das MagaZin des staatstheater nürnberg
februar / MärZ 2014
oper „Judas Maccabäus / and the trains kept coming ...“
sChauspieL „über leben“ und „best of nibelungen“
baLLett wiederaufnahme „romeo und Julia“
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: inhalt
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:
oper oratorieN voN häNdeL & Navok premiere von „Judas Maccabäus / and the trains kept coming …” · porträts von peter tilling & cornelia götz
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schauspiel
: über LebeN
premiere von Judith herzbergs stück mit renan demirkan als gast · „best of nibelungen“
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: kLaNgLaNdsChaFteN
konZert
Jochen kupfer im 4. philharmonischen konzert · „typisch deutsch?“: werke von J. brahms & p. hindemith
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ballett
: por vos muero
nacho duatos stück für „duato/Montero: Melancholia“ · iván gil-ortega studiert „romeo und Julia“ ein
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u18 plus
: JuNges pubLikum
ring.tanz · premiere „Mädchen sind doofe gespenster“ · „laboratorium Musicale“
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opernball
: erWiN sChrott
stargast beim 13. opernball unter dem Motto „american dreams“
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pressestiMMen
:
eine schneise · tod eines handlungsreisenden · odysseus! · cinderella · neujahrskonzert · 3. philh. konzert
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nachrichten aus dem staatstheater
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Blog
Judas Maccabäus / and the trains kept coming ...
: Oper
Zwischen Siegestaumel und Angst vor der Vernichtung Oratorien von Georg friedrich Händel und Lior Navok als Musiktheater im Opernhaus
Ein ungewöhnlicher Musiktheaterabend mit Sängern, Schauspielern, dem Opernchor und der Staatsphilharmonie Nürnberg hat am 23. Februar 2014 seine Premiere im Opernhaus. Die Oratorien „Judas Maccabäus“ von Georg Friedrich Händel und „And the Trains Kept Coming …“ des jungen israelischen Komponisten Lior Navok bilden die Grundlage eines Projektes, das Regisseur Stefan Otteni und Dirigent Peter Tilling gemeinsam erarbeiten. Im Mittelpunkt stehen zwei musikalische Werke, die das Schicksal des jüdischen Volkes einmal als biblisches Volk im Kampf und einmal als Opfer des nationalsozialistischen Genozids thematisieren – und zugleich darüber hinausweisen. Denn beide Werke sind eine Auseinandersetzung mit der Berechtigung von Kriegen und deren Notwendigkeit, die unmittelbar Fragen der Gegenwart berührt. Mit „Judas Maccabäus / And the Trains Kept Coming …“ setzt das Staatstheater Nürnberg die Reihe der Opern über biblische Themen und die Geschichte des Volkes Israel fort und erprobt mit der Verbindung von Schauspiel und Musik sowie mit der Konfrontation von Händels barocker und Navoks zeitgenössischer Tonsprache neue Formen des Musiktheaters.
„Childrens Memorial“ im verspiegelten Saal in Yad Vashem 5
Lior Navok: „And the Trains Kept Coming …“ Der 1971 geborene israelische Komponist Lior Navok erzählt in seinem Oratorium „And the Trains Kept Coming …“ von der Deportation und Ermordung der europäischen Juden zwischen 1941 und 1945. Doch nicht allein die Täter und Opfer des Holocaust stehen im Mittelpunkt des 40-minütigen Werkes, das in Nürnberg seine szenische (und europäische) Erstaufführung erlebt, sondern auch die Frage, welche Hilfsmaßnahmen die ausländischen
Gedenkstätte Yad Vashem gefunden hat. Zu Wort kommen einerseits jüdische Opfer und Angehörige von Hilfsorganisationen, andererseits sowohl die NS-Täter als auch amerikanische und britische Regierungsvertreter. Auf diese Weise stellt Navok in einem vielstimmigen Werk das Flehen der Opfer um Hilfe den nüchternen Erörterungen der politischen Akteure gegenüber, die eine wirkungsvolle Hilfe für die europäischen Juden letztlich verhindert haben. Das ganze Werk durchzieht eine hochemotionale Schilderung der jüdischen Katastrophe, bei der vor » das ganze werk durchzieht eine allem der Chor als Verkörperung der mehr und mehr bedrängten hochemotionale schilderung der Juden erscheint. Doch daneben jüdischen katastrophe « ist zu hören, wie Vorschläge zur Rettung der Bedrängten vorgebracht und schließlich verMächte, vor allem die USA und England, hätten worfen werden. Wie viele Flüchtlinge kann ein ergreifen können, um den Massenmord zu verLand aufnehmen? Wohin soll man mit den Flüchthindern. Navok schlägt dabei einen großen Bogen lingen, und wie kann man sie ernähren? Welche von der verweigerten Aufnahme jüdischer FlüchtPriorität hat die Bombardierung von Bahnstrelinge bis zu den Forderungen von Hilfsorganisacken zur Rettung von Menschenleben in einem tionen, die Gleise in die Vernichtungslager zu bomKrieg, den es zu gewinnen gilt? Warum bombarbardieren, um die täglichen Deportationen in die dierte die US-Luftwaffe zwar Rüstungs-fabriken in Gaskammern zu verhindern. Die Textgrundlage der Nähe von Auschwitz, nicht aber die Todesfabdes Werkes ist eine Collage aus zeitgenössischen riken, die nur wenige Kilometer entfernt lagen? Die Dokumenten, die Navok selbst in der israelischen
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„Halle der Namen“ in Yad Vashem
Konfrontation der Dokumente bildet eine Auseinandersetzung mit Schuld durch Taten und Schuld durch das Unterlassen von rettenden Taten, die weit über den historischen Kontext hinausgeht. Navok lässt die Texte teilweise von Schauspielern sprechen, teilweise von Solisten und Chor singen. Auf diese Weise entsteht ein polyphones Werk, das sowohl zur emotionalen Identifikation einlädt, als auch Texte ironisiert und kritisch bricht. Georg Friedrich Händel: „Judas Maccabäus“ Ein Werk ganz anderer Art ist das Oratorium „Judas Maccabäus“, das Georg Friedrich Händel 1746 in London komponiert hat, und das in gekürzter Form den Abend ergänzt. Auch dieses Werk handelt vom Schicksal des jüdischen Volkes, zeigt jedoch auf der Grundlage der biblischen Maccabäer-Geschichte dieses Volk als wehrhafte Nation, die in immer neuen Kriegen im Namen Gottes ihre äußeren Feinde besiegt. Händels Oratorium war bereits zur Zeit seiner Entstehung ein politisches Stück, das in der Form der biblischen Allegorie die Auseinandersetzung zwischen Engländern und Schotten thematisiert. So spannt Händel vor allem in seinen großen Chören einen Bogen von den Klagen des bedrängten Volkes zu immer neuen Siegeschören,
von denen das Weihnachtslied „See, the Conq'ring Hero Comes“ („Tochter Zion“) bis heute der bekannteste ist. Auf der anderen Seite singen die Solisten des Oratoriums immer wieder von der Sehnsucht nach Freiheit und nach Frieden, sie besingen den Krieg und beklagen zugleich dessen Opfer. Händels Oratorium hat keine durchgehende Handlung und wurde vielleicht deshalb immer wieder zu einer Projektionsfläche von politischen Deutungen. Bereits 1908 entstand in Deutschland eine Neuübersetzung, die die textlichen Bezüge auf das jüdische Volk eliminierte und aus dem Oratorium so eine Feier der deutschen Nation machte. In der Zeit des „Dritten Reiches“ wurde „Judas Maccabäus“ sowohl in den Jüdischen Kulturbünden als auch von NS-Kulturorganisationen gern gespielt. Beide Seiten identifizierten sich selbst mit Händels Feier einer siegreichen Nation. Wann ist ein Krieg gerechtfertigt? An dieser Stelle setzt Regisseur Stefan Otteni an, der mit den beiden Oratorien seine erste Inszenierung im Opernhaus erarbeitet. Otteni hat in den letzten Jahren im Schauspielhaus u. a. mit Elfriede Jelineks „Die Kontrakte des Kaufmanns“, Peter Handtkes „Immer noch Sturm“ oder zuletzt mit Händl Klaus‘ „Eine Schneise“ große Erfolge gefeiert
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Oper
: Judas maccabäus / and the trains kept coming ...
und bewiesen, dass er auf eine sensible Art mit sperrigen Texten über große Themen umgehen kann. Er verbindet die beiden Oratorienwerke zu einer übergreifenden Fragestellung, die die Themen beider Werke noch einmal weiterdenkt und zugleich auf ihre aktuelle Brisanz abklopft. Denn in beiden Werken geht es um die Frage, welche Begründung es für Krieg gibt, wann ein Krieg gerechtfertigt, ja sogar humanitär geboten erscheint. Die Schauspieler aus Navoks „And the Trains Kept Coming …“ ziehen sich bis in „Judas Maccabäus“ hinein, und Navoks Prinzip, Texte miteinander und mit Musik in Beziehung zu setzen, wird so auf den ganzen Abend ausgeweitet. In Ergänzung zu Händels Arien und Chören, aber auch in Kontrast zu der Kraft seiner Musik ist so eine Collage aus Texten von der Antike bis zur Gegenwart entstanden. Während Händels Chöre oft vom Krieg im Namen Gottes singen, behandeln die Texte die alte Frage nach dem gerechten Krieg, nach Pazifismus angesichts der Kriegserfahrungen des 20. Jahrhunderts, aber auch nach aktuellen Forderungen, etwa im Syrien-Konflikt militärisch einzugreifen. Bühnenbildner Peter Scior hat dafür einen Bühnenraum geschaffen, der ein Konzertsaal sein könnte und in dem auf Stufen das Orchester und der Chor offen nebeneinander Platz finden. Der Raum ist jedoch zerschnitten von einem langen Steg, gleichermaßen Bühne und Weg in die Unendlichkeit. Alte und neue musik Nicht zuletzt aber ist der Doppelabend eine große musikalische Aufgabe, die der neue Erste Kapellmeister Peter Tilling meistern wird. Beide
Yad Vashem: Denkmal zur Erinnerung an die Deportierten 8
Lior Navok Komponist Im Jahr 2007 schrieb der israelische Komponist Lior Navok sein Oratorium für Sprecher, Sänger, Chor und Orchester „And the Trains Kept Coming …“ als Auftragskomposition der Cantata Singers in Boston, wo im gleichen Jahr die Uraufführung stattfand. Der 1971 in Tel Aviv geborene Komponist, der gerade eine neue Komposition im Auftrag der Oper Frankfurt fertiggestellt hat, blickt auf ein reiches Œuvre von 70 Bühnenwerken, Orchester- und Vokalstücken bis hin zu Kammermusik und elektronischer Musik zurück. Er komponierte Werke für das NDR Sinfonieorchester, für das Israel Philharmonic Orchestra, das Boston Modern Orchestra Project, das Raschèr Saxophon Quartet, das Hindemith Streichquartett sowie für die renommierte Klarinettistin Sharon Kam. Lior Navok hat sowohl Musik für Kinder geschrieben als auch Musik zu Stummfilmaufführungen für das von ihm mitgegründeten Butterfly Ensemble. Aufsehen erregte Lior Navok durch sein Bühnenwerk „The Little Mermaid“ nach Hans Christian Andersen. Die Tanzgruppe inFlux produzierte eine Aufführung mit Lior Navoks 2006 komponiertem Werk „The Old Photobox“. Navok, der aus einer iranisch-jüdischen Familie stammt, sieht sich selbst nicht in einer spezifisch jüdischen Musiktradition, sondern nimmt in seinen Werken zahlreiche stilistische Einflüsse auf. So ist „And the Trains Kept Coming …“ das Einzige seiner Werke, das sich mit dem Holocaust auseinandersetzt.
musikalischen Werke stellen hohe Ansprüche an Sänger und Musiker, insbesondere, weil beide Werke stilistisch weit auseinanderliegen. In großem Umfang gefordert ist vor allem der Opernchor, der in den beiden ursprünglich konzertanten Werken neben der modernen Klangsprache Navoks auch Händels polyphonen und mit Koloraturen gespickten Chorstil beherrschen muss. Auch die Staatsphilharmonie Nürnberg, die statt im abgesenkten Orchestergraben offen im Bühnenraum sitzen wird, steht vor einer großen stilistischen
Premiere
Herausforderung. Musik von Georg Friedrich Händel stand lange nicht auf dem Spielplan und funktioniert ganz anders als die schlagkräftige Musik von Lior Navok. Mit Peter Tilling steht ein Dirigent am Pult, der sowohl im Bereich der Historischen Aufführungspraxis als auch als Anwalt Neuer Musik über große Erfahrung verfügt und der mit dem Oratorien-Abend seine erste eigene Einstudierung am Staatstheater Nürnberg vornehmen wird (siehe auch Porträt Seite 10).
Kai Weßler
: 23. Februar 2014, 19.00 Uhr, Opernhaus
Judas maccabäus / and the trains kept coming ... Oratorien von Georg Friedrich Händel und Lior Navok Szenische Erstaufführung von „And the Trains Kept Coming ...“ Musikalische Leitung: Peter Tilling Inszenierung: Stefan Otteni Bühne: Peter Scior Kostüme: Sonja Albartus Chor: Tarmo Vaask Dramaturgie: Kai Weßler Mit: Gesa Badenhorst (Sprecherin), Claudia Katharina Braun (Eine Israelitin), Gina Henkel (Sprecherin),
Leila Pfister (Ein Israelit); Mark Adler (Judas/Tenor), Martin Berner (Simon, Bruder des Judas), Taehyun Jun (Bass-Bariton), Thomas Nunner (Sprecher), Stefan Willi Wang (Sprecher) Kindersolisten: Hanna Brunner, Bernadette Heinrich; Max Lochmüller, Carl Schreiber Opernchor des Staatstheater Nürnberg Staatsphilharmonie Nürnberg
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Oper aktuell Judas maccabäus / and the trains kept coming ... Einführungssoirée mit dem Leitungsteam und anschließendem Probenbesuch am 18. Februar 2014, 18.00 Uhr, Gluck-Saal Weitere Vorstellungen: 28.02.; 06., 12.03.; 07., 08.04.2014 (zum letzten Mal)
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Man bekommt viel und kann etwas geben Peter Tilling ist neuer Erster Kapellmeister und Stellvertretender Generalmusikdirektor
Seit Beginn der Spielzeit arbeitet Peter Tilling als Dirigent am Staatstheater Nürnberg, wo er u. a. mit der besonderen Auswahl des Musikprogramms für den Menschenrechtspreis und der Wiederaufnahme von „Nabucco“ Akzente setzte. Nun steht mit dem Doppelabend der beiden Oratorien „Judas Maccabäus / And the Trains Kept Coming…“ seine erste Premiere an, die in vielfacher Hinsicht eine ungewöhnliche Aufgabe bedeutet. Denn die beiden Werke unterscheiden sich erheblich, und Peter Tilling dirigiert in der Aufführung mit der Staatsphilharmonie Nürnberg einerseits ein Barockensemble mit Cembalo, Orgel und Theorbe und andererseits ein Orchester mit dem für Neue Musik typischen groß besetzten Schlagzeug. Doch die Vielseitigkeit der musikalischen Stile und die Neugierde sind es, die den neuen 1. Kapellmeister auszeichnen. Als Cellist und Pianist spielte er von Kindheit an in Kammermusikformationen und in Orchestern. Anschließend studierte er in Karlsruhe und Mannheim, wo er mit Klaus Eisermann beim selben Lehrer lernte wie Generalmusikdirektor Marcus Bosch. Prägend war für ihn der Unterricht bei dem Komponisten und Dirigenten Peter Eötvös, und auch Christof Prick gehörte zu seinen Lehrern.
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Musik spielen, um Dirigieren zu können Selbst zu musizieren, um dirigieren zu können, das ist für Peter Tilling eine Grundüberzeugung. So spielte er ab 2000 als Cellist bei den Münchner Philharmonikern, wo er den Ausklang der Ära James Levine und die ersten Konzerte mit Christian Thielemann miterlebte, aber auch noch das Erbe des legendären Sergiu Celibidache spüren konnte. „Bei ihm konnte man vollkommenes, durchgehörtes und durchdachtes Musizieren erleben. Wo kommt eine Phrase her? Wo geht sie hin? Wie baut man Spannungsbögen auf?“ Und wann kam die Entscheidung, statt Cellist doch Dirigent zu werden? „Ich wollte immer schon dirigieren. Und doch habe ich mich eigentlich nie entschieden“, antwortet Peter Tilling verschmitzt. „Für mich sind diese beiden Tätigkeiten eine Einheit. Man muss Musik spielen können, um sie auch vermitteln zu können.“ Der Dirigent nicht als Pultstar, sondern als ein Praktiker, der selbst Instrumentalist ist, Sänger am Klavier begleiten oder ein Arrangement schreiben kann und dem ein breites Repertoire durch die ganze Musikgeschichte vertraut ist. Peter Tilling bekennt sich klar zu dem Beruf des Kapellmeisters, für das Dirigenten wie Wolfgang Sawallisch, Josef Keilberth und vor allem Günther Wand Vorbilder sind.
Peter Tilling
: Oper
clemenza di Tito“ am Teatro Real Madrid sowie vom Korrepetitor zum dirigenten Strawinskis „The Rakes Progress“ am Theater an Auf die Zeit in München folgte ein erstes Engagement als Dirigent in einem Opernhaus. Tilling der Wien und „L’Incoronazione di Poppea“ an der ging als Korrepetitor und Kapellmeister für drei Opéra de Montpellier. Jahre nach Karlsruhe, wo er u. a. bei den HändelWeitere Schwerpunkte von Peter Tillings Arbeit sind von seinem Interesse an Alter und Festspielen schnell als versierter Continuospieler an Neuer Musik geprägt. „Ich komme aus einem geschätzt wurde. Das anschließende Engagement musikalischen Elternhaus, in dem es immer eine in St. Gallen als 1. Kapellmeister war ein Karrieresprung. „Das war die Zeit, als ich gemerkt habe, große Offenheit sowohl für Alte als auch für Neue es muss etwas Anderes kommen.“ Es kam etwas Musik gab.“ Vor einigen Jahren gründete Tilling in München sein eigenes „ensemble risonanze Anderes, nämlich das Angebot von Franz Welsererranti“, um „Freunde ein paarmal im Jahr zum Möst, bei ihm an der Oper Zürich als musikalischer Musizieren zusammenbringen, die man nicht Assistent zu arbeiten. „Das war eine Offenbaerst überzeugen muss, rung!“ Musikalische Assisdass diese neuen Stücke tenz, das bedeutete Arbeit » Ich komme aus einem mit Sängern, vorbereitende gute Musik sind.“ Mit dem Orchesterproben leiten, eigenen Ensemble kann er musikalischen Elternszenische Proben und auch immer wieder Urauffühhaus, in dem es immer eine rungen in Auftrag geben. Vorstellungen dirigieren. Bei der renommierten Ein Glücksfall, resümiert groSSe offenheit Münchener Biennale wird Peter Tilling. „Eine solche sowohl für alte als Zusammenarbeit basiert er in diesem Jahr die Uraufauf einem großen Vertrauführung von Hector Parràs auch für neue neuer Oper „Das geopferte ensverhältnis.“ Wie z. B. musik gab.« bei „Arabella“ mit Franz Leben“ mit dem ensemble Welser-Möst, „Die Königsrecherche und dem Freikinder“ mit Ingo Metzmacher, mit dem Tilling auch burger Barockorchester dirigieren. Gleich nach der bei „Don Carlos“ in Hamburg und bei der UrauffühNürnberger Premiere fliegt er nach London zu rung von Wolfgang Rihms „Dionysos“ bei den Salzseinem Debüt mit dem Philharmonia Orchestra. burger Festspielen zusammenarbeitete. „Dionysos“ dirigierte Peter Tilling dann auch bei der WiederaufAufgaben in Nürnberg nahme an der Nederlandse Opera in Amsterdam. An seinen Aufgaben in Nürnberg reizt den Ein Schlüsselerlebnis war auch sein ZusammenDirigenten die Arbeit mit der Staatsphilharmonie treffen mit Nikolaus Harnoncourt bei „The Rake’s und die kontinuierliche Ensemblearbeit mit den Sängern. Und was Peter Tilling in dieser SpielProgress“ am Theater an der Wien, wo er ebenfalls zeit vor sich hat, zeigt viel von seiner Vielseitigeine Vorstellung dirigieren konnte. Schließlich assiskeit: Im Opernhaus schlägt er gerade die Brücke tierte er Thomas Hengelbrock bei dessen Neueinstudierung von „Tannhäuser“ bei den Bayreuther zwischen Georg Friedrich Händel und Lior Navok, Festspielen, wo er kurzfristig für den erkrankten leitet die Wiederaufnahme von Mozarts „Die EntDirigenten einsprang – mit großem Erfolg. „Ich führung aus dem Serail“ und dirigiert Vorstellungen wollte einmal im Leben in Bayreuth arbeiten, von „Arabella“ und von „Tosca“. Im Konzert steht dass dies dann bei so einem spannenden musiNeue Musik bei „Phil&Chill“ auf dem Programm, aber auch Ludwig van Beethovens Achte Sinkalischen Neubeginn wie bei Hengelbrocks ,Tannhäuser‘ passierte, ist ein großes Geschenk.“ Natürfonie im Rathauskonzert. Die längerfristige Arbeit lich hatte die Arbeit als Assistent auch Folgen für an einem Opernhaus, eine Art von künstlerischer die eigene Karriere. Tilling dirigierte in den letzten Heimat? „Natürlich! Man bekommt ungeheuer viel und kann etwas geben.“ Jahren am Opernhaus Zürich „Frau ohne Schatten“, „Die Fledermaus“ an der Staatsoper Stuttgart, „La Kai Weßler 11
Oper
: Cornelia Götz
von der Königin der nacht zur fiakermilli Cornelia Götz kehrt mit „arabella“ zum nürnberger opernhaus zurück
Probenbilder aus „Arabella“ Am Staatstheater Nürnberg bekam sie ihr vorne beginnen. Für einen Sänger ist es schwer, die erstes Festengagement. Von hier aus brach sie zu doch im Detail so vertraute Rolle in jeder Produktion wieder neu zu entdecken und zu erleben. vielen großen, internationalen Bühnen auf. Durch Ihre letzte Königin hat sie vor kurzem noch ihre Paraderolle ‚Die Königin der Nacht‘ wurde sie zu einer gefragten Sopranistin. Nun kehrt sie zurück an der National Opera in einer Inszenierung von Simon McBurney gesungen und das alles in engund begeistert ab dem 01. Februar 2014 als Fiakerlischer Sprache. Die zweite Arie singt sie dort in milli in „Arabella“ erneut das Nürnberger Publikum. 822 Vorstellungen – einem Rollstuhl – „ein völlig 8 Länder – mehr als 41 anderes körperliches und Städte – eine Frau – eine Erleben, dass » Für den ausdruck ist es stimmliches Rolle. Als Königin der Nacht ich in dieser Probenzeit hat die Sopranistin Cornelia manchmal entscheidend, erfahren durfte“. In jeder Götz in vielen großen Probe sang sie ihre Partie einen effekt zu schaffen « Opernhäusern das Pubaus, um die Emotionen likum verzaubert. Dafür noch einmal anders zu war sie u. a. in Bremen, spüren. Das dabei auch Düsseldorf, Köln, Berlin, mal was schief gehen München, Wien, Zürich, Paris, Straßburg, Parma, kann, ist ihr bewusst. In der heutigen Zeit, so sagt sie, seien die Sänger sehr auf den schönen London, New York und Tokyo. „Ein Leben aus dem Koffer ist mir dabei nicht fremd“, so sagt sie bei Klang bedacht. „Ich versuche technisch zwar immer einem Gespräch in der Konzertmühle Simmelsrichtig zu singen, jedoch inklusive der Emotionen. dorf. Immer wieder muss sie sich auf neue InszeDas bedeutet aber auch, dass mal ein Klang entnierungen ihrer Paraderolle einstellen, bereits stehen kann, der dann nicht nur schön ist. EmotiBekanntes und Erfahrenes zurückstellen und von onen sind ja schließlich nicht immer nur positiv.“ Die
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cornelia götZ
vielfalt der stimme zu entfalten, erfordert Mut, das weiß cornelia götz nur allzu gut. doch für den ausdruck ist es manchmal entscheidend einen effekt zu schaffen. wahrhaftig in der rolle drin zu sein und auf der bühne immer jemand anderes sein zu können, das ist ihr sehr wichtig. Neues beruFLiChes staNdbeiN in den ruhigeren phasen kehrt sie heim in die konzertmühle simmelsdorf, denn dort ist sie vor allem eines – einfach nur cornelia götz, Mutter von zwei töchtern und organisatorin einer einzigartigen konzertbühne. hier in ihrer heimat baut sie sich ein neues berufliches standbein auf, denn stillsitzen ist nun wirklich nicht ihre beschäftigung. die Multitasking-fähigkeit von frauen bekommt bei ihr eine völlig neue dimension. seit zwei Jahren beschäftigt sie sich mit der Jazz-Musik und entdeckt damit neue seiten ihrer stimme. Mit leib und seele unterrichtet sie gesang, wobei sie auch hier mit der professionellen ebene, dem unterrichten an einer hochschule liebäugelt. in der mit ihrem lebensgefährten und partner anton Mehl geführten konzertmühle, gestaltet sie ein vielfältiges, musikalisches programm, ein intensives erleben von Musik. „bei einigen der veranstaltungen stehe ich sogar
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Kulturreferat
: Oper
selbst auf der bühne“, erzählt sie und lädt direkt zu den kommenden konzerten ein. unter ihrem dach versucht sie eine verbindung zwischen den verschiedenen künsten herzustellen und bietet dem publikum einen Zusammenschluss von Musik und bildender kunst an. dieses leben verlangt eine hohe flexibilität und einen starken rückhalt, den sie zum glück durch ihre familie bekommt. berausCheNder gast in dieser spielzeit kann sie eine ganze weile zuhause verweilen – denn sie kommt an das staatstheater nürnberg zurück, wo sie ihr erstes festengagement erhielt. bald wird sie als fiakermilli in „arabella“ auf der bühne des opernhauses zu sehen sein. trotz ihrer regelmäßigen ortswechsel hat sie immer noch verbindung zu einigen Mitarbeitern des staatstheaters. vom studienleiter und korrepetitor bis hin zum Maskenbildner ist sie den Menschen noch in erinnerung geblieben, früher war sie schließlich jeden tag nur im theater. wieder zurückzukommen bedeutet ihr viel – „Man kommt rein und es riecht einfach nach zuhause!“, so sagt sie mit einem fröhlichen lächeln. ihre gespanntheit auf die inszenierung kann sie kaum verheimlichen. „die fiakermilli ist eine partie, die eine flexible und koloraturgewandte stimme in den schnellen tempi ihrer Musik beherrschen sollte.“, findet die koloratursopranistin. genau das richtige für cornelia götz, die das singen nicht nur als arbeit sondern als geschenk betrachtet. ob ihre hoffnung aufgeht, dass regisseur andreas baesler „spaß daran hat, eine verrückte nudel aus der rolle zu machen“, können sie von februar bis Mai in den neun vorstellungen von „arabella“ selbst herausfinden. cornelia götz jedenfalls wird aus der fiakermilli einen berauschenden überraschungsgast und vielleicht die heimliche königin mancher Männerherzen aus ihrer rolle herausholen.
Lena Normann
Schicksalsfäden einer familie Schauspieldirektor klaus kusenberg inszeniert das Familienepos „über leben“ „Über Leben“ ist ein dreiteiliges Familienepos, das in den Jahren 1972, 1979 und 1998 spielt und sich aus den abendfüllenden Stücken „Leas Hochzeit“, „Heftgarn“ und „Simon“ zusammensetzt. Mit großer poetischer Kraft erzählt die niederländische Autorin Judith Herzberg anrührend und komisch zugleich von drei Generationen einer jüdischen Familie, die alle auf ihre eigene Weise von ihrer Zeit und der Vergangenheit geprägt sind.
Sieben Jahre später, 1979, trifft man sich nach der Renovierung des elterlichen Hauses wieder daheim. Vieles hat sich verändert, anderes scheint wie damals. Zwart denkt noch immer an seine erste Frau und lässt sein Unglück alle anderen spüren. Dory erwartet von Simon, der vom Alter her ihr Vater sein könnte und noch immer mit Ada verheiratet ist, ein Kind und hofft, so ihren getöteten Eltern näher zu kommen. Nico hat seine Direktorenstellung im Krankenhaus gekündigt, befindet Es beginnt im Jahr 1972. Man feiert die sich in einer schweren Krise, trennt sich wieder von Hochzeit von Lea und Nico – für Lea ist es schon Lea und kehrt zu seiner ersten Frau Dory, nach der die dritte und für Nico die zweite Heirat. DemGeburt ihres Sohnes Isaac, zurück. Lea überlässt entsprechend kompliziert der ewigen Konkurrentin das sind die Familienverhältnisse. Feld, übernimmt sogar die Betreuung ihres Kindes und Aber wie eh und je hält die kümmert sich dabei auch Familie zusammen und so » Was heisst schon noch um Vater Simon. Denn trifft man sich nach der Zerevergangenheit?« monie im Haus der BrautAda ist inzwischen gestorben, eltern Ada und Simon. Es ist und durch einen tragischen nicht nur Nicos Vater Zwart Autounfall sind auch Alexmit seiner zweiten Ehefrau ander, Leas erster Mann, und Duifje anwesend, sondern auch Leas nichtjüdische seine Frau ums Leben gekommen. Zurück bleibt „Kriegsmutter“ Riet und die Ex-Partner der Brautihre achtjährige Tochter Xandra. Weitere 19 Jahre später, 1998, ist die dritte leute: Alexander, Leas erster Mann, der auch bei Kriegseltern aufwuchs, und Dory, Nicos erste Frau, Generation, Isaac, Chaim und Xandra, erwachsen die Lea Geigenunterricht gibt. Und dann ist da und Simon, das Oberhaupt der Familie, mittlerweile noch Hans, Nicos bester Freund und ewiger Jung81 Jahre alt. Es fällt ihm schwer, seine Gedanken zu geselle, der sich an die ebenfalls geladene Sekreordnen und zwischen Vergangenheit und Gegentärin des Konservatoriums, Pien, ranmacht. Es wird wart zu unterscheiden. Träumt er oder stehen tatgegessen, getrunken und getanzt, aber die Vergansächlich schon alle Familienmitglieder sorgenvoll an genheit holt sie immer wieder ein: Zwart trauert seinem Totenbett und wollen Abschied nehmen? seiner im KZ umgekommenen ersten Frau, Nicos Und was heißt schon Vergangenheit, wenn man ein Mutter, nach und verletzt damit seine jetzige Frau. Leben lang das Gefühl hatte, dass nichts vergangen Aber auch Ada bekommt die Erlebnisse der NS-Zeit ist, es richtige Abschiede nie gegeben und die Bürde nicht aus dem Kopf und spielt mit dem Gedanken, des Überlebens einen erdrückt hat? sich Hilfe in einer psychiatrischen Klinik zu holen. In mehr als 125 kurzen, berührenden Szenen Für Simon wäre das Verrat an ihrer langjährigen verbinden sich die Schicksalsfäden dieser verBeziehung! zweigten Familie und runden sich zu einem großen Beziehungskosmos.
Horst Busch
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Über leben
: Schauspiel
Fragen an Renan Demirkan Renan Demirkan – Eine Schauspielerin kommt zurück nach Nürnberg
Können Sie sich noch an Ihre Jahre als Anfängerin in Nürnberg erinnern? Wie haben Sie die Zeit erlebt?
Renan Demirkan wurde 1955 in Ankara, Türkei geboren. Mit sieben Jahren kam sie nach Hannover, wo sie nach dem Abitur Schauspiel studierte. Ihr erstes Bühnenengagement führte sie an das damalige Schauspiel Nürnberg. Hier spielte sie u. a. in „Wassa Schelesnova“, „Wie es euch gefällt“, „Frühlings Erwachen“ und „Romeo und Julia“. Es folgten Engagements an den Schauspielhäusern Dortmund und Köln. 1982 erhielt sie ihre erste Rolle in dem Fernsehfilm „Das schöne irre Judenmädchen“. Einem großen Publikum wurde sie durch den Kinofilm „Zahn um Zahn“ (1985) bekannt. Seitdem spielte sie u. a. in TV-Filmen wie „Der große Bellheim“, „Unter weißen Segeln“ oder „Schattenkinder“. Ihre Liebe zum Theater hat sie aber nie aufgegeben: Neben ihren Dreharbeiten stand sie auch immer wieder auf diversen Theaterbühnen. Renan Demirkan erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen, u. a. die Goldene Kamera, den Grimme-Preis, das Bundesverdienstkreuz (1998) und 2013 den Agilia-Preis („agilia – anders alt werden“) für ihr Lebenswerk. 1991 erschien mit „Schwarzer Tee mit drei Stück Zucker“ ihr erster Roman. Es folgten sechs weitere Bücher, zuletzt „Respekt – Heimweh nach Menschlichkeit“. In dem Familienepos „Über Leben“ verkörpert Renan Demirkan die Rolle der Ada - Ehefrau, Mutter, Schwiegermutter und weibliches Oberhaupt der Familie. Neben ihr spielen Zweidrittel des gesamten Schauspielensemble.
Und ob ich mich erinnere! Nürnberg war mein Einstieg ins Leben – sowohl im Beruf als auch im Privaten: das erste Charakterfach, mein erstes Soloprogramm, meine große Liebe und meine erste Fehlgeburt, sogar meine erste Fernsehrolle bekam ich noch innerhalb meiner Anfängerzeit hier in Nürnberg!
Wie kam es zu Ihrem Wechsel ins Filmfach? Diesen Wechsel hat es nie gegeben – Film und Fernsehen erweiterten das Geschichtenerzählen um eine sehr wunderbare Dimension. Aber ich war immer wieder auf der Bühne – ob mit dem Tourneetheater mit Hunderten von Vorstellungen, mit meinen eigenen Programmen oder mit meinen Büchern.
Was reizt Sie immer wieder am Theater? Das Im-Jetzt-Sein und die Poesie der inszenierten Welten, in denen ich mich beschützt und sicher fühle.
Wie ist es Ihnen nach der Lektüre von Judith Herzbergs Trilogie „Über Leben“ gegangen? Wie sind Ihre ersten Probenerfahrungen? Ich hatte zwei Gedanken zugleich: zum einen, dass der Alltag in jüdischen Familien genauso chaotisch und problematisch ist wie überall auf der Welt und zum anderen, dass er durch das historische Trauma immer anders sein wird.
Was wünschen Sie sich von der Arbeit an „Über Leben“? Dass wir genau diese Komplexität deutlich erkennbar und fühlbar machen können.
Das Gespräch führte Horst Busch.
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Auf der Probe „über leben“
Schauspiel
: Über leben
Judith Herzberg Zum ersten mal steht ein stück einer der wichtigsten Lyrikerinnen und Theaterautorinnen der Niederlande auf dem Spielplan des Staatstheaters Judith Herzberg wurde 1934 in Amsterdam als Tochter des Schriftstellers und Rechtsanwalts Abel Jacob Herzberg und seiner Frau Thea LoebHerzberg geboren. Während der NS-Zeit lebten Herzberg und ihre beiden Geschwister getrennt voneinander in wechselnden nichtjüdischen Familien auf dem Land; die Eltern wurden 1943 ins Konzentrationslager Bergen-Belsen deportiert und von dort im April 1945 mit einem Todestransport nach Theresienstadt geschickt. Der Zug wurde von der Roten Armee abgefangen, und die Familie konnte im Juni 1945 wieder vereint werden. Herzberg gilt als eine der wichtigsten
Premiere
Lyrikerinnen und Theaterautorinnen der Niederlande. Ihr erstes Gedicht erschien 1961 und 1963 veröffentlichte sie einen Lyrikband mit dem Titel „Zeepost“. Es folgten vier weitere; 1972 erschien das erste Theaterstück („De deur stond open“). Es folgten u. a. die Stücke „Leedvermaak“ (Leas Hochzeit), „En goed Hoofd“ (Ein guter Kopf ), „Merg“ (Mark), „Rijgdraad“ (Heftgarn) und zuletzt „Simon“. 1979 etablierte sich Judith Herzberg mit „Een vrouw als Eva“ (Eine Frau wie Eva) auch als Drehbuchautorin und erhielt 1981 für ihr Drehbuch zu dem Film „Charlotte S.“ über das Leben der jüdischen Malerin Charlotte Salomon den Bayerischen Filmpreis. Darüber hinaus hat sie zahlreiche renommierte Preise und Auszeichnungen erhalten, u. a. die niederländischen Preise Constantijn Huygensprijs (1994) und P. C. Hooftprijs (1997), jeweils für ihr Lebenswerk.
: 08. März 2014, 19.00 Uhr, Schauspielhaus
Über leben
(leas hochzeit – heftgarn – Simon) Judith Herzberg
Inszenierung: Klaus Kusenberg Bühne und Kostüme: Günter Hellweg Musik: Bettina Ostermeier Dramaturgie: Horst Busch Mit: Karen Dahmen (Annabel), Renan Demirkan (Ada, Leas Mutter), Josephine Köhler (Pien), Nicola Lembach (Lea, Tochter von Ada und Simon), Louisa von Spies (Dory, erste Frau von Nico), Ksch. Adeline Schebesch (Duifje, Frau von Zwart, Stiefmutter Nicos), Henriette Schmidt (Xandra, Tochter von Alexander), Elke Wollmann (Riet, „Kriegsmutter“ von Lea); Martin Bruchmann (Isaac, Sohn von Simon und Dory), Frank Damerius (Zwart, Nicos Vater), Ksch. Michael Hochstrasser (Hans, Freund von Nico), Julian Keck (Chaim, Sohn von Hans und Pien), Thomas Klenk (Kluiters, Klempner), Ksch. Jochen Kuhl (Simon, Leas Vater), Daniel Scholz (Nico, dritter Mann von Lea), Marco Steeger (Alexander, erster Mann von Lea)
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Schauspiel aktuell Über leben (leas hochzeit – Heftgarn – simon) Einführungsmatinée mit dem Leitungsteam am 02. März 2014, 11.00 Uhr, Kammerspiele Weitere Vorstellungen: 09., 12., 16., 21., 27.03.; 03., 05., 13., 29.04.; 10., 24., 31.05.2014
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Z e i t
f 端 r
V e r s c h w e n d u n g?
Schauspiel
: Best of nibelungen
MIT KETTENHEMD UND TARNKAPPE DURCH DIE NEBELWIESE Best of Nibelungen (Die Out-Takes). Die Abenteuer von Gernot und Giselher in drei Reinfällen von John von Düffel „Viel Staunenswertes ist in den alten Geschichten auf uns gekommen: Kunde von hochberühmten Helden und ihren Taten und ihrer Not, von Festesfreuden und Jammergeschrei und den Kämpfen der Kühnen, und wer mag, kann nun von all dem hören, es werden aber wundersame Dinge darunter sein. Es wuchs damals in Burgund ein Mädchen heran, das war so auserlesen, dass man rings in den Landen kein schöneres an Wohlgestalt finden konnte, aber auch kein schöneres an Tugend und Edelsinn. Viele Ritter begehrten sie zur Frau, und alle Mädchen beneideten sie. Sie hieß Kriemhild, und drei edle und reiche Könige beschützten sie: Gunther, Gernot und der junge Giselher, das waren ihre Brüder. Es waren dies freigiebig Herren aus hohem Geschlecht, unmäßig in ihrer Kraft und prächtige Haudegen, und sie herrschten gemeinsam über ihr Land. Ihre Mutter hieß Ute, .... “
im Jahre 2074 mehr davon zu hören sein wird. Die Frage, die darüber hinaus im Raume steht: Müssen ab jetzt ganze Teile der Geschichte um den Nibelungenschatz, den Ring, die Tarnkappe, den toten Siegfried und die Werbung um Brünhild neu geschrieben werden? Vielleicht – denn endlich, nach Jahren im Schatten der Geschichte, kommen die beiden jüngeren Geschwister Kriemhilds und Gunthers, der starke Gernot mit dem leichten Kettenhemd und der listige Giselher mit seiner feschen Frisur, zu Wort. Ihre außergewöhnlichen Taten werden zurecht in die Geschichtsbücher eingehen, und ganz nebenbei wird ihnen endlich die Frauenwelt zu Füßen ihrer Lanzen liegen. Enttarnen wir daher gemeinsam mit den beiden Schauspielern Thomas L. Dietz und Philipp Weigand im Nibelungen-Getümmel die eigentlichen Helden der Geschichte, und zeigen wir allen
» Uns ist in alten mæren wunders vil geseit von helden lobebæren, von grôzer arebeit, von fröuden, hôchgezîten, von weinen und von klagen, von küener recken strîten muget ir nu wunder hœren sagen. « Moment Mal: Ist das wirklich alles, was über die beiden Königssöhne Gernot und Giselher zu Beginn des Nibelungenliedes niedergeschrieben wurde? Leider ja! Unfassbar! Auch Friedrich Hebbel hat die beiden in seiner großen Trilogie „Die Nibelungen“, an der er sieben Jahren geschrieben hat, kaum zu Wort kommen lassen, und Richard Wagner hat sie tatsächlich in seinem legendären „Ring des Nibelungen“ komplett außen vor gelassen (vergessen?) – oder sind sie die Sänger der legendären Zeile: „Weialala leia, wallala leialala“? Das würde in diesem Kontext zu weit führen, doch renommierte Wagner-Forscher in Südostasien sind diesem Geheimnis bereits auf der Spur … Man munkelt in bestimmten Kennerkreisen, dass
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Superhelden und Drachentötern dieser Welt, dass wahres Heldentum aus einer anderen Ecke der Nebelwiese kommt. Bonusmaterial zur Nibelungensage Alle Liebhaber des Mittelhochdeutschen, der Stummfilmästhetik sowie der sehr freien musikalischen Bearbeitung von Wagnermotiven werden auf ihre Kosten kommen. Denn „Die Out-Takes“ sind liebevolle Patzer und wunderbares Bonusmaterial zur Nibelungensage, und Schlüsselmomente müssen fortan neu geschrieben werden. Es geht selbstverständlich um das Große, Absolute und Unbedingte. Was denn sonst?! Regie führt der Berliner Regisseur Eike Hannemann, der mit
»Ez wuohs in Burgonden ein vil edel magedîn, daz in allen landen niht schœners mohte sîn, Kriemhilt geheizen: si wart ein scœne wîp. dar umbe muosen degene vil verliesen den lîp.«
„Best of Nibelungen“ nach „Winnetou“ seine zweite Inszenierung am Schauspiel Nürnberg zeigen wird. Die beiden jungen Talente Ayşe Özel, sie zeichnet für das Bühnenbild verantwortlich, und Margaux Manns, sie entwarf die Kostüme, präsentieren sich mit dieser Arbeit zum ersten Mal dem Nürnberger Publikum. Und bevor Sie sich auf diese Abenteuer einlassen, vergessen Sie bitte den Drachen auf der Nebelwiese, das Flammenmeer auf Isenland, die Versteinerung der Zwerge, die von Siegfried geteilte Daunenfeder in Fritz Langs unvergesslicher Filmversion – es geht nämlich auch anders! Und es ist nicht schlimm, wenn Ihnen hier und da der Kopf schwirren sollte zwischen allen Nibelungen-Adaptionen von Richard Wagner und Friedrich Hebbel über Fritz Lang bis hin zu Loriot oder Gerhard Polt, denn unsere beiden wackeren Recken versuchen, allen gerecht zu werden. Reckenehrenwort!
Katja Prussas
Premiere
: 20. Februar 2014, 20.15 Uhr, Bluebox
Best of nibelungen
(Die out-Takes) John von Düffel
Die Abenteuer von Gernot und Giselher in drei Reinfällen Inszenierung: Eike Hannemann Bühne: Ay¸se Özel Kostüme: Margaux Manns Musikalische Betreuung: Bettina Ostermeier Dramaturgie: Katja Prussas Mit: Thomas L. Dietz (Gernot), Philipp Weigand (Giselher) Weitere Vorstellungen: 25.02.; 06., 08., 21.03.; 02., 13.04.2014
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AUF EIN GLAS SPRUDEL MIT … Louisa von Spies Louisa von Spies, Schauspielerin und Sängerin, zum Thema Musik und Rollenarbeit zu befragen – das macht Sinn. Katja Prussas sprach mit ihr über den Sound der Stadt Nürnberg, Konvention und deren Brechung.
Louisa, die Schauspielbühne ist Deine Heimat, aber einen großen Raum nimmt Deine Musik ein. Wie bewahrst Du Dir, neben der täglichen Theaterarbeit und den zahlreichen Vorstellungen, die Freiräume für Deine Musik? Louisa von Spies: Ich schaffe es nicht ansatzweise, so viel Musik zu machen, wie ich es gerne möchte. Man kann – zu meinem Bedauern – eben nicht alles gleichzeitig machen. Trotzdem ist die Musik immer präsent und manchmal nimmt sie sich einfach ihren Raum.
Seit über einem Jahr, nach Stationen in Berlin, Wien und Braunschweig, lebst Du nun in Nürnberg. Wie würdest Du den Sound der Stadt beschreiben? In meinen Ohren ist das ein einfacher, bodenständiger und ehrlicher Sound.
In „Tod eines Handlungsreisenden“ steht Familie Loman im Brennpunkt. Was fällt Dir zu „Familie“ als erste Assoziation ein? Schicksal.
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Dort spielst Du Linda, die Frau des vom Leben erschöpften Willy Loman. Sie wird mit seinem Scheitern am Leben permanent konfrontiert – wie hält sie das aus? Mit Musik. Und das war nicht mein Einfall! Ich glaube, dass Linda eine starke Frau ist, die ihre Familie mit viel Kraft und Fantasie zusammenhalten will. Auch wenn sie weiß, dass ihre Lebensrealität anders aussieht als ihre Träume.
Hast Du eigentlich den Wunsch, dass ein Regisseur Dir ganz andere Dinge abverlangt, als Du bisher zeigen konntest? Ja. (…)
Was machst Du, wenn Dir während der Probe nichts einfällt? Leiden. … Trost ist, dass es wieder vorbei geht und vor allem man darf nicht zu streng mit sich sein. Gott sei Dank bin ich besser darin geworden, solche Momente auch auszuhalten. Außerdem ist man nicht immer selber schuld, wenn etwas auf der Probe nicht funktioniert. Schließlich ist Theater Teamarbeit.
Oft wird vergessen, dass sowohl der Raum als auch die Kostüme für Schauspieler elementar sind. Ist dem so? Absolut – sehr viel wichtiger, als man denkt. Als ich neulich kurz vor Vorstellungsbeginn erfahren habe, dass meine Schuhe nicht da waren, da hatte
Auf ein glas sprudel mit ...
: Schauspiel
ich das Gefühl: „Ohne meine Schuhe kann ich das jetzt nicht spielen.“ (lacht) Jeder Raum und jedes Kostüm ist ja auch anders. So geben z. B. die Kostüme in „Der Menschenfeind“ für das Spiel sehr viel vor, mal weniger wie z. B. in „Tod eines Handlungsreisenden“. Genauso verhält es sich mit dem Bühnenraum.
Welche Rolle würdest Du gerne spielen und warum? Och, viele, sonst wäre ich ja im falschen Beruf. Aber eine Hosenrolle, d. h. eine Männerrolle, würde ich gerne mal spielen. Ich fänd‘ es sehr erholsam, einmal alles Weibliche über Bord schmeißen zu können – soweit eben möglich –, keine hohen Hacken und Kleidchen zu tragen und gedanklich einfach alle „Frauenregister“ zu löschen. Oder am besten gleich ein asexuelles Wesen. Mephisto?
Welche Dramatiker schätzt Du am meisten? Ich finde es besonders schön, wenn die Sprache ihren eigenen Duktus hat. Wie z. B. bei Schiller, Hauptmann, Schwab, Jelinek … Sie erschaffen allein durch ihre Sprache einen ganz eigenen Kosmos. Als Theatermacher ist es doch unser Potenzial, dass wir mit diesen Sprachgewalten umgehen dürfen.
„Draußen tobt der Konsens, während ich hier drinnen versuche, Tradition und Anarchie gleichermaßen aufrechtzuerhalten“ ist ein Zitat aus einem Pollesch Theaterstück. Geht es Dir ähnlich? Polleschs Gegenüberstellung von „draußen“ und „hier drinnen“ ist interessant. Die Welt da draußen, das Theater hier drinnen: Wie viel hat das eine mit dem anderen zu tun? Muss es immer einen direkten Bezug nach draußen geben? Macht das unser Theater dann größer oder kleiner in seiner Aussage? Theater hat die Aufgabe, Tradition weiterzugeben und gleichzeitig diese in Frage zu stellen, Konventionen zu durchbrechen. Das kann mitunter unbequem werden, unerfreulich, „unschön“, radikal, aber auch spannend und fordernd. Wir sind keine Hofnarren, die nur dazu da sind, den König zu bespaßen.
Louisa von Spies erhielt ihre Schauspielausbildung am Max Reinhardt Seminar in Wien. Von 2008 bis 2012 war sie am Staatstheater Braunschweig engagiert und spielte u. a. Toni in Thomas Manns „Die Buddenbrooks“, Käthchen in Kleists „Das Käthchen von Heilbronn“, Königin Elisabeth von Valois in Schillers „Don Karlos“, Polly Peachum in Brechts „Die Dreigroschenoper“ und Desdemona in Shakespeares „Othello“. Seit 2012 ist sie am Staatstheater Nürnberg und ist u. a. zu sehen in „Bürger Schippel und die Hose“, „Don Karlos“, „Der Menschenfeind“ und zur Zeit in „Tod eines Handlungsreisenden“. Sie ist zudem Singer & Songwriterin und musikalisch sehr vielseitig (Musikprojekte und Bands). Ihre Musik ist angesiedelt zwischen Pop, Soul, Chanson und Jazz mit viel Seele und Stil. Weitere Informationen und Lieder zum Anhören unter: www.louisavonspies.de
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Konzert
: 4. und 5. Philharmonisches Konzert
Klanglandschaft Mitteleuropa Werke von Antonín Dvořák, Gustav Mahler, Johannes Brahms und Paul Hindemith in den Philharmonischen Konzerten
Sinfonien, Lieder und ein sinfonisches Klavierkonzert – Die Staatsphilharmonie Nürnberg spielt im Februar und März in der Meistersingerhalle zwei Philharmonische Konzerte, die einen weiten Bogen von der Sinfonik Antonín Dvořáks über Gustav Mahlers „Lieder eines fahrenden Gesellen“, das 2. Klavierkonzert von Johannes Brahms bis hin zu der bekenntnishaften Sinfonie „Mathis der Maler“ von Paul Hindemith spannen.
DvoŘáks beliebtestes Werk Mit gleich zwei Sinfonien setzt Generalmusikdirektor Marcus Bosch die Reihe mit Sinfonien von Antonín Dvořák fort. Erneut überträgt DeutschlandRadio Kultur das Konzert, und erneut wird von dem Mitschnitt der beiden Sinfonien eine CD erscheinen (siehe Interview auf Seite 27). Vor der Pause erklingt die 1874 entstandene Vierte Sinfonie in d-Moll des böhmischen Komponisten. Das Werk entstammt der frühen, noch recht experimentellen Phase Dvořáks, in der der 33-Jährige einerseits die Musik seiner böhmischen Heimat aufgreift, sich aber andererseits vor allem im langsamen Satz mit der Musik Richard Wagners auseinandersetzt. Ganz anders die Achte Sinfonie in G-Dur, die neben der Sinfonie „Aus der neuen Welt“ Dvořáks beliebtestes Werk werden sollte. Angeblich hat die Landschaft um Dvořáks Haus in Vysoká den Komponisten zu der Sinfonie angeregt. Doch wichtiger ist, dass sich Dvořák mit diesem Werk von vielen Zwängen gelöst hat, die sein musikalisches Denken bis dahin bestimmt hatten. Die Themen sind deutlich von böhmischer Volksmusik beeinflusst, und Dvořák überlässt sich dem Musizieren mit diesem Material, ohne die Musik in das kon» Die themen sind deutlich von ventionelle Raster einer Sinfonie böhmischer Volksmusik beeinflusst. « zu zwängen. Nicht Dvořáks Freund Brahms, sondern der russische Komponist Peter Tschaikowski, den Dvořák kurz zuvor kennen gelernt hatte, stand für diesen freien, manchmal wie improvisiert klingenden Stil Pate. Weil die neue Sinfonie nach ihrer Uraufführung 1890 u. a. in Oxford bei der Verleihung der Ehrendoktorwürde an Dvořák gespielt wurde, erhielt sie bald den Beinamen „Die Englische“. Mahler-Lieder mit Jochen Kupfer Fast zur gleichen Zeit, wie Dvořáks Sinfonie entstandt, schrieb Gustav Mahler 1884-86 seine vier „Lieder eines fahrenden Gesellen“, für die er Gedichte aus der von ihm so geliebten Sammlung „Des Knaben Wunderhorn“ bearbeitete. Verlust einer
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4. und 5. Philharmonisches Konzert
: Konzert
geliebten Frau, Freude und Trost in der Natur, aber auch Verzweiflung und Selbstmordgedanken, das sind die Themen des kleinen Zyklus. Mahler schrieb die Lieder in seiner Zeit als Kapellmeister in Kassel, aber musikalisch sind sie geprägt von seiner Heimat Mähren. So finden sich viele Spuren böhmischer Musik in diesen Liedern, nicht zuletzt das Pendeln zwischen Dur und Moll, das den „böhmischen“ Ton auch in der Musik Antonín Dvořáks ausmacht. Mahler bewunderte die Musik des 19 Jahre älteren Komponisten, dessen Opern er später häufig dirigieren sollte. Jochen Kupfer, seit vielen Jahren Publikumsliebling des Staatstheater Nürnberg und als Liedund Oratoriensänger weltweit gefragt, ist der Solist der vier Lieder. Der Bariton, der sich intensiv mit der Liedkultur um 1900 beschäftigt und u. a. Aufnahmen von Liedern von Franz Schreker vorgelegt hat, ist nach seinem umjubelten „Winterreise“Abend im Opernhaus nun erneut als Liedsänger zu erleben. Schicksalsstück Nach diesen böhmisch-mährischen Klangwelten geht es im 5. Philharmonischen Konzert „Typisch Deutsch?“ zu Paul Hindemith und Johannes Brahms. Brahms' 2. Klavierkonzert ist
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verbunden ist und in dem ein Komponist ganz anders die Identität seines Heimatlandes musikalisch fassen will: Paul Hindemith, der in den 1920er Jahren als frecher Avantgardist hervorgetreten war, beschäftigte sich Anfang der 1930er Jahre mit dem Maler Mathis Grünwald, dem Schöpfer des berühmten Isenheimer Altars. Grünwald wurde Jochen Kupfer singt die zum Protagonisten der Oper „Mathis der Maler“, in „Lieder eines fahrenden Gesellen“ der Hindemith nicht zuletzt seine eigene Position als Künstler in der Gesellschaft des aufkommenden Nationalsozialismus reflektiert. Musikalisch kehrt nicht nur eines der gewichtigsten und anspruchsHindemith mit der Oper und der daraus extravollsten Solokonzerte für Klavier, es ist mit seinen hierten Sinfonie „Mathis der Maler“ zu einem neovier Sätzen beinahe eine Sinfonie für Klavier und romantischen Stil zurück, der sich bewusst in die Orchester, die für die Gattung des Klavierkonzertes deutsche Musiktradition stellt und Modelle älterer neue Dimensionen erschloss. Zusammen mit der Musik aufgreift. Dennoch: „Mathis der Maler“ Staatsphilharmonie Nürnberg stehen gleich zwei wurde zum Schicksalsstück für Hindemith. Nach der Uraufführung der Sinfonie » eines der gewichtigsten und anspruchs- durch Wilhelm Furtwängler 1934 fiel der Komponist bei den natiovollsten solokonzerte für klavier « nalsozialistischen Machthabern in Ungnade – obwohl die Sinfonie so gar nichts mit seinem früheren avantgardistischen Pianisten auf der Bühne: Nicolas Angelich spielt Stil zu tun hatte. Vielmehr ist die bekenntnishafte den Solopart, Florian Krumpöck, selbst ein renommierter Pianist und Generalmusikdirekor der NordSinfonie, die mit ihren drei Sätzen das Triptychon deutschen Philharmonie in Rostock, dirigiert. Nach des Isenheimer Altars klingend abbildet, ein Werk der Pause erklingt dann ein sinfonisches Werk, das von geradezu klassischer Schönheit und Klarheit. auf verschiedene Weise mit deutscher Geschichte
Kai Weßler
14. Februar 2014, 20.00 Uhr, Meistersingerhalle
14. März 2014, 20.00 Uhr, Meistersingerhalle
Fahrende Gesellen
Typisch deutsch?
Antonín Dvoˇrák
Johannes Brahms
SINFONIE NR. 4 D-MOLL OP. 13 SINFONIE NR. 8 G-DUR OP. 88
Paul Hindemith
Gustav Mahler
SINFONIE „MATHIS DER MALER“
4. Philharmonisches Konzert
LIEDER EINES FAHRENDEN GESELLEN Solist: Jochen Kupfer, Bariton Musikalische Leitung: Marcus Bosch
5. Philharmonisches Konzert
KLAVIERKONZERT NR. 2 B-DUR OP. 83
Solist: Nicholas Angelich Musikalische Leitung: Florian Krumpöck
Staatsphilharmonie Nürnberg
Staatsphilharmonie Nürnberg Live-Übertragung auf Eine CD erscheint bei Coviello Classics. Konzertführer live, jeweils um 19.15 Uhr
Anschließend: Philharmonische Lounge Lassen Sie den Konzertabend in der Lounge im Foyer bei einer „inoffiziellen“ musikalischen Zugabe und Gesprächen mit dem Dirigenten, den Solisten und Musikern ausklingen. 26
Interview
: Konzert
„Wir bauen einen akustischen Raum, der besser klingt als der originale Saal“ Im Gespräch: Olaf Mielke, Tonmeister
Olaf Mielke betreut als Tonmeister die Gesamtaufnahme der Sinfonien von Antonín Dvořák, die die Staatsphilharmonie Nürnberg mit ihrem Generalmusikdirektor Marcus Bosch seit zwei Jahren einspielt. Mielke gründete im Jahr 2000 zusammen mit Moritz Bergfeld das Label Coviello Classics, das heute zu den profiliertesten unabhängigen Produzenten klassischer Musik gehört.
Dirigent ab und wir besprechen das. Wie unterscheiden sich die Höreindrücke der Aufnahme vom Klang im Konzert? Was hat sich der Dirigent anders vorgestellt? Danach korrigieren wir, und daraus entsteht die endgültige Klangmischung.
Im Februar entsteht die dritte Dvoˇrák-CD mit der Staatsphilharmonie Nürnberg. Seit wann arbeiten Sie mit Marcus Bosch und dem Orchester zusammen?
Unsere Philosophie ist natürlich, soviel wie möglich vom Originalklang des Konzertsaals zu reproduzieren. Wir versuchen, umzusetzen, was Marcus Bosch in seinen Interpretationen hervorheben will. Für die Dvořák-Sinfonien heißt das vor allem, dass man den transparenten Orchesterklang, an dem er mit der Staatsphilharmonie arbeitet, am Ende auch hören kann. Aber der Dirigent muss den Klang erreichen, der für den Konzertsaal optimal ist, und das ist etwas anderes als der Klang für eine Aufnahme, noch dazu, wenn es wie bei uns um einen Super-Audio-Surround-Klang geht.
OLAF MIELKE: Die Zusammenarbeit mit Marcus Bosch reicht weit zurück: Wir haben uns vor mehr als 10 Jahren in Darmstadt kennengelernt, wo er die Philharmonie Merzig dirigiert hat. In seiner Zeit in Aachen haben wir dann u. a. alle BrucknerSinfonien zusammen eingespielt, aber auch andere Projekte z. B. mit dem WDR Rundfunkorchester veröffentlicht. Seit zwei Jahren arbeiten wir in Nürnberg zusammen und haben neben den beiden Dvořák-CDs mit dem Staatstheater die DVD von „Die Meistersinger von Nürnberg“ und die Kinoübertragung von „Tristan und Isolde“ realisiert.
Wie laufen die Aufnahmen in der Meistersingerhalle ab? Wie viele Leute sind von Ihrer Seite beteiligt? Wir sind ein kleines Team: Ich als Tonmeister, dann ein Toningenieur und ein Techniker. Die Aufnahmen entstehen als erweiterter Live-Mitschnitt in einem sehr engen Zeitplan: Wir nehmen ein oder zwei Proben auf, dann die Generalprobe und das Konzert. Am Morgen danach gibt es noch einen Termin, wo wir Korrekturen aufnehmen können.
Wie sieht die Arbeit nach den eigentlichen Aufnahmen aus? Nach dem Konzert korrigieren wir zunächst Ungenauigkeiten, die im Konzert passiert sind, indem wir schneiden und Aufnahmen von den Proben benutzen. Dabei müssen wir schon den Klang anpassen, denn ein voller Saal klingt anders als ein leerer Saal. Diese grobe Mischung hört der
Das heißt, der Orchesterklang auf der CD wird eigentlich erst durch den Tonmeister geschaffen. Kann man das so sagen?
Welche Rolle spielt die Akustik der Meistersingerhalle dabei? Die Akustik der Meistersingerhalle ist aufnahmetechnisch eine echte Herausforderung: Der Saal hat viele störende Schallreflexikonen, die den Schall ausgerechnet dahin zurücklenken, wo wir unsere Mikrophone aufbauen müssen. Wir müssen also von vornherein anders mikrofonieren als in einem idealen Konzertsaal und müssen dann den Klang sensibel mischen. Tatsächlich „bauen“ wir mit den Mitteln der Tontechnik akustisch einen neuen, verbesserten Raum, der dann auf der Aufnahme zu hören sein wird. Dafür kaschieren wir störende Reflexionen, Huster und andere Nebengeräusche und erzeugen mit digitalen Hallgeräten künstlich Obertöne, Klangfarben und Nachhall. Die Basis ist natürlich immer der Klang des Orchesters, aber wir setzen das Orchester in einen neuen, akustischen Konzertsaal, der „schöner“ ist als der Originalraum.
Das Gespräch führte Kai Weßler
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Ballett
: Duato / Montero: Melancholia
In Tränen gebadet Der zweiteilige Ballettabend „Melancholia“ bringt ein Wiedersehen mit Nacho Duato
Melancholie bestimmt die nächste Ballettpremiere mit Werken von Nacho Duato und Goyo Montero. Den Anfang macht Nacho Duato mit seinem gefeierten Stück „Por Vos Muero“. 2011 gelang es Goyo Montero erstmals, seinen spanischen Landsmann Nacho Duato nach Nürnberg einzuladen. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Choreograph, nachdem er bereits der Compañía Nacional de Danza in Madrid zu Erfolg verholfen hatte, die Leitung des Michailowski-Balletts in Sankt Petersburg inne. Schon damals genoss der Künstler dank seines fließenden Bewegungsstils und seiner oftmals lyrischen, emotionalen Ballette großes internationales Ansehen.
Text und Tanz verbinden sich so zu einem faszinierenden Gesamteindruck. Die eingesprochenen Texte stammen dabei aus der Feder des bedeutendsten Schriftstellers jener Zeit: Garcilaso de la Vega. Als Sohn des Marquis von Santillana wurde dieser 1501 in Toledo geboren und trat 1520 als Feldherr in die Dienste von Kaiser Karl V. Er interessierte sich stark für das literarische Leben seiner Zeit und unterhielt Freundschaften mit Dichtern wie Bernardo Tasso. Einen Namen machte er sich insbesondere als Verfasser von Sonetten und Elegien. In „Por Vos Muero“ bilden Gar» I am continously bathed in tears cilaso de la Vegas Verse zur Always breaking the air with sighs. « Musik von Jordi Savall ein tänzerisches Feuerwerk der KonTänzerisches Feuerwerk der Kontraste traste: zwischen höfischer Etikette und jugendlichem Übermut, Musik weltlichen wie geistlichen Dieses dürfte sich mittlerweile noch deutlich vermehrt haben, denn als Nachfolger von VlaGepräges, zwischen Licht und Dunkel. Nacho Duato dimir Malakhov wird Nacho Duato im August 2014 findet darin zu einer modernen Bewegungssprache, Intendant des Staatsballetts Berlin. die Elemente aus klassischem Ballett und zeitgeMit der neuerlichen Einladung Nacho Duatos nössischem Tanz miteinander harmonisch vernach Nürnberg möchte Ballettdirektor Goyo schmelzen lässt. Montero dem Publikum die Gelegenheit bieten, sich Das 1996 für das Spanische Nationalballett intensiver mit dem Œuvre dieses Choreographen in Madrid kreierte Stück befindet sich ausschließlich auseinanderzusetzen. Während seine 2011 vorim Repertoire renommierter Compagnien wie dem gestellte Choreographie „Duende“ zur Musik von Royal Ballet (London), dem Stanislawsky Ballett Claude Debussy als Stück reinen Tanzes gelten (Moskau), dem Königlich Schwedischen Ballett kann, pur, auf klaren Linien und Symmetrie aufbauend, »For you I was born, for you I am alive ist „Por Vos Muero“ („Für Euch werde ich sterben“) For you I have to die, and for you I die. « von der spanischen Musik und Lyrik des 15. und 16. (Stockholm), dem Ballett der Oper Nizza, dem Jahrhunderts inspiriert. In „Por Vos Muero“ nimmt Ballet du Rhin (Moulhouse), Introdans (Arnhem), Nacho Duato zwar Anleihen bei der RenaissanceKunst, verleiht dem Ganzen aber mit irdisch anmudem Australian Ballet (Melbourne), dem National tenden Bewegungen, die gleichzeitig flüchtig und Ballet Tokyo u. a. ätherisch sind, eine sehr zeitgenössische Wendung.
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Vertrauensbeweis Es darf als großer Vertrauensbeweis betrachtet werden, dass Nacho Duato nun erneut der verhältnismäßig kleinen und jungen Nürnberger Compagnie eine weitere Arbeit überlässt, die zu den reifen Werken seines Œuvres zählt. Zu Duato gesellt sich in dem zweiteiligen Ballettabend Goyo Montero mit seiner Neukreation „Black Bile“. Auch sein Stück ist inspiriert von Renaissance-Klängen, in seinem Fall von der Musik des elisabethanischen Komponisten John Dowland – zu Goyo Monteros Neuschöpfung an anderer Stelle mehr …
Dorothea Mosl
Premiere
: 26. April 2014, 19.30 Uhr, Opernhaus
Duato / Montero: Melancholia Choreographien von Nacho Duato und Goyo Montero (UA) Musik von Jordi Savall und John Dowland Choreographie und Inszenierung: Nacho Duato, Goyo Montero Bühne: Nacho Duato, Goyo Montero, Eva Adler Kostüme: Nacho Duato, Goyo Montero, Angelo Alberto Lichtdesign: Nicolás
Fischtel, Olaf Lundt, Goyo Montero Mit: S. Antoine, A. Baigorri, J. Cortés, S. Elliott, E. Fabrizi, M. González, S. Kado, H. Lagerway, M. Miguélez, M. Sánchez, N. Sasaki, C. Tuncdoruk, J. Zabala; O. Alonso, C. Lázaro, M. Levy, H. Seki, M. Sutherland, L. Tena, C. Teutscher, M. Toro, S. van Heddegem, S. Vega, M., Zachrisson
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Ballett aktuell Duato / Montero: Melancholia Einführungssoirée mit dem Leitungsteam und anschließendem Probenbesuch am 03. April 2014, 19.30 Uhr, Opernhaus Weitere Vorstellungen: 03., 16., 22., 24.05.; 01., 14., 20., 28.06.2014
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Vertrautheit und harmonie im ballettstudio Iván Gil-ortega ist choreographischer assistent bei der wiederaufnahme von „romeo und julia“ Im Februar 2009 feierten die Nürnberger Nachrichten die Ballett-Premiere von „Romeo und Julia“ mit den Worten „Umjubelte Rückkehr des Handlungsballetts im Opernhaus. […] Zwei Premieren, zwei riesige Publikumserfolge: Ballettdirektor Goyo Montero nimmt Nürnberg im Sturm.“. Seitdem hat Goyo Montero insgesamt acht abendfüllende Choreographien eigens für die Nürnberger Compagnie kreiert. Nach fünf Jahren erlebt „Romeo und Julia“, seinerzeit das erste Ballett Monteros für die junge Compagnie, seine Wiederaufnahme am 27. Februar. Ein bewährtes Team Von einer kleinen Empore aus kann man das Ballettstudio überblicken. Im Studio herrscht hohe Konzentration, denn nach der erfolgreichen Premiere des Handlungsballetts „Cinderella“ arbeitet die Compagnie um Goyo Montero bereits wieder an der nächsten Einstudierung. Die Proben zu „Romeo und Julia“ mit der Musik von Sergej Prokofjew laufen auf Hochtouren. Zwischen den Tänzern bewegt sich Goyo Montero, zeigt choreographische Elemente, vermittelt das Gefühl für die Bewegungen und die Musik, erläutert dramaturgische Hintergründe sowie Gefühle und Geschehnisse
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der Szenerie. Ihm zur Seite steht diesmal nicht nur sein Ballettmeister Didier Chape, sondern als choreographischer Assistent auch Iván Gil-Ortega. Die beiden Künstler verbindet eine jahrelange Zusammenarbeit – so wirkte Iván Gil-Ortega 2003 als Solist in Goyo Monteros Choreographie „Vasos Comunicantes“ mit und übernahm darüber hinaus sowohl bei der Uraufführung in Valencia als auch in Nürnberg die Rolle des Prinzen in Monteros „Dornröschen“. Schon damals als Tänzer, so erzählt Gil-Ortega, habe er bei Goyo Assistenz-Aufgaben übernommen. Auch nach seiner solistischen Arbeit blieb er im engen Kontakt mit dem Ballettchef und der Compagnie des Staatstheater Nürnberg. Im vergangenen Jahr studierte er die Choreographie zu „Romeo und Julia“, ebenfalls in der Funktion des choreographischen Assistenten, an der Seite von Montero mit der Compañia Nacional de Danza am Teatro Real Madrid ein. Nun ist er zurück in Nürnberg und erarbeitet „Romeo und Julia“ mit den Tänzern. Hand in Hand „Durch die lange Vorbereitung auf das Projekt, unsere Freundschaft und da wir uns sehr gut kennen, geht die Zusammenarbeit Hand in
Romeo und julia
: Ballett
Hand“, beschreibt Iván Gil-Ortega das HeranVerfeinerungen der Bewegungen sowie choreogragehen an die gemeinsame Arbeit. Beobachtet phischen Abläufe heraus. Bereits in Madrid wurde man die Vorgehensweise im Training, wird die nach detailliert an den Präzisierungen gearbeitet. Mit den all den Jahren entstandene Vertrautheit deutTänzern des Staatstheater Nürnberg gestaltet sich lich. Während sich Montero auf die Solisten kondie Einstudierung nun wieder neu und anders. Mit zentriert, unterstützt ihn Gil-Ortega gleichzeitig einer Compagnie, die das Material und das Arbeiten durch die Vorbereitung der von Goyo Montero so viele Szenen des Ballettkorps. Er Jahre lang verinnerlicht » Die nach all den hilft dabei, Bewegungen hat, verläuft dieses in einer umzusetzen, und vermitschnelleren und intensijahren entstandene veren Zeitspanne, als mit telt den Tänzern die jeweivertrautheit wird fremden Tänzern wie in lige Intention Monteros. Die Absprache zwischen Madrid. deutlich « ihnen funktioniert bereits Das Publikum kann sich also auf eine sehr eindrücklich erzählte und ohne „das gesprochene Wort“. So entsteht im Baltänzerisch klar umgesetzte Geschichte des wohl lettstudio eine große Harmonie im Arbeiten und berühmtesten Liebespaares der Weltliteratur aus den parallel zueinander einstudierten Szenerien freuen, die zwischenzeitlich auch international fügt sich das Gesamtbild der „Romeo und Julia“ihren Siegeszug antrat: 2013 wurde Monteros Choreographie als Einheit zusammen. „Romeo und Julia“ von den Tanzmagazinen „Dance for you“ und „Dance Europe“ als beste moderne Das Stück neu erleben Choreographie bzw. als beste Wiederaufnahme Doch das Publikum wird, obwohl es sich um dieselbe Choreographie wie vor fünf Jahren nominiert. Lena Normann handelt, das Stück wie neu erleben. Denn mit der Entwicklung der Compagnie bilden sich beim Choreographen auch klarere Vorstellungen und
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Ballett
: Romeo und Julia
Iván Gil-Ortega
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Wiederaufnahme 27. Februar 2014, 20.00 Uhr, Opernhaus
Romeo und julia Ballett von Goyo Montero Musik von Sergej Prokofjew Musikalische Leitung: Guido Johannes Rumstadt Choreographie und Inszenierung: Goyo Montero Bühne und Kostüme:
Verena Hemmerlein, Goyo Montero Lichtdesign: Olaf Lundt, Goyo Montero Dramaturgie: Johann Casimir Eule Mit: A. Alvarez, S. Antoine, A. Baigorri, H. Balla,
J. Cortés, S. Elliott, E. Fabrizi, H. Lagerway, S. Kado, M. Miguélez, M. Sánchez, N. Sasaki, S. Schoch, C. Tuncdoruk; O. Alonso, J. Hurtado, C. Lázaro, M. Levy, M. Russo, H. Seki, M. Sutherland, L. Tena, C. Teutscher, M. Toro, S. van Heddegem, S. Vega, M. Zachrisson Es spielt die Staatsphilharmonie Nürnberg Weitere Vorstellungen: 01., 07., 09., 15., 20., 22., 28.03.; 04.04.2014
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Der gebürtige Spanier erhielt seine Ausbildung an den Ballettschulen „Joan Magrinyá“ und „Gran Teatre del Liceu“ in Barcelona sowie bei Carmen Roche in Madrid. 1995 und 1996 war er Mitglied des Stuttgarter Balletts und tanzte u. a. Solopartien in Marcia Haydées „Dornröschen“ und John Crankos „Onegin“. 1996 wechselte er an die Deutsche Oper, Berlin. Als Solist wirkte er dort u. a. in Choreographien von William Forsythe, Jiří Kylián, Hans van Manen, Maurice Béjart und John Neumeier mit. 1997 kehrte er zum Stuttgarter Ballett zurück, wo er bis 2001 als Solist und von 2001 bis 2003 als Erster Solist engagiert war. Iván Gil-Ortega begeisterte das Publikum als Interpret zahlreicher Hauptrollen in großen Handlungsballetten: u. a. in den Titelpartien von „Schwanensee“, „Romeo und Julia“, John Crankos „Eugen Onegin“ und in John Neumeiers „Endstation Sehnsucht“. Viele renommierte Choreographen kreierten eigens für Iván Gil-Ortega Solopartien, darunter Christian Spuck, Kevin O’Day, Mauro Bigonzetti und Douglas Lee. Im Jahr 2007 wechselte der Tänzer zu Het National Ballet nach Amsterdam, wo er als Erster Solist u. a. in Werken von Hans van Manen, Nicolo Fonte und William Forsythe mitwirkte. Seit Oktober 2008 ist er als freiberuflicher Tänzer tätig und tritt weltweit als Gastsolist mit zahlreichen international renommierten Compagnien auf. Mit Goyo Montero verbindet Iván Gil-Ortega eine langjährige Zusammenarbeit.
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: Ring.Tanz
Wagner live in Gibitzenhof Das Hochschulorchester vor seinem ersten Auftritt mit der Ring-Musik
Seit Oktober proben die Schülerinnen und Beeindruckt vom vielbeachteten Berliner Projekt Schüler der Friedrich-Wilhelm-Herschel-Schule „Rhythm Is It!“ (Simon Rattle und Royston Maldoon) und die Gemeindemitglieder von St. Ludwig und überlegte er, wie sich so ein Projekt in Nürnberg St. Markus mit Rainer Kotzian an der choreograumsetzen lassen könnte und wie die jungen Musiphischen Umsetzung von Richard Wagners „Ring“kerinnen und Musiker seines Hochschulorchesters Themen. Während der große Auftritt der Tänzer von so einer Projektarbeit profitieren könnten. Der mit dem Premierentermin Ausgangspunkt: Vertreter der Hochkultur (in diesem am 16. Juli noch in weiter Ferne liegt, steht der erste Fall Studierende der Musikgroße Auftritt des Hoch» Kluft zwischen kunst hochschule) gehen auf schulorchesters mit den Jugendliche zu, für die die und pädagogik« Auszügen aus Richard Musik Mozarts, Beethovens Wagners „Der Ring des oder Wagners nicht zur Nibelungen“ unmittelbar Kultur ihres Alltags gehört. bevor. Bereits am 13. Februar gibt das Orchester Die Studierenden vermitteln also den Inhalt ihres unter der Leitung von Guido Johannes Rumstadt in (Arbeits-)Lebens – doch ist das schon alles? Ein der Friedrich-Wilhelm-Herschel-Schule sein erstes Erfahrungstransfer findet auch in die andere Richtung statt, denn die Schüler vermitteln umgekehrt Konzert mit eben dieser „Ring“-Musik. auch Eindrücke aus einer Welt, die nach Abschluss des Hochschulstudiums Arbeitsalltag für die jungen Erfahrungstransfer Er hat das Ring.Tanz-Projekt auf den Weg Musiker werden wird, als Lehrer in Schulen, Musikgebracht, Guido Johannes Rumstadt, 1. Kapellschulen, Chorleiter oder ähnliches Erfahrungsgemäß finden die wenigsten Studierenden nach meister der Oper am Staatstheater, Professor für Dirigieren und Leiter des Hochschulorchesters. dem Abschluss ein Engagement in einem Orchester.
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Ring.tanz
: u18 plus
Guido Johannes Rumstadt Seit der Spielzeit 2007/2008 ist Guido Johannes Rumstadt am Staatstheater Nürnberg als 1. Kapellmeister engagiert und leitete hier Produktionen wie „Eugen Onegin“, „Benvenuto Cellini“, „Moses und Pharao“, „Wilhelm Tell“ sowie Verdis „Aida“, „Macbeth“, „Il trovatore“ und „Othello“. Im Herbst 2009 wurde er außerdem zum Professor für Orchester und Dirigieren an die Hochschule für Musik Nürnberg berufen. Guido Johannes Rumstadt stammt aus Heidelberg und studierte Dirigieren in Karlsruhe, Hamburg und Salzburg. U.a. war er als 1. Kapellmeister am Staatstheater Wiesbaden und an die Frankfurter Oper engagiert und gastierte an zahlreichen Opernhäusern, wie der English National Opera, der New York City Opera, der Deutschen Oper Berlin, der Oper Köln und dem Théâtre La Monnaie, Brüssel. 1998 bis 2004 war Guido Johannes Rumstadt Generalmusikdirektor am Theater Regensburg. 1983 gründete er die Schlossfestspiele Zwingenberg, denen er bis 2001 als Künstlerischer Leiter verbunden war.
sogenannte Orchesterpaten in Schulen unterwegs sind. Eine ganze Woche lang werden Studierende mit Harfe, Horn, Violine und Schlagwerk von einem Klassenzimmer zum nächsten pilgern, um jeweils ihr Instrument vorzustellen. Das Konzert in der Schule Gleichzeitig beginnen Anfang Februar die Orchesterproben. Einen „Ring ohne Worte“ hat Guido Johannes Rumstadt zusammengestellt, nur Orchesterstücke ohne Gesangspartien. Auf gut eine Stunde Dauer kommt dieses Programm, in dem selbstverständlich so prominente Ring-Teile wie der „Einzug nach Walhall“, der „Feuerzauber“ und der „Walkürenritt“ enthalten sind. „Ring.Tanz“ ist eines von insgesamt drei Orchesterprojekten, die das Hochschulorchester pro Jahr herausbringt und zweifellos das spektakulärste in diesem Schuljahr. Bei der Generalprobe für das Konzert (bei dem außerdem Aribert Reimanns Schumann-Fragmente und Carl Nielsens Flötenkonzert gespielt werden) sind zum ersten Mal die Schülerinnen und Schüler des Tanzprojekts dabei und können unmittelbar erleben, wie 70 Musiker die Noten Richard Wagners zum Leben erwecken.
Verena Kögler „Ring.Tanz“ soll die Kluft zwischen Kunst und Pädagogik überbrücken, den Studierenden die Möglichkeiten einer künftigen Arbeitswelt zeigen, während sie gemeinsam mit den Südstädtern ein großes Tanzprojekt auf die Beine stellen. Orchesterpaten Für viele Kinder kommt Musik aus dem Radio, dem CD- oder mp3-Player; wie sie da hinein gekommen ist, bleibt lange ein Rätsel. Daher ist die erste Begegnung mit einem Live-Orchester stets ein echtes „Aha-Erlebnis“. Und damit die Schülerinnen und Schüler der Friedrich-Wilhelm-Herschel-Schule von der Orchesterfülle nicht überfordert werden, stellen zuerst Musiker des Hochschulorchesters ihre Instrumente einzeln in den Schulklassen vor. Wie sie dabei am geschicktesten auf die Kinder und Jugendlichen zugehen, dafür holten sich die jungen Musiker Rat bei Kollegen der Staatsphilharmonie Nürnberg, die ebenfalls regelmäßig mit ihren Instrumenten als
Hochschulkonzert Aribert Reimann Sieben Fragmente in Memoriam Robert Schumann Carl Nielsen Konzert für Flöte und Orchester Richard Wagner Auszüge aus „Der Ring des Nibelungen“ Solistin: Eva Vennekens, Flöte Musikalische Leitung: Guido Johannes Rumstadt Sinfonieorchester der Hochschule für Musik Nürnberg Konzertwiederholung am 14. Februar in Pegnitz Karten für das Hochschulkonzert am 13. Februar in der Friedrich-Wilhelm-Herschel-Schule erhalten Sie über die Hochschule für Musik Nürnberg, Tel. 0911/2318445; Eintritt: 10 €, erm. 5 € für Schüler und Studierende 35
u18 plus
: Mädchen sind doofe gespenster
SUCHE NACH DEM NOTAUSGANG URAUFFÜHRUNG VON MARCO STEEGERS „MÄDCHEN SIND DOOFE GESPENSTER“ IN DER BLUEBOX
„Wir kriegen das hin, ich hab da schon ’ne Idee“, platzt es aus Ayşe Özel heraus. Sie meint das Bühnenbild zu „Mädchen sind doofe Gespenster“ – ein Stück aus der Feder von Schauspieler und Ensemblemitglied Marco Steeger. Im März wird es am Staatstheater Nürnberg uraufgeführt. Steeger ist dabei nicht nur Autor, er wird auch inszenieren. Aber zum Gespräch heute ist er nicht allein gekommen. Mit am Tisch sitzen Regieassistentin Marie, Darstellerin Lara und eben Problemlöserin und Bühnenbildnerin Ayşe. Schnell ist klar: Das Projekt gehört allen gleichermaßen. „Ich genieße es sehr, Verantwortung abzugeben“, gibt Steeger entspannt zu. EIN STÜCK FÜR MENSCHEN OHNE ALTER Geschrieben hat er das Stück aber erst mal alleine, vor zwei Jahren schon. Ein richtiges Kinderstück sollte es werden, doch daraus wurde nichts. „Mir fehlt die absolut kindliche Fantasie“, räumt Steeger ein. Stücke für die ganz junge Zielgruppe empfindet er meist als zu einseitig, zu wenig
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komplex. Ihnen fehle der doppelte Boden. So wird aus dem geplanten Kinderstück ein „Stück für Menschen ohne Alter“. Ein „modernes Märchen“, wie er selbst sagt, das sich an Kinder und Erwachsene gleichermaßen richtet, sie im besten Falle aber auf ganz unterschiedliche Weise berührt. In „Mädchen sind doofe Gespenster“ geht es um Wendelin, hinter dessen zunächst sehr kindlich anmutender Angst vor Gespenstern im Laufe der Handlung eine viel tiefergehende offenbar wird: die Angst vorm Alleinsein, vor Veränderung, vorm Loslassen und Losgelassen werden – die Angst vorm Leben selbst. Doch es geht genauso um die „Notausgänge“ im Leben, die einen von der Angst befreien können. Dumm nur, dass man diese meistens nicht als solche erkennt. In Steegers Stück ist es das neue Nachbarsmädchen Camilla, das Wendelin den Notausgang zeigt und ihm hilft, ein bisschen erwachsener zu werden. Doch auch als Erwachsener hat man natürlich noch Angst, man versteckt sie vielleicht nur besser. Die Figur des „stummen Mädchens“ ist
Mädchen sind doofe gespenster
Wendelins personifizierte Angst. Sie spricht die Gefühle aus, die dieser selbst nicht aussprechen, nicht einmal haben will. Die anderen können – oder wollen – das stumme Mädchen nicht hören, doch es sendet seine eigenen Zeichen, um sich bemerkbar zu machen, lässt Gesichter erröten, Angstschweiß ausbrechen. Es ist Wendelins treue Begleiterin, immer an seiner Seite. Die eigene Angst als etwas Positives anzunehmen, als etwas, das einfach zu einem gehört, darum geht es.
: u18 plus
machen, gleichzeitig aber auch Konstanten setzen, die sich durch die gesamte Inszenierung ziehen und eine Ahnung vermitteln, wie die Geschichte ausgehen könnte. Die Verantwortung abzugeben scheint Marco Steeger tatsächlich zu genießen. In der Zusammenarbeit kann er sein Stück gleichermaßen ausprobieren und auf die Probe stellen und ist dabei überrascht, wie viel Abstand er zu seinem Text gewinnen kann. So wurde einiges gestrichen, aber es kam auch viel Neues dazu. Die Rolle des „stummen Mädchens“ beispielsweise, die er Darstellerin Tabea quasi auf den Leib schrieb, weil er gern eine zweite, psychologischere Ebene in sein Stück einbauen wollte – und weil Tabea einfach gern dabei sein wollte.
EXPERIMENTIERFELD FÜR ALLE Das Ganze dann selbst auf der Bühne umzusetzen, war dabei nicht unbedingt Steegers erster Impuls. Eigentlich wollte er nur schreiben. Dass es dann doch dazu kam, ist Mitgliedern des StaatstheaterJugendclubs zu verdanken. NEUGIERDE » Modernes märchen ABSOLUTE In der letzten Spielzeit reaEin zweites Standlisierten Marie, Lara, Andre bein solle das Schreiben nicht über die angst alias Wendelin, sowie Esther, werden, nein. Seine „absovorm leben « die Wendelins Mutter spielt, lute Neugierde“ sei es, die ihn zusammen mit Steeger die antreibe, ob als Autor, SchauProduktion „Hexxenkessel“. spieler oder Regisseur. Und Alle verstanden sich so gut, seine Leidenschaft für das dass die Idee entstand, ein weiteres Projekt Theater für und mit Jugendlichen natürlich. Das zusammen auf die Beine zu stellen. Doch Marie 2008 entstandene „Zwischen den Sekunden“ war und Lara standen kurz vorm Abitur, ihre Tage ein erster Versuch, ein Theaterstück für Jugendliche beim Jugendclub waren eigentlich gezählt. Steeger zu schreiben. Der Versuch wurde zum Erfolg: Steeschlug trotzdem vor, zusammen „Mädchen sind gers Inszenierung von „Zwischen den Sekunden“ doofe Gespenster“ zu machen. Sein Stück öffnet war beim Bundestreffen deutscher Jugendclubs zu ein Experimentierfeld, auf dem sich alle gerne ausGast; das Stück ist mittlerweile im Deutschen Thetoben. Bühnenbildnerin Ayşe Özel, die sonst als Ausaterverlag erschienen und wurde mehrfach nachinszeniert. stattungsassistentin eher die Ideen anderer realisiert, kann nun selbst entscheiden, nach Lösungen „Jeder hat seine eigenen Gespenster“, sagt suchen und eigene Ideen umsetzen. Mit SchwarzMarco Steeger am Ende unseres Gesprächs noch. licht will sie arbeiten, experimentiert gerade „Es kommt nur darauf an, ob man sie sieht oder mit Farben, die direkt auf die Haut aufgetragen nicht.“ Diese Inszenierung macht sie in jedem Fall werden. Kostümbildnerin Maria Ehmann will das sichtbar. Erwachsenwerden der Figuren im Kostüm sichtbar Nora Vogt
Premiere
: 15. März 2014, 20.15 Uhr, Bluebox
Mädchen sind doofe gespenster Marco Steeger Inszenierung: Marco Steeger Bühne: Ay¸se Özel Kostüme: Maria Ehmann Assistenz: Marie-Therese Kopp Mit: Andre Nüsslein (Wendelin), Esther Aust (seine junge Mutter), Lara Feith (Camilla),
Tabea Zeltner (das stumme Mädchen) Weitere Vorstellungen: 16.03. (16.00 Uhr); 09.04.2014
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U18 plus
: Laboratorium Musicale
Lust auf „mehr“ Musikschule Nürnberg zu Gast im Opernhaus beim Kinderkonzert „Laboratorium musicale“
Die ganze Vielfalt der musikalischen Bildung in Nürnberg können Interessierte beim „Laboratorium musicale“-Konzert im Opernhaus entdecken. Dieses Kinderkonzert der besonderen Art wird von den Kindern und Jugendlichen der Städtischen Musikschule gestaltet, die auf der großen Bühne im Opernhaus ihr Können zeigen und zum Mit-Musizieren anregen. Musikschulleiter Rudolf Wundling zeigt mit seinen Solisten und Ensembles, dass auch die Welt der Musikschule einem stetigen Wandel unterworfen ist. Die Zeiten, in denen Kinder zuerst mit der „klassischen“ Blockflöte in die Welt der Musik einstiegen, um später auf andere Instrumente umzuschwenken, sind längst vorbei. Rudolf Wundling weiß: „Vielmehr gibt es heute auch erschwingliche Einsteiger-Trompeten oder -Celli oder Leihinstrumente der Musikschule, so dass auch jüngere
Kinder bereits mit diesen Instrumenten erste musikalische Erfahrungen machen können.“ Beim „Laboratorium musicale“ hören nun Eltern, Kinder und Jugendliche die Bläserklassen, Streichtrios und Gesangsbeiträge des ausgezeichneten Jugendchores sowie Solo-Vorträge junger Musiker, die bei „Jugend musiziert“ bereits vielfach Erfolge gefeiert haben. Die temporeiche Show soll Lust auf „mehr“ machen: Mehr Musikhören und vor allem mehr Musikmachen. Angesteckt von der Spielfreude der Musikschüler finden vielleicht auch einige Zuhörer ein Instrument, das sie künftig näher entdecken wollen. Schließlich können im Foyer des Opernhauses im Anschluss an die Vorträge viele Instrumente gleich einmal ausprobiert werden. Zudem informieren Schüler und Lehrer der Musikschule über den Unterricht und das Profil der Schule.
16. März 2014, 11.00 Uhr, Opernhaus
Laboratorium musicale Ein Kinderkonzert von Kindern und Jugendlichen für die ganze Familie In Zusammenarbeit mit der Musikschule Nürnberg
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Marina Pilhofer
Lustspiel in drei Akten
CD PRÄSENTATION
Schlager, Spaß und gute Laune!
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Opernball
: erwin schrott
Stargast des Opernballs: Erwin Schrott Der Opernstar bittet zum Tanz
Am 20. September ist es wieder so weit: Alles dreht sich am Richard-Wagner-Platz im Wiener Walzer-Taumel, alles dreht sich aber auch um den Stargast des Opernballs 2014, um den Weltstar Erwin Schrott, der auf den größten und renommiertesten Opernbühnen der Welt zuhause ist. Als Interpret der populären Mozart-Partien wie Don Giovanni, Leporello und Figaro gehört er zu den gefragtesten Opernsängern unserer Tage und ist regelmäßiger Gast u. a. an der Metropolitan Opera in New York, an der Wiener Staatsoper, der Mailänder Scala oder dem Royal Opera House Covent Garden in London. Beim 13. Nürnberger Opernball wird Erwin Schrott jedoch vor allem Auszüge aus seinem leidenschaftlichen Tango-Programm „Rojotango“ präsentieren, dessen Album mit dem Echo-Klassik geehrt wurde und mit dem er in zahlreichen ausverkauften Konzerthäusern sein Publikum verzauberte. Sexiest Baritone alive Von der Regenbogenpresse mit Etiketten wie „sexiest baritone alive“, „Charmeur von entwaffnender Virilität“ oder als „Sonnyboy, der das Publikum im Sturm erobert“ gefeiert, gilt Erwin Schrott als herausragender Sängerdarsteller seines Fachs. Gerade die Verbindung seiner kraftvollen, erstklassig geschulten Stimme macht den Bariton für viele Rollen des klassischen Opernrepertoires zum idealen Protagonisten, ob als Frauenverführer, als Schürzenjäger Graf Almaviva oder Stierkämpfer Escamillo. Mit dem 1. Preis bei Plácido Domingos „Operalia“-Gesangswettbewerb ausgezeichnet, begann für den jungen Sänger 1998 eine fulminante internationale Karriere. Seitdem hat er viele große
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erwin schrott
: Opernball
» Das lateinamerikanische feuer, von dem man sich gerne anstecken lässt «
künstlerische Triumphe gefeiert, als Leporello bei den Salzburger Festspielen, als Figaro an der MET, als Escamillo an der Scala, als Don Giovanni am Royal Opera House – sein Publikum reißt er zu Begeisterungsstürmen hin, und auch die Kritiker sind voll des Lobes für den Ausnahmekünstler. Ein Höhepunkt seiner Karriere war zweifellos die in den Medien als „Gipfeltreffen der Superstars“ angekündigte Open-Air-Konzertserie des Sommers 2011 zusammen mit Anna Netrebko und Jonas Kaufmann, die auch von einem Millionenpublikum vor den Fernsehbildschirmen in über 20 Ländern verfolgt wurde. Programm mit argentinischem Tango Der in Montevideo (Uruguay) geborene Sänger fühlt sich nicht nur im klassischen Gesang zuhause, sondern ebenso stark der Musik seines südamerikanischen Heimatkontinents verbunden. Mit dem Album „Rojotango“ knüpft Erwin Schrott
an diese musikalische Tradition an, die ihm seit Kindertagen vertraut ist. Er präsentiert darin ein Programm aus argentinischem Tango und südamerikanischen Volksliedern, eine Musik, die ihn als Sänger wie als Mensch geprägt hat, wie er in einem Interview erklärt. Dabei verlange die Präsentation der Lieder Astor Piazzolas und Carlos Gardells dem Sänger ein äußerst hohes Maß an Interpretation ab. Große Emotionen, die die Oper über drei Stunden hinweg verarbeitet, drücke der Tango mit gleicher Intensität in nur drei Minuten aus. Über das Album „Rojotango“ schrieb ein Rezensent, dass es selbst in den ruhigsten Momenten „das lateinamerikanische Feuer“ versprüht, „von dem man sich gerne anstecken lässt“. So wird der Funke sicher auch beim Nürnberger Opernball 2014 überspringen und werden südamerikanische Lebenslust und Leidenschaft durch Erwin Schrotts Tango-Interpretationen die Ballgäste mitreißen.
Verena Kögler
20. September 2014, Opernhaus
Nürnberger Opernball: american dreams Informationen und Kartenbestellung unter: 0180-5-231 600 ∙ Fax.: 0911-810 19 99 Ihre Ansprechpartnerin ist Birgit Christopheri. Flanierkarten zum Preis von 140 Euro können Sie auch unter www.staatstheater.nuernberg.de bestellen.
AMERICAN DREAMS
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Der menschenfeind von Molière 25. Februar und 30. märz 2014
Zum letzten mal Abschied von beliebten repertoirevorstellungen
Das Rheingold Oper von Richard Wagner 05., 10. Februar und 02. März 2014
Hamlet William Shakespeare 03. Februar 2014
Saturn kehrt zurück Noah Haidle 06. Februar 2014
FuNNy girL Musical von Isobel Lennart, Jule Styne und Bob Merrill 02., 22. februar und 03. MärZ 2014
gLaube Liebe hoFFNuNg Ödön von Horváth 04., 13. februar und 01., 25. MärZ 2014
Letzte stuNde(N)
bürger sChippeL uNd die hose
Adeline Schebesch
Carl Sternheim
28. februar und 23. MärZ 2014
01., 09., 13., 27. februar und 01., 02., 25. MärZ 2014
Eine Schneise (de) Händl Klaus’ Stück zwischen Mythos, Märchen und Krimi lässt sich vielfach deuten, als Text über Inzest und Identitätssuche, aber auch über Verdrängung, verdrängte Geschichte, denn immer wieder kommt hier der Gestank von Massengräbern hoch. Vier wunderbare Schauspieler, Elke Wollmann, Thomas Nunner, Josephine Köhler und Stefan Willi Wang, meistern die schwierige Aufgabe kongenial.
Bayerischer Rundunk Urhorde einst, Patchworkfamilie heute: Bei Händl Klaus ergänzen die Leute einander oft die Sätze, als kennten sie sich so innig wie Tick, Trick und Track. Alles soziale Miteinander bedarf dieser Ergänzungsfähigkeit. Elke Wollmann und Stefan Willi Wang gestalten die Wortduette als Kathrin und Peter mit grandiosem, präzisem Rhythmus. Noch grandioser wird’s, wenn Wollmann und Thomas Nunner als Wim vollends in einer Textschleife gefangen sind, durch alle möglichen Gemütslagen hindurch verzweifelt wiederholen, bis beide sich letztlich hechelnd wieder freispielen: Erstickungsanfall am Textpressack. Kammerspiel vom Feinsten.
Landshuter Zeitung / Straubinger Tagblatt Händl Klaus schreibt inversive Dramen, verteilt Sätze, Bedeutungen und Inhalte auf verschiedene Personen, schafft flirren-
de Wortsymphonien, die ihren wahren Sinn erst dem offenbaren, der nicht verzweifelt nach dem Sinn eines jeden Satzes sucht. [...] Ein Krimi, oberflächlich gesehen, eigentlich aber eine Etüde über die Ungewissheit des Lebens. [...] Und wiederholt ein Ereignis: Josephine Köhler als Lukas, mal Kind, mal hart, mal greinend, mal analytisch kalt.
Süddeutsche Zeitung Von den vier Schauspielern wird eine enorme Leistung abverlangt. Denn Händl schreibt keine echten Dialoge. Er zerhackt Sätze in Wortportionen, die er auf unterschiedliche Personen verteilt. Gesplittete Texte, ein buchstäbliches Pingpong-Spiel oder ein „Sprachkörper, den sich die Figuren teilen“, wie es der Autor nennt. [...] Emotionen sprechen eine klare Sprache - der Ton macht die Musik. Zu der ganz eigenen Sprachwelt des Autors hat Anne Neuser eine stimmige Bühne und herrliche Kostüme erschaffen. In hautfarbenen und gut behaarten Ganzkörperkondomen, an denen männliche Geschlechtsteile baumeln, wirken die Protagonisten wie urwüchsige Bewohner eines zerstörten Paradieses. Ein Paradies für Wortwitzige, könnte man sagen. Denn hier wird so virtuos mit Texten jongliert und schaurig-schön in der Asche des Lebens gewühlt, dass man von diesem Ort nicht gerne vertrieben wird.
Der Neue Tag
: Pressestimmen
Tod eines handlungsreisenden Aber auch so kann man Sascha Hawemann, den jungen Berliner Regisseur, der zum ersten Mal in Nürnberg inszeniert (und dies hoffentlich noch öfter), nur bewundern. Für die Kunst, einen – zumindest formal – schon etwas angestaubten Klassiker des amerikanischen Theaters derart akut in die Gegenwart zu holen, dass er wieder betroffen macht, ja, dass er weh tut. Hawemann schafft dies mit durchaus radikalen Mitteln, aber zugleich so musikalisch und mit unvergleichlich starken Brüchen zwischen Laut und Leise, Tragisch und Komisch, dass seine Inszenierung in pausenlosen zwei Stunden immer wieder zu Tränen rührt. [...] Dieser „Tod eines Handlungsreisenden“ trifft den Nerv: Er ist das Beste, was zur Zeit im Nürnberger Theater zu sehen ist.
Nürnberger Zeitung Eine Inszenierung auf Hochtouren, auf Speed. Sie lässt keine Sekunde Stillstand zu. Collage-Splitter, Textfragmente aus Heiner Müllers „Hamletmaschine“ oder Michel Houellebecqs „Plattform“ durchziehen das düstere Gemälde eines modernen deutschen Un-
tergangs. Hawemann und sein atemberaubend vitales Ensemble mit Stefan Lorch als Lomann, Louisa von Spiess als grandios die Verzweiflung hinter BilligGlamour kaschierender Linda Lomann, Christian Taubenheim, Julian Keck als Söhne und Philipp Weigand erzählen die Geschichte tatsächlich so, als sei die Erkenntnis, dass Lebenslügen und Illusionen die Veränderungen des gesellschaftlichen Systems verhindern, neu. Ein Theaterabend mit wildem Furor, er lässt Brutalität und Banalität des sozialen Abstiegs spüren und auch seine Lächerlichkeit. Eine bemerkenswert zeitnahe Inszenierung, so kraftvoll, dass man streckenweise vergisst, dass man im Theater sitzt. Diese Inszenierung ist ein Ereignis, sie könnte glatt durchgehen als offener Aufruf zum Widerstand.
Bayerischer Rundfunk Der erstmals in Nürnberg inszenierende Berliner Regisseur Sascha Hawemann macht aus Millers Drama eines Losers eine satirisch überspitzte, provozierende Groteske, die gleichwohl zu Tränen rührt - und das Nürnberger Publikum zwischen Buhs und Bravo schwanken ließ.
Bayerische Staatszeitung
Odysseus! (ua) Kerstin Specht hat zusammen mit Manolis Manussakis die Odyssee weiter geschrieben. […] Das Fabelhafte daran ist: Man kennt die Figuren, man kennt die Orte, man weiß auch, wie so eine Heimkehr ausschauen könnte – aber man lauscht jedem Satz. [...] Der Regisseur Maik Priebe vertraut dem Text, das ist schön. Die Zuschauer sitzen in der Bluebox um ein Rechteck, mit schwarzer Folie bespannt, eine Tafel, auch eine Arena. Man setzt sich Kopfhörer auf, die Stimmen und der schöne Text kommen einem ganz nah.
Süddeutsche Zeitung „Ich war mal ein Held“, merkt Odysseus an – als erprobter Melancholiker gespielt von Frank Damerius – „aber das meiste an mir ist Propanganda.“ […] Konsequent werden Odysseus‘ Ehefrau Penelope und Helena von derselben Schauspielerin – hier Adeline Schebesch – gespielt. Kerstin Specht schreibt aus weiblicher Perspektive ein Stück über die Unzufriedenheit des modernen Mannes, der mit einem Konvolut gebündelter Enttäuschungen vor dem Hintergrund unendlicher individueller Freiheiten ins Straucheln gerät und in die Depression.
Bayerischer Rundfunk
Getragen ist das und witzig zugleich, was Kerstin Specht da als Bühnenstoff gedichtet hat, heutige Sprache im archaisierenden Gewand.
Landshuter Zeitung / Straubinger Tagblatt
„Heldentum wird überschätzt“, murmelt der Mann, der den größten Teil seines Lebens mit Legendenbildung verbrachte. Die Erkenntnis kommt spät, denn da hat Ehefrau Penelope den nicht mehr so richtig Göttergleichen entgegen aller Erwartung nach der Rückkehr aus zwanzig Abenteuer-Jahren schon unsanft auf den Boden der Tatsachen gestaucht. Sie will vom Senior-Supermann mit Bauchansatz nicht gestört werden in ihrer verfügbaren „Erinnerung“, hat die Macht im Haus alleinerziehend mit dem Sohn geordnet und möchte nichts mehr hören von den „beschissenen Abenteuern“ in der Ferne. Wo Odysseus zu Ithaka ins Leere läuft, verpasst ihm Autorin Kerstin Specht ein sarkastisches Ausrufezeichen und beginnt die „Was wäre wenn?“-Fortschreibung der klassischen Story. Ihr Blick ist gnadenlos, ihre lakonische Sprache bleibt der Marke „kritisches Volkstheater“, die sie seit „Das glühend Männla“ 1990 in vielen Varianten ausprobierte, trotz des literarischen Höhenflugs immerhin noch im Denkansatz verbunden.
Die Deutsche Bühne - online
: Pressestimmen
Cherubino mischt sich ein oder die verflixte sache mit der Liebe Von Regisseur Lutz Schwarz wird der „Figaro reloaded“ als buntes Opernspäßchen für kleine Leute gegeben, auf 5 Akteure eingekocht und gut gelaunt nacherzählt. […] Das klamaukige Verwirrspiel gedeiht in Koloratur und Couleur prächtig dank der knisternden Spielfreude der Akteure und ganzer Familienclans im Parkett, die freudig mitgehen. Sattelfeste Stimmen werden mit kindgerechten Choreografien kombiniert und so komplexer Opernstoff charmant aufbereitet. Dem Autorenduo Johann Casimir Eule und Bettina Lell ist der tiefer gründelnde Griff ins Opernrepertoire gelungen. Es zeigt sich auch diesmal, dass große, schwere Opernkost für kleine, leichte Leute wunderbar serviert werden kann. Die von Matteo Pirola dirigierten Mitglieder der Orchesterakademie sind Türöffner für Mozarts Musik […]. Hingehen und selbst sehen!
„Figaros Hochzeit“ geht in genau einer Stunde über die Bühne. Die Kinder-Kurzfassung in den Nürnberger Kammerspielen hat‘s dennoch in sich – musikalisch und vor allem in der witzigen Umsetzung. […] Die flotte Kinderoper steht und fällt mit Christiane Marie Riedl, die als wahres Clowns-Talent mit vollem Körpereinsatz den Cherubino gibt. […] Allenfalls Susanna (Eva-Marie Pausch) als verliebte, aber durchtriebene Magd ist ähnlich präsent (auch mit weichem Sopran). […] Die Nachwuchs-Darsteller (viele aus dem hauseigenen Opernstudio) sind aber nach einigen Arien warmgelaufen. Daniel Dropulja (Figaro) und Javid Samadov (Almaviva) zeigen dann auch, was sie stimmlich drauf haben, kitzeln mit Slapstick und großer Geste den Witz heraus. […]
Nürnberger Nachrichten
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Pressestimmen
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Von StrauSS zu strauss neujahrskonzert In so leichtfüßig-tänzerischer Diktion wie bei der „Fledermaus“Ouvertüre wünscht man sich die Staatsphilharmonie das ganze Jahr über, mit so authentischen Soli wie denen des Oboisten Paulo Arantes: keine Spur von Erdenschwere – auch bei der lockeren Conférence des Orchesterchefs. Der bewies am Premierenabend ein Händchen für alles, was als Walzer, Galopp oder Polka einst durch die Hietzinger Kaffeehäuser tobte und was es aus dem Werkregister noch auszugraben gibt.
[…] Zum Finale das berühmte Terzett von drei sich in höchsten Tönen übertreffenden Sopranen (neben Claudia Iten und Leah Gordon noch Leila Pfister als Octavian). Das alles klang ausgezeichnet, überzeugte konzeptionell durch die Mischung vokaler und orchestraler Komponenten und bekam noch diverse Sahnehäubchen obendrauf […].
Nürnberger Nachrichten
Libera Me! 3. Philharmonisches Konzert Das effektvolle und überzeugend ausgesteuerte Aufbrausen des Orchesters und des kompakten Chorkollektivs (hervorragend disponiert von Chorleiter Tarmo Vaask) im ausgedehnten „Dies irae“ spielte dabei eine ebenso wichtige Rolle wie die Zartheit der Streicher und das sanfte Flehen in der Bitte um Seelenfrieden in anderen Passagen des Werkes. So konnte man plastisch durchleben, wie Verdi in seinem Requiem quasi die längste Sterbeszene der Operngeschichte geschrieben hat. Mit allen Facetten, die es dafür braucht: den Klagen, den Ängsten, dem Aufbegehren der Menschen, für die stellvertretend das Solistenquartett steht. […] Emotional mitreißender und in der musikalischen Gestaltung überzeugender ist Verdis „Requiem“ kaum zu denken.
Nürnberger Zeitung
Bei den Solisten gab es jugendliche Basseskraft (Woong-Jo Choi), schnell noch eingeflogen aus Hamburg, tenorale Heldenpose (Ho-yoon Chung), mit Melba Ramos eine Sopranistin zwischen beseelter Hingabe und aufrüttelnder Dramatik. Aber mit Renée Morloc auch eine Offenbarung, wie dieses „Requiem“ zu klingen hat: ein selten gewordener Belcanto-Alt in bester VerdiTradition, mit hervorragender Artikulation und wunderbarer lyrischer Versenkung.
Nürnberger Nachrichten
Cinderella (UA) Sayaka Kado tanzt die Premiere mit Wucht. So angstfrei wie sie die vielen Nuancen, die Monteros „Cinderella“-Figur biografisch, psychisch und seelisch ausmachen, im Rahmen eines dynamischen, zeitgenössischen Tanzstils entfaltet, agieren auch ihre drei Kollegen Saúl Vega, Oscar Alonso und Carlos Lázaro in den Rollen der tyrannischen Restfamilie. Preisverdächtig, mit welcher Ausdauer, Virtuosität und Spielfreude sie das Stück, für das Angelo Alberto gemeinsam mit Montero ein kongeniales, Freude verschaffendes Kostümbild geschaffen hat, mit hervorbringen. […] Ein großer Wurf, diese Nürnberger „Cinderella“ […]. Stark. Überzeugend. Wegweisend.
Access to dance Gemeinsam mit der Bühnenbildnerin Verena Hemmerlein hat Montero ein raffiniertes Bühnenbildkonzept entwickelt, das die narrativen Ebenen − Realität, Traumebene sowie Innenleben der Figuren − klar herausstellt. Zudem führt er in seiner Ballett-Adaption mit aller Drastik, dramaturgischer und doch auch drolliger Raffinesse vor Augen, wie grausam die Menschheit doch sein kann und wie sehr es sich lohnt, an das Gute im Menschen zu glauben […]. Sehenswert ist die Nürnberger Inszenierung aufgrund der vermittelten emotionalen Dichte und der brachialen Bildgewalt […]
Tanznetz
Montero verschmilzt […] märchenhafte Elemente und originelle Symbolik zu einer existenziellen Parabel über die verschlungenen und kräftezehrenden Wege einer Selbstbefreiung. Der von ihm choreografierte Tanz enthält zwar, insbesondere in den Ballszenen, Reminiszenzen an das klassische Ballett, viel häufiger aber überzeugt und fesselt er als eine eigenständige, der jeweiligen Figur und ihrer dramatischen Situation auf den Leib geschneiderte individuelle Bewegungssprache.
Nürnberger Zeitung „Phänomenal“: […] mit welcher Eleganz, mit welchem Witz das Ensemble seine Menschen auf die dunkle Bühne stellt, der eine in die Höhe multiplizierte, Schicht für Schicht verschiebbare Kamineinfassung als Bild genügt. […] Vielleicht genügen doch drei kurze Worte, um Sayaka Kado, damit aber auch die gesamte Produktion zu charakterisieren: „Hin – Reis – Send“.
Der Opernfreund Goyo Montero schreibt in Nürnberg ein neues Kapitel getanzter Psychoanalyse – ein Ballettmärchen mit Seele.
Der neue Tag
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Glücksgefühle im 5. Kammerkonzert: „Ich habe oft darüber gegrübelt, was menschliches Glück sei – nun, heute war ich im Anhören Deiner Musik glücklich“, schrieb der Arzt Theodor Billroth an seinen Freund Brahms, nachdem er dessen 2. Streichquintett gehört hatte. Und Brahms selbst bezeichnete gegenüber Clara Schumann sein 1. Streichquintett als eines seiner schönsten Stücke überhaupt – gleich beide sind im 5. Kammerkonzert der Philharmonie zu hören. 09. März, 15.30 Uhr, Gluck-saal +++ +++ +++ +++ +++ +++ Die kanadische Sopranistin Leah Gordon erzählt im 19. LiedGutAbend von der künstlerischen Partnerschaft und der spannungsvollen Liebesbeziehung zwischen der Sängerin und Schauspielerin Lotte Lenya und dem Komponisten Kurt Weill. Mit Liedern und Songs aus der deutschen, französischen und amerikanischen Schaffens-phase Weills sowie mit Briefpassagen und Tagebucheinträgen der beiden Künstler erinnert sie an eine faszinierende Künstlerfreundschaft, die zugleich eine Kulturgeschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist. Studienleiterin Rita Kaufmann begleitet dieses Programm mit dem Untertitel „Loving Linnerl“ am Klavier. 23. März, 19.30 Uhr, Gluck-Saal +++ +++ +++ +++ +++ +++
PHÄNOMENAL! - Ein weiteres Mal wird Pius Maria Cüppers mit seiner Zaubershow das Publikum in seinen Bann ziehen und existentiellen Fragen auf den Grund gehen: Wie wirklich ist die Wirklichkeit? Kann man wirklich Gedanken lesen? Und die wichtigste Frage überhaupt: Warum verschwindet immer eine Socke aus der Waschmaschine? Ein Abend, der Ihre Wahrnehmungsfähigkeit und Ihre Lachmuskeln auf eine harte Probe stellt! 09. MÄRZ, 19.00 UHR, KAMMERSPIELE +++ +++ +++ +++ +++ +++ Im März ist das Seniorentheater Tempo 100 unter der Leitung von Tamara Kafka ein weiteres Mal mit seiner aktuellen Produktion „Die Gangster von Valence“ in den Kammerspielen zu erleben: In Valence herrschen wahrhaft paradiesische Zustände. Die Leidtragenden dieser Situation sind die Polizisten: Ihnen droht die Versetzung in die Hauptstadt des Departements, weil in Valence „einfach nichts passiert“. Abhilfe muss her! Der Polizeichef lässt per Steckbrief mehrere angebliche Zuchthäusler suchen – aber nun werden die Einwohner nervös und zeigen verdächtige Individuen an. Plötzlich ist was los in Valence ...
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In den Faschingsferien bietet die Theaterpädagogik des Staatstheaters einen Workshop für junge Erwachsene von 15 bis 20 Jahren unter dem Motto „SEHNSUCHTSORT“ an. Sechs Tage Theater pur: Zusammen in einem Raum, der nur den Gesetzen der Phantasie gehorcht. Einfach mal aussteigen aus dem Alltag. Wer darauf Lust hat, kann sich noch für diesen Ferienkurs unter der Leitung von Nicole Raab anmelden (Telefon 0911-231-3037 oder E-Mail: theaterpaedagogik@staatstheater. nuernberg.de 28. FEBRUAR BIS 05. MÄRZ 2014 +++ +++ +++ +++ +++ +++ Auch im Sommersemester bietet die Schauspieldramaturgie wieder ihre Arbeitskreise THEATERWERKSTATT SCHAUSPIEL in Zusammenarbeit mit dem Bildungszentrum an. Im Mittelpunkt steht die Auseinandersetzung mit dem aktuellen Spielplan des Schauspiels. Anmeldungen bitte über das BZ; Telefon 0911/231-3147 oder 0911/231-14300. 10. Februar, 18.00 Uhr, Foyer Schauspielhaus
07. MÄRZ, 16.00 UHR, KAMMERSPIELE +++ +++ +++ +++ +++ +++
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„das tagebuch von edward dem hamster 1990-1990“ Miriam elia und ezra elia fischer verlag erhältlich im theaterbuchladen zum preis von 8,00 euro
buch-tipp
der haMster ist des haMsters wolf „das tagebuch von edward deM haMster 1990-1990“ auch das zentralste thema aller hamster der rebellische hamster edward ist sich nicht (und Menschen) tritt in das leben von edward: die so ganz sicher, wie er seinem leben im hamsterliebe in form von hamsterdame camilla. was aber käfig entkommen kann. so beschließt er am 3. Mai, dann geschieht, lesen sie selbst ... „das rad nicht mehr zu benutzen“, um am 4. Mai es lohnt sich, dieses bewegende und zauberseinem tagebuch anzuvertrauen, dass er es doch haft illustrierte buch der geschwister Miriam und benutzen wird, aber nur nachts, wenn „sie“ schlafen, ezra elia zu lesen und sich die fragen um „sie“ zu ärgern. kleine tricks will in bezug auf das eigene leben und er dann auch vorführen, aber eben » eXistieren – das eigene tägliche „hamsterrad“ nur nachts, „wenn ich irgendetwas zu stellen. edward ist eine wuntue, dann für mich, nicht für sie“. warum? « derbare parabel auf das leben, die der zugegeben leicht depresgitter in unseren köpfen, die sehnsiv anmutende edward probt den sucht nach freiheit und die suche nach liebe. dieses permanenten aufstand (siehe auch coverfoto und buch bereitet definitiv vergnügen beim lesen und dort ganz politisch unkorrekt mit Zigarette im verreflektieren über das eigene leben – und beim aufmutlich rauchfreien käfig) gegen die ärztliche obrigund ausbrechen. viel freude! keit, seine halter und eben das hamsterrad – das symbol seiner unterdrückung. Gesine Horz „existieren – warum?“, konstatiert er am 5. Mai und zwei tage später: „sie können mir die freiGeSine hOrz ist seit 2005 Mitarheit nehmen, aber niemals die seele.“ edward „fiebeiterin des theaterbuchladens. sie bert vor aufregung“ als in sein vermeintlich dröges studierte theater- und Medienwisleben endlich ein kampfgenosse tritt. die diskussenschaft und anglistische literasion über existentielle grundfragen, wie das dasein turwissenschaft. Momentan verhandelt sie mit ihrem wellensittich als gefangene, bleibt schwierig bis unmöglich. und willi über die posthume veröffentweitaus schlimmer als die nichtmögliche kommunilichung seiner Memoiren. kation: Mithamster wolf benutzt das rad.
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„Ja, sie ziehen sich wirklich aus.“ Nürnberger Zeitung
Ladies Night Komödie von Stephen Sinclair und Anthony McCarten WiederauFNahme
: 06. februar 2014
weitere vorstellungen: 24. februar, 28. MärZ 2014
„Eine ‚Traviata‘-Sternstunde, die selbst Werkkenner bewegt und erschüttert.“ Die deutsche Bühne
La traviata WiederauFNahme
Oper von Giuseppe Verdi
: 08. MärZ 2014
weitere vorstellungen: 10., 16., 23., 26., 30. MärZ 2014 (ZuM letZten Mal)
Impressum
:
Stiftung Staatstheater Nürnberg, Richard-Wagner-Platz 2-10, 90443 Nürnberg Tel.: 0911-231-3575 · info@staatstheater.nuernberg.de Information und Tickets 0180-5-231-600 (Festnetz 14 ct/Min; Mobilfunk bis 42 ct/Min) www.staatstheater.nuernberg.de Adressen Spielstätten: Opernhaus (und Gluck-Saal), Schauspielhaus mit Kammerspielen und BlueBox, Richard-WagnerPlatz 2–10, 90443 Nürnberg, Meistersingerhalle, Münchenerstraße 21, 90478 Nürnberg
IMPRESSUM Herausgeber: Staatstheater Nürnberg Staatsintendant: Peter Theiler Geschäftsführender Direktor: Christian Ruppert Redaktion: Dramaturgie, Öffentlichkeitsarbeit Titel: „Cinderella“ Im Bild: Sayaka Kado Foto: Jesús Vallinas Fotos: Jason Bell / Sony Music, Marion Bührle, Horst Busch, Jutta Missbach, Marina Pilhofer, Ludwig Olah,
Isabel Schober, Bettina Stöß, Privat; Illustration Figurinen: Margaux Manns; Photocase: David Dieschburg; Yad Vashem: Proesi, David Shankbone, Talmoryair; Gestaltung: Julia Elberskirch, Jenny Hobrecht Druck und Anzeigen: Offsetdruck Buckl GmbH Das Staatstheater ist eine Stiftung öffentlichen Rechts unter gemeinsamer Trägerschaft des Freistaats Bayern und der Stadt Nürnberg Stand: Januar 2014, Änderungen vorbehalten
Hauptsponsor
Mäzenin Oper
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Henriette Schmidt-Burkhardt Kulturerlebnis für Kinder Eine Initiative der Wöhrl AG
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Mozartfest Würzburg 23. Mai bis 29. Juni 2014
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