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Fritz Rémond Theater: »Bei Anruf Mord« Landungsbrücken: »G.Wissen & G.Lesen«
Mörderische Verwicklungen
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Fritz Rémond zeigt das Frederick Knotts Bühnenoriginal des Alfred-Hitchcock-Films »Bei Anruf Mord«
Wir halten es nicht nur der kurzen Laufzeit (bis 4. Dezember) wegen ein bisschen knapper als sonst. »Bei Anruf Mord«, das es im FritzRémond-Theater als Gastspiel des Münchner A.gon Theaters zu sehen gibt, ist mehr ein genüssliches Wiedersehen als ein bis in die Haarspitzen fesselnde Herausforderung. Frederick Knott hat das Theaterstück »Dial M for Murder« 1952 verfasst, Alfred Hitchcock hat es 1954 mit Grace Kelly in der Hauptrolle für die Ewigkeit verfilmt. Hauptrolle? Nicht ganz, denn in den entscheidenden Phasen dieses Stücks müssen wir ihre Sheila (Yael Hahn) im Gefängnis wähnen. Sie wartet dort, des Mordes scheinbar überführt, auf die Hinrichtung. Wie das kam, das wird uns in dem doch etwas Patina tragenden Stück von Beginn an erzählt. Sheilas Gatte Tony (Michel Guillaume), will sie umbringen lassen, weil er a) ihrer nicht mehr sicher ist. Und b) um das Vermögen fürchtet, dass sie besitzt. Dumm nur, dass der ausbedungene (Fast-)Mörder (Christian Buse) beim Morden zu Tode kommt, weil die fast strangulierte Sheila ihm den Brieföffner in die Rippen rammt. Der von Eddy fein ausgetüftelte Komplott geht aber trotzdem fast auf. Ein alter Brief, zwei Telefonate und diverse Schlüssel lassen die Polizei vermuten, dass Sheila falsches Spiel nicht zuletzt mit dem Gatten getrieben hat. Viel zu kompliziert, um es hier zu erzählen. »Bei Anruf Mord« ist mithin ein Spiel, das uns auf die Ebene eines ZEITKreuzworträtsels Marke »Um die Ecke gedacht« versetzt. Tatsächlich weiß man es trotz Filmkenntnis nicht mehr so genau. Und das macht, dank eines professionellen, von Stefan Rehberg (Inspektor Hubbard) und Michael Schiller (Sheilas Ex Max) komplettierten Ensembles den Besuch doch allemal lohnend. Dass so ein Krimi einmal nicht nichts für schwache Nerven ist, passt doch in die Weihnachtszeit.
Frankfurter Autoren THEATER
Bachmannstr.2-4-60488FrankfurtamMain www.fat-web.de-KartenTelefon01714727809 Dezember2022
LeJeuduCorps
1.PlatzAutorenTheaterMarkt2022 Fr 2-20:00Uhr Sa 3-20:00Uhr
MonikaHaeger-insidestasi
Spiel:AnjaKimmelmann So 4-18:00Uhr Fr 9-20:00Uhr
EINZIGARTIGINFRANKFURT: Bis 4. Dezember: Di.–So. 20 Uhr, So. 18 Uhr www.fritzremonde.de gt
Am g-Punkt des Schreibens
Landungsbrücken starten zweiteiliges Projekt »G.Wissen & G.Lesen«
Oh menno, menno, das neue Projekt der Landungsbrücken kündigt sich nicht eben eingängig an. Dabei ist das nette femineske Wortspiel mit dem G-Punkt nicht die wirkliche Hürde. Die kommt als grammatikalisches Rätsel per Untertitel, wenn wir uns der Trippelklammer nähern. »Im Himmel der Textflächen (schlafe ich mit (wem (ich will)))« lesen wir da und fragen uns, was da wohl hintersteckt. Zunächst ist »G.Wissen & G.Lesen« ein zweiteiliges Projekt, dessen erster Teil (»Autorinnen / Identitäten / Perspektiven«) mit Workshops und Lesungen von Fatma Aydemir (»Dschinns«), Hadija Haruna-Oelker (»Die Schönheit der Differenz«) bereits begonnen hat und am 9. Dezember mit Daniela Dröscher (»Körper & Geld«) und einem interaktiven Podium »G.Sprochen & G.Lesen« am 11. Dezember weitergeht. Die Autorinnen seien, so heißt es, »dazu eingeladen, Perspektiven auf die Gegenwart zu werfen (…) und mit ihrer Literatur möglichst vielen Menschen das Gefühl zu geben: Hey, ich und meine Lebensrealität, wir sind – vielleicht sogar zum ersten Mal – gemeint!« Achtung jedenfalls: Die Teilnahme an den Workshops ist limitiert und muss angemeldet werden. Zum Verständnis des zweiten, theatralischen Teils dürfte es auf in jedem Fall förderlich sein, schon mal im ersten reingeschaut zu haben, eine Voraussetzung dafür ist der Besuch dieser Veranstaltungen ganz gewiss nicht. Es ist nach »In her face oder Die Autorin ist tot« die zweite Produktion des Künstlerinnentrios Akgün/Schassner/ Zehaf. Wer das Glück hatte, dieses famose Performance zur Rezeption der britischen Theaterautorin Sarah Kane zu erleben, dürfte sich auf vertrautem dramatisches Terrain wiederfinden, wenn sich die Schauspielerinnen Antigone Akgün und Léa Zehaf unter Hannah Schassners Regie des Autorinnendaseins im männlich dominierten Literaturbetrieb annehmen. Ein »fiktionales Fakten- und Diskurstheater«, das nicht lange in der Betrachtung des Buchmarktes verharrt, um auch Themen wie Meinungsfreiheit, Rassismus, Sexismus, Körper, Konsum, Gesellschaft und die Liebe zum geschriebenen Wort zur Sprache zu bringen. »G.Wissen & G.Lesen« sei auch ein »Stück über den Blick, der zum Bild des Menschen wird, den du betrachtest. Alles ist Wissen, alles ist Interpretation, alles ist Wahrnehmung. Und mittendrin dieser Satz: Liebe ist eine Entscheidung. Ihr Zeigefinger fliegt über die Seite. Ihr G.Wissen brüllt: Alles ist eine Entscheidung. Ihre Liebe antwortet: Wo bist du denn zur Schule gegangen? Wer hat dir den Scheiß beigebracht?«. Klingt doch genauso großartig! Genauso wie die Nachricht, dass auch der Kulturfonds Frankfurt RheinMain dieses Projekt fördert – und nicht nur die Leuchttürme am Glühen hält.
Winnie Geipert Theatertermine: 8., 10. Dezember, 20 Uhr, weitere im Januar www.landungsbruecken.org www.akguenschassnerzehaf.com