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Ich liebe meine Marken

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AT.P.CO, People of Shibuya

„Ich liebe meine Marken“

Ein hochwertiger Look, ein super Preis: Dass die Damen- und Herrenkollektion von AT.P.CO so reüssieren, hat Gründe. Aus der gleichen Unternehmensgruppe punktet People of Shibuya: italienisches Design, japanische Materialien, eine simple, aber raffinierte Kollektion. Luca Orsatti, Managing Director der Muttergesellschaften Golden Season Srl und Goodfellas Srl, erklärt im Interview mit style in progress sein Erfolgsgeheimnis. Interview: Kay Alexander Plonka. Fotos: AT.P.CO, People of Shibuya

Schnelle Entscheidungen, moderne Denke und beherztes Handeln nennt Luca Orsatti die wichtigsten Tugenden eines Unternehmers.

Die italienischen Modebranche hat schwer zu kämpfen. Aber es gibt Firmen wie Ihre, die sich ausgezeichnet entwickeln. Welche Faktoren sind dafür entscheidend?

In einer Welt, die sich jeden Tag ein bisschen mehr öffnet und über alle Kontinente vernetzt, müssen wirtschaftliche Akzente bei Marken heute innerhalb von wenigen Monaten gesetzt werden und nicht mehr wie früher über einen Zeitraum von mehreren Jahren. Schnelle Entscheidungen, Leistungsfähigkeit, Flexibilität und vollständig digitalisierte Bewirtschaftung aller Prozesse sind die Schlüsselfaktoren für den Erfolg. Die meisten Probleme italienischer Unternehmen entstehen oft durch die Ineffizienz des Systems. Wir haben eine große Leistungsfähigkeit in diesem schwierigen Moment des Marktes geschaffen, indem wir versuchen, immer auf dem neuesten Stand zu sein, zum Beispiel bei lokalen Gesetzen und Möglichkeiten. Trotzdem gilt es, die ganze Welt immer im Blick zu haben.

AT.P.CO - „atipico“ - also untypisch, dieser Name ist Programm: Klassiker und Mode zu einem überzeugenden Preis-/Leistungsverhältnis.

Wie beurteilen Sie die aktuelle Marktsituation in Italien?

Ich denke, dass es sich bei der aktuellen Situation nicht um eine Krise handelt, sondern eher um langsame Änderungen, die die gesamte Textilbranche betreffen –von der Beschaffung bis zum Verkauf. Wir arbeiten direkt mit allen unseren Lieferanten zusammen und managen jeden Aspekt selbst intern. Dadurch sind wir sehr flexibel, vor allem aber effektiv bei der Kostenkontrolle. Und das offenbart sich schlussendlich bei der Verkaufspreisgestaltung.

In welche Bereiche in Ihren Unternehmen investieren Sie aktuell?

Wir haben in alle Bereiche investiert, um dem schnellen Wachstum gerecht zu werden. Im Moment konzentrieren wir uns auf besser IT-Systeme im Bereich Lager- und Logistikmanagement, die Kreation der Markenidentität, Messeteilnahmen, digitale Kommunikation und zu guter Letzt Product Research.

Was ist die wichtigste Eigenschaft eines Unter nehmers?

In erster Linie Leidenschaft für das, was er tut. Ich liebe meine Marken und meine Arbeit, auch wenn sie manchmal hart sein kann, aber am Ende habe ich immer ein Gefühl von Zufriedenheit. Leider ist es aber nicht nur eine Frage der Intuition und der Bereitschaft, Risiken zu tragen, vielmehr geht es irgendwann um konstanten Einsatz und weiterführende Kalkulationen. Am Anfang braucht man viel Mut, doch wenn man ein gewisses Volumen erreicht hat, sollte man sich die Zeit nehmen, langfristige Strategien zu entwickeln und Prozessanalysen anzustellen.

Sie produzieren in China, Kambodscha, Myanmar und Italien. Was sind die ausschlaggebenden Gründe für die Fertigung in Asien?

Wir stellen unsere Produkte dort her, wo wir die entsprechenden Möglichkeiten für den Zugriff auf Produktionslinien geboten bekommen. Dabei geht es nicht nur um die Kosten. Manchmal ist es sogar teurer, in Asien zu produzieren, als in Italien. Wir haben dort ein globales Beschaffungssystem entwickelt, das in erster Linie auf Flexibilität, Qualität, Nachhaltigkeit und strategische Einhaltung der Liefertermine abgestimmt ist.

Wie beurteilen Sie die langfristige Perspektive Italiens?

Italien ist ein großartiges Land, das viele goldene Jahre hatte, in denen nur die Reputation und die bisherigen Schemata zählten. Ich denke, dass nun nach dem bösen Erwachen eine neue Generation von aufstrebenden Unternehmern mit einem globalen Bewusstsein die Branche hierzulande wieder aufbauen wird. Auf lange Sicht wird Italien mehr und mehr seine Vorzüge und sein Knowhow monetisieren müssen. Die Italiener können sehr hart arbeiten und mit neuen effizienten Systemen werden sie auch in allen Segmenten wettbewerbsfähig sein, nicht nur im Luxusbereich.

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