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200 „Heiliger Piatnik, schau oba!“
Was vor 200 Jahren als kleine Kartenmalerei in Wien begann, zählt heute zu den bekanntesten Unternehmen Österreichs:
Die Wiener Spielkartenfabrik Ferd. Piatnik & Söhne.
Einen200. Geburtstag gibt es nicht alle Tage zu feiern. Und schon gar nicht kommt es oft vor, dass das genaue Anlassdatum bekannt ist. In diesem Fall ist es der 14. Mai 1824: Anton Moser gründet im 7. Wiener Gemeindebezirk eine Kartenmalerei. Ferdinand Piatnik, der das Handwerk des Kartenmalers in Budapest gelernt hatte, ist mit an Bord, aber noch ist Ferdinand Piatnik angestellt. Nachdem Moser Anfang 1842 Jahre verstirbt, heiratet Piatnik die Witwe und übernimmt den Betrieb und benennt ihn kurz danach um in „Ferdinand Piatnik in Wien“. Später treten die Söhne Adolf und Rudolf Piatnik in die Firma ein und fortan heißt es Ferd. Piatnik & Söhne. Ferdinand Piatnik entwickelte sehr schnell seine ganz spezielle Art von Spielkartenmotiven, wie beispielsweise die „Doppeldeutschen“ mit gedreht zueinander stehenden Halbfiguren aus Schillers Drama „Wilhelm Tell“, das österreichische Tarock-Blatt sowie viele bekannte Joker und Rommé-Motive. Es dauerte nicht lange, bis Piatnik zum Inbegriff des Kartenspiels wurde. „Heiliger
Piatnik, schau oba“, hört man heute noch in so manchem Wiener Kaffeehaus, wenn Karten geklopft werden. Diese „Heiligsprechung“ der Kartenspieler ist als Appell an höhere Mächte zu verstehen, das bis dahin als unzufriedenstellend empfundene Kartenglück zu wenden.
Die Leidenschaft für Spiele hat Piatnik an seine Söhne weitergegeben und diese waren offen für technologische Innovationen. 1891 wurde auf moderne Industrieproduktion umgestellt und der neue Firmensitz in der Wiener Vorstadt in der Hütteldorfer Straße bezogen. Durch die Übernahme anderer Spielkartenhersteller und Neugründungen in Teilen der Donaumonarchie expandierte Piatnik rasch über die Landesgrenzen hinaus. 1896 wurde eine ungarische Spielkartenfabrik erworben, ab dem Jahr darauf übernahm Piatnik nach und nach die Spielkartenmanufaktur Josef Glanz in Niederösterreich, 1898 kam die Spielkartenmanufaktur Ritter & Cie in Prag dazu. In dieser Zeit wurde auch das Logo entwickelt, das noch heute, wenn auch abgeändert, den charismatischen Reiter auf seinem Pferd zeigt. Mehrere Mitglieder der Familie Piatnik waren nämlich begeisterte Anhänger des Pferderennsports.
Piatnik ist heute mit Vertriebstöchtern in Deutschland,
2016 wurde das Firmenlogo geändert. Es zeigt nach wie vor ein Pferd mit Jockey in einem weißen Kreis. Dieser befindet sich aber nicht mehr in einem gelben Dreieck, sondern in einem roten Kreis. Betont wurde auch die österreichische Hauptstadt als Firmensitz.
Fabrik um 1900 (u.) und heute an der Hütteldorfer Straße mitten im Arbeiterbezirk Penzing.