cruz - das Magazin

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DEINE NEUE IDENTITÄT IN CHRISTUS


Bildnachweis unsplash.com Titel nick shandra; U.2 anna sullivan; S.1 augustine wong ; S.2 jonny caspari; S.5 bookblock; S.6 vince fleming; S.8 ali syaaban; S.9 laurenz kleinheider; S.10 scott webb; S.11 devin avery; S.12 jan de keijzer; S.14 annie spratt; S.18

IMPRESSUM

chase moyer; S.20 elizeu dias; S.22

Herausgeber & Copyright © cruz

cruz ist ein Bereich der Stiftung

remi walle; S.23 marko blazevic;

Jugendbereich der Stiftung

Missionswerk Werner Heukelbach.

S.24 travelnow or crylater; S.26

Missionswerk Werner Heukelbach,

Die Stiftung arbeitet überkonfes-

annie spratt; S.29 annie spratt;

D-51700 Bergneustadt

sionell und möchte zum vorurteils-

S.30 eleni trapp; S.32 priscilla du

cruz42.de

freien Lesen der Bibel als dem ein-

preez; S.34 nathan dumlao; S.35

zig wahren Wort Gottes ermutigen.

david lezcano; S.36 allef vinicius;

Auflagen-Nr. CM01 20 2009 1

Damit leistet sie einen Beitrag zur

S.38 milada vigerova; S.39 hanny

Art.-Nr. CM01

Weitergabe des Evangeliums, der

naibaho; S.40 kate kalvach; S.41

Satz & Grafik: Anne Caspari

guten Botschaft von Jesus Chris-

pixasquare; S.42 cristobal baeza;

Druck: Meinders & Elstermann

tus. Die Stiftung distanziert sich

S.44 josh hild; S.45 javardh;

GmbH & Co. KG

von Sekten jeder Art. Alle Publi-

S.47 marcelino; S.48 christoffer

kationen der Stiftung sind unver-

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Bibelzitate:

käuflich und dürfen ausschließlich

S.53 taylor wilcox; S.55 kristopher

Neue Genfer Übersetzung (NT)

kostenfrei weitergegeben werden.

roller; S.56 kelly sikkema; S.57

und Schlachter 2000 (AT)

Die Weitergabe erfolgt in Eigen-

serkan turk; S.39 sam poullain;

verantwortung der verteilenden

S.59 burst; S.61 alex rhee; S.62

Privatperson, Einrichtung oder

daoudi aissa; S.63 helena lopes; U.3

Gemeinde.

hannah busing; U.4 noah buscher


Ja, das Magazin ist inhaltlich herausfordernd und – obwohl schon dick genug – an einigen Stellen sicher doch zu knapp. Wenn du also Fragen hast, darfst du dich gern bei uns melden! info@cruz42.de

IDENTITÄT

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DU BRAUCHST EINE NEUE IDENTITÄT ...

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WIE DU ZU EINER NEUEN ­IDENTITÄT KOMMST

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DEINE NEUE IDENTITÄT VERSTEHEN

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DEINE NEUE IDENTITÄT SCHÄRFEN

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DEINE NEUE IDENTITÄT BEZEUGEN

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DEINE NEUE IDENTITÄT AUSLEBEN

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42cruz CruzNewsBot

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„Ich bin ein Christ!“ So stellen sich manche Menschen vor. Aber was steckt hinter diesen sechs Buchstaben? Welche Konsequenz hat das im Denken, im Fühlen und im Handeln? Kann man diese Menschen von anderen unterscheiden? Oder ist es nicht mehr als ein Label, wie es schon mal bei technischen Produkten vorkommt: Nach außen als Premiumprodukt präsentiert, – womit ich nicht sagen will, dass Christen bessere Menschen sind – während es im Inneren baugleich mit dem Discounterprodukt ist? Vielleicht denkst du jetzt über dein Leben nach und merkst, dass dein Christsein nur „gelabelt“ ist. Du stellst fest, dass du ­deinen Glauben viel zu wenig lebst, obwohl du es eigentlich ernst meinst. Wie kann das sein? In diesem Magazin beantworten wir die Frage nach der Identität eines Christen. Es eignet sich für dich, wenn du mehr über den christlichen Glauben wissen willst, aber auch, wenn du dich bereits für ein Leben mit Christus entschieden hast. Wenn du dich zwischendurch beim Lesen wunderst und denkst: „So lebt doch kein Christ!“, dann überprüfe die Aussage, an der du hängengeblieben bist, mit den Aussagen der Bibel. Denn für dich geht es nicht darum, die ausgetretenen Trampelpfade erfahrener Christen nachzulaufen, sondern in die Fußstapfen von Jesus zu treten. Und das ist immer ein einzigartiges Abenteuer … Eine spannende Reise mit Jesus wünscht dir K L AUS cruz-Jugendreferent

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Klaus Hipke [KH]

Klaus ist verheiratet und stolzer Vater von sieben! Kindern. Er ist als Jugendreferent bei cruz tätig und möchte, dass Jugendliche ein brennendes Herz für die Evangeli­sation bekommen. In seiner Freizeit komponiert und musiziert er gern.

Salome Mayer [SM]

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Salome arbeitet als Online-­ Redakteurin im Missionswerk. Ihr Wunsch ist es, dass Teens früh entdecken, wer sie in Christus sind. Sie mag Menschen, hebräischen Lobpreis, Schokolade und Sonne!

M a r k u s Vo s s [ M V ]

Markus ist Bibelwissenschaftler und Finanzplaner, einer der meistgefolgten christ­ lichen Autoren Deutschlands auf SocialMedia-Kanälen (@Markus­VossDE). Er brennt dafür, dass Teens und Job­starter #bibelfit werden! Er liebt seine zwei Töchter, toughe Fragen ans Christentum, Kuchen und sportliche Herausforderungen (in dieser Reihenfolge).


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Jochen Endres [JE]

Nelli Bangert [NB]

Nelli liebt es, Menschen in ihrem persönlichen Glauben an Gott zu ermutigen und neu herauszufordern. Das tut sie mit ihren Büchern und im Rahmen von Freizeiten und Events, auf denen sie als Sprecherin unterwegs ist. Mit ihrem Mann Christian leitet sie einen Jugendkreis. Ihre Webseite heißt: nelli-bangert.de

Jochen ist Redakteur für den ­Bereich Erwachsene im Missionswerk. Er ist verheiratet mit Rita, hat fünf Söhne, die alle bereits volljährig sind. Er ist Ältester einer kleinen Gemeinde und häufig mit Fragen der Bibelauslegung be­ schäftigt.


IDENTITÄT

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Identität ist das, was du auf die Frage: „Wer bin ich?“ antwortest. Wenn du das ausführlich machst, wird die Liste lang. Denn zu deiner Identität gehören dein Körper, deine Seele und dein Charakter sowie soziale Beziehungen, deine Arbeit und Leistung, deine materielle Sicherheit und deine Werte. Einiges davon ist sichtbar, anderes bleibt in deinem Inneren als Gedanke oder Gefühl. Doch hinter all diesen Dingen steht noch ein entscheidender Baustein deiner Identität, deines Seins: deine Kernidentität vor Gott. Da gibt es auch nur zwei Möglichkeiten. Entweder bist du ein Sünder oder ein Kind Gottes! In diesem Heft geht es in erster Linie um diese Kernidentität und ihre Auswirkungen auf die anderen Aspekte der Identität.


Kernidentität

beherrscht von ausgelebt in

getrieben von

Scheinidentitäten Wer nicht mit den Konse­quenzen seiner Kern­identität leben möchte, versucht sich ­Scheinidentitäten aufzubauen.

SÜNDER andere Bezeichnungen: alter Mensch, alte Natur, gefallenes Geschöpf

KIND GOTTES andere Bezeichnungen: neuer Mensch, Christ, Wieder­geborener, Heiliger

Sünde

Gottes Geist

denken, fühlen, handeln – in den Bereichen Körper, Werte, materielle Sicherheit, Arbeit, soziales Netzwerk

denken, fühlen, handeln – in den Bereichen Körper, Werte, materielle Sicherheit, Arbeit, soziales Netzwerk

Ego, eigene Ehre, Anerkennung

Liebe zu Gott, Jesus in mir

Identifikation über Job, ­Herkunft, Wohlstand, Werte, Ideologien, „Ersatz­ religionen“

Identifikation über christ­ liche Traditionen oder ­scheinbar fromme Hand­ lungen, z. B. Kleidung, ­Mitarbeit in der Gemeinde / Jugend, Einsatz, „demütige Haltung“, Lobpreis, Zugehörigkeit zu einer christlichen Organisation usw.

Das heißt nicht, dass z. B. meine Herkunft nicht zu meiner Identität gehört, sondern dass man die Herkunft zu wichtig nimmt und in den Mittelpunkt stellt.

Auch hier gilt: Viele dieser Dinge sind nicht schlecht, dürfen aber nicht die Hauptrolle in unserem Leben einnehmen.

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Lass dich doch mal auf einen Test ein! Mit den Fragen kannst du deine Identität reflektieren. Vielleicht fällt dir auf, dass einige Handlungen, Gefühle und Gedanken nicht zu deiner Kernidentität passen. Oder dass deine Werte und Überzeugungen im Vergleich mit der Bibel nicht die richtigen sind. Nutze die Fragen für ein ehrliches Spiegelbild deiner Identität.

WER BIN ICH? 1. VOR DEM SPIEGEL … A … fühle ich mich wohl.

4. MEINE FREIE ZEIT NUTZE ICH AM LIEBSTEN SO:

B … hasse ich mich. C … bin ich zufrieden und Gott dankbar. D … optimiere ich mein Aussehen.

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2. WIE STARK WIRST DU VON DEINEN GEFÜHLEN BEEINFLUSST? A Ich mache, worauf ich Lust habe. B Ich gebe nichts auf Gefühle. C Sie bestimmen mein Leben. D Gefühle sind wichtig, können aber täuschen, deshalb reflektiere ich. E Ich glaube nur, was ich sehe.

3. IN GUTEN ZEITEN …

5. WENN ICH MICH FALSCH BEHANDELT FÜHLE, … A … bin ich tagelang sauer. B … breche ich den Kontakt zu der Person ab. C … vergebe ich, weil ich meinen Nächsten liebe. D … suche ich ein klärendes Gespräch. E … warte ich auf eine Entschuldigung.

A … maximiere ich meinen Gewinn.

6. MEIN VERHÄLTNIS ZU MEINER FAMILIE IST:

B … gehe ich shoppen.

A Super.

C … versuche ich anderen zu helfen.

B Könnte besser sein.

D … investiere ich in

C Geprägt von Streitigkeiten. D Geprägt von Liebe.

E … bin ich mir bewusst, dass ich nichts in den Himmel mitnehmen kann. F … danke ich Gott.

E Kein Kontakt. F Mal so, mal so.


7. WENN ICH JEMANDEN SEHE, DER HILFE BRAUCHT, … A … lasse ich alles stehen und helfe. B … organisiere ich Hilfe. C … verlasse ich mich darauf, dass es auch andere gesehen haben und helfen. D … fallen mir Dinge ein, die ich gerade sehr dringend tun muss.

8. ICH ARBEITE …

11. INWIEFERN PASSEN DEINE HANDLUNGEN ZU DEN CHRISTLICHEN IDEALEN? A Gar nicht. B Fifty-fifty. C Ich versuche es, schaffe es aber nicht oder selten. D Ich befinde mich in einem Prozess und wachse immer mehr. E In welchem Bereich ist der Unterschied zwischen Handlung und Ideal am größten?

A … gern. B … um Geld zu haben. C … sehr ungern. D … mit Hingabe.

F In welchem Bereich ist der Unterschied zwischen Handlung und Ideal am kleinsten?

E … gar nicht.

9. ERFOLG UND ANSEHEN SIND FÜR MICH … A … sehr wichtig. B … essentiell. C … nicht so wichtig. D Interessieren mich nicht.

12. WAS IST WICHTIG FÜR DICH, WENN DU EINE ENTSCHEIDUNG TRIFFST? A Es muss für mich gut sein. B Es muss für meine Familie / Freunde passen. C Es muss mit Gottes Willen übereinstimmen. D Ich frage mich, was Jesus tun würde. E Ich muss davon profitieren.

10. WIE VIEL ZEIT INVESTIERST DU, UM DEINE EINSTELLUNG ZUM LEBEN ODER DEINE WELTANSCHAUUNG ZU HINTERFRAGEN? A Weltanschauung, was ist das? B 1 Stunde in der Woche C 1 x im Monat D 1 x im Jahr

F Ich denke zuerst daran, dass es damit meinem Nächsten gut geht.

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DU BRAUCHST EINE NEUE IDENTITÄT ...

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Eine werdende Mutter gestand im Gespräch mit Michael Ramsden, einem christlichen Apologeten, dass sie Angst habe, ein Kind in diese böse Welt zu setzen. Er antwortete ihr: „Ich weiß, dass es dort draußen viel Böses gibt, aber was ist mit dem Bösen in Ihrem Herzen?” Diese Antwort erschütterte ihre ganze Weltsicht von Grund auf. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass es keine gute Welt ohne gute Menschen geben kann. Besser zu sein hatte sie oft versucht, aber es klappte nicht. Deshalb lautete ihre ultimative Frage schließlich: „Kann die Macht der Sünde in unserem Leben besiegt, kann die Sünde vergeben werden?”


Als Kind war ich stolz darauf, der Sohn meines Vaters zu sein. Auf die Frage „Wer bist du?“, war meine Antwort: „Willis Sohn.“ Mein Vater war mein Held. Ich wusste, dass er der Beste ist, dass er mich liebt und zu mir steht. Ich h ­ ätte mir nie vor­stellen ­können, dass jemand es anders sehen könnte. Doch eines Tages wurde mein Bild erschüttert. Bei einem Streit mit einem Jungen aus der Gemeinde zog mich ein Mann aus dem Gefecht und sagte mir: „Du bist genauso doof wie dein Vater.“ Ich war geschockt. Zum einen, weil ich (bis heute!) nicht verstehen konnte, wie man so einen Satz einem Siebenjährigen an den Kopf werfen kann. Zum ­anderen, weil ich nicht glaubte, dass man in meinem Vater etwas Schlechtes sehen konnte. Schließlich habe ich mich über ihn identifiziert. Wackelte sein Bild, dann ­wackelte ich mit.

IDENTITÄTSPROBLEM

Natürlich war es mir damals nicht so bewusst, aber de facto hatte ich ein Identitätsproblem.

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Es entsteht dort, wo die Sache, mit der ich mich identifiziere, plötzlich ihren Wert verliert. Dieser Wert wird vor allem an zwei Aspekten gemessen: Sicherheit und Bedeutung. Steht das, womit ich mich identifiziere, in Frage, dann verspüre ich keine Sicherheit mehr. Bedeutet die Sache plötzlich nichts mehr, so habe auch ich keine Bedeutung mehr. Und das passiert uns Menschen öfter im Leben: Du identifizierst dich über deinen Job und wirst plötzlich arbeitslos. Du identifizierst dich über deine tolle Familie, plötzlich gibt es Streit. Du identifizierst dich über deinen „Luxuskörper“, plötzlich nimmst du zu oder wirst schwer krank. Das, worauf du stolz bist, was ein Teil von dir ist, fällt weg und reißt dich mit in die Tiefe.

DER PHILOSOPH JEAN-PAUL SARTRE SCHRIEB: „DER MENSCH LEIDET NICHT AUS DIESEM ODER JENEM GRUNDE, SONDERN WEIL NICHTS AUF DIESER WELT SEINE SEHNSUCHT STILLEN KANN!“ SARTRE WAR SICH SELBST NICHT KLAR, WIE RECHT ER DAMIT HATTE: DAS, WAS DER MENSCH SUCHT, FINDET ER NUR AUSSERHALB – BEI GOTT!


BILDWECHSEL

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Woher kommt eigentlich unser Verlangen nach Bedeutung und Sicherheit? Der Blick in den Garten Eden zeigt uns eine perfekte Welt. Adam und Eva leben dort glücklich und in täglichem Umgang mit Gott, ihrem Schöpfer. Sie identifizieren sich komplett mit ihm. Er ist ihre Sicherheit und er bedeutet ihnen alles. Sie leben in Vollkommenheit und in Übereinstimmung mit Gott, dessen genaues Abbild sie sind. Dann ändert sich die Situation. Denn die Schlange (Satan) lässt die Menschen an ihrer gottgegebenen Identität zweifeln: Ist ihre Schöpfung im „Bild Gottes“ wirklich das Höchste, oder geht noch mehr, nämlich „sein wie Gott“? „Esst von der Frucht und ihr werdet sein wie Gott.“ Das klingt verlockend. Die Frau schaut sich die Frucht an, ihr gefällt, was sie sieht, und sie probiert die Frucht. Dann gibt sie die Frucht auch ihrem Mann, der neben ihr steht (s. 1. Mose 3,6). Adam und Eva fielen hier einer List zum Opfer. Ihnen wurde ein Mangel eingeredet, der nicht da war. Dadurch verwarfen sie ihre Identität als Ebenbild Gottes. Weil sie von der Frucht gegessen hatten, wussten sie nun, was gut und böse ist. Nur waren sie selbst dadurch ebenfalls böse geworden.

„STRG-Z“ – BITTE RÜCKGÄNGIG MACHEN

Ab jetzt ging es für Adam und Eva darum, wieder gut zu werden, den Schandfleck

der Sünde auszuradieren. Nur wie? Gott hatte sie als Strafe für ihren Ungehorsam aus dem Garten Eden verjagt. Plötzlich mussten sie hart arbeiten, um Nahrung zu haben. Sie hatten Schmerzen. Sie alterten und sie bekämpften sich gegenseitig. Zusammen mit dem Menschen wurde auch alles andere in der Schöpfung vergänglich. Die Schönheit des Gartens Eden war damit nur noch ein entfernter Traum. Woher sollten die Menschen jetzt ihre Sicherheit und Bedeutung nehmen? Wie sollten sie wieder gut werden? Demütig vor Gott zu treten und die Schuld einzugestehen – das wäre der sinnvolle Weg zurück. Doch Demut gehört nicht zur rebellischen Natur des Menschen. Also versucht der Mensch wahlweise, aus eigener Kraft gut zu werden (Religion), sich als gut zu definieren (Humanismus) oder Sicherheit und Bedeutung in materiellen Dingen zu finden. Er baut sich damit eine Scheinidentität auf. Er versteckt sein wahres Sein – er ist ein Sünder – hinter der ­Fassade von guten Werken, Absichten und Errungenschaften. Dabei braucht er echte, tiefgreifende Veränderung – kurz: eine neue Identität! Und die kann nur von außerhalb der ge­fallenen Schöpfung kommen. In Römer 6,23 schreibt Paulus: „Denn der Lohn, den die Sünde zahlt, ist der Tod; aber das Geschenk, das Gott uns in seiner Gnade macht, ist das ewige Leben in Jesus Christus, u ­ nserem Herrn.“ [KH]


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WIE DU ZU EINER NEUEN ­IDENTITÄT KOMMST 14

Wie kannst du eine neue Identität bekommen? Kronzeugen können in Italien im Rahmen des Zeugenschutzprogramms von der Polizei eine neue Identität erhalten. Für sie bedeutet es, einen neuen Namen mit dazu passenden Dokumenten anzunehmen, evtl. eine Gesichtsoperation vorzunehmen und an einem anderen Ort zu wohnen. Vorbei ist das Leben als Giovanni Rossi in Neapel. Ein neues Leben als Ciro Lombardi beginnt in Menaggio. Die alte Identität wird für tot erklärt und eine neue Identität inklusive „Vergangenheit“ erfunden. Einen ähnlichen Prozess wie bei der rechtlichen Identität braucht man auch für die Änderung der persönlichen Identität: Wir brauchen Hilfe von außen, um ein neues Leben zu beginnen. Diese Hilfe finden wir bei Jesus Christus. Wie diese aussieht und was du dafür tun musst, liest du auf den folgenden Seiten.


1. EIN GLAUBE, DER ­GEWISSHEIT IST

„Ich glaube …“, heißt doch normalerweise: „Ich bin mir nicht sicher.“ Die Bibel definiert völlig anders: Glauben heißt dort, auf Gott zu vertrauen und ihn beim Wort zu nehmen. Glaube ist kein Wunschdenken und keine ungewisse Hoffnung. Glaube steht auf dem sicheren Fundament der Zusagen Gottes.

2. EIN GLAUBE, DER FUNDAMENT HAT

„Das gebe ich dir schriftlich!“, bedeutet: Nicht Gefühle und Stimmungen sind entscheidend, sondern das, was man „schwarz auf weiß“ hat. Den ersten Christen hatte Gott das Alte Testament und die Lehre der Apostel gegeben. Sie verbreiteten das Evangelium nicht nur mündlich, sondern vor allem durch Briefe. Auf das Wort Gottes, die Bibel, gründet sich der Glaube ­ (s. 1. Thessalonicher 2,13; Römer 10,17). Glaube ohne Gottes Wort ist kein Glaube. Gottes Worte sind zu allen Zeiten gültig und absolut zuverlässig. Seine Versprechen und Warnungen treffen zu, seine Eigenschaften und Urteile stehen nicht zur Diskussion. Gottes Worte an uns sind eine gute Botschaft. Das wird an einigen Stellen in der Bibel kurz zusammengefasst, z. B. in 1. Korinther 15,1–4.

SER GLAUBE? … DOCH WAS IST DIE 3. EIN PERSÖNLICHER GLAUBE

Jemand formulierte: „Entscheidend ist nicht ein großer Glaube an Gott, sondern Glaube an einen großen Gott.“ „… ich kenne den, auf den ich mein Vertrauen gesetzt habe …“, sagt Paulus (aus 2. Timotheus 1,12) und meint damit seine Beziehung zu Jesus Christus, in dem der ewige Gott sich geoffenbart hat. Der Glaube an diese Person (s. Johannes 6,29), „an seinen Namen“ ­(s. Johannes 1,12), umfasst alles, was die Bibel über ihn sagt: Wer er ist, wie er ist und was er tat. Wer rettenden Glauben hat, kommt persönlich zu Jesus Christus, gibt zu, wie ein Verdurstender in der Wüste völlig abhängig von ihm zu sein (s. Johannes 7,37).

4. EIN GLAUBE, DER HANDELT

Glaube hat viel mit unserem Kopf zu tun: lesen und hören, für wahr halten, überzeugt sein und wollen. Doch es wäre kein Glaube, keine wirkliche Überzeugung, kein bedingungsloses Vertrauen, keine tiefe Beziehung zu einer göttlichen Person, wenn er nicht zu konkretem Handeln führen würde. Immer wieder sprach Jesus Christus konkrete Befehle aus und erwartete von den Glaubenden Gehorsam: s. Matthäus 9,6; 12,13; Johannes 9,7. Genauso war es bei dem Vorbild des Glaubens Abraham: s. 1. Mose 12,1–4; Apostelgeschichte 7,2–4; ­Hebräer 11,8. Wir werden nicht durch Taten gerettet, aber rettender Glaube bleibt nicht ohne Taten (s. Jakobus 2,14–26). [JE]

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JOHN NEWTON

HART UND RUCHLOS

Es war am 9. März 1748. Ein heftiger Orkan wühlte den Atlantik auf. Mittendrin kämpfte ein kleines britisches Handelsschiff mit den Wellen: die „Greyhound“. Auf diesem Schiff befand sich John Newton, ein intelligenter und eigensinniger Typ, der mit seinen 22 Jahren schon auf ein sehr ereignisreiches Leben zurückblicken konnte.

KINDHEITSTAGE 16

John wurde am 24. Juli 1725 in London als Sohn eines Kapitäns geboren. Da der Vater selten zu Hause war, erzog ihn hauptsächlich seine Mutter. Sie gab ihren christlichen Glauben an John weiter. Doch im Alter von sieben Jahren traf ihn ein schwerer Schlag: Seine Mutter starb an Tuberkulose. John verlor so seine einzige Bezugsperson. Doch es sollte noch schlimmer kommen: Der Vater heiratete erneut und schickte John auf ein Internat. Es waren schreckliche Jahre für ihn. Als John elf Jahre alt war, holte ihn der Vater auf sein Schiff. Obwohl sie sich eine Kajüte teilten, wollte keine echte Beziehung zwischen den beiden entstehen. Darunter litt John sehr. Zudem tobte ein innerlicher Kampf in ihm. Der raue Umgangston und das verdorbene Verhalten der Seeleute widersprachen seiner christlichen Erziehung. Langsam aber sicher wurde diese zurückgedrängt, bis schließlich Gott für John keine Rolle mehr spielte.

JUGENDJAHRE

Mit 17 Jahren verließ John das Schiff seines Vaters, um bei einem Freund seines Vaters in Jamaika zu arbeiten. Doch diese Stelle trat John nicht an. Er hatte keine Lust. Wenig später wurde er von einer Patrouille aufgegriffen

und für die Marine zwangsrekrutiert. Durch Beziehungen verhalf ihm sein Vater zu einer Position als Leutnant. Aber auch diese verlor er leichtfertig. Aufgrund von schlechtem Benehmen und einem Fluchtversuch, wurde er zum Matrosen degradiert. Als sich eine Chance ergab, das Kriegsschiff zu verlassen, ergriff er sie kurzerhand und wechselte auf ein Sklavenschiff über. In dieser skrupellosen Gesellschaft löste er sich endgültig von allen Manieren, die er noch hatte. Er leugnete Gott nicht nur, sondern benutzte seine Bibelkenntnisse für bösen Spott über alles Heilige. Er unterhielt die Mannschaft mit gotteslästerlichen Reden, verdrehte Bibelverse, die er noch aus seiner Kindheit kannte und ließ keine Gelegenheit ungenutzt, seine rebellische Einstellung unter Beweis zu stellen. Nach einem Zerwürfnis mit dem Kapitän verließ er das Schiff und begann für einen Sklavenhändler zu arbeiten. Aber auch das war nicht von Dauer. In Sierra Leone erkrankte er an Malaria. In Abwesenheit des Sklavenhändlers verweigerte dessen herrische Frau John ihre Hilfe, hielt ihn gefangen und behandelte ihn schlimmer als einen Sklaven. Sein elender Zustand wurde erst beendet, als Mr. Williams, ein anderer Händler, ihn bei sich einstellte. Bei seinem neuen Chef ging das Leben für John wieder bergauf. Er übernahm Verantwortung und wurde von seinem Vorgesetzten und seinen Kollegen wertgeschätzt. Mitten in dieser Zeit des beruflichen Erfolgs spürte ihn der Kapitän der „Greyhound“ auf. Johns Vater hatte den Kapitän gebeten, John zu finden, weil er von seiner Gefangenschaft gehört hatte. John, dem es zwar aktuell gut ging, der aber immer noch den Traum hegte, nach England und vor allem zu seiner Jugendliebe Mary zurückzukehren, begab sich auf das Schiff.


HEIM GELEITEN. UND GNADE WIRD MICH SICHER SO WEIT BRACHTE, ES IST GNADE, DIE MICH BIN ICH BEREITS GEKOMMEN; MÜHEN UND FALLEN DURCH VIELE GEFAHREN, ALS ICH ERSTMALS GLAUBTE! IN DER STUNDE, WIE KOSTBAR ERSCHIEN DIESE GNADE UND GNADE LÖSTE MEINE ÄNGSTE; DIE MEIN HERZ FURCHT LEHRTE, ES WAR GNADE, WAR BLIND, ABER NUN SEHE ICH. ABER NUN BIN ICH GEFUNDEN, ICH WAR EINST VERLOREN, WIE MICH ERRETTETE! DIE EINEN ARMEN SÜNDER WIE SÜSS DER KLANG,

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ERSTAUNLICHE GNADE, ÜBERSETZUNG LAUTEN: DER DEUTSCHEN DIE ERSTEN DREI STROPHEN ERSTAUNLICHE GNADE. AMAZING GRACE. DAS WELTBEKANNTE LIED MITTLERWEILE PFARRER WAR,

DIE WENDE

Mit Gott hatte John nichts mehr zu tun – außer in seinen Lästerreden. Aber als die „Greyhound“ chancenlos mit den Wellen kämpfte, ein Matrose von Deck gespült wurde und das Wasser im Schiff unaufhaltsam anstieg, ­machte sich Verzweiflung breit. Auf den Aufruf des Kapitäns, wieder an die Pumpen zu gehen, antwortete John: „Wenn das nicht hilft, dann sei Gott uns gnädig.“ Zuerst wusste er selbst nicht so recht, was er da sagte. Er war von der Arbeit an Deck total erschöpft, kraftlos und durchgefroren. Doch in diesem Kampf um Leben und Tod musste er immer wieder an sein Gebet denken. Und diese Gedanken beschäftigten ihn auch, als sie den Sturm überstanden hatten und weiter in Richtung Heimat segelten. Er begann zu begreifen, dass es einen Gott gibt, der Gebete erhört und beantwortet. Er, der Gotteslästerer, sah plötzlich alle seine Vergehen vor Augen. Sah, wie tief er vor Gott gefallen war und wunderte sich darüber, wie groß Gottes Gnade ist, dass selbst er Vergebung finden konnte. Am 7. April 1748 landete die „Greyhound“ in Londonderry in Irland an. John suchte sofort eine Kirche auf und übergab Gott sein Leben. In den folgenden Jahren arbeitete er zunächst weiter auf Sklavenschiffen – auch als Kapitän. Er hatte Anteil an dem Leid der Sklaven, an der grausamen Behandlung und den Todesfällen. Doch Gottes Gnade wirkte weiter an ihm. Er erkannte, dass die menschenunwürdige Behandlung von Sklaven ein Verbrechen vor Gott ist und hörte damit auf. [KH]

SCHRIEB JOHN, DER DEZEMBER 1772, VIELE JAHRE SPÄTER, IM Mehr über John Newtons aufregendes Leben, seine ­Bekehrung und seinen Kampf gegen den Sklavenhandel in England kannst du in der Biografie nachlesen: Amazing Grace und John Newton, Jonathan Aitken, ISBN: 978-3-7751-5541-0, Verlag: SCM Hänssler.


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Als du geboren wurdest, bekamst du eine Identität: Geschlecht, Abstammung, Nationalität, Name usw. Ich nenne das jetzt einmal deine „alte“ Identität. Am Anfang des Lebens mit deiner neuen Identität steht wiederum eine Geburt, die Wiedergeburt oder die „Geburt von oben oder von Neuem“ (s. Johannes 3,3 und 7). Aus der Perspektive Gottes gesehen ist die Wiedergeburt durch seinen Geist bewirkt. Du kannst sie nicht selbst fertigbringen, ja, nicht einmal erklären (s. Johannes 3,8). Es geschieht einfach, weil Gott es in seiner Gnade schenkt; kein Mensch kann sich das verdienen. Doch es gibt auch die Perspektive unserer Verantwortung: Was ist aus meiner Sicht notwendig, damit ich eine neue Identität bekomme? Was fordert mich die Bibel auf zu tun, zu denken, zu empfinden und zu wollen? Du hast vielleicht schon Antworten auf diese Frage gehört. Wenn sie gut waren, werden sie die Vokabeln „sich bekehren“, „Buße tun“ und „glauben“ enthalten haben. Interessant, diese Verben (du weißt schon, Tätigkeitswörter) kommen in den zentralen Bibelstellen einzeln und auch in verschiedenen Kombinationen vor: also sich bekehren und glauben (s. Apostel­geschichte 11,21; 26,18); Buße tun und sich bekehren (s. Apostelgeschichte 3,19; 26,20); Buße tun und glauben (s. Markus 1,15; Apostelgeschichte 19,4; 20,21; Hebräer 6,1).

[JE]

180°


B. in ißt umkehren (z. enst zu Gott). Sich bekehren he di en tz Gö m er 1,9 vo 1. Thessalonich

Also eine Wende

um 180° mache

n?

s, was du bisher tung“ steht für da t hast . Und ich „R te al e in rtrau Ja, de und worauf du ve s ausgedrück t: Was kras gemacht , geliebt nn da et ut de be hr d was du geliebt Richtungsumke liebst du nun un , st ha . t ss ha ge , von ,25; Lukas 14,26) du früher hrung bedeutet n (s. Johannes 12 nu du t ss ha , bung passt: Beke raft der Sünde zur st ei ha hr sc Be er es ngsk Zu di hlichen Zerstöru zu kommen. der unwiderste be des Christus Lie r de t af Kr en ich hl te rs unwide denken?

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kehrung e? Ich dachte, Be . Und die Gefühl ue Re ne de f empfun ist vor allem tie

Also muss mir Sü

en und Fühlen viel zu tun. Denk it m lge. da ch au t Ja, es ha dieser Reihenfo men, übrigens in gehören zusam sie verlassen So sehr, dass du hren willst. Sehr leid sogar. ke ck rü zu r ih zu und nie wieder

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hen. Bekehr te nie nur darum ge bloß vor den t Ja, aber es darf ch ni e, n der Sünd sind gerettet vo Folgen der Sünde, der Hölle. schrecklichen

t, dass Frucht, die zeig bel steht: „Bringt at thäus 3,8). Sünde Bi r de in u, na Ge “ (M Umkehr ernst ist r Sündenvergebung. es euch mit der weis fü Be e st n be r de r, wenn sie nebe zu verlassen, ist Umkehr eben nu das Tun betrifft . Radikal ist eine und Wollen auch Denken, Fühlen auben?

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m dabei und ab sofort bei alle llen. In der ja ist tt Go , in Ne gefa e Dinge, die ihm iff Heiligung.* bewirk t in dir di Begr n de r fü da es Bibel gibt

Manche dieser Formulierungen sind adaptiert von: https://www.livingwaters.com/how-to-preach-repentance/

ein radikales Um

19 *MEHR DAZU AUF SEITE 26

also nur Ist sich bekehren


DEINE NEUE IDENTITÄT VERSTEHEN

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Wir erleben es Jahr für Jahr: ein neues Jahr. Ein neuer Start auf einem leeren Blatt Papier. Neue Vorsätze. Neue Listen. Neue Pläne. Nein, jetzt kommt keine Geschichte über gescheiterte Vorsätze. Wir bleiben positiv, denn es gibt tatsächlich Menschen, die das schaffen, was sie sich vornehmen. Woran liegt das? Ich behaupte, dass diese Menschen der Realität ins Auge gesehen haben und ihre Pläne gut durchdacht haben. Sie haben bis ins Detail verstanden, wie sie selbst ticken und wie das Umfeld beschaffen sein muss, um die Ziele zu erreichen. Wenn du in Christus eine neue Identität hast, solltest du auch verstehen, was dahintersteckt. Es ist nicht einfach nur ein Neuanfang mit deinen alten Stärken und Schwächen, Gewohnheiten, Denkmustern und Vorlieben. Jesus Christus hat alles neu gemacht. Dir ein neues Leben, eine neue Denkrichtung und eine echte Hoffnung geschenkt. Du bist jetzt ein Kind Gottes. Damit du als solches leben kannst, solltest du mehr über deinen Vater im Himmel wissen, darüber, wie er zu dir steht und warum Christus dein Leben ist!


WOZU UND WARUM?

Wozu schuf Gott den Menschen? Diese Frage stellt sich wohl jeder Mensch. Es ist die Frage nach dem Sinn des Lebens. Biblische Antworten darauf sind schnell gefunden: Gott schuf uns, damit wir ihn lieben und ehren und seine Gnade genießen. Und doch lassen sie uns mit einigen Fragen zurück! Denn diese Antwort beantwortet zwar, wozu wir geschaffen wurden, aber nicht warum. Warum braucht Gott Menschen, für die er auch noch eine komplette Welt mit perfekten Bedingungen erschafft? Und warum interessieren ihn die Menschen überhaupt? Er ist so viel höher, hat alles, was er braucht, und könnte damit doch zufrieden sein! Oder schuf er den Menschen, weil er geehrt werden wollte? Weil eine Herrschaft ohne Unter­ tanen nicht funktioniert?

GOTT IST LIEBE

Um diese Fragen beantworten zu können, ist es zunächst einmal wichtig, Gottes Wesen zu kennen. Viele Bibelstellen beschreiben, wie Gott ist, z. B. allmächtig oder allwissend. Das sind seine E ­ igenschaften. Doch wenn die Bibel in 1. Joh­annes 4,16 sagt: „Gott ist Liebe“, dann ist das mehr als eine Eigenschaft. Es ist sein Wesen, gehört fest zu Gottes

Identität. Das heißt, Gott kann nicht anders als Liebe sein. Liebe bestimmt sein ganzes Denken und Handeln. Und da, wo Liebe ist, ist kein Platz für Egoismus. Kein Platz für Selbstsucht. Wir stellen damit fest: Gott, der die Liebe ist, kann den Menschen nicht geschaffen haben, nur um Untertanen zu haben. Auch nicht, weil er unzufrieden war oder einen Mangel an Anerkennung hatte.

URSPRUNG DER LIEBE

Wir wissen jetzt: Gott ist Liebe. Doch was ist Liebe? Wie funktioniert Liebe? Liebe braucht ein Objekt, um sich entfalten zu können. Dort wo Liebe ist, gibt es einen Liebenden und einen Geliebten. Anders kann Liebe nicht ausgedrückt werden. Das ruft die Frage hervor, wo Gottes Liebe Raum gefunden hat, bevor er die Menschen geschaffen hat. Wer war der Geliebte, wer war der Liebende? Gott und Gott. Das klingt paradox, aber die Bibel stellt dar: Gott ist einer und Gott ist drei „Personen“. Wir finden die Antwort in den ersten Versen der Bibel: „Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde. Die Erde aber war wüst und leer, und es lag Finsternis auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über den Wassern“ (1. Mose 1,1–2).

Eine weitere Person finden wir in Johannes 1,1. Da ist davon die Rede, dass im Anfang das „Wort“ war. In Vers 14 wird deutlich, dass das „Wort“ eine dritte Person ist – der Sohn Gottes, Jesus Christus: „Er, der das Wort ist, wurde ein Mensch von Fleisch und Blut und lebte unter uns. Wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit voller Gnade und Wahrheit, wie nur er als der einzige Sohn sie besitzt, er, der vom Vater kommt.“ In dieser Beziehung zwischen Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist wurde die göttliche und vollkommene Liebe ausgelebt. Dort fand sie Raum. In einer perfekten Gemeinschaft. „Vater, ich will, dass die, die du mir gegeben hast, dort sind, wo ich bin. Sie sollen bei mir sein, damit sie meine Herrlichkeit sehen – die Herrlichkeit, die du mir gabst, weil du mich schon vor der Erschaffung der Welt geliebt hast.“ (Johannes 17,24)

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ÜBERFLIESSENDE LIEBE 22 1 Unter Apologetik versteht man die Verteidigung der christlichen Lehre.

Liebe bleibt niemals ohne Folgen. Wir können es in sämtlichen Bereichen des Lebens beobachten. Dort, wo Liebe ist, entstehen großartige Dinge. Da ist ein Künstler, der aus Liebe zu seinem Beruf seine Schnitzerei bis ins kleinste Detail vollendet – über das Maß des Bezahlten und Geforderten hinaus. Eine Krankenschwester, die dem kranken Kind nicht nur Medizin verabreicht, sondern Fürsorge und Zuneigung entgegenbringt und damit mehr schafft als nur Heilung – nämlich Zuversicht und Vertrauen in Zeiten des Leids. Da ist ein Vater, der seinen rebellischen und gescheiterten Sohn entgegen der Vernunft in Liebe wieder aufnimmt und damit in einem gebrochenen Menschen wieder neuen Lebensmut entstehen lässt.

VIELMEHR WISSEN WIR: WENN JEMAND ZU CHRISTUS GEHÖRT, IST ER EINE NEUE SCHÖPFUNG. DAS ALTE IST VERGANGEN; ETWAS GANZ NEUES HAT BEGONNEN! 2. KORINTHER 5,17

Welche Schaffenskraft muss im Vergleich zu diesen Beispielen die vollkommene, ­echte und reine Liebe Gottes haben? In 1. Mose 1,26 sagt Gott: „Lasst uns Menschen machen nach unserem Bild, uns ähnlich; die sollen herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde, auch über alles Gewürm, das auf der Erde kriecht!“

Die christliche Apologetin1 Michelle Tepper bringt die Folgen dieser Liebe auf den Punkt: „Die einzige Motivation für die Schöpfung ist überfließendes, ewig perfektes Leben in der Beziehung zwischen Gott, also Vater, Sohn und Heiligem Geist. Der Mensch entstammt dieser Liebe, ist aus Liebe und folglich auch für die Liebe gemacht.“ Die Antwort auf die Frage, warum Gott dich geschaffen hat, ist so einfach und so schön: Liebe. Wir sind in seinem Bild geschaffen um zu lieben. Gott ist Liebe und als sein Abbild sollen wir Liebe sein.


VERKEHRTE WELT

Doch wo in aller Welt finden wir die Liebe? Echte Liebe? Liebe, die über den Eigennutz hinausgeht? Als Teil der gefallenen Schöpfung sind wir dazu nicht fähig. Unsere „Liebe“ ist im Vergleich zu der echten Liebe Gottes nur ein billiger Abklatsch und es nicht wirklich wert, Liebe genannt zu werden. Deswegen beweist uns Gott seine Liebe ein weiteres Mal. Diesmal, indem er das opfert, was ihm am meisten bedeutet:

„Und Gottes Liebe zu uns ist daran sichtbar geworden, dass Gott seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, um uns durch ihn das Leben zu geben. Das ist das Fundament der Liebe: nicht, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn als Sühneopfer für unsere Sünden zu uns gesandt hat“ (1. Johannes 4,9–10).

DAS IST EIN INTERESSANTER ASPEKT

Gott beweist uns durch Jesus Christus nicht nur aufs Neue seine Liebe, sondern schenkt uns auch ein neues Leben. Durch den Glauben an Jesus Christus bekommen wir also ein neues Leben, das uns befähigt, die Liebe Gottes zu erwidern. Sie macht uns auch fähig, unsere Mitmenschen zu lieben. Wie das möglich ist, lesen wir in Römer 5,5: „… denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben worden ist.“ Durch den Heiligen Geist haben wir Zugang zu der göttlichen Liebe und der wunderbaren Gemeinschaft mit Gott Vater, Sohn und Heiligem Geist. Wir haben Zugang zu unserer wahren Identität: Wir sind Gottes Abbild, geschaffen aus Liebe, für die Liebe und um zu lieben. [KH]

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DU BIST EIN KIND GOTTES

Wenn du Jesus vertraust, bist du ein Kind ­Gottes geworden. So steht es im JohannesEvangelium 1,12–13: „All denen jedoch, die ihn [Jesus] aufnahmen und an seinen Namen glaubten, gab er das Recht, Gottes Kinder zu werden. Sie wurden es weder aufgrund ihrer Abstammung noch durch menschliches Wollen, noch durch den Entschluss eines Mannes; sie sind aus Gott geboren worden.“

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Und auch der Apostel Paulus betont das in Galater 3,26: „Ihr alle seid also Söhne und Töchter Gottes, weil ihr an Jesus Christus glaubt und mit ihm verbunden seid.“ Die Bibel benutzt dieses Bild eines Vaters, wenn sie unsere Beziehung zu Gott beschreibt. Ich weiß nicht, wie deine Beziehung zu deinen Eltern ist. Cool ist es, wenn ihr euch gegenseitig lieb habt und euch vertraut. Vielleicht verstehst du dich aber nicht so gut mit deinem Papa; vielleicht kennst du ihn auch gar nicht. Dann fällt es dir womöglich schwer, dir Gott als einen liebenden Vater vorzustellen. Lass dich trotzdem darauf ein, Gott anhand der Bibel als den perfekten Vater kennenzulernen. Sein Kind zu sein, hat nämlich ganz konkrete Auswirkungen auf dein Leben.

IN EINER ENGEN BEZIEHUNG ZU GOTT LEBEN

Gottes Kind zu sein, heißt, in einer tiefen Beziehung mit Gott zu leben. Das Alte Testament spricht von „jada“. Das bedeutet „erkennen“ und schließt Kopf, Herz und Hand ein. Jesus greift dieses „(er-) kennen“ wieder auf:

„Und das ewige Leben zu haben heißt, dich zu kennen, den einzigen wahren Gott, und den zu kennen, den du gesandt hast, Jesus Christus“ (Johannes 17,3). Das ist das Ziel deiner Beziehung zu Gott: ihn immer mehr zu erkennen, ihn zu lieben und in enger Gemeinschaft mit ihm zu leben. Es geht um mehr als um Kopfwissen. Wie in einer Beziehung möchte man den anderen besser kennenlernen; verstehen, wie er denkt, fühlt und handelt. Dazu stellt Gott eine ganze Ewigkeit bereit.

VORGESTELLT: GOTT, DER VATER

Wenn Gott sich als Vater in der Bibel vorstellt, sind damit einige Eigenschaften verknüpft. Du kannst dir als Kind Gottes sicher sein, dass Gott sich um dich kümmert. Sein Wesen ist Liebe (s. 1. Johannes 4,16), er sorgt sich um dich (s. Lukas 12,24), er beschützt (s. Psalm 3,6) und tröstet dich (s. Psalm 147,3). Gott hält dich fest, wenn alles wankt; er ist deine Hilfe (s. Jesaja 41,10). Er meint es gut mit dir! Gott ist für dich (s. Römer 8,31), nichts und niemand kann dich von seiner Liebe trennen (s. Römer 8,38–39). Die Liste ist noch lange nicht zu Ende – schnapp dir mal deine Bibel und streich alle Verse an, in denen du Gottes Versprechen an dich entdeckst.

ERZIEHUNG ALS ZEICHEN SEINER LIEBE Aber das Leben mit Gott ist kein Schlaraffenland. Es gibt auch dunkle Zeiten; Zeiten, in denen Gott ganz weit weg scheint. Die Bibel verschweigt das nicht – im Gegenteil. Paulus schreibt:


„… ich möchte Christus immer besser kennenlernen; ich möchte die Kraft, mit der Gott ihn von den Toten auferweckt hat, an mir selbst erfahren und möchte an seinem Leiden teilhaben, sodass ich ihm bis in sein Sterben hinein ähnlich werde“ (Philipper 3,10). Paulus´ größter Wunsch ist es, Gott immer besser kennenzulernen. Dass dazu Leiden gehören, ist für ihn selbstverständlich (s. Römer 8,17). Auf den ersten Blick scheint das nicht mit dem liebenden Papa zusammenzupassen. Wie kann er zulassen, dass seine Kinder Schmerz und Traurigkeit erfahren? In all den Fragen nach dem „Warum“ darfst du dir sicher sein, dass Gott keine Fehler macht. Der Autor des Hebräerbriefes schreibt: „… Gott aber weiß wirklich, was zu unserem Besten dient; er erzieht uns so, dass wir an seiner Heiligkeit Anteil bekommen. Mit strenger Hand erzogen zu werden, tut weh und scheint zunächst alles andere als ein Grund zur Freude zu sein. Später jedoch trägt eine solche Erziehung bei denen, die sich erziehen lassen, reiche Früchte: Ihr Leben wird von Frieden und Gerechtigkeit erfüllt sein“ (Hebräer 12,10–11).

DU BIST ERBE

Gott ist immer bei dir; er verlässt dich nie. Auch in den dunklen Tälern geht er mit ­ (s. Psalm 23,4) und hält dich (s. Psalm 55,23). Du kannst ihm blind vertrauen. Er hat ein ­g utes Ziel mit dir, denn jeder, der ein Kind ­Gottes ist, ist auch Erbe: „Durch Gottes Gnade für gerecht erklärt, sind wir jetzt also – entsprechend der Hoffnung, die er uns gegeben hat – Erben des ewigen Lebens“ (Titus 3,7).

ZIEL: VOLLKOMMENHEIT

In der Ewigkeit werden wir endlich so sein, wie Gott sich uns gedacht hat: vollkommen. Jesus sagte seinen Nachfolgern: „Ihr aber sollt vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist“ (Matthäus 5,48). Das ist ein krasser Anspruch. Kein Mensch schafft das – sonst hätte Jesus gar nicht auf die Erde kommen müssen. Aber wenn Jesus in dir lebt, ist die gleiche Kraft in dir mächtig,

die J ­ esus von den Toten erweckt hat (s. Römer 8,11): der Heilige Geist (mehr darüber ab Seite 42). Er verändert dein Wesen und löst in dir den Wunsch aus, das zu tun, was Gott gefällt. „Wie können wir sicher sein, dass wir Gott kennen? Es zeigt sich daran, dass wir seine Gebote befolgen.“ (1. Johannes 2,3) Keine Frage: Du wirst oft scheitern. Aber gleichzeitig kannst du dir sicher sein, dass Gott an dir arbeitet. Du wurdest nicht nur aus Gnade gerettet, sondern du bist auch danach weiter auf Gottes Gnade angewiesen.

PRAKTISCHE AUSWIRKUNGEN

Als ein Kind Gottes wirst du nicht nur versuchen, dein Leben so zu leben, dass es Gott gefällt. Je mehr du Gott erkennst, desto mehr erkennst du auch dich selbst. Das kann sehr demütigend sein, weil du merkst, was alles schiefläuft in deinem Leben, aber es ist auch sehr heilsam. Du wirst mehr und mehr über Gottes große Heiligkeit und seine Liebe ­staunen. Wenn du weißt, dass sich Gott um dich wie ein liebender Vater kümmert, macht dich das ­r uhig und gelassen (s. Philipper 4,7). Er sorgt sich um dich – du musst es nicht tun. Wenn du völlig planlos bist, frage ihn, wie es weiter­ gehen soll. Wenn du traurig bist, kannst du ihm dein Leid klagen (die Psalmen sind voll davon!). Er hört dir immer zu. Er kennt keine Über­raschungen; er braucht keinen Plan B. Er weiß, was zu tun ist. Drei Männer, die das erfahren haben, sind Sadrach, Mesach und ­Abednego. Lies die Geschichte mal nach in ­Daniel 3,1–30. Sehr e ­ rmutigend! Mach dich auf die Reise und lerne Gott als Vater kennen. Deine Beziehung und Liebe zu ihm wird tiefer werden und du wirst Gott noch mehr anbeten; ihn loben und ihm danken. Denn das ist die logische Konsequenz, wenn man Gott besser kennenlernt: ein großes Staunen, das in die Anbetung führt. „Kommt, wir verkünden gemeinsam, wie groß der Herr ist! Lasst uns miteinander seinen Namen rühmen!“ (Psalm 34,4) [SM]

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Über diese Botschaft, ausgerufen von einem Boten, zerrissen sich die Bewohner des Fürstentums ihre Mäuler: „Der junge Erbe verschmäht die lang erwartete, standesgemäße Heirat mit einer hübschen und wohlhabenden Fürstentochter und verlobt sich stattdessen mit einem Dienstmädchen.“ Da der Fürstensohn nicht von seinem Vorhaben abzubringen und zudem auch noch der einzige Nachkomme war, wurde diese Ehe vom Erzbischof und der verwitweten Herrin gebilligt. Der Tag der Hochzeit kam und es wurde ein großes Fest veranstaltet. Die Augen der Gäste richteten sich dabei besonders auf die Braut. Ihre Liebe und Zuneigung zu ihrem Gatten waren nicht zu übersehen. Doch auch ihre Herkunft fiel auf: Ihre Bewegungen und Manieren waren nicht die einer höfischen Dame, ihre Sprache war salopp und direkt. Und doch saß sie nicht mehr als das Dienstmädchen da. Sie war jetzt die Frau eines Fürsten. Sie hatte eine neue Stellung. Ihr Zustand deutete zwar in großen Teilen noch nicht darauf hin, aber das änderte nichts an ihrer Stellung.

STELLUNG UND ZUSTAND Mit dieser kleinen Anekdote möchte ich Gottes Sicht auf dich veranschaulichen. Du hast deinem alten Leben den Rücken gekehrt und Jesus Christus als deinen Retter angenommen. Vor Gott hast du damit eine neue Stellung. Du bist nicht mehr das gefallene Geschöpf, sondern ein Kind Gottes: „Denn der Geist, den ihr empfangen habt, macht euch nicht zu Sklaven, sodass ihr von Neuem in Angst und Furcht leben müsstet; er hat euch zu Söhnen und Töchtern gemacht, und durch ihn rufen wir, wenn wir beten: ‚Abba, Vater!‘“ ­(Römer 8,15).

Ja, dein Zustand zeugt – wie bei der Braut im Bild – noch von deinen alten Gewohnheiten und erinnert an deine Herkunft. Aber das ändert nichts an deiner Stellung.


DEINE STELLUNG VOR GOTT DURCH JESUS CHRISTUS

DURCH JESUS CHRISTUS DURCH IHN, JESUS CHRISTUS, SIND WIR ERLÖST; DURCH IHN SIND UNS UNSERE SÜNDEN VERGEBEN. KOLOSSER 1,14 … DENN CHRISTUS IST UNSERE GERECHTIGKEIT, DURCH CHRISTUS GEHÖREN WIR ZU GOTTES HEILIGEM VOLK, UND DURCH CHRISTUS SIND WIR ERLÖST. 1. KORINTHER 1,30 GESCHWISTER, IHR SEID VON GOTT ERWÄHLT, IHR GEHÖRT ZU SEINEM HEILIGEN VOLK, IHR SEID VON GOTT GELIEBT … KOLOSSER 3,12 NUR WENN DER SOHN EUCH FREI MACHT, SEID IHR WIRKLICH FREI. JOHANNES 8,36 WIR DAGEGEN SIND BÜRGER DES HIMMELS, UND VOM HIMMEL HER ERWARTEN WIR AUCH UNSEREN RETTER – JESUS CHRISTUS, DEN HERRN. PHILIPPER 3,20 DARAN ZEIGT SICH, DASS DU KEIN SKLAVE MEHR BIST, SONDERN EIN SOHN. WENN DU ABER EIN SOHN BIST, BIST DU AUCH EIN ERBE; GOTT SELBST HAT DICH DAZU BESTIMMT. GALATER 4,7 UND SOLCHE SIND ETLICHE VON EUCH GEWESEN; ABER IHR SEID ABGEWASCHEN, IHR SEID GEHEILIGT, IHR SEID GERECHTFERTIGT WORDEN IN DEM NAMEN DES HERRN JESUS UND IN DEM GEIST UNSERES GOTTES! 1. KORINTHER 6,11

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DEIN ZUSTAND VOR GOTT

Sicher willst du wissen, wie die Geschichte des ehemaligen Dienstmädchens weiterging. W ­ urde sie auch tatsächlich als Fürstin ­anerkannt oder blieb sie in den Augen der Bewohner weiter die Magd? Du erinnerst dich: Die Braut des Fürsten benahm sich auf der Hochzeit nicht wie eine edle Dame. Trotzdem war sie durch Kleidung und Schmuck schon als die Frau des Fürsten erkennbar. Denn in dem Moment, wo sie sich mit dem Fürsten verlobte, überhäufte er sie mit kostbaren Aufmerksamkeiten. Am Anfang wusste sie nicht so recht etwas damit anzufangen. Schöne Kleider, Schmuck und wohlriechendes Parfüm kannte sie nur vom Hörensagen. Aber es dauerte nicht lange und sie gewöhnte sich daran, ja sie liebte es richtig, sich fein zu kleiden.

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Zwei Jahre nach der Hochzeit lud die fürstliche Familie das Volk zum Fest ein. Die Fürstin hatte einen Erben zur Welt gebracht. Aufgrund der Schwangerschaft hatte das Volk sie in der letzten Zeit selten zu Gesicht bekommen. Wie sie jetzt vor ihnen stand, verschlug es ihnen bei ihrem Anblick den Atem. Bürger und Leibeigene, die ihre Glückwünsche gegenüber der jungen Mutter ausgesprochen hatten, formierten sich in kleinen verschwörerischen Gruppen auf dem Marktplatz, um ihr Erstaunen auszudrücken: „Sie ist nicht wiederzuerkennen!“, war die einstimmige Meinung unter den Männern. „Kann eine Königin edler sein als unsere Fürstin?“, riefen die Frauen. Aus dem Dienstmädchen war eine Fürstin geworden. Sie sah jetzt nicht nur so aus, sondern verhielt sich auch so. Der Fürst, ihr Gemahl, sorgte dafür, dass sie sich höfisch benahm, lesen lernte und einen neuen Blick auf das Leben bekam. Nach und nach entsprach ihr Zustand ihrer Stellung.


WERDE, WAS DU BIST

Das Bild von Mann und Frau verwendet auch die Bibel in Epheser 5,25–27 im Vergleich mit der Beziehung zwischen Christus und der Gemeinde: „Und ihr Männer, liebt eure Frauen! Liebt sie so, wie Christus die Gemeinde geliebt hat: Er hat sein Leben für sie hingegeben, um sie zu seinem heiligen Volk zu machen. Durch sein Wort hat er den Schmutz ihrer Verfehlungen wie in einem reinigenden Bad von ihr abgewaschen. Denn er möchte sie zu einer Braut von makelloser Schönheit machen, die heilig und untadelig und ohne Flecken und Runzeln oder irgendeine andere Unvollkommenheit vor ihn treten kann.“ Mit seinem Opfer hat Christus dich zu einem Heiligen gemacht. Du bist nun Teil seiner Gemeinde – seiner Braut. Er hat dir diese neue Stellung geschenkt. Das ist jedoch erst der Anfang der Beziehung. In Zukunft möchte Jesus Christus dich zu makelloser Schönheit formen und deinen Zustand deiner Stellung angleichen. Das ist Heiligung. Werde, was du bist! Werde vom Bauern zum Fürsten. Werde vom Dienstmädchen zur Fürstin! Wie sieht dieser Prozess aus? Galater 2,20 zeigt uns den Weg: „Nicht mehr ich bin es, der lebt, nein, Christus lebt in mir. Und solange ich noch dieses irdische Leben habe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mir seine Liebe erwiesen und sich selbst für mich hingegeben hat.“

Christus bestimmt ab jetzt dein Denken, Fühlen und Handeln. Dein Ego hat nichts mehr zu sagen. Klappt das alles auf einen Schlag? Nein. Musst du dich in harter Disziplin üben und nach Perfektion streben? Nein – auch das schaffst du nicht. Du hast bei deiner Wiedergeburt eine neue Natur bekommen. Diese möchte auch zum Vorschein kommen. Aber sie liegt im Widerstreit mit unserem alten Ego. Tritt dieses zurück, kommt die neue Natur zum Vorschein. Jede Mühe, aus eigener Kraft „besser“ oder „heiliger“ zu werden, führt nicht zum Ziel, sondern schmälert das Werk von Christus, weil du dich dann ja wieder auf deine eigene Kraft verlässt. Aber irgendwas muss ich doch tun, oder kommt Heiligung ganz von allein? Ja, du musst etwas tun. ­Kolosser 1,27 lüftet das Geheimnis: „… Und wie lautet dieses Geheimnis? ‚Christus in euch – die Hoffnung auf Gottes Herrlichkeit!‘“ Setze deine ganze Hoffnung für das Leben auf der Erde und zukünftig im Himmel auf Jesus Christus! Lebe täglich in Abhängigkeit von Gott. Lebe täglich im Vertrauen auf Christus. Lebe täglich in der Kraft des Heiligen Geistes.

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VORHER WAR ICH • als Jude geboren • ein Bürger Roms • am achten Tag beschnitten • vom Stamm Benjamin • ein Verfolger der Gemeinde • ein eifriger Verfechter der Traditionen und des Gesetzes

IDENTITÄT IN CHRISTUS

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Das Leben von Paulus änderte sich nach seiner Bekehrung radikal. Damit ging einher, dass Dinge, in denen er Sicherheit und Bedeutung gefunden hatte, ihren Stellenwert zugunsten von Christus verloren. (Nachzulesen in Philipper 3,4–6 und Galater 1,13–16.)

NACHHER BIN ICH • ein Apostel Christi (war damals nicht so ruhmreich, wie es heute für uns klingt) • ein Apostel für die Heiden • ein Gefangener Christi • jedem ein Sklave


Klar, Paulus war nach seiner Bekehrung immer noch ein Bürger Roms und als Jude geboren. Aber diese Dinge hatten in seinen Augen keine Bedeutung mehr. Warum? Weil Paulus nicht mehr auf die Ehre vor den Menschen aus war, sondern auf die Ehre bei Gott. Und bei ihm kann man mit irdischen Dingen keine Punkte machen. Vor Gott gelten Glaube, Vertrauen und völlige Kapitulation deines Egos! Nimm deine neue Identität im Glauben an. Mehr Sicherheit und Bedeutung als in Christus findest du sonst nirgendwo. Zitat aus Philipper 3,8–9: „… Seinetwegen habe ich allem, was mir früher ein Gewinn zu sein schien, den Rücken gekehrt; es ist in meinen Augen nichts anderes als Müll. Denn der Gewinn, nach dem ich strebe, ist Christus; es ist mein tiefster Wunsch, mit ihm verbunden zu sein …“

JETZT BIST DU DRAN!

Denk über dein Leben nach und schreib auf, worauf du bisher stolz gewesen bist. Womit hast du dich identifiziert, bevor du Christ wurdest? Was gab / gibt dir Sicherheit und Bedeutung? Das können Dinge sein wie: gute Noten, Familie, Beziehung, Beruf, Herkunft, Hobby, Leistung, Besitz oder deine Überzeugungen. Wenn du bereit bist, diese Dinge zugunsten von Christus aufzugeben, darfst du rechts aufschreiben, wer du neu in Christus bist oder sein willst.

VORHER WAR ICH

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NACHHER BIN ICH

[KH]


DEINE NEUE IDENTITÄT SCHÄRFEN 32

Werde, was du bist. Ja, du hast sie, die neue Identität. Du bist vor Gott geheiligt und für den Himmel bestimmt. Doch dein Ego ist nicht tot. Es versucht, dir die alten Dinge immer wieder schmackhaft zu machen. „Werde, was du bist“ bedeutet: Leiste mit deinem Ego keinen Widerstand gegen die neue Identität, sondern lass Jesus Christus in deinem Fühlen, Denken und Handeln bestimmend sein. In diesem Kampf sind wir nicht allein. Die Gemeinschaft mit Gott und mit Christen schärft unser Profil und ermutigt uns, unsere Hoffnung ganz auf Christus zu setzen.


Möchtest du Gott immer besser kennen­lernen? Wünschst du dir, dass Gott in dein Leben hineinspricht? Dann lies die Bibel :) Sie ist Gottes Liebesbrief an dich – vollkommen wahr und absolut glaubwürdig. Ja, es stimmt: Die Bibeltexte sind uralt, aber sie haben sehr viel mit deinem Leben zu tun. Paulus hat es so ausgedrückt: „Alles, was in der Schrift steht, ist von Gottes Geist eingegeben, und dementsprechend groß ist auch der Nutzen der Schrift: Sie unterrichtet in der Wahrheit, deckt Schuld auf, bringt auf den richtigen Weg und erzieht zu einem Leben nach Gottes Willen“ (2. Timotheus 3,16). Wenn du mit Jesus lebst, gibt es kein religiöses Gesetz, das du einhalten musst. Trotzdem gibt es Gesetzmäßigkeiten. So wie ein Bauer nichts ernten kann, wenn er nichts aussät, kann ein Christ Gott nicht besser kennenlernen, wenn er nicht in der Bibel liest. Ich habe einige Tipps für dich, wie du dahin kommst, gerne in der Bibel zu lesen.

T1

KONZENTRIERE DICH AUF DAS ZIEL BEIM BIBELLESEN

Verliere nie aus den Augen, was eigentlich das Ziel deines Bibellesens ist: eben nicht nur mehr über Gott zu erfahren, die Geschichten und Texte besser zu kennen oder Bibelwissen zu erweitern, sondern Gott besser kennenzulernen. Ich will beim Bibellesen Zeit mit Jesus verbringen, meine Beziehung zu meinem Herrn pflegen. Wenn ich meine tägliche Bibellese abschließe, möchte ich das mit dem Gefühl tun: „Ja, so ist er – Jesus, mein Herr, mein Gott.“ Jesus Christus, der auch Wort Gottes heißt, redet in der Bibel zu uns. Er will erreichen, dass wir mehr als bloß gehorsame Befehlsempfänger, mehr als fleißige und gelehrige Schüler werden. Er will eine Beziehung zu uns eingehen und vertiefen: „Ich nenne euch Freunde und nicht mehr Diener. Denn ein Diener weiß nicht, was sein Herr tut; ich aber habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe“ (Johannes 15,15). Die Bibel erzeugt Sehnsucht – Sehnsucht nach Jesus. Lies sie mit diesem Ziel vor Augen.

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ERWARTE GENUSS BEIM BIBELLESEN

Mit welcher Erwartungshaltung du eine Sache angehst, entscheidet oft über deren ­Ergebnisse. Möchtest du beim Lesen in die Geschichten hineingezogen werden, dir die Umsetzung der Vorschriften bildlich vor­stellen, mit den Hauptakteuren staunen, lachen oder weinen? Ich möchte genießen: spannende Geschichten, ironische Wendungen, tiefe Wahrheiten – in tolle Sprachbilder gekleidete anschauliche Schilderungen, belastbare Fakten. Ich möchte das Leben entdecken, so wie es wirklich ist und wie Gott es sieht, aus seiner höheren Perspektive.

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„Das Gesetz des Herrn ist vollkommen, es stärkt und erfrischt die Seele. Was der Herr in seinem Wort bezeugt, darauf kann man sich verlassen, auch einem Unerfahrenen wird dadurch Weisheit geschenkt. Die Anordnungen des Herrn sind wegweisend und erfreuen das Herz. Das Gebot des Herrn ist klar und deutlich, es schenkt neue Einsicht. Ehrfurcht vor dem Herrn ist rein, in Ewigkeit bleibt sie bestehen. Die Ordnungen des Herrn sind zuverlässig und entsprechen der Wahrheit, sie sind ausnahmslos gerecht. Wertvoller als Gold sind sie, kostbarer als eine Menge von feinstem Gold; sie sind süßer als Honig, ja, süßer noch als Honig, der aus der Wabe fließt.“ (Psalm 19,8–11) Vielleicht hilft es dir, den Bibeltext einmal in einer völlig anderen Übersetzung oder Übertragung zu lesen. Vielleicht liest du Bibelabschnitte einmal in einer anderen als deiner Muttersprache. Plötzlich stolperst du über eine Formulierung, es überrascht dich etwas und du entdeckst Neues in Texten, die du zu kennen glaubtest.

T3

ÜBERPRÜFE DEINEN KOMMUNIKATIONSSTIL

Kennst du die Bitte vor einer Predigt oder vor der Bibellese: „Herr, rede zu mir durch dein Wort“? Wenn das Lesen in der Bibel ist, wie wenn man Gott zuhört, dann darf man die üblichen Prinzipien für gute Gesprächsführung auch auf das Bibellesen anwenden, oder? Wenn Gott zu dir spricht, kannst du dein aufmerksames Zuhören durch gute Fragen leiten lassen. Also: Bete vor dem Lesen! Lege dem Herrn deine Fragen vor. Vielleicht kannst du sie auch auf einem Zettel notieren, damit du sie beim Bibellesen immer zur Hand hast: · Gibt es eine Beziehungsstörung zwischen mir und dir? Muss ich etwas bekennen, in meinem Verhalten verändern? · Welchen Wesenszug von dir kenne ich noch nicht so gut oder habe ihn aus den Augen verloren? · Du kennst meine Empfindungen und meine Stimmungslage. Welches Gefühl möchtest du in mir entstehen lassen? Möchtest du mich trösten, mich warnen, mir Mut zu­ sprechen, mich motivieren? · Hast du einen Tipp für mich: eine Kleinigkeit, die ich beachten oder korrigieren soll oder etwas Großes, das ich unbedingt befolgen soll? Hast du eine Inspiration für mich, etwas, worin ich dir folgen kann? · Möchtest du in einer bestimmten Sache meinen Irrtum korrigieren oder meine Unwissenheit verringern? „… Nun sind wir alle hier in Gottes Gegenwart versammelt, um zu hören, was du uns im Auftrag des Herrn zu sagen hast.“ (Apostelgeschichte 10,33) Wichtige Gespräche werden nicht nur gut vorbereitet, sondern auch „nachgearbeitet“. Vielleicht notierst du dir eine Antwort, die du bekommen hast. Denke weiter über den Bibeltext nach und bitte Gott, dich im Laufe des Tages immer wieder daran zu erinnern.


T4

LIES MIT SYSTEM

Du liest einen Text, der sich ursprünglich nicht an dich richtete, aus einer anderen Zeit stammt und in einer Sprache und Kultur entstand, die völlig verschieden ist von deiner. Kein Wunder, dass dir Bibeltexte manchmal nichts sagen oder du von völlig abwegigen Schlussfolgerungen aus einzelnen Textpassagen hörst. Stell dir vor, dir wird ein Film empfohlen, den man wirklich gesehen haben muss. Wirst du ihn dir in den nächsten Wochen in 5-MinutenSequenzen häppchenweise vor Augen führen? Oder wirst du nur einige besondere Szenen heraussuchen? Wohl kaum: Zunächst wirst du dir den ganzen Film anschauen. Später vielleicht wirst du einzelne Szenen noch einmal anschauen oder den Film, wenn er wirklich besonders gut ist, ein zweites und drittes Mal ansehen, vielleicht unter Beachtung eines ­besonderen Aspekts („Achte auf die ­Dialoge – urkomisch!“, „Hast du den Schauspieler gesehen?“). Du wirst dich mit den Hintergründen des Films, der Zeit, seiner Handlung, dem Setting oder auch den Besonderheiten seiner Produktion beschäftigen. Lies die Bibelbücher genauso: erst einmal ganz. Vielleicht schaffst du die langen Bibelbücher nicht an einem Stück, aber reserviere dir dafür feste, nicht zu kurze Zeiten und verschaffe dir in wenigen Tagen einen Gesamtüberblick. Anschließend genügt manchmal vielleicht ein einzelner Vers, den du an mehreren Tagen immer wieder liest. Ein anderes Mal musst du noch einmal eine komplette Geschichte aus dem Buch lesen, um Gewinn davon zu haben. Das hängt auch mit den verschiedenen Textarten zusammen, die es in der Bibel gibt. Aber zunächst einmal brauchst du einen Überblick, um dich in das Anliegen des biblischen Autors, seine Zeit und die Bedürfnisse der ersten Leser einfinden zu können. Lies erst im Zusammenhang und gehe dann ins Detail. [JE]

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UND JETZT NOCH 7 EXTRA-TIPPS 1. LIES LAUT!

2. LIES MIT ANDEREN, GIB DEN BIBELTEXT ANDEREN GEGENÜBER WIEDER. 3. LIES MIT GEWOHNHEIT, ABER NICHT GEWOHNHEITSMÄSSIG. ENTSCHEIDE, OB EIN BIBELLESEPLAN DIR DABEI HILFT ODER EHER HINDERLICH IST. 4. LERNE AUSWENDIG („MIT DEM HERZEN“ – WIE ES IM ENGLISCHEN HEISST)! 5. FÜHRE BUCH ÜBER DEIN BIBELLESEN (BIBELLESE-TAGEBUCH). 6. NUTZE HILFSMITTEL ZUR BIBEL – DIE ANGEBOTE SIND SO VIELFÄLTIG UND UNTERSCHIEDLICH WIE DER INDIVIDUELLE HILFSBEDARF. 7. UND SCHLIESSLICH NOCH EIN BUCHTIPP: KEITH FERRIN: DIE BIBEL UMARMEN, SCM-VERLAG WITTEN.


VATER IM HIMMEL,

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danke, dass ich mit dir reden darf – egal wann, egal wo. Danke, dass du mich hörst, obwohl ich nur ein Mensch unter Milliarden bin und jetzt, in diesem Augenblick, wahrscheinlich Hunderttausend andere auch zu dir beten. Danke, dass du jeden Einzelnen davon kennst und liebst. Ich danke dir, dass du es gut mit mir meinst. Das sehe ich in meinem Alltag. Du beschenkst mich jeden Tag so reich; das habe ich nicht verdient. Aber ich möchte dich noch viel mehr dafür a ­ nbeten, wer du bist, nicht nur für das, was du tust. Ich kann über deine Liebe, deine Macht und Größe nur staunen. Du bist heilig und gerecht, hast so viel Geduld mit mir und dieser Welt. Danke, dass du ein ­treuer Gott bist. Danke, dass du mich nie fallenlassen wirst. Danke, dass du deine Versprechen hältst. Gleichzeitig muss ich dir bekennen, dass ich viel zu selten im Alltag mit deinem Eingreifen rechne. Ich bete auch

viel zu wenig – aber das weißt du ja … Manchmal frage ich mich: Warum soll ich beten, wenn du doch schon alles weißt? In meinem Kopf weiß ich, dass die Kommuni­kation mit dir mega wichtig ist für unsere Beziehung. Deshalb bitte ich dich, dass du in meinem Herzen ein Verlangen nach dir entstehen lässt, dass ich immer mehr Gemeinschaft mit dir haben möchte. Hilf mir, nicht nur zu reden, sondern auch zuzuhören. Schenk mir Aufmerksamkeit, wenn ich in der Bibel lese oder im Gottesdienst sitze. So oft schweifen meine Gedanken ab … Sprich zu mir und gib mir offene Ohren für dein Reden. Manchmal frage ich mich, warum du einige Gebete nicht erhörst. Habe ich dann nicht fest genug geglaubt? Nicht ausreichend dafür gebetet? Das sind meine Fragen an dich, mein Gott. Dann erinnerst du mich daran, dass es nicht an mir liegt, sondern an dir, ob du eingreifst – schließlich bist du der König und Herrscher. Das zu kapieren und zu leben, ist gar nicht so leicht für mich. Deshalb bitte ich dich, dass du mir hilfst, mit ehrlichem Herzen zu beten: Nicht das, was ich mir wünsche, soll geschehen, sondern was du möchtest. Wenn ich gar nicht weiß, wie ich für eine Situation beten soll, macht mich das Wissen

ruhig, dass dein Heiliger Geist für mich bittet. Danke dafür! Danke auch, dass der Heilige Geist in mir wirkt und mich ruhig und gelassen macht. Ich danke dir, dass der Heilige Geist mein Helfer und Tröster ist, auch in meinem Unglauben, in meinem Zweifel. Bitte bete für mich, Herr Jesus, dass mein Glaube nicht aufhört. Danke, dass du das versprochen hast. Lass nicht zu, dass meine Fehler, m ­ eine Sünde und meine Scham mich daran hindern, zu dir zu ­kommen und zu bekennen. Danke, dass du, Jesus Christus, für meine Schuld bezahlt hast und dass du mir ein Leben in Freiheit und Fülle schenkst. Erinnere mich daran, dass alles, was du tust, egal ob du gibst oder nimmst, Segen für mich ist. Stärke mein Vertrauen in dich. Ich merke, wie du mich ver­änderst, wenn ich bete. ­Meistens sind die Umstände nach dem Amen noch die gleichen, aber mein Blick ist dann ein anderer. Hilf mir, in meinem Alltag mit dir zu reden und an dich zu denken. Ich wünsche mir, dass ich wirklich über jede Sorge und jede Angst, aber auch über jede Freude und jedes coole Erlebnis mit dir spreche. Gib mir bitte deine Ruhe und deinen Frieden. Amen. [SM]


DIESES GEBET WURDE VON EINIGEN BIBELSTELLEN INSPIRIERT. LIES FOLGENDE VERSE NACH UND MACH DARAUS DEIN EIGENES GEBET: LOBE GOTT FÜR SEINE EIGENSCHAFTEN Kolosser 1,15–22 Römer 5,8 Psalm 23 Psalm 145,8–9 Psalm 95,1–6

LOBE GOTT FÜR SEIN HANDELN Psalm 19 1. Timotheus 1,12–17 Jesaja 41,10 Epheser 2,4–10

DANKE GOTT FÜR SEINE VERSPRECHEN Römer 8,26–27 Römer 8,31–39 Matthäus 7,7–8 Johannes 10,10

SAG GOTT, WAS DICH BESCHÄFTIGT 1. Petrus 5,7 Psalm 37,5 Philipper 4,6–7

BETE FÜR ANDERE MENSCHEN Epheser 1,15–19 Kolosser 1,9–14 Philipper 1,9–11 Matthäus 5,44 Epheser 6,18–19

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BETEN:

14 IDEEN FÜR DEIN GEBETSLEBEN

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Wie lange kannst du die Luft anhalten? 30 Sekunden? Vielleicht eine ganze Minute? Ohne zu atmen überlebt man nicht lange. Ganz ähnlich ist es mit dem Gebet: Es ist das Atmen der Seele. Ohne Gebet geht man geistlich ein. Wenn du betest, unterhältst du dich mit Gott. Wie in jeder Beziehung ist Kommunikation eines der wichtigsten Dinge. Es ist ein Privileg, mit Gott, dem Schöpfer und König dieser Welt, zu reden. Und das kann ganz unterschiedlich aussehen, wie die folgenden Ideen zeigen:

GEBETSSPAZIERGANG

Niemand sagt, dass du zu Hause auf dem Boden knien musst, um mit Jesus Christus zu reden. Mach mal einen Spaziergang mit Jesus durch den Wald und erzähl ihm alles, was dich beschäftigt. Preise ihn für seine wunderbare Schöpfung!

ZU ZWEIT

Vielen hilft es, wenn sie zu zweit beten. Das kann ein Freund sein, ein älterer Mentor oder deine Oma. Feste Treffen gehören dann zum Alltag. Außerdem wächst eine große Vertrautheit, wenn man zusammen betet.

BETEN IM ALLTAG

BRIEFE AN GOTT SCHREIBEN

Briefe? An welche Adresse soll ich die denn schicken? Gute Frage. Bei dieser Gebetsidee geht es nicht darum, ganz real Briefe an Gott zu verschicken, sondern vor allem darum, ihm Briefe zu schreiben. Denn manchmal ist es ganz gut, seine wirren Gedanken und Gefühle zu sortieren, indem man sie einfach aufschreibt und so mit Gott darüber im Gespräch bleibt.

GEBETSTAGEBUCH / DANKBARKEITS-JOURNAL Du kannst deine Fürbitten in einem Gebetstagebuch festhalten. So merkst du, wann Gott antwortet. Ein Dankbarkeitsjournal macht dich aufmerksamer für die großen und kleinen Geschenke Gottes. Du kannst z. B. jeden Abend drei Dinge aufschreiben, für die du ihm Danke sagst.

Im Bus oder auf dem Fahrrad, auf dem Crosstrainer oder während des Bügelns kann man sich wunderbar mit Jesus unterhalten. So wird aus einer langweiligen, aber nötigen Arbeit eine Begegnung mit Gott mitten im Alltag.

BETEN MIT SYSTEM

Du hast so viele Anliegen, dass du gar nicht weißt, wo du anfangen sollst? Dann e ­ rstelle dir Gebetslisten. Montags kannst du z. B. immer für Missionare und Freunde beten, dienstags für deine Gemeinde und verfolgte Christen usw.

GEBETSTREFFEN

Du bist nicht allein! Das merkst du beispielsweise bei Gebetstreffen in der ­Gemeinde oder in Schülerbibelkreisen. Sie helfen dir, regelmäßiger zu beten, und außerdem lernst du hier Vorbilder kennen, die bestimmt einige ermutigende Stories zu erzählen haben! Vielleicht kannst du sogar eine Gebetsnacht mit deinem Jugendkreis organisieren.


MORGEN- UND ABENDGEBET

Routine kann ein Schlüssel sein, mehr Zeit mit Gott zu verbringen. Bau dir ganz bewusst Zeiten ein, in denen du mit Gott redest. Für viele bietet sich der Morgen und der Abend an. Nimm dir vor, bevor du morgens Instagram checkst, erstmal mit dem Herrn der Welt zu reden.

ESPRESSO-GEBET BIBEL-DIALOG

Du willst Gottes Stimme hören? Dann schlag die Bibel auf! Dort redet er zu dir und du kannst ihm im Gebet antworten. Sag ihm, was du nicht verstehst, wo du über ihn staunst, in welchem Bereich du Hilfe brauchst …

Geht es dir im Alltag so, dass du wenig an Jesus denkst? Vielleicht liegt es daran, dass für dich Gebete lang und durchdacht sein müssen. Dann erweitere dein Gebetsleben mit den „Espresso-­ Gebeten“: Kurz und kräftig wie ein Espresso kannst du mitten im Alltag beten. Oft nur in Gedanken, aber von Herzen: „Jesus, danke für das leckere Eis!“, „Tu der ­Kassiererin b ­ itte etwa Gutes, die so gestresst a ­ ussieht!“, „Hilf mir, gechillter zu ­reagieren!“

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APPS

BETEN MIT WORTEN DER BIBEL

Du weißt gar nicht genau, ­ wie du beten sollst? Das macht nichts, die Bibel gibt dir sehr gute Ideen und ­Vorlagen! Schlag mal die Psalmen auf und mach sie zu deinen persönlichen Ge­beten. Oder schau die Briefe der Apostel an. Auch hier findest du Gebete, die du sprechen kannst. Und im Vaterunser gibt dir Jesus selbst eine Vorlage, wie du beten kannst.

TRADITIONELLE GEBETE

Vielleicht bist du eher der liturgische Typ. Die Kirchengeschichte bietet einen reichen Schatz an Gebeten – mach dich mal auf die Suche. Anfangen könntest du mit Luthers Morgen- und Abendsegen. In vielen Gesangs­ büchern findest du vor­ formulierte Gebete.

Dein Smartphone ist dein ständiger Begleiter? Dann lass es dich daran erinnern, für andere zu beten. Verschiedene Apps helfen dir dabei (z. B. Ceaseless: Jeden Tag betest du für drei Personen aus deinem Telefonbuch.)

LYRIK

Schreiben ist dein Ding? Dann bring deine Gebete zu Papier und schreib dein eigenes Gedicht oder einen Song für Gott; deiner Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

[SM]


Keine Frage: Als Mensch und erst recht als Christ bist du dazu bestimmt, mit anderen zusammen zu sein. Die Gemeinschaft von Christen wird in der Bibel sogar mit der wechsel­seitigen Abhängigkeit und lebendigen Verbindung der körperlichen Organe ver­ glichen. Aber es gibt so viele und auch ziemlich unterschiedliche Christen und Gemeinden. Welche Gemeinde ist die richtige für dich? Hier eine Checkliste:

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Die Gemeinde wird in der Bibel mit einem Haus verglichen. Welche Fragen würdest du stellen, wenn du ein Haus kaufen wolltest?

LAGE

In der Nähe: Du brauchst eine Gemeinde in der Nähe deines Lebensmittelpunktes. Zu großer Abstand macht Gemeinschaft schwierig. Man denkt jedes Mal: Lohnt sich der Weg überhaupt?

FUNDAMENT

Bibel: Hält die Gemeinde fest an der Inspiration und Irrtumslosigkeit der Schriften? Glaubt sie, dass die Bibel der einzige Maßstab für Glauben und Praxis ist? (s. 2. Timotheus 3,16; 2. Petrus 1,20–21) Biblische Lehre und Predigt: Sind die Predigten hauptsächlich auslegend und thematisch oder sind sie evangelistisch ausgerichtet? Wenn die Predigten fast ausschließlich evangelistisch sind: Gibt es einen qualitativ hochwertigen Bibelunterricht?

Lehrmäßige Gesundheit: Wo steht die Gemeinde in den entscheidenden Fragen des christlichen Glaubens? (Die Jungfrauengeburt und Gottheit von Jesus Christus; die Be­deutung seines Werkes am Kreuz und seine Auferstehung; Errettung aus Gnade allein durch Glauben; Endzeit und die Ordnungen von Taufe und Abendmahl.) Lehrmäßige Praxis: Praktiziert die ­Gemeinde die Lehren, die sie zu glauben und zu ­lehren behauptet? (s. Jakobus 1,22; Lukas 6,46; ­Johannes 13,17)

GRUNDRISS UND AUFTEILUNG

Gemeindeleitung: Arbeiten die Gemeindeleiter nach neutestamentlichen Prinzipien? (s. 1. Timotheus 3,1–13; 5,17–20; Titus 1,5–9; Hebräer 13,7.17) Sehen sie Christus als Haupt im Zentrum der Gemeinde? Setzen sie seinen Wunsch um, die Gemeinde durch m ­ ehrere Männer, die in Hingabe an Gott leben, ­f ühren zu lassen? (s. Epheser 1,22; 4,15; 5,23; ­Kolosser 1,18; 1. Korinther 11,3) Ordnung und planvolles Vorgehen: Spiegelt der Gottesdienst einschließlich aller Dienste von Lehre bis Verwaltung einen offensichtlichen Charakter von Ordnung wider? Hat die Gemeinde für zukünftiges Wachstum und ­Entwicklung Pläne? Hat sie bestimmte ­Methoden, wie sie diese Ziele erreichen will? (s. 1. Korinther 9,26)


ENERGIEVERSORGUNG

Anbetung Gottes: Wird Gott angebetet (nicht nur mit Worten und Liedern)? Ist der Leitung wichtig, dass Gott in allen Dingen verherrlicht wird? (s. 1. Korinther 10,31; Kolosser 3,17) Beteiligen sich auch die einzelnen Gemeinde­ glieder daran? Üben sie so ihre geistlichen Gaben in der Gemeinde aus? (s. Römer 12,3–8; Epheser 4,11–13; 1. Petrus 4,10–11) Ernsthafter Glaube: Kannst du erkennen, dass die Gemeinde im Glauben lebt und arbeitet? Sind die Menschen bereit, Gott zu vertrauen? (s. Hebräer 11,1.6) Hingabe: Kannst du erkennen, dass die Gemeindeglieder bereit sind, sich selbst und ihre Besitztümer für das Reich Gottes zu opfern? (s. 2. Korinther 8,3; Matthäus 6,33) Hast du das Empfinden, dass sie sich füreinander hingeben würden? (s. Philipper 2,3–4; Epheser 5,1–2) Liebe: Lassen die Gemeindeglieder den Eindruck entstehen, dass sie in echter Sorge füreinander verbunden sind? Dienen sie gegenseitigen Bedürfnissen? Wenn du vertrauter mit der Gemeinde geworden bist: Empfindest du, dass die Gemeindeglieder einander ­lieben, wie Christus es befohlen hat? (s. Johannes 13,34–35) Lassen sich Freundschaften leicht knüpfen? (­ s. Hebrä­er 10,24–25; Epheser 4,1–3) Geist der Einheit: Werden die Leiter der Gemeinde geachtet? Stehen die Gemeindeglieder ganz hinter ihnen, indem sie ihnen ihre geistliche, emotionale und materielle Unterstützung geben? (s. 1. Timotheus 5,17–18)

AUSBAUFÄHIGKEIT

Evangelisation: Betrachtet die Gemeinde Evangelisation als eine ihrer Hauptaufgaben? Sind Mission im In- und Ausland ein wichtiger Teil ihres Dienstes? (s. Matthäus 28,19–20; Apostelgeschichte 1,8) Jüngerschaft: Werden junge Christen von erfahrenen angeleitet? Kannst du Gemeindeglieder und Leiter entdecken, die bemüht sind, Jünger zu machen, indem sie andere an ihrem vorbildlichen Leben teilhaben lassen? (s. 2. Timotheus 2,2; Titus 2,3–7; Matthäus 28,19–20)

SOLL ICH EINZIEHEN?

Gibt es für dich Möglichkeiten, mit deinen geistlichen Gaben zu dienen? Hat diese lokale Gemeinde ein Bedürfnis, dem du mit deiner Befähigung von Gott dienen kannst? Bist du bereit, Zeit, Geld, Energie und Gebete als Beitrag in dieser Gemeinde einzubringen? (s. Markus 12,30; Römer 12,1)

Denk dran: Kein Haus ist perfekt. Eine Gemeinde ist spätestens dann nicht mehr perfekt, wenn du dazugehörst. Doch du brauchst ein Zuhause. Nimm in Kauf, dass gewisse Stellen noch renovierungsbedürftig sind! [JE]

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Am Heiligen Geist scheiden sich offenbar die Geister. Für manche Christen ist er bloß eine mysteriöse, nicht zu er­fassende Kraft. Sie neigen deshalb dazu, ihn zu ­ignorieren. Andere erklären mit ihm ein besonders gefühlsbetontes Christsein. Sie stellen den Heiligen Geist überproportional in den Vordergrund. Das sind gute Gründe, die Lehre vom Heiligen Geist biblisch zu untersuchen!

WER IST DER HEILIGE GEIST?

Der Heilige Geist ist eine Person der Drei­ einigkeit und damit Gott (s. ­Matthäus­ 28,19; 2. Korinther 13,13). In der Bibel wird er auch als Geist Gottes bezeichnet (s. 1. Mose 1,2). Dies unterstreichen seine göttlichen Eigenschaften: Er ist ewig, allwissend und allgegenwärtig (s. Hebräer 9,14; 1. Korinther 2,10–12).


WAS TUT DER HEILIGE GEIST?

Der Heilige Geist ist unsichtbar und er hat – im Gegensatz zu Jesus Christus – nie eine leibliche Gestalt angenommen. Sein Handeln ist deshalb nur indirekt, als göttliche Kraftwirkung zu erkennen. Um das zu verdeutlichen, verwendet Jesus das Bild vom Wind, den man selbst nicht sehen kann, seine Auswirkungen aber sehr wohl beobachtet (s. Johannes 3,8). Das Wirken des Heiligen Geistes zieht sich durch die ganze Bibel und geschieht in Übereinstimmung mit Gott, dem Vater, und Gott, dem Sohn (s. Johannes 16,14). Hier ein Auszug:

· · · · ·

die Schöpfung: 1. Mose 1,2 die Zeugung von Jesus und seine Auferstehung: Lukas 1,35; Römer 8,11 die Wunder: Matthäus 12,28 die Inspiration der Heiligen Schrift: 2. Petrus 1,21 die Wirkung am und im Menschen: Johannes 16,8–14; Galater 5,16

WIE WIRKT DER HEILIGE GEIST IM MENSCHEN?

Der Heilige Geist ist wichtig für deine ­Errettung. Er ist es, der Sündenerkenntnis bewirkt, er macht dich durch die Wieder­ geburt zu einem neuen Menschen (s. Johannes 3,6–8; Titus 3,5). Der Heilige Geist leitet dich in Gottes Wahrheit und er tröstet dich (s. ­Jo­­hannes 16,8–14). Der Heilige Geist in dir ist eine Bestätigung dafür, dass du ein Kind Gottes bist (s. Römer 8,16; 2. Korinther 1,22). Er ist „gewissermaßen eine Anzahlung, die Gott uns macht, der erste Teil unseres himmlischen Erbes; Gott verbürgt sich damit für die vollständige Erlösung derer, die sein Eigentum sind …“ (Epheser 1,14). Der Heilige Geist wohnt in jedem wiedergeborenen Menschen (s. Galater 4,6). Der Heilige Geist fleht für dich zu Gott und tritt für dich ein (s. Römer 8,26–27). Er verleiht Gaben, sogenannte Gnadengaben, die du für den Dienst in der Gemeinde, an den Mitmenschen und Gott gegenüber einsetzen sollst (s. 1. Korinther 12).

DER HEILIGE GEIST MÖCHTE DICH ERFÜLLEN

Doch der Heilige Geist schenkt dir nicht nur Gaben, sondern auch ein siegreiches Leben über die Sünde. In Galater 5,16–18 werden die Gläubigen dazu aufgerufen, dem Geist eine bestimmende Rolle in ihrem Leben einzu­ räumen: „… Lasst den Geist Gottes euer Verhalten bestimmen, dann werdet ihr nicht mehr den Begierden eurer eigenen Natur nachgeben. Denn die menschliche Natur richtet sich mit ihrem Begehren gegen den Geist Gottes, und der Geist Gottes richtet sich mit seinem Begehren gegen die menschliche Natur. Die beiden liegen im Streit miteinander, und jede Seite will verhindern, dass ihr das tut, wozu die andere Seite euch drängt. Wenn ihr euch jedoch vom Geist Gottes führen lasst, steht ihr nicht mehr unter der Herrschaft des Gesetzes.“ Als Christ stehst du in der Gefahr, die Führung des Heiligen Geistes abzulehnen und dich von der menschlichen Natur beherrschen zu lassen. Die menschliche Natur, dein Ego, kämpft sehr stark darum. Diese Herrschaft äußert sich in unterschiedlichsten Sünden: in einer falschen gedanklichen Ausrichtung auf materielle Dinge oder indem du versuchst, Gott durch gute Werke zu gefallen. Jede Option ist eine Sackgasse für dein geistliches Leben und bringt Sünde hervor (s. Galater 5,19–21). Setzt du dagegen dein Vertrauen darauf, dass der Heilige Geist dein Leben zu deinem ­Besten bestimmt, wird dein Leben wunderbare Frucht bringen. Der Heilige Geist wird dein Gewissen schärfen und dir eine innere ­Stimme sein. Er erinnert dich an deine Identität in Christus und zeigt dir auf, wie du ihm ­nachfolgen sollst. Von ihm erfüllt, besiegst du die Sünde (s. Galater 5,22–25). [KH]

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WIE BEKOMME ICH LEITUNG IM ALLTAG?

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Hatte ich als Kind keine Lust auf die Schule, musste der Klassiker unter den Ausreden herhalten: „Mama, ich habe Bauchschmerzen.“ Heute bin ich Vater von Schulkindern, die den gleichen Trick benutzen und ich merke, was das für eine Zwickmühle ist. Sagt das Kind die Wahrheit oder nicht? Fieber kann man messen, Husten hören. Aber Bauchschmerzen? Diese Krankheit ist nicht so leicht zu fassen und kann erst mit handfesten, unappetitlichen Symptomen eindeutig identifiziert werden. Oft kommen die Schmerzen vor Schulbeginn und hören ein paar Minuten, nachdem der Schulbus weg ist, wieder auf. Aber es kam auch schon vor, dass ein Kind, das über Bauchschmerzen klagte, blaugrün in der Schule ankam und sein halbverdautes Frühstück auf dem Schulhof ausbreitete … Beim Gedanken an „Leitung vom Heiligen Geist“ kannst du als Christ in einem ähnlichen Dilemma sein. Weil der Heilige Geist nicht sicht- und greifbar ist, fragst du dich, ob der Gedanke, der dich gerade beschäftigt, vom Heiligen Geist kommt oder einfach Wunschdenken deines kreativen Kopfes ist. Doch du musst nicht ratlos bleiben. Du darfst wissen, dass der Heilige Geist dich in Einklang mit dem Willen Gottes führt und kannst so ­seine Leitung von Wunschdenken unterscheiden. Seine Methoden unterscheiden sich, widersprechen aber niemals der Bibel.

Als Christ kannst du in deinem alltäglichen Denken und Handeln entweder von deiner Natur oder vom Heiligen Geist geleitet werden. Wenn du vom Heiligen Geist erfüllt bist, wird man in deinem Leben die Frucht des Geistes ­sehen: Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Rücksichtnahme und Selbstbeherrschung (s. Galater 5,22-23). Diese Eigenschaften kommen in deinen Handlungen und Entscheidungen zur Geltung. Wie äußert es sich praktisch? Einige Beispiele: Lukas ist von Natur aus sehr streitsüchtig. Der Heilige Geist lenkt seine Gedanken vor einem Schlichtungsgespräch mit seinem Kollegen auf eine Aussage der Bibel: „Suche Frieden!“ Lukas lässt sich leiten und pocht nicht auf sein Recht. Das Gespräch mit dem Kollegen verläuft friedlich.

Emma ist die Beste in ihrem Studiengang. Das lässt sie ihre Kommilitonen wissen und spüren. Doch damit macht sie sich unbeliebt. Der Heilige Geist benutzt ihr Gewissen, um Emma ihr falsches Verhalten klarzumachen. Sie ist einsichtig und bittet Gott um mehr Respekt und Rücksichtnahme gegenüber anderen Menschen.

In Sofies Klasse ist eine Klassenkameradin sehr unglücklich. Sofie verspürt den Drang, die Klassenkameradin anzusprechen. Sie tut es und stellt fest, dass die Schülerin sich mit Selbstmordgedanken quält. Sofie kann ihr mit dem Evangelium einen hoffnungsvollen Ausweg zeigen.

Der Heilige Geist lenkt dein Gewissen, deine Handlungen, deine Gedanken und deine Umstände so, dass du Gott in deinem Umfeld großmachst und für die Menschen ein Segen bist. Er vollbringt göttliche Frucht in dir.


WIE REAGIERE ICH RICHTIG AUF ANFEINDUNGEN?

Es gibt Situationen im Leben, wo du deinen Glauben verteidigen musst. Und das vor Menschen, die dem Glauben gegenüber feindlich oder ablehnend eingestellt sind. Diese Ablehnung bekommst du als Christ zu spüren. Wie kannst du richtig auf ihre Anschuldigungen reagieren? Das übersteigt menschliche Weisheit. Deshalb verspricht Jesus in Markus 13,11, dass du dich dann auf den Heiligen Geist verlassen darfst: „Wenn man euch verhaftet und vor Gericht stellt, dann macht euch nicht im Voraus Sorgen, was ihr sagen sollt. Denn wenn es so weit ist, wird euch eingegeben, was ihr sagen müsst. Nicht ihr seid es, die dann reden, sondern der Heilige Geist.“

ICH HATTE EINEN TRAUM – KAM ER VON GOTT?

Diese Frage passt sicher am besten zu der Bauchschmerzen-Anekdote. Deswegen kann ich hier keine Ferndiagnose abgeben, da ich es bei meinen Kindern noch nicht mal aus der Nähe richtig einschätzen kann. :) Im Ernst. Die Bibel erzählt einige Storys darüber, wie Menschen Visionen von Gott bekommen haben. Aus diesen Berichten können wir Rückschlüsse ziehen. Einen dieser Berichte schauen wir uns genauer an. Paulus war nach seiner Bekehrung blind. Gott schickt sowohl Paulus als auch Hananias eine Vision. Diese Vision beinhaltet den Auftrag an Hananias, über Paulus zu beten, damit dieser wieder sehen kann. Hananias fürchtet sich vor Paulus, weil er ihn als Christenverfolger kennt. Er tritt mit Gott in Dialog und hinterfragt den Auftrag. Gott bekräftigt den Auftrag und offenbart Hananias, dass Paulus nun selbst ein Nachfolger von Jesus ist (Lies nach in Apostelgeschichte 9).

Was kannst du daraus schlussfolgern?

1

Ja, Gott kann durch den Heiligen Geist einen Traum oder eine Vision schicken, um dir einen besonderen Auftrag zu geben.

2

Nein, Gott spricht nicht ständig in Träumen, Visionen und Offenbarungen. Es sind seltene Offenbarungen seines Willens in besonderen Situationen.

3

Die Vision bekommen mehrere der Beteiligten. So wird deutlich, dass es nicht bloß angebliche, vorgetäuschte oder eingebildete Wirkungen des Heiligen Geistes sind.

4

Die Vision kommt unerwartet, inhaltlich völlig überraschend und ist nicht naheliegend. Hananias versucht nicht aktiv, eine Vision zu bekommen. Sie entspringt nicht seinen geheimen Wünschen und Träumen – er protestiert zunächst sogar gegen den Auftrag.

5

Gott bestätigt Visionen. Hananias hinterfragt die Vision und lässt sie sich von Gott bestätigen. Damit versichert er sich, dass die Vision echt ist. Ähnlich geschah es bei S ­ amuel (s. 1. Samuel 3) und bei Petrus, dem seine Vision mehrfach bestätigt wurde (s. Apostel­ geschichte 10). An diesem Beispiel sieht man, dass Gott ­Visionen benutzen kann, um seinen Dienern besondere Aufträge zu erteilen. Das ist auch heute möglich. Wenn du meinst, eine Vision gehabt zu haben, solltest du diese ehrlich vor Gott prüfen; im ernsten Gebet und im Lesen von Gottes Wort. Der Heilige Geist leitet uns in Gottes Wahrheit. Wenn er uns einen konkreten Auftrag in einer Vision gibt, so muss diese immer in Übereinstimmung mit dem Wort Gottes sein.

[KH]

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ES KOMMT DARAUF AN, UNS AUF GOTTES KRAFT ZU VERLASSEN

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In Indonesien, dem Land mit den meisten Muslimen weltweit, unterrichtete ich an einer einheimischen theologischen Ausbildungsstätte. Von den Studenten dort wird erwartet, dass sie in einem muslimischen Umfeld eine Gemeinde mit mindestens 30 neuen, getauften Gläubigen gründen, bevor sie absolvieren können. Bei der Absolventenfeier konnte ich diese Studenten kennenlernen und ihre Geschichten hören. Einer von ihnen, Raden, erzählte aus seinem Leben. Mit feurigen Augen und einem intensiven Ton in der Stimme sagte er: „Bevor ich Christ wurde, war ich ein Kämpfer. Ich wurde Ninja, lernte Jiu-Jitsu und einige andere Techniken, um andere fertigmachen zu können.“ Ich nickte und merkte mir: Leg dich nicht mit Raden an!

DA BEGINNEN, WO UNSER SELBST AM ENDE IST

Er fuhr fort: „Einmal gab ich das Evangelium in einem unerreichten Dorf an Menschen weiter, die nie von Jesus gehört hatten. Als ich in einem Haus der Familie von Christus erzählte, kam der Medizinmann in dieses Haus.“ Medizinmänner und ­Magier gibt es in diesen Dörfern sehr häufig. Sie beherrschen ganze Ortschaften mit ihren Flüchen und Zauberformeln. „Der Medizinmann rief mich aus dem Haus“, erzählte Raden weiter. „Er wollte, dass ich mit ihm kämpfe.“ Raden lächelte, als er zugab: „Mein erster Gedanke war, rauszugehen und ihn fertigzumachen. Aber als ich mich auf den Weg nach draußen machte, sagte der Herr zu mir, dass nicht mehr ich kämpfen müsse. Er würde für mich kämpfen.“ Also ging Raden hinaus, nahm sich einen Stuhl und setzte sich vor den Zauberdoktor hin. Er sagte zu seinem Herausforderer: „Ich kämpfe nicht selbst. Mein Gott kämpft für mich.“ Raden erzählte, was dann geschah: „Als der Zauberdoktor etwas sagen wollte, begann er nach Luft zu schnappen. Er konnte nicht mehr atmen und war am Ersticken. Leute kamen angelaufen, um zu sehen, was passierte. Nach wenigen Minuten war der Zauberdoktor tot zusammengebrochen.“ Inzwischen hatte sich das ganze Dorf um sie herum versammelt. Raden fuhr fort: „Ich hatte so etwas noch nie gesehen und wusste nicht, was ich tun sollte. Aber dann dachte ich, dass das wohl ein guter Moment sei, um das Evangelium zu predigen.“ Raden lächelte und sagte: „Das tat ich dann auch, und viele Leute in diesem Dorf setzten an diesem Tag zum ersten Mal ihr Vertrauen auf Christus.“ Nun würde ich das nicht unbedingt als eine neue Methode für Gemeindewachstum empfehlen. Aussagen über Menschen zu machen, die dann zu deren Tod führen, scheint mir nicht der beste Weg zu sein, die Dinge anzugehen. Aber diese Geschichte hat mich deutlich an die Zeit vor 2.000 Jahren erinnert. Wenn Gläubige damals den Namen Jesu verkündeten, konnten Blinde sehen, Lahme gehen und Tote wurden auferweckt. Der Name Jesu hatte die Macht, böse Geister in die Flucht zu treiben und die härtesten Herzen zu Gott zu bringen. Und tatsächlich ist die Kraft des Namens Jesu auch 2.000 Jahre später überragend.


Die Frage an uns ist dann, ob wir dieser Kraft vertrauen. Und unser Problem ist, dass wir auf Schritt und Tritt versucht sind, uns stattdessen auf unsere eigene Kraft zu verlassen. Deshalb sind wir herausgefordert, in völliger Abhängigkeit von der Kraft zu leben, die nur Gott schenken kann – und die unsere einzige Hoffnung ist.

SUBTILE GEFAHREN

Die gefährliche Annahme, die wir in der Welt unwissentlich akzeptieren, ist die, dass unser eigenes Können unser größtes Kapital ist. Moderne, selbstzentrierte Kulturen schätzen, was Menschen erreichen können, wenn sie an sich selbst glauben und auf sich selbst vertrauen. Und wir werden von diesem Denken angezogen. Aber das Evangelium setzt andere Prioritäten. Es ruft uns dazu auf, unser Ego zu beerdigen, an Gott zu glauben und seiner Kraft zu vertrauen. Im Evangelium konfrontiert Gott uns mit unserer totalen Unfähigkeit, ohne ihn irgendetwas zu erreichen, das Wert hat. Das meinte Jesus, als er sagte: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht, denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun.“

Dieser Artikel wurde mit Erlaubnis von Frontiers Deutschland aus dem Buch Keine Kompromisse von David Platt entnommen. Vielen Dank!

Noch wichtiger ist das subtil tödliche Ziel, das wir erreichen werden, wenn wir die Zielvorgaben verfolgen, die in dieser Welt propagiert werden. Solange wir unsere Wünsche in unserer eigenen Kraft erreichen, werden wir uns immer selbst dafür die Ehre geben. Wir werden viel aus uns selbst machen. Aber an dieser Stelle sind das Evangelium und die Werte dieser Welt einander eindeutig und endgültig entgegengesetzt. Während die Welt uns dazu bringen will, uns selbst groß zu machen, nötigt uns das Evangelium, Gott groß zu machen.

UNSERE UNFÄHIGKEIT HERVORHEBEN

Im direkten Widerspruch zu den Wegen der Welt freut Gott sich tatsächlich daran, unsere Unfähigkeit hervorzuheben. Er bringt Menschen absichtlich in Situationen, in denen sie unmittelbar spüren, dass sie ihn brauchen. Anschließend zeigt er machtvoll seine Fähigkeit, seinen Leuten alles zu geben, was sie brauchen, und das in einer Weise, die sie sich selbst nie hätten ausdenken oder vorstellen können. Und letztendlich verherrlicht er seinen eigenen Namen. So handelt Gott. Er bringt seine Leute in Situationen, wo sie seine Kraft verzweifelt herbeisehnen. Und dann zeigt er seine Für­ sorge in einer Art und Weise, die seine Größe darstellt.

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Dieses lesenswerte Buch kannst du bestellen unter keinekompromisse.de. Es wird von Frontiers Books verlegt, hat 224 Seiten und kostet 5 €. Das Buch fordert dich heraus, dein Leben in der Nachfolge zu hinterfragen, die Einflüsse des Zeitgeistes abzulegen und als echter Jünger zu leben. Das dazugehörige Arbeitsheft hilft dir, den Inhalt zu vertiefen.


DEINE NEUE IDENTITÄT BEZEUGEN

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Breaking News! Besonders gute und besonders schlechte Nachrichten erobern in Windeseile die Nachrichtenportale im Internet. Um so etwas nicht mitzukriegen, muss man sich schon regelrecht dagegen verwehren. Kein Internet, keine Zeitung, keine Menschen in der Nähe … Auch unter Freunden erzählt man gern, was man Gutes erlebt hat. Ganz nach dem Sprichwort: „Geteilte Freude ist doppelte Freude.“ Kein Grund also, deine Umkehr zu einem Leben mit Jesus zu verschweigen. Das, was so eine großartige Veränderung in dir bewirkt hat, müssen deine Bekannten schließlich auch kennenlernen. Deshalb fordert dich die Bibel dazu auf, deinen Glauben Freunden und Bekannten zu bezeugen: z. B. Klassenkameraden, Kommilitonen und Kollegen …

Mit der Taufe und dem Abendmahl bezeugst du deine neue Identität. Doch pflegen unterschiedliche Gemeinden eine ziemlich abweichende Praxis. Zur Taufe hält Paulus aber in Epheser 4,5 fest, dass es nur eine Taufe gibt – wie eben nur einen Herrn und einen Glauben. Abgesehen von eher nebensächlichen Fragen muss es also einen Kern des Themas geben, über den alle, die eine neue Identität haben, sich einig sein müssen. Was hältst du davon, wenn du einmal selbst entdeckst, was die Bibel dazu sagt?


NACHGELESEN UND AUFGESCHRIEBEN: BIBELARBEIT ZUM THEMA TAUFE LIES MATTHÄUS 28,18-19

Warum sollte man getauft werden?

LIES IN DER APOSTELGESCHICHTE: 2,38.41 UND 8,12.36–39 UND 9,18 UND 10,47 UND 16,15.33 UND 18,8 UND 22,16 Wie gingen die ersten Christen mit dem Taufbefehl um?

LIES APOSTELGESCHICHTE 2,37–38 UND 8,36–37 UND 18,8 Wann sollte man sich taufen lassen?

LIES 1. PETRUS 3,12

Muss man als Christ eine bestimmte Reife erreicht haben, um sich taufen lassen zu können? Gibt es Ausschlusskriterien?

LIES RÖMER 6,3–5 UND KOLOSSER 2,12 Was symbolisiert die Taufe?

NOTIERE HIER WAS DU MIT DEINER TAUFE AUSDRÜCKEN WILLST (BZW. AUSGEDRÜCKT HAST).

Du möchtest mehr zur Taufe wissen? Kennst du schon den Emmauskurs „Sollte ich mich taufen lassen?“ Bestell ihn dir kostenfrei per Mail: info@cruz42.de

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NACHGELESEN UND AUFGESCHRIEBEN: BIBELARBEIT ZUM THEMA ABENDMAHL LIES 1. KORINTHER 11,23–26

Warum sollte die Gemeinde das Abendmahl feiern?

LIES 1. KORINTHER 5,7 UND LUKAS 22,7–20 UND 2. MOSE 12,11–14

An welches jüdische Fest knüpft das Abendmahl ganz deutlich an und welche Bedeutung hatte dieses Fest?

LIES MATTHÄUS 26,26–28

Wofür stehen Brot und Kelch beim Abendmahl?

LIES 1. KORINTHER 11,26 50

Für die Abendmahlsfeier gibt es in vielen Gemeinden darauf abgestimmte Gebete, Lieder oder Lesungen aus der Bibel. Welches Thema hältst du für passend zum Abendmahl?

LIES 1. KORINTHER 11,20–22 UND 10,16–17

Warum wird das Abendmahl nicht im privaten Kreis oder alleine gefeiert? Wie steht das Abendmahl im Zusammenhang mit einer Gemeinde?

LIES 1. KORINTHER 11,29–34

Warum ist dein Motiv und deine innere Haltung nicht egal, wenn du am Abendmahl teilnimmt?

NOTIERE HIER, WAS DU MIT DEINER TEILNAHME AM ABENDMAHL AUSDRÜCKEN MÖCHTEST:

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FLIGE SITUATIONEN DREI TIPPS FÜR KNIF

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Es war in der neunten oder zehnten Klasse … Wir haben gerade Frage-Antwort-Stunde mit unserer Geschichtslehrerin, als das Gespräch vom Dreißigjährigen Krieg auf die Kreuzzüge kommt. Ich bin nur so halb bei der Sache und erschrecke, als die Lehrerin auf einmal etwas sagt wie: „Markus, du bist doch Christ. Erzähl du uns doch mal, warum die Bibel befiehlt, dass man Ungläubige töten muss.“ Mein Herz pocht ziemlich, und auf einmal merke ich, warum: Ein kleiner Blick nach links und ich sehe, dass praktisch alle anderen – an die 30 Leute – mich anstarren. Ich bin der einzige Christ hier und das hat sich rumgesprochen. Im Gesicht der Lehrerin sehe ich ein leichtes, einseitiges Grinsen. Sie hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie jeden Glauben an Übernatürliches (Religionen sowieso und das Christentum erst recht) für etwas hält, das nahe an eine krankhafte Wahnvorstellung für geistig Minderbemittelte grenzt. Ist das jetzt eine Falle? Will sie mich zur Schau stellen? Ich weiß es nicht, aber es fühlt sich echt danach an. Zu spät, jetzt bin ich in der Situation und muss etwas Cooles sagen, zumindest etwas klug Reflektiertes. Auch das Mädchen, das ich sehr mag, sitzt keine sechs Meter von mir entfernt. Auch sie schaut mich an. Immerhin, denke ich noch :) „Äääääh“, beginne ich wortgewandt. „Also, ääh, zunächst mal ...“ Ich versuche, Zeit zu gewinnen, ich muss mich an die Frage erinnern. Hätte ich nur vorhin besser zugehört! Und zusammen mit der Frage fällt mir ein, dass ich eigentlich noch nie die ganze Bibel gelesen habe. Ehrlich gesagt: Auch das Neue Testament nicht komplett – ich erkunde ja gerade selbst noch die Evangelien. Nicht so gut.

„Also, äh, was in der gesamten Bibel steht, weiß ich nicht. Ich frag gern ein paar schlauere Menschen und gebe Ihnen nächste Woche dazu eine bessere Antwort. Aber was ich bis jetzt gelesen habe, ist die Lebensgeschichte und die Aussprüche von Jesus, und um den geht es ja und wie wir zu ihm stehen. Und da fallen mir zwei Sachen ein: Bei seiner eigenen Verhaftung, kurz bevor er grausam hingerichtet wird, sagt Jesus zu seinem engsten Vertrauten: ‚Steck dein Schwert zurück! Denn alle, die zum Schwert greifen, werden durchs Schwert umkommen‘ (Matthäus 26,52). Und bei seiner wichtigsten Rede, der sogenannten Bergpredigt sagt er: ‚Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen‘ (aus Lukas 6,27).“ Die Lehrerin schaut sichtlich überrascht. „Wie gesagt, ich kenne nicht alle Zusammenhänge. Aber das klingt jetzt nicht so, als müsste man losgehen und Kreuzzüge starten. Sondern Jesus‘ vorerst letzte Worte sind: ‚Geht in die ganze Welt und verkündet die Gute Nachricht allen Menschen!‘ (Markus 16,15; Gute Nachricht Bibel). Das sollen sie tun, damit alle zu Jüngern, also zu seinen Nachfolgern, werden (s. Matthäus 28,19). Und man kann Jesus schlecht nachfolgen, wenn man vorher getötet wird. Von daher tippe ich drauf, dass die Kreuzfahrer da etwas Entscheidendes falsch verstanden haben oder andere Motive hatten.“ So ungefähr lautete meine Antwort. Ich weiß nicht mehr den genauen Wortlaut, aber ich erinnere mich noch an die Reaktion der Lehrerin und einiger anderer in der Klasse: Sie waren überrascht und interessiert.


Das ist jetzt einige Zeit her. Dieses eine Gespräch mit der Lehrerin damals hat mir eine sehr wichtige Sache gezeigt: Häufig wissen Leute, die das Christentum angreifen, gar nicht genau, worum es im Christentum tatsächlich geht. Es gibt eine Menge Leute, die eine Menge negativer Dinge über das Christentum zu sagen haben. Nur häufig treffen atheis­ tische Behauptungen über das Christentum gar nicht zu. Wenn sie zutreffen, sind es in vielen Fällen Dinge, die vollkommen unerheblich sind. Deshalb: Bring es zurück auf das Bekenntnis zu Jesus. Eine zweite Einsicht habe ich aus Hunderten Gesprächen mit Atheisten und Suchenden gewonnen: Auch wenn Leute häufig (nachvollziehbare) Probleme mit den Kirchen, der Institutionalisierung, der Geschichte des Christentums und mehr haben – interessanterweise ist die Wertschätzung für Jesus selbst in den meisten Fällen sehr hoch.

Ein Beispiel: Jemand sagt: „Weil die Christen so viel Leid verursacht haben“ (wahrscheinlich denkt derjenige an Kreuzzüge, Inquisition, Pakte mit diktatorischen Mächten etc.) „und die Botschaft von Jesus pervertiert haben, ist das Christentum falsch.“ Hier kannst du sehr häufig antworten mit einem „selbst wenn“. Selbst wenn alle Nachfolger von Jesus seine Botschaft falsch verstanden und für ihre Z ­ wecke missbraucht hätten, macht das ja J ­ esus‘ Aussagen nicht unwahr. Und Jesus selbst war und ist weder Inquisitor noch Hexen­verbrenner noch KZ-Aufseher, und um ihn geht es mir, nicht um andere Menschen tausende Kilometer und Jahre weiter und ­später. Deshalb: Bring es zurück auf das Bekenntnis zu Jesus. Dritte Einsicht: Gerade weil viele eine positive Einstellung zu Jesus haben, ist das ein fantastischer Gesprächsöffner. Vor Kurzem saßen ein paar neue Kollegen und ich beim Mittagessen in einem Restaurant. Ich bete kurz leise vor dem Essen, und als ich wieder die Augen öffne, sehe ich, dass drei um mich herum mich anschauen. Der rechts von mir lachend: „Und, hat er geantwortet?“ Die ihm gegenüber: „Was? Ist doch gut, wenn man gläubig ist, das gibt einem bestimmt Halt. Welche Religion das ist, ist doch egal.“ Ich, gut gelaunt: „Ja, das ist egal. Außer es ist wahr. Wenn das ­biblische Christentum wahr ist, dann ist es extrem wichtig, wem du nachfolgst.“ Sie, interessiert: „Oh, stimmt, so habe ich das noch nie ­betrachtet.“ Ich: „Wo du’s schon ansprichst: Was denkst du über Jesus?“ Und schon waren wir in einem guten Gespräch. Deshalb: Bring es zurück auf das Bekenntnis zu Jesus.

[MV]

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DEINE NEUE IDENTITÄT AUSLEBEN

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„Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis weit höher als in der Theorie.“ Dieser Satz stammt von dem österreichischen Dichter Ernst Ferstl und passt gut zu einem nachlässig geführten Leben als „Christ“. Auf der einen Seite schwelgt man im Lobpreis und auf der anderen flucht man über seinen Nachbarn. Sonntags betet man lammfromm und nickt die Predigten eifrig ab, nur um dann in der Woche den Schafspelz abzuwerfen und als Wolf aufzutreten. Das ist nicht das, was Christus mit deiner Errettung bezwecken wollte. Hier geht es um (d)eine Identität, die nach außen hin sichtbar und adäquat zur Geltung kommen soll. Wir wollen – nur zur Erinnerung – keine Trampelpfade erfahrener Christen nachlaufen, sondern Jesus nachfolgen. Die Wege, die er uns führt, sind Neuland. Denn er möchte, dass wir ihm im Vertrauen und Gehorsam folgen. Er erwartet, dass wir uns seiner Sache voll hingeben, dass wir sind, wer wir sind. Nicht nur in der Theorie, nicht nur dem Namen nach. Nicht nur, wenn wir unter anderen Christen sind. Sondern immer und überall.


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„DU KANNST GEBEN, OHNE ZU LIEBEN, ABER DU KANNST NICHT LIEBEN, OHNE ZU GEBEN.“

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Diese Worte von der Indien-Missionarin Amy Carmichael treffen es auf den Punkt. Gott liebt dich mit einer unbeschreiblichen Liebe. Das bleibt nicht ohne Folgen, dein Leben verändert sich radikal. Je mehr du Gottes Liebe zu dir erkennst, desto mehr beginnst du, diese Liebe zu reflektieren. Du bist ein Licht in deiner Familie, der Schule, der Uni, deiner Stadt, der Gesellschaft. Jesus hat es so ausgedrückt: „Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Auch zündet niemand eine Lampe an und stellt sie dann unter ein Gefäß. Im Gegenteil: Man stellt sie auf den Lampenständer, damit sie allen im Haus Licht gibt. So soll auch euer Licht vor den Menschen leuchten: Sie sollen eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen“ (Matthäus 5,14–16). Jesus sagt hier nicht: „Du könntest das Licht der Welt sein…“ oder „Wenn du das tust, bist du das Licht der Welt“. Nein: Als Christ bist du das Licht der Welt. Deshalb sind gute Werke die logische Folge deines Glaubens. Der Apostel Paulus schreibt: „Nehmt euch daher Gott selbst zum Vorbild; ihr seid doch seine geliebten Kinder! Konkret heißt das: Alles, was ihr tut, soll von der Liebe bestimmt sein …“ (Epheser 5,1–2). Die Liebe Gottes treibt dich an. Sie bestimmt dein Denken, Fühlen und Handeln. Du beginnst, die Welt mit Gottes Augen zu sehen. Sein Herz schlägt für die Armen, die Benachteiligten und Bedürftigen. Er trägt uns auf, dass wir uns als seine Nachfolger um sie kümmern – ganz praktisch.

„SIE LIEBTE UNS.“

Amy Carmichael ging Ende des 19. Jahrhunderts als Missionarin nach Indien und erlebte dort, wie kleine Kinder in den Hindu-­Tempeln zur Prostitution gezwungen wurden. Sie sah diese Kinder mit den Augen Gottes. Sie dachte nicht: „Was kann ich als ausländische Frau schon dagegen ausrichten? Ich gehe lieber wieder zurück nach Irland, dort habe ich doch schon eine Aufgabe unter Arbeitermädchen.“ Nein. Sie fragte Gott um Rat. Und er machte ihr klar, dass ihr Platz in Indien ist. Es war ­gefährlich und menschlich gesehen aussichtslos. Doch Amy Carmichael gehorchte. Sie konnte viele Kinder aus der Tempelprostitution befreien oder davor bewahren. Als die Kinder ­gefragt wurden, was sie an Amy anzog, antworteten sie am häufigsten: „Es war Liebe. Amma (das bedeutet „Mutter“) liebte uns.“

GESEGNET, UM EIN SEGEN ZU SEIN

Wofür schlägt dein Herz? Welche Ungerechtigkeit macht dich wütend? Was treibt dir die Tränen in die Augen? Gott hat dir Zeit, Geld und Gaben gegeben. Frag ihn, wie du sie für andere einsetzen kannst. Vielleicht k ­ önnen auch Menschen, die dich gut kennen, dir s­ agen, welche Begabungen sie in dir sehen. Mach dich schlau, welche Initiativen es in d ­ einer Schule, in deiner Nachbarschaft und deiner Gemeinde bereits gibt. Bestimmt kannst du dich einbringen. Jesus hat die guten Taten für dich schon vorbereitet (s. Epheser 2,10). Mach dich auf eine Entdeckungsreise, wie du Gottes Liebe weitergeben kannst. Denn du bist gesegnet, um ein Segen zu sein.


EIN PAAR IDEEN

Du spielst ein Musikinstru­ ment oder singst? Starte ein Projekt und musiziere in Seniorenheimen! Du bist ein Ass in Mathe? Behalte dein Geheimwissen nicht für dich. Biete Kids, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, kostenlos Nachhilfe an. Du backst gern, kannst aber eine Torte nicht allein aufessen? Dann überrasch eine Familie mit deinen Back­ künsten! Du liebst Babys (bist aber auch froh, wenn du sie wieder abgeben kannst)? In deiner Church gibt es bestimmt Mamis und Papis, die sich freuen, wenn sie mal wieder ein Date haben können – im Wissen, dass du auf ihre Kleinen aufpasst!

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Möchtest du etwas von deinem materiellen Überfluss mit anderen teilen? Suche ein Projekt, das du regelmäßig unterstützen kannst. Bist du eine Shopping-Queen? Dann miste mal deinen Kleiderschrank aus und verschenke die Klamotten an das Sozialkaufhaus, an eine Kleiderkammer oder eine soziale Einrichtung. Du sprichst, denkst und träumst auf Deutsch? Dann gib Flüchtlingen Deutschunterricht.

BUCHTIPP [SM]

Timothy Keller: Warum Gerechtigkeit? Gottes Großzügigkeit, soziales Handeln und was ich tun kann


Das ist sicher eine von den Fragen, die du dir immer ­w ieder neu stellen musst. Und insbesondere wenn es an die großen Entscheidungen geht, wirst du mehr oder weniger verzweifelt denken: „Wenn ich nur wüsste, was Gott für mein Leben will!“ Doch halt – bevor du in der Erwartung des ultimativen Tipps zur richtigen Entscheidung weiterliest – eine Frage: Willst du das überhaupt wissen?

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„Wie? Na klar will ich das!“, wirst du wahrscheinlich antworten. Einen Moment – geht es dir darum, Gottes Plan in allen Einzelheiten zu kennen? Damit du in jedem Fall Fehler vermeiden kannst und keine negativen Folgen befürchten musst? Sorry, aber dann kann ich dir leider nicht helfen. Gott hat nämlich in seiner Weisheit beschlossen, uns nicht in jedes Detail seiner Pläne und unserer Zukunft einzuweihen. Ich nenne diese Art von Gottes Willen seinen „souveränen“ Willen. Und der steht unumstößlich fest und ist uns nur in begrenztem Maße bekannt (lies z. B. Epheser 1,11). Und das ist auch gut so. Oder geht es dir darum, den „moralischen“ Willen Gottes kennenzulernen (lies z. B. Hebräer 13,21)? ­Herauszubekommen, welche Entscheidungen Gott gut findet und welche ihn freuen? Dazu gibt es eine Menge Orientierung in der Bibel. Aber sei mal ehrlich: Willst du wirklich das tun, was Gott gut findet? Das könnte für dich manchmal unbequem werden! Wenn du eigentlich immer nur die für dich angenehmste Entscheidung suchst, brauchst du nicht weiterzulesen … Du bist noch dabei? Dann nenne ich dir jetzt einige ­Prinzipien, die allgemein den Rahmen des moralischen Willen Gottes abstecken: Gut ist vor Gott das, was ein „gutes Werk“ genannt werden kann (s. Jakobus 4,17), was den Herrn ehrt (s. Kolosser 1,9–10), was nicht aus einem gottfeindlichen Zeitgeist kommt (s. Römer 12,2), was aus Dankbarkeit Gott gegenüber geschieht (s. 1. Thessalonicher 5,18), was sauberen Gedanken und Motiven entspricht (s. 1. Thessalonicher 4,3).

UND HIER NUN EINE CHECKLISTE FÜR DEINE ENTSCHEIDUNGEN Ehre ich Gott mit meiner Entscheidung? (Kolosser 3,17) Entscheide ich mich für das Gute? (1. Petrus 2,15) Setze ich mit meiner Entscheidung die richtige Priorität (denn das Bessere ist bekanntlich der Feind des Guten)? Steht Gottes Sache an erster Stelle? (Matthäus 6,33) Denke ich zuerst an andere und dann erst an mich? ­ (1. Korinther 9,19) Stehen bei meiner Ent­ scheidung Menschen im Vordergrund oder Dinge? (Römer 14,17) Ist mein Motiv richtig? Bin ich durch die Liebe zu Gott und zu meinen Mitmenschen motiviert? ­ (1. Korinther 13,2–3) Habe ich im Vorfeld aus­ reichend für meine Entscheidung gebetet? (Jakobus 1,5)


Was gibt es sonst für Hilfen, um richtig zu entscheiden? Eine ganze Menge! Doch Vorsicht, keine dieser Hilfen hat eine 100 %ige Garantie – jede hat ein „Aber“. Doch je mehr von ihnen in einer konkreten Entscheidung in dieselbe Richtung weisen, desto mehr lohnt es sich, sie zu beachten.

H1

MIT GESUNDEM MENSCHEN­ VERSTAND ALLE A ­ SPEKTE DER ENTSCHEIDUNG ­DURCHDENKEN

Gott hat uns mit Verstand ausgestattet. So können wir im Voraus mögliche Konsequenzen unserer Entscheidungen überdenken ­(s. Lukas 14, 28) und sogar mit dem Verstand prüfen, ob etwas vom Heiligen Geist gewirkt wurde oder nicht (s. 1. Korinther 14,14 und 20). ABER: Die Grenzen sind offensichtlich: Du bedenkst nicht alles, weißt nicht alles, täuscht dich vielleicht selbst (z. B. Sprüche 3,5–7).

H2

RAT EINHOLEN

Bei jemandem Rat zu s­ uchen, kann eine gute Hilfe­ stellung sein, um eine Entscheidung zu treffen (z. B. Sprüche 12,15; 13,10; 15,2; 19,20; 24,6). ABER: Jeder Ratgeber kann sich irren und Ratschläge können einander widersprechen. Wo du dir Rat holst, sagt manchmal mehr über dich aus als über die anstehende Entscheidung (z. B. Sprüche 8,14; 19,21; 21,30; 1. Könige 22,8–18; 2. Timotheus 4,3).

H3

AUF UMSTÄNDE ACHTEN, DIE EINE ENTSCHEIDUNG BEEINFLUSSEN

Umstände spielen bei fast jeder Entscheidung eine Rolle. Durch Umstände spitzen sich Situationen oft zu, sodass die Dringlichkeit einer Entscheidung unausweichlich wird. Umstände können dir helfen, besser zwischen Wichtigem und Unwichtigem zu unterscheiden (z. B. Apostelgeschichte 9,23–25; 16,35–40; 20,1–3; 21,11–14; 2. Korinther 2,12–13). ABER: Wenn du Umstände „interpretierst“, kann das wie „Kaffee­ satzlesen“ sein. Umstände offen­ baren dir nicht wirklich den verborgenen (souveränen) Willen Gottes. Sie sind nicht zwangs­läufig ein Zeichen für Gottes Führung und nehmen dir nicht die Verantwortung einer Entscheidung ab.

H4

INNEREN FRIEDEN BEI DER ENTSCHEIDUNG HABEN

Entscheide niemals gegen dein Gewissen. Allerdings ist dein Gewissen kein absoluter Maßstab, sondern muss sich an Gottes moralischem Willen orientieren (z. B. Römer 14,23; 1. Korinther 8,7; Apostelgeschichte 24,16; 1. Petrus 2,19; 1. Timotheus 1,5.19; 4,2; Apostelgeschichte 11,12; Römer 8,14–16). ABER: Jona schlief nach einer ­großen Fehlentscheidung ­seelenruhig (s. Jona 1,5–6).

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Wenn es so viele Hilfen gibt, dann gibt es sicher auch ­Stolpersteine auf dem Weg zur richtigen Entscheidung.

STARKE STIMMUNGEN

Stimmungsschwankungen sind Teil des Lebens, aber sie sind keine gesunde Basis für gute Entscheidungen. Versuche, soweit es dir möglich ist, Entscheidungen aus einer extremen Stimmungssituation (Panik, Verliebtsein, …) heraus zu vermeiden.

HINAUSZÖGERN SELBSTÜBERSCHÄTZUNG Hol dir eine ehrliche Einschätzung eines guten Freundes ein. Damit kannst du vermeiden, dich selbst zu über­ schätzen.

Manche Entscheidungen sind sehr unangenehm. Geh sie trotzdem an, denn: Nicht entscheiden ist oft auch schon eine (schlechte) Entscheidung. Viele Menschen möchten nicht wirklich eine gute Entscheidung treffen, sondern eine möglichst schmerzlose.


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HOROSKOP-ÄHNLICHES BIBELLESEN

Du schlägst die Bibel an einer beliebigen Stelle auf. Das Bibelwort, auf das dein Blick fällt, soll die von Gott vorgeschlagene Entscheidung für dich sein. Das jedoch widerspricht dem Grundsatz jedes Bibelstudiums: Du musst Bibelworte in ihrem Zusammenhang lesen und verstehen! Die Bibel ist nämlich kein Orakelbuch. Du als Leser interpretierst den aufgeschlagenen Textfetzen, gibst es aber als Gottesurteil aus. Gott möchte, dass du immer reifer wirst, eigenständig Entscheidungen zu treffen. Er entlässt dich nicht aus der Verantwortung.

IST DAS NICHT EIN ZEICHEN GOTTES?

GOTT VERHINDERT ES NICHT, ALSO MUSS ES GOTTES WILLE SEIN

Wahr ist: Gegen Gottes souveränen Willen kann kein Mensch handeln. Gott erlaubt es dem freien Willen des Menschen aber immer wieder, gegen seinen moralischen Willen zu handeln.

Ein Zeichen Gottes ist immer ein übernatürliches Eingreifen von Gott und nicht interpretierte „Zufälligkeit“. In besonderen Fällen kann dich Gott so direkt zu einer Entscheidung leiten. Doch solltest du nicht in jedes „zufällige“ Geschehen mehr hineininterpretieren, als es wirklich ist. Frage dich, ob tatsächlich ein Wunder Gottes vorliegt, das dir unmissverständlich und auf übernatürliche Weise eine Entscheidung aufdrängt. [JE]


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Gerade das Aufblühen einer jungen Liebe ist etwas Faszinierendes. Ich durfte es bei anderen Paaren sehen und dann auch selbst erfahren. Christian und ich hatten uns gerade erst kennengelernt und einige Stunden miteinander geredet. Sehr schnell wurde ihm klar, dass ich seine Zukünftige sein sollte. Er überschüttete mich mit Komplimenten und machte mir seine Absichten deutlich. Er kämpfte um mein „Ja“ und ließ sich von meinen Gedanken und Vorbehalten nicht einschüchtern. So schnell wie wir zusammengekommen waren, so schnell stand auch die Hochzeit im Raum. Einige Freundinnen meinten zu mir: „Verliebt sein ist ja schön und gut. Aber bist du auch bereit, für diese Liebe umzuziehen?“ Und ja – das war ich! Ich war entschlossen, für Christian mein früheres Leben hinter mir zu lassen. Für ihn aufzubrechen – zu einer neuen Stadt, zu einer neuen Gemeinde, zu einem neuen Leben. Wer von echter Liebe umgeben wird, der ist bereit zu investieren.

ALLES LOSLASSEN – UM IHN ZU HABEN Genauso ist es auch in der persönlichen Beziehung zu Gott. Gott hat aus seiner überschwänglichen und bedingungslosen Liebe zu uns seinen einzigen Sohn hingegeben, der für uns gekreuzigt wurde. Ein Leben, gegeben für mich? Jemand stirbt für meine Schuld, damit ich in Beziehung mit Gott leben darf? Wow – das ist echte Liebe. Dieses Geheimnis darf ich mit dem Verstand verstehen, aber auch im Herzen verinnerlichen. Diese Wahrheit darf

in meinem Herzen Raum einnehmen, weil nur die tiefe Erkenntnis dieser Wahrheit echtes Aufblühen eines neuen Lebens bewirkt. Wenn wir aber diese echte und vollkommene Liebe wirklich geschmeckt haben, dann ist unsere Reaktion darauf ebenfalls Liebe und Hingabe. Dann wollen und werden wir Gott unser Leben schenken und auch unseren Alltag ihm zur Ehre gestalten. Aber was geschieht durch echte Hingabe an Gott?

HINGABE BEEINFLUSST MEIN GANZES LEBEN

„Es soll euch zuerst um Gottes Reich und Gottes Gerechtigkeit gehen, dann wird euch das Übrige alles dazugegeben.“ (Matthäus 6,33) Durch meine Liebe zum Herrn bekommt mein Leben einen ganz neuen Fokus. Plötzlich frage ich nicht mehr danach, was ich mir für mein Leben wünsche und erträume. Sondern mir ist es ein Herzenswunsch, Gott mit meinem Leben zu ehren und seinen Plan für mein Leben zu entdecken. Plötzlich ist es nicht mehr mein Ziel, reich zu werden oder erfolgreich und berühmt. Vielmehr suche ich Gottes Nähe und lasse mich von ihm in den Dienst stellen. Ich schaue mir an, welche Gaben er mir geschenkt hat und bin bereit, diese zu seiner Ehre einzusetzen und ihm und Menschen dadurch zu dienen. Ich strecke mich aus nach einem Leben für ihn – und nicht mehr für mich. Der klare Fokus auf Gott beeinflusst mein Leben auf ganz unterschiedlichen Ebenen. Und dieser Fokus auf Gott inspiriert andere Menschen.


HINGABE INSPIRIERT ANDERE MENSCHEN

„Richtet euch nicht länger nach den Maßstäben dieser Welt, sondern lernt, in einer neuen Weise zu denken, damit ihr verändert werdet und beurteilen könnt, ob etwas Gottes Wille ist – ob es gut ist, ob Gott Freude daran hat und ob es vollkommen ist.“ (Römer 12,2) Menschen, die nicht für sich selbst sondern für Gott leben, werden zu einer Inspiration für andere Menschen. Sie orientieren sich nicht mehr an dem, was die Gesellschaft und die Normen der Welt ihnen überstülpen wollen. Vielmehr orientieren sie sich am Wort Gottes und richten sich nach Gottes Vorstellungen für ihr Leben. Dadurch treffen sie öfters Entscheidungen, die anderen auffallen, weil sie nicht der Norm entsprechen und nicht zu den welt­lichen Vorstellungen passen. beispielsweise entscheiden sie sich, trotz Ehekrise zu kämpfen und zusammenzubleiben. Oder gehen für viele Jahre in die Auslandsmission. Oder tragen ein Baby aus, das gesundheitlich beeinträchtigt ist. Was für ein Potenzial, mit Menschen darüber ins Gespräch zu kommen! Es können wertvolle Anregungen sein, die in Menschen länger nachwirken. Und vielleicht begreifen sie, dass in einem Leben mit Gott so viel Kraft und Sinn liegt?

HINGABE ERFÜLLT UNSER SEIN MIT SINN

„Gott hat euch als sein Eigentum erworben; denkt an den Preis, den er dafür gezahlt hat! ­Darum geht mit eurem Körper so um, dass es Gott Ehre macht!“ (1. Korinther 6,20) Ganz tief in unserem Herzen sind wir alle auf der Suche nach Lebenssinn. Wir suchen nach einem Platz, nach Aufgaben, nach Dingen, die unserem Leben einen Sinn geben und uns erfüllen. Viele Menschen glauben, dass sie diesen tiefen Sinn in Geld, Ansehen und Erfolg bekommen können. Aber das ist eine Illusion, die sehr leicht zerbrechen kann. Wenn wir uns Gott hingeben, dann nährt das unsere Seele.

Wir erleben, dass wir bei Gott bedingungslose Liebe, echte Gnade und Vergebung erfahren. Wir dürfen zu seiner Ehre leben, uns für ihn und Menschen investieren, ein Segen für andere sein. Wir beten Gott an, indem wir für ihn leben und das gibt unserem Leben tiefen Sinn. Wow – hat Gott sich das Konzept der Hingabe nicht hervorragend überlegt? Wir alle sind eingeladen, unser Leben loszulassen, um nur noch für ihn zu leben. Mit all unseren Entscheidungen im Leben, unserer Zeit, unserer Kraft und unseren Möglichkeiten. Wir dürfen uns Gott hingeben – und werden von ihm überreich beschenkt. Mit einem tiefen Sinn, mit seiner Freude über unser Leben und einer ewigen Zukunft bei ihm.

[NB]

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NOCH FRAGEN? SCHREIB UNS. WIR SIND GERN FÃœR DICH DA! info@cruz42.de 42cruz CruzNewsBot

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Und falls du gern mit Stift und Papier arbeitest: Wir haben auch noch einen Briefkasten ;-) Stiftung Missionswerk Werner Heukelbach cruz DE: 51700 Bergneustadt CH: Postfach 650, 4800 Zofingen AT: Postfach 14, 8200 Gleisdorf



Wer bin ich? Ich lebe in einer Welt voller Stars und Genies, in einer Welt voll kluger Köpfe und durchtrainierter Bodies. Ich stehe vor dem Spiegel und frage mich: Wer bin ich? Bin ich eine niedere Spezies mit unterentwickeltem Gehirn oder ist es nur meine Körpermasse, die ich hasse … und warum eigentlich? Denn ich, ich brauch das alles sicher nicht. Doch wenn ich die Menschen so sehe, die mir mit ihrem Erfolg den Kopf verdrehen, komme ich ganz durcheinander, verliere mein Gesicht und frage mich, wie definiere ich mich? Was ist der Sinn meiner Taten und Werke, ohne vorzeigbare Stärke? Wozu soll ich existieren, wenn ich ständig verliere? Und da sich niemand um mich schert, habe ich auch keinen Wert … oder? Als Produkt des Zufalls würde ich wagen, es zu sagen: Ja, mein Leben ist sinnlos. Aber ich kenne Jesus. Und das Leben mit ihm ist ein Freilos! Er hat mich gemacht, meinem Leben Sinn verschafft, hat den Himmel verlassen und unter Einsatz seines Lebens meine Schulden erlassen … Er hat mich bedingungslos geliebt! Und weil es nichts Höheres als Liebe gibt, liegt der Sinn meines Lebens in der Liebe – zu Jesus!


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