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Passt für kleine Betriebe
from 01/2020 Rinderprofi
by SPV-Verlag
Der alte Anbindestand wird nun als Melkstand genutzt.
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Sehr viel Platz zur freien Bewegung.
Es muss nicht immer ein Neubau sein. Familie Höllbacher aus Puch hat ihren Stall für 12 Milchkühe geschickt umgebaut und erweitert.
VON FRANZ PROMEGGER
Betrachtet man die Ställe, die in Fachzeitschriften oder von Stallbaufirmen präsentiert werden, so zeigt sich ein klares Bild:
Die moderne Kuh braucht eine große Halle, bedeckt von einem Dach, das von riesigen Leimbin dern getragen wird. Das Innere muss aus betonierten Mauern und Aufstallungen, möglichst aus Stahlrohren, bestehen, viel Technik inklusive, alles automatisiert und digitalisiert – automatische Entmistung, Fütterungs-, Melk- und Spalten roboter. Dazu kommen Entlüftungsanlagen, entsprechende Lichttechnik und Transponder stationen.
Nicht um jeden Preis So gut diese modernen Errungenschaf ten auch sein mögen, der Bau und die Anschaffung kosten sehr viel Geld. Für Betriebe mit großen Tierzahlen ist dies we niger ein Problem, aber was ist mit den kleinen Betrieben mit fünf, zehn oder auch zwanzig
Stück Vieh? Auch auf diesen Betrieben werden oftmals Ställe gebaut, die den obigen An forderungen entsprechen. Die Standplatzkosten sind dement sprechend groß, 30.000 Euro und mehr pro Kuh sind keine Seltenheit. Argumentiert wird oft: „Das muss heutzutage so sein!“ Ist das wirklich so? Ist die Kuh um so viel anspruchs voller geworden? Schauen wir uns die Sache doch noch mal genauer an.
Die grundlegenden Anforderungen an einen artgerechten Bio-Rinderstall sind recht schnell aufgezählt: –Ausreichend Platz zur Bewegung –Geschützte und gemütliche Ruheflächen –Tränken und Fressplätze –Frische Luft und ausreichend Licht
Einfach gelöst In modernen Ställen werden diese Anforderungen oftmals bestens erfüllt. Aber gibt es auch einfachere, günstigere Möglichkeiten, die diesen Anforderungen gerecht werden?
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Links das bestehende Stallgebäude, in der Mitte der möblierte Auslauf und rechts die neue Remise.
Michaela und Walter Höllbacher, Puch, Salzburg: 8 ha Grünland, 7 Milchkühe der Rasse Fleckvieh, 110 Legehühner, Bio-Milchproduktion für Molkerei, Nebenerwerbsbetrieb
Michaela und Walter Höllbacher aus Puch haben so eine Variante für ihren Milchvieh betrieb gefunden. Sie haben im Jahr 2010 ihren Stall umgebaut und erweitert. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden ihre Tiere in Anbindhaltung auf Kurzständen gehalten. Mittlerweile wurde ein großer befestigter Auslauf an das bestehende Stallgebäude an gebaut. Unter der Auslauffläche befindet sich eine neu errichtete Güllegrube. Wetterseitig wurde eine Reihe mit zwölf Außenlie geboxen in Holzbauweise errichtet. Um hier Schutz vor Zugluft zu gewährleisten, wurde dieses Gebäude verhältnismäßig hoch gebaut. Dadurch ergab sich die Möglichkeit, den entstehenden Raum als Strohlager zu nützen. Auch werden die Liegeboxen von dieser Strohbühne aus direkt eingestreut. Komplettiert wird der große Auslauf durch eine Bürste, eine Tränke und eine Heuraufe. Entmistet wird die ganze Fläche mithilfe eines Rasenmäher-Traktors durch eine Öffnung direkt in die Güllegru be. Dies geschieht in unregelmäßigen Intervallen, abhängig von Verschmutzungsgrad und Witterung.
Gemolken werden die Tiere mit der bestehenden Rohrmelkanlage zweimal am Tag auf den Kurzständen im alten Stall. Hier erhalten die Kühe auch ihr Kraftfutter zum „Hereinlocken“, während des Melkens wird Gras, im Winter der zweite und dritte Schnitt zugefüttert. Nach dem Melken werden die Tiere wieder in den Auslauf getrieben, wo sie sowohl den Tag als auch die Nacht verbringen.
Auslauf als offener Stall Die Vorteile dieses Auslaufs sind: –Er ist groß genug, damit sich alle Tiere darauf verteilen können. –Für jede Kuh steht eine witterungsgeschützte und bequeme Liegebox zur Verfügung. –Ausreichend Fressplätze an der Futterraufe sowie eine Tränke sind vorhanden. –Frischluft und Sonnenlicht steht jederzeit zur Verfügung.
Dieser entsprechend gut ausgestattete beziehungsweise möblierte Auslauf erfüllt alle grundlegenden Anforderungen für einen biotauglichen und artgerechten Rinderstall. Man könnte auch sagen, dieser Auslauf ist ein sehr offener Laufstall.
Der Stall ist auch für die kalte Jahreszeit geeignet. „Die Rinder kommen mit der Kälte sehr gut zurecht, sie genießen sichtlich die Witterung wie Schneefall oder Regen. Gesundheitliche Probleme oder Leistungseinbußen sind nicht vorhanden“, erklärt Walter Höllbacher.
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Die Futterraufe wird mit dem Traktor befüllt. Rechts das Abwurfloch für Mist und Gülle.
Falls das Wetter wirklich schlecht ist, bleibt der Anbindestall als Reserve. So waren die Kühe während der außergewöhnlich starken Schneefälle im Jänner 2019 zwei Wochen vorübergehend im alten Stall untergebracht. Flexibel bleiben Der Zubau kostete etwa 56.000 Euro, was Standplatzkosten von 4.600 Euro pro Kuh entspricht. Etwa die Hälfte der Kosten entfiel auf den Bau der Güllegrube, diese musste aufwändig in den Felsen im Untergrund gesprengt werden. Außerdem wurde eine neue Remise an den Stall angebaut. Michaela und Walter schätzen auch die Flexibilität ihres neuen Stalls. So sind etwaige zukünftige Anforderungen von Handel und Konsumenten leichter umzusetzen. Auch baulich bestehen
Oberhalb der Liegeboxen wird Stroh gelagert. Die Plane schützt vor Feuchtigkeit.
Entwicklungsmöglichkeiten. So könnte im alten Stall etwa ein moderner Melkstand Platz finden oder der Auslauf durch eine weitere Liegeboxenreihe ergänzt werden.
Die Kuh braucht keine teuren Ställe. Solange ihre Bedürfnisse erfüllt werden, ist sie auch mit billigen Lösungen zufrieden. Das obige Beispiel zeigt, dass einfaches und reduziertes Bauen nicht schlecht sein muss, im Gegenteil. Große, technikstrot zende Stallbauten, so schön sie auch sind, müssen schlussend lich auch bezahlt werden. Als Berater sind wir auch gefordert, gerade für unsere kleinen BioBergbauernbetriebe wirtschaft lich vertretbare Lösungen zu finden. W
Franz Promegger ist Berater bei BIO AUSTRIA Salzburg.
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