Deutsch-Tschechisches Gesprächsforum tagte in Potsdam (Seite 3)
Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft
Reicenberger Zeitung HEIMATBOTE
Jahrgang 76 | Folge 48 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 29. November 2024
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sche Zeitung Zeitung endeutsche Zehn Jahre Repräsentanz HEIMATAUSGABEN IN DIESER ZEITUNG
� Mit einer Festmatinée und einem Adventsmarkt samt Krippenausstellung wird das Jubiläum an diesem Wochenende gefeiert
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VOLKSBOTE � Strafgerichtshof
Petr Fiala kritisiert Den Haag Tschechiens Premierminister Petr Fiala hat die Entscheidung des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag, Haftbefehle gegen Israels demokratischen Regierungschef Benjamin Netanjahu und dessen ehemaligen Verteidigungsminister Yoav Galant wegen angeblicher Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Gazastreifen zu erlassen, deutlich kritisiert.
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er Internationale Strafgerichtshof schwäche damit die eigene Autorität, „da er die gewählten Vertreter eines demokratischen Staates auf eine Stufe mit den Anführern einer islamistischen Terrororganisation stellt“, zitiert Regierungssprecherin Lucie Ješátková den tschechischen Premierminister. Netanjahu und Galant wird vorgeworfen, die Versorgung der Zivilbevölkerung im Gaza-Streifen mit Lebensmitteln, Wasser, Energie und Medizin behindert zu haben. Da sowohl Tschechien als auch Deutschland – neben vielen weiteren Staaten – das Römische Statut des Internationalen Strafgerichtshofs ratifiziert haben, wären beide Länder grundsätzlich verpflichtet, Netanjahu und Galant zu verhaften, wenn sie das jeweilige Staatsgebiet betreten. Während der Strafgerichtshof die Haftbefehle gegen Netanjahu und Galant sehr schnell erlassen hat, ließ sich Den Haag bei der Verfolgung von HamasFührer Mohammed Deif über ein Jahr Zeit. Deif gilt als Drahtzieher des widerwärtigen Massakers am 7. Oktober 2023 an israelischen Zivilisten mit 1200 Toten. Der jetzt mit Netanjahu und Galant erlassene Haftbefehl gegen Deif kommt aber nicht nur spät, sondern wohl zu spät. Israels Militär geht davon aus, Deif bereits am 13. Juli bei einem Luftangriff neutralisiert zu haben, was die Hamas zunächst bestritt. Am 2. November bestätigten laut einer Meldung der Zeitung Asharq al-Awsat aber Hamas-Kreise den Tod Deifs. Besonders deutlich kritisierte Ungarns Regierungschef Viktor Orbán die umstrittenen Haftbefehle gegen die Israelis und lud Netanjahu demonstrativ nach Budapest ein. „Wir werden den Haftbefehl ablehnen, wenn er die Einladung annimmt.“
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Mit einer Festmatinée wird am Samstag das zehnjährige Bestehen der Bayerischen Repräsentanz in Prag gefeiert. Bayerns Staatsminister für Europaangelegenheiten und Internationales, Eric Beißwenger, wird dazu rund 120 Ehrengäste aus Gesellschaft und Politik begrüßen.
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it der feierlichen Eröffnung der Bayerischen Repräsentanz in der Tschechischen Republik am 4. Dezember 2014 durch Ministerpräsident Horst Seehofer und Premierminister Bohuslav Sobotka wurde ein neues Kapitel in der bayerisch-tschechischen Nachbarschaft aufgeschlagen. Zudem findet aus Anlaß des Jubiläums am ersten Adventswochenende erstmals ein bayerischer Adventsmarkt mit mährischen Winzer-Glühwein, bayerischem Weihnachtsbier und Bratwürsten, Leberkas‘ und Obatzdn‘ in den historischen Innenhöfen des Palais Chotek und des Hauses „zur goldenen Melone“ in der Altstädter Michalská 12 statt. Und in der Galerie des Palais Chotek wird eine beeindruckende Krippenausstellung mit kunstvollen Meisterwerken aus Bayern und Böhmen gezeigt. „Wir haben Leihgaben aus Bayern sowie von Sudetendeutschen und auch von tschechischen Bürgern. Gemeinsam zeigt die schöne Ausstellung, wie die Krippenkunst uns aufs Weihnachtsfest vorbereiten kann. Ein
Im Sommer war in der Repräsentanz die Wanderausstellung „Böhmen liegt nicht am Meer – Lebenswege sudetendeutscher Sozialdemokraten“ der Seliger Gemeinde zu sehen. Als besonderen Gast konnten Christa Naaß, Ko-Bundesvorsitzende der Seliger-Gemeinde, und Repräsentanz-Leiter Martin Kastler den tschechischen ExPremierminister Vladimír Špidla bei der Vernissage begrüßen. Fotos: Bayerische Staatskanzlei tendeutscher Herkunft, der nicht nur seine Meisterwerke zeigt, sondern vor Ort schnitzen wird“, erklärt Martin Kastler, der die Repräsentanz seit April leitet. Der ehemaDie Repräsentanz des Freistaats Bayern befindet sich in lige Europader Michalská 12 in der Prager Altstadt. abgeordneHighlight ist Holzbildhauermeite ist mit einer ster Norbert Tuffek aus Wen- Tschechin verheiratet und spricht delstein in Franken, selbst sude- Tschechisch. Erste europapoliti-
sche Erfahrungen hatte Kastler von 1996 bis 1997 als Mitarbeiter in der außenpolitischen Abteilung des tschechischen Präsidenten Václav Havel gesammelt. Ehrenamtlich war Kastler von 2010 bis 2022 Bundesvorsitzender der Ackermann-Gemeinde. Die Repräsentanz des Freistaats Bayern in der Tschechischen Republik ist eine Außenstelle der Bayerischen Staatskanzlei. Hauptziel ist die Vertiefung der guten nachbarschaftlichen Beziehungen zwischen München und Prag auf allen Ebenen.
Die Bayerische Repräsentanz in Prag ist somit der zentrale Ansprechpartner vor Ort für alle bayerischen und tschechischen Bürger, Unternehmen, Schulen, Hochschulen, Organisationen der Zivilgesellschaft und insbesondere den sudetendeutschen Verbänden. Sie organisiert Ausstellungen, Konzerte, Podiumsdiskussionen, Lesungen und ist unter anderem Partner des Deutschen Filmfestes Prag. Regelmäßig organisieren die Bayern in Tschechien Netzwerktreffen von Wissenschaftlern, Studenten, Wirtschaftsvertretern und Verbänden, um die grenzüberschreitende Zusammenarbeit Tschechiens mit Bayern weiter zu vertiefen, in diesem Jahr insbesondere im Bereich Innovation und Zukunftstechnologie. Die prachtvollen Repräsentationsräume des Freistaates Bayern im Palais Chotek sind normalerweise für die Öffentlichkeit geschlossen, zu bestimmten Besichtigungszeiten werden am Festwochenende Führungen angeboten. Familien mit Kindern können am Jubiläumswochenende neben dem Lebkuchenmalen auch an das Christkind in Bayern oder an den „Ježíšek“ in Tschechien schreiben. Umrahmt wird die Festmatinée von vier bayerischen und vier tschechischen Musikern des Prager Internationalen Jugendorchesters (Pintjo). Torsten Fricke
� Bayerns Staatsminister für Europaangelegenheiten und Internationales würdigt Zusammenarbeit mit Prag und lobt Sudetendeutsche als Brückenbauer
Minister Eric Beißwenger: „Heute begegnen sich Tschechen und Deutsche in großer Herzlichkeit“ Seit dem 8. November 2023 ist Eric Beißwenger Bayerns Staatsminister für Europaangelegenheiten und Internationales und damit auch zuständig für die Bayerische Repräsentanz in Prag. Im Interview erklärt der Minister, warum die Vertretung in der tschechischen Hauptstadt für den Freistaat von besonderer Bedeutung ist.
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err Minister, zehn Jahre Bayerische Repräsentanz. Welche Bilanz ziehen Sie? Staatminister Eric Beißwenger: Mit der feierlichen Eröffnung der Bayerischen Repräsentanz in der Tschechischen Republik am 4. Dezember 2014 durch die Ministerpräsidenten Horst Seehofer und Bohuslav Sobotka wurde ein neues Kapitel in der bayerisch-tschechischen Nachbarschaft aufgeschlagen. Nun feiern die Bayern öffentlich im Herzen von Prag am ersten Adventswochenende ihr zehnjähriges Jubiläum. Hauptziel ist die Vertiefung der guten nachbarschaftlichen Beziehungen zwischen München und Prag auf allen Ebenen. Die Bayerische Repräsentanz in Prag hat sich erfolgreich als zentraler Ansprechpartner vor Ort für alle bayeri-
schen und tschechischen Bürger, Schulen, Hochschulen, Organisationen der Zivilgesellschaft und insbesondere der sudetendeutschen Verbände etabliert. Was macht das bayerischtschechische Verhältnis so besonders? Beißwenger: Die Geschichte Bayerns und Tschechiens ist eng miteinander verwoben: Der Weg zueinander war für beide nicht immer leicht, aber er führte in die Zukunft. Das Verhältnis zwischen Bayern und Tschechien ist seit dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989 und der Grenzöffnung 1990 immer enger geworden. Mittlerweile sind wir zu einem kraftvollen und starken gemeinsamen Wirtschafts- und Kulturraum im Herzen Europas zusammengewachsen. Freundschaft und Verbundenheit, Offenheit und gegenseitige Wertschätzung prägen inzwischen unser Verhältnis. Ein Höhepunkt der bayerischtschechischen Freundschaft war sicher das letzte Jahr mit den Besuchen des tschechischen Präsidenten Petr Pavel und des Premierministers Petr Fiala im Mai in Bayern. Zum ersten Mal hat damals ein tschechischer Premierminister an einer bayerischen Kabinettssitzung teilgenommen.
Staatsminister Eric Beißwenger mit Ehefrau Judith beim Neujahrsempfang des Bayerischen Ministerpräsidenten. Foto: Torsten Fricke Staatspräsident Petr Pavel eröffnete gemeinsam mit unserem Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder in Selb die BayerischTschechischen Freundschaftswochen. Einen glanzvollen Schlußpunkt für ein besonderes Jahr der Freundschaft mit Tschechien war für mich persönlich dann die Eröffnung der Bayerisch-Tschechischen Landesausstellung „Ba-
rock! Bayern und Böhmen“ in Prag gemeinsam mit dem tschechischen Kulturminister Martin Baxa Anfang Dezember 2023. Welche Bedeutung spielen aus Ihrer Sicht die Sudetendeutschen und deren Landsmannschaft als Brückenbauer im bayerischtschechischen Verhältnis? Beißwenger: Wegen der Wunden, die Nazi-Deutschland den Tschechen zugefügt hatte, und der anschließenden Vertreibung der Sudetendeutschen war die Nachbarschaft auf politischer Ebene lange angespannt. Großer Dank gebührt insbesondere der Sudetendeutschen Landsmannschaft, die sich als großartiger Brückenbauer und Versöhner erwiesen hat. Sie hat großen Anteil daran, daß die Jahrzehnte des Gegeneinanders, des gegenseitigen Argwohns und der Fokussierung auf die Vergangenheit überwunden werden konnten. Heute begegnen sich Tschechen und Bayern in großer Herzlichkeit. Sie sind regelmäßig auch in Prag. Welche Themen stehen bei Ihren Besuchen im Fokus? Gibt es bereits Projekte, die in Ihrer Amtszeit umgesetzt wurden oder in absehbarer Zeit werden? Beißwenger: Im Brennpunkt
unserer Zusammenarbeit stehen vielfach wirtschaftliche und wissenschaftlich-technologische Themen. Hier wurden auch die größten Fortschritte erzielt. Große Übereinstimmung zwischen Bayern und Tschechien gibt es oft auch bei europapolitischen Themen. Aber insbesondere auch in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit wurden viele Themen in den Bereichen Kultur, Innere Sicherheit, aber auch beim Spracherwerb erfolgreich umgesetzt. Bayern verstärkt in den grenznahen Regierungsbezirken den Tschechisch-Unterricht an einigen besonderen Schulen. Und in Tschechien bleibt der DeutschUnterricht als zweite Sprache erhalten. Wie wichtig ist Sprachkompetenz in Bezug auf die bayerisch-tschechischen Beziehungen? Beißwenger: Es ist wichtig, sich mit seinem Nachbarn in seiner Sprache austauschen zu können. Das ist auch ein Zeichen der gegenseitigen Wertschätzung. Insofern halte ich es für richtig, auf beiden Seiten den Sprachunterricht zumindest aufrecht zu erhalten, im besten Fall sogar weiter auszubauen. Torsten Fricke
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 48 | 29.11.2024
AUS UNSEREM PRAGER BÜRO
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ie berühmte deutsch-jüdische Künstlerin Anna Ticho wurde 1894 in Brünn geboren und verbrachte dort ihre Kindheit. Die Familie zog aber bald nach Wien, wo Ticho bei Willi Nowak an der Akademie für bildende Künste studierte. Bereits 1912 zog sie mit ihrem Cousin in das britische Palästina um. Seit 1922 kann man ihre Werke in Jerusalem erwerben, wo sie 1980 starb. Die Stadt Brünn erinnert an diese Künstlerin mit einer Gedenktafel, die ebenfalls ein bewegtes Schicksal hatte, wie wir im weißen Nachtrag unter der Tafel erfahren: „Hier wurde am 27.10.1894 Israels berühmteste Malerin geboren. Sie starb 1980 in Jerusalem: Anna
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Ticho. ... Die bronzene Gedenktafel wurde von dieser Stelle im Frühling 2011 von einem unbekannten Täter gestohlen – sie wurde durch diese Laminatplatte ersetzt.“ Der sudetendeutsche Ordensmann und weltberühmte Wissenschaftler P. Gregor Mendel ist unseren Lesern bestens bekannt. Bei seinem letzten Besuch in der mährischen Hauptstadt traf SL-Büroleiter Peter Barton mitten in der Fußgängerzone von Brünn auf einen verlassenen früheren Telefonstand, dessen Gerät seit langem abmontiert ist. Ein Brünner Künstler nutzte dies für ein Kunstwerk und trägt so auf originelle Weise zu Erinnerung an Mendel bei.
Präsident Petr Pavel in Australien
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Elvira Becker starb einen Tag vor dem Geburtstag des ehemaligen Tennisstars im Alter von 89 Jahren in Leimen
m Rahmen seines Staatsbesuchs in Australien ist Tschechiens Staatspräsident Petr Pavel am Montag mit der Gouverneurin von New South Wales, Margaret Beazley, und den Vorsitzenden der Parlamentskammern, Benjamin Franklin und Greg Piper, zusammengetroffen. „Tschechien und Australien stehen vor den gleichen Herausforderungen in Politik, Sicherheit und Wirtschaft“, sagte Pavel nach den Gesprächen. Pavel eröffnete zudem ein tschechischaustralisches Businessforum, an dem 20 tschechische und 100 australische Firmen teilnahmen. Neben Australien wird das tschechische Staatsoberhaupt auch Neuseeland besuchen.
Boris Becker trauert um seine sudetendeutsche Mutter M
Tschechiens Armee soll wachsen
it dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine will auch Tschechien verstärkt in die Verteidigung investieren. Auf der Jahrestagung der Kommandoebene sagte Generalstabschef Karel Řehka, die Armee müsse von derzeit 24 000 Soldaten auf 37 500 Soldaten anwachsen. Verteidigungsministerin Jana Černochová (ODS) mahnte in ihrer Rede, daß der Verteidigungshaushalt von zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes nicht ausreiche. Dieser Betrag sei nicht die Ober-, sondern die Untergrenze, so Černochová. Von Australien live zugeschaltet warnte Staatspräsident Petr Pavel, die Konflikte in der Ukraine, im Nahen Osten oder in der Sahelzone drohten, weiter zu entflammen und die Grenzen der Regionen zu überschreiten. Tschechien müsse deswegen nicht nur eine fähige Armee, sondern auch eine widerstandfähige Wirtschaft aufbauen und die Gesellschaft entsprechend vorbereiten, so das Staatsoberhaupt.
Einen Tag vor seinem 57. Geburtstag hat Boris Becker einen schweren Verlust erlitten. Der Ex-Tennisprofi trauert um seine Mutter Elvira, die am Donnerstag, 21. November, im Alter von 89 Jahren in ihrer Wohnung in Leimen verstorben ist.
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it einem emotionalen Instagram-Post machte Bekker seinen Schmerz öffentlich und schrieb: „Meine liebe Mama ist von uns gegangen… Ich habe Dir alles zu verdanken, was ich im Leben erreicht habe. Es ist ein großer Schmerz, den ich momentan fühle, aber Du hast mich heute vor 57 Jahren geboren und mich zu einem starken Mann gemacht. Es war der erste Schneefall in Leimen und auch heute schneit es wieder. Meine Schwester Sabine und ich möchten uns für den großen Respekt und Liebe meiner Mutter gegenüber bedanken. Ruhe in Frieden, Elvira.“ Elvira Becker, geborene Pisch, kam am 1. Juni 1935 in Kunewald bei Neutitschein im Kuhländchen als Tochter eines Großbauern zur Welt. Nach der Vertreibung wuchs die Sudetendeutsche in Baden-Württemberg auf und lernte später den Architekten Karl-Heinz Becker kennen, der 1999 im Alter von 63 Jahren verstarb. Das Paar lebte in Leimen und hatte zwei Kinder, Boris und die vier Jahre ältere Tochter Sabine. Eine besondere Beziehung zur Familie Becker hat auch Volksgruppensprecher Bernd Posselt. Als junger Journalist für den Münchner Merkur hatte Posselt seine Texte oft telefonisch durchgegeben, und an der Aufnahme saß häufig die Tante von Bo-
Keine Ölprodukte mehr aus Rußland
Boris Becker mit seiner Mutter Elvira beim Radio Regenbogen Award 2019. Rechts: Diese Familienbilder postete Boris Becker auf seinem InstagramKanal. Mutter Elvira mit Boris im Kinderwagen, Boris Becker mit seinen Eltern Karl-Heinz (1935–1999) und Elvira (1935–2024) und ein Portrait seiner Mutter. Fotos: Wikipedia/Sven Mandel/ CC BY-SA 4.0, Instragram/Boris Becker ris Becker, die für den Münchner Zeitungsverlag arbeitete. Bevor Posselt dann diktieren konnte, tauschten die beiden sich über aktuelle Belange der Sudetendeutschen aus – was in einer Zeit, wo man bei Ferngesprächen aus der Telefonzelle regelmäßig Zehn-Pfennig-Stükke nachwerfen mußte, viel Kleingeld bedurfte. Bernd Posselt: „Die Familie der Mutter von Boris Becker ist sehr heimatverbunden. Die Verstorbene Elvira Becker hat sich
immer eng Kunewald verbunden gefühlt. Boris Becker selbst hat als junger Mann, als er zum ersten Mal nach dem Sturz des Kommunismus in der Tschechoslowakei gespielt hat, das Grab seiner Vorfahren besucht und dort Blumen niedergelegt. Auch Boris Bekker ist also jemand, der sich immer zu unserer Heimat und unserer Volksgruppe bekannt hat. Dies liegt nicht zuletzt an der Art und Weise, wie ihm seine Mutter das Heimatbewußtsein weitergegeben hat. Wir trauern um Elvira
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schechien verzichtet darauf, bei der Europäischen Union eine Ausnahmeregelung zu verlängern, um weiterhin russische Ölprodukte trotz der Sanktionsmaßnahmen importieren zu
Becker und wünschen Boris Bekker sowie der gesamten Familien von Herzen Trost für diesen schmerzlichen Verlust.“ Torsten Fricke
Auch Karls-Preisträger Schuster Opfer der slowakischen Kulturministerin
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n den vergangenen Jahrzehnten hat Schuster eine eindrucksvolle Sammlung von Filmkameras zusammengetragen, die aus Zukäufen sowie aus Geschenken bei Staatsbesuchen besteht. Am wertvollsten dürften dabei die über hundert Jahre alten Holzkameras der Brüder Lu-
mière sein, die zu den ersten Filmemachern gehörten. Zusammen mit dem Haus und dem Grundstück verschenkte Schuster sein Museum für Kinematographie vor ein paar Jahren an den Staat. Jetzt hat Kulturministerin Martina Šimkovičová angekündigt, das Museum zu schließen – angeblich aus Kostengründen. Seit Monaten sorgt die Ministerin unter Premierminister Robert Fico mit Personalentlassungen und Schließungen von Kultureinrichtungen für Negativschlagzeilen. So löste sie den öffentlich-rechtlichen Sender RTVS auf und kündigte fristlos den Direktoren des Slowakischen Nationaltheaters, Matej Drlicka,
Kulturministerin Martina Šimkovičová.
Ex-Staatspräsident Rudolf Schuster.
und der Slowakischen Nationalgalerie, Alexandra Kusa, – und dies zunächst ohne Begründung. Diese lieferte die Ministerin, die offen gegen Wokeness und gegen eine angebliche LGBTQIdeologie kämpft, inzwischen nach. Šimkovičová warf den beiden Direktoren politischen Aktivismus vor, Mißmanagement
Weihnachtsbaum aufgestellt
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uf dem Altstädter Ring in Prag ist am Dienstag der Weihnachtsbaum aufgestellt und bis Freitag geschmückt worden. Die 22 Meter hohe Fichte stammt aus der Gegend von Böhmisch Leipa. Mit dem Einschalten der Beleuchtung am Samstag wird der Weihnachtsmarkt in der Prager Altstadt eröffnet.
Rekordpreis bei Kunstauktion
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as Gemälde „Země“ (Terre) von Josef Šíma (1891–1971) ist am Sonntag in Prag für 60,48 Millionen Kronen (2,4 Millionen Euro) in der Galerie Kodl versteigert worden. Das monumentale Werk von 1960 gehört zu den zehn teuersten Gemälden, die bei Auktionen in Tschechien versteigert wurden, und ist das wertvollste Werk des Künstlers.
Bürger spenden für arme Landsleute
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m Rahmen der alljährlichen Lebensmittelsammlung sind am Samstag in den tschechischen Supermärkten und weiteren Läden 640 Tonnen Waren gespendet worden. Es ist die höchste Menge in der elfjährigen Geschichte der Sammlung und um Dutzende Tonnen mehr als im Vorjahr. Die Menschen spendeten 572 Tonnen Lebensmittel und 68 Tonnen Hygieneartikel, berichten der Tschechische Verband der Lebensmittelbanken und der Verband für Handel und Tourismus. Die gespendeten Lebensmittel und Drogerieartikel werden an Bedürftige verteilt. Das höchste Armutsrisiko hätten, so Aleš Slavíček vom Verband der Lebensmittelbanken, Senioren, Familien, die sich in einer Krise befinden, alleinerziehende Mütter und Väter sowie Obdachlose. Die Nachfrage nach Unterstützung habe in den vergangenen Monaten zugenommen.
Sudetendeutsche Zeitung
Martina Šimkovičová läßt die Sammlung des ehemaligen Premierministers in dessen Geburtsort Medzev schließen
„Es schmerzt mich“, kommentiert Rudolf Schuster die Entscheidung der slowakischen Kulturministerin Martina Šimkovičová, seine Sammlung in der Heimatstadt Medzev zu schließen. Schuster war von 1999 bis 2004 Staatspräsident der Slowakei und ist Träger des Karls-Preises der Sudetendeutschen Landsmannschaft.
können, hat das tschechische Industrie- und Handelsministerium erklärt. Die noch bestehende Ausnahmeregelung gilt noch bis zum 5. Dezember. Eine Ausnahme vom Importverbot erhielten außer Tschechien auch die Slowakei und Ungarn.
und die Bevorzugung ausländischer Künstler gegenüber slowakischen. Drlicka und Kusa hätten so den Ruf ihrer Einrichtungen geschädigt. Zuvor waren bereits der Kunsthalle in Preßburg die Gelder gestrichen und die Leiterinnen der Nationalbibliothek sowie des Kindermuseums Bibiana entlassen worden. „Dort setzte Simkovicova ihre Nachbarin als neue Chefin ein, die vorher bei IBM und als Yogalehrerin gearbeitet hatte. Die Nationalgalerie leitet nun der frühere Manager einer Investmentgesellschaft, der beim ersten Zusammentreffen mit den Mitarbeitern erklärte, er verstehe nichts von Kunst“, berichtet die NZZ. TF
ISSN 0491-4546 Erscheint wöchentlich freitags. Redaktionsschluß Veranstaltungstermine: Freitag 18.00 Uhr. Redaktionsschluß Montag 18.00 Uhr. Chefredaktion und verantwortlich für den Inhalt: Torsten Fricke, Nadira Hurnaus. Kulturredaktion: Susanne Habel. Korrespondent in Prag: Dr. Jaroslav Šonka; Korrespondentin in Teplitz-Schönau: Jutta Benešová; Korrespondenten im Isergebirge: Petra Laurin; Korrespondent in Berlin: Ulrich Miksch. Ständige Mitarbeit: Peter Barton, Markus Bauer, Josef Grimm, Professor Dr. Rudolf Grulich, Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Kathrin Hoffmann, Peter Pawlik, Karl Reitmeier und Lexa Wessel. Anschrift für alle: Hochstraße 8, 81669 München. Redaktion: eMail zeitung@sudeten.de; Verlag: Telefon (0 89) 48 00 03 80, eMail svg@sudeten.de. Jahres-Abonnement 2023 Inland als Postvertriebsstück im Lastschriftverfahren 125,00 EUR einschließlich 7 Prozent Mehrwertsteuer. Ausland 154,00 EUR, Luftpost auf Anfrage. Reichenberger Zeitung (24 Ausgaben jährlich) 62,50 EUR, Neudeker Heimatbrief oder einer der Regionalblöcke (Block 1 – Aussiger Bote, Leitmeritzer Heimatbote; Block 2 – Elbogener Heimatbrief, Falkenauer Heimatbrief, Karlsbader Heimatzeitung/Karlsbader Badeblatt, Luditzer Heimatbrief, Der Egerländer, Egerer Zeitung; Block 3 – Isergebirgs-Rundschau, Sternberger Heimat, Zuckmantler Heimatbrief; Block 4 – Riesengebirgsheimat) (12 Ausgaben jährlich) 31,25 EUR. Je Rechnung 2,00 EUR Aufschlag. Bankverbindung: Postbank München – IBAN: DE13 7001 0080 0005 7278 08, BIC: PBNKDEFF; Abbestellungen mit einer Frist von vier Wochen zum Vierteljahresschluß schriftlich an den Verlag. Anzeigenpreisliste Nr. 13 vom 1. Januar 2021; Anzeigengestaltung erst nach Auftrag. © 2023 Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft. Diese Zeitung ist mit allen Texten und Bildern urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Vervielfältigung und Verwertung – insbesondere auch Weitergabe in Form von Kopien oder Einstellen ins Internet – sind ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urheberrecht nichts anderes ergibt. Mit vollem Namen gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder der Sudetendeutschen Landsmannschaft wieder. Gerichtsstand und Erfüllungsort München. Kein Entschädigungsanspruch bei Nichterscheinen oder Nichtlieferung infolge Streik oder höherer Gewalt. Keine Gewähr für nicht angeforderte Manuskripte, Bilder, Dokumente, Datenträger und Daten. Alle datenschutzrechtlichen Vorschriften werden beachtet; Einzelheiten unter www.sudeten.de Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH, HRB München 3796. Geschäftsführer und verantwortlich für Anzeigen: Torsten Fricke. Alleiniger Anteilseigner: Sudetendeutsche Landsmannschaft, Hochstraße 8, 81669 München. Druck und Versand: Presse-Druck- und Verlags-GmbH, 86167 Augsburg.
Dieses Projekt wird aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales gefördert.
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Deutsch-Tschechisches Gesprächsforum in Potsdam thematisiert die schlechten Bahnverbindungen
Die Blindheit Deutschlands gegenüber den Nachbarn im Osten
Den Zukunftsperspektiven der deutsch-tschechischen Zusammenarbeit hat sich die diesjährige Jahreskonferenz des Deutsch-Tschechischen Gesprächsforums am 23. November in Potsdam gewidmet. Die Leitfrage lautete: Sind wir grenzenlos vernetzt?
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in Schwerpunkt war eine Diskussionsrunde zum „Zustand unserer grenzüberschreitenden Verkehrswege“. Zu diesem Thema diskutierten unter der Moderation von Journalistin Annette Riedel der Beauftragte für nachhaltige Mobilität Europa der Deutsche Bahn AG, Ismal Ertug, der sächsische Landtagsabgeordnete Marko Schiemann und Libor Rouček, Träger des Europäischen Karls-Preises der Sudetendeutschen Landsmannschaft und Ko-Vorsitzender des Deutsch-Tschechischen Gesprächsforums. Zu diesem Thema war wohl auch der Ort ausgesucht worden. Der vormalige Kaiserbahnhof am Bahnhof Potsdam Park Sanssouci, heute durch die Deutsche Bahn gerettet, renoviert und umgebaut zur DB-Akademie mit einem imposanten Hörsaal und vorzüglicher Übersetzungstechnik, diente den etwa 150 Teilnehmern unter Anwesenheit der beiden Botschafter Jiří Čistecký für die Tschechische Republik in Berlin und Andreas Künne für Deutschland in Prag als interessanter Tagungsort. In den Eröffnungsreden der beiden Ko-Vorsitzenden Christian Schmidt, dem hohen Repräsentanten für Bosnien und Herzegowina, Bundesminister a. D. und Träger des Sudetendeutschen Karls-Preises, und Libor Rouček, Vizepräsident des Europäischen Parlaments a. D., waren die aktuelle Lage Europas und die bisher besten Beziehungen zwischen Deutschland und Tschechien Thema. Dennoch plädierten Schmidt und Rouček für konzentrierte Wachsamkeit gegenüber den Gefahren, die beiden Ländern innen- wie außenpolitisch drohen, und riefen zu einer konsequenten Problemanalyse auf. Zum bereits zweiten Male,
Libor Rouček, Ko-Vorsitzender des Deutsch-Tschechischen Gesprächsforums und Träger des Europäischen KarlsPreises der Sudetendeutschen Landsmannschaft, bei der Begrüßung der Teilnehmer in Potsdam. Foto: Ulrich Miksch nach 2022 in Dresden, sprach der Staatsminister und Beauftragte der Bundesregierung für Ostdeutschland, Carsten Schneider, ein Grußwort und verwies dabei auf besondere Orte in der Umgebung. Auf Schloß Cecilienhof in Potsdam sei 1945 die Teilung Deutschlands und Europas festgelegt worden. Schneider nannte andere Orte in der Stadt, die für autoritäre Repression stünden, wie beispielsweise die geheime Hochschule der Staatssicherheit der DDR und das ehemalige Untersuchungsgefängnis der sowjetischen Militärspionage in der Leistikowstraße, das von 1945 bis 1991 in Betrieb war und heute eine Gedenkstätte beherbergt. Dann leitete Schneider zu den Schwerpunkten der Tagung über: 35 Jahre nach der friedlichen Revolution in Mittel- und Mittelosteuropa, welche Herausforderungen lägen vor uns? Und 20 Jahre gemeinsame EU-Mitgliedschaft, was bedeutet dies für die deutsch-tschechischen Beziehungen? Schneider machte auf eine besondere Zahl aufmerksam. Das Außenhandelsvolumen Deutschlands sei mittlerweile zu den Visegrád-Staaten höher als zu China oder auch zu den USA. Das sei bemerkenswert. Aber Demokra-
tie und Freiheit, wie sie seit 1989 in Ost- und Mitteleuropa Einzug gehalten haben, hätten keine Ewigkeitsgarantie, sie müßten immer wieder erstritten werden. Selbstkritisch frage er sich, ob in Ostdeutschland in den 1990er Jahren nicht eine außenpolitische Debatte versäumt worden sei, die erkläre, warum gerade hier so wenig Empathie mit dem Überlebenskampf der Ukrainer bestünde. „Wir brauchen eine nachholende außenpolitische Debatte, die die Realitäten anerkennt, in der wir leben“, so Schneider. In einem der vier Workshops, die parallel stattfanden und im Auditorium danach durch den Studienleiter der Europäischen Akademie Berlin, Manuel Knapp, zusammengeführt wurden, saßen dann auch Volksgruppensprecher Bernd Posselt, Kristina Larischová, die tschechische Generalkonsulin in Düsseldorf, sowie von der HeinrichBöll-Stiftung Eva van de Rakt. Unter der Moderation von Viktoria Großmann, der Korrespondentin der Süddeutschen Zeitung in Warschau für Ostmitteleuropa, ging es um die Erfahrungen und Herausforderungen in Mitteleuropa. Der langjährige Europaabge-
ordnete Posselt sprach von seinen ersten Erlebnissen im Umgang mit der Tschechoslowakei in seiner Kindheit als Paradies hinter dem Eisernen Vorhang, in das man nicht kommen konnte, aber aus dem seine Familie stamme. Als es dann möglich war, habe er zwischen 1989 und 1991 alle Umwälzungen hautnah miterlebt. Und den Weg der neuen freien Staaten habe er wesentlich auch im Europaparlament begleitet. Er müsse sagen, daß die zweite Ratspräsidentschaft der Tschechischen Republik sicher die dritt- oder viertbeste aller circa 90 halbjährlich wechselnden Ratspräsidentschaften gewesen sei. Die Tschechen hätten ein Talent für europäisches Denken, wie es die Luxemburger vorgelebt haben. Die Lernprozesse in Europa seien zu sehen, mittlerweile habe es aber schon einige bedeutende Persönlichkeiten aus Ost- und Mitteleuropa, wie Donald Tusk, Jerzy Buzek, Věra Jourová oder Libor Rouček gegeben, die auf der europäischen Ebene eine wichtige Rolle gespielt hätten. Sei es zwangsläufig, daß die Demokratie in eine Tyrannei gleite, wie es viele Bürger in der Bedrohung durch populistische Strömungen befürchten? „Wir müssen klarma-
chen, daß Demokratie nicht nur das Mehrheitsprinzip oder vermeintliche Mehrheit bedeutet. Demokratie ist auch nicht die Stimmung oder die Umfrage, die gerade stattfindet. Demokratie heißt Minderheitenschutz, Rechtsstaat und Gewaltenteilung, damit sie eben nicht in eine Tyrannei kippt“, erklärte Posselt und stellte fest: „Wir müssen, ob in Ost oder West, wieder erklären, was die Grundzüge der Demokratie sind, und sollten nicht ständig die politische Bildung in Frage stellen, ob in der Schule, in den politischen Stiftungen oder den Goethe-Instituten, wo wieder freudig gekürzt wird.“ So gäbe es gegenwärtig eine Debatte, ob man die Ukraine weiter unterstützen solle. „Wir unterstützen nicht nur die Ukraine. Es ist ein Krieg Rußlands gegen Europa. Und wir verteidigen uns damit auch selbst, wenn wir der Ukraine helfen.“ Im Panel zu den grenzüberschreitenden Verkehrswegen, das die schwierige Lage gerade bei den Schienenverbindungen thematisierte, wies der sächsische Abgeordnete Schiemann darauf hin, daß von 14 Verbindungen zu Tschechien, die existieren, nur eine elektrifiziert sei, zu Polen, wo es zehn Verbindungen gäbe, seien nur zwei elektrifiziert. Ganz anders sähe es zu den anderen Nachbarn Deutschlands aus. Hier sei eine Blindheit gegenüber den wichtigen Märkten im Osten offenkundig. Und der Dresdner Verkehrsbürgermeister Stefan Kühn, der sich wie viele in den Panels auf den roten Stuhl setzte und so auf dem Panel sichtbar für alle Teilnehmer eingriff, beschrieb die gewisse Interessenslosigkeit der Bahn auch damit, daß es an einem eigenen Fahrzeug für diese Märkte fehle, denn der ICE könne dort nicht eingesetzt werden. Es bräuchte ein anderes modernes Fahrzeug, das aber bislang nirgendwo in Planung sei. So ging ein Signal aus dem Kaiserbahnhof in Potsdam Park Sanssouci an die Politik und an die Bahn auf Reisen. Auf daß die Intervention des Gesprächsforums endlich Gehör finde. Ulrich Miksch
Unter dem Titel „Schnecken-Bahn als Dauerärgernis: Mit 69 km/h von München nach Prag“ berichtete die Sudetendeutsche Zeitung am 17. Mai 2024 über die schlechten Bahnverbindungen.
Von München nach Prag
Ärgernis SchneckenBahn Auch 35 (!) Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs sind die Bahnverbindungen zwischen Deutschland und Tschechien wie anno dazumal.
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ährend im Westen der TGV die 439 Kilometer von Straßburg nach Paris in 1:46 Stunden bewältigt, dauert die 410 Kilometer lange Bahnfahrt von München nach Prag im besten Fall 5:55 Stunden, also mehr als drei Mal so lang. Die Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt dabei 69 km/h – wenn alles nach Plan läuft, was eher selten der Fall ist. Besonders schlimm: Besserung ist nicht in Sicht. Zwar investiert Tschechien in Schienenausbau und Elektrifizierung, aber in Bayern ist auch in absehbarer Zukunft weiter Endstation. Anders in Sachsen, wo die Strecke von Dresden nach Prag zur Hochgeschwindigkeitstrasse ausgebaut werden soll. Geplant ist dabei ein 30 Kilometer langer Tunnel durchs Erzgebirge. Großes Manko ist aber auch hier die Zeit. Wegen der langen Genehmigungsverfahren kann mit dem Bau frühestens 2032 begonnen werden. Für die Bauzeit werden dann noch einmal mindestens zwölf Jahre veranschlagt.
121 Beiträge wurden beim Wettbewerb des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds eingereicht
Rekord beim deutsch-tschechischen Journalistenpreis Seit 2016 verleiht der DeutschTschechische Zukunftsfonds in Zusammenarbeit mit zwei Journalistenverbänden aus beiden Ländern, dem Deutschen Journalistenverband (DJV) und dem Journalistensyndikat der Tschechischen Republik (Syndikát novinářů ČR), jedes Jahr den deutsch-tschechischen Journalistenpreis.
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n diesem Jahr mit rekordhoher Beteiligung von 121 eingereichten Beiträgen konnten acht Journalisten in den Kategorien Text, Audio und Multimedia jeweils in tschechischer und in deutscher Sprache die Auszeichnung in der historischen Schinkelhalle (einer ehemaligen Reithalle von 1823) in Potsdam entgegennehmen. Der Sonderpreis „Milena Jesenská“, der eine in drei Dimensionen transformierte Unterschrift der berühmten Journalistin in der ersten Tschechoslowakischen Republik, die mit Franz Kafka befreundet war und 1944 im KZ Ravensbrück starb, in eine Stahlskulptur darstellt, ging an eine besondere journalistische Leistung, näm-
Die Ko-Vorsitzenden des Deutsch-Tschechischen Gesprächsforums, Libor Rouček und Christian Schmidt, sowie die Botschafter in Berlin und Prag, Jiří Čistecký und Andreas Künne, (Mitte) mit den Preisträgern des deutsch-tschechischen Journalistenpreises. Foto: Deutsch-Tschechischer Zukunfsfonds lich an Lukáš Houdek, der für einen Podcast ausgezeichnet wurde, der in sechs halbstündigen Reportageteilen über namibische Kinder berichtete und deren Schicksal, die in der Tschechoslowakei aufgenommen wurden, dann aber nach 1989, ähnlich wie
ebensolche Kinder aus Namibia in der DDR, zurückgeschickt wurden in ihr Land, das sie meist gar nicht kannten. Sie sprechen noch heute Tschechisch und haben viele positive Erinnerungen an Tschechien. Houdek finanzierte diese Reportagereise voll-
ständig aus eigenen Mitteln. Themen, die ausgezeichnet wurden, waren auf tschechischer Seite: Eine Reportage über das erste Deutschlandtikket, während dreier Monate für 9 Euro und wie man es als Tscheche unter verschiedenen Kom-
plikationen doch nutzen konnte. Die Schilderung der vergessenen Geschichte des Holocaust an den Sinti und Roma in Tschechien und deren späte Würdigung mit einer Gedenkstätte in diesem Jahr. Und die 55 Minuten lange Fernsehproduktion, die auch
auf Arte gezeigt wurde: „Kennen Sie Kafka?“. Eine überraschende Korrektur unseres Kafka-Bildes zum 100. Todesjahr des deutschjüdischen Schriftstellers Franz Kafkas. Auf deutscher Seite wurden ausgezeichnet: Ein Beitrag in der FAZ über die Kinderserie „Pan Tau“ und ihren Förderer beim WDR, Gerd Müntefering, der auch anwesend war. Ein Radiobeitrag über die Grenztoten am Eisernen Vorhang und deren zähe Aufarbeitung in Tschechien. Sowie eine deutsch-tschechische Fernsehkooperation, die auch auf Arte gezeigt wurde, über Prags vietnamesische Community und wie sie wirtschaftlich und gesellschaftlich durchstartet. Durch den Abend führte der aus dem ZDF bekannte Moderator Eric Marr, der mit einer Tschechin verheiratet ist und mittlerweile in Tschechien lebt. Die Veranstaltung wurde auf den Websites des tschechischen öffentlich-rechtlichen Fernsehens und des MDR als Livestream übertragen und kann in den jeweiligen Mediatheken angesehen werden. Ulrich Miksch
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TERMINE
Sudetendeutsche Zeitung Folge 48 | 29.11.2024
Fünftes Erinnerungscafé im Heimatmuseum Freudenthal/Altvater in Memmingen
„Die Heimat ist in meinem Kopf“ Bereits zum fünften Mal binnen Jahresfrist haben Daniela Seidel und Svenja Gropper ihr Erinnerungscafé im Heimatmuseum Freudenthal/Altvater in Memmingen veranstaltet. Das Interesse an den Veranstaltungen (Sudetendeutsche Zeitung berichtete) ist ungebrochen groß. Das Thema der aktuellen Veranstaltung lautete „Heimat. – Ort. Gefühl. Sehnsucht.“
Besondere Führung am Samstag, 14. Dezember
Weihnachtswerkstatt
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eimat, so die Museumsbeauftragte des Heimatkreises Freudenthal/Altvater, Daniela Seidel, habe gerade für Sudetendeutsche eine besondere Bedeutung. Nicht nur für die Generation der Vertriebenen selbst, die Erlebnisgeneration, sondern auch für die Bekenntnisgeneration. „Ich selbst“, sagt sie, „gehöre ja schon zur Enkelgeneration.“ Immer wieder reiste und reist sie in die „alte Heimat“. Vertriebene und ihre Nachkommen würden in ihren Gesprächen oft die „alte Heimat“ thematisieren. „Aber die neue Heimat?“ Seidel und die Kulturwissenschaftlerin Gropper hatten die Teilnehmer des Erinnerungscafés gebeten, einen Gegenstand, der für sie ganz persönlich Heimat ausdrückt, oder ein Foto eines solchen Gegenstands zur Veranstaltung mitzubringen. Eine gute Idee, entwickelten sich doch auf diesem Wege interessante Gespräche zum Thema Heimat. Seidel selbst hatte ein mit einem Schraubdeckel verschlossenes Glas, gefüllt mit Erde aus dem Wohnort ihrer Großmutter mitgebracht. Das war nicht unüblich. Wenigstens ein Glas Erde, wenn schon alles andere zurückbleiben mußte. „Auch meine Schwester hatte damals ein Glas Heimaterde mitgenommen“, erzählte eine Besucherin und weiter, „ich habe die Erde in ihr Grab gestreut, als sie hier verstarb.“ Ein älterer Herr präsentierte Fotos in einem Bildband, den sein Bruder angefertigt hatte. Zu sehen waren große Ringe aus Metall, gefüllt mit Heimaterde. Ein anderer Besucher berich Bis Freitag, 6. Dezember, BdV Hessen: Wanderausstellung „Ungehört – Die Geschichte der Frauen. Flucht, Vertreibung, Integration“. Haus der Heimat, Friedrichstraße 35, Wiesbaden. Bis Sonntag, 2. Februar, Egerland-Museum: Ausstellung „Der Herrgott, Marktredwitz und die Alpen – die Krippen vom Schloß Brand“. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 14.00 bis 17.00 Uhr. Begleitprogramm zur Sonderausstellung unter www.egerlandmuseum.de Egerland-Museum, Fikentscherstraße 24, Marktredwitz. Freitag, 29. November bis Sonntag, 1. Dezember, Paneuropa-Jugend Bayern: 36. Further Seminar in Furth im Wald und in Pilsen unter dem Motto „75 Jahre Nato und Stabilität durch Westbindung“. Anmeldung per eMail an rudolf.juergens@ paneuropajugend.de Freitag, 29. November bis Sonntag, 1. Dezember, Repräsentanz des Freistaats Bayern in der Tschechischen Republik: Adventsmarkt und Krippenausstellung im Herzen Prags. Öffnungszeiten: Freitag, 15.00 bis 21.00 Uhr, Samstag, 11.00 bis 21.00 Uhr, Sonntag, 11.00 bis 18.00 Uhr. Repräsentanz des Freistaats Bayern, Michalská 12, Prag. Samstag, 30. November, 14.00 Uhr: Heimatpflegerin der Sudetendeutschen: BöhmischMährisch-Schlesischer Adventsmarkt. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Samstag, 30. November,
Ein Glas mit Erde aus der alten Heimat als Erinnerung.
Die Teilnehmer am fünften Erinnerungscafé im Gespräch mit Daniela Seidel (zweite von rechts) und Svenja Gropper (rechts). Fotos: Klaus D. Treude
Ein Teilnehmer brachte diese Porzellanstatue mit.
tete, er habe bei einem späteren Besuch eine Lärche ausgegraben und an seinem heutigen Wohnort eingepflanzt. Gegenstände und Fotos sind Erinnerungen, oft nicht im herkömmlichen Sinne wertvoll, aber von großem Wert für die Betroffenen. An ihnen lassen sich Erinnerungen festmachen. Etwa an den zierlichen Madonnenstatuen, die mitgebracht wurden. Jede einzelne hatte eine Geschichte zu erzählen. Eine der Statuen beherbergte gar in einem verschlossenen Geheimfach im Boden ein Paar Eheringe. Ein Teilnehmer zeigte eine gerahmte Aufstellung vor, in der damals handschriftlich all jene Gegenstände notiert waren, die zurückgelassen werden mußten. Ein anderer deutete auf den handgefertigten gläsernen Weihnachtsschmuck, der bei der Vertreibung mitgenommen wurde. Heimat kann aber auch das Weckglas mit Schweinefleisch aus dem Jahre 1946 bedeuten, welches einen Platz im Heimat-
gebeutel und Griffelmäppchen oder eine über und über mit Abzeichen und Anhängern versehene Wander- und Souvenirkappe ein Stück Heimat. „Die Heimat ist in meinem Kopf“, sagt er. Dreieinhalb Jahre habe er noch in der alten Heimat gelebt, eine echte Heimat an seinem jetzigen Wohnort sei in über 70 Jahren nicht entstanden. Heimat hat viel mit Menschen zu tun. Heutige Schulkinder etwa definieren ihre Heimat bisweilen als Familie und Freunde. „Heimat ist da, wo mir der Postbote Gummibärchen schenkt“, habe eines ihrer Schulkinder auf eine entsprechende Frage geantwortet, berichtete eine Lehrerin. Da die Kinder hier nie ihre Heimat verlassen mußten, ist das eigentlich auch verständlich. Eine Zusammenfassung der Veranstaltung ist im „Podcast der Erinnerungen“ bei Spotify, Apple Podcasts und podcast.de zu hören. Das nächste Erinnerungscafé ist für 29. März 2025 geplant. Klaus D. Treude
museum fand. „Für Papa, wenn er aus Gefangenschaft heimkehrt“, steht darauf geschrieben. Andere Teilnehmer berichteten von Dingen des täglichen Gebrauchs, etwa von einem Fleischwolf, die mit auf die Vertreibung genommen wurden und bis heute an die alte Heimat erinnern. Heimat hat für die Menschen eine ganz persönliche Bedeutung. Heimat ist für viele der Sudetendeutschen die „alte Heimat“, das Sudetenland. Zuhause aber sind sie in Memmingen oder in der Umgebung. Heimat setzt der eine oder die andere gleich mit eben jenem „Zuhause“, dem „Daheim“. Heimat läßt sich nicht einfach erklären und schon gar nicht verordnen. Manch einer kann mit dem Begriff „Heimat“ nichts mehr anfangen, er sei abgenutzt. Andere haben ein „komisches Heimatgefühl“. Ein älterer Herr wollte „das Gerede von Heimat nicht mehr hören“. Gleichwohl aber bedeuten ihm die von der Mutter genähten Umhän-
VERANSTALTUNGSKALENDER 14.30 Uhr: SL-Kreisgruppe Stuttgart und Böhmerwald Heimatgruppe Stuttgart: Weihnachtsfeier mit Ehrungen verdienter Mitglieder. Haus der Heimat, Schloßstraße 92, Stuttgart. Sonntag, 1. Dezember, 13.30 Uhr, Gemeinde Bubenreuth: 75 Jahre Geigenbauersiedlung. Ökumenische Andacht. Im Anschluß Festvortrag von Dr. Christian Hoyer, Musik des Sinfonischen Orchesters Bubenreuth und Festansprache von Staatsminister Joachim Herrmann. Pfarrzentrum Maria Heimsuchung, Birkenallee 60, Bubenreuth. Montag, 2. Dezember, 19.00 Uhr, Stiftung GerhartHauptmann-Haus: „Otfried Preußler: Die heilende Kraft der Phantasie“. Vortrag und Lesung mit Anna Knechtel. GerhartHauptmann-Haus, Bismarckstraße 90, Düsseldorf. Donnerstag, 5. Dezember, 14.30 Uhr, Ackermann-Gemeinde Bamberg: Vorweihnachtliche Feier. Gemeindezentrum St. Urban, Babenbergerring 26a, Bamberg. Donnerstag, 5. Dezember, 18.30 Uhr: Ackermann-Gemeinde München und Freising: Adventsfeier mit dem Thema Heiliger Nikolaus. Anmeldung per eMail an novotna@ackermanngemeinde.de oder per Telefon unter (0 89) 27 29 42 25. Tschechische Katholische Gemeinde, Dachauer Straße 23 (4. Stock), München. Freitag, 6. Dezember, 16.00
Uhr, SL Ortsgruppe Rückersdorf: Festveranstaltung. Anmeldung bei Bärbel und Otmar Anclam, Telefon (09 11) 57 63 76, Mobil 01 74/1 67 50 96, eMail otmar.anclam@gmx.de Bürgersaal, Kirchgasse 6, Rückersdorf. Freitag, 6. bis Sonntag, 8. Dezember, Akademie Mitteleuropa: Sichere Daten, smarte KI – Schutzkonzepte für die digitale Zukunft. Anmeldung unter www.heiligenhof.de Bildungsund Begegnungsstätte Der Heiligenhof, Alte Euerdorfer Straße 1, Bad Kissingen. Samstag, 7. Dezember, 14.30 Uhr, SL-Ortsgruppe Stuttgart-Weilimdorf: Weihnachtsfeier. Haus der Begegnung, Giebelstraße 14, Stuttgart. Samstag, 7. Dezember, 18.00 Uhr, Sudetendeutsches Musikinstitut (Träger: Bezirk Oberpfalz): Benefizkonzert der Violinklasse Jewgeni Kerschner (Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik Regensburg). Auf dem Programm stehen Werke vom Barock bis in die Gegenwart in solistischer und kammermusikalischer Besetzung. Eintritt frei. Bezirk Oberpfalz, Festsaal, Ludwig-Thoma-Straße 14, Regensburg. Sonntag, 8. Dezember, 14.00 Uhr, Ackermann-Gemeinde Augsburg: Adventsnachmittag. Haus St. Ulrich, Kappelberg 1, Augsburg. Sonntag, 8. Dezember, 16.00 Uhr, SL-Kreisgruppe und SL-Ortsgruppe Stutt-
gart-Weilimdorf: 52. Stuttgarter Adventssingen. Anmeldung und Kartenbestellung bei Waltraud Illner per Telefon unter (07 11) 86 32 58 oder per eMail an illner@sudeten-bw.de Liederhalle, Mozarthalle, Berliner Platz 1–3, Stuttgart. Montag, 9. Dezember, 19.00–21.00 Uhr, Dr. Erich Sepp: Offenes böhmisch-bairisches Adventssingen. Sudetendeutsches Haus, Adalbert-StifterSaal, Hochstraße 8, München. Mittwoch, 11. Dezember, 15.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Krefeld: Monatstreffen der Frauengruppe. Pfarrheim der katholischen Kirche Hl. Schutzengel, Hauptstraße 18, Krefeld-Oppum. Samstag, 14. Dezember, 10.00–12.00 Uhr, Sudetendeutsches Museum: Museum mit allen Sinnen. Für Kinder ab fünf Jahren und Erwachsene mit und ohne Sehbehinderung. Treffpunkt Museumskasse Hochstraße 10, München. Teilnahme: Museumseintritt (Kinder frei), Anmeldung per eMail an anmeldung@sudetendeutschesmuseum.de oder unter Telefon (0 89) 48 00 03 37, Treffpunkt Museumskasse, Hochstraße 10, München. Samstag, 14. Dezember, 14.30 Uhr, SL-Ortsgruppe Erlangen und Ackermann-Gemeinde: Vorweihnachtliche Feier. Café Rathsstift, Rathsberger Straße 63, Erlangen. Samstag, 14. Dezember, 15.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Krefeld: Monatstreffen. Niederrheinischer Hof, Hülser Straße 398, Krefeld.
Samstag, 30. November, 14.00 bis 18.00 Uhr, Sudetendeutsches Museum: Weihnachtswerkstatt in der Museumspädagogik, Hochstraße 10, München. Ein Nachmittag voller Bastelspaß und Weihnachtszauber wartet auf kleine und große Museumsbesucher. Im Rahmen des Adventsmarkts der Heimatpflegerin der Sudetendeutschen öffnet die Weihnachtswerkstatt ihre Türen für kreative Familienmomente. In der offenen Werkstatt der Museumspädagogik entstehen Mini-Adventskalender, selbst bedrucktes Geschenk-
papier und Geschenkanhänger und individuell gestaltete 3D-Weihnachtskarten. Das Angebot richtet sich an Familien mit Kindern ab fünf Jahren.
Buchpräsentation und Podiumsgespräch
Siebenbürgen – Wurzeln der Sehnsucht Dienstag, 3. Dezember, 19.00 Uhr: Buchpräsentation und Podiumsgespräch: „Siebenbürgen – Wurzeln der Sehnsucht“. Referent: Alexander Hauptkorn. Moderation: Heidi Mößner. Veranstaltungsort: Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, München. Das Projekt „Siebenbürgen – Wurzeln der Sehnsucht“, das im Rahmen der Ausstellung „Deutsche Minderheit in Rumänien“ vorgestellt wird, bezeichnet Alexander Hauptkorn als sein „Herzenspro-
jekt“. Es entspringe seiner Suche nach Selbstfindung und der Verarbeitung von Verlust und Trauer nach dem Tod seiner Mutter. Es ist somit eine Hommage an diese Region, insbesondere an die Siebenbürger Sächsinnen – die Frauen, Großmütter und vor allem die Mütter, die die siebenbürgisch-sächsische Kultur und seine ganz persönliche Geschichte geprägt haben. In Kooperation mit dem Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland.
Heiligenhofer Werkwoche Sonntag, 5. bis Dienstag, 14. Januar: „Heiligenhofer Werkwoche“. Veranstaltung für handwerklich Interessierte unter der Leitung von Martina Berghardt. Bei dieser Veranstaltung werden alte handwerkliche Tätigkeiten wie Klöppeln, Knüpfen, Malen, Sticken, Weben und seit der letzten Werkwoche auch Occi mit der Nadel gepflegt beziehungsweise neu gelernt. Die Teilnahme ist offen für alle Interessenten, die ihre handwerklichen und künstlerischen Fähigkeiten ausbauen wollen und Spaß am Werken haben. Gepflegt wird auch das gesellige Beisammensein in familiärer Atmosphäre. Selbstverständlich sind auch Ehepartner, Freunde und Bekannte eingeladen. Die Partner können, falls sie am Werkeln kein Interesse haben, Bad Kissingen erkunden oder in der KissSalis-Therme entspannen. Die Kosten für die ganze Werkwoche betragen 450,00 Euro. Im Preis enthalten sind die Teilnahme an der Veranstaltung, die Übernachtung im Doppelzimmer und drei Mahlzeiten pro Tag. Der Einzelzimmerzuschlag beträgt 5,00 Euro pro Person und Nacht. Hinzu kommt noch die ermäßigte Kurtaxe von 2,00 Euro pro Nacht für Personen ab dem 18. Lebensjahr. Weitere Informationen zum Programm und zur Anmeldung über die Webseite des Heiligenhofs unter https://heiligenhof.de/unsere-seminare/ seminarprogramm/heiligenhofer-werkwoche Heiligenhof · Alte Euerdorfer Straße 1 · 97688 Bad Kissingen Telefax (09 71) 71 47 47 info@heiligenhof.de · www.heiligenhof.de
AKTUELL · KOLUMNE
Sudetendeutsche Zeitung Folge 48 | 29.11.2024
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� Multiplikatorenseminar auf dem Heiligenhof – Teil 1
Grenzüberschreitende Projekte vom Erzgebirge bis zum Böhmerwald „Deutsch-tschechische Wechselbeziehungen – grenzüberschreitende Konzepte und Projekte“ war der Titel des diesjährigen Multiplikatorenseminars in der Bildungs- und Begegnungsstätte Der Heiligenhof in Bad Kissingen. Akteure, die im deutsch-tschechischen Austausch aktiv sind, grenzübergreifend und zweisprachig arbeiten oder zum Thema Zweisprachigkeit oder zu historischen Themen im deutsch-tschechischen Grenzgebiet forschen, stellten ihre Arbeits- und Forschungsergebnisse oder ihre Organisationen vor. Das allumfassende Stichwort der viertägigen Veranstaltung lautete also „Grenze“.
Rudolf Hartauer berichtete auf dem Multiplikatorenseminar am Heiligenhof über sein Herzensprojekt, das Magazin „Der Böhmerwald“. Fotos: Philipp Dippl, Aleš Motejl/ Czech Tourismn. erischer Wald und Böhmerwald. Besonders hervorgehoben wurde hierbei die Zusammenarbeit mit dem tschechischen Regionalmagazin Vítaný host (deutsch: Willkommener Gast), welches sich ebenfalls schwerpunktmäßig mit der Region Böhmerwald beschäftigt. Beide Redaktionen tauschen jeweils ins Deutsche oder ins Tschechische übersetzte Artikel aus, bewerben gemeinsam Veranstaltungen auf beiden Seiten der Gren-
ze und schicken gelegentlich sogar gemeinsame Reporterteams zu Einsätzen. Übersetzungen einzelner Artikel aus Der Böhmerwald sind inzwischen auch in zahlreichen tschechischen Bibliotheken und Lesesälen zu finden. Generell richtet sich das Magazin aber an die Bewohner der Region sowie an Wanderer und Aktivurlauber, die die Region kennenlernen möchten. Neben Berichten über interessante Orte, Bräuche und Ge-
schichten finden sich immer auch Wandertipps mit detaillierten Karten im Heft. Weitere Partnerschaften des Magazins Der Böhmerwald bestehen unter anderem mit dem tschechischen NewsPortal PrachatickoNews.cz, dem Literaturfestival Šumava Litera in Winterberg, mit dem Museum Fotoatelier Seidel in Böhmisch Krumau und mit den Nationalparks Bayerischer Wald und Böhmerwald. Rudolf Hartauer, ein echtes Kind des Böhmerwaldes, betonte in seinem Vortrag die Möglichkeiten der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und veranschaulichte die Anstrengungen, die von den Mitarbeitenden, allesamt Ehrenamtliche, zur Bewahrung und Verbreitung der Kultur und Geschichte der Region Bayrischer Wald/Böhmerwald unternommen werden. Den zweiten Teil lesen Sie in der nächsten Ausgabe. Philipp Dippl
Dr. Jan Kvapil berichtete über das verschwundene Dorf Vorderzinnwald auf dem Erzgebirgskamm.
Fotos: Ulrich Miksch/Philipp Dippl
� „Für besondere Verdienste um den Freistaat Bayern in Europa und der Welt“
Europamedaille für Steffen Hörtler Als „engagierter Europäer und Brückenbauer“ ist Steffen Hörtler, stellvertretender Bundesvorsitzender der Sudetendeutschen Landsmannschaft und Landesobmann Bayern, am Montag von Staatsminister Eric Beißwenger mit der Europamedaille des Freistaates Bayern ausgezeichnet worden.
M
it der „Medaille für besondere Verdienste um den Freistaat Bayern in Europa und der Welt“ würdigt der Freistaat Bayern seit über 30 Jahren Persönlichkeiten, die sich um den Freistaat Bayern in einem vereinten Europa oder um Bayerns internationales Ansehen in der Welt in vielfältiger Weise verdient gemacht haben. Sich „aus voller Überzeugung für unsere Wertegemeinschaft und den Zusammenhalt in Europa“ zu engagieren, sei heute wichtiger denn je, sagte Eric Beißwenger als Staatsminister für Europaangelegenheiten und Internationales bei der Verleihung im Marmorsaal des Münchner Prinz-Carl-Palais.
Offen für das nicht Erwartete I
B
ereits der erste Referent, Dr. Jan Kvapil aus Aussig, nahm sich dieses Themas in besonderer Weise an. Der Germanist und Historiker war zwischen 2022 und 2023 Teil des Projekts „Ein Jahr an der Grenze“ und beschäftigt sich nicht erst seitdem intensiv mit dem Phänomen der deutsch-tschechischen Grenze. Er studiert intensiv die historischen und kulturellen Auswirkungen und gesellschaftlichen Veränderungen durch die Grenzlinie im Leben der Menschen im südlichen Sachsen bzw. nördlichen Böhmen. Kvapil stellte in seinem Vortrag das Grenzdorf Vorderzinnwald auf dem Erzgebirgskamm im Verlauf der Geschichte vor. Durch Luftfotografien und historisches Kartenmaterial stellte er anschaulich dar, wie die Grenzziehungen im Mittelalter die Struktur der örtlichen Bauernhöfe beeinflußten, wie durch die Vertreibung der Sudetendeutschen das Dorf seine deutsche Bevölkerung, Kultur und Geschichte verlor oder wie die Errichtung des sogenannten kleinen Eisernen Vorhangs in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg schließlich zur vollständigen Schleifung des Dorfes führte. Doch er berichtete auch von erfreulichen Entwicklungen an der Grenze. So ziehen heute hauptsächlich junge Familien in die Gegend rund um das ehemalige Dorf Vorderzinnwald und restaurieren alte Bauernhäuser oder bauen neu. Auch grenzüberschreitende Feste wie ein jährliches Kirschenfest, ein deutsch-tschechisches Begegnungsfest an der Grenze oder eine Wallfahrt über die Grenze hinweg werden dort heute wieder gefeiert. Jan Kvapil wird sich auch weiterhin in der Region engagieren, die Geschichte der Kulturlandschaft erforschen und, so seine besondere Leidenschaft, örtlichen Sagen und Legenden auf den Grund gehen. Auch im anschließenden Referat von Rudolf Hartauer spielte die deutschtschechische Grenze eine wesentliche Rolle. Der Sonderpädagoge i. R. und Chefredakteur des Magazins Der Böhmerwald berichtete in seinem Vortrag von der grenzübergreifenden journalistischen Arbeit in der Grenzregion Bay-
� Mut tut gut
Für sein nachhaltiges Engagement als Brückenbauer ist Steffen Hörtler (links) von Staatsminister Eric Beißwenger mit der Europamedaille ausgezeichnet worden. Foto: Staatskanzlei
„Ein Blick in die lange Liste Ihrer zahlreichen Ämter zeigt das hohe Engagement und die große Einsatzbereitschaft für Europa und vor allem für die Belange der Vertriebenen“, würdigte Minister Beißwenger Hörtlers nachhaltiges Engagement und sagte in seiner Laudatio: „Gerade im Bereich der lokalen und internationalen Kultur- und Bildungsarbeit setzen Sie sich für die Völkerverständigung und den Kulturaustausch ein. Die Sudentendeutschen sind Bayerns Vierter Stamm. Unser Bayerischer Ministerpräsident ist jedes Jahr Gast beim Sudetendeutschen Tag. Wir wissen: Die Sudetendeutschen sind echte europäische Brückenbauer und damit ein tragender Pfeiler der europäischen Gemeinschaft. Ohne die Sudetendeutsche Landsmannschaft gäbe es die heutige tschechisch-bayerische Freundschaft nicht. Umso mehr freue ich mich, Sie, Herr Hörtler, als engagierten Vertreter der Sudetendeutschen heute mit der Europa-Medaille des Freistaates Bayern auszuzeichnen.“
m Advent und dann an Weihnachten sind wir mit vielen Erwartungen konfrontiert. Das ist grundsätzlich nicht schlecht. Erwartungen definieren Aufgaben und Ziele. Nur so kommen wir im Leben weiter und vergeuden nicht unsere Zeit. Freilich können Erwartungen auch belasten. Aufgaben und Ziele bauen oft Druck auf, und der erzeugt wiederum Streß. Viele von uns leiden gerade in der Vorweihnachtszeit unter all dem, was sie sich entweder selbst vornehmen oder was andere von ihnen erwarten. Viele Menschen erwarten sich immer noch einen ruhigen und besinnlichen Advent. Sie erwarten sich auch eine friedlichere Zeit als sonst im Jahr. Oft werden Advent und Weihnachten überdies als eine besondere Zeit zur Pflege von Beziehungen zu Freunden und Verwandten verstanden. Wer im christlichen Glauben verankert ist, wird sich vom Advent darüber hinaus erwarten, daß die Seele in Berührung kommt mit Gott als dem Urgeheimnis unseres Lebens. Manche adventlichen Symbole wie das Kerzenlicht, manche Adventsbräuche, manche biblischen Texte und auch manche adventlichen Lieder regen durchaus dazu an. Doch auch diese grundsätzlich positiven Erwartungen können Druck erzeugen. Im Advent kommt nämlich so viel anderes auf uns zu. Wir wissen es, weil es im Grunde jedes Jahr gleich ist: Weihnachtsvorbereitungen aller Art, Weihnachtsfeiern, Weihnachtseinkäufe, vorweihnachtliche Besuche, häusliche Erledigungen, verschiedene Aufgaben mit Blick auf das Jahresende und so weiter und so fort. Wenn wir dazu noch Zeit und Kraft aufwenden müssen, damit der Advent zu dem wird, was wir uns innerlich von ihm erwarten, dann kann es nur schief gehen. Und dieses Gefühl stellt sich bei nicht wenigen Menschen in der Adventsund Weihnachtszeit ein: wieder eine verpatzte Zeit, wieder eine verpaßte Chance. Seien wir ehrlich: Wir können den adventlichen Erwartungen samt allem Druck, den sie auf uns ausüben, nicht ganz entfliehen. Wir würden uns zwar danach sehnen, aber oft genug ist diese Sehnsucht naiv. Was also tun? Sich wieder einmal durch diese erwartungsüberladene Zeit hindurchwursteln und am Ende froh sein, wenn alles vorbei ist und wir endlich unsere Ruhe haben von allem adventlichen und weihnachtlichen Brimborium? Gegen eine solche Haltung wehrt sich doch auch etwas in uns. Wir haben, wie oben angedeutet, einen tiefen inneren Sinn dafür, wie es in dieser Zeit eigentlich sein sollte und sein könnte. Vielleicht würde es helfen, wenn wir uns bei all den Erwartungen, mit denen wir im Advent konfrontiert sind, eine gewisse Offenheit für Unerwartetes bewahren: eine gute Begegnung, ein Moment der inneren Ruhe, ein tröstender Klang, ein ansprechender Augenblick in der Natur. Unser Alltag kennt gar nicht so wenige positive Ereignisse, mit denen wir ursprünglich nicht rechneten. Sie könnten für uns eine gute Spur durch die Adventszeit bilden. Wagen wir, dieser Spur nachzugehen? Dr. Martin Leitgöb CSsR Provinzial der Redemptoristen Wien-München
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 48 | 29. 11. 2024
PERSONALIEN
Der Geigenkasten des Knecht Ruprecht E
s ist gemeinhin bekannt, Eine Schmunzelgeschichte von mit einem Geigenkasten auf daß der Heilige Nikolaus dem Fahrrad auftauchte. „Was Ortfried Kotzian für seinen Dienst auf Erden willst Du denn mit dem“, frageinen Knecht Ruprecht benöte ihn Sankt Nikolaus. „Ich tigt. Der ist dazu bestimmt, die seiner Familie unauffällig weg- habe noch nie einen geigenden himmlischen Strafen auf recht ir- lotsen könne, dachte an Entfüh- Knecht Ruprecht gesehen.“ „Ja“, dische Weise an den bösen Kin- rung mit Hilfe zweier Erzengel, meinte Walter, „das war die eindern zu vollziehen und hat außer- an eine wilde Fahrt mit seinem zige Möglichkeit, von zu Haudem die Aufgabe, den Heiligen von Rentieren gezogenen Schlit- se wegzukommen. Jetzt glaubt vor den allzu neugierigen Blik- ten. Die Erzengel würden zu viel die ganze Familie, ich sei in der ken und dem Schabernack ver- Aufsehen erregen, und was tun, Schule bei der Orchesterprobe. schiedener halbwüchsiger Bur- wenn an dem Nikolaustag kein Das war ich auch, aber jetzt stehe schen zu beschützen. Schnee liegen sollte? ich Dir zur Verfügung.“ Sankt NiAus diesem Grunde meldet Schließlich kam ihm die kolaus blickte zum Himmel: „Gesich Sankt Nikolaus in jedem Idee: Er begab sich zum Christ- lobt sei Jesus Christus“, brummJahr einige Tage vor seinem ir- kind. „Liebster Herr Jesus Chri- te er in seinen langen weißen dischen Auftritt bei einem größe- stus, ich habe heute eine au- Bart – und er wußte, warum er ren und kräftigen jungen Mann, ßergewöhnliche Bitte an Dich.“ Gott lobte. den er sich für dieWalter wurse Aufgabe ausgede schnell in einen sucht hat. Er teilt ihm wunderbaren Knecht mit, zu welcher Zeit verwandelt. Die an welchem Ort er schweren, schwarsich einzufinden hazen Skistiefel hatte be, um mit ihm, dem er bereits an, ein wilHeiligen Nikolaus, der Schafspelz wurden Dienst anzutrede ihm umgelegt, die ten. Pelzmütze über die In diesem Jahr Ohren gezogen, der war die Wahl des Wattebart mit kleiHeiligen auf den nen Klebern befe17jährigen Walstigt. Sankt Nikolaus ter Morhaupt gefaldrückte ihm eine Rulen. Dieser war kräfte in die Hand, übertig gebaut, ein guter gab ihm Sack und Turner – was darLaterne. „Nun, mein auf schließen ließ, Freund, walte Deines daß er mit der RuAmtes.“ te recht praktikaAm Abend bebel umgehen konnsuchten die beiden te –und hatte eine ausgepräg- „Sprich nur, alter Kinderfreund“, Männer, der Heilige und sein te musische Ader. Walter ging in sagte das Christkind gütig. „Ich Knecht, auch Walters Familie. die elfte Klasse des Gymnasiums bitte Dich, im Sinne der vie- Nikolaus fragte die Mutter: „Ich und wohnte mit Vater und Mut- len wartenden Kinder um eine sah doch sonst immer noch einen ter sowie seinen beiden Schwe- Notlüge. Ich sehe keine andere Jungen bei Euch?“ „Der ist in der stern in einem Wohnblock der Möglichkeit, meinen auserwähl- Schule bei der Orchesterprobe“, Wohnungsbaugesellschaft. Sein ten Knecht Ruprecht auf andere antwortete vorlaut Walters kleine glückliches Leben wurde derzeit Weise in den Dienst zu nehmen.“ Schwester. „So spät noch, so so“, weder durch schlechte Noten Der Heilige Nikolaus schilderte meinte der Heilige. „Und wer ist noch durch Schwierigkeiten mit dann die Umstände, in denen der der“, fragte er weiter und deutete seinen Eltern getrübt; den einzi- Walter Morhaupt lebte. „Nun“, auf den Freund von Walters grogen Wermutstropfen in seinem meinte da das Christkind, „eine ßer Schwester: „Aha, der Franz! Herzen stellte ein junger Mann Lüge kann ich Dir nicht zugeste- Steht er abends mit der Karin dar. Jener nämlich, der sich in hen. Aber ich werde die Umstän- nicht immer an den Häuserseine um vier Jahre ältere Schwe- de so verändern, daß Dein Walter ecken herum?! Und lehnen sich ster verliebt hatte! Ganz einfach immer Dir zu Diensten sein kann. die beiden Schmusekatzen nicht ausgedrückt: Walter war eifer- Allerdings wird dein Knecht mit auch manchmal an die Glocken, süchtig auf den Eindringling, einem Geigenkasten auftau- daß alle Leute im Haus herausgeder immer öfter abends mit sei- chen.“ Sankt Nikolaus dachte laufen kommen?!“ Jeden dieser ner Schwester spazierenging und nicht weiter darüber nach, dank- Vorwürfe hatte Knecht Ruprecht ihm diese bei jeder Gelegenheit te und zog sich zurück. Die Vor- mit einem vorsorglichen Schlag wegschnappte. bereitungen nahmen seine Zeit auf die Oberschenkel oder den Sankt Nikolaus war über die vollständig in Anspruch. Rücken seines künftigen Schwaseelischen Verhältnisse seiWährend des Gesprächs zwi- gers begleitet. Und als der Heines Knechtes nicht unterrich- schen Jesus und dem Heiligen lige Nikolaus ihm auch noch eitet; er hätte, um etwas zu erfah- wälzte sich Walter in seinem Bett nige Hiebe für zu spätes nächtren, beim Christkind nachfragen von einer Seite auf die andere. liches Heimkommen der beiden müssen. Aber dafür gab es kei- Morgen sollte er als Knecht Rup- freigab, da drosch sich der Walnen Grund. Für die seelischen recht tätig werden, aber wie aus ter seine Eifersucht und seinen Probleme von Ruprechten fühlte der Familie verschwinden? Er Seelenschmerz vom Herzen. er sich nicht zuständig; ihm ge- kam zu keinem Ergebnis. Plötzlich verlor er die Würde nügten die Probleme in den kleiAm nächsten Morgen las Wal- seines Knecht-Ruprecht-Amtes, nen Kinderherzen, die ihn sehn- ter auf dem Schwarzen Brett in so daß ihn der Heilige ermahnen süchtig erwarteten. der Schule: „Dienstag, 5. Dezem- mußte. Nach dem Verlassen des Die Anstellung des Walter ber, 15.00–16.00 Uhr, Mittwoch, Wohnblocks, in dem Walters FaMorhaupt als Knecht Ruprecht 6. Dezember, 15.00–16.00 Uhr milie wohnte, atmete dieser tief hätte keinerlei Schwierigkeiten Orchesterprobe.“ „Das ist die Lö- durch: „Das habe ich mir immer mit sich gebracht, wäre da nicht sung“, durchzuckte es ihn. „Die einmal gewünscht, den Franz die kleine Schwester des Wal- Orchesterprobe kann länger dau- verhauen zu dürfen.“ „Siehst ter Morhaupt gewesen. Sie stand ern. Der Knecht-Ruprecht-Dienst Du“, meinte der Heilige Nikonämlich auf der Besucherliste des beginnt um halb fünf.“ laus und lächelte unmerklich in Heiligen. Walter teilte deshalb Am Vorabend des Nikolaus- seinen Bart, „mir hat der GeigenSankt Nikolaus mit, daß es ihm tages schnappte sich Walter sei- kasten und die verordnete Ornicht möglich sei, unbemerkt aus ne Geige samt Geigenkasten, chesterprobe zu einem tüchtigen dem Hause zu verschwinden, um schwang sich auf sein Fahrrad, Knecht Ruprecht verholfen und dann am Abend mit ihm zusam- besuchte die Orchesterprobe Dir zu einer Abreibung für Deimen wieder dort aufzutauchen. und radelte schnurstracks zum nen künftigen Schwager. Dazu Der Heilige Nikolaus überleg- Heiligen Nikolaus. Der wunderte wirst Du nie mehr Gelegenheit te lange, wie er den Walter aus sich nicht wenig, als sein Knecht haben.“
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Freund und Helfer
Petr Anderle † Am 18. November starb Petr Anderle, ein Freund der Sudetendeutschen, mit 81 Jahren. Peter Barton, Leiter des Sudetendeutschen Büros in Prag, gedenkt seiner.
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nser Freund Petr Anderle wäre am 21. November 82 Jahre alt geworden, aber er erlag kurz vorher einer langen und schweren Krankheit. Der Kämpfer für eine sudetendeutschtschechische Versöhnung kam 1942 im mittelböhmischen Kladen zur Welt. Der Demokrat und Zeitungsredakteur wurde wegen Verbreitung antikommunistischer Flugblätter vom kommunistischen Regime verhaftet. Nach seiner Entlassung in der Zeit der Niederschlagung des Prager Frühlings war er Bergarbeiter in Schlesien. Dort lernte er den späteren Chef des Verbandes der Deutschen in dieser Region, Hans Mattis, kennen. 1998 gründete er mit Freunden den Bürgerverein Vaterländischer Pilger, der besonders in der Region Gesenke wirkte. Zu den erfolgreichsten Projekten jener Zeit gehörte mit Hilfe des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds die Straße der deutsch-tschechischen Verständigung bei Bautsch/Budišov nad Budišovkou. Von Anfang an arbeitete Anderle mit unseren Landsleuten in Deutschland zusammen, auch dann, wenn es für ihn in seiner Heimat nicht immer von Vorteil war. Nach der Gründung des Prager Sudetendeutschen Büros 2003 fand ich in Anderle einen treuen und opferbereiten Freund, auf dessen Hilfe ich mich selbst in schweren Zeiten verlassen konnte. Bei Anderle und dem leider bereits verstorbenen Mattis konnte ich mit jeder Hilfe rechnen, die ich damals brauchte. Anderle kämpfte in seiner Region für die Anerkennung der Sudetendeutschen Botschaft des guten Willens, Mattis wurde für mich zur echten, obwohl keineswegs offiziellen Stütze in der Landesversammlung der Deutschen. Zwischen uns dreien herrschten Vertrauen und Freundschaft. Anderle ist Autor von 60 Publikationen, die sich meistens auf die Leistungen der Sudetendeutschen in seiner Region beziehen. Darin war er ein Meister seines Fachs, ob in wissenschaftlichem oder populärem Stil verfaßt, die Sudetendeutschen spielen in seinen Berichten über auch weniger bekannte Persönlichkeiten der Geschichte seiner Region immer eine positive Rolle. Meinen persönlichen Freund und überzeugten Paneuropäer Petr habe ich in diesem Jahr zweimal in seiner Heimat Beskiden besucht. Am 10. Januar unterhielt ich mich noch gut mit ihm, obwohl er sich kaum noch bewegen konnte. Dagegen glich mein Besuch am 3. November einem stillen Abschied. Der Freund konnte fast nicht mehr sprechen, und in seinen traurigen Augen erkannte ich den nahenden Tod. Anderle wird bei mir und der sudetendeutschen Familie noch lange lebendig bleiben. Wir haben in ihm einen großen Fürsprecher der sudetendeutsch-tschechischen Verständigung verloren. Im Gebet werde ich seiner dankbar gedenken.
KULTUR
Sudetendeutsche Zeitung Folge 48 | 29. 11. 2024
„Kindleinbier und Kindleinbussen“ waren das Thema von Isabelle Hardt und Bettina Hofmann-Käs bei einer Vortragsveranstaltung der Heimatpflegerin der Sudetendeutschen in München. Die beiden Referentinnen stellten im Sudetendeutschen Haus mundartliche Begriffe rund um die meist erfreulichen Fakten zum Kindersegen in den Mundarten in Böhmen, Mähren und Sudetenschlesien vor. Die Sprachwissenschaftlerinnen von der Universität Gießen arbeiten seit langem am vielbändigen Projekt „Sudetendeutsches Wörterbuch“ und stellten seit 2013 schon in zehn Vorträgen in München Mundartbezeichnungen zu speziellen Themenbereichen vor.
� Vortragsreihe über das Sudetendeutsche Wörterbuch fortgesetzt
Kloppersturch und Kindheit
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a es über das Thema „Schwangerschaft und Geburt“ sehr viel zu erzählen gab, hatten sich die beiden Referentinnen das Thema aufgeteilt. Zunächst sprach Btettina Hofmann-Käs über die mundartlichen Bezeichnungen von der Empfängnis über Geburt bis hin zur Wochenbettzeit der Mutter. Das Kind sei auch damals oft vom Storch gebracht worden, was viele Redewendungen in der Mundart gezeigt hätten, so Hofmann-Käs. Sie brachte viele Beispiele, die auch in den Bildern ihres Vortrags nachzulesen waren. Die Häufigkeit von Schwangerschaften sei auch an Redensarten erkennbar gewesen wie „Kinder, Holz und Hoor wochsnd ulle Johr“ aus Nitzau im Böhmerwald,
Isabelle Hardt und Bettina Hofmann-Käs mit Heimatpflegerin Christina Meinusch (Mitte). Die Abbildungen stammen aus den Präsentationen (heller Hintergrund: Bettina Hofmann-Käs; dunkler Hintergrund: Isabelle Hardt. Bild: Tatjana Slesareva/Sudetendeutsche Heimatpflege wesen mit Bezeichnungen wie „Viarsegna“ (Unter-Tannowitz/Kreis Nikolsburg), „Wechnerinsejg‘n“ (Tetschen) oder„Firagong“ (Böhmerwald). Die Referentin schilderte auch den Wortschatz um die Pflege des Neugeborenen, etwa die verschiedenen Wickelarten und die regionale Verteilung von „Wickelpolster“ gegen „Steckkissen“. Das Füttern mit der Flasche sei in Bergen/Kreis Nikolsburg so beschrieben: „Wonn an Kind dos Duttl net gnomma hot, sa hots holt nocha es Flaschl griagt.“ Abschließend berichtete Hofmann-Käs noch über die hohen Ausgaben durch die Kin
oder „sie kriagt olla Jah a Kend und eim Herbst noch a Klans“ aus Groß-Waltersdorf/Kreis Bärn. Der wahre Grund sei allerdings auch bekannt gewesen: „Die heckn wie de Koarnöckl“ aus Lusdorf an der Tafelfichte im Isergebirge. Über den Klapperstorch habe man angenommen, daß er die Kinder aus dem Wasser bringe, wie die Referentin mit einer beeindruckenden Karte berichtete. In einigen Regionen seien die Kinder auch aus Wald und Flur oder dem Garten gebracht worden. Wenn „der Kloppersturch wos Klaines gebrucht hout“ (Warnsdorf), dann habe die Mutter im „Wochabett“ (Asch) oder „Kindlbett“ (Nitzau) gelegen. Dies sei früher oft lebensgefährlich gewesen. „Må schtait mit am Fouß im Grob, wenn å Kind af‘t Welt kummt“ (Schlackenwerth/Kreis Asch), denn viele Frauen starben im Kindbett: „Sie is im Wochabett gschtorbn“ (Asch). In dieser gefährlichen Zeit habe es auch bestimmte Speisen gegeben, von „Kendlasoppe“ (Hermannstadt/Kreis
Freiwaldau) bis „Kindlsuppn“ (Jechnitz/Kreis Podersam). Der erste Kirchgang der Wöchnerin sei der „Vorsegen“ ge-
deraufzucht: „Vül Kinnå måchn an årma Votå“(Falkenau). Weitere wichtige Punkte im Leben des Kindes behandelte Isabelle Hardt in ihrem Vortrag, der mit der Taufe begann. Schon Alois John habe in seinem Buch über „Sitte, Brauch und Volksglaube im deutschen Westböhmen“ geschrieben: „Der wirksamste Schutz des Kindes vor allem Bösen, das es in seinen ersten Anfängen bedrohen kann, ist die Taufe. Diese wird denn auch so bald als möglich vorgenommen, gewöhnlich am ersten oder dritten Tage nach der Geburt.“ Daraus habe sich nicht selten ergeben, daß die Mutter als Wöchnerin selbst habe oft gar nicht bei der Taufe ihres Kindes anwesend sein können. „In den Fällen, in denen man den Tod des Kindes schon kurz nach der Geburt oder gar noch früher befürchten muß, gibt ihm die Hebamme daher schon einmal eine Nottaufe.“ Dies sei schon vor der Geburt mit einer „Taufspritze“ möglich gewesen. Beim Verlassen der Stube sei der Täufling in Westböhmen mit Weihwasser bespritzt worsudetendeutschen Mundarten den mit den Worten: „An durch Erich Gierach und Ernst Heidn trog ma furt, an Schwarz an der Karls-UniverChristn bring ma wieda“, sität in Prag. oder im nordböhmischen 1957 wurde dieses Projekt Haida „En klenn Heidn an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) wiederaufgenommen. Dafür wurden damals 700 Gewährsleuten insgesamt 120 Fragelisten vorgelegt, deren Ergebnisse wie auch „freie“ Einsendungen bis heute ausgewertet werden. Außerdem werden Heimatchroniken und wissenschaftliche Publikationen gesichtet. Seit März 2021 hat das Team einen neuen Herausgeber, den Germanistikprofessor Thomas Gloning (JLU). Von dem Mammutprojekt, das schon zwei Jahrzehnte lang von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert und über das Collegium Carolinum (CC) in München vom Freistaat Bayern finanziert wird, erscheint jährlich eine Lieferung mit je 80 Seiten. Anvisiert ist nun auch eine digitale Präsentation des Sudetendeutschen Wörterbuchs. sh
Das Wörterbuch Anläßlich des Vortrags über Eigennamen in den Mundarten Böhmens und Mährens werfen wir einen Blick auf das „Sudetendeutsche Wörterbuch“, an dem Bettina Hofmann-Käsgemeinsam mit Isabell Hardt seit Jahren arbeitet und forscht.
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as Sudetendeutsche Wörterbuch ist ein wissenschaftliches Dialektwörterbuch, das die fünf verschiedenen deutschen Mundarten der geographischen Regionen Böhmen, Mähren und Sudetenschlesien darstellt. Dabei geht es um das Mittelbairische in unterschiedlichen Regionen vom mittleren Böhmerwald bis Südmähren, das Nordbairische oder Oberpfälzische in Westböhmen, das Ostfränkische in Nordwestböhmen, das Obersächsische in Nordböhmen und das Schlesische in Ostböhmen und Nordmähren. Die Geschichte dieses Forschungsprojektes begann in der Zwischenkriegszeit mit einer Sammlung zu einem Wörterbuch der
7 trohmer fort, und enn klenn Christn brengn mer wieder.“ Neben dem Vater, gegebenenfalls der Mutter und der Hebamme, hätten an der Taufe auch die Paten teilgenommen: „Taffpoat war mäistns aengara Vawandta“ (Asch). Die Anzahl der Paten habe variiert. Es habe viele verschiedene Bezeichnungen für den Paten oder die Patin gegeben: „Gevatter, Gevatterpate, Gote(l)/Göte(l), Götvetter, Paterich, Patherr, Patmännlein, Patvetter, Taufgöte(l)“. Die Bezeichnung „Got/Gote“ wiederum spiegele schon seit althochdeutscher Zeit die Aufgabe der Paten als geistliche „Eltern“ ihrer Patenkinder wider; demgemäß hießen sie „Vater/Mutter in Gott“. „Daraus ergibt sich also ein sehr ehrenwertes Amt.“ Zu jemandem, der zum ersten Mal Taufpate wird, sage man daher im nordböhmischen Steinschönau, er habe die „erste Stuffe em Himmel“ erreicht. Der Pate habe ein Geschenk mitbringen und später an der Erziehung mitwirken sollen. Nach der Taufe habe es das Taufessen gegeben, das variiert habe. So habe der Volkskundler Alois John berichtet: „Das Taufessen besteht… im Egerlande aus der Biersuppe… Dazu kommt Sauerbraten, Knödeln, Kaffee und Kuchen, Bier oder Branntweinsemmel.“ Aus dem Kreis Mies sei von einer Gewährsperson berichtet worden, daß bei dieser Feier auch Bier und Wein gereicht werde, daher komme auch die Bezeichnung
„Kindleinbier“ für das feierliche Mahl an mehreren Orten. Nach der Taufe schilderte die Referentin diverse Ängste der Eltern. Dazu hätten die Angst, daß das Kind durch einen „Wechselbalg“ ausgetauscht werden könnte, sowie die Furcht vor Krankheiten gehört. Hilfreich dagegen sollte in Iglau sein:„Zum Schutz vor der Weißen Frau, die Kinder vertausche und Wechselbälge unterschiebe, legte früher die Hebamme dem Kinde einen geweihten Rosenkranz um den Hals. Später wurde er nur mehr um das Wickelband geschlungen.“ Heute kaum bekannt sei das „Verschreien“ oder „Berufen“. Dieses Wort bezeichne zunächst einmal den Aberglauben, jemanden oder etwas mit einem bösen Blick zu verhexen. Konkret auf den Säugling bezogen, meine es, daß man diesem Krankheiten oder Untugenden anhexe. Dazu habe es in der Iglauer Sprachinsel geheißen: „Das Kind mußte auch hier irgend ein rotes Maschl gegen das Vaschrein am Kleidchen haben.“ Beschwörende Riten und abergläubische Handlungen seien auch bei Krankheiten ein Gegenmittel gewesen. Sprüche sowie Hausmittel seien gegen Fraisen, also Krämpfe, Blähungen und auch rätselhafte Leiden eingesetzt worden. Trotz der oft „markigen Kuren“ habe man am Ende oft feststellen können, daß das Kleine genesen sei und gut gedeihe. In Hochofen in Westböhmen stelle man sodann fest: „‘S kimt gout davooh.“, oder auch „‘S bagroost si.“ (es begrast sich). „Eine Gewährsperson erklärte dazu: Es begann wohl zu wachsen wie das Gras auf der Wiese.“, schloß Isabelle Hardt ihren spannenden Vortrag. Susanne Habel
8 Anfang November veranstaltete das Haus des Deutschen Ostens (HDO) in München das kabarettistische Konzert „Der Menschheit Würde ist in eure Hand gegeben …“ mit dem Schauspieler und Musikkünstler Andreas Bittl. Operettenschmankerln, kabarettistische Musiknummern und beliebte Wienerlieder erfreuten das Publikum nach der Begrüßung durch HDO-Direktor Andreas Otto Weber.
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er 1973 in München geborene Andreas Bittl lernte als Kind Akkordeon und Klavier und wurde Gitarrist in einer Rock‘n‘-Roll-Band. Der junge Künstler Bittl absolvierte von 1994 bis 1997 eine Schauspielausbildung an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Bittl hatte anschließend Festengagements am Burgtheater Wien (1997–1998), wovon er eine Wien-Affinität behalten habe, so Bittl, am Staatstheater Schwerin (1998–1999) und am Bayerischen Staatsschauspiel (in München 2000–2002). Seit 2002 arbeitet Andreas Bittl als freiberuflicher Schauspieler, den man aus vielen Spielfilmen und Krimis kennt. Er ist jedoch auch ein fantastischer Musiker und Sänger, wie er im HDO zeigte. Er bot ein Medley von beliebten Lieder wie „Die Novaks aus Prag“, „Ich bin ein stiller Zecher“ („I Am a Quiet Drinker“) und „Ja, da wär es halt gut, wenn man Englisch könnt“ von Her-
KULTUR
Sudetendeutsche Zeitung Folge 48 | 29. 11. 2024
� Unterhaltsames Konzert im Haus des Deutschen Ostens in München
Reise durch das Musikkabarett mann Leopoldi. Der polka“ von Georg 1888 in Wien-GauKreisler. 1922 in eidenzdorf als Hersch ne jüdischstämmiKohn geborene, jüge Familie in Wiendischstämmige geboren, war er nach Komponist und Klader Machtübernahvierhumorist war eime der Nationalsoner der populärsten zialisten in ÖsterLiederkomponisten reich 1938 mit seiund Vortragskünstnen Eltern in die ler. Er wollte 1938 Vereinigten Staaten vor dem drohenden emigriert und nahm „Anschluß“ Öster1943 die US-amerireichs erst in die kanische StaatsbürTschechoslowakei, gerschaft an. 1955 dann die USA fliekehrte er nach Eurohen, wurde jedoch pa zurück. interniert und erst Der Komponist, ins KZ Dachau, dann Pianist, Sänger und nach Buchenwald Dichter begann seideportiert, wo er das ne Karriere schon in berühmte „Buchenden USA und wurwaldlied“ kompode erst seit MitHDO-Direktor Professor Dr. Andreas Otto Weber applaudiert dem Multitalent Andreas Bittl. nierte. te der 1950er JahBilder: Lilia Antipow re im deutschen Seine nach Ame- rika geflohene erste Sprachraum durch Frau konnte ihn jedoch freikau- derbares sein“ lieferte. Geboren Benatzky lebte zeitweise in Ber- „Wienerlieder“ wie „Der Tod, fen, wo er eine neue Karriere be- 1884 in Mährisch Budwitz als Ru- lin und zog 1932 in die Schweiz. das muß ein Wiener sein“ oder gann. 1947 knüpfte er, zurück in dolph Benatzky, begann er nach Auch er emigrierte in die USA „Wien ohne Wiener“ populär. Er Wien, an seine Vorkriegskarriere abgeschlossenem Philosophie- und kehrte 1948 in die Schweiz trat erst in Wien, später in Münan, wo er 1959 starb. und Musikstudium Lieder für zurück. chen und Berlin auf. Ein ähnliches Schicksal hat- das Kabarett zu schreiben. 1910 Als typisch wienerische StücAb 2001 war Georg Kreisler te Ralph Benatzky, von dem Bittl folgte seine erste Operette, 1930 ke gab Bittl „Tauben vergiften“ nicht mehr mit seinen Liedern auf bravourös „Es muß was Wun- der Dauerhit „Im weißen Rößl“. und die hektische „Telefonbuch- der Bühne. Stattdessen schrieb
Im Haus des Deutschen Ostens in München (HDO) traten zwei bedeutende Übersetzer und Kulturvermittler auf. Alexandru Bulucz und Georg Aescht diskutierten im HDO beim Podiumsgespräch „Die Sprache zwischen Übersetzung und Überwindung“ den Kulturtransfer durch Übersetzung.
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ie deutsch-rumänischen Beziehungen veranschaulichen geradezu beispielhaft, daß Minderheiten und Mehrheiten sich stets wandelnde Konstellationen sind. Die deutsche Minderheit konnte ein Bindeglied zwischen Ost und West in Rumänien und nach der massenhaften Auswanderung ‒ als Teil der Mehrheit ‒ ebenso in Deutschland sein. Massenhafte Auswanderung setzte jedoch in den letzten Jahrzehnten auch in der Mehrheitsbevölkerung in Rumänien ein und richtete sich teilweise nach Deutschland. Der Transfer von Wissen und kulturellen Praktiken gewann damit an Vielfalt und zeigt sich im literarischen Bereich in all seinen Facetten. Georg Aescht, der 1953 in Zeiden/Codlea in Siebenbürgen geboren wurde, ist ein siebenbürgischer Literaturkritiker, Publizist und Übersetzer rumänischer Literatur ins Deutsche. Alexandru Bulucz, geboren 1987 in Karlsburg/Alba Iulia in Rumänien, ist ein deutschsprachiger Lyriker, Literaturkritiker, Übersetzer und Herausgeber. Die beiden Übersetzer, die den sich wandelnden Konstellationen im Bereich der
Am Sonntag, 1. Dezember eröffnet im Stadtmuseum Waldkraiburg die Ausstellung „Waldkraiburg sammelt. Das Gestern für Morgen sichern“. Sie nimmt das 75jährige Jubiläum der Stadt Waldkraiburg im oberbayerischen Kreis Mühldorf am Inn zum Anlaß, um über das Sammeln als zentrale Aufgabe eines Museums nachzudenken.
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as aus der Vergangenheit und was aus unserer Gegenwart ist wichtig für unsere Zukunft? Woran wollen wir uns erinnern? Das Sammeln ist ein Urinstinkt des Menschen. Bereits vor Tausenden von Jahren besaßen unsere Vorfahren besondere Sammlungsstücke, wie die Venus von Willendorf oder andere Funde zeigen. Auch
Alexandru Bulucz, Enikő Dácz und Georg Aescht sowie vorne Dr. Lilia Antipow und Kulturreferentin Dagmar Seck.
� Übersetzertreffen im HDO
Bedeutende Vermittlungsarbeit literarischen Übersetzungen aktiv mitgestalten und sie aus der Perspektive unterschiedlicher Generationen reflektieren können, sprachen im HDO über die
sprachlichen, kulturellen und politischen Herausforderungen der Vermittlungsarbeit, berichteten Heiteres und Trauriges aus ihren Übersetzungswerkstätten und
lasen einige ausgewählte Texte vor. Sie berichteten auch von den sprachlichen, kulturellen und politischen Hürden, die sie in ihrer Arbeit überwinden müssen.
Die Kulturreferentin des Verbandes, Dagmar Seck, und die Leiterin der Öffentlichkeits-, Medien- und Pressearbeit und der Bibliothek des HDO, Lilia Anti-
� Neue Ausstellung in Waldkraiburg
Das Gestern für Morgen sichern das Bedürfnis, die eigenen Besitztümer anderen zu präsentieren, kann man sogar schon bei Kindern beobachten. Um in das Thema einzuführen, geben wir Einblicke in private Sammlungen von Waldkraiburger Bürgerinnen und Bürgern: Ob Teddybären (Ý rechts), Musikinstrumente oder Nippes, alles kann zum Sammlungsobjekt werden. Aber es soll auch gezeigt werden, wie das Stadtmuseum Waldkraiburg heute sammelt. Denn
das moderne Museumswesen entstand im 16. Jahrhundert, hat sich aber seitdem auf der ganzen Welt weiterentwickelt und verändert. Auch die Sammlungen in Waldkraiburg stellen sich diesen Veränderungen und den damit einhergehenden Fragestellungen. In der Ausstellung wollen wir uns insbesondere den Fragen widmen: Wie sammelt ein Museum? Was sind die wichtigen Themen für unsere Museumssammlung in Waldkraiburg, und wel-
er Romane, Kurzgeschichten und Essays, komponierte und engagierte sich auch politisch. 2011 starb Georg Kreisler im Alter von 89 Jahren in Salzburg und wurde in Salzburg-Aigen beigesetzt. Vom gebürtigen Westpreußen Theo Mackeben, der 1897 in Preußisch Stargard zur Welt kam, hörten die begeisterten Gäste das schmelzend-süße Lied „Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da“ aus dem Jahr 1938. Der Pianist, Dirigent und Komponist vieler bekannter Bühnenund Filmmusiken wurde in Berlin bekannt und leitete 1928 die Uraufführung der „Dreigroschen oper“. Er komponierte die Musik zu vielen erfolgreichen Filmen der Zeit, etwa zu „Bel Ami“, der von Willi Forst 1938 mit sich selbst in der Haupt- beziehungsweise Titelrolle inszenierten Verfilmung des Romans „Bel Ami“ von Guy de Maupassant. Und natürlich gab es auch noch weitere Zuckerln. „Als ich noch Prinz war von Arkadien“ von Jacques Offenbach (1819– 1880) und „Geht‘s und verkauft‘s mein Gwand“ von Johann Strauss Sohn (1825–1899) entstammten eher der österreichischen Musiktradition. „Das Lied von der Krummen Lanke“ von Fredy Sieg (1878–1962) und „Berlin ist ja so groß“ von Otto Reutter (1870– 1931) führten wieder in die Kabarettszene Berlins. So reiste Bittl mit den HDO-Gästen durch die Welt des Musikkabaretts. Susanne Habel pow, begrüßten die Gäste zu Beginn der Veranstaltung. Enikő Dácz (IKGS) moderierte die Diskussionsrunde. Dabei wurden insbesondere die Bedeutung der Übersetzung als kulturelle Transferleistung und die Herausforderungen deutlich, die mit der Arbeit in einem mehrsprachigen und multikulturellen Umfeld verbunden sind. Seit Jahrzehnten spielt auch die deutsche Minderheit in Rumänien, besser gesagt, die Repräsentanten ihres „transsilvanischen Europäismus“ (Georg Aescht) eine entscheidende Rolle als kulturelles Bindeglied zwischen Ost und West. Die Podiumsdiskussion war eine Kooperation des HDO mit dem Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas (IKGS) an der Ludwig-Maximilians-Universität München und dem Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland. Sie gehörte zum Begleitprogramm der Ausstellung „Deutsche Minderheit in Rumänien“ im HDO. Das HDO bietet seit Jahrzehnten eine Plattform für den Austausch zwischen deutschspachigen Autoren aus Rumänien und Lesern. In den vergangenen Jahren fanden hier zahlreiche Lesungen namhafter Schriftsteller wie Herta Müller, Oskar Pastior und Iris Wolff statt. Diese Veranstaltungen haben nicht nur das literarische Erbe der deutschsprachigen Gemeinschaft in Rumänien gewürdigt, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Vielfalt Bayerns geleistet. che Erinnerungen wollen wir für die Zukunft sichern und bewahren? Partizipative Elemente laden die Besucher ein, sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen und eventuell sogar selbst zur Ausstellung beitragen. Denn die Ausstellung soll während der Laufzeit anwachsen. Gefragt sind besondere Stücke, die Landsleute gesammelt haben und uns über den Zeitraum der Ausstellung zur Verfügung stellen möchten. „Waldkraiburg sammelt. Das Gestern für Morgen sichern“ in Waldkraiburg, Stadtmuseum Waldkraiburg, Braunauer Straße 10. Donnerstag bis Sonntag 14.00–17.00 Uhr. 23. Dezember bis 1. Januar und 6. Januar geschlossen. Eintritt frei.
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VERBANDSNACHRICHTEN
Sudetendeutsche Zeitung Folge 48 | 29. 11. 2024
SL-Kreisgruppe Mindelheim/Bayerisch-Schwaben
Viktor Polansky † Am 11. Oktober starb Viktor Polansky, ein Zeitzeuge des Brünner Todesmarsches und Obmann der SL-Ortsgruppe Ettringen, mit 87 Jahren in Ettringen im Unterallgäu.
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Die Sing- und Spielschar der Böhmerwäldler bei der Europeade, dem größten europäischen Trachten- und Folklorespektakel im sardinischen Nuoro.
Sing- und Spielschar der Heimatgruppe des Deutschen Böhmerwaldbundes Ellwangen/Baden-Württemberg
Bei der Europeade in Sardinien Die Sing- und Spielschar der Heimatgruppe des Deutschen Böhmerwaldbundes im badenwürttembergischen Ellwangen verbreitete mit ihrer Teilnahme an der Europeade in Nuoro auf Sardinien internationale Folklorestimmung. Die 22köpfige Gruppe begeisterte das Publikum mit traditionellen Tänzen, einer farbenfrohen Mischung aus Böhmerwäldler, Schönhengster und schwäbischen Trachten sowie einem mitreißenden Musiktrio.
zimmern und Stuttgart angereist waren, zu einem harmonischen Auftritt. „Wir hatten dieses Mal mehrere Teilnehmer dabei, die noch keinen Auftritt absolviert hatten – da war die Vorbereitung schon eine Herausforderung“, erklärte Sophie Grill. Die Europeade, das größte Trachten- und Folklorefestival Europas, zog in diesem Jahr rund
3000 Teilnehmer aus 17 Ländern an, die ihre kulturellen Traditionen mit Musik, Tanz und Gesang präsentierten. Neben der Vielfalt an bunten Trachten und mitreißenden Klängen, die die Straßen und Plätze der sardischen Stadt füllten, konnte auch die Ellwanger Gruppe mit ihren einstudierten Tänzen überzeugen. Nicht nur die Tänze, sondern auch die
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as Trio, bestehend aus Akkordeon, Tenorhorn und Gitarre, sorgte nicht nur bei den Tänzen für die passende musikalische Untermalung, sondern heizte auch beim Umzug durch die Straßen Nuoros und zwischen den Auftritten die Stimmung kräftig an. Sophie Grill, die die Choreografien mit den Tänzern vorbereitet hatte, führte die Gruppe, deren Teilnehmer aus Ellwangen sowie aus München, Bamberg, Niedernhall, Dörren-
Ein Wolgaster im Flutlicht.
Bild: Rainer Grill
Trachten sorgten für Begeisterung. Die Ellwanger waren dabei besonders vielfältig aufgestellt. Vor allem Böhmerwäldler Trachten prägten das Bild, doch auch Schönhengster und schwäbische Trachten setzten bunte Akzente. Ein Höhepunkt war der große Umzug durch die Stadt Nuoro, bei dem die Gruppe – begleitet von ihrem Musiktrio – für ihre Darbietung reichlich Applaus erhielt. „Die Europeade ist für mich seit Jahrzehnten ein Höhepunkt des Jahres“, betonte Berthold Nader. Auch Jana Kempf, der die Organisation oblag, freute sich über die gelungene Teilnahme. „Es hat großen Spaß gemacht, die Europeade zu planen, da die Anreise verteilt war auf Autos, Kleinbusse und Flugzeug.“ Herzlichkeit, Musik und Tanz und viele Begegnungen prägten die Europeade. Sie war eine Veranstaltung voller Freundschaft und kultureller Vielfalt, die eine Brücke zwischen den unterschiedlichen europäischen Traditionen schlug.
SL-Ortsgruppe Naila/Oberfranken
Erinnern und Aufklären Am Volkstrauertag gedachten die oberfränkische SL-Ortsgruppe Naila, die Stadt und die Kirchen Nailas mit den Bürgern und Vereinsabordnungen in Gottesdiensten und am Friedhofsehrenmal der Opfer der Weltkriege und Vertreibungen, der Bürgerkriege und politischen Verfolgungen unserer Tage, im Besonderen der Opfer des verbrecherischen Angriffskrieges gegen die Ukraine durch Wladimir Putin und der Opfer infolge des islamistischen Hamas-Terrors.
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n seiner Andachtsansprache gedachte Pfarrer Rudolf Binding der vergangenen Kriegszeiten und der vor uns liegenden Zeiten. Er ging neben den gesamten Kriegsopfern vor allem
auf die Opfer des Kriegsjahres 1944 ein. Trotz 80 Jahren Frieden bei uns, aber weiterem großen Leid in vielen Ländern der Welt, müßten wir uns fragen, welche Lehren wir aus der Geschichte ziehen sollten. Bringe ein Leben ohne Gott den ersehnten Frieden oder solle Gott um einen neuen Geist, um sein Erbarmen gebeten werden, so Pfarrer Binding. Bürgermeister Frank Stumpf sprach in seiner Gedenkrede angesichts der furchtbaren Kriegsund Vertreibungsereignisse vor rund 80 Jahren von der Notwendigkeit, Demokratie heute zu stärken. Allerdings werde die zeitliche und geistige Entfernung von diesen schrecklichen Erlebnissen mit Millionen von Soldaten- und Zivil-, von Holo-
caust- und Gewaltopfern immer größer, die Kriegserlebnisgeneration immer weniger. Nachdenklich werde man über die Todesopfer von Bundeswehrsoldaten, die für den Frieden in den Krisengebieten im Einsatz gewesen seien oder deren Einsatz noch zu erwarten sei. Nach Kriegsende 1945 habe große Hoffnung geherrscht, daß auf Dauer die Waffen schweigen würden. „Nie wieder“ verpflichte uns, auch die nachwachsende Generation gegen Haß und Hetze radikaler Politströmungen, gegen Antisemitismus, aufzuklären und Erinnerungen wachzuhalten. Bürgermeister Frank Stumpf ermutigte, gerade jetzt und als Auftrag des Volkstrauertages Gegenwart und Zukunft in
Frieden und Freiheit, gegen jede gesellschaftliche Spaltung aktiv mitzugestalten in Achtung der Menschenwürde und des Selbstbestimmungsrechts. Nach der Kranzniederlegung am Ehrenmal der Stadt Naila gedachte der Bürgermeister der Opfer von Gewalt und Krieg, derer, die durch Gefangenschaft, Vertreibung, Massaker, rassistische und religiöse Verfolgung ihr Leben verloren hätten. Er dankte der Geistlichkeit der evangelischen und katholischen Kirchen, dem Posaunenchor Naila, den Bürgern und Vereinen, namentlich der Freiwilligen Feuerwehr, dem THW, der Reservistenkameradschaft, dem VdK, der SL und dem BdV für die Teilnahme mit Kranz und Fahne. fs
Die Reservisten Kathrin Findeiß und Harald Dressler, davor Jürgen Nowakowitz, Bürgermeister Frank Stumpf, SL-Ortsobmann und BdV-Ortsvorsitzender Adolf Markus, Pfarrer Rudolf Binding, Claus Hempfling, Horst Kaschel und Dekan Andreas Seliger.
m 6. August 1937 kam er in Brünn zur Welt. Er hatte eine glückliche Kindheit bis zum 31. Mai 1945. Dann mußte er mit seinen Eltern und seiner Schwester den Todesmarsch mit all seinen schrecklichen Erlebnissen durchleben. Zudem starb seine Mutter in Wien, wo sie beerdigt wurde. Im Zuge der Vertreibung strandete er in Kirchheim in Schwaben. Er war von seinem Vater und seiner Schwester getrennt worden und mußte sich alleine durchschlagen. Hunger war sein größtes Problem. Mit 16 Jahren fand er in einer Ettringer Papierfabrik Arbeit. Hier lernte er seine spätere Frau Gertrud kennen. Als 18jähriger ging er für fünf Jahre zur Bundeswehr. 1961 heiratete er Gertrud standesamtlich. Der dortige Pfarrer hatte eine kirchliche Trauung verweigert, da Polansky keine
Geburtsurkunde vorlegen konnte. Als ein neuer Priester die Pfarrei übernahm, traute er das Paar auch ohne die Geburtsurkunde des Bräutigams. Polanskys ganzer Stolz waren seine Kinder Viktor und Christine. 1966 begann für ihn ein bewegtes Leben. Er wechselte zu Mercedes-Benz nach Stuttgart. Für Mercedes-Benz ging es dann nach Argentinien, Brasilien, in die Türkei, nach Afrika, Spanien, Österreich, Nordspanien bis in die indonesische Hauptstadt Jakarta. Als Rentner bereiste er mit seiner Frau das Allgäu und Skandinavien und erkundete seine Heimat und die übrige Tschechische Republik. Oft nahm der mit der SL-Landesgruppe Bayern am Brünner Versöhnungsmarsch teil und freute sich über die positive Entwicklung vor allem bei den jüngeren Tschechen. Er hatte Heimaterde in seinem Grab gewünscht. Seine Familie erfüllte ihm diesen Wunsch. Die bayerisch-schwäbische SLKreisgruppe Mindelheim trauert um ein aktives Mitglied. Edmund Schiefer
SL-Bezirksgruppe Oberfranken
Ewald Pechwitz † Am 13. November starb Ewald Pechwitz, langjähriger Obmann der oberfränkischen SL-Ortsgruppe Burgkunstadt, mit 85 Jahren im Klinikum in Coburg.
E
wald Pechwitz kam am 25. Dezember 1938 in Graber im damaligen Kreis Leitmeritz in Nordböhmen zur Welt. Im Zuge der Vertreibung strandete er mit Mutter Hilde und Schwester Hanne 1945 in Lagern in Sachsen und Thüringen. Dort verbrachten sie entbehrungsreiche Monate bis sein Vater Ernst seine Familie fand und nach Oberfranken holte. In Burgkunstadt und später in Altenkunstadt fand Ewald ein neues Zuhause. Trotz der Entwurzelung und schweren Nachkriegzeit ging er entschlossen seinen Weg. Nach der Oberrealschule in Kulmbach machte er eine Maschinenschlosserlehre und studierte Ingenieurwesen in Nürnberg. Acht Jahre lang brachte er sein Fachwissen beim TÜV in Nürnberg ein, 1970 wagte er den Schritt in die Selbständigkeit. Er gründete eine Tankstelle, später einen Kfz-Betrieb mit Autohandel in Altenkunstadt. Der Betrieb wurde zu einem wichtigen Teil seines Lebens. Der Kontakt zu seinen Kunden bedeutete ihm viel. Nicht selten riefen ihn nachts Kunden an und baten ihr Auto abzuschleppen. Inzwischen ist die Werkstatt verpachtet, und sein Sohn Gunther führt die Tankstelle. Auch nach dem Eintritt in den Ruhestand unterstützte er seinen Sohn in der Tankstelle. Dieses Engagement schätzten seine Kunden und Mitarbeiter und dankten mit jahrzehntelanger Treue. Mittelpunkt seines Lebens war allerdings seine Familie. 1963 heiratete er Wiltraut in Vierzehnheiligen. Mit ihr bestritt er alle Höhen und Tiefen und baute sein Unternehmen auf. Seine Kinder Gunther, Wilfried und Ute sowie die Enkelkinder Nicholas und Lea waren ebenso wichtige Bezugspunkte wie seine Schwester Hanne. Bis zuletzt sorgte er sich um Wiltraut, anstatt sich um die eigene Genesung zu kümmern.
Ewald interessierte sich nicht nur für Technik. Seine Begeisterung für Sprachen, die er sein ganzes Leben lang pflegte, ließen ihn Englisch, Französisch, Spanisch und Tschechisch lernen. Seiner Liebe zu Sprachen blieb er bis zum Schluß treu und lernte noch im Krankenhaus für seinen tschechischen Sprachkurs in Bayreuth. Gerne besuchte er Vorträge des Colloquium Historicum Wirsbergense – Heimat- und Geschichtsfreunde in Franken. Seine Kinder erinnern sich gerne an die jährlichen Campingurlaube in verschiedenen Länder in Europa. Heimat war ebenfalls ein zentraler Aspekt seines Lebens. Als Obmann der SL-Ortsgruppe Burgkunstadt und Umgebung engagierte er sich sehr und hielt die Erinnerung an die Heimat lebendig. Seine jährlichen Reisen nach Tschechien, insbesondere nach Leitmeritz zum Magdalenenfest in der Aprikosenzeit, bezeugten diese Verbundenheit. Auch im hohen Alter scheute er keine Herausforderung. Mit 82 Jahren erklomm er den Milleschauer, mit 837 Metern der höchste Berg des Böhmischen Mittelgebirges – eine eindrucksvolle Erinnerung an seine Energie und seine Heimatliebe. Die Sudetendeutschen danken Ewald Pechwitz für seine liebevolle Art. Er hat sich rührend um die Landsleute gekümmert, gab gerne sein umfangreiches Wissen weiter und war stets erpicht, Neues aus der alten Heimat zu erfahren. Regelmäßig reiste er nicht nur zum Magdalenenfest. Gemeinsam mit Freunden erforschte er auch ohne Groll die Region und freute sich über jede Verbesserung vor Ort. Er liebte die Einkehr im Bahnhofscafé von Leitmeritz, den Blick auf den Dom, die Stadtmauer und die rechts liegende Jesuitenkirche. Genauso vermißte er das Böhmische Mittelgebirge, in dem sein Heimatort Graber liegt. Wir von der SL-Bezirksgruppe Oberfranken werden ihn und seine vorbildliche Arbeitsweise vermissen. Ute Daniel
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AUS DER HEIMAT
Sudetendeutsche Zeitung Folge 48 | 29. 11. 2024
Vor drei Jahren begannen Zdenek und Emil Mateiciuc, ein dunkles Geheimnis in der Geschichte der im historischen Kuhländchen liegenden Stadt Odrau zu lüften. Alles fing mit dem Firmenschild „Irmgard Winkler Blumenhandlung“ an, das Dekan Petr Kuník 2021 auf dem Dachboden des Pfarrhauses gefunden hatte.
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ntensive Recherchen, auch in Deutschland bei einer fast unmittelbar Beteiligten, brachten an den Tag, was am 7. Mai 1945, dem Ende des Krieges, in Odrau passiert war. Die Oder führte Hochwasser, und die drei Brükken wurden von abziehenden deutschen Truppen gesprengt. Mit erheblichen Schäden blieb jedoch der eiserne Fußgängersteg, auch Blumenbrücke genannt, übrig. Über diese drangen am 6. Mai 1945 gegen 21 Uhr Kampftruppen der 38. Sowjetischen Front mit leichten Fahrzeugen in die Stadt ein. Ein einfaches Haus links an der Schloßstraße mit dem Schild „Irmgard Winkler Blumenhandlung“ entging einigen sowjetischen Soldaten nicht. Am nächsten Tag brachen sie in das Haus
Blumenmahnmal auf dem Friedhof. ein und vergewaltigten im Beisein der Eltern Franz und Aurelie Winkler deren unverheiratete Töchter Elisabeth und Irmgard. Elisabeth Winkler floh über die Straße zur Brauerei Fried und erhängte sich. Irmgard schnitt sich die Pulsadern auf, ebenso ihre
Professor Dr. Ulf Broßmann und Christine Habermann von Hoch auf dem Friedhof, Zdenek Mateiciuc und Dekan Petr Kuník vor der Blumenhandlung.
Odrau/Kuhländchen
Im Mai 1945 verblühten 42 Blumen Mutter Aurelie, und Vater Franz Winkler erschoß sich. Weitere 38 Bewohner Odraus kamen in diesen düsteren Zeiten auf ähnlich entsetzliche Weise ums Leben. Alle wurden zwar im Odrauer Friedhof begraben, aber die Orte sind heute unbekannt, und keines der Gräber blieb erhalten. Die Namen der unschuldigen Opfer schienen für immer vergessen zu sein. Zdenek Mateiciuc und sein Bruder Emil, die schon viele Initiativen und Projekte für die tschechisch-deutsche Verständigung ins Leben gerufen hatten, beschlossen, die 42 Namen dem Vergessen zu entreißen. Ende Oktober wurde dieses tragische Kapitel symbolisch ab-
geschlossen und in Odrau der Gruppe zum Odrauer Friedhof, Diese einzigartigen und unBlumenweg zum Andenken an wo der Blumenweg endet. Dort verwechselbaren Denkmale, die die 42 Opfer eröffnet. Eine be- befindet sich eine zweite, grö- die Geschichte des Ortes und achtliche Anzahl Odrauer und ßere Gedenkstätte mit stilisier- des grausamen Geschehens dauKuhländler traf sich an der Blu- ten stählernen Rosenblättern, in erhaft widerspiegeln, schuf die menbrücke, dem eisernen Fuß- die die 42 Namen der unschuldi- deutsch-tschechische Bildhauegängersteg über die Oder. Dort gen Opfer eingestanzt sind. Da- rin und Metalldesignerin Chribeginnt der Blumenweg. Bürger- mit wird bleibend an die auf tra- stine Habermann von Hoch, die meister Libor Helis und Martin gische Weise umgekommenen auch über ihre Gedanken bei Vitko vom Kreisarchiv in Neu- deutschen Odrauer erinnert. Ih- der Umsetzung der Mahnmale titschein erinnerten an die Mai- re Namen geraten nie in Verges- sprach. tage 1945 und die Ereignisse in senheit, sie kehrten damit in ihre Dekan Petr Kuník segnete die Odrau. Heimat zurück. Gedenkstätten und legte dabei Schweigend wanderten die Teilnehmer anschließend die Schloßstraße hinauf bis zur Burgstraße zu jener Stelle, an der einst das Blumengeschäft von Irmgard Winkler stand. Heute befindet sich dort das erste Mahnmal mit zwei stilisierten Rosen und einer erklärenden Tafel. In seiner Gedenkrede berichtete Zdenek Mateiciuc in bewegenden Worten, was an diesem Ort am 7. Mai 1945 geschehen war. Entlang der im Gehsteig eingelassenen, wegweisenden Blumenplatten ging die Bei der Blumenbrücke spricht Kreisarchivar Martin Vitko.
Heimatverbliebender Odrauer
Adalbert-Stifter-Medaille
Karl Gold †
Zdenek Mateiciuc geehrt Ende Oktober verlieh Ulf Broßmann, Landschaftsbetreuer des Kuhländchens, Zdenek Mateiciuc in dessen Büro namens der SL die Adalbert-Stifter-Medaille für seine herausragenden Verdienste als Wegbereiter zur Versöhnung und dank seines unermüdlichen Engagements zur Aufarbeitung der deutsch-tschechischen Vergangenheit sowie seiner nachhaltigen Initiativen zur Bewahrung des deutschen und gemeinsamen Kulturerbes. Broßmann berichtet.
und verfallene Häuser, Fabriken, Kirchen und Kapellen, alles in einem desolaten Zustand. So faßte er schon damals den Entschluß, die Historie der Stadt Odrau und deren deutsch-tschechische Vergangenheit zu ergründen. Nach der Samtenen Revolution gründete Zdenek Mateiciuc mit seinem Bruder Emil dort,
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m Mai 2024 schrieb mir mein Freund Zdenek Mateiciuc: „Ich bin froh, daß wir die Gelegenheit hatten, etwas für Sie, unsere lieben Landsleute, zu tun. Aber selbst, wenn es tausendmal mehr gäbe, könnte das das Unrecht, das Ihnen angetan wurde, nicht wiedergutmachen.“ Diese Zeilen werfen ein bezeichnendes Licht auf Zdeneks Einstellung zur tschechischdeutschen Vergangenheit. Nach dem verheerenden Zweiten Weltkrieg kam er am 27. Mai 1946 in Odrau im Kuhländchen zur Welt. Er war noch ein Baby, als die schrecklichen Folgen für deutsche Bewohner in der wiedererstandenen Tschechoslowakischen Republik ihren Lauf nahmen. In seiner Familie wuchs er mit drei Geschwistern glücklich, aber in einfachen Verhältnissen auf. Er studierte Elektrotechnik und absolvierte den Militärdienst. Dabei fand er viele Spuren, die auf die Vertreibung der deutschen Einwohner hinwiesen: verlassene
eine Stelle des Buches Hiob im Alten Testament aus, in dem berichtet wird, wie sich Hiobs Leben innerhalb kurzer Zeit völlig verändert. Kuník übertrug dies auf die unschuldigen Opfer von Odrau, bei denen Ideologie, Haß und Krieg das Leben ebenfalls in wenigen Augenblicken zerstörten. Ulf Broßmann, Landschaftsbetreuer des Kuhländchens, wies in seinem Gedenken am Mahnmal darauf hin, daß es wohl eine Fügung gewesen sei, als Dekan Kuník 76 Jahre nach Kriegsende das Firmenschild der Blumenhandlung Irmgard Winkler gefunden habe. Damit habe er die Nachforschungen über das Schicksal der Familie Winkler sowie weiterer 38 Odrauer Frauen und Männer angestoßen. Heute wüßten wir, wie diese 42 Menschen ums Leben gekommen seien. Ihre Namen würden in dem Denkmal verewigt. So blieben diese unschuldigen Opfer immer präsent und erinnerten daran, daß Menschenwürde unantastbar sei. „Sie zu achten und zu schützen, ist zu allen Zeiten unser aller Pflicht.“ Begleitet wurde die ergreifende Feier von einer angemessenen musikalischen Umrahmung. Alle Kuhländler danken Bürgermeister Libor Helis, den Ratsmitgliedern und den Stadträten von Odrau, Dekan Petr Kuník sowie der Künstlerin Christine Habermann von Hoch, aber vor allem Zdenek und Emil Mateiciuc für alles, was sie für die deutschen Bewohner Odraus taten und immer noch tun, insbesondere aber für die Umsetzung des bewegenden Blumenweges und die Errichtung der erschütternden und berührenden Mahnmale an der ehemaligen Blumenhandlung und auf dem Friedhof. Diese beiden Gedenkstätten mahnen uns, nicht zu vergessen, und fordern 80 Jahre nach Kriegsende ein „Nie wieder“. Im Mai 1945 verblühten in Odrau 42 Blumen. fn
Professor Dr. Ulf Broßmann und Zdenek Mateiciuc. wo die Vorgängerfabrik Sebastian Waschka & Söhne in Odrau stand, ein Unternehmen, das heute Bauprofile produziert. Er rief nicht nur als Unternehmer viele Initiativen und Projekte ins Leben, die sein Bruder Emil stets unterstützte. Beispiele sind die zweisprachigen Bücher und Broschüren „Altvaterland“, „Warten auf die Revolution, derer wir uns nicht schämen müssen“ sowie „Aus der Geschichte der Fabrik“. Er war tschechischer Partner der zweisprachigen Ausstellung „Kuhländchen. Schicksalsjahre 1945/46. Verständigung heute“. Er renovierte das historische
Henkerhaus in Odrau zu einem Museum zur Aufbewahrung gefundener Archivalien, er plante den Umbau des Nachbarhauses und richtete dort das in der ČR einmalige Museum für die tschechisch-deutsche Verständigung ein, er ließ die Skulpturengruppe „Unterwegs“ im eigenen Firmenpark als Hinweis auf die Vertreibung aus Odrau sowie die Figur eines jüdischen Mädchens zum Gedenken an die Deportation der jüdischen Landsleute aus Odrau errichten, er machte die Höhlen des Schieferabbaus vor dem Krieg zugänglich zur Erinnerung an einen deutschen Industriezweig in Odrau, er restaurierte das Gerlich-Mausoleum im Odrauer Friedhof, er plante den bewegenden Blumenweg und ließ die berührenden Mahnmale zur Erinnerung an 42 deutsche Frauen und Männer, die kurz nach Kriegsende tragisch ums Leben gekommen waren, errichten ( oben). Mit der Adalbert-Stifter-Medaille zeichnet die SL Persönlichkeiten aus, die sich Verdienste um das kulturelle Leben und das Erbe der Sudetendeutschen erworben haben. Auf die Ankündigung, eine solche Ehrung zu erhalten, antwortete mir Zdenek: „Ich freue mich sehr und weiß die Auszeichnung der SL zu schätzen. Ich kann aber versichern, daß ich keine öffentlichen Ehrungen erwarte. Ich tue alles, was ich tue, nur aus innerer Notwendigkeit heraus, und ich tue es gerne, weil ich es für richtig und notwendig halte. Es ist mein Beitrag für die Zukunft unserer Kinder.“
Am 17. Oktober starb der Heimatverbliebene Karl Gold, ein zuverlässiger Vermittler, Versöhner und treuer Unterstützer der Kuhländler, mit 91 Jahren in Odrau.
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ei der Trauerfeier zur Beisetzung von Karl Gold, an der viele tschechische, aber auch deutsche Wegbegleiter teilnahmen, würdigten Zdenek Mateiciuc, Firmenchef des Unternehmens Mateiciuc in Odrau ( links), sowie Ulf Broßmann, Landschaftsbetreuer des Kuhländchens, ihren Freund und Kameraden mit ehrenden Worten für sein Wirken zur tschechischdeutschen Verständigung und Bewahrung der Geschichte sowie des gemeinsamen Kulturgutes. Die vielen Blumen zeugten von Karls großer Beliebtheit bei Tschechen und Deutschen. Karl Gold kam am 13. Oktober 1933 in Barnsdorf im Kuhländchen als Sohn eines deutschen Vaters und einer tschechischen Mutter zur Welt und wohnte 1934 bis 1945 in Mankendorf, danach in Odrau. Sein Vater fiel 1944 in der Normandie. In Odrau besuchte er die Bürgerschule, danach die Fachschule für Holzverarbeitung und machte anschließend Abitur. Mit seiner Frau Edith bekam er drei Kinder. Da das Unternehmen, in dem Karl arbeitete, die Fabrikation umstellte, absolvierte er eine weitere Fachschulausbildung zur Metallverarbeitung. Daher konnte Karl auf ein zwar schicksalhaftes, aber auch ereignisreiches, erfolgreiches Leben zurückblicken.
Karl war sowohl mit der deutschen, als auch mit der tschechischen Kultur fest verbunden und beherrschte beide Sprachen. Nach der Wende besuchten ehemalige Kuhländler erstmals wieder ihre Heimat. So war Karl als Verbliebener stets ihre Anlaufstelle in Odrau, kompetenter Ansprechpartner, Übersetzer und Vermittler in allen Belangen sowie fachkundiger Führer im Kuhländchen. Er setzte sich immer für Verständigung ein und war ein gern gesehener Gesprächspartner bei vielen Treffen mit seinen Landsleuten, die sein umfangreiches geschichtliches Wissen sowie seine Meinung über das aktuelle Zeitgeschehen schätzten. Mit seinem diplomatischen Geschick und seiner Hilfsbereitschaft ermöglichte er die ersten Begegnungen und Annäherungen zwischen den ehemaligen Kuhländlern und tschechischen Bewohnern, darunter auch Bürgermeister. So konnten Kulturgüter gerettet, Denkmale, Kreuze, Kapellen und Kirchen restauriert sowie Gedenkstätten errichtet werden. Auch die Chronistin von Mankendorf unterstützte er mit seinen Erinnerungen immer wieder und kürzlich für die diesjährige Ausstellung „650 Jahre Mankendorf“, die er gerne besucht hätte. Durch seine Mitwirkung und Vermittlung wurde wichtiges Kulturerbe bewahrt wie das Geburtshaus von Gregor Mendel in Heinzendorf. Bei der Planung
und Entstehung der Straße der Verständigung bei Bautsch half er ebenfalls. Karl verfaßte Artikel für die Zeitschrift der Bewohner der Region Obere Oder – Poodri im „Oder-Bulletin“. Einen großen Teil der von Landschaftsbetreuer Ulf Broßmann 2016 kuratierten zweisprachigen Ausstellung „Kuhländchen. Schicksalsjahre 1945/46. Verständigung heute“ übersetzte er ins Tschechische. Die Brücke, die er zwischen beiden Völkern baute, hat heute so feste Fundamente, daß die Geschehnisse der Vergangenheit auf beiden Seiten überwunden wurden. So bewirkte er in seinem Leben viel für seine Familie, in seinem Beruf und als Mitglied des Heimatvereins Odrau und des Museumsvereins Rolleder in Odrau. Damit förderte er die Erinnerungskultur der Kuhländler sowie Sudetendeutschen und trat für Freundschaft, Verständigung und Aussöhnung im Sinne der Charta der deutschen Heimatvertriebenen ein. Dafür sowie für all seinen persönlichen und selbstlosen Einsatz um das Kulturerbe in der Heimat danken alle Kuhländler Karl über seinen Tod hinaus von Herzen, aber auch dafür, daß sie ihm, dem beispielgebenden Vermittler und Versöhner, begegnen durften. Er hinterläßt eine schmerzliche Lükke, alle, die ihn kannten, werden ihn stets in ehrendem Gedenken bewahren. fn
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ZEITGESCHICHTE
Sudetendeutsche Zeitung Folge 48 | 29. 11. 2024
Gottfried Konecny (1930–2024) – Teil VI
Aufzeichnungen über ein turbulentes Leben Die Sudetendeutsche Landsmannschaft ehrte Gottfried Konecny 2019 mit ihrem Großen Kulturpreis für sein Lebenswerk, die Entwicklung der Photogrammetrie zur Vermessung von
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or Weihnachten 1954 lief mein deutscher Reisepaß ab, deshalb mußte ich mir das Dokument beim Deutschen Generalkonsulat in Detroit erneuern lassen. Ich bekam dazu von Gerhard die Erlaubnis, dafür das gemeinsame Auto zu benutzen. In Ann Arbor nahe Detroit besuchte ich einen Studenten, den ich auf dem Schiff kennengelernt hatte. Er studierte in Ann Arbor, war aber in Winnetka bei Chicago zu Hause. Er wollte dieses Wochenende nach Hause und fragte, ob ich ihn gegen Benzingeld hinbringen könnte, was ich tat. Am Samstagabend und am Sonntag herrschte sehr schönes Wetter in Chicago. Womit ich nicht gerechnet hatte, war, daß der erste Schneesturm des Winters unterwegs war. Eine neue Erfahrung. Es war wegen des Schneefalls nicht möglich, am Abend Columbus zu erreichen. Also suchte ich ein Hotel. In schlechtem English fragte ich: „Do you have a room free?“ Der Wirt warf mich heraus mít den Worten: „Don‘t travel, if you don‘t have any money.“ Ich fand eine andere Bleibe und kam mit Verspätung am nächsten Morgen in Columbus an. Noch am selben Abend starteten wir Richtung Florida, wo wir unsere Weihnachtsferien verbringen wollten. Während ich auf dem Rücksitz im Schlafsack schlief, fuhr Gerhard die ersten vier Stunden ohne Unterbrechung. Danach wechselten wir die Plätze. Ich fuhr von Kentucky bis in die Blue Ridge Mountains in North Carolina. Dann ging es alle vier Stunden so weiter, bis wir in Miami Beach ankamen. Dort wollten wir Weihnachten mit unserem Weihnachtspaket aus Deutschland zelebrieren. Dazu schlugen wir unser Zelt am Strand auf. Am Weihnachtstag fuhren wir bei kubanischer Musik durch die Florida Keys bis nach Key West. Das nahe Kuba war damals noch unter Battista ein kapitalistisches Land. Auf dem gleichen Weg ging es mit der gleichen Fahrmethode zurück nach Columbus, so daß wir dort Neujahr feiern konnten. Im neuen Jahr begann mit meinem Supervisor Professor Fred Doyle die Diskussion über meine „Master Thesis“. Sie betrifft die Radialtriangulation für Konvergentaufnahmen. Zunächst besorgte ich mir einschlägige Literatur. Dann suchte ich Hilfsgeräte. Einen Radialsekator gab es bei der Air Force in Saint Louis in Missouri. Ich erhielt die Genehmigung ihn zu benutzen. Also konzipierte ich einen Vergleichstest und machte in Saint Louis die Messungen. Dann folgten die Auswertung in Columbus und das Schreiben des Textes. Leider war Doyle stark zeitlich beansprucht, da er zu Messungen einer Sonnenfinsternis nach Vietnam mußte. Allerdings lief mein Stipendium im Dezember aus. Ich überzeugte ihn, daß ich vorher den Master of Science beenden mußte. Also gab es eine zwölfstündige Arbeitssitzung mit ihm, in der meine Arbeit in die richtige Form gebracht wurde. Am nächsten Morgen flog Doyle nach Vietnam. Er war nicht nur deshalb mein Vorbild. Noch vor Weihnachten 1955 feierten wir meine Graduation in kleinem Kreis. Gerhard Winkelmann und Hiroko waren dabei. Das Stipendium endete am
Landoberflächen mit Luftbildkameras und digitaler Datenverarbeitung. Mit 51 Jahren erhielt er einen Ruf an die Universität Hannover, wo er bis zu seiner Emeritierung 1998 Direktor des In-
31. Dezember 1955 für Gerhard und mich. Gerhard hatte seinen Flugschein gemacht und fuhr nach Weihnachten mit unserem Auto, nachdem er meinen Anteil ausbezahlt hatte, nach Kalifornien. Fred Doyle und Veiko Heiskanen boten mir eine Assistentenstelle am Department an. So war mein Status als Graduate Student in Vorbereitung auf den Ph.D. gesichert. Der Ph.D. ist in englischsprachigen Ländern der wissenschaftliche Doktorgrad in fast allen Fächern und der höchste Abschluß des Postgraduiertenstudiums. Nun kaufte ich mir ein eigenes Auto, einen Gebrauchtwagen von American Motors. In unser Studentenheim war inzwischen ein DAAD-Stipendiat und Geodät aus Bonn eingezogen. Sein Name war Albert
stituts für Photogrammetrie und Ingenieursvermessung war. Seine Beratertätigkeit erstreckte sich von Albanien bis Zimbabwe. Der mit vielen Preisen gewürdigte Konecny war Mitglied vie-
entierung der Stereomodelle ermöglichten die Herstellung dieser Tiefenkarten der Talsperren. Das war eine Wochenendarbeit. Fred Doyle besorgte mir noch einen weiteren Nebenjob, und zwar täglich von 17.00 bis 1.00 Uhr unter der Woche beim Ohio State Highway Department unter Lloyd Herd. Dort war man mit der Planung der Interstate Highways beschäftigt. Ich mußte als Photogrammetrischer Auswerter am Kelsh Plotter Pläne im Maßstab 1:2400 und 1:600 für die Herstellung digitaler Höhenmodelle der geplanten Trassen von eigenen Luftaufnahmen des Highway Department erstellen. Das traf sich gut mit Hirokos eigener Graduation. Nun konnte sie unabhängig von der elterlichen Unterstützung ihren Auslandsaufenthalt verlängern. Sie arbeitete in der
ler angesehener Akademien, darunter ab 1984 der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste. Er starb am 25. Juli im Alter von 94 Jahren ( SdZ 35/2024). Bereits 2019 hat-
te er unter dem Titel „Mein Weg. Aufzeichnungen über ein turbulentes Leben“ seine Erinnerungen niedergeschrieben, die wir als Serie veröffentlichen.
nem Tag hin und zurück, Las Vegas, Death Valley, Los Angeles mit Besuch bei Gerhard in Pasadena, Monterey, San Francisco, Yosemite, Lake Tacho, Mount Lassen mit Besteigung, Crater Lake, Mount Saint Helens mit Besteigung, Mount Raineer, Seattle, Glacier National Park, Yosemite, Mount Rushmore, Marshfield, Wisconsin mit polnischer Hochzeit, Chicago, Columbus, Ohio. Große Verabschiedung, Abreise per Bahn nach New York, wo inzwischen Hiroko in Greenwich Village wartete. Sie wollte nach Europa mitkommen. Wir nahmen die Holland-AmericaLinie von Hoboken, legten kurz im irischen Cork an und verließen das Schiff in Southampton. Freunde aus dem Zonta House und dem George Wells Knight International House – die Gor-
machte, obwohl wir uns seit drei Jahren aneinander gewöhnt hatten. Also arrangierten ihre Eltern den Heimflug. Ich begleitete sie bis Frankfurt. An unserem letzten gemeinsamen Tag war Gerhard dabei, der eine Anstellung bei der deutschen Luftbildfirma AeroExploration bekommen hatte. Für mich folgte dann ein Jahr der Einsamkeit in München, das nur dadurch unterbrochen wurde, als ich meine Eltern im DKW nach Italien brachte. Wir hatten einen Motorschaden in Innsbruck, nach zwei Tagen schafften wir den Brenner, und das schöne Italien lag vor uns: Lago di Garda, Venedig, Florenz, Genua mit Besuch bei Francesco Bacchialoni, einem Kommilitonen im George Wells Knight International House in Columbus, Mailand, Feldkirch
dons hatten inzwischen geheiratet – zeigten uns die britische Herbstlandschaft. Hiroko blieb inzwischen in der japanischen Botschaft in Kensington, und ich fuhr per Bahn über Brüssel nach Nürnberg. Hiroko war eine Woche später in der Meuschelstraße zu Gast. Dann fuhren wir per Bahn nach München. Wir schrieben uns als Studenten ein. Ich hatte ein Zimmer im Studentenheim am Biederstein und Hiroko mietete ein Zimmer in der Nähe des Gärtnerplatztheaters. Hirokos Vater war ein Cambridge Graduate und im japanischen diplomatischen Dienst. Die Familie wollte, daß sie wieder nach Japan zurückkehrt. In den USA hätte das mit unserer Verbindung geklappt, aber damals war das in Deutschland problematisch, zumal mir noch der zweite Teil der Diplomhauptprüfung bevorstand und ich nicht für sie sorgen konnte. Also versuchten wir so lange wie möglich zusammen zu bleiben. Weihnachten war sie wieder mit mir in Nürnberg und zu Pfingsten waren wir gemeinsam beim Sudetendeutschen Tag in Stuttgart. Aber dann wurden wir nach und nach überzeugt, daß unsere Verbindung keinen Sinn mehr
mit einem erneuten Besuch eines Mitstudenten von Columbus und Bodensee. Als Assistent bei Professor Sebastian Finsterwalder gelang es mir bald nach Antritt, eine Definition für meine Doktorarbeit zu machen mit dem Thema „Aerotriangulation mit Konvergentaufnahmen“. Die Firma Zeiss Aerotophograph lieferte mir Bildflüge mit Senkrechtaufnahmen und Konvergentaufnahmen desselben Gebietes im Raum Erding und Mühldorf. Dafür mußte ein Test mit genauen Paßpunkten mit beiden Aufnahmetypen gemessen werden. Die Arbeiten waren gerade im Gange, als der erste Satellit Sputnik ins All gestartet war. Die Landbevölkerung dachte, daß unsere Vermessung damit zu tun habe. Im Hebst 1957 hatten wir Assistenten eine Einladung zum Geodätischen Kolloquium in Stuttgart. Wir fuhren dorthin und hörten von Teodor J. Blachuts photogrammetrischen Forschungsarbeiten am National Research Council von Kanada. Ich beteiligte mich an der Diskussion, und er bot mir sogleich eine Stelle in Ottawa an. Ted Blachut hatte am National Research Council in Ottawa eine beachtenswerte Gruppe in
Der Pfad am südlichen Rand des Grand Canyons. Rechts: Blick in das Münchener Kino an der Leopoldstraße. Unten: Die Salzburger Altstadt bei Nacht.
Endres, er stammte aus der Eifel. Wir verstanden uns gut und unternahmen noch in den Weihnachtsferien mit diesem Auto eine Reise nach New Orleans und nach Texas auf ähnliche Weise wie ich es mit Gerhard im VierStunden-Takt getan hatte. Meine Aufgaben an der Uni waren die Betreuung der Übungen in Photogrammetrie bei Doyle und in der Ausgleichungsrechnung bei Veikko A. Heiskanen. Dies war bei den Studenten, aber auch bei Heiskanen sehr beliebt. Er hatte Schwierigkeiten verstanden zu werden, aber ich konnte dank meiner Münchener Vorbildung gut erklären, was er mit den Worten, ich sei sein bester Assistent gewesen, lobte. Urho Uotila aus Finnland und ich waren seine Doktoranden, und wir beschäftigten uns mit globaler Schweremessung im Büro und vor Ort mit Gravimetermessungen im Staat Ohio. Fred Doyle gab mir eine weitere Aufgabe. Die Touristikbehörde wollte Tiefenkarten der Dutzend Talsperren haben. Ich stellte sie am Kelsh Plotter aus Luftaufnahmen her, die vor der Konstruktion dieser Wasserspeicher gemacht worden waren. Die lokale Einmessung des Wasserspiegels und die absolute Ori-
Woche täglich von 17.00 bis 1.00 Uhr in einem chinesischen Restaurant und half mir bei den Talsperrenvermessungen am Wochenende. Zu all dem nahm ich mir Gerhard zum Vorbild, an der Universität fliegen zu lernen. Innerhalb eines halben Jahres hatte ich meine 40 Flugstunden zusammen und bestand meine Flugzeugführerprüfung für einmotorige Landflugzeuge. Das ermöglichte uns, Flugzeuge auf Stundenbasis zu mieten und Städte wie Cincinatti, Detroit und New Orleans von oben zu besichtigen. Im Juli 1956 war endlich die Zeit gekommen, nach Deutschland zurückzukehren. Mein alter Professor aus München hatte mir eine Assistentenstelle ab Frühjahr 1957 an der TH München angeboten. Auch das Stipendium von Albert Endres lief aus. Also beschlossen wir die letzten drei Monate von Juli bis September 1956 von Park zu Park auf Reisen zu gehen. Die Stationen unserer Reise waren Columbus, Ohio, Springfield, Ill Columbus, Nebraska mit Frühstück im Diner von Familie Thönel, Denver, Pike‘s Peak, Mesa Verde, die Hopidörfer Walpi und Oraibi, Grand Canyon mit Abstieg zur Phantom Ranch in ei-
der photogrammetrischen Forschung etabliert. Blachut befaßte sich mit der Entwicklung der Stereo-Orthophoto-Technologie. Jerry Schut erstellte Programme zur Berechnung von Aerotriangulationen, und Uki Helava arbeitete an der Entwicklung von analytischen Plottern. In Kanada hätte ich sofort ein Einwanderungsvisum erhalten. In den USA war mir das wegen des Fulbright Stipendiums über einen Zeitraum von drei Jahren verwehrt. Trotzdem aber wollte ich zuerst meine Dissertation in München abschließen. Ich reichte die Arbeit im Juni 1959 ein. Die Zeit meiner Trauer um Hirokos Abreise fand am 17. Mai 1958 ein jähes Ende. Ich besuchte mit meinem Freund, dem Kartographen Neugebauer, das Kino in der Leopoldstraße. In einer freien Reihe saß ein attraktives Mädchen namens Lieselotte, genannt Lisl. Wir setzten uns daneben, und eine über 70jährige Verbindung begann. Jeden Abend sahen wir uns nach meinem Dienst in der TH. Ich wurde bald zu ihren Eltern zum Abendessen eingeladen. Auch die Wochenenden waren mit gemeinsamen Fahrten nach Wasserburg oder in die Berge voll belegt. Zu Pfingsten fuhren wir nach Salzburg und ins Salzkammergut, während ihre Eltern im Schrebergarten Land in Sonne im Münchener Westend waren. In Salzburg hatten wir Zigeunerschnitzel und Rotwein dazu. Lisl, die Alkohol nicht gewohnt war, begann auf dem Brunnenrand mit ihren hohen Schuhen zu tanzen. Ich hatte Mühe sie ins Auto zu bringen. Aber auf dem Weg nach München mußten wir die Grenze passieren einschließlich Paßund Zollkontrolle. Um Probleme zu vermeiden, deckte ich Lisl mit einer Decke ganz zu und passierte ohne Probleme die Grenze. In München angekommen, war Lisl überrascht schon daheim zu sein. Im Juni hatte unser Institut zunächst eine Exkursion nach Wien. Wir besichtigten die Kulturstätten und fachliche Organisationen. Bei Übernachtung und Verpflegung in der Jugendherberge bekam ich Durchfall. Gerade als ich die Hofburg überquerte, mußte ich mich hinter einen Busch verkriechen, aber ein Polizist entdeckte mich. Ich sprach ihn in bestem Wienerisch an: „Entschuldigen‘s schon, Herr Wachtmeister, ich hob‘s net halten können.“ Der souveräne Polizist antwortete, „Mochen‘s weiter.“ Die Wiener Polizei war mir sehr sympatisch. Vor der Grenze in Salzburg kaufte ich eine Flasche 80prozentigen StrohRum, den ich nicht verzollt hatte, also mußte ich eine geringe Strafe zahlen. In München angekommen, richtete mir Professor Kneißl aus, daß Professor Heiskanen mich unbedingt sehen wolle, ich solle deshalb zu der geodätischen Tagung an der TH Hannover mitkommen. Dort traf ich Heiskanen, der mir anbot, an der Ohio State University die Satellitengeodäsie aufzubauen. Leider mußte ich ihm sagen, daß ich gerade meine Dissertation fertigstelle und das Angebot nicht annehmen könne. Während des Besuchs in Hannover sah ich auch Professor Gerhard Lehmann in seinem Amtszimmer, das ich 1971 beziehen würde. Fortsetzung folgt
Neudeker Heimatbrief
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 48 | 29. 11. 2024
für die Heimatfreunde au+ Stadt und Landkrei+ Neudek Neudek
Abertham
Bärringen
Folge 663 · 11/2024
Frühbuß
Platten
Patenstadt Augsburg
Heimatkreis Neudek – Patenstadt Augsburg. Heimatkreisbetreuer: Heinrich Hegen, Pflugstraße 41, 86179Heimatkreisbetreuer: Augsburg, Telefon (08 21) XXXXXXX. Heimatmuseum Stadt und Kreis Neudek, Von-Cobres-Straße 5, 86199 Besichtigungstermine bei Heimatkreis Neudek in der Sudetendeutschen Landsmannschaft – Patenstadt Augsburg. Josef Grimm, Waxensteinstraße 78c, 86163 Augsburg, Telefon (08 21) 6Augsburg. 41 42, eMail grimm-augsburg@ Josef Grimm, Telefon (08 21) 6 41 42, eMail grimm-augsburg@t-online.de oder Dieter Thurnwald, Telefon (08 21) 88 05 55. Heimatgruppe „Glück auf“ Stadt und Landkreis Neudek – Vorsitzender: Heinrich Hegen. Neudeker Heimatbrief – Verantwortlich von t-online.de. Heimatmuseum Stadt und Landkreis Neudek, von-Cobres-Straße 5, 86199 Augsburg; Besichtigungstermine bei Josef Grimm. Heimatgruppe Glück auf – Freunde des Heimatmuseums Stadt und Landkreis Neuseiten der Heimatgruppe: Dieter Thurnwald. Redaktion: Herbert Fischer, Hochstraße 8, 81669 München, Telefon (0 89) 48 00 03 80, eMail neudeker@sudeten.de. Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. dek in Augsburg, eMail heimatgruppe-glueckauf@t-online.de, Internet www.heimatgruppe-glueckauf.de – Vorsitzender und zuständig für den Neudeker Heimatbrief: Josef Grimm. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg Erscheint achtmal jährlich im Abstand von etwa sechs Wochen. Jahresbezugspreis 25,00 EUR. Redaktionsschluß für die nächste Ausgabe: Mittwoch, 14. März. 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de. Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Jahresbezugspreis 31,25 EUR. Konto für Bezugsgebühren und Spenden: Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft, Stadtsparkasse München – IBAN: DE69 7015 0000 0906 2126 00, BIC: SSKMDEMMXXX. Redaktionsschluß für Folge 664 (12/2024): Mittwoch, 11. Dezember.
Tolle Aussicht vom Rabenberg. Oben Dr. Peter Rojík erklärt das Bodenprofil, erzählt die Geschichte des Trinksaifener Wassergrabens und führt die Funktion eines Pochsteines vor.
Bilder: Ulrich Möckel
Frühbuß
Kirchweihfest in Böhmens kleinster Stadt Ein Kirchweihfest im böhmischen Erzgebirge kann sehr anstrengend sein. Das erlebten die Besucher der diesjährigen Kerwa in Frühbuß, mit 79 Einwohnern die kleinste tschechische Stadt.
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wir auf einen Waldweg wechselten. Den nördlichen Teil Trinksaifens umgehend, gelangten wir zum einstigen Forsthaus. Das gehört heute Wochenendlern. Dann erreichten wir am nordöstlichen Rand die Wiesen von Trinksaifen. Den dort angrenzenden Wäldern sieht man an, daß
Höhe nennt sich heute Havraní vrch, was so viel wie Rabenberg bedeutet, und bietet mit ihren 841 Metern einen tollen Ausblick auf die Berge der Umgebung bis hin zum Kaiserwald. Sie liegt etwa 100 Meter höher als die Trinksaifner Kirche. Hier streicht der „Zinnring“, welcher für die Bodenschätze einst in Trinksaifen,
wurde. Rojík erklärte an dieser Stelle die Entstehung dieser bemerkenswerten Zinnlagerstätte. Nach einer kurzen Pause ging es bergab ins Zentrum dieses Dorfes, wo auf einem Privatgrundstück nahe der Straße ein Pochstein aus Frühbuß
ereits um neun Uhr morgens startete der Bus am Marktplatz in Frühbuß/Přebuz, der, von Graslitz/Kraslice kommend, schon gut besetzt war. Es ging in Richtung Trinksaifen/Rudné. Oberhalb des Ortes begann die diesjährige Wanderung mit Peter Rojík. Der erste interessante Punkt war ein Bodenprofil am Beginn des Waldweges nach Neuhaus/Chaloupky, wo der Geologe die oberen Erdschichten erklärte, die von Verwitterung und Auswaschung gekennzeichnet sind. Weiter ging es die Straße bergab, bis auf der linken Seite im Wald die Reste eines Grabens sichtbar wurden. Der Trinksaifner Wassergraben ist mit seinen einst mehr als 13 Kilometern der längste bekannte bergbauliche Graben im böhmischen Erzgebirge und damit länger als der Plattner Kunstgraben. Er begann einst an der Rohlau im unteren Teil von Sauersack. In der Ausgabe 70 des „Grenzgängers“ findet man eine umfassende Beschreibung dieses Grabens aus dem 16. Jahr- Pfarrer Bystrík Feranec zelebriert die Kirchweihmesse, der ein Konzert der Sängerin Kristina Kůtková folgt. hundert. An zwei weiteren Stellen erklärte der Wanderlei- sie erst vor 50 bis 60 Jahren auf Frühbuß, Sauersack, Hirschen- steht. Mit drei Stempeln wurter die Geschichte und die Not- Wiesen- und Ackerflächen ge- stand und bei Neuhammer ver- de darin das zinnhaltige Gestein wendigkeit dieses umfangrei- pflanzt wurden. Früher standen antwortlich ist. In seinem Zen- zerkleinert. chen Bauwerkes. Wir folgten die- die Häuser bis weit hinauf auf trum liegt Neuhaus, wo dieses Der Bus wartete bei der einstisem etwa einen Kilometer, ehe den umliegenden Höhen. Eine Metall nicht im Boden gefunden gen Justinsklause in Hochofen/
Vysoká Pec auf uns. Mit ihm ging es nach einer sehr interessanten Tour zurück nach Frühbuß. Erfreulich war die hohe Anzahl der Teilnehmer. Viele Tschechen beginnen sich mit der Geschichte ihrer Heimat zu beschäftigen. Ob sie ständig dort wohnen oder als Wochenendler lediglich in der Region ein Ferienhaus besitzen, ist dabei nebensächlich. Einige Teilnehmer verabschiedeten sich hier schon, andere stärkten sich für den nachmittäglichen Teil in der Kirche. Der Beginn der Heiligen Messe verzögerte sich um eine halbe Stunde, da der Graslitzer Pfarrer Bystrík Feranec nicht rechtzeitig auf dem Kamm des Erzgebirges angekommen war. Für die deutschsprachigen Festgäste wurde die Predigt übersetzt. Ein ganz besonderer Klang geht von der überwiegend aus Holz gefertigten Orgel aus. Es ist ein Segen, daß sie nach so vielen Jahren dank der Restaurierung noch immer ihren Dienst zuverlässig versieht. Das Multitalent Peter Rojík spielte traditionell dieses bemerkenswerte Instrument, und die Solistin Věra Smržová bereicherte mit ihrem Gesang den Gottesdienst. Nach
einer kurzen Pause folgte das Konzert mit der Sängerin Kristina Kůtková. Sie studiert derzeit an der Karls-Universität Prag Deutsch und Englisch. Ihre ausgewogene Auswahl der Lieder in tschechischer, deutscher und englischer Sprache wurde dank ihrer klangvoller Stimme zu einem knapp einstündigen Ohrenschmaus für alle Zuhörer. Schließlich folgte als Abschluß noch ein sehr interessanter Vortrag von Peter Rojík über Mineralogie und Bergbau in und um die einstige Bergstadt Frühbuß, die er mit ausgewählten aktuellen und historischen Fotos illustrierte und wozu er vermutlich einige Autoladungen Mineralien als Anschauungsmaterial nach Frühbuß in die Kirche geschafft hatte. Leider sind die Kirchenbänke so beschaffen, daß bei der Predigt niemand einschläft. Ein bequemes Sitzen ist nahezu unmöglich. Demzufolge machten sich auch bei den härtesten Kirchweihbesuchern nach mehr als vier Stunden leichte bis mäßige Sitzbeschwerden bemerkbar. Unterm Strich kann man allen Beteiligten, von den Reinigungskräften im Vorfeld über die Aktiven an diesem Tag um Peter Rojík, nur danken und Respekt zollen. Es war die Ortsgruppe Graslitz des Kulturverbandes, die mit ihren vielen aktiven Mitgliedern dieses Fest organisiert und damit das kulturelle Leben in dieser Region bereichert hatte. Dabei soll nicht vergessen werden, daß sich die Kommune Silberbach/Stříbrná finanziell am Gelingen dieses erlebnisreichen Tages beteiligte. Ulrich Möckel
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NEUDEKER HEIMATBRIEF
Sudetendeutsche Zeitung Folge 48 | 29. 11. 2024
� Neudek
Die Freundlichkeit herrscht über den Kirchplatz Bändern, die um die Figur ge wickelt wurden. Allmählich kam vom Kranarm von oben der Ha ken, an dem die Figur vorsichtig aufgehängt wurde. Es wurde sehr genau und vorsichtig gearbeitet ls ich Ende Oktober in Neu und nach mehrmaligem Über dek war, wurde ich zufäl prüfen die Statue langsam nach lig Zeuge, wie eine neue Figur oben gehievt. Nun schwebte sie am Rande des Kirchplatzes ih in Richtung Felsen, auf dem ein ren Platz bekam. Nach einem kleines Plateau vorbereitet wor Besuch im In den war. In der fobüro neben Mitte der Flä dem Rathaus che konnten fiel mir plötz wir einen lan lich ein riesi gen Stift er ger Kran am kennen, auf Platz vor der den zentime Kirche auf. tergenau die Meine Neu Figur platziert gierde führte werden muß mich über die te. Vorsichtig Straße, um zu bewegte sich sehen, was sich die „Freund dort tat. lichkeit“ wie Neben dem der nach unten Kran beschäf auf ihr zukünf tigten sich tiges Zuhause Handwer zu. Zentimeter ker mit Bän für Zentime dern an einer ter mußte sie großen Figur. auf den Stift Von den we Die „Freundlichkeit“ schwebt auf gleiten – und nigen Leuten, den Kirchplatz … dann stand die unterwegs sie. waren, wurde Bei den Ar dem Gesche beitern, die die hen – außer Aktion mit hel mir und mei fendem Ein nem Schwie satz verfolgten, gersohn Peter konnte man Faaß – keine die Erleichte Aufmerksam rung förmlich keit geschenkt. spüren. Dann Nur der Neu wurden die deker Pfarrer Bänder ent Monsignore fernt, wurde Jan Pražan ver der Standort folgte die Ar betoniert und beiten. Als er wurden an der mich sah, kam Figur Feinhei er auf mich zu, ten bearbeibegrüßte mich tet. und beantwor … auf dem sie jetzt steht. Nun steht tete auch mei die „Freund ne neugierigen Fragen. lichkeit“ links vor der Kirche und Stolz erklärte er mir, daß die erfreut jeden Besucher der Park Figur die „Freundlichkeit“ dar anlage am Kirchplatz, der spe stelle und eine Kopie eines Wer ziell im Sommer mit seiner Blu kes des bekannten Barockbild menpracht eine Augenweide ist. hauers Matthias Braun (1684– Später erfuhr ich bei einem Ge 1738) sei. Sie solle an dem Felsen spräch mit der Zweiten Bürger links neben der Kirche ihren meisterin, Pavlina Schwarzo Platz bekommen. So blieben wir, vá, daß die Statue ein Geschenk um das Aufstellen der Statue zu von Monsignore Pražan sei und beobachten. die Stadt für die Installation zu Die Handwerker beschäftigten ständig gewesen sei. Gratulasich immer noch intensiv mit den tion. Die Kopie der Statue „Freundlichkeit“ von Matthias Braun (1684–1738) steht am Neudeker Kirchplatz. Anita Donderer berichtet.
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Nachgestelltes deutsches Heerlager, originalgetreue Nachstellung der Flying Nurses und USA-Sprecher Mike Faley.
Parade historischer Militärfahrzeuge.
Denkmal für den Luftkampf.
Bilder (5): Ulrich Möckel
� Schmiedeberg im Nachbarkreis Weipert
Luftschlacht vor 80 Jahren Mittlerweile ist es 80 Jahre her, als am 11. September 1944 über dem Erzgebirge eine Luftschlacht tobte.
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kulärste war. Das Flugzeug zer brach in der Luft, das Heck stürz te auf das Schulgebäude und blieb im Dach stecken, während der vordere Teil in der Stadtmitte auf eine Kreuzung fiel. Im Heck saß der Bordschütze John Kluttz, der diesen Absturz überlebte und wie alle anderen Überlebenden gefangengenommen wurde. Für die Jungen der Orte war das sehr interessant, und sie pil gerten zu den Absturzstellen. Ei ne Karte im heutigen Luftkampf museum zeigt alle bisher be kannten Absturzstellen, die zum Teil recht weit verstreut sind. Ei nige Flugzeuge stürzten auch auf sächsisches Gebiet.
ehr als 1000 USA-Bomber starteten in England von der Luftwaffenbasis Thorpe Ab botts mit dem Ziel, die deutsche Treibstoffindustrie, speziell das Hydrierwerk in Schwarzheide nördlich von Dresden, zu zerstö ren. Dort wurde aus Braunkohle synthetisches Benzin hergestellt. Die Bomber flogen nach Mittel deutschland und ins damalige Protektorat Böhmen und Mäh ren. Ziel der 100. Bombergrup pe war Schwarzheide. Aufgrund ihrer verlustreichen Einsätze erhielt die se Bombergrup pe, die die Flying Fortress genann te Boing B-17 nutz te, auch den Namen Bloody Hundredth, deutsch Blutige Hundertste. Bevor sie das Erz gebirge erreichten, wurden die Bomber von der deutschen Luftwaffe schon über dem Thürin Bomberheck im Schmiedberger Schuldach. ger Wald angegrif fen und die ersten Bomber be Das Schuldach in Schmiede reits dort abgeschossen. Die ei berg wurde repariert, und eine gentliche Luftschlacht fand auf gewisse Normalität zog in das dem Erzgebirgskamm östlich des beschauliche Städtchen ein. Bei Keilberges statt. Dabei wurden der Vertreibung vieler Deutsch 15 Bomber und vier Jagdflugzeu böhmen nach dem Zweiten Welt ge der Amerikaner und 38 Jagd krieg mußten viele Zeitzeugen flugzeuge der Typen Focke-Wulf ihre Heimat verlassen. Der Luft und Messerschmitt der deut kampf war kein Thema mehr. schen Luftwaffe abgeschossen. Als 1982 in der Schule die Vier Bomber stürzten allein in Elektroinstallation erneuert wur und um Schmiedeberg/Kovářská de, fand man in einem Lüftungs ab, wobei der Absturz des Bom schacht eine Fliegeruniform, bers Boss Lady wohl der spekta in der eine Brieftasche steckte.
Zweifelsfrei war der Inhalt USamerikanischer Herkunft. Den Spekulationen unter den Schü lern, zu denen auch der Deutsch böhme Petr Frank gehörte, wa ren Tür und Tor geöffnet. Von Zeitzeugen wie seinem Vater er fuhr der Zeuge des Fundes von dem Absturz des Flugzeug teils auf das Schuldach. Dieser Fund ließ Petr Frank keine Ru he. Gemeinsam mit Jan Zdiar ský erforscht er bis heute die Er eignisse um den 11. September 1944. Da mittlerweile viele Exponate gesammelt worden waren, konn te im alten Kindergarten 1997 ei ne umfangreiche Ausstellung über diesen ereig nisreichen Tag ent stehen, die bis heu te ständig erweitert wird. Welche Wert schätzung die Arbeit der beiden Enthusi asten und weiterer Vereinsmitglieder bei der USA-Armee genießt, belegt die Einladung zur Teil nahme an Ausgra bungen 2002 an ei ner Absturzstelle im Raum Oberhof. Mittlerweile sind sie mit ihrem Team gut vernetz te Experten auf diesem Gebiet. Alljährlich Anfang September wird in einer Feierstunde vor der Schule, die heute den Namen des abgestürzten Bordschüt zen John Kluttz trägt, der Opfer der Luftschlacht über dem Erz gebirge gedacht. Waren vor ei nigen Jahren noch Beteiligte und Zeitzeugen von deutscher und amerikanischer Seite zuge gen, sind es heute die Nachkom men, die an historischer Stelle ih
rer Familienangehörigen gedenken. In diesem Jahr leitete Mike Faley die elfköpfige Gruppe der amerikanischen Gäste. Faley ist historischer Berater der neuen Serie „Masters oft the Air“, die Apple-TV produziert und die Ge schichte der 100. Bombergruppe verfilmt. Vor der Kranzniederle gung am Denkmal vor der Schule verlasen die amerikanischen Gä sten eine Liste der um Schmie deberg getöteten Flieger. Neben der Besichtigung des Museums der Luftschlacht über dem Erzge birge bietet dieser Tag auch den Freunden der Militärgeschich te die Möglichkeit, ihre restau rierten und einsatzfähigen Fahr zeuge, Ausrüstungsgegenstände und Uniformen aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges einer brei ten Öffentlichkeit zu zeigen. Da bei ist bemerkenswert, wie de tailgetreu die Enthusiasten dies tun. Es geht ihnen nicht um eine Glorifizierung jener Jahre, son dern um eine anschauliche, sach liche Dokumentation der dama ligen Zeit im militärischen Be reich. Vorträge von Experten und die Präsentation des Fallschirm springens aus einer Antonow AN-2 rundeten den Gedenk tag ab. Zudem waren nach mei ner Einschätzung noch nie so viele Besucher aus Tschechien und Deutschland in das kleine Erzgebirgsstädtchen Schmiede berg gekommen. Der Verein um Museumschef Jan Zdiarský hat te über Jahrzehnte etwas aufge baut, was Seinesgleichen im Erz gebirge sucht. Ulrich Möckel Samstags 14.00–18.00 Uhr in Alberta E. Trommera 696, 43186 Kovářská.
� Erzgebirgskalender 2025
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Bilder von ehemaligen Weilern und Einschichten
er Erzgebirgszweigverein Breitenbrunn hat mit dem Krušnohorský spolek Abertamy/ Erzgebirgsverein Abertham den zweiten Teil der Kalenderrei he „Ehemalige Weiler und Ein schichten am Erzgebirgskamm“ für das Jahr 2025 fertiggestellt. Dieser kostet 12 Euro oder 300 Kronen zuzüglich Versand, wenn
gewünscht. Er hältlich ist die ser informati ve Kalender bei: Klaus Franke, Sankt Christoph 8, 08359 Breiten brunn, Telefon (03 77 56) 16 24, eMail klufranke@
t-online.de oder in den einschlä gig bekannten Geschäften in und um Breiten brunn. Für Tschechi en erfolgt der Versand über Ru dolf Löffler, Tele
fon (0 04 20) 7 28 55 01 46, eMail rudalo@seznam.cz oder im Mu seum in Abertamy. Außerdem ist eine Abholung – kein Versand– nach Ter minvereinbarung per eMail bei mir, Ulrich Möckel, Am Birken wald 8, 09468 Tannenberg, eMail wirbelstein@gmx.de möglich Ulrich Möckel
Links die „Freundlichkeit“, rechts die von den Heiligen Ildefons von Toledo, Nikolaus von Myra, Adalbert von Prag und Method von Saloniki umringte Mariensäule. Bilder: Peter Faaß
WIR GRATULIEREN Folgenden treuen Beziehern des Neudeker Heimatbriefs wünschen wir zum Geburtstag im November alles Gute und noch viele schöne Jahre in Gesundheit und Zufriedenheit. n Neudek. Brunhilde Kalt schnee/Roßmeisl, Vogelsberg straße 14, 63505 Langenselbold, 3. November 1926; Elfriede Ullmann (Tochter von
Paula Fickert), An den Eichen 9 a, 64546 Mörfelden-Walldorf, 5. November 1950. n Bärringen. Liesl Schraut, Liegnitzer-Straße 9, 74722 Bu chen, 23. November 1942. n Neuhammer. Monika Lie nert/Meindl (Ober Neuham mer 141), Jenaer Straße 4, 90522 Oberasbach, 7. November 1954.
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 48 | 29. 11. 2024
Dux
Ladowitz
Klostergrab
Ossegg
für die Kreise Dux, Bilin und Teplitz-Schönau
Bilin
Heimatlandschaft Erz- und Mittelgebirge – Landschaftsbetreuer: Dietmar Heller, Hillenloher Straße 10, 87733 Markt Rettenbach, Telefon (0 83 92) 9 34 72 77, Telefax 9 34 72 78, eMail dietmar.heller@deheller.de. Heimatkreis Bilin – Patenstadt Gerolzhofen; Heimatkreisbetreuer: Dietmar Heller. Internet www.heimatkreisbilin.de. H eimatkreis Dux – Patenstadt Miltenberg; Heimatkreisbetreuer: Klaus Püchler, In den Seegärten 35a, 63920 Großheubach, Telefon (0 93 71) 9 94 01, eMail klauspuechler@web.de. Heimatkreis Teplitz-Schönau – Patenstadt Frankfurt am Main; Heimatkreisbetreuer: Erhard Spacek, Franz-Schubert-Straße 13, 01796 Pirna, Telefon (01 60) 95 32 07 27, eMail erhard. spacek@gmx.de Redaktionsschluß: Freitag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de
Teplitz-Schönau
Graupen
Niklasberg
Ruhestätte der Familie Narbich. Oben die Grabmale der Familien Kunert und Seiche, unten der Familie Grimmer. In der heutigen weitgehend frei denkenden Tschechischen Republik ist dennoch die Tradition des katholischen Allerseelentages historisch tief verwurzelt. Am 2. November werden die Ruhestätten unserer Lieben auf den kommenden Winter vorbereitet, und im abendlichen Dunkel erstrahlt der Friedhof im Licht vieler Kerzen.
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ein Besuch Anfang November auf dem Teplitz-Schönauer Friedhof war meiner protestantischen Vergangenheit gewidmet, dem Ewigkeitssonntag. Ewigkeitssonntag – welch tröstlicher Ausdruck für einen Tag, den ich noch als Totensonntag kenne. Ein spätherbstlicher sonniger Tag verlockte zu diesem Spaziergang, um einem Bericht in der Teplitzer Tageszeitung darüber nachzugehen, daß der Magistrat der Stadt Teplitz weitere Gräber auf dem Friedhof habe restaurieren lassen. In den letzten Jahren hatte unser Rathaus einige der alten deutschen Gräber erneuern lassen, die entweder bedeutenden Persönlichkeiten der Vergangenheit gewidmet waren oder einen hohen künstlerischen Wert besitzen. Auch hatte der vor Jahren erlassene Aufruf Gehör gefunden, der die Nachkommen der ehemaligen deutschen Bewohner von Teplitz bat, sich um die Gräber ihrer Vorfahren zu kümmern – hier kam es zu sehenswerten Erneuerungen; auch fanden verlassene, künstlerisch wertvolle Grabmale neue Besitzer.
� Teplitz-Schönau
Ewigkeitssonntag In den Jahren 2018 bis 2023 hatte die Stadt nach und nach die Gräber der Architekten Gustav Adolf Jirsch (1871–1909) und Hermann Rudolph (1846–1924), des Architekten und Baumeisters David Ferber (1844–1903) sowie des Bildhauers Josef Seiche (1876–1931) erneuern lassen. Besonders beeindruckend und künstlerisch wertvoll sind verschiedene Madonnen und Engel auf den alten Grabmalen, die wegen mangelnder Pflege und Verwitterung verloren schienen. Auch hier hat die Stadt über längere Zeit Restaurierungen vornehmen lassen. Pavlina Boušková vom Schloßmuseum hatte Erkundungen über eine der letzten Figuren 2024 gesammelt. Es handelt sich um einen trauernden Engel, den Martin Kunert seiner Frau Agnes widmete, die im Alter von 22 Jahren nach sieben Monaten Ehe im Jahr 1840 gestorben war. Weil im Jahr 1840 auf dem Teplitzer Kommunalfriedhof noch nicht bestattet wurde – das begann erst 1863
–, war der Sarg wohl später überführt worden. Ob gemeinsam mit dem Grabmal oder ob es erst nach der Überführung ent-
stand, konnte nicht festgestellt werden. Nicht nur der Engel, sondern gleichzeitig auch die Gedanken zum Abschied, in denen Martin Kunert dem Schmerz über den Tod seiner jungen Frau Ausdruck verleiht, sind berüh-
rend. Die Renovierungsarbeiten hatten Markéta Kynclová und Jan Kyncl durchgeführt, mit denen die Stadtleitung bereits zu-
dieses Friedhofs. Wie oft ist bei der Inschrift „Wir werden dich nie vergessen“ zu sehen, daß sehr lange niemand mehr an dem Grab stand. Hier hat wohl die Vertreibung Hier an Deinem Leichensteine, die Menschen viele Agnes, steh ich nun – und weine. Jahrzehnte, wenn nicht Weine aus ach meinen Schmerz. ewig, von den GräWarst mein alles, meine Sonne, bern ihrer Liebsten geMeines Lebens höchste Wonne. trennt. Dein Verlust macht bluten mir mein Nachdenklich ging Herz. ich an den vielen alDoch es gibt ein selig Land, ten deutschen GräWo sich alle wiederfinden bern entlang. Was für Und noch inniger sich verbinden, Schicksale mögen wohl Welche Liebe hier verband. damit verbunden sein? Dieser Glaube sei mein Stab. „Was man tief in seiEr nur gießt in Trennungsstunden nem Herzen besitzt, Balsam in die Herzenswunden. kann man nicht durch Er verkläret mir dein frühes Grab. den Tod verlieren“, schrieb einst Johann Dieses Denkmal setzte Martin Kunert Wolfgang von Goethe. seiner innigstgeliebten Gattin Familie Grimm trauert um ihren Sohn, der Agnes Kunert im Ersten Weltkrieg fiel. Auch ihm war nicht geborene Schneider vergönnt, wie vielen geboren am 31. März 1818 anderen nach ihm, in gestorben am 30. Dezember 1840. der Heimaterde seine letzte Ruhe zu finden. vor gute Erfahrungen gemacht In Gedanken ging ich dann hatte. zurück und sah ein Grab mit erSo gibt es noch andere Grab- neuerter Inschrift: das Grab der male, die auf eine Erneuerung Familie Josef Nabrich. Überwarten und sich bescheiden im nahm hier jemand sein FamilienHerbstlaub verstecken. Aber grab nach langen Jahren wieder? auch das gehört zur Stimmung Hier wird Wolfgang genannt, der
am 30. Mai 1945 mit nur anderthalb Jahren starb. Sollte er die Vertreibung nicht überlebt haben? Das Datum weist auf die Zeit der wilden Vertreibungen hin. Dicht daneben steht noch ein von der Stadt instandgesetztes Grabmal im Jugendstil von Professor Fritz Eichmann. Wir erfahren nur, daß er im Alter von 50 Jahren starb. Am Sockel unten steht der Name des Bildhauers: Josef Seiche. Daraus ist zu schließen, daß der Professor in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts starb. Als Professoren wurden die Fachlehrer der bekannten Keramikschule in Teplitz bezeichnet. Ob er dazu gehörte? Die Handschrift von Josef Seiche trägt auch das Grabmal von Johann David Ferber, dem Erbauer der Teplitzer neuen Synagoge, das ich im vergangenen Jahr vorstellte. Meine Schwiegereltern starben 1981. Seit dieser Zeit besuche ich regelmäßig unseren Teplitzer Friedhof und freue mich über jedes erneuerte Grab. Nicht zu Unrecht schließt man vom Zustand des Friedhofs auf die gesamte Führung der Stadt. Daß unser Stadtrat die Gelder für die Renovierung besonderer Grabmale genehmigte und gemeinsam mit den Historikern des Schloßmuseums den bedeutenden deutschen Persönlichkeiten durch die Erhaltung ihrer Gräber Ehre erweist, ist das Zeichen einer ständigen Annäherung und Versöhnung. Ein gutes Omen für den diesjährigen Ewigkeitssonntag. Jutta Benešová
HEIMATBOTE
Sudetendeutsche Zeitung Folge 48 | 29. 11. 2024
Bischofteinitz
Ronsperg
FÜR DEN KREIS BISCHOFTEINITZ
15 Hostau
Heimatkreis Bischofteinitz – Patenstadt Furth im Wald. Heimatkreisbetreuer: Peter Pawlik, Palnkamer Straße 73a, 83624 Otterfing, Telefon (0 80 24) 9 26 46, Telefax 9 26 48, eMail peter-pawlik@t-online.de, Internet www.bischofteinitz.de. Spendenkonto: Heimatkreis Bischofteinitz, Raiffeisenbank Chamer Land – IBAN: DE55 7426 1024 0007 1343 20, BIC: GENODEF1CHA. Heimatbote für den Kreis Bischofteinitz – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Verantwortlich von seiten des Heimatkreises: Peter Pawlik. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de
Stockau
Die Natur holt vieles zurück gegeben, so Pinkrová, hier einen Turm wie am Plattenberg/ Velký Zvon zu erbauen. Im Jahr 2020 sei der stark beschädigte Turm der Burg renoviert worden und nun wie der Schwarzkopf/ Čerchov ein beliebter Ausflugspunkt. Vom Frohnauer Sattel/ ie Exkursion führte zu Zielen Vranovskě sedlo führte der Weg nördlich von Waldmünchen nach Nimvorgut/Nuzarov. Der auf der anderen Seite der GrenOrt wurde zu einer ähnlichen ze. Projektleiterin Kristýna PinZeit wie das nahe Hirschsteinkrová hatte sich für diese circa 13 häusl gegründet. Die Ursprünge Kilometer lange Strecke Kamila sind mit dem Eisenwerk in HochAngelovová Beňušíková mit ins ofen/Pec verbunden. Der Name Boot genommen. Sie ist im Vordes Dorfes Nimvorgut lasse verstand des Touristikclubs Taus Die Klosterkirche in Stockau befindet sich in keinem guten Zustand. muten, so Pinkrová, daß das Leund arbeitet für den Reisedienstben hier sehr hart gewesen sei. leister Touristengebiet BöhmiDer Forscherin Kristýna Císleroscher Wald, der unter dem Navá sei es zu verdanken, daß das men „Náš Český les“ einen Faceletzte Kapitel des Dorfes im Debook-Account unterhält. tail beschrieben wird. Der Start der circa 20 TeilnehIn Waldersgrün/Valtířov ermer von beiden Seiten der Greninnerten dann vor allem die umze erfolgte in Stockau/Pivoň. liegenden Wiesen, Weiden und Dort wies Pinkrová darauf hin, Teiche an dieses untergegandaß das Gebiet schon im 13. gene Dorf. Waldersgrün wurde Jahrhundert bewohnt gewesen erstmals 1115 als Besitz des Klosei. Über Stockau, wo ursprüngsters Kladrau erwähnt. Nach dem lich Mönche gewohnt hätten, haPrager Bistum und dem Kloster be der Handelsweg nach RegensSchönthal kaufte das Kloster in burg geführt. Die Mönche hätten Stockau Ende des 14. Jahrhundann auch Siedlungen gegrün- Das ehemalige Kloster in Stockau wird renoviert. derts das Dorf. Die Hussitendet. Die besten Zeiten habe das kriege zerstörten es für fast drei Kloster vor langer Zeit erlebt, Jahrhunderte. Erst um 1695 wurheute stehe die Klosteranlage de Waldersgrün wieder besieunter Denkmalschutz und werde delt. Wie andernorts boten die derzeit renoviert. Wälder Nahrung, und hier war Eine gute Kondition war für das Ackerland etwas fruchtbarer. den Aufstieg zum 870 Meter ho1954 wurden fast alle der 61 Häuhen Lissaberg/Lysá Hora geforser, in denen vor dem Krieg 273 dert. Dort las Beňušíková aus eiüberwiegend deutsche Einwohnem Reiseführer von 1897, dem ner gelebt hatten, abgerissen. entnommen werden konnte, daß Zum Schluß ging es noch nach man früher von hier bis nach Glaserau/Skláře. Die bescheiMarienbad und Pilsen habe sedenen Überreste der ehemalihen können. Auch bis zum baygen Glasmachersiedlung sind im erischen Nachbarn sei der Blick Wald versteckt. Ein Teil der Felfrei gewesen. Doch nunmehr verder, Wiesen und Weiden in der sperrten große Bäume den AusUmgebung ist erhalten geblieblick. Trotz der guten Aussicht Kristýna Pinkrová zeigt ein altes Bild vom Alten Hirschstein, Kamila Ange- ben, der Rest wurde ebenfalls habe die Armee den Lissaberg lovová Beňušíková wirbt für ein Buch von Jan Hajsman und Jaroslav Vogel- vom Wald verschluckt. Die Glasim Gegensatz zu anderen Bergen tanz über Sehenswürdigkeiten beiderseits der Grenze. hütte war 1586 errichtet worden, nie genutzt. vielleicht von den Augustinern in Nach dem schweißtreibenden dem Zweiten Weltkrieg wurden Wir bogen in einen Waldweg ab, dieser Gegend. Von ihr sind keiAnstieg bot der Abstieg hinun- die letzten Bewohner vertrieben der schließlich zum Alten Hirsch- ne Spuren mehr vorhanden. Wie ter nach Fuchsenhäuseln/Liščí und die Häuser dem Erdboden stein/Starý Herštejn, einem be- der Name schon sagt, lebten die domky etwas Erholung. Dort gleichgemacht, damit sich hier liebten Ausflugsziel, führte. Einwohner von der Glasherstelwurde deutlich, was sich die Na- niemand verstecken konnte. Pinkrová: „1266 kaufte König lung und verdienten ihren Letur inzwischen alles zurückgeAnschließend erreichten wir Přemysl Ottokar II. die Burg, die bensunterhalt mit der Landwirtholt hatte, denn das auf 745 dann später von den Hussiten schaft und der Arbeit im Wald. es waren nur Metern Hö- zerstört wurde, wie alles in der Nachdem die Glashütte abgenoch wenige he liegende Umgebung.“ Im 16. Jahrhundert brannt war, blieben die Menkleine Erdlöund Ende des habe Dobrohost von Ronsperg schen, aber das Umland konnte cher zu sehen, 17. Jahrhun- aus der Anlage eine Räuberburg nur weniger als hundert von ihhinter denen derts gegrün- gemacht, was nen beherbergen. sich Mauerdete Hirsch- dem König nicht Vor dem Krieg reste verbarsteinhäusl/ gefallen habe. lebten 80 Mengen. Die einstiHerštejnskě Nach dem Zweischen in 16 Häugen Bewohner Chalupy. Dort ten Weltkrieg sei sern, 76 waren des Ortes wastanden frü- auf dem Rest der Deutsche. ren Korbflechher einige Hö- einstigen BurgKurz vor Einter oder stellfe, die zum Klo- anlage ein stratebruch der Dunten Holzwaren ster Stockau gischer Punkt für kelheit erreichher, die sie auf gehörten und das Militär entten wir wieder Märkten ver- In der Stockauer Waldbar/Lesní ebenfalls ver- standen. Es habe Stockau. kauften. Nach Bar kann man Getränke kaufen. schwanden. sogar einen Plan Wegweiser auf dem Lissaberg. Karl Reitmeier Die landschaftlichen Exkursionen im Rahmen des grenzüberschreitenden zweisprachigen Projekts „Hindle“ haben immer einen besonderes Reiz. Dies war bei der Tour „Im Wandel der Zeit durch den Böhmischen Wald/ Český les“ nicht anders.
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Hindle H
Hindle vor der Burgruine auf dem Alten Hirschstein.
Bilder: Karl Reitmeier
indle bedeutet im chodischen Dialekt der Ort zwischen hier und dort. Hindle ist die Region zwischen Pilsen und Regensburg, in der es nicht darauf ankommt, welche Sprache man spricht, sondern daß man sich versteht. Trotz der schwierigen Vergangenheit gibt es viel mehr, was uns eint, als was uns trennt. Hindle ist ein Ort, an dem es keine Grenzen geben muß, wenn wir das wollen und etwas dafür tun.
In der Mitte Peter Gaag mit der Fahne der Bischofteinitzer.
Gefallenendenkmal auf dem Ehrenhain.
Bilder: Karl-Heinz Loibl
Bürgermeister Sandro Bauer und Heimatkreisbetreuer Peter Pawlik.
Furth im Wald
Ohne Frieden ist alles nichts An der Gedenkfeier anläßlich des Volkstrauertags Mitte November in der Bischofteinitzer Patenstadt Furth im Wald nahm auch der Heimatkreis Bischofteinitz teil.
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ie Trauerfeier begann mit einem Gottesdienst für die in den Weltkriegen Gefallenen und Vermißten sowie für die verstorbenen Mitglieder der Soldaten- und Kriegerkameradschaft (SuKK). Die Messe fand in der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt statt und wurde von Pfarrer Karl-Heinz Seidl zelebriert. Am Friedhofsparkplatz startete anschließend der Trauermarsch mit Blasmusik und führte, begleitet von den Fahnenträgern, zum Gefallenendenkmal auf dem Ehrenhain. Dort stellten sich die Fahnenträger der Further SuKK und Reservistenkameradschaft, des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, des Sozialver-
bandes VdK, der Feuerwehren Furth im Wald und Schafberg sowie Peter Gaag mit den Fahnen der Bischofteinitzer vor dem Denkmal auf. SuKK-Vorsitzender Ludwig Bertl sagte in seiner Trauerrede, wegen Rußlands Angriffskriegs auf die Ukraine sei der Volkstrauertag bedrohlich aktuell. Er schloß mit dem Willy-Brandt-Zitat: „Der Frieden ist nicht alles, aber alles ist ohne den Frieden nichts.“ Begleitet von drei Böllerschüssen, legten Furths Bürgermeister Sandro Bauer, die Vertreter der teilnehmenden Vereine einschließlich Heimatkreisbetreuer Peter Pawlik Kränze nieder. Danach ging es zur Gedenkstätte mit den Namen aller Further Gefallenen und Vermißten des Ersten und Zweiten Weltkrieges auf dem Friedhof. Dort wurden Fürbitten vorgetragen, gemeinsam das Vaterunser gebetet und zu guter Letzt die Bayernhymne gesungen. nh
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 48 | 29. 11. 2024
Heimatbote für den Kreis Ta<au
Heimatkreis Tachau – Patenstadt Weiden in der Oberpfalz. Heimatkreisbetreuer: Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Aubergstraße 21, 83352 Altenmarkt, Telefon (0 86 21) 6 36 27, Telefax 64 75 27, eMail wolf-dieter.hamperl @online.de. Internet www.tachau.de. Tachauer Heimatmuseum: Kulturzentrum Hans Bauer, Schulgasse 3a, 92637 Weiden, Telefon (09 61) 81 41 02, Telefax 81 41 19, eMail museum@tachau.de. Spendenkonto: Heimatkreis Tachau, HypoVereinsbank Nürnberg – IBAN: DE38 7602 0070 0002 0824 54, BIC: HYVEDEMM460. Heimatbote für den Kreis Tachau – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de
� Heimatkreis
Geschenkideen 2. Leinengebunden, 1988, 128 Seiten, 2,50 Euro. l Alfred Freisleben: „Des Lebens Lauf“ mit ausführlicher Schilderung des Ablaufs des Lebens im Kreisgebiet, Band 8. 50 Abbildungen, 302 Seiten, 3,90 Euro. l Frank Kohner: „Tachauer Geschichten“ mit Schilderung des Lebens der Juden in Tachau, Band 9. 25 Abbildungen, 100 Seiten, 11,00 Euro. Die Standardwerke des l Alfred Freisleben: „Von Heimatkreises: Neujahr bis Silvester. Brauchtum l Franz Schuster: „Tachau- im Jahreslauf“, Band 10. 50 AbPfraumberger Heimat“. Reprint bildungen, 380 Seiten, 5,00 Euder Ausgabe von 1962, 500 Sei- ro. l Karl Lanzendörfer: „Die ten, 24,80 Euro. l Heimatkreis Tachau Ortsnamen des Bezirkes Tachau. (Hrsg.): „Heimatatlas des ehe- Der Versuch einer Siedlungsgemaligen Bezirks Tachau-Pfraum- schichte“ mit Biographie, Band berg“. Kopie, der beste Reisefüh- 11. Reprint, 180 Seiten, 12,50 Eurer durch unsere Heimat, 155 Sei- ro. ten, 17,00 Euro. l Josef Köferl: „Der politische Bezirk Tachau (1890)“ mit Supplement zur Heimatkunde des politischen Bezirks Tachau (1895) und schöner Karte. Leinengebundene Neuauflage 1985; 861 Seiten, 12,00 Euro. l Tachau-Pfraumberger Bezirkslehrerverein (Hrsg.): „Landkarte Politischer Bezirk Tachau“ von 1928. Zweisprachig, 53 mal 60 Zentimeter, Farbkopie in sehr guter Qualität, 9,90 Euro. l Wolf-Dieter Hamperl: „Vertreibung und Flucht aus dem Bezirk Tachau im Egerland 1945 bis 1948. Schicksale in Berichten, Dokumenten und Bildern“, Band I. Reprint, 500 Seiten, 24,80 Euro. l Wolf-Dieter Hamperl: „Vertreibung und Flucht aus dem Bezirk Tachau im Egerland 1945 bis 1948. Schicksale in Berichten, Dokumenten und l Wolf-Dieter Hamperl Bildern“, Band II. Reprint, 256 (Hrsg): „Haider Pfarrchronik Seiten, 19,80 Euro. l Wolf-Dieter Hamperl: „Die 1777 bis 1945“, Band 12. 12,00 verschwundenen Dörfer“, Band Euro. l Wolf-Dieter Hamperl: III. 600 Abbildungen, 540 Seiten, „Neumühle, Zummern Nr. 40. 20,80 Euro. l Wolf-Dieter Hamperl: „Was Geschichte einer Einöde in Böhbleibt. 50 Jahre Patenschaft Wei- men und ihrer Bewohner 1613 bis den–Tachau. Geschichte des 1946“, Band 13. Viele AbbildunHeimatkreises seit der Vertrei- gen, 19,80 Euro. l Pater Jaroslav Baštář: „,Ich bung“, Band IV. Gebunden, fester, farbiger Einband, 231 farbi- war zwölf Jahre im Grenzgebiet‘ ge und 60 schwarzweiße Bilder, über seine Zeit in Neustadtl und Haid von 1948 bis 1969“, Band 182 Seiten, 7,00 Euro. l DVD: „Blick in eine verlore- 14. Zahlreiche alte Fotos, 14,90 ne Welt. Kreis und Stadt Tachau Euro. l Wolf-Dieter Hamperl: im Egerland, die schöne Tachauer Landschaft und drei Zeitzeu- „Böhmisch-oberpfälzische Akangengespräche“. 2019, 20 Minu- thusaltäre“. Vier farbige, 30 schwarzweiße Abbildungen mit ten, 10,00 Euro. Bildern der Altäre in Tachau, Ratzau, Muttersdorf und NeuSchriften zur Tachauer stadl, zwei Karten, 2. Auflage Heimatgeschichte: 1999, 80 Seiten, 8,00 Euro. l Ferdinand Roth: „Dichter l Hatto Zeidler: „Der Egeraus dem Tachauer Land“, Band landbrunnen in Marktredwitz“.
Der Tachauer Heimatkalender 2025 mit heimatlichen Bildern und allen einschlägigen Adressen ist ab sofort bei Heimatkreisbetreuer Wolf-Dieter Hamperl erhältlich. Bei ihm bekommt man aber auch weitere Heimatbücher, die man selber lesen oder Kindern, Enkeln oder Freunden schenken kann. Jaroslav Baštář im Pfarrhof und mit seinem Mercedes aus Deutschland.
Jaroslav Baštář mit Motorad auf der Landstraße, mit Zigarillo, mit Pfeife und mit Motorrad innerorts.
� Neustadtl
Bilder und Dokumente entdeckt Vor zwei Jahren gab Heimatkreisbetreuer Wolf-Dieter Hamperl die Erinnerungen des Redemptoristenpaters Jaroslav Baštář über seine zwölf Jahre als Seelsorger in Neustadtl heraus (Ý rechts), die zuvor als Serie im Heimatboten erschienen waren (Ý HB 17ff/2021). Auch Galina Marianna Kortanová, Kustodin des Haider Schlosses, interessierte sich für das Buch.
Katholiken verfolgen und wie auch die gleichgeschaltete Kirche ihm bei seiner müsamen Seelsorge Knüppel zwischen die Beine wirft. „Zwölf Jahre lang verwaltete ich zwölf Pfarreien, die ziemlich weit vonein-
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alina Marianna Kortanová schrieb Wolf-Dieter Hamperl: „Ich habe Ihr Buch über Pfarrer Jaroslav Baštář im Archiv in Tachau gesehen. Ich wollte Ihnen schreiben, daß ich vor kurzem dem Staatsbezirksarchiv in Tachau einige Fotos und persönliche Dokumente von Pfarrer Baštář übergeben habe. Die Unterlagen waren im alten Pfarrhaus geblieben, das verkauft wurde. Ich habe alles Archivar Miroslav Vetrák in Tachau übergeben. Im Anhang sende ich Ihnen mehrere Fotos und Kopien, die Originale befinden sich bereits im Archiv in Tachau.“ Baštář schildert eindringlich, wie infam die Kommunisten die
ander entfernt lagen.“ Bei Wind und Wetter ging er täglich in die Schulen, um zu unterrichten, und sonntäglich in die Kirchen, um Messen zu lesen. Schließlich ergatterte er eine kleine NSU 98 für
5000 Kronen. Sie hielt nicht lange. Die Winter waren hart und die Wege weit. Seinen Antrag auf ein Darlehen lehnte der Kapitularvikar, der selber gerne Auto fuhr, ab. 1954 kaufte Baštář eine 350er BSA. Doch das Motorrad schützte nicht vor Regen, Schnee und Glatteis. 1956 kam er in Briefkontakt mit Josef Eigermann, einem gebürtigen Pfraumberger und ehemaligen Religionsprofessor in Brüx, der nun in Immenried im Allgäu lebte. Dieser war überrascht, daß Baštář so viele Pfarreien ohne Auto verwalten sollte, und versprach ein Auto zu besorgen. Das Regime wurde sehr hellhörig und die Überwachung lückenlos. Am 19. November 1957 kaufte Eigermann für 800 Mark einen acht Jahre alten Mercedes Benz 170 V. Am 11. Dezember holte der vom Geheimdienst eskortierte Baštář das Auto an der Grenze ab. Es sollte ihm viel Jahre treue Dienste leisten. Dieser von den neuen Bildern begleitete Bericht ist nur ein kleiner Teil von Baštářs bewegendem Werk. Nadira Hurnaus
100 Farbbilder, 60 Seiten, 5,00 Euro.
Bücher über das Egerund Sudetenland
l Franz Schuster: „TachauPfraum berger Heimat“. Reprint des Standardwerks über die Geschichte unserer Heimat, 420 Seiten, 24,90. l Zdeněk Procházka: „Die historischen Grabmäler der Tachauer Region“. Zweisprachig, viele Abbildungen, 170 Seiten, 12,50 Euro. l Zdeněk Procházka: „Was die Landschaft mit Leben erfüllt. Das Schicksal von 129 Kirchen in der Region Tachau und Taus“. Zweisprachig, viele Abbildungen, 250 Seiten, 15,00 Euro. l Widmar Hader: „Lexikon zur deutschen Musikkultur in Böhmen, Mähren und Sudetenschlesien“, zwei Bände mit Namens- und Ortsregister. 1800 Seiten, 70,00 Euro. l Franziska L. und Hugo E. Wagner: „Sudetendeutsche Leidenswege. Brünn. Prag. Sibirien“. 220 Seiten, 9,00 Euro. l Emmanuel Johannes Reichenberger: „Ostdeutsche Passion“, der erste Hinweis auf das Schicksal der Sudetendeutschen. Düsseldorf 1948, 286 Seiten, 18, Euro l Sudetendeutsches Archiv: „Odsun. Die Vertreibung der Sudetendeutschen“. München 1995, 540 Seiten, 19.00 Euro. l Frank Grube und Gerhard Richter: „Flucht und Vertreibung. Deutschland zwischen 1944 und 1947.“ 240 Seiten, 14,50 Euro. l Cosmas von Prag: „Chronik Böhmens“, Zwei Bände. 380 Seiten, 19,50 Euro. l Susanne Maier: „Das Grenzdurchgangslager Furth im Wald 1946 bis 1957“. 160 Seiten, 14,50 Euro. l Emil Franzel: „Sudetendeutsche Geschichte“. 491 Seiten, 14,50 Euro. l Eva Demmerle: „Kaiser Karl I. Selig, die Frieden stiften. Eine Biografie“. 320 Seiten, 9,50 Euro l Fritz Singer: „Gesundheitswesen in Alt-Eger“. Neuauflage 2019, 180 Seiten, 15,00 Euro. l Alfred de Zayas und Konrad Badenheuer: „80 Thesen zur Vertreibung. Aufarbeiten statt verdrängen“. Verlag Inspiration Un Limited, Berlin 2019, 216 Seiten, 14,90 Euro. (ISBN 978-3-94512729-2)
Bei Bestellung über 60,00 Euro ist der Versand portofrei. Bestelladresse: Wolf-Dieter Hamperl, Aubergstraße 21, 83352 Altenmarkt, Telefon (0 86 21) 6 36 27, eMail wolf-dieter.hamperl@ online.de
Ortsbetreuerecke Von links: Bescheinigung über Jaroslav Baštářs politische Zuverlässigkeit 1949, Fahrzeugschein für sein Motorrad 1955 und der Zollbeleg für die Einfuhr seines Mercedes 1957.
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erzlich gratulieren wir im Dezember Franz Wiltschka, Ortsbetreuer von Wurken, am 2. zum 91. Geburtstag.
Wir gratulieren ihm sehr herzlich und wünschen ihm alles erdenklich Gute, Gesundheit sowie Gottes überreichen
Segen und noch viele schöne Jahre. Vielen Dank für die Mitarbeit im Heimatkreis. Sieglinde Wolf