12. Ausgabe
Magazin der United Supporters Luzern
13. Mai 2010
Koffern packen für Europa! Nur noch 180 Minuten trennen den FC Luzern vom Einzug in die Europa League. Mit einem Sieg gegen YB könnte der FCL bereits heute die Rückkehr auf die internationale Bühne perfekt machen. Nach dem 0:5-Debakel in Basel kamen bei einem Teil der Luzerner Fans Zweifel auf, ob die Mannschaft überhaupt noch gewillt sei, sich für den Europacup zu qualifizieren. Die AufweckAktion im anschliessenden Heimspiel gegen Zürich scheint im genau richtigen Moment
gekommen zu sein, denn BlauWeiss fand in dieser Partie mit einem fulminanten Auftritt wieder zurück auf die Siegesstrasse. Die Stadionfrage Da das Gersag in Emmenbrücke in seinem aktuellen Zustand nicht Europacup-tauglich ist, steht der FCL vor der diffizilen Frage, wo er seine internationalen Partien austragen soll, wenn die UEFA für das Gersag keine Sondergenehmigung erteilt. Dazu
betonte Präsident Walter Stierli immer wieder, dass dem FCL eine Teilnahme am europäischen Geschäft finanziell erst im neuen Stadion entgegen käme. Doch für uns Fans geht es um mehr als finanzielle Risikorechnungen: Wir haben die Chance, unsere Farben und unsere Stadt zum ersten Mal seit langer Zeit wieder auf der europäischen Fussballühne zu vertreten. Lasst uns heute deshalb nochmals alles geben und unsere Mannschaft in die Europa League schreien!
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Impressum
Stimmung auf den Rängen
Die Rückrunde in Bildern
Herausgeber Das vorliegende Magazin ist eine Publikation der United Supporters Luzern, 6000 Luzern. Online: www.us-luzern.ch Bildnachweis Bilder werden mit freundlicher Genehmigung von footballislife.ch.vu, amade.ch und fcl.fan-fotos.ch abgedruckt. Druck Auchli Druck Romantica 6106 Werthenstein Tel: 041 490 20 83 Fax: 041 490 22 83 auchli-druck@bluemail.ch
Vision 2010: Geglückter Rückrundenauftakt gegen GC.
Kontakt Wir freuen uns über jedes Feedback! Mit einem E-Mail an unsere Adresse stelzbock@us-luzern.ch oder in unserem Fanlokal «Zone 5» am Bundesplatz kannst du mit uns Kontakt aufnehmen. Spenden Das Magazin wird in ehrenamtlicher Arbeit produziert und kostenlos verteilt. Beiträge zur Deckung unserer Aufwendungen sind jederzeit herzlich willkommen. Spenden nehmen wir gerne per Überweisung mit Stichwort «Stelzbock« an United Supporters 6000 Luzern, Raiffeisenbank Region Stans, Kontonummer 94453.59, Clearing 81223, Postkonto 60-7178-4, IBAN CH61 8122 3000 0094 4535 9 entgegen.
Sicher ist sicher: Mit Bauhelmen im einsturzgefährdeten Letzigrund.
Klare Ansage beim FC Basel: «Der Block singt laut und munter – wir spülen euren Traum das Klo runter.»
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Inhaltsverzeichnis
Editorial
Koffer packen für Europa Schafft der FCL bereits heute die Europa League-Quali? Die Stelzbock-Redaktion nennt mögliche Gegner und sucht mit FCL-CEO Thomas Schönberger nach einem Heimstadion für die internationalen Begegnungen. Alles dazu ab Seite 4.
Liebe FCL-Fans,
«Geteiltes Leid ist halbes Leid» Ein Ausgesperrter berichtet über sein Leben ohne Auswärtsspiele. Alles zu seinem Handy-Countdown auf Seite 9
Ein Jahr im Gersag Nach einem Jahr im Exil, befragten wir vier Fans aus verschiedenen Stadionsektoren zu ihren Erfahrungen in Emmenbrücke. Die Antworten findet ihr auf den Seiten 12 – 14.
Au revoir JMT! Nach fünfeinhalb Jahren verliess Jean-Michel Tchouga den FC Luzern in der Winterpause in Richtung Wohlen. Auf den Seiten 16/17 blicken wir nochmals auf seinen Abschied in der Zone 5 zurück. Weiterer Inhalt: Oldschool mit Maré: Die Wende von Lausanne Zone 5: Das aktuelle Programm Im Block: Dark Knights stellen sich vor Groundhopping: Bei Minus 20 Grad in Moskau Postkarte aus Como
Seite 8 Seiten 10/11 Seiten 14/15 Seiten 18/19 Seite 20
Lange hat es gedauert, doch zum Saisonende gibt es nun doch noch eine frische Ausgabe des Stelzbocks. Und dies mit einem neuen Mann an Bord. Nach langer Suche in den eigenen Nachwuchsmannschaften konnte nun endlich ein neuer Layouter ablösefrei verpflichtet werden. Jetzt aber zur heutigen Ausgabe: Natürlich steht die mögliche Europacup-Teilnahme unseres FCL im Zentrum. Da sich praktisch alle europäischen Ligen momentan im Endspurt befinden, können mögliche Paarungen für die Qualirunden wegen des Redaktionsschlusses bereits wieder hinfällig sein. Wir waren aber bemüht alle Resultate des vergangenen Wochenendes noch miteinzubeziehen. Wie immer zum Saisonende gilt es, sich auch bei Spielern zu verabschieden. Roli Schwegler und Swen König werden den Verein auf nächste Saison hin verlassen. Wir wünschen den beiden alles Gute und danken ihnen für ihren Einsatz für unsere Farben. Jetzt heisst es nochmals zwei Spiele auf dem Platz und in der Kurve alles geben, um dann hoffentlich den verdienten Lohn zu geniessen: Europa, wir kommen! René Schwarzentruber Präsident USL
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FCL in der Europa League?
Drei Punkte für ein Halleluja! Bereits nach dem heutigen Spiel gegen die Young Boys könnte unser Traum endlich wahr werden: Der Fussballclub Luzern spielt wieder europäisch! Was es noch braucht, um die Qualifikation zur Europa League zu erreichen, auf welchen Gegner der FCL dort treffen könnte und was die Klubführung zur Stadionfrage sagt. Vor zehn Jahren, am 24. Juni 2000, wurde auf der Luzerner Allmend das letzte europäische Wettbewerbsspiel mit FCL-Beteiligung abgepfiffen. Aber alles der Reihe nach: Sechs Tage zuvor reiste der FCL nach Island
zu Leiftur Ólafsfjörður, um das Hinspiel der ersten Runde des mittlerweile abgeschafften UEFA-Intertoto-Cups zu bestreiten. Vor 300 Zuschauern und durch zwei späte Tore von Gian Dias Dantas und Alex Frei endete der Match mit 2:2. Am besagten, darauffolgenden Samstag fand das Rückspiel auf der Allmend statt. 1‘327 Zuschauer wurden Zeugen eines verrückten Spiels: Mit dem 3:3-Ausgleich der Isländer in der 84. Minute war die zwischenzeitliche Zwei-ToreFührung verspielt. Ólafsfjörður wäre dank der Auswärtstoreregel für die zweite Runde qualifiziert gewesen. Aber Christophe Ohrel drehte das Spiel in der 88. Minute mit seinem zweiten Treffer in diesem Spiel doch noch. Der FCL und seine Fans konnten also die Reise nach Sedan, das in der 2. Runde auf den hiesigen Sieger gewartet hatte, pla-
nen – dachten alle. Der erneute Ausgleich in der 90. Minute zum 4:4-Schlussresultat setzte den Reiseplanungen ein jähes Ende, und die Akte «Europacup» sollte für das ganze Jahrzehnt in der Schublade verschwinden. Europa in Sichtweite! Heute aber sieht die Lage ganz anders aus: Unser FCL ist so nahe am Europacup dran wie schon lange nicht mehr. Wer am Ende dieser Saison auf dem vierten Rang steht, löst das letzte noch freie Ticket für die Qualifikation zur Europa League. Zwei Runden vor Schluss hat der FC St. Gallen nur noch theoretische Chancen darauf, der FC Sion steht nicht viel besser da und die drittplatzierten Grasshoppers haben den Startplatz in der Qualifikation bereits auf sicher. Damit der FCL im kommen-
Bei Nebel und kühlen fünf Grad holte der FCL auswärts auf Island ein 2:2 - und schied trotzdem noch aus.
FCL in der Europa League?
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Klein, aber fein: Ob sieben Plätze auch in diesem Sommer für den FCL-Anhang reichen? den Juli international mitspielen kann, braucht es nicht mehr viel: St. Gallen ist bereits weg vom Fenster, wenn es aus den letzten beiden Spielen nicht das Punktemaximum holt. Bei Sion gestaltet sich die Ausgangslage nicht ganz so aussichtsos, wenn die Walliser jedoch eines der beiden letzten Spiele verlieren, ist die Sache ebenfalls gegessen. Diese Rechenspiele könnte man jetzt noch weiterführen, aber eigentlich ist es doch ganz einfach: Wenn unsere blau-weisse Truppe noch einen Dreier in den letzten beiden Runden einfahren kann, sind wir wieder europäisch! Das Qualifikationsszenario Weil unsere Chancen auf ein internationales Sommerabenteuer also durchaus intakt sind, wagen wir einen Ausblick auf diese Partien. Um im Wirrwarr von Qualifikationsszenarien und möglichen Gegnern den Überblick zu behalten, ist eine kleine
Einführung in die UEFA-Reglementarien der Europa League notwendig. Dank einem guten Ergebnis in der UEFA-Fünfjahreswertung 2009 wurden der Schweiz für die Europacup-Saison 2010/2011 fünf Startplätze zugesprochen. Meister und Vize-Meister erhalten die Möglichkeit, sich für die Champions League zu qualifizieren. Der Dritte und der Vierte dürfen in den Qualifikationsspielen zur Europa League antreten, ebenso der Sieger des Schweizer Cups. Weil Basel am letzten Sonntag den Schweizer Cup gewonnen hat, jedoch bereits einen Platz in der Qualifikation zur Champions League auf sicher hat, übernimmt Lausanne als Cupfinal-Verlierer den EuropaLeague-Startplatz von Basel. Die Qualifikation zur Europa League wird in vier Runden ausgetragen. Lausanne steigt als Cupfinal-Verlierer bereits in der zweiten Qualifikationsrunde ein, der Viertplatzierte startet in der dritten Qualifikationsrunde und
die Grasshoppers im vierten und somit letzten Durchgang (von der UEFA auch Play-Offs genannt). Auslosung am 16. Juli Als Viertplatzierter der Meisterschaft 2009/2010 dürfte der FCL also am 29. Juli 2010 nach 10 Jahren wieder ins europäische Fussballgeschehen eingreifen, denn dann finden die Hinspiele der 3. Qualifikationsrunde statt. Und wer könnte da und im Rückspiel am 5. August unser Widersacher sein? Um uns schon einmal attraktive Europatrips auszumalen, muss hier kurz der Modus für die Auslosung in Betracht gezogen werden, die für die 3. Runde am 16. Juli in Nyon vorgenommen wird. Alle qualifizierten Vereine werden vor der Auslosung auf zwei Töpfe verteilt, wofür der sogenannte UEFA-Klubkoeffizient entscheidend ist. Diese Zahl besteht einerseits aus dem entsprechenden Länderkoeffizien-
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FCL in der Europa League?
Die 5:0-Pleite in Basel liess die FCL-Fans an der Qualifikation für das internationale Geschäft zweifeln. ten der UEFA-Fünfjahreswertung 2009 und andererseits aus dem Abschneiden des jeweiligen Klubs in vergangenen Europacup-Partien. Um diese Zahlen zu ermitteln, werden von jedem Klub die auf europäischer Ebene gesammelten Punkte während den letzten fünf Spielzeiten (sprich von 2005/2006 bis 2009/2010) summiert. Der Länderkoeffizient ergibt sich aus dem Durchschnitt aller Punkte der Vereine. Der Klubanteil am schlussendlichen Klubkoeffizienten besteht hingegen nur aus den vom Verein selber gesammelten Punkten. Im Klartext heisst das, dass der Klubkoeffizient des FCL nur aus dem Länderkoeffizienten der Schweiz besteht, weil er in den besagten Spielzeiten kein europäisches Wettbewerbsspiel bestritten hat und somit auch keine Punkte sammeln konnte. Mit dem FCL an die Anfield Road... Nun gibt es zwei Szenarien: Der FCL wird zusammen mit den Klubs mit schlechterem Klubkoeffizienten in den Topf der ungesetzten Vereine gelegt und bekommt es mit einem
gesetzten Klub zu tun. Wenn sich in den vorherigen beiden Runden mehrheitlich die Favoriten durchsetzen und aus den anderen europäischen Ligen Klubs mit einem hohen Koeffizienten in die dritte Qualifikationsrunde einsteigen, wird das Spiel gegen ein europäisches Schwergewicht Tatsache. Uns könnte zum Beispiel ein Trip nach Liverpool an die altehrwürdige Anfield Road erwarten, die voraussichtlich nur noch die bevorstehende Saison die Heimstätte der Reds sein wird. Auch in Richtung Osten könnte uns die Reise führen: Verliert der FK Sibir Nowosibirsk am kommenden Sonntag den russischen Cupfinal, besteht die Möglichkeit, dass wir schon bald mit der Transsibirischen Eisenbahn in sibirische Gefilde fahren, um dort den Gästeblock zu bevölkern. Sollte Nowosibirsk den Cupfinal gewinnen, werden wir die Reise eventuell in Moskau abbrechen müssen, um dort gegen den ZSKA Moskau unser Glück zu versuchen. Und je nach Ausgang der türkischen Meisterschaft diesen Sonntag würde im gesetzten Topf mit Galatasaray oder Besiktas auf jeden Fall auch ein Istanbuler
Klub als Gegner bereitliegen. ... oder nach Vaduz? Dass der FCL für die dritte Qualifikationsrunde gesetzt ist, ist das unwahrscheinlichere Szenario. Hier träfe ein auf dem Papier schwächerer Klub auf uns. Bereits sicher in der dritten Qualifikationsrunde einsteigen wird beispielsweise der IFK Göteborg, der uns eine Reise nach Südschweden bescheren könnte. Auch nach Kroatien könnte es gehen, denn Hajduk Split wird ebenfalls in derselben Runde und mit einem niedrigen Klubkoeffizienten die Qualifikation aufnehmen. Geschieht in den vorangehenden beiden Runden das eine oder andere Wunder, wäre es auch möglich, in ein Land zu reisen, das gemeinhin als Fussballzwerg betitelt wird. Ist zum Beispiel der kasachische FK Atyrau in der zweiten Runde erfolgreich, dürften wir ihm schon bald am Nordufer des Kaspischen Meeres einen Besuch abstatten. Und wenn es mit dem Teufel zu und her geht, müssten wir mit dem liechtensteinischen Cupsieger, der heute zwischen Vaduz und Eschen/Mauren ermittelt wurde,
ein Horrorlos und die denkbar unspektakulärste Europareise hinnehmen. Zum Glück muss dieser aber erst die zweite Runde überstehen, um als möglicher Gegner für uns zu gelten. Strapazieren wir das Orakel ein letztes Mal, schliesslich darf man
FCL in der Europa League? auch von einem Weiterkommen in die 4. Qualifikationsrunde träumen. Mit ziemlich grosser Sicherheit würde uns dort ein grosses Kaliber wie Manchester City oder die PSV Eindhoven den Einzug in die Gruppenspiele streitig machen. Ausgelost wer-
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den die Play-Off-Partien am 6. August. Nach den Hinspielen am 19. August und den Rückspielen am 26. August wird feststehen, wer bis in den Dezember hinein 6 Gruppenspiele bestreiten darf.
Die Anfield Road in Liverpool: Eines unserer möglichen Reiseziele.
Schönberger will im Gersag spielen Wie es hinlänglich bekannt ist, erfüllt unser vorübergehendes Heimstadion Gersag die UEFA-Richtlinien als Austragungsort von Europa-LeagueSpielen bei Weitem nicht. Ein reines Sitzplatzstadion, ein abgetrennter Gästesektor mit eigenen Sitzplätzen und Platz für mindestens 10 Fernsehkameras sind die Anforderungen an ein EuropaLeague-taugliches Stadion, die das Gersag nicht bieten kann. Thomas Schönberger, CEO des FC Luzern, bestätigt, dass man zumindest die dritte Qualifikationsrunde im Gersag bestreiten möchte. In
diesem Fall würden gemäss Schönberger wohl lediglich die 4000 Sitzplätze in den Verkauf gelangen. Wie die Billettvergabe und die Tribünenaufteilung konkret aussehen würde, stehe noch nicht fest. Würde die Austragung eines Europa League-Heimspiels nicht bewilligt oder käme der FCL eine Runde weiter, muss ein Ausweichstadion gesucht werden. Laut Schönberger wären dabei die Distanz und die anfallenden Kosten die entscheidenden Kriterien, was für den Zürcher Letzigrund spräche. Allerdings wird dort diesen Sommer das
Stadiondach repariert, und ausserdem sei ihm bewusst, so Schönberger, dass die Fans Zürich nicht gerade als ihr Lieblingspflaster bezeichnen würden. Basel und Bern hingegen seien finanziell unattraktiv, weil eine im Verhältnis grosse Menge an Billetten abgesetzt werden müsste, um keine Einbussen zu verzeichnen. Als weitere Alternative wird die neue Arena in St. Gallen gehandelt. Entsprechende Massnahmen und die allfällige Stadionwahl werden aber erst nach der definitiven Qualifikation eingeleitet.
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Oldschool mit Maré
Die Wende von Lausanne In dieser Kolumne erinnern sich Zeitzeugen, wie es in den goldenen Jahren wirklich war. Diesmal mit einer Geschichte aus der Saison 1990 / 1991. Als Schiedsrichter Zimmermann am 10. Dezember 2009, einem nasskalten Dezemberabend, zur Halbzeitpause pfiff, kam mir ein ähnliches Spiel in den Sinn. Locker Leute, ich möchte ja nicht an dieses unmögliche Cup-Aus gegen die Ostschweizer aus St. Gallen erinnern, aber irgendwo her musste ich mir meine Oldschool-Idee holen. Nun, der Match gegen die St. Galler stand zur Halbzeit 0:3 und man schaute sich etwas unbeholfen an. 0:3? Wie lange ist es denn her, dass der FCL einen derartigen Rückstand wettgemacht hatte? Gar nicht so lange, man erinnerte sich noch an den 0:3-Rückstand gegen die Zürcher Grasshoppers im Frühjahr 2008. Ein gewisser Fabio Coltorti war so nett und liess in der 90. Minute einen Cantaluppi-Freistoss passieren. Der Endstand: 3:3! Der FCL hat dieses »Wunder» aber sogar schon einmal auswärts geschafft und zwar in der Saison 1990 / 1991 in Lausanne. Damals gab es richtig gute TVZusammenfassungen, mit LiveKommentar, der für die rund 20 Minuten dauernde Übertragung zusammengeschnitten wurde. Nicht mehr vergleichbar mit heute, wo jedes Spiel in drei Minuten heruntergeliert wird.
Die Mannschaft von Friedel Rausch war an diesem Mittwochabend beim wohl spielerisch besten Team der Vorrunde zu Gast. Die jungen Wilden von Lausanne Sports um Trainer Umberto Barberis hatten klingende Namen und standen vor einer erfolgreichen Zukunft. Sie hiessen Stéphane Chapuisat, Dominique Herr, Marc Hottiger, Christophe Ohrel, dazu gesellten sich erfahrene Könner wie Pierre-André Schürmann, Milan Fryda oder Frank Verlaat. Der FCL war nicht der Favorit, da die Waadtländer zu dieser Zeit sogar an der Spitze der Tabelle standen, hatte aber als Europacupteilnehmer und momentaner Vierter der Rangliste den Respekt der Lausanner auf sicher.
Truppe das Spiel tatsächlich gedreht! In dieser Partie kam Stefan Wolf zum ersten Einsatz seiner Karriere. Die Luzerner hatten wie immer unter Friedel Rausch eine starke Defensiv- und Offensivabteilung. Noch ein interessantes Detail ist sicher, dass Trainerfuchs Rausch in der Saison 1990 / 1991 fünfmal einen anderen Libero spielen liess! (Moser, van Eck, Kaufmann, Schönenberger und Marini!) Da soll noch einer sagen, die Lücke von Roger Wehrli sei locker geschlossen worden.
Im FCL-Sektor befanden sich neben den damalig üblichen Verdächtigen eine ganze Busladung von Fussballjunioren der FCL - Fussballschule, die unter der Leitung der Radio-PilatusLegende Peter Hauser stand.
Leider ist mir nicht mehr ganz klar, wer die Luzerner Tore geschossen hat. Sicher ist nur, dass Johnny Goal Eriksen per Elfmeter den 3:3-Ausgleich erzielt hat und dass danach der Lausanner Torwart Huber wütend den Ball per Kick an den Rücken des mitjubelnden Peter Nadig geschossen hat. Dieser lächelte aber cool zurück, schliesslich wollte man sich die Freude über einen schlussendlich doch verdienten Ausgleich nicht nehmen lassen.
Auf der Pontaise begann das Spiel mit einem desolaten Peter Gmür, der mit einem Nationalmannschaftsaufgebot von Uli Stielike liebäugelte und dann beim Duell gegen Stéphane Chapuisat so richtig schwindelig gespielt wurde. Nach einer Glanzvorstellung der Lausanner stand es zur Halbzeit 3:0! In solchen Situationen ist der FCL gerne total eingebrochen, aber unter Trainer Rausch gab es oft Rückstände, die wettgemacht wurden. Was er damals dem Team in der Pause erzählt hat, ist mir nicht bekannt, auf jeden Fall hat die
Am Ende der Saison ist der FCL auf den 8. Platz gestürzt, auf der Allmend gab es nur noch Kehrausspiele plus das unter die Haut gehende Abschiedsspiel der beiden Kultfiguren Hampe Kaufmann und Johnny Eriksen. Immerhin kamen in der Finalrunde im Schnitt noch 8 800 Zuschauer zu den Spielen, in der Qualifikation waren es gar 9 382. Es war die Übergansspielzeit zur bitteren Abstiegssaison. Die Warnsignale des schlechten Abschneidens in der Finalrunde wurden leider nicht ernst genommen.
Ausgesperrt!
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«Geteiltes Leid ist halbes Leid» Ein Ausgesperrter berichtet, wie er ein Auswärtsspiel erlebt. «Beim Blick auf den eigens auf dem Handy eingerichteten Countdown kommen bei mir gemischte Gefühle auf. Einerseits sagt er mir, dass ich die Hälfte des Stadionverbots bereits hinter mir habe, andererseits wird mir dadurch mein Schicksal wieder klar. Es geschah im Februar 2009, als ich zusammen mit einem guten Dutzend Gleichgesinnter nach Biasca an ein Eishockeyspiel des HC Luzern reiste und ohne Anlass in eine Kontrolle der Tessiner Kantonspolizei geriet. Dies, obwohl wir uns während dem Spiel korrekt verhalten haben und in keiner Weise negativ aufgefallen sind. Gut zwei Monate später dann erreichte mich die Hiobsbotschaft per Einschreiben. Unsere Personalien wurden mit dem Betreff «Sicherheitsrisiko für Sportveranstaltungen» an die Schweizerische Fussballliga (SFL) weitergeleitet. Ein Vorgehen, welches wohl mehr als nur gegen den Datenschutz verstösst. Nichtsdestotrotz war dies natürlich ein gefundenes Fressen für das von den Fussballchaoten ach so geplagte Dachgeschoss des Schweizer Fussballs. Zwei Jahre Stadionverbot lautete das Urteil. Jegliche Bestrebungen, diesen Entscheid rückgängig zu machen, blieben ohne Erfolg und so hatten ich und die anderen Betroffenen keine andere Möglichkeit, als uns damit abzufinden und mit dem Unverständnis über ein Verbot für Fussballstadien, welches auf dem Besuch eines Eishockeyspiels der 2. Liga beruht,
Ein Samstagabend mit bitterem Nachgeschmack: Die Fans des HC Luzern zu Gast beim HC Biasca. zu leben. Glücklicherweise teilten die Verantwortlichen des FC Luzern dieses Unverständnis und ich wurde in das Gelbe-Karte-Projekt aufgenommen. Dieses ermöglicht mir wenigstens den Besuch der Heimspiele. Ein kleiner Trost, der nicht von der Unverhältnismässigkeit und dem Gefühl der Leere abzulenken vermag, welches sich alle zwei Wochen breit macht, wenn sich meine Freunde auf den Weg zu einem Auswärtsspiel begeben. Manchmal reise ich per Extrazug mit nach Sion, St. Gallen oder Bellinzona. Es macht Freude, das Feeling einer Auswärtsfahrt wieder einmal in vollen Zügen geniessen zu können und es spendet Hoffnung, auch die restliche Zeit des Stadionverbots gemeinsam mit den Anderen zu überstehen. Am Bahnhof des jeweiligen Ortes ist dann jedoch Schluss. Dann gilt es, sich möglichst unauffällig zu verhalten und eine Bleibe für die bevorstehenden 90 Minu-
ten zu suchen - vorzugsweise eine Bar mit Direktübertragung des FCL-Matches, was in einigen Städten ein beinahe unmögliches Unterfangen darstellt. Aber die meisten Spiele in der Ferne verfolge ich von der Zone 5 aus. In der Regel fiebern dort einige Stadionverbötler gemeinsam dem Sieg des FCL entgegen, was die Sache etwas erleichtert. Denn geteiltes Leid ist bekanntlich halbes Leid. Mit Wehmut verfolgen wir dann die Aktivitäten auf dem Rasen und den Rängen aus der Distanz. Nach dem Schlusspfiff heisst es dann abwarten, bis unsere Leute wieder aus der Fremde zurück in Luzern sind, um gemeinsam mit ihnen weiterzufeiern. Denn trotz der Abwesenheit in der Kurve sind wir Ausgesperrten noch immer ein geschätzter Bestandteil der Fanszene. Wie heisst es so schön: Gute Freunde kann niemand trennen!
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Zone 5
Zone 5: Und es geht weiter... Seit Mitte M채rz steht fest, dass die Fanarbeit Luzern weiterhin von der Stadt Luzern mitgetragen wird. Damit ist auch die Zukunft des FCL-Fanlokals Zone 5 am Bundesplatz gesichert. Das wird entsprechend gefeiert: Am n채chsten Samstag steht bereits die Saisonabschluss- Party an(siehe Programm unten). Am 21. Mai ist dann wieder Live-Musik angesagt. Diesmal welche von der h채rteren Sorte, denn zum ersten Mal steigt die Metal Night in der Zone 5. Vier junge Bands aus der Region stehen an diesem Abend auf der B체hne und laden zum Headbangen ein.
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In der Zone 5 erlebst du die WM 2010 in Südafrika hautnah. Alle Spiele werden live auf Grossleinwand übertragen. Für zwischendurch gibt es Leckeres vom Grill und wer richtig tippt, gewinnt ein kühles Bier. Dazu finden noch Special Events mit ausgesuchten DJs statt. Vorbeischauen lohnt sich!
«Klartext am Donnschtig» in der Zone 5, mit Hakan Yakin und Alain Wiss Neben Jean-Michel Tchouga durften wir dieses Jahr weitere illustre Gäste in der Zone 5 begrüssen. Am 29. April waren Hakan Yakin und Alain Wiss zu Gast und stellten sich im allmonatlichen «Klartext am Donnschtig» den Fragen des Publikums. Routinier Yakin zeigte sich in bester Spasslaune und konnte auch über sich selbst lachen, zum Beispiel wenn es um die ihm attestierte Trainingsfaulheit ging. Keine Spur von Arroganz oder Überheblichkeit, vielmehr be-
kam man das Gefühl, dass er den ganzen Medienrummel um seine Person nicht mehr Ernst nimmt und selber gerne mit den Klischees spielt: «Eine Playstation würde ich nicht mehr mit auf eine einsame Insel nehmen, ich habe mittlerweile erkannt, dass es dort ja keinen Strom gibt.» Als es dann an der Spielkonsole gegen einen Gast aus dem Publikum Ernst galt, musste der Luzerner Captain eine 0:2- Niederlage hinnehmen. Youngster Wiss zeigte sich
wie auf dem Platz trotz junger Jahre abgeklärt und routiniert. Wenn auch immer unter dem wachsamen Auge von Pressechef Stefan Bucher, der seinen Spielern aber «keinen Maulkorb verordnet hat.» Als Alain zu seiner persönlichen Meinung zu Pyrotechnik im Stadion befragt wurde, stand «Büsche» dann aber schnell auf dem Podium, um seinem Spieler die Antwort abzunehmen. Auch so kann das Erlernen des Umgangs mit den Medien für die Spieler aussehen.
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Ein Jahr Gersag, der Rückblick
Die Allmend wird schmerzlich vermisst
Die Zone 2, Heimat der lautstarken FCL-Fans in der Allmend...
Mit dem heutigen Spiel endet das erste Jahr im Gersag. Grund genug einen Rückblick zu wagen. Der Stelzbock sprach mit vier Fans aus den verschiedenen Sektoren, die aus ihrer Sicht Bilanz ziehen und einen Ausblick wagen. Das Gersag hat einen schweren Stand. Der FCL unternahm zwar alles, um aus dem Fussballplatz mit der kleinen Tribüne ein richtiges Stadion zu machen, doch die Stimmen, die der Allmend nachtrauern, verstummen auch nach einem Jahr nicht. Mit Blick auf die Baustelle auf dem Allmend-
«Das Gersag ist ein Ground mit eigenem Charakter und hat etwas oldschool-mässiges.»
Hüetliclub
Areal und der wachsenden Skepsis einiger Fans gegenüber dem Neubau, wächst das Unverständnis für den Abbruch der Kultstätte fortlaufend. In der Diskussion über Eckbälle und gelbe Karten, die von Sponsoren präsentiert werden und Bier von einem ausländischen Hersteller, geht das Übergangsstadion in Emmenbrücke fast ein wenig unter. Was hat sich gegenüber dem ersten Spiel getan? Wie beurteilen die Fans die Nähe zum Spielfeld? Und wie hat sich die Stimmung im Vergleich zur Allmend verändert? Fragen, auf die uns Fans aus allen Sektoren Antworten liefern. Stimmung wird immer schlechter Spricht man mit Mitgliedern des «Hüetli Clubs», die sich beim Eingang zur Zone 2 positionierten, überrascht das positive Fazit, das sie über das erste Jahr im Gersag ziehen: «Das Gersag ist ein Ground mit eigenem Charakter und hat et-
was oldschool-mässiges. Uns gefällt es überraschend gut.» Pluspunkte sammeln zudem die Nähe zum Spielfeld und
«Die Stimmung flacht extrem ab, weil es hinter unserer Kurve ins Leere geht, sprich keine richtige Wand oder ein Dach vorhanden ist.» Capo
zum Bierstand. So könne man mit gezielten Anfeuerungsrufen positiven Einfluss auf einzelne Spieler ausüben. «Vor allem Supernello und Davide Chiumiento sind häufig das Ziel unserer Anfeuerungsrufe.» So gut das Stadion den «Hüetlis» gefällt, so schlecht schätzen sie aber die Stimmung im Gersag ein. «Die Gesangsfreudigen schwinden von Spiel zu Spiel. Auch der Mitmach-Effekt ist nicht zu vergleichen mit der Allmend. Das bedauern wir sehr.» Ähnlich sehen es auch unsere Capos, die in der Zone 2 hinter dem Tor stehen: «Die Stimmung flacht
Ein Jahr Gersag, der Rückblick
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... und seit dieser Saison im Gersag in Emmenbrücke. extrem ab, weil es hinter unserer Kurve ins Leere geht, sprich keine richtige Wand oder ein Dach vorhanden ist.» Dass die Leute sich derart in die Breite verteilen, sei für den akustischen Support auch nicht gerade förderlich. Optimaler Blick aufs Spielfeld Andere Töne hört man von Saisonkarten-Besitzer der Zonen 1 und 3. Ihnen ist die Stimmung nicht so wichtig, wie den Fans in der Zone 2. Trotzdem merken auch sie, dass es nicht mehr so laut zu und her geht, wie noch vor einem Jahr. «In der Allmend stand ich in der Zone 3. Dort hörte man die Gesänge der Fans noch weniger», sagt ein Fan aus der Zone 1. Die Nähe zum Spielfeld gefällt ihm ebenfalls. Allerdings seien Szenen am anderen Ende des Feldes nur zu erahnen. «Dafür sehen wir die Spruchbänder und die Choreos aus guter Perspektive.» Über mangelnde Sichtverhältnisse können sich Zuschauer auf der Gegengerade
nicht beschweren. Sie haben wohl den besten Blick auf den Gersag-Rasen. Vor allem im Spiel gegen Aarau waren die hohen Ticketpreise aber gut investiertes Geld. «Das Dach über unseren Köpfen ist schon von Vorteil», sagt ein Sitzplatz-Zuschauer, der bereits auch in der Allmend eine Sitzplatz-Saisonkarte hatte. Auch der Komfort sei grösser, als auf den alten Holzbänken in der Allmend. «Trotzdem sehne ich mich ab und zu nach dem Stadion, in dem ich den FCL über Jahre hinweg begleitete», sagt er. Skepsis gegenüber Neubau Im Februar sollte der FCL in das neue Stadion auf dem Allmend-Areal einziehen. Noch steht dort nichts. Und wie wir seit letzter Woche wissen, wird dort auch im Februar noch kein bezugbereites Stadion stehen. Skeptiker ahnten es schon lange und waren nicht überrascht, dass sich der Bau um bis zu fünf Monate verzögern wird. Die Vereinsleitung hingegen war fassungslos. Walter Stierli
sprach gar von einer Katastrophe. Dass die Vorfreude nicht gerade überwältigend ist, versteht sich von selbst. Die Ankündigungen, nur noch «LightBier» auszuschenken und jede mögliche Spielsituation durch einen Sponsoren zu präsentie-
«Dass ein neues Stadion notwendig ist, leuchtet mir ein, trotzdem hätte ich noch gerne ein paar Jahre in der alten Allmend gespielt.» Saisonkarten-Besitzer, Zone 1 ren, bringen zusätzlich frischen Wind in die Segel der Kritiker. Wie der FCL in der Matchzytig anlässlich des Spiels gegen den FCZ mitteilte, werden Auswechslungen, gelbe und rote Karten, Verletzungen, Tore und alle anderen Ereignisse von Firmen präsentiert. «Ein Leckerbissen für jeden Fussballfan», wird weiter geschrieben. Was an solchen Durchsagen
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so lecker sein soll, bleibt der Verein uns allerdings schuldig. Auch beim «Hüetli-Club» hält sich die Euphorie in Grenzen. Ob der «alte Geist», den die Allmend über Jahrzehnte versprühte, auch im neuen Stadion aufleben wird, stehe in den Sternen. Auch bei diesem Aspekt haben die Capos eine ähnliche Meinung. «Die Angst vor einem Kommerz-
Im Block
Tempel ist momentan grösser als die Vorfreude.» Immerhin sei zu hoffen, dass der Support besser werde und man neue Leute zum singen ermutigen könne. Auch die beiden Saisonkarten-Besitzer aus den Zonen 1 und 3 schauen mit gemischten Gefühlen in die Zukunft. «Dass ein neues Stadion notwendig ist, leuchtet mir ein, trotzdem hätte ich
noch gerne ein paar Jahre in der alten Allmend gespielt», sagt der Fan aus der Zone 1. Eine Meinung, die auch der Luzerner im Sitzplatzbereich teilt. «Die Allmend war unser Zuhause, das Gersag ist mal was anderes und gar nicht so übel. Hoffentlich wird auch das neue Stadion zu uns Fans passen.» Ein Wunsch, den wir wohl alle teilen.
Sommer 2009: Auf der Gegengerade ensteht die neue Stahlrohrtribüne im Gersag.
Mit Schal und Fahne statt Schild und Schwert In dieser Rubrik stellen sich abwechselnd Gruppen aus dem Luzerner Fanblock selbst vor. Dark Knights Luzern – trotz dem noch recht jungen Alter dieser Gruppierung sollte sie dem aktiven blau-weissen Supporter ein Begriff sein oder
zumindest nicht ganz fremd erscheinen. Doch wer sind diese «dunklen Ritter», wie kam es zur Gründung der DK, was hält diese Gruppe zusammen und was für eine Einstellung vertreten die Mitglieder der DK? Der Grossteil der Dark Knights stammt aus der Region um Ruswil, wobei sich unsere ritterlichen Adelsgebiete auch
bis in den Wilden Westen des Kantons – das Entlebuch – ausdehnen. Wir sind vorwiegend männliche Mitglieder, dennoch ist es bei unserer neuzeitlichen Definition des Rittertums nicht ausgeschlossen, dem zarten Geschlecht anzugehören. Über uns lässt sich sagen, dass die meisten das Teenie-Alter hinter sich haben, weshalb man
sich auch schon seit längerer Zeit kennt. So ist es auch nicht verwunderlich, dass wir bereits früher als lose Gruppierung die Spiele unserer Mannschaft verfolgten, wobei jedoch die Zusammensetzung immer wieder änderte. Ebenso organisierten wir dazumal bereits Partybusfahrten – vorwiegend zu CupAuswärtspartien – für unsere Freunde aus der Region. Unsere erste eigene Busfahrt führte uns am 13. Februar 2005 ans Cupspiel nach Chiasso. Ein Spiel, an das sich wohl der eine oder andere Leser mit Freude erinnert. Der regelmässige Besuch der Matches hatte schliesslich zur Folge, dass unzertrennliche Freundschaften entstanden, wodurch der Drang nach einem vereinheitlichten Auftritt logischerweise immer grösser wurde. So kam es schliesslich 2007 zur Gründung der Dark Knights Luzern – die unerschrockenen Ritter, welche ihren Fokus aber nicht auf verbitterte Fehden und Kleinkriege um Ruhm und Ehre legen, sondern gemeinsam die Tugenden hoch emotiona-
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ler Fussballfans leben wollen. Damit wollten wir ein Zeichen setzen, dass wir ebenso ein Bestandteil einer fussballverrückten Anhängerschaft sind, die es so nur in Luzern gibt. Doch wir brauchen weder Plattenpanzer noch Ritterhauben, um unsere Wappen und Farben zu präsentieren, sondern wir schmücken uns mit selbstgemachten Schals, blau-weisser Kleidung und sinnbildlich für die Waffen der Ritterzeit tragen wir die selbst entworfenen Fahnen und Doppelhalter mit uns, mit derer Hilfe wir unser Team tatkräftig unterstützen. Obwohl die meisten von uns das 21. Altersjahr hinter sich haben, wurden wir nie zu Ritter geschlagen und in unseren Adern fliesst kein adliges Blut, sondern eine rein blau-weisse Essenz, welche die Liebe zu Luzern Zeit unseres Lebens aufrecht erhalten wird. Unser akustischer Auftritt ist jedoch durchaus mit der ritterlich-adligen Liebeslyrik des Minnesangs zu vergleichen, preisen wir doch unaufhörlich unsere blau-weissen Fussball-
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götter in der Hoffnung auf die Erfüllung unserer Liebe durch Tore und Erfolgsgeschichten. Trotz unseren mittelalterlichen Zügen sind wir Dark Knights der Ansicht, dass Fussball nichts dunkles, verborgenes ist, sondern wir betrachten den Fussball als einen aktiven Bestandteil unserer Kultur, der verbin-dend wirkt und somit Leute aus allen Lebenslagen, unterschiedlichster Herkunft und mit verschie-densten Ausbildungsniveaus zusammenbringt. Aufgrund unserer Herkunft ist es naheliegend, dass wir oftmals in der Umgebung um Ruswil einen Trinken gehen oder zusammen gemütliche Grillparties veranstalten. Die Vorstellung, wir würden unser alltägliches Ruswil nie verlassen, möchten wir hiermit umgehend zunichte machen: So trifft man die Dark Knights auch abseits von Fussballspielen in Luzern an und bei jedem noch so kleinen Anzeichen von Festlaune in der weiteren Umgebung wird man nicht ohne einige unserer Leute den Abend verbringen können.
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Au revoir JMT!
«Mit dem Herzen bleibe ich immer Luzerner» Jean-Michel Tchouga bei seiner Verabschiedung sichtlich gerührt.
Nach fünfeinhalb Jahren verliess Jean-Michel Tchouga den FC Luzern. In der Zone 5 feierte er eine würdige Verabschiedung. Dass die Zone 5 bis zum letzten Platz gefüllt war, durften wir bereits bei einigen Anlässen erleben. Doch noch nie geschah es unter der Woche, dass die Gäste bei geöffneten Seitentüren im Gärtli stehen mussten, weil im Lokalbereich der Platz ausging. An jenem Donnerstagabend um 20.30 war dies jedoch anders. Und das mit gutem Grund. Schliesslich wurde eine der herausragendsten Persönlichkeiten verabschiedet, die der Luzerner Fussball im neuen Jahrtausend erleben durfte: Jean-Michel Tchouga. Die heimtückische Siegeszigarre Als der Kameruner nach langer Parkplatzsuche mit einer
halben Stunde Verspätung das Lokal am Bundesplatz betrat, erhoben sich alle Anwesenden (zumindest die Glücklichen, welche sich einen Sitzplatz ergattern konnten) von ihren Stühlen und applaudierten minutenlang. Danach führte uns der Moderator in perfektem Französisch im Gespräch mit JMT nochmals durch dessen Karriere. Und immer wieder wurde einem als Fan klar, wie viel der FCL dem Stürmer bedeutet. Seinen Wechsel nach Luzern bezeichnete Tchouga rückblickend als Bauchentscheid und nach wie vor sei er von der Stadt und dem Publikum begeistert. An diesem Abend durften auch einige Gerüchte aufgeklärt werden und Heldengeschichten mussten umgeschrieben werden. So lag der Kameruner an der Aufstiegsfeier nicht wie bisher angenommen wegen Alkohol, denn er sonst nie konsumiert, benebelt in der Kabine, sondern weil der die Siegeszigarre
nicht vertrug. Und wir erfuhren, dass die NLZ das Gerücht um seinen angeblichen Wechsel nach Karlsruhe 2007, tatsächlich basierend auf Postings im FCL-Forum in die Welt setzte und niemals ein Kontakt nach Deutschland bestand. Der ehemalige Nationalspieler erzählte von seinem Verhältnis zu Mario Cantaluppi («er beschwerte sich über meine One-ManShow») und die Übergabe der Captain-Binde an David Zibung («dies wurde vom Vorstand wegen der besseren Aussendarstellung und der Sponsorensuche so gewünscht, ich hatte damit kein Problem»). Vorbild und Identifikationsfigur In einer Zeit, in der Profifussballer meist nur noch ein SöldnerLeben zelebrieren, war Tchouga während einem halben Jahrzehnt eine Identifikationsfigur für die Fans in der Leuchtenstadt. Seine Autogramme waren auch
an diesem Abend so begehrt wie zu seinen sportlich besten Zeiten. Denn der einstige Topscorer der Nati B spielte nicht nur Fussball, er lebte ihn in Luzern. Trotz nicht perfekter Deutschkenntnissen («Der Ball spricht auch nicht deutsch»), wurde der Kameruner am Fusse des Pilatus zum Sinnbild des Luzerner Aufstiegs zurück in die höchste Etage des Schweizer Fussballs. Sein soziales Engagement und seine Herzlichkeit, machen ihn auch neben dem Platz zu einer grossen Persönlichkeit. Nach wiederholter Verletzung konnte er sich in der Hinrunde nicht mehr zurück in die Mannschaft kämpfen: «Es ist schade, dass der Vertrag nicht verlängert wurde, aber ehrlich gesagt hat es mich auch nicht mehr gebraucht, der FCL hat genug gute Stürmer,» sagt Tchouga mit einer Bescheidenheit, die im modernen Sport-Business nur noch selten vorkommt. Und wie fühlt es sich an nach
Au revoir JMT! 5 ½ Jahren Luzern nun in Wohlen Fussball zu spielen? «Ich wurde gut empfangen, aber ich werde in Wohlen nie das haben, das ich in Luzern hatte. Mit dem Herzen werde ich immer in Luzern bleiben.» Ein letztes UFFTA Während des Abends wurden Tchouga immer wieder grosse Fotos mit den wichtigsten Momenten seiner Karriere beim FCL gezeigt, welche er kommentierte und die nun versteigert wurden. Die Einnahmen werden von ihm verwendet, um in seiner Heimat Kinder und Jugendliche zu unterstützen. Doch das Geld war nicht alles was wir dem Stürmer mitgeben durften. Viele Fans waren dem Aufruf der USL gefolgt und hatten nicht mehr benötigte Trikots, Bälle und Fussballschuhe mitgebracht, welche der Stürmer nun mit nach Kamerun nehmen darf. Wir danken an dieser Stelle nochmals allen Fans, die sich
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an dieser Aktion beteiligt haben. Der Abend neigte sich nun bereits dem Ende zu und zusammen mit einem unserer Capos zelebrierte JMT zum letzten Mal mit den Luzerner Fans das «UFFTA», inklusive «Ausrufescheisse». Als zum Schluss noch ein Video mit den besten Spielszenen aus seiner Luzerner Zeit auf Grossleinwand abgespielt wurde, liefen dem 31 jährigen beim Anblick seines letzten Treffers für den FCL Tränen über das Gesicht. Nachdem jeder Autogrammund Fotowunsch erfüllt war, endete ein legendärer Abend in der Zone 5 mit einer Priese Wehmut. Denn mit Tchouga verlässt nicht nur ein genialer Spieler, sondern auch eine grosse Persönlichkeit den FCL. Wir wünschen Jean-Michel alles Gute in Wohlen und werden in immer in bester Erinnerung behalten.
Einmarsch des Gladiators in die Zone 5: Jean-Michel Tchouga lässt sich zum letzten Mal feiern.
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Groundhopping-Bericht
Bei Minus 20 Grad in Moskau
Blick aus dem Gästesektor auf das von Schnee befreite Spielfeld.
Matula kennt die schönsten Stadien der Welt, besuchte die faszinierendsten Derbys und schreibt exklusiv für den Stelzbock. FK SPARTAK MOSKAU – FC BAYERN MÜNCHEN 0-3 21.02.2001, Olympiastadion Luschniki (Олимпийский комплекс Лужники) Wer im Winter nach Moskau reist, muss wissen worauf er sich einlässt, denn Temperaturen im zweistelligen Minusbereich gehören während der
kalten Jahreszeit in Russlands Metropole zur Tagesordnung. Rund 200 Anhänger des FC Bayern liessen sich davon nicht abschrecken und wollten ihre Elf trotz der garstigen Wetterprognosen in die Stadt an der Moskva begleiten. Auch unsere Autobesatzung war pünktlich zum Abflug in München angekommen und so konnte der rund dreistündige Flug in die russische Hauptstadt beginnen. Wie erwartet war es dann bei unserer Ankunft mit annähernd zwanzig Grad Minus eisig kalt und manch einer war froh, dass nach
Erledigung der mühsamen Zollformalitäten auch schon vorgewärmte Busse für uns bereitstanden. Nach einer Fahrt durch die verstopften Strassen der rund 10 Millionen Einwohner zählenden Stadt wurde die ganze Gesellschaft am Roten Platz ausgeladen wo etwas Zeit blieb sich ein bisschen umzusehen. Der Rote Platz gehört mit Gebäuden wie dem Lenin Mausoleum oder der Basilius Kathedrale zu den bekanntesten und imposantesten Plätzen dieser Welt. Nach einer weiteren Busfahrt durch das Chaos der Moskauer Strassen erreichten wir dann endlich das 1956
Groundhopping-Bericht
fertiggestellte Luschniki Stadion. Das Stadion erlangte 1982 weltweit traurige Berühmtheit als während eines Uefa-CupSpiels zwischen Spartak und dem holländischen Vertreter aus Haarlem bei einer Massenpanik mindestens 66 Menschen ihr Leben ver-
se drückte.Meistens ist dann sogar ein Cop mitgegangen, der mit geschwungenem Knüppel vor dem Häuschen wartete. Ein fliegender Händler der mir einen Spielschal andrehen wollte bekam diesen Knüppel dann auch noch massiv zu spüren. Während des Spiels wurden wir, von den Leuten um
loren. Ausserdem wurden schon auch schon Endspiele verschiedener EuropacupWettbewerbe in dieser komplett gedeckten Schüssel, in der seit dem letzten Umbau 1996 momentan noch 85000 Zuschauer zugelassen sind, ausgetragen. Heute war das Stadion nicht ganz ausverkauft, was aufgrund der extremen Kälte durchaus verständlich war. Kaum aus dem Car ausgestiegen wurden wir auch sofort von finsteren Visagen in Polizeiuniform empfangen und mit Androhung des Knüppels regelrecht ins Stadion getrieben. Unser Block nicht wie üblich mit meterhohe Zäunen und Stacheldraht von den restlichen Besuchern getrennt , sondern einer Kette von Ordnern welche sich um uns postierte. Auch etliche Polizisten gesellten sich zu uns , die jeweils informiert werden mussten wenn die Bla-
unseren Block, immer wieder mit Rauchbomben und anderen Gegenständen eingedeckt. Das störte aber niemanden so wirklich, denn der starke Auftritt des deutschen Rekordmeisters vermochte die mitgereisten Schlachtenbummler zu begeistern. Nach dem frühen Führungstor durch Scholl (17.) herrschte in unserem Block Feststimmung, während der Rest des Stadions wohl nicht nur wegen der Kälte verstummt war. Gesänge der Heimfans blieben während den neunzig Minuten jedenfalls Mangelware und ausser einer schön anzusehenden Schalparade war es ein doch eher träger Auftritt der Spartak Supporter. Auch auf dem Feld passte bei den Einheimischen nichts zusammen und viele Leute verliessen, nach weiteren Bayern Toren durch Scholl und Paulo Sergio, das
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Stadion frühzeitig. Wir blieben natürlich bis zum Schluss und wurden nach Abpfiff von der Staatsmacht wieder zu unseren Bussen begleitet, welche auf dem Weg zum Flughafen einen Umweg fahren mussten, da in der Vergangenheit immer wieder Konvois mit Auswärtsfans von unterwegs postierten Spartak-Leuten mit
Steinen beworfen wurden. Irgendwann kamen wir dann schadlos am Airport an, wo uns mitgeteilt wurde dass der Flug wegen eines Landeverbotes einige Stunden Verspätung haben wird. Da alle Konsumationen an der Bar von den Organisatoren übernommen wurden störte die Warterei auch fast niemanden und so entstand auf dem Gate eine kleine spontane Siegesfeier, ehe der Flieger in den frühen Morgenstunden doch noch Richtung München abhob. Eine Siegesfeier gab es dann übrigens einige Wochen später noch einmal, als der FC Bayern dank dem Finalsieg gegen Valencia den Champions League Pokal nach München holte.
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Postkarte aus Como
Einen Sieg für den Ligaerhalt Auch für unsere Freunde aus Como neigt sich die Saison dem Ende zu. Nach dem letztjährigen Aufstieg in die Lega Pro Prima Divisione (ehemals Serie C1) geht es für die Larianis nun in den letzten Spielen um den Klassenerhalt. Ricky berichtet in einer Postkarte über die Ausgangslage.
Liebe Freunde, auch unsere Saison ist bald zu Ende und uns fehlt ebenfalls wenig um unser Saisonziel zu erreichen! Wir brauchen am Sonntag einen Sieg, um uns den Ligaerhalt zu sichern.
Die Vorfreude auf diesen Spiel ist riesig hier in Como! Hoffen wir das Beste!
Como & Luzern alé