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DresdenFrankfurtDanceCompany Godani-»Anthologie« Frankfurt-LAB: »Glanz*«

Ein gutes halbes Jahr noch, dann übergibt der italienische Choreograf Jacopo Godani die Leitung der Dresden Frankfurt Dance Company seinem Nachfolger Ioannis Mandafounis. Seit der Spielzeit 2015/2016 prägt der einstige führende Solist der Forsythe-Company als Künstlerischer Leiter mit seiner Arbeit das Ensemble, dessen so hölzerner Name vor allem den herrschenden Kulturgeist der Bankenstadt offenlegt. Er steht für ein umständliches finanzielles Konstrukt, das den administrativ verordneten Niedergang der bis dahin großen deutschen Tanzmetropole zu kaschieren sucht. Kein einfacher Auftrag also für Godani, vor dem verwöhnten Frankfurter Publikum zu bestehen. Gleichwohl gelang es dem italienischen »Tanzlehrer«, mit der unverwechselbaren Handschrift einer pulsierenden Bewegungssprache ein neu kreiertes und schon bald international gefragtes Ensemble zu formen. Godani konzipiert sämtliche Stadien des Werks von der grundlegenden Choreografie bis hin zu den Entwürfen für Räume, Objekte, Environments und den Details der Bühnenbilder, schreibt Texte, entwirft Kostüme und plant und entwickelt den Einsatz von Licht, Video und Projektionen. Das Programm »Anthologie. Portrait of an Artist« demonstriert mit ausgewählten Kreationen Godanis Verständnis einer Weiterentwicklung des zeitgenössischen Balletts und bietet dem Publikum zugleich die wohl letzte Chance, einige seiner herausragenden Arbeiten wie wohl auch viele der Mitglieder seines Ensembles noch einmal zu genießen. Dass die auf der großen Bühne des Frankfurter Schauspiels geschehen wird, ist zugleich ein symbolischer und historischer Akt, der die längst eröffnete Diskussion um die Rückkehr der Tanzsparte bei den Städtischen Bühnen weiter befeuern sollte. imaginäre Bälle zu, schlagen beim Boxen luftig aufeinander ein, oder bilden Mauern beim Fußball. Zur großen Freude aller wird auch eine ganze Palette der aus den Medien so vertrauten Gefühlsposen nach Siegen und Niederlagen zelebriert, und es versteht sich, dass die sich nach vermeintlichen Fouls mit lauten Aua-Aua-Rufen am Boden wälzenden Spieler besonders gut ankommen. Nur dass das Ganze sehr anstrengend sein muss, nimmt man der buchstäblich spielfreudigen Tanzhorde Hennermanns gerne ab; allesamt mit studentischer Vergangenheit an der bei diesem Projekt kooperierenden Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst (HfMDK). Wie schon im Vorgängerstück »Wonderland« (Strandgut 03/2020), das auf Bewegungen von Figuren aus Internet-Serien rekurriert, geht es auch in »Glanz*« darum, den jugendlichen Zuschauern hinlänglich bekannte Vorgänge – hier des Sportes – in den abstrakten Formen des modernen Tanzes künstlerisch lesbar zu machen. »Am Ende bleibt ihnen das Gefühl der Erinnerung an etwas Vertrautes in neuem Kleid«, so die Choreografin. Und der Titel? »Ist mein Ding«, sagt sie, sie stehe auf Glanz und auf den mit Sternchen ausgezeichneten Glitter. Nach der Premiere bei der Volksbühne im Hirschgraben im September gastiert die temporeiche mitreißende Arbeit der inzwischen zweifachen Karfunkel-Preisträgerin nun mit einer weiterentwickelten Version im Frankfurt-LAB für Schüler und andere ab sechs Jahren.

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Geplant ist ein wahres Feuerwerk, das vom gesamten Ensemble spektakulär mit Hypercube zur Steve Reichs Clapping Music eröffnet wird. Zehn weitere Auftritte stehen auf dem üppig bestückten Programm, darunter »Echoes From A

His Masters Bodies im Feuerwerk

DFDC bringt mit einer Godani-»Anthologie« den Tanz ins Schauspielhaus zurück

Restless Soul«, das mit Live-Begleitung von Pjotr Naryshkin auf Maurice Ravels Klavierkompositionen aus »Gaspard de la Nuit« basiert (Strandgut 10/2018), »When The Dust Settles« (Strandgut 11/21) und in jeweils zwei Auszügen »Premonitions of A Larger Plan« (Strandgut 4/22) und »Hollow Bones« (Strandgut 11/21). Weitere Godani-Stücke an diesem Abend werden »The Small Infinite«, »Postgenoma«, »Moto Perpetuo« und »High Breed« sein. Kleiner Wermutstropfen am Rande: Leider nicht mehr im Ensemble ist die großartige Anne Jung, die ihre Tanzkarriere beendet hat und sich inzwischen erster Auszeichnungen als Choreografin erfreuen darf. Am 21. Januar wird die Serie der Abschiedsstücke mit der Premiere von »10 ODD Emotions« (Regie und Choreografie: Saar Magal) als Gemeinschaftsproduktion mit dem Frankfurter Schauspiel fortgesetzt. Lauter letzte Chancen, die es zu nutzen gilt.

Gisbert Gotthardt

Termine: 1.–3. Dezember, 19.30 Uhr; 4. Dezember, 16 Uhr dresdenfrankfurtdancecompany.de

© Daniel Blattmann

Tanz die Fußballmauer!

Frankfurt-LAB: Hennermanns Horde zeigt das Sportstück »Glanz*«

Aus typischen Szenen verschiedenster Sportarten hat die Frankfurter Choreografin Célestine Hennermann für ihre Compagnie (Hennermanns Horde) ein Tanzstück kreiert, das für die begeisterten jungen Zuschauer der Premiere im Volkstheater zum vergnüglichen Ratespiel wird. Kaum ist eine der oft mit poppigen Rhythmen unterlegten Bewegungsabläufe enttarnt, da ruft es auch schon laut »Tennis«, »Fußball«, »Hockey« »Turnen« oder »Skifahren«. Und selbstverständlich werden auch die Puschel-schwenkenden Cheerleader erkannt. »Glanz*« heißt die Produktion, bei der Ariadni Agnanti, Gabriele Ascani und Danique de Bont in einem mit vier Punchingballs als Eckfahnen ausgesteckten Carré in immer neuen Konstellationen aufeinander einwirken. Sie werfen sich in ständiger Aktion beim Basketball

Termine: 6. Dezember, 19 Uhr; 7. + 8. Dezember, jeweils 11 Uhr www.hennermannshorde.de gt

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