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Europa – Institute in Italien, Dänemark und Finnland

SCHÖNHEIT INTERNATIONAL:

Wie sieht Kosmetik und Pflege in anderen Ländern aus?

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Wie sind Kosmetikinstitute aufgestellt und wie gestaltet

sich das Berufsbild? Wir werfen kurze Blicke in europäi-

sche Länder und haben uns mit Pierina Zocco unterhal-

ten, die ein Institut in Pozallo an der Südküste Siziliens

besitzt, mit Lene Larsen aus Kolding in Dänemark und mit

Rebekka Kapp aus Kotka in Finnland.

»Kauneushoiola Bella Nonna« heißt das Institut von Rebekka Kapp, zu Deutsch: »Schönheitssalon schöne Großmutter« Rebekka lebt und arbeitet im finnischen Kotka, einem Küstenort mit etwa 50.000 Einwohnern, rund 120 km von Helsinki entfernt. Seit vier Jahren betreibt sie ihren Salon mit dem Schwerpunkt Gesichts- und Körperanwendungen. In der Pandemie jedoch hat sich dieser Fokus mehr und mehr zur LPG-Köperanwendungen verschoben. Unterstützt wird Rebekka von einer freien Mitarbeiterin. Die gelernte Personal Trainerin und Masseurin wurde eigens für LPG angelernt und führt nur diese Anwendungen durch. Ihre Kundinnen in der Gesichtspflege kommen normalerweise monatlich und ergänzen die Anwendungen gerne mit Needling und RF. Bei den Pflegeprodukten setzt die finnische Beauty-Expertin auf Dr. Rimpler und Dibi Milan, beim Make-up auf Beni Durrer. Im Frühjahr heißt es: den Winter ablegen. Dann führen die Kundinnen gerne eine Intensiv-Woche durch und besuchen für einen Monat wöchentlich das Institut.

FINNLAND

Rebekka Kapps Kundinnen sind meist berufstätige Frauen ab 40, darunter zahlreiche Selbstständige, Doktoren, Managerinnen. Es gibt jedoch auch eine sehr gute staatliche Dies schlägt sich auch in der Umsatzstatistik Kosmetikausbildung. Dazu besuchen die nieder: Etwa 20 Prozent der Kundinnen brin- jungen Menschen drei Jahre eine staatliche gen 80 Prozent des Umsatzes. Aufmerksam Schule, lernen sowohl fachliche Inhalte gemacht hat sie auf ihr Studio anfangs durch als auch Allgemeinbildung. Rebekka zum Zeitungswerbung, inzwischen baut sie vor Beispiel war zunächst zehn Jahre in einer allem auf Mund-zu-Mund-Propaganda. Versicherung beschäftigt, und hat dann Zudem versucht sie, ihren Facebook- und innerhalb von 1,5 Jahren Kosmetikerin ihren Instagram-Account einmal pro Woche gelernt. Die rechtliche Situation von Koszu pflegen. Ähnlich wie in Deutschland ist metikerinnen unterscheidet sich von der Kosmetikerin in Finnland kein geschützter in Deutschland, es gibt relativ restriktive Beruf. Jede(r) darf sich ohne Ausbildung Kos- Vorgaben für Apparative Kosmetik, jedoch metikerin nennen und ein Institut eröffnen. dürfen Kosmetikerinnen auch einige Arten von Fillern spritzen. Akut besteht in Finnland ein Nachwuchsproblem, denn viele junge Mädchen, die in den Beruf drängen, möchten sich mit Nägeln und Lashes beschäftigen, weniger mit Gesichtspflege.

DÄNEMARRK

Das Kosmetikinstitut von Lene Larsen liegt etwas außerhalb von Kolding, einer Hafenstadt in Süd-Dänemark. Es hat etwa 100 m² und drei Anwendungsräume. Ihren hohen Standard zeigt sie auch selbstbewusst und nennt ihr Institut »Malia Klinik«. 80 Prozent der Anwendungen sind Waxing. Zudem hält sie selbst Schulungen ab und vertreibt Waxing-Produkte in Dänemark. Bereits seit 14 Jahren betreibt die erfahrene Kosmetikerin ihre Klinik und beschäftigt zwei Angestellte. Auch Massagen und Gesichtsanwendungen hat sie im Programm, wobei sie im Durchschnitt eine Massage pro Tag und eine Gesichtsanwendung pro Woche durchführt.

Rund 40 Prozent ihrer Kunden sind Männer. Sie kommen meist zuerst für die Enthaarung von Nasenhaaren und Rücken. Dann werden weitere Möglichkeiten besprochen, sodass danach nicht nur notwendige Folgetermine vereinbart, sondern auch weitere Körperzonen gewachst oder Massagen gebucht werden.

Der Standort etwas außerhalb der Stadt ist für ihre Zwecke ideal. Zuvor war ihre Klinik in der Innenstadt, doch die schwierigere Verkehrssituation, vor allem die angespannte Parkplatzlage, hatte für sie eigentlich nur Nachteile. Denn Laufkundschaft, die einfach mal ohne Termin ins Institut kommt und eine Behandlung persönlich bucht, gab es keine. Termine werden meist online vereinbart. Meist googeln Kundinnen und Kunden zuerst, besuchen die Internetseite und buchen den Termin dann direkt im Online-Kalender. Die Studio- bzw. Klinikverwaltung läuft über eine Software – und Lene kann sich das anders gar nicht mehr vorstellen. Denn so erhält sie auch auf Knopfdruck jederzeit einen genauen Überblick über die Buchungen und die Finanzen. Auch in Dänemark ist Kosmetikerin keine geschützte Berufsbezeichnung. Normalerweise werden Kosmetikausbildungen innerhalb von 1,5 Jahren an privaten Schulen absolviert. Doch wenn sich Kosmetikerinnen selbstständig machen, beginnen sie meist nebenberuflich, neben einem Angestelltenverhältnis.

ITALIEEN

Das Institut »La Bellezza – Relax & Medical Beauty« von Pierina Zocco liegt in Pozallo direkt am Strand. Pozallo ist beliebt, vor allem italienische Familien kommen in den Sommermonaten hierher. Dementsprechend sind die Monate Juli und August die umsatzstärksten im Jahr. Das Institut ist 240 m² groß, hat sechs Anwendungsräume, ein Hamam, einen Massageraum, je einen Raum für Fußpflege und für Enthaarung und einen Raum mit Solarium. Es bietet sowohl gezielte ästhetische Behandlungen, Behandlungen zum Abnehmen, Anti-Aging-Behandlungen als auch Entspannungs-Treatments. Im großen Empfangsraum ist auch der Nailpoint sowie ein abgetrennter Raum für Make up. In der Saison arbeitet Pierina Zocco mit acht Mitarbeiterinnen, außerhalb der Saison, wenn vor allem die Einheimischen kommen, zu viert. Die Ausbildung zur Kosmetikerin erstreckt sich in Italien über drei Jahre. Es finden abwechselnd Blockunterricht und Praktika in Betrieben statt. Im Umgang mit den Kosmetikerinnen macht sich die längere Ausbildung nach Meinung von Pierina Zocco klar bemerkbar. Auch gibt es in Italien weniger Kleinst-Studios, also Institute die nur sehr wenige Anwendungen im Monat machen. Im Gegensatz zu Deutschland, wo die Kundinnen vor allem nach Gesichtsanwendungen und Fußpflege fragen, dreht sich in Italien alles um Körperanwendungen: Body Forming, Anti-Cellulite-Anwendungen, Ganzköper-Peelings, Ampullen für den Körper – besonders das Dekolletee – und alle Arten von Anwendungen zur Hautstraffung. Enthaarung ist in Italien das täglich Brot jeder Kosmetikerin. Es gilt: Haare haben am Körper nichts verloren.

Auch Make up hat eine weit stärkere Bedeutung als in Deutschland. Während der Umsatzanteil von Make up hierzulande etwa zehn Prozent ausmacht, beträgt er in Italien etwa 30 Prozent. So ist beispielsweise auch am Freitagabend Hochbetrieb, denn viele Frauen gehen, bevor sie am Abend ausgehen, noch zum Stylen ins Kosmetikinstitut.

Apparative Kosmetik ist in Italien stärker gesetzlich reguliert, was zu einer besseren Rechtssicherheit für die Kosmetikerinnen führt. So gibt es in Italien explizit eine Zulassung für Geräte für kosmetische Anwendungen. Aber auch bei Fruchtsäureanwendungen gibt es eine stärkere Regulierung.

Ein weiterer Unterschied zu Deutschland ist, dass die Kunden in Italien auf der persönlichen Ansprache bestehen. Während deutsche Kunden gerne Termine online buchen, geht in Italien alles über persönlichen Kontakt. Kundenwerbung macht Pierina Zocco über Spots im Lokalradio, auf Instagram und Facebook, aber auch über Kooperationen. So stattet sie beispielsweise in Restaurants das Servicepersonal mit T-Shirts mit Werbeaufdruck aus oder bedruckt die Serviettentaschen für das Besteck mit ihrer Werbung.

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