Spacesharing - Sharing Economy - Zine 3

Page 1

Sharing Economy

22/7/15 Zine 3

Wer ist Teil von ihr?

3

Wie teilen wir? 3 For-Profit or Non-Profit? 5 Die Entwicklung der Sharing Economy

6

1. Technologische Errungenschaften Technologieexkurs Web 2.0 Technologieexkurs Social Network Sites Die Entwicklung von Social Network Sites Exkurs Netzwerkarchitektur 2. Ökonomische Realitäten 3. Gestiegenes Umweltbewusstsein 4. Bedürfnis nach realen sozialen Kontakten

Sharewashing 16 Wie ökologisch ist die Sharing Economy? Welche sozialen Potentiale hat die Sharing Economy? Unterläuft die Sharing Economy Arbeitsstandards?

Fallbeispiele 23 Couchsurfing Airbnb Pumpipumpe Deskaround the share / tokyo

Literaturverzeichnis 34 Impressum 35

1


sha ring eco nomy REALLABOR SPACESHARING

2


Der rasante Aufstieg der Sharing Economy und Unternehmen wie Airbnb, Uber und Task Rabbit löste innerhalb der letzten 3 Jahre einen regelrechten Boom des »sharings« aus. 1 Viele enthusiastische Befürworter sehen in der Sharing Economy eine neue Form des Wirtschaftens durch tauschen, leihen und mieten von Gegenständen und Dienstleistungen, welche sogleich die alten Probleme des Kapitalismus wie Überproduktion, Ressourcenverschwendung und Umweltbelastung lösen wird. 2 2010 bezeichnete das Times Magazin die Sharing Economy als »10 Ideas That Will Change the World« und stellte fest: »Someday we‘ll look back on the 20th century and wonder why we owned so much stuff.« 3 Blättert man durch die aktuellen Tageszeitungen fallen die Schlagzeilen über die Sharing Economy nicht mehr ganz so positiv aus. Vorwürfe, die Sharing Economy sei eine Ökonomie des Selbstinteresses und des unreglementierten Kapitalismus, werden laut. 4,  5 Betrachtet man die derzeit geschätzten Börsenwerte von Uber (ggr. 2009, beträgt derzeit 50 Milliarden Doller 6), Airbnb (ggr. 2008, 20 Milliarden Doller 7) und Task Rabbit (ggr. 2008, 12 Milliarden Doller) kann man diese Vorwürfe nicht ausblenden.

Wer ist Teil von ihr? Eine eindeutige Definition der Sharing Economy (oder »Mesh Economy«, »Shared Economy«, »Collaborative Consumption«) erscheint nahezu unmöglich. 8 Rachel Botsman und Roo Rogers beschreiben in ihrem Buch »What‘s Mine Is Yours: The Rise of Collaborative Consumption« diese als ein neues globales, soziales und ökonomisches System: »[...]driven by network technologies that enable the sharing and exchange of assets from space to skills to cars in ways and on scale never possible before.« 9 Die Bedeutung dieser hauptsächlich durch Technologie ermöglichten Ökonomie für die weltweite Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur wird mit den Auswirkungen der Industriellen Revolution des 19. Jahrhunderts auf die Menschheit verglichen. 10 Die Anzahl sowie die Bandbreite der Akteure ist gewaltig. Jedoch sind die Grenzen, wer nun Teil der Sharing Economy ist und wer nicht, sehr schwammig und nicht eindeutig definiert.

1 Vgl. Schor, Juliet; A great transition initiative essay, Debating the Sharing Economy;

Juliet Schor stellte im Zuge ihrer Recherchen die Frage »wer will nun in der Sharing Economy sein und wer nicht?« und hielt fest, »When I posed these questions to a few sharing innovators, they were pragmatic, rather than analytical: self-definition by the platforms and the press defines who is in and who is out.«. 11 Fast jede Plattform, die in irgendeiner Weise etwas mit sharing zu tun hat, möchte unter den großen Schirm der Sharing Economy aufgenommen werden. Dieses Bestreben ist nachvollziehbar da diese derzeit ein überaus positives Image in der Gesellschaft genießt und somit als Marketing Tool hervorragende Dienste leistet. Doch lassen gerade diese schwammigen Grenzen und Definitionen die Sharing Economy sehr schwer eingrenzen. Juliet Schor schreibt von »Boterism« und kritisiert bewusst die Definition der Collaborate Consumption von Roo Rogers und Rachel Botsman, die derzeit eine ganze Industrie prägt. Es fehlt an einer kritischen Auseinandersetzung mit der Sharing Economy, die Behauptungen wie, die Sharing Economy sei fairer, verbraucht weniger CO2, produziert weniger Güter, sei transparenter und sozial verträglicher, aufstellt. 12 Doch bemerkt man in jüngster Vergangenheit einen spürbareren Wandel in der Medienlandschaft, der nun die Sharing Economy von einer kritischeren Seite beleuchtet. Verschiedene Medienhäuser, darunter die Zeit, die Süddeutsche Zeitung sowie Deutschlandradio hinterfragen die Sharing Economy und ihre Versprechen. 13,   14,  15

Wie teilen wir? Die Sharing Economy lässt sich nach Juliet Schor grob in vier Sharing-Kategorien unterteilen: I. recirculation of goods (Rückführung von Gütern, z.B. Kleiderkreisel) II. increased utilization of durable assets (Steigerung der Auslastung von langlebigen Wirtschaftsgütern, z.B. ebay) III. exchange of services (Austausch von Dienstleistungen, z.B. Task Rabbit) IV. sharing of productive assets (Austausch von produktivem Vermögen, z.B. Airbnb)

1   1 Vgl. Schor, Juliet; A great transition initiative essay, Debating the Sharing Economy;

2014; S.1

2014; S.3

2 Vgl. http://www.zeit.de/2014/27/sharing-economy-tauschen, Stand 18.06.2015

1   2 Vgl. Ebd.; S.4

3 http://content.time.com/time/specials/packagesarticle/0,28804,2059521_20

1   3 Vgl.http://dradiowissen.de/beitrag/digitaler-salon-mein-haus-dein-auto-unser-

59717,00.html; Stand 18.06.2015

boot, Stand 18.06.2015

4 Vgl. Schor, Juliet; A great transition initiative essay, Debating the Sharing Economy;

1   4 Vgl.http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/share-economy-soweit-die-utop-

2014; S. 1

ie-1.2421540, Stand 18.06.2015

5 Vgl. http://www.zeit.de/2014/27/sharing-economy-tauschen, Stand 18.06.2015

1   5 Vgl. http://www.zeit.de/2014/27/sharing-economy-tauschen, Stand 18.06.2015

6 Vgl. http://www.forbes.com/sites/chrismyers/2015/05/13/decoding-ubers-50-billionvaluation-and-what-it-means-for-you/, Stand 18.06.2015  7 http://www.bloomberg.com/news/articles/2015-03-01/airbnb-said-to-be-raising funding-at-20-billion-valuation, Stand 18.06.2015  8 Vgl. Schor, Juliet; A great transition initiative essay, Debating the Sharing Economy; 2014; S. 3  9 Botsman, Rachel; What‘s Mine Is Yours: The Rise of Collaborative Consumption; 2010 1   0 Vgl. Ebd.

3


»Why own when you can rent!«; Analoges Straßenplakat mit Telefonnummer zum abreißen.

REALLABOR SPACESHARING

4


Die ersten Anfänge machten Ebay und Craiglist Mitte der 90er Jahre. Es entstanden die ersten Online-Marktplätze die durch Rückführung von gebrauchten Waren (recirculation of goods) den Beginn der Sharing Economy einleiteten. Heute sind diese Online-Marktplätze Teil des alltäglichen Handelns und der Consumer  -  Experience. Durch die Entwicklung komplexer Software, auf Basis des Web 2.0, konnten die Transaktionskosten drastisch reduziert werden. Der Aufbau eines durch Crowdsourcing organisierten Reputationssystems, zum bewerten der Verkäufer, reduzierte zusätzlich die Angst der Konsumenten vor unbekannten Anbietern. Die zweite Kategorie der Sharing Economy erleichtert den Austausch von langlebigen Wirtschaftsgütern (increased utilization of durable assets). Vorreiter hier war Zipcar, eine amerikanische Carsharing Plattform, die im großen Maßstab als erste Autos in amerikanische Innenstädte brachte. Dem Unternehmen folgten nach der Rezession 2009 diverse Bikesharing-, Carsharing- und Mitfahrgelegenheitsplattformen, da diese auf einmal für viele Bürger ökonomisch attraktiver wurden. Auch im Bereich der Beherbergungen entwickelten sich verschiedene Plattformen. Couchsurfing startete schon 1999 und vermittelte kostenlose Schlafplätze auf der ganzen Welt. Von Couchsurfing inspiriert, entwickelte Brian Chesky, seinerzeit Designstudent an der Rhode Island School of Design, anlässlich einer Konferenz die OnlinePlattform Airbnb. 16 Diese vermittelt derzeit über 500.000 Übernachtungen pro Tag und wird mit rund 20 Mrd. Dollar 17 bewertet, ohne dabei ein einziges Hotel zu betreiben. Die dritte Kategorie ist der Austausch von Dienstleistungen (exchange of services). Diese Kategorie stammt aus dem »timebanking« (zu dt. Zeitbank), ein nicht-profitorientiertes System, aufgebaut auf einer Tauschgemeinschaft, in der jede Stunde einer Dienstleistung den gleichen Wert besitzt. Hierzu muss angemerkt werden, dass dies die einzigen Plattformen sind, die keinen Zuwachs erkennen lassen! 1   6 Vgl. Schor, Juliet; A great transition initiative essay, Debating the Sharing

Die vierte und letzte Kategorie der Sharing Economy fokussiert sich auf das Teilen von Vermögenswerten und Raum (sharing of productive assets). Hierbei steht jedoch nicht der Konsum im Vordergrund, sondern die Produktion. Geschichtlich gesehen waren die Genossenschaften des 19. Jahrhunderts die ersten Vorreiter dieses Ansatzes. Derzeit lassen Baugruppen und CoWorkingspaces in ganz Europa diesen Gedanken wieder aufleben und Projekte mit genossenschaftlichem Gedanken rücken mehr in das Sichtfeld der Allgemeinheit. 18

For - Profit or Non - Profit? Die Gliederung in vier Sharing-Kategorien ermöglicht wichtige Einblicke in die Funktionsweisen der verschiedenen Sharing-Plattformen. Es lässt sich somit eindeutiger differenzieren, welche Güter oder Dienstleistungen wirklich unter den Akteuren geteilt, getauscht und angeboten werden. Es muss dennoch weiter unterschieden werden, zwischen welchen Akteuren geteilt wird. Man unterteilt deshalb in P2P (peer- to - peer) 19, B2P (business- to - peer) und B2B (business- to - business) Plattformen. 20,  21 Das ausschlaggebende Unterscheidungsmerkmal von Sharing-Konzepten ist jedoch die Trennung von profitorientierten zu nicht profitorientierten Plattformen. Diese grundlegende Unterscheidung beeinflusst im wesentlichen die Marktorientierung, die Logik des sharens und das Potential der Plattform, bestehende Märkte zu beeinflussen. Eine zunehmende Kapitalaufstockung bei profitorientierten Plattformen wie Uber, Airbnb und Zipcar durch Investmentbanken bringt derzeit große Veränderung innerhalb der Sharing Economy mit sich.  22

1   8 Vgl. Schor, Juliet; A great transition initiative essay, Debating the Sharing

Economy; 2014; S. 3

Economy; 2014; S. 3, 4

1   7 Vgl.http://www.bloomberg.com/news/articles/2015-03-01/airbnb-said-to-be-rais-

1   9 http://en.wikipedia.org/wiki/Social_peer-to-peer_processes,

ing-funding-at-20-billion-valuation, Stand 18.06.2015

Stand 18.06.2015: Social peer-to-peer processes are interactions with a peer-to-peer dynamic, whether these peers are humans or computers. Peer-to-peer (P2P) is a term that originated from the popular concept of the P2P distributed computer application architecture which partitions tasks or workloads between peers. This application structure was popularized by file sharing systems like Napster, the first of its kind in the late 1990s.The concept has inspired new structures and philosophies in many areas of human interaction. P2P human dynamic affords a critical look at current authoritarian and centralized social structures. Peer-to-peer is also a political and social program for those who believe that in many cases, peer-to-peer modes are a preferable option. P2P is a specific form of relational dynamic, based on the assumed equipotency of its participants, organized through the free cooperation of equals in view of the performance of a common task, for the creation of a common good, with forms of decision making and autonomy that are widely distributed throughout the network. 2   0 Vgl. Botsman, Rachel; Roo, Rogers What‘s Mine Is Yours: The Rise of Collaborative Consumption; 2010; S. 106 2   1 Vgl. Schor, Juliet; A great transition initiative essay, Debating the Sharing Economy; 2014; S. 5 22 Ebd.

5


«Bike Sharing«; Tandemfahrt; England

REALLABOR SPACESHARING

6


Die Entwicklung der Sharing Economy Man könnte der Meinung sein, die Sharing Economy bzw. die Collaborative Consumption sei ein Produkt unserer digitalisierten, vernetzten Zeit. Doch wurde der Begriff schon 1978 von Marcus Felson and Joe L. Spaeth in einem Artikel des amerikanischen Wissensmagazins »American Behavioral Scientist« im Bezug auf Carsharing das erste mal verwendet. 23 Heute ist die Sharing Economy allgegenwärtig. Carsharing Plattformen sind mittlerweile Teil jeder größeren Stadt geworden, Unterkünfte werden über Airbnb gebucht und fast ein jeder hat schon mal über Ebay etwas ge- oder verkauft. 24 Doch muss man sich vor Augen führen, dass erst eine Kombination aus verschiedenen Faktoren den rapiden Aufstieg der Sharing Economy in den letzten Jahren ermöglicht hat. 1. Neue technologische Errungenschaften und Social Networks; 2. nationale sowie globale ökonomische Realitäten (z.B. die Finanzkrise 2008); 3. ein auffallend gestiegenes Umweltbewusstsein und 4. ein stark steigendes Bedürfnis nach realen sozialen Kontakten. Nur das Zusammenführen dieser einzelnen Bausteine ermöglichte es, Gegenstände, Dienstleistungen und Kapital in diesem Umfang in der Sharing Economy zu teilen. 25

I. Technologische Errungenschaften Die stürmische Entwicklung der letzten Jahre im Bereich der Technologie ist wahrscheinlich der entscheidendste Faktor für den rasanten Aufstieg der Sharing Economy. Angefangen mit dem Teilen von Photos (Flickr), Musik (Spotify), Posts (Twitter), Software (Arduino) und Blogs (Tumblr) auf Social Network Sites im Web 2.0, über die globale Verbreitung von mobilen Endgeräten mit integrierten GPS - Ortungssystemen bis hin zur Verknüpfung all dieser Entwicklungen mit diversen online Bezahlsystemen. 26

23 Vgl., http://www.marketingmagazine.co.uk/article/1208887/understanding-collaborative-consumption; Stand 18.06.2015  24 Vgl.http://www.zeit.de/mobilitaet/2014-04/carsharing-auto-emotion-ps ychologie; Stand 18.06.2015  25 Botsman, Rachel; Roo, Rogers What‘s Mine Is Yours: The Rise of Collaborative Consumption; 2010; S. 24  26 http://www.huffingtonpost.com/jeremiah-owyang/how-the-technologyof-the_b_6782556.html; Stand 18.06.2015

7


Technologiexkurs Web 2.0 Der mittlerweile als Buzzword verschriene Ausdruck Web 2.0 wurde erstmals von Darcy DiNucci im Januar 1999 in ihrem Artikel »Fragmented Future« verwendet. Hier schreibt sie: »The Web we know now, which loads into a browser window in essentially static screenfuls, is only an embryo of the Web to come. The first glimmerings of Web 2.0 are beginning to appear, and we are just starting to see how that embryo might develop. The Web will be understood not as screenfuls of text and graphics but as a transport mechanism, the ether through which interactivity happens. It will [...] appear on your computer screen, [...] on your TV set [...] your car dashboard [...] your cell phone [...] hand-held game machines [...] maybe even your microwave oven.« 27 DiNucci beschrieb schon vor 16 Jahren in ihrem Artikel die heute noch geltenden grundlegenden Unterschiede von Web 1.0 zu Web 2.0. - Der Wechsel von statischen zu dynamisch HTML programmierten Webseiten, der Nutzer wird vom Konsument zum Prosument (Open Source). - Die Entwicklung von Social Network Sites (SNS) mit Einbindung von tagging, like buttons, and social bookmarking. - Die Weiterentwicklung vom zentralen und lokalen Speichern hin zum dezentralem Cloud computing. Dies sind zusammengefasst die wichtigsten Charakteristika des derzeitigen Internets, dem Web 2.0. Sie sind somit entscheidende Ausgangspunkte und Wegbereiter für viele weitere wichtige Entwicklungen innerhalb des World Wide Web. Auch wäre die Sharing Economy ohne die Entwicklung des Web 2.0, so wie wir sie derzeit erleben, nicht vorstellbar.  28,  29

27 DiNucci, Darcy; Fragmented future; 1999; S. 32 + S. 221  28 Vgl. http://en.wikipedia.org/wiki/Web_2.0, Stand 18.06.2015  29 Vgl. http://www.oreilly.com/pub/a/web2/archive/what-is-web-20.html; Stand 18.06.2015

REALLABOR SPACESHARING

8


ENIAC (Electronic Numerical Integrator And Computer) in Philadelphia, Pennsylvania war der erste rein elektronischer Universalrechner und wurde von der Us- Arme zur Berechnung ballistischer Tabellen ab 1942 eingesetzt. Er war in U- Form aufgebaut und beanspruchte eine Fläche von 10m x 17m und hatte ein Gewicht von 27 Tonnen.

9


Technologiexkurs Social Network Sites Das Web 2.0 stellte nur die technologische Voraussetzung für einen weiteren wichtigen Entwicklungsschritt hin zur Sharing Economy dar. Social Network Sites sind Plattformen, welche es dem Nutzer ermöglichen mit anderen in Kontakt zu treten. Soziale Netzwerke werden in der sozialwissenschaftlichen Netzwerkforschung kurz als SNSs bezeichnet. 30 In einem Interview mit dem Magazin GQ beschreibt Mark Zuckerberg, Begründer von Facebook, sein entwickeltes SNS als »[...] Social Graph, das Koordinatensystem bestehender sozialer Verbindungen. [...]« 31 Danah Boyd (Research Assistant Professor, New York University) und Nicole B. Ellison  (Associate Professor, Michigan State University) charakterisieren diesen Graphen in ihrem Essay über SNSs wie folgt: »We define social network sites as web-based services that allow individuals to (1) construct a public or semi-public profile within a bounded system, (2) articulate a list of other users with whom they share a connection, and (3) view and traverse their list of connections and those made by others within the system. The nature and nomenclature of these connections may vary from site to site.«  32 SNSs bieten dem Nutzer die Möglichkeit, sich ein digitales, persönliches Profil mit Informationen über die eigene Person, Kontaktdaten, beruflichen Werdegang, Freizeitaktivitäten oder Musik- und Filmgeschmack zu erstellen. Mit diesem Profil können sie sich selbst beschreiben aber auch in ein Beziehungsgeflecht mit Freunden, Familienangehörigen, Kollegen, und Geschäftskontakten treten. Dieses erstellte soziale Beziehungsgeflecht ist anderen Nutzern, je nach deren Profileinstellungen, öffentlich zugänglich. Fast alle SNSs erlauben es dem Benutzer auf verschiedenen Kanälen mit seinen Kontakten Beziehungen aufzunehmen um sich auszutauschen. Dies geschieht über system-integrierte Nachrichten, Photo- und Videosharing-Technologien, Statusmeldungen, Kommentare, „Likes“ oder auch über Beiträge auf anderen Profilseiten. Ein weiteres Mittel sich in SNSs zu vernetzen ist, in themenbezogene Gruppen einzutreten. Diese bieten zum Beispiel Schulen, Universitäten, Firmen und anderen Gruppierungen die Chance, sich beschränkt öffentlich zu organisieren. Nach Zielgruppe und Kultur unterscheiden sich die SNSs deutlich voneinander. Man kann deshalb SNSs grob in zwei verschiedene Kategorien gliedern. SNSs die sich primär darauf beschränken, einen bestehenden Freundeskreis zu pflegen (z.B. Facebook, StudiVZ, Lokalisten) und SNSs die primär darauf ausgelegt sind, einen Personen - bzw. Geschäftskundenkreis zu erweitern (z.B. Twitter, Xing, Business- Netzwerk).  33

Mark Zuckerberg beschreibt sein entwickeltes Social Network Facebook.com: »Facebook zielt im Gegensatz zu MySpace oder anderen Social-Networking-Websites nicht darauf ab, neue Bekanntschaften zu machen, sondern bestehende zu pflegen, nur auf einer neuen Kommunikationsebene.« 34

Die Entwicklung von Social Network Sites Wie auf der rechts abgebildeten Graphik deutlich wird, wurde die erste massenwirksame Social Network Site 1997 online gestellt. SixDegrees.com ermöglichte es den Usern, ein Profil und Freundeslisten zu erstellen. Neu war das zu dieser Zeit nicht, da diverse Community Seiten (z.B. AIM, ICQ) diesen Service zuvor anboten. Der entscheidende Unterschied lag nun darin, die Freundeslisten anderer einsehen zu können und sich dadurch mit ihnen zu vernetzen. SixDegrees.com zog über eine Million User an und vermarktete sich als Mittel, mit anderen Leuten in Kontakt zu treten. Doch ging das Businessmodell nicht auf und die Seite wurde 2000 vom Netz genommen. Andrew Weinreich, CEO der Plattform, argumentierte, die Seite sei einfach ihrer Zeit voraus gewesen. Von 1997 bis 2001 gab es eine Reihe von verschiedenen SNSs wie AsianAvenue, BlackPlanet und MiGente. Doch keines dieser Netzwerke konnte an den Erfolg von SixDegrees.com anknüpfen. Erst das 2001 eingeführte Technologie und Business Netzwerk Ryze.com gab neue Impulse, in dem es private und geschäftliche Nutzer miteinander verknüpfte. Ryze.com entwickelte jedoch nie eine maßgebende Popularität, allerdings entstanden davon inspiriert SNSs wie LinkedIn und Friendster. Ab 2003 drängte eine Vielzahl von SNSs auf den Markt, alle wollten an die vorhergegangenen Erfolge von Friendster und LinkedIn anschließen. Clay Shirky (2003) prägte den in dieser Zeit entstandenen Begriff »YASNS: Yet Another Social Networking Service.« Allerdings schaffte keine dieser SNSs den großen Sprung.  35,  36,  37 Erst mit der Einführung von MySpace im Juli 2003 entstand ein neues erfolgreiches Netzwerk. Die Öffnung der SNS auch für Jugendliche ab 13 Jahren löste einen riesigen Andrang von Teenagern, die ihrer Lieblingsband nahestehen wollten, aus. MySpace wuchs 2004 rapide. Im Juli 2005 wurde das Unternehmen gewinnbringend für 580 Mio. Doller an die News Corporation verkauft. Ab diesem Zeitpunkt ging es jedoch mit den Nutzerzahlen bergab. Auch öffentliche Vorwürfe zum Jugendschutz auf der Seite verstärkten den Abstieg der Nutzerzahlen. 38 Die Zahl der SNSs stieg konstant. Immer neue Netzwerke entwickelten sich, meist aus einer Nischengruppe heraus.

saufnahme; 2007; S. 235

34 GQ - Magazin; http://www.gq-magazin.de/auto-technik/internet/mark-zuckerbe rg-10-milliarden-mit-23/mark-zuckerberg-10-milliarden-mit-232; Stand 10.01.2013

31 GQ - Magazin, http://www.gq-magazin.de/auto-technik/internet/mark-zu

35 Vgl. Boyd & Ellison, Journal of Computer-Mediated Communication 13;

ckerberg-10-milliarden-mit-23/mark-zuckerberg-10-milliarden-mit-232;

Social Network Sites: Definition, History, and Scholarship; 2008

Stand: 15.05.2015

36 http://www.historyoffacebook.com; Stand 18.06.2015

32 Journal of Computer-Mediated Communication 13; http://jcmc.indiana.edu/

37 http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_social_networking_websites; Stand 01.05.2015

vol13/issue1/boyd.ellison.html#history; Stand 15.05.2015

38 Vgl. Boyd & Ellison, Journal of Computer-Mediated Communication 13;

33 Vgl. Alpar, Paul; Blaschke, Steffen; 2007; S. 235

Social Network Sites: Definition, History, and Scholarship; 2008

30 Vgl. Paul Alpar, Steffen Blaschke; Web 2.0 - Eine empirische Bestand-

REALLABOR SPACESHARING

10


ok A n s chluss) utender Sozialer Ne ede b tzw ch n u

Yahoo! 360 AsianAvenue YouTube Facebo ok(High s ch

20 06

10 20

2005

e

Google+ Pinterest Wellwer Faces .com

2011

04 - 20 97 19

La

20 15

ke er

20 12

hy ow ni

bo o

k r de ei

W

n

kA

i re

t

Helpling Whats App(Fac e bo

r de ing n i T dshar foo

se

l

sc hlu

Kl

2014

07 20

)

ss

So In .cl M stag ed ra i um m(Fa c

13 20

m .co s e re fing g r De hSu x i S ouc C stFM La edIn k Lin pace MyS r Flick rd) ok(Har va o b e c a F

ool netw orks)

Fa

Tw cebo Cy itte ok(Co rpo M wo r ra

) ien Ind a( ad gD bler Bi m Tu ar b Fu g Nin d Tylte d a WeRe

20 09

2008

Flixter Academia.edu Busuu Fetlife Air b ´n´b Ful Fo lCircle Sin ursqu Ty aW are W lted eibo ha t

am gr izz ta Ins oodw ok G ook bo b work G LA atFace cle Net r l Mil ents Ci Stud p

sA p

Fa yCh rld ce u bo rch ok

te

net

wo rk

s)

(O

ffe

n

ra

lle

)

Das Zeitrad zeigt die Entwicklung von Sozial Netowrk Sites der letzen 17 Jahre. Der Übersichtshalber wurden nur ausgewählte SNS mit in die Grafik aufgenommen.

11


Centralized Network (A)

Decentralized Network (B)

Paul Baran: Distributed Communications - Introduction to Distributed Communications Network

REALLABOR SPACESHARING

12


So auch TheFacebook.com, welches vom Harvardstudenten Mark Zuckerberg 2004 für Studenten der Harvad Unsiversität online ging. Zunächst konnten sich nur Studenten mit einer Harvard.edu Email - Adresse anmelden. Doch schon wenige Wochen später wurde das Angebot auf die Universitätenvereinigung Ivy - League ausgeweitet, 2005 auf alle High School Studenten und 2006 auf alle User, die über 13 Jahre alt sind. Derzeit sind über 1 Milliarde User bei Facebook.com angemeldet. Es bildet somit die größte SNS der Welt.  39,  40,  41 Nach der Markteinführung und dem unglaublichen Erfolg von Facebook.com versuchten viele weitere SNSs ihr Glück, doch konnte keine Facebook.com die Stirn bieten. Die einzig erwähnenswerten SNSs sind Twitter.com (2006), Instagram.com (2010) und das 2012 von Google gestartete Netzwerk Google +.  42 Doch im Schatten der großen Social Networks entstanden neue Plattformen. Jeremiah Owyang Gründer der »Crowd Companies« stellt diesbezüglich eine spannende Frage zur Diskussion: »Is the collaborative economy just a new type of social media, where things are shared instead of updates and photos?« 43

Distributed Network (C)

39 Vgl. Leistert, Oliver; Röhle, Theo; Generation Facebook, Über das Leben im Social Net; 2011; S. 89  40 Vgl. Boyd & Ellison, Journal of Computer-Mediated Communication 13; Social Network Sites: Definition, History, and Scholarship; 2008  41 http://www.businessweek.com/videos/2012-10-04/how-can-facebook-b uild-on-first-billion-users; Stand 11.01.2015  42 Vgl. Leistert, Oliver; Röhle, Theo; Generation Facebook, Über das Leben im Social Net; 2011; S. 89  43 http://blogs.wsj.com/accelerators/2014/04/16/ryan-holmes-social-me dia-jumpstarted-the-share-economy/; Stand 18.06.2015

13


Exkurs Netzwerkarchitektur Das Wort Netzwerkarchitektur beschreibt nicht nur die tatsächliche Hardware von Netzwerken. Vielmehr werden mit diesem Begriff die gesamten Regeln im Verbund des Netzwerkes einschließlich der Hardware bezeichnet. Gebaut wird in der Netzwerkarchitektur nicht physisch sondern in schriftlich verfasster Programmiersprache. 44 Dargestellt wird Netzwerkarchitektur im allgemeinen in Netzdiagrammen. Diese stellen ermittelte Beziehungen zwischen verschiedenen Akteuren innerhalb eines Netzwerk dar. Hierbei sind Netzwerke eine Konfiguration aus sogenannten Knoten und Kanten. Folgt man der Definition in Jacques Bertins klassischer Graphischer Semiologie hat die Punktgröße, Länge und Form von Linien sowie Ausdehnung und Form von Flächen keine Bedeutung. Erst durch Erkennen von Topologien innerhalb des Netzwerkes können Relationen aufgedeckt und erkannt werden.

Fully Connected Topology

Bus Topology

Um diese Relationen in einem Netzwerkdiagramm bestmöglich erkennen zu können, ist es wichtig, dass Knoten ein heterogenes also interkonnektives und heterarchisches Netzwerk aus Agenten bilden. Da sich Netzwerke oft in konstanter Bewegung befinden ist es bildlich und in tabellarischer Matrizenform sehr schwierig diese Erweiterbarkeit, Verdichtung oder Entflechtung dazustellen. Hierbei bedienen sich Bilder oftmals digitaler Medientechniken, um die dynamischen sozialen Zusammenhänge besser animieren zu können. 45

Star Topology

Ring Topology

44 Vgl. Gießmann, Sebastian; Die Verbundenheit der Dinge - Eine Kulturgeschichte der Netze und Netzwerke; 2014; S. 332  45 Vgl. Ebd.; S. 218

REALLABOR SPACESHARING

14


Hybrid Topology (example: combination of Star topology and Bus topology)

Tree Topology

Mesh Topology

Dual Ring Topology

Linear Topology

Nodes

Branches

Der ehemalige Flugplatz Berlin Tempelhof wird in verschiedenen Kreisen als Urban Common aufgefasst. Diese Fläche ist Sinnbild für eine gemeinschaftlich genützte Fläche für welche sich eine Vielzahl von Bürgern in verschiedenen Initiativen sowie einem Bürgerentscheid 2014 eingesetzt haben.

15


II. Ökonomische Realitäten Die derzeitige globale Wirtschaftslage, entschieden beeinflusst durch die Finanzkrise und die daraus entstandene Rezession 2008, ist ein weiterer bedeutender Faktor, um den Aufstieg der Sharing Economy nachvollziehen zu können. Nicht nur Privatpersonen wurden Ende 2008 von der Rezession stark getroffen sondern auch Unternehmen, Kommunen und Städte. In den USA, Südamerika und Europa verloren viele ihren Arbeitsplatz, ihr Haus und somit ihre gesamte Existenzgrundlage. 46 In den 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) sank die Arbeitslosenquote zwischen 2004 und 2008 stetig von 9,1 auf 7,1 Prozent. Erst die globale Finanz- und Wirtschaftskrise stellte diese Zahlen auf den Kopf: 2009 lag die Arbeitslosenquote bereits bei 9,0 Prozent und sie erhöhte sich weiter auf 9,7 Prozent im Jahr 2010. Insgesamt waren im Jahr 2010 knapp 23,2 Millionen Personen arbeitslos und damit gut 6,3 Millionen mehr als im Jahr 2008 (16,83 Mio.) – das entspricht einer Steigerung um 37,6 Prozent in nur zwei Jahren. 47 Auf Grund dieser Entwicklung sahen sich viele Familien gezwungen in andere Städte zu gehen, um zum einen nach neuen Anstellungen zu suchen und zum anderen mit anderen Familienmitgliedern zusammen zu ziehen, um Kosten zu sparen. Das Trauma der Rezession zwang viele Menschen zum Umdenken und zu einer Neubewertung dessen, was ihnen wirklich wichtig ist, oder wie amerikanische Journalist Po Bronson schreibt: »a crisis can actually take people from thinking about what’s next to thinking about what is first.« 48

III. Gestiegenes  Umweltbewusstsein Ein weiterer wichtiger Faktor, welcher den Erfolg der Sharing Economy erklärt, ist ein Wertewandel im Konsumverhalten vieler Verbraucher. Die Entdeckung des Great Pacific Garbage Patch am 3. August 1999 im Pazifischen Ozean, die größte maritime Umweltkatastrophe auf der Ölbohrplattform Deepwater Horizon am 20. April 2010, diverse Lebensmittelskandale und nicht zuletzt die Nuklearkatastrophe des japanischen Kernkraftwerks Fukushima Daiichi am 11. März 2011 hinterließen prägende Spuren im kollektiven Bewusstsein der Menschen. 49, 50 Nach Jahrzehnten der Wegwerfgesellschaft, der »Buy now, pay later«-Mentalität und des Hyperkonsums sind wir an einen Punkt gekommen, der immer mehr Menschen zum Nachdenken bewegt hat.

Bei vielen hat dies zu einem neu entwickelten Umweltbewusstsein geführt und immer mehr Menschen achten darauf, woher ihr Essen kommt, wie sie reisen bzw. sich fortbewegen, welche Produkte sie kaufen und welche Marken sie konsumieren. 51

IV. Bedürfnis nach realen sozialen Kontakten Nie haben Menschen soviel mit  -  und untereinander kommuniziert wie heute. Der ständige Austausch über Social Networks, Instant Messaging Apps und diversen, weiteren Kommunikationswegen, steigt kontinuierlich an. 2014 ist der Anteil der Internetnutzer in Deutschland auf 79,1 Prozent angestiegen. Hiervon gaben 80 Prozent an, das Internet »gestern« genutzt zu haben. Bezieht man diese Zahl nun auf die Gesamtbevölkerung, sind das rund 63 Prozent oder 44,5 Millionen Menschen, die täglich das Internet nutzen. 52 Doch warum das ganze digitale Kommunizieren, wenn man sich am Ende doch einsam, allein und ausgeschlossen fühlt? 53 Noch nie in der Menschheitsgeschichte lebten so viele Menschen alleine. Derzeit stellen in Städten wie Hamburg und Berlin 1-2 Personen Haushalte mit 55 Prozent die Mehrheit. Glaubt man den Prognosen, werden Single-Haushalte in naher Zukunft die Norm in deutschen sowie europäischen Großstädten sein. Nicht nur die einsamen Wohnverhältnisse, sondern auch die »elektronische Entleerung« unserer Wohnungen, wie sie von Tsukamoto und Yamamoto beschrieben wird, trägt ihren Teil zu immer einsameren Wohnverhältnissen bei. 54 Im Streben nach mehr Partizipation und realen sozialen Berührungspunkten sind die angesprochenen Veränderungen ein großer und wichtiger Teil des Erfolgs der Sharing Economy.

Sharewashing Als der Hype um die Sharing Economy auch hierzulande vor etwa 3 Jahren begann, versprach sie mehr Nachhaltigkeit und bewussten Konsum. Es wurde ihr sogar das Potential attestiert, die gesamte Wirtschaftswelt zum Besseren zu verändern. Doch hat sie sich anders entwickelt als gedacht. Statt dem Versprechen für mehr Nachhaltigkeit und bewussterem Konsum, steht doch wieder nur eins im Vordergrund: das Geldverdienen. Die Idee des Teilens hat sich stark verändert. Aus ihr ist ein milliardenschwerer Wirtschaftszweig entstanden, in dem sich junge, erfolgreiche und weltweit agierende Plattformen wie Airbnb, Uber und Zipcar etabliert und platziert haben.

46 Vgl. Gansky, Lisa; The mesh, Why the future of business is sharing; 2010; S.  47 - 48

51 Ebd.

47 http://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/europa/135609/ar

52 http://www.ard-zdf-onlinestudie.de/index.php?id=506; Stand: 18.06.2015

beitslosigkeit-nach-der-finanz-und-wirtschaftskrise; Stand 18.06.2015

53 http://www.theatlantic.com/magazine/archive/2012/05/is-facebook-mak

48 Vgl. Gansky, Lisa; The mesh, Why the future of business is sharing; 2010; S. 48 - 51

ing-us-lonely/308930/; Stand: 18.06.2015

49 Vgl. http://www.taz.de/!5091032; Stand 18.06.2015

54 Vgl. Maak, Niklas; Wohnkomplex - Warum wir andere Häuser brauchen; 2014; S. 175ff

50 Vgl. Gansky, Lisa; The mesh, Why the future of business is sharing; 2010; S. 48 - 51

REALLABOR SPACESHARING

16


Deepwater Horizon oil spill(Ölpest im Golf von Mexiko) am 20 April 2010 gilt als eine der schwersten Umweltkatastrophen dieser Art. Ausgelöst wurde die Katastrophe durch eine Explosion auf der Bohrinsel Deepwater Horizon welche von Transocean im Auftrag des Konzerns BP betrieben wurde. Durch die Explosion starben 11 Menschen und es trat eine geschätzte Ölmenge von 8 und 14 Millionen Liter (50.000 bis 84.000 Barrel) täglich aus.

17


Occupy Wall Street, Anonymous 2011, The Guy Fawkes mask is a stylised depiction of Guy Fawkes, the best-known member of the Gunpowder Plot, an attempt to blow up the House of Lords in London in 1605 in order to restore a Catholic head of state. The use of a mask on an effigy has long roots as part of Guy Fawkes Night celebrations.A stylised portrayal of a face with an over-sized smile and red cheeks, a wide moustache upturned at both ends, and a thin vertical pointed beard, designed by illustrator David Lloyd, came to represent broader protest after it was used as a major plot element in V for Vendetta, published in 1982, and its 2006 film adaptation. After appearing in Internet forums, the mask became a well-known symbol for the online hacktivist group Anonymous, used in Project Chanology, the Occupy movement, and other anti-government and anti-establishment protests around the world.

REALLABOR SPACESHARING

18


Die eigenen Zimmer werden nicht mehr vermietet, weil sie sonst während des eigenen Urlaubs leerstehen würden, sie werden vermietet, da man in nahezu allen europäischen Großstädten damit ein vielfaches seiner eigenen Miete verdienen kann. Die ehemaligen Mitfahrzentralen haben sich zu Privattaxen entwickelt. So wird das Auto nicht nur zum Privattaxi, weil der Besitzer sowieso die gleiche Strecke fährt und spontan jemanden mitnehmen will, um die Umwelt zu schonen und Kosten zu sparen, sondern weil es ohne Taxilizenz leichter ist, Geld zu verdienen. Onlineportale die dem Nutzer versprechen, mit dem »Sharen/ Teilen« leicht Geld zu machen, halten sich, andere Plattformen haben es weitaus schwieriger bestehen zu bleiben. 55 Die Kritik an der derzeitigen Form der Sharing Economy reißt nicht ab und stellt weiter Fragen. »How Green is the Sharing Economy?« 56, »Does the Sharing Economy build social capital?« 57 und »Is the Sharing Economy exploiting Labor?« 58. Alle diese Fragen haben ihre Berechtigung und sollen im Folgenden kurz weitmöglichst beantwortet werden.

Wie ökologisch ist die Sharing Economy? Eine große Anzahl der Sharing-Plattformen wirbt mit einem vermeintlich ökonomisch sowie ökologischen Vorteil, der durch das Teilen von Gütern entsteht. Viele Nutzer sind davon überzeugt, durch die Nutzung des »secondary markets« den Bedarf an neuen Gütern und gleichzeitig ihren eigenen ökologischen Fußabdruck reduzieren zu können. Sie glauben, bestehende Häuser umzunutzen, reduziere den Bedarf an Neugebautem und der Verleih von Werkzeugen drossele die Produktion von Neuen. Diese weit verbreiteten Annahmen zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks sind aber alles nur Spekulationen und noch in keiner Weise wissenschaftlich belegt. 59

such vorziehen. Doch muss hinterfragt werden, was der Verbraucher mit seinem gesparten Geld anfängt? Es ist davon auszugehen, dass »ripple effects« entstehen, doch diese vorauszusehen, erscheint unmöglich. Wird der Verbraucher nun mehr Güter kaufen bzw. doch mehr konsumieren? Oder wird der Verbraucher durch das Angebot von privaten Unterkünften nun öfter reisen? Studenten von Juliet Schor fanden in eigenen Recherchen heraus, dass Nutzer der Onlineplattform Airbnb durch die nun günstig buchbaren privaten Angebote im Schnitt mehr reisen, als noch vor wenigen Jahren.

Welche sozialen Potentiale hat die Sharing Economy? Glaubt man den Werbeslogans der Sharing-Plattformen, so sollen diese nicht nur positive Effekte für die Umwelt mit sich bringen, sondern gleichzeitig die Nutzer der Plattformen untereinander sozial verbinden. Aber schaffen es Sharing Plattformen tatsächlich, Freundschaften, Netzwerke, sozialen Zusammenhalt sowie gegenseitiges Vertrauen zwischen den einzelnen Nutzer aufzubauen? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Stanford Soziologe Paolo Parigi und fand heraus, dass die damals noch Non-Profit Plattform Couchsurfing tatsächlich zu neuen Freundschaften führt. Nutzer der For-Profit Carsharing Plattform RelayRides wiederum klagen über eine zu anonyme und sterile Interaktion der Nutzer untereinander. Hierbei spielt laut Parigi das Rating- und Reputationsverfahren der Plattformen eine zentrale Rolle. Ist die gängige Meinung, dass durch die Bereitstellung von Informationen das Sicherheitsgefühl der Akteure innerhalb eines Netzwerkes zu stärken sei, fand gegensätzlich zu dieser Annahme Paolo Parigis, in seinen Recherchen heraus, dass zu viele Informationen über die einzelnen Nutzer, die Chance auf starke Bindungen zwischen den Nutzern, verringern. 61

Eine aktuelle Studie des Mineta Transportation Institue hat belegt, dass Carsharing die Produktion von CO2 reduziert. Hierbei ist allerdings zu beachten, dass dies nicht durch alle Nutzer der Plattform geschieht, sondern die Reduktion nur durch eine kleine Gruppe innerhalb der Plattform verursacht wird. Auch ist zu beachten, dass es entscheidende Unterschiede zwischen for  Profit und non  Profit Carsharingplattformen bezüglich der CO2 Reduzierung gibt. Der Großteil der For Profit Carsharingnutzer steigert durch das gemeinsame Nutzen von Fahrzeugen seinen täglichen CO2 Verbrauch sogar. 60 Der Trend, hin zum ökologisch bewussten Konsumieren, lässt die Menschen immer mehr gebrauchte Güter kaufen, sowie private Unterkünfte dem Hotelbe 55 Vgl. http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/share-economy-soweit-dieuto

61 Vgl. Schor, Juliet; A great transition initiative essay, Debating the Sharing Economy;

pie-1.2421540, Stand 18.06.2015

2014; S. 6

56 Schor, Juliet; A great transition initiative essay, Debating the Sharing Economy; 2014; S.6  57 Ebd.; S.6  58 Ebd.; S.7  59 Vgl. Schor, Juliet; A great transition initiative essay, Debating the Sharing Economy; 2014; S.6  60 Vgl. Minesota Transportation Institue: Greenhouse Gas Emission Impacts of Carsharing in North America; MTI Report 09-11; S. 73

19


Das Bild ist von dem englischen Künstler Phillip Toledano aufgenommen worden. Er sieht seine Arbeit als soziopolitisch und sie entstehe immer mit einem tiefen persönlichen Einfluss. Dieses Bild beschäftigt sich mit der sozialen Vereinsamung trotz der permanenten Kommunikation untereinander.

REALLABOR SPACESHARING

20


Unterläuft die Sharing Economy Arbeitsstandards? Die romantische »feel good story« der Sharing Economy beinhaltete Versprechen wie: sie bewirkt Gutes, schützt die Umwelt und ermöglicht sozial gerechte Arbeitsbedingungen. All diese Versprechen fanden gerade nach der verheerenden Finanzkrise 2008 großen Anklang. Doch hat sich innerhalb der letzten Jahre ein gewaltiger Wandel innerhalb der Sharing Economy vollzogen. Durch den Einstieg von Großinvestoren wie Goldman Sachs und Google in die for Profit Plattformen, steht nun die Rendite im Vordergrund und nicht mehr die schönen Versprechen von einst. Aus diesem Wandel heraus entstand eine breite Gegenbewegung, um gegen aggressive For Profit Plattformen, die sämtliche rechtliche und soziale Verantwortung auf den Nutzer abwälzen, vorzugehen. Politiker fordern eine Regulierung bestimmter Teilbereiche, Arbeitnehmer organisieren sich gegen aggressive Unternehmensstrategien von Plattformen wie Uber und Bürger sowie Studenten fordern einen Stopp der Wohnraumverdrängung durch Plattformen wie Airbnb. 62,  63 Tilman Baumgärtel, Journalist bei der Zeit, kritisiert in seinem Artikel »Sharing Economy. Teile und verdiene«, »Unternehmen unterlaufen Arbeitsstandards und Rechtsvorschriften.« 64. Unter anderem prangert er an, »Menschliche Beziehungen werden zur Ware.« 65 Anthony Kalamar, ein amerikanischer Blogger, prägte diesbezüglich den Begriff »Sharewashing«. Dieser beschreibt, wie sich immer mehr Firmen unter den Deckmantel der Sharing Economy drängen, ob sie nun »sharen« oder nicht, um sich auch ein Stück des guten und innovativen Rufes der Sharing Economy abzuschneiden. »Sharewashing« ist das neue »Greenwashing«, obwohl die Sharing Economy Risiken im Namen des »Sharings« auf Kosten der Arbeitnehmer abwälzt. 66 Auch Tilman Baumgärtel bezeichnet die Geschäftsprinzipien der erfolgreichen Firmen der Sharing Economy als sehr fragwürdig und erkennt, dass diese viel mehr hervorragend in die Wertewelt eines unreglementierten Kapitalismus passen würden. 67

62 Vgl. Schor, Juliet; A great transition initiative essay, Debating the Sharing Economy; 2014; S. 6 63 Vgl. http://airbnbvsberlin.de/#introduction; Stand 18.06.2015  64 http://www.zeit.de/2014/27/sharing-economy-tauschen; Stand 18.06.2015  65 Ebd.  66 Vgl. http://www.opednews.com/articles/Sharewashing-is-the-New-Grby-Anthony-Kalamar-130513-834.html; Stand 18.06.2015  67 http://www.zeit.de/2014/27/sharing-economy-tauschen; Stand 18.06.2015

21


REALLABOR SPACESHARING

22


non Profit vs. Profit

Betreiberkonzept

Sharingkategorie

Reichweite

Network architeture

Fallbeispiele Im Folgenden werden einige Sharing Plattformen noch einmal ausführlicher beschrieben, um die einzelnen Aspekte der Sharing Economy genauer aufzeigen zu können. Hierbei wurden hauptsächlich raumbezogene Plattformen analysiert um den Bezug zur Architektur beizubehalten.

23

Benutzer Anzahl


Couchsurfing Couchsurfing.com ist aus Sicht der sozialwissenschaftlichen Netzwerkforschung eine der interessanten Plattformen, da sie eine der ersten Social Network Sites überhaupt ist. Hinzu kommt noch, dass Couchsurfing. com eine non Profit und User selbstfinanzierte Plattform war.

Betreiberkonzept non  Profit, bis 2011 Couchsurfing.org war eine »peer to peer« online Plattform, die Reisende untereinander verknüpfte und auf der die Nutzer sich gegenseitig kostenlose, einfache Übernachtungsmöglichkeiten (Couchsurfing 68) angeboten haben. Die einzige Gegenleistung die erbracht werden sollte war, ebenfalls reisende Nutzer bei sich aufzunehmen. Das damalige Couchsurfing wird deshalb häufig mit einem Common verglichen, da die Plattform keinen Profit erwirtschaften wollte, sondern als Allgemeingut allen, die sie nutzen wollten, zur Verfügung stand. 69 for  Profit, ab 2011 Nach der Liquidierung von Couchsurfing auf Grund eines immensen Datenverlusts durch einen Serverabsturz, wurde Couchsurfing International, Inc. als for  Profit Unternehmen gegründet.

der Community und der Frage nach den gemeinschaftlich entwickelten Zielen der Community 72, auf die aber nicht weiter eingegangen wurde. Nach der Liquidierung wurde Couchsurfing International Inc. gegründet, welches sich als »a mission-driven for Profit corporation« 73 sieht. Seit der Neugründung wurden in der ersten Runde 7.6 Millionen Dollar Investment eingesammelt und in einer zweiten nochmals 15 Millionen Dollar. Casey Fenton von Couchsurfing will mit diesem Investment und der Umwandlung in eine 520 B Corporation, Couchsurfing wettbewerbsfähig halten. In diesem Zuge wurde die Website neu gestaltet und eine App entwickelt. Allerdings ist noch nicht bekannt, inwiefern sich die Plattform weiter entwickeln will. 74

Von couchsurfing.org zu couchsurfing.com Die Idee kam Casey Fenton 1999 auf einer Reise nach Island. Er schrieb willkürlich 1.500 Studierende der University of Iceland per E-Mail an, ob sie für ihn eine Couch zum Übernachten frei hätten. Innerhalb weniger Stunden erhielt er über 50 Einladungen, dessen Absender ihm einen Schlafplatz anboten. Wieder zurück in Boston registrierte er noch im gleichen Jahr die Website CouchSurfing.com. In den folgenden Jahren arbeitete Fenton hauptsächlich an der Entwicklung des Quellcodes für die Plattform, um sie schließlich im Januar 2003 als beta Version zu testen. Das Projekt wurde 2004 zu einer öffentlichen Website doch mit nur langsam steigenden Nutzerzahlen. Ende 2004 waren 6000 User auf CouchSurfing.com registriert. Doch schon im nächsten Jahr beschleunigte sich der Zuwachs auf 45.000 User und 2011 kurz nach dem Verkauf waren es bereits 3 Millionen Nutzer. 2011 wurde bekanntgegeben, dass Couchsurfing von einer non  Profit Organisation in ein for  Profit Unternehmen, in eine sogenannte 520 B Corporation (das B steht für »benefit«), vergleichbar mit Ptagonia oder Method 70, umstrukturiert werden sollte. 71 Dies geschah unter einigen Protesten innerhalb 68 http://www.urbandictionary.com/define.php?term=couch+surfing:

72 Vgl. https://gigaom.com/2011/09/01/after-going-for-profit-couchsurfin

1. A cheap form of lodging used mainly by college-students or recent col

g-faces-user-revolt/, Stand 16.06.2015; Stand 16.06.2015

lege-grads, where one stays on acquaintance’s couches rather than a hotel.

73 http://www.couchsurfing.com/about/jobs/; Stand 16.06.2015

69Vgl. http://bollier.org/blog/lessons-corporatization-couchsurfing; Stand 16.06.2015

74 Vgl. https://en.wikipedia.org/wiki/CouchSurfing; Stand 16.06.2015

2. What someone who can’t afford rent on their own and/or can’t find room mates quick enough does when they are “between” places  70http://www.inc.com/magazine/201206/issie-lapowsky/couchsurfingnew-profit-model.html; Stand 16.06.2015 71 Vgl. https://en.wikipedia.org/wiki/CouchSurfing; Stand 16.06.2015

REALLABOR SPACESHARING

24


Die Graphic zeigt alle Länder mit über 500 regestrierten Couchsurfern, Stand 2011.

peer to peer

Unternehmen

Netzwerk

25

Fully connected

Raum

5.500 000 Profile

192 Länder

for Profit


Airbnb Beschäftigt man sich mit dem Thema Sharing Economy kommt man an der Plattform Airbnb nicht vorbei.

for Profit

Betreiberkonzept Airbnb ist eine »peer to peer« online Plattform die Reisende mit Immobilienbesitzern, welche für kurze Zeit ihre Immobilie vermieten wollen, verknüpft. Die Plattform bietet den Besitzern die Möglichkeit, ihre Immobilie online zu präsentieren. Auf der andern Seite ermöglicht die Plattform Reisenden, die passende Unterkunft über eine Suchmaske zu finden und zu buchen. Hierbei organisiert Airbnb durch ein internes Buchungs- und Zahlungssystem die Anfrage und berechnet bei jeder Reservierung eine Transaktionsgebühr zwischen 9 und 15%. Dieser Prozentsatz ist wiederum aufgeteilt, der Besitzer zahlt 3% während der Reisende den Rest begleicht. 75 Wohnungen können hier nicht kostenlos angeboten oder gebucht werden, sondern kosten immer mind. 9 Euro (in Deutschland).

Unternehmen

Raum

Entwicklung Airbnb ist derzeit eines der größten Unternehmen in der Sharing Economy mit einem geschätzten Wert von wahnwitzigen 20 Milliarden Dollar. 76 Gegründet wurde das Unternehmen 2007 von zwei Designstudenten der Rhode Island School of Design in San Francisco. Die beiden Studenten boten Reisenden „airbeds and breakfast“, also Luftmatratzen und Frühstück als Übernachtungsmöglichkeit, während einer restlos ausgebuchten Designkonferenz an. Aus dieser Aktion entstand das Businessmodell für eine der erfolgreichsten Sharing-Plattformen unserer Zeit. Innerhalb der letzten Jahre konnte Airbnb mehr als 10 Millionen Buchungen in über 19.000 Städten in 192 Ländern verzeichnen, wobei hier das Hauptaugenmerk auf Europa gerichtet ist. Derzeit vermittelt Airbnb alle zwei Sekunden eine Immobile. 77

192 Länder

peer to peer Netzwerk

Fully connected

10.000.000 Buchungen  75 https://www.airbnb.com/support/article/459?topic=234; Stand 18.06.2015 7   6 http://www.bloomberg.com/news/articles/2015-03-01/airbnb-said-to-be-raising-funding-at-20-billion-valuation; Stand 18.06.2015  77 http://www.telegraph.co.uk/technology/news/9525267/Airbnb-The-story-behind-the-1.3bn-room-letting-website.html; Stand 18.06.2015

REALLABOR SPACESHARING

26


Hamburg

Berlin Münster

Bielefeld

Dortmund Düsseldorf

Köln

Leipzig

Dresden

Frankfurt Nürnberg 10 000

Stuttgart

München

5000 2500 1000 reguläre Vermietungen

500 100 mehrfach Vermietet

Deutschlandweite Verteilung von vermieteten Wohnungen auf Airbnb. Das studentische Projekt ist im Rahmen des Kurses »From Reading to Exploring – Visuelles Geschichten­erzählen im Daten­journalismus« im Wintersemester 2014/15 am Fachbereich Design an der FH Potsdam entstanden.

Die Grafik zeigt die Anzahl aller Airbnb-Inserate in Berlin auf Kiez-Ebene. »From Reading to Exploring – Visuelles Geschichten­ erzählen im Daten­journalismus«

27


Pumpipumpe »Bestelle hier deine Sticker, klebe sie an deinen Briefkasten und lass damit deine Nachbarn sehen, welche Dinge sie von dir ausleihen können.«

non Profit

Betreiberkonzept Pumpipumpe ist eine nicht gewinnorientierte, analoge Sharing-Plattform auf Nachbarschaftsbasis, die sich lokal für einen sinnvollen sowie nachhaltigen Umgang mit Kosumgütern einsetzt und dabei gleichzeitg die soziale Interaktion unter Nachbarn stärken will. 5.- CHF/ EUR beträgt der Unkostenbeitrag pro Bestellung für Pumpipumpe-Aufkleber. Dieser Betrag unterstützt die Weiterentwicklung des Projektes und den eingetragenen Verein Pumpipumpe e.V.. Die bereitgestellten Aufkleber sollen von den Nutzern der Plattform an ihren Briefkästen angebracht werden, damit die Nachbarn gleich erkennen könne, was dieser Nutzer zu verleihen hat. Die genauen Bedingungen des Leihens und Ausleihens überlässt die Plattform den Nutzern. Hierbei legt Pumpipumpe besonders Wert darauf, dass Gegenstände grundsätzlich kostenlos verliehen werden, also nicht vermietet werden. 78

Entwicklung Im Herbst 2012 stellte das Berner Designkollektiv Pumpipumpe seine entwickelte Plattform als Nachbarschaftsexperiment ins Netz. Das Experiment fand fruchtbaren Boden und in kürzester Zeit wurden die Initiatoren mit Anfragen aus der Schweiz, aus Deutschland, Frankreich, Russland, Japan und Brasilien überhäuft. Bis Ende 2014 verschickte das Kollektiv über 6000 Aufklebersets und ist mittlerweile in fast allen europäischen Ländern vertreten. 2013 erhielt der Verein Pumpipumpe den Bundespreis Ecodesign in der Kategorie Nachwuchs. 79

Verein

Güter

16 Länder

peer to peer Netzwerk

Fully connected

6.000 Nutzer

78 Vgl. http://www.pumpipumpe.ch/so-funktionierts/; Stand 29.6.2015  79 Vgl. http://www.spiegel.de/wirtschaft/service/share-economy-werkzeug -ausleihen-ueber-den-eigenen-briefkasten-a-988403.html; Stand 29.6.2015

REALLABOR SPACESHARING

28


Europaweite Verteilung und Anzahl von Nutzern der analogen Sharingplattform Pumpipump. Stand 29.06.2015

Aufkleber der Sharingplattform Pumpipump.

29


Deskaround »Schluss mit überfüllten Bibliotheken, Generation Praktikum und gestelzten Bewerbungen an Menschen, die man noch nie gesehen hat. Wir bieten Unternehmen und Studierenden die Möglichkeit, sich auf Augenhöhe kennenzulernen – und beide Seiten profitieren.« 80 So beschreibt sich die non - Profit Plattform Deskaround.

Betreiberkonzept Deskaround ist eine nicht gewinnorientierte, digitale Sharing-Plattform, welche Studierende und Unternehmen auf eine neue Art und Weise zusammenbringen möchte. Unternehmen bieten auf der Onlineplattform ungenützte Arbeitsplätze zur kostenlosen Nutzung für Studierende an. Diese können sich wiederum durch inhaltlichen Austausch bei den Unternehmen revanchieren. Profitieren sollen nach Meinung der Initiatoren beide Parteien: Unternehmen erhalten neue Impulse durch Studierende und eine zusätzlichen Methode, qualifizierten Nachwuchs kennenzulernen. Studierenden wird die Möglichkeit gegeben, Einblicke in spannende Arbeitsbereiche der Unternehmen zu erhalten. Durch die Schreibtischvermittlung will die Plattform Wissensaustausch, Kreativität und Orientierung bei Studierenden fördern.

non Profit

Gesellschaft bürgerlichen Rechts

Arbeitsplätze

Deutschland

Entwicklung Während eines Studienprojektes kam bei Thimon Triebel, Katharina Sack und Luise Letzner die Frage auf: »Wo in der Stadt können Studierende eigentlich überall sitzen und an ihren Projekten arbeiten?« Aufbauend auf dieser Fragestellung entwickelten die drei Studierenden der Hafen City Universität Hamburg ihre Plattformidee. Das Unternehmen wurde in den Anfängen in der näheren Umgebung der Hochschule experimentell getestet und ist derzeit Hamburg weit aktiv. 81,  82

peer to peer Netzwerk

Gittertopology

6.000 Nutzer

80 Vgl. http://www.deskaround.de/; Stand 6.07.2015  81 Vgl. http://www.iz-jobs.de/karriere/themen/kennenlernen-per-co-worki ng---job-nicht-ausgeschlossen,131694.html; Stand 6.07.2015  82 Vgl. http://www.deskaround.de/; Stand 6.07.2015

REALLABOR SPACESHARING

30


Verteilung und Anzahl von freien Arbeitspl채tzen innerhalb Hamburg. Stand 06.07.2015

Frei werdende Pl채tze in B체ros.

31


The Share / Tokyo The Share sieht sich selbst als kulturellen Hub, das nicht nur Zeit und Raum geteilen soll, sondern auch Wissen. Das Gebäude ist ein ehemaliges Studentenwohnheim in Harajuku Tokyo, welches durch das Architekturbüro ReBITA im Jahr 2011 zu einem Wohnkomplex mit verschiedenen Gemeinschaftsräumen umgebaut wurde.

for Profit

Betreiberkonzept Die Plattform The Share ist nicht nur lokal in Harajuku Tokyo verwurzelt, sondern bietet ihren Nutzern auch ein online abrufbares Angebot. Über dieses können verschiedene Zimmer online eingesehen werden und bei Bedarf gleich gebucht werden. Eine digitales Social Network ist noch nicht in das Online-Angebot des Gebäudes implementiert worden. Jedoch gibt es bereits eine analoge Version, welche über Kreidetafeln als Pinnwand und Bilderrahmen als Profilbild funktioniert. 83

Unternehmen

Zeit und Raum

Der Gebäudekomplex The Share gliedert sich in 7 Ebenen: - Erdgeschoss: Soll die Bewohner mit der Umgebung verknüpfen. (Shops, Restaurant) - Erster Stock: Verschiedene Arbeitsplätze zum Mieten. (Co - Working Space, Atelier)

1 Haus

- Zweiter Stock: Ein Geschoss rein für weibliche Bewohner. - Dritter, Vierter Stock: Durchmischtes Wohngeschoss, verschieden große Wohneinheiten.

Hybride Topology

- Fünfter Stock: Gemeinschaftlich nutzbare Community Plattform. (Theater, Bücherei, Wohnzimmer, Küche) - Sechster Stock: Dachgarten, welcher für alle Nutzer offen ist. ca. 300 Nutzer

83 Vgl. https://www.the-share.jp

REALLABOR SPACESHARING

32


Lageplan von Harajuku Tokyo

Gemeinschaftsraum in ÂťThe shareÂŤ

33


LITER ATURVERZEICHNIS Schor, Juliet; A great transition initiative essay, Debating the Sharing Economy; Oktober 2014 Tilman Baumgärtl; http://www.zeit.de/2014/27/sharingeconomy-tauschen; Stand 18.06.2015 Time Online Edition; http://content.time.com/time/specials/packagesarticle/0,28804,2059521_2059717,00. html; Stand 18.06.2015

DiNucci, Darcy; Fragmented future; Print Magazine; 1999 O’Reilly, Tim; Battelle, John; What’s next for Web 2.0?; Web Squared: Web 2.0 Five Years On; 2005 Gießmann, Sebastian; Die Verbundenheit der Dinge Eine Kulturgeschichteder Netze und Netzwerke; 2014 Alpar, Paul; Blaschke, Steffen; Web 2.0 - Eine empirische Bestandsaufnahme; 2007

Bloomberg business; http://www.bloomberg.com/ news/articles/2015-03-01/airbnb-said-to-be-raisingfunding-at-20-billion-valuation; Stand 18.06.2015

GQ - Magazin, http://www.gq-magazin.de/auto-technik/ internet/mark-zuckerberg-10-milliarden-mit-23/mark-zuckerberg-10-milliarden-mit-232;15.05.2015

Baumgärtel, Till; Sharing Economy - Teile und verdiene; Zeit Online; 15.07.2014

historyoffacebook.com; http://www.historyoffacebook. com; Stand 18.06.2015

Myers, Chris; Decoding Uber‘s Proposed $50B Valuation (And What It Means For You); Forbes Online; 13.05.2015

Rohleder, Jörg; 10 Milliarden mit 23; VANITY FAIR; 2008

Saitto, Serena; Airbnb Said to Be Raising Funding at $20 Billion Valuation; 01.03.2015

Boyd & Ellison, Social Network Sites: Definition, History, and Scholarship; Journal of Computer-Mediated Communication 13; 2008

Botsman, Rachel; Rogers, Roo; What‘s Mine Is Yours: The Rise of Collaborative Consumption; 2010

Leistert, Oliver; Röhle, Theo; Generation Facebook Über das Leben im Social Net; 2011

Ratzesberger, Pia; Die Idee des Teilens - ein großes Geschäft; Süddeutsche Zeitung Online; 05.04.2015

Holmes, Ryan; Ryan Holmes: Social Media Jumpstarted the Sharing Economy; The Wall Street Journal; 2014

Digitalen Salon in Berlin; http://dradiowissen.de/beitrag/digitaler-salon-mein-haus-dein-auto-unser-boot; Stand 18.06.2015

Gansky, Lisa; The mesh, Why the future of business is sharing; 2010

Pia Ratzesberger; http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/share-economy-soweit-die-utopie-1.2421540; Stand 18.06.2015 study.com; http://study.com/academy/lesson/generation-y-definition-characteristics-personality-traits.html; Stand 18.06.2015 Bainbridge, Jane; Understanding collaborative consumption; Marketing Magazine Online; 06.09.2013 Owyang, Jeremiah; How the Technology of the Collaborative Economy All Works Together; Huffington Post Online; 03.03.2015 Jane Bainbridge; http://www.marketingmagazine.co.uk/ article/1208887/understanding-collaborative-consumption; Stand 18.06.2015 Jeremiah Owyang; http://www.huffingtonpost.com/jeremiah-owyang/how-the-technology-of-the_b_6782556. html; Stand 18.06.2015

REALLABOR SPACESHARING

Maak, Niklas; Wohnkomplex - Warum wir andere Häuser brauchen; 2014 Minesota Transportation Institue: Greenhouse Gas Emission Impacts of Carsharing in North America; MTI Report 09-11 Kalamar, Anthony; http://www.opednews.com/articles/ S h a r e w a s hi n g - i s - t h e - N e w - G r- b y - A n t h o ny - K a l a mar-130513-834.html; Stand 18.06.2015 Bollier, David; http://bollier.org/blog/lessons-corporatization-couchsurfing; Stand 16.06.2015 Saitto, Serena; http://www.bloomberg.com/news/articles/2015-03-01/airbnb-said-to-be-raising-funding-at20-billion-valuation; Stand 18.06.2015 Hofer, Sebastian; http://www.spiegel.de/wirtschaft/service/share-economy-werkzeug-ausleihen-ueber-den-eigenen-briefkasten-a-988403.html; Stand 29.6.2015 THE SHARE; https://www.the-share.jp; Stand 18.06.2015

34


ABBILDUNGSVERZEICHNIS

IMPRESSUM

S.3; Davidson, Flora; http://flamingolondon.com/thesharing-economy-the-redefinition-of-ownership/; Stand 11.07.2015

Titel  Space / Raum; in: Spacesharing

S.3; Elinor Ostrom; https://en.wikipedia.org/wiki/Elinor_ Ostrom; Stand 11.07.2015 S.5 - 6; Keystone,France; http://www.theguardian.com/ sustainable-business/sharing-economy-airbnb-rideshare; Stand 11.07.2015 S.7 - 8; U.S.Army Photo; https://upload.wikimedia.org/ wikipedia/commons/4/4e/Eniac.jpg; Stand 11.07.2015 S.10; Sebastian Klawiter; Bildarchiv S.11 - 12; Paul Baran; Distributed Communications - Introduction to Distributed Communications Network S.13 - 14; Network Topologies Blog; https://networktopolgy.wordpress.com/2012/11/25/types-of-network-topologies/; Stand 11.07.2015 S.15 - 16; Naval Force; https://navalforce.wordpress. com/2013/05/16/the-benefit-of-big-meetings-mips/; Stand 11.07.2015 S.17 - 18; Own work; https://commons.wikimedia.org/ wiki/File:Occupy_Wall_Street_Anonymous_2011_Shankbone.JPG; Stand 11.07.2015 S.19 - 20; http://lasindias.com/wp-content/uploads/2015/03/manifestacion-conductores-uber.png; Stand 11.07.2015 S.24; Kransky; https://en.wikipedia.org/wiki/CouchSurfing; Stand 11.07.2015 S.26; Skowronnek, Alsino; Vogel, Lucas; Parnow, Jonas; http://airbnbvsberlin.de/; Stand 11.07.2015 S.26; Skowronnek, Alsino; Vogel, Lucas; Parnow, Jonas; http://airbnbvsberlin.de/; Stand 11.07.2015 S.28; oben Pumpipump; http://www.pumpipumpe.ch/ map/page_v2/; Stand 11.07.2015 S.28; unten Pumpipump; http://www.guerrilla-innovation. com/archives/2015/02/000865.php;Stand 11.07.2015 S.30; unten/ unten Deskaround; http://www.deskaround. de/;Stand 11.07.2015 S.32; unten/ unten THE SHARE; https://www.the-share. jp/;Stand 11.07.2015

35

Lehrstuhl  Prof. Dr.-Ing. Sokratis Georgiadis, Klasse für Architekturgeschichte, Theorie und Kritik, Designgeschichte Verfasser  Sebastian Klawiter und Hanna Noller Datum 20.07.2015 Herausgeber Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart Am Weißenhof 1, 70191 Stuttgart Informationen zum Reallabor Spacesharing www.abk-stuttgart.de/forschung/forschungsprojekte/reallabor-spacesharing.html Weiterführende Informationen https://mwk.baden-wuerttemberg.de/de/forschung/forschungspolitik/wissenschaft-fuer-nachhaltigkeit/reallabore/ Vorlayout / Gestaltung: Ute Müller-Schlösser, www.utemuellerschloesser.de Antonia Terhedebrügge, www.antoniaterhedebruegge.de Sarah Baumann, sarahbaumann01@gmail.com


Die Sharing Economy ist in aller Munde. In diesem Zine wird kritisch beschrieben, was die Sharing Economy eigentlich ist und es werden ihre aktuellen Ausmaße aufgezeigt. Einige Fallbeispiele am Ende des Zines geben einen konkreteren Einblick. »Spacesharing: Reallabor für Nutzungsintensivierung von Gebäudebestand durch Mehrfachnutzung und dynamische Programmierung«. Spacesharing ist ein dreijähriges praxisorientiertes Forschungsvorhaben, das im Stuttgarter Stadtraum umgesetzt wird. Durch die Zusammenarbeit von Akteuren aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft wird unterschiedliches Wissen zusammengeführt und für die Lösung von Fragestellungen einer effizienten und vielfältigen Raumnutzung in wachsenden Städten genutzt.

REALLABOR SPACESHARING

36


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.