Theaterzeit September bis November 2016

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PROGRAMM DES SAARLÄNDISCHEN STAATSTHEATERS

9 BIS 11/2016

T H E AT E R Z E I T EDITORIAL

Liebe – Drama – Intrige

WEST SIDE STORY

ab dem 1. Oktober im SST

Liebes Publikum, im letzten Spieljahr als Generalintendantin in Saarbrücken möchte ich mit dem fabelhaften Team des Saarländischen Staatstheaters noch einmal alles geben, um Sie, liebe Theaterfreunde, mit unserem Programm zu bewegen. Es geht los am 11. September mit dem großen Theaterfest und Promenadenkonzert, nur wenige Tage später folgt die Schauspieleröffnung mit „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ am 16. und „Andorra“ am 17. September. Am 29. feiert der EislerAbend „Gegen die Dummheit“ Premiere. Die Welt ist im Wandel. Was tun angesichts globaler Herausforderungen? Kriege und Terror finden nicht weit von unserer Haustür statt. Wir bekommen die Not von Flüchtlingen mit. Wir wollen unseren Beitrag leisten, Menschen nicht alleine zu lassen. Uns mit gesellschaftsrelevanten Themen auseinandersetzen, reflektieren und Dialoge auf den Weg bringen, die unser Bewusstsein schärfen, uns auf neue Gedanken bringen – aber auch Raum für Sehnsüchte, Träume und Visionen schaffen. Deswegen nehmen wir uns für die neue Spielzeit ganz schön was vor: Themen, die uns alle berühren und angehen! „WAS WERDEN WIR WERDEN?“, heißt es ab dem 22. September in der sparte4. Die Organisator*innen Bettina Schuster-Gäb, Schauspieldramaturgin, und Christoph Diem, künstlerischer Leiter der sparte4, möchten das Reden nicht allein denen überlassen, die auf Stammtisch-Parolen setzen. Unser Motto: „Ahnung statt Angst – Reden statt Talken“. Sechs Wochen lang bieten wir Veranstaltungen, Workshops, Foren, Vorträge, Familienprogramm, Rechts- und Deutschland-Beratung rund um das Thema Migration mit prominenten Experten und Wissenschaftlern.

am 11. September Theaterfest (ab 11 Uhr) und Promenadenkonzert (20 Uhr)

SCHAUSPIEL

„Was tun?“ – Wir spielen Spielzeiteröffnung mit Max Frischs „Andorra“ im Großen Haus

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war, hält er bis zum furchtbaren Ende an der ihm zugewiesenen Identität fest. Der Regisseur Ernst Wendt schrieb 1975 über das Stück: „Andorra“, das Modell, beschreibt eine Wirklichkeit, die in der Gefahr ist, sich außerhalb der Bühne zu realisieren. Eine Vor-Wirklichkeit also, eine Versuchsanordnung zwischen Menschengruppen. (…) Frisch führt in seinem theatralischen Soziogramm das Unausweichliche vor, im Falle von Andorra den tödlichen Mechanismus des Vorurteils.“ Darin liegt ein wesentlicher Kern für die bedrückende Aktualität des Stückes. Wir alle müssen uns fragen, wie wir dem sich immer frecher formulierenden Alltagsrassis-

mus begegnen wollen, der Fremdenfeindlichkeit da offenbart, wo patriotische Werteverteidigung behauptet wird. en Raum und die Kostüme zu „Andorra“ konzipieren Nicole Hoesli und Matthias Huser. Ein wesentliches Element dabei ist der Einsatz von LiveKameras, die, ergänzend zur Bühnenrealität, eine filmische Erzählebene hinzufügen. Die Bühnenmusik komponiert Christine Hasler. UTH/HS

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as tun?“ ist das Spielzeitthema des Schauspiels in der nun beginnenden Saison. Was tun, angesichts immer stärker werdender gesellschaftlicher Gegensätze, des Erstarkens extremistischer Tendenzen, angesichts von Xenophobie und Alltagsrassismus? Wie kann es gelingen, unser Zusammenleben friedlich, demokratisch und nachhaltig zu gestalten? Theater ist ein Ort des kollektiven Erlebens und sich Austauschens. Der Spielplan lädt ein zum gemeinsamen Nachdenken über Gesellschaft, über unsere Probleme und Krisen, möchte aber auch den Raum aufmachen für eine positive Vision. Wie fragil und antastbar eine Demokratie ist, spiegelt sich in Titeln wie Joël Pommerats „La Révolution #1 – Das schaffen wir schon“ (im Mai 2017) ebenso wie in Molières Komödie „Tartuffe“. Dass eine solche Diskussion nicht akademisch geführt werden muss, sondern eine Einladung ist zu sattem, prallem und sinnlichem Theater zeigt sich in den beiden Eröffnungspremieren, in Eugen Ruges „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ (s. S. 2) wie auch in Max Frischs „Andorra“. Diese beklemmend gegenwärtige Parabel über wachsenden Hass gegenüber einem Außenseiter inszeniert Markus Heinzelmann.

ls „Andorra“ 1961 uraufgeführt wurde, war nicht zu ahnen, dass Max Frisch später mit seinem Werk Eingang in den Kanon der Schulliteratur finden würde. Die Geschichte von Andri, einem jüdischen Kind, dass von seinem Pflegevater vor den Schwarzen gerettet und nach Andorra gebracht wurde (damit ist nicht der gleichnamige Kleinstaat gemeint!) las sich damals als beeindruckendes Modell über kollektive Schuld und psychologische Verdrängung. Frisch galt neben Hochhuth und Weiss als ein Vertreter der „Moralisten“; Schriftsteller, die zwar spät, aber noch nicht zu spät die Schrecken der faschistischen Vergangenheit begannen aufzuarbeiten und die Verdrängungsmechanismen der Nachkriegsgesellschaft kritisch analysierten. ndri durchlebt in der weißen und reinen Welt Andorras einen Prozess zunehmender Stigmatisierung. Angesichts nahender Bedrohung durch die Armee der Schwarzen äußern die Mitbewohner immer unverhohlener ihre Ablehnung gegenüber dem Judenkind, immer hartnäckiger weisen sie dem Jungen eine Rolle zu, die er zu erfüllen hat – als Andri erfährt, dass seine leibliche Mutter eine Schwarze

Max Frisch bei den Proben zu „Andorra“ am Schauspielhaus Zürich

KARTEN

K O N TA K T

SPIELZEITERÖFFNUNG

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T H E AT E R F E S T

Vorverkaufskasse Schillerplatz 2 66111 Saarbrücken Tel. (0681) 3092-486 kasse@staatstheater.saarland Mo – Fr 10 bis 18 Uhr, Sa 10 – 14 Uhr

Saarländisches Staatstheater Schillerplatz 1 66111 Saarbrücken Telefon (0681) 3092-0 info@staatstheater.saarland

In Zeiten des abnehmenden Lichts: ab 16. September, AFW Andorra: ab 17. September, SST Was werden wir werden? 22. September bis 30. Oktober, sp4 1. Sinfoniekonzert: 25./26. September, CCS

Noch können Sie an der Theaterkasse Ihr Abonnement für die Spielzeit 2016/17 buchen – oder sich auf Seite 3 dieser Theaterzeit Termine für Ihr neues Wahl-Abo aussuchen! Telefon Abo-Beratung: (0681) 3092-482

Am Sonntag, 11. September ab 11 Uhr starten wir mit dem großen Theaterfest im und um das SST in die neue Saison. Den Tag beschließen wird das Promenadenkonzert auf dem Tbilisser Platz (ab 20 Uhr). Mehr auf Seite 4 und 6!

Mit dem Musical „West Side Story“ wird es erneut eine spartenübergreifende Premiere von Ballett und Oper geben. Ich bin mir sicher, dass das Weihnachtsmärchen mit „Ronja Räubertochter“ große und kleine Zuschauer verzaubern wird. Musikalisch wird die kommende Spielzeit facettenreich: Das Konzertprogramm spannt den Bogen von Tschaikowsky, Gershwin, Schubert, Wagner bis hin zur Live-Orchesterbegleitung eines Charlie-ChaplinStummfilms. Im Ballett kreiert Stijn Celis einen Abend über Bach, in der sparte4 gibt es eine Hommage an David Bowie. Die Opern „Tosca“ und „Der Freischütz“ stehen demnächst auf dem Spielplan, mit Richard Wagners „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg“ schließlich endet mein letztes Jahr am SST. Das sind nur ein paar Veranstaltungen von vielen. Ich wünsche mir für meine letzte Spielzeit, liebe Zuschauer, dass wir zahlreiche Begegnungen und Gespräche haben werden! Ihre

Dagmar Schlingmann

Andorra Matinee: 11. September, 13.30 Uhr, Foyer SST im Rahmen des Theaterfestes Premiere: 17. September, 19.30 Uhr, SST

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