Stelzbockausgabe 10

Page 1

10. Ausgabe

Magazin der United Supporters Luzern

gratis

Stadion Gersag: Ausverkauft! Stadion Allmend, 13. Juni 2009. Der FCL hat soeben den FC Lugano 5:0 besiegt und schafft somit den Ligaerhalt auf eindrückliche Art und Weise. Der Jubel kennt keine Grenzen. Doch in den Gesichtern der vielen Zuschauer sieht man auch Wehmut. Nach 75 Jahren schliesst die Allmend ihre Tore. Das Stadion, indem der FCL seine grössten Siege feiern konnte, aber auch bittere Niederlagen einstecken musste, muss einem Neubau weichen. Als Übergangslösung steht uns während den nächsten 17 Mo-

naten das Emmenbrücker Gersag zur Verfügung. Die Sportanlage wurde rechtzeitig auf den Saisonstart in mühsamer Arbeit NLA-tauglich gemacht. Fluch oder Segen? Nach drei Heimspielen lässt sich eine erste Bilanz ziehen: Die Sportanlage erfreut die FCLFans mit ihrem besonderen Charme und scheint auch unsere Mannschaft zu guten Leistungen anzuspornen. Doch wird das auch in Zukunft so bleiben? Oder wird uns die Spass am Gersag vergehen?

Heute ist der FC St. Gallen zu Gast im Gersag. Für unsere «Freunde» aus der Ostschweiz ist es das erste Spiel in der Zentralschweiz nach ihrer Zeit in der NLB. Und für den FCL ein weiteres Highlight im Übergangsstadion. Die Espen, die sich nach ihrer Tour durch die Provinzsportplätze gewohnt sind in kleinen Stadien zu spielen, schnappten dem FCL am vergangenen Samstag den zweiten Rang weg. Unsere Aufgabe ist es heute, die Mannschaft 90 Minuten zu unterstützen, damit wir uns wieder vor St. Gallen klassieren können.


2

Impressum

Stimmung auf den Rängen

Bilder vom Saisonstart

Herausgeber Das vorliegende Magazin ist eine Publikation der United Supporters Luzern, 6000 Luzern. Online: www.us-luzern.ch Bildnachweis Bilder werden mit freundlicher Genehmigung von footballislife.ch.vu, amade.ch und fcl.fan-fotos.ch abgedruckt. Druck Auchli Druck Romantica 6106 Werthenstein Tel: 041 490 20 83 Fax: 041 490 22 83 auchli-druck@bluemail.ch

«Alli Händ ue!» im Spiel gegen Xamax.

Kontakt Wir freuen uns über jedes Feedback! Mit einem E-Mail an unsere Adresse stelzbock@us-luzern.ch oder in unserem Fanlokal «Zone 5» am Bundesplatz kannst du mit uns Kontakt aufnehmen. Spenden Das Magazin wird in ehrenamtlicher Arbeit produziert und kostenlos verteilt. Beiträge zur Deckung unserer Aufwendungen sind jederzeit herzlich willkommen. Spenden nehmen wir gerne per Überweisung mit Stichwort «Stelzbock« an United Supporters 6000 Luzern, Raiffeisenbank Region Stans, Kontonummer 94453.59, Clearing 81223, Postkonto 60-7178-4, IBAN CH61 8122 3000 0094 4535 9 entgegen.

Optisch ansprechender Auftritt beim letzten Spiel gegen YB.

Der Dank der Spieler galt in Bellinzona den Fans.


3

Inhaltsverzeichnis

Editorial

Roli Schwegler im Interview Der Seetaler ist einer von vielen Luzernern im Team des FCL. Der zurzeit verletzte Innenverteidiger sprach mit dem Stelzbock über das besondere Verhältnis zum FCL und über seine Beziehung zu den Fans. Auf Seite 4 geht es los.

Liebe FCL-Fans

Stadion Gersag Der Abscheid von der geliebten Allmend fiel schwer. Doch Zeit zum Trauern blieb keine. Der FCL spielt seit dieser Saison im Gersag. Fluch oder Segen? Ein Augenschein findest Du auf den Seiten 10 und 11.

Oldschool mit Maré In unserer Rubrik blicken wir auf Spiele in den guten alten Zeiten zurück. 1989 spielte der FCL als Titelverteidiger gegen den heutigen Gegner St. Gallen. Dass dies nicht nach Wunsch verlief, steht auf Seite 12. Geisterspiele Geisterspiel gab es in der Schweiz schon viele, doch zum ersten Mal ist der FC Luzern an einem Heimspiel betroffen. Dass dies aber keine Pause für uns Fans bedeuten muss, erfährst Du auf Seite 13.

Der Abstieg wurde abgewendet, die Allmend würdig verabschiedet und die Sommerpause ist schon wieder vorbei. Auch im Exil wird der Stelzbock weiterhin erscheinen. Das Übergangsstadion Gersag ist dann auch Thema im ersten Stelzbock der neuen Saison. Eine Spielzeit, die einst unter dem Motto «Vision 2010» angekündigt wurde und den FCL zu neuen Glanzzeiten führen sollte. Den Sieg im U-U-UEFA Cup können wir zwar vergessen (schon alleine weil dieser Wettbewerb jetzt Europa League heisst), dafür stehen wir in der Liga so gut da wie seit Jahren nicht mehr. Der Traum geht weiter... Nach den Interviews mit David Zibung und Alain Wiss widmen wir zum dritten Mal einem FCLSpieler kostbaren Platz im Stelzbock. Roli Schwegler spricht mit uns über Kunstrasen, Gegentribünensupport und vieles mehr. Leider wurde Roli wieder einmal vom Verletzungspech eingeholt. Da das Interview vor dem verhängnisvollen Match gegen Basel stattfand, war die erneute Verletzungspause aber nicht Bestandteil des Gesprächs. Gute Besserung, Roli. Jetzt wünsche ich allen Lesern viel Spass mit dem neuen Stelzbock.

Weitere Themen: Ausgesperrt: Wie ein Stadionverbot das Leben verändert Seite 8 Capos Wort Seite 15 Im Block: a.b.w. stellen sich vor Seite 15

René Schwarzentruber Präsident USL


4

Roli Schwegler im Gespräch

«Stimmung treibt uns zu Höchstleistungen an» Roli Schwegler kam über den Umweg GC von Hochdorf zu Luzern. Im Interview erzählt er unter anderem wie er den Umzug ins Gersag erlebte. Roli, du bist als 15-Jähriger bereits von deinem Stammverein Hochdorf zu GC gewechselt. Warum bist du nicht im Nachwuchs vom FCL gelandet? Roli Schwegler: Als ich in der U15-Nati spielte hatte ich gehofft, dass irgendwann der FCL bei mir anklopfen würde, was aber nie geschah. Ich war in der U15 damals der einzige Spieler, der noch bei einem Dorfverein spielte. Zuvor hatte ich in der Innerschweizer Auswahl auch fast nur mit Spielern von den grossen Vereinen Kriens und Luzern zusammen gespielt. Als ich dann von GC das Angebot bekam Nachwuchsprofi zu werden, musste ich es einfach annehmen. Warum bist du nach zehn Jahren in Zürich 2007 in die Innerschweiz zurückgekehrt? Ich habe mich bei GC schon wohl gefühlt. Aber sie haben eine Umstrukturierung vorgenommen und Hans-Peter Latour zurückgeholt. Da war für mich klar, dass ich nicht bei GC bleiben wollte, da ich einige Probleme mit ihm hatte. Man war nicht ganz ehrlich zu mir und hatte mir falsche Hoffnungen gemacht. Es fand kein Konkurrenzkampf um die Plätze

Will Rasen statt Plastik: Roli Schwegler, hier in Neuenburg.

statt, die Aufstellung war bereits gemacht bevor man sich durch Trainingsleistungen hätte in die Mannschaft spielen können. Dem wollte ich gleich aus dem Weg gehen, weil ich wusste, dass ich nicht einer seiner Lieblingsspieler war. Der Kontakt mit Luzern hatte schon seit März bestanden, aber erst nach dem letzten Saisonspiel war der Wechsel dann fix. Es ist natürlich auch so, dass ich schon als kleiner Junge in der Allmend die Spiele schauen ging. Ich wählte dann den Umweg über GC, was eine super

Zeit für mich war. Aber es ist schon schön wieder hier zu sein und in der Heimat zu spielen. Anfangs der letzten Saison lief es dir unter Sforza und Morinini nicht mehr gut. Erst als Rolf Fringer kam ging es wieder aufwärts. Ich muss dazu sagen, dass ich bereits in der Rückrunde 2008 unter Sforza als rechter Verteidiger spielen musste. Aber ich wurde als Innenverteidiger geholt und fühle mich dort auch


Roli Schwegler im Gespräch am wohlsten. Unter Sforza und Morinini musste ich immer auf der Seite spielen, Fringer hat mich dann wieder in die Mitte gesetzt. Dort wurde ich jetzt auch immer eingesetzt und dort spiele ich auch am besten. Ich bin kein rechter Verteidiger, ich bin keiner der die Aussenlinie entlang rennt und Flanken schlägt, dafür habe ich andere Qualitäten. Ich bin eher der Typ, der aus der Mitte heraus organisiert, der Kopfball- und Zweikampfstark ist, das kommt mir als Spielertyp viel mehr entgegen. Findest du es dann nicht unverständlich, dass Fringer Seoane als gelernten Mittelfeldspieler in der Innenverteidigung spielen lässt und ihr zu dritt um den letzten freien Platz kämpft? Nein, überhaupt nicht. Ich verstehe mich super mit Gerry, wir passen sehr gut zusammen und haben die gleiche Idee vom Fussball. Es kommt nicht darauf an, ob er früher im Mittelfeld gespielt hat, heute kann man wirklich sagen, dass er ein Innenverteidiger ist. Dann streiten wir uns halt zu dritt um den letzten freien Platz. Solange es ein offner und fairer Kampf ist, ist das kein Problem und der Beste wird sich durchsetzen. Was sind deine Ziele für diese Saison? Primäres Ziel ist sicher, den Klassenerhalt früher klar zu machen als letztes Jahr. Es war zwar eine grosse Party und ein geniales letztes Spiel und es war auch toll dass wir die Allmend so verabschieden konnten, aber es wäre schon

schöner wenn wir uns etwas weiter nach vorne orientieren könnten. Für mich persönlich ist klar, dass ich unbedingt Stammspieler sein möchte und mit meinen Leistungen im letzten halben Jahr habe ich auch bewiesen, dass ich auf meiner Stammposition schwer zu verdrängen sein werde… Ohne dass die anderen etwas machen (schmunzelt). Du bist nicht nur ein knallharter Verteidiger sondern kannst auch in den Medien austeilen. Unvergesslich ist bei vielen Fans noch das Fernsehinterview nach einem Match in Zürich, als du dem Reporter vor der Kamera davongelaufen bist. Was pflegst du für einen allgemeinen Umgang mit den Medien? Man muss schon sehen, dass die Medien einfach dazu gehören. Aber was ich nicht leiden kann, ist unsachliche Kritik und Reporter, die provozieren wollen, dass man etwas Falsches sagt. Im angesprochenen Fall war es so, dass ich das Gefühl hatte, dass dieser Mensch keine Ahnung von Fussball hatte und unqualifizierte Fragen stellte und dann laufe ich lieber davon als mich zu einer Aussage hinreissen zu lassen, die mir selber schaden könnte. Es müsste schon ein Miteinander sein zwischen Spielern und Presse. Aber man verkauft natürlich eine Zeitung besser wenn man von einem Skandal zu berichten weiss, als wenn alles heile Welt ist. Mit dem muss jeder Spieler umgehen können, denn gross ändern kann man daran nichts.

5 Wie ist der Umzug ins Gersag für euch Spieler? Diese Übergangszeit ist halt ein Muss, dafür haben wir dann später ein super Stadion. Aber wir haben natürlich sehr gerne in der Allmend gespielt, hier sind wir zu Hause. Die Fans werden uns sicher unterstützen, ob wir jetzt in der Allmend oder im Gersag sind. In Emmenbrücke ist alles noch ein wenig kleiner und enger, da kann es vielleicht noch eine bessere Stimmung geben. Und das brauchen wir auch. Wir sind eine Mannschaft die von Emotionen lebt, von Zweikampfstärke und der Funke muss von uns auf die Zuschauer und wieder zurück auf den Platz springen und dann kann das eine gute Sache werden im Gersag. Macht es für dich einen Unterschied, ob sich die Fankurve wie in der Allmend auf der Seite oder hinter dem Tor befindet wie im Emmenbrücke? Es ist natürlich schade, dass sich die Fankurve jetzt nicht mehr auf der Seite befindet. Das fand ich in der alten Allmend ganz geil, da spürte man während 90 Minute die Lautstärke und die Choreos sahen beim Einlaufen klasse aus. Wie stark nimmst du als Spieler denn die Fangesänge und Details der Choreographien war? Es ist schade, dass wir nicht genügend Zeit haben um die Choreos genau anzuschauen. Wir laufen ein und haben nur kurz Zeit um rüber zu schauen, die genauen Details kann man


6

Roli Schwegler im Gespräch

«Es macht mir grosse Freude meinen Sohn aufwachsen zu sehen.» sich leider nicht merken. Das ist schade, denn wir Spieler wissen, was für eine grosse Arbeit hinter diesen Aktionen steckt und ihr organisiert ja fast jeden Match etwas. Da habe ich wahnsinnig Freude daran. Die einzelnen Gesänge kriegen wir nicht im Detail mit. Wir nehmen die Stimmung gesamthaft war und diese treibt uns zu Höchstleistungen an, wie z.B. beim 5:0 in der Barrage gegen Lugano. Wie hast du den Knallerwurf gegen Lugano miterlebt, was ging dir in diesem Momenten durch den Kopf? Ich hatte Angst gehabt und war auch wütend. Wir waren heiss auf dieses Spiel und sind gut in die Partie gestartet und dann darf es nicht sein dass eine solche Aktion uns den Ligaerhalt

kosten kann. Das war wie ein Genickbruch für uns und ich hatte einfach gehofft, dass der Schiedsrichter die Partie nicht abbricht. Der Abstieg wäre eine Katastrophe für den Verein und die ganze Innerschweiz gewesen. Noch ist nicht klar ob im neuen Stadion auf Kunstoder Naturrasen gespielt wird. Was wäre dir lieber? Auf jeden Fall Naturrasen. Wir sind eine Naturrasenmannschaft, die von Zweikampfstärke lebt und nicht durch aussergewöhnliche technische Fähigkeiten brilliert. Schau dir die Ergebnisse unserer Spiele in Bern auf Kunstrasen an. Da haben wir immer verloren und einige Kanterniederlagen kassiert. Nur einmal haben wir gewonnen und das war auf

Naturrasen, als El Idrissi das entscheidende Tor geschossen hat. Du bist jetzt 27 und hast bei Luzern noch einen Vertrag bis 2010, welche Ziele möchtest du in deiner Karriere noch erreichen und würde dich auch das Ausland noch reizen? Ich fühle mich in Luzern sehr wohl, wir haben eine tolle Mannschaft und eine tolle Fangemeinschaft. Als ich vor zwei Jahren nach Luzern kam sah ich, dass hier noch einiges in den Kinderschuhen steckte. Ich war mir von einem grossen Verein wie GC schon anderes gewohnt. Aber hier geht es step-by-step vorwärts und ich kann mir sehr gut vorstellen, meinen Vertrag noch um einige Jahre zu verlängern. Als junger


Roli Schwegler im Gespräch Fussballer hatte ich natürlich auch den Traum vom Ausland. Jetzt bin ich 27, ich weiss nicht ob diese Türe irgendwann noch aufgeht. Dass müsste man dann anschauen, aber ich muss nicht mehr unbedingt ins Ausland. Ich fühle mich wohl hier und auch meine Familie hat sich super eingelebt. Du bist als Kind bereits in der Allmend auf der Tribüne gestanden. Wenn du nicht Profi geworden wärst, hättest du den FCL dann weiter als Fan begleitet? Ja sicher. Ich hätte bei Hochdorf weiter Amateurfussball gespielt und wäre als Fan an die FCL Spiele gegangen. Fussball gehört einfach zu meinem Leben und ich bin auch jetzt noch FCL-Fan. Du giltst als ausgesprochener Familienmensch, wie verbringst du deine Freizeit? Ich habe einen Sohn, der ist jetzt drei Jahre alt und ich verbringe meine Freizeit grösstenteils mit meiner Familie. Als ich noch jünger war, so mit achtzehn, zwanzig, bin ich schon noch öfters ausgegangen. Jetzt macht es mir grosse Freude, Zeit mit meiner Familie zu verbringen und meinen Sohn aufwachsen zu sehen. Du geniesst bei den Fans ein gutes Standing und pflegst einen sehr offenen Umgang mit dem Luzerner Publikum. Wie wichtig ist es dir, eine persönliche Beziehung zu den Fans zu besitzen? Es ist sehr wichtig, denn wir

brauchen jeden einzelnen Zuschauer. Ich habe mir mit sechs, sieben Jahren selber Autogramme der Spieler geholt und das nimmt man natürlich für seine Karriere mit. Wenn wir Freundschaftsspiele haben dann nehme ich mir auch Zeit um die Fans zufrieden zu stellen und Autogramme zu geben. Wenn ihr wisst, dass die Jungs auf dem Platz für euch rennen und wir wissen, dass ihr 90 Minuten für uns singt, pushen wir uns gegenseitig zu Höchstleistungen. Wie sehen deine beruflichen Pläne nach deiner Spielerkarriere aus? Ich möchte gerne Trainer werden. Ich habe jetzt bereits das C- und das B-Diplom gemacht und es wäre schön wenn ich auch nach meiner aktiven Karriere mit Fussball Geld verdienen könnte. Ich kann mir nicht vorstellen, später in einem Büro zu arbeiten, ich stehe lieber auf dem Feld und versuche das, was ich erlebt habe, während meiner Karriere an die jungen Spieler weiter zu geben. Ich habe als Jugendspieler bei GC zwar das Bürofachdiplom gemacht, aber ich möchte später nicht unbedingt wieder ins Büro. Deswegen habe ich gedacht, ich mache einmal das Trainerdiplom (lacht). Wenn du Trainer wärst, wo würdest du dann deine Schwerpunkte setzen und was würdest du im Vergleich zum aktuellen Trainingsbetrieb ändern? Das ist schwierig zu sagen. Man muss immer schauen, was

7 für Spielermaterial vorhanden ist. Mit Zürich spielst du sicher einen anderen Fussball als mit Vaduz. Meine Philosophie ist sicher viel Ballbesitz, offensiv spielen und viele Tore erzielen, dabei aber auch defensiv solid stehen. Diesen Spagat versuchen wir auch dieses Jahr wieder umzusetzen. Es ist schade, dass wir bisher nur wenige Zuzüge hatten, denn wir hätten das Kader denke ich noch etwas verstärken sollen, wir sind noch nicht optimal besetzt. Bist du in der Kabine einer der Lautsprecher oder lässt du lieber andere reden? Ich bin schon einer, der öfters etwas sagt, denn wir haben nicht so viele Spieler, die bereits grosse Erfahrungen im Fussball gesammelt haben. Gerry Seoane ist sicher so einer und auch Dave Zibung ist ein Führungsspieler. Aber Dave ist halt Goalie und die konzentrieren sich lieber etwas mehr auf sich. Es braucht immer einige, die das Heft etwas in die Hand nehmen und zu diesen Spielern zähle ich mich schon. Wenn du einmal verletzt oder gesperrt sein solltest, könntest du dir dann vorstellen, anstatt auf der Haupttribüne zu sitzen, dir ein Spiel in der Fankurve anzuschauen? Das haben wir bei GC früher gemacht. Wenn ein Spieler verletzt oder gesperrt war, ist er mit dem Fancar an die Auswärtspartie gefahren und hat sich das Spiel mit den Fans zusammen angeschaut. Das fand ich eine gute Sache, das könnte ich mir in Luzern auch vorstellen.


8

Ausgesperrt!

Das Leiden vor dem Fernseher Ein ehemaliger Ausgesperrter berichtet, wie er über zwei Jahre mit einem Stadionverbot lebte. «Es war im Frühling 2006, ein nebliges Mittwochabend-Spiel gegen Wil stand auf dem Programm. Beim Betreten des Allmend-Stadions wurde ich von den Securitas raus gepflückt und in ein enges, dunkles Kämmerchen unter der Haupttribüne geführt. Man erklärte mir, dass ich fortan keine Fussballspiele mehr besuchen dürfe. Stadionverbot (SV). Für zwei Jahre. Für mich brach eine Welt zusammen. Ein blauer Rauchtopf wurde mir zum Verhängnis. Fortan war ich von meiner bisherigen Lieblings- und Hauptfreizeitsbeschäftigung ausgeschlossen. Anfangs war ich total am Boden. Der FCL befand sich mitten in der MeisterschaftsEndphase – und ich musste draussen bleiben. Der FCL stieg auf – ich war nicht dabei. Es war echt hart. Doch mit der Zeit lernte ich damit um zu gehen. Zumal einige Gegebenheiten mein Leben als Stadionverbötler enorm erleichterten: Zum einen traf das gleiche Schicksal in den folgenden Monaten auch andere Kollegen. Ich war somit nicht mehr alleine «draussen». Zum anderen formierte sich aus eben diesen Kollegen, weiteren Leidesgenossen und sonstigen FCL-Fans, die der Idee angetan waren, eine kleine aber feine Supporter-Truppe zu bilden. Diese unterstütze fortan für eineinhalb Jahre die U21

des FC Luzern und begleitete sie an ihre Auswärtsspiele. Fernab von Plastik-Arenen, Alkoholverboten und zunehmender Repression/Medienhetze konnten wir unseren Fanatismus und unsere Leidenschaft trotz Stadionverbot wieder ausleben. Der Spielplan führten einem auf Fussballplätze wie in Laufen und Münsingen, aber auch in altehrwürdige Stadien wie der Basler Schützenmatte (Old Boys) oder dem Stadion Brühl in Grenchen. Nicht wenige dieser kultigen Ausflüge und Spiele werden allen Anwesenden wohl noch lange in sehr guter Erinnerung bleiben. Und zudem macht es Freude zu sehen, wie sich Spieler, mit denen man damals nach Spielende noch eins «schnupfte» oder die einem auch mal ein Tablett Bier spendierten, heute in die erste Mannschaft kämpfen. Am TV mitgezittert Natürlich blieb man aber auch der ersten Mannschaft weiterhin verbunden, allerdings nahm der Kontakt zu den anderen FCL-Fans doch etwas ab. Ein Lokal wie die Zone 5 fehlte und somit auch die Begegnungszone ausserhalb der Spieltage. Nichtsdesto trotz verfolgte man aber so viele Spiele wie möglich am TV. In unserem damaligen Stammpub, der «Fischbar», schauten wir uns die Partien auf Teleclub an, zumeist recht feuchtfröhlich. Im Gegensatz zu den Spielen, die man in der Kurve miterlebt, bekommt man als TV-Zuschauer auch etwas mit vom Geschehen auf dem Spielfeld. An ein Spiel kann ich

mich dabei noch sehr gut erinnern. An das Cup-Halbfinale gegen den FCZ: Nie habe ich an einem FCL-Match mehr gelitten. Im Stadion kann man sich bei solchen Zitter-Partien mit Support relativ gut ablenken, vor dem Fernsehgerät gestaltet sich dies ziemlich schwierig. So nervös wie in der Schlussphase dieses Cup-Fights war ich noch nie. Und als Paquito das 3:2 erzielte, flogen in der Wohnung unseres Gastgebers fast die Tischgarnituren vom Balkon. Allerdings mussten wir nicht alle FCL-Partien via TV verfolgen: Unser – ziemlich lasch formuliertes – Stadionverbotsschreiben verbot uns beispielsweise den Besuch von Cupspielen gegen 1.-Liga-Teams nicht. Dies allerdings mehr in der Theorie denn in der Praxis, wurden Einzelne von Polizei oder Sicherheitschef doch meist trotzdem nicht ins Stadion gelassen. So ergaben sich – im Nachhinein fantastische – Supporte von ausserhalb des Stadionzaunes, wie z.B. beim Spiel in Biasca, bei welchem ein Teil der Fanszene den Match aus Solidarität mit den an diesem Spiel unrechtmässig Ausgesperrten ebenfalls draussen verfolgte. Ansonsten habe ich mich fern gehalten von den Spielen der ersten Mannschaft. Ich war zwar ab und zu kurz vor den Stadiontoren, um eine Choreo zu bestaunen, habe aber nie probiert, illegal ein Spiel zu schauen. Deswegen fuhr ich eigentlich auch nie mit an Auswärtsspiele. Ein einziges mal in den zweieinhalb Jahren stieg ich allerdings trotzdem in einen


9

Ausgesperrt! Extrazug, jenen nach Sion. Die Chaos-Zugfahrt bereitete eine Menge Spass und ich und ein Kollege konnten das Spiel von ausserhalb des Tourbillons, sogar halbwegs mitverfolgen. SV wegen EM verlängert Zweieinhalb Jahre? Ja, denn mein SV wurde künstlich um ein halbes Jahr verlängert, damit ich auch während der Euro 08 noch ausgeschlossen war. Einen Tag nach dem EM-Finale in Wien endete es. Damit sollte wohl verhindert werden, dass ich an der Heim-EM irgendwelche Spiele «verrandaliere» oder ähnliches. Allerdings wurde dieses Ziel etwas uneffektiv angesteuert. Mein Stadionverbot war an Nati-Spielen nämlich gar nicht gültig (ein weiteres Indiz meiner SV-Soft-Version). Ich habe dann kurzfristig zwar ein Spiel besucht, lies das mit der Randale aber trotzdem sein. Zu Beginn der letzten Saison wurde mein Verbot wieder aufgehoben. Die Vorfreude auf die

Rückkehr war riesig. Obschon mir die Zeit mit Stadionverbot rückwirkend gar als eine schöne und positive Erfahrung in Erinnerung bleibt und ich die LU21-Fahrten, «Fischbar»Abende sowie die diversen Hopping-Trips ins Ausland genauso genoss, wie die zusätzliche Zeit für andere Kollegen/innen und Projekte/Vereine, fällt einem doch ein sehr grosser Stein vom Herzen, wenn man endlich wieder zurück in die Kurve darf. Getrübt wurde und wird die Rückkehr in die NLA-Stadien allerdings durch die vielen unbegründeten und teilweise lächerlichen Stadionverbote aus Biel und vom SFV/HC Biasca. Ansonsten hat sich während meiner Stadionabstinenz nichts Grundlegendes verändert. Der Kern der Kurve blieb derselbe, ergänzt durch eine neue, junge Generation FCL-Fans. Die Leistungen auf dem Feld bleiben eine Wundertüte wie eh und je und auch der offizielle FCL

schafft es nach wie vor gekonnt, mit schöner Regelmässigkeit ins Fettnäpfchen zu treten. Neu sind Auswärtsfahrten und –stadien. War ich mir aus NLBZeiten Endlos-Carfahrten mit Kuhdorf-Atmosphäre oder Pässefahrten-Charme gewohnt, so fährt der Extrazug heute meist binnen ein, zwei Stunden vor den neuen, schmucken und eintönigen Arenen ein. Auch die Medien-Berichterstattungen haben sich gewandelt. War es der hiesigen Presse vor wenigen Jahren noch keine Zeile wert, wenn ganze Kreisel im Flammen-Inferno verendeten, so pflastern heute Becherwürfe die Titelseiten gleich für mehrere Tage voll. Und doch habe ich seither kein Spiel verpasst und freue mich zu Beginn jeder Arbeitswoche bereits wieder aufs Spiel vom kommenden Wochenende, auf den USL-Apéro in der Zone 5, auf das Singen und Johlen im Fanblock und das Feiern und Liiren auf der Heimreise.

Hinter Gittern: In Biasca solidarisierte sich ein Teil der Szene mit den Ausgesperrten.


10

Stadion Gersag

«Geniesst die Zeit im Gersag!» Sportlich läuft im Gersag alles rund. Doch wie sieht es aus fantechnischer Sicht aus? Und auf was muss man sich als FCLFan in den nächsten 17 Monaten gefasst machen? Ein Augenschein. Der Abschied an diesem JuliAbend wog schwer. Niemand konnte so recht begreifen, was genau geschieht, als nach dem Schlusspfiff des Barrage-Rückspiels das Spielfeld gestürmt wurde und die Souvenirjagd begann. Mittlerweile stehen vom alterwürdigen AllmendStadion nur noch Einzelteile der Tribünen. Vieles wurde schon abgeschlissen. Für uns bleibt

der Blick nach vorne und die Zukunft im Emmenbrückner Stadion Gersag. Die ersten Heimspiele haben bereits einen Einblick gegeben, was uns während der Übergangszeit erwartet. Wer keine Saisonkarte hat, benutzt besser den Vorverkauf. StehplatzTickets sind rar und werden in den meisten Spielen wohl ausverkauft sein. Ein gutes Omen, denn in einem gutgefüllten Stadion singt und hüpft es sich einiges schöner, als in einem halbleeren. Dass die Stehplatztribüne nicht mehr so hoch und nicht mehr gedeckt ist, fordert aber jeden einzelnen tatkräftig mitzusingen, damit die Mannschaft den Support auch wirklich spürt. Apropos Tribünendach: Den einen graut

es schon vor dem ersten Spiel bei strömendem Regen. Andere sehen diesem Szenario lockerer entgegen. Organisation klappt bestens Durch den Umzug nach dem GC-Spiel scheint nun auch der Supporterblock seinen Platz gefunden zu haben. Der aktuelle Platz neben dem Tor ermöglicht es dem Capo, auch die Fans auf der Längsseite zum Singen mitzureissen. Der Standort des Supporterblocks hat einen weiteren Vorteil. Der Bierstand, die WCs und die Essensstände sind relativ nahe. Um sich eine Bratwurst und ein Bier zu holen, muss man sich also nicht mehr so weit durch die anderen Zuschauer durchdrängen, wie das noch auf der

Bald wird auch die Haupttribüne der Allmend in Schutt und Asche liegen.


11

Stadion Gersag/Fan-Kurven Allmend der Fall war. Anstehen muss man aber trotzdem noch. Zumindest in der Pause. Anders sieht es vor dem Stadion aus. Ist man frühzeitig vor Ort, vergehen keine zehn Minuten und man kann das Innere des Gersags betreten. Auch nach dem Spiel gelangt man zügig zurück in die Innenstadt. Der Bahnhof und die Bushaltestelle sind in der Nähe. Der Tipp aus Bern Optisch vermag der Gersag auch zu gefallen. Wenn man bedenkt, wie die Sportanlage vor wenigen Monaten noch aussah, wurde ganze Arbeit geleistet. Die Gegentribüne ist überraschend gross und die

Zone 2 wurde ebenfalls mit ein paar wenigen Stufen erweitert. «Solo Gersag. Hammer Stadion…» lässt sich zum Beispiel im FCL-Forum lesen. Auch nach den Spielen hörte man viele positive Stimmen. Ein Umstand, den ein befreundeter YB-Fan auf Anfrage durchaus nachvollziehen kann. Die Young Boys mussten, wie auch der FC Basel und Neuchâtel Xamax, ebenfalls ins Exil. Als das alte Wankdorf abgerissen wurde, spielten die Berner ganze vier Jahre im Stadion Neufeld. «Die Zeit im Neufeld war einfach genial. Klar vermissten wir zu Beginn das alte Wankdorf und freuten uns auf das neue Stadion, doch wir wussten, dass die-

se Zeit einmalig bleibt», gab er zu Protokoll. An die FCL-Fans hat er einen gut gemeinten Rat: «Geniesst die Zeit im Gersag. So nah am Spielfeld und der eigenen Mannschaft werdet ihr im neuen Stadion nicht mehr sein. Freut euch also über die Exil-Saison.» Gelungener Einstand und erfreuliche Aussichten. Die Zeit im Gersag wird hoffentlich so kultig, wie jene der Berner im Neufeld. Dazu braucht es aber die Mithilfe jedes einzelnen FCL-Fans. Singt, hüpft und feuert unsere Mannschaft pausenlos an. Nur so kann der viel erwähnte «Hexenkessel Gersag» entstehen.

Zusammenschluss der Aussenseiterinnen Seit Jahresbeginn hüllen die «Donne di Lucerna» ihre Kurven in einheitlichen Stoff. Wer steckt in diesen Shirts? «Wir lernten uns etwa vor zwei Jahren kennen. Denn in dieser Zeit wurden die Frauen strikt aus dem Supporterblock geschickt und so ergab es sich, dass neben dem männlichen Block neu eine Art ‹kleiner Frauenblock› entstand. Wir merkten schnell, dass wir in etwa die gleichen Interessen am Fussball teilten und besuchten von nun an die meisten Spiele zusammen. ‹Frauen und Fussball, das passt nicht.› Diesen Spruch mussten wir uns immer wieder anhören. Doch dies hat uns nicht davon abgehalten, weiterhin die Spiele zu besuchen. Denn wir fahren

an die Spiele wegen der Stimmung, der Freude am Fussball und der Liebe zum Verein. Dies haben wir auch oft bewiesen, egal ob beim Choreo-Basteln, Unterschriften sammeln oder bei anderen Aktivitäten, wir sind überall anzutreffen. Und genau dieses Engagement von uns hat dazu geführt, dass man uns Frauen im Block kennt und wir auch von fast allen akzeptiert werden. Denn auch wir Frauen gehören zur Kurve. Keine Berührungsängste Vor etwa einem Jahr entstand dann das erste Mal die Idee eines Zusammenschlusses von uns Frauen. Der schlussendliche Name ‹Donne di Lucerna› entstand aber erst anfangs dieses Jahres und das auch eher zufällig. Wir sehen uns aber nicht wirklich als eine Gruppierung, sondern einfach als eine

Clique fussballbegeisterter Frauen. Etwas, das wir in der Kurve auch oft vermissten, ist, dass es im USL-Shop keine Kleidungsstücke für Frauen gibt. Deshalb haben wir uns in diesem Jahr auch selbst frauentaugliche Oberteile kreiert und wurden auch nicht selten von anderen Frauen darauf angesprochen. Dieses Jahr wollten wir uns auch am USL-Turnier mit den Männern messen. Bis jetzt ist es aber bekanntlich noch nicht dazu gekommen.» Donne di Lucerna


12

Oldschool mit Maré

Als Titelverteidiger im Espenmoos In dieser Kolumne erinnern sich Zeitzeugen, wie es in den goldenen Jahren wirklich war. Diesmal mit einer Geschichte aus dem Herbst 1989. «Unser heutiger Gegner aus der Ostschweiz ist der älteste Fussballclub des Landes, mit dem neusten Stadion respektive der neusten Arena. Spiele gegen die St. Galler waren immer schon heftig umstritten, beide Clubs kennen sich hervorragend mit Hochs und Tiefs aus, weshalb man auch beide Anhängerschaften als entsprechend treu und heissblütig bezeichnen kann, was sich ja auch schon bei gewissen Aufeinandertreffen herauskristallisiert hat. Rang drei in greifbarer Nähe Diese Rubrik befasst sich aber nicht mit der Gegenwart, sondern mit einem Spiel, welches der FCL im Herbst 1989, notabene als Titelverteidiger, in St. Gallen absolvierte. Damals besuchte man Auswärtsspiele noch mit der Familie. Ein Besuch in der Ostschweiz war immer mit ganz vielen Emotionen verbunden, schliesslich stammen die Eltern meines Vaters, die in der einstigen Protestantenstadt erzkatholisch waren, aus dieser Stadt. Spiele im Espenmoos wurden immer mit einem Grosselternbesuch verbunden, der FCL diente quasi als Zückerchen für die Enkelkinder aus der Innerschweiz. Im Herbst 1989 kam man mit besonders breiter Brust nach

St. Gallen, denn der FCL reiste als aktueller Titelverteidiger in die Olmastadt: Einen Umstand, den es vorher und nachher nie mehr gegeben hatte. Wir durften in der legendären KurtFurgler-Kurve Platz nehmen, praktisch inmitten von Ostschweizer Promis à la Kurt Felix und Paola, allerdings ohne die versteckte Kamera. Der FCL spielte in den roten Dresses mit dem grauen ‹Siehe LNN›Balken. Die Affiche galt als besonders reizvoll, schliesslich waren die St. Galler gerade das Team der Stunde, während sich der FCL nach einem miesen Saisonstart langsam wieder aufrappelte und wie die GrünWeissen um die Tabellenspitze kämpfte. Bis zur 2. Hälfte sah alles prima aus, denn Martin Müller hatte unser Team mit 1:0 in Führung geschossen, was für den FCL zwischenzeitlich wieder Rang drei in der Tabelle bedeutet hätte. Fanlager nicht getrennt Die Stimmung bei den rund 700 mitgereisten Luzerner Fans, welche sich wie auf der Allmend in der Mitte der Gegengerade befanden, war bestens. Man wähnte sich wie an der Fasnacht: Pauken, Trommeln, Trompeten, die FCL-Anhänger hatten den Laden im Griff. Pyroshow gab es keine, ebenso waren die beiden Fanlager nicht voneinander getrennt. Doch dann rutschte ich immer weiter in meinen unbequemen Holzsessel hinein, denn niemand geringerer als Ivan ‹der Schreckliche› Zamorano, der neue Superstar der Liga, kehrte das Spiel praktisch im Allein-

gang. Er krönte seine Leistung mit einem Fallrückzieher, das Espenmoos tobte, die südamerikanische Armada mit Mardones, Rubio und Raschle hatte zugeschlagen und Regisseur war niemand geringerer als Roger Hegi. Ja, genau der, welcher auf der Hülle der legendären FCL-Kassette mit dem Lied ‹FC Lozärn› zu sehen ist. Die Partie endete mit 3:1 für die Espen und auf der Tribüne musste ich mir etwelche dumme Kommentare wie ‹jetzt habt ihr den neuen Meister gesehen› anhören (natürlich nicht auf Hochdeutsch, dass wäre ja noch akzeptabel gewesen, sondern in diesem seltsamen Dialekt). Die Niederlage war bitter, weil jede Niederlage gegen meine Verwandten doppelt so schwer wog und danach, als es noch Kaffee und Kuchen gab bei den Grosseltern und meistens auch noch die Wiederholung im Fernsehen geguckt werden musste, enorm mühsam war. In der drittletzten Runde dieser Saison 89/90 war der FCL wieder in der Ostschweiz zu Gast und dieses Spiel endete wenigstens 1:1, Torschütze ein gewisser Sigi Gretarsson. Dieses Unentschieden reichte dem FCL zu einem UEFA-Cup-Platz, währenddem der vermeintliche neue Meister St. Gallen in der Finalrunde einbrach und sich nicht für die internationalen Plätze qualifizieren konnte. Am Schluss, dachte ich als heranwachsender Teenager, gewann trotzdem die Gerechtigkeit und die drolligen Sprüche der Olmastädter entpuppten sich zum Glück als Mumpitz.»


13

Geisterspiele

Keine Pause für die Fans

Die Zürcher Spieler bedanken sich bei den vor dem Stadion stehenden Fans.

Dem FCL droht ein Spiel vor leeren Rängen, was kein Novum im Schweizer Fussball ist. Um das Team trotzdem zu unterstützen, sind Ideen gefragt. Das grossartige Spiel vom 13. Juni 2009, bei welchem unsere Elf die zweitklassigen Luganesi mit einem furiosen 5:0 abfertigte und zurück ins Tessin schickte, besiegelte den Klassenerhalt. Damit war die mehrmonatige Zeit des Leidens vorüber und die Allmend würdig verabschiedet worden. Doch bereits an besagtem Tag war klar, dass die letzten Stunden in unserem Stadion ein Nachspiel haben

würden: Der Knaller, der nach dem 1:0 neben dem Linienrichter explodierte, veranlasste die Disziplinarkommission der SFL, gegen den FCL ein Geisterspiel und eine Busse über 20‘000 Franken zu verhängen. Trotz des umgehenden Rekurses, den der FCL eingelegt hatte, droht uns im Gersag nun ein Spiel vor leeren Rängen. Erstes Geisterspiel in Sion Sollte es soweit kommen, wären wir nicht die ersten, denen so ein Urteil aufgebrummt würde. Geisterspiele wurden bereits in verschiedenen Fussballligen der Welt ausgetragen. So auch in der Nationalliga A: Das erste Geisterspiel in der höchsten Schweizer Spielklasse fand 2001 zwischen Sion und Ser-

vette als Wiederholungsspiel statt. Neben dem Genfer Goalie Eric Pédat war im Tourbillon eine Knallpetarde explodiert. Die von der Liga verhängten Stadionsperren sollen gemäss Odilo Bürgy, Präsident der Disziplinarkommission, gewissermassen einen erzieherischen Zweck erfüllen. Geisterspiele wurden und werden dann verhängt, wenn sich auf den Rängen schwerwiegende Verstösse gegen die Stadionordnung und das Gesetz ereignen. Man erhofft sich bei der Liga dadurch, dass Fans, die nichts mit dem Vergehen zu tun hatten, die Fehlbaren beim Gesetzeshüter melden. Der FCL selber spielte bisher einmal vor leeren Rängen: Am 23. Juli 2008 musste der FC


14 Zürich das erste seiner zwei Geisterspiele im Letzigrund austragen. Grund dafür waren die Zürcher Fackelwürfe Ende der Saison 2007/2008, die sich beim Auswärtsspiel im Basler St. Jakob-Park ereignet hatten. Die Begründung für das Urteil war, dass der FCZ für die Vorfälle haftete, weil er im Vorfeld etwas dagegen hätte unternehmen können. In solchen Situationen gilt es, kreativ zu sein: Die Zürcher Südkurve rief in den Tagen vor dem Geisterspiel dazu auf, sich auf dem Parkplatz vor der Osttribüne zu versammeln, um dort den Match auf Grossleinwand zu verfolgen und die Mannschaft direkt vor dem Stadion zu unterstützen. Das Aufstellen der Grossleinwand wurde zwar

Geisterspiele nicht bewilligt, aber die Zürcher erschienen mit Leitern an besagtem Ort und konnten sich dank der Bauweise des neuen Letzigrunds, die einem die Luft um die Ohren bläst und sonst einer guten Stimmung eher schadet als nützt, etwas Sicht und Gehör verschaffen. So lief Mannschaft der Zürcher nach dem Schlusspfiff in Richtung Osttribüne und bedankte sich bei den Fans, die den 1:0-Sieg mit Fackeln feierten. Lebensgrosser Kaiser Auch Fans anderer Klubs, die von einem Geisterspiel betroffen waren, liessen sich etwas einfallen. So grillierten die Basler während ihrer Geisterspiele 2006 hinter der Muttenzerkurve und in Stuttgart verfolgten einige Fans der Kickers einen

Blick vom Stuttgarter Fernsehturm auf das Waldau-Stadion.

Match von einem benachbarten Fernsehturm aus. Zudem stellten sie einen lebensgrossen Franz Beckenbauer im Kickers-Dress auf die Stufen der Gegengerade, um dem Stadion während den 90 Spielminuten wenigstens ein bisschen Leben einzuhauchen. Unterstützung erwünscht Deshalb: Ein Geisterspiel für die Liga muss für uns nicht zwingend auch eines sein! Hätte sich die Sache auf der Allmend schon etwas schwieriger gestaltet, so ist das Gersag sicherlich nicht das schlechteste Stadion, um unsere Mannschaft von ausserhalb zu unterstützen. Sollte Luzern bald wirklich für ein Spiel den Geistern überlassen werden, lasst sie uns lautstark und farbenfroh vertreiben!


15

Im Block/Capos Wort

Leidenschaft der Kurve mittragen In dieser Rubrik stellt sich abwechselnd eine andere Gruppe vor. Die a.b.w. sind das Produkt von Ragazzi Lucerna. «Bereits in jungen Kinderjahren verfolgten wir die Spiele des FC Luzern auf der Allmend. Vier heutige Mitglieder standen bereits damals zusammen auf der Tribüne. An einem Heimspiel im Herbst 08 entdeckten wir das Angebot ‹Ragazzi Lucerna› der Fanarbeit Luzern und nahmen an mehreren Auswärtsfahrten teil. Im Verlauf dieser Auswärtsfahrten lernten wir weitere

gleichgesinnte Fans kennen. Schon bald wurde uns klar, dass es nicht nur einfach ‹Fans› gibt, sondern auch organisierte, aktive und kreative Supporter am Werk sind. Mittlerweile zu neunt beschlossen wir eine eigene Gruppierung zu gründen, welche die Leidenschaft und

Kreativität der Kurve mitträgt. Nicht nur vom Fussballspiel waren wir begeistert, sondern auch von der Stimmung im Block wurden wir völlig mitgerissen. Die Sucht nach Blau und Weiss wurde immer grösser und so konnte der Name der Gruppierung nur addicts (die Süchtigen) blue white heissen, kurz a.b.w. Innerhalb kurzer Zeit wurden Aufkleber und Pullover kreiert, Doppelhalter, Fahnen und Zaunfahne gemalt. Durch leidenschaftlichen Support und kreative Beteiligung an jedem Spiel, konnten wir addicts schnell in die Fanszene integrieren.

Das Luzern-Virus verbreiten «Der Umzug ins Gersag ist auch für uns Capos eine grosse Umstellung. Da der Stehlplatzbereich nun aus weniger Stufen besteht, die Zone 2 in die Breite gezogen wurde und wir jetzt sogar ‹um die Ecke› stehen, fällt es uns schwerer, per Megaphon die ganze Kurve zu erreichen. Auch das ‹FCL›-Echo muss ganz neu abgestimmt werden, da sich der Supporterblock und die ehemalige Lumagtribüne nicht mehr unmittelbar nebeneinader befinden. Für einen funktionierenden Support ist es deswegen umso wichtiger, dass ihr gut auf die Capos und die Trommel hört, damit die Lieder gemeinsam und nicht verzerrt gesungen werden. Andere Fans animieren Immer wieder sehen wir einzelne Personen in der Kurve, die eine grosse Bereitschaft zeigen, ihre

Mannschaft lautstark und voller Emotionen unterstützen zu wollen. Allerdings verstummen viele Personen, wenn der Nebenmann nicht auch mitsingt. Dabei gibt es eine viel bessere Variante: Reisst euch gegenseitig mit! Zeigt Emotionen, geht ab, singt, hüpft, klatscht und steckt die Personen um euch mit dem Luzern-Virus an. Habt keine Angst, auch einmal die einzige Person zu sein, die eine Zeile singt, wenn ihr damit wieder andere Fans zum Supporten animieren könnt. Auch wir steigen nach jedem Spiel schweissnass und ausgebrannt vom Zaun, aber dieser Zustand ist es Wert, wenn man weiss, 1901 Prozent für seine Farben gegeben zu haben. Und wenn jeder bereit ist, diesen Einsatz zu geben, wird unsere Kurve stärker sein als je zuvor. Es braucht jede Stimme!

Auswärts waren unsere Auftritte diese Saison bisher sehr bescheiden, was oftmals einen ganz einfachen Grund hatte: Wir standen zu verstreut im Gästeblock rum. Die Lösung: ‹Zäme schtoh›. Damit wir auch auswärts unsere Mannschaft lautstark unterstützen können, müssen alle support-willigen Fans zusammen stehen, um gemeinsam Emotionen zu entfachen und unsere Mannschaft nach vorne zu treiben. Habt also keine Angst, ein paar Schritte näher zum Capo zu stehen, dann wird Luzern auch auswärts als Einheit auftreten können. Danke für euer Gehör und eure Unterstützung, gemeinsam und lautstark für Luzern.» Eure Capos


16

Neues Mitgliedschaftsmodell

Als USL-Mitglied profitieren und unterstützen Sechs gute Gründe sprechen für eine Mitgliedschaft bei den United Supporters Luzern. Neu ist das Vorverkaufsrecht für Shopartikel.

Bestellungen im USL-Online Shop werden gratis zugestellt. Ausserdem gewähren die USL den Premium-Member einen Preisabschlag auf Carfahrten und einen Mengenrabatt bei den Getränkeverkäufen im Extrazug. 5. USL-Mitglied kann jeder werden

1. USL-Mitglieder unterstützen eine aktive Fankultur Luzern ist bekannt für seine grossartigen Choreografien. Doch um diese zu ermöglichen, sind wir unter anderem auf Spenden in Form von Mitgliederbeiträgen angewiesen. Je mehr Mitglieder wir haben, desto grösser ist die Freiheit bei der Gestaltung der Choreografien und umso eindrücklicher wird das Ergebnis. Als USL-Mitglied ermöglichst Du die tolle Atmosphäre beim Einlaufen der Spieler, die alle im Stadion geniessen. Ausserdem vereinfachen die USL mit der Organisation von Extrazügen und Carfahrten die Unterstützung des FCL an den Auswärtsspielen. 2. USL-Mitglieder stärken die Position der USL im Kampf um die Rechte der Fans Eine aktive Fankultur ist auf Freiheiten angewiesen. Die USL setzen sich deshalb dafür ein, dass der Genuss eines Fussballspiels nicht durch unnötige Einschränkungen getrübt wird. Unter anderem setzen wir uns für Stehplätze im neuen Stadion oder für faire Preise bei Auswärtsspielen ein. Die USL sind politisch neutral,

aber nicht apolitisch. Aus diesem Grund haben wir diesen Frühling das Referendum gegen den aus unserer Sicht problematischen Beitritt zum Hooligan-Konkordat ergriffen. 3. Als USL-Mitglied hast Du keine Verpflichtungen Als Mitglied übernimmst Du keine Pflichten. Du kannst gerne mithelfen wenn Du möchtest, verlangt wird das aber von keinem Mitglied. 4. USL-Mitglieder geniessen finanzielle Vorteile Neben der Gewissheit, eine aktive Fankultur zu fördern, bietet die USL-Mitgliedschaft auch direkte finanzielle Vorteile: USL-Mitglieder erhalten diverse Getränke während den Apéros in der Zone 5 zu vergünstigten Preisen. Ebenfalls proftierst Du von einer Preisreduktion auf Artikel im USL-Shop. PremiumMember geniessen zusätzliche Vorteile: Da unsere Shop-Artikel in geringer Auflage erscheinen, erhalten Premium-Member neu ein Vorkaufsrecht.

Das typische USL-Mitglied gibt es nicht. Deshalb ist jeder willkommen, dem der FC Luzern am Herzen liegt. USL-Mitglieder stammen aus jeder Alterskategorie und in jeder Zone des Stadions, auf den Steh- als auch auf den Sitzplätzen. 6. Eine USL-Mitgliedschaft ist ihren Preis wert Bereits ab 50 Franken ist es möglich Mitglied zu werden. Wer von allen Vorteilen profitieren möchte, wird Premium-Mitglied für 100 Franken. Für Schüler unter 16 Jahren sind verbilligte Mitgliedschaften möglich: Bereits für 30 Franken wirst du Mitglied, für 70 Franken sogar PremiumMitglied. Mitglied werden - So einfach geht es: Anmelden kannst du dich ganz einfach in der Zone 5 oder über unsere Website: www.us-luzern. ch. Bei Fragen stehen wir dir gerne zur Verfügung: Wir freuen uns zudem über jede/n, der/die sich zusätzlich bei uns engagieren möchte. Einfach eine E-Mail an mitglieder@us-luzern.ch senden.


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.