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DAS KLEINGEDRUCKTE
Was könnten Dinge sein, die uns kaum fehlen werden und irgendwie trotzdem fehlen? Nein, falsch geraten, Zahnschmerzen gehören vermutlich nicht dazu. Nun gut, ich will euch auf die Sprünge helfen, indem ich mal an die aktuelle Nachrichtenlage erinnere. Wieder danebengelegen, weil ihr wegen des vorwiegend misslichen Inhalts schon lange keine Nachrichten mehr hört, was ich verstehen kann. Nun gut, ich höre sozusagen für euch die Nachrichten mit, was mir erst die Möglichkeit eröffnet, das KLEINGEDRUCKTE hier zu Papier zu bringen. So, jetzt ist endgültig Zeit, euch nicht länger auf die Folter zu spannen. In unserer heutigen Kolumne ist die Rede von zwei zivilisatorischen Errungenschaften aus der Kommunikationsbranche, der öffentlichen Telefonzelle und dem Telegramm. Klingt beides etwas angestaubt und ist es auch. Und beides wurde so gut wie nicht mehr genutzt, weshalb die Deutsche Post AG sich dazu entschlossen hat, beide, jahrzehntelang als Heilsbringer der Nachrichtenübermittlung gepriesenen Errungenschaften, aus dem Verkehr zu ziehen. Das übrigens war der Inhalt der Nachrichten, die ihr ja nun leider nicht gehört habt. Ich selber gehöre ja zu der Generation, die von beidem noch Gebrauch machte. Hier kurz ein nostalgischer Streifzug durch die Nachrichtenübermittlung, wie sie früher war. Telefonzellen waren gelb gestrichen und hatten große Fenster (eigentlich waren es vier große Fenster, die im Quadrat aufgestellt waren und auf die man ein Dach montiert hatte). Im Inneren ein Münztelefon, das später auch mit Karten gefüttert werden konnte sowie meistens ein absolut zerschlissenes Telefonbuch. Das Prinzip ist leicht erklärt: Man warf Münzen ein, wählte die gewünschte Nummer und wenn das Guthaben aufgebraucht war, warf man erneut Münzen ein. Interessant ist, dass im Osten Deutschlands an den Telefonzellen der Spruch »Fasse dich kurz!« zu lesen war, wohingegen im Westen »Ruf doch mal an!« angepinnt war. Dies dürfte schon vor Jahrzehnten Ausdruck für eine sehr ungleichmäßig entwickelte Infrastruktur gewesen sein. Logisch, dass in Zeiten, wo fast jeder ein Handy in der Tasche hat, diese Dinger nur Kosten produzieren, weil sie ungenutzt an den Ecken herumstehen. Nun zu den Telegrammen. Bei einem Telegramm handelt es sich um so etwas wie eine analoge WhatsApp-Nachricht, die vom Servicepersonal übermittelt wird. Man ging auf eine Poststelle und sagte, man möchte ein Telegramm aufgeben. Die Frau oder der Mann am Schalter fragte, wohin es denn gehen solle; die Anschrift schrieb er oder sie auf. Dann schrieb er oder sie auch den Text der Nachricht auf. Man bezahlte. Irgendwann wurde per Fernschreiber (was das nun wieder ist, könnt ihr bitte mal bei Wikipedia nachlesen) die Nachricht übermittelt und an der Empfangsstelle auf einem langen Band aus Papier ausgedruckt, in handliche Stücke geteilt und auf Papier geklebt, in ein Kuvert gesteckt und von einem Fahrzeug der Deutschen Post zum Empfänger gebracht. Man sieht schon, »wie viele Servicepersonale«
Dinge,
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notwendig sind, um solch eine Nachricht zu transportieren. Stellt euch mal vor, eure WhatsApp-Nachrichten würden so viele Menschen mitlesen. Obwohl, weiß man, ob es nicht doch einige tun?
Also lange Rede kurzer Sinn. Natürlich braucht man heute auch keine Telegramme mehr, sodass sich die Deutsche Post AG dazu entschloss, auch diesen Service einzustellen. Aus meinem Bekanntenkreis gibt es übrigens zu dem Thema noch eine schöne Episode, die ich euch nicht vorenthalten will. Telegramme konnte man auch telefonisch aufgeben. Dazu gab es eine Servicenummer, die man anrief und bei der man seinen gewünschten Telegrammtext durchsagte. In meinem Bekanntenkreis wollte jemand aus Jux am letzten Tag noch einmal ein Telegramm auf diesem Weg versenden. Pustekuchen: Der Anschluss war so was von überlastet, dass man gar keine Verbindung bekam. Irgendwie waren sie halt doch beliebt, diese Telegramme.
Mit postalischen Grüßen bis zum nächsten KLEINGEDRUCKTEN verbleibt an dieser Stelle
Stefan Tschök
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