Strandgut 11/2021

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MUSEEN

Neue Ausstellungen >> 28. Oktober: STÄDELMUSEUM; Marc Brandenburg, Hirnsturm II, bis 30. Januar 2022, www.staedelmuseum.de >> 29. Oktober: NASSAUISCHER KUNSTVEREIN WIESBADEN; Touch Release, Sammelausstellung Studierender der Städelschule, bis 19. Dezember 2021; www.kunstverein-wiesbaden.de >> 3. November: LIEBIEGHAUS SKULPTURENSAMMLUNG; Mission Rimini, Material, Geschichte, Restaurierung. Der Rimini-Altar, bis 24.4.2022, www.liebieghaus.de >> 5. November: MUSEUM WIESBADEN; Slawomir Elsner, Präzision und Unschärfe, bis 6. März 2022, www.museum-wiesbaden.de >> 6. November: MUSEUM ANGEWANDTE KUNST; Kunsthandwerk ist Kaktus, Die Sammlung von 1945 bis heute, bis 27. März 2022, www.museumangewandtekunst.de >> 7. November: DIE SCHMIERE; Uschi Heusel, Museum of Modern Rat, o.A., www.die-schmiere.de

Natürlichkeit und Lebendigkeit Städelmuseum: »Nennt mich Rembrandt!« folgt dem Aufstieg des Malers

Foto: Eke Estel/ Hans-Peter Kluth

Die Schmiere: Museum of Modern Rat, © Uschi Heusel

>> 9. November: JÜDISCHES MUSEUM; After Halle –Soundinstallation von Talya Feldman, bis 17. April 2022, www.juedischesmuseum.de >> 18. November: PALMENGARTEN; 150 Jahre Palmengarten, bis 16. März 2022, www.palmengarten.de >> 18. November: DEUTSCHES GOLDSCHMIEDEHAUS HANAU; Bruno Martinazzi. Ein Künstlerphilosoph in Schmuck, bis 13.Februar 2022, www.goldschmiedehaus.com >> 23. November, FORUM 1822; Alex Chalmer, bis 6. Februar 2022, www.frankfurter-sparkasse.de/forum >> 24. November: STÄDELMUSEUM; Zeichen der Freundschaft. Ulrike Crespo beschenkt das Städel Museum; bis 6. März 2022, www.staedelmuseum.de >> 25. November: MUSEUM FÜR KOMMUNIKATION; On Air. 100 Jahre Radio, bis 28. August 2022, www.mfk-frankfurt.de >> 25. November: JAKOBSHALLEN BAD HOMBURG; Im kleinen Format, Sammelaustellung, bis 5. Februar 2022, www.galerie-scheffel.de/ >> 1. Dezember: CARICATURA MUSEUM; Hurzelmeier Malerei, bis 18. April 2022, www.caricatura-museum.de >> 5. Dezember: KLINGSPOR MUSEUM OFFENBACH; Internationale Kinderbuchausstellung und Marc Simons Fantastische Welten im Bild, bis 20. Februar 2022, www.klingspor-museum.de >> 9. Dezember: HISTORISCHES MUSEUM FRANKFURT; Eine Stadt macht mit, bis 11. September 22, >> 9. Dezember: HISTORISCHES MUSEUM FRANKFURT; Mit dem Stadtlabor auf Spurensuche im Heute, bis 11. September 2022, >> 9. Dezember: HISTORISCHES MUSEUM FRANKFURT; Nachgefragt: Frankfurt und der NS, bis 23.April 2023, www.historisches-museum-frankfurt.de

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Wenn das mal kein historischer Materialismus ist! Die neue Städel-Ausstellung »Nennt mich Rembrandt! Durchbruch in Amsterdam« spürt dem Werdegang des niederländischen Meisters mit Blick auf die soziokulturellen Bedingungen seines Schaffens im Holland des 16. Jahrhunderts nach: den Aufstieg der Niederlande zur Welthandelsmacht im Allgemeinen wie den Kunstmarkt in dessen Hauptstadt im Besonderen. Nicht der Genius des jungen Leideners Rembrandt Harmenszoon van Rijn, sondern die Welt, in der sich sein keineswegs infrage gestelltes Talent erst richtig entfalten konnte, bildet den Schlüssel der von Jochen Sander kuratierten Hängung. Die um ein Jahr verspätete Schau lädt mit historischen Landkarten und ersten Genrebildern zum Rundgang ein. Sie spiegeln nicht nur die rasante Entwicklung des sein Hinterland mit Stockfisch versorgenden Hafenstädtchens mit 30.000 Einwohnern (1580) zur Weltmetropole des Handels mit 200.000 Einwohnern wieder, sondern auch das strotzende Selbstbewusstsein eines sich von der spanischen Vorherrschaft befreienden – und, wie wir schon bald erfahren, sich als auserwählt betrachtenden Volkes. Kurzum: Es brummte nur so in der Boomtown, und mit dem wachsenden Reichtum seiner Bürger brummte der Kunstmarkt auch. Nicht mehr nur der Hof, sondern auch der Bürger legte sich statusbewusst Bilder zu. Erst in Amsterdam hat sich der um 1631 im Alter von 25 Jahren übersiedelte Maler dazu entschlossen, seine Briefe, Bilder und Dokumente nur noch mit dem Vornamen zu signieren. Ein Schritt, der nicht nur sein großes Selbstbewusstsein, sondern auch eine Einsicht in die Gesetze des Markts verrät. Gegen die zahlreiche Konkurrenz kreierte sich Rembrandt, der relativen Seltenheit seines Vornamens bewusst, mit seiner Signatur als Marke. Ein Jochen, meinte Kurator Sander zur Eröffnung, wäre wohl zu konventio-

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nell gewesen. Die kuratorische Interesse gilt ganz wesentlich den Strategien Rembrandts, sich in diesem sozialen und wettbewerblichen Umfeld zu behaupten und schaut dabei dem »Hausheiligen«, so Städel-Direktor Philipp Demandt mit Blick auf die insgesamt 259 Werke Rembrandts im eigenen Museumsbestand, »über die Schulter«. Von den 40 gezeigten Originalen stammen 32 aus dem eigenen Haus, darunter selbstverständlich »Die Blendung Simsons«. Dazu kommen 93 Leihgaben aus aller Welt. Die Dresdener Gemäldegalerie steuert dazu ihren »Raub des Ganymed« bei, mit Sicherheit eines der am meisten umlagerten Exponate. Es geht in dieser Schau um die markanten Unterschiede, die der malerische Alleskönner in seinen Porträts, Landschaften, Historien- und Genrebildern erkennen lässt und die das Museum mit einer Vielzahl von Arbeiten seiner zeitgenössischen Mitbewerber und Kollegen visuell konfrontiert. Dabei tritt nicht nur Rembrandts stete Lust, Neues zu erkunden hervor, sondern auch das von ihm selbst als Grundlage seines Schaffens bezeichnete Bestreben nach »Natürlichkeit und Lebendigkeit«. Ein wunderbares Beispiel dafür ist sein vom Auftraggeber zurückgewiesenes Porträt der Gräfin Solms, die Rembrandt in schlichten Farben als Bürgerin malt. Dem Bild ist eine herkömmliche Arbeit durch Künstlerkollegen xy beigesellt. Es wird versichert, dass es sich um ein und dieselbe Person handelt. Der von der Angst gepackte kleine Ganymed, der zu Boden gefallene Handschuh des jungen Adligen und die schmerzverkrampften Fußzehen des Simson sind nur drei von vielen hier zu entdeckenden Details der Markenqualität Rembrandts. Wer sich darauf vorbereiten will, wird vom Städel digital rundumsorgt. Mit dabei ist ein ungewöhnlicher Podcast zum Simson-Gemälde. Es lohnt sich. Lorenz Gatt Bis 30. Januar: Di., Mi., Fr.–So. 10–18 Uhr; Do., 10–21 Uhr www.staedelmuseum.de

Ausstellungsansicht © Städel


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