w w w. s o n o m aga z i n .d e
Musik für erwachsene Hörer
S E P T E M B E R / O K TO B E R 2 0 1 0
80.000 Ex.
Peter Gabriel geht mit aufregenden Orchesterklängen auf Tour
PHIL COLLINS Comeback mit den Soul-Hits seiner Jugend
Ulrich Tukur
Elı¯na Garancˇa
über Rotwein, Schnaps und nächt liche Abgründe
definiert die Erotik von Georges Bizets „Carmen“ ganz neu
Außerdem: Die neuen Helden von
New Orleans, David Garrett u.a. Und immer: CD-Besprechungen und Tourneedaten aus Pop, Rock, Klassik und Jazz!
Premium-Edition im Digipack CD + DVD
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ROCK SYMPHONIES Noch wenige Restkarten für die große Hallentournee im Oktober und November 2010!!!
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Termine 2011: 18.05.11 Hannover | 20.05.11 Bad Segeberg | 08.06.11 Bremen 12.06.11 Stuttgart | 14.06.11 Wiesbaden | 17.06.11 Ludwigslust 25.06.11 Erfurt | 26.06.11 Dresden | 28.06.11 Halle (Westf.) Tickets und Fanartikel unter www.deag.de
Das neue Album und die neue Live-DVD DAVID GARRETT„ROCK SYMPHONIES“ ab dem 24.September im Handel!
inhalt „Richtig gute Musik hat kein Genre“ – was der rockbegeisterte Klassik geiger David Garrett auf Seite 25 in diesem Heft sagt, mag nicht jedem einleuchten. Aber immer mehr erwachsene Hörer wollen sich bei ihrem Musikgenuss nicht auf eine Richtung beschränken – für sie gibt es nun SONO. Auf die erste Ausgabe von SONO, die Ende Mai erschien, erhielten wir viele positive Reaktionen. Das einhellige Echo: SONO schließt eine Lücke! Die Sommerpause haben wir genutzt, um noch ein wenig an unserem Magazin zu feilen. Um Sie noch besser über all das auf dem Laufenden zu halten, was an Musik aktuell auf CDs erscheint oder auf die Konzertbühnen kommt. Erneut gilt: In SONO kommt es nicht darauf an, wie alt oder jung ein Musiker ist, oder ob er Frack oder Lederjacke trägt – von der 16jährigen Jazz-Hoffnung Nikki Yanofsky bis zum 75jährigen Meisterkomponisten Arvo Pärt findet Berücksichtigung, wer sich seiner Kunst mit Talent und Hingabe widmet. Viel Freude mit SONO und sonomagazin.de
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Thomas Quasthoff
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David Garrett
Ihr Christian Stolberg, Chefredakteur
Seite 4
Lee Ritenour lädt zum Gipfeltreffen der Stargitarristen Seite 28
Phil Collins – sein Comeback mit Soulklassikern Seite 6
Rückblick Die besten Alben des Sommers 2010 Seite 30
Rainhard Fendrich über schwere Seite 8 und kostbare Zeiten
CD - Rezensionen Rock , Pop & Co. Arcade Fire, Brian Wilson, Eric Clapton, Leonard Cohen, Dr.John, Tom Jones, Santana u. a. Seite 32
Trailer
News aus der Welt der Musik
„Die An-Streicher“ – Peter Gabriel und Sting touren mit Orchestern Seite 10 A-ha – das Interview zum Band-Abschied
Seite 12
neue ge sichter
Spark, Lissie, Nikki Yanofsky
Seite 14
Junge Heißsporne mischen die Musikszene in New Orleans auf
Seite 16
Schauspielstar Ulrich Tukur besingt die Abgründe der Nacht Seite 20 Klassikvermarktung mit Humor: Seite 21 „Ich mag keine …“ Thomas Quasthoff über echte und Seite 22 falsche Karrieren
Wie Elina Garanca die Erotik der Seite 24 „Carmen“ neu definiert David Garrett schließt die Lücke zwischen Niccolò Paganini und Seite 25 Kurt Cobain sono - liste
12 „Moderne Klassik“-Ohröffner Seite 26
CD - Rezensionen Kl a ssik Andrea Bocelli, Gidon Kremer, Lang Lang, Gabriela Montero, Rolando Villazón u. a. Seite 36 CD - Rezensionen Ja z z & world Jan Garbarek & Hilliard Ensemble, Vijay Iyer, Manhattan Transfer, Lizz Wright u. a. Seite 38 schat zkiste Neue Boxsets, Serien und Sampler
Seite 40
Mediamix KIno, Bücher, DVDs
Seite 42
Tourneen P op Nokia NIght Of The Proms, Transsiberian Orchestra u. a.; Konzertrückblick: Eric Clapton & Steve Winwood Seite 44
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Lee Ritenour
Tourneen Kl a ssik Lang Lang, Julia Fischer, Hélène Grimaud, Nils Mönkemeyer, Christina Pluhar u. a. Seite 47 Tourneen Ja z z Eivind Aarset, Jan Garbarek, Herbie Hancock, Nils Landgren, Lizz Wright u. a. Seite 49 Promi- Hörer-Steckbrief Olaf Heine, Starfotograf
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Impressum
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E x k l u s i v f ü r Abo n n e n t e n : 16 Seiten SONO plus
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Neue Helden in New Orleans
Trailer
Tim Robbins (l.) beginnt auf seine alten Tage eine Zweitkarriere, U2 (r.) bekamen in Moskau einen Eindruck von russischer Strenge
Vor dem Dakota-Building in New York (o.) wurde einst John Lennon erschossen. Wyclef Jean (l.) wird kaum Präsident von Haiti
Pierre Boulez (l.) ist ganz offensichtlich kein Sprachchauvinist, Reese Witherspoon (r.) soll mal wieder eine Sängerin verkörpern
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as ist ein Debüt, mit dem wir nicht mehr so unbedingt gerechnet hatten: Tim Robbins , der schlaksige, für seine aufrecht liberale Haltung und vor allem seine Rollen in Robert-Altman-Filmen wie „Short Cuts“ und „The Player“ bekannte Hollywoodschauspieler und Oscar-Preisträger, veröffentlicht im zarten Alter von 52 Jahren sein erstes Album als Sänger. Sein Debütalbum wurde von Hal Wilner (erfolgreich u. a. mit Arbeiten für Lou Reed, Marianne Faithfull) produziert, trägt den Titel „Tim Robbins & The Rogues Gallery Band“ und erscheint am 24. September auf dem Label PIAS. Weniger überraschend ist Robbins’ neue Nebentätigkeit, wenn man weiß, dass er als Sohn eines Folksängers im New Yorker Greenwich Village aufwuchs – also in jenem Stadtteil, in dessen Cafés u. a. Bob Dylan, Joan Baez und später Suzanne Vega ihre ersten Sporen verdienten. Im Oktober soll Rob-
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bins Hamburg, Köln und Berlin auch Konzerte mit seinen neuen Songs geben. Auch Yoko Ono befasst sich bekanntlich gern mit Politik. Momentan macht ihr die Resozialisierungspolitik in den USA Sorgen: Die Beatle-Witwe wehrt sich gegen eine vorzeitige Haftentlassung des Lennon-Mörders Mark David Chapman. Chapman, einst zu einer Haftstrafe „zwischen 20 Jahren und lebenslang“ verurteilt, beantragte kürzlich zum sechsten Mal seine Freilassung. Über die muss nun eine Haftprüfungskommission entscheiden. Ono lehnt die Freilassung nach Angaben ihres Anwalts Peter Shukat ab, weil sie sich von Chapman nach wie vor bedroht fühle. Wer als Popmusiker nach Russland reist, sollte sich auf politische Scharmützelchen einstellen – das mussten jetzt auch U2 erfahren: Am Rande des ersten Konzerts der irischen Rockband
auf russischem Boden, Ende August im Moskauer LuschnikiStadion, wurden nach Angaben eines Amnesty-InternationalSprechers fünf Aktivisten der Menschenrechtsorganisation verhaftet, weil sie Flugblätter verteilt hatten. Ein Vertreter der Polizei dagegen sagte, es habe keine Festnahmen gegeben. Es seien lediglich die Organisatoren einer Demonstration vorsorglich auf die Wache geführt worden, „um ihnen zu erklären, dass Konzert und politische Aktionen zwei verschiedene Sachen sind“.
Die zahl
26 % aller im indischen „Nokia Ovi Downloadstore“ heruntergeladenen Songs stammen von Michael Jackson. Ohnehin ist der verstorbene „King Of Pop“ der Künstler mit den meisten legalen Downloads weltweit.
Wer weiß, wie viele politische Querelen ihm erspart bleiben: Rapper Wyclef Jean darf sich nicht um die Kandidatur zur Präsidentschaft in seinem Heimatland Haiti bewerben, weil er die letzten fünf Jahre nicht durchgehend auf der Insel gelebt hat. Ein politischer Optimist scheint der französische Komponist und Dirigent Pierre Boulez zu sein: Er präsentierte sich Ende August in der ZDF-Sendung „Aspekte“ als begeisterter Europäer. Er plädiert sogar für die völlige Abschaffung der Nationalstaaten und tritt für Englisch als Einheitssprache ein. Eine konsequente Rollenpolitik pflegt Reese Witherspoon : Nach „Walk The Line“, wo sie Johnny Cashs Partnerin und spätere Ehefau June Carter verkörperte, wird die (stimmlich durchaus begabte) Schauspielerin voraussichtlich in einem weiteren Musiker-Biopic zu sehen sein. Wie das US-Branchenblatt „Variety“ berichtet, verhandelt sie derzeit über die Hauptrolle in einem Film über die 2002 verstorbene US-Jazzsängerin Peggy Lee.
leserPost Hörtipps für Eingespannte Betrifft: SONO 3/2010
Danke für das tolle Heft! Ich habe es verschlungen und dabei gleich drei interessante CDs entdeckt, die ich mir kaufen werde. Wie sonst kommt ein beruflich und familiär stark eingespannter Mitt40er zu guten Hörtipps? Also: Weiter so!! Bernhard Sohler, Eschborn
Ihre meinung ist uns wichtig! Haben Sie Fragen, Kritik, Anregungen oder Ergänzungen zu den Artikeln in SONO? Dann schreiben Sie uns – die Redaktion freut sich auf ihr Feedback unter post@ sonomagazin.de oder per Post an Inmedia, Redaktion SONO, LucileGrahn-Str. 37, 81675 München
Erfolg dank „Shrek“ Betrifft: Artikel „Tausend Sänger für ein ‚Hallelujah‘“ in SONO
Es ist zwar eine originelle Idee, einen Artikel über die Erfolgsgeschichte einer Komposition zu verfassen, statt immer nur Stars in den Mittelpunkt zu stellen. Einen Punkt hätten Sie aber keinesfalls verschweigen dürfen: Dass nämlich „Hallelujah“ auch im Soundtrack des Films „Shrek“ vertreten war – das dürfte zum Erfolg des Liedes bei der jüngeren Generation doch erheblich beigetragen haben!! Bert Steinicke, Saarbrücken Die Red: Leser Steinicke hat recht.
Vernachlässigte Gattungen Betrifft: Liedermacher in SONO
Ich finde ihr Heft recht informativ, allerdings könnte es nach meinem Geschmack noch mehr über Chansons und Liedermacher enthalten, da diese Gattungen heutzutage in den Medien sträflich vernachlässigt werden. Camilla Linke, per E-Mail
Warum so viel Schwarzweißfotos? Betrifft: Gestaltung von SONO SONO ist eine gute Ergänzung des Zeitschriftenangebots, auch
finde ich die Gestaltung der Seiten angenehm übersichtlich. Allerdings habe ich mich gefragt, warum Sie so viele Schwarzweißfotos drucken. Giselher Mahnkopf, per E-Mail Die Red.: Der in der Tat vergleichsweise hohe Anteil von Schwarzweißfotos in Heft 3/2010 hatte inhaltliche Gründe, so bezog sich beispielsweise ein Artikel explizit auf die frühen Jahre des Eurovision Song Contest, als dieser noch in Schwarzweiß ausgestrahlt wurde
NIcht auf Teenager oder Studenten ausgerichtet Betrifft: SONO im Abonnement Ich habe mich gefreut, dass es nun ein Musikmagazin gibt, das einmal nicht auf Teenager oder Studenten ausgerichtet ist. Meine Frage: Ist SONO auch im Abonnement zu beziehen? Frank Discher, Hannover Die Red.: Ja, SONO ist, in einer um 16 Seiten erweiterten Version, ab sofort auch abonnierbar – bitte beachten Sie dazu die Anzeige auf Seite 51.
Bewundernswert, aber bedauerlich Betrifft: Titelstory in SONO 3/2010r So bewundernswert es ist, dass die große Renée Fleming sich immer wieder in neuen Bereichen erprobt, so bedauerlich, dass wir sie mit den Liedern ihres Pop albums nicht in Deutschland auf der Bühne erleben dürfen. Es wäre doch zu spannend gewesen, diese großartige Sängerin einmal in ganz anderem Ambiente zu hören. Frauke Herwig, per E-Mail
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Phil Collins
„Ich hatte kein Gefühl mehr in den Händen“ Er war der „Mister Überall“ im Pop der 80er und 90er. Doch zuletzt beutelte das Schicksal Phil Collins – Scheidung, Gesundheitsprobleme. Acht Jahre nach seinem letzten Studioalbum meldet sich der Brite mit einem Soul-Nostalgietrip zurück. Interview: Christiane Rebmann
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er Dinemec-Studiokomplex verbirgt sich in einem Industriegebiet im Örtchen Gland nicht weit vom Genfer See. Hier finden Industriepräsentationen und Fernsehaufnahmen statt, hier produzieren aber auch Pop- und Jazzkünstler wie Quincy Jones oder Alicia Keys Teile ihrer Alben. Zuletzt hat Phil Collins in diesen Räumen sein neues Album fertig gemischt. Er wohnt nur zehn Autominuten von hier, in der kleinen Schweizer Gemeinde Féchy. Der Mann, der mit seiner Band Genesis 150 Millionen und solo über 80 Millionen Alben verkauft hat, mit sieben Grammys und einem Oscar ausgezeichnet wurde, hat nach acht Jahren ein neues Studiowerk fertig. Auf „Going Back“ gibt es keine neuen Songs zu hören, sondern Soulklassiker, die der 59jährige in seiner Kindheit und Jugend liebte, wie „(Love Is Like A) Heatwave“ und „Papa Was A Rolling Stone“. Herr Collins, warum haben Sie sich diesmal ausschließlich alten Songs gewidmet?
Weil es die Lieder sind, die meine Jugend begleitet haben. Ich habe mir damals viele Platten von den Labels Motown und Stax gekauft. Ich verehrte Aretha Franklin, Otis Redding, Martha & The Vandellas, The Temptations, Smokey Robinson & The Miracles. Ich war wie besessen von dieser Musik. Viele der Songs lernte ich zuerst als Coverversionen kennen. Denn die Bands, die ich damals im Londoner Marquee Club sah, Bands wie The Who oder The Action, spielten diese Soulklassiker. Ich denke, man muss schon sehr hart
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sein, wenn einen diese emotionalen Songs nicht bewegen. Ihre Versionen klingen sehr nach Phil Collins. Aber trotzdem hat man das Gefühl, auf eine Zeitreise zu gehen.
Ich habe mich bemüht, den Originalsound zu reproduzieren. Von den Gesangsarrangements bis zum Drumsound, alles sollte so klingen wie im Original. Zu 95 Prozent ist mir das gelungen. Wir verzichteten dafür auch oft auf raffinierte
das L i v e - Co m e bac k Premiere in New York Der Veröffentlichung seines neuen Albums „Going Back“ und der Single „Heatwave“ schickte Phil Collins ein gefeiertes Live-Comeback voraus: Bei drei Konzerten im New Yorker Roseland Ballroom (Foto) und einem Auftritt beim Montreux Jazz Festival ließ sich der Brite von insgesamt 18 Sängern und Musikern begleiten, darunter Bassist Bob Babbitt und Gitarrist Eddie Willis von den Funk Brothers, der legendären Motown-Studioband.
Studiotechnik, weil sie diese Art von Sound eher zerstört. Damals hat man ja mit Dreispurbändern gearbeitet. Wir mussten also alles auf Low Fi zurückschrauben. Wenn Sie zuerst mein Album anhören und dann beispielsweise ein traditionell produziertes Hip-Hop-Album, wird Ihnen sofort das Gewummer der Bässe auffallen. Das haben wir alles nicht drin. Sie hatten ja ideale Arbeitsbedingungen. Sie haben recht. Zumindest zuletzt, weil ich das Album hier in diesem Studio abmischen konnte. Das war sehr praktisch, weil ich das Material mit nach Hause nehmen konnte, noch ein bisschen daran herumbasteln und es dann in der korrigierten Fassung wieder ins Studio brachte. Ich habe übrigens auch meine Demos zu Hause aufgenommen. Dafür brauchte ich ein Jahr. Dann nahm ich die Songs in verschiedenen Studios überall auf der Welt auf. Insgesamt war es eine wunderbare Erfahrung. Auch wenn es einige Probleme gab, zum Beispiel mit den Texten. Sie meinen, weil von denen unterschiedliche Versionen überliefert sind?
Einige der Texte waren schriftlich falsch festgehalten worden. Zum Glück gibt es ja inzwischen im Internet Videos von den alten Auftritten. Daran haben wir uns teilweise gehalten. Wir sind ja erstaunt, dass Sie überhaupt ein neues Album aufgenommen haben. Zuletzt war die Rede von großen gesundheitlichen Problemen.
Ja, ich musste meine Wirbelsäule und den Unterarm operieren lassen. Ich hatte kein Gefühl mehr in den Händen. Ich spüre meine Fingerspitzen immer noch nicht. Es wird wohl eine Zeit dauern, bis sich die Nerven regeneriert haben. Im Studio half ich mir, indem ich mir während der Aufnahmen die Drumsticks mit Klebeband an den Händen befestigte. Zum Glück spielte die Band sehr sensibel. Es ist ja eine Jazzband. Nachdem ich mit den Funk Brothers den Song „Standing In The Shadow Of Love“ eingespielt hatte, hörten wir ihn uns noch mal an, und Eddie Willis fragte: „Hast du da die Drums gespielt, Phil?“ Ich antwortete: „Ja, das war ich.“ Und er sagte: „Das klingt verdammt gut, Mann.“ Das war die ganze Mühe schon wert. Sie haben mehrere Wohnsitze. Wo leben Sie gerade hauptsächlich?
Nach der Scheidung von meiner dritten Ehefrau wollte ich nah bei meinen kleinsten Söhnen sein, die jetzt fünf und neun Jahre alt sind. Ich habe mir deshalb hier am Genfer See ein
Dritte Scheidung, Ärger mit der Wirbelsäule und den sensiblen Drummerhänden – aber Mr. Collins steht wieder auf und zieht sich den Schlips zurecht – voller Drang nach neuen Taten
„Man muss schon sehr hart sein, wenn einen diese emotionalen Songs nicht bewegen“
kleines Haus gekauft. Außerdem habe ich ein Apartment in New York, weil dort meine Freundin wohnt. Wie sieht es mit Songschreiben aus? Ich könnte mir gut vorstellen, Songs zu schreiben und aufzunehmen, ohne sie zu verkaufen. Ich würde Musik machen, die keiner hört. Ich habe doch zu Hause ein Studio. Normalerweise läuft das so: Ich schreibe Songs. Dann nehme
ich sie auf und mache daraus ein Album. Dann spreche ich über diese Songs – verstehen Sie mich nicht falsch, mit Ihnen unterhalte ich mich ja sehr gerne. Aber oft ist diese Prozedur eher lästig. Zumal ich dann danach womöglich noch wegen der Musik eins über die Rübe kriege. Neu erschienen: „Going Back“ (Warner), Veröffentlichung: 10. September
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Rainhard Fendrich
Wer ist Jekyll, wer ist Hyde? Im „September des Lebens“ angekommen, sinniert Rainhard Fendrich über Zeitgeist und Vergänglichkeit. Seinem Sinn für Ohrwürmer mit Schmäh hat das nicht geschadet. Von Christian Stolberg
kritische Schreiber, da möchte ich mit meiner Sichtweise dabei sein. Die Spaßgesellschaft hat jedenfalls ausgedient, da ist es auch wieder Zeit für ein paar nachdenklichere Töne.“ Die liefert Fendrich schon in „Pures Gold“, dem Eröffnungsstück des neuen Albums. In dessen Text tauchen ein paar jener Lebensnarben auf, die in Fendrichs Telefonstimme nicht zu hören sind. Schließlich hatte der blonde Beau in den vergangenen Jahren auch die ein oder andere medial ausgeschlachtete private Unbill auszustehen, ob es seine Scheidung war oder der Prozess um seinen Kokainkonsum 2006. In „Pures Gold“ bedankt er sich bei jenen „Engeln“, die ihm die Krisen überstehen halfen: „Im Bild vom Engel verdichtet sich doch der Wunsch eines jeden, der Schutz sucht. Für mich sind Engel schlicht Menschen, die, ohne es zu wissen, wesentliche Rettungsfunktionen in meinem Leben für mich hatten, einfach dadurch, wie sie für mich da waren – und damit ‚Pures Gold‘, der reinste Wert, den man auf dieser Welt haben kann.“
Neue Prioritäten, denn: Seine Zeit wird kostbar
Nicht alle Stücke auf „Meine Zeit“ sind so offen biografisch: „Man kann nicht alles, worüber man schreibt, selbst gelebt haben … Aber wenn ich beispielsweise über ein Zeitphänomen wie die Partyluder schreibe, dann passiert das immer aus meinem ganz subjektiven Blickwinkel heraus.“ Ein aktuelles Thema hat der katholische Internatszögling auf dem eine Stimme klingt charmant wie immer und ihr Besitzer gut Album allerdings bewusst ausgelassen: den Missbrauchsskandal in der gelaunt, als er zum Interview bei SONO anruft. Man möchte katholischen Kirche. „Ich wollte da nicht auch noch aufspringen. Abgesekaum glauben, dass das derselbe Mann ist, der auf seinem neuen hen davon, dass es diese Dinge bei uns im Internat nicht gegeben hat und Album „Meine Zeit“ so nachdenklich-melancholische Töne zum Thema jeder unbesorgt duschen gehen konnte, hat die Aufdeckung dieser VorVergänglichkeit anschlägt. Andekommnisse meinen Glauben nicht rerseits sind darauf auch wieder erschüttert. Um es im jugendlichen diese satirischen, mit bissigem Jargon zu sagen: Jesus Christ ist Schmäh durchsetzten Knaller in immer noch mein Superstar, nur sein Fanclub hat Probleme.“ der Tradition von „Macho Macho“ Ein Leitmotiv aber taucht nicht und „Es lebe der Sport“ – diesmal heißen sie „Bussi Bussi“ und „Parohne Grund im Albumtitel auf: tyluder“. Einmal mehr präsentiert Zeit. „Unser Verhältnis zu unserer sich der Wiener künstlerisch wie Lebenszeit ändert sich ja ständig – Dr. Jekyll und Mr. Hyde, ist gleichin der Jugend wollen wir, dass es zeitig sensibler Chansonnier und endlich losgeht, dass endlich unsere scharfzüngiger Popsatiriker. Zeit kommt. Dann in der Hochblüte „Die Frage ist nur, wer ist der mittleren Jahre merkt man gar Jekyll und wer ist Hyde?“, lacht nicht, wie sie vergeht. Jetzt als 55jähriger, sozusagen im September Fendrich. „Die Sache ist die: Ich meines Lebens, wird die Zeit für schreibe aus unterschiedlichsten Gefühlsregungen heraus, aus traumich kostbarer.“ Das hat zur Folge, rigen genauso wie aus heiteren – dass der Vielbeschäftigte, der ja und entsprechend wechselt auch als Moderator, Schauspieler und die Herangehensweise. Gewisse Musiker gleich drei Karrieren erfolgreich betrieb, seine PrioritäVerlogenheiten in unserer heutigen Gesellschaft lassen sich aber einten neu geordnet hat: „Moderieren fach mit einem gewissen Schmäh möcht’ ich nimmer. Ich fühl’ mich am besten aufs Korn nehmen.“ heute so angekommen in meiner Der Witz ist allerdings mehr Musik und mit meiner Band und denn je Mittel zum Zweck für den meinen Liederabenden in kleiner Österreicher, denn: „Wir leben in Besetzung so wohl, dass für mich einer schweren Zeit“, findet Fenddie Musik in den nächsten Jahren rich. „Diese ganze Reizüberflutung, klar im Mittelpunkt steht.“ das Auseinanderdriften von Reich Nachdenklicher Entertainer: „Wir leben in einer schweren Zeit“, findet und Arm, die Umweltthematik … Rainhard Fendrich. „Die Spaßgesellschaft hat jedenfalls ausgedient!“ Neu: Rainhard Fendrich „Meine Zeit“ (Ariola/Sony Music), Andererseits haben wir damit heute erscheint am 24. September auch einen fruchtbaren Boden für
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verlosung
backstage-le ktü re
Max Mutzke Max Mutzke hat Spass an überraschenden Wendungen, an unerwarteten Entwicklungen. Der einstige Gewinner in Stefan Raabs Castingwettbewerb „SSDSGPS-Show“ und Teilnehmer beim Eurovision-Song Contest (8. Platz 2006 in Istanbul) hätte deshalb sein viertes Album beinahe „Expect The Unexpected“ („Erwarte das Unerwartete“) genannt. Und vielleicht leitet sich aus die-
sem Interesse am Unerwarteten auch sein Faible für überraschungsträchtige Thriller ab: „Ich bin ein echter Bestsellerjunkie“, bekennt der fröhliche Soulmann. „Ich greife auf Tour gern zu typischen dicken Schmökern aus dem Flughafenbuchladen. Stieg Larssons ‚Verblendung‘ hab ich geradezu verschlungen. Wirklich wahnsinnig spannend.“ Mutzkes Album heißt übrigens jetzt doch anders – nämlich „Home Work Soul“ („Drei Dinge, die mir besonders wichtig sind“, sagt der Künstler) – und das passt auch, denn den feinen melodiösen Soulpop, den er darauf abliefert, haben wir ihm nach den guten Vorgängerwerken ohnehin zugetraut, also: von wegen „Expect The Unexpected“. Überraschungen sind dann wieder bei Max’ Konzerten im Herbst angesagt. Oder, wie Max mit seiner neuen Single sagt: „Let It Happen“! Neu: Max Mutzke, „Home Work Soul“, (Warner Music) erschien am 27. August
„Flower Power“ Made In Ibiza Die Ibiza-Compilation „Flower Power“ (MoS /Warner, 17.9.) ist eine Hommage an die FlowerPower-Partys im legendären Club Pacha auf Ibiza, mit 40 Songs wie „Keep On Running“ (Spencer Davis Group), „All Right Now“ (Free) und „Don’t Let Me Be Misunderstood“ von den Animals. Wir verlosen drei Exemplare dieser tollen Party-CD! Einfach eine Postkarte mit dem Stichwort „Flower Pacha“ abschicken an: Inmedia, Redaktion SONO, Lucile-Grahn-Str. 37, 81675 München. Einsendeschluss ist der 1. Oktober 2010
Brian Wilson
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pe ter gabriel, sting & Co.
Die An-Streicher
Lange Zeit galten „Pop meets Klassik“-Programme als überholt. Doch jetzt hat der Brückenschlag wieder Hochkonjunktur: In diesem Herbst ziehen auch ambitionierte Superstars wie Peter Gabriel und Sting mit Orchester durch die Konzerthallen. Von Raul Gulbenkian
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igentlich ist es lange her, dass der Verbindung von Rock und Klassik ein progressives, experimentelles Image anhaftete: Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre, auf dem Höhepunkt des sogenannten „Art-Rock“-Booms, gehörten Versuche mit Orchesterklängen ein paar Jahre lang zum guten Ton. Da gerierte sich etwa Jon Lord, universitär ausgebildeter Keyboarder von Deep Purple, mit dem „Concerto For Group and Orchestra“ (1970) und den Alben „Windows“ (1974, mit Eberhard Schoener) und „Sarabande“ (1976), als Brückenbauer zwischen Hardrock und Hochkultur.Und Keith Emerson baute eine ganze Karriere auf dem Thema auf: Mit The Nice verrockte er 1968 Bachs drittes „Brandenburgisches Konzert“, im Trio Emerson Lake & Palmer gelang ihm mit der live eingespielten Mussorgsky-Hommage „Pictures At An Exhibition“ 1972 gar ein Sensationserfolg – eine ganze Gymnasiastengeneration konnte mit dem Album bei ihren Musiklehrern Eindruck schinden . In Holland spielten zur gleichen Zeit Gruppen wie Focus und Ekseption mit der Integration von klassischer Musik in den Pop. Aber auch wenn sie gar nicht auf die Fusion von „E“ und „U“ aus waren, holten sich Popmusiker gerne mal kompositorische Anregungen bei den gutgeschulten (und urheberrechtlich angenehmerweise ja meist längst verblichenen) Kollegen aus dem klassischen Lager: So beruht etwa Procol Harums berühmter Kuschelrockklassiker „A Whiter Shade Of Pale“ zu wesentlichen Teilen auf Johann Sebastian Bachs Kompositionen „Wachet auf, ruft uns die Stimme“, „Air“ und „Vergnügte Ruh, beliebte Seelenlust“. Und der spanische Schlagersänger Miguel Rios verbuchte 1970 einen
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weltweiten Hit, indem er Beethovens neunte Sinfonie zum „Song Of Joy“ versimpelte.
Sting übt morgens Bach-Suiten Mit dem Heraufziehen neuer Strömungen wie Punk, Reggae und Disco verloren die Popschaffenden im Laufe der 70er Jahre dann allmählich das Interesse am klassischen Material. Sieht man einmal von den kommerziellen PopVerwurstungen diverser Sinfonieorchester ab, tat sich lange Jahre recht wenig. Immerhin
veranstaltete der Dirigent Eberhard Schoener 1980 und 1981 zwei interessant zusammengestellte „Klassik-Rock-Nächte“ im Bayerischen Fernsehen (bei deren erster auch ein gewisser Sting mitwirkte), und in Holland entstand 1984 die Idee zu den genreüberschreitenden „Nights Of The Proms“ (siehe auch Seite 44). Doch im Laufe der 90er Jahre schlich sich der Hang zum Orchestersound so langsam wieder zurück in den Pop-Mainstream: Selbst der Bluesgitarrist Eric Clapton umgab sich auf seinem Livealbum „24 Nights“ streckenweise mit Orchester. („Ich mag den Sound von Streichern um mich herum ...“), ähnlich empfanden offenbar die harten Burschen von Metallica, die 1999 für ihr Album „S&M“ ein Konzert mit dem San Francisco Symphony Orchestra mitschneiden ließen. Und mit einem Mal ist der Crossover von Klassik und Pop wieder richtig gesellschaftsfähig. Der britische Superstar Sting, der sich schon 1984 auf seinem Solodebüt „The Dream Of The Blue Turtles“ für den Song „Russians“ bei Prokofiev bediente und angeblich jeden Morgen ein Stück aus Bachs Cellosuiten auf seiner Gitarre spielt, engagierte für seine aktuelle CD „Symphonicities“ das Royal Philharmonic Concert Orchestra, um 12 seiner Hits symphonisch aufzupeppen. „Es ist nicht leicht, Rock- und Poprhythmen mit einem Sinfonieorchester zusammenzubringen“, sagt der
Die Konzepte sind unterschiedlich: Sting verpackt seine eigenen Hits neu, Peter Gabriel deutet Songs anderer Künstler mit Orchesterklängen radikal um
58jährige Popmillionär, „es ging darum, dass die alten Rhythmen das Gefüge der Streicher und Bläser nicht dominieren, sondern dass alles zu einer Einheit verschmilzt.“ Vom Nachrichtenmagazin „Focus“ bekam er Beifall für sein Experiment: „Wo andere nur geziert und gestelzt klingen, gibt die klassische Behandlung den alten Sting-Hits neuen Schwung.“ In der Tat kommen Songs wie „I Hung My Head“, „Englishman in New York“ und „We Work The Black Seam“ in ihren neuen Kleidern bei Stings Publikum so gut an, dass die Nachfrage nach den Tickets für seine Tournee groß ist. Der Star hat Blut geleckt: „Für mich war das ein spannender Weg, und ich bin sicher, dass ich noch nicht am Ende der Frage angekommen bin, welches Erstaunen mit Orchestermusik heute möglich ist.“ Künstlerisch noch ehrgeiziger ist die Musik, mit der Stings Landsmann Peter Gabriel derzeit durch die Konzerthallen zieht: Der Artrock-Großmeister überraschte im Frühjahr mit einem Coveralbum – und Orchester- statt Hightech-Rock-Begleitung: Auf „Scratch My Back“ covert Gabriel Songs von den Talking Heads, Lou Reed, Arcade Fire, Neil Young, Radiohead u. a. – und verzichtet dabei auf jegliches „Rock“-Instrumentarium. Stattdessen ließ er sich von dem Komponisten John Metcalfe anspruchsvolle Piano- und Orchesterarrangements maßschneidern – mal klingt das nach moderner konzertanter Musik, mal nach Filmscores für Suspense-Szenen. Dafür fährt Gabriel die Songs im Tempo extrem herunter, unterzieht sie aufregend-radikalen Umdeutungen. Aber es geht auch anders herum: Der Produzent William Orbit versieht auf seinem Album „Pieces in A Modern Style 2“ bereits zum zweiten Mal elektronische Ambientsounds mit der tiefen kompositorischen Substanz großer Werke aus der Klassik. Stücke aus „Schwanensee“, „Carmen“ und der „Peer-Gynt-Suite“, aber auch eher Obskures von Saint Saëns und Fauré programmierte er um. Das Ergebnis dürfte Ambientfans eher befriedigen als Klassikliebhaber, die bei Orbits (für das elektronische Genre sinnvoller) Tendenz zur strukturellen Verschlankung doch die klangliche Fülle und Vielschichtigkeit der Ursprungswerke vermissen könnten.
Star im T-Shirt: Sting führte bei den Orchesterproben eine neue Kleiderordnung ein (ganz links und Mitte), Peter Gabriel (oben) brütet über der Umdeutung fremder Songs, William Orbit (u.) elektronisiert Klassik
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a-ha
„Wir hatten keine Zeit, zu lernen“ Norwegens berühmteste Band verabschiedet sich mit einer letzten Tournee und CD-Veröffentlichungen von ihren Fans. Ihr musikalischer Kopf erklärt in SONO, warum. Interview: Christian Jooss
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en Bayerischen Hof in München kennt er gut. Da war er über die Jahre oft. Weißes Hemd, Sonnenbrille. Koteletten. Mittlerweile ist er 50: Gitarrist Pål Waaktaar-Savoy empfängt mit einer nicht ganz leichten Aufgabe. Er muss den Abschied von a-ha erklären. Die beenden ihre Karriere mit einer Abschiedstournee, einem Best-Of-Album über die letzten 25 Jahre und der Wiederveröffentlichung der Alben „Scoundrel Day“ und „Hunting High & Low“ mit vielen Extras.
mit. Die Songs sind großartig. Das war mein erstes Album. Danach entdeckte ich Jimi Hendrix und die Doors. Mit Ihrer ersten Band Bridges versuchten sie sich am Doors-Stil.
Bridges war so eine Mixtur aus den Doors und Bands wie Joy Division. Ich mag Musik, die dich in Bewusstseinszustände versetzt. Auch in den a-ha-Songs findet man einige Doors-Referenzen.
Die Doors schrieben sehr komplexe Lieder, und wenn du versuchst, sie zu lernen, siehst du die eigenartigen Akkorde. Aber die Doors lassen es sehr einfach klingen. Wir versuchten Ähnliches: einfache Popmusik. Aber wenn du sie spielst, sagst du: Oh, das ist aber schräg. Das erste a-ha-Demo wurde in einer Hütte aufgenommen.
Ja, außerhalb von Oslo. Wir liehen uns einen Kassettenrekorder und ein kleines Mischpult. Ich lebte da zwei, drei Monate ,und Magne und Morten kamen vorbei. Wir veröffentlichen die ersten beiden Alben jetzt mit alten Demoaufnahmen, die zeigen, wie wir arbeiteten. Für mich klingt vieles da besser als auf dem fertigen Album. 1981 ging MTV auf Sendung. Wie wichtig war das für die Band?
So wurden wir bekannt. Damals wurden die Videos gerade groß. Aber alle Clips bis dahin waren nur mit kleiner Kamera gedreht, und Menschen machten irgendwas in einem Zimmer. Wir waren eine der ersten Bands, die sich anstrengten, etwas Ordentliches abzuliefern. Das Gute war, dass wir über Nacht enormen Erfolg hatten. Das Schlechte, dass man uns nicht wachsen ließ wie die meisten Bands vor uns. Wir hatten keine Zeit, zu lernen. Von Anfang an lastete immenser Druck auf der Band?
Wie viele Fans haben Sie über die letzten Monate gefragt, ob Sie die a-ha -Geschichte wirklich enden lassen wollen?
Die fragen nicht eigentlich. Sie sagen: Macht es nicht! Auch untereinander sind wir unterschiedlicher Ansicht. Ich verstehe die anderen völlig. 25 Jahre sind eine lange Zeit für eine Band. Ich kann nachvollziehen, dass man da erschöpft ist, zurücktreten und andere Dinge machen will. Aber ich hätte gerne eine Art Abschlussalbum gemacht.
Wir waren in diesem Teenie-Poster-Band-Ding. Wir hielten uns natürlich für etwas anderes. Es war so leicht, uns über das gute Aussehen von Morten und Magne zu verkaufen. Das war auch lustig, weil es uns an den Beatles-Irrsinn erinnerte. Wir hatten Fans, die für Jahre auf unserer Türschwelle lebten. Aber dann erkannten wir, dass sie die Musik gar nicht mitbekamen, weil zu viel Aufmerksamkeit auf Dingen wie unseren Wangenknochen lag. Es wurde unerfreulich. Und dann rebellierten wir.
Ihr erster Kontakt mit Popmusik war das Musical „Hair“.
Norwegen war zu dieser Zeit ein sehr merkwürdiges Land. Bei uns lief etwa eine Stunde Popmusik im Radio – pro Woche. So war die einzige Möglichkeit, Musik zu entdecken, für uns, in den Plattenladen zu gehen und Musik zu hören. Wir konnten uns die Alben ja nicht leisten. In einem Urlaub in Schweden nahm meine Schwester die „Hair“-Platte
Es ist schwierig, so ein Image loszuwerden.
Als wir unsere sieben Jahre Auszeit hatten und dann zurückkehrten, war alles vergessen. Plötzlich bekamen wir all die Kritiken, die wir uns damals erhofft hatten – 15 Jahre später.
Am Ende ihres Weges? Magne Furuholmen, Morten Harket und Pål Waakktaar-Savoy (v.l.)
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neue gesichter
Lissie
Spark
Kosmopolitische Kammermusik [Klassik] Wenn sich Klassikmusiker zur Arbeit zusammenschließen, spricht man in der Regel von „Ensembles“ oder „Orchestern“ – die fünf jungen Kosmopoliten, die sich Spark nennen, verstehen sich aber expizit als „die klassische Band“. Nicht ohne Grund: Die Flötisten
Daniel Koschitzki und Andrea Ritter, Geiger Stefan Glaus, Victor Plumettaz (Violoncello) und Pianistin Jutta Rieping versuchen, „eine völlig neue Form der Kammermusik zu entwickeln“, wie Gründer Koschitzki sagt. Dabei lassen sich die Fünf in der Repertoirewahl nicht von Genregrenzen einengen. Von Barock über Filmmusik bis hin zum Minimalismus reicht der Fundus, aus dem sie schöpfen. Auch weil Spark „Musik für Liebhaber Alter Musik genauso wie für die MTV-Generation“ machen wollen. Den roten Faden in der Vielfalt bildet dabei der ungewöhnliche Gruppenklang: „Blockflöten in allen Größen und Formen, kombiniert mit zwei Streichern und Klavier – so etwas gab es vorher noch nicht“, betont Andrea Ritter. Raoul Gulbenkian
Naturschönheit aus Illinois [Rock] Mit neuen jungen, hübschen Sängerinnen und Songschreiberinnen kommt die Musikindustrie in schöner Regelmäßigkeit daher. Erfolg aber ist naturgemäß den wenigsten vergönnt. Eine, die es schaffen könnte, ist Lissie aus Rock Island, Illinois – ihr Debütalbum „Catching A Tiger“ enthält gut geschriebene, griffige Rock- und Folkrock-Songs, sie hat eine markante und reizvoll-kehlige Stimme und noch einen Bonus-Trumpf: Ihr Sound ist mit seinen Sixties- und Seventies-Referenzen prädestiniert, Hörer unterschiedlicher Generationen anzusprechen. Rauhbauzig und unbeschwert genug, um die jüngere Generation mitzureißen, zeitlos und hinreichend fundiert (das Album wurde mit Musikern aus dem Umfeld der Band Of Horses eingespielt), um auch erfahrene erwachsene Käufer nicht zu enttäuschen. Christian Stolberg Lissie „Catching A Tiger“ Sony Music
Spark „Downtown Illusions“ Ars Production / Note 1
Nikki Yanofsky
Auf der sonnigen Seite des Jazz [Jazz] Es gibt kaum eine musikalische Sparte, die weniger auf Wunderkinder versessen ist als der Jazz. Gilt doch eine gewisse Lebenserfahrung als Vorausetzung für reifen Ausdruck in der Interpretation bluesfundierter Musik. Umso verblüffender, wenn eine 16jährige aus Montreal von ernst zu nehmenden Instanzen als Sensation im Jazzgesang gepriesen wird. Nikki Yanofsky fiel beim internationalen Jazzfestival ihrer Heimatstadt den Talentspä-
Verblüffend reif im Ausdruck: Fräulein Yanofsky aus Montreal
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hern des Decca-Labels auf – die veröffentlichten 2008 ihr Debütalbum „Ella Of Thee I Swing“ und nun den Zweitling „Nikki“, auf dem sie mit erstaunlicher Souveränität und virtuosem Scat-Gesang Standards wie Ellingtons „Take The A-Train“, „On The Sunny Side Of The Street“ und „God Bless The Child“, aber auch ein paar gemeinsam mit dem Indie-Songwriter Ron Sexsmith geschriebene Songs interpretiert. Die Carnegie Hall hat sie inzwischen erobert – und auch bei einem ersten Gastspiel in diesem Sommer in Hamburg hinterließ die brünette Frohnatur beeindruckte Zuhörer. Felix Marondel Nikki Yanofsky „Nikki“ Decca / Universal
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Ja zzszene New Orleans
Oben: Das junge New Orleans tanzt zum Sissy Bounce von Rusty Laser (DJ von Big Freedia). Unten: Irvin Mayfield
Das Gumbo brodelt
N
ew Orleans ist wie ein großes musikalisches Gumbo“, erklärt Troy Andrews alias Trombone Shorty. „Während es kocht, muss es ständig nachgewürzt werden.“ Wer könne schon ewig die alten Standards hören? Deren Urheber wollten doch einst etwas ganz Eigenes kreieren. Und so nehme auch er die Traditionen der Stadt nur als Grundlage, um etwas Neues zu kreieren. Nachzuhören nicht nur auf Trombone Shortys neuem Album „Backatown“, sondern auch in einem gerade durch die Popwelt geisternden Video: „Ain’t My Fault“. Der für die Hilfsorganisation Gulf Aid eingespielte Song zeigt den jungen Posaunisten in der altehrwürdigen Preservation Jazz Hall seiner Stadt mit ein paar Jazzveteranen jammen – begleitet von Rapper Mos Def und Rockstar Lenny Kravitz. In der Tourband von letzterem hat Troy Andrews die Welt gesehen. Doch seine Funk-Rock-Brassband-Mixtur, erklärt der 24jährige, habe er letzlich in seiner Heimatstadt aufgesaugt: bei Bühnenauftritten mit den Neville Brothers, bei den Jazz Funerals, die fast jede Woche durch sein Viertel Tremé
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ziehen, und den abendlichen Jamsessions mit Trompeter Kermit Ruffins oder der Rebirth Brass Band. Als Trombone Shorty nach einem kurzen Post-Katarina-Exil in Los Angeles in die alte Heimat zurückkehrte, wehte nicht nur der Blues durch den Mississippihafen, sondern auch eine neue musikalische Offenheit. Genregrenzen galten als von gestern. Und Jazzer, Funkmusiker wie Rapper begriffen, dass sie im selben Boot sitzen.
Neue Musik für ein neues New-Orleans-Image Wie viele seiner Kollegen kommt Troy Andrews aus einer Musikerdynastie. Sein Großvater Jessie Hill war in den 60er Jahren eine örtliche Rhythm’n’Blues-Größe. Und von seinem Trompeter-Bruder James Andrews bekam er bereits als Siebenjähriger nicht nur sein erstes Instrument, sondern auch Einladungen zu bezahlten Gigs. Musiker zu sein, das war in New Orleans keine schwierige Karriereentscheidung. Sondern einfach ein Beruf wie jeder andere. In der ersten Episode der in den USA mit großem Erfolg gesendeten HBO-
Fernsehserie „Treme“ etwa reagiert Kermit Ruffins auf die Frage, ob er nicht berühmt sein wolle, mit einem Achselzucken. „Sie wollen mir also sagen“, setzt der Moderator nach, „dass sie nicht mehr vom Leben wollen, als high zu werden, Trompete zu spielen und die Barbecues in der Nachbarschaft zu besuchen?“ Ruffins lakonische Antwort: „Das könnte hinkommen.“. Ähnlich stellte sich auch für Troy Andrews sein Musikerleben dar – bis er am prestigeträchtigen New Orleans Center for the Creative Arts (NOCCA) studierte, von Harry Connick Jr., Nicholas Payton und den Marsalis Brüdern engagiert wurde und für „Backatown“ die Rückendeckung der renommierten Plattenfirma Verve fand, um weltweit ein anderes, so gar nicht den Klischees der Tourismusindustrie entsprechendes New Orleans zu bewerben. Mit Hip-Hop-Grooves, Rockgitarren und scheinbar besoffenen Chören. Wer genau hinhört, wird aus Trombone Shortys Musik dennoch den alten Blues raushören – als Grundakkord der Kakophonie, die New Orlean’s Straßen erfüllt. Schließlich ist die Lage für die einheimischen Musiker nach wie
Fotos: Sam Horine (2), HBO
Louis Armstrong trifft Lil’ Wayne: New Orleans’ junge Jazzer nützen die eigenen Traditionen, um für ihre Stadt zu kämpfen – und unerhörte neue Fusionen aufzukochen. Von Jonathan Fischer
Oben: Hausfassade im Tremé-Distrikt. Unten: Szene aus der HBOFernsehserie „Treme“ mit Kermit Ruffins in der Mitte. Rechtes Bild: Trombone Shorty ist das neue Aushängeschild der Szene
„Was heute Jazz heißt, sind doch meist nur blutleere Fingerübungen“ Trombone Shorty
vor kritisch: Da droht die Luxussanierung als Jazzmuseum. Soll die Stadt nach Vorbild der Bourbon Street zum gediegenen Dixie-Biotop für Touristen gentrifiziert werden. „Warum glauben denn alle, dass ich Jazz spiele?“, blafft etwa Christian Scott, der junge Jazztrompeter, den das National Public Radio als Propheten einer neuen Jazzära pries und dessen neues Werk „Yesterday You Said Tomorrow“ von der BBC gar zum „besten Jazzalbum der letzten 50 Jahre“ erklärt wurde. „Was heute Jazz heißt, sind doch meist nur blutleere Fingerübungen. Nein ich spiele den Blues. Der Blues ist die ehrlichste Ausdrucksform für die menschliche Angst, den menschlichen Schmerz“, The Big Easy hat sich auch gut vier Jahre nach Katrina noch nicht von der Katastrophe erholt. Die Depression derjenigen, die viel verloren ha-
ben, die Wut über die von vielen als „ethnische Säuberungen“ bezeichnete Vertreibung armer Afroamerikaner, der Kampf gegen die Disneyfizierung: All das unterfüttert die neuen Klänge aus New Orleans – auch wenn die Rhythmen noch so sehr nach Party klingen.
Kein „Fremdenverkehrs-Jazz“ Um diese kämpferische Musik zu hören, muss man allerdings die richtigen Orte aufsuchen. Die Lokale des Tremé-Distrikts etwa. Oder auch die Christ Church Cathedral, wo seit November 2005 jedes Jahr der von der Episcopal Church organisierte Konzertabend „All The Saints“ stattfindet. Unter der Leitung des Trompeters Irvin Mayfield – sein Vater gehörte zu den Todesopfern des Hurrikans – versucht dort das New Orleans Jazz Orchestra
(NOJO) der Stadt neue Inspiration zu liefern, den Jazzmythos wiederzubeleben, ohne die harte Realität zu leugnen. Mit „Book One“ liegt nun erstmals ein Mitschnitt eines „All The Saints“-Abends vor. Es handelt sich um ein Jazzrequiem, das, wie in New Orleans üblich, im Tod das Leben feiert und aus dem Alten, Vergangenen etwas Frisches formt. Mayfields Orchester besteht aus jungen Musikern. Statt den altbackenen Konventionen des Fremdenverkehrs-Jazz zu folgen, pflegen sie weniger ausgeleierte Traditionen: den kosmischen Jazz Sun Ras zum Beispiel, den Funk der Black Indians und den Gospel der schwarzen Volkskirchen. Und sie packen das alles in einen rauen, unbändigen Swing. „Die Leute fragen immer wieder erstaunt: Wie könnt ihr angesichts der frustrierenden Lage nur so positiv und feierlich daherkommen?“, berichtet Irvin Mayfield, der auch als offizieller musikalischer Botschafter seiner Stadt fungiert. „Aber davon handelte doch der Jazz schon immer: den Humor in der Tragödie zu entdecken.“ Schließlich brauche die Stadt keine onkelhafte Brauchtumspflege. Vielmehr »
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Kämpferisch: Trompetenstar Christian Scott (links unten), ausgelassen: TransenrapperBig Freedia bei einer Performance (o.re.)
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könnte der Jazz vor Ort Innovationen anstoßen – und als politische Kraft wiederauferstehen. „Guten Abend, liebe Freunde und Feinde!“ So begrüßt Christian Scott regelmäßig sein Publikum. Mit den Feinden, erklärt er, meine er „all diese Jazzliebhaber, die eine emaskulierte Musik im Geiste der Gesellschaftsordnung vor dem amerikanischen Bürgerkrieg erwarten.“ Scott liebt die Kontroverse. So sehr die Jazz welt auch den lyrischen Ton seiner Trompete bewundert, oder die von ihm erfundene Wispertechnik, in der Scott menschliche Stimmen auf seinem Instrument simuliert: Der junge Trompeter nimmt Posen ein, die man bisher eher von Hip-Hoppern erwartete. Allein seine Songtitel provozieren: „KKPD“ (Ku Klux Police Department) nennt sich eines seiner jüngsten Stücke. Eine Anspielung auf die von vielen Afroamerikanern geteilten Erfahrungen mit rassistischen Polizeibeamten. In seiner Jugend galt Scott in New Orleans als aussichtsreicher Amateurboxer, und wenn er heute nicht nur verwegene Melodielinien, sondern auch verbale Schläge sicher ins Ziel bringt, dann weiß er sich zumindest in guter Gesellschaft. Seine politischen Vorbilder? Scott nennt hier überraschenderweise nicht nur die bekannt gesellschaftskritischen Jazzer Charles Mingus und Miles Davis, sondern auch seinen „home boy“ Louis Armstrong. „Viele Weiße glauben immer noch, dass Louis Armstrong ein pausbäckiger, stets scherzender Onkel Tom war. Zu Unrecht!“
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Schützenhilfe vom Jazz-Onkel Es ist Scotts Lieblingsgeschichte: Wie Armstrong einst Präsident Eisenhower als „Feigling“ bezeichnete und drohte, sein Amt als Kulturbotschafter der USA niederzulegen, solange schwarze Schulkinder daran gehindert würden, eine weiße Schule zu besuchen. Eisenhower schickte die Nationalgardisten. „Sich den Mund nicht verbieten zu lassen“ sagt Scott, „halte ich für genauso bedeutend wie Trompete zu spielen.“ Das habe er von seinem Großvater gelernt, einem Black Indian Chief, der dem Enkel schon im Alter von vier Jahren das Kämpfen beibrachte. Als Spy Boy musste er bei den rituellen Straßenkämpfen den Gegner ausspähen. Es war dann sein Onkel Donald Harrison Jr., der Scott vom Boxen zur Musik brachte: Er veröffentlichte das erste selbstkomponierte Stück seines 15jährigen
Neffen. Und als dieser nach einem Studium am Berklee College of Music 2005 sein Debut „Rewind That“ veröffentlichte, erntete der New-Orleanian auf Anhieb die Anerkennung des Jazz-Establishments: So feierte Billboard das Album als „bemerkenswerteste Premiere des letzten Jahrzehnts“. Die Stadt hatte offiziell wieder eine musikalische Zukunft. Doch wer wusste, dass den Trompeter dabei vor allem der eigene Zorn beflügelte? „Meine ehrliche Wut habe ich erst seit Katrina entdeckt“, sagt Scott. „Da habe ich als 19jähriger gelernt, dass unsere Ahnung, Bürger zweiter Klasse zu sein, tatsächlich zutrifft.“ Scott gründete in der Folge in New Orleans eine Stiftung, die Schulkindern in Wochenendworkshops nicht nur westafrikanisches Trommeln, sondern auch den Umgang mit Finanzen beibringt. „Künstlerische Avantgarde und politisches Engagement“, erklärt Scott und streichelt seine Katrina getaufte Trompete, eine Sonderanfertigung mit schräggestelltem Trichter, „gingen die im Jazz nicht immer Hand in Hand?“
Jamsessions mit den Rappern Was Christian Scott und Irvin Mayfields NOJO auf akademischer Ebene leisten, findet in einer Vielzahl junger Brassbands und Barcombos seine Grass-Roots-Entsprechung – wobei in New Orleans die Grenzen zwischen Hochkultur und Volksmusik schon immer fließend waren. Dass hier Ghettokids jede Zeile von Louis Armstrong zitieren können, Jelly Roll Morton ähnlich populär ist wie Hip-Hop-Star Lil Wayne: das ist nicht zuletzt das Verdienst von Sänger und Trompeter Kermit Ruffins. Einst Mitbegründer der Rebirth Brass Band, hat er sich vor einigen Jahren selbständig ge-
Fotos: Alexey Sergeev, Sam Sikanas
„Meine ehrliche Wut habe ich erst seit Katrina entdeckt“
macht, zunächst mit seinen „Barbecue Swingers“; nun mit einem ambitionierten Album unter eigenem Namen: „Livin’ A Tremé Life“. Als Entertainer kann es Ruffins mit seinem Vorbild Armstrong aufnehmen. Doch trotz Raspelstimme, Humor und tiefer Liebe zum Jazz belässt es der 45jährige nicht bei der Satchmo-Kopie. Vielmehr mischt er subtilen Funk in Standards wie „Didn’t He Ramble“, „Holy Cow“, „Song For My Father“. Wenn dann noch ein paar Rapper eingreifen, erwächst aus den genreübergreifenden Jamsessions unerhörte neue Musik. So wie im Falle der Funkband Galactic. Ihr Gumbo scheint so ziemlich alles zu beinhalten, was New Orleans im letzten halben Jahrhundert an populärer Musik hervorbrachte: Bounce, Jazz, Mardi-Gras-Indians, Funk. Und alle sind sie irgendwie verwandt. Das zumindest behauptet Galactics neues Album „Ya-Ka-May“. Für die 15 Songs wurden lauter Legenden der Stadt ins Studio gebeten, wie Irma Thomas, Allen Toussaint, Walter Wolfman Washington und die Rebirth Brass Band. Und während diese über dicken Funkbässen den alten Blues singen, verzerren elektronische Effektgeräte die traditionelle Rhythmik. So muss die zer-
rissene Seele von New Orleans klingen. Fast noch schriller: die von Galactic regelmäßig auf die Bühne geladenen Transenrapper wie Big Freedia oder Katey Red. Ein Gastspiel dieser Bounce-Stars gehört in New Orleans zum Pflichtprogramm. Nicht nur weil die lokale Rapvariante in den letzten zwei Jahrzehnten den größten Motor der örtlichen Musikindustrie darstellt, der in den Sozialsiedlungen entstandene Bounce mehr Alben verkauft als all die berühmten Rhythm’n’Blues-Stars der Stadt
D e r Au f st i e g des Trombone Shorty Von Troy Andrews hört man inzwischen auch außerhalb von New Orleans immer mehr. Sein Album „Backatown“ erscheint am 10. September auch in Deutschland, im Oktober spielt er fünf Konzerte hierulande, er war Gast in David Lettermans Show, und auch auf dem neuen Album von Eric Clapton ist seine Posaune zu vernehmen (siehe Seite 32).
zusammen. Sondern auch weil der Bounce – er befeuert dank Superstar Lil Wayne und Sample-Anleihen von Rihanna bis Beyoncé längst die nationalen Charts – untrennbar mit dem Ambiente der Stadt verbunden ist. Wo anders als in der notorisch verkleidungswütigen Mardi-Gras-Metropole könnten sogenannte „Sissies“ oder Transen die HipHop-Mikrophone an sich reißen? Würden die harten Bounce-Beats einen ganzen Club zum „Pop-and-Wobble“-Tanz animieren und sich die Mardi-Gras-Indian-Chants als Call und Response zwischen Rapper und Publikum fortsetzen? Tatsächlich gehört bei den Bounce-Stars zu einer gelungenen Party stets das Scheppern einer Brassband! So mischen auch Kermit Ruffins und Troy Andrews regelmäßig ihr Gebläse in den Hip-Hop-Sound von New Orleans. „Wenn wir nicht unsere Traditionen pflegen würden“, sagt Bounce-Rapperin Mia Young, eine Kusine des bekannten Mardi Gras Indian Chiefs Allison ‚Tootie‘ Montana, „würden wir unsere Originalität verlieren. Denn wir klingen wie niemand anderer. Wir tanzen wie niemand anderer. Und wir werden nicht aufhören, unsere kleine, einzigartig schöne Stadt zu feiern.“
ulrich tukur
Rotwein oder Schnaps? Auf dem Album „Mezzanotte“ spürt der Großschauspieler den Abgründen der Nacht hinterher. Von Steffen Rüth
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Foto: Katharina John, Majestic
T
ief in meinem Inneren, da tobt ein wilder Sturm.“ Mit diesem Satz eröffnet Ulrich Tukur das Gespräch in einem Kreuzberger Fotostudio, um zu erklären, warum er ein wenig zerknautscht wirkt und noch an den Folgen des Vorabends leidet. Seit einem Jahr trifft er sich mit gleichgesinnten Genussmenschen mehrmals im Jahr in seinem Weinclub auf St. Pauli. „Ich habe einen Rotwein aus der Pfalz getrunken, mit 14,5 Prozent Alkoholgehalt, Jahrgang 2005. Ein toller, tiefer, dunkler Klassetropfen. Wenn man über die 50 gehüpft ist, dann ist der Rotwein die Droge, die Nostalgiker: Tukur liebt Musik aus der Weimarer Republik man am besten verträgt und am längsten zu sich nehmen kann. Wenn man nicht gerade zwei Flaschen alleine leert, kann man gut schlafen und ist am nächsten Tag kein Totalausfall.“ Ein schönes Glas Wein bietet sich auch als Begleitung zu Ulrich Bei der Frage, wo er seine Platte stilistisch einordnet, tut sich Ulrich Tukurs Album an. Zumal es auch noch „Mezzanotte – Lieder einer Nacht“ heißt und trotz einer gewissen Grundbeswingtheit entspreTukur schwer. „Im Grenzbereich verschiedener Stile. Einiges mutet chend dunkel, melancholisch, zuweilen abgründig daherkommt. „Das klassisch an, klingt nach schräger Kammermusik, Dann gibt es amemit dem Wein kann man machen“, lacht Tukur, 53, „wobei man bei eirikanischen Swing, deutsche Tanzmusik, französisches Musette, englisches Musical und italienischen Chansons. Wichtig war mir, dass die nigen der Liedern schon einen scharfen Schnaps bräuchte. Die Nacht Lieder nicht so bekannt sind. Ich wollte kein ‚Strangers in the Night‘. steht eben auch für den Tod und das Verbrechen. Aber insgesamt ist Sondern etwas, das überraschend ist. ‚Hörst Du das Meer‘ etwa, das die Platte eine eher leichte Angelegenheit geworden.“ ich mit Margot Hielscher singe, ist ein vollkomTukur, der singt und das Akkordeon spielt, men unbekanntes Lied aus den frühen Vierziger ist seit gut 25 Jahren einer der vielseitigsten und ba l d i m tat o rt Jahren. Gefunden habe ich es auf einer alten intensivsten Schauspieler Deutschlands. Auch Tukur als Schauspieler Schellackplatte.“ auf musikalischem Feld ist er längst kein FrischGeboren in Viernheim am Rhein Von denen besitzt Ulrich Tukur rund 2000. ling mehr. Mit seiner Band, den Rhythmus Boys, studierte Ulrich Tukur Germa„Ich habe zwei elektrische Musiktruhen aus den spielt er seit 1995 ein Programm aus Evergreens nistik, Anglistik und Geschichte in 50er Jahren, die sie abspielen. Sie glauben gar und Eigenkompositionen, man nahm auch einiTübingen, ehe er eine Ausbildung nicht, wie gut das klingt. Leider sind die Platten ge Alben auf, die man bei Konzerten verkaufte. an der Hochschule für Musik kurz, man ist ständig am wechseln.“ Das alles lief allerdings eher nebenbei. und Bildende Kunst in Stuttgart Für steten Nachschub ist gesorgt. „Frü„Mezzanotte“ spielt nun in einer andebegann. Durchbruch 1982 mit dem Film „Die Weiße her fand ich das meiste auf Flohmärkten, heute ren Liga. Tukur singt hier ein wechsel- wie Rose“. „Ich sah sehr deutsch aus und wurde in der eher bei alten Damen, die mich anrufen und stimmungsvolles Programm aus meist wenig filmischen Aufarbeitung unserer jüngeren Geschich- sagen ‚Herr Tukur, ich habe gelesen, dass Sie bekannten Liedern in Deutsch, Englisch, Itate immer wieder in diese Richtung besetzt. Habe alte Schellackplatten sammeln. Ich habe noch so lienisch und Französisch : „Ich wollte mal in nicht darunter gelitten, ich fand vieles hochinteresviele. Bevor ich die wegwerfe oder irgendwann verschiedenen Sprachen singen und mit richtisant.“ Tukur gewann zahlreiche Filmpreise. Zuletzt tot bin – wollen Sie nicht mal vorbeikommen gen Profis und einem veritablen Orchester mit begeisterte er etwa in „Das weiße Band“ und „John und gucken?‘“ Streichern arbeiten. Ich suchte nach Liedern und Rabe“ (Bild). Im November löst er seinen ersten auch nach einem geeigneten Arrangeur. EntFall als Tatort-Kommissar. Neu erschienen: schieden habe ich mich für Lutz Krajenski. Mir Ulrich Tukur „Mezzanotte – Lieder der Nacht“ war wichtig, dass das jemand macht, der auch (DG/Universal) Erfahrung mit modernerer Musik hat.“
klassikve rmittlung
Mit Charme und Chuzpe Die freche EinsteigerCompilation „Ich mag keine Klassik, aber das gefällt mir!“ bekommt einen Nachfolger.
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recher Titel, freche Sprüche und freche Cartoons aus der Feder von Frankreichs großem Zeichner Sempé – mit diesem Dreiklang gelang Sony Music Classical vor gut zwei Jahren ein für Klassik-
verhältnisse nicht alltäglicher Verkaufserfolg: Die DoppelCD mit dem ungewöhnlichen Titel „Ich mag keine Klassik, aber das gefällt mir!“ hatte all das zu bieten. Schon die Provokation im Albumtitel dürfte in den Plattenläden für Aufmerksamkeit gesorgt haben, und erst recht die augenzwinkernden Cartoons über „Stocksteife Konzerte“ und „Musik für alte Leute“ auf dem Klappcover. Dabei kam es natürlich nicht nur auf die ausgesprochen originelle Verpackung an, sondern auch auf den Inhalt – die Zusammenstellung aus Klassikhits wie Bizets „Carmen“, Bachs „Air“ und Rimski-Korsakows „Hummelflug“ sollte die angepeilten verführbaren Klassikverweigerer schließlich auf Anhieb fesseln. Das hat offenkundig funktioniert, und so folgt auf „Ich mag keine …“ eine zweite Ausgabe, wieder eine Doppel-CD, diesmal mit dem Titel „Ich mag immer noch keine Klassik, aber das gefällt mir!“ Auch für die neue Folge wurde wieder ein prominenter Illustrator gewonnen: Der New Yorker Art Glazer wurde durch seine Kinderbuchillustra-
tionen für den Verlag Harper Collins bekannt und erreicht mit seinen Cartoons in der „New York Times“ heute Millionen von Lesern. Sein Zeichenstil ist dem von Sempé verwandt – so ist der Wiedererkennungseffekt für die neue Compilation garantiert und gleichzeitig die Weiterentwicklung dokumentiert. Die enthält insgesamt 35 Aufnahmen, allesamt bewährte Banausenbekehrungsstücke, von Albinonis wunderschönem „Adagio“ bis zur „Fantasie über ‚Greensleeves‘“ des englischen Komponisten Vaughn Williams. Es soll ja weitergehen mit der freundlich frechen Missionierung der Klassikmuffel. Auf dass dann 2012 eine Doppel-CD „So langsam mag ich ja Klassik, aber …“ folgen kann. Raoul Gulbenkian
Im Kreise seiner Lieben: Quasthoff (Mitte) mit den Jazzkönnern Frank Chastenier, Dieter Ilg, Wolfgang Haffner und Bruno Müller (v. l.)
thoma s qua sthoff
„Lady Gaga finde ich grausam“ Nach seinem Grammy-nominierten Jazzalbum veröffentlicht Deutschlands bester Bassbariton erneut ein Album jenseits der Klassik. Und spricht im Interview mit SONO über echte und falsche Karrieren. Interview: Dagmar Leischow
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reffpunkt: ein Hotel an der Alster, nicht weit weg von der Hamburger Laeiszhalle, wo Thomas Quasthoff (50) am Abend zuvor aufgetreten ist. Er und Max Raabe haben Volkslieder vorgetragen. Mit dabei auf der Bühne waren der Pianist Christoph Israel nebst zwei Schauspielern: Angela Winkler und Udo Samel. Solche Seitensprünge sind typisch für den Bassbariton aus Berlin. Auch mit seiner CD „Tell It Like It Is“ hat er sich von der Klassik entfernt.
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Herr Quasthoff, Ihre Plattenfirma preist Ihr neues Werk als Soulalbum an.
Für mich ist „Tell it like it is“ schlicht eine Sammlung von 14 nicht-klassischen Stücken, die ich gern habe, mit Jazzsongs, funky Songs, Popsongs, einem Countrysong. Von allem etwas. Ich wehre mich dagegen, dieser CD einen Stempel aufzudrücken. Basta. Nach „The Jazz Album: Watch What Happens“ bewegen Sie sich abermals jenseits der Klassik. Warum?
Ganz simpel: Es macht mir einfach Spaß. Wobei ich mich nicht in die Crossover-Schublade stecken lasse. Die Lieder auf meine Art stilgerecht zu singen, das ist mein Anliegen. Ich bin kein Künstler, der sich allein auf Klassik festlegen möchte. Mit dieser Einstellung können Sie bei Puristen naturgemäß nicht punkten ...
Jeder darf doch seine Meinung haben. Es gibt eine Menge Journalis-
ten, die mit meiner ersten Jazz-CD sehr hart ins Gericht gegangen sind. Das habe ich akzeptiert, zum Teil fand ich es sogar berechtigt. Andererseits: Ich bekam eine Grammy-Nominierung. Und darauf war ich extrem stolz. Trotzdem haben Sie den Produzenten gewechselt und mit Jay Newland gearbeitet.
Es stand von vornherein fest, dass Till Brönner diesmal nicht dabei sein würde. Ich wollte einen etwas anderen Weg gehen – in Bezug auf Besetzung und Stil. Auf Streicher habe ich bewusst verzichtet. Ich strebte nach einem Sound, der live jederzeit reproduzierbar ist. Wie schwierig ist es eigentlich für Sie, nicht-klassisch zu singen?
Ach, wer eine sehr, sehr gute Technik hat, der weiß auf dem Instrument Stimme zu spielen. Im Jazz geht man ja wesentlich freier mit Phrasierungen um als im Klassikbereich. Dafür brauchen Sie das nötige Feeling, sonst kön-
H i n t e rg ru n d Thomas Quasthoffs Karriere Thomas Quasthoff, 1959 in Hildesheim geboren, gilt als „einer der herausragenden Sänger aller Zeiten“ (LA Times), hat an allen bedeutenden Opernhäusern der Welt gesungen und erhielt 2005 das Bundesverdienstkreuz. Zahlreiche Klassik-CD-Einspielungen. Neben seiner Konzerttätigkeit ist Quasthoff Gesangsprofessor in Berlin.
nen Sie noch so schön singen, es klingt immer wie: Der Herr Kammersänger Quasthoff gibt sich die Ehre, mal eben ein bisschen Pop zu machen. Das war ganz klar nicht meine Intention. Stichwort Pop, könnte es Sie reizen, mit einem jungen Popmusiker zu arbeiten?
Da müssten Sie mir jetzt Namen nennen. Pink. Eine großartige Sängerin. Käme drauf an, was für eines Stücks wir uns gemeinsam annehmen sollten. Katy Perry.
Kenne ich nicht – sorry. Ist das schlimm? Fragen Sie mich bloß nicht nach Rihanna, die ist gar nicht mein Ding. Und Lady Gaga finde ich noch grausamer. Mit diesen überstylten Ladys in spektakulären Outfits kann ich nichts anfangen. Deren Musik ist für mich eher so eine Einheitssoße. Wen mögen Sie denn? Joni Mitchell. Aber wo wollen Sie die einordnen? Pop, Liederma-
cher, Country, Jazz? Das ist ganz schwer festzulegen. Ich bin auch ein Riesenfan von Willie Nelson. Ein fantastischer Gitarrist, leider sehr unterschätzt. Okay, seiner Stimme hört man an, dass er alt ist und viel gekifft hat. Trotzdem halte ich ihn für einen wirklich Großen.
Jan Garbarek O f f i c i u m N o v u m The Hilliard Ensemble
Castingshows indes dürften Ihnen zuwider sein, oder?
Prinzipiell habe ich nichts gegen diese Sendungen. Nur missfällt es mir, dass Jugendlichen dort suggeriert wird, sie seien Stars. Manche verhalten sich entsprechend. Das sieht man bei „DSDS“ sehr exemplarisch, wo plötzlich Menschen aus sozialen Randgruppen an die Öffentlichkeit gezerrt werden, die damit gar nicht umgehen können. Deswegen ist ihr Ruhm meist kurzlebig. Es hat wohl keiner länger als zwei, drei Jahre Erfolg. Ich dagegen stehe in fünf Jahren 40 Jahre auf der Bühne. Da mag ich dann schon mal von einer richtigen Karriere reden. Mit diesem Pillepalle der „DSDS“Teilnehmer kann man das nun wahrlich nicht vergleichen. Heißt das, Sie würden sich keinesfalls als Juror für eine CastingShow engagieren lassen?
Ich würde mich da auch gar nicht kompetent fühlen. Wenn ein Herr Müller-Westernhagen meint, er müsse sich in so eine Sendung setzen, um seine halbschlauen Weisheiten abzulassen ... nun ja. Ein Herbert Grönemeyer ist da nicht aufgetaucht. Was ich äußerst sympathisch fand.
Neu: Thomas Quasthoff „Tell It Like It Is“ (DG/Universal) erscheint am 17. September 2010
„Ich strebte nach einem Sound, der live jederzeit reproduzierbar ist“
Ph oto: Mar i o Gi ac o m e lli
Seit Jan Gar b arek und das Hilliard Ensemble 1993 musikalisch zusammengefunden haben, hat ihr g e m e i n s a m e s M u s i z i e r e n i m m e r w i e d e r z u ü b e r r aschenden, höchst innovativen Wendungen geführ t. D a s b a h n b r e c h e n d e A l b u m „ O f f i c i u m∑ , m i t G a r b a r e k s Saxophon als frei gestaltender fünf ter Stimme des Ensembles, vermit telte gleich einen st arken Eindruck von der musikalischen Vielseitigkeit und emotionalen K r a f t d i e s e r Ve r b i n d u n g . N a c h 1 6 J a h r e n g e m e i n s a m e r E r f a h r u n g e n s t e h t „ O f f i c i u m N o v u m∑ f ü r m u s i k a l i s c h e Kontinuit ät, aber auch für Aufbruch in neue Gefilde. 14 . 9. 1 5 . 9. 1 9. 9. 2 0. 9. 2 1. 9. 2 9. 9. 3 0. 9. 2 . 10. 4 . 10. 5. 10. 6. 10. 8 . 10. 9. 10. 11. 10. 12 . 10. 12 . 11.
H a m b u r g – St . Mi c h a e l i s (world premiere) Salzburg – Dom Prague – Czech National Memorial Bratislava – Dom St. Mar tin Bergamo – Basilic a di S. Maria Maggiore War s aw – Praque Baz ylika Berlin – Dom zu Berlin C a m b r i d g e – K i n g ’s C o l l e g e C h a p e l Heidelberg – Heiliggeistkirche Kloster Eberbach – Klosterkirche Kö l n – S t . A g n e s k i r c h e München – Lukaskirche Zürich Großmünster W i e n – Vo t i v k i r c h e Nancy – Cathedrale N e w Yo r k – W h i t e L i g h t F e s t i v a l
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w w w. e c m r e c o r d s . c o m I m U n i v e r s a l Ve r t r i e b w w w. o f f i c i u m _ n o v u m . d e w w w. e c m _ s o u n d s . d e
Eli¯ na Garancˇ a
Mittelmeer-Sinnlichkeit aus Riga
Ausgerechnet mit der intelligenten musikalischen Interpretation „spanischer“ Erotik feiert die Diva aus dem Norden derzeit Triumphe. Von Dagmar Leischow
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chnell noch ein Telefonat – dann ist interpretiert auch die weltbekannte Version, Elı¯na Garancˇa bereit fürs Interview die bei ihr genau deswegen so authentisch in einem Münchner Café. Nebenan in klingt, weil Elı¯na Garancˇa nie vorgibt, etwas der Bayerischen Staatsoper hat die lettische zu sein, was sie gar nicht ist. Aus ihrem norMezzosopranistin wenige Tage zuvor das Pudischen Temperament und ihren Gefühlen blikum in ihrer derzeitigen Paraderolle als strickt sie ihre eigene Version der Carmen. Carmen, mit der sie 2007 in Riga debütierte, Sinnlichkeit steht dabei im Vordergrund, nicht überzeugt. In Covent Garden hat sie sie gesunoffensive Erotik. Besonders signifikant wird gen, Ende 2009 sogar an der Met. Dabei wirkt das in einer weiteren „Carmen“-Passage: der die 34jährige zunächst wahrlich nicht wie eine heißblütige Spanierin. Hochgewachsen, blond und blauäugig strahlt sie nordische Kühle aus. Dass das schlechte Voraussetzungen seien, um die Hauptfigur in Georges Bizets Oper zu verkörpern, lässt sie nicht gelten: „Es finden sich genug Brünette, die die naive Blonde spielen. Warum sollte ich da keine dunkelhaarige, feurige Carmen geben können? Mit Perücke ist das eh kein Problem.“ Ginge es nach ihr, liefe das freilich ganz anders. Entgegen den Erwartungen würde sie als blonde Carmen auf die Bühne kommen und die frühere Fassung der „Habanera“ singen, die sie jetzt für ihr gleichnamiges Album aufgenommen hat. Da erscheint die Heldin nicht als kecke Verführerin, man muss sie sich ein bissKurzinf o chen naiv vorstellen, weniˇa ger selbstbewusst. Sie stiftet, Elı¯na Garanc glaubt Garancˇa, ziemliche Elı¯na Garancˇa, Tochter eines ChordirigenVerwirrung: „Nicht mal den ten und einer Gesangspädagogin, schrieb härtesten Opernfans dürf- sich 1996 in ihrer Heimatstadt in die Lettische Musikte da auf Anhieb klar sein, akademie ein. Nach dem Examen erstes Engagement in welche Richtung sich die am Meiningener Staatstheater, 2000 ging sie an die Geschichte wohl entwickeln Frankfurter Oper. Ihr erstes Soloalbum erschien 2001. 2009 Klassik-Echo als „Sängerin des Jahres“. Mit wird.“ Allein die erste „Haba dem Programm aus „Habanera“ geht Elı¯na Garancˇa nera“-Fassung einzuspielen, im Herbst auf Deutschland-Tournee. Die Termine: soweit wollte die Sängerin 23.9. Düsseldorf; 26.9. München; 28.9. Hamburg; dann doch nicht gehen. Sie 1.10. Baden-Baden, 4.10. Frankfurt, Alte Oper
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Seguidilla. In ihrer Interpretation schwingt da die Leichtigkeit eines Chansons mit.
Fasziniert von der Migenes Von dort schlägt Elı¯na Garancˇa einen Haken zu Leonhard Bernsteins „Candide“, Maurice Ravels „Vocalise en forme de Habanera“ und Franz Léhars „Zigeunerliebe“. Natürlich widmet sie sich auch den Volksliedern ihrer Wahlheimat Spanien, nimmt sich der Zarzuela an, einer spanischen Form der Operette. Auf sie gestoßen ist sie durch ihren Mann, den Dirigenten Karel Mark Chichon: „Er wuchs ja in Gibraltar auf, insofern sind ihm diese Werke vertraut.“ Deshalb hat das Ehepaar gemeinsam an „Habanera“ gearbeitet – mit dem Orchestra Sinfonica Nazionale Della Rai. Entstanden ist eine CD, die spanische Musiktraditionen aus unterschiedlichen Blickwinkeln spiegelt: „Seit ich als kleines Mädchen den ‚Carmen‘-Film mit Julia Migenes gesehen habe, bin ich wahnsinnig fasziniert von diesem Land und seinen Klängen.“ Garancˇas absolute Traumrolle ist Carmen allerdings nicht: „Ich will unbedingt die Amneris in ‚Aida‘ singen, aber darauf muss ich wohl noch einige Jahre warten.“
Würden Sie hier eine dunkle Perücke sehen wollen?
Man sieht es ihm an: Von Teufelsgeiger Paganini ist David Garrett genauso beeinflusst wie von Grunge-Idol Kurt Cobain
David Garrett
Vivaldi versus Vertigo Der Posterboy unter den Klassikvirtuosen schließt nicht nur optisch die Lücke zwischen Nicoló Paganini und Kurt Cobain. Von Christiane Rebmann
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avid Garrett sieht sich als Botschafter der hochqualitativen Musik, egal welcher Sparte. „Richtig gute Musik hat kein Genre“, doziert er. Als Konsequenz wählte der 29jährige Geiger für sein neues Album „Rock Symphonies“ eine Reihe von Rockklassikern und machte aus ihnen seine eigenen symphonischen Kunstwerke. Der Sohn deutsch-amerikanischer Eltern, der schon als Zehnjähriger mit den Hamburger Philharmonikern auftrat, der einst genau wie seine Kollegin Anne-Sophie Mutter bei der britisch-polnischen Geigerin Ida Haendel in die Lehre ging und vier Jahre in New York klassische Geige und Komposition studierte, wuchs
zwar mit E-Musik auf. „Bei uns zu Hause wurde Rockmusik eher nicht gehört.“ Aber irgendwann entdeckte er doch seine Liebe zum Pop- und Rockrepertoire. Und so geschah es, dass er seinen Lieblingssong von U2 nicht aus dem Kopf bekam, wenn er auf der Bühne stand und Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ spielte: „Ich hatte immer dieses tolle Riff aus U2s Song ‚Vertigo‘ im Ohr.“ Für „Rock Symphonies“ verband er im Stück „Vivaldi Vs. Vertigo“ einfach die beiden Stücke. Außerdem widmete sich der Musiker, der unter dem Namen David Bongartz zur Welt kam und den Namen Garrett von seiner Mutter, einer US-amerikanischen Ballerina, übernahm, Nir-
vanas Hymne „Smells Like Teen Spirit“. „Grunge ist ja die Simplifizierung des Rock’n’Roll der 70er Jahre. Ich habe versucht, da nicht zu viel Virtuosität mit einzubringen, weil das dem Grunge überhaupt nicht entspricht.“ Ihn faszinierte vor allem die emotionale Qualität des Stücks: „Nirvanas Sänger Kurt Cobain hat die Tragik, die er in seiner Person gehabt hat, auch wunderbar in seine Musik einfließen lassen.“
In seinen Konzerten treffen sich Generationen Der gebürtige Aachener, der sich sein Studium unter anderem als Straßenmusiker und Model verdiente, verneigt sich auf der CD auch vor Beethoven. Seine Fassung von „The 5th“ erhielt so eine ganz neue Dynamik. Außerdem nahm er für das Album, das er zum großen Teil im New Yorker Electric Ladyland Studio einspielte, auch Rockhymnen wie „November Rain“ von Guns N’ Roses und Led Zeppelins „Kashmir“ neu auf. Garrett erreichte in Deutschland mit seinen letzten drei Alben Platinstatus und ist inzwischen auch international
Neu: „Rock Symphonies“ (Decca/Universal) erscheint am 24. September
erfolgreich. In den USA lieben sie den Beau mit der halblangen blonden Mähne. 40 Wochen lang hielt sich seine US Debüt CD „David Garrett“ von 2009 an der Spitze der Billboard Classical Crossover Charts. Inzwischen ist er in seinem Anliegen, „den ganz jungen Menschen die Klassik nahe zu bringen“, mit seinen Konzerten ein ganzes Stück weiter gekommen. „Die Altersspanne der Besucher reicht von vier bis 90“, freut er sich. Das wird auch bei seiner Deutschlandtournee ab 26. Oktober so sein.
d i e T ou r n e e „Rock Symphonies“ live David Garrett ist von 26. Oktober (Leipzig) bis 21. November (München) in Deutschland auf Konzertreise, 2011 wird die Tour ab 18. Mai fortgesetzt. Genaue Termine unter www.sonomagazin.de und www.deag.de
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Die Sono -liste
Sie halten moderne Klassik für abstrakt, dissonant und kalt? Hier sind 12 Tipps, die Sie vom Gegenteil überzeugen könnten. Von Hans-Jürgen Schaal
1. John Adams „Short Ride In A Fast Machine“ (1986) Das Vierminutenstück, Porträt einer adrenalintreibenden Fahrt auf dem Highway, ist der „Hit“ im zeitgenössischen Konzertprogramm: wahlweise als Feuerwerks-Ouvertüre oder flotte Kehrauszugabe. Immer wieder gelingt es John Adams (geb. 1947), Amerikas meistgespieltem lebenden Klassikkomponisten, das Erbe der Minimal Music in hochemotionale Dramatik zu übersetzen. Kompetente Einspielung: Simon Rattle mit dem City of Birmingham Orchestra (EMI, 1994).
2. Alberto Ginastera „Erstes Klavierkonzert“ (1961)
Illustration: Fornfest
Ginastera (1916-1983) gehört zu den Lieblingskomponisten des Rockkeyboarders Keith Emerson.
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Pianistische Virtuosität, heftige Tanzrhythmen und eine wildbunte Klangsprache empfehlen das viersätzige Klavierkonzert als Soundtrack zum fantastischen Realismus südamerikanischer Romane. Der wuchtige Finalsatz (Toccata concertata) dürfte den Fans von Emerson Lake & Palmer bekannt vorkommen. Empfohlene Aufnahme: Enrique Bátiz leitet das Orchester von Mexico City mit Oscar Tarrago als Solist (ASV, 1993).
3. Henryk Górecki „Dritte Sinfonie“ (1976) 15 Jahre nach ihrer Entstehung wurde die „Sinfonie der Klagelieder“ zum Millionenseller – dank einer neuen Einspielung, die in England tatsächlich die Popcharts erkletterte. Der polnische Komponist Górecki (geb. 1933) reiht hier gleich drei langsame, todtraurige, wunderschöne und fromme Sätze aneinander und setzt obendrauf jeweils eine Sopranstimme. Die Erfolgsaufnahme: London Sinfonietta unter David Zinman mit Dawn Upshaw (Nonesuch, 1991).
4. Hans Werner Henze „Undine“ (1957) Nein, keine Oper, obwohl Henze (geb. 1926) der ungekrönte König der Opern ist (er schrieb mindestens 25 davon). „Undine“ ist eine abendfüllende Ballettmusik und war bei ihrer Erstinszenierung in London ein großer Erfolg für die legendäre Primaballerina Margot Fonteyn. Ausschwingende Melodien, packende Dramatik, dazu Mendelssohn’sche Leichtigkeit und Stra winsky’sche Raffinesse: spannend bis zur letzten Minute. Referenzaufnahme: London Sinfonietta unter Oliver Knussen (DG, 1996).
5. György Ligeti „Sechs Bagatellen“ (1953) Ein Werk für Bläserquintett, das auf sechs Sätzen von Ligetis Klavieropus „Musica Ricercata“ beruht. Weil „Zwölftonmusik“ im Ungarn der 50er Jahre verpönt war, erfand das Schlitzohr Ligeti (1923-2006) hier einfach Musik für vier, sechs oder acht Töne. Magyaren-Melancholie und Balkan-Tanzklänge machen diese Miniaturen zu einem großen musikantischen Vergnügen, das auch in diversen Transkriptionen funktioniert. Eine schöne Bläserversion: London Winds (Sony, 1998).
6. Vitold Lutoslawski „Konzert für Orchester“ (1954) Vier Jahre hat der polnische Komponist und Dirigent Lutoslawski (1913-1994) an dem dreisätzigen Werk gearbeitet: Anregungen aus der Folklore münden in brillante, mutige Orchestrierungen. Das Konzert für Orchester wurde sein bekanntestes Stück und eröffnete im deutschen Fernsehen als Erkennungsmusik 20 Jahre lang das „ZDF Magazin“. Besonders grandios zelebriert wird das Konzert in der Aufnahme des Chicago Symphony Orchestra unter dem Dirigenten Seiji Ozawa (EMI, 1971).
7. Michael Nyman „Zweites Streichquartett“ (1988) Bekannt geworden als Filmkomponist für Peter Greenaway, erschließt der gebürtige Londoner Nyman (geb. 1944) der Minimal Music völlig neue emotionale Welten. Sein zweites Streichquartett schrieb der Engländer für eine indische Solotänzerin: Die sechs Sätze beruhen auf indischen „Talas“ (Rhythmusmustern) verschiedener Länge, die ständig von Gegenrhythmen durchkreuzt
werden. Das hält den Kopf wach und den Fuß in Unruhe. Gewidmet ist das Werk dem Balanescu Quartet (Argo, 1991).
8. Arvo Pärt „Fratres“ (1977) Auch bei dem baltischen Komponisten Arvo Pärt (geb. 1935) gibt es Minimalismus: Er nennt das Prinzip aber „Tintinnabuli“ und leitet es vom traditionellen estnischen Runo-Gesang her. Pärts meistgespieltes Stück „Fratres“ beschränkt sich fast auf die mehrfache Wiederholung eines Themas, das durch meditative Schlichtheit ergreift. Es existieren etliche Instrumentierungen, aber noch immer unerreicht sind die Duo-Aufnahme von Gidon Kremer und Keith Jarrett sowie die Version der Berliner Cellisten (beide: ECM, 1984).
9. Krzysztof Penderecki „Quartett für Klarinette und Streichtrio“ (1993) Auch wenn Pendereckis Musik sonst gerne in Horrorfilmen verwendet wird: Dieses viersätzige Kammerstück des Komponisten aus dem Karpatenvorland hat sich sofort auf den Bühnen und in den Herzen eingenistet. Seine Harmonik schmeichelt zwar nicht, aber das Werk atmet sanfte Altersweisheit, einen gewissen Schubert-Ton und eine Intensität der Empfindung, der man sich nicht entziehen kann. Penderecki (geb. 1933) hält es für eine seiner wichtigsten Kompositionen. Wir empfehlen die Einspielung durch das Deutsche Streichtrio mit Eduard Brunner (cpo, 2000).
10. Steve Reich „Three Movements“ (1986) Vom strengen, engen Dogma der Minimal Music hat sich der
NewYorker Steve Reich (geb. 1936) längst befreit. Seine Musik ist vieldeutiger, emotionaler, kunstvoller geworden. Ein Meisterstück der Klangwirkung sind diese drei kurzen Orchestersätze: Sie haben den für Reich typischen Puls, zaubern aber virtuos mit Farben und Schattierungen, als ob „Wolken langsam über den Himmel ziehen“ (so Reich). Gut nachzuvollziehen beim London Symphony Orchestra unter Michael Tilson Thomas (Elektra Nonesuch, 1994).
11. Alfred Schnittke „Gogol-Suite“ (1980) Diese acht Stückchen aus einer Theatermusik zählen bestimmt nicht zu den Hauptwerken des deutschstämmigen Russen Alfred Schnittke (1934-1998). Doch um dem schräg-bizarren Humor in den Stücken des russischen Dichters Gogol gerecht zu werden, bedarf es eben auch schriller Mittel wie Parodie, Groteske und Schock. Ein Allegro über Bürokraten? Auch vom Hörer wird da etwas Humor gefordert – und reich belohnt. Unsere Plattenempfehlung: Lev Markiz mit dem Malmö Symphony Orchestra (BIS, 1994).
12. Lepo Sumera „Zweite Sinfonie“ (1984) Dieses Werk erhielt 1985 den Estnischen Kulturpreis; drei Jahre später wurde Sumera (1950-2000) sogar zum Kulturminister des neuen, freien, demokratischen Estland ernannt. Sechs Sinfonien schrieb er, die Zweite blieb ihm aber die liebste: eine nordischromantische Orchestersaga von kraftvoller Leidenschaft, unterbrochen nur von einem kurzen, panischen Interludium. Auch hier empfiehlt sich die Aufnahme des Malmö Symphony Orchestra unter der Leitung von Sumeras Freund Paavo Järvi (BIS, 1994).
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Lee Ritenour
„Captain Fingers“ lädt zum Kongress Lee Ritenour, Star der US-Studioszene, veranstaltet mit den Größen seiner Zunft ein ungewöhnliches Gitarrenprojekt: „Six String Theory“ verbindet Nachwuchsarbeit mit Spitzendarbietungen. Von Christian Stolberg
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er Gitarrist Lee Ritenour ist ein Riese im US-Studiobusiness. Er war, seit er 1968 als 16jähriger sein Studiodebüt beim Flower-Power-Quartett The Mamas & The Papas gab, an über 3.000 Produktionen anderer Künstler beteiligt. Ob Pop-Acts wie Pink Floyd, Simon & Garfunkel, Frank Sinatra oder Jazzer wie Dizzie Gillespie und Sonny Rollins – Ritenours Klientel kam meist aus der ersten Liga. Unter eigenem Namen hat der Lockenkopf aus Hollywood inzwischen über 40 Alben mit instrumentalem Pop und Jazz herausgebracht. Der Mann weiß also, worum es geht beim Spiel mit den sechs Saiten.
Um den Stand der Dinge in Sachen Jazz- und Rockgitarre zu dokumentieren, lud er nun 20 Gitarristen, darunter Jazzprominenz wie John Scofield und George Benson, populäre Rockgitarreros wie Neal Schon (Journey), Slash, Steve Lukather (Toto), Bluesgrößen wie B.B. King, Robert Cray, Joe Bonamassa und Jonny Lang, Countrystar Vince Gill und junge Talente wie das YouTube-Wunder Andy McKee zu gemeinsamen Sessions ins Studio. Der Anlass: „Ich begehe dieses Jahr ein kleines Jubiläum: Es werden 2010 genau 50 Jahre, seit ich als damals 8jähriger Junge be-
gonnen habe, Gitarre zu spielen. Das wollte ich feiern, indem ich die Vielfalt der heutigen Gitarrenmusik auf einer CD darstelle. Das konnte ich aber unmöglich alleine leisten“, erklärt der Kalifornier beim Telefonat mit SONO. So wurde die CD „eigentlich nur, damit man sie in Online-Stores und stationären Plattenläden gut findet“, als Ritenour-Album deklariert und nicht als „Various Artists“-Produkt. Vorausgegangen war dem Plattenprojekt eine andere Unternehmung mit dem gleichen Titel: Mit dem Berklee College Of Music hatte Ritenour 2009 einen Wettbewerb für Nachwuchsgitarristen unter dem Motto „Six String Theory“ veranstaltet. Dessen Sieger ist jetzt ebenfalls auf dem Album vertreten. „Mir ging es bei der Auswahl der Kollegen darum, dass sie nicht nur virtuose Gitarristen, sondern vor allem großartige Musiker sein sollten“, sagt Ritenour. „Das sind nämlich zwei Paar Stiefel.“ Was das Album nicht sein sollte: eine Leistungsschau, bei der vor allem Fingerfertigkeit demonstriert wird. 15 Tracks entstanden so, an denen „Captain Fingers“, wie Ritenour in der Szene genannt wird, in einigen Fällen natürlich auch selbst
Lee Ritenour (l.) nebst Gästen Steve Lukather (Toto) und Slash (einst bei Guns N’Roses) nach herzhafter Jamsession
Konzentriert: Melvin Davis, John Scofield (halb verdeckt), Wesley Ritenour, Lee Ritenour (v.l.)
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teilnahm. Zum Teil hat er die Stücke extra für diesen Anlass und für die prominenten Kollegen geschrieben, zum Teil werden Standards („Moon River“) und Popsongs (etwa Stings „Shape Of My Heart“, Tracy Chapmans „Give Me One Reason“) interpretiert. Das ergibt einen bunten Strauß an „Gitarrengesprächen“ – vom gemütlichen Bluesparlando über deftige Rockdebatten bis zu zirzensischer Fusionhexerei. Das Stilspektrum auf „Six String Theory“ ist also weit gefächert, virtuose Darbietungen finden sich darauf trotz des Bekenntnisses von Initiator Ritenour zur musikalischen Nachhaltigkeit reichlich.
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Das Klassik & Jazz Magazin
RONDO
www.rondomagazin.de 4| 10 · 19. Jahrgang
Mister Thousand-Fingers Lang Lang in Wien und Berlin
Die Königin der Instrumente Orgel spektakulär
Neu, irritierend, erhellend René Jacobs’ »Zauberflöte«
Fritz Wunderlich zum Achtzigsten Drei Sängerkollegen erinnern sich
Beethoven in Brasilien, Klassik im Kongo Zwei ungewöhnliche Musikprojekte
Albrecht Mayer
Ein Berliner in Paris Deutsche Volkslieder • Elı¯na Garancˇa • Arvo Pärt und Kristjan Järvi • Julia Fischer • Benyamin Nuss • Vijay Iyer • Musikstadt Dallas • Hans Werner Henze an der Ruhr • Yukka-Pekka Saraste • CD & DVD Rezensionen
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Rückblick
Das Beste des Sommers Seit dem Erscheinen der Erstausgabe von SONO am 27. Mai ist ein bewegter Sommer ins Land gegangen. So bewegt er hinsichtlich des Wetters war, so fruchtbar in musikalischer Hinsicht. Wir lassen die medialen Musik-Highlights des Sommer 2010 hier noch einmal Revue passieren.
Das Jazz-Highlight des Sommers
Jason Moran „Ten” Blue
Sheryl Crow „100 Miles From Memphis“ A&M / Universal
Mit einem gelungenen Rückgriff auf den Soundtrack ihrer Jugend in den 70ern in Kennett, Missouri, hat die ehrgeizige Amerikanerin ihr kurzzeitiges Karrieretief gestoppt. Ihr neues Album feiert jene Zeit, als das US-Autoradio seine vielleicht beste Phase hatte: Damals konnte man selbst im Mittleren Westen auf ein und demselben Sender den Soul und Funk von Al Green, Sly Stone und Stevie Wonder hören, neben Southern Boogie Marke Allman Brothers oder Lynyrd Skynyrd und weißem Gospelrock à la Delaney & Bonney. Diesen Klängen zollt Crow hier nicht etwa mit Coverversionen der erwähnten Größen Tribut, sondern überwiegend mit eigenen Songs, in denen sie deren Sound äußerst überzeugend nachempfindet (die einzigen Ausnahmen: Terence Trent D’Arbys „Sign Your Name“ und „I Want You Back“ von den Jackson 5 – aber auch die gelingen bestens). Die Melodien, Hooks und Riffs, die der 48jährigen diesmal eingefallen sind, strahlen so frisch wie schon lange nicht mehr. Arc-AngelsGitarrist und Clapton-Spezi Doyle Bramhall III hat diese Songs kongenial knackig und direkt überwiegend live im Studio produziert. Straffe Grooves, stramme Bläsersätze, Crows laszivste Vocals ever, hinreißend! (CST)
Vorbilder: Thelonious Monk; Herbie Hancock
Foto: Getty
Note/EMI [Modern Jazz] Keiner kann momentan am Jazzklavier so unverkrampft den Kopf mit dem Bauch kurzschalten wie Jason Moran. So durchdacht er selbst Jazzklassiker wie Monks „Crepuscule With Nellie“ angeht, so herrscht bei dem aus Texas stammenden Wunderknaben eine kultivierte Lässigkeit, die vibriert. Und während er aus Le-
onard Bernsteins „Big Stuff“ eine Bar-Ballade macht, verkantet er in seinen Eigenkompositionen schon mal elegant den guten, alten Blues. Wer so Jazz spielt und denkt, der ist dementsprechend begehrter Sparringspartner von Größen wie Don Byron und Paul Motion. Den wahren Moran erlebt man aber eben nur als federführenden Chef eines klassischen Jazz-Klaviertrios. Aber seine beiden Spezis Tarus Mateen (Bass) und Nasheet Waits (Drums) sind natürlich mehr als nur brave Gefolgsleute. (GFI)
Das Pop-Album des Sommers
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Die Klassik-Überraschung des Sommers
Andreas Staier „Bach: GoldbergVariationen”
Der Musikfilm des Sommers
„When You’re Strange“ Kinowelt Es kommt so überraschend wie spektakulär: Zu einem Zeitpunkt, als das Genre der Rock-Doku längst zur DVDDutzendware zu verkommen scheint, und als all die wichtigen Geschichten über die wirklich großen Bands der 60er Jahre vermeintlich bereits längst aus-erzählt sind, verblüfft der Amerikaner Tom DiCillo mit einem atemberaubenden Dokumentarfilm über die Doors. Schon die Eröffnungssequenz fesselt mit Bildern, die so plakativ und emotional sind, wie sonst nur im FictionKino: Wir sehen Doors-Sänger Jim Morrison in seinem aufgedunsenen Endstadium, steigen mit ihm in ein Sportcoupé, fahren mit ihm in die Wüste, und aus dem Radio tönt Beunruhigendes…
Mit bisher ungesehenem Filmmaterial wie diesem hat Tom DiCillo, in der Filmbranche bekannt geworden als Kameramann von Jim Jarmischs Kultstreifen „Stranger Than Paradise“, die erste richtige Kino-Dokumentation über die Doors zu einem Highlight ihres Genres. Klug beschränkt sich DiCillo darauf, die Geschichte der Band von ihren Anfängen in Venice Beach 1965 nur bis zum Tod des Sängers Jim Morrison 1971 zu erzählen – und auf jegliche langwierigen Nachbetrachtungen oder Diskussionen ihrer Wirkungsgeschichte zu verzichten. Keine posthum mit Zeitzeugen geführten Interviews, keine interpretierenden Expertenstatements – nur die Geschichte dieses erstaunlichen kalifornischen Quartetts selbst, erzählt mit authentischem Bild-und Tonmaterial, ganz nah dran, ganz dicht. Als doppelter Boden nur der so sparsame, wie eindringliche Off-Kommentar mit der Stimme von Johnny Depp. (CST)
Harmonia Mundi Bach soll seine „Goldberg-Variationen” für einen an Schlaflosigkeit leidenden Blaublütlers komponiert haben. Hätte der damals einen CD-Player gehabt – ihm wären die 30 Variationen über eine wundersame Aria nur so um die Ohren geflogen. Denn wie Meistercembalist Andreas Staier hier mit Prunkakkorden um sich wirft und die Bässe donnern lässt, ist fast barocker Heavy Metal. Mit Glanz, Gloria und Geist erklimmt Staier auf einem historischen Instrument diesen Mount Everest der Cembalo-Musik. Moderner lässt sich die sogenannte Alte Musik nicht denken und spielen. (GFI)
Der Live-Mitschnitt des Sommers
The Derek Trucks Band „Roadsongs“ Sony Music Amerikas aufstrebender Gitarrenstar schreibt die LiveTradition der Allman Brothers fort: Derek Trucks ist der Neffe des Allman-Brothers-Schlagzeugers Butch Trucks, heute gleichzeitig Allman -BrothersMitglied und Kopf einer der besten Jamrock-Bands des Landes. Mit der trumpft Trucks jetzt mächtig auf: „Roadsongs“ bei Konzerten in Chicago mitgeschnitten, platzt nur so aus den Nähten vor saftigem Bluesrock, Southern Boogie und Funk. Dabei reißen besonders Trucks’ Parforce-Ritte an der Slide-Gitarre und das unglaublich dichte Zusammenspiel der Band die Hörer mit. (FMA)
Das Boxen-Juwel des Sommers
John Mellencamp „On The Rural Route 7609“Mercury/Universal Mit der aufwendig gestalteten Vier-CD-Box „On The Rural Route 7609“ würdigt das Label Mercury jetzt das künstlerische Schaffen des lange unterbewerteten Rockstars des American Heartland. Genau in dieser Rolle porträtiert ihn die nicht nach dem üblichen Motto „Hits in chronologischer Reihenfolge“ zusammengestellte Retrospektive : Attraktiv verpackt in einen grafisch aufwendig gestalteten Text/Bildband, für den Journalist Anthony de Curtis lange Interviews mit dem Musiker führte, dazu mit vielen eindrucksvollen Fotografien, legt sie den Focus ganz auf die Substanz und Seriosität von John Mellencamps Songwriting. (CST)
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POP, Rock & co die pop-cd des monats
Brian Wilson Re-Imagines Gershwin Arcade Fire The Suburbs City slang/Cooperative Music
[Indierock] Arcade Fire, das texanisch-kanadische Joint-Venture um Sänger/Gitarrist Win Butler und Sängerin Regine Chassange, legt mit seinem dritten Longplayer ein Themenalbum vor. Es geht in den 16 Tracks um das Aufwachsen in nordamerikanischen Vorstädten und den halbwehmütigen, halb zornigen Blick zurück auf die davon geprägten Jugendjahre. Die spielten sich bei Butler und Chassagne in den 80er Jahren ab – musikalisch hat man das auch den ersten beiden Arcade-Fire-Werken „Funeral“ (2004) und „Neon Bible“ (2007) angehört, mit ihren psychedelisch angeschrägten Hymnen, dem waidwunden Pathos in Butlers Gesang. Da waren U2, Velvet Underground und REM als Einflüsse nicht zu überhören – das ist auch auf „The Suburbs“ so. Win Butler nähert aber sich stimmlich Neil Young an. Arcade Fire entkommen öfter den monotonen Ostinati aus der U2-Schule, entfalten rhythmisch wie klanglich ein größeres Ausdrucksspektrum. Christian Stolberg Info: Arcade Fire waren die großen Aufsteiger im nordamerikanischen Indierock der späten Nullerjahre
Eric Clapton „Clapton“ Reprise/Warner, VÖ: 24.9. [Blues] Ein halbes Jahrzehnt ist seit Eric Claptons letztem Studioalbum „Back Home“ vergangen. Da trifft es sich gut, dass er nicht
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ine Kombination, die schon auf dem Papier zwingend erscheint: Der einst als frühreifer Mozart der US-amerikanischen Popmusik gefeierte BeachBoys-Genius covert den genialen US-amerikanischen Komponisten, dessen Musik von jeher die Grenzen zwischen Klassik, Jazz und Pop obsolet machte. Und in der Tat: es funktioniert. Vom Start mit der „Rhapsody In Blue“ an, in der sich Chöre wie aus dem legendären Album „Pet Sounds“ mit Streichern und Blechbläsern zu Soundkathedralen auftürmen, entwickelt sich hier traumhafter Edelpop im Großformat. Da kommen dann in „Summertime“ psychedelische Anklänge, soulige Vocals und ein jazziges Piano dazu, ein Posaunensolo kontert Streicher und Chor in „I Loves You Porgy“, Banjo und Mundharmonika überraschen in „I Got Plenty Of Nothin’“ – und immer fügt sich alles harmonisch und perfekt. Ein Klangwunderwerk – viel zu schade für MP3! Christian Stolberg Brian Wilson (geb. 1942) ist der so genial begabte wie zeitlebens psychisch gefährdete Kopf der Beach Boys. George Gershwin (1898-1937): Amerikas wichtigster Komponist, dessen Musik sich sowohl auf dem Broadway als auch in der Klassik durchsetzte
schen (oder anglophilen) Pop der 60er. Dabei gelingen ihnen großartige, ekstatisch mitreißende, melancholisch-melodiöse und auch mal düster-atmosphärische („Coney Island“) Stilübungen, allen voran die wunderbare Single „1000 Years“ und das schwelgende „Walking In The Winter“. Andere Songs sind weniger markant oder (wie die ersten beiden) annähernd gesichtslos, aber bei 18 Tracks ist das zu erwarten. Zugute kommt der Band die souveräne Hand des Produzenten John Leckie, der einst mit den Stone Roses die Sixties in die 80er (und die Ewigkeit) rettete und weiß, wie man etwas rund, wuchtig und echt klingen läßt. Ein Album, das einen ganzen Sommer und Herbst als Tonspur vergolden kann. Michael Sailer Passt zu: ruhigen Spätsommer tagen am See Downloadtipp: „1000 Years“
bloß 14 neue Stücke zu vermelden hat, sondern auch einen Produzentenwechsel: Sein Tourgitarrist Doyle Bramhall III besorgt den Job jetzt, das macht sich gleich beim Eröffnungsstück „Travellin’ Alone“ bemerkbar: rauer und erdiger ist der neue Sound. Auf „Clapton“ herrscht ein spürbarer New-Orleans-Einfluss. Gäste wie Trompeter Wynton Marsalis und Trombone Shorty befeuern die Fats-Waller-Originale „My Very Good Friend The Milkman“ und „When Somebody Thinks You’re Wonderful“ mit Jazzgebläse. Bluesstandards wie „Can’t Hold Out Much Longer“ und „That’s No Way To Get Along“ bekommen ein „Swamp“-Feeling. Es geht unaufgeregt zu – der Oldie „Rockin’ Chair“ von Hoagy Carmichael setzt da nicht nur mit seinem Titel den Ton, zurückgelehnt kommen auch die Clapton/J.J.CaleKollabos „River Runs Deep“ und „Everything Will Be Allright“ daher. Irving Berlins Ballade „How Deep is The Ocean“ erhält einen intimen Barjazz-Touch. Wie bei seinem „Unplugged“-Album aus den 90er Jahren steht hier eher der Sänger als der Gitarrist Clap-
ton im Fokus. Ein Alterswerk – im besten Sinne! Christian Stolberg Passt zu: Abenden am Kamin Klingt ähnlich: Ry Cooder, T.Bone Burnett
A-ha „Hunting High And Low“/ „Scoundrel Days“ Warner
The Coral „Butterfly House“ Cooperative Music [Rock] The Coral, 1996 gegründet und mit ihrem ersten Album die Mercury-Prize-nominierte Sensation des Jahres 2002, sind vier Alben später durch zwischenzeitliche „Revolutionen“ (um nur zwei zu nennen: Arctic Monkeys und Klaxons) in die nebligen Randbezirke des Popzirkus verdrängt und im Erwachsenenalter angekommen, bleiben aber musikalisch hochbegabte Spielkinder, die im Plattenschrank ihrer (Groß)eltern wühlen, mit einem speziellen Faible für den anpsychedelisierten, aber ohne LSD-Beigabe verdaulichen briti-
[Pop] Das norwegische Trio hätte eigentlich als klassisches Eineinhalb-Hit-Wonder in die Popgeschichte einsinken sollen, ja müssen – statt dessen gelang es ihm, nach „Take On Me“ exakt ein Vierteljahrhundert lang in einer Zeitblase zu überleben, in der die 80er nie vergangen sind. Vor der angekündigten Einstellung des Geschäftsbetriebs zum Jahresende erinnern A-ha mit Neuauflagen ihrer ersten und erfolgreichsten Alben daran, dass da noch mehr war als eine Melodie und ein klassisches Video. Nämlich: kühl lackierter Früh-TeenagerSynthpop auf dem Debüt, smart arrangierter Alternative-Pop auf dem Nachfolger und eine Reihe solider Songs, die eine (Wieder) entdeckung lohnen. Die Zeitbla-
se leidet nicht unter dem Remastering: Beide Alben klingen eher noch knackiger und artifizieller als gewohnt. Der Griff in die Archivkiste indes geriet etwas arg tief und förderte neben einigen unveröffentlichten bzw. wenig bekannten Songs (zu „Hunting High And Low“ – danach dämpfte der immense Erfolg den Materialfluss) jede Menge Demo-, Liveund Extended-Versionen zutage, die die Neuausgaben auf 37 bzw. 31 Tracks aufblähen (wer mag, kriegt noch je vier als Download dazu). Michael Sailer
weltweise, warme Stimme der Sängerin, dabei schmeckt das Country-Aroma mal mehr und mal weniger durch. Vordergründig ein ländlich-idyllisches Amerika der weißen Holzkirchen, der reifen, im sanften Sommerwind wogenden Kornfelder, das Chapin-Carpenter mit ihren Songs hier wachruft, bei genauerem Hinhören und -sehen zeigen sich Risse, Doppeldeutigkeiten, Abgründe – genau sie machen „The Age Of Miracles“ auch für kritische Hörer interessant. Christian Stolberg
Wissenswert: Am 4. Dezember findet in Oslo das letzte A-haKonzert statt. Es ist seit Oktober 2009 ausverkauft
Wissenswert: Als Gastsänger sind die New-Country-Stars Vince Gill und Alison Krauss vertreten. Klingt ähnlich: Emmylou Harris
Mary Chapin Carpenter „The Age Of Miracles“
Leonard Cohen Songs From The Road
Rounder/Decca/Universal
[Country-Folk] Eine schwere Krankheit und die erzwungene Zeit der Ruhe und Besinnung danach machten dieses Album der US- Singer/Songwriter-Koryphäe Mary Chapin-Carpenter erst möglich: Die Genesungsphase gab der fünffachen Grammy-Preisträgerin die Ruhe, frei von Tournee-und Medienverpflichtung die Songs des neuen Werks zu schreiben und reifen zu lassen, das Nachdenken über die Krankheit und die Wege zur Genesung gaben ihm sein Thema und sein nachdenkliches Flair: In wehmütigen Melodien voll feiner Wendungen und meist in mittleren Tempi singt Chapin-Carpenter über das Auf und Ab in Beziehungen und des Schicksals überhaupt. Das ist musikalisch alles in so zarten Pastelltönen gehalten, wie sie auch das Cover zeigt; subtil begleiten Produzent und Keyboarder Matt Rollings, Gitarrist Duke Levine und Drummer Russ Kunkel die
Columbia [Folk] Es ist schwer, Leonard Cohen für irgend etwas böse zu sein, weil der Mann so weit über dem irdischen Zirkus schwebt, dass man ihm notfalls alles verziehe, wenn er doch nur irgendwann „Suzanne“ anstimmt. Das tut er selbstverständlich auch auf dieser Sammlung von 12 Mitschnitten seiner Welttournee 2008/9 – die eine irische Zeitung angemessen als „kulturelles Ereignis von biblischen Dimensionen“ bezeichnete – aus Schottland, Israel, Deutschland, Schweden, Finnland, England und den USA, und in diesem Moment beginnt das Verzeihen. Diese reduzierte, unglaublich warme, nur ganz sachte von der typischen subtilen Selbstironie des großen Poeten angehauchte Interpretation ist so wunderschön und ergreifend, dass man sich nicht mehr stört an den teilweise arg gefällig arrangierten anderen Songs, der aufdringlich trällernden Bouzouki, der oft ins Alleinunterhalterische abdriften-
den Orgel, dem statischen Schlagzeug (dessen Korsett sich Cohen in „Hallelujah“ förmlich vom Leib reißen zu wollen scheint), den süßlichen Chören. Es macht auch nichts, dass in „Famous Blue Raincoat“ kaum etwas bleibt von der im Original lauernden atemraubenden Spannung zwischen böser Tragik und erschöpfter Versöhnlichkeit, dass „Closing Time“ fast zur Selbstparodie-Polka gerät – man freut sich viel zu sehr, diese Stimme zu hören, drückt beide Augen zu und lauscht und lächelt und fühlt sich wohl. Michael Sailer
John Mellencamp No Better Than This
[Chanson-Pop] Béatrice Martin alias Cœur De Pirate aus Mont real hat mit ihrem Debütalbum den französischen Sprachraum im Handumdrehen erobert. Nachdem sie sich in ihrem Heimatland an die Spitze der Charts setzte, platzierte sich ihre Platte auch in Frankreich und Belgien in den Top Five nicht von ungefähr. In den zwölf Songs begeistert Coeur mit unwiderstehlichen Melodien und mit Texten, die vor Witz und Charme sprühen. Herausragend neben der mit verträumten Pianoklängen ausgestatteten Midtemponummer „Comme des enfants“ vor allem die mit Streichersounds veredelte Pophymne „Pour un ailleurs“ sowie das sanft melancholische „C’était salement romantique“. Robert Wallner
Rounder Records [Roots-Rock] Vor 35 Jahren geriet Mellencamp mit seinem ersten Plattenvertrag in die Sackgasse: Manager Tony DeFries zwang den 25jährigen, sich Johnny Cougar („Puma“) zu nennen – ein Pseudonym und ein Image, die viele Jahre lang Mellencamps Versuche, sich als uramerikanischer RockSinger/Songwriter zu inszenieren, mit einem Beigeschmack der Lächerlichkeit vergifteten. Den grundehrlichen Kerl wurmte das so, dass er trotzig immer weiter vordrang zu den Quellen der USamerikanischen Volksmusik und der Seele des Volkes, das sie trug, und sich zugleich den Mechanismen von Geschäft und „Fortschritt“ zunehmend verweigerte. Jetzt, könnte man meinen, ist er am Ziel: mit 13 Songs, an historischen Orten der US-Musikgeschichte aufgenommen (z. B. den Sun-Studios, wo man Instrumente und Anlage exakt so aufbaute wie damals bei Elvis und Johnny Cash, und dem Gunter Hotel in San Antonio, wo einst Robert Johnson „Sweet Home Chicago“ aufs Band brachte), mit einem 55 Jahre alten Tonbandgerät, einem einzigen antiken Mikro, ohne Overdubs und mono (!). Die Band (mit Marc Ribot an Gitarre/Banjo) und Produzent T-Bone Burnett sorgen dafür, dass die melancholisch beschwingte, ansteckend lockere Platte so authentisch und dabei nie museal klingt, dass einen immer wieder Gänsehaut überläuft und man kaum Gedanken daran verschwendet, dass viele der Songs so ähnlich schon tausend Mal geschrieben wurden. Michael Sailer
Wissenswert: MySpace verhalf der Sägerin in Rekordzeit zum Durchbruch
Passt zu: dunklem Bier und Thomas Wolfes Roman „Schau heimwärts, Engel“
Downloadtipps: „Suzanne“ und „Hallelujah“ (mit einer netten Anspielung auf das CoachellaFestival, bei dem der Song aufgenommen wurde)
Coeur De Pirate Coeur De Pirate (Le Pop/Groove Attack)
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POP, Rock & co
Eels Tomorrow Morning E Works/Vagrant/ Cooperative
[Folk-Rock] Die kalifornische Band um Mark „E“ Everett tendiert seit ihrer Gründung Mitte der 90er zum Einmannprojekt – Everetts lebensmüd-charmante Stimme, seine wetterwendische, aber verlässlich exhibitionistische Emotionalität stehen so im Mittelpunkt, dass die wechselnden Mitmusiker kaum eigene Persönlichkeit entwickeln können. Das hat, vor allem weil der Boss immer wieder dieselben drei Songs mit denselben drei Harmonien schreibt, den Nachteil, dass das neunte Album überraschungsfrei bis (phasenweise) öde geraten ist – abgesehen von ein paar Effekten, die man aber (wie den Vinyl-Kratzer-Effekt) auch schon kennt. Andererseits sorgt das Klammern ans kompositorische Simpel-Grundrezept für Verlässlichkeit. Dank der wieder mal etwas aufgeheiterten Stimmung ist der dritte Teil der Trilogie über „Sehnsucht, Verlust und Erlösung“ angenehm und schön zu hören, solange man nebenbei etwas anderes zu tun hat, und enthält mit „Let’s Ruin Julie’s Birthday“ einen der besten und typischsten Eels-Songs. Michael Sailer Downloadtipp: „Let’s Ruin Julie’s Birthday“
Tom Jones „Praise & Blame“ Island/Universal [Roots-Pop] Das wird die Fangemeinde des „Tiger“ überraschen:
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Ausgerechnet im Jahr seines 70. Geburtstags beschreitet der Bariton aus Wales neue Wege. Jones, der bislang für einen Hang zu fülligen Arrangements bekannt war, wollte auf seinem neuen Album alles möglichst einfach, natürlich und live haben, ohne Overdubs, moderne Soundgimmicks und schillerndes Bläser- oder Streichergepränge. Mit Kings-OfLeon-Produzent Ethan Jones hat er elf traditionelle Gospel-, Folk-, Country- und Bluesstücke aufgenommen, darunter Songs aus der Feder von Bob Dylan („What Good Am I“), John Lee Hooker („Burning Hell“) und aus dem Repertoire von Gospelkönigin Mahalia Jackson. Gerade die Gospelstücke fallen eindrucksvoll aus, und die besonders schlicht instrumentierten Tracks erinnern mitunter an die Zusammenarbeit von Johnny Cash und Über-Producer Rick Rubin für die „AmericanRecordings“-Reihe, wenn sie auch nicht ganz deren Tiefe erreichen. Ob Jones mit diesem Konzept kommerziell reüssiert, bleibt abzuwarten. Aber es ist reizvoll, ihn einmal in einem etwas ernsteren Kontext zu erleben. Christian Stolberg
den frühen Tagen Santana Blues Band nannte, das Doors-Stück „Riders On The Storm“ tänzelt auf einem entspannten LatinGroove daher, während „Dance The Night Away“ mit vollen Segeln den Mainstream entlang rauscht. Am überraschendsten haben Santana und Produzent Clive Davis den Beatles-Klassiker „While My Guitar Gently Weeps“ arrangiert – ihre Version beginnt mit zarten Klängen von Cellokoryphäe Yo-Yo Ma, die Vocals übernahm Nu-Soul-Sängerin India Arie, Santana selbst geht dem Vergleich mit Eric Claptons Wah-Wah-Solo auf dem Original aus dem Weg, indem er mit einem Akustikgitarrensolo beginnt und erst spät mit der E-Gitarre einsteigt. Als Gitarrist wirkt Carlos Santana über weite Strecken wie einem Jungbrunnen entstiegen: voller Feuer holt er Licks aus den sechs Saiten, die man bei ihm lange nicht gehört hat. Felix Marondel
Dr. John & The Lower 911 Tribal
Columbia/Sony Music [Rock] Der Großgitarrero aus Tijuana staubt, unterstützt von prominenten Gastsängern, Meilensteine der Rockgeschichte ab: Es beginnt mit einem energiegeladenen „Whole Lotta Love“, in dem Chris Cornell überzeugend den jungen Robert Plant gibt. „Can’t You Hear Me Knocking“ und „Ain’t Superstitious“ erinnern daran, dass Carlos’ Combo sich in
Ähnlich: The Meters, The Neville Brothers, Allen Toussaint, Tom Waits
Kad Achouri Lettre A Marianne (Skycap/Rough Trade)
Unter den Gästen: Ray Manzarek (The Doors), Joe Cocker und Blues gitarrist Jonny Lang
Downloadtipp: „What Good Am I“
Santana „Guitar Heaven: The Greatest Guitar Classics Of All Time“
ben – Dr. John hat das Album nun seinem Andenken gewidmet. „Tribal“ bietet typischen Dr. John in der Tradition seines Klassikers „Gris-Gris“ – eine lebendige Mischung aus Blues, Soul, Funk und Jazz, mit dem ausgelassenen Rebennack’schen Piano und verschmitzten Gesang, Gästen wie Gitarrenstar Derek Trucks und Jazzsaxophonist Donald Harrison, und fein abgeschmeckten Streicher- und Bläsersätzen. Dr. John erobert hier kein neues Terrain, aber er ist im besten Sinne ganz bei sich. Christian Stolberg
Proper/RTD [Swamp-Blues] Würde nicht sein Gassenhauer „See You Later, Alligator“ noch von vielen Rock’n’Roll-Combos rund um den Globus gespielt, der Sänger und Songschreiber Bobby Charles, der am 14. Januar gestorben ist, wäre in unseren Breitengraden komplett vergessen. Einer, der ihn nicht vergessen hat, ist Mac Rebennack alias Dr. John, im 70. Lebensjahr noch immer das umtriebigste Faktotum der NewOrleans-Szene. Bobby Charles hatte zwei Songs auf Dr. Johns neuem Album „Tribal“ geschrie-
[Chanson] Vor acht Jahren versetzte der Singer/Songwriter aus Frankreich mit seinem Debütalbum „Liberté“ die Musikszene seines Heimatlandes in Aufregung. Auch der 2005 veröffentlichte Nachfolger „Société“ wurde mit viel Lob bedacht. Fünf Jahre später präsentiert Kad Achouri, der sich in der Zwischenzeit u. a. erfolgreich als Filmmusik komponist versuchte, nun mit „Lettre A Marianne“ seinen dritten Streich: Eine introvertiert-meditative Songkollektion, in der sich alle Facetten seiner komplexen Künstlerpersönlichkeit widerspiegeln. Auf Elektronikelemente verzichtet der Troubadour diesmal und setzt in Stücken wie „Le Dormeur Du Val“ und „Le Temps de Vivre“ auf einen organischen, zwischen Jazz, Pop und Chanson pendelnden Sound mit Kontrabass, Bandoneon, Piano, Gitarre und Perkussion als Eckpfeilern. Robert Wallner Ähnlich wie: Serge Gainsbourg, Leonard Cohen
Los Lobos „Tin Can Trust“
© 1964 CBS Photography
Proper/RTD [Texmex-Rock] 26 Jahre spielt das Texmex-Rock-Quintett um David Hidalgo nun schon in der gleichen Besetzung, hat in dieser Zeit Tausende von Konzerten gegeben und Dutzende Alben eingespielt. Den feurigen Überschwang von Jungrockern darf man von den Veteranen aus East Los Angeles also nicht unbedingt erwarten – dafür haben sich bei ihnen über die Jahre andere Qualitäten eingestellt, wie „Tin Can Trust“, ihr erstes neues Studioalbum seit vier Jahren, offenbart. Die Band hat die elf Stücke überwiegend live im Studio eingespielt und offenbart dabei ein traumhaft sicheres Verständnis, sowohl in den knochentrockenen Bluesrockern, die die Mehrzahl der Stücke ausmachen, als auch den traditionellen, spanischsprachigen Texmex-Liedern. Dabei verlieren sich Hidalgo & Co. in keinerlei überflüssigen Schnörkeln oder Soundgimmicks, alles kommt genau auf den Punkt, wahrt im Sound genau die richtige Balance zwischen garagigem
Livegefühl und kompetentem Handwerk. Vor allem aber: Über weite Strecken strahlt dieses Album eine Aura melancholischer, in Jahrzehnten „on the road“ erworbener Lebensweisheit aus, die einfach ansteckend ist. Vor allem in der Midtempoballade „All My Bridges Burning“, einer Zusammenarbeit mit Robert Hunter, dem Textdichter der Grateful Dead. Christian Stolberg Ähnlich wie: Ry Cooder, Chris Isaak, Tom Petty
eine zweite CD mit B-Seiten wie dem eng am Original orientierten Kinks-Cover „Who’ll Be The Next In Line“ und bis dato unveröffentlichten Livetracks vom ReadingFestival. Der rund 40minütige Konzertmitschnitt aus dem Jahr 2000 bietet zwar keinen perfekten Sound, gewährt aber einen authentischen Einblick in die kraftvolle Performance der QOTSA – mit dem Zehn-MinutenJam „You Can’t Quit Me, Baby“ und dem treibenden „Millionaire“ als abschließenden Highlights. Jörg Laumann Downloadtipps: „The Lost Art Of Keeping A Secret“, „Who’ll Be the Next in Line“, „Millionaire“ (live)
Queens Of The Stone Age Rated R (Deluxe Edition) Universal Music [Stoner Rock] Mit ihrem zweiten Album „Rated R“ schafften die Queens Of The Stone Age 2000 den Durchbruch. Zum zehnjährigen Jubiläum liegt das bahnbrechende Werk von Josh Homme und Konsorten nun in einer „Deluxe Edition“ vor. Zu den elf Songs des Originals, auf dem unter anderem der Singlehit „The Lost Art Of Keeping A Secret“ zu finden ist, gesellt sich nun
Röyksopp Senior PIAS / RTD [Electro] Die Titelmetaphorik ist etwas aufdringlich: Der „ältere“ Bruder von „Junior“, dem dritten Album des norwegischen Elektronikduos, greift zurück in die Zeit, als elektronische Musik mit T noch Tangerine Dream und nicht Techno hieß, als elektronische
Rhythmik noch nicht die simple Imitation ein- bis zweivierteltaktiger Disco-Schlagzeuge bedeutete, sondern polyrhythmische Ineinanderverschlingung pulsierender Analog-Synthesizer-Linien vor Klanglandschaften, die eher an Pink Floyd erinnerten als an Wodka und Red Bull. „Senior“ ist friedlich, atmosphärisch, (bis auf den kurzen Auftritt einer Roboterstimme) gänzlich instrumental und lädt trotzdem zum Tanzen ein, bevorzugt zu zweit in verdunkelten Zimmern. Bei Songs (!) wie „Senior Living“, „And The Forest Began To Sing“ und dem vollständig schwerelosen „A Long, Long Way“ kann man dann die Augen schließen und den romantischen Deep-Space-SF-Film, den sie vertonen könnten, imaginieren. Und wenn es, wie in „The Fear“, annähernd modern wird, winken die Mitt-70er-Kraftwerk mit beiden Armen um die Ecke. Ein entspanntes, verträumtes Album, das keinen Trend setzt und auch keinem anhängt, sondern Scherben verwehter Zukunftsträume im Weltall verschollener „Kosmischer Kuriere“ aufsammelt und in die Gegenwart rettet. Michael Sailer Wissenswert: Röyksopp nennen „Senior“ ein „herbstliches“ Album, „Junior“ hingegen „frühlingshaft“
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Andrea Bocelli „Carmen – Duets & Arias“ Decca/Universal Die populärste Oper und einer der populärsten Sänger der Welt – das musste irgendwann mal zusammenkommen. Mit Unterstützung des Orchestre Philharmonique de Radio France unter dem Dirigenten Myung-Whun Chung hat der blinde Tenor aus der Toskana sich jetzt der dankbaren Lieder aus der Feder von Georges Bizet angenommen, mit von der Partie sind weitere stimmliche Hochkaräter: der derzeit so gefeierte walisische Bassbariton Bryn Terfel , die Mezzosopranistin Marina Domashenko und die Sopranistin Eva Mei. Dass Bocelli keine progressive Neudeutung von Bizets Eifersuchts-Epos vorlegen würde, war zu erwarten. Stattdessen gibt es hier ein Festival der Weltklasse stimmen, konventionell „schön“ in der Auffassung, aber süffig, sinnlich, schwelgerisch. Raoul Gulbenkian Info: Bryn Terfel ist der derzeit weltweit gefragteste Bass-Bariton
Rolando Villazón „¡México!“ DG/Universal Nach einer stimmbedingten Pause meldet sich Tenorissimo Rolando Villazón zurück. Mit neuer Pudelfrisur und einem Programm, mit dem er sich ins Zeug für Lieder seiner mexikanischen Heimat legt. Natürlich durften solche Schmachtfetzen wie „Cucurrucucú paloma“ und „Bésame mucho“ nicht fehlen. Villazón besitzt dafür nicht nur den notwendigen Schmalz & Schmelz.
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Wenn dazu die Bolívar Soloists mit knackigen, lateinamerikanischen Rhythmen glänzen, denkt man zwangsläufig an die eigenen Tanzstunden zurück. So stilecht die Arrangements auch sind und Rolando Villazón unüberhörbar das Herz am rechten Fleck und auf der Zunge trägt – auf Dauer geht diesem Latin Lover doch ein wenig die Puste aus. Reinhard Lemelle O-Ton des Künstlers: „Wir Mexikaner drücken uns am liebsten in Musik aus, Singen ist ein fester Bestandteil unseres Lebens.“ Downloadtipp: „Veracruz”
Gidon Kremer/ Kremerata Baltica „Hymns and Prayers“ ECM New Series/Universal
Der lettische Jahrhundertgeiger Gidon Kremer dringt als begeisterter Kammermusiker und mit seinem Ensemble Kremerata Baltica immer tiefer ins Innerste der Musik ein, in sparsam ausgeschlagene Klangkammern, in denen Töne ein archaisch spirituelles Dasein fristen. Im Mittelpunkt der „Hymns and Prayers“ steht mit César Francks Klavierquintett ein Meisterwerk der französischen Romantik. Doch es passt in seinem stets fragenden Tonfall ideal zu den beiden Werken aus dem 21. Jahrhundert. „Eight Hymns“ des Ungarn Stevan Kovacs Tickmayer ist aufwühlend minimalistisch. Und „Silent Prayer“ des Georgiers Giya Kancheli ist ein ergreifendes Lamento, in das bittersüße (Instrumental-) Gesänge hineinschweben, wie sie einst ein Astor Piazzolla berühmt gemacht hat. Guido Fischer O-Ton von Gidon Kremer: „Das Schöne an der Kremerata Baltica ist, dass die Musiker aufeinander hören.“ Dowloadtipp: „Eight Hymns”
Die 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker „Fleur de Paris“ EMI Classics Egal, ob sie beim MorriconeKlassiker „Spiel mir das Lied vom Tod“ die Saiten glühen lassen oder frech zum „Tea for Two“ aufspielen – die 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker sind musikalische Universalisten. Und wenn sie jetzt sogar die Edith-PiafHymne „La vie en rose“ duftend und elegant „singen“, geht nicht nur dem Frankophilen das Herz auf! Überhaupt ist „Fleur de Paris“ eine nostalgisch stimmungsvolle Zeitreise zurück nach Paris. Als dort der Himmel voller Melodien für die Ewigkeit hing. Ob Claude Debussys verwunschenes „Clair de lune“, das von Yves Montand gesegnete Chanson „Sous le ciel de Paris“ oder die Walzer-Ode „Pigalle“: In den Arrangements kann man so das unvergleichliche Flair der Musikmetropole Paris in vollen Zügen genießen. Reinhard Lemelle Zum Weiterhören: „Bonjour de Paris“ von Albrecht Mayer Downloadtipp: „La vie en rose“
Gabriela Montero „SoLatinO“ EMI Classics Die aus Venezuela stammende Gabriela Montero ist ein pianistischer Vulkan, wenn sie altehrwürdiges Klassikrepertoire von Bach bis Rachmaninow spielt. Oder wenn sie auf Zuruf über alles improvisiert, was der Jazz, Pop oder gar das Volksliedgut an Themen zu bieten haben. Mit ihrem
Temperament, ihrem Feuer in den Fingerkuppen sowie den geistigen, unerschöpflichen Reserven widmet sich die Montero nun der Klaviermusik Lateinamerikas, den Tänzen Brasiliens, Kubas und Venezuelas, die von hierzulande eher unbekannten Komponisten wie Ernesto Lecuona und Moisés Moleira mit überbordenden Klangfarben und heißen Rhythmen fürs Klavier eingerichtet wurden. Und natürlich ist Montero überall voll in ihrem Element. Guido Fischer Passt zu: Cuba Libre Downloadtipp: „Porqué te vas?”
Lang Lang „Live in Vienna“ Sony Classical Anfang des Jahres gastierte der chinesische Wonderboy Lang Lang im Wiener Musikvereinsaal. Und kaum war er über die Zielgerade der Siebten Klaviersonate von Prokofjew gestürmt, jauchzte ein Teenie im Publikum auf, als wäre Robbie Williams leibhaftig erschienen. Wenn es um Klaviermusik in Orkanstärke geht, ist Lang Lang eine Bank, wie auch in den nachfolgenden Chopin-Reißern, die er wie ein unbändiger Salonlöwe in die Tasten schmetterte. Am Anfang des Solo-Recitals standen aber zwei Sonaten von Beethoven (u. a. die berühmte „Appassionata“), in denen klar wurde, dass Lang Lang auch nur mit Wasser kocht. Denn trotz makelloser Technik traute er sich an die revolutionären Sprengsätze Beethovens irgendwie nicht richtig ran. Reinhard Lemelle Besonderheit: Mit dem Livealbum gibt Lang Lang seinen Einstand beim neuen Label Downloadtipp: Chopins „Grande Valse brillante“ Nr. 2
Arvo Pärt „Symphony No. 4“ ECM New Series/Universal
Allein äußerlich besitzt Arvo Pärt etwas Mönchhaftes. Und seine Musik ist seit über 40 Jahren Spiegelbild seines strengen Glaubens. Obwohl das Schaffen des inzwischen 85jährigen Esten und Wahlberliners von meditativer Eindringlichkeit und Ruhe geprägt ist, muss man aber auch bei seiner Vierten Symphonie nicht andächtig auf die Knie gehen. Der Livemitschnitt von der Uraufführung 2009 in Los Angeles offenbart vielmehr ein dreisätziges Werk, das dramatisch schillernd und flehend daherkommt. Es ist eine Ausdrucksmusik, die bewegt und packt, zumal sie vom Los Angeles Philharmonic unter Leitung des finnischen Topdirigenten Esa-Pekka Salonen bis in die letzte Notenpore sensibel ausgeleuchtet wurde. G uido Fischer O-Ton des Komponisten: „Der tragische Ton ist eine Verbeugung vor der starken Kraft des Geistes und der Würde des Menschen.“ Downloadtipp: „Affannoso“ aus der Vierten Symphonie
Albrecht Mayer „Bonjour Paris”
BESONDERE HÖREMPFEHLUNGEN VON SONY CLASSICAL
LANG LANG LIVE IN VIENNA Der Mitschnitt des umjubelten Solo-Konzertes im berühmten Wiener Musikverein. Mit der „Appassionata“ Sonate von Beethoven, „Iberia“ von Albéniz, dem „Grande Valse brillante“ von Chopin u.v.a. „Dynamisch und dramatisch geht er bis an die Grenzen und darüber hinaus“ Concerti „Grossartig und stimmungsvoll“ NDR Kultur
LIMITIERTE DELUXE EDITION
O-Ton des Künstlers: „Die Originalwerke von Francaix, D’Indy und Odermatt spiegeln das Kaleidoskop an Farben und der Virtuosität der Oboe wider.“ Dowloadtipp: „À Chloris“ von Reynaldo Hahn
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2 CDs plus Bonus DVD
Auch als DVD, Blu-ray Disc & LP erhältlich www.langlanginfo.de ww.langlang.com
VITTORIO GRIGOLO THE ITALIAN TENOR
David Orlowsky & Singer Pur „Jeremiah“ Sony Classical Bei der brandneuen Musikerfreundschaft zwischen dem Klezmer-Klarinettisten David Orlowsky und Singer Pur stockt einem durchweg der Atem. Denn die Musiker tauchen auf einem gemeinsamen Atemzug anmutig und empfindungsreich in eine Musikwelt des 16. Jahrhunderts ein, wie man sie noch nie gehört hat. Eigentlich sind die originalen Vokalwerke von den RenaissanceGiganten Palestrina und Gesualdo Trauer- und Klagegesänge. Wie aber allein Orlowsky jüdische Klanglinien in den schwebendschönen Gesang von Singer Pur einwebt, ist mehr als nur traumhafte Trauerarbeit. Hier wird Musik zum Balsam für jede ächzende Seele. Guido Fischer Zum Weiterhören: „Officium Novum” mit Jan Garbarek & The Hilliard Ensemble Downloadtipp: „O Bone Jesu“ von Palestrina
An der Seite von Anna Netrebko feierte der junge Römer Vittorio Grigolo ein triumphales Debüt am Londoner Covent Garden: „Das sensationellste Debüt seit langem!“ Daily Telegraph. Auf seiner ersten CD bei Sony Classical präsentiert er Arien von Donizetti, Puccini & Verdi. „Eine Ausnahmestimme mit einer Farbpalette, die an ein Naturwunder grenzt!“ Das Opernglas KONZERTE 2011
88697723842 www.vittoriogrigolo.com
12.01. Dortmund, Konzerthaus · 15.01. Hamburg, Laeiszhalle · 18.01. München, Herkulessaal
LIMITIERTE DELUXE EDITION
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Decca/Universal Als Solo-Oboist der Berliner Philharmoniker hat Albrecht Meyer einen Fulltime-Job. Gleichzeitig treibt er aber seine Solokarriere mit staunenswerter Puste voran. Für seine CD „Bonjour Paris“ ist Mayer musikalisch in die SeineMetropole aufgebrochen, die von jeher seine Lieblingsstadt ist. Und mit der Academy of St. Martin in
the Fields hat Mayer Werke aus der Belle Epoque und dem Impressionismus eingespielt, in denen er seine Oboe arabesk und schwärmerisch aufblühen lassen kann. Sanfte Poesie und Delikatesse entlockt Mayer da arrangierten Klavierstücken von Satie und Debussy. Und die Ode „À Chloris“ des Proust-Freundes Reynaldo Hahn verwandelt er in ein unfassbar edles Chanson ohne Worte. Reinhard Lemelle
DEUTSCHE VOLKSLIEDER
Über 20 der schönsten deutschen Volkslieder in einer Neuaufnahme mit hochkarätigen deutschsprachigen Sängern & Klavierbegleitern. Die CD enthält Klassiker wie „Ännchen von Tharau“ & das „Heideröslein“, Silcher-Duette & alte Volksweisen. Mit Angelika Kirchschlager, Annette Dasch, Christiane Karg, Christian Gerhaher, Klaus Florian Vogt, Helmut Deutsch, Gerold Huber u.v.a. www.deutsche-volkslieder.com
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www.sonymusicclassical.de
ja zz & world
Bill Charlap & Renee Rosnes „Double Portrait“
Jan Garbarek/ The Hilliard Ensemble „Officium Novum“
Blue Note/EMI [Mainstream-Jazz] Die hohe Kunst des vierhändigen Spiels hat in der Welt des Jazzpianos bisher keine übermäßig wichtige Rolle gespielt. Das mag damit zusammenhängen, dass das Wichtigste am Jazz, nämlich die Improvisation, beim vierhändigen Spiel nur hochklassig gelingen kann, wenn die Partner nahezu telepathisch aufeinander eingespielt sind. Selbst sehr aufmerksame und einfühlsame Spielpartner improvisieren bei ersten gemeinsamen VierhändigUnternehmungen eher mit angezogener Handbremse, weil die musikalischen Bewegungen des jeweils anderen für sie kaum vorauszuahnen sind und sich das in dieser intimen Konstellation noch stärker auswirkt als im normalen Ensemblespiel. Der New Yorker Pianist Bill Charlap und seine Kollegin Renee Rosnes hingegen haben ideale Voraussetzungen fürs Spiel im gemischten Doppel: Sie sind drei Jahren miteinander verheiratet und haben schon oft Duokonzerte gegeben. Insofern war ihr erstes gemeinsames Album kein Wagnis mehr – das hört man ihm auch an. Sie spielen sich durch ein paar Standards, ein paar Kompositionen von Zeitgenossen wie Lyle Mays und Wayne Shorter sowie eine Eigenkomposition von Rene Rosnes – immer kultiviert im Ton, makellos in der technischen Ausführung und souverän swingend. Besonders die Balladen gelingen hübsch. Um wirklich aufregend zu sein, ist diese Demonstration gediegenen Mainstream-Handwerks aber doch etwas zu konservativ. Raoul Gulbenkian
ECM/Universal [Jazz/Moderne Klassik] Mit gängigen Jazz-meets-KlassikExperimenten hatte es nichts zu tun, als der norwegische Jazzsaxophonist Jan Garbarek vor 16 Jahren auf dem Album „Officium“ erstmals über Renaissance-Motetten, gesungen vom britischen Vokalquartett The Hilliard Ensemble, seine weitausgreifenden Linien improvisierte. Die ungewöhnliche Kombination faszinierte ein Publikum, das über Klassik- und Jazzfreak-Kreise weit hinausging. Auf dem zweiten Album „Mnemosyne“ verfeinerten die Künstler 1998 die Rezeptur noch. Jetzt stellen Garbarek und die vier Briten moderne Komponisten wie Komitas Vardapet und Arvo Pärt, die die Musik der Ostkirchen sowie archaische Folkloremotive aufgreifen, in den Fokus. Der Kontrast zwischen den mystischen Gesängen in armenischer, lappländischer und spanischer Sprache und den kühl schillernden Saxophonklängen ist extrem reizvoll. Christian Stolberg
Klingt ähnlich: Oscar Peterson
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Klanglich exquisit: Die Aufnahme entstand in der österreichischen Propstei St. Gerold Zugabe: Schauspielstar Bruno Ganz rezitiert am Ende des Albums George Serferis’ Gedicht „Nur ein weniges noch“
Vijay Iyer „Solo“ ACT/Edel: Kultur
[Piano-Jazz] Vijay Iyer, New Yorker Pianist mit indischen Eltern,
ist der derzeit weltweist am heißesten gehandelte jüngere Jazzmusiker. Bisher glänzte er vor allem mit seinem Trio, nun demonstriert er seine spannende Jazz-Auffassung erstmals auf einer Solo-CD: Neben eigenen Stücken und Standards von Duke Ellington und Thelonious Monk spielt er hier auch Popsongs (Michael Jacksons „Human Nature“) und eine Komposition des progressiven Chicagoer Saxophonisten Steve Coleman. Und beeindruckt mit Phantasie und Vielseitigkeit: mal improvisiert er lyrisch leicht, dann spielt er dichte Kluster, hämmert später komplexe Rhythmusmuster in die Tasten, um danach wieder relaxt zu swingen. Abwechslungsreicher kann eine Solopianoplatte im Jazz kaum sein. Christian Stolberg Wissenswert: Michael Jacksons „Human Nature“ wurde auch schon von Miles David gecovert Klingen ähnlich: Jacky Terrasson, Brad Mehldau, Jason Moran
Manhattan Transfer „The Chick Corea Songbook“ 4Q/Edel: Records
[Vocal-Fusion-Jazz] Hier covert eine Institution die andere: Manhattan Transfer, die vier New Yorker Cheryl Bentyne, Tim Hauser, Alan Paul und Janis Siegel, sind die führende Instanz in Sachen jazzigem Harmoniegesang, Tastenfex Corea ist der Champion des Fusionjazz. Mit ihren durcharrangierten, die Improvisationsparts knapp haltenden Fassungen wichtiger CoreaStücke stechen die Manhattaner aus dem derzeit von gediegenen American-Songbook-Standards dominierten Vokaljazz-Angebot heraus. Corea spielt beim Eröffnungsstück „Free Samba“ selbst,
außerdem mischen sein langjähriger Weggefährte Airto Moreira, Basskoryphäe Christian McBride, Posaunist Conrad Herwig, Percussionist Alex Acuna und Drummer Billy Drummond mit. Die Arrangements sind perfekt, meist aber arg glatt, die Titel mit dem stärkerem Latin-Aroma fesseln noch am meisten. Raoul Gulbenkian Wissenwert: Mit ihrer Vokalfassung des Weather-Report-Klassikers „Birdland“ gelang Manhattan Transfer 1979 der Durchbruch
Paula Morelenbaum „Telecoteco“ Skip /Soulfood
[Bossa Nova] Wenn hierzulande von Bossa Nova die Rede ist, denken die meisten an das Brasilien der frühen 60er Jahre, an die Ära des Tropicalismo, an die großen internationalen Erfolge von Antonio Carlos Jobim und dem Ehepaar Joao und Astrud Gilberto mit dem Jazzsaxophonisten Stan Getz – aber das Genre ist keineswegs als rein nostalgische Angelegenheit zu betrachten. Die Bossa lebt – und wie man sie mit nur wenigen, geschickten Handgriffen ganz frisch und zeitgemäß halten kann, zeigt dieses hübsche Album von Paula Morelenbaum. Ein paar elektronische Elemente hier, etwas zeitgenössischer Groove dort, dazu der raffiniert unterkühlte Gesang von Lady Paula – und fertig ist ein federleichtes, geschmackvolles Brasilpop-Album mit Kompositionen von Jobim, Luis Bonfá, den Gershwins und anderen. Felix Marondel Mit dabei: Japans Superstar Ryuichi Sakamoto, Komponist Marcos Valle und Paulas Ehemann, der exzellente Cellist Jacques Morelenbaum
Danilo Rea „Danilo Rea At Schloss Elmau – A Tribute To Fabrizio De André” ACT/Edel Kultur
[Piano-Jazz] Das deutsche Jazzlabel ACT hat sich zu einem Sammelbecken für hochkarätige (und oft bisher unterbewertete) Jazzpianisten entwickelt. Einer dieser Könner ist der Römer Danilo Rea, ein Künstler, der sein Debütalbum schon vor 35 Jahren einspielte und mit Größen wie Chet Baker auftrat, außerhalb Italiens aber nur Kennern bekannt ist. Auf seinem ersten Album für ACT interpretiert er in erster Linie Kompositionen der italienischen Liedermacherlegende Fabrizio De André – und lässt dabei die Tasten seines Steinway singen und tanzen, dass es eine Pracht ist. Nicht von ungefähr tragen die Stücke Titel wie „La Canzone de Marinella“ und „Valzer per un amore“. Rea stellt dabei seine brillante Technik ganz in den Dienst einer so heiteren wie überbordend sinnlichen Musikalität. Herzerfrischend! Christian Stolberg Klingen ähnlich: Bill Evans, Enrico Pieranunzi
Fredrika Stahl „Sweep Me Away“ Columbia/Sony [Jazz-Pop] Seit Fredrika Stahl 2006 ihr erfolgreiches Debütalbum „Fraction of You“ vorgelegt hat, ist einiges im Leben der schwedischen Wahlpariserin passiert. Im Pariser Chansontempel Olympia ist sie inzwischen aufgetreten, Herbie Hancock engagier-
te sie als Opening Act. Streute sie mit ihrer elfenhaft-entspannten Stimme auch in den Nachfolgealben Hit-Coverversionen von Presley bis Stevie Wonder ein, hat sie jetzt ganz auf ihre Singer/ Songwriter-Qualitäten gesetzt. In den lässig jazzoid aufgestellten Popballaden herrscht zwar auch dieser Charme der Nouvelle Chanson-Szene. Und bisweilen kann Stahl in den erstklassigen Band-Arrangements schon mal die verführerische Lolita geben („A Drop In The Sea“). Aber unterm Strich sind die 14 Songs arg nett. Guido Fischer Hört sich an wie Kate Bush auf Jazz-Wolke 7.
Triosence feat. Sara Gazarek „Where Time Stands Still” Sony Classical
[Vocal Jazz] Musikwettbewerbe sind entgegen einem populären Vorurteil durchaus für Entdeckungen gut – die Formation Triosence um den Pianisten Bernhard Schüler gewann 2001 den Bundeswettbewerb „Jugend jazzt“ und hat sich inzwischen einen Namen über die deutschen Grenzen hinaus gemacht. Für ihren Drittling haben sie sich u. a. mit der jungen US-Sängerin Sara Gazarek verstärkt, deren liebliche Stimme zu den romantisch-freundlichen Kompositionen Schülers passt wie ein Seidenhandschuh auf eine hübsche Damenhand. Was diese entspannt melodischen Songs von Popmusik unterscheidet, sind eigentlich nur ihre harmonische Komplexität und die subtilen, rein akustischen, von den Musikern jazzmäßig sensibel gespielten Arrangements. Felix Marondel Info: Special Guest des Albums ist der Gitarrist Frank Haunschild
Nils Wogram & Root 70 „Listen To Your Woman“ nWog/JaKla [Bop] Was der Braunschweiger Posaunist Nils Wogram und sein Quartett auf „Listen To Your Woman“ vorhatten, klingt erst mal furchterregend: Um den typischen, tausendfach gehörten Wendungen und Phrasen des Jazz zu entgehen, teilten sie die gängigen 12 Halbtonschritte in 24 Vierteltonschritte auf. Was Wogram, Saxophonist Hayden Chisholm, Bassist Matt Penman und Schlagzeuger Jochen Rückert damit anstellen, hört sich ziemlich erfrischend und gottlob überhaupt nicht abstrakt an: die elf Eigenkompositionen werden vor allem von Wograms beherztem Spiel geprägt, er holt aus seiner Posaune die erstaunlichsten Growl- und Jungle-Sound-Klänge heraus. Lebendig bluesiger, unterhaltsamer moderner Bop. Felix Marondel Info: Dies ist bereits das fünfte Album Wograms mit seiner Band
Lizz Wright „Fellowship“ Verve/Universal, VÖ: 8.10.
[Gospel-Folk-Jazz] Sie ist die wichtigste Sängerin, die die Jazzszene im vergangenen Jahrzehnt hervorgebracht hat – allerdings weist die künstlerische Kapazität der 30jährigen aus Georgia weit über die Grenzen des Genres hinaus: Ihre sensationelle, in der Gospelkirche geschulte Altstimme, die jede Silbe eines Songs mit Wärme füllt, macht auch aus Gospel-, Soul- und Folksongs große
Hörerlebnisse. Der Titelsong eröffnet das Album mit etwas harscheren, aber selbstbewussteren Klängen als auf Wrights bisherigen, balladendominierten Werken. „Imagination“ packt mit erdigem funky Groove. ein achteinhalbminütiges Gospel-Medley gibt dem Album sein emotionales Zentrum. Aufregend auch, wie Lizz Wright Eric Claptons „Presence Of The Lord“ und Jimi Hendrix’ „In From The Storm“ in intensive persönliche Statements verwandelt. Christian Stolberg Gastbeiträge von: Angelique Kidjo, Me’Shell N’Degeocello, Joan As Policewoman
Dave Holland & Pepe Habichuela „Hands” Emarcy/Universal [Ibero-Jazz] Die Carmonas sind ein typischer Flamenco-Clan. Jeder kommt mit der Gitarre zur Welt und beherrscht wahrscheinlich schon Stile von der Buleriá bis zum Fandango, bevor er lesen und schreiben kann. 2007 kam es zwischen dem Oberhaupt José Antonio Carmona alias Pepe Habichuela und dem Bass-Sympathico Dave Holland zu einem ersten Aufeinandertreffen. Für den Ex-Miles-Davis-Sideman Holland war der Flamenco absolutes Neuland. Doch bei den Studiosessions mit der Carmona-Family fingen er und seine Basssaiten sofort Feuer. Und bis vielleicht auf das entspannt dahingroovende „Whirling Dervish“, das er einst mit Kevin Eubanks und Mino Cinelu aufgenommen hat, besitzen alle Stücke unverkrampft authentisches Ibero-Fusion-Flair. Guido Fischer Zum Weiterhören: „Sketches of Spain“ von Miles Davis
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schatzkiste Bruce Springsteen „The Collection 1973 –84“ Columbia/Sony music
Die Energie der frühen Jahre: Bruce Springsteen 1974
Einen solchen Steilflug hatte es im USRockbusiness seit Elvis nicht mehr gegeben: Innerhalb von elf Jahren gelang dem Sohn eines Lastwagenfahrers ab den frühen 70er Jahren der Aufstieg vom Lokalhelden in New Jersey zum populärsten weißen Rockmusiker der Welt – denn genau das war Springsteen 1984 mit „Born In The USA“. Dabei war dem Arbeiterklassepoeten der Start in seine Plattenkarriere daneben gegangen: Sein Debütalbum „Greetings From Asbury Park N.J.“ ging 1973 unter, ohne dass die Öffentlichkeit davon Notiz genommen hätte, auch der Nachfolger „The
John Mayall „So Many Roads: An Anthology 1964-1974“ Universal music Es war eine Leidenschaft mit Folgen: Der gelernte Grafikdesigner John Mayall hatte als Sohn eines Amateurjazzers aus Manchester in den 50er Jahren Bekanntschaft mit der Musik amerikanischer Blueser gemacht, als die englische Jugend noch Skiffle auf Waschbrettern schrubbte. Als Gründer der Bluesbreakers verschrieb er sich den Klängen von jenseits des Atlantik mit dem Fanatismus eines Kreuzzüglers. Folgenreich, weil Mayall in seinen Bands spätere Stars und Bandgründer wie Eric Clapton, Mick Taylor, John McVie, Mick Fleetwood, Jon Hiseman (Colosseum) und Jack Bruce heranbildete und weil der von ihm und seinem Freund Alexis Korner angetriebene British Blues Boom der frühen 60er mit dazu beitrug, dass sich aus dem naiven Beat der vielgestaltige Rock entwickelte. Wie facettenreich Mayalls Schaffen in seiner besten Zeit war, zeigt jetzt das Vier-CD-Set „So Many Roads“ – es umfasst die ersten zehn Jahre von John Mayalls Musiklaufbahn. Mayall, als Sänger eher limitiert, war nicht nur als Mentor interessant, er hatte auch eine eigene künstlerische Entwicklung zu bieten, die stilistisch durchaus interessanter war, als sein Image als Bluespurist suggeriert – so experimentierte er 1968 in der „Bare Wires Suite“ mit zyklusartigen Songfolgen, und mit der Wende zu den 70ern schlichen sich zunehmend Funk- und Jazzelemente in seine Musik ein. (CST)
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Wild, The Innocent & The E-Street Shuffle“ stieß auf wenig Resonanz. Erst nach exzessiven Tourneen gelang Springsteen 1974 mit „Born To Run“ schließlich der Durchbruch zu seinem Megastarstatus. Dabei leistete sich der leidenschaftliche Songschreiber kühne Wendungen – das 1982er Album „Nebraska“ etwa bestand durchweg aus kargen, demoähnlichen Solodarbietungen Springsteens. Doch jedes seiner Alben in diesen Jahren überzeugte künstlerisch: die folkrockigen Frühwerke genauso wie das energisch rockende „Born To Run“, das fiebrige „Darkness On The Edge Of Town“ , das monumentale Doppelalbum „The River“ und schließlich das hitstarrende „Born In The U.S.A.“. Diese phänomenale Schaffensphase des „Boss“ ist jetzt in einem Set dokumentiert: in der Reihe „The Collection“, die jeweils sieben Alben eines bedeutenden Künstlers in einer festen Stülp-Box versammelt; die einzelnen Alben stecken in Minirepliken der originalen Vinylcover, dazu gibt es Booklet mit den Besetzungsangaben zu den mehr als 70 hier enthaltenen Songs. (FMA)
„…Next Stop Is Vietnam – The War On Record: 1961-2008“ Bear Family Records Wer die 60er Jahre in erster Linie als große Party, als unbeschwerte Zeit des musikalischen und sexuellen Erwachens sieht, verdrängt, wie stark das Jahrzehnt vor allem für die USA von den Rassenunruhen und dem Vietnamkrieg bestimmt wurde. Wie sehr das die Popkultur dieser Zeit prägte, daran erinnert das Label Bear Family mit diesem aufwendigen Boxset: Da finden sich neben Protestsongklassikern wie Pete Seegers „Where Have All The Flowers Gone“ und Buffy Sainte-Maries „Universal Soldier“ Ausschnitte aus Radioansprachen von Militärs und Politikern wie den Präsidenten Eisenhower, Johnson, Nixon und aus dem Truppenentertainment von Komiker Bob Hope. Bewusst haben die Bear-Family-Leute auch manches reaktionäre Stück mit hineingenommen, etwa aus Countrykreisen. Zwei der CDs enthalten Musik, die von Kriegsteilnehmern aufgenommen wurde. Das Begleitbuch bringt neben vielen Fotos und Anmerkungen zu allen Songs auch eine historisch fundierte Chronik des Krieges. (CST)
„A Complete Introduction To Chess“ „A Complete Introduction To Sugar Hill Records“ universal Zeitreisen in die Geschichte der schwarzen Musik: Als erste Veröffentlichungen der neuen Compilationreihe „A Complete Introduction To ...“ erschienen im August zwei Boxsets, die die Historie zweier Black-Music-Labels beleuchten.Chess Records aus Chicago und Sugar Hill Records aus New York sind Synonyme für Musikrevolutionen. Chess zählte in den 50er und 60er Jahren zu den großen Talentschmieden, hier erschien 1951 mit „Rocket 88“ von Jackie Brenston jene Single, die als die erste Rock’n’Roll-Veröffentlichung gilt. Auf den vier Scheiben des Boxsets tummeln sich Namen wie Muddy Waters, Howlin’ Wolf, Chuck Berry, John Lee Hooker, Etta James, Bo Diddley und Solomon Burke. Die Firma brachte neben Blues- und
Bert Kaempfert „Vinyl-Singles-Collection“ Polydor/Universal Strategic Marketing
[Easy Listening] In der grauen Vorzeit der Schallplatte verstand man unter einem „Album“ noch eine buchartige Ansammlung von Singles. An diese Zeit erinnert nun eine edle, auf 1.000 Exemp-
Lieferte den Soundtrack zum Lifestyle des Wirtschaftswunders: Herr Kaempfert aus Hamburg
lare limitierte Box von Bert Kaempfert – und zwar formal wie musikalisch. Denn die „Vinyl-Single-Selection (1958 – 1969)“ enthält 20 Original-Polydor-Singles des 1980 verstorbenen Big-Band-Leaders, Komponisten, Arrangeurs und frühen Beatles-Produzenten. Chronologisch angeordnet bilden die 45er mit eleganten Klassikern wie „Wunderland bei Nacht“, „Afrikaan Beat“, „Moon Over Naples
Rock‘n‘Roll auch Soul- und R&B-Singles auf den Markt. Musik, die die Beatles, Led Zeppelin, die Rolling Stones und auch heutige Acts wie Amy Winehouse und die White Stripes inspirierte. An der Wiege des Hip Hop, in jenem New Yorker Stadtteil, von dem es auch seinen Namen hatte, operierte das Label Sugar Hill Records. Als Plattform für viele Rapper der ersten Stunde legte es den Grundstein für den Durchbruch des Sprechgesangs. Auf dem Vier-CD-Boxset sind viele Meilensteine aus des frühen Hip Hop versammelt: von „Rapper’s Delight“ – jenem Klassiker der Sugarhill Gang, der 1979 nicht nur die US-Radiowellen eroberte – über „The Message“ von Grandmaster Flash & The Furious Five feat. Melle Mel bis zu „We Got The Funk“ von Positive Force. Booklets mit der Geschichte der Labels, seltenen Fotos sowie Anmerkungen zu den einzelnen Tracks liegen den Sets bei. Felix Marondel In Zahlen: die Chess-Box enthält insgesamt 100 Stücke, das Sugar-Hill-Set 46 Tracks
(Spanish Eyes)“ und „Strangers In The Night“ einen formidablen Soundtrack der deutschen Wirtschaftswunderjahre. Mehr als der bundesrepublikanische Rock’n’Roll jener Jahre steht Kaempferts Musik für den Aufstieg Deutschlands in die internationale Staatengemeinschaft der Nachkriegszeit. Denn seine Stücke waren leicht, aber nie seicht, tanzbar, aber nichts für den Partykeller, deutsch, aber mit internationalem Flair. Kurzum: die Box führt zurück in eine versunkene Zeit und ist dennoch zeitlos. Heiko Große Mehr dazu: die grandiose Dokumentation „Strangers In The Night – Die Bert Kaempfert Story“ von Marc Boettcher (2004) auf DVD
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Media-Mix DVD: Bee Gees „One Night Only“ Eagle Rock/Edel Als die Bee Gees am 14. November 1997 im MGM Grand Hotel in Las Vegas auftraten, sollte das eigentlich ein einmaliges Abschiedskonzert werden (deswegen auch der Titel: „One Night Only“). Denn der schlechte Gesundheitszustand von Barry Gibb schien damals längere Tourneen unwahrscheinlich zu machen. Doch bis zum Tod von Maurice Gibb im Jahr 2003 standen die drei Brüder, die im Laufe ihrer Karriere mehr als 200 Millionen Platten verkauft haben sollen, dann doch noch einige Male auf der Bühne – unter anderem bei dem ebenfalls auf DVD dokumentierten TV-Special „By Request“. Dennoch darf und muss man „One Night Only“ als ein würdi-
ges Vermächtnis der Bee Gees begreifen. Robin, Barry und Maurice waren stimmlich und als Performer an jenem Abend in Hochform, aber vor allem begeistern die gut 100 Konzertminuten mit (fast) allen Hits, weil es den Bee Gees und ihrer Liveband gelingt, die Stücke eben nicht nach OldieJukebox klingen zu lassen. Vielleicht lag es an der historischen Gelegenheit eines vermeintlichen Abschiedskonzerts, jedenfalls hören sich die Songs frisch und inspiriert an. Die neue Edition der ursprünglich bereits 1998 veröffentlichten DVD bietet einen zehnminütigen Auftritt bei einer britischen TV-Show und ein 20minüt iges Interview mit allen drei Bee Gees. (HG)
Der Mann, der Frauen liebte – wohl mehr als sich selbst: Eric Elmosnino als Gainsbourg, Laetitia Casta als BB
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Ergänzt: die BeeGees-DVDs „By Request“ und „Keppel Road – The Life And Music Of The Bee Gees“
KINO: „Gainsbourg“ PROKINO Zigaretten, U-Bahn-Tickets, leere Flaschen: Die Fans schmücken Serge Gainsbourgs Grab in Montparnasse mit einem Sammelsurium an Erinnerungsstücken und Liebesbeweisen. Nicht viel anders funktioniert Joann Sfars Filmbiografie, die das Beste daraus macht, ein Künstlerleben zwischen Malerei und Musik, zwischen Chanson, Säuselpop und Reggae, zwischen Frauen wie Juliette Gréco, Brigitte Bardot und Jane Birkin auf rasant kurzweilige 121 Minuten zu verdichten. Und mittendrin ein, zwei, im Grunde sogar drei Gainsbourgs: Denn Sfar, vor seinem Regiedebüt bereits ein gefeierter Comiczeichner, stellt Hauptdarsteller Eric Elmosnino weitere Serges, einen Gezeichneten und einen aus Pappmaché Geformten, zur Seite, ein überraschender wie genialer Kunstgriff. Hier stellen nicht mehr nur Schauspieler ein Promileben nach, hier wird dem Künstlerfuror, seinen Ängsten und Antriebskräften nachgestellt. (DoP) Bild für Bild: Das Storyboard zum Film hat der Regisseur als 451 Seiten dicken Comicband veröffentlicht: „Gainsbourg (Hors champ)“, Édition Dargaud Kommt in die Kinos: am 14. Oktober
DVD: Sheila Hayman „Mendelssohn, The Nazis And Me“ Classicprint / Codaex 2009 feierte die Klassikwelt den 200. Geburtstag von Felix Mendelssohn Bartholdy. Die englische Filmemacherin Sheila Hayman drehte hingegen einen Film, mit dem sie als entfernte Verwandte Mendelssohns nicht nur die eigene Familiengeschichte Revue passieren ließ. Im Mittelpunkt ihrer nun auf DVD erschienenen Dokumentation „Mendelssohn, The Nazis And Me“ steht ein Komponist, der als „Jude“ von den Nazis verfemt wurde. Dass Mendelssohn jedoch stets Musik komponiert hat, die jenseits aller Glaubensrichtungen ihre Wirkung bis heute nicht verfehlt, beweisen zwischendurch immer wieder Klangbeispiele und Kurzauftritte von Starsolisten wie Daniel Hope (Cello) und Steven Isserlis (Cello). Guido Fischer Zum Weiterhören: Daniel Hope spielt das Violinkonzert von Mendelssohn (DG)
Auf seiner „Affentour“ war Westernhagen in Hochform
DVD: Westernhagen „Keine Zeit – Affentour 1995“ Warner Music
BUCH: Victor L. Wooten „Music Lesson“ Irisiana, 352 Seiten, 16,95 Euro Es dürfte eines der im Wortsinne „wunderlichsten“ Bücher über Musik sein, die in den letzten Jahren auf den überschwemmten Markt kamen: Victor L. Wooten, seines Zeichens Weltklassebassist (u. a. bei Bela Fleck & The Flecktones) erzählt darin von einem Crashkurs in Sachen Musik und Lebenskunst, den ein Skateboard-fahrender, mit erstaunlichen musikalischen Fähigkeiten ausgestatteter Freak namens Michael einem lethargischen arbeitslosen Bassisten angedeihen lässt. Manches an der Figur dieses Michael erinnert an den gleichnamigen Engel im Film
Kompetenz: Victor Lemonte Wooten ist als Bassist vierfacher Grammy-Preisträger. Er veranstaltet in einem eigenen Camp nahe Nashville, Tennessee, für Nachwuchsbassisten stark gefragte Workshops, deren ungewöhnliche Lehrmethoden derzeit in der US-Jazzszene heiß diskutiert werden. Die renommierte Jazzzeitschrift DOWNBEAT widmete Wooten die Titelgeschichte ihrer Juliausgabe 2010
„Michael“ mit John Travolta. Das in 15 mit Musikbegriffen betitelte Kapitel gegliederte Buch trägt den Untertitel „Die Geschichte einer Suche nach Wahrheit, Weisheit und Vollendung“ und ist mindestens so sehr esoterisches Märchen mit deutlich komödiantischen Zügen wie Musikstunde – obwohl sich die eine oder andere Bemerkung zur Spielauffassung durchaus auch als konkrete Handlungsanweisung für Musiker verstehen und nutzen lässt. (CST) Der Bass von Victor Wooten ist eine Sonderanfertigung – die Yin&-Yang-Platte war ihm wichtig
Nur zwei Deutsche haben die beiden legendären Dokumentarfilmer D.A. Pennebaker und seine Frau Chris Hegedus (Filme über das Monterey Pop Festival, David Bowie, Depeche Mode und Dylans „Don’t Look Back“ gehen auf ihre Rechnung) porträtiert. Und vielleicht war doch kein Zufall, dass ihre Wahl dabei auf zwei markant markige Typen fiel: Franz Josef Strauß und Marius Müller-Westernhagen. Denn beide zeichnet etwas Gockelhaftes in der Art aus, wie sie sich öffentlich präsentieren. Der Unterschied ist jedoch, dass Pennebaker den CSU-Politiker in „Hier Strauß“ von 1965 als Machtmenschen entlarvt, während das über 100minütige Westernhagen-Werk den Sänger als einen sensiblen Kreativen zeigt, der zwar selbstbewusst, aber auch selbstkritisch agiert. Die Arbeit, die nun erstmals auf DVD vorliegt (mit einem von Alan Bangs moderierten, sehenswerten Gespräch zwischen dem Sänger und den Filmemachern als Bonus) ist ein gelungener Schulterschluss zwischen einer Tourdokumentation und einem Konzertfilm. Das Material ist dabei nur bedingt chronologisch geordnet, folgt aber dank den Regie- und Schnittkünsten von Pennebaker und Hegedus dennoch einer inneren Dramaturgie, die einen dranbleiben lässt. „Keine Zeit“ zählt zu den besten deutschen Musikfilmen und tritt den Beweis an, dass nach Strauß auch Westernhagen ein spannendes Subjekt für Zelluloid ist – wobei Strauß immer den Ton angeben wollte, aber die Musik eben doch nur bei Westernhagen spielt. Heiko Große Ergänzt: die beiden Westernhagen-DVDs „Live – Das Konzert 1989“ und „Wenn das Licht auf dich fällt: Live In Concert 2005“)
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12.2. Berlin 13.2. Bremen 16.2. Hannover 17.2. Hamburg 19.2. Kassel 20.2. Freiburg 21.2. Saarbrücken 23.2. Wien 24.2. München 25.2. Würzburg 26.2. Mannheim 28.2. Frankfurt 1.3. Kempten 3.3. Stuttgart 4.3. Oberhausen 6.3. Münster 7.3. Magdeburg
Leonard Cohen 27.9. Hannover 29.9. Dortmund 1.10. Stuttgart Lloyd Cole 6.11. Hamburg 7.11. Köln 9.11. München 11.11. Reutlingen 12.11. Frankfurt 14.11. Berlin
CocoRosie 4.11. Köln 5.11. Frankfurt 6.11. Dresden 7.11. München
Alice Cooper 4.11. Stuttgart 5.11. Kempten 6.11. München 8.11. Berlin 9.11. Leipzig 11.11. Frankfurt 12.11. Dortmund 13.11. Braunschweig 15.11. Bamberg Sheryl Crow 16.10. München 18.10. Berlin
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The Cat Empire 2.10. München 4.10. Hamburg 5.10. Berlin 6.10. Köln Anne Clark 10.11. Graz 11.11. Regensburg 12.11. Leipzig 13.11. Erfurt 14.11. Berlin 16.11. Magdeburg 17.11. Mainz 18.11. Marburg 20.11. Trier 23.11. Göttingen 29.11. Freiburg 30.11. Bonn 1.12. Bielefeld 2.12. Duisburg 3.12. Stuttgart Clueso 9.2. Erfurt 11.2. Dresden
Crystal Castles 11.11. München 15.11. Berlin 23.11. Hamburg 24.11. Köln Customs 23.9. Köln 24.9. Hamburg 25.9. Berlin
d Danko Jones 16.10. Berlin 17.10. Hamburg 19.10. München 20.10. Wien 22.10. Lindau 23.10. Zürich 29.10. Frankfurt 30.10. Dortmund 9.11. Saarbrücken 10.11. Köln Deep Purple 13.11. Trier 14.11. Freiburg 16.11. Mannheim 18.11. Memmingen 19.11. München 20.11. Nürnberg 22.11. Berlin 23.11. Rostock 24.11. Braunschweig 26.11. Oldenburg 27.11. Hamburg 28.11. Essen 30.11. Stuttgart
Michael Bublé 13.10. Hannover 14.10. Köln 16.10. Frankfurt 17.10. Stuttgart
Caribou 8.11. München 14.11. Leipzig 15.11. Hamburg 16.11. Heidelberg 29.11. Köln 4.12. Wien 5.12. Frankfurt
22.10. Hamburg 24.10. Köln
Nokia Night Of The Proms Monate vor Beginn des vorweihnachtlichen „Klas sik trifft Pop“-Spektakels lässt der Veranstalter die ersten Katzen aus dem Sack. Boy George, der bri tische Geiger Charlie Siem, Sir Cliff Richard, John Miles und Lichtmond sind die Stargäste der Tour nee – begleitet vom Sinfonieorchester Il Novecen to (Dirigent Robert Groslot). Die Konzertreihe wur de durch die „Last Night of the Proms“ inspiriert, das alljährlich in der Londoner Royal Albert Hall stattfindende Abschlusskonzert der BBC Proms, ein seit 1894 veranstaltetes Klassikfestival . 1984 entwickelten die belgischen Studenten Jan Van Esbroeck und Jan Vereecke daraus ein Konzert konzept, bei dem neben Klassik auch Pop gespielt wurde – so erfolgreich, dass es 1994 nach Deutsch land exportiert wurde. Tournee von 26.11. bis 18.12. www.notp.com
Delta Spirit 11.9. Köln 12.9. Hamburg 13.9. Berlin 14.9. München 15.9. Zürich Dendemann 5.10. Hamburg 6.10. Bielefeld 7.10. Köln 8.10. Krefeld 9.10. Berlin 12.10. Frankfurt 13.10. München 14.10. Stuttgart 15.10. Augsburg 16.10. Kaiserlautern 19.10. Erlangen 20.10. Zürich 21.10. Dortmund 22.10. Marburg 23.10. Dresden 26.10. Oldenburg 27.10. Kiel 28.10. Hannover 29.10. Erfurt 30.10. Karlsruhe Jason Derulo 15.9. Hamburg 16.9. Berlin 18.9. München 19.9. Köln
Graue Panther in Spiellaune: Winwood, Gadd, Clapton (v.l.) Aura Dione 2.11. Hannover 3.11. Köln 4.11. Darmstadt 5.11. Leipzig 7.11. Dresden 8.11. München 9.11. Mannheim 11.11. Donau eschingen 14.11. Oldenburg 15.11. Hamburg 16.11. Berlin 17.11. Recklinghausen 19.11. Ludwigsburg 20.11. Zürich 21.11. Solothurn 23.11. Wien 24.11. Linz 26.11. Nürnberg David Dondero 9.9. Zürich 10.9. St. Gallen 17.9. München Donots 4.11. Münster 5.11. Münster 6.11. Münster The Dubliners 29.10. Bielefeld 30.10. Braunschweig 31.10. Bamberg 1.11. München 2.11. Stuttgart 3.11. Dormund 4.11. Duisburg 6.11. Beverungen 7.11. Kaiserslautern 25.11. Bremen 26.11. Hannover 27.11. Dresden 28.11. Halle 30.11. Frankfurt 2.12. Stade 3.12. Berlin 4.12. Hamburg
e EAV 30.11. Gera 1.12. Suhl 2.12. Zwickau 3.12. Erfurt 4.12. Bamberg 5.12. Heilbronn 6.12. Ulm 7.12. Friedrichshafen 8.12. Germering 9.12. Karlsruhe 10.12. Pratteln 11.12. Neustadt an der Weinstraße Eels 10.9. Berlin 11.9. München Karen Elson 23.9. Berlin 24.9. Hamburg 25.9. Köln
f Faithless 19.11. Hamburg 22.11. Ludwigsburg 23.11. Berlin 25.11. Düsseldorf Die Fantastischen Vier 9.11. Zürich 10.11. Mannheim 11.11. Bremen 13.11. Dresden 14.11. Karlsruhe 15.11. Kempten 16.11. Graz 18.11. Trier 20.11. Frankfurt 21.11. Oberhausen 22.11. Berlin 23.11. Hamburg 24.11. Köln 26.11. München 27.11. Nürnberg 28.11. Würzburg Fertig, Los! 8.10. Wien 21.10. Frankfurt 22.10. Kaiserslautern 23.10. Bayreuth Fest van Cleef 10.12. Berlin 11.12. Mainz 12.12. Bielefeld Fiddler’s Green 22.10. Wuppertal 31.10. Freising Brandon Flowers 26.9. Köln Foals 30.11. Berlin 1.12. Hamburg 6.12. Köln 7.12. München Robert Francis 10.11. Stuttgart 15.11. München 16.11. Frankfurt 18.11. Berlin 19.11. Hamburg 20.11. Köln
g Chris Gall Trio feat. Enik 14.9. München 15.9. Berlin 22.10. Karlsruhe 5.2. Rostock David Garrett 26.10. Leipzig 27.10. Mannheim 31.10. Köln 1.11. Frankfurt 3.11. Berlin 4.11. Hamburg 6.11. Düsseldorf 7.11. Stuttgart
8.11. Zwickau 10.11. Leipzig 11.11. Rostock 12.11. Bremen 15.11. Nürnberg 16.11. Hannover 17.11. Dortmund 19.11. Frankfurt 20.11. München 21.11. München 22.11. Wien 24.11. Basel Gentleman 23.11. Mannheim 24.11. Ulm 10.12. Stuttgart 12.12. Mainz 15.12. Münster 16.12. Hannover 17.12. Erfurt 18.12. Freiburg 21.12. Dresden 22.12. Bochum Das Gezeichnete Ich 30.10. Berlin 1.11. München 2.11. Köln 3.11. Hamburg 1.12. Krefeld 2.12. Stuttgart 4.12. Frankfurt 5.12. Leipzig Gonzales 25.9. Hamburg 26.9. Frankfurt 28.9. Berlin Grinderman 4.10. Lausanne 5.10. Zürich 10.10. Wien 11.10. München 13.10. Leipzig 14.10. Berlin 15.10. Köln 21.10. Hamburg Stefan Gwildis 9.9. Braunschweig 24.9. Verden
h Haindling 17.9. Weiden 18.9. Pittenhart 19.9. Unterschleiß heim 25.9. Roth Grant Hart 30.11. Hamburg 1.12. Münster 2.12. Frankfurt 3.12. Schorndorf Höhner 10.9. Legden 11.9. Meschede 17.9. Niederkrüchten 2.10. Neuenburg am Rhein 8.10. Lingen 9.10. Aurich 29.10. Köln
B li c k z u rüc k :
Altmeister-Voodoo Eric Clapton/Steve Winwood München Königsplatz Späte Neuauflage: An einem Juni sonntag im Jahre 1969 hatten Eric Clapton und Steve Winwood, junge Rockgötter und ihrer Bands Cream und Traffic überdrüssig, 150.000 Hö rern im Londoner Hydepark ihr neues Projekt Blind Faith vorgestellt – eine Premiere, die zu früh kam. Sieben Monate später war die Gruppe be reits zerbrochen. Übrig blieben eine Handvoll Songs, die heute als Klassi ker gelten, und das Gefühl, „dass wir noch liegen gebliebene Aufgaben haben“ (Clapton). Die gingen die beiden Briten fast 40 Jahre später wieder an: Im Febru ar 2008 spielten sie umjubelte Kon zerte im New Yorker Madison Square Garden, dokumentiert auf einem CD/DVD-Mitschnitt, später noch eine US-Tour. Jetzt also die Europa tournee –die führte, wieder an ei nem Junisonntag, auf den Münchner Königsplatz. Auf den hatte die Son ne den Tag über so schön gestrahlt wie 41 Jahre zuvor im Hyde Park, und das Repertoire aus dem BlindFaith-Album bildete auch die Basis für die Setlist des Münchner Abends: Er beginnt mit dem mächtigen Riff von „Had To Cry Today“, nach einer inbrünstigen Version von „Presence Of The Lord“ folgen später „Well Allright“ und „Can’t Find My Way Home“. Nach einem rasanten „Af ter Midnight“ ist die Band mit Willie
Weeks (Bass), Chris Stainton (Key boards) und Steve Gadd (Drums) so wie Michelle John und Sharon White (Gesang) warm gespielt, beim jazzi gen Traffic-Instrumental „Glad“ haut der verblüffend jugendlich wirkende Winwood mit Verve in die Piano tasten, Claptons Finger züngeln wie Flammen über das Griffbrett seiner Stratocaster. Im semiakustischen Konzertmittelteil bleibt der Gänse hautfaktor hoch: Winwood lässt im Ray-Charles-Klassiker „Georgia“ sei ne Hammondorgel siedende Sound lava verströmen, Clapton schickt im Bluesstandard „Driftin’“ aus seiner Akustikgitarre warme, volltönende Tonkaskaden in den Abendhimmel. Nicht alles gerät so intensiv: das alte Bluesrock-Schlachtross „Cross roads“ rollt nicht recht, und „While You See A Chance“, Winwoods syn thie-basierter Hit aus den 80ern, bleibt ein leichtgewichtiger Fremd körper im Programm. Doch dann zelebrieren sie Jimi Hendrix’ „Voodoo Chile“ auf Höchstniveau: Claptons Bluesstimme raunt, und Winwoods kehliges Soulorgan jubiliert, Clapton fährt rasende Läufe auf seiner Strat ab, Winwoods Orgel knurrt wie ein gereizter Tiger. 20 grandiose Minuten lang! Danach noch der verlässliche Crowd-Pleaser „Cocaine“ und „Dear Mr. Fantasy“ aus Winwoods TrafficZeiten – nach über zwei Stunden Spielzeit schreiten die Altmeister von der Bühne – alle Aufgaben erledigt. Christian Stolberg
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tourneen POP, Rock & co 12.11. Gießen 13.11. Darmstadt 15.11. München 16.11. Friedrichshafen 17.11. Mainz 19.11. Hamburg 20.11. Kiel 23.11. Dortmund 24.11. Erlangen 25.11. Leipzig 26.11. Philippsthal/ Werra 27.11. Osthofen 4.12. Borken Imogen Heap 24.11. Frankfurt Max Herre 11.9. Kulturarena 29.10. Zürich
k K’s Choice 7.11. München 9.11. Erlangen 10.11. Berlin 12.11. Hamburg 14.11. Bielefeld 15.11. Frankfurt 21.11. Köln Keimzeit 1.10. Erfurt 2.10. Chemnitz 7.10. München 14.10. Ostseebad 15.10. Schwerin 16.10. Stralsund 20.11. Gotha
26.11. Hamburg 27.11. Rostock 10.12. Stuttgart 11.12. Murnau 16.12. Berlin 17.12. Jena 18.12. Freiberg Kowalski 21.10. Hamburg 22.10. Dresden 23.10. Magdeburg Dieter Thomas Kuhn 10.9. Nürnberg 11.9. Rastatt 18.9. Hanau
Klaus Hoffmann 11.11. Buchholz 12.11. Bremen 13.11. Hannover 15.11. Berlin 17.11. Bielefeld 18.11. Paderborn 19.11. Bonn 23.11. Hamburg 26.11. Saarbrücken 27.11. Dormund 28.11. Mainz 30.11. Frankfurt 1.12. Duisburg 2.12. Düsseldorf 3.12. Kiel 4.12. Lübeck 7.12. Freiburg 8.12. Stuttgart Hot Hot Heat 27.10. München 28.10. Stuttgart 30.10. Bremen 1.11. Hannover 2.11. Osnabrück 3.11. Offenbach
j Joe Jackson 2.11. Mainz 5.11. Leipzig 8.11. Köln 10.11. Hamburg 11.11. Berlin 14.11. München Udo Jürgens 10.9. Velden 11.9. St. Margarethen 12.9. St. Margarethen Amanda Jenssen 26.9. München 27.9. Leipzig 28.9. Berlin 30.9. Köln 1.10. Frankfurt Elton John with Ray Cooper 7.12. Hamburg
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l Lambchop 25.10. München 30.10. Hamburg Lena 13.4. Berlin 14.4. Hannover 15.4. Frankfurt 19.4. Dortmund 20.4. Hamburg 21.4. Leipzig 27.4. München 28.4. Stuttgart 29.4. Köln Level 42 7.11. Essen 9.11. Pratteln 10.11. Saarbrücken 11.11. Stuttgart 12.11. Herford 13.11. Schweinfurt Jamie Lidell 8.11. Hamburg 13.11. Berlin Lifehouse 26.9. Wiesbaden 27.9. Berlin 28.9. München 30.9. Dortmund 1.10. Hamburg 2.10. Köln Limp Bizkit 20.9. München 21.9. Leipzig 23.9. Berlin 24.9. Hamburg
Trans-Siberian Orchestra In einer Nacht im Frühling 1827 erlebt die Stadt Wien den größten Gewittersturm ihrer Geschichte. Ludwig van Beethoven ist erschöpft über seinem Klavier zusammengebrochen. Vor ihm liegt das Manuskript seiner Zehnten Symphonie. Sein letztes und – da ist er sich sicher – auch sein größtes Werk. Als die Glocke Mitternacht schlägt, erscheint Me phisto und fordert die Seele des Komponisten ein … So fängt die Vorstellung des Trans-Siberian Orches tra (TSO) von „Beethoven’s Last Night“ an. TSO, ei nes der erfolgreichsten Rockprojekte Nordamerikas, ist eine Mischung aus Progressive Rock und Orches termusik mit Elementen des Theaters. Ein Spekta kel für Rockfans, für Opernfreunde, Broadway- und Klassikliebhaber. Vom Produzenten, Komponisten und Texter Paul O’Neill 1996 gegründet, hat das TSO Generationen von Fans dazu gebracht, die Kunstform der Rockoper wieder zu entdecken. Im Frühjahr 2011 gibt es nun zum ersten Mal in der Ge schichte von TSO eine Europatournee! Mit dabei: Mitglieder der Progressive-Rock-Band Savatage. Tournee von 16.3. bis 24.3. www.modernewelt.de
Lissie 20.9. Berlin 21.9. Köln 22.9. München 26.9. Hamburg
m Wolf Maahn 23.10. Schweinfurt 28.10. Berlin 29.10. Schwerin 30.10. Magdeburg 5.11. Frankfurt 6.11. Syke 12.11. Bonn 13.11. Stuttgart 12.3. Freyburg Amy MacDonald 7.11. Hamburg 8.11. Frankfurt 9.11. Stuttgart 11.11. Berlin 12.11. Dresden 13.11. München 15.11. Düsseldorf Peter Maffay 2.11. Hamburg 5.11. Kiel 6.11. Halle/Westfalen 8.11. Leipzig 9.11. Rostock
10.11. Bremen 12.11. Flensburg 13.11. Hannover 14.11. Mannheim 16.11. Nürnberg 18.11. Frankfurt 19.11. Dortmund 20.11. Dresden 22.11. Magdeburg 23.11. Erfurt 25.11. München 26.11. Frankfurt 27.11. Trier 29.11. Stuttgart 30.11. Freiburg 1.12. Friedrichshafen 3.12. Zwickau 4.12. Köln 6.12. Regensburg 7.12. Göttingen 21.5. Bad Segeberg 24.5. Hannover 25.5. Dortmund 17.6. Halle/West falen 18.6. Ludwigslust 21.6. München 22.6. Nürnberg 24.6. Erfurt 25.6. Dresden
Barbara Morgenstern 1.10. Kassel 2.10. Offenbach 7.10. Karlsruhe 22.10. Saarbrücken 23.10. Aachen 29.10. Hamburg
Manfred Mann’s Earth Band 18.9. Michelstadt 3.11. Alsdorf 4.11. Hamburg 5.11. Worpswede 6.11. Worpswede 18.11. Augsburg 19.11. Bamberg
New Model Army 12.11. Wien 13.11. Wien 20.11. Köln 21.11. Köln 27.11. Berlin 28.11. Berlin
Münchener Freiheit 21.10. SinsheimEschelbach 2.11. Chemnitz 3.11. Dresden 4.11. Halle 5.11. Hamburg 6.11. Berlin 7.11. Erfurt 8.11. Düsseldorf 9.11. Köln 11.11. Dortmund 12.11. Naila 13.11. Stuttgart 17.11. Augsburg 18.11. Kempten 19.11. München 26.11. RamsteinMiesenbach 27.11. Freiburg 28.11. Winterthur Katie Melua 10.11. Genève 11.11. Zürich MGMT 29.11. Düsseldorf 30.11. Hamburg 6.12. Berlin 7.12. München Morcheeba 14.10. München 18.10. Berlin 19.10. Hamburg 20.10. Mannheim
Musée Mécanique 11.9. Ebensee 12.9. Wien 13.9. München 14.9. Zürich 16.9. Essen 19.9. Köln 25.9. Hamburg 26.9. Berlin 29.9. Düdingen 3.10. Frankfurt
n The National 17.11. Köln 18.11. Neu-Isenburg Youssou N’Dour 25.11. Berlin 2.12. München
Heather Nova 23.10. Erlangen 25.10. Freiburg 26.10. Tübingen 28.10. Mainz 29.10. Wuppertal
o Johannes Oerding 25.3. Hannover 27.3. Kassel 30.3. Frankfurt 1.4. Dresden 2.4. Berlin 9.4. Worpswede 15.4. Kiel 16.4. Hamburg OneRepublic 13.9. Stuttgart Ozzy Osbourne 16.9. Oberhausen
p Norman Palm 10.9. Berlin 11.9. Hamburg 12.9. Köln 13.9. Frankfurt 14.9. Dresden 15.9. Nürnberg 16.9. Marburg 17.9. München 19.9. Schorndorf
tourneen klassik 20.9. Wien 21.9. Graz 22.9. Innsbruck 23.9. Leipzig 24.9. Erfurt Patrice & The Supowers 7.10. Wiesbaden 9.10. München 10.10. Graz 11.10. Wien 13.10. Berlin 14.10. Hamburg 15.10. Bremen 16.10. Bielefeld 18.10. Stuttgart 19.10. Zürich 20.10. Lausanne 22.10. Köln 22.11. Dortmund 23.11. Nürnberg 24.11. Dresden 25.11. Mannheim Porcupine Tree 5.10. Halle 6.10. Berlin 7.10. Bochum 8.10. Karlsruhe The Posies 13.10. Münster 14.10. Berlin 15.10. Hamburg Pothead 17.9. Karlsruhe 18.9. Ebersbrunn 9.10. Dietikon 15.10. Potsdam 29.10. Osnabrück 10.12. Dresden PVT 20.9. Berlin 22.9. Köln 23.9. Frankfurt 24.9. Hamburg
r The Residents 17.11. Düsseldorf 20.11. Bern 21.11. Zürich Xavier Rudd & Izintaba 25.11. Köln 28.11. Hamburg
s Santana 7.10. Oberhausen 12.10. Mannheim 16.10. Berlin 17.10. München 20.10. Friedrichshafen 23.10. Hamburg Scissor Sisters 31.10. Hamburg 2.11. Köln 14.11. München
Scorpions 12.11. Mannheim 13.11. Köln 19.11. Hamburg 25.11. Nürnberg 27.11. Dortmund Selig 18.11. Graz 19.11. Winterthur 20.11. Luzern 22.11. Köln 23.11. Freiburg 24.11. München 25.11. Wien 27.11. Würzburg 28.11. Erlangen 29.11. Stuttgart 1.12. Münster 2.12. Dortmund 4.12. Mannheim 5.12. Darmstadt 6.12. Frankfurt 8.12. Bielefeld 9.12. Hannover 10.12. Bremen 12.12. Rostock 13.12. Berlin 14.12. Dresden 16.12. Erfurt 17.12. Leipzig 18.12. Magdeburg 20.12. Hamburg Shakira 3.12. München 8.12. Frankfurt 9.12. Berlin 11.12. Köln Simply Red 13.11. Berlin 16.11. Leipzig 17.11. Frankfurt 24.11. München 26.11. Stuttgart 27.11. Mannheim 29.11. Hamburg 30.11. Oberhausen 1.12. Köln Skunk Anansie 15.2. Stuttgart 16.2. München 19.2. Dresden 20.2. Köln 27.2. Hamburg Slut 7.11. Leipzig 8.11. Berlin 9.11. Hamburg 10.11. Köln 11.11. Stuttgart 12.11. Wien 13.11. München Slut & Juli Zeh 6.11. Jena The Spencer Davis Group 21.10. HenstedtUlzburg 22.10. Isernhagen 23.10. Neubrandenburg 24.10. Braunschweig
27.10. Wien 29.10. Wiesbaden 30.10. Siegburg Sportfreunde Stiller 2.12. Berlin 3.12. Leipzig 4.12. München 5.12. Frankfurt 8.12. Nürnberg 9.12. Hamburg 10.12. Oberhausen Fredrika Stahl 14.11. Heidelberg 15.11. Frankfurt 17.11. Berlin 18.11. Hamburg 19.11. Köln 20.11. München Status Quo 21.10. Mannheim 22.10. Zwickau 23.10. Stuttgart 25.10. Erfurt 26.10. Berlin 27.10. München 29.10. Hannover 30.10. Emden 1.11. Essen Supertramp 20.9. München 22.9. Nürnberg 23.9. Mannheim 24.9. Erfurt 26.9. Hamburg 27.9. Berlin 29.9. Hannover 30.9. Leipzig 1.10. Frankfurt 3.10. Köln 24.10. Stuttgart The Sweet 5.11. Michelstadt
t Teenage Fanclub 10.11. München 11.11. Berlin Ten Years After 9.10. Heidenheim 10.10. Schaffhausen 28.10. Soest 29.10. Hameln 31.10. Dortmund 4.11. Linz 5.11. Wörgl 27.11. Lörrach The Great Bertholinis 23.9. Hamburg 24.9. Kiel 25.9. Husum 12.10. Halle 13.10. Erfurt 15.10. Flensburg 2.11. Dresden 4.11. Leipzig Tocotronic 20.10. Osnabrück 21.10. Kassel
22.10. München 23.10. Augsburg 24.10. Karlsruhe 26.10. Darmstadt 27.10. Jena 28.10. Leipzig 29.10. Berlin Train 27.10. Köln 28.10. Erlangen Trombone Shorty 24.10. Köln 25.10. Hamburg 26.10. Berlin 27.10. Heidelberg 28.10. München
u U2 15.9. München Underworld 11.9. Berlin
w Kurt Wagner & Cortney Tidwell 7.11. Berlin 9.11. Leipzig 10.11. Dresden 12.11. Zürich 13.11. Ebensee 14.11. München 16.11. Köln 19.11. Frankfurt Westernhagen 8.10. Mannheim 10.10. Stuttgart 11.10. München 13.10. Frankfurt 16.10. Köln 17.10. Dortmund 20.10. Leipzig 21.10. Berlin 24.10. Hannover Steve Winwood 29.9. Wien Wir sind Helden 21.10. Mainz 22.10. Stuttgart 24.10. München 25.10. Erlangen 26.10. Berlin 28.10. Bielefeld 31.10. Köln 2.11. Dortmund 16.11. Zürich 17.11. Bern Martin Turner’s Wishbone Ash 4.11. Metzingen/ Glems 6.11. Wetzikon 7.11. Immendingen 9.11. Habach 10.11. Mühldorf 11.11. Burglengenfeld 12.11. Bensheim 13.11. Bad Kreuznach
Lang Lang Die New York Times nannte ihn den „angesagtes ten Künstler der gesamten klassischen Musikwelt“. Als hätte es dafür noch eines Beweises bedurft, wurde er bald darauf in „die Time 100 2009“ aufge nommen, die alljährlich herausgegebene Liste der 100 einflussreichsten Menschen weltweit. Den hart erarbeiteten Status versucht der umtriebige Chine se sinnvoll zu nutzen – für die Popularisierung der klassischen Musik bei der jüngeren Generation. Zu diesem Zweck hat er die Lang Lang International Music Foundation in New York gegründet, er gibt außerdem weiterhin regelmäßig Meisterkurse und ist Botschafter des YouTube Symphony Orchestra. Tournee von 27.10.2010 bis 16.4.2011 www.eventim.de
Alle Tourneedaten mit genauen Ortsangaben und wöchentlich aktualisiert finden Sie unter sonomagazin.de
a Pierre-Laurent Aimard 20.9. Illingen 3.10. Baden-Baden 5.10. München 13.11. Hamburg 23.11. Köln Rinaldo Alessandrini 7.9. Langförden 24.9. Ingolstadt 27.9. Hamburg Artemis Quartett 7.9. Schwarzenberg 8.9. Schwarzenberg 9.9. Schwarzenberg 14.9. London 22.9. Köln
17.10. Paris 20.10. Köln 21.10. Frankfurt 7.11. Paris 8.11. Brüssel 9.11. Brüssel 10.11. Brüssel 12.11. Köln 13.11. Frankfurt 15.11. Berlin 17.11. Rom 19.11. Rom 20.11. Florenz 21.11. Florenz 2.12. London 5.12. Paris 6.12. Wien 8.12. Rom 10.12. Rom 11.12. Florenz 12.12. Florenz 14.12. Brüssel 15.12. Brüssel 16.12. Brüssel
b Cecilia Bartoli 15.9. Wien 24.9. Turin
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tourneen klassik 11.11. Baden-Baden 16.11. Essen
c Renaud Capuçon 17.9. Bonn 18.9. Bonn 19.9. Bonn 29.9. Heidelberg Cameron Carpenter 14.11. Berlin 21.11. Dortmund 25.11. Hamburg Lautten Compagney 8.9. Meppen 12.9. Berlin 18.9. Bernau 24.9. Neuruppin 25.9. Dornbirn 2.10. Bad Lauchstädt 3.10. Bad Urach 5.10. Berlin 8.10. Winterthur 10.10. Bad Lauchstädt 21.10. Weimar 22.10. Weimar 24.10. Lutherstadt Wittenberg 29.10. Lichtenau 13.11. Berlin 4.12. Berlin 19.12. Berlin 21.12. Berlin
f Julia Fischer 5.9. Ulrichshusen 20.9. Ascona 8.10. Tegernsee 10.10. Illertissen 12.10. Augsburg 24.10. Konstanz 8.11. Hamburg 10.11. München 11.11. Frankfurt 13.11. Paris 20.11. Monte Carlo David Fray 30.9. Göppingen 1.10. Mainz 3.10. Potsdam 22.10. Hamburg 10.12. Baden-Baden 13.12. Regensburg 14.12. München 15.12. Stuttgart 16.12. Mannheim 17.12. Wiesbaden 19.12. Essen 20.12. Leverkusen 21.12. Aachen
10.9. Bonn 16.9. Düsseldorf 17.9. Bonn 18.9. Baden-Baden 2.10. Bad Wörishofen 3.10. Frankfurt 5.10. Hamburg 10.10. Heidelberg
h Orquestra Sinfônica Heliópolis 4.10. Bonn 9.10. München
l
15.9. Eisenstadt 23.10. Iffeldorf
Lang Lang 27.10. Nürnberg 31.10. Berlin 10.4.Nürnberg 14.4.Düsseldorf 16.4. Baden-Baden
m
Dejan Lazić 10.9. Bremen 14.9. Brüssel
Nils Mönkemeyer 8.10.Bremen 21.11. Münster 25.11. Halle 5.12. Münster 12.12. München 26.12. Potsdam
Mario HospachMartini 11.9. Leipzig 18.9. Dijon 16.10. Basel
Janine Jansen 16.9. Hannover 17.9. Hannover 10.10. Köln 23.10. Regensburg 24.10. Baden-Baden 25.10. Wiesbaden 26.10. Innsbruck 27.10. München 28.10. Wien 2.11. Dortmund 7.11. Frankfurt 8.11. Berlin 9.12. Frankfurt 10.12. Frankfurt 21.12. Köln
k Jonas Kaufmann 2.10. Berlin 5.10. Berlin 7.10. Berlin 10.10. Barcelona 12.10. Frankfurt 20.10. Wien 31.12. Baden-Baden Klenke Quartett 4.9. Oberbösa 5.9. Diez 6.9. Cuxhaven 4.10. Blonay (CH) 5.10. Blonay (CH) 6.10. Blonay (CH) 7.10. Blonay (CH) 8.10. Blonay (CH) 9.11. Weimar 1.12. Offenbach 2.12. Kusel
g Hélène Grimaud 4.9. Grafenegg 6.9. Bremen 8.9. Luzern
Magdalena Kožená 16.9. München 17.9. München
Albrecht Mayer 23.10. St. Gallen 24.10. St. Gallen
Sabine Meyer 24.9. Bosau 25.9. Alfeld 26.9. Lingen 27.9. Seevetal 5.10. Ascona 9.10. Gauting
J
Patricia Kopatchinskaja 10.9. Bremerhaven 12.9. Bonn 28.9. Göttingen
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18.9. München 30.9. Berlin 1.10. Berlin 2.10. Berlin 28.10. Berlin 29.10. Berlin 30.10. Berlin 4.11. Hamburg 7.11. Baden-Baden 9.11. Dortmund 20.11. Dresden
Anne-Sophie Mutter 7.9. Luzern 2.10. Chicago 5.10. Montreal 6.10. Montreal 10.10. London 12.10. London
n
Nils Mönkemeyer Der 32jährige Bremer ist der Bratschenstar der Stunde, international beachtet spätestens seit er im Dezember 2006 in Moskau den Ersten Preis beim Internationalen Yuri-Bashmet-Wettbewerb errang. Mönkemeyer spielte u. a. mit dem WDRRundfunkorchester, dem Rundfunk-Sinfonieor chester Berlin, den Moscow Soloists sowie mit dem Russischen Nationalorchester. Seine Debüt-CD „Ohne Worte“ schaffte ebenso wie seine zweite CD „Weichet nur, betrübte Schatten“ mit Werken von Rosetti, Hoffmeister und Bach und das im Früh jahr 2010 erschienene Album „Dunkle Träume“ mit Liedtranskriptionen von Brahms und Schumann den Einstieg in die deutschen Klassikcharts. 2009 wurde Mönkeyemer für seine Debüt-CD mit dem ECHO-Klassik-Preis als Nachwuchskünstler des Jahres ausgezeichnet. Gefragt ist er auch als Kam mermusikpartner u. a. für Julia Fischer und Gidon Kremer. Kritiker Robert Fraunholzer in unserem Schwesterblatt RONDO: „...ein großartiger Brat scher, er fühlt sich in der Romantik pudelwohl und der Hörer mit ihm...“ Tournee von 8.10. bis 10.7.2011 www.nilsmoenkemeyer.de
Andris Nelsons 9.10. Wien 10.10. Wien 14.10. Berlin 15.10. Berlin 16.10. Berlin 24.10. Wien 26.10. Wien
o Anne Sofie von Otter 17.9. Dortmund 31.10. Köln 18.12. Essen
p Christina Pluhar 15.10. München 16.10. Zürich 18.10. Frankfurt 20.10. Neumarkt
q Mandelring Quartett 19.9. Neustadt 1.10. Worms 2.10. Speyer 3.10. Bad Dürkheim 13.10. Kendall (England) 14.10. London 18.10. Würzburg
19.10. Donauwörth 27.10. Burgwedel 2.11. Basel 7.11. Northeim 8.11. Stuttgart 23.11. Neustadt 26.11. Singen Thomas Quasthoff 2.9. Schwarzenberg 5.9. Schwarzenberg 29.9. Hildesheim 26.10. Paris 29.10. Salzburg 31.10. Salzburg 7.11. Berlin 11.11. Wesselburen 5.12. Düsseldorf 18.12. Essen
r Simon Rattle 25.9. Frankfurt 28.10. Berlin 29.10. Berlin 30.10. Berlin 4.11. Berlin 5.11. Berlin
s Lise de la Salle 5.9. Grafenegg 17.9. Spiekeroog 23.9. Dortmund 24.9. Witten-Ruhr Jukka-Pekka Saraste 16.9. Köln 17.9. Köln 18.9. Köln 25.9. Besançon 5.11. Köln 6.11. Dotmund 9.12. Duisburg 10.12. Köln 14.1. Köln 15.1. Köln 3.2. Köln 4.2. Köln 18.3. Köln 19.3. Köln 17.6. Köln 18.6. Köln Fazil Say 24.9. Berlin 25.9. Berlin 26.9. Berlin 30.9. Zweibrücken
v Anna Vinnitskaya 20.9. Bremen 21.9. Bremen Alexei Volodin 21.9. Bad Reichenhall 30.9. Olten 18.10. Köln 19.10. München
tourneen jazz & world Alle Tourneedaten mit genauen Ortsangaben und wöchentlich aktualisiert finden Sie unter sonomagazin.de
a Eivind Aarset 7.10. Ludwigsburg Götz Alsmann 1.9. Köln 6.9. Darmstadt 7.9. München
b The Bad Plus 30.9. Köln 2.10. Berlin Rebekka Bakken 18.9. Braunschweig 7.10. Lörrach 8.10. Pforzheim 9.10. Tübingen 10.10. Memmingen Nik Bärtsch 16.12. Rüsselsheim Nik Bärtsch’s Ronin 6.10. München 7.10. Ulm 9.10. Mannheim Beady Belle 8.9. Berlin 3.11. Köln 4.11. Stuttgart 5.11. Zürich 6.11. Essen Ketil Bjørnstad 8.9. Köln 29.10. Neuwied Mari Boine 31.10. Kaiserslautern 1.11. Freiburg 3.11. Marburg 4.11. Bochum 6.11. Hamburg 8.11. Bremen 9.11. Berlin Clara Bryld 22.11. Kiel 24.11. Hannover 26.11. Unna 27.11. Aachen 28.11. Magdeburg
c Paolo Conte 28.10. Baden-Baden 30.10. Ingolstadt Jamie Cullum 1.11. Braunschweig
d Barbara Dennerlein 2.9. Uster 4.9. St. Gallen 11.9. Zittau 17.9. Karlsruhe-Durla. 2.10. Düsseldorf 3.10. Landshut 7.10. München 7.11. Leverkusen 13.11. Würzburg 25.11. Greven 26.11. Köln 11.12. Gröbenzell 15.12. Leingarten 19.3. Grünstadt 20.10. Magdeburg
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10.12. Oldenburg 11.12. Kiel 13.12. Berlin 14.12. Nürnberg 15.12. München 16.12. Stuttgart Laura López Castro 30.9. Chur 1.10. Zürich 2.10. Thun 3.10. Freiburg 5.10. Wien 7.10. Osnabrück 8.10. Bayreuth 9.10. München 11.10. Frankfurt 12.10. Stuttgart 13.10. Köln 14.10. Hamburg 15.10. Berlin
h
Lyambiko & Band 17.9. Dresden 18.9. Berlin 20.9. Münster 21.9. Oldenburg 22.9. Kiel 23.9. Hamburg 24.9. Worpswede 25.9. Osnabrück 26.9. Düsseldorf 28.9. Bonn 29.9. Mainz 30.9. Trier 1.10. Stuttgart 2.10. Pforzheim 6.10. Kaiserslautern 7.10. Freiburg 9.10. Brig 10.10. Luzern 11.10. Illingen
Hamel 1.9. Braunschweig
m
Herbie Hancock 17.11. Baden-Baden 18.11. Heidelberg 20.11. Dortmund 22.11. Bremen 23.11. Frankfurt 24.11. Hamburg 25.11. Köln
Malia 24.9. Denzlingen
Jan Garbarek & The Hilliard Ensemble 14.9. Hamburg 30.9. Berlin 4.10. Heidelberg 5.10. Eberbach 6.10. Köln 8.10. München Jan Garbarek Group 27.11. Singen 28.11. St. Gallen 29.11. Bern Melody Gardot 24.9. Berlin 25.9. München 28.9. Frankfurt
Roy Hargrove 29.10. Stuttgart 5.11. Salzburg 7.11. Friedrichshafen
k Manu Katché 24.9. Freiburg 29.10. Neuwied 30.10. Backnang 9.11. Fürth 10.11. Ravensburg 11.11. Leverkusen
l Nils Landgren 7.12. Lüneburg 8.12. Hamburg
Mardi Gras.bb 4.9. Dessau 2.10. Kassel 8.10. Leipzig 14.10. Köln 15.10. Koblenz 4.11. Hamburg 5.11. Bremen 6.11. Nürnberg 20.11. Stuttgart 16.12. Frankfurt 17.12. Hannover 18.12. Altenburg
n Silje Nergaard Trio 17.11. Ludwigshafen 18.11. Erlangen 19.11. Hannover 20.11. Halle 23.11. Düsseldorf 24.11. Oldenburg 26.11. Kreuztal 27.11. Ludwigsburg 28.11. Freiburg
r Max Raabe & Das Palast Orchester 3.9. Eberswalde 4.9. Lichterfeld 5.9. Görlitz 4.10. Gütersloh 6.10. Hameln 7.10. Rostock 9.10. Plauen Enrico Rava & Stefano Bollani 28.1. Basel The Roy Frank Orchestra 29.10. Trittau 30.10. Neumünster 31.10. Heide 4.11. Eckernförde Rudder 12.10. Stuttgart 13.10. Ulm 14.10. Karlsruhe 15.10. Darmstadt 17.10. München 18.10. Erlangen 20.10. Lübeck 22.10. Bremen 23.10. Hamburg 24.10. Berlin 26.10. Mannheim 27.10. Mainz 28.10. Kaiserslautern 29.10. Bonn 30.10. Dortmund 31.10. Düsseldorf
s Ida Sand 12.11. Düsseldorf 13.11. Osnabrück Andy Sheppard 9.10. Göppingen Solveig Slettahjell & Slow Motion Orchestra 7.10. Düsseldorf Curtis Stigers 15.9. Herford 16.9. Braunschweig
t Gianluigi Trovesi 26.10. München 27.10. Darmstadt 28.10. Köln 31.10. Saarbrücken Gayle Tufts 2.10. Bonn
w Nils Wülker 24.9. Bonn 25.9. Minden
Lizz Wright Die Szene war aufschlussreich: Ende Juli sprang die junge Jazzsängerin Lizz Wright bei einem Konzert abend in der Orchestra Hall in Minnesota für die er krankte Kollegin Dee Dee Bridgewater ein – als ers ter Act in einer „Double Bill“ mit dem Klarinettisten Evan Christopher. Etwa 20 Sekunden bevor Wright ihr Set begann, schlich sich eine verhüllte Gestalt in die erste Reihe. Kaum hatte Wright ihren Auftritt beendet, huschte der mysteriöse Besucher wieder hinaus. Der Mann wurde trotz aller Vorsicht erkannt: Prince. Die Episode illustriert, welche Hochachtung die 30jährige Wright bereits unter Kollegen genießt. US-weit fiel sie erstmals 2002 bei einer Tournee mit Billie-Holiday-Tribute-Konzerten auf. Als ihr erstes Album „Salt“2003 erschien, waren die Erwartungen bereits so hoch, dass es auf Platz zwei in die Con temporary-Jazz-Album-Charts einstieg.„Dreaming Wide Awake“ (2005)mit grandiosen Versionen des Burt-Bacharach-Evergreens „A Taste of Honey“ und von Neil Youngs „Old Man“ erweiterte ihre An hängerschaft ebenso wie „The Orchard“ (2008), das erstmals hauptsächlich Eigenkompositionen Wrights enthielt. Als Jazzsängerin wird Lizz Wright längst mit Größen wie Nina Simone, Abbey Lincoln und Cassandra Wilson in einem Atemzug genannt; ihr Repertoire umfasst allerdings auch R&B, Blues, Folk, Gospel und Pop. Bei ihren Deutschlandkonzer ten im Herbst stellt Lizz Wright ihr neues Album „The Fellowship“ vor (siehe auch die Kritik auf Seite 39). Tournee von 16.10. bis 30.10. www.karsten-jahnke.de
26.9. Magdeburg 28.9. Darmstadt 29.9. Ulm 30.9. Iserlohn 18.12. Bad Salzhausen Bugge Wesseltoft 4.9. Chemnitz 27.11. Neuhardenberg 30.11. Bochum 2.12. Heidelberg
Norma Winstone 14.11. Ravensburg Clara Wollny-KruseSchaefer & Rudder 12.10. Stuttgart 13.10. Ulm 14.10. Karlsruhe 15.10. Darmstadt 17.10. München
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der Promihörer I m p r e s su m Verlag: INMEDIA Verlags- und Redaktionsbüro GmbH
#2: Olaf Heine
Lucile-Grahn-Str. 37 81675 München Telefon 089 / 457 261-0 Fax 089 / 457 261-50 Mail post@sonomagazin.de
Die Bilder des Regisseurs und Fotografen Olaf Heine (42) zieren viele wichtige CD-Cover – und erscheinen demnächst in einem neuen Buch.
Herausgeber: Günter F. Bereiter Redaktion: Christian Stolberg (c.stolberg@inmedia.de, Tel. 0 89 / 45 72 61-41) Autoren dieser Ausgabe: Ralf Dombrowski, Guido Fischer, Jonathan Fischer, Heiko Große,
Welche Platte haben Sie sich als erste selbst gekauft?
Platte – also Vinyl? Das war Foreigners „Four“. Da rollen sich mir jetzt noch die Fußnägel hoch. Haben Sie ein Instrument gelernt? Leider nein. Das war der Grund, warum ich mir irgendwann eine Kamera schnappte und versuchte, auf die Art an dem Wanderzirkus, der das Musikbusiness ist, teilzunehmen. Jetzt 15 Jahre später kommt mein neuer Fotoband „I Love You But I’ve Chosen Rock“ heraus und erzählt, was mir unterwegs passiert ist. Was war Ihr bisher eindrucksvollstes Konzerterlebnis? Die Massive-Attack-Tour zu ihrem 2003er Album „100th Window“. Eine für die damalige Verhältnisse unfassbare Interaktion mit dem Internet, den Zuschauern und der Musik auf einer riesigen LED-Wand. Sind Sie auch mal selbst als Musiker aufgetreten? Nur als DJ vielleicht mal … ich war aber mit meiner Kamera oft auf großen Bühnen neben diversen Musikern tätig. Beim Anblick von 60.000 Fans würden mir da jedes Mal die Knie schlottern.
Was singen Sie unter der Dusche?
„Ich bin die kleine Schnecke und keine Maus …“ (momentanes Lieblingslied meines dreijährigen Sohnes) Mit welchen Songs bringt man Sie auf die Tanzfläche? Alles von den Beastie Boys. Und mit welchen wieder herunter? Alles von Michael Jackson! Mit welcher Platte testen Sie die Belastbarkeit ihrer Boxen? „Meantime“ von Helmet. Wessen Stimme könnten Sie ewig lauschen? Jeff Buckleys Stimme. Neulich habe ich gerade eine rare Aufnahme aus einer amerikanischen Radiosendung gehört, bei der Buckley per Telefon dazugeschaltet war und mit einem Chor einen Gospel gesungen hat. Selbst seine durch den Hörer verzerrte Stimme hat mir eine Gänsehaut verursacht. Der beste Soundtrack zum Joggen: „Two Months Off“ von Underworld. Die normale Version dauert schon knapp 10 Minuten. Aber es gibt einen Extended Mix der es auf knapp 30 bringt. Das passt perfekt auf eine Runde um den Park.
Raoul Gulbenkian, Jörg Laumann, Dagmar Leischow, Felix Marondel, Dorin Popa, Steffen Rüth, Michael Sailer, Hans-Jürgen Schaal Bildredaktion: Fritz Osskar Termine: Michael Wopperer Design: Arndt Knieper Produktion: Viola Müller-Hergerdt Anzeigenmarketing: Harald Richter (h.richter@inmedia.de, Tel. 089 / 457 261-35) Abo + Vertrieb: Susanne Lanzinger (s.lanzinger@inmedia.de, Tel. 0 89 / 45 72 61-45) Druck: Augsburger Druckhaus ADV Aindlinger Str. 17–19 86167 Augsburg SONO erscheint sechsmal jährlich.
Erscheinungstermin der nächsten Ausgabe: 21. Oktober 2010
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Musik für erwachsene Hörer
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CLIFF RICHARD BOY GEORGE KID CREOLE & THE COCONUTS LICHTMOND JOHN MILES CHARLIE SIEM ELECTRIC BAND | FINE FLEUR ROBERT GROSLOT | IL NOVECENTO