und diese surrealistische Ebene, das sieht man ja in seinen Filmen, wo Sachen entstehen, die es nicht gibt. Dann fasziniert ihn auch sehr Francis Bacon, das Spiel mit der Verzerrung. Malerisch ist Lynch total experimentierfreudig, da gibt es unglaubliche Bilder, Aquarelle und Zeichnungen.

Wann hat ein Künstler es verdient, dass man sagt: "Das ist ein Maler!"? Ich glaube, dass der wesentliche Punkt ist, dass ein Künstler die Malerei schätzt und auch frühere Maler schätzen kann. Das ist, glaube ich, ein wichtiges Merkmal. Dass er in einer Tradition steht. Ein Beispiel: Mein Künstler Peter Schuyff, der Neo-Geo mitentwickelt hat und sehr geometrische, verzerrte und nach Fantasie verdrehte Muster malt, verbringt, wenn er in München ist, ganze Tage in der Alten Pinakothek. Wenn er jemanden treffen will, bestellt er ihn dahin. Wenn man Schuyffs Werk kennt, kann man sich gar nicht vorstellen, dass er so verbunden ist mit dieser alten Kunst, speziell der Renaissance. Als jemand, der sein ganzes Leben in den Dienst der Malerei gestellt hat, würde mich interessieren, was für eine Meinung Sie von Design haben? Zunehmend eine Hochachtung. Ich würde sagen, in meinen frühen Jahren hätte ich es eher mit dem Ornamentieren von Gegenständen verbunden aber wenn ich mir bestimmte Arbeiten anschaue, auch die Sessel von Dieter Rams, auf denen wir sitzen, und die ich mir schon früh angeschafft habe, ist Design schon sehr prägend in unserem Alltag. Aber mit der Frage der Ebenbürtigkeit zwischen Kunst und Design, da tue ich mir schwer. Wenn es angewandt ist, ist es einfach angewandt. Dann dient es einem Zweck, Malerei ist zweckfrei. Insofern ist da immer eine Diskrepanz. Design ernstnehmen und schätzen, das kann ich aber sehr wohl. Vielen Dank für Ihre Zeit.


Interview | Karl Pfefferle

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Foto: Daniel Breidt

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Beton-Kultur | Villa Rocca

Beton hat einfach Kraft, man merkt, dass viel in ihm steckt. Der gesamte Herstellungsprozess ist voller Energie, geprägt von handwerklicher Hingabe, technischer Finesse und persönlicher Erfahrung. Meine Kunden bringen mir das Vertrauen entgegen und legen das „Gelingen“ ihres Auftrags in meine Hände. Dieses Vertrauen ist für mich der schönste Lohn. Christian Egenter

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Interview | Lodenfrey

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Auf der sicheren Seite des Stils.


Interview: Paul Wagner, Fotos: Daniel Breidt

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175 Jahre – das ist eine enorm lange Zeit. Wenigen deutschen Unternehmen ist es wie Lodenfrey gelungen, sich so beharrlich immer wieder neu zu erfinden, Krisen als Chance zu begreifen und allen Wandlungen zum Trotz doch ganz bei sich selbst und seinen Werten zu bleiben. Mit RalphMichael Nagel, zusammen mit seinem Bruder York Thomas Nagel Hauptgesellschafter von Lodenfrey, und

Markus Höhn, geschäftsführender Gesellschafter, ist seit vielen Jahren ein kongeniales Team an der Unternehmensspitze, das aus der ehemals etwas in die Jahre gekommenen Marke eines der besten deutschen Modehäuser geschaffen hat, weltbekannt für sein Angebot an exklusiven Trachten und bei Menschen mit Anspruch geschätzt für seine große Auswahl an erstklassiger Highend-Fashion.


Herr Höhn, Herr Nagel, wie überrascht Lodenfrey einen Kunden, der das Haus zum ersten Mal betritt? (Markus Höhn) Was er sofort fühlen kann, ist eine entschleunigende, sehr angenehme Atmosphäre, mit einem kraftvoll roten Teppich, der untypisch für ein normales Modekaufhaus ist. Im zweiten Schritt wird dieser Kunde durch die Ware überrascht. Man hat ja vorne die etwas traditionellen Türgriffe und auch die Arkaden sehen nach Klassik aus, aber dann kommt man rein und findet gleich vorne Mode von Maison Margiela Paris und Desquared2. Dieser Bruch, finde ich, ist eine echte Überraschung.

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Wie gelingt dann dieser Bogenschlag zwischen 175 Jahren Tradition und dem Anspruch von Mode, Trends zu setzen und zeitaktuell zu sein? (Markus Höhn) Ich glaube, er ist Lodenfrey dadurch gelungen, dass wir uns 175 Jahre lang immer wieder neu erfunden haben. So ganz viele haben es ja nicht geschafft, so ein Alter zu erreichen, gerade im textilen Einzelhandel. Da ist die Frage schon berechtigt: Wie kommt das eigentlich, dass Ihr noch da seid? Wenn man die Zeit Revue passieren lässt und sieht, was Lodenfrey schon alles gemacht hat und schon alles war, dann sieht man, dass Lodenfrey immer wendig blieb und alles dran setzte, auf der Höhe der Zeit zu sein. Wir waren zum Beispiel einer der größten deutschen Textilproduzenten, mit einem für die damalige Zeit, Ende des 19. Jahrhunderts, sehr innovativen Versand-Konzept, über das man die Ware, die man produzierte, auch gleich selber verkaufte. Wir sind sehr früh mit unserem Onlineshop gestartet, was viele, die ein ähnliches Format betreiben wie wir damals, auch nicht gemacht haben. Dazu kommt dann, durch unser Alleinstellungsmerkmal, die Kombination von Fashion und Tracht, mittlerweile so etwas wie ein Kultstatus. Das ist ja ein Riesenspagat, den wir machen: Wir verkaufen ein Dirndl, und wir verkaufen Maison Margiela, das gibt es ja weltweit nicht noch mal. Wenn man das heute als Business-Konzept entwickeln würde, hieße es ganz sicher: Dieses Konzept hat keine Chance. Es sind einfach diese Besonderheiten, die Lodenfrey ausmachen. Wie weit reicht der Ruf von Lodenfrey inzwischen? (Ralph-Michael Nagel) Dafür, dass wir eigentlich nur ein lokaler Player sind, genießen wir weltweit einen sehr guten Ruf und gehören zu den bekannteren deutschen Marken. Wir haben viele amerikanische Kunden, vornehmlich von der Ostküste, aber auch Russen und viele andere Nationen. Nicht nur die Kunden strömen, wir haben – und das war früher nicht so – jedes Jahr zwischen 600 und 700 junge Leute, die bei uns anfangen wollen. Die, die dann genommen werden, sind natürlich voll dabei und setzen sich ein. Ich bin davon ganz begeistert. Das spürt auch der Kunde, der kommt gerne wieder. Und unsere Kunden sind ja anspruchsvoll, nicht nur was die Kleidung betrifft, sondern auch was die Bedienung, die Beratung, den Service, einfach die Art, wie man behandelt wird, angeht. Die Ansprüche, besonders in München mit seiner Kaufkraft, steigen jedes Jahr. Unsere Kunden reisen viel in der Welt herum, sehen viel und kennen viel, dem müssen wir gerecht werden, und das tun wir auch. (Markus Höhn) Unsere Kunden kennen die besten Häuser in London, New York oder Mailand, und sie vergleichen uns in dieser Liga. Die Kunst besteht für uns darin, diese anspruchsvollen Kunden unaufgeregt zu behandeln, formvollendet und mit sehr guten Dienstleistungen. Wir haben ein Schnelländerungsatelier, wir liefern natürlich in die Hotels, wir kommen auch nach Hause, wenn es erforderlich ist. Wir machen für unsere Kunden eine ganze Menge möglich. Wir sind zwar nicht Harrods in London, wir sind ja viel kleiner, aber wir haben den Anspruch, in der gleichen Liga wie Harrods zu spielen. Nur eben in München.

Vor Kurzem durfte man sich über sehr besondere SchaufensterFarbinstallationen bei Lodenfrey freuen. Der holländische Künstler Steven Aalders gab mit seinen "Frames" aus transparenten Rahmen und Quadraten in sechs kraftvollen Farben den Schaufenstern und der präsentierten Mode eine ganz neue Tiefe. Welche Rolle spielen die Schaufenster bei Lodenfrey? (Markus Höhn) Ich glaube schon, dass wir mit unseren Fenstern immer etwas anders sind, als das hier gemeinhin in München stattfindet. Wir versuchen Aufmerksamkeit zu erzielen, indem wir auch mal einen Bruch machen, über die Kunst oder die Fotografie. Steven Aalders war begeistert, dass er so ein Kunstkonzept auch mal in einem Haus wie dem unseren umsetzen konnte und nicht immer nur in Galerien. Kunst wird auch in Zukunft immer dann eine Rolle bei uns spielen, wenn uns etwas Gutes vor die Flinte läuft. Dann machen wir das gerne. Herr Nagel, wie fühlt es sich an, wenn man ein Unternehmen übernimmt, das schon 175 Jahre existiert? (Ralph-Michael Nagel) Ganz normal. Man wächst damit auf und weiß: Irgendwann ist man dran. Man wurde entsprechend vorbereitet. Aber der wesentliche Punkt bei der Mode ist, ob man Talent dafür hat. Markus Höhn hat da einen noch schärferen und besseren Blick als ich. Mein Talent war es, die richtigen Leute zu finden. Bei Markus Höhn habe ich sehr schnell gemerkt, dass das einfach sehr gut zusammenpasst, also haben mein Bruder und ich ihn gerne am Unternehmen beteiligt. Aus der heutigen Perspektive muss ich schon sagen, dass ich mich fast gewundert habe, dass Du bei uns eingestiegen bist, Markus. Lodenfrey war damals schon ein wenig bieder (lacht). (Markus Höhn) Ja, das stimmt. Ich war bei Peek & Cloppenburg im Zentraleinkauf, war jung, bin in die Welt gereist, und einige meiner Bekannten sagten dann schon: "Also, Mensch, Lodenfrey ist doch schon ’ne leicht verstaubte Kiste." Das kann man so sagen, ohne jemand zu nahezutreten. Aber schon beim ersten Gespräch, beim ersten Betreten des Hauses, hat sich das besonders angefühlt. Als Ralph-Michael und ich uns dann kennenlernten, da war die Entscheidung schnell gefallen. Hatten Sie beide damals schon diese neue Vision von Lodenfrey? (Ralph-Michael Nagel) Nein. Es mussten strukturelle Veränderungen gemacht werden, die Geschäftsführung wurde auf uns beide verschlankt. Das gab uns die Möglichkeit, auch mal aus der Hüfte zu schießen. (Markus Höhn) Das war damals wichtig, wir mussten ein paar Entscheidungen schnell treffen, und dann haben wir uns auch tatsächlich schnell entschieden zu sagen, wir wollen das Top-Haus in München werden … (Ralph-Michael Nagel) … in Deutschland. (Markus Höhn) Ja, stimmt. Wir haben von Anfang an groß gedacht. Im nächsten Schritt haben wir dann viel investiert, und ich sage ganz ehrlich, als der 11. September 2001 kam und 2008 die Lehmann-Pleite, da habe ich auch ein paar Nächte nicht gut geschlafen. Plötzlich stimmte das Umfeld nicht mehr, die Leute gingen nicht mehr auf die Wiesn. Aber dennoch haben wir unseren Weg nach oben sehr konsequent verfolgt, diesen Plan, das erste Haus am Platz und natürlich auch in Deutschland zu werden. Wann hat man dieses Ziel erreicht? Wann ist man dann das erste Haus am Platz? (Markus Höhn) Heute bekommt man keine Ware mehr exklusiv, es gibt neben einem immer wenigstens einen Monobrand-Store oder drei, vier Mitbewerber, die die gleiche Ware führen. Also musste das Ziel sein, dass der Kunde Armani oder Zegna hier bei


Interview | Lodenfrey

uns kauft. Das ging einmal über das Ambiente, das wir geschaffen haben, die Art der Präsentation der Ware, dann über bestens geschulte, sehr motivierte Mitarbeiter, die bei uns außergewöhnlich gut, engagiert und mit viel Spaß beraten. Viele unserer Kunden haben übrigens ihren speziellen Lodenfrey-Verkäufer oder Verkäuferin, bei denen sie immer wieder einkaufen und schätzen sie als ehrliche Sparringspartner ins Sachen Mode. Und schließlich haben wir viele Klinken geputzt, um Lodenfrey wieder für internationale Designerlabels attraktiv zu machen, was eine Weile nicht der Fall war. Lodenfrey hatte zwar damals früh angefangen mit italienischen Herstellern, aber dann kam eine Delle, und diese Marken haben uns nicht mehr beliefert. Gerade am Standort München gibt es einen harten Wettbewerb, weil natürlich jeder die Topmarken haben möchte. Wo liegen die Herausforderungen für die Zukunft? (Markus Höhn) Wir wollen unsere Omni-Channel-Strategie noch weiter ausbauen. Der Kunde möchte bestimmen, wo, wann und wie er auf unsere Ware zugreifen kann, online, stationär im Haus oder über Click&Collect. Das ist eine Riesenherausforderung für jemanden, der aus dem stationären Handel kommt, aber wir sind da schon auf einem guten Weg. Wie bereits erwähnt haben wir einen starken Online-Shop, wir haben das Thema Click&Collect installiert, das heißt, der Kunden kann online bestellen und die Ware bei uns im Hause abholen. Wir merken, dass unsere Kunden das alles auch in Anspruch nehmen und erwarten. Sind das Kunden, die schon im Haus waren, die die Beratungskultur schon kennengelernt haben? (Markus Höhn) Sowohl als auch. Unser Online-Angebot ist eine Möglichkeit, Kunden zum Beispiel aus Hamburg und Düsseldorf, die vielleicht über das Thema Tracht auf uns stoßen, damit zu überraschen, dass wir auch Highend-Designermode anbieten. Die kommen dann auch bei uns vorbei, wenn sie mal in München sind. Online ist ein großes Schaufenster für uns, mit dem wir bundesweit auf uns aufmerksam machen können. Das hilft uns sehr. (Ralph-Michael Nagel) Loden und Tracht machen ja nur etwa 15 Prozent unseres Umsatzes aus. Aber sie sind unser USP, unser Alleinstellungsmerkmal. Darüber hinaus stehen wir für Stilsicherheit in beiden Bereichen, bei der Tracht und bei der Mode. Wir sind eingebunden in die Stadt München, auch durch diese Immobilie, ähnlich vielleicht wie es Dallmayr in seinem Bereich ist. Das ist doch schön.

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Danke für das tolle Gespräch.

Lodenfrey München am Dom lodenfrey.com Maffeistraße 7 80333 München T +49 89 21039-0 info@lodenfrey.com


Fashion-Kultur | Aeance

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Weniger. Aber besser. Anspruchsvoller Minimalismus, zurückhaltender Luxus. AEANCE ist aus dem Streben nach der perfekten Symbiose von Design, Funktionalität und ökologischer Nachhaltigkeit entstanden. Alle Teile der Kollektionen sind mit modernster Technologie in Europa gefertigt. Hochwertigste Stoffe kommen aus der Schweiz, Italien und Neuseeland und erfüllen strengste ökologische Standards wie bluesign® und OEKO-TEX®. Höchster Komfort und zeitloser Stil für jede Situation des modernen Lebens.

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Fotografie-Kultur | Daniel Breidt

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Fotografie-Kultur | Daniel Breidt

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"If you invest in beauty, it will remain with you all of the days of your life" Frank Lloyd Wright

Daniel Breidt Interior Photography www.breidt.com daniel@breidt.com M: +49 (172) 8553885

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Fashion-Kultur | YOU ARE HERE

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YOU ARE HERE Urban Outdoor Fundamentals Shop at yah.earth Auf Wunsch versenden wir gerne Swatches an Handel und Presse: hello@yah.earth

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THE LUXURY OF GOING OUTDOORS. Das neue Münchner Label YOU ARE HERE entwirft zeitlose, funktionale Tees und Pullover aus Merino, mit den höchsten Ansprüchen an Machart, Natürlichkeit und Verantwortung. Sie sind ein bewusstes Statement exklusiver Reduktion, besonderer Farben und alter Handwerkskunst. Sie sind Urban Outdoor Fundamentals. Geboren wurde YOU ARE HERE in einem kleinen Lachsfluss kurz unterhalb des Nordkaps, in der Welt des Fliegenfischens, der wohl elegantesten und anspruchsvollsten Art, Fisch zu jagen. Durch seine besondere Technik ist Fliegenfischen eine Symbiose aus Aktivität und Ruhezustand. Es ist ein Sport, bei dem natürliche Bewegungsabläufe und die richtige Regulierung von Wärme und Körperfeuchtigkeit nicht nur ein Schlüssel zur Zufriedenheit sind, sondern auch zu einem der schönsten Zustände, nach denen man streben kann: Flow. Das Ergebnis ist eine kleine, echte Conscious Collection mit einmaligen Strickqualitäten und faszinierenden Naturfarben, die sich in ihrer Fokussierung auf ganzheitliche Qualität an Menschen richtet, die wissen wollen, was sie tragen, woher es kommt und wie es entstanden ist. ORGANIC - Gestrickt aus feiner Merinowolle aus kontrollierter biologischer Tierhaltung (kbT) NATÜRLICH - Echt naturgefärbt mit Pflanzenfarben wie Isatis Tinctoria oder Reseda Luteolea (GOTS / IVN best) REIN - Ausgerüstet ohne schädliches Chlorin TRANSPARENT - Zuhause in München, naturgefärbt in Wien, gestrickt auf der Schwäbischen Alb TRADITIONELL - Gestrickt auf seltenen Rundstrickstühlen aus den 20ern bis 60ern

Fotos: Derek Henthorn

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Taschen-Kultur | LivaLike

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Foto: Joachim Baldauf

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Fotografie-Kultur | Sebastian Stiphout

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Interview | Stefan Vogdt

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Gute KĂźnstler wissen das.


Galerie der Moderne Kurfürstenstraße 5 80799 München T:+49 (89) 271 68 57 info@galerie-vogdt.de Aktuelle Ausstellung vom 09.02. bis 15.03.2018 Ena Oppenheimer // Change of State.

Herr Vogdt, wo liegt denn eigentlich der Unterschied zwischen Design und Kunst? Die Kunst muss sich ständig neu erfinden. Das Design auch. Gutes Design und gute Kunst haben beide einen hohen künstlerischen Anspruch. Kunst und Design ergänzen sich, bekämpfen sich, schützen sich, schaden sich. Es gibt alle Schattierungen. Die Grenzen sind fließend. Für mich ist aber die Frage: Was macht das Design mit dem Bild, das da hängt? Das Design ist der Rahmen für die Kunst, es ordnet sich der Kunst unter. Die Kunst ist der Chef. In einem gut eingerichteten Haus ist das Verhältnis von Design zur Kunst so, dass das Möbel die Kunst ergänzt. Kann ein Designer auch Künstler sein? Kann man die Bereiche Design und Kunst klar trennen? Nein, es schwankt hin und her. Der ehrliche Designer ist ein Designer und kein Künstler. Der ehrliche Architekturfotograf ist ein Architekturfotograf und kein Künstler. Ich finde, dass sich der Designer um die Funktion kümmern muss. Ein innenarchitektonischer, ein architektonischer Fachmann ist. Und das trennt eben. Deshalb ist es dann keine freie Kunst. Aber es gibt Ausnahmen. Manche Designer sind sehr künstlerisch. Es gibt die Skala vom wenig künstlerischen zum sehr künstlerischen Designer. Ron Arad z.B. ist ein Designer, der die Grenze überschritten hat. Was sowohl beim Design als auch bei der Kunst wünschenswert ist. Er ist ja auch Architekt – ein interessanter Außenseiter. Meine Frage ist, wie verhält sich das Design zur Kunst? Schlechtes Design zur guten Kunst? Gute Kunst zu schlechtem Design? Das geht beides nicht. Man muss einfach etwas davon verstehen, wenn man sammelt.

Interview: Paul Wagner, Foto: Daniel Breidt

Die Klammer ist die Architektur? Die Architektur ist ja im Grunde auch Design. Ein Haus ist Design. Die Architekten des Bauhaus – Mies van der Rohe, Le Corbusier – machten gutes Design, das die Kunst untermalt hat. Das waren Möbel, die waren cool und die passten zur Kunst.

In den Räumen der Galerie der Moderne von Stefan Vogdt, die er gemeinsam mit seiner Tochter Felicitas führt, können sich Kunst und Design nicht entkommen. Erstklassige Werke aus Malerei, Fotografie, Skulptur und Glaskunst treffen auf Design-Objekte von großen Gestaltern wie Ron Arad, Alvar Aalto, Le Corbusier und vielen anderen. Man sieht sofort: Vogdt ist kein Freund von White Cubes, er legt Wert auf innenarchitektonische Situationen, die Kunst und Design miteinander in Beziehung setzen, und er betont, dass das nicht jeder kann – und dieses Können auch schon wieder eine Kunst ist.

Wie war das bei Ihnen? Sie stellen Architektur, Fotografie, Design und Kunst aus. Wie kam es zu dieser Entscheidung? Wir haben 800 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Das ist viel. Wir existieren schon seit 40 Jahren und das, weil wir Design und Kunst kombinieren. Das trifft sich auch mit meiner Einstellung, die auch die Einstellung des Museum of Modern Art in New York ist. Meiner persönlichen Meinung nach ist das Zusammenwirken und Zusammenstellen von Design und Kunst etwas Spannendes, das gekonnt sein muss, was aber auch die Voraussetzung für ein sich Verhalten von Kunst und Design in einem Haus ist, bei einem Menschen zu Hause. Bei mir kommt man rein und jeder sieht sofort: diese Skulptur passt zu diesem Stuhl – ein Besucher soll sich damit auseinandersetzen. Das ist meine Auffassung. Mir macht das auch Spaß. Ich sehe auch mit Freuden diese Fäden von Design und Kunst zusammengehen. Für mich ist das das Größte. Im Grunde genommen kann man es ja anders sehen. Unter Umständen ist ein Stuhl in einem Raum schon selbst eine Skulptur, er bespielt den leeren Raum. Da hängt ein Bild, das steht ein Stuhl… sogar die Zwischenräume innerhalb dieser Design- oder Kunstobjekte könnte man als ergänzende Skulpturen im Raum sehen. Gute Künstler wissen das. Wie positioniert man ein Möbel, wie positioniert man das Stück Kunst dazu? Wenn man einen Raum gestaltet, kann man sich immer nach dem höchsten künstlerischen Maßstab richten. Wenn dies ein Bild, ein Kunstwerk ist, ordnet sich das gute Design unter und hebt das Kunstwerk unterstreichend hervor. Danke für das spannende Gespräch, Herr Vogdt.

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Ena Oppenheimer www.enaoppenheimer.de

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I sit, a stone in the hand inside is outside, outside becomes inside. the stone loses its hardness, passes it to me. my hand, my arm turn to stone, then everything the other way around. a change. what is body, what is external? i perceive the stone to be a part of me. it’s part of my world because i’m holding it. my world is in motion. it’s pulsing. to become and fade away. the stone also lives. through me. then i die and begin anew. ENA, Memories of 1976


CHANGE OF STATE STEFAN VOGDT / Galerie der Moderne 09.02.2018 - 15.03.2018

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Portraits: RuppenEntwien , Werkabbildungen: Ena Oppenheimer

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DARK MATTER SERIES Nach derzeitigen Erkenntnissen ist nur etwa ein Sechstel der Materie sichtbar. Die Dunkle Materie ist eine postulierte Form von Materie, die nicht direkt sichtbar ist, aber Ăźber die Gravitation wechselwirkt. Die Natur der Dunklen Materie ist eine wichtige offene Frage der Kosmologie.


Schmuck-Kultur | Isabella Hund

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Armreif NUR BLECH 1999


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Isabella Hund gallery for contemporary jewellery www.isabella-hund.de

Fotos: H. Hansen

9. März - 2. April 2018 the best of ulla + martin kaufmann

Armreif MARRIT, 2004


Fashion-Kultur | VOR

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MAY THE VORs BE WITH YOU


VOR Made in Germany www.vor.shoes Schraudolphstr. 10 80799 München info@vor.shoes

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Architektur-Kultur | Neutard Schneider

R8a Ein weißer Würfel für eine Familie auf einem eingewachsenen Rückgrundstück in München. Im Inneren kontrastiert der rohe Beton zu geöltem Eichenholz und weißen Schreinermöbeln. Tiefe Sitzfenster rahmen den Blick ins Grüne.

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Neutard Schneider Architekten Partnerschaft MBB www.neutardschneider.com Hans-Mielich-StraĂ&#x;e 1a 81543 MĂźnchen T: +49 (89) 64293112 F: +49 (89) 64293114 info@neutardschneider.com


Interview | Dr. Angelika Nollert

Design will die Gesellschaft verändern. 110


Interview: Paul Wagner, Foto: Daniel Breidt

Frau Dr. Nollert, gleich zu Beginn eine schöne Koinzidenz: Die Neue Sammlung, die früher im gleichen Gebäude wie das Bayerische Nationalmuseum untergebracht war, wurde 1925 gegründet. Das gleiche Jahr, in dem auch das Bauhaus nach Dessau übersiedeln musste … Ja! Die ersten Inventarlisten zeigen, dass die Neue Sammlung damals direkt dort vor Ort angekauft hat. Das ist sehr schön und für seinerzeitige Verhältnisse ungewöhnlich, da unser Haus sich vom Sammlungsaspekt her immer auch zeitgenössisch verstanden hat. Andere Häuser im Bereich der angewandten Kunst, etwa das Victoria and Albert Museum in London oder das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg, beides fantastische Häuser, haben immer schon auch rückbezogen gesammelt und fußen auf historischen Sammlungen, ihr Bestand reicht bis in die Antike. Die Neue Sammlung dagegen war seit ihrer Gründung zeitgenössisch orientiert und hat einen anderen programmatischen Anspruch.

Die Münchner Pinakothek der Moderne ist ein sehr besonderer Bau. Gleich vier Museen haben hier, Betonwand an Betonwand, ihre Heimat gefunden. Die Staatsgemäldesammlung, das Architekturmuseum, die Graphische Sammlung und das Designmuseum, die sogenannte Neue Sammlung. Diese bietet einen einzigartigen Überblick über viele Jahrzehnte Designgeschichte. Die Direktorin der Neuen Sammlung, Dr. Angelika Nollert, ist eine international renommierte Kunsthistorikerin und Designexpertin. Einer der Schwerpunkte ihrer Arbeit liegt auf der zeitgeschichtlichen Einordnung von Design in gesellschaftliche Strömungen und Entwicklungen. Design ohne den Anspruch, Gesellschaft verbessern zu wollen und nachhaltig zu sein, kann für Nollert kein gutes Design sein.

Hier im Haus lebt das Design mit der Architektur in schöner räumlicher Nähe zur Kunst. Der Kunsthistoriker und Kurator Hubertus Butin schrieb vor ein paar Jahren in der F.A.Z.: "Die Mauer ist eingerissen. Die Grenze zwischen Kunst und Design existiert nicht mehr." Trifft das zu? Ich schätze Hubertus Butin, und allgemein betrachtet würde ich sagen, er hat recht. Aber ich denke, man muss zur Frage des Verhältnisses zwischen Kunst und Design sehr genau abwägen. Die freie Kunst ist von ihrem Herkommen her ganz anders definiert als die angewandte Kunst, respektive das Design, dennoch können sich die Bereiche überlappen. Ein Beispiel: Wir hatten vor Kurzem eine Ausstellung mit der Keramikerin Beate Kuhn. Kuhn kommt aus dem angewandten Bereich der Gefäßkeramik, aber das, was wir jetzt sehen, sind Objektskulpturen, und damit handelt es sich eigentlich schon um freie Kunst. Kuhn ist eine Keramikerin, die handwerklich und im angewandten Sinne gelernt hat, Gefäße und Vasen zu schaffen, später aber arbeitete sie objekthaft. Ich glaube, diese Ausstellung könnte sinnvoll auch in einem Museum für freie Kunst gezeigt werden. Dann gibt es natürlich auch Positionen, die aus der freien Kunst kommen. Ein Tobias Rehberger, ein Jorge Pardo, eine Pae White, ein Jim Isermann, ein Liam Gillick, sie haben auch Tische, Bänke, Inneneinrichtungen und Interiordesign geschaffen – dennoch würde ich sie nicht als Designer bezeichnen. Design ist prinzipiell industriell gefertigt, wird prinzipiell in höherer Stückzahl produziert und hat prinzipiell eine Benutzbarkeit, es macht sich einem Zweck dienstbar. Im Gegensatz zum Design beschreibt das Kunsthandwerk das manuell Gefertigte und das Unikathafte. Trotz der Entgrenzungen zwischen Kunst und Design bzw. Kunsthandwerk würde ich übrigens nicht sagen, dass es eine neue Berufsgruppe gibt, etwa die Kunst-Designer oder die Design-Künstler – die Vertreter beider Richtungen kommen vielmehr aus ihren jeweiligen selbstgewählten Bereichen heraus. Ein Künstler kann Unikate und Editionen machen, ein Designer kann Massenprodukte gestalten oder auch kleine Auflagen herstellen. Es gibt den aktuellen Trend im Design, massenproduzierbare Dinge zu individualisieren. Steelcase hat mit "LessThanFive" einen Leichtgewichts-Konferenzstuhl aus Karbon herausgebracht, den Sie als Käufer customized bestellen können, das heißt, Sie können über ein Computerprogramm selbst eine spezifische Lackierung bestimmen. Eine Definition von Design beruht auf der mantrahaft wiederholten Formel "form follows function". Es gibt ja auch Designer, die sich mit der reinen Zweckorientierung nicht mehr zufriedengeben, sondern sie bewusst zu überschreiten versuchen. Dieses Mantra kommt schon aus der Idee einer Arts-and-CraftsBewegung, dann aus der Bauhaustradition bis hin zur Ulmer Hoch-

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schule für Gestaltung. Seinerzeit war es eine Auflehnung gegen den schlechten Geschmack des Historismus. Man sah, dass sich die Industrie immer weiterentwickelte und fragte sich, wie man es schaffen könne, für die Möglichkeiten industrieller Herstellung adäquate gute Formen zu entwickeln. Diese Objekte sollten auch preiswert sein, damit sie sich möglichst viele Menschen leisten konnten – was leider vielfach nicht umgesetzt wurde. Die Gestaltung wurde reduziert, man hat Grundformen eingesetzt, man hat das Ornament weggelassen. "Form follows function" und später das Credo der "Guten Form" ist etwas, das uns bis heute prägt. Man erwartet von Gebrauchsobjekten eine Zweckform und Funktionalität. Ein Konstantin Grcic ironisierte diese Haltung im Titel seiner Ausstellung für die Neue Sammlung. Er nannte sie nach dem Kinofilm "The Good, the Bad and the Ugly" und fragte: Wer definiert eigentlich, was die Gute Form ist? Wer legt fest, was das Schlechte und das Böse ist? Auch die italienische Designbewegung "Memphis" mit Ettore Sottsass und Alessandro Mendini haben sich mit ihren farbenfrohen und verspielten Entwürfen gegen dieses Dogma der Guten Form aufgelehnt und gefragt: warum darf ein Tisch, ein Sofa nicht auch bunt und lustig sein? Gestaltungsideen basieren auch häufig auf der Entwicklung neuer Werkstoffe, die neue Möglichkeiten boten. Thonet entwickelte ein Verfahren, Holz zu biegen und erfand das für sie typische Bugholzmöbel. Im Bauhaus arbeitete man mit gebogenem Stahlrohr an neuartigen Möbelformen, mit Kunststoff wurden in den 60er Jahren homogene Formen möglich wie die berühmten Stühle von Verner Panton. Heute ermöglicht Karbon hauchdünne und gleichzeitig stabile Formen wie die Schaukel-Liege von Ron Arad.

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Sie sagten, der Designer ist von seinem Ursprung her ein Designer, der Künstler ein Künstler, auch wenn die Bereiche dazwischen ineinander übergehen. Ron Arad würde das wohl auch erfüllen? Ron Arad ist ein gutes Beispiel. Er würde sich nicht als Künstler verstehen, sondern auf jeden Fall als Designer. Einer, der zwar auch industriell produzierbare Stücke herstellt, die auf dem Markt für kleineres Geld zu bekommen sind. Aber eben auch Kleinstauflagen, die gleich Zehntausende von Euros kosten. Das sind dann Sammlerstücke, die sich der Normalverbraucher nicht mehr leisten kann. Sie haben etwas Skulpturales, sind aber immer noch nutzbar und immer noch unter Design zu fassen. Das ist vielleicht wie bei einem Auto. Da gibt es Modelle, die sind je nach Material oder Seltenheit entsprechend hochpreisig – aber sie sollten auch fahren können. Welche Rolle spielt die Emotion beim Design? Wir leben in einer Zeit, in der das Emotionale sehr stark an Wert gewinnt und auch die Erzählung, das Narrativ wesentlich werden. Aus der Politik wurde ja der Begriff "postfaktisches Zeitalter" geprägt, was signalisiert, dass die Emotion die Ratio vielfach übersteigt. Wenn man sich auf Möbelmessen umschaut, sieht man, dass Holz wieder sehr wichtig geworden ist. Holz ist warm und solide, es arbeitet ein bisschen, man schätzt die gute Schreinerskunst. Wir leben in einer Zeit, wo wir wieder edle Materialien und hochwertige Verarbeitung wertschätzen, Glas, Messing und Kupfer, Tapete und Teppich. Das alles erlebt wieder eine Renaissance. Man richtet sich wieder "gemütlicher" ein, wobei das Gemütliche einen klassischen Anspruch besitzt. Woher kommt so etwas? Ich würde die Behauptung aufstellen wollen, dass die globale Situation damit zu tun hat.Wir haben viele Kriege in der Welt, wir erleben Situationen der Krise, so besinnt man sich wieder auf etwas, das Materialwert besitzt, man investiert vielleicht auch wieder mehr in die eigenen vier Wände. Dies geht einher mit einer großen Liebe zu Retrodesign und Designzitaten. Designklassiker werden

neu aufgelegt wie Mies van der Rohe oder Eileen Gray. Allerdings: Wie in der Mode ist heute im Design eine Vielzahl an Parallelerscheinungen möglich. Auch dies ist typisch für unser Zeitalter. Vor der Pinakothek der Moderne steht momentan ein besonderes Stück Architektur, das Futurohaus des finnischen Architekten Matti Suuronen von 1968. Es stammt aus einer Zeit, in der Design einen umfassenden Anspruch hatte, nämlich Gesellschaft zu gestalten. Was begeistert Sie an diesem Objekt? 1968 ist das Jahr großer Umbrüche und Widersprüche. Die Studentenunruhen, die Ermordung von Martin Luther King und Robert Kennedy. Es ist die Zeit der Aufrüstung schlechthin, man hatte einen gewaltigen atomaren Waffenbestand, man hatte Angst vor einem dritten Weltkrieg, man war mitten im Vietnamkrieg. Andererseits oder gerade deshalb beschäftigte man sich mit Fragen der Freiheit, der Emanzipation, es gab Feminismusdebatten. Man fühlte: Die Gesellschaft muss sich ändern! Dazu kam eine Technikgläubigkeit und eine große Zuversicht in die Entwicklung der Technologie. Denken Sie an das Apollo-Programm zur Mondlandung. Das alles versinnbildlicht das Futurohaus. Es ist aus leichtem Kunststoff gefertigt, man konnte es mit dem Hubschrauber schnell überall hinbringen. Man konnte damit Häuser an Stellen errichten, an denen der Mensch eigentlich nicht wohnen konnte. Das war eine Errungenschaft. Das Futurohaus war technologisch auf dem Zenit seiner Zeit. Das Jahr 1968 war zwar voller Widersprüche, aber man hatte die Vision einer Welt, die man mit Design verbessern konnte. Auch die freie Kunst, die Literatur oder die Musik geben ein Statement zur Welt ab. Das Design aber kann mit seinen Entwürfen direkt etwas für die Gesellschaft tun, die Menschen verändern, einen Beitrag zur Verbesserung der Welt leisten. Das ist etwas, das Design im Gegensatz zu vielen anderen Kunstund Kulturerscheinungen ganz unmittelbar erreicht. Vielen Dank für das Gespräch.


Interview | Dr. Angelika Nollert

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Neue Sammlung Designmuseum die-neue-sammlung.de

Foto: Daniel Breidt

Pinakothek der Moderne Barer Str. 40 80333 MĂźnchen


David_L, 2017

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Licht_1, 2017


Decke_1, 2018

Stahlfront, 2017

RuppenEntwien Fuzzy be praised!

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Metall-Kultur | Weave Art by Thomas Räpke

Weave Art by Thomas Räpke www.weaveart.de Albanistr. 3 81541 München T: +49 (89) 50 22 332


Bilder aus geflochtenem Metall. Messing, Kupfer, Edelstahl, Titan. Die Arbeiten von Thomas Räpke haben Gewicht. Sie werden in einem komplexen und hohe Kräfte erfordernden Prozess aus geprägten und verflochteten Metallbändern geschaffen. Die Oberflächen erhalten ihre einzigartige Struktur durch Feuer und Flamme. Ein spezielles Kantverfahren lässt 3-dimensionale Körper entstehen. Mehrere Wochen vergehen bis ein WeaveArt Kunstwerk abgeschlossen ist. Bei Thomas Räpke entstehen Objekte bis zu einer Größe von 300x200x6 cm.


Holz-Kultur | Schreinerei Josef Eham

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O’gseift is.

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Holz-Kultur | Schreinerei Josef Eham

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So geht in die Puschen kommen auf Bayerisch.

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Holz-Kultur | Schreinerei Josef Eham

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Und so perfekt ist das Finale Dahoam. Kastanie aus der Region. Hier gewachsen, hier gefällt, hier zu einem Traum von Boden verarbeitet.

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Eham Aus anderem Holz. www.eham.de Eckart 24 83734 Hausham T: +49 (8026) 97470 info@eham.de


Architekturkultur | Euroboden

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Architekturkultur in hรถchster Vollendung.


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Seit 1999 errichtet Euroboden als die Architekturmarke unter den Immobilienentwicklern hochwertige Wohnimmobilien in Innenstadtlagen im Dialog mit national und international renommierten Architekten. In der Kolbergerstraße 5 baut Stefan F. Höglmaier mit David Chipperfield ein zeitgenössisches Stadtpalais am Münchner Herzogpark. Der vielfach ausgezeichnete britische Architekt ist bekannt dafür, Architektur auf ihre wesentlichen Qualitäten zu reduzieren, und genießt für seine Bauten weltweit höchstes Ansehen. Am Anfang der Zusammenarbeit stand ein intensiver Austausch über die Fragen: Wie zeigt sich Grandeur heute? Wie verhält sich das einzelne Haus zur Stadt, und wie kann zeitgenössische Architektur in einen Dialog mit historischen Villen treten?


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Als Antwort darauf entstanden die Pläne für Wohnungen, die in Bezug auf Grundrisse, Innenarchitektur und Ausstattung neue Maßstäbe in München setzen: David Chipperfields Entwurf verbindet die Eigenschaften klassischer Altbauwohnungen mit ihren Blickachsen, Flügeltüren und Deckenhöhen sowie langlebigen natürlichen Baustoffen geschickt mit den Qualitäten zeitgenössischer Architektur und einem durchgängigen Gestaltungskonzept: Sorgfältig ausgewählte Materialien, gezielt eingesetzt und handwerklich perfekt verarbeitet, erzeugen einen Gleichklang mit der Architektur und den Proportionen der Räume, der sich ebenso zurückhaltend wie selbstbewusst entfaltet. In der Kolbergerstraße 5 entstehen zwei Townhouses mit eigenem Garten, ein Penthouse mit Dachterrasse und im 2. und 3. Obergeschoss Etagenwohnungen mit bis zu 500 Quadratmeter Wohnfläche, Raumfolgen von bis zu 30 Metern und weiten Sichtachsen in den historischen Herzogpark. Sämtliche Wohnungen verfügen über eine offene Holzfeuerstelle im zentralen Wohnraum, Natursteinbäder und Loggien, deren Glaswände sich komplett öffnen lassen.


Architekturkultur | Euroboden

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Euroboden Architekturkultur www.euroboden.de Bavariafilmplatz 7 82031 GrĂźnwald T: +49 (89) 20 20 86 20 info@euroboden.de


Grill-Kultur | Feuerring

Wegweisend – der Original Feuerring

der Empfehlung aft RoC-Botsch Luzern


Grill-Kultur | Feuerring

Nach der ersten Idee – von Stahlplastiker Andreas Reichlin zeichnerisch umgesetzt – kommt Heiri Gisler in der Ostschweiz ins Spiel. Er ist einer der Besten auf seinem Gebiet, der Blechdrückerei. Zuerst fertigt er die der Zeichnung entsprechende Holzform. Darüber werden die Bleche mittels einer Druckrolle und 12 t Kraft in kaltem Zustand gedrückt. Firma Isenschmid AG in Küssnacht am Rigi ist zusammen mit Andreas Reichlin darum besorgt, für den Grillring die bestmöglichen Stahloberflächen zu erstehen. Für Feuerring werden nur die besten Stahloberflächen ausgesucht und geschnitten und mit dem Original-Stempel unter 30 t Druck geprägt. Geselligkeit und Genuss sind wesentliche Aspekte der Lebensphilosophie rund um den Feuerring. 129

Feuer war über Jahrhunderte das Zentrum gemeinschaftlichen Lebens. Mit dem Feuerring – als moderne Feuerstelle – ist man wieder eingeladen, ganzjährig ringsum zu leben und zu genießen. Atmosphäre und Wärme durch ein inspirierendes loderndes Feuer, das gemütliche Zusammensein mit Freunden und Gästen und vor allem der Blick auf das schonende und gesunde Grillieren hochwertiger Lebensmittel bis hin zur Herstellung kulinarischer Menus ist beim Feuerring wesentlich. Da heißt es: mit allen Sinnen genießen!

Feuerring www.feuerring.ch Tieftalweg 3 CH-6405 Immensee T: +41 (41) 850 70 58


Fashion-Kultur | Sunday in Bed


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Event-Kultur | Agentur Hauer

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Wir bewegen Stars über den Roten Teppich, Fußballgiganten vom Trikot ins Sakko und Herzen im Takt der Musik. Wir bewegen Mundwinkel nach oben, Freudentränen über Wangen und Celebrities von A nach B. Wir bewegen Champagner in Gläser, Köstliches auf Teller und Millionen Menschen durch einzigartige Momente. Wir bewegen uns weiter, denn wir lieben das Schöne, die Feste, die Freude. Wir lieben Emotionen und Augenblicke, die uns berühren. Perfect moments. Forever.


Event-Kultur | Agentur Hauer

Es gibt Veranstaltungen und Ereignisse, die einem einfach im Gedächtnis bleiben. Die hat man immer präsent. Und lässt man die erlebten Bilder vor dem inneren Auge wieder vorbeiziehen, zaubern sie einem, auch noch nach längerer Zeit, ein Lächeln ins Gesicht. Solche Momente sind ein rares Gut. Man bekommt sie nicht auf Knopfdruck. Sie sind ein Geschenk. Auch wenn sie sich in den Augenblicken, in denen man sie erlebt, leicht und schwebend anfühlen, steckt doch unglaublich viel Vorarbeit und Fleiß dahinter. Da braucht es Kreativität, Planung, Organisation, Networking, Überzeugungsarbeit, Budgetkontrolle, die nötige Portion Courage und eine klare, mitreissende Vision. Damit genau dann, wenn es drauf ankommt, alles perfekt ist: Die Location. Die Menschen. Das Feeling. Das Licht. Die Musik. Die Kulinarik. Jedes Detail muss sitzen. Sigrun Hauer ist Spezialistin für solche perfekten Momente. Ihre Fullservice Eventagentur ist eine der renommiertesten in Deutschland und genießt einen hervorragenden Ruf, den sie sich über zwei Jahrzehnte hinweg hart erarbeitet hat. Zum Beispiel mit der Organisation von großen Highlights wie BAMBI, GOLDENE HENNE, ECHO Music Awards, exklusiven Product Launches und Store Openings oder auch privaten Events. An ihren ersten BAMBI erinnert sich Sigrun Hauer immer wieder gerne: "Das waren noch Zeiten! 1988 in Münchens ARRI Kino – mein erster BAMBI war so aufregend! Deutschlands wichtigstes Medienereignis hat für mich bis heute nichts von seiner Faszination verloren und fordert als glamouröses Live Event unsere Kreativität und Expertise jedes Jahr aufs Neue heraus. Wenn das musikalische Intro erklingt, die Scheinwerfer aufleuchten und die Sendung ON AIR geht, bekomme ich immer noch Gänsehaut." Mit anderen Worten: Wenn Sie eine erstklassige Eventagentur mit besten Referenzen suchen, können wir diese hier empfehlen.

Agentur Hauer Eventagentur www.agentur-hauer.de Gärtnerplatz 1 / Rgb. 80469 München T: +49(89) 64 20 513 F: +49(89) 64 20 5151 info@agentur-hauer.de


Gutes Wohnen. Gutes Licht. Gutes Design. Gute Idee, zu Thiersch15 zu gehen.

Thiersch15 Möbel Licht Wohnkonzept www.thiersch15.de Thierschstraße 15 80538 München T: +49 (89) 23 70 87 63


Dental-Kultur | Dr. med. dent. Aimée Beck

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Zahnärztin am Gärtnerplatz Dr. med. dent. Aimée Beck Spezialisiert auf Implantologie (DGI) | Parodontologie | Ästhetik | Kieferorthopädie invisalign® Klenzestraße 24 gegenüber vom Gärtnerplatztheater 80469 München T: +49 (89) 26 55 66 T: +49 (89) 26 84 60 info@zahnarztpraxisbeck.de zahnarztpraxisbeck.de


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NIE WAR ENTSPANNEN SPANNENDER.

www.michel-baeder.de Michel Bäder GmbH • Von-der-Tann-Str. 4 + 6 • 80539 München Tel: 089 5 40 42 47 0 • E-Mail: info@michel-baeder.de


W W W. F R E U D E N H A U S . C O M / P H O T O B Y R O M A N K U H N


14 x GUTES

Thomas Escher Co-Founder des Münchner Lifestyle-Labels "Whytes" www.whytes.co

Eine Million Treffer listet das Digitalorakel, wenn man nach der Wortkombination „weißes T-Shirt“ googelt. Warum nur ist da kein qualitativ hochwertiges Produkt zu einem fairen Preis zu finden? Diese Frage war 2014 der Startschuss für unser Mode-Start-Up „whytes“ und seine Mission: Designing the perfect white T-Shirt. Unterstützt wurden wir dabei von 379 Fashion-Experten aus der ganzen Welt. Nach knapp zweijähriger Entwicklungszeit sind die „whytes“-Shirts seit Anfang 2016 online sowie republikweit in ausgewählten Partnerstores erhältlich. Der körperbetonte Schnitt macht das perfekte weiße T-Shirt zu einem echten FashionStatement für den modebewussten Mann. Qualität Made in Germany. moejo91 Flushing Meadows Madame Bar Scalp Feinkochwerk Süßmund Cafe Jasmin Mezza Via Sobi Cocoa Roosevelt mehr unter www.lust-auf-gut.de

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Die Diewissen, wissen, wo wo die die Guten Guten in München sind sind––unsere unsere Fürsprecher. Fürsprecher.


7x GUTES 7x GUTES Christine Thurner Leidenschaftliche Verfechterin des guten Essens. Thai fresh Cuisine Dallmayr GOP Varite Theater Tagwerk Metzgerei Langwieder See Kirche St. Max Tram fahren

Björn Bertheau und Ulrich Bähring Die beiden Macher von DEUTSU sind Architekten, Designer, Handwerker und Perfektionisten. Müllersches Volksbad Flaucher Haus der Kunst Hofgarten Westpark Hirschgarten Potlatsch

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14 x GUTES Gabriele Eder Brennt für gute Ideen und kommuniziert sie mit Verve für Marken und Unternehmen. Zum Beispiel für die Agentur Hauer für die sie Business Development betreibt. The High Kräuterparadies Lindig Chi Thu Staatsbar Hotel Lux Ninety Days Concept Store Bayerische Staatsoper Eataly Kunsthalle Studio Gusto Bar Herzog Café Vorhölzer Forum Monopteros im Englischen Garten (…und natürlich Agentur Hauer ;)) mehr unter www.lust-auf-gut.de

9x GUTES Tobias Reischle Licht-Designer bei Ingo Maurer und und Vintage-Bike Liebhaber. Goldmarie Cafe Jasmin Goldene Bar Der Laden Lakoula Cafe Vorhoelzer Charlie Restaurant Neulinger, Bäckerei FreudenHaus Optik mehr unter www.lust-auf-gut.de


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ROECKL IN MÜNCHEN

ROECKL-ECK – THEATINERSTRASSE 44 MAFFEISTRASSE 1 | MARIENPLATZ 8 www.roeckl.com


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IMPRESSUM RoC Botschaft München: FREIE RADIKALE Agentur für Markendesign GmbH, freieradikale.de, Paul Wagner, Oliver Diehr Herausgeber: RoC, Frankfurt, republic-of-culture.de | Idee: Thomas Feicht | Erscheinungstermin: Februar 2018 Creative Direction: Oliver Diehr | Copy/Koordination: Paul Wagner, Clemens Dreyer Ausgabe: LUST AUF GUT 113 | Auflage: 20.000

IRechtshinweis: Copyright 2018 FREIE RADIKALE Agentur für Markendesign GmbH. Alle Rechte liegen bei FREIE RADIKALE Agentur für Markendesign GmbH, München. Republic of Culture ist ein eingetragenes Markenzeichen der Republic of Culture Internet und Marketing UG. Auszug und Vervielfältigung nur mit schriftlicher Genehmigung. Für die Beiträge der Teilnehmer liegt jegliche Verantwortung beim Teilnehmer selbst. Der Herausgeber übernimmt keinerlei Verantwortung für den Inhalt oder eventuelle Urheberrechtsverletzungen.




EIN WICHTIGES PRINZIP IM LEBEN: SEHEN UND GESEHEN WERDEN INSPIRED BY OUR PASSION FOR DESIGN www.porsche-design.com/P8478-40Y

Maffeistraße 6 | 80333 München +49 (0)89 26 94 96 67 optik@5hoefe-optik.com www.5hoefe-optik.com


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