Der Mutmacher. Manfred Stolpe legte den Grundstein für Brandenburgs Zukunft

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Mit dem Gesicht zu den Menschen.

Der Mutmacher Manfred Stolpe legte die Grundlage f체r Brandenburgs Zukunft.

M채rkische Hefte Mai 2011

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Liebe Brandenburgerinnen, liebe Brandenburger, 20 aufregende, spannende und arbeitsreiche Jahre liegen seit der Wiedergründung Brandenburgs hinter uns. Heute können wir sagen: Ohne seinen Gründungsministerpräsidenten Manfred Stolpe wäre Brandenburg heute nicht die Erfolgsgeschichte, die es geworden ist. Er trug eine Idee von Brandenburg im Herzen und setzte sie um. Und heute arbeiten wir daran, diese Idee weiter zu entwickeln und Brandenburg sicher in die Zukunft zu führen. Am 16. Mai 2011 wurde Manfred Stolpe 75 Jahre alt. Die SPD-Landtagsfraktion hat an diesem Tag mit einer Festveranstaltung zu Ehren Manfred Stolpes an seine Verdienste für das Land als Ministerpräsident und Landtagsabgeordneter erinnert. Viele Weggefährten und Freunde waren gekommen, um zu gratulieren. In diesem Heft dokumentieren wir die Reden von Bundeskanzler a. D. Gerhard Schröder, AltBischof Wolfgang Huber, Egon Bahr, Matthias Platzeck und Manfred Stolpe auf dieser Veranstaltung. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen!

Ralf Holzschuher MdL Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion

Der Mutmacher. Manfred Stolpe legte die Grundlage für Brandenburgs Zukunft.

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Inhalt

Vorwort

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Der Gründervater

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Matthias Platzeck, SPD-Landesvorsitzender und Ministerpräsident Brandenburgs

Stets mit Gelassenheit und Zuversicht Gerhard Schröder, Bundeskanzler a. D.

Die Kohlen aus dem Feuer holen Prof. Dr. Wolfgang Huber, Altbischof

Versöhnung ohne Vergessen Egon Bahr, Bundesminister a. D.

Parlamentär zwischen mehr als zwei Fronten Manfred Stolpe, Ministerpräsident a. D.

Manfred Stolpe – Der Mutmacher Ralf Holzschuher, Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion

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Der Gründervater von Ministerpräsident Matthias Platzeck Sehr geehrte Damen und Herren,

terpräsident des neu gegründeten Landes

wir ehren heute Manfred Stolpe. Wir haben

Brandenburg, als Bundesminister für Ver-

dazu allen Grund – ganz sicher anlässlich sei-

kehr und Aufbau Ost sowie in vielen weite-

nes 75. Geburtstages, den er heute begeht.

ren Funktionen.

Wir sind besonders glücklich, an diesem Tag gemeinsam mit Manfred Stolpe feiern

Es gibt also viele Gründe, Manfred Stolpe

zu können. Aber: In hohen Ehren halten wir

hochleben zu lassen. Über manche Facetten

Manfred Stolpe nicht nur heute, sondern Tag

aus seinem Leben und Wirken können ande-

für Tag.

re Weggefährten und Zeitzeugen weitaus kompetenter urteilen und Auskunft geben,

Manfred Stolpe hat in seinem langen bis-

als ich das vermag. Viele haben ihn zu dieser

herigen Leben in verschiedenen wichtigen

oder jener Zeit in dieser oder jener Weise er-

Funktionen Großes geleistet, sowohl vor

lebt, viele ihre jeweils eigenen Erfahrungen

1989 als auch danach: als Jurist und Konsis-

mit Manfred Stolpe gemacht – darauf kom-

torialpräsident der Evangelischen Kirche in

me ich zurück.

den Jahrzehnten der DDR, als erster Minis-

Der Mutmacher. Manfred Stolpe legte die Grundlage für Brandenburgs Zukunft.

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Meine besondere Perspektive auf Manfred

ckendes Gemeinwesen mit viel eigener Iden-

Stolpe ist sowohl die eines langjährigen Mit-

tität mitten im neuen Europa.

streiters beim Aufbau unseres Landes Brandenburg als auch die seines Nachfolgers im

Darum ist Manfred Stolpe der Gründervater

Amt des Brandenburger Ministerpräsiden-

Brandenburgs. „Gründerväter“, so sagt das

ten.

Lexikon, „sind Personen, die an der Gründung einer politischen Einrichtung oder an

Brandenburg also – das ist der Blickwinkel,

der Geburt der Idee einer neuen Einrichtung

aus dem ich Manfred Stolpe vor allem erlebt

beteiligt sind.“ Und genau das trifft so auf

habe. Brandenburg – das ist derjenige Be-

Manfred Stolpe zu.

standteil des bisherigen Lebenswerkes von Manfred Stolpe, in dem ich mich am besten

Manfred Stolpe ist nicht nur unser Grün-

auskenne. Auf Manfred Stolpe und Branden-

dervater, weil er es war, der am 1. November

burg will ich meine eigenen Anmerkungen

1990 zum ersten Ministerpräsidenten unse-

daher an dieser Stelle beschränken.

res Landes gewählt wurde; er ist nicht nur unser Gründervater, weil er dieses Amt für

Die Sache ist ziemlich einfach. In der nieder-

die nächsten 12 Jahre ausübte – und zwar

sächsischen Bierstadt Einbeck haben sie den

auf absolut prägende Weise. Sondern Man-

berühmten Spruch: „Ohne Einbeck gäb’s kein

fred Stolpe ist unser Gründervater vor allem

Bockbier.“ Und genau so einfach ist es mit

deshalb, weil kein anderer so viel zur „Geburt

Manfred Stolpe und unserem Land: „Ohne

der Idee“ von Brandenburg beigetragen hat

Stolpe gäb’s kein Brandenburg“.

wie er. Vor allem anderen war Manfred Stolpe der erste Brandenburger der neuen Zeit.

Denn kein Zweifel: Brandenburg in der heu-

Denn unser Brandenburg, das den Bürge-

te bestehenden Form und Verfassung würde

rinnen und Bürgern heute oft bereits ganz

ohne Manfred Stolpe nicht existieren. Ohne

selbstverständlich vorkommt, verstand sich

Manfred Stolpe wäre das Land Brandenburg,

ja 1990 keineswegs von selbst. Als Branden-

so wie wir es kennen, niemals entstanden.

burg 1990 gegründet wurde, da gab es hier

Ohne ihn hätte Brandenburg seit 1990 nie-

im Land noch keinen Brandenburger Regio-

mals Fahrt aufgenommen. Ohne Manfred

nalpatriotismus so wie zum Beispiel in Sach-

Stolpe wäre Brandenburg nicht zu der Er-

sen oder in Thüringen, wo man bereits gleich

folgsgeschichte geworden, die es inzwischen

nach der Grenzöffnung wieder die alten Lan-

ist: ein dynamisches, ein selbstbewusstes,

desfahnen schwenkte.

ein offenes und zuversichtlich nach vorn bli-

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Rund 700 Gäste waren zur Feier im Potsdamer Nikolaisaal gekommen.

Sicherlich, Brandenburg hatte es früher

denburgischen Roten Adler als Aufkleber an

schon gegeben: als Mark Brandenburg in

seinem Auto befestigt. Kaum jemand wuss-

historischen Zeiten und als preußische Ver-

te zu dieser Zeit überhaupt noch, wofür die-

waltungsprovinz seit 1815. Aber als nach dem

ser Rote Adler stand. Manche Leute fragten

Zweiten Weltkrieg in der SBZ das kurzlebige

Manfred Stolpe, was ihn denn so innig mit Ti-

Land Brandenburg gebildet wurde, da exis-

rol verbinde. Das Tiroler Wappen mit dem Ro-

tierte hier keinerlei Tradition eigener Parla-

ten Adler kannten sie, das Brandenburgische

mente und eigener Regierungen. Und 1952,

war in Vergessenheit geraten. Brandenburg

mit der Gründung der DDR-Bezirke, war es

1990, das war also ein fast tollkühner Sprung

dann bekanntlich schon wieder vorbei mit

ins Ungewisse. Manfred Stolpe wusste das.

Brandenburg. Und viele dachten: für immer.

Und er begriff nur zu genau, dass ein Bundesland mehr sein muss als Parlament und

Manfred Stolpe aber behielt seine Idee von

Regierung, Verwaltung und Justiz, Gesetze

Brandenburg im Kopf und – vor allem – im

und Vorschriften. Gerade wo vieles im Um-

Herzen. In den Jahrzehnten der DDR wollte er

bruch ist, da benötigen Menschen Halt und

„wachhalten, was allmählich ganz zu versin-

Heimat, Zugehörigkeit und Orientierung.

ken begann“. Schon 1980 hatte er den bran-

Der Mutmacher. Manfred Stolpe legte die Grundlage für Brandenburgs Zukunft.

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Manfred Stolpe war klar: Ein Land ohne Lan-

Wittenberge und Frankfurt, zwischen Rat-

desidentität kann auf die Dauer niemals

henow und Eisenhüttenstadt ganz selbst-

lebens-, liebens- und zukunftsfähig sein.

verständlich und ganz unbekümmert mit

Und er zog daraus genau die richtigen Kon-

unserem Land.

sequenzen. Schon 1992 konnte er zufrieden feststellen: „Unser Roter Adler, unsere Bran-

Dies erreicht zu haben gehört aus meiner

denburger Hymne sind Mutmacher gewor-

Sicht zu den herausragenden, ja sogar histo-

den. Sie stiften Identität und können ent-

rischen Leistungen Manfred Stolpes. Er hat

scheidend dazu beitragen, unser gebeuteltes

den Brandenburger Zug 1990 auf‘s richtige

Land voranzubringen.“

Gleis gesetzt, und er hat ihn bis 2002 unter Dampf gehalten. Wir Nachgefolgten – nicht

Als den größten aller Mutmacher Bran-

zuletzt ich selbst – und auch die in Zukunft

denburgs hätte Manfred Stolpe sich selbst

Nachfolgenden müssen den Druck auf dem

nennen müssen, doch dazu war er selbstver-

Kessel halten und dafür sorgen, dass die

ständlich zu bescheiden.

Richtung weiter stimmt. Das sind wir den Brandenburgerinnen und Brandenburgern

Heute muss es allen klar geworden sein:

schuldig, ganz besonders aber auch unserem

Ohne diese brandenburgische Identität,

Gründervater Manfred Stolpe.

ohne dieses Brandenburger Wir-Gefühl, hätte unser Land den Aufbruch nach vorn nie-

Genau so ist es: Was für ein großes Glück,

mals geschafft. Selbst die besten politischen

dass wir alle zusammen diesen Manfred

Konzepte laufen ins Leere, wo die Menschen

Stolpe hatten – und auch weiterhin haben!

nicht das Gefühl haben, dass sie für ein ge-

Was für ein Glück, dass wir in den vergan-

meinsames Ziel mit anderen am selben

genen Jahrzehnten seine Weggefährten

Strang ziehen. Das moderne und zugleich

und Zeitgenossen dieses wahrhaftig freien

tief in seiner Geschichte verankerte Branden-

Mannes sein konnten! Wir verdanken ihm

burg war, ist und bleibt so ein gemeinsames

unendlich viel. Seine historische Leistung als

Ziel.

Gründervater und großer Mutmacher unseres Landes wird vor der Geschichte Bestand

Darum ist es ein Glücksfall der deutschen

haben. Und soviel ist an diesem Tag ebenfalls

Geschichte, dass Manfred Stolpes Vision

klar: Manfred Stolpes lebenskluge Weisheit

von Brandenburg Wirklichkeit geworden ist.

werden wir auch in Zukunft nicht entbehren

Heute identifizieren sich die Menschen zwi-

können. Herzlichen Glückwunsch!

schen Prenzlau und Spremberg, zwischen

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Stets mit Gelassenheit und Zuversicht von Bundeskanzler a. D. Gerhard Schröder

Verehrter Jubilar, lieber Manfred,

ten Termin. Aber dann zieht der Nebenmann

liebe Ingrid Stolpe,

aus seiner Aktentasche eine detaillierte

Herr Ministerpräsident, lieber Matthias,

Deutschlandkarte und verfolgt auf dieser die

meine sehr geehrten Damen und Herren,

Flugbahn des Hubschraubers, gleicht Positi-

liebe Freunde,

on für Position mit den Orten und Landstrichen da unten ab, erläutert diese und malt

bitte versetzen Sie sich für einen Moment in

imaginäre Bilder von Städten und Regionen,

folgende Situation, die ich als Kanzler häufig

erzählt Geschichten von Menschen, die dort

erlebt habe:

leben.

Wir starten mit dem Hubschrauber zu einem Flug von Berlin – zum Beispiel nach Dresden.

Meine Damen und Herren,

Das Wetter ist gut, die Sicht hervorragend.

die Rede ist von Manfred Stolpe, der mich

Man weiß, dieser einstündige Flug wird ru-

zunächst als Brandenburgischer Minister-

hig. Man freut sich über eine kurze Gelegen-

präsident und später als Bundesminister oft

heit, die Augen zu schließen vor dem nächs-

auf meinen Reisen, vor allem durch Deutsch-

Der Mutmacher. Manfred Stolpe legte die Grundlage für Brandenburgs Zukunft.

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lands Osten, begleitet hat. Beim ersten Mal

Lieber Manfred,

war ich sehr erstaunt über seine Kartenlese-

Deine besonderen Gaben und Fähigkeiten

rei, später ist es mir zu einer liebgewonne-

waren in einer wichtigen Entwicklungspha-

nen Art des gemeinsamen Fliegens gewor-

se unseres Landes von großem Wert. Gerade

den. Und ich muss sagen, ich habe viel von

Du, als verantwortlicher Politiker der ersten

ihm über unser Land und die Menschen ge-

Stunde nach 1989, hast immer darauf hin-

lernt. An dieser kleinen Geschichte erkennt

gearbeitet und stets daran erinnert, dass wir

man einen entscheidenden Wesenszug des

die deutsche Einigung als eine Einigung der

Jubilars.

Menschen zu begreifen haben. Dass jeder mit seinen Besonderheiten und seinen be-

Manfred Stolpe konnte nicht einfach abhe-

sonderen Fähigkeiten zupacken muss, aber

ben, den Flug zum Nachdenken oder Ent-

auch jeder beitragen kann. Dass jeder auf

spannen nutzen. Über sein Kartenwerk be-

diesem Weg mitgenommen werden kann.

hielt er eine Erdung, die Anbindung an das

So hast Du wesentlich daran mitgewirkt, die

Treiben und die Menschen da unten. Das war

Menschen aus beiden Teilen Deutschlands

ihm wichtig. Auch seine anderen Wesenszü-

zusammen zu führen.

ge haben immer mit Menschen zu tun. Als junger Ministerpräsident habe ich Manfred

Meine Damen und Herren,

Stolpe in den 90er-Jahren oft in Brandenburg

in unserer gemeinsamen Arbeit im Bun-

besucht und ihn dabei näher kennengelernt.

desrat und später in der Bundesregierung

Es gibt wohl kaum einen Politiker in unse-

habe ich Manfred Stolpe stets für seine

rem Land, für den die Hinwendung zu den

Ausgeglichenheit bewundert. Und für seine

Menschen so elementar ist, wie für Manfred

Ausstrahlung, die ich – ganz altmodisch –

Stolpe.

mit unverzagt und frohgemut beschreiben möchte. Sie hat etwas Magisches, sie wirkt

Ihn interessiert, was sie zu sagen haben, wel-

ansteckend. Manfred Stolpe gehört zu de-

che Probleme sie haben, was sie vorschlagen.

nen, die konstruktiv und optimistisch an der

Und genau diese – neudeutsch formuliert:

Verbesserung der Welt arbeiten – wissend,

– Authentizität macht Manfred Stolpes Po-

dass wir dabei nur langsam vorankommen

pularität aus. Denn die Menschen spüren

und gelegentliche Rückschläge in Kauf neh-

genau, ob es jemand ernst mit ihnen meint

men müssen. Persönliche Angriffe haben ihn

oder nicht.

nicht aus der Bahn geworfen. Im Gegenteil: Geduldig hat er sich mit allen auseinander gesetzt, sich vor keinen Anwürfen und Hin-

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dernissen weggeduckt. Bei allem, was er tut,

Kraft, auch seine Überzeugungskraft schöpft.

gelingt es ihm, Gelassenheit und Zuversicht

Vielleicht ist es diese Haltung, die Dir, lieber

auszustrahlen. Ich habe mich immer gefragt,

Manfred, die Kraft gegeben hat, alle Höhen

woher er die Kraft für diese Haltung nimmt.

und Tiefen Deiner politischen Laufbahn

Und damit komme ich zu dem Kirchenmann

standhaft zu durchwandern – im Großen wie

Stolpe, dem evangelischen Christen. Die Lu-

im Kleinen. Ich nenne nur ein Beispiel. Als

theraner sprechen ja von der Freiheit eines

Bundesverkehrsminister hattest Du im Jahr

Christenmenschen, die aus dem Gefühl einer

2002 von Deinem Vorgänger die Planung für

Geborgenheit in Gott entsteht. Diese Befrei-

die LKW-Maut geerbt. Dieses Vorhaben droh-

ung von Angst um sich selbst macht Kopf

te mehrfach zu scheitern. Du hast in diesen

und Hand frei für den Dienst am Nächsten.

turbulenten Zeiten aber nie den Glauben

Die Einsicht in die Fehlbarkeit des eigenen

an die Machbarkeit, nie Deine Überzeugung

Tuns muss uns nicht in die Verzweiflung trei-

und Zuversicht verloren. Gemeinsam haben

ben, sondern kann uns auch frei, gelassen

wir das Projekt vorangetrieben, und heute ist

und hilfsbereiter machen. Das scheint mir,

es ein Exportschlager, Made in Germany.

ist der Quell, aus dem Manfred Stolpe seine

Auch Bundesaußenminister a. D. Hans-Dietrich Genscher war unter den Gästen.

Der Mutmacher. Manfred Stolpe legte die Grundlage für Brandenburgs Zukunft.

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Zahlreiche Gäste reihten sich ein, um dem ehemaligen Ministerpräsidenten zu gratulieren.

Wenn ich schon dabei bin, Deine Charakter-

Ich erinnere mich gut: Im Brandenburgischen

stärken zu beschreiben, dann darf eine nicht

Landtagswahlkampf 2004 ging es vor allem

fehlen: Du gehörst zu den wenigen Politikern,

darum, grundlegende Reformmaßnahmen

die loslassen können. Nach Deiner dritten

in Deutschland zu erklären und zu recht-

Wiederwahl als Brandenburgischer Minister-

fertigen. Wir hatten im Jahr 2003 früher als

präsident, hattest Du im Jahr 2002, mitten in

andere europäische Staaten mit der Agen-

der Legislaturperiode, angekündigt, das Amt

da 2010 Reformen in den Sozialsystemen

an Deinen Nachfolger Matthias Platzeck ab-

durchgesetzt. Damals hart kritisiert, heute

zugeben. Du hast also nicht nur losgelassen,

weitgehend akzeptiert. Das waren schmerz-

sondern die Übergabe an einen Jüngeren

hafte, wiewohl notwendige Reformen. Und

vorbereitet. Du hast Dir Deinen Nachfolger

wenn wir uns heute darüber freuen, dass es

sozusagen rechtzeitig herangezogen.

in Deutschland 2 Millionen Arbeitslose weniger gibt, dann hat das nicht nur, aber auch

Und, lieber Matthias, Du selbst hast viel von

mit den damaligen Beschlüssen zu tun.

Deinem Vorgänger gelernt. Die Nähe zu den Menschen, die Erdung, die Geradlinigkeit

Und ein Blick in die europäischen Nachbar-

und Standhaftigkeit. Eigenschaften, die man

länder zeigt, dass derjenige bestraft wurde,

heute in der Politik nur noch selten antrifft.

der solche Reformen nicht rechtzeitig gemacht hat. Andere Staaten müssen nun un-

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ter viel schwierigeren wirtschaftlichen Um-

geworden. Er hat stets für den Ausgleich

ständen Reformen in den Sozialsystemen

gesorgt – in der Landes- und Bundespolitik,

nachholen. Weil sie zu spät kommen, sind sie

ebenso wie in der Sozialdemokratischen Par-

radikaler und bringen größere Widerstände

tei Deutschlands. Er hat immer den Blick auf

mit sich.

die Entwicklung des gesamten Deutschlands gerichtet. Und heute bringst Du, lieber Man-

Lieber Matthias, Du bist damals drohenden

fred, Deine Erfahrungen in den europäischen

Protesten und Widerständen nicht ausgewi-

Aussöhnungsprozess ein, gerade mit unse-

chen. Gemeinsam wurden wir beschimpft,

ren Nachbarn im Osten. Das ist meines Er-

mit Eiern und Tomaten beworfen, haben uns

achtens eine der wichtigsten Aufgaben, die

aber nicht weggeduckt. Am Ende haben die

vor uns liegen. Und es ist gut, dass Du Dich

Menschen Deine Standhaftigkeit anerkannt

dort engagierst. Und ein weiteres muss noch

und Dich wiedergewählt. Du stehst zu dem,

erwähnt werden: Im Grunde genommen bist

was entschieden wurde, während andere

Du es gewesen, der unserer Partei nach 1989

den Meinungstrends hinterhereilen und un-

hier dauerhaft zum Leben verholfen hat. Vie-

glaubliche Kehrtwenden vollziehen. Im Ur-

le waren von Anfang an mit großem Engage-

teil der Menschen aber finden solche Volten

ment dabei. Aber es ist Manfred Stolpe, der

keine Zustimmung, wie die jüngsten Land-

für den Erfolg und die nachhaltige Veranke-

tagswahlergebnisse zeigen. Und die letzten

rung der SPD im Osten Deutschlands steht.

Meinungsumfragen zeigen, dass die SPD hier

Dafür sind Dir die Menschen – nicht nur hier

wirklich die „Brandenburg“-Partei ist.

im Saal – von Herzen dankbar.

Matthias, das ist auch und vor allem Dein

Lieber Manfred,

ganz persönliches Verdienst.

zum Schluss noch ein Wunsch: Meine Freunde nennen mich Gerd. Und das möchte ich in

Meine Damen und Herren,

Zukunft auch von Dir hören. Manfred kann es

Manfred Stolpe hat nicht nur Erfolgsge-

nämlich nicht lassen, mich mit „Herr Bundes-

schichte in Brandenburg geschrieben. Ihm

kanzler“ anzureden, obwohl wir uns duzen.

haben wir zu verdanken, dass die Spaltung

So ist er eben. Ein richtiger „Dickschädel“, wie

Deutschlands überwunden wurde. Neben

seine Frau ihn gelegentlich liebevoll nennt.

Regine Hildebrandt steht Manfred Stolpe als Person für die Überwindung des West-

Lieber Manfred,

Ost-Gegensatzes und ist zu einem Begriff

wir wünschen Dir alles Gute zu Deinem Ge-

für das zusammenwachsende Deutschland

burtstag.

Der Mutmacher. Manfred Stolpe legte die Grundlage für Brandenburgs Zukunft.

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Die Kohlen aus dem Feuer holen von Prof. Dr. Wolfgang Huber „Unverzagt und frohgemut“ – so hat Ger-

der einen Seite war Stolpe ganz konzentriert

hard Schröder gerade den Jubilar gekenn-

auf den Rat, den er aus der Ferne den kirch-

zeichnet. Daran knüpfe ich gern an: „Unver-

lich Verantwortlichen dazu gab, wie die Kir-

zagt und ohne Grauen soll ein Christ, wo er

che auf die Selbsttötung des evangelischen

ist, stets sich lassen schauen.“ So dichtet

Pfarrers Brüsewitz reagieren soll. Auf der

Paul Gerhardt – und es passt genau auf Man-

anderen Seite nahm er mit ungeteilter Auf-

fred Stolpe. Sehr herzliche Glückwünsche,

merksamkeit an den Überlegungen Anteil,

lieber Manfred Stolpe, zu diesem wichtigen

wie der Gedanke der Menschenrechte, der

Geburtstag. Dafür, dass ich diese Glückwün-

in die Schlussakte der Konferenz für Sicher-

sche öffentlich aussprechen darf, bin ich sehr

heit und Zusammenarbeit in Europa Eingang

dankbar.

gefunden hatte, im Osten Deutschlands und Europas genauso verbreitet werden könne

Im August 1976, am Tag nach der Selbstver-

wie im Westen. Das eine war ihm so wichtig

brennung von Oskar Brüsewitz, haben wir

wie das andere. Das war 1976. Die verlässli-

uns persönlich kennen gelernt. Das waren

che Verbundenheit über 35 Jahre bewegt

dramatische Tage in der Nähe von Genf. Auf

mich an diesem Tag; und ich bin froh darü-

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ber, dafür öffentlich Dank sagen zu können.

pitel des Domstifts Brandenburg gratuliere

Doch an diesem Ort ist etwas anderes noch

ich heute dem aktiven und hilfreichen Dom-

wichtiger. Denn meine Aufgabe ist es heu-

herrn. Und für das Kuratorium der Stiftung

te, etwas zu Manfred Stolpes Wirken in der

Garnisonkirche Potsdam sage ich dem Ku-

evangelischen Kirche und für diese Kirche

rator von Herzen Dank und füge hinzu: Wir

zu sagen: Es gibt ein Leben von Manfred

brauchen Sie auch weiterhin; die Wiederer-

Stolpe vor der Politik und über sie hinaus.

richtung der Garnisonkirche hier in Potsdam

Freilich trägt auch dieses Leben einen durch-

wird nicht nur eine Lücke im Stadtbild schlie-

aus politischen Charakter. Drei Jahrzehnte,

ßen, sondern sie wird ein Stück DDR-Unrecht

nämlich von 1959 bis 1989, stand er im un-

wieder gut machen. Sie wird nicht nur zum

mittelbaren Dienst der Evangelischen Kirche.

kritischen Umgang mit der Geschichte anlei-

Vor zehn Jahren, beim 65. Geburtstag, habe

ten; sie kann auch Glaubensmut und Dialog-

ich es für einigermaßen kühn erklärt, sich

bereitschaft fördern.

vorzustellen, dass er als Ministerpräsident eine vergleichbar lange Amtszeit erreichen

1959, also mit 23 Jahren, hat Manfred Stolpe

werde. Dass er schon 2002 das Amt des Mi-

seine Tätigkeit für die Evangelische Kirche

nisterpräsidenten an Matthias Platzeck wei-

Berlin-Brandenburg begonnen. In dieser

tergeben würde, habe ich damals natürlich

Zeit hatte die SED die ersten Angriffe auf die

nicht geahnt – und auch nicht, dass er noch

evangelische Kirche und ihre Eigenständig-

im selben Jahr Bundesminister im Kabinett

keit schon unternommen. Der Religionsun-

von Gerhard Schröder würde. Heute stellen

terricht war aus den Schulen verbannt wor-

wir mit großer Dankbarkeit fest: Manfred

den. Engagierte aus den Jungen Gemeinden

Stolpe ist auch danach eine wichtige öffent-

hatten schon Erfahrungen im Gefängnis hin-

liche Person in unserem Land geblieben, ein

ter sich. Wer sich als Jugendlicher zur Kirche

verlässlicher Ratgeber und Brückenbauer, ein

hielt, musste schon damals mit erheblichen

Anreger und Mahner. Er hat auch in den an-

Nachteilen in Schule, Ausbildung und Beruf

derthalb Jahrzehnten, die ganz durch politi-

rechnen. Die Protagonisten der SED waren

sche Ämter bestimmt waren, die Verbindung

davon überzeugt, dass der christliche Glaube

zu kirchlichen Aufgaben aufrechterhalten.

unter kommunistischer Herrschaft inner-

Und ich freue mich darüber, dass er gegen-

halb einer Generation verschwinden werde;

wärtig solche Aufgaben mit verstärkter In-

und sie taten das Ihre dazu, dass es so kom-

tensität wahrnehmen kann. Für zwei derarti-

men sollte. Wer in einer solchen Situation als

ge Zusammenhänge kann ich in persönlicher

Jurist in den kirchlichen Dienst ging, wählte

Verantwortung sprechen: Für das Domka-

nicht den einfachen Weg. Wer ihn trotzdem

Der Mutmacher. Manfred Stolpe legte die Grundlage für Brandenburgs Zukunft.

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ging, dem lag daran, der Kirche trotz allen

die 1961, in der ersten dienstlichen Beurtei-

Gegenwinds einen eigenständigen Ort zu

lung des damals Fünfundzwanzigjährigen

erhalten. Dass dies gelungen ist, betrachte

folgendermaßen

ich als den wichtigsten Erfolg derer, die in

„Nach unseren Beobachtungen fühlt sich

der DDR-Zeit kirchliche Verantwortung tru-

Herr Stolpe seiner Evangelischen Kirche in-

gen, allen voran Manfred Stolpe. Nur weil die

nerlich verbunden. Mit seinem bescheide-

Kirchen in der Zeit der DDR ein beachtliches

nen, stets taktvollen Auftreten verbindet

Maß an Eigenständigkeit bewahrten und un-

sich eine ständige Arbeitsbereitschaft, die

ter ihrem Dach kritischen Gruppen Raum ga-

ihn auch größere, umfangreiche Arbeitsauf-

ben, konnten sie ihren Beitrag zum Ende der

gaben pünktlich und zuverlässig erledigen

SED-Herrschaft und zur Einheit in Freiheit

hilft.” Besonders hervorgehoben wurde aber

leisten. Zu dieser Rolle gerade der evangeli-

seine Fähigkeit, „auch schwierige Verhand-

schen Kirche hat Manfred Stolpe maßgeblich

lungen in ruhiger, bestimmter Weise zu füh-

beigetragen. Dazu halfen ihm Eigenschaften,

ren.“

eingeschätzt

wurden:

Schon seit 1963 war er für die „Ostkirchenkonferenz“ verantwortlich, die sich nach dem Bau der Mauer bilden musste. Aus ihr entstand der Bund der evangelischen Kirchen in der DDR, dessen Sekretariat er von 1969 an dreizehn Jahre lang leitete. Von hier aus bereitete er das legendäre Gespräch zwischen Staat und Kirche vor, das am 6. März 1978 stattfand. Mit diesem Gespräch anerkannte der SED-Staat, dass aus dem Absterben der Religion in einer Generation nichts geworden war – wie stark auch immer die Kirchenmitgliedschaft zurück gegangen und der christliche Glaube aus der Öffentlichkeit verdrängt worden war. Manfred Stolpe behielt die Gesamtsituation der evangelischen Kirchen in der DDR auch in den folgenden Katja Ebstein intonierte für Manfred Stolpe das Geburtstagsständchen.

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Jahren im Blick, in denen er seit 1982 die Kirchenverwaltung der Evangelischen Kirche


Viele Gäste wollten dem Jubilar persönlich gratulieren.

Berlin-Brandenburg als Konsistorialpräsi-

Dabei muss man bedenken: Gerade er hatte

dent leitete.

sich dafür eingesetzt, dass Bürger der DDR

die Schlussakte von Helsinki von 1975 kennen

In all diesen Phasen hat man sich auf seine

und etwas über Reise- und Meinungsfreiheit

schon 1961 anerkannte Fähigkeit verlassen,

als Menschenrechte wissen konnten. Aber er

„schwierige Verhandlungen in ruhiger, be-

sah es zugleich als seine Aufgabe an, Men-

stimmter Art zu führen“. Wenn es heikel wur-

schen vor persönlichen Risiken zu bewahren

de, hieß es nun: „Das lassen wir Bruder Stolpe

und sie aus gefährlichen Sackgassen zu be-

machen“. Ob es um Ausreisewillige ging, die

freien. Man brauchte damals Bürgerrechtler,

sich an die Kirche wandten, oder um Ange-

für deren Mut wir auch heute gar nicht dank-

hörige kritischer Gruppen, die auf staatliche

bar genug sein können. Aber man brauchte

Repression stießen – sehr oft war es Stolpes

auch einen, der die Leute aus dem Knast hol-

Aufgabe, die Kohlen aus dem Feuer zu holen.

te. Und auch ihm kann man nicht dankbar

Der Mutmacher. Manfred Stolpe legte die Grundlage für Brandenburgs Zukunft.

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genug sein. Der eine war nämlich genauso

und Aber: Was er tat, das tat er als Mann der

notwendig wie die anderen.

Kirche.

Wie Manfred Stolpe das tat, wollten man-

Ich danke ihm für einen kirchlichen Dienst,

che der damals Verantwortlichen nicht allzu

der, wie wir heute deutlich sehen, zugleich

genau wissen. Rückfragen hätten sie nicht

ein Dienst an unserem Land im Ganzen war

gestellt, bekennen manche von ihnen bis

und bleibt. Herzliche Segenswünsche Ihnen,

zum heutigen Tag freimütig. Manfred Stolpe

Ihrer Frau und Ihrer Familie für die Zeit, die

blieb – wie später auch – mit seiner Verant-

kommt. Wir bleiben zusammen auf dem

wortung so manches Mal allein. Genau des-

Weg.

halb zolle ich ihm meinen großen und eingeschränkten Respekt und sage ohne Wenn

Manfred Stolpe im Gespräch mit Gerhard Schröder, Bundeskanzler a. D.

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Versöhnung ohne Vergessen von Bundesminister a. D. Egon Bahr Lieber Manfred Stolpe,

eine gemeinsame Erklärung abgegeben, was

Du wirst im Rückblick auf Dein Leben Deine

sehr selten war, und bis heute wie ein demo-

eigene Bilanz ziehen. Ich kann nur Zeugnis

kratischer Orden für Verdienste um unser

ablegen für die wenigen Jahrzehnte, seit ich

Land Gültigkeit behalten hat.

Dich bei vielen Begegnungen in Bonn kennen gelernt habe als einen zuverlässigen,

Nach dem Glück der friedlichen Vereinigung

verschwiegenen Mann, der ehrlich um Ver-

hätte es nahe gelegen, nach diesem ganz

ständnis und Vermittlung bemüht war. Wir

unerhörten Ereignis unserer Geschichte ei-

wollten und erwarteten, dass Du in Berlin

nen Akt der Amnestie, genauer der Strafbe-

unverfälscht berichtest. Niemand konnte

freiung für alle Vergehen, außer denen der

sich damals in Bonn vorstellen, Du würdest

schweren Kriminalität zu schaffen. Wenn

einmal Ziel einer bösartigen, verletzenden

nicht damals, wann dann je? Das scheiterte,

Kampagne werden würdest, nachdem die

weil die Gemeinsamkeit von CDU, SPD und

Einheit unseres Landes erreicht war. Willy

FDP nicht erreicht wurde, aber jedenfalls

Brandt und Helmut Schmidt haben dazu

nicht an Helmut Kohl.

Der Mutmacher. Manfred Stolpe legte die Grundlage für Brandenburgs Zukunft.

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Stattdessen proklamierte der Bundeskanz-

der Öffnung der Stasi-Akten. Aber einen be-

ler als oberstes Staatsziel, nach der äuße-

trächtlichen Anteil daran hat diese Behörde

ren nun auch die innere Einheit zu schaffen,

zweifellos zu verantworten. Solidarisch de-

sehr wohl in der Erkenntnis, dass dies gerade

monstrierend haben die Ostdeutschen eine

von den Opfern des DDR-Staates deren un-

große Gemeinsamkeit erlebt, sie haben ihr

entbehrliche Bereitschaft zur Versöhnung

Regime gestürzt und „Schild und Schwert“

verlangt. Ich habe ihn vor der Enquete-Kom-

der Partei entmachtet. Und danach nahm

mission des Bundestages sagen hören, wenn

die Stasi Rache und höhlte die Solidarität

man ihn gefragt hätte, hätte er gewusst, was

aus. Das trug zu dem Bild bei, dass sich viele

er mit den Akten der Stasi machen würde. Er

im Westen schon immer von ihren Landsleu-

ist leider nicht gefragt worden, auch nicht

ten im Osten gemacht hatten. Die penetran-

Brandt. Beide waren sich zu diesem Thema

te Einseitigkeit der ja wirklich empörenden

sehr nahe.

Stasigeschichten hat mitgewirkt, West- und Ostdeutsche einander zu entfremden und

Das großartige und weitsichtige Wort der

der Vereinigung geschadet.

polnischen Bischöfe aus der Zeit des Kalten Krieges: „Versuchen wir zu vergessen… Wir

Bärbel Bohley hat die Enttäuschung for-

vergeben und bitten um Vergebung“ wur-

muliert, alle hätten Gerechtigkeit erwartet,

de nach der Einheit von der verständlichen

aber den Rechtsstaat bekommen. Nun kann

Formel eines Franzosen an die Deutschen

die Demokratie kaum etwas Besseres als

abgelöst: „Wir können vergessen, wenn wir

den Rechtsstaat bieten. Jedenfalls kann die

wissen, dass ihr nicht vergesst.“ Unser Staat

Stasi-Behörde keine Gerechtigkeit schaffen.

hat deutsche Schuld gegenüber unseren

Wie soll sie das, wenn dem demokratischen

Nachbarn wirklich aufgearbeitet. Im Inneren

Innenminister der DDR, Peter Michael Dies-

gelang das nicht. Weder mit Strafgesetzen,

tel, kurz nach seinem Amtsantritt gemeldet

noch zivilrechtlich. Die Versuche, die politi-

wird, dass der wichtige empfindliche Teil

schen Untaten zu fassen, endeten bei grotes-

der Akten rechtzeitig vor dem Sturm auf die

ken Missverhältnissen. Ermittelt wurde in 15

Normanenstraße vernichtet wurde. Und der

Jahren gegen etwa 100.000 Personen, 1286

Nachfolger von Markus Wolf, Grossmann,

kamen vor Gericht, weniger als 800 wurden

hat das im Fernsehen stolz bestätigt. Ich

verurteilt und nur 40 mussten ins Gefängnis.

hätte gern gewusst, welche trojanischen Pferdchen Markus Wolf in der alten Bun-

Die Innere Einheit haben wir immer noch

desrepublik traben ließ. Ein solcher Beitrag

nicht erreicht. Das lag bestimmt nicht nur an

zur gesamtdeutschen Wirklichkeit ist ver-

Märkische Hefte 22 | Mai 2011 20


loren gegangen. Aber wie ist Aufarbeitung überhaupt möglich, solange der BND und andere westdeutsche Behörden ihre Akten verschlossen halten? Und jetzt kommt der dritte Beauftragte, Roland Jahn, und spricht von seinem „Ziel der Versöhnung“ ohne zu merken, dass Versöhnung schon von Helmut Kohl über die Aufarbeitung gestellt wurde. Solange eine wissenschaftliche gesamtdeutsche Aufarbeitung als Tabu gilt, reduziert sich die Behörde auf die Reste der übrig gebliebenen Akten für Ostdeutschland; dabei sind aus guten Gründen die Offiziere der NVA, die von der Bundeswehr übernommen wurden und zum Beispiel in Afghanistan ihren wichtigen Dienst leisten, unbehelligt einer Stasi-Inquisition geblieben. Nach dieser gewaltigen Geschichte, der Aufarbeitung nach Außen, den Versuchen nach Innen, sollen nun 48 Mitarbeiter, die meisten im Wach-

Dagmar Frederic überraschte Manfred Stolpe mit dem Lied „Wenn man Freunde hat“.

schutz, in nicht so sensiblen Behörden unter-

Ministerpräsident unserer polnischen Nach-

gebracht werden. Das stempelt Menschen

barn haben dabei die aufregende Formel

ab und diskriminiert Behörden, in die sie ver-

gefunden, dass die Versöhnung mit Deutsch-

setzt werden sollen, als unsensibel. Jahn hat

land nicht verlangt, die Vergangenheit zu

gesagt: „Es ist wichtig, dass die Glaubwür-

vergessen. Das ist die erlösende Formel auch

digkeit der Aufarbeitung nicht beschädigt

für unser Land: Versöhnung ohne Vergessen

wird“. Das wirkt wie die Ankündigung, dass

ist möglich. Ob das auch die Behörde akzep-

diese Aufarbeitung auch über 2019 hinaus

tieren kann? Schlussstrich und Anfang für

weiter gehen soll.

die Vollendung der inneren Sicherheit.

Wir versöhnen uns eher mit unseren Nach-

Verehrter Manfred Stolpe: Du hast Versöh-

barländern, als mit uns selbst. Aus Anlass des

nung gelebt und hast dafür unseren bleiben-

20. Jahrestages von Brandts Kniefall habe

den Dank verdient. Das wollte ich an Deinem

ich Warschau besucht. Staatspräsident und

Geburtstag sagen.

Der Mutmacher. Manfred Stolpe legte die Grundlage für Brandenburgs Zukunft.

20


Parlamentär zwischen mehr als zwei Fronten von Ministerpräsident Brandenburgs a. D. Manfred Stolpe Verehrter Herr Bundeskanzler! – Diese Anre-

Trost, nämlich, dass Sie außer den Begeg-

de ist mir nicht auszutreiben. Das bleibt!

nungen mit mir und dem Stillhalten hier bei

Meine Herren Ministerpräsidenten, Land-

der Veranstaltung doch noch die Chance auf

tagspräsident,

Mi-

viele andere Begegnungen haben werden.

nisterinnen und Minister, Staatssekretäre,

Fraktionsvorsitzende,

Und von mehr als zweien weiß ich, dass sie

Abgeordnete, Bürgermeisterinnen und Bür-

vor allem wegen Gerhard Schröder gekom-

germeister, sehr verehrte Damen und Herren,

men sind. Ich bin sozusagen die Zugabe, und

ich freue mich sehr, Sie alle hier zu sehen.

das sehr gerne. Der ehemalige Landesbischof

Und ich bitte um Entschuldigung, dass es

aus Dresden, Johannes Hempel, ein langjäh-

nicht möglich ist, mit jedem die Dinge noch

riger Weggefährte, der aus gesundheitlichen

einmal einzeln zu erörtern, die wir gemein-

Gründen heute nicht dabei sein kann, schrieb

sam erlebt haben. Der Austausch mit einigen

mir: „Was für ein Leben haben wir zu leben

im Vorfeld fiel sehr knapp aus. Ich versichere,

gehabt? Aber wir können nicht bestreiten,

dass ich auch nachher sofort wieder raus-

dass Gott dabei war – in jedem Fall bewah-

gehe, und hoffe, noch mit vielen anderen

rend, korrigierend, beschämend.“ Wenn ich

sprechen zu können. Jetzt habe ich nur einen

auf das halbe Jahrhundert aktiven Dienst zu-

Märkische Hefte 22 | Mai 2011 22


rückblicke, so waren mir doch die Menschen

Ich möchte durchaus noch einmal aufgrei-

das Wichtigste dabei: zuhören, versuchen

fen, was hier mehrfach gesagt worden ist:

ihnen gerecht zu werden, sie zusammenzu-

Dass das Land Brandenburg wiedergeboren

halten, Mut machen, Feindbilder abbauen,

wurde, ist ein kleines Wunder. Es ist mir auch

Zuspitzungen und Gewalt verhindern. Zu

außerordentlich wichtig gewesen, den Men-

den 30 Jahren DDR-Kirchendienst hat der

schen Halt und Hoffnung geben zu können

Kirchendiplomat Hans-Otto Furian gemeint,

– allerdings immer auch mit Blick auf eine

er habe immer die Bibel in der Tasche gehabt

starke Region Berlin-Brandenburg, das will

und das Neue Deutschland unterm Arm, um

ich hier bei dieser Gelegenheit sagen. Ob ein

genau zu wissen, was diejenigen, mit denen

oder zwei Länder, das ist im Grunde sekun-

er zu tun hatte, eigentlich dachten.

där. Es ist eine wunderbare Metropol-Region,

Ich war eine Art Parlamentär zwischen mehr

also redet fröhlich von „Berlin-Branden-

als zwei Fronten, und Gott sei Dank ist nicht

burg“! Richtiger wäre ja von „Brandenburg-

geschossen worden. Das ist mir nach wie vor

Berlin“ zu reden, aber das ist sprachlich ein

das Wichtigste an dem Ende der DDR-Zeit. Ei-

bisschen schwieriger, und das hält auch der

nes will ich noch einmal ganz klar bekennen:

Hochmut der Berliner nicht aus.

Ohne das Vertrauen der Kolleginnen und Kollegen, der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,

Der bayerische Ministerpräsident Horst See-

der Freundinnen und Freunde in Ost und

hofer lobt, dass es mir gelang, an die besten

West wäre das so nicht möglich gewesen. Als

Traditionen Brandenburg-Preußens anzu-

dann in Freiheit und Einheit neue Herausfor-

knüpfen und sie im demokratischen Gewand

derungen anstanden, waren die Menschen

mit neuem Leben zu erfüllen. Was will ich

auch weiterhin wichtig für mich. Sie sollten

mehr?

nach meiner Überzeugung nicht die Verlierer der Einheit werden, sondern sie sollten

Meine drei Lehrjahre im Kabinett Schröder

Chancen haben, in dem neuen gemeinsa-

waren ungeplant, aber sie waren mir doch

men Deutschland. Das war sozusagen der

sehr wichtig und im Nachhinein bin ich

Grundtenor, der uns beide verbunden hat,

dankbar dafür, dass Du mich in jener Nacht,

Regine Hildebrandt und mich. Und Sie sehen

verehrter Kanzler, gezwungen hast mitzu-

auf dem Bild, das Gunter Fritsch mir eben

machen. Am nächsten Morgen um 11 Uhr

überreicht hat: Das war richtig Arbeit! Regine

brauchtest Du ein komplettes Kabinett und

schreibt und redet. Und ich höre mehr oder

keiner half mir. Es hätte Matthias Platzeck

weniger vergnügt zu. So ist das gewesen bei

machen können, aber der war nun gerade

uns.

auch erst Ministerpräsident in Brandenburg.

Der Mutmacher. Manfred Stolpe legte die Grundlage für Brandenburgs Zukunft.

22


Zusammenarbeit mit der damaligen Sozialministerin Regine Hildebrandt: „Regine schreibt und redet – und ich höre zu.“

Diese Jahre waren wichtig. Ich habe vertrau-

beneinander sitzen und dass zu beobachten

enswürdige Menschen kennengelernt. Ich

ist, dass es hier nicht nur darum geht, dass

weiß nun so ein bisschen, wie Bundespolitik

nur wir bilateral Beziehungen aufbauen,

funktioniert. Und ich konnte im Westen den

sondern dass auch diese Nachbarn gut mit-

Osten erklären und im Osten den Westen

einander zurechtkommen.

entzaubern helfen. Es ist ja auch wichtig, dass man nicht immer glaubt, man müsse

Zu der Freiheit des Ruheständlers gehört

gebeugt gehen.

auch die Bereitschaft, den Vorsitz des Landesdenkmalbeirates abzugeben. Es gilt noch

In der Freiheit des Ruheständlers kann ich

um viel Einsicht und Unterstützung für un-

tun, was mir wichtig ist. Dazu gehört nun

sere gebaute Kultur zu werben: für unsere

allerdings auch die tiefe Überzeugung, dass

wunderbaren Stadtkerne, die Dorfkirchen,

wir bei unseren östlichen Nachbarn, insbe-

die Klöster (die Äbtissin von Heiligengrabe

sondere in Russland und Polen Vertrauen zu

ist übrigens hier unter uns), die Schlösser

Deutschland schaffen müssen. Es ist wichtig,

und Herrenhäuser. Beim Wiener Kongress

dass die beiden Botschafter heute hier ne-

1815 ist ein Teil Sachsens – nämlich die Lau-

Märkische Hefte 22 | Mai 2011 24


sitz – zu Preußen/Brandenburg gekommen.

eine eigentlich benachteiligte Region sowohl

Darüber gibt es immer noch ein paar Verlet-

in Sachsen als auch in Brandenburg etwas

zungen in Dresden. In Verabredung mit dem

mehr Öffentlichkeit erfährt und erkannt

Herrn Ministerpräsidenten von Sachsen ha-

wird, was für einen Schatz wir in Deutsch-

ben wir uns im Landesdenkmalbeirat für das

land und in Europa damit haben.

Jahr 2015 vorgenommen, diese wunderbare Region, die zum Teil in Brandenburg zum Teil

Ich rede mutig vom Jahr 2015. Aber als je-

in Sachsen liegt, in einer gemeinsamen Aus-

mand, der dem Krebs einmal durch eine

stellung in Doberlug vorzustellen. Sie sind

glückliche Früherkennung und ein zweites

alle herzlich eingeladen. Sie haben auch die

Mal durch die Kunst der Ärzte im Klinikum

Möglichkeit ein bisschen was zu spenden. Ich

Potsdam entronnen ist, weiß auch, wie

hoffe, dass wir damit erreichen können, dass

schnell alle Pläne vergebens sein können.

Frank-Walter Steinmeier, Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, gratulierte Manfred Stolpe.

Der Mutmacher. Manfred Stolpe legte die Grundlage für Brandenburgs Zukunft.

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Prof. Maschmeyer, danke, dass Sie heute da-

Differenzierung weiter. Die Armut wird grö-

bei sind, übermorgen melde ich mich wieder

ßer, auch die Armut von Kindern. Daher bin

bei Ihnen, Kontrolle ist auch in diesem Fall

ich sehr dankbar, dass sich Katja Ebstein hier

besser. Wer so etwas erlebt hat, der kann

engagiert hat und dass viele von Ihnen ihre

nicht übermütig werden. Ich möchte das

Stiftung zur Förderung sozial benachteiligter

denjenigen, die der Kirche nahestehen, in Er-

Kinder in Brandenburg mit Spenden unter-

innerung rufen und den anderen die Losung

stützt haben. Inzwischen ist eine fünfstellige

der Evangelischen Kirche des heutigen Tages

Summe erreicht worden.

mit auf den Weg geben: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, damit wir klug

Meine Damen und Herren, ich danke Ihnen

werden.“ (Psalm 90,12) Diese Losung soll uns

allen, dass Sie gekommen sind. Ich danke

keine Angst machen, sondern sie im Grunde

ganz besonders Christina Rau und Annema-

nehmen. Und sie soll uns helfen, diesen Ho-

rie Schönherr, dass sie dabei sind. Die beiden

rizont im Auge zu behalten. – Das musste ich

Frauen waren für meine Ziehväter wichtige

in den vergangenen Jahren noch einmal sehr

Unterstützung, Beratung und Rückhalt, und

unmittelbar mitbekommen.

gelegentlich habe auch ich ein paar Streicheleinheiten davon abbekommen. Ich dan-

Schließlich ist das hier auch eine Veranstal-

ke allen, die mir Vertrauen und Freundschaft

tung meiner sozialdemokratischen Partei,

geschenkt haben. Ich danke herzlich für die

und ihr danke ich für Orientierungshilfe und

großartigen Reden hier. Wenn ich nicht so

Rückhalt. Sie ist für mich die Partei von Wil-

stur wäre wie ein ostpommerscher sturer

ly Brandt, von Helmut Schmidt, von Gerhard

Hund dann hätte ich in Tränen ausbrechen

Schröder, Regine Hildebrandt und Matthias

können bei einigen Reden. Sie haben einfach

Platzeck. Sie zusammen haben für mich ein

gutgetan und auch ein bisschen das ausge-

Programm zu bieten, das weiterhin gilt. Die

glichen, was man sonst gelegentlich so hört

Kernbotschaft „Gerechtigkeit und Solidari-

und sieht. Ich danke denen, die dieses Treffen

tät“ bleibt dringlich. Obwohl ich von Hause

gestaltet haben, und wünsche Ihnen allen

aus Optimist bin, sage ich: Die Krise ist zwar

noch gute Gespräche, einen guten Heimweg,

scheinbar vorbei, aber die Ursachen sind

Gesundheit, Glück und Freude und bald mal

noch vorhanden. Sie kann jeden Augenblick

wieder eine Begegnung – muss ja nicht im-

wieder ganz schnell losgehen, und dann wer-

mer ein Geburtstag von mir sein.

den wir gefordert sein, für die Menschen einzutreten. Selbst wenn es nicht schnell wieder zu einer Krise kommt, so wächst die soziale

Märkische Hefte 22 | Mai 2011 26


Manfred Stolpe – Der Mutmacher von Ralf Holzschuher, Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion

Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Ingrid Stolpe, lieber Manfred, einen solchen Anlass zu sprechen, hatte ich noch nie. Es ist mir eine große Ehre, hier für alle Mitglieder unserer Fraktion das Wort zu haben.

suchen wir nach Antworten. Ich weiß, wir werden sie finden. Die Grundzüge für unser Leitbild hast Du bereits mit gelegt. Wir Brandenburger haben den Mut, uns der Zukunft zu stellen. Wir stehen jetzt auf festem Fundament. Die Brandenburger

Ich richte den Blick nach vorn. Brandenburg im Jahr 2030. Ein Land der Unterschiede: In der Prignitz oder der Lausitz wohnen weniger Menschen. In Potsdam und dem Berliner Umland brauchen wir neue Schulen und Straßen. Wie werden wir leben und arbeiten in unserem Land?

Im Parlament und überall in Brandenburg

lieben ihr Land. Lieber Manfred, Du hast den Menschen von Anfang an Mut gemacht. Das Fundament von Brandenburg ist ja über 850 Jahre alt. Du hast es freigelegt und erneuert. Wir Brandenburger stehen deshalb auf festem Grund.

Der Mutmacher. Manfred Stolpe legte die Grundlage für Brandenburgs Zukunft.

26


Du hast uns Mut gemacht, uns den Heraus-

werter zu gestalten. Die Menschen müssen

forderungen zu stellen. Auch mir selbst.

zusammenstehen, sich unterhaken und selbstbewusst bleiben. Diese Ziele für Bran-

Politik, Geradlinigkeit und Ehrlichkeit schlie-

denburg, lieber Manfred, sind immer Deine

ßen sich nicht aus. Das hast Du vorgelebt. So

Ziele gewesen und sie sind auch unsere. Und

stehst Du heute für die Tugenden Branden-

wir werden sie in unserer Arbeit auch in den

burg-Preußens. Für Dich ist Amt ein Dienst.

kommenden Jahren berücksichtigen. Die

Aber Du hast das „Preußische“ weiterentwi-

SPD-Fraktion bleibt Interessensvertreter der

ckelt:

kleinen Leute.

Du bist nicht so sehr „Diener des Staates“,

Brandenburg hat sich in den vergangenen 20

sondern Diener seiner Menschen!

Jahren gut entwickelt. Die Arbeitslosigkeit

Für mich bist Du ein Vorbild.

ist bei uns niedriger als in Sachsen. Inzwischen gelten wir als dynamischste Region

Niemand soll ausgegrenzt werden. Die

Europas. Nirgendwo in Ostdeutschland gibt

Schwachen dürfen in unserer Gesellschaft

es so viele Selbständige wie bei uns, nirgend-

nicht unter die Räder kommen. Wir brau-

wo sonst gibt es so erstklassige „Netzwer-

chen alle, um unsere Heimat noch lebens-

ke Gesunde Kinder“, die entscheidend vom

Landtagspräsident Gunter Fritsch würdigte den Jubilar.

Märkische Hefte 22 | Mai 2011 28


Engagement vieler Bürgerinnen und Bürger

allein auf diese Weise aber nicht. Wir brau-

leben. Aber unser Land verändert sich wei-

chen eine umfassende Verständigung der

ter: Vor allem der Bevölkerungswandel und

gesamten Gesellschaft über diese wichtigen

die sinkenden Einnahmen stellen uns vor

Fragen. Deshalb haben wir Regionalkonfe-

große Herausforderungen. Der Solidarpakt

renzen im ganzen Land durchgeführt. Wir

läuft aus und die EU-Förderung geht zurück.

sind mit den Menschen ins Gespräch ge-

Auch aus dem Länderfinanzhaushalt wer-

kommen und werden diesen Dialog weiter

den wir aufgrund schrumpfender Bevölke-

fortsetzen. Uns ist dabei vor allem wichtig,

rung weniger Geld erhalten. Wir stellen uns

über langfristige Lösungen zu sprechen. Lö-

diesen Herausforderungen und wollen uns

sungen, die nicht schon wenige Jahre später

über den zukünftigen Brandenburger Weg

erneut zur Disposition gestellt werden müs-

verständigen. Es geht um die Frage, wie wir

sen, weil sie von vorhersagbaren Ereignissen

auch in der Zukunft unser Land und unse-

überholt wurden. Es geht uns um tragfähige

re Gesellschaft zusammen halten können.

soziale Standards, um Mobilität, um die Ge-

Wir überlegen und machen Vorschläge, wie

sundheitsversorgung, um gute Bildung, um

wir mit den schrumpfenden Landesmitteln

Anreize für junge Familien, um soziale Ge-

unseren Staat bürgerfreundlicher machen

rechtigkeit und vieles mehr. Das ist unsere

können; wie wir in einem älter werdenden

Zukunftsdebatte 2030. Ganz getreu Deinem

und immer dünner besiedelten Land öf-

Motto: Geht nicht, gibt’s nicht!

fentliche Gesundheitsversorgung, Bildung und Nahverkehr organisieren können; wie

Meine Damen und Herren,

wir unsere Gesellschaft angesichts globaler

lieber Manfred,

Wirtschaftskrisen zusammenhalten können.

stets findet Überraschung statt, wo man es

Darauf Antworten zu finden, ist nicht leicht.

nicht erwartet hat – Du bekommst jetzt Dein

Aber wir tun es. Eben weil wir Politik in lan-

Geschenk. Matthias Platzeck und ich haben

gen Linien machen, stellen wir uns heute da-

ein Buch herausgegeben. Es bietet Dir Be-

rauf ein, wie wir in 20 Jahren leben wollen.

richte und Erzählungen Deiner Wegbeglei-

Darüber diskutieren wir mit den Menschen

ter. Den Titel des Buches haben wir schnell

in unserem Land. Denn uns genügt nicht,

gefunden. Für uns gibt es keinen besseren.

dass sich eine Enquete-Kommission im

Unser Geschenk heißt: „Der Mutmacher“!

Landtag mit möglichen Gebietsreformen beschäftigt. Gespräche zwischen Politikern

Lieber Manfred Stolpe – herzlichen Glück-

und Wissenschaftlern sind zwar sinnvoll

wunsch zu Deinem Geburtstag!

und wichtig, die Zukunft gewinnen lässt sich

Der Mutmacher. Manfred Stolpe legte die Grundlage für Brandenburgs Zukunft.

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Informationen zu wichtigen Themen der Landespolitik ...können Sie kostenfrei per Post erhalten. Bestellungen nehmen wir telefonisch unter 0331 – 966 13 55 oder per E-Mail an post@spd-fraktion.brandenburg.de gern entgegen. ■■ Auf einen Blick – Die SPD-Fraktion im Brandenburger Landtag ■■ „Brandenburg ist in Bewegung“ – Der neue Faltplan mit Liniennetz des Regionalverkehrs

Brandenburg ■■ Brandenburgs Kommunalgesetze (Sammlung wichtiger Gesetze und Informationen) ■■ Land voller Energie: Energiepolitik in Brandenburg. Daten und Fakten ■■ Elektronischer Newsletter (dafür benötigen wir Ihre E-Mail-Adresse) ■■ Schriftenreihe „Märkische Hefte“

Lieferbar sind noch folgende Titel: 4. Das zupackende Land. Eine Zwischenbilanz der Brandenburger Zukunftsdebatte. 10. Schule und Wirtschaft. Erfolg entsteht durch Zusammenarbeit. 11. Stadtumbau Brandenburg. Zwischenbilanz und Perspektiven. 12. Für Demokratie und Freiheit: 75 Jahre nach dem Ermächtigungsgesetz. 13. Energieland Brandenburg – Zukunftskonferenz vom 11. November 2008. 14. Bildungsland Brandenburg – Dokumentation vom 4. Dezember 2008. 15. Innovationsland Brandenburg – Dokumentation vom 15. Januar 2009. 17. Brandenburg steht heute besser da. Bilanz der Arbeit der Wahlperiode 2004-2009. 18. Wie weiter mit der frühkindlichen Bildung? – Dokumentation vom 29. Juni 2010. 19. 20 sozialdemokratische Jahre – Die SPD-Landtagsfraktion 1990-2010. 20. Erneuerung durch Gemeinsinn – Der Brandenburger Weg im dritten Jahrzehnt der Einheit. 21. Alle inklusive! – Die neue UN-Konvention und die berufliche Teilhabe von Menschen mit Behinderungen – Dokumentation vom 4. April 2011.

Märkische Hefte 22 | Mai 2011 30


„Mit diesem Buch wollen wir Manfred Stolpe zum 75. Geburtstag gratulieren. Die Autorinnen und Autoren der verschiedenen Beiträge berichten über ihre Begegnungen mit Manfred Stolpe, beschreiben seinen besonderen Stil und würdigen seine Leistungen – für Brandenburg, für Deutschland und für die Entwicklung der Demokratie.“ Matthias Platzeck und Ralf Holzschuher

Mit Beiträgen unter anderem von Helmut Schmidt Lothar de Maizière Wolfgang Huber Egon Bahr Hans-Jochen Vogel Dagmar Frederic Lothar Bisky Jörg Schönbohm Hans Otto Bräutigam

www.rotation-verlag.de Der Mutmacher. Manfred Stolpe legte die Grundlage für Brandenburgs Zukunft. ©2011 rotation, vorwärts buch Verlagsgesellschaft mbH

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SPD-Fraktion im Brandenburger Landtag Am Havelblick 8 14473 Potsdam Tel.: 0331 – 966 13 61 Fax: 0331 – 966 13 41 www.spd-fraktion.brandenburg.de


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