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Wir sind ausgemachte Optimisten

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Frankie Morello

„Wir sind ausgemachte Optimisten“

Seit der Übernahme durch FFM zeigt sich die Designermarke Frankie Morello in neuer Blüte. Hinter dem Investment steht Familie Ammaturo, die ihr Geld bisher mit Öl und Energie verdiente. Dass Mode in dieses Unternehmensportfolio passt, zeigt Angela Ammaturo, die style in progress ihre Pläne für die Marke verriet. Text: Martina Müllner-Seybold. Fotos: Frankie Morello

Die italienische Modeindustrie steckt aus ver schiedenen Gründen in der Krise, doch Ihre Familie hat beschlossen, genau jetzt in Mode zu investieren. Warum?

Die gesamte italienische Wirtschaft steht im europäischen Kontext und hat derzeit einfach zu kämpfen. Das trifft natürlich auch die Modeindustrie. Die Frage ist, wann es wieder bergauf geht. Ich glaube, dass wir damit mittelfristig rechnen können. Wir haben die Talsohle durchschritten und daher ist es wahrscheinlich, dass wir in der Zukunft ein moderates Wachstum haben werden. Zudem haben die Entscheidungsträger erkannt, dass es nötig ist, ihren Kurs zu ändern und die aktuelle Austeritätspolitik zu durchbrechen. Meine Familie und ich sind ausgemachte Optimisten – und wir haben dieses Investment in die Mode mit einer mittelfristigen Perspektive getätigt. Wir wollen die Chance nicht verpassen, zu profitieren, wenn die Wirtschaft wieder anzieht, und dafür müssen wir uns jetzt vorbereiten. Freilich ist es herausfordernd, aber die Ammaturos lieben die Herausforderung. Mein Traum ist, dass Frankie Morello tonangebenden unter den italienischen Marken ist, die wieder ein starkes Wachstum in die gesamte Branche bringen.

Nun ist es ja ein weiter Weg von Öl zur Mode: Wessen Idee war das?

Das war ich und schon als ich es aufgebracht habe, war meine Familie sehr interessiert. Ich glaube, ich habe einen neuen Aspekt in die Art, wie meine Familie über ihre Unternehmungen denkt, eingebracht und jetzt sind sie wirklich – besonders mein Vater – enthusiastisch und unterstützen mich voll. Ich habe diese Idee geboren und dann hat sie laufen gelernt – unterstützt von all der unternehmerischen Erfahrung und den Ressourcen, die unsere Familie hat. Mich fasziniert die Mode, seit ich ein Teenager bin. Sie hat etwas Mystisches, Mode ist eine Kunst und gehört zu den künstlerischen Dingen, die Menschen Tag für Tag brauchen, um sich gut zu fühlen.

Frankie Morello ist nicht nur ein Investment für Sie, son dern auch eine Aufgabe, die Sie voll und ganz in Beschlag nimmt, nicht zuletzt in Ihrer Rolle als CEO. Konzentrieren Sie sich darauf oder haben Sie noch andere Aufgaben in der FFM Gruppe?

Ich habe keine Managementaufgaben in anderen Unternehmen, nein, das erlaubt mir, mich ganz auf Frankie Morello zu konzentrieren. Das Projekt erfüllt mich, ich arbeite fast ununterbrochen daran und ermüde trotzdem niemals an der Arbeit. Ich bin glücklich, überall involviert zu sein. Selbstverständlich könnte ich das alles niemals ohne die Unterstützung und den Beitrag meines fantastischen Teams leisten.

Was hat Sie angefixt? Die glamouröse Seite der Mode oder die Zahlen?

Beide Seiten in Kombination, beides finde ich höchst spannend. Ich bin glücklich, in einem Wirtschaftszweig mit Glamourfaktor zu arbeiten. Aber allein diese Seite hätte mich noch nicht bewegt, aktiv zu werden. Es war schon die Motivation, ein Unternehmen zu führen.

Wird Frankie Morello das einzige Investment Ihrer Familie in der Modebranche bleiben oder ist das nur der Start schuss für ein ganz neues Betätigungsfeld?

Schwierige Frage, im Moment bin ich so auf Frankie Morello fixiert, dass ich nicht daran

Am Corso Venezia in Mailand eröffnet Frankie Morello seinen Flagshipstore sowie einen Showroom.

denken kann, etwas anderes zu machen. Aber ich bin sicher, dass ich früher oder später das Bedürfnis habe, ein weiteres Modeprojekt zu entwickeln. Das ist ein bisschen wie mit Müttern: Sie kümmern sich intensiv darum, ein Kind großzuziehen –und haben doch den Gedanken, mehrere Kinder zu haben.

Was sind denn die wichtigsten Vorzüge, in einer Phase des Rückgangs oder der Stagnati on zu investieren?

Wie ich vorher sagte, man muss sich in diesen Phasen vorbereiten, um dann in Zukunft erfolgreich zu sein. In diesen Phasen kann man natürlich auch tolle Chancen ergreifen, die andere auslassen, weil sie in Schwierigkeiten sind. Das gilt auch zum Beispiel für Mitarbeiter, die man jetzt einfacher bekommt. Das war für uns toll, ich habe wahnsinnig gute Leute engagiert, weil sie woanders freigesetzt wurden. Wenn du einen guten Job machst, kannst du auch in solchen Zeiten gutes Business machen und eben jetzt den Boden für eine bessere und solide Zukunft bestellen.

In all Ihren Exportmärkten gelten italienisches Design und italienische Bekleidung etwas.

Angela Ammaturo im Rahmen der Kollektionspräsentation für die Exportpartner des Labels Frankie Morello.

Was braucht Italien, um dieses Image hochzuhalten?

Italien darf sich nicht auf den Lorbeeren vergangener Tage ausruhen. Die Mode braucht die Fähigkeit, sich permanent neu zu erfinden. Neue Ideen, neue Emotionen, junge Designer und Mitarbeiter, die fähig sind, das Hier und Jetzt zu interpretieren und die Zukunft zu antizipieren – das ist ein Muss. Das Frankie Morello Reborn-Projekt spiegelt die Welt der Jungen wieder, es interpretiert die Interaktion von Mensch und Technik, die gerade so wichtig ist. Das ist sicher ein neuer Einfluss in der Mode.

Fühlt man sich als Unternehmer eigentlich von der Regierung und staatlichen Organisationen unterstützt?

Ja, es gibt zum Beispiel für Frauen und Gründer gute Programme, es ist tatsächlich so, dass die Regierung und staatlichen Organisationen helfen können, und ich finde, sie tun ihr Bestes, Unternehmer wie mich zu unterstützen. Dazu kommt, dass viele Dinge, die die Regierung unternimmt, indirekt helfen, zum Beispiel die Rahmenbedingungen, die das Wachstum ankurbeln sollen.

Was macht Italien zu einer guten Heimat für Unternehmen wie Ihres?

Italien ist mein Land und es ist ein magischer Ort. Voller Geschichte, Kunst, Kultur und sagenhaften Regionen. Für Generationen von Designern war es eine Inspirationsquelle und das ist es immer noch. Wenn man Mailand sagt, denkt man sofort an Mode – da ist nichts mehr hinzuzufügen.

Wenn Sie einen Tag Italiens Premierministerin wären, was würden Sie tun, um der Modeindustrie zu helfen?

Das wäre eine schwierige Aufgabe, wirklich. Ich glaube das unser Premier das Beste versucht, ganz generell, und das hat natürlich auch positive Auswirkungen auf die Modeindustrie. Es gibt einige neue Initiativen, die exportorientierte Unternehmen unterstützen, davon kann die Modeindustrie sehr profitieren.

Ihr Unternehmen ist familiengeführt – macht das etwas anders?

In Familienunternehmen ist das Verantwortungsbewusstsein und das Zugehörigkeitsgefühl sehr groß. Was nicht heißen soll, dass es anderswo weniger davon gibt, aber ich finde diese Werte prägen Familienunternehmen stärker. Aus organisatorischer Sicht hat man besonders am Beginn und in der Entwicklungsphase eines Unternehmens als Familienunternehmer sicher einen Vorteil. Später, zum Beispiel bei einem Börsengang, sollten Unternehmen anders organisiert sein.

Was sind Ihre Ziele für Ihr Unternehmen, nicht nur für Frankie Morello? Welche Spu ren wollen Sie hinterlassen?

Ich bin eine Unternehmerin: Mit zufriedenen Kunden Ertrag und Profit zu machen, das ist klar mein Ziel. Ich möchte das Unternehmen so entwickeln, dass es mittelfristig eines Tages an die Börse gehen kann. So ein Ziel zu erreichen, wäre das größte für mich. Ich will nicht pathetisch klingen, aber ich glaube darüber hinaus an die soziale Funktion von Unternehmen. Erfolgreiche Unternehmen generieren Wohlstand und Arbeit. Wenn ich gut performe, profitieren davon auch andere.

Welche unternehmerischen Eigenschaften haben Sie von Ihrem Vater gelernt und was lernt er umgekehrt von Ihnen?

Mein Vater ist Unternehmer durch und durch. Von ihm konnte ich lernen, eigenmotiviert zu sein, sozusagen die Fähigkeit, an meine Träume zu glauben und sie mit viel Antrieb und Einsatz umzusetzen. Mein Vater andererseits genießt es, durch mich dieses Geschäftsfeld der Mode kennen zu lernen. Er erlebt, dass es unserem Unternehmen gut tut, dass wir neue Geschäftsfelder hinzunehmen, und das ist positiv.

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