Programmheft "Anthropos Antigone"

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An thro pos Anti gone

nach Sophokles von Alexander Eisenach
(UA)

Der Meeresgrund ist nicht einfach eine weitere Landmasse, die man besitzt, um Ressourcen zu extrahieren. / Der Meeresgrund ist unser Boden und dieser Boden ist kein bergbauliches Territorium. / Dieser Boden birgt die Toten der Jahrtausende vor uns. / Zu ihnen gehören wir. / Aus ihrer Vergangenheit wächst unsere Zukunft. / Hier wohnt die Ewigkeit.

ANTIGONE
Lisa Natalie Arnold, Sarah Franke

ANTHROPOS ANTIGONE (UA)

frei nach Sophokles von Alexander Eisenach

Auszüge aus Sophokles’ Antigone übersetzt von Kurt Steinmann

mit

Lisa Natalie Arnold

Clemens Dönicke

Sarah Franke1

Hagen Oechel

Emilia Reichenbach

Sandro Šutalo

Text & Regie Alexander Eisenach

Bühne Daniel Wollenzin

Kostüme Lena Schmid

Videodesign und Live-Kamera Oliver Rossol

Musik und Sounddesign Sven Michelson

Dramaturgie Katja Prussas

Licht Oskar Bosman

Regieassistenz und Abendspielleitung Tobias Schilling

Ausstattungsassistenz Maria Walter

Inspizienz Susanne Bien

Soufflage Camilla Colonna

DANK AN: Prof. Dr. Rüdiger Faust, Svenja Quitsch (Scientists for Future Kassel), Dr. Frank Raddatz (Theater des Anthropozän), Dr. Claudia Emmert (Zeppelin Museum Friedrichshafen) und Prof. Dr. Antje Boetius (Alfred-Wegner-Institut, Bremerhaven) für ihren Beirat.

Eine Kooperation mit dem Theater des Anthropozäns; Scientists for Future Kassel; Prof. Dr. Angela Schrott, Universität Kassel, Centro de Estudios Latinoamericanos (CELA); Universität Kassel/ Kunsthochschule Kassel, documenta Institut (Prof. Dr. Liliana Gómez).

Im Rahmen des bundesweiten interdisziplinären Kooperations- und Ausstellungsprojekt Mining. Abbau der Zukunft mit sieben Museen (Deutsches Bergbau-Museum Bochum, Deutsches Schifffahrtsmuseum Bremerhaven, Militärhistorisches Museum der Bundeswehr –Flugplatz Berlin-Gatow, Museum der Arbeit Hamburg, GRASSI Museum für Völkerkunde Leipzig, Weltkulturerbe Völklinger Hütte und Zeppelin Museum Friedrichshafen) und vier Universitäten (Zep- pelin Universität Friedrichshafen, Universität Hamburg Universität Bremen und Universität Kassel), Start: Frühsommer 2023.

Mit freundlicher Unterstützung der Fördergesellschaft des Staatstheater Kassel e. V.

1 als Gast

Technische Direktion Mario Schomberg Technische Leitung Andreas Lang Bühnenmeister Robert Dühr, Andy Hofmann, Joachim Kogel

Leitung Beleuchtung Brigitta Hüttmann Leitung Ton Karl-Walter Heyer

Tontechnik Jens Kilz, Sven Krause, Carl Robert Schauf Leitung

Requisite Anne Schulz Requisite Dominik Hellwig, Andreas Lange, Victoria Seute-Schramm Leitung Werkstätten Harald Gunkel Leitung

Schreinerei Burkhard Lange Leitung Schlosserei Hilmar Nöding Leitung

Malsaal Fatma Aksöz Leitung Dekoration Christoph Tekautschitz

Vorarbeiter Transport Dennis Beumler Leitung Haus- und Betriebstechnik Maren Engelhardt Leitung Maske Helga Hurler Maske Liane

Buske, Konstantin Melchger Leitung Kostümabteilung Magali Gerberon

Ankleiderin Michelle Drolshagen, Heike Kahl-Dung Gewandmeisterin

Damen Sonja Huther Gewandmeister Herren Michael Lehmann

Modistinnen Doris Eidenmüller, Carmen Köhler Schuhmachermeisterin

Evelyn Allmeroth

Die Dekoration und die Kostüme wurden in den Werkstätten des Staatstheaters angefertigt.

Premiere 4. Feb 2023 →

Staatstheater Kassel, Schauspielhaus

Aufführungsdauer: ca. 2 Stunden, keine Pause

Aufführungsrechte: Alexander Eisenach und Rowohlt Theater Verlag, Hamburg

DIE LETZTE GENERATION

DER LABDAKIDEN

Der Einsicht des blinden und sterbenden Ödipus in Ödipus auf Kolonoss, dass er für die wahren Zusammenhänge seiner Politik und seiner Familiengeschichte blind war und sich daraufhin schuldig machte mit seinem Tun, folgt die Uneinsichtigkeit und der verheerende Bruderkrieg (Sieben gegen Theben) seiner beiden Söhne Eteokles und Polyneikes um die Macht. Nach deren Tod zielt die Herrschaft Kreons einzig auf Wiederaufbau und Wachstum samt neuer Gesetzgebung (Antigone) und führt zu einem tiefen Riss in der Gesellschaft. Die Familienchronik der Labdakiden1 ist geprägt von drei politischen Transformationen. Und nun befragen Antigone und Ismene, Töchter des Ödipus, und Haimon, Sohn des Kreon, die Letzte Generation der Labdakiden in Alexander Eisenachs Fortschreibung des antiken Mythos, die Folgen der letzten Transformation für das neue Erdzeitalter (Anthropozän).

Antigone, Ismene und Haimon wagen in Anthropos Antigone den Aufstand, getrieben von der Sorge um ihre Mitwelt. Seit jeher waren es v. a. menschliche Handlungen, die das Ökosystem aus den Fugen gerissen haben und nun nimmt der neue Herrscher Kreon den Meeresboden, diesen bisher noch weitgehend unerforschten Raum, ins

Visier. Dadurch verweigert Kreon nicht nur eine einzelne Grabesstätte, die des Polyneikes, sondern er zerstört bewusst das Grab aller Menschen durch seine Tiefenbohrungen. Eine letzte Grenze ist somit überschritten.

Antigone und Ismene berufen sich in ihrem Aktivismus gegen Kreons Ressourcenabbau auf uralte Gesetze, um das Unrecht abzuwenden. Sie gründen eine Widerstandsgruppe, wenden sich gegen Kreons Gesetzgebung und destabilisieren gleichzeitig seine Herrschaft. Sabotageakte zwingen Kreon zu Gegenmaßnahmen … Was bleibt ist ein tiefer Riss, wie bereits zu Sophokles Zeiten: Welchen Gesetzen sollen wir folgen? Denn in Zeiten des fortschreitenden Klimawandels können wir doch die Rechte der Natur, unsere Mitwelt, nicht weiter ignorieren. Muss nicht eine neue Agenda im Zeitalter der digitalen Transformation formuliert werden? Wird sich das Anthropozän künftig gegen uns Erdenbewohner:innen wenden? Und mahnen nicht auch bereits seit Jahrzehnten Wissenschaftler:innen zur Umkehr? Sind wir denn eigentlich blind?

1 Die Labdakiden: In der griechischen Mythologie ein Herrschergeschlecht der Stadt Theben. Emilia Reichenbach, Hagen Oechel

oder: Es hilft nur Gewalt, wo Gewalt herrscht

Über Jahrhunderte sind wir davon ausgegangen, dass die Zivilisationen, welche von der europäischen Aufklärung und dem Humanismus geprägt sind und welche eine Demokratie auf der Grundlage dieser Werte erschaffen haben, die Speerspitze der menschlichen Entwicklung und des zivilisatorischen Fortschritts sind. Eine Prämisse, die immer dann sichtbar wird, wenn es im öffentlichen Diskurs um die so genannten „westlichen Werte“ geht, welche wahlweise „verteidigt“, „in Stellung gebracht“ oder „vermittelt“ werden müssen. Selbstkontrolle, soziale Integration, Gleichberechtigung, Interessenausgleich, politischer Diskurs und die Anerkennung der Menschenwürde sollen unser Selbstbild prägen, während wir geflissentlich die Gewalt ignorieren, die seit Anbeginn im Herzen unserer Zivilisation wohnt. Die externalisierte Gewalt vom Kolonialismus bis zu den sklavenähnlichen Produktionsbedingungen globaler Wertschöpfungsketten der Gegenwart und die internalisierte Gewalt der Ausbeutung der unteren Klassen zu Gunsten der Kapitalvermehrung sind für die westlich-nördliche Welt ebenso konstituierend wie Demokratie und Bürgerrechte. Eine

gewaltige Verdrängung wohnt im Inneren unseres Selbstbildes und mittels einer gewaltigen Autosuggestion aus politischen Gewissheiten, konsumeristischer public relation und individualistischer selfcare gelingt es uns tatsächlich die meiste Zeit den gewalttätigen Kern unserer Existenz abzukoppeln von unseren alltäglichen Handlungen, die auf verschlungenen Pfaden jede für sich zu jenem gewalttätigen Kern führen. In der Antigone des Sophokles stellt sich die Tochter des Ödipus gegen das Gesetz des neuen Königs Kreon. Dieses Gesetz übersteige seine Herrschaft, da es ältere, göttliche Gesetze gebe, die das Begräbnis fordern. Durch diese Kompetenzüberschreitung weckt er den zivilen Ungehorsam der Antigone, welche ihm vorwirft seine Herrschaft zu missbrauchen und sie nicht im Dienst der Stadt zu verwenden.

ANTIGONE KÄMPFT
denn länger ist die Zeit, da denen drunten
ich gefallen muss als denen hier.
Denn dort lieg ich für immer;

sagt Antigone im berühmten

Prolog zu ihrer Schwester Ismene. Sie beruft sich also auf ein anderes Zeitregime. Sie betrachtet sich und ihre Rolle im Staat im Maßstab der Ewigkeit. Und meint, wenn der Staat nicht mehr Träger des – hier göttlichen – Wertekanons ist, so gelten auch die Gesetze des Staates nicht mehr für sie. Widerstand gegen den Staat ist dann die Pflicht des Einzelnen. Können wir nicht in unserer Zeit Varianten dieses Musters wiederkennen? Wir sehen sie in der vulgären Staats- und Gesellschaftsfeindlichkeit, in den Gewaltexzessen und der regressiven Entzivilisierung. Die Gesetze des Staates verlieren für den Einzelnen ihre Gültigkeit, wo sie ihr Fundament aus Werten und Prinzipen verlieren bzw. dieses Fundament nicht mehr sichtbar ist. Wir sehen den zivilen Ungehorsam und bewussten Rechtsbruch auch bei klimaaktivistischen Gruppen wie der „Letzten Generation“. Diese verweisen auf den Rechtsbruch des Staats, der seiner Verantwortung im Maßstab der Ewigkeit und der Zukunft nicht gerecht wird. Der Seher Teiresias weist Kreon gegen Ende des Stückes darauf hin, dass es einen objektiven Sinn der göttlichen Gesetze gibt: Begräbt man einen Toten nicht, breiten sich Krankheiten aus. Die Frage nach der Legitimität der Gewalt koppelt sich an die Legitimität der Motive. Anhand der attische Tragödie als Form wird klar, dass sich Gewalt und Konflikt nicht als singuläre

Ereignisse betrachten, bekämpfen und beruhigen lassen, sondern dass sie das Symptom einer tief wurzelnden Verletzung existenzieller Prinzipien sind. Prinzipien, die stets die legitimatorische Grundlage von Politik, von Polis, von Staat, von Herrschaft waren.

Autor und Regisseur, Alexander Eisenach, geboren 1984 in Ostberlin, studierte Theaterwissenschaft und Germanistik in Leipzig und Paris. Er war Mitglied des Regiestudios am Schauspiel Frankfurt, 2014 wurde dort sein erstes Theaterstück Das Leben des Joyless Pleasure uraufgeführt. Seitdem arbeitet er als freier Regisseur und Autor unter anderem am Schauspiel Hannover (Hausregisseur 2014 – 2016), Schauspiel Graz, Düsseldorfer Schauspielhaus, Volksbühne Berlin, Deutschen Theater Berlin, Berliner Ensemble und am Residenztheater München.

Sandro Šutalo, Clemens Dönicke Sarah Franke, Emilia Reichenbach, Sandro Šutalo, Lisa Natalie Arnold

Das Dionysische ist ein

Der Publizist und Mitgründer des Theater des Anthropozäns Dr. Frank Raddatz u. a. über Flüsse, Ozeane und Wälder als Akteure und warum die Bühne in Zeiten der digitalen Transformation eine wichtige Rollen spielen könnte:

planetarischer Effekt

Hagen Oechel, Lisa Natalie Arnold

Wissenschaft und Theater Hand in Hand

Wissenschaftliche Fakten und Theatersprache – geht das zusammen? Und wie! Anthropos Antigone thematisiert den Konflikt zwischen Wissen und Handeln in einer einzigartigen Zusammenarbeit zwischen Theatermacher:innen und Wissenschaftler:innen. Prof. Rüdiger Faust und Svenja Quitsch, beide aktiv bei den Scientists for Future Kassel, über ihre wissenschaftlich-künstlerische Arbeit für den Videodreh in der Inszenierung:

Was für eine Herausforderung! Als Wissenschaftler:innen sind wir gewohnt, Fakten herauszuarbeiten, sie öffentlich bereitzustellen und sie ggf. vor (Fach-)Publikum zu verteidigen. Doch offensichtlich ist die plakative Darstellung von Fakten allein – auch auf der Theaterbühne – nicht genug, um als Individuum oder als Gesellschaft ins Handeln zu kommen. Gerade im Angesicht der allerorts spürbaren Klimakrise ist die fehlende Brücke zwischen Wissen und Tun fatal.

Bringt es etwas, im Theater über die Klimakrise zu sprechen? Oder wollen die Leute doch nur unterhalten werden? Kann Theater dazu beitragen, demokratische Mehrheiten zu organisieren, die erkennen, dass ein „Weiter so“ keine Option ist? Vielleicht müssen wir Scientists anders dramatisch werden, uns anketten, ankleben, unserer zunehmenden Verzweiflung durch Hungerstreiks Ausdruck verleihen? Die Grenzen zwischen Wissenschaft und Aktivismus verschwimmen zusehends. Den Weg von der Erkenntnis über technische und wirtschaftlich-gesellschaftliche Lösungsansätze bis hin zur gegenwärtigen Verzweiflung unter den Wissenschaftler:innen haben wir in die Uraufführung von Anthropos Antigone einfließen lassen. Als Chor der Weisen, als Orakel vielleicht aber auch als Menschen, die jeden Tag neue Hoffnung schöpfen wollen, durch ihr Engagement, durch Gestaltung ihres Alltags und durch Gespräche über die Klimakrise mit anderen – wie auch mit Ihnen, dem Theaterpublikum.

Prof. Dr. Rüdiger Faust ist Professor für Chemie an der Universität Kassel und seit seiner Gründung bei den Scientists for Future dabei. Neben klimarelevanter Forschung zu Aspekten der Luftreini- gung veranstaltet er Klimaworkshops für Bildungseinrichtungen und ist kommunalpolitisch aktiv.

Svenja Quitsch ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in den Politikwissenschaften der Universität Kassel und erforscht die Post-Wachstums-Transformation in internationalen Organisationen. Bei den Scientists for Future engagiert sie sich insbesondere für niedrigschwellige Kommunikations- formate und die kreative Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse.

s4f-kassel.de

KREON

Und du bist nicht der erste Seher,

der mich verschaukeln will. / Seit Jahren und Jahrzehnten hören wir eure Warnungen / Hören wir eure Verkündigung der Apokalypse / Hören wir, dass die Menschheit auf einem Irrweg ist. / Hören wir, dass wir uns unser eigenes Grab schaufeln / Doch damit ist jetzt Schluss. / Wir werden nicht länger in Angst und Schrecken leben. / Wir werden uns erheben. / Wir werden den Kampf um unsere Existenz annehmen. / Wir stehen an einer fundamentalen Schwelle. Ein Punkt, an dem sich alles verändert. Ein Quantensprung der Entwicklung, in dem biologische Existenz und technisches Erzeugnis verschmelzen.

Mining. Abbau der Zukunft

Was hat die Fortschreibung des antiken Mythos Anthropos Antigone frei nach the deep. Minen der Zukunft am Zeppelin Museum / Bodensee und Man and Mining Sowohl die Theatermacher:innen als auch die internationalen Künstler:innen der Folgen eine ästhetisch-kritische Auseinandersetzung sowohl auf der Theaterbühne des interdisziplinären Projektes Mining. Abbau der Zukunft zusammengetan mit ermöglichen:

Mit dem bundesweiten, interdisziplinären Kooperationsprojekt Mining. Abbau der Zukunft, das vom Zeppelin Museum Friedrichshafen initiiert wurde, werfen elf Partner aus Kultur und Wissenschaft einen differenzierten und kritischen Blick auf den Abbau von Rohstoffen. Durch das Zusammenspiel verschiedener Akteure aus unterschiedlichen Disziplinen werden das Spektrum kultureller Perspektiven und das Feld interdisziplinärer Forschung erweitert. Neben dem Abbau von Rohstoffen, dem Kampf um Ressourcen, den Folgen von Umweltzerstörung und Kolonialismus stehen auch Widerstand und Aktivismus gegen die Ausbeutung von Menschen und Umwelt im Zentrum des facettenreichen Projektes. So werden traditionelle, aktuelle und zukünftige Formen des Extraktivismus, die vom Abbau von Bodenschätzen und Rohstoffrecycling über Phytomining bis hin zu Deep Sea und Deep Space Mining reichen, thematisiert. Sieben Museen (Deutsches Bergbau-Museum in Bochum, Deutsches Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven, Militärhistorisches Museum der Bundeswehr – Flugplatz Berlin-Gatow, Museum der Arbeit in Hamburg, GRASSI Museum für Völkerkunde Leipzig, Weltkulturerbe Völklinger Hütte und Zeppelin Museum Friedrichshafen), drei Universitäten (Zeppelin Universität Friedrichshafen, Universität Hamburg und Universität Bremen) sowie die Schauspielproduktion Anthropos

Antigone am Staatstheater Kassel in Kooperation mit dem Theater des Anthropozäns, CELA - Centro de Estudios Latinoamericanos & Prof. Dr. Angela Schrott, Kunsthochschule Kassel / documenta Institut & Prof. Dr. Liliana Gómez, werden das Forschungs- und Ausstellungsprojekt kollektiv umsetzen. Auf einer innovativen digitalen Plattform, die gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation

IAO und der agenturfuerkrankemedien Berlin entwickelt wird, werden sämtliche Projekte und Veranstaltungen an allen Standorten sichtbar. Über einen virtuellen Marktplatz sollen neue Standards für kulturelle Angebote, Teilhabe und Diskurse gesetzt werden.

Dr. Claudia Emmert, Direktorin Zeppelin Museum Friedrichshafen und Initiatorin über das sich neu gründende bundesweite Projekt ab Frühsommer 2023

Into the deep. Minen der Zukunft

nach Sophokles von Alexander Eisenach gemeinsam mit der Ausstellung Into Mining am Museum der Arbeit in Hamburg / Weltkulturerbe Völklinger Hütte? der Ausstellung treibt um, dass der Abbau der Ressourcen und dessen Theaterbühne als auch im Museum braucht. Daher haben wir uns im Rahmen mit dem Ziel eines Austausches der Künste und der Wissenschaft zu

Unsere Partner-Institution beim Projekt Mining. Abbau der Zukunft ist das Zeppelin Museum in Friedrichshafen am Bodensee. Die Kuratorinnen, Claudia Emmert und Ina Neddermeyer, sind in der Vorbereitung zur interdisziplinären Ausstellung Into the deep. Minen der Zukunft, die vom 26. Mai bis zum 5. Nov 2023 zu sehen sein wird. Ein Schwerpunkt der Ausstellung ist Deep Sea Mining, der Rohstoffabbau in der Tiefsee mit seinen nicht absehbaren Folgen für das Ökosystem. In ihrer Videoinstallation Nautilus New Era greift Kristina Õllek auf die Fiktion 20 000 Meilen unter dem Meer zurück und stellt sie dem aktuellen, hochumstrittenen Tiefseebergbau im Zeitalter des Klimanotstands gegenüber. So ist Nautilus nicht nur der Name des fiktiven U-Bootes bei Jules Verne, sondern Nautilus Minerals Inc. war ein Unternehmen, das Bergbau auf dem Meeresboden vor Papua-Neuguinea betreiben wollte. (…) Da die Ressourcen auf der Erde knapp und endlich sind, suchen Wissenschaftler:innen nach immer neuen Abbaugebieten, so auch beim Deep Space Mining. Mining the Skies von Bethany Rigby ist eine Installation aus Gesteins- und Mineralproben, die sich kritisch mit extraterrestrischer Bergbauforschung, vor allem dem Asteroidenbergbau, auseinandersetzt. (…) Die Ausstellung beleuchtet zudem die prekären Arbeitsbedingungen, die mit dem Ressourcenabbau verbunden sind, ebenso wie den Widerstand gegen Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörungen. So beschäftigt sich der Forensiker, Filmemacher und Forscher Ignacio Acosta in seiner raumspezifischen Installation mit verschiedenen Feldstudien, die er als Tiefenbohrungen versteht. Ein besonderer Fokus seiner Recherche liegt dabei auf digitalem Aktivismus für Umweltgerechtigkeit, um in einem postpandemischen Szenario die Nutzung digitaler Technologien zu thematisieren.

zeppelin-museum.de

Man and Mining

Sonderausstellung im Museum der Arbeit, Hamburg

Das Museum der Arbeit entwickelt in Kooperation mit der Völklinger

Hütte die Sonderausstellung Man and Mining.

In dieser Kunstausstellung liegt der thematische Schwerpunkt auf gegenwärtiger Ressourcenextraktion und der vor allem im Globalen Süden im Bergbau tätigen Menschen. Im Zentrum steht die Künstlergruppe Unknown Fields mit verschiedenen Arbeiten zum Thema, ergänzt um weitere aktuelle künstlerische Positionen, Fotoserien und Filmmaterial. Die Ausstellung weist auf die mit der Ressourcengewinnung von beispielsweise Kupfer, Gold, Lithium oder Schwefel einhergehenden Probleme hin und diskutiert im Rahmenprogramm Handlungsmöglichkeiten.

Die zeitgenössischen globalen Versorgungsnetze werden ebenso sichtbar gemacht wie die Verbindung unseres Konsums zu (post)kolonialen Strukturen.

Museum der Arbeit / 17. Nov 2023 bis 21. Apr 2024

Weltkulturerbe Völklinger Hütte

Im Anschluss

Unknown Fields Division – Madagascan Portraits: The Body as Machine_ Sapphire Mine Conveyor Belt, 2013

shmh.de/de/museum-der-arbeit
Emilia Reichenbach, Oliver Rossol, Sandro Šutalo, Lisa Natalie Arnold

Bühne

Daniel Wollenzin, Jahrgang 1984, studierte Freie Kunst und Bühnenraum in Hamburg. Seit 2015 freier Bühnenbildner u. a. am Schauspiel Frankfurt, Berliner Ensemble, Residenztheater München, Düsseldorfer Schauspielhaus, Schauspiel Hannover, Nationaltheater Mannheim, an der Oper Genf und an der Volksbühne Berlin. Mit Alexander Eisenach verbindet ihn seit ihrer Frankfurter Zeit eine kontinuierliche Zusammenarbeit, zuletzt am Residenztheater München, am Berliner Ensemble Die Vielleichtsager.

Kostüme

Lena Schmid lebt und arbeitet als Bühnen- und Kostümbildnerin in Berlin und Zürich. Sie studierte an der Toneelacademie Maastricht und an der Akademia Sztuk Pięknych in Warschau. Seit 2013 arbeitet sie freiberuflich im Bereich Schauspiel, Oper und Tanz u. a. Volksbühne Berlin, Deutschen Oper, Neuköllner Oper, Schauspiel Hannover, Schauspielhaus Graz, Berliner Ensemble, Theater Bremen, ImpulsTanz Festival Wien, Schauspiel Frankfurt und an der Staatsoper Stuttgart.

Ensemble

Musik und Sounddesign

Sven Michelson wurde 1981 in Luxemburg geboren und ist Musiker und Produzent in Bands, Theatern und Künstlerkollektiven. Seit 2010 Theaterarbeiten am Centraltheater Leipzig, Schauspiel Stuttgart, Staatstheater Mainz, Schauspiel Köln, Schauspiel Hannover, Volksbühne Berlin, Düsseldorfer Schauspielhaus, am Burgtheater in Wien und am Berliner Ensemble. 2014 wurde er mit den Produktionen Onkel Wanja und 2015 mit die unverheiratete zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Seit 2013 arbeitet er kontinuierlich mit Alexander Eisenach zusammen.

Videodesign und Live-Kamera

Oliver Rossol, 1987 in Nürnberg geboren, ist als Autorenfilmer, Kameramann und Videokünstler tätig. Er studierte Kunst an der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main bei Rotraut Pape. Eine langjährige Zusammenarbeit verbindet ihn mit dem Regisseur Alexander Eisenach. Für das Live-Video in Der kalte Hauch des Geldes erhielt er den Hessischen Theaterpreis 2017 in der Kategorie Sehen. Sein Spielfilmdebüt Grün ist eine unmenschliche Farbe erschien 2022.

Schöne Vorstellung!

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Hinweise

Bild- und Tonaufnahmen sind während der Vorstellung nicht erlaubt.

Quellen

Beide Zitate sind aus dem Theaterstück Anthropos Antigone. Zitiert mit freundlicher Genehmigung des Autors Alexander Eisenach.

Alexander Eisenach: Antigone kämpft oder: Es hilft nur Gewalt, wo Gewalt herrscht. Berlin, 12/2022.

Das Dionysische ist ein planetarischer Effekt. Dr. Frank Raddatz, Katja Prussas. Lanzarote/Graal Müritz 01/2023.

Wissenschaft und Theater Hand in Hand. Svenja Quitsch, Prof. Dr. Rüdiger Faust. Kassel, 01/2023.

Mining. Abbau der Zukunft. Dr. Claudia Emmert zum bundesweiten, interdisziplinären Ausstellungsprojekt. Friedrichshafen/Bodensee, 12/2022.

Alle Texte sind Originalbeiträge für dieses Programmheft.

Wir danken belverde floristik & ambiente für die Grünpflanzen zur Premiere.

Impressum

Probenfotos: Katrin Ribbe, 26. Jan 2023 | Herausgeber: Staatstheater Kassel | Intendant: Florian Lutz |

Geschäftsführender Direktor: Dr. Frank Depenheuer | Schauspieldirektorin: Patricia Nickel-Dönicke | Redaktion: Katja Prussas | Programmheft 21 | Spielzeit 2022/23 | Gestaltung: Georg Reinhardt | Auflage: 500 Stück |

Druck: Boxan Kassel | Änderungen vorbehalten

www.staatstheater-kassel.de

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