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steinverlag



4muerz



4muerz 2beat14 Manfred Wakolbinger Leopold Kogler Michael Wegerer Gerhard Kaiser

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Das kunsthaus muerz blickt auf eine bewegte Vergangenheit. Gebaut Mitte des 17. Jahrhunderts vom Bettelorden der Franziskaner, wurde es in der nachjosephinischen Zeit aufgelassen und diente durch zwei Jahrhunderte als Militärunterkunft, Futterspeicher, Sitz von Handwerksbetrieben, einer Brauerei und Malzdörre, als Gasthaus, Hotel, Theatersaal, Tischtennis-Halle und Ausstellungsraum: eine Kirche als Mehrzweckbau, zurzeit Kunsthaus. 1985 wurde der Bau – zuvor zur Ruine verfallen – rechtzeitig unter Denkmalschutz gestellt. Wie sich im Lauf der Revitalisierung zeigte, haben im Kirchenschiff noble und höchst seltene secco-gemalte Ornamente überdauert (die in anderen Kirchen während der Barockzeit übermalt oder zerstört wurden). Sie machen das Haus zu einem bedeutenden Sakralbau des 17. Jahrhunderts. Den Bestand zu erhalten, sorgfältig zu restaurieren, von Einbauten freizuhalten und ihn so zur Gänze nutzbar zu machen, war das Grundkonzept des Grazer Architekten Konrad Frey. Baukunst war immer ein Hinausschieben der Grenzen mit den Mitteln der Zeit: Hightech als Voraussetzung für Qualität in Gegenwart und Vergangenheit. Ein für alle offenes Haus für die Kunst durchbricht die Flucht der konventionellen Fassaden: Die Front neigt sich über den Passanten, vom Nachbarhaus weg, und schiebt sich schräg in die Linie der Hauptstraße. Kunst drängt sich auf. Der Punkt im Stadtgefüge kann nicht gleichgültig passiert werden, er schafft in seinem Umfeld eigene Bedingungen. Literaturfest, Brücken in die Gegenwart, classic muerz, baroque muerz, Musiktheater- und Theateraufführungen für Kinder, Symposien zu kulturwissenschaftlichen und technischen Fragen und schließlich die Ausstellungen zu Themen zeitgenössischer bildender Kunst und Architektur finden im kunsthaus muerz ihren idealen Ort. Gerhard Kaiser, Leopold Kogler, Manfred Wakolbinger und Michael Wegerer, vier Künstlerpersönlichkeiten aus Niederösterreich, bespielen zurzeit den Ausstellungsraum des kunsthaus muerz. Wenn auch das Erscheinungsbild der ausgestellten Arbeiten auf den ersten Blick ein sehr unterschiedliches ist, finden sich in allen vier Positionen inhaltliche Gemeinsamkeiten. Die Beschäftigung mit dem Begriffspaar Bild und Abbild sei hier ebenso erwähnt wie der Umgang mit Phänomenen des Lichts, dem Gegensatz von Innen und Außen, Mikro- und Makrokosmos und der Aufhebung der engen Grenzen künstlerischer Gattungen. Die Auseinandersetzung mit dem Raum, sowohl dem unmittelbaren Raum der Ausstellung als auch der Landschaft im weiteren Sinn, ist ein wesentliches Thema der gezeigten Arbeiten. Vier starke, unabhängige Einzelpositionen treten in eine künstlerische Korrespondenz mit dem Ausstellungsraum. Ursula Horvath




Manfred Wakolbinger, Leopold Kogler, Michael Wegerer in Kooperation mit Judith Unterpertinger alias JUUN und Gerhard Kaiser treten in einen künstlerischen Dialog ein. Obgleich in ihrem künstlerischen Ansatz grundverschieden, werden beim näheren Beleuchten der vier Positionen inhaltliche Parallelen augenscheinlich. Als übergeordnete thematische Schnittmenge der künstlerischen Konzepte drängen sich die Begriffspaare Bild und Abbild sowie Raum und Umraum geradezu auf. Die Künstler verstehen den Gegenstand Bild nicht als bloße Widerspiegelung der Welt, hingegen als reflektierte Übersetzung dessen, was wahrgenommen und imaginiert wird.



GALAXIES 1–3

2011–2012

18,39 Minuten

LOOP HD SOUNDSCORE: Christian Fennesz


Gegensatzpaare wie Innen und Außen oder Mikro- und Makrokosmos beschäftigen Manfred Wakolbinger in seiner Arbeit seit vielen Jahren. Das räumliche Umfeld seiner zuweilen mit Glaskuben oder -zylindern kombinierten Kupferplastiken spielt für den Künstler eine große Rolle, beschreibt es doch den sogenannten negativen Raum, der den Bereich zwischen Objekt und Umgebung definiert. In der Fotoserie Galaxies lässt Wakolbinger Größendimensionen verschwimmen. Im indonesischen Sulawesi selbstgefertigte Unterwasseraufnahmen von transparenten Seescheiden, deren kleinste Arten nur wenige Millimeter erreichen, lassen an die Unendlichkeit des Weltraums denken. In einem Animationsfilm setzt der passionierte Taucher Wakolbinger die Größenverhältnisse schließlich völlig außer Kraft: Die Kleinstlebewesen nehmen in der Wandprojektion stellare Ausmaße an, während Galaxien nur noch unter dem Vergrößerungsglas erkennbar zu sein scheinen. Die Inspirationsquelle für seine künstlerische Arbeit generell und diese Arbeiten im Besonderen verortet der Künstler selbst in seiner Kindheit. Als Fünfjähriger wurde Wakolbinger von der allgemeinen Euphorie über den Beginn der Raumfahrt mitgerissen. „Sputnik“, der erste künstliche Erdsatellit, wurde 1957 von der damaligen Sowjetunion auf eine Erdumlaufbahn geschossen. Dem Bewusstsein, dass Menschen trotz ihrer physischen Begrenztheit eines Tages vielleicht ihr Sonnensystem verlassen und räumliche wie auch zeitliche Grenzen überschreiten werden, kann sich Wakolbinger seither nicht mehr entziehen. Diese Hintergründe vor Augen, erklärt sich dann auch die Plastik UFO#3 fast wie von selbst, entspricht sie doch in ihrer äußeren Anmutung einer überdimensionierten Schirmqualle, hinsichtlich der Titelgebung aber liefert sie eher Assoziationen zum Weltall. Fasziniert von einer Geschichte über die sogenannten Göttervögel der indischen Mythologie, auf die Wakolbinger in einem Text des deutschen Philosophen Peter Sloterdijk gestoßen ist, entwickelt der Künstler eine Reihe kupferner Plastiken, der er den Titel Forces verleiht. In weiterer Folge und in unmittelbarem Zusammenhang mit den Kupferarbeiten entsteht eine Serie von Fotografien (Desert Flights), in denen er ebenfalls das Ei-Motiv aufgreift. Die Göttervögel, so ist überliefert, leben im Bereich zwischen Erde und Sonne. Sie paaren sich fliegend, legen die Eier und brüten sie mit Hilfe der Wärme der Sonne auf dem Weg hinunter zur Erde aus. Die Jungen schlüpfen, fliegen hinauf und werden ihrerseits zu Göttervögeln. Einige aber fallen zur Erde, verlieren die Gabe des Fliegens und müssen fortan auf zwei Beinen gehen. Dennoch versuchen sie immer wieder abzuheben und hoch hinauf


in die göttlichen Sphären zu gelangen. Aber ohne Erfolg. Wakolbinger liefert hier vielleicht ein Sinnbild des Menschen, der sich oft über seine Grenzen hinweg bewegt, den Raum zwischen Himmel und Erde miteinander verbinden will, ohne aber die Konsequenzen seines Handelns realistisch einzuschätzen.


Links: Desert Flight 1–6

2012

436 x 314 cm

Fotoprint

Restless Legs Force

2012

264 x 144 x 38 cm

Kupfer

Turb

2014

104 x 70 x 120 cm

Kupfer

UFO#3

2012

H: 172 cm, D: 84 cm Glas, Kupfer

Rechts:



Nexus, Saalfelden

2012

Edelstahl

Tor und Bank, St. Pรถlten

2012

Edelstahl


Cloud, Wr. Neustadt

2013

Edelstahl




Landschaftsdarstellung und Naturbetrachtung sind die zentralen Punkte in Leopold Koglers Malerei. Die Auseinandersetzung mit der Weite von Landschaft einerseits und der genauen Schilderung von Naturdetails andererseits faszinieren den Künstler. Für Kogler stellt ein gemaltes Bild die Transformation von Wahrgenommenem dar, das Herausbilden einer subjektiven Sicht auf die Welt. Die Gemälde und Papierarbeiten Leopold Koglers stecken voller Zauber und mystischer Stimmung und erinnern in ihrer meditativen Anmutung an asiatische Malerei oder Landschaften aus der Zeit der deutschen Romantik. Durch seine tiefe Verbundenheit zur Natur gelingt es Kogler, atmosphärische Räume zu schaffen, die unsere Sinne in Bewegung setzen. Immer wieder interpretiert er Gegenden und Stimmungen seiner Heimat Niederösterreich. Dabei geht es ihm nicht um eine getreue Wiedergabe von Naturerscheinungen, sondern eher um den Widerschein der Natur in seinem persönlichen Empfinden. So erhält die ausgestellte großformatige dreiteilige Leinwand, die letzte Arbeit aus der Serie der Horizonte, unvermittelt symbolischen Charakter und weist weit über sich selbst hinaus. Kogler verwandelt die in einem Schleier von Licht und üppigem Blau nahezu aufgelöste Landschaft in einen kontemplativen Energiebereich und erweitert auf diesem Wege in vielerlei Hinsicht das Empfindungsvermögen all jener, die staunend vor dem Werk innehalten.

©S TE INV Landschaftsraum konstituiert sich bei Kogler zu einem Bewusstseinsraum oder einer Art Zwischenraum, der im Japanischen mit „ma“ bezeichnet und als philosophisch-spirituelle Dimension definiert wird. Ähnlich wie die dunstig-kraftvollen Naturszenen des englischen Künstlers William Turner sind auch Koglers Motive zwischen Figuration und ephemerer Ungegenständlichkeit einzuordnen. Sein inneres Empfinden scheint in den Bildern gleichsam nach außen gekehrt, Verborgenes offenbart sich in einem diffusen Licht. Seit etwa eineinhalb Jahren schafft Kogler kleinformatige Blätter, die den zum Teil monumentalen Gemälden als Kontrapunkt gegenüberstehen. Schablonenhaft zeigen sich die Motive – Farne, Gräser, Blätter oder Blüten – wie im Röntgenblick oder unter einem Vergrößerungsglas. Die gegenständliche Lesart seiner Bilder ist für den Künstler sekundär, die Betrachtung der Natur als fortwährender Prozess und nicht als abgeschlossener Zustand steht weit mehr im Vordergrund. „Panta rhei“: Alles fließt! Diese berühmte Formel, die auf Platon beziehungsweise Heraklit zurückgeht und für den Fluss der Zeit und den Lauf der Dinge steht, scheint hier programmatisch zu sein. Auf einer spirituellen und philosophischen Ebene durchdringt dieser Ausspruch unaufhaltsam alles und stellt seit jeher eine der wichtigen Grundfragen nach dem Sein, Werden und Vergehen des Einzelnen und des übergeordneten Ganzen.


V E R LA G


Panorama

2014

100 x 600 cm

Acryl auf Leinwand

Ohne Titel

2014

140 x 120 cm Photogramm auf Leinwand

Ohne Titel

2014

140 x 120 cm Photogramm auf Leinwand



Vor der Nacht

2013

Wiesenrand

2013

90 x 120 cm

Acryl auf Leinwand

100 x 120 cm Acryl auf Leinwand


Horizont #24

Lucianische Landschaft III

2013

90 x 120 cm Acryl auf Leinwand

2013

100 x 250 cm Acryl auf Leinwand




©S TE INV


V E R LA G


Lange bevor Licht zum Gegenstand mathematischer und physikalischer Forschung wurde, haben es die Menschen unterschiedlicher Kulturkreise als göttlich verehrt. In seiner Hinwendung auf das Göttliche, aber auch auf das Immaterielle, das Gute und das Leben stellt das Phänomen Licht eines der religiösen Ursymbole der Menschheit dar. In all seinen Erscheinungen – Sonne, Mond, Sterne, Blitz, Feuer – entsprach das Licht dem Wesen der Gottheit. Nach dem Johannes-Evangelium ist Jesus Christus das Licht der Welt, das die Finsternis erhellt, und nach dem Koran ist Allah das Licht des Himmels und der Erde. Auch zahlreiche Texte, Rituale und Symbole des jüdischen Glaubens feiern Gott als das Licht allen Lebens. Gemäß der Kabbala ist die Seele des Menschen als Licht des Herrn zu verstehen. Die Menora, der siebenarmige Leuchter, gehörte zum Kultgerät in der Stiftshütte und versinnbildlicht in allen seinen Details Gottes Heilsgeschichte mit seinem Volk. Michael Wegerers Zugang zur Malerei führt grundsätzlich über das Phänomen Licht. Den ausgestellten Scan Paintings, von Hand ausgeführte Vierfarb-Siebdrucke, liegen als Ausgangsmaterial digital erfasste Bilddaten – Scans – zugrunde. In diesem Fall hat der Künstler verschiedene Scans von Neonlichtquellen gefertigt, die in ihrer Vergrößerung und handwerklichen Umsetzung auf transparentem Japanpapier einen malerischen Raum für sich beanspruchen und für Wegerer zudem den Status von Gemälden erlangen. Um die Aura des Originals und die durch zum Beispiel kleine Reflexe oder zufällige Fehlstellen gewonnene malerische Anmutung zu akzentuieren, unterlegt Wegerer die Blätter teilweise mit einem Goldgrund, der als Gestaltungsmittel schon in der byzantinischen Kunst und später in der Zeit des Mittelalters von großer Bedeutung war und starken Symbolcharakter besaß. Der Goldgrund verleiht den Farbflächen und -verläufen Wegerers Bilder ein besonderes warmes Leuchten und erzeugt wie der Effekt altmeisterlicher Lasurtechniken eine bildräumliche Tiefe. Den ehemals durch goldene Grundierungen unterstrichenen sakralen Gehalt mittelalterlicher Buch,- Ikonen- und Tafelmalerei hebt Michael Wegerer in seinen Werken auf eine allgemeine spirituelle Ebene. In den Scan Paintings vereint der Künstler Traditionelles mit Zeitgenössischem. Er verwandelt farbig reduzierte und von Wellenstrukturen durchdrungene Bildräume in kontemplative Energiebereiche und führt die digital zergliederte Spektralnatur des Lichts in eine Art transzendente Ordnung zurück. „The noise was heard around the world“, beschreibt Emmett Williams, Fluxuskünstler der ersten Stunde, im Rückblick das internationale Echo auf die 1962 im Rahmen der Internationalen Festspiele neuester Musik im Kunstmuseum Wiesbaden aufgeführten Piano Activities des US-amerikanischen Komponisten, Musikers und bildenden Künstlers Philip Corner. Hinter dem Titel Piano Activities verbargen sich an mehreren Abenden aufgeführte


Performances, die eine sukzessive Klavierzerstörung als Endpunkt hatten. Mit Sägen, Hämmern, Bohrern, Steinen und Ähnlichem bearbeiteten und zerlegten die jungen Pioniere der Fluxus-Kunst – George Maciunas, Dick Higgins, Wolf Vostell, Ben Patterson, Emmett Williams, Alison Knowles und Nam June Paik – das ehrwürdige Instrument, das repräsentativ für konventionelle Konzerte stand. Es ging ihnen vor allem um eine Musikalisierung des Geräusch- und Lärmhaften jenseits dessen, was ein herkömmliches konservatives Klavierkonzert imstande war zu leisten. Der Erkenntnisgewinn der Pianozerstörung war eine Öffnung hin zu bis dato Ungehörtem. Mit diesen und ähnlichen für das damalige zeitgenössische Publikum revolutionären Inszenierungen von Destruktion und Dekonstruktion mögen wohl die historischen Grundlagen für die als Kooperationsarbeit von Michael Wegerer und der Komponistin, Pianistin und Performance-Künstlerin Judith Unterpertinger alias JUUN entwickelte multidisziplinäre Installation PIANO SUBLIMATION gelegt worden sein. So wie auf die systematische Zerstörung des von George Maciunas 1962 für fünf Dollar gekauften Pianos der kreative Prozess der Bildung der Gruppe der Fluxus-Künstler und deren weitere Musikperformances folgten, bildet der nach und nach zersägte Konzertflügel des Wiener k. u. k. Hof- und Kammer-Klavier-Fabrikanten Friedrich Ehrbar den jeweiligen Ausgangspunkt der visuell-klanglichen Zusammenarbeit von Wegerer und JUUN. Die Einzelteile des aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammenden Ehrbar-Flügels und deren räumliche Dimensionen dienen auf vielfältige Weise als Grundlage für die entstehenden Kompositionen und Siebdrucke – die Dekonstruktion des Instruments also als Voraussetzung und Chance für neue kreative Ansätze und Möglichkeiten. In wechselseitigem künstlerischem Dialog entstehen im Rahmen minutiös festgelegter Abläufe Sounds und Grafiken, die prozessual in musikalische Loops, performative Elemente, Videos und rauminstallative Objekte überführt werden. JUUN entlockt durch manuelle Bearbeitung den Einzelteilen des Klaviers Töne und Klänge, deren Intervalle und Systematiken Wegerer seinerseits in einem weiteren Arbeitsschritt in geometrische Strukturen umsetzt, die wiederum von JUUN als bildnerische Partituren gelesen werden, aus denen sie neue Musik komponiert. Die unterschiedlichen Sound-Files werden sukzessive übereinandergelegt, so entsteht eine heterogene Musik, die sich als Teil der Installation den Ausstellungsraum akustisch erschließt. Die räumliche Komponente der Musik findet ihre Entsprechung in den auf transparentem Floatglas gedruckten Grafiken Wegerers, die, aneinanderlehnend, den Blick in mehrere Ebenen der Verdichtung und Reduktion erlauben.


S TEI N V


Links: Visual Sound PS1

2013

70 x 100 cm

Siebdruck auf Floatglas

Rechts (v.l.n.r. unten): Neon 2, gescanntes Neonlicht (4-teilig) 140 x 200 cm

Siebdruck auf Japanpapier

Neon 1, gescanntes Neonlicht (4-teilig) 140 x 200 cm

Siebdruck auf Japanpapier

Neon 3, gescanntes Neonlicht (4-teilig) 140 x 200 cm

Siebdruck auf transp. Karton

VERLAG


Piano Form PS2

2013–2014

29,7 x 21 cm

3-D-CAD-Zeichnung

Piano Sublimation – grafische Partituren und visual Sound

2013–2014

Dim. variabel

Bleistift und digitale Skizzen


Partitur PS2

2013

29,7 x 21 cm

Bleistift auf Transparentpapier

MIRROR

2012

140 x 200 cm

Siebdruck auf transp. Karton






Konzepte permanenter Veränderung sowie stetige künstlerische Richtungswechsel zeichnen Gerhard Kaisers Arbeit aus. Das dialogische Zusammenwirken von Objekt, Grafik, Malerei und Fotografie erklärt den multidisziplinären Ansatz von Kaisers Kunst, die in ihrem installativen Charakter einerseits Raum zur Verfügung stellt, andererseits auch in Besitz nimmt. Mit der eigens für die Ausstellung im Kunsthaus Muerz entwickelten Arbeit Images are always by your side ist Gerhard Kaiser seinem Anspruch, Grenzen künstlerischer Gattungen aufzuheben, ein großes Stück näher gekommen. Die schwarzen, weißen und transparenten Plexiglasplatten spiegeln allein durch den Einfall des Lichts ihre Umgebung und bilden je nach Blickwinkel der Betrachter unendlich viele Bilder aus, ohne Malerei, ohne Zeichnung, ohne Fotografie zu sein. Immer wieder finden sich in der Technik des Siebdrucks ausgeführte Motive auf Teilen des etwa acht Meter langen Plexiglasobjekts: Textfragmente, Wortfolgen, Printmedien entliehene Paparazzi-Fotos, einfache grafische Elemente und geometrische Figuren wie Kreise oder Rechtecke. Das Dargestellte ist dem hektischen Treiben des Alltags entnommen, es sind Motive, die als Bilder erkannt oder interpretiert werden. Das 20. Jahrhundert gilt als das Jahrhundert der Bilder, das längst seine Fortführung im neuen Jahrtausend gefunden hat. Die tägliche Flut von Bildern, der wir alle nicht entkommen und die bewusst oder unbewusst auf unterschiedliche Weise wahrgenommen wird, prägt Vorstellungen von Realität. So entstehen unablässig – zum Teil sich widersprechende – Ideen und Definitionen von Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft. Gerhard Kaiser reflektiert allgemeine und auch ganz persönliche Erfahrungen in seiner künstlerischen Produktion, bringt sein eigenes Bewusstsein quasi mit ins Bild und erkennt Realität als politisch und gesellschaftlich veränderbar. Gleichzeitig versetzt der Künstler die interessierten Ausstellungsbesucher in eine Situation, die es ihnen nahezu unmöglich macht, aus dem Bild heraustreten zu können, ihrem im Kunstwerk gespiegelten Selbst den Rücken zu kehren. Jeder Schritt, der die Betrachter an Kaisers monumentalem Werk vorbeiführt, lässt sie in einem sich stetig neu konstituierenden Bild erscheinen. Mal befinden sich die „Gespiegelten“ in der verzerrten Architektur des Ausstellungsraums, mal überlagert sich ihr Spiegelbild mit Reflexionen weiterer Besucher, mal sehen sie sich in die eingangs genannten geometrischen Figuren eingeschrieben oder aber Exponate der anderen Künstler dienen ihnen unvermittelt als Hintergrund. Grundsätzlich war es Gerhard Kaiser schon immer wichtig zu zeigen, was sich im Inneren seiner facettenreichen Plastiken abspielt. So haben wir es auch hier je nach Perspektive


und Durchblick mal mit Verdichtungen, Reduktion oder aber mit Transparenz zu tun. Das Hinein- und Durchschauen, der Blick in die Tiefe und hinter die Dinge, das differenzierte Hinschauen ist dem Künstler nicht nur formal, sondern auch im übertragenen Sinne essenziell. Beim Umlaufen von Kaisers Arbeit wähnen sich die Betrachter in einer Art Endlosschleife der Bilder. Es scheint keinen Anfang und kein Ende zu geben. Die an der vorderen Stirnseite von Kaisers Arbeit auf den Fußboden projizierte Eingangssituation, die das Kommen und Gehen der Besucher als Livebild dokumentiert, steht für die Realität im Hier und Jetzt. Die auf eine Wandnische projizierte Sentenz „Images Never End“ auf der gegenüberliegenden Seite der Installation hingegen visualisiert das Trügerische des Bildbegriffs generell: Die Trägerfläche der Projektion ist nämlich nicht die Wandnische an sich, sondern eine applizierte Fototapete ihrer selbst: das Bild also als optische Reproduktion subjektiv gestalteter Wirklichkeit.


Images are always by your side

2013

800 x 150 x 100 cm

Siebdruck auf Plexiglas mit Beamer


This remains to be seen

2013

70 x 100 cm

Siebdruck auf Folie


Searche & destroy

2013

4000 x 3000 cm

Teilansicht der Installation im Kunstraum „artP Perchtoldsdorf“


This remains to bee seen

2013

60 x 60 x 2 cm

This remains to bee seen

2013

70 x 100 cm

Siebdruck auf Plexiglas C-Print auf Aluminium

This remains to bee seen

2013

100 x 120 cm

Siebdruck auf Kunststoff






Manfred Wakolbinger Geboren am 6. November 1952 in Mitterkirchen, Oberösterreich. Zunächst Ausbildung in Metallbearbeitung und Werkzeugbau. Autodidakt. Arbeitet seit 1980 im Bereich Skulptur und Fotografie. Zahlreiche Einzel und Gruppenausstellungen in Europa und den USA (u. a. Documenta 8, Biennale Venedig). 1993 Gestaltung der Schausammlung für Design und Architektur im MAK Wien. 1997 Einzelausstellung im 20er Haus in Wien (Katalogbuch Sputnik). In den letzten Jahren entstehen bei Tauchreisen mit Anna Heindl verstärkt Unterwasserfotografien (Katalogbuch Bottomtime, MAK, Wien, 2003; Unterwasserfotobuch Unter der Oberfläche, 2012). 2006 Ausstellung Current im Museum Küppersmühle für moderne Kunst Duisburg (Katalogbuch Placements). Zusammenarbeit mit Christop Ransmayr (Damen und Herren unter Wasser – Eine Bildergeschichte nach 7 Farbtafeln von Manfred Wakolbinger, 2007). Zahlreiche Skulpturen im öffentlichen Raum. Zur Eröffnungsausstellung von Zeit Kunst NÖ in Krems in der Dominikanerkirche erschien 2012 der Werkkatalog Up from the Skies. www.manfredwakolbinger.at

©S TE INV Leopold Kogler

Geboren am 22. Mai 1952 ins St. Peter in der Au, Niederösterreich. Nach Ablegung einer Tischlerlehre als Technischer Zeichner und Innenraumgestalter tätig. Hier entdeckt er sein Interesse an der Malerei und besucht Ausstellungen. Absolvierung einer Maturaschule und Abitur in Wien. 1973–1977 Studium an der Hochschule für angewandte Kunst bei Oswald Oberhuber und Bazon Brock. Abschluss des Studiums für Bildnerische Erziehung und Werkerziehung. Es folgen Studien der Kunstgeschichte, Publizistik, Kommunikationswissenschaft und Sozialgeschichte an der Universität in Wien mit Promotion zum Doktor der Philosophie. Wohnt und arbeitet seit 1977 in St. Peter in der Au. Seither intensive Auseinandersetzung mit malerischen Prozessen und Logik der Bildmittel sowie Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen im In- und Ausland, zahlreiche Kataloge. Seit 1989 künstlerischer Leiter der Blaugelben Galerie. Seit 2010 Leiter des Landesverbands der NÖ-Kunstvereine und des Niederösterreichischen Dokumentationszentrums für moderne Kunst in St. Pölten. Mitglied des Künstlerhaus Wien und des Oberösterreichischen Kunstvereins. Theodor-Körner-Preis (1978), Anerkennungspreis des Landes NÖ (1983), Morgenpreis (1989), Grafikpreis Innsbruck (1994), Kulturpreis der Stadt


Amstetten (1999), Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland NÖ (2012), Ehrenzeichen für besondere Leistungen im kulturellen Bereich der Stadt Steyr (2013). www.kogler-leopold.at

Michael Wegerer Geboren 1970. 2008 Abschluss des Studiums der Bildenden und Medialen Kunst an der Universität für angewandte Kunst in Wien mit Auszeichnung. Masterstudium in Fine Art Practice am Royal College of Art in London, danach Gastlektor an der RMIT University, Monash University, Charles Darwin University in Australien, der Manchester University und am Wimbledon College of Arts in London. Seit 2008 Mitglied des Wiener Künstlerhauses. 2009 Artist in Residence in Melbourne, Australien. Seit 2003 in zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen und Sammlungen vertreten. Video Award IFKE Linz (2006), Otto-Prutscher-Fonds-Stipendium (2008), Sheila Sloss Memorial Award, PCM London UK (2011), Woyty-Wimmer-Preis, Künstlerhaus Wien (2013). Lebt und arbeitet als freischaffender Künstler in Wien und Wiener Neustadt. Schwerpunkte: Übersetzung grafischer Prozesse in räumliche Installationen und Untersuchung kultureller und historischer Wahrnehmung von Text und Bild sowie Verschränken visueller Medien. www.mikewegerer.com

V E R LA G Gerhard Kaiser Geboren am 24. März 1955 in Bad Vöslau, Niederösterreich. 1970–1974 Ausbildung zum Typografen, nebenbei und von früher Kindheit an intensive Auseinandersetzung mit der Zeichnung. 1975–1980 Studium an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien (Meisterklasse für Grafik bei Prof. Owald Oberhuber). 1979 Anerkennungspreis für Bildende Kunst in Niederösterrreich. Ab 1980 Zeichnung, Malerei, Objekte und Fotografie. Seit 2009 experimentelle Auseinandersetzung mit neueren Medien, zahlreiche Ausstellungen im Inund Ausland (Bosnien, Ungarn, Deutschland, Tschechien, Kanada). Carl Aigner, Alexandra Schantl, Christiane Krejs, Manfred Wagner, Hartwig Knack, Florian Steininger, Leopold Kogler, Joachim Rössl, Ursula Horvath, Elisabeth Voggeneder, Maria Rennhofer, Wolfgang Pau-


ser, Otmar Rychlik und Wolfgang Hilger haben die Arbeiten von Kaiser beobachtet und Texte darüber verfasst. Publikationen (Auswahl): Bilder – Graphiken – Objekte, 1981; Plastiken – die Idee des Materials, 1991; Auf der Spur, 1992; Bilder verbringen, 1994; The Love of Objects, 2007; Grounding, 2010). Wohnt in Berndorf und arbeitet seit 1990 in EnzesfeldLindabrunn in einem ehemaligen Fabrikgebäude. www.kaiserart.at

Ursula Horvath Geboren 1968. 1986–1992 Studium der Geschichte und Kunstgeschichte an der KarlFranzens-Universität Graz. 1992–1994 Postgraduate-Lehrgang für Kunstvermittlung an der Universität Klagenfurt. Seit 1994 Mitarbeit und seit 2001 Geschäftsführung in der kunsthaus muerz gmbh. www.kunsthausmuerz.at

Hartwig Knack 1964 geboren in Kamen, Deutschland. Studierte Kunstgeschichte, Kunst, Europäische Ethnologie und Kulturwissenschaften an den Universitäten Marburg/Lahn (D) und Wien (A). Postgraduales Studium: Museums- und Ausstellungswesen am Institut für Kulturwissenschaft Wien. 1993 Übersiedelung nach Wien. Lebt seit 2002 in Pressbaum bei Wien. 1994–2000 tätig für die Edgar-Ende-Stiftung in München und Frankfurt/M. 2002–2009 Künstlerischer Leiter der Factory Krems. Leitung des internationalen Artist-in-Residence-Programms der Abteilung Kultur und Wissenschaft des Landes Niederösterreich. 2003–2009 Kurator der Kunsthalle Krems. Seit 2010 freier Kunstwissenschaftler, Kurator und Autor (u. a. für die Kunsthalle Erfurt/Forum Konkrete Kunst, artmark Galerie Wien, Zeit Kunst – Landesgalerie für zeitgenössische Kunst St. Pölten, SoArt GmbH Wien) bei zahlreichen Ausstellungen zur Kunst und Kulturgeschichte des 19. bis 21. Jahrhunderts.


Located in central Austria, the kunsthaus muerz museum certainly has a colorful past to look back on. Built in the mid 17th century by the Franciscan mendicant order, it was closed following Joseph II’s reign and was utilized for the next two centuries alternately as military accommodation, granary, tradesman’s workshop, brewery and malt kiln, guesthouse, hotel, theater, table tennis hall and exhibition space: a church, a multi-functional facility, now an art museum. In 1985 the structure – which had been allowed to fall into disrepair – was timely placed under historical protection. In the course of the revitalization project that followed it came to light that exquisite, highly rare secco ornamentation had survived in the nave (in other churches such works were painted over or destroyed during the Baroque period). As a result it is an important work of 17th-century religious architecture. Maintaining the structure and carefully restoring it without adding any new structural elements so that the entire interior area could be used was the basic concept developed by the Grazbased architect Konrad Frey. Architecture has always been a manner of extending boundaries by means of time: “high tech” is as essential now as it was in the past. An art museum open to everyone must break through conventional facades. The front of the building leans over passers-by and away from the neighboring structure, shifting itself diagonally into the line of the main street below. This is art getting people’s attention. It is impossible to pass by this break in the urban fabric indifferently, it generates its own conditions within its surroundings. Cultural festivals like “Literaturfest”, “Brücken in die Gegenwart”, “classic muerz” and “baroque muerz” as well as musicals and theater performances for children, symposiums on cultural, academic and technical subjects and, finally, exhibitions on contemporary visual art and architecture – the kunsthaus muerz is an ideal location for all these events. Works by Gerhard Kaiser, Leopold Kogler, Manfred Wakolbinger and Michael Wegerer – four prominent artists from Lower Austria – are now being presented in the kunsthaus muerz’s exhibition space. Though at first glance the works may seem quite distinct, in their theme and focus they demonstrate many similarities. Examples are the exploration of the closely related terms “image” (Bild) and “representation” (Abbild), the utilization of the phenomenon of light, the juxtaposition of interior and exterior and of microcosm and macrocosm, and the defiance of the constraining boundaries of artistic genres. The study of interior space, including both the exhibition space itself and landscape in the broadest possible sense, is an essential aspect of all the works as well. Four strong, independent artistic approaches enter into communication with the exhibition space, resulting in a subtle artistic dialogue. Ursula Horvath


Manfred Wakolbinger, Leopold Kogler, Michael Wegerer – in collaboration with Judith Unterpertinger (aka JUUN) – and Gerhard Kaiser engage in an artistic dialogue. Though very different in their artistic approaches, a closer study of the four artists’ works reveals parallels in subject and content. One overriding parallel is an exploration of the closely related oppositional terms of “image” (Bild) / “representation” (Abbild) and “space” (Raum) / “framing space” (Umraum). The artists understand the image not just as a reflection of the world but as a reflected translation of things perceived and imagined.

Oppositional terms like interior and exterior or microcosm and macrocosm have been a focus of the works of Manfred Wakolbinger for many years. In his copper sculptures, often combined with glass cubes or cylinders, the surrounding space plays an important role, as it describes the so-called negative space that separates the object from its surroundings. In the photo series Galaxies Wakolbinger blurs all spatial dimensions. Taken in Sulawesi, Indonesia, the underwater photographs of sea squirts – the smallest of which can be just a few millimeters in size – make reference to the endlessness of outer space. In a work of animated film Wakolbinger, a passionate diver, goes on to negate size relations completely. In the images projected on the wall the smallest of creatures assume astronomical proportions, while galaxies seem so tiny as to only be recognizable under a magnifying glass. The artist traces the source of his inspiration – both in general and for these works in particular – back to his childhood. As a five-year old Wakolbinger got caught up in the general euphoria as space travel began. Sputnik, the first human-made satellite, was shot into orbit in 1957 by the Soviet Union. Ever since then Wakolbinger has been dwelling on the possibility that despite their physical limitations, one day humans may travel outside the solar system, defying both spatial and temporal boundaries. With this background information, the sculpture UFO#3 also almost becomes self-explanatory. Though its exterior appearance suggests an overdimensional scyphozoa jellyfish, the title of the work evokes associations with outer space. Fascinated by the legend of the bird-of-paradise from Indian mythology (which Wakolbinger chanced upon in a text by the German philosopher Peter Sloterdijk) the artist developed a series of copper sculptures that he calls Forces. Later, in the same context as the works in copper came a series of photographs (Desert Flights) in which the egg motif also appears.


According to legend, birds-of-paradise live in the region between the earth and sun. They mate while flying and lay and incubate their eggs while traveling downwards to earth with the help of the sun’s heat. The young birds hatch, fly upwards and assume their place among the other birds-of-paradise. Some, however, fall back down to earth, lose the ability to fly and only move about on their two legs. These creatures are ever attempting to lift up and reach the divine spheres. In vain. Here Wakolbinger presents what might be a symbol for humanity, which often travels beyond its own boundaries, eager to unite the regions between heaven and earth, without considering the consequences of its actions.

Landscape representations and the contemplation of nature are the central focuses of Leopold Kogler’s paintings. The study of the vastness of a landscape and the precise, detailed depiction of natural objects are two of the artist’s primary interests. For Kogler a painted picture can be seen as the transformation of things perceived and the formation of a subjective view of the world. Reminiscent in their meditative quality of Asian painting or of German romantic landscapes, Leopold Kogler’s paintings and works on paper are full of magic and mysticism. With a deep affinity to nature, Kogler is able to create atmospheric spaces that set our senses in motion. Again and again he depicts regions and impressions of his native Lower Austria. Here he is not interested in creating a faithful reproduction of natural objects or scenes but rather in reflecting nature through his personal sensibility. The large-format, three-part canvas that forms the last work of the series Horizonte (Horizons) has a direct symbolic quality that extends beyond the surface of the picture itself. Kogler transforms a landscape that has almost been dissolved in a veil of light and lavish blue into a contemplative energy field. In different ways he is able to intensify the impressions of those who pause to marvel at his work. In Kogler’s pictures the realm of landscape becomes the realm of consciousness or a kind of in-between space that is referred to as “ma” in Japanese and defined as a philosophical and spiritual dimension. Similar to the hazy, forceful natural scenes of the English artist William Turner, Kogler’s motifs can be categorized somewhere between figuration and ephemeral insubstantiality. His inner sensibility seems to be turned outwards in the pictures and things concealed reveal themselves in a diffuse light.


In the last year and a half Kogler has also been working on small-format images on paper that serve in a way as a counterpoint to the monumental paintings. The stereotypical motifs – ferns, grasses, leaves or blossoms – appear to have been x-rayed or placed under a magnifying glass. For the artist, however, a representational reading of his pictures is secondary. Of far more importance is the view of nature as a continual process, the opposite of a fixed state. Panta rhei: Everything flows! This well-known phrase, which has been traced back to Plato or Heraclites, stands for the flow of time and the continual progression of events. Here it is a kind of maxim. On a spiritual and philosophical level the idea penetrates everything and has stood for ages as one of the most fundamental aspects of the existence, development and passing of the individual and collective alike.

Long before light became a subject of mathematic and physical examination, humans from different cultures worshipped it as a kind of god. In its divine nature and in its connection to the immaterial, goodness and life itself the phenomenon of light is one of the most fundamental symbols for humanity. In all its manifestations – sun, moon, stars, lightning, fire – light corresponds to the essence of divinity. According to the Gospel of John, Jesus Christ is the light of the world, illuminating the darkness. And the Koran says that Allah is the light of both heaven and earth. Numerous texts, rituals and symbols of the Jewish faith also celebrate God as the light of all life. The Kabala says that the soul of humans is the light of the Lord. The menorah, the seven-branched candelabrum, was a ritual item in the tabernacle – in all its properties it stands for God’s salvation of his people. In essence, Michael Wegerer’s approach to painting leads one to the phenomenon of light. The so-called Scan Paintings presented in this exhibition were created from digitally created image data-scans. In this case the artist makes scans of fluorescent lights and enlarges and prints them on transparent washi paper, lending them the quality of paintings, which is how Wegerer refers to the works. To create the original, painting-like impression – also yielded by spontaneous effects and imperfections – Wegerer first applies a gold background to the paper. Found in Byzantine art and later in the Middle Ages, this element is of great importance and highly symbolic. The gold background lends Wegerer’s pictures a particularly warm glow and creates – as does the glaze technique taken from the old masters – a spatial depth. In his works Michael Wegerer uses the gold priming also found in medieval book, icon and panel illustration to raise religious content to a more general


spiritual level. In the Scan Paintings the artist combines traditional and contemporary effects. He transforms image spaces permeated with mute colors and wave-like forms into contemplative energy fields, shifting the digitally parsed prismatic nature of light back to a kind of transcendent order. “The noise was heard around the world,” is how Emmett Williams, one of the original Fluxus artists, describes the international response to the Piano Activities of the U.S. American composer, musician and visual artist Philip Corner, which were performed in 1962 at the International Festival of New Music at the Museum Wiesbaden. The Piano Activities were a series of performances on different evenings, which served to successively destroy the piano itself. With saws, hammers, drills, rocks and similar objects the young pioneers of Fluxus art – George Maciunas, Dick Higgins, Wolf Vostell, Ben Patterson, Emmett Williams, Alison Knowles and Nam June Paik – modified and dismantled the noble instrument, which stood for conventional concert music. The idea was to turn sounds and noises different from those created in a conventional piano concert into music. The results of the piano destruction opened up a new realm of sound that has not been heard again since. With these and similar performances of destruction and deconstruction, which for audiences at the time were quite revolutionary, the historical foundation was laid for the collaborative work of Michael Wegerer and the composer, pianist and performance artist Judith Unterpertinger – alias JUUN – and their multi-disciplinary installation PIANO SUBLIMATION. In the same way that the systematic destruction of a piano bought for five dollars by George Maciunas in 1962 led to the creative process of the formation of the group of Fluxus artists and further musical performances, the piece-by-piece sawing up of a grand piano made by the Vienna-based Friedrich Ehrbar (official craftsman of the Austro-Hungarian monarchy) provided the point of departure for the visual and audio collaboration between Wegerer and JUUN. The individual pieces of the mid 19th-century Ehrbar piano and their spatial dimensions serve in different ways as a foundation for the compositions and silkscreen prints subsequently created – the deconstruction of the instrument as a precondition and opportunity for new creative approaches and results. In a reciprocal artistic dialogue, meticulously controlled sounds and graphics are generated that are converted to musical loops, performative elements, videos and installation objects. Through the manual manipulation of individual components of the piano, JUUN evokes sounds, the intervals and classification of which Wegerer integrates into geometric


structures. These structures are in turn read by JUUN as a pictorial score, from which she composes new music. The various sound files are placed successively one over the next and in this way a heterogeneous music is created that acoustically integrates the exhibition space as part of the installation. The spatial elements of the music find a kind of correspondence in the images of Michael Wegerer printed on transparent float glass, which lean on one another, offering a view into the various layers of compression and reduction.

Concepts of continual transformation and a constant shifting of artistic direction characterize Gerhard Kaiser’s work. The dialectical interaction of object, graphic, painting and photography describes the multi-disciplinary methods of Kaiser’s art, which in its installative nature provides access to and takes possession of the interior space. With the work Images are always by your side – specially created for the exhibition at the kunsthaus muerz – Gerhard Kaiser has come close to realizing his ambition of erasing all borders between media and genres. Neither painting nor drawing nor photography, the incidence of light allows the black, white and transparent Plexiglas plates to reflect their surroundings and create an endless series of pictures depending on the vantage point of the viewer. The motifs of the silkscreen prints appear over and over again on different sections of the eight-meter long Plexiglas object. Text fragments, phrases, paparazzi photos taken from print media sources, simple graphic elements and geometrical figures like circles or rectangles. The hectic throng of everyday life is depicted – motifs that can be recognized or interpreted as pictures. The 20th century is considered the century of the picture and this trend has continued into the new century as well. The daily flood of images that none of us can escape and that are perceived consciously or unconsciously in different manners dominates our conceptions of reality. The result is an unceasing series of ideas and definitions of the present, past and future, some of which are quite contradictory. Gerhard Kaiser reflects general and quite personal experiences in his artistic work, lends his own consciousness – as it were – to the picture and sheds light on reality as something that can be politically and societally modified. At the same time the artist makes it almost impossible for exhibition visitors to exit the image or turn their backs on the reflected likenesses of themselves. With every step leading them past Kaiser’s monumental work, visitors appear in an image that is continually recons-


tructing itself. The “reflected” see themselves in the distorted architecture of the exhibition space, or are superimposed over the reflections of other guests, or are inscribed in the geometrical figures described above. At times it is the exhibited works of the other artists that form the background of their likenesses. One of Gerhard Kaiser’s basic intentions has always been to show what takes place inside his multifaceted sculptures. Here we are confronted with compression, reduction or with transparency, depending on our standpoint and perspective. The view into and through, deep into and behind objects, distinct visions – all these things are essential to the artist not just formally but also in a symbolic sense. In walking around Kaiser’s work viewers have the impression that the progression of images is endless. There seems to be no beginning or end. Projected onto the ground, the front side and point of departure of Kaiser’s work documents the coming and going of the visitors as a live image, standing symbolically for the here and now of reality. The phrase projected in a niche of the wall on the opposite side – “Images Never End” – provides a visual demonstration of the illusiveness of the concept of pictorial representation in general: In fact, the surface onto which the projection is cast is not the wall niche itself, but photographic wall paper of the niche. The image thus becomes a subjective reality conceived as an optical reproduction.


Manfred Wakolbinger Born on 6 November 1952 in Mitterkirchen, Upper Austria. Trained in metal processing and tool making. Self-taught artist. Has worked since 1980 in the media of sculpture and photography. Numerous solo and group exhibitions in Europe and the U.S. (including documenta 8 and the Venice Biennale). 1993: Conception of MAK Vienna’s public collection for design and architecture. 1997: Solo exhibition at the 20er Haus in Vienna (catalogue: Sputnik). In the last several years underwater photography in the course of diving excursions with Anna Heindl (catalogue: Bottomtime, MAK, Vienna, 2003; underwater photo book: Unter der Oberfläche, 2012). 2006: Exhibition at the Museum Küppersmühle for Modern Art Duisburg (catalogue: Placements). Collaboration with Christoph Ransmayr (Damen und Herren unter Wasser – A picture story after 7 color panels by Manfred Wakolbinger, 2007). Numerous sculptures in public spaces. 2012: For the opening of an exhibition at Zeit Kunst Niederösterreich (Dominican Church in Krems) published the work catalogue Up from the Skies. www.manfredwakolbinger.at

Leopold Kogler Born on 22 Mai 1952 in St. Peter in der Au, Lower Austria. After completing his training as a carpenter he worked as a technical draftsman and interior designer. In this time he discovered his interest in painting and attended numerous exhibitions. He later received his university preparation certificate in Vienna. 1973–1977: Studied at the University of Applied Arts Vienna under Oswald Oberhuber and Bazon Brock. Completed studies in visual and handwork education. Went on to study art history, media and communication studies and social history at the University of Vienna, earning the degree of doctor of philosophy. Since 1977: Has lived and worked in St. Peter in der Au. Long-term intensive exploration of painting processes and logic of visual resources. Solo and group exhibitions in and outside Austria, numerous catalogues. Since 1989: Artistic director of the Blaugelbe Galerie. Since 2010: Director of the Provincial Association of Lower Austrian Art Organizations and of the Lower Austrian Documentation Center for Modern Art in St. Pölten. Member of the Künstlerhaus Vienna and the Lower Austrian Art Society. Theodor-Körner Award (1978), Recognition Award, Lower Austria (1983), Morgen Award (1989), Graphic Arts Award Innsbruck (1994), Cultural Award of the city of Amstetten (1999), Golden Decoration for service to the state of Lower Austria (2012), Decoration for Extraordinary Cultural Engagement for the city of Steyr (2013). www.kogler-leopold.at


Michael Wegerer Born in 1970. 2008: Completed studies in visual and media art at the University of Applied Art Vienna with honors. Master studies in Fine Art Practice at the Royal College of Art in London, later guest lecturer at the RMIT University, Monash University, Charles Darwin University in Australia, Manchester University and at the Wimbledon College of Arts in London. Since 2008: Member of the Künstlerhaus Vienna. 2009: Artist in residence in Melbourne, Australia. Since 2003: Featured in numerous national and international exhibitions and collections. Video Award IFKE Linz (2006), Otto-Prutscher-Fonds Grant (2008), Sheila Sloss Memorial Award, PCM London UK (2011), Woyty-Wimmer Award, Künstlerhaus Vienna (2013). Lives and works as an artist in Vienna und Vienna Neustadt. Focuses: Translation of graphic processes in space installations, examination of cultural and historical perception of text and image, interrelation of visual media. www.mikewegerer.com

Gerhard Kaiser Born on 24 March 1955 in Bad Vöslau, Lower Austria. 1970–1974: Completed training in typography, continued drawing intensively (an interest that began in early childhood). 1975–1980: Studied at the University of Applied Arts Vienna (Master Class in Graphic Arts under Prof. Owald Oberhuber). 1979: Recognition Award for Visual Art, Lower Austria. Since 1980: Drawing, painting, objects and photography. Since 2009: Experimental engagement with new media, numerous exhibitions in and outside Austria (Bosnia, Hungary, Germany, Czech Republic, Canada). Carl Aigner, Alexandra Schantl, Christiane Krejs, Manfred Wagner, Hartwig Knack, Florian Steininger, Leopold Kogler, Joachim Rössl, Ursula Horvath, Elisabeth Voggeneder, Maria Rennhofer, Wolfgang Pauser, Otmar Rychlik and Wolfgang Hilger have seen and written texts on Kaiser‘s works. Selected publications: Bilder – Graphiken – Objekte, 1981; Plastiken – die Idee des Materials, 1991; Auf der Spur, 1992; Bilder verbringen, 1994; The Love of Objects, 2007; Grounding, 2010. Lives in Berndorf and has worked since 1990 in a former factory building in Enzesfeld-Lindabrunn. www.kaiserart.at


Ursula Horvath Born in 1968. 1986–1992: Studied history and art history at Karl-Franzens University in Graz. 1992–1994: Postgraduate studies in art education at the University of Klagenfurt. She has worked since 1994 at the kunsthaus muerz gmbh. In 2001 she took over as managing director. www.kunsthausmuerz.at

Hartwig Knack Born in 1964 in Kamen, Germany. Studied art history, art, European ethnology and cultural studies at the Universities of Marburg (Germany) and Vienna. Postgraduate studies in museum operations and exhibition practice at the Institute for Cultural Studies Vienna. 1993: Established residence in Vienna. Has lived since 2002 in the city of Pressbaum outside of Vienna. 1994–2000: Worked for the Edgar-Ende Foundation in Munich and Frankfurt am Main. 2002–2009: Artistic director of Factory Krems. Director of the international artistin-residence program for the Department of Culture and Science of the state of Lower Austria. 2003–2009: Curator of the Kunsthalle Krems. Since 2010: Art historian, curator and author (for Kunsthalle Erfurt/Forum Konkrete Kunst, artmark Galerie Vienna, Zeitkunst Niederösterreich St. Pölten, SoArt GmbH Vienna and other institutions), has designed numerous exhibitions on art of the 19th, 20th and 21st centuries.



Weitere Kunstpublikation im STEINVERLAG:

Die Subversivität der Linie. Die Zeichnung als Statement (nieder)österreichischer Gegenwartskunst

ISBN: 978-3-901392-33-7 60 Seiten mit Softcover im Format 160 x 210 mm Jetzt im Buchhandel und unter www.steinverlag.at um nur 11,90 € erhältlich! Texte: Mag. Carl Aigner Fotografien: Ernestine Tahedl, Petra Weißenböck


Weitere Kunstpublikation im STEINVERLAG:

KünstlerInnen im Industrieviertel ISBN: 978-3-901392-32-0 198 gebundene Seiten mit Hardcover und Schutzumschlag im Format 240 x 300 mm Jetzt im Buchhandel und unter www.steinverlag.at um nur 24,90 € erhältlich! Texte: Dr. Elisabeth Voggeneder Fotografien: Robert Zahornicky


Diese Publikation erscheint anlässlich der Ausstellung 4muerz2beat14 – für Mürzzuschlag 14 14. März bis 6. April 2014 Kunsthaus Muerz Kuratorin, Ausstellungsorganisation und Vorwort: Mag. Ursula Horvath Kunsthaus Muerz, Wiener Straße 35, 8680 Mürzzuschlag www.kunsthausmuerz.at Ausstellungstitel: Manfred Wakolbinger Ausstellungsaufbau: Christian Paar, Heinz Pacher, DI Martin Petschnig Alle Urheberrechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung, Verbreitung und öffentlichen Wiedergabe in jeder Form, einschließlich einer Verwertung in elektronischen Medien, der reprografischen Vervielfältigung, einer digitalen Verbreitung und der Aufnahme in Datenbanken, sind ausdrücklich vorbehalten. Texte ©: Mag. Hartwig Knack Fotografien ©: DI Wolfgang Leeb (Ausstellungsansichten und Gruppenfoto), Manfred Wakolbinger (Werkfotos), Leopold Kogler (Robert Zahornichy, Werkfotos), Michael Wegerer (Faksimile Vienna, Michael Wegerer, JUUN, Werkfotos), Gerhard Kaiser (Werkfotos) Piano Sublimation wird gefördert durch HDI, SKE, Galerie Menotti, Klavierbau Bernhard Balas, Künstlerhaus Vienna, Overtones & INTERVALL Lektorat: Andreas Deppe Übersetzung: Chris Michalskis Redaktion: Gerhard Kaiser, Peter Fichtinger Gestaltung: Fichtinger Werbeagentur GmbH Druck: Buchdruckerei Ernst Becvar GmbH Copyright: © 2014 by STEINVERLAG 3632 Bad Traunstein, Oberer Markt 7 www.steinverlag.at ISBN 978-3-901392-41-2



4muerz2beat14

www.steinverlag.at ISBN 978-3-901392-41-2


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