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Mode ist nicht mehr unser Geschäft
Weniger vorordern? Lieber vom Richtigen mehr, lautet Franco Savastanos Maxime. Was der Geschäftsführer von Jelmoli Zürich darunter versteht und wie sich das Traditionshaus auf die heutige Marktdynamik einstellt, beschreibt er im Interview. Text: Nicoletta Schaper. Fotos: Jelmoli
Für die Frühjahr-/Sommer-Saison 2017 hatte der Handel angekündigt, die Vororder deutlich zu redu zieren. Auch Jelmoli?
Wir haben knapp zehn Prozent weniger geordert, das ist nicht besonders viel. Wir hätten natürlich sagen können, wir kürzen die Vororder um 30 Prozent, aber damit wäre kein Problem gelöst. Einfach weniger ordern, birgt das Risiko, dass das Richtige nicht dabei ist – und das Angebot im Store kein Bild ergibt.
Was heißt das konkret?
In aller Regel hält die Industrie kein großes Lager vor. Außerdem bestellen viele Anbieter den Stoff erst, wenn die Bestellungen eingegangen sind, um danach mit der Produktion zu beginnen. Das bedeutet, dass sich die Händler sechs bis neun Monate im Voraus festlegen müssen und das Risiko nach wie vor stark auf Händlerseite liegt. Wer aber insgesamt weniger vorordert, riskiert, nicht genug Innovationen im Geschäft zu haben oder nicht die richtigen.
Wo setzen Sie an?
Indem wir mit guten Marken partnerschaftlich zusammenarbeiten. Das heißt, mit einem schönen Vorordervolumen der Marke bei Jelmoli ein angemessenes Forum zu geben. Daraus ergibt sich eine Partnerschaft, die viel ermöglicht: gemeinsame Events, Schulungen, Warentausch. Statt ein bisschen hier und da zu ordern, müssen wir Händler uns viel stärker zu den Marken committen. Umso besser ist der Warenfluss.
Das heißt weniger Marken, aber nicht weniger ordern.
Das große Thema ist ja nicht die Ware selbst. Wenn wir heute von Mode sprechen, meinen wir Gucci und Prada, die ihrerseits von Vertikalen wie Zara perfekt kopiert werden. Das heißt, die Mode wird heute von Gucci oder Zara gemacht, alles, was dazwischen liegt, hat nichts mehr mit Mode, sondern mit Stilen zu tun. Wir bei Jelmoli arbeiten stark mit Stilen, mit Icons wie dem Parka von Woolrich oder Canada Goose. Mit Marken wie Diane von Furstenberg, die für das Kleid steht, mit der Incotex-Hose oder Strick von FTC. Sprechen wir über Mode und damit über die Schnelldreher, dann ist das einfach nicht mehr unser Geschäft, das müssen wir akzeptieren. Daher haben Marken ohne starke Identität jetzt ein Problem.
Auch auf Händlerseite gibt es öfter das Problem der fehlenden Identität.
Darin liegt die Crux. Heute müssen wir für etwas stehen. Stellen Sie sich vor, Sie gehen in Ihr Lieblingsrestaurant und der Kellner sagt Ihnen, wir haben jetzt auch Fondue und Sushi. Wie glaubwürdig ist das dann noch?
Was ist wichtiger: Kollektionen oder Partnerschaften?
Schon beides. Die tollste Kollektion nützt nichts, wenn der Vertrieb nicht gut ist, und umgekehrt. Wir haben sehr gute Partner, mit denen wir uns intensiv zusammensetzen. Wo wir austauschen, wenn nötig, und uns absprechen, was online gestellt wird. Das ist ein sehr konzentriertes, akribisches Arbeiten. Statt Vororder reduzieren, gilt es, enger zusammenzuarbeiten –um gemeinsam zu lernen.
„Heute müssen wir mehr denn je für etwas stehen“, sagt Franco Savastano, Geschäftsführer von Jelmoli Zürich.