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Die unterschätzte Gefahr

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HEUTROCKNUNG

HEUTROCKNUNG

Q-Fieber ist eine Erkrankung, die vor allem Rinder, Schafe und Ziegen betrifft, aber auch dem Menschen gefährlich werden kann. Das Wissen darüber ist bei Bauern und Tierärzten aber noch ziemlich gering.

VON STEFAN NIMMERVOLL

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Rund 36.000 gekeulte Ziegen, über 2.000 erkrankte Menschen, sechs Tote. 2009 zeigte Coxiella burnetii, Auslöser des Q-Fiebers, in den Niederlanden seine Gefährlichkeit. Bald darauf hatte sich die Aufregung allerdings wieder gelegt. Dabei scheint das Bakterium in Nutztierbeständen ein ebenso häufiger wie unangenehmer Gast zu sein. So geht der französische Tierarzneimittelkonzern Ceva davon aus, dass jeder zweite Milchviehbetrieb in Deutschland betroffen ist. Bei serologischen Proben konnte das Unternehmen sogar auf 67 Prozent der Höfe Antikörper feststellen. Diese Untersuchungen waren allerdings durchgeführt worden, weil bereits ein Q-Fieber-Verdacht in den Ställen im Raum stand.

Von ähnlichen Zahlen in Österreich berichtet auch der Geschäftsführer des oberösterreichischen Tiergesundheitsdiensts, Gottfried Schoder. Er hat die Tankmilch von fast 90 Höfen in seinem Einzugsgebiet beprobt, um ein besseres Gespür für die Problematik zu bekommen. Bei der Hälfte konnte ein Kontakt der Herde mit den Keimen nachgewiesen werden. Auch bei den Untersuchungen nach dem jüngsten Ausbruch von Brucellose wurden, quasi als Nebeneffekt, vermehrt Coxiellen-Antikörper festgestellt. „All diese Nachweise bedeuten zunächst allerdings nicht, dass die Tiere akut erkrankt sind, sondern nur, dass sie irgendwann mit den Bakterien in Berührung gekommen sind“, so Schoder. Erst der Fund von Erregern belegt das Vorhandensein von Q-Fieber.

Die Seuche werde jedoch oft nicht erkannt, sagt John Schmidt-Hebbel von Pharmagegenüber. „Wir hatten einen Fall, bei dem die Molkerei das Ri siko nicht eingehen wollte und die Milch eines Betriebs nicht mehr abgeholt hat, bis sie erregerfrei war“, so TGD-Veterinär Schoder. Das würde für Verunsicherung sorgen. Auch hier scheint deshalb „Was ich nicht weiß, macht den Inspektor nicht heiß“ der ver meintlich bessere Rat zu sein.

hersteller Ceva: „Aufgrund der vielseitigen Symptome diagnostizieren Tierärzte oft andere Erkrankungen.“ Dabei kann Coxiella burnetii der Herde massiv zusetzen. Vor allem Fruchtbarkeitsprobleme und Aborte sind oft darauf zurückzuführen. Zudem ist auch eine Übertragung auf den Menschen möglich. Die Infektion erfolgt dabei meist über die Luft, da Nachgeburt und Geburtsflüssigkeiten, wenn sie eintrocknen, wahre Bakterienbrutstätten sind. Vor allem kleine Wiederkäuer wie Schafe und Ziegen scheiden die Erreger über längere Zeit aus.

So ist es zu der Epidemie vor zehn Jahren in Holland im direkten Umfeld eines großen Milchziegenstalls gekommen, weil der Wind die Keime verfrachtet hat. „Personen, die sich in Abkalbeboxen aufhalten, stecken sich aber auch bei Rindern an“, so Schmidt-Hebbel. Oft fällt dies gar nicht auf. Bei rund 40 Prozent der Betroffenen äußert sich die Krankheit jedoch in grippeähnlichen Zuständen, die auch von den Humanmedizinern meist nicht richtig zugeordnet werden. In seltenen Fällen treten auch massive Komplikationen bis hin zu Herzinnenhaut- und Gehirnhautentzündungen auf. Bei schwangeren Frauen kann es sogar zu Frühgeburten und Schädigungen des Ungeborenen kommen.

Sein Potential als Zoonose, also als für Menschen potenziell gefährliche Erkrankung, schafft Probleme bei der Bereitschaft der Bauern, Analysen durchzuführen, räumt der Ceva-Tiermediziner ein. „Wir wissen zwar von keinen Fällen, bei denen die Coxiellen über die Milch übertragen wurden. Rohmilch, in der Erreger nachgewiesen werden, muss aber jedenfalls pasteurisiert werden.“ In Deutschland muss das untersuchende Labor einen Nachweis der Bakterien verpflichtend an die staatlichen Stellen melden. Daher schrecken viele Landwirte vor einer Untersuchung zurück, um dann nicht Probleme mit dem Gesundheitsamt zu bekommen.

Vor allem für Direktvermarkter können eine Verkaufssperre und der daraus folgende Imageverlust existenzbedrohend sein. In Öster reich haben Bauern bei einem positiven Erregernachweis eine Meldeverpflichtung ihrem Abnehmer

Langfristig belastet die Krankheit jedoch die Wirt schaftlichkeit der Tiere. Ceva will das Wissen rund um Q-Fieber und seine Behandlung steigern. „Wir bieten über die Tierärzte, auch in Österreich, kostenlos ELISA-Antikörper-Diagnosesets für die Tankmilch an“, so John Schmidt-Hebbel. Bei einem posi tiven Befund wird anschließend direkt nach den Viren gesucht, um festzustellen, ob die Herde auch akut befallen ist. Ist dies der Fall, empfiehlt der Hersteller einen Impfstoff, der zwar nicht zur direkten Behandlung kranker Tiere dient, er verhindert aber die Ansteckung des noch gesun den Viehs: „Ein bis zwei Prozent der Kühe sind Dauerausscheider. Wenn man drei bis fünf Jahre impft, scheiden sie irgendwann natürlich aus.“ Das Jungvieh ist immunisiert, die Gefahr gebannt. Auch Gottfried Schoder be zeichnet eine solche Impfung als probates Mittel zur Sanierung eines Bestands. „In jedem Fall sollte man aber ein Herdenprofil erstellen, um herauszufinden, welche Tiere betroffen sind.“ Er warnt zugleich davor, in Panik zu verfallen. „Es wird draußen viel Unsinn geredet. Gerade deshalb sollten wir uns darum bemühen, das Wissen um Q-Fieber zu stei gern.“ W

STEFAN NIMMERVOLL

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