Energieland Brandenburg

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Mit dem Gesicht zu den Menschen.

Energieland Brandenburg Herausforderungen und Chancen der Energiewende

M채rkische Hefte August 2012

24


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Verantwortlich

Mike Bischoff, Parlamentarischer Geschäftsführer

Fotos

SPD-Landtagsfraktion Brandenburg

Satz & Layout

medienlabor – Agentur für Kommunikation und Medienentwicklung KG

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Liebe Brandenburgerinnen, liebe Brandenburger, Brandenburg ist ein Energieland. Wir produzieren traditionell viel Energie und sichern damit zugleich auch die Versorgung Berlins und unserer Nachbarländer. Die Energiewirtschaft in unserem Land ist stark, vielfältig und zukunftsorientiert. Unser Land ist Vorreiter bei der Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien und wir produzieren preiswerten und sicheren Strom aus Braunkohle. Wir wollen auch künftig ein zukunftsfähiges Energieland mit einem starken Exportanteil bleiben, denn das sichert hier bei uns Wertschöpfung und Arbeitsplätze. Nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima, dem beschlossenen Atomausstieg und der damit verbundenen Energiewende stehen wir vor gewaltigen Herausforderungen. Wir müssen eine sichere Energieversorgung gewährleisten, die gleichzeitig bezahlbar und umweltfreundlich ist und nicht zuletzt von den Menschen akzeptiert wird. Das Land Brandenburg hat frühzeitig die Voraussetzung dafür geschaffen, um diese Herausforderungen zu bewältigen. Schon im Jahr 2000 hat das Land eine erste Energiestrategie beschlossen. 2012 haben wir diese Energiestrategie bis in das Jahr 2030 fortgeschrieben. Damit machen wir unsere Energiepolitik zukunftsfest! Die SPD-Landtagsfraktion hat sich In die Diskussion einer zukunftsgerichteten Energiestrategie mit eigenen Ideen eingebracht. Die Ihnen vorliegende Broschüre stellt unsere Positionen dar und verweist auf beispielhafte Ansätze, die unsere Energiepolitik unterstützen. Wir werden uns auch künftig aktiv für den Umbau unseres Energiesystems einsetzen. Wir laden Sie herzlich dazu ein, mit uns darüber ins Gespräch zu kommen.

Ralf Holzschuher MdL Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion

Energieland Brandenburg – Herausforderungen und Chancen der Energiewende

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Energieland Brandenburg: Herausforderungen und Chancen der Energiewende Wir haben im Land eine öffentliche Debatte

Zeit grundlegend verändert und die Heraus-

angestoßen, wie wir im Jahr 2030 in Bran-

forderungen für die Landespolitik nochmals

denburg leben wollen. Wir tun das, weil wir

erhöht. Brandenburg hat dies bei der Fort-

ein lebenswertes, modernes und wettbe-

schreibung seiner Energiestrategie bis in das

werbsfähiges Brandenburg gestalten wol-

Jahr 2030 berücksichtigt.

len. Dafür brauchen wir die nachhaltige Modernisierung unseres Landes – mit einem

Die zukünftige Energie- und Klimaschutzpo-

hohen Engagement für Bildung, Teilhabe

litik für das Land Brandenburg muss einer

und Demografiefestigkeit, einer innovativen

Reihe von Ansprüchen gerecht werden, die

Wirtschaftsförderung und einer langfristig

teilweise in Konkurrenz zueinander stehen:

ausgerichteten Energiepolitik.

Das „alte“ energiepolitische Zieldreieck von Klimaschutz, Versorgungssicherheit und sta-

Durch die Energiewende in Deutschland

bilen Energiepreisen wird um das Ziel Akzep-

haben sich die energiepolitischen Rahmen-

tanz und Beteiligung zu einem Zielviereck

bedingungen für Brandenburg in kürzester

erweitert.

Energiepolitik 2030: Aus einem Zieldreieck wird ein Zielviereck

Versorgungssicherheit

Klimaschutz

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Stabile Energiepreise

Märkische Hefte 24 | August 2012

Versorgungssicherheit

Umwelt- und Klimaverträglichkeit

Akzeptenz & Beteiligung

Wirtschaftlichkeit & stabile Energiepreise


Bei der Energiewende müssen wir eine Reihe

Wir unterstützen das Zielviereck aus Ver-

von Zielkonflikten lösen, zum Beispiel:

sorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit, Klimaverträglichkeit sowie Beteiligung und

■■ zwischen dem Ausbau der erneuerbaren

Akzeptanz. Brandenburg nimmt als erstes

Energien und den Zielen des

deutsches Bundesland Beteiligung und Ak-

Naturschutzes;

zeptanz in seine Energie- und Klimaschutzstrategie auf. Transparenz und Bürgerbetei-

■■ zwischen dem notwendigen Ausbau

ligung werden in allen Handlungsfeldern

der Stromnetze und der Akzeptanz der

verankert. Künftig kommt es darauf an,

Bevölkerung;

bereits vor Planungsverfahren für größere Projekte Akzeptanzanalysen durchzufüh-

■■ zwischen dem Erfordernis, Braunkohle als

ren, während der Vorbereitung und Durch-

Energielieferant im Grundlastbereich ein-

führung von Projekten für Akzeptanz zu

zusetzen und den Zielen des Klimaschut-

werben sowie Transparenz und Beteiligung

zes sowie der Akzeptanz der Bevölkerung;

sicherzustellen. Die energiepolitische Strategie muss im Kontext weiterer Herausfor-

■■ die Flächenkonkurrenz bei der Nutzung

derungen bestehen, vor denen Brandenburg

von Biomasse zur Energiegewinnung oder

steht, beispielsweise die zu erwartenden

als Nahrungsmittel.

demografischen Veränderungen und die

Ansichten zur Energiepolitik Brandenburg setzt auf den Ausbau der erneuerbaren Energien. Bis die Energieversorgung aus erneuerbaren Energien sichergestellt ist, soll an der Braunkohle festgehalten werden. Ist das Ihrer Meinung nach die richtige oder die falsche Strategie? In Brandenburg gibt es derzeit knapp 3.000 Windräder, die einen wichtigen Anteil des Energieverbrauchs decken. Halten Sie es für richtig, dass weitere Windräder gebaut werden oder nicht? Die Bundesregierung hat für die kommenden Jahre den Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen. Sind Sie der Meinung, dass gleichzeitig auch ein Ausstieg aus der Braunkohle möglich ist?

Richtige Strategie

Halte ich für richtig

Nein

Quelle: tns Infratest Politikforschung // Politik in Brandenburg // Februar 2012

Energieland Brandenburg – Herausforderungen und Chancen der Energiewende

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damit verbundenen Konsequenzen für den

liche Chancen einbezieht und auch die

Bedarf an Infrastruktur und die Wirtschafts-

Nachhaltigkeitsdiskussion aktiv aufgreift.

kraft des Landes. Wir können uns nicht auf

Mit der Formulierung und Umsetzung der

eng gefasste Energie- und Klimaschutzziele

Energiestrategie 2030 schreiben wir nicht

beschränken. Notwendig ist ein integrierter

nur ein neues Kapitel der Energiepolitik,

Ansatz, der gesellschaftliche Fragen und so-

sondern beantworten auch wichtige Zu-

zialpolitische Risiken aufzeigt, wirtschaft-

kunftsfragen des Landes.

Mehr Akzeptanz durch vorausschauende Planung In Brandenburg gibt es mehr als 60 Bürger-

punkt politische Planungen angepasst und

initiativen gegen Windräder, Biogasanlagen,

so die Grundlagen für Akzeptanz geschaffen

neue Stromnetze und gegen den Abbau von

werden. Für diesen Zweck hat das „inter 3 Insti-

Braunkohle. Bürgerinnen und Bürger in unse-

tut für Ressourcenmanagement“ aus Berlin das

rem Land artikulieren immer nachdrücklicher

Instrument eines Akzeptanz-Radars entwickelt.

ihre Interessen. Gute Energiepolitik muss da-

Das Akzeptanz-Radar zeigt auf einen Blick die

her immer auch die Akzeptanz der Bürger im

unterschiedlichen Einwender-Gruppen und die

Blick haben. Doch wie lässt sich Akzeptanz für

möglichen Einwand-Typen in einem Infrastruk-

ein energiepolitisches Vorhaben erreichen?

turprojekt. Damit lässt sich auf einfache Weise

Das ist gewiss nicht einfach. Auch Aufklärung,

feststellen und veranschaulichen, welche spe-

gut aufbereitete Informationen oder umfas-

zifischen Interessen und Themen Betroffene,

sende Beteiligungsverfahren führen nicht

Nutzer, Unternehmen, Politik, Verbände, Me-

zwangsläufig zu mehr Akzeptanz, wenn sich

dien, Wissenschaft und Zivilgesellschaft ver-

eine Gruppe ihre Meinung erst einmal ge-

treten und wie substantiell Kritikpunkte sind.

bildet hat. Daher ist es notwendig, dass sich

Bezieht sich die Kritik auf das Informations-

Projektverantwortliche schon sehr frühzeitig

und Beteiligungsverfahren, dann kann darauf

klar darüber werden, welche Aspekte in einem

relativ einfach Einfluss genommen werden.

Projekt kritisch und wo Verhandlungen mit

Ethische und weltanschauliche Unterschiede

betroffenen Bürgerinnen und Bürgern mög-

sind dagegen kaum zu überbrücken, sondern

lich und notwendig sind. Mit diesem Wissen

müssen in der Regel akzeptiert und in die Pla-

können bereits zu einem sehr frühen Zeit-

nungen integriert werden.

Quelle: Internet: www.inter3.de

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Märkische Hefte 24 | August 2012


Chancen für unsere Wirtschaft Der Umbau des Energiesystems ist auch

mern, Verbände und Gewerkschaften sol-

eine Chance für die Wirtschaft in Branden-

len die Durchführung der Energiestrategie

burg. Wir wollen die heimische Energie-

begleiten. Wo dies erforderlich ist, müssen

wirtschaft in diesen Prozess einbeziehen

Förderinstrumente angepasst werden. Die

und darauf hinwirken, Standortkompeten-

von der Energie- und Klimaschutzpolitik

zen zu stärken, innovatives Know-how zu

ausgehenden Impulse für die Wirtschaft

entwickeln und nationale sowie internati-

des Landes müssen regelmäßig evaluiert

onale Marktchancen zu erschließen. Kam-

werden.

Der Vorstand der SPD-Fraktion zu Besuch im Transmission Control Centre bei der Firma 50Hertz in Neuenhagen bei Berlin. Die Firma sorgt für Betrieb, Instandhaltung, Planung und Ausbau des 380/220-Kilovolt-Übertragungsnetzes im Norden und Osten Deutschlands. Das Unternehmen sichert die Netzintegration von etwa der Hälfte aller in Deutschland installierten Windkraftleistung. Mehr als 18 Millionen Menschen profitieren von der Stabilität im ostdeutschen Stromnetz.

Energieland Brandenburg – Herausforderungen und Chancen der Energiewende

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Nachhaltiges, CO2-armes und ressourcen-

Diese Initiative zur Nachhaltigkeit soll auf

schonendes Wirtschaften stärkt die langfris-

einer einheitlichen Förderplattform aufbau-

tige Wettbewerbsfähigkeit der brandenbur-

en, kann ein Netzwerk von Beratern als Mul-

gischen Unternehmen und dient den Zielen

tiplikatoren für die Themen Energieeffizienz

des Energie- und Klimaschutzes. Die Um-

und Nachhaltigkeit nutzen und zudem eng

weltpartnerschaft Brandenburg soll zu einer

mit dem Cluster Energietechnik sowie mit

umfassenden „Wirtschaftsinitiative Nach-

der Querschnittsbranche clean technologies

haltigkeit“ weiterentwickelt werden.

zusammenarbeiten.

Erneuerbare Energien schaffen Arbeitsplätze in Deutschland Die Zahl der Beschäftigten in Deutschland im Bereich der erneuerbaren Energien ist deutlich angestiegen – von 237.000 im Jahr 2007 auf 372.000 im Jahr 2011

2007

2009

2011

140.000

120.000

100.000

80.000

60.000

40.000

20.000

0 Wind

Photovoltaik

Quelle: Statistiken Berlin/Brandenburg

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Märkische Hefte 24 | August 2012

Solarthermie

Geothermie

Biomasse/-


Wachstumsbranche Energie

der Cluster Energietechnik hervorzuheben, der die Potentiale der Branche gemeinsam für Brandenburg und Berlin bündelt. Auch die Tätigkeit dieses Clusters wird strategisch durch einen Masterplan untersetzt. Dafür läuft momentan ein umfangreicher Dialogprozess mit der gesamten Branche. Welche Potentiale haben Forschung und Entwicklung in Energietechnologien?

Sören Kosanke ist wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion

Die Bedeutung von Forschung und Entwick-

Welche Bedeutung hat Energie für Jobs und

lung wird besonders deutlich, wenn sie ver-

Wertschöpfung in Brandenburg?

nachlässigt wird. Das ist in der Solarbranche der Fall, die sich auf einen stetig wachsenden

Die Energiewirtschaft in Brandenburg si-

Markt verlassen hat und nun gegen die Bil-

chert ca. 24.000 hochwertige Arbeitsplätze,

ligkonkurrenz aus China chancenlos ist, weil

die sich zur Hälfte auf die Braunkohle und

sie keinen technologischen Wettbewerbs-

die erneuerbaren Energien verteilen. Energie

vorteil aufgebaut hat. Eine Richtung, in der

ist zudem eine Wachstumsbranche und wird

wir in Brandenburg unsere Anstrengungen

immer wichtiger für unsere Wirtschaftsleis-

konzentrieren, ist die Entwicklung von Spei-

tung. Brandenburg exportiert ungefähr die

chertechnologien, um die wichtige Systemin-

Hälfte des hier produzierten Stroms. Diese

tegration der erneuerbaren Energien voran-

Position als wichtiges Energieexportland

zubringen. Andererseits lässt sich Erfolg bei

wollen wir auch in Zukunft behalten.

Forschung und Entwicklung schwer planen, denn es geht um neues Wissen. Wirtschafts-

Was tut das Land, um die Energiewirtschaft

politisch ist ein breiter Ansatz notwendig,

voranzubringen?

der unterschiedliche interessante Projekte und Ideen fördert. Ich denke hier zum Bei-

Mit der Energiestrategie 2030 haben wir

spiel an eine Initiative in meinem Wahlkreis.

einen klaren strategischen Rahmen mit an-

Das Institut Biopos aus Teltow forscht an so-

spruchsvollen Zielen. Das ermöglicht uns, An-

genannten Bioraffinerien, in denen Pflanzen

strengungen zu bündeln und knappe Haus-

als Rohstoff für die Chemieindustrie genutzt

haltsmittel zielgerichtet einzusetzen. Unter

werden. Das ist eine Entwicklung, die uns

den vielen Einzelmaßnahmen ist besonders

langfristig weiterbringt.

Energieland Brandenburg – Herausforderungen und Chancen der Energiewende

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Energieexportland Brandenburg Brandenburg ist ein wichtiges Energieex-

nicht erreicht werden, weil manche von der

portland und wird weiterhin die Verantwor-

Landespolitik nicht zu beeinflussende Rah-

tung auf sich nehmen, auch zur sicheren

menbedingungen sich geändert haben (CCS-

Energieversorgung

Industriestandor-

Gesetzgebung, Umlage der Kosten des Aus-

tes Deutschland und Europas beizutragen.

des

baus der erneuerbaren Energien etc.). An den

Als Energieexportland und durch die Be-

langfristigen Klimaschutzzielen machen wir

deutung der Braunkohleverstromung als

keine Abstriche. In Übereinstimmung mit

Brückentechnologie haben wir den bishe-

den Zielen der Bundesregierung wollen wir

rigen Entwicklungspfad zum Erreichen der

die Treibhausgasemissionen kontinuierlich

Klimaschutzziele neu justiert. Wir müssen

senken und auch in Brandenburg bis zum

akzeptieren, dass über nationale und eu-

Jahr 2050 stufenweise um 80 Prozent gegen-

ropäische Klimaschutzziele hinausgehen-

über 1990 reduzieren. Dieser Zielwert steht

de Vorgaben mittelfristig möglicherweise

für uns nicht zur Diskussion.

Stromerzeugung in Brandenburg

49 TWh 43 TWh

42 TWh

45,2 TWh

27,4 TWh

Exportanteil: 57%

1990

1995

Quelle: Statistiken Berlin Brandenburg

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Märkische Hefte 24 | August 2012

2000

2004

2008


Energiepolitik braucht verlässliche und klare

Ausstoß, Primärenergieverbrauch, Ausbau

Zahlen. Das heißt, Potenziale festzustellen

der

und daraus quantitative Ziele bzw. Zielkorri-

Kopplung und Anteil der erneuerbaren Ener-

dore abzuleiten. Darüber hinaus ist es wich-

gien am Primärenergieverbrauch) zu erheben.

tig, aktuelle Informationen für eine begrenzte

Dem dient der Aufbau eines leistungsfähigen

Zahl an Kernindikatoren (insbesondere CO2-

Controlling- und Monitoringsystems.

erneuerbaren

Energien/Kraft-Wärme-

Energie- und klimapolitische Ziele Brandenburgs 40% 32%

19%

16%

-3%-

3%

-23%

-20%

-39%

-72%

Emissionen ggü. 1990

Anteil Erneuerbarer an der Endenergie

Anteil Erneuerbarer an der Primärenergie

Stand 2010

Endenergieverbrauch

Primärenergieverbrauch

Zielsetzung 2030

Quelle: Statistiken Berlin Brandenburg

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Erneuerbare Energien ausbauen Der Ausbau der erneuerbaren Energien

■■ Alle erneuerbaren Energiequellen sind

kommt in Brandenburg gut voran. Beleg da-

im Hinblick auf ihren „ökologischen Fuß-

für ist die auch 2010 zum zweiten Mal nach

abdruck“ zu betrachten; auch durch den

2008 erfolgte Verleihung des Leitsterns als

Einsatz anerkannter Gütesiegel und Zer-

erfolgreichstes Bundesland bei den erneu-

tifizierungen.

erbaren Energien. Die energiepolitischen Ausbauziele müssen dieser Dynamik gerecht

■■ Klimaschutz und Naturschutz schließen

werden. Wir streben an, dass Brandenburg

sich nicht aus. Dieser Grundsatz beinhal-

bis 2030 in der Stromerzeugung rechnerisch

tet, dass die Nutzung erneuerbarer Ener-

seinen und den Gesamtbedarf von Berlin

giequellen in Schutzgebieten möglich ist.

vollständig aus erneuerbaren Energiequellen deckt. Beim Ausbau der erneuerbaren

■■ Die Anstrengungen zur gekoppelten Er-

Energien treten wir für einen sinnvollen Mix

zeugung von Strom und Wärme (KWK)

ein, der sich an den spezifischen Potentialen

sind zu verstärken. Es ist sicherzustellen,

und Grenzen jeder erneuerbaren Energie-

dass nur ökologisch und ökonomisch effi-

quelle orientiert:

ziente KWK-Anlagen unterstützt werden.

Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in Brandenburg 58%

Anteil an der Stromerzeugung

56%

Anteil am Stromverbrauch 41% 33% 26% 20% 8% 3% 2001

12% 4%

2002

7%

2003

Quelle: Statistiken Berlin Brandenburg

12

Märkische Hefte 24 | August 2012

9%

2004

11%

2005

14%

2006

17%

2007

17%

2008


■■ Die ganzheitliche und hochwertige Nut-

Entfernungen bis zu 1.500 Kilometern neue

zung von Biomasse, insbesondere in Grü-

Leitungen errichtet werden. Die hierfür not-

nen Bioraffinerien, ist gezielt zu unter-

wendigen Investitionen belaufen sich allein

stützen.

in Brandenburg auf bis zu zwei Milliarden Euro. Wir treten dafür ein, dass die neuen ge-

Um den Ausbau der erneuerbaren Energien

setzlichen Möglichkeiten für die Verlegung

voranzutreiben, müssen wir sie in das Ener-

von Hochspannungsleitungen – auch als

giesystem integrieren. Dazu brauchen wir

Erdkabel – konsequent angewendet werden,

unterstützende Rahmenbedingungen. Das

um einen zügigen Netzausbau zu ermögli-

sind unter anderem die Entwicklung und

chen. Wir unterstützen die Landesregierung,

Erprobung von Speichertechnologien, der

sich weiterhin im Bundesrat und gegenüber

bundesweite Ausbau der Stromnetze sowie

der Bundesregierung dafür einzusetzen,

mittelfristig auch die Energieverteilung über

dass die Kosten des Ausbaus der Stromnetze

Gasnetze. In Brandenburg müssen bis zum

solidarisch von jenen Bundesländern mitge-

Jahr 2020 im Übertragungsnetz bis zu 600

tragen werden, die Strom aus Brandenburg

Kilometer und im 110-kV-Verteilernetz für

importieren.

Installierte Windkraftleistung in Deutschland 2011 (in MW) 7.039

4.601

141

127

53

2

Hamburg

Berlin

486

Saarland

684

Bremen

687

Baden-

801

Bayern

976

Thüringen

MecklenburgVorpommern

Rheinland-Pfalz

Nordrhein-

Schleswig-Holstein

Sachsen-Anhalt

Brandenburg

Niedersachsen

1.663 1.627

Hessen

3.271 3.071

Sachsen

3.642

Quelle: Statistiken Berlin Brandenburg

Energieland Brandenburg – Herausforderungen und Chancen der Energiewende

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Biopos – Schätze aus Biomasse Ein Vorreiter in der Branche der Grünen

weiterverarbeitet. Aus diesem können ver-

Bio-Raffinerien ist das „Biopos Forschungs-

schiedene Inhaltsstoffe isoliert werden.

institut“

Landkreis

Abfallprodukte können beispielsweise als

Potsdam-Mittelmark. Die gemeinnützige

in

Teltow-Seehof,

Futtermittel, zur Erzeugung von Biogas,

Gesellschaft forscht seit 1996 vor allem

aber auch zur Gewinnung von chemischen

in den Bereichen Bioaktive Polymersyste-

Verbindungen genutzt werden. Durch die

me (Biopos). Schwerpunkte in der Arbeit

„Veredelung“ und Mehrfachnutzung von

bilden Bio-Raffinerie-Konzepte. In Bio-Raf-

einfachen Pflanzen beschreitet BIOPOS so-

finerien wird Pflanzenmaterial wie Gras,

mit einen neuen Weg bei der Nutzung der

Klee, aber auch unreifes grünes Getreide

erneuerbaren Energien und trägt mit ihrer

aus der Landwirtschaft verwendet. Die

Forschung auch aktiv zur Gestaltung der

noch frische Pflanze wird zu Pflanzensaft

Energiewende bei.

Quelle: http://www.biopos.de/

Primärenergieverbrauch aus Biomasse in Deutschland 2009 (in Gigajoule) 139

Quelle: Statistiken Berlin Brandenburg

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10

7

7

6

Bremen

20

Saarland

31

Berlin

35

Schleswig-Holstein

40

Sachsen

40

MecklenburgVorpommern

44

Rheinland-Pfalz

51

Thüringen

Brandenburg

Niedersachsen

Baden-

Nordrhein-

Bayern

59

Hamburg

107

Hessen

110

Sachsen-Anhalt

140


Interview: Martina Gregor-Ness

Wir sind ein altes Windland spiel dazu geführt, dass durch Beschluss des Landtages der Mindestabstand zwischen Windrädern und Wohnbebauung 1.000 Meter betragen soll. Damit wird die Betroffenheit der Bürgerinnen und Bürger verringert. Im übrigen wird es höchstens auf zwei Prozent der Landesfläche Windräder geben. Für ein so großes und dünn besiedeltes Land Martina Gregor-Ness ist stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD und umweltpolitische Sprecherin

wie Brandenburg halte ich das für vertret-

Beim Ausbau der Windkraft ist Branden-

senschaftsmodelle – an der Nutzung der

burg am weitesten. Geht angesichts zuneh-

Windkraft zu partizipieren. Denn wer selber

mender Proteste überhaupt noch mehr?

Windräder aufstellt, dem gehören auch die

bar. Und drittens rate ich Bürgern und Kommunen, stärker – zum Beispiel über Genos-

Einnahmen. Die Windkraft ist die effizienteste der erneuerbaren Energien, zumal wir ein sehr

Nun soll es auch Windräder im Wald geben.

windreiches Land sind. In Zukunft wird es auch darum gehen, bestehende Windrä-

Ja – und das ist auch richtig so. Durch die

der effizienter zu machen und damit die

vorgeschriebenen

Windausbeute zu erhöhen. Allerdings stelle

Wohnbebauung sind sehr viele Flächen be-

ich auch eine hohe Zustimmung zur Wind-

reits ausgeschlossen. Wenn es naturschutz-

kraft fest, zumal der Wind eine sehr alte

fachlich vertretbar ist, kann man Windräder

Form der Energiegewinnung ist. Die alten

auch im Wald aufstellen – und zwar in der

Windmühlen, die überall bei uns im Land

Regel im Nutzwald. Im übrigen ist die Nut-

stehen, zeugen davon.

zung von Windrädern und Solarflächen her-

vorragend zum Beispiel als Nachnutzung

Wie gehen Sie mit Bürgerprotesten um?

für ehemalige Kohlegruben oder Militärflä-

Mindestabstände

zur

chen geeignet. Denn mit den Einnahmen Zunächst einmal nehmen wir sie ernst. Die

können diese Flächen saniert und langfris-

Volksinitiative zur Windkraft hat zum Bei-

tig sinnvoll genutzt werden.

Energieland Brandenburg – Herausforderungen und Chancen der Energiewende

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(Bio)-Energiedorf-Coaching – Akzeptanz durch Beteiligung schaffen Bioenergiedorf-Coaching Brandenburg e.V.

tens 75 Prozent. Die Beteiligung der Bürger,

ist ein neues Projekt für die Energiepolitik

innovative Ansätze bei den erneuerbaren

vor Ort. Als Vorbild nahmen sich die Initi-

Energien, eine nachhaltige Landnutzung

atoren das in Mecklenburg-Vorpommern

sowie Energieeinsparung werden großge-

seit Jahren erfolgreich durchgeführte „(Bio)

schrieben. Das Coaching beginnt mit einem

EnergieDorfcoaching M-V“. In Mecklen-

intensiven Informations- und Mitwirkungs-

burg-Vorpommern gibt es bereits 80 (Bio)-

prozess möglichst vieler Einwohner bis hin

Energiedörfer. In einem (Bio)-Energiedorf

zum Beschluss der Gemeindevertretung:

organisieren sich Menschen, um ihre Ener-

Ja, wir wollen ein (Bio)-Energiedorf werden!

gieversorgung aus erneuerbaren Energien

Dadurch werden vor allem die Bürgerinnen

oder einem Energiemix sicherzustellen:

und Bürger eingeladen, um die Energie-

bei der Stromversorgung zu 100 Prozent

wende aktiv und zukunftsorientiert mitzu-

und bei der Wärmeversorgung zu mindes-

gestalten.

Bio-Energiedorf in Bollewick

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Märkische Hefte 24 | August 2012

Quelle: http://www.bioenergiedorf-coaching.de/


Braunkohle als Brücke zur sicheren Energieversorgung Solange noch nicht gewährleistet ist, dass

Vereinbarungen mit privaten Investoren und

die erneuerbaren Energien die Grundlast der

Kraftwerksbetreibern folgende Aspekte be-

Energieversorgung bezahlbar absichern kön-

rücksichtigt werden:

nen, erbringt die Lausitzer Braunkohle einen notwendigen Beitrag im brandenburgischen und deutschen Energiemix. Der Ausbau der

■■ eine Senkung der CO -Emissionen, ausge2

richtet auf den Reduktionspfad 2050;

erneuerbaren Energien und die Entwicklung von Speichertechnologien und Stromnetzen

■■ ein deutliches unternehmerisches Be-

wird diese Funktion der Braunkohle in we-

kenntnis zum Standort Lausitz, verbun-

nigen Jahrzehnten überflüssig machen. Erst

den mit der Ansiedlung und dem Erhalt

dann wird Braunkohle als Energielieferant

wesentlicher Unternehmensbereiche und

nicht mehr benötigt. Wir setzen uns dafür

Forschungsaktivitäten sowie

ein, dass die stoffliche Nutzung der Braunkohle stärker in den Blick genommen wird.

■■ ein verstärktes Engagement für Nach-

Bei anstehenden Entscheidungen über die

haltigkeit, Klimaschutz und erneuerbare

energetische Nutzung der Braunkohle er-

Energien in Brandenburg.

warten wir, dass im Rahmen verbindlicher

Anteil der Energieträger am Primärenergieverbrauch in Brandenburg

1990

2008

Gas 3% 0%

Mineralöl 18%

Braunkohle 44% Mineralöl 27%

Erneuerbare Energien 0%

Gas 13%

Steinkohle 5%

Braunkohle 74%

Steinkohle 4%

1% Erneuerbare Energien 11%

Quelle: Statistiken Berlin Brandenburg

Energieland Brandenburg – Herausforderungen und Chancen der Energiewende

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Wir betrachten die CCS-Technologie nach

unter Verwendung regenerativer Energien

wie vor als sinnvolle Klimaschutztechno-

sollte weiter vorangebracht werden. Die

logie, die sowohl in der Energieerzeugung

Bundesregierung hat keine befriedigende

bei Kohle und Gas als auch in der Industrie

CCS-Gesetzgebung vorgelegt. Somit ist die

erprobt werden muss. Deshalb begrüßen

Erprobung von CCS in Deutschland aller Vor-

wir die Initiative zum Ausbau einer europä-

aussicht nach gescheitert. Wir lehnen es ab,

ischen Speicher- und Transportinfrastruk-

unter diesen Voraussetzungen CCS-Projekte

tur. Auch die stoffliche Verwertung von CO2

in Brandenburg weiter zu forcieren.

Prognose der CO2-Emissionen ausgewählter Regionen

12 +37%

CO2 - Ausstoß in Gigatonnen

10

erwartete Emissionen, 2035 Emissionen, 2010

8

6

4

-15%

-22%

2

0

Quelle: Statistiken Berlin Brandenburg

18

Märkische Hefte 24 | August 2012

+118% +47%

+11% +22%

-21%


Kohle ist ein wichtiger Rohstoff Dass Deutschland reich an Braunkohle-

vative Braunkohlen Integration in Mittel-

vorkommen ist, ist nichts Neues. Jähr-

deutschland“ (ibi) macht sich stark für die

lich werden von dem größten deutschen

Braunkohlechemie. Zu dem Forum zählen

Braunkohleproduzent RWE bis zu 90 Mil-

u. a. die Freiberger Bergakademie, mehrere

lionen Tonnen aus dem rheinischen Revier

ostdeutsche Firmen, Universitäten sowie

geliefert. In Brandenburg, Sachsen und

Hochschul- und Forschungseinrichtungen.

Sachsen-Anhalt werden durch Vattenfall

Um einen Wiederaufstieg der Braunkohle-

und die Mitteldeutsche Braunkohlegesell-

chemie in Leuna zu ermöglichen, wollen

schaft ca. 80 Millionen Tonnen gefördert.

sie in den nächsten zehn Jahren 1,5 Milli-

Doch Braunkohle ist mehr als ein Energie-

arden Euro in neue Technologien, Verfah-

träger. Im mitteldeutschen Chemiedreieck

ren und Anlagen investieren und so bis

spricht man von einer Braunkohlechemie-

zu 1.600 Arbeitsplätze schaffen. Weitere

Renaissance. Dort hat die stoffliche Ver-

Förderungen lassen sich von dem Energie-

wertung der Kohle eine hundert Jahre alte

forschungsprogramm erhoffen, in welches

Tradition. Die heimische Braunkohle ist für

das Projekt aufgenommen wurde. Für den

die Gewinnung wertvoller Grundstoffe ge-

ersten Schritt werden zwei Millionen Ton-

eignet, die der Herstellung von Kunststof-

nen Braunkohle benötigt. Dieser Aufwand

fen, Kraftstoffen, Düngemittel und Kunst-

rechnet sich laut Experten ungemein,

fasern dient.

denn die Kohlechemie macht sich bereits

Im Chemiestandort Leuna haben die ost-

ab einem Ölpreis von 80 US-Dollar bezahlt.

deutschen Braunkohleländer eine gemein-

Für Deutschland würden die neuen Tech-

same Erklärung zur künftigen Nutzung

nologien ein erhebliches wirtschaftliches

der heimischen Braunkohle verabschiedet.

Potenzial bringen und mehr Unabhängig-

Auch die 2008 gegründete Initiative „Inno-

keit von Öl- und Gasimporten bedeuten.

Energieland Brandenburg – Herausforderungen und Chancen der Energiewende

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Energieeffizienz und Nachhaltigkeit Im Verkehrssektor besteht eine wesentliche

nahmen für mehr Energie- und Klimaschutz

Herausforderung darin, die Mobilität auch

gemeinsam mit der Wohnungswirtschaft

bei einer alternden und schrumpfenden

zu vereinbaren. Vorrangig ist es, Förderung

Bevölkerung zu sichern. Das kann gelingen,

auf CO2-arme Stadtteile und Quartiere aus-

wenn ÖPNV und SPNV auf Energieeffizienz

zurichten. Auch der Aus- und Umbau von

und Nachhaltigkeit ausgerichtet werden,

Fernwärmenetzen ist in diesem Zusammen-

etwa durch die Vereinbarung von Energie-

hang eine Maßnahme, die zur Verminde-

und Klimaschutzzielen in Ausschreibungen

rung von CO2-Emissionen beiträgt. Von der

und bei Investitionsentscheidungen. Bran-

Bundesregierung erwarten wir verlässliche

denburg als Erzeugerland von erneuerba-

Rahmenbedingungen bei der Förderung

ren Energien hat gemeinsam mit Berlin

von Energieeffizienz und erneuerbaren

als Testlabor und Forschungskern ideale

Energien insbesondere für selbstgenutztes

Voraussetzungen für integrierte und nach-

Wohneigentum.

haltige Elektromobilität. Sinnvoll ist eben-

Die anspruchsvollen Energie- und Klima-

so die weitere Stärkung des kombinierten

schutzziele sind glaubwürdig, wenn die

Verkehrs, für den in Brandenburg durch

Landesregierung und der Landtag ihrer Vor-

die Güterverkehrszentren hervorragende

bildfunktion gerecht werden. Sinnvolle Maß-

Voraussetzungen geschaffen wurden. Im

nahmen zur Umsetzung dieses Anspruchs

Wohnungssektor sind Prioritäten und Maß-

sind die schrittweise energetische Optimie-

Spezifischer CO2-Ausstoß im Personenverkehr Eisenbahn Fernverkehr Linienbus Eisenbahn Nahverkehr KFZ Flugzeug 0

50

Quelle: Statistiken Berlin Brandenburg

20

Märkische Hefte 24 | August 2012

100

150

200 250 g/Person und km

300

350


rung und Sanierung aller Liegenschaften

braucht ein System regionaler und lokaler

des Landes bis 2020, die Errichtung aller

Initiativen, die sich an den strategischen

Neubauten von Landesgebäuden ab 2011 in

Zielen des Landes orientieren und diese vor

Anlehnung an den Passivhausstandard so-

Ort umsetzen. Wir streben an, dass bis 2030

wie deren Eignung für die Nutzung von er-

jede brandenburgische Kommune über ein

neuerbaren Energiequellen (beispielsweise

integriertes Energiekonzept für Wirtschaft,

PV-Dachanlagen). Wir wollen auch, dass die

Verwaltung und Bürgerschaft verfügt und

Landesregierung möglichst rasch ihren Ener-

an seiner Umsetzung arbeitet. Erfahrungen

giebedarf zu 100 Prozent aus erneuerbaren

anderer Bundesländer zeigen, dass die Ak-

Energiequellen deckt. Darüber hinaus muss

zeptanz für Investitionsprojekte steigt, wenn

die öffentliche Hand darauf hinwirken, dass

Betroffene zu Beteiligten gemacht werden.

ökologische und soziale Kriterien bei allen

Besonders unterstützen wir Initiativen, die

öffentlichen Vergaben beachtet werden (sie-

auf eine breite persönliche Teilhabe der Bür-

he auch den Landtagsbeschluss vom August

gerinnen und Bürger abzielen und eine hohe

2011 zum Vergabegesetz, Drucksache 5/3918).

Identifikation mit den energiepolitischen

Wirksame Energie- und Klimaschutzpolitik

Zielen und Maßnahmen ermöglichen.

Spitzentechnologie made in Brandenburg hen dann zur Verfügung, wenn sie gebraucht werden. In Falkenhagen (Märkisch-Oderland) baut der Energieversorger E.ON eine Pilotanlage zur Speicherung von Windstrom im Erdgasnetz. Ab 2013 soll die Anlage den durch Windkraftanlagen erzeugten überschüssigen Strom dazu verwenden, um Wasserstoff zu erzeugen. Der Wasserstoff kann dann vor Foto: Enertrag

Ort in das regionale Ferngasnetz eingespeist

In der Uckermark betreibt die Firma ENER-

und zur Erzeugung von Wärme und Strom

TRAG das weltweit erste Hybridkraftwerk

benutzt werden. Bei der Energiewende ist es

(Foto). Das Hybridkraftwerk verwandelt

bislang ein Problem, dass große Speicherka-

Windenergie in Wasserstoff, den man spei-

pazitäten für erneuerbare Energien fehlen. In

chern kann. So werden erneuerbare Energien

Brandenburg arbeiten Unternehmen daran,

zu 100 Prozent flexibel einsetzbar und ste-

dieses Problem zu lösen.

Energieland Brandenburg – Herausforderungen und Chancen der Energiewende

21


Interview: Barbara Hackenschmidt

„Strom muss auch in Zukunft bezahlbar bleiben!“ Wie steht Brandenburg bei der Energiewende da? Wir sind Vorreiter beim Ausbau der erneuerbaren Energien. Brandenburg war und ist ein Energieland mit langer Tradition. Ich denke da etwa an die Braunkohleverstromung in der Lausitz. Wir haben uns dem StrukturBarbara Hackenschmidt ist energiepolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion

wandel gestellt, sind weiterhin Stromproduzent für Dritte und verfügen über innovative Konzepte. Wir exportieren Strom deutsch-

Was stellt die große Herausforderung bei

land- und europaweit. Das ist unsere große

der Energiewende dar?

Chance und darin liegt ein riesiges Potenzial für unsere regionalen Unternehmen.

Die größte Herausforderung für uns ist, die erneuerbaren Energieträger auszubauen und sie

Was sind die Dinge, die am dringlichsten an-

in das Energiesystem zu integrieren. Dazu gibt

gepackt werden müssen?

es keine Alternative, weil die fossilen Energien begrenzt sind. Daher muss an erster Stelle ste-

Der größte Handlungsbedarf liegt darin, die

hen, kreative Ideen zu unterstützen, um Strom

Stromnetze zu stabilisieren und sie aus- und

effizienter durch Wind, Sonne und Wasser zu

umzubauen. Denn im alten System haben

gewinnen.

wir an einem Ort Strom produziert und ihn

Ein zentrales Problem ist, dass die Rahmenbe-

an die Endverbraucher verteilt. Heute wird

dingungen ständig wechseln. Der Atomaus-

zunehmend dezentral an vielen Orten Strom

stieg wurde von der schwarz-gelben Bundesre-

aus Solar, Wind oder Biomasse erzeugt, der

gierung rückgängig gemacht. Dann kam nach

dann eingesammelt und eingespeist werden

Fukushima die Rolle rückwärts. Was wir, aber

muss.

vor allem Unternehmer und Akteure brauchen,

22

ist eine nachhaltige und verlässliche Energie-

Darüber hinaus haben wir in Deutschland

politik, damit eine langfristige Energieversor-

eine ungleiche, unsolidarische Verteilung der

gung sichergestellt werden kann.

Kosten der Energieversorgung. Brandenburg

Märkische Hefte 24 | August 2012


als Exporteur von Energie trägt eine über-

mit den Menschen vor Ort notwendig und

proportional hohe Last. Und zwar aus drei

es ist ganz wichtig, sie in einem offenen und

Gründen. Erstens: Wir haben die Stromerzeu-

transparenten Verfahren von Beginn an in die

gungsanlagen mit hohen Unterhaltungskos-

Entscheidungen einzubeziehen. Wir haben

ten. Zweitens: Wir zahlen höhere Stromprei-

vorgeschlagen, dass vor größeren Projekten

se, weil die Netzkosten nicht bundesweit

Akzeptanzanalysen durchgeführt werden,

umgelegt werden und so höhere Stromprei-

um gleich von Anfang an Planungen an den

se unsere Industrie und Bevölkerung belas-

Interessen der Menschen auszurichten.

ten, also sind sie drittens ein Ansiedlungsnachteil und gefährden Arbeitsplätze. Wir

Die Anwohner müssen außerdem auch ei-

müssen in Deutschland bei diesen Kosten zu

nen Nutzen davon haben, dass vor ihrer

einem Solidarprinzip kommen. Ganz wichtig

Haustür Energie produziert wird und wir

ist: Eine sichere und bezahlbare Stromver-

dabei alle technischen Lösungen anwenden,

sorgung muss gewährleistet werden.

um die entstehenden Begleitkonflikte zu entschärfen. Nur ein Beispiel dazu: Die stö-

Für die Energiewende ist der Ausbau der

renden Signallichter bei Windkraftanlagen

Stromtrassen sehr wichtig. Wie bindet man

könnten ohne weiteres abgeschaltet und

die Menschen im Land bei dieser Frage ein?

nur dann über Sensortechnik aktiviert werden, wenn sich auch tatsächlich Flugzeuge

Wir müssen die Menschen davon überzeu-

nähern. Solche intelligenten Lösungen und

gen, dass neue Stromtrassen dringend erfor-

deren Entwicklung müssen unterstützt und

derlich sind. Dazu ist ein frühzeitiger Dialog

noch besser genutzt werden.

Primärenergieverbrauch je Einwohner aus erneuerbaren Energien (in Gigajoule) Brandenburg

34

Niedersachsen

19

Bayern Baden-

16 13

Quelle: Statistische Landesämter 2008

Energieland Brandenburg – Herausforderungen und Chancen der Energiewende

23


Die Energiewende beginnt im Kopf tung dieser Energieform ist. Aber auch der Ausbau der erneuerbaren Energien läuft nicht problemfrei: Kritisch wird der Ausbau der Windkraft gesehen, Belange des Naturund Artenschutzes werden diskutiert oder die Verlegung von dringend notwendigen neuen Stromleitungen wird hinterfragt. Ralf Holzschuher ist Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion Brandenburg

Bis Mai dieses Jahres wollte die Bundeskanzlerin von Problemen bei der Energiewende nichts wissen. Alles sei auf gutem Weg, so die

Zu Beginn dieses Jahres habe ich 2012 als

betont gelassene Darstellung der schwarz-

„Jahr der Energie“ bezeichnet. Energie ist

gelben Koalition im Bund. Seit dem desaströ-

eines der strategisch zentralen Politikfelder

sen Abschneiden der CDU bei der Landtags-

der Zukunft. Die Art und Weise, wie wir le-

wahl in NRW ist das anders. In Deutschland

ben und wirtschaften, wird ganz wesentlich

wird jetzt plötzlich viel über die Energie-

davon abhängen, wie uns die Energiewende

wende geredet. Die Kanzlerin schickte ihren

gelingt. Deshalb nennt die Brandenburger

Umweltminister von heute auf morgen als

Energiestrategie auch vier Ziele, die wir in

Wahlkampf-Bauernopfer in die Wüste. Sie lud

Übereinklang kriegen müssen: Ausbau der

selbst zu einem schlecht vorbereiteten und

erneuerbaren Energien, Versorgungssicher-

ergebnislosen Energiegipfel ins Kanzleramt.

heit, Preisstabilität und Akzeptanz.

Und schließlich erklärte der neue Umweltminister, die Energiewende in Deutschland

24

Seit Jahren ist Brandenburg in Deutschland

drohe gar zu scheitern. Kurzum: Das schwarz-

führend beim Ausbau der erneuerbaren

gelbe Regierungschaos hat die deutsche Ener-

Energien. Wir sind damit gleichzeitig ein „La-

giepolitik erreicht. Einen energiepolitischen

bor der Energiewende“ – denn selbst beim

Deutschland-Plan hat diese Bundesregierung

Abbau der Atomkraft haben wir Erfahrung.

nicht. Dabei wäre er bitter nötig.

Die Demontage des (vergleichsweise klei-

Brandenburg ist da besser aufgestellt. Mit

nen) Kernkraftwerkes in Rheinsberg dauert

unserer Energiestrategie 2030 sind wir auf

nun bereits zwei Jahrzehnte – und zeigt, wie

klarem Kurs. Im Gegensatz zur Bundesre-

schwierig und zeitaufwendig die Abschal-

gierung wissen wir nicht erst seit ein paar

Märkische Hefte 24 | August 2012


Wochen, vor welch großen Herausforderun-

Wie weit Brandenburg auf dem Weg zur

gen wir stehen. Energiepolitik gleicht einer

Energiewende schon gegangen ist, habe ich

Operation am offenen Herzen. Wir stehen

auf meiner Sommertour gerade wieder haut-

vor großen strategischen und kommunika-

nah erleben können. Ich wollte mir ein ganz

tiven Herausforderungen. Energie wird in

persönliches Bild über die Energiewende in

Zukunft nicht mehr nur in einer Handvoll

Brandenburg machen – angefangen von den

großer Kraftwerke produziert, sondern in

vielfältigen Aktivitäten in unseren Städten

jeder Ecke unseres Landes. Und dort muss

und Gemeinden über die innovativen Ideen

Energie entweder gespeichert oder in ande-

unserer Landwirte und Unternehmer bis hin

re Teile Deutschlands transportiert werden.

zur heimischen Spitzentechnologie. Eine der

Nur wenn uns das gelingt, werden wir den

wichtigsten Nachrichten ist: Die Energie-

von vielen für selbstverständlich erachteten

wende ist nicht nur möglich, in Brandenburg

Strom auch in Zukunft aus der Steckdose be-

findet sie längst statt. Dabei kristallisierten

kommen. Nur so lassen sich Stromengpässe,

sich für mich fünf Punkte heraus, die wir in

die es im vergangenen Winter in Deutsch-

den kommenden Monaten angehen müssen:

land bereits gab, vermeiden. Und nur so wird

Erstens: Die Energiewende findet im Kopf

es uns auch gelingen, Deutschland als füh-

statt. Man mag es kaum für möglich halten,

rendes Industrieland in der Welt zu erhalten.

aber selbst deutsche Gesetzestexte können

Scheitert die Energiewende, nimmt Deutsch-

Exportschlager sein. Das Erneuerbare-Ener-

lands Wohlstand schweren Schaden.

gien-Gesetz, eine Erfindung der rot-grünen

Strategische Ziele unserer Energiestrategie 2030

Beschäftigung und Wertschöpfung stabilisieren

Regionale Beteiligung & Akzeptanz herstellen

Energiebedingte CO2-Emissionen senken

Energieeffizienz steigern und -verbrauch reduzieren

Anteil erneuerbarer Energien am Energieverbrauch erhöhen

Zuverlässige und preisgünstige Energieversorgung gewährleisten

Quelle: Energiestrategie 2030

Energieland Brandenburg – Herausforderungen und Chancen der Energiewende

25


Bundesregierung, ist bereits in vielen Län-

können. Wenn so etwas mehr und mehr

dern kopiert worden, weil es ein hervorra-

gelingt, entlastet dies auch das Stromnetz,

gendes Instrument ist, um den Ausbau von

womit auch der Bedarf an neuen Leitungen

erneuerbaren Energien vor allem mittels

geringer werden kann.

Einspeisevergütungen zu forcieren. Dabei ist aus dem Blickwinkel geraten, dass erneu-

Das Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, in Kreis-

erbare Energien auch da, wo sie entstehen,

läufen zu denken. Deshalb ist es auch klug,

genutzt werden können. Ein Unternehmen

Kindern das Thema Energie nahezubringen.

aus Brandenburg baut Häuser mittlerweile

Bereits heute gibt es solche Angebote für Ki-

so, dass sie (zusammen mit leistungsfähigen

tas und Grundschulen, die wir dringend aus-

Speichern und einer Strategie zur Energie-

bauen sollten. Denn damit wächst nicht nur

einsparung) bis zu 90 Prozent ihres Strom-

das Verständnis für Stromerzeugung und

verbrauchs über das Solardach produzieren

-einsparung. Kindern wird auch der Zugang

Landwirt als Energiewirt: In der Agrargenossenschaft Hohennauen (Havelland) lassen sich Ralf Holzschuher (Mitte) und Udo Folgart (Sprecher für Landwirtschaft der SPD-Fraktion) die Funktion einer Biogasanlage erläutern. In der Anlage wird Gülle von Schweinen veredelt. Mit der Abwärme der Biogasanlage wird neben dem Schweinestall auch das Gewächshaus einer Behinderteneinrichtung in der Nachbarschaft beheizt. So ergänzen sich der Agrarbetrieb und die Werkstätten ideal.

26

Märkische Hefte 24 | August 2012


zu technischen Themen und Berufen erleich-

Zweitens: Bürger müssen beteiligt werden –

tert – der Nachwuchs für die so wichtigen

und zwar sprichwörtlich. Der mit Abstand ef-

Ingenieure wird damit gleich mit gewonnen.

fektivste erneuerbare Energieträger ist Wind,

Denn die Energiewende werden wir nur mit

Brandenburg ist bei dessen Ausbau bundes-

Hochtechnologie meistern, mit neuen Inves-

weit führend. Vielerorts gibt es dagegen

titionen in Forschung und Entwicklung, mit

bereits Proteste. Aber dennoch: Wir werden

attraktiven Hochschulen, die eng mit Unter-

auch in Zukunft Windräder in Sichtweite von

nehmen kooperieren.

Ortschaften bauen müssen. Dafür brauchen wir Mindestabstände, die bei mindestens

Wir werden die Energiewende nicht im

1.000 Meter bis zur nächsten Siedlung liegen

Wettbewerb mit chinesischer Massenpro-

müssen. Der Mindestabstand allein wird die

duktion von Solarpaneelen meistern. Wir

Akzeptanz der Anwohner aber nicht herstel-

in Brandenburg haben das mit den Werks-

len können. Helfen kann hier die Beteiligung

schließungen in Frankfurt (Oder) schmerz-

der Anwohner an dem Ertrag der Windkraft-

lich erfahren müssen. Ich bin sicher, dass

anlage. Wer am Jahresende einen ordentli-

wir in Deutschland auch in Zukunft Solar-

chen Abschlag auf seine Stromrechnung be-

anlagen

produzieren

kommt, hat materiell etwas davon. Wo dies

können. Ich denke dabei nicht an die Mas-

bereits stattfindet, lassen sich erhebliche

senware, die sich auf das übliche Dach eines

Akzeptanzsprünge erkennen. Wie ich bei den

Einfamilienhauses schrauben lässt. Ich den-

Stadtwerken in Schwedt erfuhr, sucht man

ke vielmehr an die speziellen, individuellen

in diesem Zusammenhang dort inzwischen

Lösungen, die innovative Ingenieurskunst

sogar gezielt nach Flächen für Windräder in

abverlangen. Was ist beispielsweise mit den

Sichtweite von Anwohnern, weil diese aus

vielen denkmalgeschützten Gebäuden, auf

dem Fenster sehen wollen, wie sich „ihr“

denen sich in Farbe und Form individuell

Windrad dreht und den eigenen Geldbeutel

angepasste Lösungen finden lassen? Hier

füllt. Eine bemerkenswerte Entwicklung, die

haben unsere Ingenieure einen gewaltigen

sich auch bei Solarparks bereits abzeichnet.

Vorsprung vor der asiatischen Konkurrenz.

Nicht selten stellen diese langfristig eine

Wir sollten dieses Potential stärker nutzen.

wichtige Steuereinnahme für Kommunen

Das sichert auch Arbeitsplätze. Deutsche In-

dar. Eine solche Form der Bürgerbeteiligung

genieurskunst ist gefragt – und die braucht

bringt am Ende eine deutlich höhere Unter-

mehr Nachwuchs denn je.

stützung für die Energiewende vor Ort.

wettbewerbsfähig

Energieland Brandenburg – Herausforderungen und Chancen der Energiewende

27


Drittens: Windkraft kann man auch im Wald

negative Auswirkungen auf die Natur. Wenn

gewinnen. Schon in der Brandenburgischen

wir Windräder nicht näher an die Siedlungen

Energiestrategie 2020 wurde festgelegt, dass

heranlassen wollen, müssen wir sie auch im

zwei Prozent unserer Landesfläche für Wind-

Wald, insbesondere in Nutzholzplantagen,

kraftanlagen zur Verfügung gestellt werden

akzeptieren.

sollen. In der Energiestrategie 2030 haben

28

wir diese Vorgabe bestätigt. Ich weiß um die

Viertens: Speichertechnologien gehört die

Vorbehalte von manchen Anwohnern gegen

Zukunft. Zu den größten Herausforderun-

Windkraftanlagen. Ich bin aber der Auffas-

gen der Energiewende zählen die fehlen-

sung, dass ein so großes Bundesland wie

den Energiespeicher. Es gibt wenig Blöde-

Brandenburg zwei Prozent Flächenverbrauch

res, als wenn bei starkem Wind Anlagen

für den effektiven Energieträger Wind gut

abgeschaltet werden müssen, weil zu viel

verkraften kann. Natürlich müssen wir zu-

Strom produziert wird und die Überschüsse

allererst dort nach neuen Flächen suchen,

nicht speicherbar sind. Eine Möglichkeit die-

wo wenig oder gar keine Menschen leben.

sen Zustand zu überwinden hat in diesem

Auf meiner Sommertour habe ich mir bei

Zusammenhang die Firma ENERTRAG bei

Lübben eine Windkraftanlage in einem Wald

Prenzlau entwickelt. Das weltweit erste Hy-

angesehen. Apropos an-„gesehen“. Wirklich

bridkraftwerk ist Spitzentechnologie „made

gesehen habe ich das Windrad erst, als ich

in Brandenburg“! „Power to gas“ nennt sich

unmittelbar davor auf der Lichtung stand.

das Konzept. Denn mit dem Hybridkraftwerk

Beeindruckt war ich zudem von den Aussa-

lässt sich aus Windkraft völlig CO2-neutral

gen einer Biologin. So habe die Lichtung um

Energie produzieren: Strom, Wärme und

das Windrad die Arten- und Pflanzenvielfalt

eben auch Wasserstoff. Entweder direkt als

in dem Wald sogar erhöht. Negative Aus-

Treibstoff für die Mobilität oder zur späteren

wirkungen auf Mensch und Natur gäbe es

Stromerzeugung. Das Ganze hat noch einen

kaum. Und auch dem häufig vorgebrachten

anderen Vorteil: Deutschland verfügt bereits

Einwand, für ein Windrad im Wald müssten

über ein engmaschiges Gasleitungsnetz und

ganze Schneisen für Stromleitungen neu

große Speichermöglichkeiten. Die Probleme,

geschlagen werden, halte ich die praktische

Energie von Nord nach Süd zu transportie-

Erfahrung meines Besuches entgegen: Zu

ren, ließen sich über die Gasautobahnen er-

dem Windrad führt ein befestigter Schotter-

heblich leichter lösen. Die Frage ist jetzt, ob

weg, wie er in vielen Wäldern Brandenburgs

sich Windenergie durch die Hybridtechnolo-

zu finden ist. Und unter diesem Schotterweg

gie auch in großem Umfang speichern lässt.

führen die Leitungen entlang – ganz ohne

Wenn ja, dann haben wir den Durchbruch in

Märkische Hefte 24 | August 2012


Neue Wege beim Ausbau der Photovoltaik: Ralf Holzschuher informiert sich in Neuruppin über Solaranlagen, die in Kombination mit Speichern bis zu 90 Prozent des Stromverbrauchs eines Haushaltes absichern können. Mit dieser Technologie wird es in Zukunft viel attraktiver, Solarzellen für den Eigenverbrauch zu installieren. Für die Verbraucher ist damit der Anreiz zum Ausbau der erneuerbaren Energien noch größer, denn sie sparen langfristig die Stromkosten.

der Speichertechnologie vielleicht ja schon

Zukunft, die bei uns entwickelt werden. Und

bald geschafft – und zwar in Brandenburg!

ganz nebenbei wird dabei auch deutlich, dass Kohle und erneuerbare Energien längst

Fünftens: Nicht gegeneinander, sondern

keine Gegensätze mehr sind, sondern für

miteinander. An solchen Verknüpfungen

einige Zeit einander brauchen. Denn solan-

verschiedener Energieträger wird bereits

ge wir nicht genügend Speicherkapazitäten

an vielen Stellen gearbeitet. So kann man

haben und wir uns nicht vollständig von Öl-

Windenergie in Wärme umwandeln (und

und Gasimporten abhängig machen wollen,

speichern), die wiederum für die Fernwär-

werden wir auch in gewissem Umfang auf

meversorgung zur Verfügung steht. Aus

die heimische Kohle setzen müssen.

CO2 lässt sich einfach der Treibstoff Methan herstellen. Eine Algenzuchtanlage nutzt CO2

Vernetzt denken und lokal einmischen – das

aus Kohlekraftwerken, um Biomasse zu pro-

könnte die Energiewende beflügeln und

duzieren. Unsere Landwirte betreiben mit

gleichzeitig ihre Akzeptanz deutlich verbes-

Schweinegülle Biogasanlagen, die wieder-

sern. Dafür gibt es bereits viele gute Vorbil-

um Gewächshäuser beheizen. All dies sind

der. Es wird Zeit, dass wir uns an ihnen ein

innovative Beispiele für Energieprozesse der

Beispiel nehmen.

Energieland Brandenburg – Herausforderungen und Chancen der Energiewende

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30

M채rkische Hefte 24 | August 2012


Informationen zu wichtigen Themen der Landespolitik ...können Sie kostenfrei per Post erhalten. Bestellungen nehmen wir telefonisch unter 0331 – 966 13 55 oder per E-Mail an post@spd-fraktion.brandenburg.de gern entgegen. ■■ Auf einen Blick – Die SPD-Fraktion im Brandenburger Landtag ■■ Energie- und Klimaschutzpolitik für Brandenburg. Baustein einer nachhaltigen

Modernisierung - Positionspapier der SPD-Landtagsfraktion Brandenburg ■■ Brandenburgs Kommunalgesetze (Sammlung wichtiger Gesetze und Informationen) ■■ Faltblatt - 10 Antworten zu Brandenburgs Schüler-Bafög ■■ Faltblatt - Gemeinsames Lernen. Wie kommen wir zu einer Schule für alle? ■■ Elektronischer Newsletter (dafür benötigen wir Ihre E-Mail-Adresse) ■■ Schriftenreihe „Märkische Hefte“

Lieferbar sind noch folgende Titel: 11. Stadtumbau Brandenburg. Zwischenbilanz und Perspektiven. 12. Für Demokratie und Freiheit: 75 Jahre nach dem Ermächtigungsgesetz. 13. Energieland Brandenburg – Zukunftskonferenz vom 11. November 2008. 14. Bildungsland Brandenburg – Dokumentation vom 4. Dezember 2008. 15. Innovationsland Brandenburg – Dokumentation vom 15. Januar 2009. 17. Brandenburg steht heute besser da. Bilanz der Arbeit der Wahlperiode 2004-2009. 18. Wie weiter mit der frühkindlichen Bildung? – Dokumentation vom 29. Juni 2010. 19. 20 sozialdemokratische Jahre – Die SPD-Landtagsfraktion 1990-2010. 20. Erneuerung durch Gemeinsinn – Der Brandenburger Weg im dritten Jahrzehnt der Einheit. 21. Alle inklusive! – Die neue UN-Konvention und die berufliche Teilhabe von Menschen mit Behinderungen – Dokumentation vom 4. April 2011. 22. Der Mutmacher – Manfred Stolpe legte die Grundlage für Brandenburgs Zukunft. 2 3 . Versprochen und gehalten! Halbzeitbilanz der SPD-Landtagsfraktion. 2 4 . Energieland Brandenburg – Herausforderungen und Chancen der Energiewende 25. Landwirtschaft in Brandenburg 26. Gemeinsames Lernen. Wie kommen wir zu einer Schule für alle?

Energieland Brandenburg – Herausforderungen und Chancen der Energiewende

31


www

www.spd-fraktion.brandenburg.de www.facebook.com/SPDFraktionBrandenburg www.youtube.com/user/SPDFraktionBB SPD-Fraktion im Brandenburger Landtag Am Havelblick 8 14473 Potsdam Tel.: 0331 – 966 13 40 Fax: 0331 – 966 13 41


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