LIZZ WRIGHT Mit der Glut des Südens – Amerikas aufregendste Stimme sprengt alle Stil-
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Musik für erwachsene Hörer
OKTOBER/NOVEMBER 2010
80.000 Ex.
John Lennon 30 Jahre nach dem Tod wird sein Werk groß aufbereitet
LIZZ WRIGHT Amerikas aufregendste Stimme sprengt alle Stilgrenzen
Vittorio Grigolo
Peter Maffay
Der ehrgeizige Beau aus Arezzo ist der neue Topstar unter den Tenören
Ein Gespräch über den Reiz und die Risiken des Lebens auf Tournee
Außerdem: Apple Records, James
Blunt, Bryan Ferry, Jan Garbarek, Bruce Springsteen u.a. Und immer: CD-Besprechungen und Tourneedaten aus Pop, Rock, Klassik und Jazz!
12.01.11 Dortmund Konzerthaus 15.01.11 Hamburg Laeiszhalle 18.01.11 München Herkulessaal
Werke u.a. von Donizetti, Verdi, Puccini ORCHESTERKONZERTE 01.05.11 Leipzig 02.05.11 Berlin 03.05.11 Hamburg 06.05.11 Baden-Baden 08.05.11 Frankfurt/M. 09.05.11 München ROCK SYMPHONIES 18.05.11 Hannover 20.05.11 Bad Segeberg 08.06.11 Bremen 10.06.11 Berlin 12.06.11 Stuttgart 13.06.11 Köln 14.06.11 Wiesbaden 17.06.11 Ludwigslust 22.06.11 München 25.06.11 Erfurt 26.06.11 Dresden 28.06.11 Halle (Westf.) Die neue Live-DVD und CD„ROCK SYMPHONIES“ im Handel erhältlich!
AUF GROSSER TOURNEE OKT.-NOV. 2010 Infos unter www.deag.de
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23.01.11 Dortmund Konzerthaus Das neue Album „Colori d Amore ab 15. Oktober 2010 im Handel!
25.01.11 Frankfurt/M. Alte Oper 27.01.11 Berlin Konzerthaus 29.01.11 München Herkulessaal 31.01.11 Basel Casino Saal
Le Musiche Nove Dirigent: Claudio Osele Werke u.a. von Scarlatti, Bononcini, Caldara
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BONJOUR PARIS ALBRECHT MAYER Kammerakademie potsdam
Werke von Jean Francaix Vincent D‘Indy Gabriel Fauré Reynaldo Hahn
07.01.11 Frankfurt/M. Sendesaal des HR 10.04.11 Düsseldorf Tonhalle
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Tickethotline: 01805 - 969 000 555* | www.deag.de und an allen bekannten Vorverkaufsstellen *14 Cent/Min. - Mobilfunkpreise max. 42 Cent/Min.
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inhalt ok tober /november SONO -LISTE
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trailer
News aus der Welt der Musik leserpost
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Anregungen, Wissenswertes, Schmähkritik Mit ihrer Jahrhundertstimme schafft Lizz Wright ein Meisterwerk
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Richie Sambora von Bon Jovi über die Zeit, als ein Album in USA noch 2 Dollar kostete
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BACKSTAGE-LEK TÜRE
Heinz-Rudolf Kunze Party in London und Ibiza. James Blunt als Feierbiest
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Selig: Die Auferstehung setzt sich
fort – von Ewigkeit zu Ewigkeit Für „Olympia“ gibt Kate Moss Bryan Ferrys geheimnisvolle Kurtisane NEUE GESICHTER
Zaz, Yaron Herman, Quator Modigliani Migranten in der Pop-Musik: ein Essay in SONO Zwischen Korsika und der Krim sammeln Quadro Nuevo ihre swingenden Tracks In Toronto hebt der Boss einen Schatz aus der Vergangenheit: Bruce Springsteen Vom Aufstieg und Fall einer schillernden Branche, Erinnerungen des Plattenmanagers Siggi Loch
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12 mal ProgRock im 21. Jahrhundert
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Peter Maffay bringt „Tatoos“ und sein großes Orchester mit auf die Super-Tour
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Vom Aufstieg und Fall des anderen Apfels: die Beatles und ihre Apple Company
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Vittorio Grigolo ist der Wider-
gänger des Latin Lover, ein Tenor aus der Toskana
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Klassikstars lassen Volkslieder neu strahlen
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Jan Garbarek und das Hilliard Ensemble auf einer Reise durch Osteuropa
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CD - Rezensionen Ro ck , Pop & Co. Elton John & Leon Russell, Marc Cohn, Joe Cocker, Elvis Costello, Cyndi Lauper u.a.
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CD - Rezensionen Kl a ssik Ian Bostridge, Concerto Köln, Janine Jansen, Jonas Kaufmann, Magdalene Kozena u.a.
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CD - Rezensionen Ja z z & world Frank Chastenier, Charlie Haden, Benjamin Schaefer, Esperanza Spalding u.a.
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schat z truhe Boxenfest für David Bowie, Miles Davis und zu John Lennon’s 70. Mediamix Kino, Bücher, DVDs Tourneen Pop Trans-Siberian-Orchestra, Schiller, Night of the Proms u.v.a., Rückblick: Ben L’Oncle Soul
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TOURNEEN JAZZ & WORLD Herbie Hancock u.v.a.
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Promi- Hörer Nina Eichinger, Moderatorin
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Tourneen Kl a ssik Philippe Jaroussky u.v.a.
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James Blunt
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Jan Garbarek
Vittorio Grigolo
Impre ssum
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Exklusiv für Abonnenten: 16 Seiten SONO plus
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Apple Records
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Trailer
„Faust“ leidet in London zur Musik von Nick Cave (l.), und der Hawaiianer Iz Kamakawiwo‘ole (r.) stürmt posthum die deutschen Charts
Das Röhren von Porschemotoren ist Musik in mancher Leute Ohren. Schade: Die Musik von Sheryl Crow (l.) erklingt erstmal nicht live in Deutschland
Hans-Jürgen Buchner (l.) hat jetzt einen Plattenvertrag in China, neu zu haben: Bob Dylans Frühwerk als unbekannter Verlagskomponist
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ür Freunde von B o b Dylan s Frühwerk wird der Herbst teuer: Soeben veröffentlichte Columbia unter dem Titel „The Witmark Demos“ wieder eine Folge der vielgerühmten „Bootleg Series“ des großen Songschreibers mit 47 Songs, die Dylan 1962 und 1964 einspielte. Zeitgleich kommt außerdem die limitierte 9-CD-Box „The Original Mono Recordings“, die die ersten acht Dylan-Alben in ihren ursprünglichen Monofassungen enthält. Wer sich beim Hören zu schnell durch die Begleit-Booklets gelesen hat, kann dann noch zu Colin Irwins Buch „Highway 61 Revisited“ greifen, das die Entstehungsgeschichte des legendären Dylan-Albums von 1965 beschreibt. Rezensionen der Dylan-CDs und des Buchs im nächsten SONO. Von einem Schreibmaschinentäter zum Nächsten: Wie bildungsbeflissen die Rockstars aus der Punk-Generation doch
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alle geworden sind. Der schon als Buch- und Drehbuchautor in Erscheinung getretene Australier Nick Cave reüssiert jetzt auch als Theaterkomponist: Anfang Oktober feierte in London Gisli Örn Gardarssons Adaption von Goethes „Faust“ mit der Musik von Nick Cave und Warren Ellis Premiere. Es soll ja Leute geben, die noch lieber als der Musik von Nick Cave dem satten Brummen eines PS-starken Sportwagenmotors lauschen – ihnen wird jetzt audiovisuelle Vollbedienung zuteil: Das satt bebilderte Buch „Porsche Sounds“ von Dieter Landberger (Edel Earbooks; 39,95 Euro) widmet sich dem automobilen Röhren auf 220 Seiten und drei CDs. Die wichtigste serviert originale Motorenklänge in 30 Tracks, nach Baujahr der Modelle geordnet, Spielzeit: 22 Minuten – dagegen verblassen die beiden weiteren Silberlinge, einer mit Rockmusik, einer mit Klassik.
Hin und wieder tragen Bilder von der Beerdigung eines Popstars nachhaltig zu seinem Nachruhm bei. Jüngster Fall ist der des Hawaiianers Israel „Iz“ Kamakawiwo’ole . Der an krankhafter Adipositas leidende Sänger starb 1997 an Atemnot. Seine Version von “Somewhere Over The Rainbow“, die zu einem weltweiten Topseller auf i-Tunes wurde, erreichte jetzt auch die Spitze der Singlecharts in Deutschland. Im Video zu dem Song ist OriginalMaterial der Wasserbeerdigung von IZ (gesprochen wie „easy“)
Die zahl
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Songs am Stück spielte die amerikanische Indierock-Gruppe Pixies bei ihrem Konzert in Santiago de Chile zu Ehren der tags zuvor geretteten chilenischen Grubenarbeiter.
in Hawaii zu sehen, zu der mehr als 10.000 Menschen gekommen waren. Dem Wunsch des Verstorbenen folgend gestalteten sie die Beisetzung nicht als Trauerfeier, sondern als Freudenfest. Bei Universal erschien nun auch das Album „Facing Future“ mit den größten Hits des Hawaiianers. Ebenso ein Exot wie für uns Iz Kmakawiwo’ole dürfte für die Chinesen der niederbayerische Weltmusiker Hansjürgen Buchner alias Haindling sein. Buchner war kürzlich im Reich der Mitte auf Tournee und unterschrieb bei der Gelegenheit gleich mal einen Plattenvertrag für China, Taiwan und Hongkong. Reisekosten sparen kann sich dagegen Sheryl Crow : Die für Oktober angesetzten Deutschland-Konzerte wurden wegen zu geringer Vorverkaufszahlen abgesagt. Bereits erworbene Tickets können bei den Vorverkaufsstellen zurückgegeben werden. Schade, denn mit ihrem im Sommer erschienenen Album „100 Miles To Memphis“ hatte die Amerikanerin gerade erst eindrucksvoll zu ihrer Form zurückgefunden.
leserPost Blasser Phil
Beatles gewünscht!
Erfreulich, aber zu dünnl
Betrifft: Titelgeschichte in SONO 4/2010
Betrifft: kommende SONO-Hefte
SONO allgemein
In diesem Herbst soll ja noch einiges aus dem Schaffen der Beatles auf den Markt gebracht werden, wie man hört. Für SONO wäre es sicher passend, wenn die Redaktion in den kommenden Heften darauf eingeht, denn dafür interessieren sich doch immer noch Fans durch alle Generationen. Conny Nostic, per E-Mail
Ich habe Ihre Zeitschrift kürzlich im Plattenladen entdeckt und finde es sehr erfreulich, dass endlich ein Verlag auch erwachsene Musikfreunde anspricht. Allerdings wurde ich bei nur 52 Seiten Umfang doch nicht ganz satt. Peter Breser, Dillingen Im Abo ist SONO in einer um 16 Seiten erweiterten Version zu beziehen - bitte beachten Sie dazu die Anzeige auf Seite 51.
Über Ihr Titelinterview mit Phil Collins habe ich mich ja eigentlich sehr gefreut. Doch warum haben Sie ein Bild zu dem Artikel gebracht, auf dem der Star leichenblass aussieht? Oder ist er tatsächlich noch so krank? Andrea Wührer, Kempten
Verschwendeter Platz Interview mit Thomas Quasthoff in SONO 4/2010
Mehr CD-Besprechungen
Fällt Ihrer Autorin nichts Substantielleres für ein Gespräch mit dem großartigen Quasthoff ein, als ihn über belanglose Popsternchen wie Lady Gaga zu befragen? Kein Wunder, dass viele Künstler von der Presse genervt sind, das war verschwendeter Platz! Dabei hätte der gebildete Mann doch so viel zu sagen! Dr. Konrad R. Eickelhoff, per E-Mail
Ihre meinung ist uns wichtig! Haben Sie Fragen, Kritik, Anregungen oder Ergänzungen zu den Artikeln in SONO? Dann schreiben Sie uns – die Redaktion freut sich auf ihr Feedback unter post@ sonomagazin.de oder per Post an Inmedia, Redaktion SONO, LucileGrahn-Str. 37, 81675 München
SONO allgemein
Wunsch nach Chanson und Liedermachern
Bin im Großen und Ganzen recht angetan von Ihrem Blatt, werde es auch weiterhin lesen. Allerdings könnte ich gut auf den ein oder anderen Künstlerbericht verzichten und hätte stattdessen gern mehr CD-Kritiken. Die sind doch das, was uns Liebhaber wirklich interessiert! Evros Grammozis, Frankfurt
Betrifft: Leserbrief in SONO 4/2010 Ich möchte mich dem Leserbrief von Camilla Linke im neuen SONO-Heft anschliessen. Über gedanken- und geschmackvolle Liedermacher-CDs wird derzeit allgemein von den Medien viel zu wenig berichtet, wohl eine Sache des Zeitgeists. Ina Brünniger-Etsch, Kehl
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Lizz Wright
Mit der Glut des Südens
Sie hat eine der aufregendsten Stimmen Amerikas. Kollegen und Jazzkritiker sehen sie seit Jahren als künftigen Superstar. Doch Lizz Wright brauchte eine Auszeit vom Musikgeschäft und die Kraft des Gospel, um mit „Fellowship“ ein Meisterwerk zu schaffen, das alle Genregrenzen sprengt. Von Christian Stolberg
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ie ist vielleicht die wichtigste jüngere Sängerin, die Amerikas Jazz im vergangenen Jahrzehnt hervorgebracht hat – mit ihren Alben „Salt“ (2003), „Dreaming Wide Awake“ (2005) und „The Orchard“ (2008) hat Lizz Wright in der Jazzszene auf beiden Seiten des Atlantik Beachtung gefunden – allerdings weist die künstlerische Kapazität der 30jährigen Sängerin weit über die Grenzen des Genres hinaus: Ihre sensationelle, in der Gospelkirche geschulte Altstimme, die jede Silbe eines Songs mit Wärme und Sinnlichkeit füllt, macht auch aus Pop-, Souloder Folksongs große Hörererlebnisse. Doch auch, wer all das schon aus eigenem Erleben wusste, wird beim Hören des neuen Wright-Albums „Fellowship“ (zu deutsch: „Verbundenheit“, „Gemeinschaft“) überrascht sein. Der Titelsong eröffnet das Album bereits mit harscheren, selbstbewussteren Klängen, als sie auf Wrights bisherigen, Balladen-dominierten Werken zu hören waren – der Weg dahin war für die Schönheit aus Georgia allerdings nicht leicht: Nach dem Vorgängeralbum „The Orchard“, ihrer ersten CD mit überwiegend eigenen Kompositionen, hatten Wright und ihre Band so ausgiebig getourt, dass die Sängerin eine Pause vom Musikgeschäft brauchte. „Als Künstler musst du viel von dir geben – das bedeutet im Umkehrschluss auch, dass du gut darauf achten musst, selbst genügend Nährendes zu bekommen. Ich als Sängerin muss mich sicher, gesund und ausgeglichen fühlen – denn ich weigere mich, vor die Leute zu treten, ohne wirklich etwas geben zu können.“ Zur physischen und mentalen Erschöpfung kam noch ein anderer Umstand, der Lizz Wright
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innehalten ließ: „Ich ging auf die Dreißig zu, und das hat eine Menge Fragen für mich aufgeworfen – und man braucht einfach auch mal Zeit, um solche persönlichen Dinge für sich zu klären …“, erzählt die Amerikanerin beim Interview mit SONO im Gartenappartment eines Berliner Künstlerhotels.
Erleuchtung in der Lehrküche Lizz Wright nahm sich eine kreative Auszeit, um ein halbes Jahr lang im „Natural Gourmet Institute“ in Manhattan „culinary arts“ zu studieren. Sie zog wieder in den Süden, näher an die Heimat nach North Carolina, und legte dort Gemüsebeete an. „Es war schön, mal wieder Studentin zu sein, einen anderen Teil meines Hirns zu nutzen und mit sehr greifbaren Dingen zu tun zu haben.“ Die Zeit in der Lehrküche brachte die Zweifelnde schließlich darauf, „dass mein eingeschlagener Pfad einen
Wert hat, dass Menschen Musik wirklich brauchen.“ Solchermaßen gestärkt ging die Sängerin wieder ins Studio. „Ich hatte eine Art Konzept für das Album im Kopf – aber anfangs noch keine Ahnung, dass ich am Ende so viele starke Frauen auf dem Album haben würde.“ In der Tat waren mit der Gospel-Sängerin und Bürgerrechtsaktivistin Dr. Bernice Reagon, der Indie-Songschreiberin Joan As Policewoman, der Funk-Jazz-HipHop-Musikerin Me’ shell N’Dgeocello und Afropop-Diva Angelique Kidjo bemerkenswerte Künstlerinnen an den Sessions beteiligt. „Es war umwerfend, wie viel Unterstützung ich plötzlich aus allen Richtungen bekam, ohne dass ich überhaupt hätte darum bitten müssen. So ist das Album ganz im Wortsinn durch eine ‚Fellowship‘ von Gleichgesinnten entstanden –dieses Thema hat sich allerdings während der Aufnahmen herauskristallisiert.“ Lizz Wright ist die Tochter eines Predigers der Pfingstbewegung, weist aber darauf hin, dass sie das Aufwachsen in diesem Milieu zum Teil als repressiv empfand und sich davon freischwimmen musste. Ihre Verwurzelung im Gospel hat sie jedoch nie geleugnet – auf „Fellowship“ nutzt sie die kraftvoller denn je: Stücke wie „Remember I Believe“, „God Specializes“ und ein achteinhalb minütiges Gospel-Medley geben dem Album sein emotionales Zentrum. „Ich wusste, dass ich eine spirituelle Platte machen würde – und dass sie sich sowohl aus meinen traditionellen Wurzeln in der Gospelmusik als auch aus ganz zeitgenössischen Elementen zusammensetzen würde.“
Zusammenhalt, Natur und gutes Essen – mit ihrer Band praktiziert Lizz Wright (Mitte) den Dreiklang, der ihr Kraft gibt
Foto: Shervin Lainez
„Es war umwerfend, wie viel Unterstützung ich plötzlich bekam, ohne dass ich darum bitten musste“
Wrights Jahrhundertstimme ist auf „Fellowship“ in einen mitunter leicht mystisch wirkenden Folk-Soul-Sound eingebettet, dessen naturnahes Aroma an Tracy Chapman und die 2008 verstorbene Spiritual-Ikone Odetta erinnert. Das Resultat ist eine so wirkungsvolle wie homogene Mischung aus moderner Hipster-Coolness und erdigem Gospel-Feeling. Formal gehört bei weitem nicht alles auf „Fellowship“ in die Gospel-Kategorie. Und was die New York Times über Lizz Wright schrieb („Wann immer sie ihren Mund zum Singen öffnet, macht sie aus einem Song eine gebetsartige Meditation“) mag übertrieben sein, doch trifft es die verblüffende Intensität, die sie als Sängerin jeder Darbietung gibt, ziemlich gut. Sie habe durch die Kreativpause und die anschließende Arbeit an „Fellowship“ schließlich „einen Weg gefunden, eine Reihe von Widersprüchen und Brüchen in mir zu versöhnen“ sagt die Musikerin mit ihrem angenehm samtigen Tonfall, der die Klasse ihrer Singstimme jederzeit spüren lässt. „I have finally found a way to live“ – so lautet auch eine Textzeile in Eric Claptons „Presence Of The Lord“, die die Sängerin „zu Tränen gerührt“ hat. Mit diesem Song und Jimi Hendrix’ „In From The Storm“ gewinnt sie aus großen 60er-Jahre-Hymnen intensive persönliche Statements. Das Leitthema des Albums vom Segen der Gemeinschaft schließlich findet eine weitere musikalische Entsprechung in Wrights bisher entschiedenstem Abstecher in ihr afrikanisches Erbe: Mit Afropop-Superstar Angelique Kidjo aus Benin entstand eine inspirierte Version von deren „Oya“, komplett mit „Body-Percussion“ und Yoruba-Chants – typischen Elementen des auf kollektivem Spiel basierenden afrikanischen Musikverständnisses.
MIt sich, der Welt und ihrer künstlerischen Berufung wieder im Reinen: Lizz Wright (30) aus Hahira, Georgia
Neu erschienen: Lizz Wright „Fellowship“ (Verve/Universal)
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Bon jovi
„Wir sind zu groß für Las Vegas!“ Die Rocker aus New Jersey veröffentlichen ihre „Greatest-Hits“. Zwischenbilanz mit Richie Sambora. Interview: Severin Mevissen
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in „Greatest Hits“-Album ist ein guter Anlass, zurück zu blicken: Was überrascht Sie am Meisten an 27 Jahren Bon Jovi?
Zwei Dinge: Ich bin beeindruckt davon, wie gut wir Live sind – wobei man das nach 3.500 Shows drauf haben sollte, ansonsten wäre es ja traurig. Und ich bin stolz darauf, wieviel wir unseren Fans bedeuten. Wie spürt man das als Künstler? Wenn man vor 50.000 Menschen auf der Bühne steht, und alle mitsingen. Das ist, als hätte man Sex
mit 50.000: beängstigend, aber auch sehr aufregend. Wie würden Sie die musikalische Entwicklung der Band beschreiben – gibt es da ein Muster?
Unsere musikalische Entwicklung ist von allen möglichen Faktoren beeinflusst. Für „Slippery When Wet“ schrieben wir einfach über die Dinge, die wir damals kannten. Wir kamen aus einfachen Verhältnissen, hatten wenig Geld, waren viel unterwegs, ein bisschen verrückt und hatten unseren Spaß. Und so hörten sich die Songs auch an.
Erfolgsteam aus New Jersey: Bon Jovi mit unserem Interviewpartner Richie Sambora (2.v.l.)
Später kamen dann andere Einflüsse hinzu, etwa wenn wir für Solo-Projekte mit anderen Produzenten und Musikern arbeiteten. So wie ich mit Tony Levin von Peter Gabriels Band: ein Genie! Er lebte damals bei mir und er veränderte mein Leben. In 27 Jahren nur zwei offizielle „Greatest Hits“-Alben: Warum so bescheiden?
Weil wir immer zu beschäftigt mit neuen Projekten sind. Wir wollten 1994 noch nicht mal das „Cross Road“-Album veröffentlichen, aber die Plattenfirma bat uns darum. Im Gegenzug haben wir unsere Verträge neu verhandelt – eine schlaue Entscheidung! Bon Jovi nutzt inzwischen Twitter oder Facebook um Alben oder Tour zu promoten: Sind Sie privat ein Freund von Social Networks?
Ich habe keine Zeit dafür. Dabei arbeite ich gerne mit Computern. Den Mix zur Single „What Do You Got“ haben Jon und ich komplett am Computer fertig gestellt, und das Video dazu wird das erste 3-D-Video, das es je gegeben hat. Glaube ich zumindest …
Was ist an dem Gerücht dran, Bon Jovi würden bald für längere Zeit in Las Vegas gastieren?
Nichts. Eine Band wie Bon Jovi ist auch zu groß, um mehrere Monate an einem Ort zu spielen. Ich als Solo-Künstler, könnte mir Las Vegas schon lustig vorstellen. Aber das hat noch Zeit. Las Vegas ist Welten entfernt von Ihrem Geburtsort in New Jersey. Wohnen Sie noch dort?
Ich habe dort zusammen mit meiner Mutter ein Haus, aber die meiste Zeit lebe ich in Kalifornien, auf halbem Weg zwischen Los Angeles und Santa Barbara. New Jersey wird aber immer Teil von mir sein. Dort in den 60ern in einer Arbeiterfamilie aufzuwachsen, hat mich diszipliniert und geprägt. Es war die perfek-
„Wir kamen aus einfachen Verhältnissen, hatten wenig Geld, waren viel unterwegs und etwas verrückt.“ te Zeit, um Musik zu entdecken: Wir hatten Elvis, Sinatra, die Beatles, die Stones, und wenn man zu Festivals ging, konnte es passieren, dass man am gleichen Abend Joan Baez, Led Zeppelin und Jimi Hendrix hörte. Oder Bob Dylan, Pete Seeger und Albert King. Ich habe immer die verschiedensten Musikrichtungen gehört, und pro Woche mindestens ein Album gekauft – damals noch für $ 1,99 … Neu: Bon Jovi „Greatest Hits“ (Universal Music) erscheint am 29. Oktober
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verlosung
backstage-le ktü re
Heinz-Rudolf Kunze
derkommst“, Alles gelogen“, „Mit Leib und Seele“, Finden Sie Mabel“, „Dies ist Klaus“ und „Leg nicht auf“, sowie Raritäten wie „Kilian (Eine Jugend in Deutschland)“, „Nackt im Wind“ und „You Can‘t Always Get What You Want“ neben einer Fülle von Bonusmaterial. Dass Herr Kunze ein belesener Mann ist, wussten wir ja schon immer – da interessiert es uns natürlich besonders, welche Lektüre der studierte und sprachschöpferisch begabte Musiker so im Gepäck führt. „Zuletzt gelesen“ habe er, ließ uns HRK mitteilen, die Tagebücher des einstigen Feuilletonchefs der Wochenzeitung „Die Zeit“, Fritz J. Raddatz: „Ein, wie Frank Schirrmacher richtig sagt, großer Quasi-Gesellschaftsroman der BRD. Ergreifend, brillant und schonungslos gegen sich und andere.“.
Foto: dpa
Auch schon wieder 30 Jahre her: Im November 1980 startete Heinz Rudolf Kunze seine Musikkarriere. Auf der Jubiläumsedition ‚In Alter Frische’ (Turbine Medien/Alive) gibt es deshalb jetzt auf vier DVDs und einer CD in teils stürmischen LiveNeu: Heinz Rudolf Kunze „In alter Frische“ (Turbine Mitschnitten über 100 Songs und Sprechtexte. DaMedien/Alive)erscheint runter sind Hits wie „Lola“, „Dein ist mein ganzes am Herz“, „Meine eigenen Wege“, „Wenn Du nicht wieSono Anzeige John Lennon 11.10.2010 13:18 Uhr5. November Seite 1
O.S.T. „Hot Tub“
Was passiert, wenn man plötzlich in die eigene Vergangenheit zurückgeschleudert wird? Und was geschieht den Ohren? Die Antwort gibt es in der Film-Komödie „Hot Tub“ . Der Soundtrack ist ein Feuerwerk an 80s-Hits von New Order, David Bowie, Talking Heads, Echo & The Bunnymen, Spandau Ballet u.a. Wir verlosen drei Exemplare dieser tollen Party-CD! Einfach eine Postkarte mit dem Stichwort „Hot Tub“ abschicken an: Inmedia, Redaktion SONO, Lucile-Grahn-Str. 37, 81675 München. Einsendeschluss ist der 15. November 2010
Eine Legende wird 70! Gimme Some Truth! Die grosse Remasters Kampagne John Lennon Power To The People - The Hits
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James Blunt
Partyleben statt Schreibblockade
Erst das richtige Quantum Seelenpein mache Künstler richtig kreativ, besagt ein beliebtes Klischee. Für den britischen Sänger hat sich das Gegenteil bewahrheitet. Von Christiane Rebmann
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dem Album an. Trotzdem würde ich nicht sagen, dass das Album nach den Eighties klingt.“
Stirnbänder für die Dire-Straits-Energie Blunt schrieb die neuen Songs mit Ryan Tedder von der britischen Band One Republic sowie mit Steve Robson, der auch bei der Produktion half. Die Gitarrentracks entstanden in Mark Knopflers Studio: „Wir zogen uns die Stirnbänder übers Haar und bemühten uns, möglichst viel von der Dire-Straits-Energie einzufangen“, lacht Blunt. Passend zur optimistischeren musikalischen Stimmung auf „Some Kind Of Trouble“ veränderte er auch sein Texte. Der Künstler, der seit Jahren mit Spendenaufrufen die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen unterstützt, wandte sich von dem reflektierenden, manchmal depressiv anmutenden Klage-Modus ab. „Mein erstes Album war nachdenklich, aber auch ein bisschen naiv“, resümiert er, „in den Texten des zweiten Albums vergrub ich mich. Diesmal bewegte ich mich mehr an der Oberfläche, beschrieb Situationen aus der Sicht anderer Menschen, ließ aber meine eigenen Erfahrungen einfließen.“ Doch neben Partysongs wie „Stay The Night“ gibt es auch wieder Texte mit Tiefgang. In „No Tears“ singt der 36jährige über das Verhältnis zu seinem Vater, der als Colonel bei der britischen Armee selten zuhause war und den er als Kind oft vermisste. „Das Lied ist nicht als Schuldzuweisung gedacht, sondern als Bestandsaufnahme. Ich sehe quasi in den Spiegel und stelle fest: Durch das, was ich als Kind erlebt habe, bin ich geworden, was ich bin. Die Abwesenheit meines Vaters hat mich stark gemacht“, erklärt er. „Es geht aber auch um eine Erkenntnis, die wir alle irgendwann machen: Dass die Eltern, zu denen wir immer aufgesehen haben, auch nur Menschen mit vielen Fehlern sind.“
ames Blunt ist ein höflicher Mensch. Als guter Gastgeber bietet der britische Musiker vor dem Gespräch in einem Hamburger Hotel seiner Interviewpartnerin selbst Getränke an, statt das – wie die meisten Stars – seinem Promotionpersonal zu überlassen. Aus dem ehemals schüchternen und ein wenig ungelenken Singer/Songwriter, der 2005 als 30jähriger mit seinem Debütalbum „Back To Bedlam“ in die Chartsumlaufbahn geriet und seitdem Millionen von Alben verkauft hat, ist ein weltgewandter Mann geworden, der seine Gedanken Neu: James Blunt „Some Kind Of Trouble“ (Warner ) erscheint am allerdings immer noch vorsichtig formuliert – und seinen Status als 5. November Weltstar durchaus mit einiger Distanz behandelt. Diese Distanz ermöglichte ihm auch, seinem neuen Album „Some Kind Of Trouble“ mehr Leichtigkeit zu verpassen, als es seine Fans von den ersten beiden CDs gewohnt sind. Das zeigt schon die erste Single Sein Lebensstil „Stay The Night“, ein Uptempo Song, der „quasi ein mag etwas flippiger Lächeln im Gesicht trägt“, wie der ehemalige Blaugeworden sein – helmsoldat, der vor Jahren seinen Offiziersjob gegen optisch liebt es James den des Musikers eintauschte, die neue Stimmung Blunt aber noch beschreibt. Diese Veränderung hat wohl auch mit der immer unauffällig Situation zu tun, in der das Album entstand.
Der neue Lifesteyle brachte Ideen Anders als beim letzten Album „All The Lost Souls“, das in mehreren harten Wintermonaten in der Einsamkeit seines damals noch unfertigen Hauses auf Ibiza entstanden war, schrieb er die neuen Stücke in der Großstadt. „Ich zog mich nach der letzten Tournee, die zwei Jahre gedauert hatte, für vier Monate nach Ibiza zurück und versuchte, dort Songs zu schreiben. Ich kam nicht voran und beschloss, das Leben locker zu nehmen und einfach mal nur das Partyleben zu genießen.“ Diesen Lebensstil führte er später in London fort. Und diesmal flossen die Ideen ganz leicht. „Ich entdeckte, wie schön es ist, mit guten Freunden zu feiern. Ich geriet in die euphorische Aufbruchsstimmung, die ich noch aus meiner Jugend kannte, aus den 80er Jahren. Dieses Gefühl: Alles ist möglich. Das hört man
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Lieben es rauschhaft: Jan Plewka und Freunde
Selig
Mit Rückenwind
Im Jahr zwei nach ihrer Wiedergeburt ist die Hamburger Band noch immer berauscht von der Euphorie um ihre Comebacktournee. Von Felix Marondel
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rüher war eben doch nicht alles besser: „Als wir in den neunziger Jahren begonnen haben, haben wir von einer Musikszene wie heute geträumt, wo im deutschsprachigen Bereich stilistisch eigent-
lich alles möglich ist“, sagt Jan Plewka, seines Zeichens Sänger und Texter von Selig, jener Hamburger Rockband, die mit pathosschwangeren Texten und Grunge-infiziertem Hippie-Metal in den 90er Jahren groß he-
rauskam, sich dann aber publikumswirksam heftig zerstritt. Keyboarder Malte Neumann ergänzt: „Durch das Internet, das es ja zu unserer ersten gemeinsamen Zeit noch nicht gab, haben wir heute einen viel direkteren Kontakt zu den Fans“. Deren Feedback aus dem Netz hatte 2008 auch den Neustart der Band erleichtert: Das rege Interesse an Konzerten des bekannt guten Liveacts Selig hatte den fünf Musikern geholfen, sich nach fast zehnjähriger Pause zu einem zweiten Anlauf als Band durchzuringen. D a s C o m e b a c k-A l b u m „Endlich Unendlich“ stieg sofort auf Platz fünf der deutschen Albumcharts ein, doch die eigentliche Überraschung für die Band sollte erst folgen, wie sich Plewka erinnert: „Wir waren sehr gespannt, wie wir draußen wieder angenommen würden – entsprechend waren wir sehr glücklich als die erste Tour dann gleich wieder ausverkauft war. Und eine große Freude war es, zu sehen, dass im Publikum auch neue Leute dabei waren.“ Auch die Unsicherheit darüber, ob der Friedensschluss vom Herbst 2008, als die fünf Ex-Freunde sich nach den Jahren der Funkstille wieder zusammengesetzt und ihre Diffe-
„Wir waren sehr gespannt, wie wir von den Fans draußen wieder angenommen würden“
renzen ausgeräumt hatten, auch unter den Bedingungen on the road halten würde, war schnell verflogen: „Es war fast unglaublich, wie gut es funktioniert hat. Die Tour war wie ein Rausch …“ Dieser Rausch hat auch das neue Album „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“ geprägt – mit ihren geradezu ekstatischen Grooves dürften die neuen Songs bei der kommenden Herbsttournee für reichlich Momente sorgen, in denen Musiker und Fans gleichermaßen selig sind.
Neu erschienen: „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“ (Universal) Die Tournee: 18.11. bis 20.12.2010, genaue Daten: www.sonomagazin. de; www.eventim.de
Bryan Ferry
„Kate ist eine wunderbare Femme Fatale“ Für sein neues Soloalbum beschäftigte der grüble rische Gentleman und Roxy-Music-Chef neben seinen Söhnen allerlei Prominenz. Interview: Christiane Rebmann
der Drumparts, gemeinsam mit Andy Newmark, der quasi sein Lehrer ist. Und neben Dave, der auch einer meiner Helden ist. Und Ihr Freund?
Nur, wenn wir gemeinsam arbeiten. Obwohl er nur sieben Kilometer von meinem Landwohnsitz entfernt lebt, sehen wir uns selten. Ich bin unter der Woche meistens in meinem Haus in Chelsea. Dave war ja schon bei meinem 85er Album „Boys And Girls“ mit dabei. Genau wie Nile Rodgers, der jetzt auch wieder mitgemacht hat. Es ist also eine Art Reunion. Zumal auch Brian Eno mitgearbeitet hat. Da hätten Sie ja auch ein Roxy-Music-Album aufnehmen können.
K
öln, Hotel Excelsior Ernst. Im Vorraum von Bryan Ferrys Suite sitzt sein Sohn Isaac – schlank und dunkelhaarig wie sein Vater – und tippt konzentriert in sein Notebook. Bryan Ferry – in grünblauem Jackett, blauem Hemd und Jeans – betritt den Raum, lässt sich kurz eine Aufnahme vom umjubelten Roxy-Music-Konzert am Abend zuvor zeigen und bespricht noch Details zum Artwork seines neuen Soloalbums „Olympia“. Dann geleitet der 65jährige die Reporterin ins Interviewzimmer. Herr Ferry, Ihr Sohn Isaac kümmert sich um die Arbeit hinter den Kulissen … Sein jüngerer Bruder Tara spielt auf Ihrem neuen Album Drums und steht damit neben wesentlich älteren Stars wie dem Pink-Floyd-Gitarristen Dave Gilmour auf der Besetzungsliste.
Eine interessante Kombination aus Erfahrung und Jugend. Tara spielt den Hauptteil
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wunderbare Femme Fatale. Sie bringt diesen Glamour-Faktor mit ein, aber auch diese Rock’n’Roll-Sensibilität. Sie passt als moderne Olympia, sie erinnert mich an diese geheimnisvolle nackte Kurtisane, die Edouard Manet Mitte des neunzehnten Jahrhunderts in Paris gemalt hat. Das Bild löste damals eine Menge Kontroversen aus. Es wirkt wie eine Art Vorläufer der Roxy-Music-Cover. Die neuen Songs erinnern ein wenig an Ihre frühen Alben. Und bei dem Stück „Song To The Siren“ denkt man sofort an den Titel des Roxy Music-Albums „Siren“. Ist das Absicht?
Nein. Ich liebe einfach das Wasser. Ich bin am liebsten am Meer, an Flüssen. Ich mag Wasser, das sich bewegt. Seen finde ich eher deprimierend. Mein erstes beeindruckendes Erlebnis mit einem Fluss hatte ich übrigens hier in Köln. Es war das erste Mal, dass ich England verließ. Ich muss fünfzehn gewesen sein. Ich war mit meiner größeren Schwester unterwegs. Wir sahen uns den wunderbaren Dom an, und dann stiegen wir auf einen
„Je älter man wird, umso weniger fürchten einen die jüngeren Kollegen offensichtlich als Konkurrenz“
Ich könnte mir vorstellen, einen Soundtrack mit Brian aufzunehmen. Aber kein Roxy-Music-Album. Weil er ein bisschen schwierig ist, wie Sie sich beschwerten?
Er ist manchmal schwierig. Genau wie ich. Wir sind beide ungeduldig. Und wir sind detailbesessen. Genau wie er gebe ich mich ungern mit dem Zweitbesten zufrieden. Wie erklären Sie sich, dass immer mehr junge Künstler Sie als Vorbild nennen?
Touristendampfer und tuckerten den Rhein entlang, vorbei an der Loreley. Das Bild hat sich mir für immer eingegraben. Es inspirierte mich später zu den Zeilen im Roxy-MusicSong „Editions of you“: „As I was drifting by the Loreley I heard the slinky sirens wail.“ Ihre neuen Songs klingen nicht so deprimiert wie manche Ihrer letzten Alben.
Fühlt man sich jünger, wenn man, wie Sie jetzt, Kate Moss für das CD-Cover verpflichtet?
Ich spreche ja nicht gern über Privates. Aber nach meiner Scheidung ging es mir eine Zeitlang richtig schlecht. Jetzt genieße ich das Leben wieder. Gerade habe ich ein paar Tage mit Freunden auf einem Boot vor der Küste von Amalfi verbracht. Es war perfekt. Diese Berge, die in das Wasser hinunterreichen. Vollmond. Momente, die so gut sind, dass man sie nicht fotografieren darf.
Kate spielt in einer besonderen Liga. Wie sie mit der Kamera flirtet, das hat mich an die Bilder von Greta Garbo erinnert. Kate ist eine
Neu: Bryan Ferry „Olympia“ (Capitol) erscheint am 22. Oktober
Das ist wunderbar. Ich wünschte, ich bekäme diese Reaktion nicht erst jetzt, wo ich mich dem Greisenalter nähere. Je älter man wird, umso weniger fürchten einen die jüngeren Kollegen offensichtlich als Konkurrenz.
neue gesichter
Quator Modigliani
Elegante Klassik-Aufsteiger aus Frankreich [Klassik] Sie sind der derzeit gefragteste KammermusikExport Frankreichs: Die vier Herren vom Quator Modigliani sammeln seit ihrer Ensemblegründung 2003 die Musikpreise ein wie Schmetterlingsfänger. Gerühmt wird die elegante Transparenz ihres Gruppenklangs und ihre technische wie interpretatorische Reife. Mit ihrer neuen CD begeben sich die Vier auf Spurensuche im Werk Felix Mendelssohn-Bartholdys. Die Streichquartette op. 13 a-Moll und op. 80 f-Moll sowie das Capriccio op. 81 Nr. 3 zelebrieren sie mit einer Finesse, die wieder die Preisgerichte auf den Plan rufen dürfte. Die Festivalveranstalter winken jedenfalls schon mit ihren Einladungen, Konzerte in Deutschland stehen für die Saison 2010/2011 bereits auf demPlan der jungen Streicher. Raoul Gulbenkian
Klar im „grünen Bereich“ : das Quator Modigliani
Quator Modigliani „Mendelssohn“ Mirare
Yaron Herman
Tasten-Kosmopolit aus Tel Aviv
[Jazz] Er musste sich erstmal das Knie verletzen, um den richtigen Weg zu finden. Denn beinahe wäre aus Yaron Herman ein Basketball-Profi in seiner Heimatstadt Tel Aviv geworden. Doch ein Sportunfall sorgte indirekt dafür, dass der 29jährige heute international als einer der interessantesten Jazzpianisten seiner Generation gehandelt wird. Mit seinem Trio, dessen weitere Mitglieder Chris Tordini (Baß) und Tommy Crane (Drums) er auf Tour in Kanada kennenlernte, hat er jetzt ein kraftvoll swingendes Album für das renommierte Label ACT eingespielt und dabei Radioheads „No Suprises“ verjazzt. Felix Marondel
Foto: Laurent Clément
Yaron Herman Trio „Follow The White Rabbit“ ACT/ Edel: Kultur
Zaz
Neuer Pop mit dem Flair der Piaf [Francopop] Ältere Semester dürften schnell an Edith Piaf denken, wenn sie „Zaz“, das selbstbetitelte Debütalbum jener frechen jungen Frau hören, die vor etwas mehr als 22 Jahren als Isabelle Geoffroy in Tours auf die Welt kam. Jüngere Hörer werden einfach von der spritzigen Mischung aus Chanson-Flair, Gypsy-Jazz, Blues und aufgekratztem Rock
begeistert sein. Zaz hat fruchtbare Lehrjahre in einer Bluesband, einem baskischen Tanzorchester, einer Latinrock-Combo und als Straßenmusikerin hinter sich – all das schlug sich auf dem in Quebec und Frankreich aufgenommenen Album nieder, das in ihrer Heimat sofort groß ankam. Die wichtigsten Zutaten sind aber Zaz‘ erfrischendes Temperament und ihre leicht heisere Stimme, die das gewisse „Etwas“ hat... F. Marondel Zaz „Zaz“ Sony Music
Hoppla! Hier ist Isabelle alias Zaz!
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Migranten in der Pop-Musik
Komponist Irving Berlin stammte aus Weiß russland, prägte aber das „American Songbook“ (oben), Xavier Naidoo wurde in Mannheim geboren, seine Wurzeln liegen jedoch in Indien und Südafrika (ganz oben)
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Aufregung verursachte Ex-BundesbankVorstand Thilo Sarrazin mit seiner Streitschrift „Deutschland schafft sich ab“. SONO beteiligt sich an der Debatte nicht. Lieber legen wir das rhetorische Stuhlbein zur Seite und werfen einen Blick auf die Einflüsse der MultikultiGesellschaft im Pop. Von Ernst Hofacker
Fotos: ddp-AP, dpa, Getty
Spiel der Gene
G
ene hin, Gene her – in den USA, einer seit Jahrhunderten von Einwanderern geprägten Gesellschaft, sind sie selbstverständlich: Popstars mit Migrationshintergrund. Seit den frühen Tagen der Schallplatte waren sie es, die das Angebot der Unterhaltungsmusik bunter gemacht haben. Traditionell stark vertreten im Showbiz von „God’s Own Country“ waren schon immer jüdischstämmige Künstler und Geschäftsleute. Bereits als sich das Business um die Wende ins 20. Jahrhundert zu professionalisieren begann, stellten sie das Gros der Entscheider – kaum ein mächtiger Musikverlag in der berühmten New Yorker Tin Pan Alley, der sich nicht in der Hand jüdischer Einwanderer befunden hätte. Mehr noch, auch die dort angestellten Komponisten waren zum großen Teil jüdischen Glaubens. Der vielleicht Größte von ihnen war Irving Berlin, auf dessen Konto Evergreens wie „White Christmas“, „Puttin’ On The Ritz“, „There’s No Business Like Show Business“ gehen. Der Mann, dessen bürgerlicher Name Israel Isidore Bellin lautete, war der Sohn eines Kantors und stammte aus dem heutigen Weißrussland. Ebenfalls einer russisch-jüdischen Familie entstammten zwei weitere Giganten der leichten Muse, nämlich die Gebrüder George und Ira Gershwin, sie komponierten Standards wie „Rhapsody In Blue“, „Porgy And Bess“, „Summertime“ und „Lady Be Good“. Diese Tradition setzt der große Songwriter Neil Diamond fort, dereinst als Noah Kaminski in eine jüdische Familie in Brooklyn hineingeboren. Seine Lehrjahre verbrachte er als Lohnschreiber für einen Musikverlag, bei dem jede Menge jüdische Kollegen arbeiteten, darunter so berühmte wie Gerry Goffin und Carole King. Eine andere im US-Musikgeschäft einflussreiche Einwanderergruppe stellen seit jeher die Italoamerikaner. Ihr berühmtester Vertreter war Frank Sinatra, dessen Familie um die Jahrhundertwende aus dem sizilianischen Palermo gekommen war.
Zu seinem berüchtigten „Rat Pack“ gehörte ein gewisser Dino Paul Crocetti, dessen Vater erst 1913, vier Jahre vor der Geburt des Stammhalters, aus Italien eingewandert war. Als Dean Martin wurde der Filius berühmt, und im Gegensatz zu seinem Kumpel Sinatra waren in Dinos Repertoire italienische Einflüsse unüberhörbar – immerhin war er es, der den Gassenhauer „Volare“ in einer englischsprachigen Version 1958 zum Welthit machte. Bis zum fünften Lebensjahr übrigens konnte Martin kein Wort Englisch. Bis heute gehört es im US-Showgeschäft zum guten Ton, dass Künstler aus entfernten Kulturwelten das musikalische Angebot bereichern. Von Teen-Sirene Connie Francis (bürgerlich Concetta Franconero) und „The Wanderer“ Dion Francis Dimucci, der bei seiner Karriere ausschließlich auf seinen prägnanten Vornamen vertraute, bis hin zu zeitgenössischen Stars wie John Francis Bongiovi, Frontmann der New-Jersey-Rocker Bon Jovi und Sohn eines sizilianischen Friseurs.
In New Yorker Musik verlagen tummelten sich viele jüdische Komponisten und Texter
Multikulti-Elemente in den 60ern Ähnlich vermischt mit fremdländischen Einflüssen ist das Popgeschäft in der Seefahrernation und ehemaligen Kolonialmacht Großbritannien. Der vielleicht berühmteste Fall ist ein Bilderbuch-Multikulti, den die Welt in den späten sechziger Jahren unter dem Namen Cat Stevens kennenlernte. Der Sohn einer Schwedin und eines zypriotischen Griechen wurde nach seiner Geburt 1948 in London auf den Namen Steven Demetre Georgiou getauft. Als er seine Karriere begann, anglisierte er ihn zu Cat Stevens. Mitte der siebziger Jahre konvertierte er zum musli-
Dean Martin (links) brachte sein italienisches Erbe ein, Freddy Mercury alias Freddie Bulsara kam aus Sansibar nach England
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mischen Glauben, hängte die Popkarriere an den Nagel und nennt sich seitdem Yusuf Islam. Der bärtige Sänger, der mit lupenreinen Pophits wie „Morning Has Broken“ und „Father & Son“ dauerhaften Popruhm erwarb, experimentierte bereits früh in seiner Karriere mit weltmusikalischen Einflüssen, griechische Instrumente und Harmonien nahm er genauso in seine Kompositionen auf wie etwa auch lateinische Lyrics. Logisch, dass sich auch in den Besetzungslisten englischer Rockbands immer wieder exotische Herkunftsländer fanden. So beschäftigten Free („All Right Now“) und die Faces, bei denen Rod Stewart seine Flegeljahre verbrachte, zeitweise den gebürtigen Japaner Tetsu Yamauchi. Die Nationalität des Bassisten machte sich im knorrigen Bluesrock dieser Bands allerdings nicht bemerkbar. Selbes gilt für Freddie Bulsara. Als sich der in Sansibar geborene junge Mann Mitte der siebziger Jahre aufmachte, mit seiner Band Queen und Songs wie „Killer Queen“, „We Will Rock You“ und „We Are The Champions“ den Rock-Olymp zu erobern, nannte er sich Freddie Mercury und setzte auf bombastischen Kunstrock, der alles andere als fernöstlich klang. Auf dem überschaubaren Terrain des deutschsprachigen Showgeschäfts fallen Exoten von je her stärker auf. Allerdings hat sich ihre Funktion deutlich gewandelt. Schlagerstars wie die Italienerinnen Rita Pavone oder Gigliola Cinquetti, die es in den sechziger Jahre zu einigen Hits brachten, oder ihr Landsmann, der Tiroler Vico Torriani, waren seinerzeit in erster Linie willkommene Farbtupfer einer biederen Unterhaltungslandschaft. Ihre Aufgabe bestand darin, das frisch erwachte romantische Fernweh der Bundesbürger zu bedienen. Darüber hinaus schlug sich ihre Herkunft in ihren Liedern allenfalls in Gestalt kultureller Klischees wie denen von Amore und Vino am Strand von Napoli
nieder. Für Chansonniers wie den Belgier Salvatore Adamo, den aus Armenien stammenden Charles Aznavour oder den grandiosen Jaques Brel indes war der deutsche Plattenmarkt nicht kriegsentscheidend. Auch wenn sie hierzulande regelmäßige Verkaufserfolge feierten, ihr Hauptbetätigungsfeld war der französischsprachige Raum und wahrgenommen wurden sie in Deutschland zunächst als Repräsentanten einer wenn auch benachbarten, so doch fremden Kultur. Trotzdem: Sie alle übten nachhaltigen Einfluss auf die anspruchsvollere deutsche Liedermacherzunft aus, deren studentisches Publikum Musik ohnehin gern nach ideologischen Maßstäben bewertete. So delektierte sich die linksintellektuelle Bohéme der APO und Anti-AKW-Bewegung an der authentischen Folkkunst eines Mikis Theodorakis oder Georges Moustaki.
Musiker mit Integra tionshintergrund werden in der deutschen Popszene immer wichtiger
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Heute weist die „Bunte Republik Deutschland“ deutlich mehr Menschen mit Migrationshintergrund auf als noch in den siebziger oder achtziger Jahren. Neben Stars wie dem türkischen Sänger Tarkan, der in seiner Heimat höchst erfolgreich arbeitet, aber auch bei seinen in Deutschland lebenden Landsleuten über eine starke Fangemeinde verfügt, tummeln sich in einheimischen Show-Acts jede Menge Exoten. Zum Beispiel der in Berlin geborene Adel Tawil, dessen Eltern aus Tunesien beziehungsweise Ägypten stammen. Tawil ist die Stimme des deutschsprachigen Erfolgsprojekts Ich+Ich, was ihn nicht daran hindert, sich in einem Song wie „Yasmine“ musikalisch und textlich zu seinen arabischen Wurzeln zu bekennen. Zur Freude des Publikums, wie Platz drei beim diesjährigen Bundesvision Song Contest belegt. Oder Xavier Naidoo, geboren in Mannheim. Der Sänger mit indischen und südafrikanischen Wurzeln verdankt seinen Erfolg gleichwohl weniger seiner Herkunft als seinem musikalischen Talent und seiner – möglicherweise durch seine Wurzeln begünstigten – nicht eben deutschtypischen Spiritualität, die sein Werk durchzieht. Interessant: Der Durchbruch gelang Naidoo mit einer Single, die er mit einer weiteren indischstämmigen Deutschen, der in Bad Soden im Taunus aufgewachsenen Sabrina Setlur, aufnahm. Womit wir bei der HipHop-Szene wären: Es scheint fast, dass der Rap gerade für Einwanderer und deren Nachkommen, die oft genug unter schwierigen sozialen Bedingungen aufwachsen, das perfekte Medium darstellt. Ihr Anteil ist in diesem Genre besonders hoch, wie die Beispiele Bushido, Sohn eines Tunesiers, und Samy Deluxe, dessen Vater aus dem Sudan kommt, beweisen. Egal woher du kommst – wichtig ist, was du zu sagen hast. Oder wie der Engländer sagt: It takes all kinds to make a world.
Fotos: ddp-AP, Getty
Frank Sinatras Vorfahren kamen aus Palermo, die von Cat Stevens alias Yusuf Islam (rechts) aus Zypern und Schweden
HipHop ist für Einwanderer das perfekte Medium
Quadro Nuevo
Swingendes Tagebuch Die Nomaden des modernen Tango nahmen ihr neues Album in 14 verschiedenen Ländern auf.
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ulo Francel schmunzelt: „Ich persönlich reise ja wahnsinnig gerne -aber unser Bassist D. D Lowka ist eher häuslich, kommt aus einem Elternhaus, in dem nie gereist wurde“ – der Mann muss opferbereit sein, denn die Geschichte von Quadro Nuevo ist eine einzige große Reise: Seit
Ein Strand kann eine Bühne sein: A. Hinterseher, M. Francel, D.D. Lowka und E. Huber (v.l.n.r.)
der Gründung 1996 gab das Quartett über 2500 Konzerte rund um den Globus. Francel (Sax, Klarinetten), Lowka, Andreas Hinterseher (Akkordeon) und Evelyn Huber (Harfe) sind nicht zickig bei der Wahl ihrer Bühnen, spielen in Jazz-Clubs, bei Festivals, als Straßenmusiker, aber auch als KonzertEnsemble in der New Yorker Carnegie Hall. Weil Quadro Nuevo „praktisch immer unterwegs“ sind, hielten sie die Lieder ihres neuen Albums „Grand Voyage“ an inspirierenden Stationen ihrer Reisen fest. „Wir haben immer Aufnahmegeräte dabei. Das ist spannend, weil jede Situation, jedes Publikum und jeder Raum anders ist.“ So entstand die CD in Palästen auf der Krim und in Transsylvanien, im Hafen von Caesarea, einer Berghütte in den Alpen, einem Club auf Korsika, Kirchen, einem Studio in Brooklyn und einem Theater in Tunis. Auf der Basis eines europäisier-
ten Tango spielen Quadro Nuevo Arabesken, Balkan-Swing, Balladen und improvisieren mit mediterraner Leichtigkeit. Allerdings hält dieses swingende Reisetagebuch auch den Verlust des langjährigen Gitarristen Robert Wolf fest: „Bei einem Autounfall während unserer Weihnachtstour 2008 wurde Robert so schwer verletzt, dass er nicht mehr Gitarre spielen kann.” So kam Evelyn Huber ins Quartett und brachte mit ihrer Harfe eine neue Farbe in das Ensemble. (CST) Neu erschienen: Quadro Nuevo „Grand Voyage“ (Fine Music/GLM)
Konzerterlebnisse auf DVD und Blu-ray!
PHIL COLLINS
Going Back Live At Roseland Ballroom, NYC
KATHERINE JENKINS
ROGER CICERO
VÖ: 05.11.2010
VÖ: 19.11.2010
Believe Live From The O2
Live At Montreux 2010
Blu-ray: 1050734E14
DVD: 1098134E11 Blu-ray: 1050644E14
Blu-ray: 1050674E14
DVD: 1098034E11
DVD: 1098084E11
VÖ: 29.10.2010
bruce springsteen
Dunkle Juwelen aus der Vergangenheit Auch der „Boss“ hat Leichen im Keller – und was für welche. Mit „The Promise“ reanimiert er ein Album, das ihm vor 33 Jahren nicht gut genug schien. Aus heutiger Sicht aber ein Klassiker ist. Von Marcel Anders
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igentlich ist das Toronto Film-Festival der Tummelplatz der Hollywoodprominenz. Doch in diesem Jahr heißt der Star der Veranstaltung nicht Robert DeNiro, Clint Eastwood oder Hillary Swank, sondern ein Mann, der große Medienauftritte eher scheut: Bruce Springsteen. Der 61jährige bricht mit seinem oft Eremiten-haften Dasein im ruralen New Jersey, um eine Kombination aus Album und Dokumentation vorzustellen, die seit geschlagenen 33 Jahren in seinen Archiven schlummert: 21 Stücke, die 1977 an-
lässlich der Aufnahmen zum vierten Album „Darkness At The Edge Of Town“ entstanden, aber damals keine Berücksichtigung fanden. Nur, um jetzt unter demselben programmatischen Titel „The Promise“ zu erscheinen wie ein zweistündiger Film über die damaligen Studio-Sessions, die ein gewisser Barry Rebo mit einer Handycam der ersten Generation verfolgte, und eine Band zeigt, die gegen eine tragische Mischung aus Müdigkeit und Perfektionismus kämpft. Stimmungsvolle Schwarz/Weiß-Bilder, die Springsteens ak-
Verzweifelt und gnadenlos: Springsteen Mitte der 70er „at the edge of town“
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tueller Haus- und Hofregisseur Thom Zimny zum abendfüllenden Kinoerlebnis aufgeblasen hat – und die ihre Weltpremiere in der mondänen Roy Thompson Hall erleben. Vor 1500 geladenen Gästen, bei einem riesigen Medienandrang und einem roten Teppich, über den „The Boss“ von seiner Frau Patti Scialfa regelrecht geschoben werden muss – weil er so viel Blitzlicht und „cheese“ nicht gewohnt ist. Und auch bei der Ansprache vor der Leinwand ringt sich der „Boss“ gerade mal drei hölzerne Sätze ab – weil er von dem Rahmen schlichtweg geplättet ist. Genau wie von den Ovationen, die auf den Abspann folgen.
Er wollte etwas Beklemmendes Trotzdem schleicht er sich am nächsten Morgen heimlich in die Listening-Session, die seine Plattenfirma in einem alten Kino veranstaltet, um erste Kostproben von „The Promise“, dem Doppelalbum, vorzustellen. Darunter die Original-Versionen von „Because The Night“ (einst ein Hit für Patti Smith), „Talk To Me“ (gecovert von Southside Johnny) oder „The Promise“ (1998 von ihm selbst neu aufgenommen) sowie ein halbes Dutzend urtypischer Springsteen-Nummern, die zwischen Rock, R&B und Soul pendeln, von harter Arbeit, wahrer Liebe und der Verwirklichung des amerikanischen Traums handeln sowie vor allem eine Frage aufwerfen: Wie kann man so etwas verwerfen? Was der Meister jetzt höchstpersönlich beantwortet. Eben, dass die 21 Stücke von „The Promise“ nicht gepasst hätten, weil er „etwas Düsteres und Beklemmendes“ wollte. „Ich habe versucht, das Gefühl der damaligen Zeit einzufangen. Also die USA Mitte der 70er – nach Watergate, Vietnamkrieg und Ölkrise. Ein Land, das seine Unschuld verloren hatte, und dessen Ideale langsam zerbröckelten.“ Zudem habe er zu der Zeit die schwierigste Phase seiner Karriere erlebt. Denn der Versuch, sich von Manager Mike Appel zu trennen, der auch sein Produzent war, endete in einem langen Rechtsstreit, bis zu dessen Ende Springsteen keine neue Musik veröffentlichen durfte – für einen jungen, hungrigen Künstler ein echtes Fiasko. Entsprechend die Stimmung im Studio: Springsteen, ein Spargeltarzan im weißen Unterhemd treibt seine entnervte E-Street-Band immer wieder zu Höchstleistungen an, gibt den musikalischen Diktator und verwirft jeden zweiten Song. „Keine Ahnung, wie die anderen es mit mir ausgehalten haben – und warum sie überhaupt geblieben sind.“
Der junge Siggi Loch posierte als „Totschläger der Schnulze“, heute ist er ein respektierter Grandseigneur der Branche
Siggi Loch
Von Bebop, Beatles und Business
Fotos: Archiv S. Loch
Einer der letzten großen „Record Men“ liefert mit seinem Erinnerungsbuch eine lesenswerte Chronik des Aufstiegs und drohenden Falls einer schillernden Branche. Von Christian Stolberg
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m Anfang und am Ende steht die Liebe zum Jazz: Als 19jähriger Jazzfan begann Siegfried E. Loch 1960 seine Karriere in der Musikbranche, indem er mit einem alten VW-Käfer Plattenläden
www.crowdedhouse.com
in Norddeutschland bereiste, um Importplatten vorzustellen. Schon bald jedoch machte sich der energiegeladene Mann als Entdecker, Förderer und oft auch Produzent von Stars wie Al Jarreau, Klaus Doldinger,
Marius Müller-Westernhagen und vielen anderen einen Namen, gelangte bis in die Position des Europachefs von WEA Inc. (heute warner music). Mit 52, auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn, stieg Loch aus und verwirklichte seinen Lebenstraum: Nach seiner großen Managementkarriere finanziell unabhängig, kann Siegfried Loch es sich seitdem leisten, sein feines Jazzlabel ACT als „Liebesdienst an die Kunst“ zu betreiben. Diese Unabhängigkeit spiegelt sich auch im neuen Buch „Plattenboss aus Leidenschaft“, in dem er ein halbes Jahrhundert in der Musikbranche schildert: „Das Musikbusiness, so wie ich es erlebt habe, wird es in dieser Form nicht mehr so lange geben – und bald auch nicht mehr viele Leute, die authentisch darüber berichten können. Und da ich es selber unendlich bedauere, dass mein väterlicher Freund und Mentor Nesuhi Ertegun nie seine Autobiographie geschrieben hat, habe ich meine Erinnerungen zu Papier gebracht.“
Aber Loch möchte auch die Wahrnehmung des Musikgeschäfts in der Öffentlichkeit etwas korrigieren: „Der Niedergang der Tonträgerindustrie ist von der schreibenden Zunft zum Teil mit dem Tenor begleitet worden, dass es ihr ja recht geschieht, weil sie eh nur die Künstler ausgebeutet hätte…“
Schillernde Anekdoten Lochs Buch ist nicht nur analytischer Business-Report, die „Haifischbranche“ bietet reichlich schillernde Aspekte: Als wichtiger Player hat Siggi Loch so ziemlich alles erlebt, was sich hinter den Kulissen zwischen Musikern, Medienmenschen, Fans und Managern so abspielt. Von den Beatles über Mick Jagger und Frank Sinatra bis zu Frank Zappa - kaum ein wichtiger Star, dessen Karriereweg sich nicht mit dem Lochs gekreuzt hätte. Er erzählt all das ohne sensationsheischende Attitüde, in einem angenehm schnörkellosen Stil. Abgerundet durch zahlreiche Fotografien entsteht so ein lebendiger Rundblick durch die Unterhaltungskultur der letzten fünf Jahrzehnte. Neu erschienen: Siggi Loch, „Plattenboss aus Leidenschaft“ , Edel: Books,265 Seiten, 26,95 €
Die Sono -liste
Sie glauben, die große Zeit des ProgRock* sei in den Siebzigern gewesen? Dann hören Sie erst mal diese zwölf Alben aus dem 21. Jahrhundert! Von Hans-Jürgen Schaal
1. Dream Theater „Systematic Chaos“ Seit ihrem Debütalbum im Jahr 1989 gelten die New Yorker als die ungekrönten Könige des neuen ProgRock. Heavy-Metal-Elemente haben ihren festen Platz in ihrem Stilmosaik, die Perfektion ihrer Konzerte ist legendär, die technische Virtuosität übertrifft alles, was es in diesem Genre vorher gab. Vor allem Gitarrist John Petrucci gilt als Frickel-Weltmeister in schnellsten Tempi und ungeradesten Metren. Fürs melodische Gegengewicht sorgt der charismatische Sänger James LaBrie. (auf: Roadrunner, 2007).
2. The Flower Kings „Unfold The Future“ Diese Band um Roine Stolt (Gitarre und Gesang) muss man einfach mögen. Ihr intelligenter Retro-Prog pflegt vor allem schwedische Tugenden: Er kommt garantiert sauber, gediegen und melodisch daher – ist nie zu laut, nie wirklich aggressiv. Die fantasievolle Mischung – ein wenig Yes, ein wenig Jazz – überrascht dennoch immer wieder. Für die vielen geschmackvollen Keyboard-Parts ist Tomas Bodin zuständig, der Keith Emerson Skandinaviens. (auf: InsideOut, 2002).
*Progressive Rock: In Großbritannien in den späten 60ern gestarteter Versuch, Rockmusik „auf neue Höhen künstlerischer Glaubwürdigkeit zu heben“ (AllMusic).
Very British, indeed. Die Band aus Southampton um den Sänger Peter Nicholls setzt eine Traditionslinie fort, die einst mit Genesis begann und später von Marillion zur Tradition erhoben wurde. Tatsächlich besteht IQ schon seit 1981 und blieb seit dieser Zeit immer den Prinzipien des damaligen Neo-Prog treu: Synthesizer-Sounds, AlbumKonzepte und obligatorische Fantasy-Inhalte. Laute MetalGitarren und lärmende Basstrommeln gibt es hier garantiert keine, dafür allerhand großartigen Keyboard-Bombast. (auf: Giant, 2004).
Illustration: Fornfest
3. IQ „Dark Matter“
Götz Alsmann, Jazz thing-Leser:
4. John Paul Jones „The Thunderthief“
7. Mr. Bungle „California“
10. Transatlantic „SMPT E“
Jimmy Page spielt noch immer „Whole Lotta Love“ und Robert Plant wurde zu einer Art Weltmusiker. Aber der dritte LedZep-Veteran findet immer wieder kleine, feine Nischen. Dieses Album blieb ein Geheimtipp: Praktisch im Ein-Mann-Verfahren spielt Jones alles vom Synthesizer bis zum japanischen Hackbrett und verblüfft mit Kehrtwendungen ins Irland- oder Country-Fach. Prägend sind Rockgitarren aller Art, mal auch düster oder psychedelisch. (auf: DGM, 2001).
Hinter Mr. Bungle steckt ein gewisser Mike Patton, seines Zeichens Rocksänger (Faith No More) und Enfant terrible der Noise-Avantgarde (John Zorn). Das dritte und letzte Album seines Jugendprojekts rockt zwar nur dezent, übersetzt den Eklektizismus des ProgRock aber auf eine verführerische Klangwelt aus Surf-Gitarren, Mellotron-Hymnen, Falsettgesang, Balkangeige und Jazz-Breaks. Eine schwer beschreibbare Mischung voller Ohrwürmer und Hinterlist. (auf: Warner, 1999).
Sie sind die „Supergroup“ der ProgRock-Szene. Das Titelkürzel SMPT steht für Roine Stolt, Neal Morse, Mike Portnoy und Pete Trewavas – vier Musiker, die in den Bands The Flower Kings, Spock’s Beard, Dream Theater und Marillion in Schlüsselpositionen tätig sind oder waren. In ihrem Gipfel-Projekt Transatlantic (zwei Amerikaner, zwei Europäer) gibt es daher alles im Superlativ: Einfälle, Melodien, Rhythmuswechsel, vor allem aber technische Virtuosität (auf: InsideOut, 2000).
5. King Crimson „The Power To Believe“ Manche „klassische“ ProgRockBand der Siebziger taumelte, als das Jahrzehnt durch war, noch lange von Comeback zu Comeback und zelebrierte ihre legendäre Vergangenheit. King Crimson aber haben sich nie auf alten Lorbeeren ausgeruht, sondern seit 1995 wieder mit Nachdruck und auf hohem Niveau musikalisches Neuland erforscht. Ihre industriellen Polyrhythmen, modalen Sequenzierungen, bizarren Gitarrensounds (Robert Fripp!) und klugen Texte (Adrian Belew!) klangen nie sinnfälliger und ausgereifter als hier. (auf: Sanctuary, 2003).
8. Riverside „Second Life Syndrome“ So klingt Art-Rock der slawischen Art: Das Quartett aus Polen liebt traurige Melodien, melancholischen Gesang und Harmonien in Moll. Kunstvoll vermischt die Musik ausgedehnt atmende Passagen à la Pink Floyd mit handfest düsteren Metal-Sounds. Die manchmal etwas holprigen Texte verbreiten auch nicht gerade viel Licht: „I can’t breathe, I’m sick of this goddamn darkness“, heißt es gleich im ersten Stück. Suizidgefährdeten ist daher vom Konsum des Albums eher abzuraten. (auf: InsideOut, 2005).
6. The Mars Volta „Amputechture“
9. Spock’s Beard „V“
Die „Rockband aus dem texanischen El Paso, die eine Salsaband sein möchte“, fegt durchs Prog-Gefilde wie ein heißer Wind aus der Mojave-Wüste. Die Herren Omar Rodriguez-Lopez (Musik) und Cedric Bixler-Zavala (Gesang) geben sich gern als Avantgardisten einer leicht verrückten Latino-Gegenkultur: mit experimenteller Elektronik, jazzig ausufernden Gitarrensoli, Salsa-Sounds, wilden FusionJams und berückenden Melodien – wie etwa das spanisch gesungene „Asilos Magdalena“. (auf: Universal, 2006).
Die Meister des innovativen Retro-Prog pflegen zwar die besten Tugenden „klassischer“ ProgBands wie Yes, Genesis, ELP oder Gentle Giant, präsentieren sich aber technisch brillanter, in den Ideen konzentrierter und mit der Soundpalette von heute. Einen Schnelldurchlauf durch die Bandbreite der Band bietet das Viereinhalb-Minuten-Stück „Thoughts (Part II“): mit akustischer Gitarre, A-cappella-Gesang, harten Dynamikwechseln, RiffSchichtungen, lärmigem Basssolo und schrägen Streichern. (auf: InsideOut, 2000).
»Was Jazz thing auszeichnet, ist der arroganzfreie Ansatz: Neugierde vor Schnöseligkeit, Begeisterung vor Klugscheißerei und die Bereitschaft der Autoren, notfalls Abseitigstes zu Jazz zu erklären, damit es irgendwie ins Heft kommt. Hut ab!«
11. Unexpect „In A Flesh Aquarium“ Bitte anschnallen und die Sitze in eine senkrechte Stellung bringen! Denn wenn die kanadische Extrem-Band erst mal loslegt, gibt es für den Hörer keine Verschnaufpause mehr. Heavy-Metal-Gewitter, Klavierpassagen, Opernstimmen: Die Schnitte kommen schnell hintereinander, hart und unerwartet. Das hat etwas von Avantgarde-Kabarett und Speed-Collage. Nach einer Stunde Unexpect ist man entweder völlig erledigt – oder hoffnungslos süchtig. (auf: The End Records, 2006).
MIT 80ER C D: MINÜTIG f The Best o g Jazz thin eration Next Gen
12. Wobbler „Hinterland“ Auch in Norwegen mag man offenkundig ProgRock. Das Quintett um den vielseitigen Keyboarder Lars Fredrik Frøislie hat seine Vorbilder deutlich hörbar in den 70er-Jahren gefunden – und es verwendet sogar mit Vorliebe das Instrumentarium von damals. Dazu kommen akustische Einsprengsel auf Blockflöte oder Theorbe (einem in der Renaisance populär gewordenen Lauteninstrument), Glockenspiel oder Saxofon. Statt Härte ist Melodie die Parole und macht Retro-Prog fast zur Volkskultur. Ein Ohrenschmaus für alle ProgNostalgiker. (auf: The Laser’s Edge, 2005).
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Jazz thing: die vielen Seiten des Jazz. AKTUELLES HEFT AM KIOSK Info, Abo und kostenloses Probeheft: Fon 02225.7085-328 / Fax -399 Postfach 1331 / 53335 Meckenheim probeheft@jazzthing.de / www.jazzthing.de
se Stufen müssen neue Songs bei mir durch – ein wirklich guter Song, den kannst du auf dem Kamm blasen und er geht immer noch!
Bühnenprofi Maffay sieht einer Tour auch gelassen entgegen, wenn er erstmals mit Orchester reist
Werden die fünf neuen Stücke von der Premium Edition von „Tattoos“ (siehe Kasten) auf dieser Tournee zum Einsatz kommen?
Ja, also zumindest am ersten Abend! (grinst) Und dann sehen wir mal, wie das Publikum reagiert. Wir wollen da so einen kleinen Set im Set machen. Eigentlich spielen wir ja mit dem großen Orchester, das ist unser Versprechen für diese Tour. Und als kleinen Gegenpol spiele ich dann zwischendrin diese fünf neuen Stücke so, wie ich mal angefangen habe vor 40 Jahren. Denn da hatte ich ja weder Orchester noch Band, sondern nur mich, meine Gitarre und meine Bluesharp. Von den älteren Stücken auf „Tattoos“ – welche sind da Ihre persönlichen Konzertfavoriten? Ist da der Geschmack Ihres Publikums ähnlich wie Ihr eigener?
„Eine unglaublich komfortable Ausgangssituation“ Im Jahr seines 40. Bühnenjubiläums startet der Rock-Dauerbrenner in eine rekordverdächtige Tour. Ein Gespräch über Reize und Risiken des Lebens „on the road“. Interview: Christian Stolberg
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Wann spüren Sie, ob ein neues Stück sich live gut eignet – schon im Studio oder erst nach dem Bühnentest?
Natürlich hab’ ich da im Lauf der Zeit Erfahrung aufgebaut. Aber auf mein Gefühl allein verlass’ ich mich nicht. Es gibt da ein paar Filter, die ins Spiel kommen: Der erste Filter entsteht schon beim Komponieren. Da hast du Riffs, Grooves, den Verlauf einer Melodielinie, du hast deine momentane innere Verfassung, und mit diesen Elementen spielst du solange herum, bis dein eigenes Bauchgefühl dir sagt: Wow, das könnte was sein! Dann kommt bei mir der nächste Filter – ich spiele das Leuten vor, auf deren Urteil ich was gebe, und schau’, wie sie reagieren. Durch all die-
Sie sind jetzt vier Jahrzehnte als Tournee-Künstler unterwegs – wie viel Anspannung und Neugier sind da vor einer Tour noch da?
Für mich überwiegt die Vorfreude auf Riesenspaß – denn wir gehen ja raus und spielen Songs, die die Leute kennen. „Ich war 16 und sie 31“ – da gibt es Leute
Fotos: Andreas Ortner, dpa
PE TER MAFFAY
Zunächst war uns da wichtig, dass die Stücke darauf sind, die die Fans mit 40 Jahren Peter Maffay verbinden, also: „So bist Du“, „Du“, „Eiszeit“, „Sonne in der Nacht“… Wir haben die Fans im Internet mal vorabstimmen lassen – da kam ziemlich das Gleiche heraus, was ich auch ausgesucht hatte. Und die fünf neuen Stücke machen mir viel Spaß. Ich spiele zur Zeit für mich selbst sehr viel Gitarre. Egal, was ich an einem Tag noch zu tun habe – ich nehme auf jeden Fall meine Gitarre ein bisschen zur Hand, bevor ich aus dem Haus gehe.
im Publikum, die singen das mit, obwohl sie noch gar nicht auf der Welt waren, als dieser Song entstand, und andere die leben schon ewig damit. Wenn wir in einer guten Verfassung sind und beseelt spielen, wird der Spaß, den die Leute haben, positiv auf uns zurückstrahlen. Das war bei der Tour zu meinem anderen Jubiläumsalbum „Heute vor 30 Jahren – live“ auch so – eine große Party von vorne bis hinten. Die Hallen sind voll – wir haben eine unglaublich komfortable Ausgangssituation! Was sind die Highlights und die schwierigen Momente zwischen den Konzerten?
Ein Moment, den ich mitunter sehr genieße, ist, wenn ich mich vor dem Soundcheck in die leere Halle setze, ihre Atmosphäre in mich aufnehme und mir schon vorstelle, wie dann der Abend sein wird! Auf der letzten Tour haben wir in edlen Räumen
„Ein wirklich guter Song, den kannst du auf dem Kamm blasen und er geht immer noch!“
wie der Semper-Oper oder der Philharmonie in München gespielt – ein Privileg! Aber Anspannung ist natürlich vorher auch da, denn es gibt ja viel, was schiefgehen kann. Auf der letzten Tour war ich mal so krank, dass ich ein Konzert ausfallen lassen musste – das ist mir in 40 Jahren überhaupt nur zwei Mal passiert! Sonst haben mich die Ärzte und das Adrenalin immer noch so hingekriegt …
Das legendäre Paul McCartney & Wings Album in neuer Soundqualität! Das mit einem Grammy ausgezeichnete Album wurde in den Abbey Road Studios neu gemastert und zudem um weitere Raritäten erweitert. Band On The Run als 2010 Remaster ist in vier verschiedenen Ausführungen erhältlich:
Was ist die wichtigste Regel, um auf Tour gut durchzukommen? Was sind die entscheidenden Dinge die Sie in Ihren Jahren als Tournee-Künstler gelernt haben?
P r e m i u mT ä t ow i e ru n g CD-Update mit neuen Songs Das zu Maffays 40jährigem Bühnenjubiläum am 29. Januar 2010 veröffentlichte Album „Tattoos“, für das der Sänger und seine Band plus Orchester seine wichtigsten Songs nochmal neu eingespielt hatten, stand wochenlang hoch in den Charts. Am 1. Oktober erschien eine „Premium-Edition“ des Albums auf zwei CDs: die erste enthält das „Tattoos“-Album plus drei weitere Maffay-Klassiker („Halt Dich an mir fest“, „Tiefer“, „Steppenwolf“), die zweite ist eine EP mit fünf komplett neuen Songs, in sparsamen, Folkund Country-Arrangements.
Auf der letzten Tournee haben wir 58 Konzerte gespielt, phasenweise an sechs Tagen pro Woche – das geht nur, wenn man auf einen ökonomischen Energieverbrauch achtet. Man kann seinen Körper beachten und ihm die Energie zuführen, die er abends abgeben soll, indem man ausreichend schläft, isst, trinkt und liebt und so weiter – dann kann man ziemlich lange auf hohem Level durchhalten!
Deluxe Version • CD 1: Das original Album als 2010 Remaster • CD 2: Rare Bonus Tracks • DVD: Rare Musik Videos, Behind-The-Scene-Auf nahmen aus Lagos und vom Cover-Fotoshooting sowie die Dokumentation One Hand Clapping
Super Deluxe Edition Die Tournee: Die Tournee von Peter Maffay & Band mit dem Philharmonic Volkswagen Orchestra beginnt am 2. November in der Hamburg und zieht sich weit in das Jahr 2011 hinein. Im Mai und Juni 2011 sind unter den Dates auch einige Open-Air-Konzerte. Genaue Termine unter www.sonomagazin. de und www.deag.de
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• Inhalt wie Deluxe Version plus: • CD 3: Eine Dokumentation mit Interviews und alternativen Versionen einiger Album Tracks • 120-seitiges Hardcoverbuch mit bisher unveröffentlichten Fotos von Linda McCartney und Clive Arrowsmith, sowie neuem Interview mit Paul und weiteren Highlights
Auch als 1-CD Standard Version und Doppel-LP!
Ab 29.10. überall erhältlich Auch als Download
Apple-records
Der Apfel und der Wurm 1968 gründeten die Beatles ihr eigenes Label, um die populäre Musik zu revolutionieren (und Steuern zu sparen). Es war der Anfang vom Ende der Band – und der Hippieträume von freier Kreativität und einem „westlichen Kommunismus“. Von Michael Sailer
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chuld sind die englischen Steuerbehörden, zumindest indirekt: Als die Beatles sich im April 1967 mit ihrer Plattenfirma EMI auf einen lukrativen neuen Vertrag geeinigt hatten, schlug das Management der Band Alarm – von den nicht unerheblichen Summen würde der Staatssäckel seinen ebenfalls erheblichen Teil abhaben wollen, wenn … das Geld nicht sofort reinvestiert würde. Die erste Idee war die nächstliegende: Immobilien. Da sich ein solch bourgeoises Vorgehen in den Augen einer weltweiten Millionengemeinde sexuell emanzipierter und auch ansonsten der bürgerlichen Klassengesellschaft nicht unbedingt zugeneigter Beatles-Fans ungefähr so sympathisch ausnähme wie ein „Bed-In“ mit den Lehman Brothers, wurde es schnell verworfen und der wichtigste Begriff der kulturellen Moderne auf die Tafel geschrieben: kreativ. „Es gab in sämtlichen künstlerischen Bereichen nichts, was wir nicht ins Auge gefasst hätten“, berichtet Peter Brown, damals Mitarbeiter von NEMS, der Firma von Beatles-Manager Brian Epstein. Wiederum war der erste Gedanke nicht unbedingt revolutionär: Wie die Kleidungskaufhauskette Marks & Spencer sollte das Beatles-Nebenimperium sein, mit unzähligen Filialen am besten die ganze Welt mit schicken Klamotten versorgen. Diesen Plan durchkreuzte der Sensenmann. Am 27. August 1967 starb Brian Epstein, der geschäftliche Motor der Band, 32jährig an einer Überdosis Schlaftabletten, während seine spätjugendlichen Schützlinge gerade in Bangor beim Guru Maharishi Mahesh weilten, der ihnen ganz anderes riet: „Ihr habt einen Zau-
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berstab geschaffen. Schwingt ihn, damit er in die richtige Richtung weist!“ Die Branche blieb dieselbe: Mode. Aber der Apple-Store, der am 7. Dezember 1967 in einem vierstöckigen Eckhaus in der Londoner Baker Street eröffnete, sollte erstens zur Befreiung des Menschen im Sinne der Hippie-Bewegung beitragen und zweitens nur die erste von vielen „kreativen“ Unternehmungen (oder sagen wir: Spielwiesen) sein – Film, Literatur, Musik, Elektronik und andere würden folgen. Leider erwies sich der Geist, der in der Firma (die eine solche ja auch sein musste) herrschte, als etwas zu frei: Bezahlt (an der Kasse) wurde kaum, abgerechnet höchstens lax, gefeiert um so mehr, und so schloss der zum hippen Szenetreffpunkt avancierte Laden schon Ende Juli 1968; die Restbestände an Waren wurden verschenkt.
Kein Beinbruch für die Betreiber, die längst größere Pläne hatten. Der Apple-Musikverlag akquirierte seit dem Sommer einen hoffnungsvollen Songwriter nach dem anderen, nun gingen die Beatles daran, sich gewissermaßen selbst Konkurrenz zu machen und vom Hauptquartier in der Savile Row 3 aus als Labelchefs die Charts zu stürmen. „Dieser Mann hat Talent …“, lautete der Text einer Anzeige, die im April 1968 erschien und Apple-Geschäftsführer Alistair Taylor als Einmann-Band zeigte, „… dieser Mann besitzt jetzt einen Bentley!“ Wer es ihm gleichtun wolle, solle einfach Tonband, Brief und Foto an Apple schicken, der Rest sei reine Formsache. Aber auch daraus wurde nicht mehr als das, was der Engländer „slush pile“ („Schmutzhaufen“) nennt: ein Berg von unbrauchbarem Zeug, das zu sichten bald niemand mehr Lust und Geduld hatte – und Zeit, denn die Musik war nun mal das ureigene Metier der Beatles, und hier erwies sich ihr Riecher als trefflich.
Die Musikbranche staunte Zwar ähnelte der Geschäftsbetrieb des Labels einer ununterbrochenen Party („The Longest Cocktail Party“ nannte „Haushippie“ Richard DiLello seinen 1973 als Buch erschienenen und durchaus glaubwürdigen Bericht), aber als am 28. August 1968 die ersten vier ApplePlatten erschienen (die fünfte, Frank Sinatras „The Lady Is A Tramp“, wurde nicht gepresst), schlackerte die Branche mit den Ohren: Die bis dahin vollkommen unbekannte, von Paul McCartney produzierte Talentshowgewinnerin Mary Hopkin stürmte mit dem auf einem russischen Volkslied beruhenden Instant-Evergreen „Those Were The Days“ auf Platz eins der UK-Charts, obwohl gleich-
Kurze Blüte: die Apple-Boutique (l.); „Konferenz“ mit Lennon, McCartney und Personal
Die Musik war nun mal das ureigene Metier der Beatles, und hier erwies sich ihr Riecher als trefflich zeitig die Eurovisionssiegerin Sandie Shaw den gleichen Song veröffentlichte. Jackie Lomax erging es mit der (von den Beatles abgelehnten) GeorgeHarrison-Komposition „Sour Milk Sea“, eingespielt mit Eric Clapton, Nicky Hopkins sowie Paul, George & Ringo, nicht viel schlechter; ein gewisser Freddie Bulsara, der sich später Mercury taufte, benannte gar eine seiner ersten Bands nach dem Song. Und selbst die ebenfalls von McCartney produzierte Blaskapelle Black Dyke Mills Band landete mit „Thingumybob“ einen Überraschungshit. Die vierte Single war sowieso von den Beatles selbst: „Hey Jude“/„Revolution“ verkaufte ebenso acht Millionen wie die Hopkin-Platte. »
Trash (r.) hatten mit ihrer zweiten Single, einer Version des Beatles-Songs „Golden Slumbers“ einen Hit in Großbritannien Ein wichtiger AppleKünstler: Der Liverpooler Jackie Lomax arbeitete mit Harrison, McCartney, Starr und Eric Clapton
Talentshow-Gewinnerin Mary Hopkins kam durch Vermittlung von Topmodel Twiggy zu Apple Records
Die Band Badfinger begann ihre Karriere bei Apple Records, stürmte mit einem McCartneySong die UK-Charts und war später auch in den USA erfolgreich
„Wenn wir an einem Tag keine Viertelmillion verkauften, standen wir gar nicht erst auf“ »
US-Songwriter James Taylor begann seine große Karriere bei Apple Records, doch der Durchbuch gelang ihm erst später
Kurioser Abstecher: Das prominente Modern Jazz Quartet nahm zwei Alben für das Beatles-Label auf (unten)
Der Keyboarder Billy Preston galt als der „fünfte Beatle“ und war einer der erfolgreichsten Künstler des Labels
Dass ein neues Kleinlabel in der Trial-&-Error-Branche Popmusik mit seinem ersten Programm eine Erfolgsquote von etwa tausend Prozent hinlegt, darf man getrost als historisch bezeichnen. Vielleicht kam der Erfolg ein bisschen zu schnell. „Wenn wir an einem Tag keine Viertelmillion verkauften, standen wir gar nicht erst auf “, erinnert sich Label-Mitarbeiter Tony Bramwell, damals noch für die Rohrkrepierer-Abteilung Apple Films tätig. Vorläufig kümmerte das aber niemanden, weil Apple nun, da kommerziell alles bewiesen war, ans „Kreative“ ging. The Iveys (später Badfinger), James Taylor, Billy Preston, die Plastic Ono Band, The Modern Jazz Quartet, Trash, Hot Chocolate und George Harrisons Radha Krishna Temple waren die nächsten Signings, die teilweise auch LPs veröffentlichten, und kaum ein Versuch ging völlig daneben. Dazwischen sorgte immer mal wieder eine Beatles-Platte für monetäre Sicherheit, und der plötzlich erstaunlich umtriebige Harrison brachte nicht nur seinen Soundtrack „Wonderwall Music“ in die US-Top-50, sondern lieferte kaum sechs Monate später, Anfang Mai 1969, schon sein zweites Soloalbum nach, „Electronic Sound“, mit dem gleich ein neues Sublabel lanciert wurde: Zapple, Spezialist für Avantgardeund Spoken-Word-Platten, geleitet von Underground-Papst Barry Miles. Dort erschien am selben Tag auch „Unfinished Music 2: Life With The Lions“ von John Lennon und Yoko Ono – das war’s dann aber auch schon; ein geplantes Lesealbum des Hippie-Kultautors Richard Brautigan blieb (zumindest auf Zapple) unveröffentlicht. Auch mit den Neuentdeckungen auf Apple war es Anfang 1969 schlagartig vorbei. Der Grund war jedoch nicht die Ernüchterung nach der aus allen Rudern gelaufenen Weihnachtsfeier, zu der George Harrison un-
glücklicherweise die Hell’s Angels aus San Francisco als Gäste geladen hatte, sondern der eskalierende Streit innerhalb der Band, insbesondere zwischen Paul McCartney und John Lennon, der nie großes Interesse an Apple gehabt hatte und am 28. Januar 1969 Allen Klein zu seinem Manager ernannte. Klein, in der Branche als besonders bissiger Haifisch verrufen, hatte zuletzt die Rolling Stones über den großen Löffel barbiert und räumte nun auch im Beatles-Imperium gnadenlos auf: Zapple wurde geschlossen, Mitarbeiter (die teilweise auch Freunde waren) reihenweise gefeuert (nachdem ihnen zunächst die Gratis-Sandwiches gestrichen worden waren), die Geschäftstätigkeit von „Tätigkeit“ auf „Geschäft“ umgepolt (was auch bedeutete, dass hoffnungsvolle Künstler wie Badfinger plötzlich ohne Unterstützung und Promotion in der Luft hingen). Die gravierendste Folge dieser Entwicklung ist bekannt: „Paul verlässt die Beatles“, meldeten die Schlagzeilen am 10. April 1970.
Mit Apple endete eine Epoche Für Millionen Musikfans stürzte die Welt ein; fast unbemerkt brach damit auch Apple Records zusammen, denn die Firma existierte zwar weiter, aber praktisch nur noch als Imprint für Alben der Ex-Bandmitglieder. John Lennon sah seinen Fehler später ein (nachdem Klein beim Bangla-Desh-Benefizkonzert 1971 verlangte, er solle ohne Yoko Ono auftreten) und setzte Allen Klein 1973 vor die Tür. Der allerdings klagte (ebenso wie gegen die Stones und eine Reihe weiterer Größen im Popgeschäft, bis hin zu The Verve wegen deren Anleihen bei „seinem“ geistigen Eigentum für „Bittersweet Symphony“) und ließ sich erst 1977 für 4,2 Millionen Pfund aus der Firma hinauskaufen. Vor allem aber endete mit Apple eine Epoche, in der man vom „Western Communism“ (McCartney) oder wenigstens davon träumte, den Menschen und seine Kunst aus den Klauen des raffgierigen Marktes zu befreien. Es blieben: eine kaputte Band, eine weichgespülte Firma und ebenso viele Enttäuschte, Beleidigte, Frustrierte, Zerstrittene, wie die Geschichte einst Beteiligte gehabt hatte. Und eine Handvoll Platten, die ansonsten vielleicht nie erschienen wären. Ein schmales Erbe, aber immerhin: ein Erbe. Neu erschienen: Ein „Apple Records Boxset“ mit 17 Alben (EMI); Besprechungen einzelner CDs ab 05.11. auf www.sonomagazin.de
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Pavarottino will geliebt werden Der 33jährige Vittorio Grigolo ist der neue Star am Tenor-Himmel. Ein Status, den der Beau aus Arezzo mit Können und Kalkül erreichte. Von Dagmar Leischow
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er schon als Kind „Pavarottino“ genannt wird, kann nur eins wollen: ein Star werden. So war Vittorio Grigolo erst vier, als ihn sein Vater an die klassische Musik heranführte. Schnell stieg Vittorio zum Solisten im Chor der Sixtinischen Kapelle auf, mit 13 stand der Knabe aus Arezzo, der in Rom aufwuchs, als Hirte in einer „Tosca“-Inszenierung auf der Bühne – mit Luciano Pavarotti: „Er schwärmte stets von meiner schönen Stimme und beschwor mich, mein Talent auf keinen Fall zu verschwenden.“ Also arbeitete der Sohn
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Die neue CD ist seine Visitenkarte Gleichwohl hoffte er, irgendwann doch die Fußstapfen von Pavarotti auszufüllen. Er stand in Mantua an der Seite von Placido Domingo für einen „Rigoletto“-Film vor der Kamera. Für die Züricher Oper trat er im Hauptbahnhof in einer „Traviata“-Aufführung auf. Längst singt er regelmäßig in Zürich, wo er mit seiner persischen Frau lebt. Sie begleitet ihn bei seinen Reisen. Auch in Berlin, wo Grigolo seine erste klassische Einspielung „The Italian Tenor“ vorstellt, ist sie dabei, hält sich aber dezent im Hintergrund. Ihr Mann ist derjenige, der in der Öffentlichkeit steht – Punkt. Nicht nur auf der Bühne reißt der charismatische 33-Jährige sein Publikum mit, er wirkt auch im Interview selbstbewusst und redegewandt. Ein bisschen Macho stecke durchaus in ihm: „Ich bin gern stark.“ Seine Sensibilität offenbart er eher in seiner Musik. Hört man seine jüngste Platte, dann spürt man Leidenschaft. Einerseits ist da dieser Schmelz, typisch für italienische Tenöre. Andererseits vernachlässigt Grigolo nie die feinsinnigen Zwischentöne. An der Seite des Dirigenten Pier Giorgio Morandi und des Orchestra Feurig: Grigolo im „Rigoletto“ del Teatro Regio di Parma entfal- mit Nino Surguladze in Mantua tet er bei Werken von Verdi, Puccini und Donizetti seine gesamte Bandbreite. Diese Aufnahme, sagt er, sei seine Visitenkarte: „Ich will den Menschen zeigen, wer ich bin.“ Darum singt er Arien aus seiner Vergangenheit, aus seinem gegenwärtigen Repertoire und aus Opern, in denen er erst in einigen Jahren eine Rolle übernehmen will. Wie zum Beispiel Verdis „Il Trovatore“. Derzeit hat bei ihm „La Bohème“ absolute Priorität. Mitte Oktober stand er als Rodolfo erstmals auf der Bühne der New Yorker Met. „Ich war bei meinem Debüt genauso alt wie Pavarotti. Und trat sogar im selben Stück auf. Vielleicht wacht Luciano ja über mich.“ Jedenfalls wäre „Big P“ von Grigolos Einstand in der Londoner Covent Garden Opera begeistert gewesen. Er gab dort Des Grieux in Massenets anspruchsvoller „Manon“. Seine Partnerin hieß Anna Netrebko. „Eine großartige Kollegin. Mit ihrer Energie hat sie mich förmlich mitgerissen.“ Vittorio Grigolo in Deutschland: Zu Beginn des neuen Jahres kann der neue italienische Opernstar in Deutschland live erlebt werden. Die Termine: 12. Januar Dortmund, Konzerthaus, 15. Januar, Hamburg, Laeiszhalle, 18. Januar München, Herkulessaal Neu erschienen: Vittorio Grigolo „The Italian Tenor“ Sony Music Classical
Fotos: Allesandro Dobici, Cristiano Giglio
Glutäugiger Blick, dunkle Locken, fesches Outfit: Vittorio Grigolo weiß, womit er punkten kann
eines Antiquitätenhändlers hart. Er war mit 23 der jüngste Tenor an der Mailänder Scala, trat bald weltweit auf. Nur: Berühmt wurde er nie. Deshalb fasste er 2006 einen anderen Plan. Er veröffentlichte ein Crossover-Album namens „In The Hands Of Love“. „Weil ich jede Art von Musik mag“, sagt er, „habe ich mich in Richtung Pop bewegt. Damit wollte ich mehr Menschen erreichen.“ Tatsächlich hat das funktioniert. Die CD verkaufte sich mehr als 700.000 Mal, in England bekam sie Platin, sogar in den USA stieg sie in die Charts ein. Grigolo wurde mit einem Brit Award ausgezeichnet, er füllte Stadien, drehte mit Nicole Scherzinger von den Pussycat Dolls ein Video. Eine Neuaufnahme der „West Side Story“ brachte ihm schließlich einen Grammy ein.
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Stars der Klassik und der Windsbacher Knabenchor beleben die Melodien, mit denen wir alle aufgewachsen sind, neu. Schiller
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s war offenkundig ein Volltreffer ins Innerste vieler Musikfreunde: Im August hatte Sony die CD „Deutsche Volkslieder – Wenn ich ein Vöglein wär‘“ veröffentlicht, auf der Gesangsstars wie Annette Dasch, Christian Gerhaher oder Angelika Kirchschlager Kunst- und Volkslieder wie „Das Wandern ist des Müllers Lust“ (Schubert) oder „Es waren zwei Königskinder“ auf Höchstniveau interpretierten. Medien und Käufer reagierten begeistert auf diese Neu-Belebung einer (noch) tief im kollek-
tiven Bewusstsein verankerten, aber lange vernachlässigten Gattung. Nun folgt bereits die zweite Folge, diesmal betitelt „Geh aus mein Herz“, erneut in ein wunderschönes Büchlein mit Bildern des legendären Idyllenmalers Paul Hey (1867 – 1952) verpackt. Der Fokus liegt dabei noch stärker beim Kunstlied der Romantik – klingendes Seelenbalsam!
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Mit Freunde und Schwung dabei: die Sänger aus Windsbach
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13.10.10
Jan Garbarek & Hilliard Ensemble
Die Stille aus dem Osten
Mit im Westen kaum bekannten Werken osteuropäischer Komponisten beleben Jan Garbarek und die Sänger vom britischen Hilliard Ensemble ihre erfolgreiche Partnerschaft aus den 90er Jahren neu. Von Raoul Gulbenkian
hat erstmals Jan Garbarek zwei Stücke in die Genre-übergreifende Partnerschaft eingebracht. Durch die Repertoirewahl für das neue Album ist ein vieldiskutierter Aspekt rund um die Verbindung Garbarek/Hilliard Ensemble noch stärker in den Fokus geraten: der der Spiritualität bzw. der Religiosität. Nicht nur weil die gemeinsamen Konzerte von Garbarek und den Hilliards stets in Kirchen stattfinden („Aus rein akustischen Gründen“, wie Garbarek betont), sondern auch wegen der für viele stark spirituell bis mystisch anmutenden Aura der Musik. Der Saxophonist macht allerdings immer wieder deutlich, dass für ihn das Musikmachen an sich zwar schon
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s war einer der überraschendsten Erfolge der deutschen Schallplattengeschichte. Als Manfred Eicher, Chef des Münchner Jazz- und Neue-MusikLabels ECM 1993 auf die Idee kam, den norwegischen Jazzsaxophonisten Jan Garbarek und das britische Vokal-Quartett The Hilliard Ensemble zusammenzubringen, wurde dieses Experiment sowohl in Jazzzirkeln als auch unter Klassikpuristen durchaus mit Skepsis beäugt. Doch schon nach wenigen Wochen zeichnete sich ab, dass sich ein großes und ungewöhnlich zusammengesetztes Publikum von der neuartigen Kombination aus freier Instrumentalimprovisation und genau durcharrangierten Renaissance-Gesängen angesprochen fühlte. Bis heute sind „Officium“ und sein 1999 er Nachfolger „Mnemosyne“ Renner im ECM-Programm. Mehr als ein Jahrzehnt später haben sich der norwegische Weltmusikpionier und die umtriebigen Briten erneut zusammen ins Studio begeben und der Erfolg scheint dem norwegischen-englischen Joint Venture treu zu bleiben. „Officium Novum“ erschien am 17. September und stieg in Deutschland sofort in die Charts ein. Der erste Eindruck mag suggerieren, dass der Countertenor David James, die beiden Tenöre Rogers Covey-Crump und Steven Harrold sowie der Bariton Gordon Jones mit ihren Gesangsharmonien und Gar-
„Unser intuitives Verständnis mit Jan ist enorm gewachsen – das lässt uns mutiger sein“ 30
barek mit seinen weitausgreifenden, schillernden Saxophonlinien nur ihr Erfolgsrezept aus den 90ern fortschreiben. In Wahrheit handelt es sich um völlig anderes musikalisches Material: Im Mittelpunkt stehen Arbeiten osteuropäischer Komponisten, die um die Jahrhundertwende alte Musiken der Ostkirchen und archaische Folklore aufgriffen. Gleich mit vier Werken vertreten ist der armenische Komponist und Priester Komitas Vardapet (1869–1935 , bürgerlich Soghomon Soghomonian), nicht minder interessant ist die „Litanei“ des russischen Exilkomponisten Nikolai N. Kedrov, eines Schülers von Rimsky-Korsakov. Ein verdienstvoller Vorstoß in vernachlässigte musikalische Gefilde also, den Garbarek und das Hilliard Ensemble mit einem Stück des estnischen ECM-Künstlers Arvo Pärt und zwei ältere „kirchliche Werke“ aus dem Mittelmeerraum ergänzen. Außerdem
Auf virtueller Forschungsreise in Osteuropa: Garbarek (mit Saxophon) und die Hilliards
eine spirituelle Verrichtung darstelle, es sich bei seiner Arbeit mit dem Hilliards aber nicht um sakrale Projekte handelt. David James weist darauf hin, dass es noch einen weiteren grundlegenden Unterschied zu den früheren Alben gibt: „Anders als bei ‚Officium‘ haben wir inzwischen eine lange gemeinsame Erfahrung mit Jan, gerade auch durch mittlerweile viele gemeinsame Konzertauftritte. Da ist unser intuitives Verständnis untereinander enorm gewachsen – das lässt uns mutiger sein und eröffnet uns neue Möglichkeiten.“ Bereits erschienen: „Officium Novum“, ECM / Universal
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Harald Schmidt Wagner statt Playstation
Zurück zu den Anfängen Andreas Scholl singt Purcell
Jazz again Thomas Quasthoffs zweites Album
Von Sat.1 in die Philharmonie Der neue Intendant der Berliner
José Cura am Regiepult Der Startenor in Karlsruhe
Vittorio Grigolo
Der kussfrische Tenor Janina Fialkowska • Das Label Channel Classics • Magdalena Kožená • Alondra de la Parra • Concerto Melante • Lise de la Salle • Musikstadt Bologna • Helsinki Music Center • Die Ära Holender • CD & DVD Rezensionen
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Elton John & Leon Russell „The Union“ Mercury/Universal (VÖ: 22.10.) Marc Cohn „Listening Booth 1970“ Neo/Sony Music [Singer/Songwriter] Eine charmante Idee, die Marc Cohn da auf „Listening Booth 1970“ (zu deutsch: „Abhörkabine 1970“) umsetzt: Der Songwriter covert hier ausschließlich Fremdmaterial – Songs aus dem großen Popjahr 1970. Keine obskuren Insider-Favoriten, sondern Klassiker, die größtenteils auch heute noch munter auf den diversen Radiowellen unterwegs sind. Das beginnt dann relativ unoriginell mit Cat Stevens’ häufig gecovertem „Wild World“ als relaxter Barroom-Shuffle, aber spätestens mit Cohns anrührender und mit Dobro-Gitarren hübsch verzierter Version von Paul McCartney’s „Maybe I’m Amazed“ beginnt man aufzuhorchen. In Europa gab es ja länger nicht viel zu hören von Marc Cohn, jenem leicht schwermütigen Sänger, Pianisten und Songwriter, der 1991 mit „Walking In Memphis“ einen Welthit gelandet und danach nur noch drei Alben veröffentlicht hatte. Hauptgrund der geringen Präsenz des Mannes aus Cleveland war allerdings, dass er vor wenigen Jahren bei einem fehlgeschlagenen Kidnapping von den Entführern lebensgefährlich verletzt worden war. Hier erweist er sich als gefühlvoller Interpret, der etwa Simon & Garfunkels „Only Living Boy in New York“ neue, etwas melancholische Aspekte abgewinnt, sich „The Letter“ von den Boxtops verblüffend effektiv aneignet, und sich bei „After Midnight“ stärker am J.J.CaleOriginal orientiert als an den populären Clapton-Versionen. Fast alle Songs sind in schlichte, jedoch sorgfältig arrangierte FolkGewänder verpackt, gelegentlich mit etwas Country-, Blues- oder Gospel-Einschlag. Promintente
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Downloadtipps: „The Fall“, „Ode To A Girl“ und „Shadows Fall“
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ieses Album ist eine faustdicke Überraschung sowohl für treue EltonJohn-Fans, als auch für jene, die den Mann schon lange abgeschrieben hatten, weil ihnen seine Alben der letzten zwei Jahrzehnte oft zu halbherzig und kommerziell kalkuliert erschienen. Zusammen mit Leon Russell, in den späten 60er und frühen 70er Jahren einst das Enfant Terrible der Südstaaten-Studioszene, geht er jetzt ganz weit zurück zu jenen Roots im Blues, Gospel und Country, die er schon fast vergessen zu haben schien. Kult-Producer T-Bone Burnett hat die 14 Tracks mit den beiden Veteranen auf herrlich altmodische Art, aber technisch perfekt live im Studio aufgenommen – und vor allem Elton agiert hier so lebendig und engagiert wie schon ewig nicht mehr. Bei den Balladen fühlt man sich an Eltons Frühsiebziger Glanztaten auf Alben wie „Tumbleweed Connection“ oder „Honky Chateau“ erinnert. In den Gospel-getränkten Midtempo-Rockern wildern die beiden alten Kämpen lustvoll in den einstigen Jagdründen von Tom Waits oder Dr. John, dann wieder gibt’s ausgelassenen Country-Galopp („Jimmy Rodgers Dream“) . Gospel-Chöre, Funeral-Gebläse und gelegentlich geisterhafte Slide-Gitarren dienen diesem grandiosen RetroTrip als stimmungsvolle Kulisse. Christian Stolberg Hintergrund: Der Pianist, Gitarrist und Sänger Leon Russell aus Lawton, Oklahoma, galt Anfang der 70er Jahre als kommender Superstar-Producer. Gäste: Neil Young, Brian Wilson, Booker T.
Gastsänger wie India.Arie, Aimee Mann und Jim Lauderdale liefern durchwegs hörenswerte Duettbeiträge ab. Ein bisschen öfter hätte Cohn vielleicht lebhafte Töne anschlagen dürfen so wie in der zupackenden Fassung des Grateful-Dead-Standards „New Speedway Boogie“, dennoch fühlt man sich mit dieser eher intimen Klassiker-Session insgesamt wohl. Felix Marondel Klingt ähnlich: James Taylor
Carl Barat „Carl Barat“ PIAS/RTD [Neo-New Wave] Manch unbedarfter Rezensent wollte ihn schier nicht wiedererkennen, den anderen Frontmann der unlängst live wiedervereinten Libertines,
zur idealen Beschallung für einsame Herbstsonntage. Michael Sailer
nur weil auf seinem lange angekündigten Soloalbum die Gitarren Urlaub machen und Streichern, Glockenspielen, Hallgeräten und Tasten das Feld überlassen – dabei sind aus allen Songs die typisch Baratschen Melodiewendungen so deutlich herauszuhören, dass die Platte streckenweise klingt wie eine verlangsamte Version der Dirty Pretty Things, durch den Tin-Pan-Alley-Nostalgiefilter der Last Shadow Puppets gedreht. Es dauert ein bisschen, bis man warm wird damit, weil Barats ungeschliffene Kneipenstimme nicht recht dazupassen will zu den etwas unausgewogenen BreitwandArrangements. Neil Hannon (Divine Comedy) weist den richtigen Weg, der zu den ganz ruhigen Tönen führt: Die an Nick Cave erinnernde Zusammenarbeit auf „The Fall“ funktioniert blendend; danach heben fünf weitere Riesenballaden, bei denen sich Barat auch stimmlich mehr traut, das Album doch ein gutes Stück über den Durchschnitt und machen es
Ryan Bingham & The Dead Horses „Junky Star“ Lost Highway/Universal [Country] Für seine musikalischen Beiträge bei dem Oscar-prämierten Streifen „Crazy Heart“ erntete Ryan Bingham einen Grammy. Seitdem ist der Texaner natürlich ein Garant für den Erfolg – aber auch: für eine ungeschminkte, unkonventionelle und kritische Interpretation des Country-Genres. Diesem Anspruch wird der gut aussehende 29jährige Ex-Rodeoreiter gemeinsam mit seiner Begleitband „The Dead Horses“ auch auf seinem neuen Album „Junky Star“ gerecht. Wie ein heiserer Bob Dylan oder junger Tom Waits nölt er sich metaphernreich über Sinn und Besinnung einer wettergegerbten Seele. T Bone Burnett setzte staubige Songperlen wie „The Poet“, „Depression“ oder das im Walzertakt und mit Surf-Gitarre geschmückte „SelfRighteous Wall“ größtenteils akustisch in Szene. Gunther Matejka Downloadtipp: „The Poet“
Joe Cocker „Hard Knocks“ Columbia/Sony Music [Rock] Ziemlich gemischte Gefühle kann dieses 22. Studioalbum des altgedienten Rock-Shouters
gerade bei Hörern auslösen, die ihn eigentlich schon immer mochten. Und zwar obwohl, oder gerade weil, sie hier genau das geliefert bekommen, was zu erwarten war. Offenbar ist man im CockerCamp der Ansicht, die (zuletzt schwindende) Klientel nur dann bei der Stange halten zu können, wenn man ihr keinerlei Überraschungen zumutet. Und so gibt es dann eben zum x-ten Mal eine routiniert und alltagstauglich gestaltete Folge von eingängigen Soul-infizierten Midtempo-Rocknummern nebst Bläsersätzen und Backingchören, ganz nach dem „Unchain My Heart“-Schnittmuster aus den 80er Jahren, durchgemischt mit ein paar Balladen. Auch die Produktionsästhetik mit den stets präsenten Synthieflächen stammt aus den 80ern. Joe himself schmeisst sich allerdings mit der gewohnten Inbrunst in die Songs und sorgt so regelmäßig für anrührende Momente. Für echte Cocker-Fans ist das Werk auf jeden Fall „brauchbar“, ein Highlight im Katalog des Sängers ist es kaum. Felix Marondel Info: Gitarrist Ray Parker jr., der auf mehreren Tracks von „Hard Knocks“ mitwirkt, ist der Autor des millionenfach verkauften Filmsongs „Ghostbusters“. Downloadtipp: „Runaway Train“
Elvis Costello National Ransom Hear Music/Universal [Countryrock] Die inzwischen mehr als ein Vierteljahrhundert andauernde Freundschaft zwischen Elvis Costello und T. Bone Burnett ist in letzter Zeit wieder richtig aufgelebt. Vor einem Jahr produzierte Burnett Costellos eigenwillig versponnenes CountryFolk-Album „Secret, Profane & Sugarcane“ und auch bei „National Ransom“ ist er wieder als
geschätzter Partner mit an Bord. Im Vergleich zum Vorgängerwerk klingt die neue, mit Unterstützung von Vince Gill, Marc Ribot, Buddy Miller und Leon Russell eingespielte Platte weitaus zugänglicher. Die Bandbreite reicht von rockigen Nummern wie dem Titelsong „National Ransom“ über reichhaltig instrumentierte Balladen wie „Jimmie Standing In The Rain“, ein Stück, das die Missgeschicke eines CowboySängers thematisiert, der 1937 in nordenglischen Varietétheatern sein Glück versuchte, bis hin zu lässig swingenden Kompositionen wie „Five Small Worlds“. Robert Wallner Wissenswert: Elvis Costello und T. Bone Burnett arbeiteten 1986 erstmals auf dem Album „King Of America“ zusammen
mante Hybride der Erfahrungswelten. Auf der einen Seite steht der britische Hang zum Selbstzweifel in den Texten, die dunkel sein könnten, aber hell wirken. Auf der anderen prägt die neue Lust am Folk auch seine Lieder und würzt die brüchige Platte mit schelmischem instrumentalakustischem Frohsinn. So ist „Broken Record“ das Album, auf das viele seit „Rattlesnakes“ Mitte der Achtziger gewartet haben: die Einlösung des Versprechens, dass Lloyd Cole schlicht schöne, hintersinnige Popmusik machen kann. Ralf Dombrowski
rie Ferry’scher Werke wie „Bête Noir“ oder „Taxi“. Mit Ausnahme von Tim Buckleys „Song To The Siren“ und des Traffic-Oldies „No Face, No Name, No Number“ hat Bryan Ferry diesmal alle Stücke selbst geschrieben. Gäste wie die Scissor Sisters, David Gilmour oder Flea von den Red Hot Chili Peppers, sowie die alten RoxyKollegen Manzanera, Mackay und Eno liefern kompetente Beiträge, aber die Show gehört ganz Ferry, dem Großmeister des leicht melancholischen Luxuspop. Christian Stolberg Klingt ähnlich: Roxy Music
Tipp: Für Herbstabende und Winterfrühstücke. Downloadtipp: „Rhinestones“, „Writers Retreat!“
Fran Healy Wreckorder
Lloyd Cole Broken Record Tapete/ Indigo
[Folkpop] Lloyd Cole war der, der nirgendwo richtig dazu gehörte. Für eine Wave-Band waren seine Commotions zu sanft, für die Songwriter-Schiene der 80er zu britisch und seine samtene Stimme wollte nicht wirklich ins Rock’n’Roll-Klischee passen. So ereilte ihn das Schicksal vieler Kollegen, deren Kunst nicht in das Promotion-Korsett der Vergangenheit passte. Er litt nicht darunter, ein bisschen vielleicht, und sang während des vergangenen Jahrzehntes hauptsächlich allein zur Gitarre, bis ihn das Gefühl ereilte, es noch einmal wissen zu wollen. Also veröffentlicht er kurz vor seinem 50.Geburtstag „Broken Record“, mit Band, neuen Songs und der Unbeschwertheit des latenten Trotzes. Inzwischen mit Frau und Kindern in Neu-England heimisch geworden, klingt auch seine Musik wie eine char-
Bryan Ferry „Olympia“ Capitol/EMi [Rock] „Eleganz, dein Name ist Ferry“ – auf diese Formel lassen sich eigentlich alle Solo-Alben des Roxy Music-Gründers bringen. So erlesen wie seine Garderobe sind auch meist die Sounds, mit denen sich der britische Gentleman-Popstar umgibt. Das gilt auch, wenn er wie mehrfach in den letzten 15 Jahren von seinem typischen aus dezenten Soul-, Funk- und Elektronikzutaten zusammengesetzten und klanglich auf Hochglanz polierten Stil abweicht – etwa mit dem 1999er Swing-Album „As Time Goes By“, oder den eher handgemachten Werken „Frantic“ und „Dylanesque“. „Olympia“ ist nun wieder ein ganz typisches Ferry-Album – inklusive einiger Spielereien mit modischen Industrialsounds (z.B. in dem mit der Groove Armada zusammen eingespielten „Shameless“) .Die sind aber eher Auffrischer als Störer in dem luxuriösen Klangbild. Damit fügt sich „Olympia“ in die Histo-
Rykodisc/Warner [Softrock] Was für eine spaßige, witzige, fröhlich rockende Band Travis mal waren, weiß kaum noch jemand – ab dem Überraschungserfolg mit „Why Does It Always Rain On Me“ (1999) und dem zweiten Album verlegte sich die Band auf zunehmend dröge Balladerie, die in den letzten drei Jahren kaum mehr jemand hören mochte. Sänger Fran Healy schlappt auf seinem Soloalbum weiter in diese Richtung: Drei Songs lang befürchtet man, „Sing Me To Sleep“ (in dem er seine Stimme mit der von Neko Case zum Kitschpudding verrührt) sei das Motto der von Geigen zusätzlich zugeschmalzten Herzschmelzerei, der leider die wichtigste Zutat (erinnerungsfähige Melodien) fehlt; dann wacht Healy immerhin ein bisschen auf. „Fly In The Ointment“ ist ein belangloser Boogie ohne Schwung, aber „As It Comes“ (mit Paul McCartney am Bass und deutlichen Anleihen bei Leonard Cohen) hat Charme, die Single „Buttercups“ taugt fürs Nachtprogramm von Antenne Bayern, und bei „Holiday“ hat
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POP, Rock & co man sich an Healys Faible fürs Wiederholen belangloser Linien und Zeilen so gewöhnt, dass sich ein angenehm träges Gefühl bis in die Zehen ausbreitet und man bei der 80er-Parodie „Robots“ etwas ratlos erwacht. „Rocking Chair“ statt Rock – erstaunlich, wie schnell und wie sehr der Mann gealtert ist. Michael Sailer
der folkrockig funky und urtümlich groovenden Musik und die Unmittelbarkeit von Lamontagnes Stimme gebrochen wird. Die Botschaft ist klar: Wer trotz allem Leid der Welt so in sich ruht, hat das große Los gezogen. So eine Stimmung vermögen nur wenige Alben zu vermitteln. Ralf Dombrowski
Wissenswert: Francis Healy ist Eng länder, wuchs in Schottland auf und lebt seit bald drei Jahren in Berlin.
Downloadtipp: „Repo Man“, „This Love Is Over“
Ray Lamontagne And The Pariah Dogs God Willin’ & The Creek Don’t Rise Sony Music
[Americana] Mann trägt Bart. Mal heißen die Herren Banhart, mal Lamontagne und sie machen das nicht aus Orthodoxie, sondern weil der Neo-Farmer-Look im Rahmen der amerikanischen Rückbesinnung auf die Werte der Nation wieder als Zeichen von Authentizität mit einer Prise Widerstand gelten kann. Ray Lamontagne ist einer der Helden dieser kritisch-häuslichen Bewegung, lebt mit Familie auf seiner Farm in Massachusetts und schreibt Lieder zur Gitarre, die er mit brüchiger Stimme ins Mikrofon haucht. „God Willin’ & The Creek Don’t Rise“ ist Nummer vier seiner Diskografie und für ihn selbst etwas Besonderes, weil er erstens nicht mehr auf fremde Produzenten vertraut hat und zweitens seiner Begleitband einen Platz auf dem Titel eingeräumt hat. Darüber hinaus ist es eine Sammlung zehn persönlicher Lieder, die vom Wachsen und Scheitern der Liebe, vom Erwachsenwerden und den Irritationen der Zivilisation handeln. Das hat einen Hauch von Eskapismus, eine Bonanza-Romantik, die aber durch die Entspanntheit
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Cyndi Lauper „Memphis Blues“ Naive/Indigo
[Blues] Das schrille, oft aufgekratzt eingesetzte Gesangsorgan der Cyndi Lauper gehörte zu jenen Stimmen, die in den neonbunten Popjahren der 80er die Mainstream-Charts beherrschten. Da fällt es zunächst nicht leicht, sich vorzustellen, dass diese Karikatur einer Kleinmädchen-Sirene die nötige Autorität für eine Bluesperfomance aufbringt. Doch über weite Strecken gelingt es dem Temperamentsbündel aus Brooklyn, den ausgewählten GenreKlassikern ihren Stempel aufzudrücken. Ihre Produzenten Scott Bomar und William Wittman haben ihr dazu Arrangements verpasst, die im Stil oft eher an typischen urbanen Chicago Blues von Leuten wie Freddie King und Albert Collins als an Memphis denken lassen. Ihre Versionen von Albert Collins’ „How Blue Can You Get“ und Muddy Waters’ „Rollin’ And Tumblin’“ geraten furios, Gäste wie Charlie Musselwhite, B.B. King, Allen Toussaint und Jonny Lang verleihen der Veranstaltung zusätzliche Authentizität. Kein Jahrzehntwerk, aber eine positive Überraschung. Christian Stolberg Klingt ähnlich: Etta James, Irma Thomas
Jerry Lee Lewis „Mean Old Man“ Verve/Universal
[Rock ’n’ Roll/Country] Es gibt ihn also noch: Den Mann, der durch furiose Klavierspielweise und kaum weniger spektakulären Lebenswandel zu dem putzigen Kosenamen „Killer“ kam. Doch: lang, lang ist’s her ... Nun präsentiert der 75jährige Ziehvater des Rock ’n’ Roll sein Album: „Mean Old Man“ – damit ja niemand auf die Idee kommt, der Mann wäre altersmilde geworden. Und tatsächlich: Jerry Lee Lewis läuft am Klavier wie gewohnt zur Höchstform auf, die Stimme ist immer noch erstaunlich kraftvoll. Welches Ansehen der ergraute Flegel in der Musikergemeinde genießt, macht seine Gästeliste klar: Mick Jagger, Willie Nelson, Kid Rock, Ringo Starr, Tim McGraw und so weiter. Ergebnis: ein frisch klingendes Alterswerk zwischen Rock ’n’ Roll und Country, einfühlsam produziert von Drummer Jim Keltner. Gunther Matejka Downloadtipp: „You Can Have Her“, „Rockin‘ My Life Away“
Sacco & Mancetti „Live At The Speisesaal” Beale Records/RTD [Westcoast] Ein Doppelalbum, das gar nicht geplant war: Die Regensburger Band um den Sänger und Songschreiber Jockl Peithner, die 1990 mit „Rainbows End“ einen bundesweiten Radiohit und Charterfolg hatte, gilt bei Liebhabern des Westcoastrock als Live-Attraktion ersten Ranges. Dieser Auftritt in der Landesvollzugsanstalt Landsberg macht
eindrucksvoll klar, warum. Doch die Oberpfälzer hatten ursprünglich gar nicht vor, ihn auf CD zu veröffentlichen. Wäre schade gewesen, denn das Quartett spielt hier mit einer Souveränität auf, die auch den großen Kollegen von über’m Teich zur Ehre gereicht hätte. Man könnte glauben, Tom Petty’s Heartbreakers an einem besonders guten Abend zu erleben: Die Rhythmusgruppe groovt stoisch und kraftvoll, die Gitarren singen, twangen und bellen, dass es eine Pracht ist. Doch das tollste sind mal wieder Peithners grandiose Songs. Wäre der Mann aus Nashville oder L.A. und nicht aus Regensburg – er wäre längst Millionär! Christian Stolberg Klingen ähnlich: Tom Petty’s Heartbreakers, John Hiatt, John Mellencamp
Kurt Wagner & Cortney Tidwell present Kort „Invariable Heartache” Cityslang/Universal [Alternative Country] Hinter dem etwas umständlich anmutenden Projektnamen steckt ein interessantes Duo: Kurt Wagner ist der Sänger und Songschreiber des Alternative-Country-Kollektivs Lambchop , mit dem er seit Jahren nach Wegen um die überkommenen Nashville-Klischees herum sucht. Für dieses Nebenprojekt hat er sich eine junge Sängerin aus altem Country-Adel geangelt: Courtney Tidwell ist die Enkelin von Slim Williamson, der als Chef des Nashville-Labels in den 60ern und frühen 70er Jahren bekannt dafür war, junge Musiker zu fördern. Aus den Archiven dieses Labels pickten sich Wagner und Tidwell ein feines Dutzend heute vergessener Songs und polierten sie neu auf. Ganz luftigleicht klingen diese feinen, meist
leicht melancholischen Songs in getragenen Tempi nun. Wagners und Tidwells Stimmen harmonieren trotz des Altersunterschieds wie jung Verliebte. Ein exquisites Americana-Vergnügen, für das man kein Country-Fan sein muss. Christian Stolberg Klingt ähnlich: Tift Merritt, Tindersticks
nisch-heiter um die Beziehungsspielchen und –dramolette moderner Großstadtmenschen, gelegentlich wie in „Bester Lover“ auch um durchaus handfeste Aspekte dieser Thematik. Anders als Kollegin Louisan geht Ulita Knaus ihre Stücke sängerisch eher nicht aus einer Chanson-Haltung an, sondern mit kräftigem Jazzgeschultem Bluesgefühl. Felix Marondel Info: Diese Rezension könnte auch unter „Jazz & World“ stehen
Ulita Knaus „Tambor“ 105 Music/Sony Music
[Pop] Als Jazzsängerin ist die Hamburgerin Ulita Knaus deutschlandweit dank vier feiner englischsprachiger Alben bereits durchaus gut etabliert, nun begibt sie sich mit ihrem ersten deutschsprachigen Album auch musikalisch auf neues Terrain: Mit einem flockig leichten Reigen von Latin-, Reggae- und Soul-Popsongs. Wer da beim Hören schnell an Anett Louisan denkt, hat recht. Die Lyrics zu Ulita Knaus’ Kompositionen hat Frank Ramond geschrieben, der als Textdichter am Erfolg von Anett Louisan maßgeblichen Anteil hat. Es geht meistens iro-
The Orb feat. David Gilmour Metallic Spheres Columbia/Sony Music [Elektronik/Ambient/Folk] Auf den ersten Blick mag die Zusammenarbeit des englischen Ambient- und Elektronik-Kollektivs The Orb um Alex Paterson und des ehemaligen Pink-FloydGitarristen wegen ihrer eigentlich unterschiedlichen musikalischen Präferenzen ein wenig überraschen. Doch alle Zweifel in dieser Richtung zerstreuen beide Parteien schon nach wenigen Minuten.
Unter der Regie von Produzent Youth (Paul McCartney, Tom Jones, Heather Nova) spielten The Orb und David Gilmour ein faszinierendes vielschichtiges Album ein, unterteilt in zwei je 25 Minuten lange Teile, „Metallic Side“ und „Spheres Side“, die jeweils aus fünf Stücken bestehen. Die sphärischen Elektronikklänge verbinden sich dabei perfekt mit Gilmours unverwechselbaren Gitarrensounds. Fast hat man das Gefühl, alle Beteiligten würden schon seit einer halben Ewigkeit zusammen musizieren, so perfekt ergänzen sie sich hier. Robert Wallner Hintergrund: The Orb und David Gilmour arbeiteten erstmals bei einer Coversion von Graham Nashs „Chicago“ für ein Wohltätigkeitsprojekt zusammen.
David Sylvian „Sleepwalkers” Samadhisound/Galileo [Avantgardepop] Ein Jahrzehnt Finsternis, stellenweise von Lichtpunkten aufgehellt. David Sylvians Lieder heißen „Trauma“, „The
Day The Earth Stole Heaven“ oder „Ballad Of A Deadman“ und sind akustische Phantasmagorien an der Grenze von Pop, Avantgarde und Kammermusik. „Sleepwalkers“ zieht eine Zwischenbilanz der vergangenen Arbeitsdekade des britischen Eigenbrötlers mit der sonoren Stimme, versammelt Trauriges und Nachdenkliches, Verschrobenes und Verschmitztes auf einem Album. Dabei wird mehr noch als früher deutlich, dass Sylvian, der in den Neunzigern bereits erfolgreich die Wende vom Wave-Veteran zum Soundund Arrangement-Visionär vollzogen hatte, seiner Ära vieles voraus hat. Denn die vierzehn Lieder sind Kammerspiele in einem umfassenden Sinn. Sounds und Sprachgebäude greifen ineinander, mal mit einem Hauch von Industrial, mal fragil, mal in einen raffinierten Kosmos der dezenten Beats eingepasst. Freunde von Ryuichi Sakamoto und Burnt Friedman bis hin zu dem Kollektiv um das norwegische PunktFestival helfen ihm, dass aus den Liedern dunkel schillernde Kunstwerke einer eigenständigen Klangästhetik werden. Ralf Dombrowski Wissenswert: David Sylvian star tete seine Karriere in den 1970er als Sänger der Wave-Pop-Band Japan.
Kl a ssik
Leif Ove Andsnes „Rachmaninow: Klavierkonzerte Nr. 3 & 4“ EMI Classics (VÖ 29.10) „Never change a winning team“ – nach diesem Prinzip sind Pianist Leif Ove Andsnes und Dirigent Antonio Pappano wieder ins Studio gegangen, um nach der preisgekrönten Einspielung der ersten zwei Klavierkonzerte von Serge Rachmaninow die beiden übrigen aufzunehmen. Statt der Berliner Philharmoniker war zwar nun das London Symphony Orchestra dabei. Die Wahl hat sich jedoch ausgezahlt. Denn an Klangintensität und orchestraler Schlagkraft ergänzt man sich ideal mit dem Norweger Leif Ove Andsnes, der selbst im berühmten 3. Klavierkonzert nicht einfach alles auf eine Virtuosenkarte setzt. Selten hat man das Wechselbad aus Melancholie und Ekstase so zwingend hintergründig erlebt. Und selbst dem 4. Klavierkonzert treibt man den verlockenden Hollywood-Kitsch aus. Kalt lässt einen dieser Rachmaninow nicht. Eher im Gegenteil. Reinhard Lemelle Besonderheit: Andsnes/Pappano beschließen die Gesamtaufnahme aller Klavierkonzerte Rachmaninows Downloadtipp: „Intermezzo: Allegro“ (3. Klavierkonzert)
Ian Bostridge „Three Baroque Tenors“ EMI Classics In der Blütezeit der Barock-Oper brachten nicht nur Kastraten wie Farinelli das Publikum zur Raserei. Auch eine Stimmlage tiefer gab es solche Superstars, die
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mit virtuosen Skalen und Trillern brillierten. Drei von ihnen erweist der englische Tenor Ian Bostridge seine Reverenz. John Beard, Francesco Borosini und Annibale Pio Frabri hießen die Tenöre, die an europäischen Opernhäusern für Furore sorgten. Mit Arien, die ihnen von Händel, Vivaldi & Co. auf die leistungsstarken Stimmbänder komponiert wurden. 15 solcher perlenden wie expressiv sanften Arien hat Bostridge ausgewählt. Und zusammen mit den rhythmisch prägnant aufspielenden Musikern des English ConcertEnsemble fühlt sich Bostridge erstklassig in die Kunst des Tenor-Dreigestirns ein. Eigentlich müsste das Album heißen: „The Fab Four Baroque Tenors“. Reinhard Lemelle Besonderheit: Unter den Arien finden sich sechs Weltersteinspielungen u.a. von Händel und Scarlatti. Downloadtipp: „La tiranna e avversa sorte” (Vivaldi)
Concerto Köln „Bach: Die vier Orchester suiten“ Berlin Classics/Edel (VÖ 29.10.)
Wenn eine auch schon 25-jährige Stimme der historischen Aufführungspraxis nichts an Frische, Wendigkeit und Virtuosität eingebüsst hat, dann ist es die vom Concerto Köln. 1985 wurde das Ensemble gegründet und bewies sofort, mit welcher Verve man die genau studierten Partituren alter Meister wiederbeleben kann. 2010 feiert Concerto Köln sein 25-jähriges Bestehen. Und das begeht man auch mit einer Neuaufnahme der vier Orchestersuiten von Johann Sebastian Bach. Natürlich hat jeder schon mal die Hits wie die „Air“ oder die „Badinerie“ gehört. Aber wann hat man in
letzter Zeit überhaupt alle vier, barocken Tanz-Sammlungen so unverbraucht schwungvoll und voller Esprit geboten bekommen? Glückwunsch! Guido Fischer Besonderheit: Seit einem Vierteljahrhundert spielt das Concerto Köln ohne Dirigenten! Downloadtipp: „Ouverture“ (Orchestersuite Nr. 1)
andere Frau“: ein absoluter Hörgenuss für Cineasten und Filmmusikliebhaber. Raoul Gulbenkian Klingt ähnlich: John Williams, John Barry
Janine Jansen „Beau soir“ Enjott Schneider „Filmmusik“ Bavaria Sonor/RTD
Sein Name ist in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt, dabei ist er einer der ganz Großen des deutschen Nachkriegs-Film- und Musikschaffens: Enjott Schneider, Schöpfer der Filmmusiken zu Kinoklassikern wie „Schlafes Bruder“ und „Herbstmilch“, zugleich einer der vielseitigsten zeitgenössischen Komponisten mit u. a. sieben Opern, zahlreichen Orchester- und Kammermusikwerken, wurde für seine SoundtrackArbeiten international vielfach ausgezeichnet – u.a. mit einem Emmy Award und der Fipa d’or für die „beste europäische Filmmusik“. Enjott Schneiders Musik berauscht auch ohne die Filmbilder: Neben großer kompositorischer Eleganz ist sie durch ihren besonders bildhaften Ausdruck und unmittelbare Emotionalität gekennzeichnet – Schneider ist ein großer Melodienschöpfer, aber auch Meister der farben- und nuancenreichen Instrumentierung. Der emsige Düsseldorfer schuf über die Jahrzehnte etwa 500 Filmmusiken – die schönsten sind nun auf der vorliegenden Doppel-CD versammelt - darunter die Soundtracks zu den großen Joseph-Vilsmaier-Filmen „Herbstmilch“, „Rama Dama“ und „Stalingrad“, aber auch Bernd Eichingers „Das Mädchen Rosemarie“ oder Margarethe von Trottas „Die
Decca/Universal Ein frecher Blues und subtile Klangfarbenprismen, funkelnde Brillanz und magisch ins Halbdunkel eingetauchte Melodien – das ist der Bogen, den die niederländische Star-Geigerin Janine Jansen auf ihrem ganz frankophil aufgestellten Album „Beau soir“ schlägt. Mit Repertoire-Klassikern wie den Violin-Sonaten von Claude Debussy und Maurice Ravel. Aber auch mit so manch Raritäten aus dem frühen 20. Jahrhundert sowie Neukompositionen des Schweizers Richard Dubugnon. Passend zu den stimmungsvollen Abend- und NachtStücken von Debussy und Gabriel Fauré beschwört Dubugnon da im Stile der Altmeister etwa den Gott des Schlafes. Janine Jansen spielt auch diese Piècen mit solchem Zauber, dass man hellwach bleibt. Guido Fischer O-Ton der Künstlerin: „Ich finde Debussys Musik so spontan, besonders seine Violinsonate.“ Downloadtipp: Messiaens „Thème et Variations“
Jonas Kaufmann „Verismo-Arien” Decca/Universal Mit seinen 41 Jahren ist Tenor Jonas Kaufmann auf dem Opernpar-
kett natürlich kein Novize, kann er von Mozart bis Wagner alles singen. Aber erst in letzter Zeit ist der Münchner auch in der breiten Öffentlichkeit durchgestartet. Als begehrter Gesprächspartner von Glamour-Magazinen und in Talkshows. Jetzt hat dieser Allrounder mit Dirigent Antonio Pappano ein Potpourri an Arien aufgenommen, in denen das große Herz-Schmerz-Gefühl mit sattem Melos besungen wird. Natürlich kann man die unvergleichlichen Verismo-Schlager von Leoncavallo, Cilea & Co. mit reichlich Vokal-Sirup versüßen. Kaufmann widersteht dieser Versuchung, er bietet hingegen eine mitreißend elektrisierende Dramatik, bei der die Emotionswallungen sinnlich, sehnsuchtsvoll und vor allem seelentief daherkommen. Guido Fischer O-Ton des Künstlers: „Die enthusiastischste, die ekstatischste Musik ist die des Verismo.“ Downloadtipp: „L’anima ho stance“
Magdalena Kožená „Lettere amorose“ DG/Universal Wenn das barocke Herz vor Liebe und Kummer zu pochen anfing, hörten italienische Großmeister wie Claudio Monterverdi nicht nur aufmerksam hin. Sie komponierten dann aufregend schöne Arien, die dem Hörer mitten ins Herz gehen! Ein ganzes Album solcher klingenden „Liebesbriefe“ aus dem 17. Jahrhundert hat die Mezzo-Sopranistin Magdalena Kožená jetzt mit dem exzellenten Alte Musik-Ensemble Private Musicke eingespielt. Und ob Frau Kožená nun mal strahlend, oder mal mit dunklem Melos sich einfühlt in die intimen Vokal-Welten von solchen Edel-Maestri wie Guilio Caccini – man hält einfach den Atem an. So unmittelbar mo-
dern wirkt dieses verführerische Seelen-Zittern. Zwischendurch tritt man mit Lautenstücken den Beweis an, welchen Jazz-Groove die Komponisten schon vor vier Jahrhunderten im Blut hatten. Guido Fischer Privates: Magdalena Kožená ist mit dem Chedirigenten der Berliner Philharmoniker Simon Rattle verheiratet. Downloadtipp: „Odi, Euterpe, il docle canto“
Alice Sara Ott „Tschaikowsky & Liszt: Klavierkonzerte Nr. 1“ DG/Universal Unter fingerbrechenden Klavierwerken macht es die erst 22-jährige Pianistin Alice Sara Ott offenbar prinzipiell nicht. Doch wie schon bei ihren erfolgreichen ersten CDs mit Liszt-Etüden und Chopin-Walzern ist sie nun auch bei ihrer ersten Konzerteinspielung kein hypervirtuoses Glamour-Girl. Bei Tschaikowskys berühmtem b-Moll-Konzert und Liszts nicht weniger brillantem Es-Dur-Konzert ist sie absolut Herrin ihrer Sinne und sagenhaft funktionierenden Hände. Mehr aber als im vielleicht allzu abgeklärt angegangenen Konzert des Russen findet Ott bei Liszt die richtige Balance zwischen Nachdenklichem und Kühnem, zwischen Rhapsodischem und gestochen scharfer Akkord-Wucht. Und die Münchner Philharmoniker unter Dirigent Thomas Hengelbrock sind gerade da gleichwertige Sparringspartner. Reinhard Lemelle Besonderheit: Alice Sara Ott hat Liszts Konzert schon mit 14 Jahren und Tschaikowskys mit 17 Jahren gespielt. Downloadtipp: „Allegro marziale animato – Presto“ (Liszt)
Michael Sturminger „The Infernal Comedy“ NCA/Harmonia Mundi Eine Oper von der Stange ist „The Infernal Comedy“ nun wirklich nicht. Auch wenn es darin – wie schon zu Verdis Zeiten – um einen Serienkiller geht und selbst zwei Sopranistinnen neben einem lupenreinen Barockorchester zu hören sind. Denn die Geschichte um den österreichischen Psychopathen und Frauenmörder Jack Unterweger ist schließlich nicht erfunden. Außerdem holten sich Autor Michael Sturminger und Dirigent Martin Häselböck einen Erzähler ins MusiktheaterTeam, der schauerlich tief in die Abgründe des Bösen und Brutalen blickt: Hollywood-Kultmime John Malkovich schlüpft da in die Rolle Unterwegers – und lässt zu ausgewählten Arien und Instrumentalstücken von Mozart, Gluck und Haydn das Blut gefrieren. Guido Fischer O-Ton von Michael Struminger: „Für John Malkovich zu schreiben und mit ihm zu arbeiten, empfinde ich als Glücksfall, wie man ihn nicht oft erlebt!“
Nikolai Tokarev „Tschaikowsky & Rachmaninow: Klavierkonzerte Nr. 1“ Sony Classical Bei den Klavierkonzerten Nr. 1 von Peter Tschaikowsky und Serge Rachmaninow klingelt es natürlich sofort in den Ohren! Denn mit ihnen haben Tastengiganten wie Vladimir Horowitz und Sviatoslav Richter Interpretationsgeschichte geschrieben. Jetzt hat sich ihr rus-
sischer Kollege Nikolai Tokarev an diese pianistischen Evergreens herangewagt. Und mit seinen 27 Jahren spielt er sie wie ein ganz Großer! Seine technisch überragenden Möglichkeiten setzt er dabei nicht kraftmeierisch ein, sondern stellt sie in den Dienst der Tiefe und Lebendigkeit. Sein facettenreicher Ton ist purer Genuss. Mit Dirigent Vladimir Spivakov und der Russischen Nationalphilharmonie ist Tokarev ein Coup gelungen, bei dem es einem gewaltig in den Ohren klingelt. Reinhard Lemelle Downloadtipp: „Allegro non troppo e molto maestoso“ (Tschaikowsky)
Lars Vogt „Schumann: Fantasie; Liszt: Klaviersonate“ Berlin Classics/Edel Robert Schumanns Fantasie op. 17 und Franz Liszts Sonate h-Moll sind nicht nur zwei Kolosse der romantischen Klavierliteratur. Der eine widmete dem anderen sein Werk. Und in beiden Stücken geht es abenteuerlich leidenschaftlich, heftig erregt und spieltechnisch bis an den Rand des Ungeheuerlichen zu. Da muss man Nerven und Finger wie Drahtseile haben, um das Erzählerische und kompositorisch Kühne halbwegs vermitteln zu können. Der deutsche Meisterpianist Lars Vogt kennt sich aber als Spezialist fürs 19. Jahrhundert mit solchen Herausforderungen aus. Weshalb er mit einem Höchstmaß an Emphase, Hingabe und Souveränität diese Klavier-Universen erkundet und zum Sprechen bringt. Vogt hat die Herausforderung gewagt – und gewonnen! Guido Fischer Lars Vogt über die Werke: „Es sind schon zwei der absoluten ’Matterhörner’ der beiden Komponisten.“
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ja zz & world
Frank Chastenier „Songs I’ve Always Loved“ Emarcy/Universal
[Piano-Jazz] Frank Chastenier ist einer der heimlichen Großen in der deutschen Jazz-, ach was: Musik-Szene. Der hauptberufliche Pianist der WDR-Bigband und auch ständige Begleiter von Assen wie Till Brönner und Maceo Parker, hat unzählige aufstrebende Talente, aber auch schon Weltstars wie Curtis Stigers, Patti Austin oder Diane Schuur live oder im Studio mit seinem tiefgründigen Klavierspiel unterstützt. Für sein zweites Soloalbum wählte Chastenier einen radikal persönlichen Ansatz: Er interpretiert hier Stücke, die ihm in unterschiedlichen Abschnitten seines Lebens viel bedeuteten, unabhängig von ihrer stilistischen Herkunft. Da ist dann auch die Operettenmelodie „Dein ist mein ganzes Herz“ dabei, die ihm als kleinem Jungen das Herz aufgehen ließ. Das Herz kann hier auch dem Hörer aufgehen, denn „Songs I’ve Always Loved“ ist ein Paradies der Gelassenheit geworden: Im traumwandlerisch aufeinander eingespielten Trio mit Bassist John Goldby und Drummer Hans Dekker geht Chastenier Songs wie „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“, „But Beautiful“ oder „Ella, Elle L’a“ mit maximalem Gefühl, aber ohne jede showmäßige Zurschaustellung von Virtuosität an. Hier zählt wirklich jeder Ton, die Tracks atmen eine warme, entspannte, zurückhaltend liebevolle Atmosphäre. Chastenier lässt seine Läufe mal funky, mal lyrisch, fast immer mit subtiler Blues-Unterfütterung und lässiger Meisterschaft dahin perlen. Ein stilles Juwel. Christian Stolberg Klingt ähnlich: Tord Gustavsen
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AfroCubism AfroCubism (World Circuit/Indigo)
[Latin-Jazz] Kurios: Da erfährt man im Beipackzettel, dass die Aufnahmen des „Buena Vista Social Club“ eigentlich ein Versehen waren, weil es einige afrikanische Musiker Mitte der Neunziger nicht bis Havanna geschafft hatten und die alten Herren ergo alleine auskommen mussten. „AfroCubism“ soll das nun nachholen, mit Stars des afrikanischen Edel-Folk wie Toumani Diabaté und Bassekou Kouyaté auf der einen und Kollegen wie Eliades Ochoa und der Grupo Patria auf der andere Seite. Produzent Nick Gold setzt dabei auf das Muster: Bring möglichst viele Autoritäten zusammen und hoffe darauf, dass sich der Effekt des Echten potenziert. So wirklich aber funktioniert das nicht, „AfroCubism“ ist zwar ein raffiniert folkmythisches Album, das viel Dschungel im Kopf der Hörer imaginiert, von vielem jedoch nur ein bisschen bringt. Die Musiker spielen brav an den Klischees entlang, wagen aber nicht, ihr jeweiliges Idiom hinter sich zu lassen. Ralf Dombrowski Finger weg, wer anderes als EdelEthno erwartet. Downloadtipp: „Nima Diyala“
Charlie Haden Quartet West „Sophisticated Ladies” Verve/Universal
[Mainstream-Jazz] In der Brust des Charlie Haden schlagen zwei Herzen: Einerseits war der Bassist stets einer der Vorkämpfer
der Moderne, ob als Mitglied von Ornette Colemans frühen Gruppen oder mit seinem Liberation Music Orchestra. Andererseits hat er auch immer die Jazztradition liebevoll gepflegt. In der Luxusvariante tut er dies seit über 20 Jahren mit seinem Quartet West. Dessen Sound wird wesentlich geprägt von dem Saxophonisten Ernie Watts, der technische Brillanz mit einem seelenvollen, seidig schillernden Ton verbindet. „Sophisticated Ladies“ ist eine Kollektion klassischer Jazzballaden, bei denen Watts’ Tenor in sechs Fällen prominente Sängerinnen wie in intimen Zwiegesprächen gegenüberstehen: Melody Gardot, Norah Jones, Cassandra Wilson, Ruth Cameron, Renée Fleming und Diana Krall – Nostalgie als sinnliches Vergnügen. Christian Stolberg Passt zu: Romantischen CandleDinners mit erlesenem Rotwein
Elaine Elias „Plays Live“ Blue Note/EMI [Modern Jazz] Die aus Sao Paulo stammende, aber seit vielen Jahren in New York lebende Pianistin, Sängerin und Komponistin Elaine Elias ist in der US-Jazzszene längst so etabliert, dass sie als quasi schon als „nordamerikanische“ Künstlerin wahrgenommen wird – obwohl sie immer wieder das Erbe ihrer Heimat in ihrer Musik aufgegriffen und sich u.a. einen Namen als herausragende Interpretin der Musik von Antonio Carlos Jobim gemacht hat. Ihr zwanzigstes Album für Blue Note ist ein aus komplizierten vertraglichen Gründen erst jetzt veröffentlichter Mitschnitt eines Konzerts in Amsterdam 2002, bei dem sie nicht sang. Im Trio mit Ehemann Marc Johnson (Bass) und Joey Baron (Drums) erweist sich
Elias hier als beherzt und modern groovende, unterschiedlichste Stilistiken von Blues und Funk über Brasilianisches bis zum Bop mühelos integrierende Pianistin. In Elias‘ Eigenkomposition „Bowin‘ To Bud“ entfachen die Drei ein wahres Groove-Feuerwerk. Christian Stolberg Klingt ähnlich: Diana Krall
Enders Room „Zen Tauri“ Material Records/Harmonia Mundi
[Nu Jazz] Hier setzt sich einer seit acht Jahren immer mal wieder und mit großer Überzeugung zwischen alle Stühle: Johannes Enders, einer der besten europäischen Jazzsaxophonisten, regelmäßiger Spielgefährte der IndieClique um The Notwist und mittlerweile auch noch Professor für Saxophon in Leipzig, sucht sich auf den Alben seines HeimstudioProjekts Enders Room ganz eigene Klangwelten zwischen Jazz, Elektro und Indie. Komfortable Genre-Klischees und modische Grooves sind hier nicht gefragt – in den zehn eher introvertierten Tracks geht es ganz um den individuellen, positiv eigenbrötlerischen Ausdruck. Der Weilheimer ist ein Klangerfinder von hohen Graden – schon im Opening Track „Cassini“ vermischen sich mitunter die Sounds von Tastenund Blasinstrumenten ganz unmerklich, im weiteren Fortgang wird der Hörer immer wieder in Labyrinthe aus sich ineinander verschlingenden Klangspuren gelockt. Vor allem aber ist Enders ein Meister darin, teils elektronische Arrangements organisch und warm klingen zu lassen. Christian Stolberg Info: Johannes Enders ist u.a. auch Mitglied im Tied & Tickled Trio
Anne Sofie von Otter & Brad Mehldau „Love Songs“ Naïve/Indigo [Vocal-Jazz] Wenn das kein Gipfeltreffen der außergewöhnlichen Art ist: Die schwedische StarMezzosopranistin Anne Sofie von Otter trifft auf den amerikanischen Jazz-Piano-Lyriker Brad Mehldau! Andererseits sind sie sich musikalisch näher als man denkt. Während Otter zwischen Barock und Mahler immer mal wieder auch mit Elvis Costello geflirtet hat, fühlt sich Mehldau der Tradition eines Schubert und Schumann eng verbunden. Und etwas von der romantischen Empfindsamkeit hat Mehldau in dem für Otter komponierten JazzZyklus „Love Songs“ eingegossen. So taucht man mit diesen Beiden in eine wundersam elegische und magisch intime Mischung aus Kunst-Lied und Jazz-Standard ein – die auf der zweiten CD ihre facettenreiche Fortsetzung findet. Mit Chansons von Jacques Brel und Leo Ferré, mit Joni Mitchells „Marcie“ und „Blackbird“ von den Beatles. Das schreit nach Zugabe! Guido Fischer O-Ton von Brad Mehldau: „Wir beide sind musikalische Vielfraße und Allesfresser.“ Downloadtipp: „Some Other Time“ (Leonard Bernstein)
Benjamin Schaefer Beneath The Surface (Enja/Edel Kultur)
[Piano-Jazz] Schön, dass sich mancher Musiker Zeit lässt, Ideen zu entwickeln. Während andere Youngsters mit Ende Zwanzig
schon haufenweise Alben vorgelegt haben, wartet der Pianist Benjamin Schaefer lieber, bis er das Gefühl hat, dass eine Aufnahme wirklich ausgereift ist. „Beneath The Surface“ ist seit 2004 das dritte Album im Trio und man hört der Band mit dem Bassisten Robert Landfermann und dem Drummer Marcus Rieck an, dass die Musiker aneinander gereift sind. Stilistisch noch am ehesten mit der postromantischen Moderne eines Fred Hersch vergleichbar, entwickelt Schaefer in eigenen Kompositionen Geschichten, die in ihren Wendungen überraschen. Da gibt es lyrisch feine und eloquente Passagen mit einem Hauch von Noblesse, da werden Räume für kammerjazzige Hörassoziationen geöffnet, ohne sich in der Abstraktion zu verlieren. Stellenweise durch Gäste ergänzt, entsteht auf diese Weise Musik, die tatsächlich ein wenig unter die Haut geht, nicht aufdringlich, aber geschmackvoll genug, um hinhören zu lassen. Ralf Dombrowski Passt zu: guten Hifi-Anlagen und der Stunde zwischendurch.
Esperanza Spalding „Chamber Music Society“ Heads Up/in-akustik [Kammer-Jazz] Die 25jährige Sängerin und Bassistin Esperanza Spalding hat im vergangenen Jahr einen kometenhaften Aufstieg in der Jazzszene hingelegt, wird allenthalben als Ausnahmetalent gefeiert. Doch die rassige Schönheit aus Oregon hat nicht nur Talent, sondern auch eine vorzügliche Ausbildung im Marschgepäck – so fungierte sie bereits im Teenageralter als Konzertmeisterin im heimischen Kammermusikverein. Diese Vergangenheit nutzt sie nun für ihr neues Album, in dem sie die Welt der Kammermusik
und des Jazz zusammenzubringen versucht: Mit dem Bassisten Leon Genovese und der feurigen Schlagzeugerin Terry Lyne Carrington lotet sie in elf teils sperrigen, teils temperamentvollen Stücken die Möglichkeiten aus, die im kammermusikalischen Ansatz für den Jazz liegen, setzt dabei sowohl ihr Können am Cello als auch ihr Talent für den Scatgesang clever ein, spielt mit Latin-Rhythmen – das ist oft aufregend, gelegentlich aber ob seiner unverhohlenen „Cleverness“ aber auch etwas anstrengend. Raoul Gulbenkian Hintergrund: „Chamber Music Society“ ist das bisher dritte Album von Esperanza Spalding
Lobi Traoré Rainy Season Blues Glitterhouse [Mali-Blues] Der Blues, wurde Ali Farka Touré sein Leben lang nicht müde zu betonen, käme eigentlich aus Afrika. Irgendwann haben ihm die Musikethnologen Recht gegeben, auch wenn es für die nordamerikanische Mythenbildung nur schwer verdaulich war, eines der Monumente der eigenen Kultur mit anderen zu teilen. Hört man das Album „Rainy Season Blues“ des 2010 verstorbenen Sängers und Gitarristen Lobi Traoré aus Mali, wird klar, dass es gar nicht anderes gewesen sein kann. Obwohl hierzulande kaum jemand ein Wort der Lyrics auf Bambara verstehen dürfte, teilt sich die Botschaft unmittelbar mit. Hier preist einer auf ruppige, eruptive Weise die Schöpfung, klagt an und jubiliert, ein Mann und seine Gitarre, spontan und übrigens auch ohne Schnickschnack wie ein Skizzenbuch aufgenommen. Diese Geschichten künden von Persönlichkeit und einer Botschaft, die sich jenseits der Sprachen über die Mu-
sik transportiert: Menschen, seid glücklich, demütig! Ihr könnt nie wissen, wie lange euer Leben dauert! Ralf Dombrowski Ähnlich wie: Ali Farka Touré, Boubacar Traoré Downloadtipp: „Melodie de Bambara Blues“
V.A. (3CDs) World Music Instruments – Magic Clarinet Noethno/Galileo [Worldmusic] Eine Box wie „Magic Clarinet“ ist erstens mutig und zweitens sehr, sehr viel Arbeit. Denn im Unterschied zu so manchem Leichtgewicht im Compilation-Regal hat die Sammlung den Anspruch, dem Instrument trotz begrenztem Platz möglichst umfassend gerecht zu werden. Dementsprechend unterschiedlich sind die Künstler und Qualitäten der Aufnahmen. Da gibt es historische Folklore aus Martinique neben Klarinetten-Samba, Mozart neben Klezmer, Swing neben Avantgarde. Benny Goodman trifft auf Sabine Meyer, Paquito D‘Rivera auf Giora Feidman, Sükrü Tunar auf das Münchner Bassetthorntrio. Verblüffend ist die Stimmigkeit, mit der die Musik der zwei CDs trotz großer Unterschiede ineinander greift. Das liegt an der umsichtigen Zusammenstellung, die durch ein 100seitiges, ausführlich kommentierendes Booklet und den Mitschnitt eines All-Star-Klarinetten-Konzerts von 2001 auf einer BonusCD ergänzt wird. Da es dem Team von Noehtno bei der Konzeption nicht um Gefälligkeit, sondern um Inhalt ging, ist auf diese Weise ein Studienobjekt entstanden, das die Magie im Titel völlig zurecht trägt. Grundlegend. Ralf Dombrowski Unerlässlich für Neugierige und Klangsucher.
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schatzkiste
Mindgames Forever Am 9. Oktober wäre John Lennon 70 geworden – Anlass für umfangreiche Veröffentlichungen inkl. einer spektakulären Box und neuer Best-Of-Sammlungen. Eine solche Veröffentlichungsoffensive hat es für einen Solokünslter noch nicht oft gegeben: Anlässlich von John Lennons 70. Geburtstag veröffentlichte die Plattenfirma EMI in Zusammenarbeit mit Johns Witwe Yoko Ono alle acht klassischen Solo-Alben des Ex-Beatle neu: „Plastic Ono Band“ (1970), „Imagine“ (1971), „Some Time In New York City“ (1972), „Mind Games“ (1973), „Walls And Bridges“ (1974), „Rock ’n’ Roll“ (1975), „Double Fantasy“ (1980) und das erst posthum erschienene „Milk And Honey (1984)“.Die Alben sind von Yoko Ono und einem ganzen Team von Toningenieuren unter der Leitung von Allan Rouse in den Londoner Abbey Road Studios und von George Marino in den Avatar Studios in New York remastert worden. Sämtliche remasterten Titel sind in Digipacks mit Reproduktionen des Original-Albumartworks und Booklets mit Fotos und neuen Linernotes des britischen Musikjournalisten Paul Du Noyer erhältlich. Interessant: Lennons 1980er Comeback-Album „Double Fantasy“ kommt in einer neu gemischten und von Yoko Ono und Jack Douglas produzierten ‚Stripped Down‘-Version heraus (beide hatten seinerzeit gemeinsam mit John Lennon den Original-Mix co-produziert). Diese Fassung ist außerdem in einer erweiterten 2CD- und Digital-Edition zusammen mit Lennons remastertem Original-Mix zu haben. Als neue Collections erscheinen: „Power To The People: The Hits”, eine Best Of-Compi-
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lation in zwei Editionen, einmal als 4CDBox mit nach Themen zusammengestellten CDs, einmal als 15-Track-Einzel-CD und Digital-Bundle sowie als „Experience Edition“ mit zusätzlichen Inhalten.
Sein gesamtes Solo schaffen ist endlich digital erhältlich: John Lennon in der Sicht eines kalifor nischen Künstlers
Dieses Versionen werden in Digipacks mit Booklets und einem neuen Linernote-Essay von Du Noyer veröffentlicht. Ein besonderes Juwel stellt die neue Deluxe11CD-Sammleredition „John Lennon Signature Box“ mit den remasterten Alben, Raritäten und nicht auf Alben erhältlichen Singles dar. Sämtliche remasterten Alben und Compilations werden auch als Downloads erhältlich sein. Yoko Ono ließ verlauten „Ich hoffe in diesem ganz besonderen Jahr, in dem John das Alter von 70 Jahren erreicht hätte, dass dieses Reissue-Projekt dazu beiträgt, seine unglaubliche Musik einem neuen Publikum nahe zu bringen. Gleichzeitig wünsche ich mir durch das Remastering dieser 121 Songs, dass auch all jene, die Johns Werk bereits kennen, neue Inspirationen aus seiner einzigartigen Begabung als Songwriter, Musiker und Sänger sowie Wortführer zur Situation der Menschheit ziehen werden.“ (CST) Info:„ SONO-Abonnenten finden im Sonderteil SONO PLUS eine 12seitige Lennon-Retrospektive
David Bowie „Station To Station“ EMI Dass David Bowie bis Anfang der 80er als „Chamäleon“ galt, als Star, der für jedes Album ein neues Gesicht und Image auflegte und total verinnerlichte/verkörperte, lag vor allem an diesem Album, mit dem er 1976 endlich ganz aus dem Schatten seiner übermächtigen Bühnenfigur Ziggy Stardust (und ihrer Variationen aus der „Aladdin Sane“- und „Diamond Dogs“-Phase) trat und den „Plastik-Soul“ von „Young Americans“ mit großen Portionen Kraut-Motorik, kühler Balladerie, undurchdringlichen Textsymbolizismen und einer gefährlich changierenden Mixtur aus Heroin-Chic sowie Flirts mit Faschismus und Okkultismus in Europa verwurzelte. Der „Thin White Duke“ aus dem epischen Titelsong, Bowies neue „Rolle“, war ein Bastard aus dem Alien, den Bowie in Nicolas Roegs „The Man Who Fell To Earth“ spielte (siehe Cover) – und Bowie selbst, der sich zu jener Zeit derart exzessiv mit Kokain vollpumpte, dass er später eingestand, sich an die Aufnahme des Albums nicht zu erinnern. Das taten dafür die Welt – es gilt als Quelle und Modell für die folgende „Berlin-Trilogie“ und wurde eines der erfolgreichsten Bowie-Alben überhaupt – und die Epigonen von Ultravox! und Magazine bis Gary Numan und Joy Division, bis hinein in optische Details. Zur Neuauflage gibt es ein komplettes Konzert im Nassau Coliseum 1976 und (in der „Deluxe-Edition“) eine regelrechte Wunderkiste mit fünf CDs, DVD, drei Vinylalben, Buch und jeder Menge Replica-Klimbim, aber das Faszinierende an „Station To Station“ ist und bleibt, wie aktuell, zugleich futuristisch und fern jeder Zeit die sechs Tracks bis heute wirken – auch die schwächeren (wie „TVC15“), erst recht die starken, vor allem das überirdische JohnnyMathis/Nina-Simone-Cover „Wild Is The Wind“. (MSA) Wissenswert: „The Return Of The Thin White Duke“ war der Arbeitstitel einer Autobiographie, die David Bowie 1975 zu schreiben begann.
Miles Davis „Bitches Brew“
Illustration: Chis
Columbia Lecy /Sony Music. Als eine der Initialzündungen des Jazzrock gilt das im August 1969 in New York entstandene Album „Bitches Brew“ von Miles Davis. Schon der Produktionsprozess war damals völlig ungewöhnlich: Aus stundenlangen Gruppenimprovisationen hatten Miles und sein Produzent Teo Macero mit radikalen Schnitten das aufgenommene Material teils komplett auseinandergenommen und wieder neu zusammengesetzt, so ein dichtes, heftig blubberndes Hexengebräu destilliert. Die ungewöhnliche Bandbesetzung mit u.a.zwei Schlagzeugern und bis zu drei E-
Pianos tat ihr Übriges. Die komplexe Musik war auch kommerziell erfolgreich: „Bitches Brew“ wurde Davis‘ erste Gold-LP. (RGU) Wiederveröffentlicht: „Bitches Brew“ ist als „Legacy Edition“ (zwei CDs+ DVD) und als „Deluxe Edition“ (drei CDs + DVD +zwei LPs) erhältlich.
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mediamix
Der Andrang zu den Sullivan-Shows mit den Fab Four übertraf alle Erwartungen der TV-Produzenten – aber nicht die der Band!
DVD: Diverse „The Four Complete Ed Sullivan Shows Starring The Beatles“ universal music. Wir genossen bis Mitte der 80er Schonzeit in Sachen werbefinanziertes Fernsehen. In den USA war man da schon seit Jahrzehnten TV-werbegestählt, was dem europäischen Betrachter spätestens mit dieser DVD bewusst wird: Man erlebt, wie die Beatles 1964 ihr sagenumwobenes Live-Debüt im US-Fernsehen gaben, seinerzeit verfolgt von 70 Millionen TV-Konsumenten – wobei das letzte Wort den Nagel auf den
Kopf trifft. Denn zwischen den Ansagen des hölzernen Show-Patriarchen Sullivan, zwischen Beat, Varieté und Musical-Exzerpten darf man die Vorzüge der „Aeroshave“-Rasiercreme bewundern und kapituliert irgendwann vor der Behauptung, dass „Lipton Tea“ die perfekte Erfrischung sei. Die Doppel-DVD trägt ihren Namen also zu recht: Die Shows sind komplett, Werbung inklusive, was auch seine Vorteile hat. Denn angesichts dieser braven, oft unfreiwillig komischen Nachkriegsunterhaltung kann man ermessen, wie frisch und anders die Beatles damals wirkten. Die spielten ihre Hits, charmierten mit Liverpooler Dialekt und das
BUCH: Luke Haines „Bad Vibes“ Heyne Im großen Britpop-Reigen der mittleren 90er tanzte Luke Haines mit den Auteurs in dritter Reihe – man könnte also Häme vermuten, wenn er seiner Chronik der Jahre 1986 bis 1997 den Untertitel „Britpop und der ganze Scheiß“ gibt. Und tatsächlich kann man das Buch aufschlagen, wo man will, man kommt kaum herum um eine Schimpfkanonade, um Bosheit, beißenden Sarkasmus und
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weibliche Publikum echauffierte sich angemessen lautstark. Ganz Amerika lag ihnen danach zu Füssen, nur Ed Sullivan selbst hat offenbar nie begriffen, welches künstlerische Format seine jungen englischen Gäste tatsächlich hatten. Ein Zeitdokument, in der Neuauflage ergänzt um Untertitel und Bonus-Takes. (USB)
echten Zorn. Zum Glück aber ist Haines nicht nur Zyniker, Großpolemiker und intellektueller Renegat (eine Art Zwischending aus Mark E. Smith und Morrissey), sondern wirklich klug und vor allem witzig, das macht sein Buch auch für den, der The Verve („jämmerliche Trottel“), Damon Albarn („kleiner Scheißer“), Elastica („ekelhafte Medienkarrieristen“), Radiohead („Heavyrockband mit Horrorperücken“) oder Oasis („totaler Scheiß, wie die Rutles“) etwas abgewinnen kann – vor allem aber ist
es eine grandiose, rücksichtslose und hinreißend beleidigte Abrechnung mit dem Musikgeschäft, nur leider mit dem Fleischwolf übersetzt und auf deutsch nur zähneknirschend lesbar, weshalb selbst Englischamateuren das Original empfohlen sei. (MSA) Provokateur: Sein erstes Soloprojekt nannte Luke Haines „Baader Meinhof“. Die deutsche Filiale seines Labels sah von einer Veröffentlichung des Albums ab …
FILM: „Sounds And Silence“ arsenal film – ab 28.10.
Ein eigentlich nicht zu bewältigendes Unterfangen haben sich die Filmemacher Peter Guyer und Norbert Wiedmer mit ihrem „musikalischen Roadmovie“ über den Musikproduzenten Manfred Eicher, Kopf und Gründer des Musiklabels ECM vorgenommen: Sie wollen dem Geheimnis hinter der Klangwelt und Ästhetik des Labels auf die Spur kommen. Und so haben sie Eicher, diesen rastlosen Sucher nach dem besonderen Klang auf seinen Reisen zu Produktionen mit Musikern und Komponisten wie Arvo Pärt, Eleni Karaindrou, Dino Saluzzi, Anouar Brahem, Gianluigi Trovesi, Marilyn Mazur, Nik Bärtsch, Kim Kashkashian und Jan Garbarek begleitet. Eleni Karaindrou, die griechische Komponistin, sagt im Film:„Dort, wo Manfred arbeitet, setzt er sich voll und ganz ein.Das ist das Wesen der Leidenschaft. Er gibt sich dem Moment hin und gehört dann voll und ganz dem jeweiligen Künstler.“ Genau das wollen die Schweizer illustrieren. Und so zeigen sie Eicher bei Konzerten, in Aufnahmestudios, kurz auch am Schreibtisch seines Labelbüros in Gräfelfing bei München, und an
Mit seinem langjährigen Partner, dem Komponisten Arvo Pärt, arbeitete Eicher in einer estnischen Kirche
Rastlos auf der Suche nach dem besonderen Sound: Manfred Eicher
Wegrändern mit den Musikern. Dabei versuchen Guyer und Wiedmer den besonderen Charakter des asketisch wirkenden Produzenten, aber auch seiner Beziehungen zu seinen Künstlern vornehmlich auf dem Weg der stillen Beobachtung einzufangen. Interviews finden zwar statt, spielen aber eine Nebenrolle. Eine Form der Annäherung, die sich für ein Label wie ECM mit seiner feinnervigen Musik fast zwingend aufdrängt, aber im Ertrag ihre Grenzen hat. Man ist durchaus beeindruckt von den Musikausschnitten, den Bildern, den Protagonisten und dem Spirit dieser musikalischen Glaubensgemeinschaft. All zuviel greifbares Neues erfährt man auf diesem Weg aber dann doch nicht – ob man aus den in vielen, teils durchaus Großaufnahmen gezeigten Gesichtern wirklich echte Rückschlüsse auf die komplexen musikalischen Emotionen dahinter zu ziehen vermag, bleibt letztlich eine Glaubenssache. (RGU)
DVD: Rolling Stones „Ladies & Gentlemen“ eagle vision/EDel Für Rolling-Stones-Fans, die sich am kürzlich erschienenen Landhaus-Exkurs „Stones In Exile“ über den legendären südfranzösischen Sommer der Band delektiert haben, ist „Ladies And Gentlemen“ ziemlicher sicher ein Pflichtprogramm: Dieser historische Konzertfilm ist nämlich quasi die natürliche Fortsetzung der „Exile“-Doku, denn die vier ihm zugrunde liegenden Shows in Texas fanden 1972 im Rahmen der „Exile On Main St.“-Tournee statt. Das heißt zunächst mal: Rhythm & Roll aus der musikalisch vielleicht besten Phase der Band, mit Pianist Nicky Hopkins und einer kleinen Bläsergruppe, mit einem elegant verkommenen Keith Richards, Schöngeist Mick Taylor an der Gitarre und einem gewohnt hyperaktiven Frontmann Mick Jagger. Die Stones spielen kraftvoll und solide, die Songauswahl spiegelt ihr Schaffen der frühen 70er Jahre durchaus angemessen wider, doch das ewige Dämmerlicht auf der Bühne (von der technischen Brillanz heutiger Lightshows war man noch weit entfernt) trübt den Genuss des Mitschnitts dann doch ein wenig. Ebenso nervt irgendwann die Tatsache, dass sich die Kamera von Herrn Jagger nur selten löst, der Rest der Gang spielt für die Bildregie ärgerlicherweise nur eine Nebenrolle (eine beliebte Krankheit von Konzertfilmen aus der damaligen Zeit). Schlagzeuger Charlie Watts und Bassist Bill Wyman werden gar sträflich vernachlässigt. Dafür gibt es in der Bonus-Sektion rare Aufnahmen von den Tourneeproben im schweizerischen Montreux und ein zeitgenössisches Interview mit – natürlich wieder einmal Mick Jagger. Dennoch – ein Zeitdokument mit Schwächen ist besser als gar keines. Seinerzeit war „Ladies And Gentleman – The Rolling Stones“ übrigens ein großes mediales Ereignis: Nach seiner Premiere im „Zigfield Theatre“ in New York 1974 wurde der Film übrigens in ausverkauften Kinos quer durch Amerika gezeigt. (USB)
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tourneen POP, Rock & co Alle Tourneedaten fortlaufend aktualisiert und mit genauen Ortsangaben finden Sie unter sonomagazin.de
A A-ha 21.10. Nürnberg 22.10. Leipzig 23.10. Rostock 25.10. Braunschweig 26.10. Mannheim 28.10. Hamburg 29.10. Berlin Arcade Fire 28.11. München 29.11. Düsseldorf
b Badly Drawn Boy 15.11. München 19.11. Köln 21.11. Berlin 22.11. Hamburg Carl Barat 1.10. Köln 1.11. Hamburg 2.11. Berlin Barclay James Harvest feat. Les Holroyd 10.12. Bamberg 11.12. Würzburg Ryan Bingham 08.11. München 9.11. Berlin 10.11. Köln Blood Red Shoes 14.11. Düsseldorf 15.11. Hannover 16.11. Rostock 17.11. Bremen 18.11. Leipzig 20.11. Dornbirn 23.11. Kufstein 24.11. Salzburg 25.11. Augsburg 26.11. Heidelburg 30.11. Nürnberg 1.12. Frankfurt 2.12. Saarbrücken 3.12. Bielefeld Michael Bolton 07.12. Düsseldorf 9.12. Nürnberg 11.12. Stuttgart 13.12. Dresden 15.12. Hamburg
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Boney M feat. Liz Mitchell 29.10. Feldkirchen Johnny Borrell 27.10. Berlin 28.10. Köln The BossHoss 3.12. Lüneburg 4.12. Mainz 9.12. Hamm 10.12. Dresden 11.12. Hannover 12.12. Düsseldorf 17.12. Bamberg 18.12. Karlsruhe 19.12. Oldenburg
c Caribou 8.11. München 14.11. Leipzig 15.11. Hamburg 16.11. Heidelberg 29.11. Köln 4.12. Wien 5.12. Frankfurt Anne Clark 10.11. Graz 11.11. Regensburg 12.11. Leipzig 13.11. Erfurt 14.11. Berlin 16.11. Magdeburg 17.11. Mainz 18.11. Marburg 20.11. Trier 23.11. Göttingen 29.11. Freiburg 30.11. Bonn 1.12. Bielefeld 2.12. Duisburg 3.12. Stuttgart CocoRosie 04.11. Köln 5.11. Frankfurt 6.11. Dresden 7.11. München Lloyd Cole 06.11. Hamburg 7.11. Köln 9.11. München 11.11. Reutlingen 12.11. Frankfurt 13.11. Bremen 14.11. Berlin Alice Cooper 04.11. Stuttgart 5.11. Kempten 6.11. München 8.11. Berlin 9.11. Leipzig 11.11. Frankfurt 12.11. Dortmund
13.11. Braunschweig 15.11. Bamberg The Coral 27.10. Köln 28.10. Berlin 31.10. München
d Deep Purple 13.11. Trier 14.11. Freiburg 16.11. Mannheim 18.11. Memmingen 19.11. München 20.11. Nürnberg 22.11. Berlin 23.11. Rostock 24.11. Braunschweig 26.11. Oldenburg 27.11. Hamburg 28.11. Essen 30.11. Stuttgart Joy Denalane 31.10. Basel 7.1. Hamburg 8.1. Berlin
Aura Dione 02.11. Hannover 3.11. Köln 4.11. Darmstadt 5.11. Leipzig 7.11. Dresden 8.11. München 9.11. Mannheim 11.11. Donaueschingen 14.11. Oldenburg 15.11. Hamburg 16.11. Berlin 17.11. Recklinghausen 19.11. Ludwigsburg 20.11. Zürich 21.11. Solothurn 23.11. Wien 24.11. Linz 26.11. Nürnberg 27.11. Bad Arolsen Dirk Darmstaedter & Bernd Begemann 21.10. Osnabrück 22.10. Göttingen 23.10. Hamburg 17.11. Magdeburg
Trans-Siberian Orchestra In einer Nacht im Frühling 1827 erlebt die Stadt Wien einen Gewittersturm. Beethoven ist erschöpft über seinem Klavier zusammengebrochen, vor ihm das soeben vollendete Manuskript seiner 10. S y m phonie. Es ist sein letztes und größtes Werk. Als die Glocke Mitternacht schlägt, erscheint Mephisto und fordert die Seele des Komponisten ein. Die Aussicht auf ewige Verdammnis entsetzt Beethoven, aber der Teufel macht ihm ein Angebot, und das Feilschen beginnt ... Damit fängt die Vorstellung des Trans-Siberian Orchestra (TSO) von „Beethoven’s Last Night“ an. TSO ist eine Mischung aus Progressive Rock und Orchestermusik mit Elementen des Theaters. Ein Spektakel für Rockfans, Opernfreunde, Broadway- und Klassikliebhaber! Mit dabei: Mitglieder der Progressive-Rock-Band Savatage. Tournee von 16.3. bis 24.3. www.modernewelt.de
The Dubliners 29.10. Bielefeld 30.10. Braunschweig 31.10. Bamberg 1.11. München 2.11. Stuttgart 3.11. Dormund 4.11. Duisburg 6.11. Beverungen 7.11. Kaiserslautern 25.11. Bremen 26.11. Hannover 27.11. Dresden 28.11. Halle 30.11. Frankfurt 2.12. Stade 3.12. Berlin 4.12. Hamburg
e EAV 30.11. Gera 1.12. Suhl 2.12. Zwickau 3.12. Erfurt 4.12. Bamberg 5.12. Heilbronn 6.12. Ulm 7.12. Friedrichshafen 8.12. Germering 9.12. Karlsruhe 10.12. Pratteln 11.12. Neustadt an der Weinstraße Element of Crime 02.2. Rostock 3.2. Münster 6.2. Freiburg 7.2. Feldkirch 8.2. Rottweil 9.2. Salzburg 10.2. Würzburg 11.2. Erfurt 12.2. Mannheim 14.2. Saarbrücken 15.2. Düsseldorf 16.2. Halle 17.2. Magdeburg 18.2. Hildesheim 19.2. Oldenburg
f Faithless 19.11. Hamburg 22.11. Ludwigsburg 23.11. Berlin 25.11. Düsseldorf Die Fantastischen Vier 09.11. Zürich 10.11. Mannheim 11.11. Bremen 13.11. Dresden 14.11. Karlsruhe 15.11. Kempten 16.11. Graz 18.11. Trier 20.11. Frankfurt 21.11. Oberhausen 22.11. Berlin 23.11. Hamburg 24.11. Köln
26.11. München 27.11. Nürnberg 28.11. Würzburg Foals 30.11. Berlin 1.12. Hamburg 6.12. Köln 7.12. München Robert Francis 10.11. Stuttgart 15.11. München 16.11. Frankfurt 18.11. Berlin 19.11. Hamburg 20.11. Köln
g Chris Gall Trio feat. Enik 22.10. Karlsruhe 5.2. Rostock David Garrett 26.10. Leipzig 27.10. Mannheim 31.10. Köln 1.11. Frankfurt 3.11. Berlin 4.11. Hamburg 6.11. Düsseldorf 7.11. Stuttgart 8.11. Zwickau 10.11. Leipzig 11.11. Rostock 12.11. Bremen 15.11. Nürnberg 16.11. Hannover 17.11. Dortmund 19.11. Frankfurt 20.11. München 21.11. München 22.11. Wien 24.11. Basel Gentleman 23.11. Mannheim 24.11. Ulm 10.12. Stuttgart 12.12. Mainz 15.12. Münster 16.12. Hannover 17.12. Erfurt 18.12. Freiburg 21.12. Dresden 22.12. Bochum Herbert Grönemeyer 11.6. Frankfurt Grinderman 21.10. Hamburg
h Grant Hart 21.11. Berlin 24.11. Linz 25.11. Wien 26.11. Graz 30.11. Hamburg 1.12. Münster 2.12. Frankfurt
3.12. Schorndorf 4.12. Dornbirn 6.12. Zürich Höhner 29.10. Köln 12.11. Gießen 13.11. Darmstadt 15.11. München 16.11. Friedrichshafen 17.11. Mainz 19.11. Hamburg 20.11. Kiel 23.11. Dortmund 24.11. Erlangen 25.11. Leipzig 26.11. Philippsthal/ Werra 27.11. Osthofen 4.12. Borken Max Herre 07.1. Hamburg 8.1. Berlin Klaus Hoffmann 11.11. Buchholz 12.11. Bremen 13.11. Hannover 15.11. Berlin 17.11. Bielefeld 18.11. Paderborn 19.11. Bonn 23.11. Hamburg 26.11. Saarbrücken
27.11. Dormund 28.11. Mainz 30.11. Frankfurt 1.12. Duisburg 2.12. Düsseldorf 3.12. Kiel 4.12. Lübeck 7.12. Freiburg 8.12. Stuttgart Hurts 08.3. Hamburg 9.3. Neu-Isenburg 11.3. Dresden 12.3. Berlin 16.3. München 17.3. Köln
i Isobel Campbell & Mark Lanegan 22.11. Berlin 23.11. Essen 24.11. Dachau 8.12. Darmstadt
j Joe Jackson 02.11. Mainz 5.11. Leipzig 8.11. Köln
10.11. Hamburg 11.11. Berlin 14.11. München Jan Delay & Disko No. 1 20.1. Wolfsburg 21.1. Düsseldorf 22.1. Lingen 24.1. Offenbach 25.1. Göttingen 26.1. Oldenburg Elton John with Ray Cooper 07.12. Hamburg
k K’s Choice 07.11. München 9.11. Erlangen 10.11. Berlin 12.11. Hamburg 14.11. Bielefeld 15.11. Frankfurt 21.11. Köln Keimzeit 20.11. Gotha 26.11. Hamburg 27.11. Rostock 10.12. Stuttgart 11.12. Murnau
Schiller Neue Klänge“ von Schiller. Nach der „Atemlos Live“-Tournee im Frühjahr 2010 hat Christopher von Deylen sich keine Pause gegönnt: „Als ich nach Hause kam, war ich so voller Eindrücke, dass ich einfach Musik machen musste.“ Das Ergebnis: neun neue Schiller-Titel. Diese Audio-CD steckt mit in der neuen „Lichtblick“-Box: „Lichtblick“ bietet auf DVD das High-
light der Atemlos-Tour: das Konzert in der Hamburger Color Line Arena. Auf DVD zwei ist der Secret Gig im Berliner Heimathafen dokumentiert, ein rein elektronisches Konzert, zu dem nur 100 Gäste eingeladen waren. „Für mich war dieser Auftritt kurz vor der Tournee ein sehr besonderes Konzert. Diese dichte Atmosphäre in einem kleinen, fast schon privaten Kreis erlaubt es, ganz andere musikalische Akzente zu setzen als in einer großen Halle – eine schöne Herausforderung.“. Eine Herausforderung, die der Soundtüftler erneut annimmt, wenn er ab Januar auf Reisen geht, um seinen Klangkosmos in rein elektronischer Form zu entfalten. „Die kommende Elektronik Pur Klangwelten Tour ist ein schöner Anfang, auf den ich mich sehr freue.“. Tournee von 11.1. bis 9.2. www.sonomagazin.de
tourneen POP, Rock & co 16.12. Berlin 17.12. Jena 18.12. Freiberg Kings Of Leon 06.12. München 8.12. Hamburg 9.12. Frankfurt
l Lambchop 21.11. Berlin 25.11. München 30.11. Hamburg 1.12. Hannover 2.12. Nürnberg 3.12. Gera
9.11. Rostock 10.11. Bremen 12.11. Flensburg 13.11. Hannover 15.11. Mannheim 16.11. Nürnberg 18.11. Frankfurt 19.11. Dortmund 20.11. Dresden 22.11. Magdeburg 23.11. Erfurt 25.11. München 27.11. Trier 29.11. Stuttgart 30.11. Freiburg
1.12. Friedrichshafen 3.12. Zwickau 4.12. Köln 6.12. Regensburg 7.12. Göttingen 21.5. Bad Segeberg 24.5. Hannover 25.5. Dortmund 28.5. Berlin 17.6. Halle/Westfalen 18.6. Ludwigslust 21.6. München 22.6. Nürnberg
Level 42 06.11. Winterthur 7.11. Essen 9.11. Pratteln 10.11. Saarbrücken 11.11. Stuttgart 12.11. Herford 13.11. Schweinfurt
Mothers Finest 09.11. Aschaffenburg 10.11. Krefeld
Jamie Lidell 08.11. Hamburg 13.11. Berlin
Wolf Maahn 23.10. Schweinfurt 28.10. Berlin 29.10. Schwerin 30.10. Magdeburg 5.11. Frankfurt 6.11. Syke 12.11. Bonn 13.11. Stuttgart 10.12. Erfurt 11.12. Leipzig 15.12. Bochum 18.12. Affalter 12.3. Freyburg Amy Macdonald 07.11. Hamburg 8.11. Frankfurt 9.11. Stuttgart 11.11. Berlin 12.11. Dresden 13.11. München 15.11. Düsseldorf Peter Maffay 02.11. Hamburg 4.11. Berlin 5.11. Kiel 6.11. Halle/Westfalen 8.11. Leipzig
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Manfred Mann’s Earth Band 03.11. Recklinghausen 4.11. Hamburg 5.11. Worpswede 6.11. Worpswede 18.11. Augsburg 19.11. Bamberg 15.12. Pratteln 16.12. Aschaffenburg 17.12. Memmingen 18.12. Zweibrücken Münchener Freiheit 21.10. SinsheimEschelbach 2.11. Chemnitz 3.11. Dresden 4.11. Halle 5.11. Hamburg 6.11. Berlin 7.11. Erfurt 8.11. Düsseldorf 9.11. Köln 11.11. Dortmund 12.11. Naila 13.11. Stuttgart 17.11. Augsburg 18.11. Kempten 19.11. München 26.11. RamsteinMiesenbach 27.11. Freiburg 28.11. Winterthur
Lena 13.4. Berlin 14.4. Hannover 15.4. Frankfurt 19.4. Dortmund 20.4. Hamburg 21.4. Leipzig 27.4. München 28.4. Stuttgart 29.4. Köln
m
24.6. Erfurt 25.6. Dresden
Nokia Night Of The Proms Der überraschendste Stargast im diesjährigen Programm der beliebten Crossover-Konzertreihe ist der britische Pop-Paradiesvogel Boy George, der nach seiner Haftstrafe erstmals wieder in Deutschland auftritt. „Im Studio habe ich über die Jahre immer wieder mit Orchestern gearbeitet – und das hat mir großen Spaß gemacht. Deshalb freue mich schon auf die Tournee – ich bin gerne auf Tour und das hat mir in meiner Zwangspause sehr gefehlt“, erzählte er SONO, als er im September auf der Rückreise von einem Konzert in Rom in München Zwischenstation machte.. „Heutzutage macht mir das Live-Spielen viel mehr Spaß als früher, weil ich durch meine Erfahrung viel besser weiß, wie ich meine sehr emotionale Musik auf der Bühne rüberbringen kann – und mit dem 70-köpfigen Orchester wird das jetzt eine spannende neue Herausforderung.“ Auf der Bühne ein Orchester um sich herum zu haben, sei „ein geradezu magisches Gefühl“. Außerdem dabei: Cliff Richard, John Miles, Lichtmond sowie Kit Creole & The Coconuts. Tournee von 26.11. bis 18.12. www.notp.com
n Youssou N’Dour 23.11. Zürich 24.11. Hamburg 25.11. Berlin Nena 27.11. Frankfurt 15.1. Aschaffenburg 17.1. Rostock 18.1. Magdeburg 20.1. Zwickau 21.1. Dresden 22.1. Regensburg New Model Army 12.11. Wien 13.11. Wien 20.11. Köln 21.11. Köln 27.11. Berlin 28.11. Berlin Heather Nova 23.10. Erlangen 25.10. Freiburg 26.10. Tübingen 28.10. Mainz 29.10. Wuppertal
o Johannes Oerding
25.3. Hannover 27.3. Kassel 30.3. Frankfurt 1.4. Dresden 2.4. Berlin 9.4. Worpswede 15.4. Kiel 16.4. Hamburg 20.4. Karlsruhe 21.4. Freiburg
p Patrice & The Supowers 22.10. Köln 22.11. Dortmund 23.11. Nürnberg 24.11. Dresden 25.11. Mannheim Paul Smith 05.11. Hamburg 6.11. Berlin 8.11. München 9.11. Heidelberg 10.11. Köln
r The Residents 17.11. Düsseldorf 20.11. Bern 21.11. Zürich Roger Chapman 02.12. Worms 4.12. Heidenheim 5.12. Regensburg 7.12. Aschaffenburg 8.12. Freiburg 10.12. Waltershausen 11.12. Neuss 13.12. Bonn 15.12. Melle 17.12. Bad Berleburg 18.12. Isernhagen
s Santana 23.10. Hamburg Scissor Sisters 31.10. Hamburg 2.11. Köln 14.11. München Scorpions 12.11. Mannheim 13.11. Köln 19.11. Hamburg 25.11. Nürnberg 27.11. Dortmund Selig 22.11. Köln 23.11. Freiburg 24.11. München 25.11. Wien 27.11. Würzburg 28.11. Erlangen 29.11. Stuttgart 1.12. Münster 2.12. Dortmund 4.12. Mannheim
5.12. Darmstadt 6.12. Frankfurt 8.12. Bielefeld 9.12. Hannover 10.12. Bremen 12.12. Rostock 13.12. Berlin 14.12. Dresden 16.12. Erfurt 17.12. Leipzig 18.12. Magdeburg 20.12. Hamburg Shakira 03.12. München 8.12. Frankfurt 9.12. Berlin 11.12. Köln Simply Red 13.11. Berlin 16.11. Leipzig 17.11. Frankfurt 24.11. München 26.11. Stuttgart 27.11. Mannheim 29.11. Hamburg 30.11. Oberhausen 1.12. Köln Skunk Anansie 15.2. Stuttgart 16.2. München 19.2. Dresden 20.2. Köln 27.2. Hamburg The Spencer Davis Group 21.10. Henstedt- Ulzburg 22.10. Isernhagen 23.10. Neubrandenburg 24.10. Braunschweig 27.10. Wien 29.10. Wiesbaden 30.10. Siegburg Sportfreunde Stiller 02.12. Berlin 3.12. Leipzig 4.12. München 5.12. Frankfurt 8.12. Nürnberg 9.12. Hamburg 10.12. Oberhausen Fredrika Stahl 04.11. Aalen 14.11. Heidelberg 15.11. Frankfurt 17.11. Berlin 18.11. Hamburg 19.11. Köln 20.11. München Status Quo 21.10. Mannheim 22.10. Zwickau 23.10. Stuttgart 25.10. Erfurt 26.10. Berlin 27.10. München 29.10. Hannover 30.10. Emden 1.11. Essen Supertramp
tourneen klassik 24.10. Stuttgart
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t The Sweet 05.11. Michelstadt Teenage Fanclub 10.11. München 11.11. Berlin Ten Years After 28.10. Soest 29.10. Hameln 31.10. Dortmund 4.11. Linz 5.11. Wörgl 27.11. Lörrach The Charlatans 02.11. Dortmund 3.11. München The Great Bertholinis 22.10. Berlin 2.11. Dresden 4.11. Leipzig 13.11. Coburg 19.11. Babensham 4.12. Köln 9.12. Nürnberg 11.12. Gießen 16.12. Magdeburg 17.12. Braunschweig 15.1. Marburg 11.2. Frankfurt 18.2. Fulda 5.3. AnnabergBuchholz 29.3. Hannover 30.3. Hamburg 31.3. Krefeld 1.4. Bielefeld Tocotronic 21.10. Kassel 22.10. München 23.10. Augsburg 24.10. Karlsruhe 26.10. Darmstadt 27.10. Jena 28.10. Leipzig 29.10. Berlin Tortoise 20.11. Berlin 223.11. Dresden Tricky 24.11. München Trombone Shorty 24.10. Köln 25.10. Hamburg 26.10. Berlin 27.10. Heidelberg 28.10. München
u Uriah Heep 07.12. Augsburg 8.12. Aarburg 9.12. Essenbach 10.12. Teisnach 11.12. Kellinghusen
Feierbiester: Ben (Mitte) mit Schulze & Schulze
B li c k z u rüc k :
Soul-Integrationsmärchen Ben L’Oncle Soul Paris, Elysèe, Montmartre Es sind die typischen Szenen, die man erlebt, will man das Konzert einer Band besuchen, die gerade als „das heiße neue Ding“ in ihrem Land gehandelt wird: allerlei hippes Volk sammelt sich schon vor Konzertbeginn vor dem Eingang des Elysee Montmartre, eine Gruppe dunkelhäutiger Fans fragt Neuankömmlinge händeringend nach übrigen Tickets. In der Tat: Der 26jährige Soulsänger aus Tours, der sich Ben L’Oncle Soul nennt, ist in Frankreich der Aufsteiger des Jahres. Man spürt es auch im Saal: Schon als eine der ersten Nummern ertönt Bens Fassung von „Seven Nation Army“ (auch bei uns bereits ein Radiohit) - die Stimmung ist schnell in einem Stadium, wie es bei den meisten Konzerten bestenfalls bei den Zugaben erreicht wird. Die Fans können viele Textpassagen (vornehmlich von Bens französischen Songs) auswendig. Aber Benjamin Duterde, wie er
bürgerlich heißt, und seine 10köpfige Band sind auch begabte Animateure. Bens sorgsam zusammengestellte Kluft mit der Fliege, den breiten Hosenträgern und der Opahose ist bald komplett durchgeschwitzt, auch unterhalb seines knuffigen Hüftgolds ist alles nass. Immer mal wieder wird ein Klassiker eingestreut, James Browns knackiges „I Feel Good“ haben die Jungs genauso perfekt drauf wie Ray Charles’ „Georgia On My Mind“ oder „Soulman“ von Sam & Dave – und Ben meistert alles mit einer an Otis Redding erinnernden Raspelstimme. Man könnte meinen, ganz Frankreich sei ein einziges Integrationsmärchen, wenn man sich in dem plüschigen ehemaligen Theater mit seinen verwitterten Stuckdecken umsieht, das in den 60er Jahren als WrestlingArena diente: So ziemlich alle auf der Erde bekannten Hautfarben sind vertreten, manch gemischtrassiges Pärchen darunter – und alle sind gut drauf, kein Hauch von Aggression oder Feindseligkeit. Christian Stolberg
w
16.11. Köln 19.11. Frankfurt
Kurt Wagner & Cortney Tidwell 06.11. Hamburg 7.11. Berlin 9.11. Leipzig 10.11. Dresden 12.11. Zürich 13.11. Ebensee 14.11. München
Westernhagen 21.10. Berlin 24.10. Hannover
26.10. Berlin 28.10. Bielefeld 31.10. Köln 2.11. Dortmund 16.11. Zürich 17.11. Bern
Wir sind Helden 21.10. Mainz 22.10. Stuttgart 24.10. München 25.10. Erlangen
Martin Turner’s Wishbone Ash 04.11. Metzingen/ Glems 7.11. Immendingen
Pierre-Laurent Aimard 13.11. Hamburg 23.11. Köln Artemis Quartett 20.10. Köln 21.10. Frankfurt 12.11. Köln 13.11. Frankfurt 15.11. Berlin Cecilia Bartoli 11.11. Baden-Baden 16.11. Essen Gábor Boldoczki 21.11. Quakenbrück 22.11. Eckernförde 23.11. BietigheimBissingen 24.11. Neumarkt 3.12. Berlin 4.12. Rheinberg 5.12. Esslingen 7.12. Merzig 8.12. Fulda 10.12. Düsseldorf 11.12. Frankfurt 12.12. Lippstadt 31.12. München Renaud Capuçon 23.1. München 25.1. Nürnberg 28.1. Berlin 29.1. Berlin 6.4. Stuttgart 7.4. Heilbronn Cameron Carpenter 14.11. Berlin 21.11. Dortmund 25.11. Hamburg Lautten Compagney 21.10. Weimar 22.10. Weimar 24.10. Lutherstadt Wit. 29.10. Lichtenau 13.11. Berlin 4.12. Berlin 19.12. Berlin 21.12. Berlin Rafal´ Blechacz & Dang Thai Son 03.11. Ludwigshafen Alondra de la Parra 18.1. Köln 13.2. Recklinghausen 14.2. Gelsenkirchen 15.2. Gelsenkirchen 16.2. Kamen Julia Fischer 24.10. Konstanz 8.11. Hamburg
10.11. München 11.11. Frankfurt 12.12. Ludwigshafen David Fray 22.10. Hamburg 10.12. Baden-Baden 13.12. Regensburg 14.12. München 15.12. Stuttgart 16.12. Mannheim 17.12. Wiesbaden 19.12. Essen 20.12. Leverkusen 21.12. Aachen Vittorio Grigolo 16.10. New York 9.12. Valencia Hélène Grimaud 27.10. Münster 28.10. Köln 4.11. Leipzig Daniel Harding 17.10. Dresden 18.10. Dresden 19.10. Dresden 31.10. New York 7.11. London 12.11. Stockholm 18.11. München 19.11. München Helsinki Philharmonic Orchestra 19.10. Nürnberg 20.10. Stuttgart 21.10. Freiburg 23.10. Tuttlingen 24.10. Friedrichshafen 25.10. Frankfurt a. M. 26.10. Hannover 27.10. Köln 29.10. Düsseldorf 30.10. Bielefeld 31.10. Dortmund Janine Jansen 23.10. Regensburg 24.10. Baden-Baden 25.10. Wiesbaden 26.10. Innsbruck 27.10. München 28.10. Wien 2.11. Dortmund 7.11. Frankfurt 8.11. Berlin 9.12. Frankfurt 10.12. Frankfurt 21.12. Köln Mariss Jansons 07.11. Wien 14.1. Wien Jonas Kaufmann 20.10. Wien 31.12. Baden-Baden Concerto Köln 22.10. Itzehoe 23.10. Kiel 24.10. Hamburg 25.10. Köln 26.10. Köln 27.10. Köln 28.10. Köln
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tourneen jazz & world
Sergey Khachatryan 20.10. München Klenke Quartett 09.11. Weimar 1.12. Offenbach 2.12. Kusel Magdalena Kozˇená 28.10. Berlin 29.10. Berlin 30.10. Berlin 4.11. Hamburg 7.11. Baden-Baden 9.11. Dortmund 20.11. Dresden Lang Lang 27.10. Nürnberg 31.10. Berlin
7.11. Northeim 8.11. Stuttgart 23.11. Neustadt 26.11. Singen Thomas Quasthoff 29.10. Salzburg 7.11. Berlin 11.11. Wesselburen 5.12. Düsseldorf Simon Rattle 28.10. Berlin 29.10. Berlin 30.10. Berlin 4.11. Berlin 5.11. Berlin Lise de la Salle 25.10. Stuttgart 29.10. Olpe 31.10. Greven Camerata Salzburg 29.10. Salzburg 11.11. Ludwigshafen Jukka-Pekka Saraste 05.11. Köln 6.11. Dotmund
9.12. Duisburg 10.12. Köln Fazil Say 16.10. Grafenegg 18.10. St. Pölten 19.10. Wels 31.10. Berlin Jan Vogler & Singapore Symphony Orchestra 14.10. Frankfurt 16.10. München 18.10. Leipzig 19.10. Berlin Alexei Volodin 30.9. Olten 18.10. Köln 19.10. München Arcadi Volodos 04.11. Ludwigshafen Jörg Widmann 20.10. Ludwigshafen 16.11. Kleve 17.11. Fulda 18.11. Stuttgart 19.11. Saarbrücken 22.11. Nürnberg
Mandelring Quartett 18.10. Würzburg 19.10. Donauwörth 27.10. Burgwedel 2.11. Basel
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Alive & Swingin’ 22.1. Zürich 23.1. Zürich 24.1. Zürich 27.1. Wien 28.1. Wien 30.1. Hamburg 1.2. Berlin 2.2. Berlin 3.2. Berlin 5.2. Frankfurt 6.2. Baden Baden 8.2. Köln 9.2. Köln 10.2. Köln
Ketil Bjørnstad 29.10. Neuwied
Concerto Melante 6.3. Magdeburg 30.4. Eisenach
Christina Pluhar 15.10. München 18.10. Frankfurt 20.10. Neumarkt
Eivind Aarset 02.12. Köln 3.12. Berlin
Beady Belle 03.11. Köln 4.11. Stuttgart 5.11. Zürich 6.11. Essen
Nils Mönkemeyer 21.11. Münster 25.11. Halle 5.12. Münster 26.12. Potsdam
Anne Sofie von Otter 31.10. Köln 18.12. Essen
a
Jamie Cullum 30.10. Bremerhaven 1.11. Braunschweig 2.11. Berlin 4.11. Hannover 5.11. Ingolstadt 7.11. München 9.11. Düsseldorf 10.11. Dresden 11.11. Kempten 2.12. Freiburg 14.12. Frankfurt
Nik Bärtsch 16.12. Rüsselsheim
Midori 26.11. Ludwigshafen
Andris Nelsons 14.10. Berlin 15.10. Berlin 16.10. Berlin
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b
Dejan Lazi´ c 23.10. Iffeldorf
Gabriela Montero 17.10. Frankfurt 18.10. Düsseldorf 19.10. Hamburg 21.10. Berlin 23.10. Hannover
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Philippe Jaroussky Er gilt als einer der besten Countertenor der Gegenwart. Mühelos klettert die Stimme des 32jährigen Franzosen in hohe Sopranlagen und bewältigt virtuoseste Koloraturen nuancenreich und mit schwebender Leichtigkeit. Kein Wunder dass Philippe Jaroussky – „der Strahlengott unter den Countertenören“ (Süddeutsche Zeitung) bereits zahlreiche Preise erhielt, u.a. als „Sänger des Jahres“ 2008 einen ECHO Klassik – als erster Countertenor in der Geschichte dieses Preises. Am 12. N o v e m b e r e r scheint seine neue CD „Caldara In Vienna“ mit von Jaroussky wiederentdeckten Kastraten-Arien des italienischen Barockkomponisten Antonio Caldara. Tournee von 18.11. bis 24.11. www.eventim.de
Mari Boine 31.10. Kaiserslautern 1.11. Freiburg 3.11. Marburg 4.11. Bochum 6.11. Hamburg 8.11. Bremen 9.11. Berlin 10.11. Plauen 11.11. Erlangen Bojan Z. 21.10. Lugano 22.10. La Chaux de Fonds 23.10. Fribourg Till Brönner 15.3. Frankfurt 2.4. Dortmund Clara Bryld 22.11. Kiel 24.11. Hannover 26.11. Unna 27.11. Aachen 28.11. Magdeburg 1.12. Berlin 4.12. Wesel 5.12. Hamburg
Frank Chastenier 11.11. Berlin Paolo Conte 28.10. Baden-Baden 30.10. Ingolstadt
d DE PHAZZ 05.11. Friedrichshafen 6.11. Ingolstadt 7.11. Göttingen 3.12. Augsburg 28.7. Freisingen Barbara Dennerlein 07.11. Leverkusen 13.11. Würzburg 25.11. Greven 26.11. Köln 2.12. Luzern 11.12. Gröbenzell 15.12. Leingarten 19.3. Grünstadt 20.10. Magdeburg
g Jan Garbarek Group 27.11. Singen 28.11. St. Gallen 29.11. Bern 30.11. Basel
h Hamel 08.11. Köln 9.11. Mainz 14.11. Hamburg Herbie Hancock 17.11. Baden-Baden 18.11. Heidelberg 20.11. Dortmund 22.11. Bremen 23.11. Frankfurt 24.11. Hamburg 25.11. Köln Roy Hargrove 29.10. Stuttgart 5.11. Salzburg 7.11. Friedrichshafen Julia Hülsmann Trio 24.2. München 25.2. Leipzig 26.2. Bielefeld
Dave Holland 26.10. München 30.10. Neuwied 31.10. Köln 1.11. Zürich 2.11. Wien
k Daniel Kahn & The Painted Bird 23.10. Plauen 20.1. Berlin 23.1. Salzburg 27.1. Frankfurt 9.4. Ettlingen Manu Katché 29.10. Neuwied 30.10. Backnang 9.11. Fürth 10.11. Ravensburg 11.11. Leverkusen Ulita Knaus 21.10. Hamburg 25.10. München 27.10. Köln
l Nils Landgren 07.12. Lüneburg 8.12. Hamburg 10.12. Oldenburg 11.12. Kiel 13.12. Berlin 14.12. Nürnberg 15.12. München 16.12. Stuttgart 17.12. Darmstadt 18.12. Bochum 19.12. Köln 21.12. Elmau 23.12. Elmau
m Macy Gray 03.12. Hamburg 4.12. Berlin 5.12. Bochum Mardi Gras.bb 04.11. Hamburg 5.11. Bremen 6.11. Nürnberg 20.11. Stuttgart 16.12. Frankfurt 17.12. Hannover 18.12. Altenburg 7.1. Siegen 21.1. Plauen 22.1. Regensburg Bobby McFerrin 09.7. Baden-Baden Raul Midón 26.1. Berlin 27.1. Hamburg 31.1. Heidelberg 1.2. Frankfurt 3.2. Baden-Baden 4.2. Bremen 5.2. Dortmund
Fotos: Simon Fowler, Douglas Kirkland
29.10. Meschede 31.10. Ahaus 7.11. Köln 13.11. Herne 18.11. Dortmund 20.11. Baden-Baden 22.11. Nürnberg 24.11. München 26.11. Hamburg 28.11. Berlin 8.12. Frankfurt 12.12. Köln
n Carlos Núñez & Band 14.1. Karlsruhe 15.1. Illingen 16.1. Offenburg 18.1. Mainz 19.1. Zug 20.1. Morges 21.1. Basel 22.1. St. Gallen 23.1. Zürich 25.1. Reutlingen 26.1. Waldkraiburg 27.1. Augsburg 28.1. Laupheim 29.1. München 30.1. Regensburg 1.2. Bonn 2.2. Leverkusen 3.2. Mülheim a. d. Ruhr 4.2. Emlichheim 5.2. Greven 6.2. Hannover 8.2. Oldenburg 9.2. Peine 10.2. Hamburg 11.2. Hilchenbach 12.2. Worpswede 13.2. Kiel 15.2. Dresden 16.2. Berlin Silje Nergaard Trio 17.11. Ludwigshafen 18.11. Erlangen 19.11. Hannover 20.11. Halle 23.11. Düsseldorf 24.11. Oldenburg 26.11. Kreuztal 27.11. Ludwigsburg 28.11. Freiburg 19.1. Wien 20.1. Linz 21.1. Friedrichshafen 24.1. Paderborn
25.1. Frankfurt 26.1. Koblenz 27.1. Worpswede 28.1. Hamm 30.1. Dresden Benyamin Nuss 02.2. Meppen 3.2. Stade 4.2. Uelzen 5.2. Oberhausen 6.2. Lüdenscheid
r Max Raabe & Das Palast Orchester 17.11. Linz 18.11. Ried 19.11. Grafenegg 20.11. Villach 23.11. St. Pölten 24.11. Wien 25.11. Wien 7.12. Schwäbisch Gmünd 8.12. Bregenz 9.12. Kempten 11.12. Bayreuth Enrico Rava & Stefano Bollani 28.1. Basel The Roy Frank Orchestra 29.10. Trittau 30.10. Neumünster 31.10. Heide 4.11. Eckernförde 5.11. Hamburg 14.11. Berlin Rudder 22.10. Bremen 23.10. Hamburg 24.10. Berlin 26.10. Mannheim 27.10. Mainz
28.10. Kaiserslautern 29.10. Bonn 30.10. Dortmund 31.10. Düsseldorf
s Ida Sand 12.11. Düsseldorf 13.11. Osnabrück Amparo Sánchez & Band 27.1. Salzburg 28.1. Reutlingen 30.1. Düsseldorf John Scofield 28.10. Hamburg 29.10. Hamburg 9.11. Leverkusen 11.11. Ravensburg 12.11. Neuburg Christian Scott 25.10. Wien 29.10. Zürich 30.10. Minden 31.10. Chemnitz 4.11. Salzburg 5.11. Lausanne 6.11. Aalen
t Ralph Towner 30.3. München Gianluigi Trovesi 26.10. München 27.10. Darmstadt 28.10. Köln 31.10. Saarbrücken 2.11. Koblenz Gayle Tufts 26.12. Berlin 27.12. Berlin
28.12. Berlin 29.12. Berlin
w Nils Wülker 18.12. Bad Salzhausen Bugge Wesseltoft 27.11. Neuhardenberg 30.11. Bochum 2.12. Heidelberg Norma Winstone 14.11. Ravensburg Clara Wollny-KruseSchaefer & Rudder 22.10. Bremen 23.10. Hamburg 24.10. Berlin 26.10. Mannheim 27.10. Mainz 28.10. Kaiserslautern 29.10. Bonn 30.10. Dortmund 31.10. Düsseldorf Lizz Wright 25.10. Frankfurt 26.10. Köln 30.10. Hamburg Youn Sun Nah & Ulf Wakenius 29.10. Hamburg 31.10. Kiel 1.11. Berlin 4.11. Heidelberg 5.11. Ingolstadt 6.11. Aalen
z Hindi Zahra 30.10. Frankfurt 31.10. München 2.11. Heidelberg
Herbie Hancock Ruhestand zum 70. Geburtstag? Kein Fall für Herbie Hancock – der Jazzsuperstar und FunkInnovator, der zuletzt mit „The Imagine Project“ (Sony Music, „CD des Monats“ in SONO 3/2010) eine Platte mit über einem Dutzend weiterer Stars aus so ziemlich jeder Region dieses Planeten aufgenommen hat, bekennt, dass er bis zu seinem letzten Atemzug aktiv bleiben will. Noch ist er eh springlebendig, mental und physisch fit wie ein 30jähriger. „The Imagine Project“ ist ein sprichwörtlich grenzenloses Album, das als Metapher für den kultur- und völkerübergreifenden Wunsch nach Harmonie auf unserem Planeten steht. Um dessen Songs auf die Bühnen dieser Welt zu bringen, hat sich Hancock eine Topband zusammengestellt – mit Kristina Train (voc.), Trevor Lawrence jr. (dr), Lionel Louke (git.), Greg Phillinganes (keyb.) und James Genus (bass). Tournee von 27.11. bis 25.11. www.karsten-jahnke.de
AN INTRODUCTION TO DIE ERSTE COMPILATION AUS SYD BARRETTS FRÜHEN PINK FLOYD-TRACKS UND SEINEN SOLO-SONGS!
INSGESAMT 18 DIGITAL REMASTERTE TRACKS, INKL. 5 SONGS MIT NEUEM 2010-REMIX VON DAVID GILMOUR SOWIE BONUS-DOWNLOAD DES BISHER UNVERÖFFENTLICHTEN INSTRUMENTALS „RHAMADAN“! EXECUTIVE ALBUM-PRODUCER: DAVID GILMOUR! ALBUM ARTWORK BY PINK FLOYD-DESIGNER STORM THORGERSON! EBENFALLS WIEDER ERHÄLTLICH SIND DIE 3 SOLO-ALBEN: „THE MADCAP LAUGHS“ (1970) • „BARRETT“ (1970) • „OPEL“ (1988)
www.sydbarrett.com
der Promihörer I m p r e s su m Verlag: INMEDIA Verlags- und Redaktionsbüro GmbH Lucile-Grahn-Str. 37 81675 München
#2: Olaf Heine Die Bilder des Regisseurs und Nina Eichinger Fotografen Olaf Heine (42)
Telefon 089 / 457 261-0 Fax 089 / 457 261-50 Mail post@sonomagazin.de Herausgeber: Günter F. Bereiter Redaktion: Christian Stolberg (c.stolberg@inmedia.de, Tel. 0 89 / 45 72 61-41)
zieren vieleals wichtige Ihren Einsatz JurorinCD-Cover bei „DSDS“ hat undCharme erscheinen sie–mit unddemnächst Würde überstanden – in konzentriert einem neuensich Buch. jetzt Nina Eichinger (29) wieder auf verstärkt auf ihre Moderatorenund Schauspielkarriere. Welche Platte haben Sie sich als erste selbst gekauft?
Salt’n Pepa war meine erste Mu sikkassette, meine erste CD war „I Can’t Dance“ von Genesis – aber die hab’ ich zu Weihnachten ge schenkt bekommen. Haben Sie ein Instrument gelernt? Klavier Was war ihr bisher eindrucksvollstes Konzerterlebnis? Ich glaube Robbie Williams im strömenden Regen. Trotz des unglaublich schlechten Wetters hat er es geschafft, alle mit seiner guten Laune und seinem Humor anzustecken. Was singen Sie unter der Dusche? Alles, was mir gerade durch den Kopf geht, das wird dann teilwei se einfach zu einem schrecklich klingenden Lied verarbeitet, bei dem ich mich dann selbst unter breche! Mit welchen Songs bringt man sie auf die Tanzfläche?
Oldies but Goldies, da bin ich typisch Deutsch und sing gern mit! Aber ein guter Beat ist doch eigentlich zum Tanzen das Wich tigste. Und mit welchen wieder herunter? Drum’n’Bass oder Techno halt ich beides tanztechnisch nicht durch. Mich langweilt es aber auch ex trem, wenn jemand nur noch Hip Hop spielt! Ich brauch beim Tan zen Abwechslung. Was läuft bei Ihnen zum Sonntagsbrunch? Tracy Chapman, Amy Winehouse, Carla Bruni, Kings of Leon oder Feist … Hauptsache entspannt. Wessen Stimme könnten Sie ewig lauschen? Kommt immer drauf an, was die „Stimme“ gerade so von sich gibt. Ihr Soundtrack zum Joggen: Das ist bei mir ziemlich bunt zu sammengestellt. Und damit keine Langeweile aufkommt und sich dieselben Lieder wiederholen, wird auf Shuffle geschaltet.
Welchen Soundtrack haben Sie sich als letztes gekauft?
„Zwei Ohr Küken“ Bei welcher Musik bekommen Sie Ganzkörperausschlag? Bei extremer Musik, wenn man kein Wort mehr versteht, da ir gendwer nur noch schreit und grölt. Ihr Album für die einsame Insel: Eines, das mir ein guter Freund mal zusammen gestellt hat. Sind Sie eher der HighEnd – oder der MP3-Typ? Praktisch gut, kann ich nur sa gen. Ich habe Mix Tapes geliebt und bin jetzt ein Riesenfan von zusammengestellten CDs oder Mixes, also denke ich: eher MP3Typ. Welchen Songtext können sie auswendig? Fast alle, ich kann mir Texte sehr gut merken und höre sehr viel auf die Worte. Für mich ist es bei ei nem Lied fast genauso wichtig, dass mich der Text anspricht wie die Melodie.
Autoren dieser Ausgabe: Ralf Dombrowski, Guido Fischer, Jonathan Fischer, Heiko Große, Raoul Gulbenkian, Ernst Hofacker, Jörg Laumann, Dagmar Leischow, Felix Marondel, Severin Mevissen, Christiane Rebmann, Michael Sailer, Hans-Jürgen Schaal, Uwe Schleifenbaum, Robert Wallner Bildredaktion: Fritz Osskar Termine: Michael Wopperer Design: Arndt Knieper Produktion: Viola Müller-Hergerdt Anzeigenmarketing: Harald Richter (h.richter@inmedia.de, Tel. 089 / 457 261-35) Abo + Vertrieb: Susanne Lanzinger (s.lanzinger@inmedia.de, Tel. 0 89 / 45 72 61-45) Druck: Augsburger Druckhaus ADV Aindlinger Str. 17–19 86167 Augsburg SONO erscheint sechsmal jährlich.
Erscheinungstermin der nächsten Ausgabe: 2.Dezember 2010
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CLIFF RICHARD BOY GEORGE KID CREOLE & THE COCONUTS LICHTMOND JOHN MILES CHARLIE SIEM ELECTRIC BAND | FINE FLEUR ROBERT GROSLOT | IL NOVECENTO