Spacesharing - to share - Zine 2

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to share

22/7/15 Zine 2

Übersetzung  – Definition 5

the history Eigentum 7 Einfriedung des Landes 9 Eigentum durch Arbeit 9 Industrialisierung 11 Dienstleistung 11 Umweltverschmutzung 13 Finanzkrise 13 Web 2.0 14 Verortung in der Gesellschaft 16 Literaturverzeichnis

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Impressum 19



to share


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Der Begriff sharing hat im Englischen, wie im Deutschen das Wort teilen, vom Grundsatz her unterschiedliche Bedeutungen. Um sich ausführlich mit dem Thema Spacesharing und Sharing Economy beschäftigen zu können, wollen wir uns deshalb zunächst einmal mit dem Begriff to share genauer auseinanderzusetzen.

Definition to share - Definition English

1. to do, have or use something at the same time as someone else 2. to divide something and give part of it to someone else 1 3. to use, participate in, enjoy, receive, etc., jointly 4. Digital Technology. to give specific users access to (online content), as by posting it on a social-networking website or sending it as an email attachment 2

to share - Übersetzung ins Deutsche

1. ein Ganzes in Teile zerlegen 2. etwas teilen 3. etwas gemeinsam (be-)nutzen 4. sich etwas teilen 5. etwas (unter mehreren Personen) aufteilen 6. Anteil an etwas nehmen 7. ein Ganzes in zwei Teile zerteilen 8. etwas verteilen 9. sich an etwas beteiligen

Laut Thomas Dönnebrinck von der online Plattform Ouishare hat das deutsche Wort teilen semantische Probleme in der Übersetzung von to share, da teilen oft auch unter verteilen verstanden wird, während das Englische Wort eigentlich genau das Gegenteil ausdrücke: etwas gemeinsam nutzen. Weiter hält er dies auch für einen der Gründe, warum wir in Deutschland weiterhin den Englischen Ausdruck Sharing Economy oder Share Economy verwenden, da die Übersetzung Teilwirtschaft nicht passend ist. In einem Interview definiert Dönnebrink teilen und sharing so: teilen - ich mache aus einer Sache zwei sharing - man nutzt etwas zusammen  3 Das Springen vom Deutschen ins Englische und umgekehrt ist bei dem Thema Spacesharing unvermeidbar, da viele Begriffe, die die Sharing Economy umfasst, auch im deutschen Sprachgebrauch angewendet werden und nicht mehr (oder noch nicht?) übersetzt werden. So oder so ist es in jedem Fall wichtig, sich darüber im Klaren zu sein, dass teilen nicht gleich teilen und sharing nicht gleich sharing ist und in Diskussionen zum Thema sharing unterschiedliche Vorstellungen davon vorhanden sein können.

1 Vgl. http://dictionary.cambridge.org/dictionary/british/share  2 Vgl. http://dictionary.reference.com/browse/share  3 Dönnebrink, Thomas im Interview; Deutschlandradio Wissen - Hörsaal Podcast; Stand: 17.05.2015

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the histo ry Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen. Artikel 14 Abs. 2, Grundgesetz

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Um etwas teilen oder tauschen zu können, muss man zunächst einmal etwas haben, das man teilen oder tauschen kann. Je nach dem, wo und als wessen Kind man geboren wird, hat man schon von Geburt an mehr oder unter Umständen eben sehr viel weniger bis gar nichts, das man sein Eigentum nennen kann. Dieser Unterschied, die Schere zwischen Arm und Reich wird immer größer. Doch was ist eigentlich Eigentum genau? Und wie ist es entstanden? Im Folgenden wollen wir einen kurzen Überblick darüber geben, wie sich Eigentum in der Geschichte der Menschheit entwickelt und verändert hat und was das für uns heute bedeutet.

Eigentum Obwohl sogar ungebildete Menschen sofort verstehen, was Eigentum ist, wenn sie es sehen und verinnerlicht haben, was mit dem Begriff gemeint ist, bleibt es doch ein Begriff, der schwer zu fassen ist. Schon sehr lange schlagen sich Philosophen und Könige, Theologen und Politiker mit der Vorstellung von Eigentum herum und haben diese bis jetzt nicht befriedigend erklären können. 1 So war zum Beispiel die mittelalterliche Vorstellung von Eigentum eine völlig andere, als die der modernen Welt. Eigentum ist quasi »keine in Stein gehauene Idee, sondern eher ein wandelbares Konzept, das den Wechselfällen von Zeit und Ort seiner jeweiligen Anwendung unterliegt.« 2 In den vormodernen Gesellschaften ist die Beziehung zu Eigentum stark mit der entsprechenden Religion verbunden: »Insofern Gott als Schöpfer auch Besitzer der Schöpfung ist, waren alle Dinge der irdischen Welt letztlich sein Eigentum« 3 und gewährte den Menschen das Recht, sein Eigentum zu nutzen. In der feudalen Gesellschaftsordnung ernannten sich Kirche und Adel als Gottes Stellvertreter und agierten als solche. Sie entschieden über die Bedingungen, nach denen Gottes irdischer Besitz aufgeteilt, verwaltet und genutzt wurde. Eigentum war ein komplexes Geflecht. Die Dinge gehörten nicht direkt einer Person, sondern wurden je nach gesellschaftlicher Ordnung und Hierarchie verteilt. So waren die Menschen indirekt Anhängsel von Landstücken. Denn das Recht, auf dem Stück Land, auf dem Sie geboren waren, lebenslang zu bleiben, wurde den Leibeigenen vom Feudalherren zugebilligt. 4

1 Vgl. Rifkin, Jeremy; Access - Das Verschwinden des Eigentums, 2007, S. 105  2 Ebd.; S. 105  3 Ebd.; S. 105  4 Vgl. Ebd.; S. 107

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Utopia ist der Titel eines 1516 von Thomas Morus geschriebenen philosophischen Dialoges. Die Rahmenhandlung des Buches ist die Erz채hlung des Seemannes Raphael Hythlodaeus, der 체ber mehrere Jahre hinweg bei den Utopiern gelebt haben will und diese w채hrend seiner Zeit dort studiert hat. Das Buch pr채gt seit seiner Erscheinung unseren Sprachgebrauch, da positiv fiktive Gesellschaftsformen seitdem als Utopien bezeichnet werden.

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Einfriedung des Landes Mit dem Beschluss zur Einfriedung von Land im 16. Jahrhundert kehrten sich die Verhältnisse um: Das Land konnte nun bestimmten Menschen gehören. Es war zu Grundbesitz geworden. Die Gesetze, die die Einfriedung regelten, waren so angelegt, dass sich Grund und Boden in einzelne Besitzungen aufteilen ließen, die gekauft und verkauft wurden, und damit also auf dem Markt getauscht werden konnten. Land wurde zum Privateigentum und an die Stelle der Lehensverhältnisse traten Eigentumsverhältnisse, die die Rechte und Pflichten der Menschen in der gottgegebenen Hierarchie regelten. 5 Die Bauern wurden zwar aus ihren durch Geburt festgeschriebenen Verpflichtungen befreit, doch verloren sie gleichzeitig auch ihre Rechte, die ihnen ihre Zugehörigkeit zum Land garantiert hatten. 6 Zur selben Zeit ungefähr entstand der Roman »Utopia« von Thomas Morus. Der Roman beschreibt eine auf rationalen Gleichheitsgrundsätzen, Arbeitsamkeit und dem Streben nach Bildung basierende Gesellschaft mit demokratischen Grundzügen. In der Republik ist aller Besitz gemeinschaftlich, Anwälte sind unbekannt, und unabwendbare Kriege werden bevorzugt mit ausländischen Söldnern geführt. Schon damals hatte damit Thomas Morus ein Plädoyer für die Abschaffung des Privateigentums geschrieben: »Indessen ... scheint mir – um es offen zu sagen, was ich denke – in der Tat so, dass es überall da, wo es Privateigentum gibt, wo alle nach dem Wert des Geldes messen, kaum jemals möglich sein wird, gerechte oder erfolgreiche Politik zu treiben, es sei denn, man wäre der Ansicht, dass es dort gerecht zugehe, wo immer das Beste den Schlechtesten zufällt, oder glücklich, wo alles an ganz wenige verteilt wird und auch diese nicht in jeder Beziehung gut gestellt sind, die übrigen jedoch ganz übel ... Wenn ich das, wie gesagt, bedenke, werde ich dem Platon besser gerecht und wundere mich weniger, dass er es verschmäht hat, solchen Leuten überhaupt noch Gesetze zu geben, die die gleichmäßige Verteilung aller Güter ablehnten.« 7

Eigentum durch Arbeit

Hände sind, so können wir sagen im eigentlichen Sinne sein Eigentum. (...) Was immer er als dem Zustand entrückt, den die Natur so vorgesehen hat und in dem sie es belassen hat, hat er mit seiner Arbeit gemischt und ihm etwas eigenes zugefügt. Er hat es somit zu seinem Eigentum gemacht. (...) So viel Land ein Mensch gepflügt, bepflanzt, kultiviert und so viel er von diesem Ertrag verwerten kann, soviel ist sein Eigentum.« 8 Anders als mittelalterliche Kirchenmänner, die menschliche Arbeit nur als Verpflichtung sahen, sah Locke in ihr Möglichkeiten nach denen jeder Mensch streben sollte. Eigentum entwickelte sich so zum sichtbaren Zeichen des weltlichen Erfolgs eines jeden einzelnen und wurde somit zur Basis des modernen Selbstbewusstseins. 9 Locke hatte damals mehr die grundsätzliche Frage lösen wollen, wie Menschen Eigentum schaffen, der schottische Ökonom Adam Smith dagegen interessierte sich mehr dafür, wie Eigentum dann auf dem Markt getauscht wird. Dazu gliederte er die Geschichte in eine Abfolge von Stufen: Jagen / Weidewirtschaft / Landwirtschaft / Handel Die Jäger und Sammler haben einfachen Besitz gehabt, jedoch nicht die Idee von Eigentumsverhältnissen. Mit der Entwicklung der Weidewirtschaft begann man dann Tiere als Eigentum zu betrachten und zum ersten Mal seien dann Vereinbarungen getroffen worden, die das Eigentum betrafen. Mit dem Aufkommen der Landwirtschaft wurde auch der Boden langsam in Eigentumsverhältnisse überführt. Erst dann habe man Eigentum durch Erbschaft übertragen. Dadurch erwuchs die Vorstellung der Tauschbarkeit. 10 Mit dem Tausch wurde Eigentum ein Mittel zur Machtausübung. Nach Smiths Vorstellungen wird der Tausch auf dem Markt von einer unsichtbaren Hand regiert, welche zwischen Produziertem und Konsumiertem für eine Balance sorgt. Der Handel wird zum Zentrum der kapitalistischen Wirtschaft und zum Herzstück der Gesellschaft. Michael Hardt und Antonio Negri erwähnen in ihrem Buch »Common Wealth - Das Ende des Eigentums« die Formulierung einer Definition des Eigentums, die eine bis heute geläufige Vorstellung davon enthält. Artikel 544 des »Code Civil« von 1804: »Eigentum ist das Recht, eine Sache auf die unbeschränkteste Weise zu nutzen und darüber zu verfügen, vorausgesetzt, dass man davon keinen durch die Gesetze und Verordnungen untersagten Gebrauch macht.« 11

1689 erschien John Lockes »Die zweite Abhandlung über die Regierung«. Zentral formuliert er dort seine Theorie: »Jeder Mensch hat ein Eigentum an seiner eigenen Person. Auf diese hat niemand ein Recht als nur er allein. Die Arbeit seines Körpers und das Werk seiner

5 Vgl. Ebd.; S. 106

8 Locke, John; Zwei Abhandlungen über die Regierung; 1967; §§ 27 und 32

6 Vgl. Ebd.; S. 107

9 Vgl. Rifkin, Jeremy; Access - Das verschwinden des Eigentums; 2007; S.

7 Morus, Thomas; Der utopische Staat; 1960 (die erste deutsche Fassung

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erschien 1524); S.44

10 Vgl. Smith, Adam; Lectures on Jurisprudence; 1978; S. 209  11 Hardt, Michael; Negri, Antonio; Common Wealth - Das Ende des Eigentums; 2009; S. 29

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Arbeitersiedlung in London; Doré, Paul Gustav; »Over London - by Rail«; 1872

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Industrialisierung Mit der Industrialisierung wandelten sich die Arbeitsverhältnisse und die Produktion von Gütern. Lokale Handwerker wurden zu Fabrikarbeitern. Das Haus wurde von der Werkstatt zur reinen Wohnung, »von einem Ort der Produktion zu einem Ort der Konsumtion« 12 Es wurde begonnen Geld in Maschinen zu investieren, die das Handwerk, die menschliche Arbeit ersetzten oder rapide beschleunigten. (In ihrem Vortrag »Sharing Economy - Alternative zum Kapitalismus« am 23. Juni 2015 in der Stadtbibliothek Stuttgart, benennt Ulrike Herrmann, Wirtschaftsredakteurin der TAZ, diesen Moment, als die Geburtsstunde des Kapitalismus. Geld wurde nicht mehr in Menschen investiert, sondern in Maschinen. 13). Durch die Entwicklung der Industriestandorte entstanden binnen weniger Jahrzehnte um die Fabriken herum Massenquartiere auf der Grundlage von Bodenspekulation und Mietwucher. Besonders betroffen hiervon waren in Deutschland Städte wie Hamburg und Berlin, deren Mietskasernen mit mehrfachen sehr engen Hinterhöfen berüchtigt waren. Die Wohnverhältnisse nahmen katastrophale menschenunwürdige Verhältnisse an. Auf Grund dieser Missstände formten sich im 19. Jahrhundert aus Siedlungen, die versuchten nahezu autark zu Leben, erste Ideen zu Bau- und Wohnungsgenossenschaften und das Gartenstadtmodell von Ebenezer Howard heraus. Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte sich die Lebensreformbewegung., die auf der Suche nach alternativen Lebensformen war, die den Menschen wieder in Einklang mit der Natur bringen sollten. Gleichzeitig wurden nach einer Top-Down-Strategie große Arbeiter- und Sozialsiedlungen geplant und gebaut, die das Zusammenleben der Menschen auf engem Raum verbessern sollten. Mit der klassischen Moderne und Le Corbusier kam dann die Idee der Nutzungstrennung auf. Wohnen und Arbeiten wurde getrennt.

Dienstleistung Materielle Güter wurden nicht mehr individuell selbst hergestellt, sondern wurden zu Waren, die in Fabriken in Massen produziert und auf den Märkten gehandelt werden. Massenprodukte dominierten die kapitalistische Wirtschaft und die Gesellschaft schwamm in einem Meer von Besitz und Eigentum. Tätigkeiten wie Kinderbetreuung, Betreuung von älteren Menschen, Nahrungsmittelzugang, Gesundheitsfürsorge, Haare schneiden und ähnliches, die Frauen bis dahin zu Hause selbst übernommen hatten, wurden zunehmend als kommerzielle Dienstleistungen angeboten.

12 Rifkin, Jeremy; Access - Das Verschwinden des Eigentums; 2007; S. 110  13 Herrmann, Ulrike; Sharing Economy - Alternative zum Kapitalismus?; Vortrag in der Stadtbibliothek Stuttgart; im Auftrag der GLS Bank und der Heinrich-Böll-Stiftung; 23.06.2015

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Le Corbusiers Masterplan von Paris, 1925

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»Gesellschaftlichen Status erwarb man nicht mehr durch die Fähigkeit, etwas herzustellen, sondern nur mehr durch die Fähigkeit, etwas kaufen zu können.« 14 Die Wohnverhältnisse wurden luxuriöser und jedem einzelnen (in der westlichen Welt) stand wieder immer mehr Raum zur Verfügung. 1973 waren in den USA bereits 65 von 100 Angestellten im Dienstleistungsbereich beschäftigt. 15 Der makroökonomische Wandel von der Warenproduktion zur Dienstleistungsökonomie machte Eigentum von Produkten im Geschäfts- und Privatleben nun immer unwichtiger und dafür den Zugang zu den Dienstleistungen immer wichtiger. 16

Umweltverschmutzung Währenddessen hat die universelle Macht der Massengüterindustrie verheerende Folgen, zum Beispiel jede Menge Abfall. Der Besitz und das Eigentum, in dem zuvor die Gesellschaft schwamm, schwimmt heute im Meer. 3.500.000 Tonnen Kunststoffmüll treiben zwischen Hawaii und Japan direkt unter der Wasseroberfläche und jedes Jahr werden weltweit etwa 100 Millionen weitere Tonnen des Materials produziert. 17 Um den Warenabsatz zu steigern, hat die Industrie bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts damit begonnen, die Lebenszyklen ihrer Produkte zu verringern. Die geplante Obsoleszenz blieb lange unbeachtet, erst in letzter Zeit werden die vielfältigen Strategien der Produzenten öffentlich kritisiert. 18

Finanzkrise Spätestens seit der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008 ist das Bewusstsein für eine veränderte Umwelt gestiegen und es scheint, als würden die Konsumenten sich mehr und mehr nach neuen, alternativen Arten des Konsums umsehen. 19 Geistiges Eigentum gewinnt an Bedeutung während sich der Besitz von Materiellem zunehmend marginalisiert. Jeremy Rifkin behauptet in seinem Buch »Access - Das verschwinden des Eigentums«, dass zukünftig Netzwerke an die Stelle des Marktes treten und aus dem Streben nach Eigentum ein Streben nach Zugang, nach Zugriff auf das, was die Netzwerke zu bieten haben, wird. So schrieb er im Jahre 2000: »Eigentum wird weiter fortbestehen, aber die Anbieter der neuen Ökonomien werden ihr Eigentum behalten, sie werden es verpachten und vermieten oder auch Zugangsgebühren, Abonnements- oder Mitgliedsbeiträge für seinen befristeten Gebrauch erheben. Der

Austausch von Eigentum zwischen Verkäufern und Käufern wird abgelöst durch den kurzfristigen Zugang, wobei Anbieter und Kunden in einem Netzwerk miteinander verbunden sind.« 20 In der Kritik an den Formeln des ewigen Wachstums werden weiter immer mehr Gegenmodelle zur Massenkonsumgesellschaft entwickelt und ausprobiert. 21

Web 2.0 Durch die Etablierung des Web 2.0 in fast allen Lebensbereichen wird es nun alternativen Modellen immer leichter gemacht, sich zu etablieren. Ebay, Craigslist, Uber und Airbnb sind nur einige wenige Konzepte, welche das Netz mit seinen Kommunikationsformen in den letzten 20 Jahren hervorgebracht hat. Was das Tauschen im Netz betrifft, ist vor allem Vertrauen wichtig. Ohne dies kann es kaum zu Kooperationen zwischen Fremden kommen. Im Netz haben sich die Menschen daran gewöhnt, virtuelle Inhalte zu teilen. Daraus erwächst möglicherweise eine höhere Bereitschaft auch reale Produkte oder Raum miteinander zu teilen. Das Vertrauen in Fremde und Plattformen wächst mit jeder erfolgreichen Transaktion, die in den letzten Jahren gemacht wurden. 22 (Wobei aber seit den Enthüllungen von Edward Snowden im Juni 2013 über die nahezu vollständige Überwachung und den Missbrauch aller im Internet preisgegebenen Daten, inzwischen auch ein stark wachsendes Misstrauen und eine zunehmende Unsicherheit gegenüber dem Netz und den Anbietern der großen Online-Dienste und Plattformen zu beobachten ist. 23) Das Onlinelexikon Wikipedia oder das neue Social Network Minds 24 hingegen sind Beispiele alternativer Organisationsformen von Netzwerken und der neuen Bereitschaft zu Kooperation und etwas gemeinsam zu nutzen. Bei diesen Plattformen arbeiten viele Nutzer unentgeltlich an deren Inhalten, die niemandem bzw. allen gehören sollen und von allen genutzt und gestaltet werden können. Doch diese Idee des Gemeinsamen, des Gemeingutes (auf Englisch Common), ist bei weitem keine Erfindung des Internets, sondern lässt sich schon bei den Römern unter dem Begriff res communis finden. Unter diese gemeinschaftlich besessenen Güter fallen Luft, Wasser, Natur, und Kultur. Sie werden abgegrenzt zu res publica, öffentlichen Eigentum, also den öffentlichen Staatsvermögen wie Parks, Straßen oder öffentliche Gebäude. Res Communis beschreibt also etwas, was weder Privateigentum noch öffentliches Eigentum ist – vielmehr gehört es den Mitgliedern einer Gemeinschaft und unterliegt deren Verantwortung. Erst im 16. Jahrhundert wurde das gemeinschaftliche Eigentum eingeschränkt, als man in England damit begann, das gemeinsam genutzte Land aufzuteilen. 25  20 Rifkin, Jeremy; Access - Das Verschwinden des Eigentums; 2007; S. 14

14 Braverman, Harry; Labor and Monopoly Capital; S. 276

21 Heinrichs, Harald; Grunenberg, Heiko; Sharing Economy. Auf dem Weg

15 Vgl. Rifkin, Jeremy; Access - Das Verschwinden des Eigentums; 2007;

in eine neue Konsumkultur?; Studie des Centrum für Nachhaltigkeitsma-

S. 114

nagement (CNM) an der Leuphana Universität Lüneburg; 2012; S. 2

16 Vgl. Ebd.; S. 115

22 Ebd.; S. 10

17 Bootsman, Rachel; Rogers, Roo; What’s Mine Is Yours. How Collaborative

23 Vgl. Beuth, Patrick; Snowden Enthüllungen - Alles wichtige zum NSA-

Consumption Is Changing The Way We Live; 2011; S. 5

Skandal; Zeit Online; http://www.zeit.de/digital/datenschutz/2013-10/hin-

18 Ebd.; S. 33

tergrund-nsa-skandal; Stand: 02. Juli 2015

19 Heinrichs, Harald; Grunenberg, Heiko; Sharing Economy. Auf dem Weg

24 Minds.com ist eine 2015 gegründete open-source socail media platform

in eine neue Konsumkultur?; Studie des Centrum für Nachhaltigkeitsma-

und möchte die neue “öffentliche” Alternative zu Facebook werden.

nagement (CNM) an der Leuphana Universität Lüneburg; 2012; S. 2

25 Mehr dazu in in Zine #4 - Commons

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»In August 1955, LIFE magazine published an article with the now-vaguely-sinister, then-celebratory title, Throwaway Living. The idea, it seems, was that humans had entered a kind of wanton Golden Age, when cleaning up after ourselves was just one more quaint waste of time.« (Quelle: Cosgrove, Ben; Throwaway Living; Time Online; http://time.com/3879873/throwaway-living-when-tossing-it-all-was-all-the-rage/; Foto: Peter Stackpole – Plastic)

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Verortung in der Gesellschaft Das Geben und Nehmen, das Teilen und Tauschen sorgte schon immer nicht nur für Hilfe und Sicherheit zwischen den Menschen, es schafft zugleich auch einen sozialen Rahmen, der Gemeinschaft bedeutet. Schon früher stellten mangels eines Rechtsstaats die gemeinsamen moralischen Werte einer Gemeinschaft, die einzige Möglichkeit dar, Frieden und Zusammenleben zu ermöglichen. 26 Partizipiert man also an kollaborativen Ökonomien, so verortet man sich selbst in diesem sozialen Raum und kann Teil der Gemeinschaft werden. Vergleicht man diesen Vorgang mit dem des klassischen Konsums als Anhäufung von Eigentum, so lässt sich eine starke Gemeinsamkeit ausmachen: Konventioneller Konsum und kollaborativer Konsum sind beides Strategien der sozialen Differenzierung. Die neusten Produkte zu besitzen ist schließlich nichts anderes, als ein Weg, sich seines Platzes als berechtigtes Mitglied der Gesellschaft zu versichern. Indem man anderen Vertrauen entgegenbringt, wird man selbst ein vertrauenswürdiges und potentes Mitglied der Gesellschaft. Durch die Teilhabe an der Gesellschaft der Kollaborativ-Konsumenten versichert man sich seiner eigenen Position im Netzwerk der Beziehungen. In diesem Licht betrachtet zeigen kollaborative Ökonomien, Eigentum, Handel, Tausch und Konsum als das auf, was sie schon immer waren: Ein Prozess der Strukturierung der sozialen Sphäre. Lediglich die Art und Weise der Strukturierung verändert sich immer wieder durch die neu aufgekommenen Möglichkeiten der Technologie.

26 Vgl. Mauss, Marcel; Die Gabe (1923); 1990; S. 81

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Filmszene aus Jaques Tati »Mon oncle«; 1958

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LITER ATURVERZEICHNIS

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Rifkin, Jeremy; Access - Das verschwinden des Eigentums, 2007

S.6, oben; Gustave Doré: https://upload.wikimedia.org/ wikipedia/commons/c/c8/Dore_London.jpg; Stand: 02. Juli 2015

Morus, Thomas; Der utopische Staat; 1960 (die erste deutsche Fassung erschien 1524) Locke, John; Zwei Abhandlungen über die Regierung; 1967 Smith, Adam; Lectures on Jurisprudence; 1978 Hardt, Michael; Negri, Antonio; Common Walth - Das Ende des Eigentums; 2009 Herrmann, Ulrike; Sharing Economy - Alternative zum Kapitalismus?; Vortrag in der Stadtbibliothek Stuttgart; im Auftrag der GLS Bank und der Heinrich-Böll-Stiftung; 23.06.2015

S.6, unten; Le Corbusier: http://33.media.tumblr.com/ tumblr_m7l8v8DJK91qln4yro1_1280.jpg; Stand: 02. Juli 2015 S.8; Peter Stackpole: https://timedotcom.files.wordpress. com/2014/01/140108-plastic-1955-peter-stackpole.jpg?qu ality=65&strip=color&w=816; Stand: 02. Juli 2015 S.9; Jacques Tati: http://www.newstudioarchitecture. com/wp-content/uploads/2014/11/Mon_Oncle_Hulot_ Arpel-Large1.jpg; Stand: 02. Juli 2015

Braverman, Harry; Labor and Monopoly Capital Bootsman, Rachel; Rogers, Roo; What’s Mine Is Yours. How Collaborative Consumption Is Changing The Way We Live; 2011 Heinrichs, Harald; Grunenberg, Heiko; Sharing Economy. Auf dem Weg in eine neue Konsumkultur?; Studie des Centrum für Nachhaltigkeitsmanagement (CNM) an der Leuphana Universität Lüneburg; 2012 Beuth, Patrick; Snowden Enthüllungen - Alles wichtige zum NSA-Skandal; Zeit Online; http://www.zeit.de/digital/datenschut z /2013-10/hintergrund-nsa-skandal; Stand: 02. Juli 2015 Cosgrove, Ben; Throwaway Libing; Time Online; http:// time.com/3879873/throwaway-living-when-tossing-it-allwas-all-the-rage/; Stand: 02. Juli 2015

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IMPRESSUM Titel  to share / the history of sharing; in: Spacesharing Lehrstuhl  Prof. Dr.-Ing. Sokratis Georgiadis, Klasse für Architekturgeschichte, Theorie und Kritik, Designgeschichte Verfasser  Sebastian Klawiter und Hanna Noller Datum 20.07.2015 Herausgeber Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart Am Weißenhof 1 70191 Stuttgart Informationen zum Reallabor Spacesharing www.abk-stuttgart.de/forschung/forschungsprojekte/reallabor-spacesharing.html Weiterführende Informationen https://mwk.baden-wuerttemberg.de/de/forschung/forschungspolitik/wissenschaft-fuer-nachhaltigkeit/reallabore/ Vorlayout / Gestaltung: Ute Müller-Sclösser, www.utemuellerschloesser.de Antonia Terhedebrügge, www.antoniaterhedebruegge.de Sarah Baumann, sarahbaumann01@gmail.com

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In diesem Zine geht es um die Definition des Begriffs »to share« im Englischen und im Deutschen. Außerdem gibt es einen kurzen geschichtlichen Einblick in das Thema Eigentum. Was ist eigentlich Eigentum? Und wie ist es entstanden? Dieses Zine gibt einen Überblick, wie sich Eigentum in der Geschichte der Menschheit entwickelt und verändert hat und was dies für uns heute bedeutet. »Spacesharing: Reallabor für Nutzungsintensivierung von Gebäudebestand durch Mehrfachnutzung und dynamische Programmierung«. Spacesharing ist ein dreijähriges praxisorientiertes Forschungsvorhaben, das im Stuttgarter Stadtraum umgesetzt wird. Durch die Zusammenarbeit von Akteuren aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft wird unterschiedliches Wissen zusammengeführt und für die Lösung von Fragestellungen einer effizienten und vielfältigen Raumnutzung in wachsenden Städten genutzt.

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