Sudetendeutsche Zeitung 13. Dezember 2024 Ausgabe 50 Pay

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Nachruf: Vergelt‘s Gott, Erwin Scholz (Seite 2)

Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft

Reicenberger Zeitung HEIMATBOTE

endeutsche Zeitung

Jahrgang 76 | Folge 50 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 13. Dezember 2024

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sche Zeitung Hybrider Krieg gegen den Westen: Wie ng Neudeker Heimatbrief Zeitung Moskau unsere Wahlen manipuliert TE

HEIMATAUSGABEN IN DIESER ZEITUNG tschen Landsmannschaft

Nach Enthüllungen von Geheimdiensten annulliert Rumäniens Staatspräsident Klaus Iohannis die Wahl seines Nachfolgers

Neudeker Heimatbrief

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eimatbrief

36 Stunden vor der Stichwahl hat Rumäniens Staatspräsident Klaus Iohannis die Notbremse gezogen und die Entscheidung über seinen Nachfolger abgesagt – ein bislang einmaliger Vorgang in einer Demokratie, der aber deutlich macht, zu welchen Mitteln Moskau in seinem hybriden Krieg gegen den Westen greift.

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Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadt- und Landkreis Mitteilungsblatt desvereinigt Heimatverbandes e. V.und Landkreis Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadtmitder Karlsbader

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Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadt- und Landkreis Mitteilungsblatt desvereinigt Heimatverbandes e. V.und Landkreis Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadtmitder Karlsbader Unabhängiges und überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreis Luditz-Buchau und Deutsch-Manetin

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Jänner 2016 Dezember 2022

Dezember ... und Friede den Menschen auf Erden.

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Holzschnitt W. Klemm

Ministerpräsident Söder

Gespräche über AKWKooperation

Dezember ... und Friede den Menschen auf Erden.

Holzschnitt W. Klemm

Bei seinem Kurzbesuch in Prag ist Bayerns Ministerpräsident Markus Söder am Donnerstag von Premierminister Petr Fiala empfangen worden.

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ereits im Vorfeld war das wichtigste Thema öffentlich geworden: eine mögliche Kernenergie-Allianz zwischen Tschechien und Bayern (mehr in der nächsten Ausgabe). Söder reiste aus Warschau an, wo er am Mittwoch Polens Regierungschef Donald Tusk getroffen hatte.

ls sechstgrößtes EU-Land und wichtigster Nato-Partner am Schwarzen Meer ist Rumänien von geostrategischer Bedeutung und weitaus bedeutender als Ungarn und die Slowakei, deren Regierungen bereits offen Politik gegen Nato und EU machen. Der Luftwaffenstützpunkt Mihail Kogălniceanu nahe der Hafenstadt Constanţar wird derzeit zur flächenmäßig größten NatoBasis in Europa ausgebaut. Bis zu 10 000 Soldaten will das Verteidigungsbündnis hier stationieren. Über Rumänien werden außerdem die Waffen- und Getreidelieferungen für die Ukraine abgewickelt. Rumänien ist damit der Dreh- und Angelpunkt für die Reaktion des Westens auf den russischen Angriffskrieg. Mit Staatspräsident Iohannis und dem prowestlichen Regierungschef Marcel Ciolacu war Bukarest bislang ein verläßlicher Partner, doch das könnte sich ändern. Da Iohannis nach zwei Wahlperioden nicht mehr antreten durfte, galt Ciolacu eigentlich als großer Favorit für die Nachfolge. Doch völlig überraschend ging der extrem rechte und prorussische Nato-Kritiker Călin Georgescu mit 22,94 Prozent als Sieger aus dem ersten Wahlgang hervor. Zweite wurde die konservative Oppositionsführerin Elena Lasconi. Als Drittplatzierter flog Ciolacu dagegen aus dem Rennen um die Präsidentschaft. Noch am Dienstag nach dem Wahlschock hatte das Verfassungsgericht entschieden (Sudetendeutsche Zeitung berichtete), daß die für vergangenen Sonntag terminierte Stichwahl stattfinden

In dieser Villa südwestlich von Wien lebte Călin Georgescu mit seiner Familie bis 2021. Fotos: Wikipedia, Google Earth kann. Am Mittwoch ließ dann Staatspräsident Iohannis geheime Dokumente seiner Sicherheits- und Geheimdienste veröffentlichen, die belegen, wie Moskau die Wahl manipuliert hat. So hatte der Inlandsgeheimdienst (SRI) erklärt, das Land sei Ziel eines „aggressiven russischen hybriden Angriffs“ geworden. In einer erneuten Entscheidung erklärte das Verfassungsgericht dann am Freitag den ersten Wahlgang für ungültig. Staatspräsident Iohannis sagte daraufhin die Wahl ab und erklärte, er werde weiterhin im Amt bleiben, bis vermutlich im Frühjahr 2025 die Bürger erneut an die Urnen gerufen werden. Aus den ursprünglich als „streng geheim“ eingestuften Dokumenten geht im Detail hervor, wie Moskau es geschaft hat, aus einen bis vor kurzem unbekannten und parteilosen Kandidaten einen Wahlsieger zu machen. So heuerte die Firma FA Agency in Südafrika Influencer in Rumänien an und zahlte pro Beitrag, der über TikTok verbreitet wurde, bis zu 1000 Euro. In anderen Fällen erfolgte die Finanzierung der TikTok-Influencer über die Plattform FameUp. Der rumänische Geheimdienst entdeckte außerdem ein ver-

borgenes Netzwerk, das bereits 2016 auf TikTok installiert, aber erst kurz vor der Wahl aktiv wurde. Die Betreiber des Netzwerks, die über einen Telegram-Kanal rekrutiert und koordiniert wurden, verwendeten Methoden, die für die „Arbeitsweise“ eines staatlichen Akteurs typisch sind. Sprich: Moskau habe alles arrangiert. So wurden unmittelbar vor dem ersten Wahlgang 25 000 TikTok-Konten aktiviert, die nur ein Ziel hatten: Propaganda für Călin Georgescu zu machen. Auch die Europäische Union hat mittlerweile reagiert und das chinesische Unternehmen TikTok angewiesen, alle Daten aufzubewahren, die „sich auf tatsächliche und vorhersehbare systemische Risiken für Wahlvorgänge in der EU beziehen“. Rechtliche Grundlage dafür ist das Gesetz über digitale Dienste (DSA), die den Betreibern eine Frist von nur 24 Stunden einräumt. „Wir sind besorgt über die zunehmenden Hinweise auf eine koordinierte ausländische Online-Beeinflussung der laufenden rumänischen Wahlen, insbesondere auf TikTok“, sagte Henna Virkkunen, Vizepräsidentin der EU-Kommission und zuständig für Digitalpolitik. Die Wahlannullierung ist aber nur eine von zwei Gegenmaß-

Eines der Dokumente, die zunächst als „streng geheim“ eingestuft waren und die Manipulation belegen. nahmen. Geprüft werden soll erneut, welche Kandidaten zur Präsidentschaftswahl überhaupt zugelassen werden. So hatte Anfang Oktober das Verfassungsgericht bereits die rechtsextreme Diana Sosoaca als Kandidatin ausgeschlossen. Gut möglich also, daß Georgescu ebenfalls nicht mehr antreten darf. Der Putin-Versteher, der gegen den Westen hetzt, hat selbst eine ziemlich westliche Vergangenheit. Von 2011 bis 2021 lebten Georgescu und seine Familie, so enthüllten das österreichische Magazin Profil und die rumänische Rechercheplattform Rise Projekt, in einer Villa mit Garten und Pool südwestlich von Wien. Über die Finanzierung der Immobilie schweigt Georgescu. Die Investigativ-Journalisten sehen aber einen möglichen Zusammenhang zu einem umstrittenen Immobilien-Deal in Rumänien, an dem, so Profil, „ein Geschäftsmann aus dem Umfeld der als korrupt verschrienen sozialdemokratischen Partei PSD beteiligt gewesen sein soll“ – was Georgescu in einem ganz anderen Licht erscheinen läßt als die Hoffnung seiner Anhänger, er werde, so Profil, „die Korruption im Land beenden und Rumänien zu Stolz und Glorie führen“. Während der amtierende Ministerpräsident Marcel Ciolacu

die Wahlannullierung als „die einzige korrekte Lösung nach der Freigabe der Geheimdienstdokumente“ bezeichnete, sprach die zweitplatzierte Elena Lasconi von einer „illegalen und unmoralischen Entscheidung“ und sagte: „Der rumänsiche Staat tritt die Demokratie mit Füßen“. Wie zu erwarten sprach Georgescu von einem „Staatsstreich“ und lederte: „Das korrupte System hat sein wahres Gesicht gezeigt und einen Pakt mit dem Teufel geschlossen. Ich aber habe einen Pakt mit dem rumänischen Volk und mit Gott.“ Auch andere rechtsextreme Politiker warfen Iohannis einen „Putsch“ vor. Zu welchen Mitteln die antiwestliche Propaganda greift, um Politiker zu diskreditieren, mußte am Wochenende auch VizeBundeskanzler, Grünen-Kanzlerkandidat und Ukraine-Unterstützer Robert Habeck erleben. Auf TikTok ging ein Video viral, in dem eine junge Frau behauptet, als zehnjähriges Mädchen von dem damaligen Umweltminister Schleswig-Holsteins sexuell mißbraucht worden zu sein. Experten, die das Video analysierten, stellten schnell fest, daß das Statement der Frau mit Hilfe künstlicher Intelligenz täuschend echt produziert worden ist. Und daß dafür ein Foto einer ehemaligen und wenig bekannten Eiskunstläuferin aus Rußland benutzt wurde. Dennoch wurde das Fake-Video häufig geteilt und entsprechend kommentiert. Auch Tschechiens Präsident Petr Pavel wurde bereits Opfer einer solchen Fake-News-Attakke. Mit Öffnung der Wahllokale zur Stichwahl ums Präsidentenamt wurde über Social-Media-Kanäle verbreitet, Pavel sei „überraschend verstorben“. Der ehemalige Vorsitzende des Nato-Militärausschusses und prominente Unterstützer der Ukraine konterte über X und schrieb, das Niveau der Desinformation habe einen neuen Tiefpunkt erreicht. Torsten Fricke

Im neuen Jahr hat Bayern den Vorsitz der Arbeits- und Sozialministerkonferenz der Bundesländer inne

Ministerin Scharf übernimmt bundespolitische Verantwortung Mit dem neuen Jahr übernimmt Ulrike Scharf, weitere stellvertretende Ministerpräsidentin des Freistaats Bayern, Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales sowie Schirmherrschaftsministerin der Sudetendeutschen Volksgruppe, eine weitere wichtige Aufgabe: den Vorsitz der Arbeits- und Sozialministerkonferenz der Bundesländer (ASMK). Höhepunkt wird 2025 die ASMK-Konferenz am 26. und 27. November in München sein.

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ür ihre Amtszeit hat sich die CSU-Politikerin bereits klare Ziele gesetzt: „2025 muß ein Jahr des Aufbruchs werden. Wir brauchen eine Neuausrichtung der Arbeits- und Sozialpolitik.

Jetzt gilt es, Impulse aufzunehmen, neue Wege zu gehen, konstruktive und zukunftsweisende Lösungen zu erarbeiten. Dafür steht die ASMK 2025 unter meinem Vorsitz.“ Weiter forderte Scharf: „Das Bürgergeld braucht nicht nur einen neuen Namen, es muß komplett neu gedacht werden. Mein Ziel ist, den Sozialstaat zum Wohle aller Bürgerinnen und Bürger weiterzuentwickeln.“ Für die Sozialministerin steht fest: „Die Schlüssel zu sozialem Frieden, Wohlstand und einer starken, wehrhaften Demokratie sind Solidarität und Leistungsgerechtigkeit. Gute Arbeits-, Sozial- und Pflegepolitik, die neben den Leistungsempfängerinnen und -empfängern auch die

im Blick haben, die in die Sozialkassen einzahlen, bilden tragfähige Säulen für ein gutes Miteinander. Das Prinzip der sozialen Marktwirtschaft muß wieder mit Leben gefüllt werden.“ Scharf griff das bayerische Motto „Bayern.Gemeinsam. Stark“ auf und kündigte an: „Ich werde mich mit ganzer Kraft dafür einsetzen, daß zukünftig auch gilt: ,Deutschland.Gemeinsam. Stark‘.“ Auf der ASMK-Konferenz in Hamburg hatten die Ressortschefs der Bundesländer zahlreiche Anträge diskutiert. Bayern hatte sich unter anderem mit Vorschlägen zur stärkeren Bekämpfung der Einsamkeit, Anreizen für ein freiwilliges längeres Arbeiten über die Regelaltersgren-

ze hinaus und mehr Attraktivität der privaten Altersvorsorge eingebracht. Scharf forderte zudem, das Thema Arbeitszeitflexibilisierung endlich anzugehen. „Zur besseren Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Pflege ist die Wochenhöchstarbeitszeit entscheidend, nicht die Tageshöchstarbeitszeit, wenn die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer das wollen und keine Gesundheitsgefährdung droht“, sagte die Staatsministerin. Die seit 1949 bestehende ASMK dient der Koordinierung zwischen den Ländern und der Zusammenarbeit mit der Bundesregierung, die in der Regel durch den Bundesarbeitsminister als Gast teilnimmt. TF

Von ihrer Hamburger Kollegin Melanie Schlotzhauer (links) hat Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf den Vorsitz der Arbeits- und Sozialministerkonferenz der Bundesländerder übernommen. Foto: Daniel Reinhardt


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Sudetendeutsche Zeitung Folge 50 | 13.12.2024

AUS UNSEREM PRAGER BÜRO

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as hat die österreichische Stadt Salzburg mit Böhmen zu tun? Das fragte sich neulich der Leiter des Prager Sudetendeutschen Büros, Peter Barton, bei seinem vergangenen Besuch dieses Touristenmagneten nahe der bayerischen Grenze. Vor etwa zehn Jahren hatte Barton im Hotel Imlauer-Bräu in der Nähe des Salzburger Bahnhofs für die versammelte SLÖ Land Salzburg referiert. Nicht weit von diesem Ort entfernt wohnte bis zu ihrem Tod die tschechische Schauspielerin Lída Baarová (1914–2000), mit der Barton in einem losen, nicht sehr intensiven Briefkontakt stand. Baarová wurde in Deutschland 1935 durch ihre Hauptrolle im Film „Barcarole“ mit Gustav Fröhlich als Defa-Star berühmt, aber die Öffentlichkeit kannte sie später vor allem durch ihre Affäre mit dem Menscheitsverbrecher Joseph Goebbels. Die letzten Jahre ihres Lebens konnte Baarová relativ ruhig in der Stadt an der Salzach verbringen. Bald nach der Prager Samtenen Revolution stürzten sich tschechische Journalisten auf sie, um Informationen zu ihrer damaligen Romanze zu erfahren. Nach ihrem Tod im Al-

ter von 86 Jahren wurde Baarová in ihrer Geburtsstadt Prag begraben. Was Barton an Salzburg ganz besonders fasziniert ist aber die eher weniger bekannte Tatsache, daß das Bistum neben seinen beiden Diözesanpatronen noch einen dritten für dieses Amt hat, nämlich den böhmischen Heiligen Johannes von Nepomuk. Nicht zufällig erinnerte im Jahr 2021 eine Ausstellung im Salzburger Dommuseums an den 300. Jahrestag seiner Seligsprechung. Die Stadt und ihre nähere Umgebung besitzen zwölf verschiedene Statuen dieses Heiligen: Eine der bekannteren befindet sich am Franz-Josef-Kai,

PRAGER SPITZEN Fiala rechnet mit Pavels Unterschrift

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schechiens Premierminister Petr Fiala (ODS) rechnet damit, daß Staatspräsident Petr Pavel den Staatshaushalt für kommendes Jahr unterschreiben wird. Dies teilte er am Montag nach einem Treffen mit Pavel und Finanzminister Zbyněk Stanjura (ODS) mit. Das Staatsoberhaupt werde sich bis spätestens in zwölf Tagen entscheiden, so Fiala. Präsident Pavel hatte in der Vergangenheit Kritik an dem Haushaltsentwurf geäußert. Derzeit ist für 2025 ein Etat mit einem Defizit von 241 Milliarden Kronen (9,6 Milliarden Euro) geplant.

Neues Stadtviertel auf Bahnhofsareal

die noch berühmtere am Kapitelplatz beim Petersfriedhof, wo kein Tourist sie übersehen kann. Aber Salzburg bietet noch mehr „Böhmisches“, darüber ein andermal.

Erster Präsident der Landesversamlung der deutschen Vereine verstarb mit 92 in seiner Heimatstadt Reichenberg

Vergelt‘s Gott, Erwin Scholz

Im Alter von 97 Jahren ist Erwin Scholz am 21. November im Krankenhaus in Reichenberg verstorben. Scholz war 1992 der erste Präsident der Landesversammlung der deutschen Vereine in der Tschechoslowakei.

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eine Heimatstadt, in der er am 24. Juli 1927 im Stadtteil Hanichen am Fuße des Reichenberger Hausbergs Jeschken zur Welt kam, hat ihn sein Leben lang nicht losgelassen, auch wenn es anfangs vor allem die kranke Mutter war, die ihn nach dem Einzug in die Wehrmacht noch im Januar 1945, seinem Einsatz in Italien, seiner Kriegsgefangenschaft bei den Amerikanern bis 1947, praktisch illegal über die sowjetische Besatzungszone nach Reichenberg zurückzog. So hat Erwin Scholz auf beeindruckende Weise Zeugnis abgelegt, wie das Schicksal der verbliebenen Deutschen in der Tschechoslowakei im Allgemeinen, und im vormals deutsch geprägten Reichenberg im Besonderen gewesen war. In einem Video, das der Dokumentarfilmer Horst Herz 2009 im Rahmen einer Veranstaltung der Seliger-Gemeinde, deren Mitglied Scholz auch war, in Teplitz-Schönau aufgenommen hat, erzählt Scholz Aspekte seines Werdegangs und seines Landes. „Wir waren erst einmal ein paar Jahre staatenlos. Und uns wurden vom Lohn, ich weiß nicht mehr wieviele Jahre, 20 Prozent Reparationssteuer zusätzlich zur Steuer abgezogen.“ Das betraf etwa 250 000 bis Der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, Bernd Posselt, trauert ebenfalls um Erwin Schlolz, mit dem er eng verbunden war:

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Szene aus dem Dokumentarfilm: Erwin Scholz zeigt 2009 seine Heimatstadt Reichenberg. Bildschirmfoto: Ulrich Miksch 300 000 Deutsche im Lande, ein paar Antifaschisten, Deutsche in Mischehen und vor allem Spezialisten, wie seinen Schwiegervater, der als gelernter Werkzeugmacher bleiben mußte. Auch Klement Gottwald, von 1948 bis 1953 Staatspräsident der ČSSR, schwenkte um und erklärte nach 1950, nicht jeder Deutsche sei ein Nazi. 1953 wurde dann den Sudetendeutschen, die im Lande verblieben waren, per Dekret die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft zuerkannt. „Die mußtest du nehmen. Das ist in Diktaturen so, entweder du nimmst sie oder du setzt dich Repressalien aus“, erinnert sich Scholz. Aber das bedeutete nicht, daß man wieder ungezwungen Deutsch sprechen durfte. Seine Mutter hatte kein Tschechisch gelernt, seine Schwiegermutter habe bis zu ihrem Tode

nur einzelne Wörter für Zucker oder Mehl auf Tschechisch beherrscht, die sie zum Einkaufen brauchte. Die politischen Eruptionen, wie der antisemitisch ausgerichtete Slánský-Prozeß, bei dem der vormalige Generalsekretär der Kommunisten 1952 zum Tode verurteilt wurde, ließen einen gewissen Fatalismus aufkommen im Umgang mit Überzeugungen und Treueschwüren. Alexander Dubček habe dann demgegenüber praktisch die Demokratie eingeführt. Das sei eine goldene Zeit gewesen, die aber für Moskau inakzeptabel gewesen sei und 1968 zum Einmarsch führte. Er habe das in Reichenberg hautnah miterlebt. Die sowjetischen Panzer seien von Zittau und von Polen her hereingekommen, nur auf Durchmarsch nach Prag. Aber am Reichenberger Rathaus hätte damals ein Ge-

Volksgruppen-Sprecher Bernd Posselt zum Tod von Erwin Scholz

rüst gestanden, und junge Tschechen hätten damals die schweren Eisenstangen auf die auf den Marktplatz einfahrenden Panzer geschmissen. Die Panzer mit ihren großen Kanonen hätten auf die jungen Leute geschossen, acht Tote waren da zu beklagen. Und Scholz, der in einer Kanzlei gegenüber vom Rathaus arbeitete, bekam in seinem Büro einen Schuß ab, der das Fenster durchschlug und an der Innenwand Verwüstung anrichtete. Nach dem Einmarsch der Russen hätten die Reformisten noch bis 1969 weitergearbeitet, bis dann Gustáv Husák als Präsident gewählt wurde. Dann ging es nicht mehr um Ideologie, es wurden Leute verfolgt. Als gewählter Vorsitzender der Reichenberger Produktionsgenossenschaften wird Erwin Scholz abgesetzt. Man sagt zu ihm: „Also lieber Scholz, du bist Deutscher, du bist parteilos. Du wirst also heute auf deine Funktion aus gesundheitlichen Gründen verzichten oder du gehst morgen mit der Schaufel arbeiten für ein Drittel deines jetzigen Lohnes.“ Da habe er unterschrieben und sei am nächsten Tag zurückgetreten. Seine Zeit kam dann in seinem Ruhestand nach der Samtenen Revolution im Engagement für die deutsche Minderheit, was ihm mit dem Bundesverdienstkreuz, der Adalbert-Stifter-Medaille und 2017 der Ehrenmedaille seiner Heimatstadt Reichenberg gedankt wurde. Sein Begräbnis fand am 2. Dezember im Familienkreis statt. Ulrich Miksch ner Hochhauswohnung mit Blick auf den Jeschken und das Isergebirge besuchte, erläuterte er mit viel Heimatliebe dieses herrliche Panorama. Im fernen Rosenheim saß erblindend ein neben Ossi Böse ebenfalls sehr wichtiger Jugendfreund, Otfried Preußler. ,Erwin, wie scheint die Sonne heute auf den Jeschken?‘ kam aus Bayern die Frage durchs Telefon, und Erwin schilderte die Farben und Lichter vom Tage. Jetzt ist Erwin Scholz von uns gegangen. Wir danken ihm für Jahrzehnte der Freundschaft und der Treue und bleiben ihm und seiner Hana im Gebet verbunden.

„Große Integrations- und Führungspersönlichkeit“

nser Erwin sah die Welt und seine nordböhmische Heimat in den fast 100 Jahren Leben, die ihm Gott geschenkt hat, aus sehr unterschiedlicher Perspektive. Als Sohn einer politisch engagierten, sozialdemokratischen Familie in der Ersten tschechoslowakischen Republik, im nationalsozialistisch geprägten Dritten Reich, in der Nachkriegszeit, in der fast alle seine sudetendeutschen Freunde und Kameraden

vertrieben wurden, in der Funktion eines Dolmetschers zwischen Tschechen und Deutschen, wenn etwa Erich Honecker nach Reichenberg kam und man die wenigen verbliebenen Sudetendeutschen antreten ließ, als ausgleichender Faktor inmitten der Gründergeneration des erneuerten deutschen Verbandslebens nach dem Sturz des Kommunismus, als kluger Vermittler, als es um deren Nachfolger ging, und

schließlich als die große Integrations- und Führungspersönlichkeit der in unserer Heimat verbliebenen Landsleute. Er wußte alles und war ein herrlicher Mensch. Gemeinsam mit seinem vertriebenen Jugendfreund Ossi Böse rief er die Deutsch-Tschechischen Kulturtage in Reichenberg ins Leben und hatte entscheidenden Anteil am Aufbau der Euroregion Neiße. Wenn man ihn in sei-

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ie Stadt Prag will den Güterbahnhof Žižkov in Zischkaberg und die angrenzenden Grundstücke von den Tschechischen Bahnen (ČD) abkaufen. Darüber entschied am Montag der Stadtrat. Der Kaufpreis soll bei 1,43 Milliarden Kronen (57 Millionen Euro) liegen. Das Vorhaben muß noch von der Stadtverordnetenversammlung abgesegnet werden. Der Magistrat plant, das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude und mit ihm das gesamte Gelände zu sanieren. Entstehen soll ein neues Viertel mit Wohnhäusern, Bürogebäuden sowie Schulen und kulturellen Einrichtungen.

Neue Buslinie von Prag nach Chemnitz

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m nächsten Jahr ist Chemnitz Europäische Kulturhauptstadt. Aus diesem Anlaß soll von April bis November zwei Mal täglich ein Linienbus zwischen der Stadt in Sachsen und dem Prager Václav-Havel-Flughafen verkehren. In Prag wird der Bus auch am Bahnhof Weleslawin (Veleslavín) halten, in Sachsen auch in Marienberg.

Arbeitslosigkeit leicht gestiegen

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ie Arbeitslosigkeit in Tschechien ist im November dieses Jahres um 0,1 Prozentpunkte auf 3,9 Prozent gestiegen, hat am Montag das zentrale tschechi-

sche Arbeitsamt gemeldet. Die Quote entsprach damit wieder dem Wert von September dieses Jahres. Am höchsten war die Arbeitslosigkeit im November mit sechs Prozent im Kreis Aussig. In Prag gab es am wenigsten Stellensuchende, die Arbeitslosenquote lag hier bei 2,8 Prozent.

Gedenken an der Karls-Universität

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en anstehenden ersten Jahrestag des Amoklaufs an der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität will die Hochschulleitung mit einem stillen Gedenken begehen. Wie der Kommunikationskoordinator der Fakultät, Ondřej Dufek, auf Nachfrage der Presseagentur ČTK mitteilte, werde es am 21. Dezember eine Zusammenkunft vor dem Gebäude auf dem JanPalach-Platz in Prag geben. Daran sollen unter anderem die Fakultätsdekanin, Eva Lehečková, und die Rektorin der Karls-Universität, Milena Králíčková, teilnehmen. Den Gedenkakt werde eine Schweigeminute einleiten, so Dufek weiter. Reden seien nicht geplant, es würden aber Kränze niedergelegt und Kerzen entzündet. Zudem werde unter Schirmherrschaft der Fakultät ein Benefizkonzert mit dem Titel „Rok poté“ (Ein Jahr danach) stattfinden. Kurz vor Weihnachten 2023 hatte ein Student in dem Gebäude 14 Menschen und anschließend sich selbst erschossen. 25 weitere Menschen wurden verletzt.

Weiter Ärger im Abgeordnetenhaus

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ie du mir, so ich dir: Die Fraktionen der Regierungsparteien im Abgeordnetenhaus haben beantragt, den Vizeparlamentsvorsitzenden Karel Havlíček von der Oppositionspartei Ano abzuberufen. Das Regierungslager wirft der Opposition das Blockieren der Parlamentssitzungen durch lange Obstruktionen vor. Den Antrag haben 84 Abgeordnete unterzeichnet, vier mehr als mindestens notwendig. Das Regierungslager hat diese Initiative gestartet, nachdem die Opposition einen Abberufungsantrag gegen die Parlamentsvorsitzende Markéta Pekarová Adamová

Sudetendeutsche Zeitung ISSN 0491-4546 Erscheint wöchentlich freitags. Redaktionsschluß Veranstaltungstermine: Freitag 18.00 Uhr. Redaktionsschluß Montag 18.00 Uhr. Chefredaktion und verantwortlich für den Inhalt: Torsten Fricke, Nadira Hurnaus. Kulturredaktion: Susanne Habel. Korrespondent in Prag: Dr. Jaroslav Šonka; Korrespondentin in Teplitz-Schönau: Jutta Benešová; Korrespondenten im Isergebirge: Petra Laurin; Korrespondent in Berlin: Ulrich Miksch. Ständige Mitarbeit: Peter Barton, Markus Bauer, Josef Grimm, Professor Dr. Rudolf Grulich, Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Kathrin Hoffmann, Peter Pawlik, Karl Reitmeier und Lexa Wessel. Anschrift für alle: Hochstraße 8, 81669 München. Redaktion: eMail zeitung@sudeten.de; Verlag: Telefon (0 89) 48 00 03 80, eMail svg@sudeten.de. Jahres-Abonnement 2023 Inland als Postvertriebsstück im Lastschriftverfahren 125,00 EUR einschließlich 7 Prozent Mehrwertsteuer. Ausland 154,00 EUR, Luftpost auf Anfrage. Reichenberger Zeitung (24 Ausgaben jährlich) 62,50 EUR, Neudeker Heimatbrief oder einer der Regionalblöcke (Block 1 – Aussiger Bote, Leitmeritzer Heimatbote; Block 2 – Elbogener Heimatbrief, Falkenauer Heimatbrief, Karlsbader Heimatzeitung/Karlsbader Badeblatt, Luditzer Heimatbrief, Der Egerländer, Egerer Zeitung; Block 3 – Isergebirgs-Rundschau, Sternberger Heimat, Zuckmantler Heimatbrief; Block 4 – Riesengebirgsheimat) (12 Ausgaben jährlich) 31,25 EUR. Je Rechnung 2,00 EUR Aufschlag. Bankverbindung: Postbank München – IBAN: DE13 7001 0080 0005 7278 08, BIC: PBNKDEFF; Abbestellungen mit einer Frist von vier Wochen zum Vierteljahresschluß schriftlich an den Verlag. Anzeigenpreisliste Nr. 13 vom 1. Januar 2021; Anzeigengestaltung erst nach Auftrag. © 2023 Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft. Diese Zeitung ist mit allen Texten und Bildern urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Vervielfältigung und Verwertung – insbesondere auch Weitergabe in Form von Kopien oder Einstellen ins Internet – sind ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urheberrecht nichts anderes ergibt. Mit vollem Namen gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder der Sudetendeutschen Landsmannschaft wieder. Gerichtsstand und Erfüllungsort München. Kein Entschädigungsanspruch bei Nichterscheinen oder Nichtlieferung infolge Streik oder höherer Gewalt. Keine Gewähr für nicht angeforderte Manuskripte, Bilder, Dokumente, Datenträger und Daten. Alle datenschutzrechtlichen Vorschriften werden beachtet; Einzelheiten unter www.sudeten.de Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH, HRB München 3796. Geschäftsführer und verantwortlich für Anzeigen: Torsten Fricke. Alleiniger Anteilseigner: Sudetendeutsche Landsmannschaft, Hochstraße 8, 81669 München. Druck und Versand: Presse-Druck- und Verlags-GmbH, 86167 Augsburg.

Dieses Projekt wird aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales gefördert.


AKTUELL

Sudetendeutsche Zeitung Folge 50 | 13.12.2024

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Heimat. Finden wir sie in der Kirche? Können wir sie Menschen in der Nähe anbieten – und denen, die in dieser Gemeinschaft Unterstützung suchen – zum Beispiel Flüchtlingen?

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nde November haben sich zu diesen Themen Tschechen, Deutsche und Polen im Kloster Haindorf zum „Trialog“ getroffen. „Wir erleben hier in der Praxis, was der Papst meint, wenn er von der synodalen Kirche spricht. Drei Nationen, ein Stück Europa, Männer, Frauen und Bischöfe aus den Grenzen des Ostens und Westens unseres Kontinents, wir hören hier einander zu und suchen den Weg zueinander. Wir machen das mitten in unserem gemeinsamen Zuhause, also der Kirche“, erklärte der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt das Ziel der Veranstaltung, die unter der Schirmherrschaft der Arbeitsgemeinschaft katholischer Verbände Mittel- und Osteuropa (AKVMOE) stand. Die Ethnologin Jana Nosková, Leiterin der Abteilung für Memory Studies am Institut für Ethnologie der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik, stellte Veränderungen in der Interpretation und Wahrnehmung des Begriffs „Heimat“ im 19. und 20. Jahrhundert vor. Dieser Begriff habe im Laufe der historischen Entwicklung im deutschen Umfeld eine Reihe von Bedeutungsnuancen erhalten, die sich in der Folge nur schwer in andere Sprachen übertragen lassen. Konkret erläuterte sie, welche Rolle der Begriff „Heimat“ für gewaltsam vertriebene Deutsche spielt. Sie wies darauf hin, daß der Begriff „Heimat“ vor allem einen engen Zusammenhang mit drei weiteren Wörtern aufweist, nämlich Raum, Zeit und Identität. Im Mittelpunkt der Debatte stand auch die Frage, ob und wie die Kirche ein Zuhause für „Heimatlose“, also Vertriebene, sein kann oder wie die Kirche Menschen am Rande der Gesellschaft und Ausgegrenzten helfen kann. Teilnehmer der anschließenden Diskussionsrunde waren Äbtissin Elisabeth Vaterodt OCist aus Marienthal, Beata Bykowska, Theologin und Pädagogin aus Polen, sowie Historiker Jaroslav Šebek, der online zugeschaltet war. Maryna Czaplińska von der polnischen Organisation Club der katholischen Intelligenz stellte eine Studie vor, die sie 2022 mit Gläubigen in Polen durchgeführt hatte. Sie zeigte auf, daß das Vertrauen der Menschen in die Kirche dramatisch abnimmt, was sich auch sichtbar darin widerspiegelt, daß auch in Polen weniger Menschen regelmäßig in die Kirche gehen. „Im Allgemeinen nehmen die Gläubigen das Problem der Intransparenz mit Unmut wahr und sind empört über Kirchenskandale“, so Czaplińska. „Die Forschung hat gezeigt, daß der Hintergrund der Kirche als Heimat leider verschwindet und damit die Rolle von Laiengemeinschaften und -Organisationen unersetzlich wird“, schilder-

Gottesdienst zum Trialog im Kloster Haindorf mit (von links): Weihbischof Dr. Reinhard Hauke, Bischof Wolfgang Ipolt, Bischof Stanislav Přibyl, Weihbischof Dr. Krzysztof Zadarko, Pfarrer Krystian Burczek und Pater Pavel Andrš. Fotos: Ackermann-Gemeinde

Trialog von Deutschen, Tschechen und Polen mit vier Bischöfen im Kloster Haindorf

Kann Kirche noch Heimat sein?

Im Kloster Haindorf (links) diskutierten Deutsche, Tschechen und Polen (rechts) über Heimat und Kirche. Oben: Gesprächsrunde mit Weihbischof Dr. Reinhard Hauke, Bischof Wolfgang Ipolt, Bischof Stanislav Přibyl, Marie Neudörfl (Bundesgeschäftsführerin der Ackermann-Gemeinde), Weihbischof Dr. Krzysztof Zadarko. te Marie Neudörfl von der veranstaltenden Organisation. Aus der Diskussion ging hervor, daß das Ideal zur Wahrung der gesellschaftlichen Stellung der Kirche und ihrer Neutralität gegenüber der Macht darin besteht, daß sich religiöse Menschen in der Politik engagieren, die Kirche jedoch in keiner Weise mit der Politik verbunden war. Einer der Gäste, der slowakische Pfarrer P. Marian Prachár, der in Preßburg mit Jugendlichen arbeitet, beschrieb die konkrete „Schaffung eines Zuhauses“. Er

verwandelte eine ungenutzte Kirche in ein Café, wofür er sowohl Unterstützung als auch Kritik erhielt. Er nutzt den Kirchenraum als Treffpunkt für Gläubige und Ungläubige – einen Ort der Begegnung mit dem Glauben. Er machte auch auf die schwierige gesellschaftliche Lage der Kirche aufmerksam – insbesondere in den vergangenen 35 Jahren, in denen die Kirche in seinem Land den Wandel von der kommunistischen Ära zur neuen Situation noch nicht geschafft habe. Der Direktor des Klosters Hej-

nice, Jan Heinzl, berichtete, wie der Krieg in der Ukraine begann und wie aus dem Kloster ein Zuhause für ukrainische Flüchtlinge wurde. Auch eine Ukrainerin, die seit dreißig Jahren in der Tschechischen Republik lebt und deren Bruder an der Front kämpft, erzählte von Begegnungen mit ukrainischen Flüchtlingen und machte deutlich, wie die Kirche ein Zuhause für Flüchtlinge sein kann. Außergewöhnlich war bei diesem Trialog die Anwesenheit von gleich vier Bischöfen aus den be-

nachbarten Diözesen. Gemeinsam mit Ortsbischof Stanislav Přibyl feierten der von der Deutschen Bischofskonferenz mit der Seelsorge der Vertriebenen und Aussiedler beauftragte Reinhard Hauke aus Erfurt, Wolfgang Ipolt aus Görlitz und Krzysztof Zadarko aus der Diözese KoszalińskoKołobrzeg die Heilige Messe und beteiligten sich anschließend an der Podiumsdiskussion. „Wie die Kirche jungen Menschen zur Heimat werde“ lautete das Thema, über das Jonathan Lange und Matthias Altmann

von den Jugendorganisationen Aktion-West-Ost und Junge Aktion der Ackermann-Gemeinde diskutierten. Moderiert wurde dieses Gespräch von Francesca Šimuniová, Äbtissin der DeutschTschechischen Benediktinergemeinschaft aus der Abtei Venio in München und dem Kloster auf dem Weißen Berg in Prag. Anschließend folgte eine Reihe von Interviews und Aussagen der Bischöfe. Zu der Frage, wie die Kirche Heimat für die Menschen in der Diözese Leitmeritz sein kann, aus der nach dem Krieg achtzig Prozent der Gläubigen deutscher Nationalität vertrieben wurden, sprach Bischof Stanislav Přibyl. Er stellte auf persönlicher Ebene das Umfeld seines Zuhauses vor, in dem er „Religionskriege“ erlebte, weil sein Vater, wie er sagte, antikatholisch war. Anschließend fand er in der Pfarrei und beim Priester seine Heimat und Zuflucht, wo er seine Jugend und die Schwierigkeiten seines Heranwachsens erlebte. „Ich wurde freundlich empfangen, und deshalb versuche ich, diese Atmosphäre denjenigen zu vermitteln, zu denen ich als Bischof der Diözese gesandt werde“, sagte der Leitmeritzer Bischof. Er verglich die pastorale Struktur seiner Diözese mit einem Emmentaler Käse, wo es mehr Löcher als Käse gibt und der Käse nicht mehr vollständig zusammenhält: „Die Struktur, die wir geerbt haben, ist nicht tragend und es gibt so viele Löcher, daß es oft nichts zum Anlehnen gibt.“ Was die Gesellschaft zusammenhalte, seien nicht institutionelle Beziehungen, sondern die zwischen Menschen – „auch über Grenzen hinweg“, so Bischof Přibyl. Sein Wunsch ist es, daß die Ortskirche, für die er verantwortlich ist, eine Heimat ist, nicht im Sinne eines Daches über dem Kopf, sondern ein Raum, in dem „wir eine warme, feste und liebevolle Nähe erfahren“. Er fügte hinzu, daß, wenn die Strukturen der Kirche nicht tragend seien, es notwendig sei, sie genau als Netzwerk dieser Beziehungen aufzubauen. „Hier, am Ort unseres Trialogs, möchte ich betonen, daß jede Versöhnungsarbeit dazu beiträgt. Organisationen wie die Ackermann Gemeinde sind mir deshalb sympathisch und verdienen Unterstützung. Beziehungen müssen gereinigt, von Vorurteilen befreit und dauerhaft gepflegt werden– unabhängig von Landesgrenzen.“ Seine Vorgänger hätten dies, so Bischof Přibyl, „zumindest von Bischof Anton Alois Weber an in der Not des Krieges, dann während und nach der Vertreibung der Deutschen getan“. Auch dessen Nachfolger seien während der Unterdrückung durch den Kommunismus diesen Weg weitergegangen. Bischof Přibyl: „Ich sehe, daß die Schaffung eines Zuhauses als Netzwerk von Beziehungen für sie wichtig und unterstützend war.“ Jiří Nývlt

Beauftragte Dr. Petra Loibl im Gespräch mit konsularischen Vertreter aus Ost-, Ostmittel- und Südosteuropas

Gemeinsam im europäischen Geist Nach einer ersten Begegnung im April hat die Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene, MdL Dr. Petra Loibl, zum zweiten Mal die konsularischen Vertreter der Länder Ost-, Ostmittel-und Südosteuropas zum traditionellen „Weißwurstfrühstück“ in den Bayerischen Landtag eingeladen.

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eferent war Europaminister Eric Beißwenger, der dieser Region seit seinem Amtsantritt eine besondere Aufmerksamkeit

widmet, und in seiner Rede auch die wichtige Rolle der Vertriebenen und Aussiedler als Brückenbauer für eine nachhaltige Verständigung im Herzen Europas unterstrich. Beißwenger: „Die Vertriebenen, Aussiedler und ihre Nachkommen haben einen großen Beitrag zur Versöhnung geleistet. Die Vertriebenenverbände haben sich als stabile Brücke zu den Herkunftsländern erwiesen und so maßgeblichen Anteil daran, daß Bayern so hervorragende kulturelle und politische Bezie-

hungen zu den Ländern Ost- und Südosteuropas pflegt.“ Im Anschluß an das Einführungsstatement des Ministers wurde Rafal Wolski als neuer Generalkonsul der Republik Polen in der Runde begrüßt. Mit dabei waren der ungarische Generalkonsul Gábor Tordai-Lejkó als Doyen des Diplomatischen Corps in München, und seine Kollegen Dr. Ivana Červenková (Tschechien), Dr. Denis Rogov (Kasachstan), Donatas Kušlys (Litauen) und Jozef Korcek (Slowakei) sowie Rein-

hold Krämmel als Honorargeneralkonsul für Kirgisien. Einig zeigte sich die Runde über die Notwendigkeit, wechselseitige Sprachkenntnisse stärker zu fördern und zugleich auch den grenzüberschreitenden Jugendaustausch auszubauen. Es wäre wünschenswert, so Dr. Loibl, wenn mehr Begegnungen und Klassenfahrten in die Länder Ostmittel- und Südosteuropas stattfänden. Schließlich seien die Beziehungen in diese Länder, so die Beauftragte, „so gut wie noch nie“.

Beauftragte Dr. Petra Loibl und Europaminister Eric Beißwenger (vorne) mit den diplomatischen Vertretern. Foto: StMAS


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TERMINE

Sudetendeutsche Zeitung Folge 50 | 13.12.2024

Volksgruppensprecher Bernd Posselt gratuliert dem Karls-Preisträger zum 70. Geburtstag

Jean-Claude Juncker: Sein Herz schlägt für Europa An Pfingsten ist der ehemalige Präsident der Europäischen Kommission, Jean-Claude Junkker, mit dem Europäischen Karls-Preis der Sudetendeutschen Landsmannschaft ausgezeichnet worden. Jetzt gratuliert Volksgruppensprecher Bernd Posselt, der von 1994 bis 2014 Abgeordneter des Europäischen Parlaments war, seinem alten Freund und Weggefährten erneut – dieses Mal zum 70. Geburtstag:

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m Jahr 1980 hatte sich ein Kongreß der Europäischen Volkspartei, also der Christdemokraten in ganz Europa, auf einem Rheinschiff versammelt. Ich jagte wegen einer anderen Verpflichtung erst in letzter Minute an Bord und sah, daß alle Tische belegt waren. Nur ganz im Eck saßen drei junge Leute, die in etwa so alt waren wie ich, und unterhielten sich besonders fröhlich. Sie luden mich herzlich ein, bei ihnen Platz zu nehmen. Einer war Jean-Claude Juncker, der nächste ein Europaabgeordneter und der dritte der späte-

Volksgruppensprecher Bernd Posselt überreicht den Europäischen KarlsPreis 2024 an Jean-Claude Juncker. re Minister für Verteidigung und Weinbau – zwei Ressorts, die im Großherzogtum Luxemburg sympathischerweise zusammengelegt wurden. Wir entdeckten rasch, besonders überzeugte Europäer und auch standfest im Feiern zu sein. Gegen Morgen verließen wir als Letzte das Schiff.

Seitdem sind der humorvolle und streitbare Europäer JeanClaude Juncker und ich herzlich befreundet, durch dick und dünn und durch alle politischen Ämter hindurch. Juncker ist stark im luxemburgischen Volk und im katholischen Glauben verankert, und

gleichzeitig hat er einen weiten europäischen Horizont. Er verkörpert das, was Václav Havel –der Juncker in vielem ähnlich war – „Europa als Heimat der Heimaten“ genannt hat. Unser KarlsPreisträger Jean-Claude Juncker weiß wie kaum ein anderer, wie man die europäische Idee populär und erlebbar macht. Mit uns Sudetendeutschen und der Paneuropa-Bewegung verbindet ihn eine tiefe Sympathie, weshalb er sich in der Wendezeit mehr für die Völker Mittel- und Osteuropas interessierte und auch die Anliegen unserer Volksgruppe stärker thematisierte als jeder andere westeuropäische Regierungschef. Als Kommissionspräsident war Juncker der Schrecken aller blutleeren Technokraten ebenso wie ein harter Kritiker jener, die die Renationalisierung betreiben. Im Namen der Sudetendeutschen Volksgruppe darf ich dieser Verkörperung Luxemburgs und damit Europas weiterhin viel Erfolg, Glück, Gesundheit und Gottes Segen wünschen.

Im Foyer des Sudetendeutschen Museums

Weihnachtsausstellung Bis Donnerstag, 12. Januar: Weihnachtsausstellung im Foyer, Sudetendeutsches Museum, Hochstraße 10, München. Eintritt frei. Eine Präsentation von Sammlungsobjekten des Sudetendeutschen Museums widmet sich dem Thema Advent und Weihnachten. Die in vier Vitrinen ausgestellten Exponate veranschaulichen, mit welchem Schmuck, mit wel-

chen Handwerkskünsten und mit welchen Bräuchen diese besondere Zeit des Jahres vom Böhmerwald bis zum Erzgebirge zelebriert wurde. Dabei wird auch gezeigt, wie es in historisch schwierigen Zeiten gelang, mit einfachen Mitteln eine weihnachtliche Stimmung aufkommen zu lassen, und welche Traditionen nach der Vertreibung weitergelebt wurden. Foto: Torsten Fricke

Volksgruppensprecher Bernd Posselt Hauptredner bei Solidaritätsdemonstration für die Ukraine

„Für Frieden und Freiheit zusammenhalten“ „Die Europäer, zu deren Herzvölkern die Ukrainer gehören, müssen für Frieden und Freiheit zusammenhalten.“ Dies war die Kernbotschaft einer Demonstration gegen Rußlands Angriffskrieg auf die Ukraine auf dem Festplatz in Dachau, bei der der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe und Präsident der Paneuropa-Union Deutschland, Bernd Posselt, der erste Hauptredner war.

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er langjährige Europaabgeordnete forderte den vollständigen Rückzug der völkerrechtswidrig eingedrungenen russischen Armee und ihrer Hilfstruppen aus dem ukrainischen Staatsgebiet: „Dann hätten wir von einem Tag auf den anderen Frieden“, so Posselt. Es sei aber zu befürchten, daß der Bis Sonntag, 2. Februar, Egerland-Museum: Ausstellung „Der Herrgott, Marktredwitz und die Alpen – die Krippen vom Schloß Brand“. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 14.00 bis 17.00 Uhr. EgerlandMuseum, Fikentscherstraße 24, Marktredwitz. Samstag, 14. Dezember, 14.30 Uhr, SL-Ortsgruppe Erlangen und Ackermann-Gemeinde: Vorweihnachtliche Feier. Café Rathsstift, Rathsberger Straße 63, Erlangen. Samstag, 14. Dezember, 15.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Krefeld: Monatstreffen. Niederrheinischer Hof, Hülser Straße 398, Krefeld. Montag, 16. Dezember, 18.00 Uhr, Stiftung GerhartHauptmann-Haus: „Es war einmal … im östlichen Europa“. Märchen für Erwachsene mit der Erzählerin Birgit Fritz. GerhartHauptmann-Haus, Bismarckstraße 90, Düsseldorf. Dienstag, 17. Dezember, bis Freitag, 31. Januar 2025, Stiftung Gerhart-HauptmannHaus: Ausstellung „Versöhnung für Europa“. Gerhart-Hauptmann-Haus, Bismarckstraße 90, Düsseldorf.

2025 Samstag, 4. Januar, 18.00 Uhr, Duo Connessione: Weihnachtliche Abendmusik mit

Solidarisch mit der Ukraine (von links): Der Bundesgeschäftsführer der Paneuropa-Union Deutschland, Johannes Kijas, mit Paneuropa-Fahne, Ute Barzel, Bernd Posselt, MdB Katrin Staffler und Bezirksrätin Stephanie Burgmaier. Foto: Paneuropa-Union Kriegsherr im Kreml an seinem Plan festhalte, ein von Moskau gelenktes Eurasien von Wladi-

wostok bis Lissabon, wie die russische Propaganda pausenlos wiederhole, zu errichten: „Selbst

VERANSTALTUNGSKALENDER Werken böhmischer und deutscher Barockmusik und der Vorklassik. St. Lambertus in Mingolsheim, Kraichgaustraße 2, Bad Schönborn. Dienstag, 7. Januar, 14.30 Uhr, SL-Ortsgruppe Rückersdorf: Filmvorführung. Anmeldung bei Bärbel und Otmar Anclam (Telefon (09 11) 57 63 76, Mobil 01 74 1 67 50 96, eMail otmar.anclam@gmx.de Schmidtbauernhof, Schloßgasse 15, Rückersdorf. Donnerstag, 9. Januar, 19.00 Uhr, Adalbert Stifter Verein: Buchvorstellung „Kafkas Werkstatt“ von Andreas Kilcher im Rahmen der Sonderausstellung „Kafkas Spiele“. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Samstag, 11. Januar, 15.00 Uhr, SL-Kreisgruppe und Ackermann-Gemeinde Erlangen: Solidarität mit verfolgten Christen in der Welt.“ Vortrag von Domvikar Andreas Müller (Nürnberg). Panorama Café, Rathsberger Straße 63, Erlangen. Samstag, 18. Januar, 18.00 Uhr, Sudetendeutsches Musikinstitut (Träger: Bezirk Oberpfalz): „Junge Musiker begrüßen das neue Jahr“. Auf dem Programm stehen Werke vom Barock bis in die Gegenwart in solistischer und kammermusika-

lischer Besetzung. Eintritt frei. Bezirk Oberpfalz, Festsaal, Ludwig-Thoma-Straße 14, Regensburg. Donnerstag, 23. Januar, 14.30 Uhr, Ackermann-Gemeinde Bamberg: Literaturcafé. Autorin Sabine Dittrich liest aus ihrer Erzählung „Goldbachtal“. Bistumshaus St. Otto, Raum U80, Heinrichsdamm 32, Bamberg. Donnerstag, 23. Januar, 19.00 Uhr: Adalbert Stifter Verein: „Ich stehe auf einem wüsten Stück Boden“. Lesung mit Musik und Bewegung im Rahmen der Sonderausstellung „Kafkas Spiele“. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Samstag, 25. Januar, 13.30 – 17.30 Uhr, Sudetendeutsches Museum: Zivilcourage zeigen – Für eine starke Demokratie. Workshop ab 15 Jahren in Kooperation mit dem Verein Zivilcourage für alle. Anmeldung bis 20. Januar (Teilnahme frei) unter Telefon (0 89) 48 00 03 37 oder per eMail an anmeldung@ sudetendeutsches-museum.de Sudetendeutsches Museum, Hochstraße 10, München. Dienstag, 28. Januar, 19.00 Uhr, Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste sowie Sudetendeutsches Musikinstitut: Portraitkonzert Roland Leistner-Mayer zum 80.

ein Waffenstillstand würde von Rußland nur als Pause zum Kräfteholen verstanden.“ Deshalb sei auf die Dauer, so Posselt, die einzige Möglichkeit, einen echten Frieden zu schaffen, ein Sieg über Putin und die Stärkung der Ukraine durch angemessene Luftabwehrsysteme einschließlich des vieldiskutierten Taurus. Die Ukraine habe eindeutig das Recht, in freier Selbstbestimmung sowohl der EU als auch der Nato beizutreten. Unter den Gästen der Kundgebung, bei der alle demokratischen Bundestagskandidaten aus dem Wahlkreis Dachau, allen voran die direkt gewählte CSU-Bundestagsabgeordnete Katrin Staffler, sprachen, war die Witwe des ehemaligen CDUParteivorsitzenden Rainer Barzel, Ute Barzel. Geburtstag. Freier Eintritt mit anschließendem Empfang. Anmeldung per eMail an sudak@ mailbox.org oder unter Telefon (0 89) 48 00 03 48. Sudetendeutsches Haus, Adalbert-StifterSaal, Hochstraße 8, München. Mittwoch, 29. Januar, 16.00 Uhr: Adalbert Stifter Verein: „Playing Kafka“. Videospiel in Deutsch, Englisch und Tschechisch im Rahmen der Sonderausstellung „Kafkas Spiele“. Münchner Stadtbibliothek im Motorama, Rosenheimer Straße 30–32, München. Donnerstag, 30. Januar, 11.00–13.30 Uhr, Sudetendeutsches Museum: „Erzählen Sie doch mal…“ Öffentliche Führung mit Erzählrunde. Weitere Termine: 27. Februar, 27. März, 24. April und 26. Juni. Sudetendeutsches Museum, Hochstraße 10, München. Donnerstag, 30. Januar, 16.00–18.00 Uhr, Sudetendeutsches Museum und Museumspädagogisches Zentrum: MuseumsZeit – Begegnung, Austausch, Inspiration. Das Angebot richtet sich vor allem an jüngere und ältere Menschen mit Migrationshintergrund. Die Kulturvermittler sprechen Deutsch, Englisch und Ukrainisch. Anmeldung per eMail an museumszeit@mpz-bayern.de Sudetendeutsches Museum, Hochstraße 10, München.

Deutsch-tschechische Ausstellung

„Vorsicht! Agentinnen schreiben mit...“ Donnerstag, 16. Januar, 10.00 Uhr: Eröffnung der Ausstellung „Vorsicht! Agentinnen schreiben mit...“ Veranstaltungsort: Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, München. Die deutsch-tschechische Ausstellung ist bis zum 14. März zu sehen und gibt Einblick in die Lebenswelten von Frauen, die für Geheimdienste gearbeitet haben. Im Fokus stehen zwei Agentinnen, die in den 1930er Jahren dem tschechoslowakischen Nachrichtendienst militärische Geheimnisse aus Deutschland verrieten. Die Schlesierin Elisabeth S. spionierte bei einem in Ratibor in Schlesien ansässigen Rechtsanwalt und ab 1938 in einem Dessauer Rüstungsbetrieb. Die Gestapo verhaftete sie 1939 bei der versuchten

Übergabe von geheimen Konstruktionsplänen. 1943 wurde sie in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Die Tschechoslowakin Evženie M. spionierte eben im deutsch-tschechoslowakischen Grenzgebiet. Auch sie wurde von der Gestapo 1939 verhaftet, kam aber durch Fürsprache eines Gestapo-Angehörigen frei. Nach dem Zweiten Weltkrieg interessierte sich die tschechoslowakische Staatssicherheit für Evženie M. und wollte sie zur Mitarbeit bewegen. Zur Ausstellungseröffnung stellt Petra Dombrowski das interaktive Spiel zur Ausstellung vor, das von zwei Personen kann. Bei einem Quiz können die Besucher nicht nur tiefer in die Ausstellung eintauchen, sondern auch Exemplare des Spiels gewinnen.

Heiligenhofer Werkwoche Sonntag, 5. bis Dienstag, 14. Januar: „Heiligenhofer Werkwoche“. Veranstaltung für handwerklich Interessierte unter der Leitung von Martina Berghardt. Bei dieser Veranstaltung werden alte handwerkliche Tätigkeiten wie Klöppeln, Knüpfen, Malen, Sticken, Weben und seit der letzten Werkwoche auch Occi mit der Nadel gepflegt beziehungsweise neu gelernt. Die Teilnahme ist offen für alle Interessenten, die ihre handwerklichen und künstlerischen Fähigkeiten ausbauen wollen und Spaß am Werken haben. Gepflegt wird auch das gesellige Beisammensein in familiärer Atmosphäre. Selbstverständlich sind auch Ehepartner, Freunde und Bekannte eingeladen. Die Partner können, falls sie am Werkeln kein Interesse haben, Bad Kissingen erkunden oder in der KissSalis-Therme entspannen. Die Kosten für die ganze Werkwoche betragen 450,00 Euro. Im Preis enthalten sind die Teilnahme an der Veranstaltung, die Übernachtung im Doppelzimmer und drei Mahlzeiten pro Tag. Der Einzelzimmerzuschlag beträgt 5,00 Euro pro Person und Nacht. Hinzu kommt noch die ermäßigte Kurtaxe von 2,00 Euro pro Nacht für Personen ab dem 18. Lebensjahr. Weitere Informationen zum Programm und zur Anmeldung über die Webseite des Heiligenhofs unter https://heiligenhof.de/unsere-seminare/ seminarprogramm/heiligenhofer-werkwoche Heiligenhof · Alte Euerdorfer Straße 1 · 97688 Bad Kissingen Telefax (09 71) 71 47 47 info@heiligenhof.de · www.heiligenhof.de


AKTUELL · KOLUMNE

Sudetendeutsche Zeitung Folge 50 | 13.12.2024

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Multiplikatorenseminar auf dem Heiligenhof – Teil 3

Mut tut gut

Richard Šulko – der rasende Reporter des Egerlands

Plätzchen backen D

Ein einzigartiges Multitalent: Richard „Måla“ Šulko und sein Sohn Vojtěch sorgten auf dem Sudetendeutschen Tag 2022 als „Målaboum“ für Stimmung. Von seinem Heimatort Netschetin (Nečtiny) ist Šulko auch als rasender Reporter des Egerlands unterwegs und berichtet auf seinem YouTube-Kanal (www.youtube.com/@richardsulko8492) im Egerländer Dialekt. Foto: Torsten Fricke Das Egerland, nicht nur als Grenzregion, sondern als eigener, ganz spezieller Kulturraum, ist das alles beherrschende Lebensthema von Richard Šulko. Er ist Vorsitzender des Bundes der Deutschen in Böhmen und daher nicht nur von Hause aus auch verantwortlich für die grenzübergreifende Vereinsund Kulturarbeit zwischen tschechischen und deutschen Vereinen und Interessensgruppen. Von seinem Ehrenamt und seiner Kulturarbeit berichtete Šulko den Teilnehmern des Multiplikatorenseminars am Heiligenhof in Bad Kissingen.

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u nennen wäre beispielsweise Šulkos Tätigkeit als Schriftsteller. Den Egerländer Dialekt lernte er noch von seiner Großmutter, und er ist heute möglicherweise der letzte und einzige Autor, der Texte in diesem Dialekt verfaßt. Hierzu gehören lyrische Werke, Gedichte, Erzählungen oder kurze Heimatgeschichten. Regelmäßig schreibt Šulko aber auch für regionale und landesweite Medien in Tschechisch, Deutsch und Egerländisch über die Kultur seiner Heimat. Auch die Musik hat es ihm angetan. Leidenschaftlich pflegt er zusammen mit seinen Mitstreitern die traditionelle Hausmusik, den Gesang, die Tracht und den Tanz und setzt sich für deren Verbreitung und Popularisierung ein. Sein mediales Gespür setzt Richard Šulko seit neuestem in einem neuen Videoprojekt auf YouTube (www.youtube.com/ @richardsulko8492) um. Als „Rasender Egerländer“ ist er (mit seinem bereits allseits bekannten, leuchtend gelben Sportwagen) in der Region unterwegs und berichtet ausschließlich im Egerländer Dialekt über interessante Ereignisse. Zum Abschluß des Vortrages zeigte Richard Šulko eine kurze Dokumentati-

on des tschechischen Staatsfernsehens, das ihn bei seinen zahlreichen Aktivitäten begleitet. Mit großem Stolz berichtete er da von dem erhebenden Gefühl, die Egerländer Tracht zu tragen, zu präsentieren und zu repräsentieren. Diesen Stolz nimmt man ihm sofort ab! Für den Philologen und Studiendirektor i. R. Werner Honal dreht sich alles um die Ahnen- und Familienforschung. Er ist Vorstandsmitglied in der Vereinigung Sudetendeutscher Familienforscher e. V. und an den Heiligenhof gekommen, um die Seminarteilnehmer in die Geheimnisse der Familienforschung in Theorie und Praxis einzuführen. Ausgehend vom Beispiel seiner eige-

sis der tschechischen Sprache auch hier unabdingbar ist. Mit diesem Wissen ging es dann in die Praxis: Alle Teilnehmer waren dazu aufgerufen, ihre Heimatregion auf einer Karte zu lokalisieren, wodurch sich das jeweils zuständige tschechische Gebietsarchiv ergab. Weitere Übungen beinhalteten das Lesen historischer Dokumente wie Kirchenbücher und Briefe. Hier wiederum waren all diejenigen im Vorteil, denen das Lesen der Kurrentschrift nicht fremd war. Honal bot in seinem praxisbezogenen Vortrag zahlreiche hilfreiche Möglichkeiten, die jedem Interessierten den Ein-

Experte für Familienforschung: Werner Honal. Fotos: Philipp Dippl

Heimatpflegerin der Sudetendeutschen: Christina Meinusch.

nen Familie (er wurde in Prag geboren) und des Familiennamens seiner Vorfahren erklärte er, wo man bei der Suche starten und wie man bei der weiteren Forschung vorgehen kann. Dabei stellte Honal zahlreiche hilfreiche Online-Tools vor, wie beispielsweise die Webseite www.kdejsme.cz, mit der man die Häufigkeit und die regionale Verteilung von Nachnamen in Tschechien erforschen kann, oder auch Übersetzungsmaschinen, da eine gewisse Ba-

stieg in die eigene Familienforschung deutlich vereinfachen dürften. Christina Meinusch ist die Heimatpflegerin der Sudetendeutschen und hat den Gästen des Multiplikatorenseminars ein besonders spannendes Projekt vorgestellt. Zusammen mit Studenten der Julius-Maximilians-Universität Würzburg führte sie ein Praxisseminar durch, welches sich mit der Trauer- und Gedenkkultur Vertriebener auf deutschen Friedhöfen auseinandersetzt und

den Titel „Erinnerungsort Friedhof – Erinnerung an Heimat fern der Heimat“ trägt. Die Studenten erkundeten dabei Friedhöfe und suchten insbesondere nach den Gräbern Vertriebener, um durch spezifische, auf die Heimat hinweisende Grabinschriften und Grabgestaltung mehr über die Heimatverbundenheit und den Heimatverlust dieser Personen zu erfahren. Solche Hinweise können beispielsweise Inschriften wie „gestorben fern der Heimat“, Abbildungen von Bergund Waldlandschaften als Hinweis auf das Riesengebirge oder auch die Abbildung des „Huasnoantoutara“, dem achteckigen Knopf und Symbol des Egerlands, sein. Im Sommer 2024 war die Projektklasse bereits schon einmal am Heiligenhof, um vorläufige Ergebnisse zu besprechen und unter anderem auch auf dem Parkfriedhof Bad Kissingen nach Gräbern Vertriebener Ausschau zu halten. Langfristig soll eine deutschlandweite Datenbank entstehen, die Gräber und Denkmale Sudetendeutscher vermerkt und somit Aussagen über die Gedenkkultur Vertriebener zuläßt. Auch eine direkte Integration der Daten bei dem sozialen Netzwerk www.sudeten.net ist geplant. Den vierten und letzten Teil über das Multiplikatorenseminar lesen Sie in der nächsten Ausgabe. Philipp Dippl

Europakonzert der Paneuropa-Jugend Deutschland im Sudetendeutschen Haus

Böhmische Barockgeige trifft georgischen Gesang Mitteleuropa trifft den Kaukasus: Unter dem Motto „Böhmische Barockgeige und georgischer Gesang“ hat die Paneuropa-Jugend Deutschland zum Europakonzert ins Sudetendeutschen Haus eingeladen.

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ei dem Europakonzert handelt es sich um ein traditionelles Format der Paneuropa-Jugend, dem ihr bayerischer Landesvorsitzender Rudolf Juergens neues Leben eingehaucht hat. Mit dem Programm des Abends entführte Juergens das zahlreich erschienene Publikum in zwei sehr verschiedene, aber gleichermaßen faszinierende europäische Klangwelten: die der Barockmusik Böhmens und der Volksmusik Georgiens. Zum Auftakt zog der Musiker und Literaturwissenschaftler Dr. Albrecht Juergens das Publikum mit seinen gefühlvollen Interpretationen dreier barocker Komponisten, die entweder aus Böhmen stammten oder dort gelebt hat-

Der Iberisi-Chor singt ein sakrales Lied aus Swanetien. Foto: David Heydenreich ten, in seinen Bann. Auf einer Barockgeige spielend, widmete sich der Vater von Rudolf Juergens zunächst Georg Muffat. Diesen aus Megève in Savoyen gebürtigen Organisten schottischer Herkunft hatte sein Lebensweg im Jahr 1677 nach Prag und später nach Passau geführt. Anschließend interpretierte Juergens Werke des böhmischen Violinisten Heinrich Ignaz Franz Biber, der im Jahr 1690 für sein musikalisches Schaffen durch Kaiser Leopold I. in den Adels-

stand erhoben wurde. Hiernach konnte das Publikum Johann Heinrich Schmelzer kennenlernen, aus dem niederösterreichischen Scheibbs gebürtig, der 1679 als gefragter Komponist die Position des Kapellmeisters in der Hofkapelle des Kaisers als erster Nichtitaliener errang und zusammen mit dem Wiener Hof vor einer Pestepidemie nach Prag floh, wo er der Seuche im Folgejahr erlag. Zum Abschied präsentierte Juergens eine eigene Komposition zum Thema des Ackermanns aus Böhmen, das ebenso wie die vorhergegangenen Stücke der barocken Meister auf Begeisterung und großen Applaus stieß. Die zweite Hälfte des Konzerts gehörte dem Iberisi-Chor, einem in München gegründeten Ensemble georgischer Musiker, die seit 2001 den traditionellen polyphonen Gesang der Volksmusik Georgiens pflegen. Seit 2017 wird der Chor von Nana Gobechia geleitet. Der Name des Chors ist ein Kofferwort und setzt sich aus „Iberia“ und „Egrisi“ zusam-

men, den landessprachlichen Bezeichnungen der antiken georgischen Königreiche Iberien und Kolchis, die geographisch dem heutigen Osten und Westen Georgiens entsprechen. „Iberisi“ steht somit für die Gesamtheit Georgiens und spiegelt die Herkunft der Musiker aus unterschiedlichen Landesteilen wider. Der Iberisi-Chor, dessen Mitglieder in georgischen Trachten und farbenfrohen Kleidern auftraten, bezauberte die Anwesenden mit berührenden, vielstimmigen Gesängen. Herkunftsorte der dargebotenen Lieder waren die Regionen Imeretien, Mingrelien und Swanetien sowie die Hauptstadt Tiflis, auf Georgisch Tbilissi genannt. Arbeit, Ernte, Jahreszeiten, Liebe und Wein – von diesen und weiteren Themen handelten die Volkslieder, die oft religiöse Elemente enthielten und damit von dem uralten christlichen Erbe Georgiens zeugten, das bereits im Jahr 337 das Christentum als Staatsreligion angenommen hatte. David Heydenreich

as fröhliche Lied „In der Weihnachtsbäckerei“ gehört seit Jahren zum musikalischen Repertoire der Adventszeit. In den Wochen vor dem großen Fest führen es viele Kinder- und Schulchöre bei Weihnachtsfeiern auf. Auch im Radio oder im Fernsehen hört man es immer wieder. Der Hamburger Musikproduzenten Rolf Zuckowski schrieb und komponierte dieses Lied im Dezember 1986. Über die Entstehungsgeschichte erzählte er einmal Folgendes: Er sei von einem Konzert nach Hause gefahren und habe mit seiner Familie telefoniert. „Wir bakken Plätzchen“, habe es ihm entgegengeschallt. Während der ganzen Heimfahrt habe er darauf seine Frau und seine Kinder beim Plätzchenbacken im Sinn gehabt. Als er zu Hause angekommen sei, sei das Lied fertig gewesen. Ein Jahr später wurde es in der Fernsehshow „Wetten, daß …?“ aufgeführt. Mittlerweile ist es ein Schlager. Melodie und Text prägen sich gut ein. Ein echter Ohrwurm! Erfolgreich wurde das Lied wohl auch deswegen, weil es eine typische vorweihnachtliche Familiensituation beschreibt. Plätzchenbacken ist bei Kindern besonders beliebt. Mit Herzenslust mischen sie den Teig, wallen ihn, stechen die Teilchen aus und kleben diese nach dem Backen mit Marmelade zusammen. Das Herstellen von Plätzchen gehört in vielen Familien nach wie vor zu den Ritualen der Adventszeit. Die Lust am gemeinsamen Tun steht im Vordergrund, auch wenn manches Mißgeschick nicht ausgeschlossen bleibt. Und von Mißgeschicken beim Backen erzählt auch Zuckowskis Lied. Im Refrain heißt es: „In der Weihnachtsbäckerei / gibt es manche Leckerei. / Zwischen Mehl und Milch / macht so mancher Knilch / eine riesengroße Kleckerei / in der Weihnachtsbäckerei.“ Die Mißgeschicke beginnen bereits damit, daß man das Rezept für den Plätzchenteig nicht finden kann. Offensichtlich hat es jemand versteckt. Die Kinder im Lied wissen eine Lösung: „Na, dann müssen wir es packen, / einfach frei nach Schnauze backen. / Schmeißt den Ofen an / und ran!“ Vielleicht sind es gerade die Mißgeschicke, die das Plätzchenbacken mit Kindern zu einem Lernvorgang für uns Erwachsene machen. Mehr noch als sonst im Leben wollen wir nämlich im Advent und an Weihnachten möglichst viel in unserem Leben unter Kontrolle halten. Diese besondere Zeit im Jahreskreis soll gut gelingen. Das verlangt viel Aufwand und Disziplin. Doch Mißgeschicke passieren – und sie dürfen passieren. Den lockeren Umgang mit Mißgeschicken können wir gerade von den Kindern in der Weihnachtsbäckerei lernen. Auch wenn nicht alles so gelingt wie geplant, verlieren sie nicht den Spaß. Vergessen wir also nicht, daß die Weihnachtszeit eine Zeit der Freude ist. Nicht alles muß laufen, wie wir es uns vorstellen oder wie es andere von uns erwarten. Manches darf daneben gehen. Wenn wir auf die Weihnachtsfeste unseres bisherigen Lebens zurückschauen: Sind es nicht gerade die Unvollkommenheiten und Mißgeschicke, an die wir uns besonders gut erinnern und über die wir oft nach Jahren noch schmunzeln müssen? Dr. Martin Leitgöb CSsR Provinzial der Redemptoristen Wien-München


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FORUM Advent

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Sudetendeutsche Zeitung Folge 50 | 13. 12. 2024

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Sankt Nikolaus und die dicke Zigarre vom Herrn Ziegler I

n den Jahren nach dem Krieg wurde es Mode, daß Sankt Nikolaus weniger zu den Kindern in die Familien kommt, sondern viel häufiger bei Weihnachts-, Adventsund sonstigen Feiern eines jeden Vereins „aufzutreten“ hat. Vier Wochenenden lang muß er mit seinem Knecht Ruprecht vom Kaninchenzüchterverein zum Turn- und Sportverein, von den „Freunden zur Verbesserung der Pudelrasse“ zum Damenkränzchen „Gut Tratsch“ und von der Kirchengemeinde Sankt Nikolaus – welch ein Zufall – zum Ortsverband der Gewerkschaft studentischer Arbeiterfreunde. Überall muß er den Sinn seiner geschätzten Anwesenheit erläutern und mit den Zielen und dem Gedankengut der jeweiligen Vereine in Verbindung bringen. Bei der Kirchengemeinde Sankt Nikolaus bereitet diese Aufgabe kaum Schwierigkeiten – man kann die Parallelen in der Namensgebung aufzeigen – aber bei den „Freunden zur Verbesserung der Pudelrasse“ sind entsprechende Ansprachen unvergleichlich aufregender. Schließlich hat Sankt Nikolaus nie etwas mit Pudeln zu tun, außer wenn sie ihn beim Besuch eines Kindes für einen unbefugten Briefträger halten, der das Grundstück betreten will. So entschloß sich der Heilige, einige salbungsvolle, möglichst allgemein gehaltene, ermahnende Worte an die Anwesenden zu richten und ansonsten – alles der Situation zu überlassen. Wenn ihn ein Verein besonders grämt, dann läßt er seinen Knecht die Rute etwas heftiger spazieren führen. Auch vom Nikolaus kann man schließlich nicht erwarten, daß er jeden Verein für notwendig hält. Die Geschichte, die nun erzählt werden soll, hat mit dieser letztgenannten Genehmigung nicht gerade wenig zu tun. Sankt Nikolaus und Knecht Ruprecht befanden sich am dritten Adventsamstagnachmittag bei der Weihnachtsfeier der Gebirgsjägerkameradschaft in einer mittelgroßen Kleinstadt im Schwäbischen. Die gesamte Prominenz hatte sich eingefunden: der Herr Bürgermeister, der Herr Pfarrer, einige Lehrer, die im Krieg das Glück oder Pech hatten, bei den Gebirgsjägern gedient zu haben. Die Runde, etwas mehr als 50 Personen im Gasthof Krone, bestand aus g‘standenen Mannsbildern, die, meist rauchend, vor ihren Bieren saßen. Frauen waren nur vereinzelt zu erblicken. Sie wurden nur in die Weihnachtsfeier mitgenommen, wenn sie genügend Ehrfurcht vor den Heldentaten ihrer Ehemänner gezeigt hatten. Da hierfür nur wenig Bereitschaft bei den weiblichen Ehehälften zu erkennen war, blieb den „tapferen Kriegern“ nichts anderes übrig, als die Heldentaten im Kameradenkreise zu erzählen. Das hatte den Vorteil, daß sie bereits jeder der Anwesenden kannte und man seine Gedanken nur dafür zu verschwenden brauchte, welche neuen Ausschmückungen der Erzähler wohl in diesem Jahre erfinden, oder, besser gesagt, an welche er sich erinnern würde. In diese Stimmungslage platzten unsere beiden himmlischen Vertreter. Sankt Nikolaus, der sich – wie gesagt – gern auf die Situation verließ, erfaßte mit einem Blick die muntere Herrenrunde, schimpfte ein wenig über die alten Schwerenöter, die wie-

Eine Schmunzelgeschichte von Ortfried Kotzian Vorstandsvorsitzender der Sudetendeutschen Stiftung der einmal ihre treuen Ehefrauen zu Hause gelassen hätten, ermahnte sie, nicht so häufig angeheitert nach Hause zu kommen und mit ihren dicken Zigarren nicht immer wieder die gute Stube zu verräuchern. „Nun, Knecht Ruprecht, ihre Sünden drücken! Laß die Rute tanzen auf ihren Rückenl“ Knecht Ruprecht ließ sich das nicht zweimal sagen. Mit schwungvollen Schritten sauste er durch die engen Reihen und

hob sich. „Verehrte Anwesende“, hob er an, sich der Würde seines Amtes voll bewußt, „zu unser aller Leidwesen ist ein kleines Mißgeschick passiert. Ich darf Sie alle bitten, Verständnis und Toleranz aufzubringen. Auch für die himmlischen Boten, die uns zu dieser Feier gesandt wurden …“ „Diese Jugend!“ Damit meinte Herr Ziegler erneut den Knecht Ruprecht. „Was man sich heute alles gefallen lassen muß?

hieb rechts und links immer wieder auf einen Männerrücken. Alles lachte im Saale. Das Lachen erstarb allerdings plötzlich. Der Herr Ziegler, ein gedrungener Mann, Endfünfziger, hatte einen Hieb abbekommen, der ein kleines Feuerwerk verursacht hatte. Als nämlich Knecht Ruprecht ausholte, um auch dem Rücken des Herrn Ziegler den in Auftrag gegebenen Hieb zu verpassen, nahm dieser gerade seine dicke Zigarre aus dem Mund. Die Rute des Knechtes traf die Hand mit der Zigarre und die glühenden Aschefunken stoben durch die Luft, zum Teil auf die Anzughosen des Herrn Ziegler, zum Teil auf dessen Finger. Knecht Ruprecht erstarrte ob dieses Mißgeschicks, führte dann aber doch seinen Auftrag zu Ende. Herr Ziegler sprang auf, sog wütend nochmals an seiner Zigarre, die ausgegangen war, und stieß dann mit vor Aufregung gerötetem Gesicht hervor: „So eine Schweinerei, einen anständigen Bürger zu verprügeln! Diese Lausejungen!“ Damit meinte er den Knecht Ruprecht. „Das lasse ich mir nicht bieten! Ich gehe!“ Herr Ziegler machte Anstalten, am übervollen Kleiderhaken seinen Mantel zu holen, kam aber durch den engen Gang keinen Schritt vorwärts, da zunächst jeder der Sitzenden seinen Stuhl wieder verrücken mußte. Außerdem wartete am Ende des schmalen Ganges noch Sankt Nikolaus. „Setz dich doch hin, Jockel“, sagte der Ziegler-Nachbar. „Des isch doch it so schlimm.“ Das brachte aber den Herrn Ziegler noch mehr in Wut. Da wagte doch tatsächlich einer an dem ihm angetanen Unrecht zu zweifeln. „Unerhört, unerhört“, stieß er immer wieder hervor. Der Herr Bürgermeister sah einen Skandal heraufziehen. Er er-

Und dann werden diese Lausebengel auch noch in Schutz genommen.“ Es war Herr Ziegler, der die Rede zur Güte des Herrn Bürgermeisters mit seinen Zwischenrufen immer wieder unterbrach. „Ich erwarte mehr …“ Der Rest der Rede des Herrn Bürgermeisters ging im allgemeinen Gemurmel unter. Im Saal hatten sich nun zwei Lager gebildet. Eine Gruppe stimmte lautstark Herrn Ziegler zu, hatte endlich Gelegenheit, auf die heutige Jugend zu schimpfen, und bedauerte Herrn Ziegler: „Verbrannt hat er sich auch noch!“ Die zweite stand auf Seiten des Knechtes, des Bürgermeisters und ärgerte sich darüber, daß man wegen einer solchen Lappalie so viel Aufhebens machte. Der Streit drohte die Veranstaltung zu sprengen. Der Herr Bürgermeister nahm resigniert Platz. Nun griff Sankt Nikolaus in das Geschehen ein. Er dachte: „Nun muß ich wohl beweisen, daß ich mit Menschen umgehen kann. Am besten versucht man es bei den Erwachsenen mit denselben Mitteln wie bei Kindern. Verärgerte alte Männer sind wie Kinder.“ Diese Gedanken behielt der Heilige natürlich für sich. Stattdessen steckte er seine Hand in den Sack, den Knecht Ruprecht abgelegt hatte, und holte eine seiner wunderbarsten Orangen hervor. Gemessenen Schrittes bewegte er sich auf Herrn Ziegler zu, dabei die anderen Männer segnend. Diese erkannten die Heiligkeit der Stunde und hielten in ihrem Geschimpfe und Ge-

zanke inne. „Lieber Herr Ziegler“, sagte der Heilige Nikolaus, „ich bitte sie im Namen meines Knechtes um Verzeihung.“ „Ich bin nicht ihr ‚Lieber Herr Ziegler‘“, wollte Herr Ziegler sagen, aber er dachte es nur. Wie von einer magischen Gewalt beeinflußt, setzte er sich langsam auf seinen Platz. Sein Blick verriet irritierten Zorn. „Ein Heiliger Nikolaus kann angerichteten Schaden zwar nicht wiedergutmachen, aber als kleines Trostpflaster möchte ich Ihnen diesen runden Paradiesapfel überreichen. Er kommt direkt aus dem Himmel.“ Herr Ziegler konnte nicht umhin, die Orange anzunehmen, aber sein Gesicht wollte er trotzdem wahren: „Das kann man doch nicht machen, einem alten Mann einfach die Zigarre aus der Hand schlagen.“ „Lieber Herr Ziegler“, meinte der Heilige, „wir beide sind doch nicht mehr die jüngsten. Aber auch Sie erinnern sich sicher daran, wie schön es war, als wir noch jung waren. Uns hat es doch auch Spaß gemacht, mit der Rute herumzufuhrwerken, daß die Fetzen fliegen. Wir waren doch alle einmal jung. Und mein Knecht Ruprecht hat eben Schwung.“ „Ja, ja“, gab Herr Ziegler schon fast nach, „aber warum gerade bei mir, warum gerade heute. Ich meine, so etwas geht einfach nicht, das müssen Sie verstehen.“ „Sind wir froh“, sagte Sankt Nikolaus, „sind wir froh, daß wir heute nur den Knecht Ruprecht zu Gast hatten. Es könnte für Euch alles viel schlimmer sein. Schaut nur her!“ Mit wildem Getöse stürzte nun ein wundervoller Krampus herein. Er war vollkommen schwarz gekleidet. Aus seinem Kopf ragten zwei rote Hörner hervor. Die rotgeränderten Augen blickten teuflisch in die Runde. Auf seinem Rükken trug er einen großen alten Rucksack, in dem eine Rute neben der anderen steckte. Hundert an der Zahl! Um den Bauch hatte er eine Kette geschlungen, mit der er wütend auf den Boden schlug. Dreimal raste er rabaukend durch den Saal. Die ehemals tapferen Gebirgsjäger zogen die Köpfe ein und konnten ihre Überraschung und ein bißchen Unbehagen über die teuflische Erscheinung nicht verbergen. Sogar dem Herrn Ziegler blieb der Mund vor Staunen offen stehen. „Wen soll ich dem Krampus mitgeben?“, fragte Sankt Nikolaus, als der schwarze Teufel verschwunden war und alle tief durchatmeten. „Ich glaube, Ihr seid alle so brav, daß ich Euch hier behalten kann.“ Jetzt hatte der Heilige die Situation wieder im Griff. Nachdem die Gaben verteilt waren und sich Nikolaus und Knecht Ruprecht anschickten, den Heimweg anzutreten, eilte ihnen der Herr Ziegler nach. „Wir wollen Freunde bleiben“, meinte er. „Es war doch alles nicht so schlimm. Darf ich Ihnen etwas anbieten, Knecht Ruprecht? Es wäre mir eine Ehre!“ Er hielt ihm eine rechteckige Schachtel unter den Bart und öffnete sie. „Nehmen Sie schon, Knecht Ruprecht, mein bestes Stück, auserlesener Brasiltabak. Wird nur für Zigarren verwendet.“


Sudetendeutsche Zeitung Folge 50 | 13. 12. 2024

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KULTUR

� Ringveranstaltung der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste in München

� Der Referent

Philosoph aus Mähren Die Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste veranstaltete im Sudetendeutschen Haus in München Ende November wieder eine Ringveranstaltung. Den Festvortrag „Ferdinand Ulrichs trinitarische Metaphysik der Kindheit“ hielt Eduard Fiedler von der PalackýUniversität in Olmütz. Er ist seit 2023 Mitglied der Geisteswissenschaftlichen Klasse der Akademie. Zur Veranstaltung begrüßte der neue Akademiepräsident Stefan Samerski.

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Eduard Fiedler Bei der Ringveranstaltung der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste hielt Eduard Fiedler den Festvortrag.

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duard Fiedler kam 1991 in der mährischen Metropole Brünn zur Welt. Heute ist er Assistenzprofessor für Philosophie an der Theologischen Fakultät Sankt Kyrill und Method der Palacký-Universität Olmütz. Er ist auch der Leiter des Forschungsprojekts „Trinitarian Ontologies: A New Philosophical Investigation into Trinitarian Relationality“ (2024–2026). Seit 2024 ist er Mitglied des Redaktionsausschusses der tschechischen Ausgabe von „Communio: International Catholic Review“. Seit 2023 ist er Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Johann-Amos-Comenius-Museums in Ungarisch Brod und Mitglied des Redaktionsbei-

rats der Zeitschrift „Studia comeniana et historica“. Im Jahr 2023 wurde er zum ordentlichen Mitglied der Geisteswissenschaftlichen Klasse der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste berufen. In der Vergangenheit hat er an dem Projekt „Trinitarian Ontology of the Human Person“ an der KarlsUniversität Prag (2021–2023) mitgewirkt und die internationale Konferenz „Trinitarian Ontology and Personalism“ in Prag (2023) sowie das „New Trinitarian Ontologies EuARe Panel“ in Münster (2021) mitorganisiert. Er studierte Rechtswissenschaften in Brünn und Theologie in Prag. Promotionsstudium in Philosophie und Ästhetik machte er in Brünn und Regensburg. Während seines Promotionsstudiums erhielt er ein Stipendium des Katholischen Akademischen Ausländer-Dienstes (KAAD).

iner der wichtigsten deutschen katholischen Philosophen des 20. Jahrhunderts, Ferdinand Ulrich, plädierte dafür, die ganze menschliche Existenz nicht als Subjekt oder Dasein zu verstehen, sondern als Kind in der Relationalität der Gabe Gottes und der Elternliebe“, erklärte Eduard Fiedler. In seinem Vortrag stellte Fiedler Ulrichs trinitarische Metaphysik der Kindheit Assistenzprofessor Dr. Eduard Fiedler bei seinem Bildervortrag. Rechts der neue Präsident der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste, Professor Dr. Stefan Samerski, dankt dem Referenten. vor. Als erstes schilderte er FerdiFür den inhaltsreichen Vornand Ulrichs biographische Vor- gie spreche, bedeutet es die Aus- Locke, Immanuel Kant, Georg geschichtlich konkret geworde- hen handele es sich um verschiegeschichte, unterstützt von einer legung der Grundstrukturen des Wilhelm Friedrich Hegel oder ne Daseinsform als einen Mo- dene Formen von Ideologien, trag bedankte sich Stefan SamerPowerpoint-Präsentation, in der Seins im Bezug auf das Bezie- Karl Marx, die Kindheit oft als dus des Abfalls vom ‚heilen An- Nationalismen und geschlosse- ski sehr bewegt: „Gestern haben die Weihnachtsmärkte in er die wichtigsten Punkte zusam- hungsgeschehen, das die heilige unvollständiges Entwicklungs- fang‘ zu qualifizieren. Jede ‚Me- nen Denkformen. menfaßte. Ferdinand Ulrich kam Trinität kennzeichne. stadium der irrationalen und he- taphysik der Kindheit‘ ist in der „Ferdinand Ulrich erlebte dies Deutschland eröffnet. Aber eine am 23. Februar 1931 in Odrau „Mein Vortrag verbindet ei- teronomen Existenz betrachtet. Gefahr, sich in einem ‚heilen‘ in seinem eigenen Leben, als er wahre Vorbereitung auf das, was im Kuhländchen zur Welt und ne zutiefst persönliche ErfahIn seinem Werk „Der Mensch und ‚eigentlichen‘ Beginn des während der Nachkriegsvertrei- wir an Weihnachten feiern, gewuchs in Fulnek auf, von wo er rung mit einer philosophischen als Anfang“ argumentiere Ul- Menschseins anzusiedeln, wobei bung aus Mähren nicht nur sein schah heute in diesem Vortrag“, 1946 mit seiner Mutter vertrieben Untersuchung der anthropologi- rich für ein metaphysisches Ver- sie übersieht, daß die Spaltung Vaterland, sondern auch seinen so der neue Akademiepräsident. wurde. Ulrich studierte Philo- schen Kategorie von Kindheit“, ständnis von Kindheit als ei- von ‚Sein und Nichts‘ oder, mit eigenen Vater verlor.“ Die Ga- Er meinte: „Das Kind in der Kripsophie, Psychologie, Pädagogik begann Fiedler seinen Vortrag. nem wesentlichen Aspekt der anderen Worten, die Scheidung be des Seins komme immer in pe erinnert uns an die Bedeutung und Fundamentaltheologie an Er schilderte dann, wie ihn die menschlichen Existenz, der nie von Reichtum und Armut der Lie- der dramatischen Differenz, von des Kindseins jedes Christen.“ der Philosophisch-theologischen schwere Krebserkrankung mit aufhöre. „Das metaphysische be immer schon in den Anfang der väterlichen Quelle und dem Jesus Christus habe in den EvanHochschule Freising und an der zeitweiliger Lähmung seines da- Kindsein bedeutet die wesent- hineingehört.“ Ursprung des Seins in der Dif- gelien gesagt: „Wenn ihr nicht Ludwig-Maximilians-Universimals eineinhalbjährigen Sohnes liche Beziehung zum Ursprung Die Anerkennung der Spal- ferenzierung. So wie der väterli- werdet wie die Kinder, könnt ihr tät München. 1955 wurde er in František in der Karwoche 2019 des Seins im Rahmen eines elter- tung oder Differenz von „Sein che Ursprung des Seins nicht auf nicht in das Himmelreich komMünchen zum Dr. phil. lichen Apriori.“ Es han- und Nichts“ oder „Reichpromoviert. 1959 habidele sich um eine fun- tum und Armut“ oder litierte er sich in Philodamentale Sohn- oder „Leben und Tod“ im Besophie an der UniversiTochterbeziehung, die griff des metaphysischen tät Salzburg. Er lehrte gleichzeitig an den Ur- Kindseins sei der einab 1960 als Privatdosprung binde und sich zige Weg, wie man die zent, ab 1961 als außervon ihm abgrenze und Idealisierung der „heiordentlicher Professor zur eigenen Originali- len“ Kindheit vermeide. an der Pädagogischen tät befreie. „Durch die- Die Differenz liege weder Hochschule Regensse wesentliche Bezie- „zwischen“ dem rationaburg, später Universität hung definiert, stellt len Subjekt und der irraRegensburg. 1967 wurdas Kindsein genau tionalen Kindheit noch de er zum ordentlichen die gesuchte gegen- zwischen der verfallenen Professor für Philosowärtige Gleichzeitig- Rationalität und dem heiphie ernannt. Ulrich keit von ,schon jetzt‘ ligen Kindsein. Die dralehrte zudem ab 1963 Assistenzprofessor Dr. Eduard Fiedler und SL-Bundeskul- und ,noch nicht‘, von matische Differenz liegt an der Universität Salz- turreferent Professor Dr. Ulf Broßmann. Identität und Differenz, im fundamentalen me- Ursula Haas mit Ex-Akademiepräsident Professor Dr. Günter J. Krejs, dahinter Vizeburg und an der Hochvon Reichtum des Seins taphysischen Kindsein präsident Dr. Wolfram Hader und Gerda Fritsch, Witwe des früheren Präsidenten RuBilder: Sadja Schmitzer schule für Philosophie der Jesu- zu einer intensiven Auseinander- und Armut des Seins, von Aktivi- selbst. Sie sei die offe- dolf Fritsch. iten in Pullach, später München. setzung mit der philosophischen tät und Passivität, von Autorität ne Differenz, die gleich1996 wurde er emeritiert. Er starb und theologischen Bedeutung und Freiheit dar.“ Dies bedeu- zeitig mit dem Ursprung ver- sich selbst beharre und das Beste men.“ Damit sei die Kindheit im Februar 2020 in Regensburg. der Kindheit geführt habe. te jedoch, daß Kindheit nicht im binde und von ihm differenziere von sich selbst in der Differenzie- des Menschen als zentrales TheZum Thema des Vortrags er„Das Kindsein der unschul- entgegengesetzten Extrem idea- – und entweder zu eigener Ori- rung von sich selbst gebe, so dür- ma des Christentums qualifiziert, klärte Fiedler dieser Zeitung die dig leidenden und sterbenden lisierend wieder als perfekter Zu- ginalität im Kontext der sich ge- fe auch unsere endliche Existenz, das viel zu wenig beachtet werde. Fachterminologie. Trinitarisch Kinder kann nicht einfach als ein stand im Kontrast zum verfal- benden Autorität der Elternliebe die die Gabe in der Freiheit emp- „Desto mehr freuten wir uns heunutze man im Bezug auf die Be- ,noch nicht‘ ausgereiftes Potenti- lenen Erwachsenenalter darge- befreie, oder zu einer Gelegen- fange, nicht auf ihrem freien Be- te über diesen Vortrag, der uns ziehungen, die den christlichen al im Hinblick auf das zukünftige stellt werden könne. heit für antagonistische Formen sitz der Gabe beharren und müs- informierte, wie man in rechter Gott Vater, Sohn und Heiligen Erwachsenenalter gedeutet werStattdessen betone Ulrich die des Widerstands, der Selbstbe- se sie in der gleichen Differenzie- Weise ‚kindlich‘ sein soll“, beGeist kennzeichneten. Die abso- den.“ Eine solche existentielle der Kindheit innewohnenden stätigung oder der Selbstzerstö- rung der Liebe geben, in der sie tonte Samerski. Zum Schluß wies Akademielute Wirklichkeit sei im christ- Situation verlange nach der Ent- Spannungen und Widersprüche, rung werde. „Letztendlich läuft sie empfangen habe. „Nur so exilichen Sinn nicht ohne Bezie- deckung einer eschatologischen die die Zerbrechlichkeit der Fun- das ganze Problem der metaphy- stieren wir als Kinder Gottes au- Vizepräsident Wolfram Hader, hungsgeschehen. Gott sei kein Vollkommenheit „schon jetzt”, dament-Beziehung mit dem Ur- sischen Kindheit auf eine einzige ßerhalb der Dialektik von Auto- auf die nächste Ringveranstalabsolut gesetzter Monarch oder eines wahren und vollkomme- sprung des Seins verbänden. „Je- Frage hinaus: Ist die ursprüngli- rität und Freiheit, Identität und tung hin. Am 28. Januar wird bei eine einsame Entität. Man könne nen Lebens jenseits des Wider- des Denken, auch jede Pädago- che Differenz eine Differenz in Differenz, Leben und Tod.“ Das einem Konzert zum 80. Geburtsalso auch relational oder bezie- spruchs von Leben und Tod. gik, ‚vom Kinde aus‘ ist in der der Liebe oder ist sie eine selbst- sei auch der Grund, warum wir tag des Graslitzer Komponisten hungsvoll sagen. Metaphysik beDiese Intuition habe er dann großen Versuchung, die Gestalt referentielle Differenzierung der von einer trinitarischen Meta- Roland Leistner-Mayer, der seit zeichne die philosophische Wis- mit dem Denken und Werk Fer- des Anfangs zu hypostasieren, in sich selbst eingeschlossenen physik der Kindheit sprächen: 2015 Mitglied der Sudetendeutsenschaft von den fundamenta- dinand Ulrichs verbunden, so die Einheit von ‚Sein und Nichts‘ Existenzformen, die die Diffe- „Das Drama der Kindheit hat mit schen Akademie ist und im oberlen Strukturen des Seins – eine Fiedler, und zwar insbesondere nochmals als ein ‚Sein‘ zu verge- renzierung der Liebe in eine Dif- der tiefsten Relationalität zu tun, bayerischen Brannenburg lebt, moderne Alternative sei Ontolo- mit dessen Kritik an der moder- genständlichen, um dann, des- ferenzierung der Trennung, der die der gesamten Realität zu- das Sojka-Quartett aus Pilsen das gie. Wenn man dann über die tri- nen philosophischen Anthropo- sen differenziertere, allseitig ver- Separation oder der Vertreibung grunde liegt“, resümierte Fied- achte Streichquartett des Jubilars aufführen. Susanne Habel nitarische Metaphysik/Ontolo- logie von René Descartes, John mittelte, gesellschaftlich und verwandeln?“ Historisch gese- ler.

Fiedler faßt in seiner Powerpoint-Präsentation zunächst den Lebensweg von Professor Dr. Ferdinand Ulrich zusammen.

Bilder: Eduard Fiedler


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KULTUR

Beim jüngsten Online-Kulturzoom der Ackermann-Gemeinde mit fast 50 Teilnehmern war Prag-Korrespondent Hans-Jörg Schmidt zu Gast. Stellvertretend für seinen Kater Loisl sprach er mit Moderatorin Sandra Uhlich und las aus Loisls Kolumnen.

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ans-Jörg Schmidt wurde 1953 in Halle an der Saale geboren. Nach einer Lehre als Maschinenbauer in seiner Geburtsstadt arbeitete er zuerst als Volontär beim dortigen regionalen Radio-Sender von Radio DDR. Später studierte er Journalistik in Leipzig und arbeitete in der Folge in verschiedenen Redaktionen beim Rundfunk der DDR in Berlin, zuletzt in der Osteuropa-Abteilung. 1990 wurde er als Tschechoslowakei-Korrespondent nach Prag entsandt, wo er seitdem lebt. Er schreibt über die Tschechische Republik und die Slowakei für überregionale und regionale Zeitungen wie „Die Welt“ oder die „Sächsische Zeitung“. Auch zwei Bücher veröffentlichte er. 2018 wurde er mit dem Deutsch-tschechischen Journalistenpreis ausgezeichnet (Ý SdZ 48/2018). Regelmäßig erscheint im „Landesecho“ und im „Karpatenblatt“ seine Kolumne „Schmidts Kater“, in der er aktuelle Ereignisse aus den Augen seines Katers Loisl beleuchtet. Kater Loisl ist seit Februar 2019 der Nachfolger von „Schmidts Katze“, der unvergeßlichen Mourinka, die leider in den Regenbogenhimmel entschwunden ist. Wie schon bei Mourinka, ist Schmidt auch bei Loisl nur der „Butler“ und „Dosenöffner“ des kecken Katers, der ihm immer wieder kritisch-geistreiche Kommentare diktiert.

Sudetendeutsche Zeitung Folge 50 | 13. 12. 2024

� Kulturzoom der Ackermann-Gemeinde

Kater Loisl und sein Butler

Moderatorin Sandra Uhlich …

… Kater Loisl und Butler Hans-Jörg Schmidt.

So ließ Kater Loisl auch schon vor dem Kulturzoom wissen: „Das Problem: ich muß das Reden meinem Herrn Schmidt überlassen. Es gibt damit keine hundertprozentige Sicherheit, daß er den versammelten Leuten nicht nur ,­Fake News‘ auftischt. Ich habe ihn über die Jahre zwar einigermaßen erzogen, aber ausschließen kann ich trotzdem nichts. Und ich mag es ehrlich nicht so wahnsinnig, daß ohne mich über mich gesprochen wird. Da haben wir Tschechen bekanntlich unsere traumatischen

geschichtlichen Erfahrungen. Stichwort München 1938. Zweites Problem: ich bin sehr bescheiden und würde deshalb nicht selbst an den Bildschirmen zu sehen sein. Das hat physikalische Gründe. Wo ein Körper ist, kann kein zweiter sein. Und Schmidts Dosenöffnerkörper ist bedeutend massiger als mein zarter und zugleich wunderhübscher Katerkörper. Mit anderen Worten, der Herr Schmidt läßt mich nicht vor die Kamera. Der rutscht nicht mal ein winziges Stück.“

Bild (1): Markus Bauer

So war neben der charmanten Moderatorin Sandra Uhlig eben nur HansJörg Schmidt auf dem Computer-Monitor zu sehen. Die Moderatorin erkundigte sich nach dem Befinden der anwesenden Katzen, denn einige Gäste hatten eigene Samtpfoten. Um die Zuhörer einzustimmen, las Schmidt einen Beitrag von Kater Loisl über einen Besuch des tschechischen Präsidenten Petr Pavel im Februar in Pilsen. Darin kam natürlich auch Pavels präsidiale Katze Micka vor, denn von ihr würde der Loisl

sehr gern mal eine Einladung zu einem Katzenball bekommen, wie er betonte. Von einem Teilnehmer zu Loisls Meinung über demokratische Regimes befragt, antwortete Schmidt, daß Loisl es in jedem Fall vorzöge, wenn die Katzen die Weltherrschaft übernähmen. Trotz der guten Versorgung mit Dosenfutter sei Loisls Beziehung zu Mäusen nicht von Versöhnung geprägt: „Bei Mäusen kennt er kein Pardon.“ Allerdings würde er sie oft auch lebendig in die Wohnung tragen und seinem Butler das Rauswerfen überlassen. Letzterer leide auch sehr unter hohen Heizkosten, denn sein „Freigänger“-Kater verlange ständig, daß ihm die Terrassentür geöffnet werde, nur um dann stundenlang dort zu sitzen und zu sinnieren: „Rein oder raus?“ Die Katzenhalter unter den Zuhörern lachten verständig. Schmidt las noch weitere Kolumnen von Kater Loisl. Da ging es etwa um die behördliche Bürokratie, die bei der Ausstellung eines deutschen Personalausweises 2022 hinderlich war. Loisl stolz: „Der einzige hier, der einen gültigen Paß besitzt, bin derzeit ich. Es handelt sich dabei um meinen Gesundheits- und Impfpaß, in dem auch meine Chipnummer steht, mit der man mich zuordnen kann, falls ich mal nach durchzechter Nacht nicht allein nach Hause finde.“ Die Moderatorin dankte dem Korrespondenten für seine Einblicke in die tschechische Seele. Auch hier große Zustimmung der Gäste. Loisl war wohl zufrieden und ließ sich zur Verabschiedung mit einem „Čauky mňauky!“ kurz auf den Schoß seines Butlers locken. Susanne Habel

� Lesung der Stiftung Verbundheit in Karlsbad

Preußlers „Flucht nach Ägypten“ begeistert

Der Zander-Saal im Kaiser-Bad in Karlsbad … Auch in diesem Jahr veranstaltete die Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland die inzwischen zur Tradition gewordene Lesung aus Otfried Preußlers Werk „Die Flucht nach Ägypten“. Wieder geschah dies in Kooperation mit der deutschen Minderheit in Tschechischen Republik, vertreten durch die Landesversammlung der deutschen Vereine in der Tschechischen Republik, den Kulturverband der Deutschen in Tschechischen Republik und den Bund der Deutschen in Böhmen.

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eben Angehörigen der Verbände der deutschen Min-

derheit in der Tschechischen Republik waren auch Freunde und Förderer der Stiftung Verbundenheit sowie Mitglieder der Sudetendeutschen Landsmannschaft aus Bayreuth nach Karlsbad/Karlovy Vary gereist, um an der diesjährigen Lesung teilzunehmen. Hartmut Koschyk, Vorsitzender des Stiftungsrates der Stiftung Verbundenheit, freute sich, im prachtvoll ausgestatteten Zander-Saal, die bewährten Künstler Wolfram Ster, einen Schauspieler aus Bayreuth, sowie das Musiker-Ehepaar Andrea und Gerhard Ehrlich aus Reichenbach an der Fils im Kreis Esslingen begrüßen zu können. Als Vertre-

… im wunderbar restaurierten Kaiser-Franz-Joseph-Bad. ter der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Bayreuth hieß Koschyk Manfred Kees mit weiteren Vorstandsmitgliedern willkommen. Die Stiftung Verbundenheit hatte von Pegnitz und Bayreuth aus gemeinsam mit der SL eine voll ausgebuchte Busfahrt nach Karlsbad organisiert. Deren Teilnehmer erhielten durch den ortskundigen Vorsitzenden des Bundes der Deutschen in Böhmen, Richard Šulko, eine Stadtführung sowie eine Führung durch das Kaiserbad, verbunden mit einem traditionellen böhmischen Mittagessen im Goethe-Haus. Die deutsche Minderheit war durch den Präsidenten der Lan-

Die Teilnehmer der Busfahrt der Stiftung Verbundenheit und der Sudetendeutschen Landsmannschaft aus Bayreuth mit Angehörigen der Deutschen Minderheit.

desversammlung, Martin Dzingel, den Vorsitzenden des Kulturverbandes, Radek Novák, und den Vorsitzenden des Bundes der Böhmen, Richard Šulko, vertreten. Koschyk dankte den Vertretern der deutschen Minderheit, daß diese Veranstaltung bereits zum vierten Mal in der Tschechischen Republik durchgeführt werde und erinnerte an die Aufführungen im Kaiser-Franz-Joseph-Bad in Reichenberg/Liberec, in der Deutschen Botschaft in Prag und im Schloß Schluckenau/Šluknov. Um die Organisation der diesjährigen Veranstaltung hatten sich besonders Richard Šulko vom Bund

der Deutschen in Böhmen sowie Karin Weinmann und Alexandra Litschagin von der Stiftung Verbundenheit verdient gemacht. Das Künstler-Trio aus Wolfram Ster sowie Andrea und Gerhard Wunderlich boten berührende Textpassagen aus Otfried Preußlers böhmischer Weihachtsgeschichte, untermalt von Hirten- und Bauernmusik aus dem Egerland, gespielt auf dem Egerländer Dudelsack, der Klarinette und der Böhmischen Hakenharfe. Die eindrucksvollen Rezitationen und die sanften Melodien ließen in dem stilvollen Ambiente des Zander-Saals eine wunderbare vorweihnachtliche Stimmung aufkommen, die

das Publikum gleichermaßen anrührte und begeisterte. Die Zuhörer dankten den Künstlern für ihre Darbietungen mit lang anhaltenden Beifall. Mit der Übergabe von Geschenken an die Mitwirkenden, einem Empfang mit regionalen Spezialitäten und guten Gesprächen klang dieses einmalige Kulturerlebnis harmonisch aus. Die Vertreter der deutschen Minderheit in der Tschechischen Republik und die Stiftung Verbundenheit wollen dieses traditionelle Kulturprojekt auch am Adventsbeginn des kommenden Jahres fortsetzen. Als Aufführungsort ist die Region Troppau/ Opava im Gespräch.

Gerhard Ehrlich, Radek Novák, Wolfram Ster, Richard Śulko, Andrea Ehrlich, Alexandra Litschagin, Martin Dzingel, Karin Weinmann und Hartmut Koschyk.


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VERBANDSNACHRICHTEN . AUS DER HEIMAT

Sudetendeutsche Zeitung Folge 50 | 13. 12. 2024

X. Internationale Konferenz Moravian

Von Zauchtel nach Herrnhut Julian Schahl und Waltraud Illner. Bild: Helmut Heisig

SL-OG Weilimdorf

Problem Giebel Anfang Dezember fand der letzte diesjährige Monatsnachmittag der baden-württembergischen SL-Ortsgruppe Stuttgart-Weilimdorf im Haus der Begegnung in Giebel mit dem neuen Bezirksvorsteher Julian Schahl statt.

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ulian Schahl ist seit einem Jahr Bezirksvorsteher in Weilimdorf. Er suchte den Dialog mit den zahlreichen Gästen. Diese wollten in erster Linie über die Sorgen des Weilimdorfer Stadtteils Giebel sprechen. Schahl machte deutlich, daß Giebel zu den am stärksten wachsenden Stadtteilen Weilimdorfs gehöre und mit Einrichtungen wie dem Stadtteil- und Familienzentrum oder dem Haus der Begegnung gut versorgt sei. Auch habe sich der Stadtteil mit dem Bau von neuen Wohneinheiten als attraktiver Wohnort weiterentwickelt. Obfrau Waltraud Illner war über Jahrzehnte aktive Bezirksbeirätin. Sie zeigte sich jedoch besorgt über die Entwicklung des Stadtteils, insbesondere des Ladenzentrums, dessen Angebotspalette mehr und mehr abnehme. Auch habe sie den Eindruck, daß die Stadt Giebel vernachlässige und den Fokus besonders auf Weilimdorf lege. Schahl sagte, daß es ein Gesprächsangebot an die Giebeler Einzelhändler gegeben habe und er und das Weilimdorfer Bezirksrathaus die Entwicklung Giebels im Auge hätten. Er wünsche sich aber auch ein stärkeres Miteinander und bitte daran mitzuwirken, die Gemeinschaft der Weilimdorfer Bürgerschaft zu fördern. Dabei hoffe er auf konstruktive Vorschläge, die jederzeit an ihn herangetragen werden könnten. Zum Schluß rief er dazu auf, sich beim im Januar startenden Bürgerhaushalt zu beteiligen und Vorschläge einzubringen oder zu unterstützen. Helmut Heisig

Mitte Oktober fand die dreijährliche Internationale Konferenz Moravian zum zehnten Mal im Kulturhaus von Zauchtel im Kuhländchen statt.

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und nach seiner Flucht 1621 nach Amsterdam seiner Brüdergemeine das Überleben bis ins 18. Jahrhundert sicherte. Broßmann referierte über „Drei Mankendorfer Exulantinnen auf der Flucht nach Herrnhut“, das Věra Šustková dolmetschte. Er berichtete über die Brüderische Familie Stach aus seinem Geburtsort, die wegen Glaubensverfolgung am 30. Mai 1730 nach Herrnhut floh, um dem Vater erneute lebensgefährliche Mißhandlungen zu er-

aniel Říčan, der Vorsitzende der Gesellschaft für Geschichte und Heimatkunde in Zauchtel, hatte die dreitägige Jubiläumskonferenz organisiert. Das diesjährige Hauptthema widmete sich ebenfalls einem Jubiläum: „Emigration – 300 Jahre seit der Flucht der ersten Zauchtler 1724 nach Herrnhut“. Weitere Themen waren 18 Gedenktage von Mährischen Brüdern in den Jahren 2023, 2024 und 2025. Als Landschaftsbetreuer des Kuhländchens nahm Ulf Broßmann an der Konferenz mit einem Vortrag teil und war als SLBundeskulturreferent gleichzeitig Schirm- Dan Žárský und Professor Dr. Ulf Broßmann. herr der Veranstalsparen. Er schilderte, wie sie ihtung. Daniel Říčan begrüßte die ren Häschern in Mankendorf rund 100 Gäste und Referenten knapp entkommen seien, wie aus der Tschechischen Republik, Glaubensfreunde, selbst in GeDeutschland, England, Öster- fahr, geholfen hätten, bei denen reich, Slowakei, Südkorea und sie sich tagelang verborgen hätder Ukraine. Er freute sich über ten und nur nachts weitergewandas große Interesse, was die 17 dert seien, wie sie mit dem kranken Vater den 400 Referate belegten, Kilometer langen, die auch simultan ins beschwerlichen und Deutsche und Engligefährlichen Fluchtsche übersetzt würweg nach Herrnhut den. Nach den Grußbewältigt hätten und worten der Zauchtwie sie in Herrnhut ler Bürgermeisterin am 25. Juni 1730 anJitka Zahálková und gekommen und aufdes Herrnhuter Bürgenommen worden germeisters Andreas seien. Ein Ausblick Herrmann übernahm auf ihre Aufgaben in Dan Žárský, Direktor der Mission in Grönder großen Diakonie der Evangelische Kir- Die frisch enthüllte Ta- land rundete den che der Böhmischen fel für Matthäus Kunz. Vortrag ab. Erfolgreich war Brüder (EKBB) in auch das Begleitprogramm. DaWsetin/Vsetín, die Moderation. Die Forschungsvorträge be- zu gehörten sieben Ausstellunhandelten Themen wie die Via gen in der Galerie des KulturExulantis, den 380 Kilometer hauses über die Reformation und langen Fluchtweg von Zauch- über einzelne Mährische Brütel nach Herrnhut, die Glaubens- dermissionare und Brüdergeverfolgungen, die Geschehnis- meinen weltweit. Die Besichtise bei der Flucht, die Ankunft gung des Mährischen Brüderund Aufnahme in Herrnhut, die parks in Zauchtel bot auch den Gründung von Exulantenkoloni- Weg des Indianerapostels David en und deren Probleme auf den Zeisberger in Nordamerika, desGütern des Grafen von Zinzen- sen Stationen sinnbildlich mit dorf oder die Entsendung in die Steinen gezeigt werden. An der weltweite Missionsarbeit. Ein Mauer der Exulanten, an der beThema war Jan Amos Comenius, reits über 40 Gedenktafeln händer im 17. Jahrhundert Bischof gen, wurde eine weitere für Matder Mährischen Brüdergemei- häus Kunz enthüllt. Er war ein ne in Fulnek und Umgebung war Zauchtler Missionar, der in La-

brador, Grönland und Indien gewirkt hatte. Bei einem Spaziergang durch Zauchtel an Orte, die mit den Mährischen Brüdern zu tun haben, ging es vorbei am weltgrößten Comenius-Denkmal zur Comenius-Linde. Unter deren Vorgängerbaum hatte Comenius gepredigt. Dieser hatte auch Erbrichterlinde geheißen, da dort früher Recht gesprochen worden war. Der erste Tag endete mit einer Podiumsdiskussion. Am nächsten Tag begrüßte der Kinderchor Lentilky aus Mankendorf mit herzigem Gesang und Tänzen. Nach dem letzten Referat und der Verlesung der Tageslosung wurden die Konferenzergebnisse ausgewertet, die Konferenz feierlich beendet und abgeschlossen. Nun folgte eine kommentierte Bustour nach Mankendorf und Odrau. In Mankendorf besichtigte man den 2023 angelegten Park mit Informationstafeln über die Mährischen Brüder und Schwestern von Mankendorf. Dort waren Bäume aus deren Wirkungsregionen gepflanzt worden. In Odrau besuchte man die letzte Bastei mit der Hinweistafel über die Einnahme der Stadt 1427 durch die Hussiten. In der Waldkirche zwischen Fulnek und Zauchtel, wo sich im frühen 18. Jahrhundert die Anhänger des Brüderischen Glaubens wegen Verfolgung durch die katholische Obrigkeit heimlich getroffen hatten, fand eine stimmungsvolle Andacht statt. Nach der Rückkehr bot Volkssänger Jindřich Černhorský ein gelungenes heimatliches Konzert. Ein Gottesdienst mit Abendmahl in der evangelischen Kirche der EKBB von Zauchtel mit Pfarrer Daniel Freitinger aus Prag war am Sonntag der religiöse Abschluß der beeindruckenden Jubiläumsveranstaltung. Die hatte Daniel Říčan hervorragend organisiert und durchgeführt. Die Teilnehmer hatten drei großartige Tage erlebt. Wir freuen uns schon heute, daß wir uns in drei Jahren wieder in Zauchtel treffen werden, um Wissen und neue Erkenntnisse über die Zeit der Reformation und Gegenreformation zu erweitern und zu diskutieren. Daniel Říčan, Jáchym Pantálek und allen Mitarbeitern gebührt ein herzliches Vergelt‘s Gott. fn

Anfang November ga- SL-Altkreisgruppe Schlüchtern/Hessen den konnten. Roman stierte Roman Knižka Knižka entführte die mit dem MusikenZuschauer in die Räusemble „Opus 45“ zur me in Theresienstadt, Lesung „Ich wand‘re wo jeweils 30 Mäddurch Theresienstadt“ ein Vernichtungslager im Osten. Auf dieser Grundlage hatten chen und Jungen lebten, wo eiim hessischen Schlüchtern. Zu den mißhandelten Opfern vor die Künstler des Schlüchterner gentlich nur zwei bis drei Platz Sein Vater war der slowakische Ort zählt auch Ludwig Czech, Abends Texte und Musik zusam- gehabt hätten. Er lieh den KinTänzer und Choreograph Fero DSAP-Vorsitzender bis 1935, für mengestellt, um diese beklem- dern und Jugendlichen Stimme Knižka. Markus Harzer von der den seit einigen Jahren eine Ge- mende Wanderung durch There- und Mimik, ließ sie zu Wort komdenktafel angebracht ist. Es gab sienstadt zu wagen. Die Werke, men und brachte ihre Wünsche Schlüchterner SL berichtet. aber auch die jüdische Selbst- die „Opus 45“ für die jeweiligen und Zweifel und den Lebenshuneranstalter war die Stadt verwaltung, die es sogar schaff- Instrumente und den Anlaß be- ger zum Ausdruck. Obwohl oder Schlüchtern, die mit „Ich te, die Kultur nicht sterben zu arbeitet und arrangiert hatte, wa- vielleicht weil die Requisiten wand‘re durch Theresienauf eine Stehleiter und Handstadt“ ihr neues Kultur- und schellen beschränkt waren, Begegnungszentrums einspürte das Publikum die unweihte. Knižka und „Opus 45“ geheure Dichte der Worte. Die sind deutschlandweit mit unfünf Musiker von „Opus 45“ terschiedlichen Programmen überzeugten wiederum durch unterwegs. Nächstes Jahr wird die Virtuosität des harmonieine musikalische Lesung über schen Zusammenspiels. das Kriegsende dazukommen. Am Ende rattert der Zug Theresienstadt bei Leitmusikalisch dargestellt und meritz, wo die Eger in die Elniederschmetternd nach be mündet, hatten die NatioAuschwitz-Birkenau. Dort geBild: Barbara Kruse hen die Opfer von der Ramnalsozialisten als Vorzeige-KZ Roman Knižka und „Opus 45“. mißbraucht. Mehrmals wurpe zu den Gaskammern. Wer den Vertreter der internationa- lassen. So gab es Musikauffüh- ren einst in Theresienstadt auf- Theresienstadt und Auschwitz len Presse und des Roten Kreu- rungen, Lesungen sowie Schu- geführt worden. Eines der be- kennt, hat dabei ein besonders zes durch das Lager geführt – le für die Kinder. Überreste aus kanntesten Gesamtwerke ist die mulmiges Gefühl, kann er doch ein beschämendes Schauspiel. dem Lager sind zahlreiche Brie- Kinderoper „Brundibar“. bei der Lesung die Wege, PlätDenn letztlich gab es auch hier fe und Tagebucheinträge, späDie Zuschauer erlebten Mo- ze und Räume vor dem geistigen Hunger und Mißhandlung, und tere Berichte und Notenmateri- mente tiefer Ergriffenheit, wie Auge sehen – ein schrecklicher am Ende stand der Transport in al. „Herzen so schwer wie Blei“ wer- Anblick.

Ich wand‘re durch Theresienstadt

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Weihnachtsfeier im Hotel Goldener Spatz mit der Ukrainerin Analena sowie Florian und Angela Novotny.

SL-Kreisgruppe Anhalt-Bitterfeld/Sachsen-Anhalt

Kling, Glöckchen Anfang Dezember feierte die sachsen-anhaltinische SL-Kreisgruppe Anhalt-Bitterfeld im Musikhotel Goldener Spatz in Jeßnitz Weihnachten.

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uf Einladung der Kreisobfrau Anni Wischner war eine stattliche Anzahl der Mitglieder gekommen. Auch der Oberbürgermeister der Stadt BitterfeldWolfen, Armin Schenk wünschte den Landsleuten schöne Feiertage und ein gesundes neues Jahr. Wischner begrüßte den ehemaligen SL-Landesobmann HansJoachim Nerkes sowie Gustel Reinhart, Obmann der SL-Kreisgruppe Wittenberg. Nach einem deftigen Mittagessen bilanzierte Wischner die vergangenen Jahre und gab einen Ausblick auf das Jahr 2025. Die Geburtstagskinder erhielten ein kleines Präsent. Dann gab es Kaffee und Kuchen sowie Zeit, um Erinnerungen auszutauschen und Gespräche zu führen. Unter dem Titel „ Licht in dieser Nacht“ entführte anschlie-

ßend Angela Novotny mit ihrem Sohn Florian und der Ukrainerin Analena die Gäste in eine andere Welt. Im festlich dekorierten Saal erklangen die schönsten Weihnachtslieder und Geschichten. „Kling, Glöckchen“ oder „Last uns froh und munter sein“ luden zum Mitsingen ein. Was natürlich auch getan wurde. Nicht fehlen durfte natürlich die Weihnachtsbäckerei mit Franziska und Analena, die in ihren Schüsseln kräftig den Teig rührten. Auch die Tanzeinlage von Franziska und Florian als Dank an die Gäste anläßlich ihrer Hochzeit kam beim Publikum gut an. Im Finale sangen alle „Kling, Glöckchen“. Angela Novotny beendete das Programm mit einem Dank an das Publikum und guten Wünschen für die Weihnachtsfeiertage sowie für das neue Jahr. Als Überraschung bekam jeder Gast einen Schokoladenweihnachtsmann. Ein großes Dankeschön gilt unserer Anni Wischner und Angela Novotny mit ihrem Team. Klaus Arendt

SL-Kreisgruppe Straubing-Bogen/Niederbayern

Sonnhilde Bachmeier 80 Sonnhilde Bachmeier, Obfrau der niederbayerischen SL-Kreisgruppe Straubing-Bogen, feierte am 23. November 80. Geburtstag.

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tillhalten ist nicht Sonnhilde Bachmeiers Ding. War es nie, wird es auch nie sein. Schon ihr Start ins Leben erfolgte unter dramatischen Bedingungen. Der Zweite Weltkrieg tobte, als sie 1944 in Roßwald im damaligen Kreis Jägerndorf im Altvaterland zur Welt kam. Obwohl der beliebte Räuber Hotzenplotz aus ihrer Gegend stammt – so heißt ein Nachbarort –, ging es nicht märchenhaft weiter. Mit knapp zwei Jahren wurde sie mit Mutter und Bruder vertrieben. Mit zahllosen anderen Vertriebenen pferchte man die kleine Familie 1946 unter unmenschlichen Bedingungen in einen Viehwaggon Richtung Schweinfurt in Unterfranken. In Furth im Wald gelang es ihrem Vater, seine Familie aus dem Waggon herauszuholen. Und am 16. August 1946 fanden sie im niederbayerischen Großköllnbach ein neues Zuhause. Dort baute sich der Vater als Pferdeund Viehhändler eine selbständige Existenz auf. Bachmeier wechselte 1957 in die Mittelschule nach Landau, die sie 1960 mit ihrer Klassenkameradin und späteren Schauspielerin Uschi Glas erfolgreich absolvierte. Es folgte eine Lehre bei der Metzgerei Wolf in Straubing. 1964 heiratete sie Robert Bachmeier, 1965 und 1967 wurden die Söhne Dietmar und Stephan geboren. 1980 begann sie als Sekretärin in der Pfarrei Sankt Elisabeth in Straubing und trug als Tante Sonne maßgeblich dazu bei, daß sich Sankt Elisabeth zu einer Vor-

zeigepfarrei entwickelte. Für die Mitglieder war sie bis 2007 erste Anlaufstelle und die gute Seele. Für ihr soziales Engagement in zahllosen Ehrenämtern wurde sie vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Ehrenzeichen für Verdienste im Ehrenamt von Ministerpräsident Edmund Stoiber im Jahr 2000 und mit der Goldenen Ehrenamtskarte der Stadt Straubing. Aber auch schwere Schicksalsschläge blieben nicht aus. 2013 verlor sie ihren Enkel Matthias bei einem unverschuldeten Verkehrsunfall. Trotzdem schöpft sie Kraft aus ihrer tiefen Verwurzelung im christlichen Glauben, aus den intensiven Begegnungen mit Familie, Bekannten und Freunden, denen sie eine perfekte Gastgeberin und Gesprächspartnerin ist. Diese Kraft beflügelt auch ihren unermüdlichen Einsatz für Versöhnung zwischen Tschechen und Sudetendeutschen – trotz Vertreibung und erlittenen Leids. Deshalb liegt ihr auch der Fortbestand der SL am Herzen, die sich in Straubing 2018 fast aufgelöst hätte. Mit Roland Scheufler übernahm sie den Vorsitz und trägt bis heute erfolgreich dazu bei, die Weichen in Richtung Zukunft zu stellen, was sich in kontinuierlich stark steigenden Mitgliederzahlen niederschlägt. Unter den Gratulanten waren Festredner Scheuffler, ihr Ko-Kreisobmann, Mitglied des Vorstands der SL-Bezirksgruppe Niederbayern-Oberpfalz und der SL-Landesgruppe Bayern, Josef Zellmeier MdL, Straubings Oberbürgermeister Markus Pannermayr sowie Vize-Landrat Andreas Aichinger. Bis in die späten Abendstunden zollten die knapp 100 Festgäste der Jubilarin ihre besondere Wertschätzung. dr


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Sudetendeutsche Zeitung Folge 50 | 13. 12. 2024

Dux

Ladowitz

Klostergrab

Ossegg

für die Kreise Dux, Bilin und Teplitz-Schönau

Bilin

Heimatlandschaft Erz- und Mittelgebirge – Landschaftsbetreuer: Dietmar Heller, Hillenloher Straße 10, 87733 Markt Rettenbach, Telefon (0 83 92) 9 34 72 77, Telefax 9 34 72 78, eMail dietmar.heller@deheller.de. Heimatkreis Bilin – Patenstadt Gerolz­hofen; Heimatkreisbetreuer: Dietmar Heller. Internet www.heimatkreisbilin.de. H ­ eimatkreis Dux – Patenstadt Miltenberg; Heimatkreisbetreuer: Klaus Püchler, In den See­gärten 35a, 63920 Großheubach, Tele­fon (0 93 71) 9 94 01, eMail ­klauspuechler@web.de. Heimatkreis Teplitz-Schön­au – Paten­stadt Frankfurt am Main; Heimatkreisbetreuer: Erhard Spacek, Franz-Schubert-Straße 13, 01796 Pirna, Telefon (01 60) 95 32 07 27, eMail erhard. spacek@gmx.de Redak­tionsschluß: Freitag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de

Teplitz-Schönau

Graupen

Niklasberg

Aus dem Buch von H. J. Urbani „Das Cisterzienserstift Ossegg mit seinen Umgebungen“ (Leitmeritz und Teplitz 1839).

� Zisterzienserabtei Ossegg

Ein reiches, schönes und wohltätiges Kloster Vergangene Woche berichtete der Heimatruf über die jüngere Vergangenheit und die Gegenwart des ehemaligen Zisterzienserklosters in Ossegg. Nun widmen wir uns seiner Entstehung und seiner Geschichte.

I

m Jahr 1192 gründeten Zisterzienser aus dem Oberpfälzer Kloster Waldsassen das Kloster in Maschau bei Kaaden. Am 20. Juni 1196 bestätigte der böhmische Herzog und Prager Bischof Heinrich Břetislav III. die Gründung. Nach einem Streit zwischen Grundherr und Konvent wurde das Kloster 1197 nach Ossegg auf die Güter des Slauko des Großen, auch Slackko von Riesenburg, verlegt. Die spätromanische, dreischiffige Basilika Mariä Himmelfahrt entstand 1206 bis 1221 und wurde nach 1248 gotisiert. Sie hatte den Grundriß eines lateinischen Kreuzes und einen rechtwinkligen Chor mit Kapellen und einem Querschiff. Sie war 76 Meter lang, einer der größten Ordensbauten Böhmens, und diente als Grablege der Herren von Riesenburg. Zur feierlichen Einweihung schenkte Papst Innozenz III., der neben dem Prager Bischof Daniel II. Milík das Kloster unter seinen Schutz stellte, Reliquien der heiligen Märtyrer Kosmas, Sebastian, Fabianus, Cyprian und der seligen Jungfrau Petronilla. Gleichzeitig erhielten alle, die an der Einweihung teilnahmen oder eine Woche danach und an anderen Jahrestagen die Kirche besuchten, die Absolution. An der Nordseite wurde 1209 der Friedhof eingeweiht. Zugänglich war dieser durch die Kirche und das Tor der Toten (Ianua mortuorum), das im geistlichen Leben des Ordens eine bedeutende symbolische Rolle spielte. Die Kirche wurde mit einer flachen Decke, die drei Schif-

fe mit spitzen Arkaden versehen. Die Mauern waren aus Sandsteinquadern, die teilweise noch erhalten sind. Der Südflügel des Konvents mit dem frühgotischen Kapitelsaal und Teile des Kreuzgangs entstanden um 1230.

Schenkungen Die Herren von Riesenburg aus dem Geschlecht der Hrabischitz sorgten mit Schenkungen für das Auskommen des Klosters. Slauko übereignete ihnen den Ort Ossegg, Haan mit der Siedlung Deutzendorf, Herrlich, Duban, Schönfeld bei Pfaff­roda in Sachsen sowie Einnahmen aus dem Feld- und Weinanbau und Zollgebühren. Auch andere Mitglieder der Familie beteiligten sich im Laufe der Zeit mit Schenkungen von ganzen Dörfern oder Ländereien. Außerdem mußte das Kloster keine Zölle zahlen. Das 1234 im mährischen Nischkau/Nížkov gegründete Tochterkloster des heiligen Bernhard wurde bereits nach fünf Jahren wieder aufgegeben. Während der Kämpfe gegen seinen Vater Wenzel I. fügte das Heer von Přemysl Ottokar II. 1248 der Klosteranlage schwere Schäden zu, und nach der Schlacht auf dem Marchfeld raubten sie Verbündete Rudolfs von Habsburg aus. Die Anlage wurde deshalb erst um 1350 fertig. 1275 gründete der Ossegger Abt Theoderich der Große in Ratschitz bei Ossegg den Wallfahrtsort Maria-Ratschitz, der die Stürme der Zeiten überdauerte. Während der Rekatholisierung belebte eine Bruderschaft der Schmerzhaften Muttergottes mit der Grundsteinlegung der heutigen Kirche 1698 die Pilgerstätte wieder. In der Wallfahrtskirche hatten 1500 Pilger Platz. In den Hussitenkriegen wurde das Kloster dreimal zerstört.

Der im Sommer 1421 vom Hussitenpriester Johann von Seelau geführte Feldzug nach Nordböhmen wurde zwar am 5. August bei Brüx geschlagen, jedoch hatten Seelaus Truppen zuvor die Klöster in Doxan und Ossegg niedergebrannt und die Städte Bilin und Dux besetzt. Beim großen Hussitenfeldzug unter Andreas Prokop gegen Aussig und Brüx wurde das Kloster 1426 erneut geplündert. Den dritten, von radikalen Taboriten geführten Angriff 1429 überlebten nur wenige Mönche des Klosters. Auch der an sich befreundete, katholische Kaiser Sigismund strapazierte damals das Kloster und verkaufte dessen Güter, um Geld für weitere Feldzüge zu gewinnen. Der Wiederaufbau nach den Hussitenkriegen dauerte lang. Plünderungen und Verpfändungen brachten das Kloster im 16. Jahrhundert in wirtschaftliche Not, so daß Papst Gregor ­ XIII. das vollkommen verschuldete Kloster 1580 auflöste. Bis 1628 wohnte lediglich der in Diensten des Prager Erzbischofs stehende Propst im Koster. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde es schwer beschädigt. Im Zuge der Rekatholisierung wurde das Kloster 1624 restituiert und mit Stiftungen und Schenkungen versehen.

Manufakturen Intensive Bewirtschaftung der ordenseigenen Ländereien und Erträge der klostereigenen ältesten Textilmanufaktur Böhmens verbesserten die wirtschaftliche Lage. Abt Benedikt Litwerig gründete 1697 eine Wollstrumpf- und drei Jahre später eine Feintuchmanufaktur. Fachkräfte aus Deutschland bildeten die Arbeiter aus. Viele Beschäftigte verließen nach gewisser Zeit die Manufakturen, bildeten ihrerseits Arbeiter aus und grün-

deten eigene Betriebe, die später der wirtschaftliche Schwerpunkt vor allem in Oberleutensdorf und Umgebung waren. Der kunstliebende Abt Benedikt Litwerig veranlaßte 1712 bis 1718 barocke Um- und Erweiterungsbauten des Klosters, mit denen er Baumeister Octavio Broggio aus Leitmeritz beauftragte. Im Siebenjährigen Krieg suchten preußische Truppen das Kloster mehrmals heim. 1779 besuchte Kaiser Joseph II. das Kloster. Von seinen Reformen war es jedoch nicht betroffen, im Gegenteil, es erhielt Bibliotheken und Gemäldesammlungen aufgehobener Klöster. 1945 und 1946 wurden die Mönche in das oberbayerische Kloster Raitenhaslach und das zweite Mal 1961 in das Kloster Langwaden im Rheinland ausgewiesen. Bis zur Enteignung 1950 diente das Kloster der Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos als Jugenderziehungsheim, danach als Internierungszentrum tschechischer Priester und ab 1953 als sogenanntes Altersheim für Ordensschwestern, die jedoch den Klosterbezirk nicht verlassen durften. 1991 gab die Tschechische Republik das ruinöse Kloster den Zisterziensern zurück, die sich um eine Instandsetzung bemühen. Die Wiederbegründung des Konvents 1991 erfolgte unter dem 48. Abt Bernhard Thebes, der vom Kloster Langwaden gekommen war und 2010 starb. 1995 wurde das Kloster zum Nationalen Kulturdenkmal erklärt, drei Jahre später 800jähriges Jubiläum gefeiert. Nach der Versetzung des letzten Zisterziensers Pater Charbel in das Bochumer Kloster Stiepel schloß das Kloster 2008. Der Freundeskreis Kloster Osek versucht nun das ehemalige Kloster als lebendigen Ort zu erhalten (Ý HR 49/2024).

Klosterkirche Der Innenraum der Klosterkirche läßt die ursprüngliche dreischiffige Basilika erkennen. An ihrer barocken Ausgestaltung waren bedeutende Künstler beteiligt. Die Stuckaturen der Wände, des Tonnengewölbes und der Seitenaltäre sowie die Skulpturen von vier Aposteln des Hauptaltars stammen von Giacomo Antonio Corbellini (1674–1742). Johann Jakob Stevens von Steinfels schuf 1718 bis 1723 das Fresko „Die Ausgießung des Heiligen Geistes“. Die anderen Fresken und ein Seitenaltargemälde stammen von Wenzel Lorenz Reiner. Die Altarbilder „Martyrium des heiligen Sebastians“ und „Martyrium des heiligen Mauritius‘“ schuf Michael Willmann, das Hauptaltargemälde „Mariä Himmelfahrt“ sein Stiefsohn Johann Christoph Lischka. Die Fassadenfiguren der Ordensheiligen, Evangelisten und böhmischen Landespatrone, einige Skulpturen im Innern, die Kanzel, das Chorgestühl und den Orgelprospekt schuf 1714 bis 1716 Franz Anton Kuen. Auch Edmund Richter schuf einzelne Skulpturen und war an den Holzschnitzarbeiten der Altäre und der Sakristei beteiligt.

Klosteranlage Im Süden grenzen an das Kloster die Gebäude des alten Konvents. Den Kreuzgang mit Kreuzgewölbe und Spitzbogenfenstern umgibt ein Garten mit drei Gräbern aus dem 14. bis 16. Jahrhundert. Im frühgotischen Kapitelsaal, erbaut 1225 bis 1250, dessen Gewölbe von zwei Säulen getragen wird, befinden sich wertvolle Arbeiten aus Stein. Darunter ein besonders wertvolles Lesepult, dessen oberer Teil drehbar ist, und eine Madonnenstatue von 1340. Die Wandmalereien schu-

fen Johann Peter Molitor und Josef Grammolin. In einer Wandnische neben dem Kapitelsaal befindet sich ein romanisches Relief, das das Lamm Gottes darstellt. Den südlichen Teil nimmt das Refektorium ein. Im Osten befindet sich das 1705 bis 1808 erbaute Konventsgebäude mit der Bibliothek, der Prälatur und dem Festsaal. Erhalten blieben hier zeitgenössische Gemälde über die Geschichte des Klosters und Kachelöfen. In den Garten gelangt man durch das Klosterspital. Vor der Prälatur im Osten und Süden des Klosters legte Octavio Broggio einen dreistufigen italienischen Terrassengarten an, der mit Bassins, Wasserspeiern, Fontänen und Skulpturen ausgestattet wurde, die zum Teil nicht mehr vorhanden sind. 1877 wurde zudem ein Englischer Park eingerichtet. Das Wirtschaftsgebäude mit Wohneinheiten befindet sich im Süden, zu dem auch die Ruinen der Brauerei, der Speicher und der Klostermühle gehören. 2015 wurde die Brauerei als Pivovar Ossegg wieder eröffnet. Am westlichen Eingangstor schuf Octavio Broggio eine reich stuckierte Sankt-Barbara-Kapelle. Vervollständigt wird das Bild des Klosters von der Sankt-Katharina-Pfarrkirche, einem barockisierten ursprünglich gotischen Bau. „Gleich hinter dem Erzgebirge findet man Dinge, die man von hier bis zum norwegischen Nordkap und noch weiter vergebens sucht. Im ganzen nördlichen Eu­ ropa kennt man ein solches wohlhabendes, reiches, schönes und auch wohltätiges Kloster nur aus den Romanen. Hier greift man‘s mit den Händen“, schrieb 1842 Johannes Arnold in „Erzgebirge – Krušné hory. Mein Reiseland für einen Sommer“.


HEIMATBOTE

Sudetendeutsche Zeitung Folge 50 | 13. 12. 2024

Bischofteinitz

Ronsperg

FÜR DEN KREIS BISCHOFTEINITZ

11 Hostau

Heimatkreis Bischofteinitz – Patenstadt Furth im Wald. Heimatkreisbetreuer: Peter Pawlik, Palnkamer Straße 73a, 83624 Otterfing, Telefon (0 80 24) 9 26 46, Telefax 9 26 48, eMail peter-pawlik@t-online.de, Internet www.bischofteinitz.de. Spendenkonto: Heimatkreis Bischofteinitz, Raiffeisenbank Chamer Land – IBAN: DE55 7426 1024 0007 1343 20, BIC: GENODEF1CHA. Heimatbote für den Kreis Bischofteinitz – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Verantwortlich von seiten des Heimatkreises: Peter Pawlik. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de

Holzfällersiedlung Neubäu

Einem verschwundenen Dorf auf der Spur zur Herrschaft Heiligenkreuz/ Újezd Svatého Kříže, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis 1945 im Besitz der Familie Koc war. Allmählich wuchs das Dorf, bis es 1945 310 Einwohner in 45 Häusern hatte. Martin Kolovský be-

lichen Gebäuden wie einer Schule und einer Kapelle verbunden. Die Kapelle wurde zwischen 1911 und 1913 errichtet. Der Bau wurde von dem Einheimischen Georg Rabitzer ermöglicht, der 1869 in die Vereinigten Staaten gezo-

ner Zeit, darüber nachzudenken, wie sie mit ihrer Situation umgehen sollten. Viele Möglichkeiten hatten sie nicht, aber ihre Verzweiflung zeigt sich wohl darin, daß einige von ihnen nachts ganie Vorträge des grenzüberze Kleiderschränke auf dem Rükschreitenden zweisprachiken über den Böhmerwaldgen Projekts Hindle im Verkamm schleppten, um wenigein Chodsko žije!/Chodenstens einen Teil ihres Besitzes land lebt! erfreuen sich jedes zu retten. Im Juni 1946 mußten Mal eines guten Zuspruchs die Bewohner ihre Koffer pakvon beiden Seiten der Grenken, wobei einer nicht mehr ze. Trotz der winterlichen Straals 50 Kilogramm wiegen durfßenverhältnisse waren rund 20 te. Sie mußten zum Bahnhof in Zuhörer in das Hindle-ZenHeiligenkreuz marschieren, trum gekommen, um dem Vorwo sie in Viehwaggons steigen trag von Martin Kolovský mit mußten, die sie in das Konzendem Titel „Novosedly/Neutrationslager in Holleischen/ bäu: Die Geschichte eines geHolýšov brachten, von wo aus wöhnlichen Dorfes“ zu lausie nach Bayern transportiert schen. Kolovský erfreute nicht wurden. Heute leben die Neunur mit seinem Wissen, sonbäuer hauptsächlich in der dern hatte auch interessante Umgebung von Regensburg Martin Kolovský präsentiert auch alte Landkarten und Bilder des einstigen Neu- und München. alte Fotos mitgebracht. Bild: Kristýna Pinkrová Der Referent berichtete, daß bäu. Der Referent berichtete, daß Neubäu unweit der Grenze urder damals 14jährige Wilibald sprünglich eine Holzfällersied- richtete, daß die Bewohner ein gen war, wo er wohlhabend wur- Wiedl sich später daran erinnert lung mit zunächst nur vier Holz- bescheidenes Leben geführt hät- de und seinem Heimatdorf 1000 habe, daß die tschechischen Genhäusern gewesen sei, die im 16. ten, das hauptsächlich auf der Dollar für den Bau der Kapelle darmen sehr höflich gewesen seiJahrhundert gegründet worden Viehzucht beruht habe. Im Win- schickte. Aus Dankbarkeit wur- en und mit den Koffern halfen, sei. Es habe sich dabei immer um ter hätten sie sich mit Spinnen de die Kirche dem heiligen Ge- damit die Frauen und Kinder org geweiht. sie nicht hätten tragen müssen. Damit die Manche hätten sich sogar für die Kinder nicht Vertreibung entschuldigt. Der jeden Tag den Vater von Wilibald Wiedl habe sieben Kilo- seine Anti-Nazi-Haltung durch meter langen seine Mitgliedschaft in der SoziSchulweg nach aldemokratie gezeigt. Das Dorf Heiligenkreuz Neubäu sei aufgelöst und sie in zurücklegen das nächste Dorf Waier/Rybník mußten, wur- umgesiedelt worden. Wilibald de in Neubäu Wiedl habe damals gemeint, daß Anfang des dies vielleicht schlimmer gewe20. Jahrhun- sen sei, als mit Verwandten und derts auch eine Bekannten deportiert zu werden. Schule gebaut. Es sei unerträglich gewesen, anZunächst war sehen zu müssen, wie ein Haus es eine einklas- nach dem anderen abgerissen sige Schule, worden sei, und nachts sei das aber 1928 wur- verzweifelte Muhen der Kühe zu de sie zu einer hören gewesen. Das Dorf Neuzweiklassigen bäu sei zum Teil als Baumaterial Schule erwei- verkauft worden. tert. Nach und Heute finde man nur noch eiNeubäu bestand überwiegend aus schönen Holzhäusern. nach entstan- nen überwucherten Dorfteich, den neben der hier und da einen Johannisbeerein armes Dorf gehandelt, das in etwas dazuverdient. Die Häuser Schule und der Kirche auch ein strauch oder einen Apfel- oder der Mitte des 17. Jahrhunderts seien kleine Fachwerkhäuser mit Gasthaus, eine Pension, ein Ge- Birnbaum sowie unebenes Gevon einem verheerenden Brand einem typisch hohen Dach ge- mischtwarenladen, eine Schmie- lände und Höhlenkeller. In den heimgesucht worden sei. Die Be- wesen. Erst in den 1930er Jahren de, ein städtischer Brennofen, ei- 1990er Jahren hätten die urwohner hätten das Dorf jedoch habe man begonnen, die Häu- ne Mühle mit Sägewerk und eine sprünglichen Bewohner ein gußZiegelei. eisernes Kreuz, das ursprüngZu den bedeutenden Fami- lich auf den Feldern nördlich des lien gehörten die Wiedls. Ge- Dorfes gestanden habe, an die org Wiedl war der letzte Bür- Stelle der verfallenen Sankt-Gegermeister. Der jüngere Bru- orgs-Kapelle versetzt. Mit der der von Georg Wiedl kaufte Erlaubnis der Gemeinde Waier, nach dem Bau des neuen der das Grundstück gehöre, und Schulhauses eine Hütte am der Unterstützung von Wilibald Dorfplatz, baute sie um und Wiedl und anderen Wiedl-Nach1932 wurde dort sein ältester kommen lege man seit 2019 die Sohn Wilibald Wiedl geboren, Reste der Sankt-Georgs-Kirche für den er vor dem Haus einen frei. Karl Reitmeier Kastanienbaum pflanzte. Die Familie Zeug betrieb eine Kolonialwarenhandlung, und Franz Paul besaß das Wirtshaus. Josef indle bedeutet im chodiund Anna Steiner besaßen schen Dialekt der Ort zwidie Mühle mit einem Säschen hier und dort. Hindle ist gewerk im Radbusatal. Radie Region zwischen Pilsen und bitzer war ein häufiger NaRegensburg, in der es nicht darme im Dorf, und der Stifter auf ankommt, welche Sprache der kleinen Kirche stammDie Arbeit in dem einst beschaulichen Ort war mitunter beschwerlich. man spricht, sondern daß man te aus dieser Familie. Bilder (2): Heimatkreisarchiv sich versteht. Trotz der schwieNach dem Zweiten rigen Vergangenheit gibt es viel Weltkrieg wurde allen Bemehr, was uns eint, als was uns wieder aufgebaut, das dann als ser mit Ziegeln umzubauen. Aber wohnern mit Ausnahme der trennt. Hindle ist ein Ort, an neugebaut bekannt worden sei auch nach dem Zweiten Welt- Familie von Wilibald Wiedl dem es keine Grenzen geben und schließlich den Namen Neu- krieg habe mehr als die Hälfte ihr Eigentum auf Grundlamuß, wenn wir das wollen und bäu erhalten habe. der Häuser aus Holz bestanden. ge der Beneš-Dekrete entzoetwas dafür tun. Neubäu und die Siedlung Die Ausdehnung des Dorfes gen. Zwischen Mai 1945 und Fuchsberg/Liščí Hora gehörten war auch mit dem Bau von öffent- Juni 1946 hatten die EinwohMartin Kolovský beleuchtete Ende September in Taus/ Domažlice die Geschichte der einstigen Holzfäller-Siedlung Neubäu/Novosedly.

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Hindle

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Der tschechische Wolf und das deutsche Rotkäppchen.

Ronsperg und Schönsee

Es war einmal … Im Rahmen der Ausstellung „Wald und Jagd“ im Centrum Bavaria Bohemia (CeBB) im oberpfälzischen Schönsee fand Ende Oktober die zweisprachige Aufführung des im Wald spielenden Märchens „Rotkäppchen“ auf der Freilichtbühne Eulenberg in Schönsee-Friedrichshäng statt.

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ie Schauspieler des Gebrüder-Grimm-Märchens vom Rotkäppchen, seiner Großmut-

Alter Ortsplan von Linz.

ter und dem bösen Wolf waren Grundschüler aus Schönsee und der tschechischen Partnerstadt Ronsperg. Erzählerinnen trugen die Hintergrundgeschichte auf Deutsch und Tschechisch vor. 300 Zuschauer waren auf den Eulenberg gekommen, um die 20 Grundschüler spielen zu sehen. Nach dem gemeinsamen Schlußlied erhielten sie ein Geschenk von CeBB-Leiterin Veronika Hofinger.

Bild: Heimatkreisarchiv

Possigkau-Linz

Auf Materialsuche Die Historikern Kristýna Pinkrová plant eine Ortschronik über Possigkau/Postřekov, die kommenden Juni erscheinen soll.

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ie Arbeiten laufen bereits auf Hochtouren, und sie nahm sich ihren Mitautoren der vergangenen Publikationen, Vladislav Ptáček, mit ins Boot. In dem Buch soll auch dem Ortsteil Linz/Mlýnec ein Beitrag gewidmet werden. Der südliche Teil des Ufers des Linzer Baches bildete nämlich bis 1946 die Grenze zwischen dem überwiegend von Deutschen bewohnten Gebiet auf seiner Nordseite und dem überwiegend von Tschechen bewohnten Gebiet auf seiner Südseite. Kristýna Pinkrová ist nun auf der Suche nach Aufzeichnungen und alten Fotos aus Linz und hofft dabei auf die Nachkommen der Deutschen, die dort einst lebten. Der tschechische Name Mlýnec bedeutet kleine Mühle. Der Linzer Bach ist nur sechs Kilometer lang und war dennoch von neun oberschlächtigen Wasserrädern besetzt. Sogar der kleine Bach Strouschek, der bei Linz von Norden in den Linzer Bach mündet, hatte eine Mühle angetrieben. Linz wird 1379 erstmals schriftlich erwähnt. 1789 hatte Linz 33 Häuser und gehörte zum Kammeradministrationsgut Stockau,

dabei zur Hälfte zur Herrschaft Ronsperg. 1839 gab es in Linz 39 Häuser und 261 Einwohner, ein Wirtshaus und eine Mühle. Linz war nach dem überwiegend tschechisch besiedelten Ort Klentsch/Klenčí pod Čerchovem eingepfarrt. 1913 gab es in Linz 44 Häuser, 280 Einwohner, fünf Mühlen, eine einklassige Schule mit 59 Kindern, eine Brettsäge, zwei Gasthäuser, einen Kaufladen, fünf Müller, einen Schmied, einen Schneider, einen Weber, einen Ziegler und ein Tabakgeschäft. Nach dem Münchener Abkommen wurde Linz dem Deutschen Reich zugeschlagen und gehörte bis 1945 zum Landkreis Bischofteinitz. Laut Überlieferungen kam es am 2. Mai 1945 in Linz zu Ausschreitungen gegen die deutsche Bevölkerung. Fünf Bewohner wurden nach einer öffentlichen Folterung verhaftet, nach Taus/Domažlice gebracht und vermutlich Mitte Juni 1945 ermordet. Die deutsche Bevölkerung wurde nach dem Zweiten Weltkrieg im Rahmen der BenešDekrete vertrieben. lr Wer Aufzeichnungen über oder alte Fotos von Linz in deutscher Zeit hat, möge Karl Reitmeier, Lengau 16, 93449 Waldmünchen, Telefon (0 99 72) 31 74, eMail k.reitmeier@t-online.de kontaktieren.


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Sudetendeutsche Zeitung Folge 50 | 13. 12. 2024

Heimatbote für den Kreis Ta<au

Heimatkreis Tachau – Patenstadt Weiden in der Oberpfalz. Heimatkreisbetreuer: Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Aubergstraße 21, 83352 Altenmarkt, Telefon (0 86 21) 6 36 27, Telefax 64 75 27, eMail wolf-dieter.hamperl @online.de. Internet www.tachau.de. Tachauer Heimatmuseum: Kulturzentrum Hans Bauer, Schulgasse 3a, 92637 Weiden, Telefon (09 61) 81 41 02, Telefax 81 41 19, eMail museum@tachau.de. Spendenkonto: Heimatkreis Tachau, HypoVereinsbank Nürnberg – IBAN: DE38 7602 0070 0002 0824 54, BIC: HYVEDEMM460. Heimatbote für den Kreis Tachau – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de

Dr. Sebastian Schott erläutert die Ausstellung, Oberbürgermeister Jens Meyer eröffnet sie und Heimatkreisbetreuer Dr. Wolf Dieter Hamperl vertritt die Tachauer. Im Stadtmuseum im Kulturzentrum Hans Bauer in unserer Patenstadt Weiden in der Oberpfalz eröfffnete Ende November die Ausstellung „Eine Stadt im Umbruch: Weiden in den 1920er Jahren“. Heimatkreisbetreuer WolfDieter Hamperl berichtet.

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ebastian Schott, Museumsleiter, Stellvertretender Leiter des Kulturamtes Weiden sowie zuständig für das Tachauer Heimatmuseum Heimat, Vertreibung, Integration, hatte die Ausstellung gestaltet. Die Exponate und Fotografien beschreiben die immer wieder zitierten berühmten 1920er Jahre. Wie waren die in unserer Patenstadt? Mit folgenden Worten eröffneten Oberbürgermeister Jens Meyer und Schott die Ausstellung: „Der verlorene Erste Weltkrieg war eine schwere Hypothek für die junge Weimarer Republik. Weiden mit 17 000 Einwohnern im Jahr 1914 hatte 450 Gefallene zu beklagen, und eine traumatisierte Generation junger Männer kehrte von den Schlachtfeldern in Belgien und Nordfrankreich zurück. Die sich national aufheizende Stimmung in der selbsternannten ,Ordnungszelle Bayern‘ war von radikalen

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ichael Karl Heidler von Heilborn, der Großvater von Herma von Unterrichter/Heidler – sie war die letzte Baronin auf dem Altzedlischer Schloß – lebte von 1821 bis 1892. Im Jahre 1845 heiratete er Barbara Pfeiffer aus Gablonz, die bereits 1861 im Alter von 36 Jahren starb, da sie sich bei der Pflege ihrer Schwiegermutter mit Ruhr infiziert hatte. Aus ihrer Heimat brachte sie das Weihnachtslied „Unerhörtes Wunder“ nach Altzedlisch, das noch viele Jahrzehnte bis zur Vertreibung andachtsvoll in der Christmette gesungen wurde. Auch in Hesselsdorf war es wahrscheinlich bekannt. Franz Heidler, der verdiente Sammler Egerländer Volkstums, meinte, Barbara Pfeiffer habe statt eines bergmännischen Textes die kirch-

Ausstellungseröffnung in der Tachauer Patenstadt

Eine Stadt im Umbruch: Weiden in den 1920er Jahren Rechtsparteien und paramilitärischen Wehrverbänden geprägt. In Weiden fand im September 1923 ein sogenannter Deutscher Tag statt, bei dem die bayerischen vaterländischen Verbände ihre Macht demonstrierten. Während des Putsches am 9. November des selben Jahres ließ Bürgermeister Melchior Probst die Anhänger der ,schurkischen Verräter Hitler und Ludendorff‘ – so ein in der Stadt verbreitetes Plakat – noch in Weiden verhaften. Nur wenig später konnte mit der Ausgabe der Rentenmark die Hyperinflation gestoppt werden, die viele Vermögen vernichtet hatte. Nachdem die schweren Erschütterungen der Anfangsjahre der Weimarer Republik überwunden schienen, suchten

die Menschen in Musik und Tanzvergnügen wieder Abwechslung zu finden. Handel und Gewerbe erholten sich, und nicht zuletzt das Textilversandhaus Witt setzte in Weiden mit dem Gebäudekomplex in der Schillerstraße neue Maßstäbe. Der junge und talentierte Stadtbaumeister Josef Linhardt prägte mit kühnen Entwürfen wie den Genossenschaftswohnanlagen Heimgarten und in der Schweigerstraße bis heute das Weidener Stadtbild und half mit, die schwere Wohnungsnot für sozial schwache Familien zu lindern. Die Weidener Porzellanfabriken, insbesondere die 1920 gegründete Bavaria in Weiden-Ullersricht, beeindruckten ihre Kunden mit hochwertigen und aufwendigen Art-déco-Produkten. Bereits

Die Ausstellung läuft außer vom 23. Dezember bis 6. Januar sowie am Fa-

Unerhörtes Wunder ten, die dabei an früher gedacht haben, gerne gesungen. Bei uns zu Hause sang es meine Mutter (Sangl Erna) oft am Heiligen Abend – mit viel Wehmut und einigen Tränen. Vor einigen Jahren erklangen zwei Strophen vom „Unerhörten Wunder“ bei unserem Heimatgottesdienst, und 2010 wurde die Melodie für uns auf der Orgel gespielt. Aber ein Weihnachtslied paßt halt nicht in den Sommer! Doch damit unser Lied noch nicht in Vergessenheit gerät, zitiere ich in fast jedem Weihnachtsrundbrief mindestens die erste Strophe. Unerhörtes Wunder, unerhörtes Wunder ist gescheh‘n um Mitternacht. Und die Engel Gottes, und die Engel Gottes haben uns die Botschaft bracht. Gottes Sohn ist auf die Welt gekommen, liegt bei Bethlehem in einem Stall. Will uns glücklich machen, will uns glücklich machen, oh, so kommt und seht ihn all!

Weihnachtskrippe der ehemaligen Pfarrkirche Sankt Prokop und Ulrich in Altzedlisch.

Sehet nun das Kindlein, sehet nun das Kindlein, wie es liegt im Krippelein. Ja durch Frost und Kälte, ja durch Frost und Kälte, kann die Lieb‘ nicht größer sein. Es verließ ja seines Vaters Freunde, kam zu uns und wählte sich den Tod. Will für uns alle leiden, Will für uns alle leiden, o du guter, güt‘ger Gott!

schingsdienstag und an Feiertagen bis 30. Mai Montag bis Freitag 9.00–12.00 und 14.00–16.30 Uhr in der Schulgasse 3a, 92637 Weiden, Telefon (09 61) 81 41 02, eMail stadtmuseum@weiden.de

im Ersten Weltkrieg machte die Frauenemanzipation große Fortschritte, die akademische Malerin Antonie Vierling zog nun als erste Frau in den Weidener Stadtrat ein und Maria Otto, Tochter des Direktors der Porzellanfabrik Bauscher, wurde Deutschlands erste Rechtsanwältin. Letztlich bleiben die Goldenen Zwanziger Jahre aber doch nur eine kurze Scheinblüte.“ Unter den Vernissagegästen waren auch Ludmilla Himmel und ich. Wir vertraten den Heimatkreis und seinen Verein. Die Ausstellung behandelt eine interessante Zeit und kann von mir nur empfohlen werden.

Altzedlischer Weihnachtslied

lich-weihnachtlichen Strophen selbst gedichtet. In der Familie ist überliefert, daß das Weihnachtslied ein altes Bergmannslied aus dem Iser- und Riesengebirge gewesen sei. Die Melodie wurde von dem Volksliedsammler Albert L. Brosch in der aus Hesselsdorf stammenden und vom seinerzeitigen Lehrer Emil Säckl aufgezeichneten Fassung in den großen vierbändigen „Liederschatz des Egerlandes“ aufgenommen. Seit 1946 wurde dieses Lied auch fern der Heimat sicher von vielen Landsleu-

Bilder (3): Karin Wilk

Fallet alle nieder, fallet alle nieder, betet an das schöne Kind, das auf sich genommen, das auf sich genommen aller Menschen ihre Sünd‘. Grüßet auch den Vater und die Mutter Jungfrau Maria und Josef rein. Ja durch ihre Bitte, ja durch ihre Bitte wird er uns auch gnädig sein.

Allerliebster Jesu, allerliebster Jesu, gib uns allen deinen Seg‘n, daß wir auch beizeiten, daß wir auch beizeiten alle unsre Sünd‘ ableg‘n. O du liebster Jesu, kleines Kindlein, allerliebster Heiland, großer Gott! Ach beschütz uns alle, Ach beschütz uns alle, bewahr uns vor dem ew‘gen Tod! Ich wünsche allen Landsleuten von Herzen ein frohes Weihnachtsfest! Sieglinde Wolf Ortsbetreuerin


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Sudetendeutsche Zeitung Folge 50 | 13.12.2024

Bund der Eghalanda Gmoin e. V., Egerland-Kulturhaus, Fikentscherstraße 24, 95615 Marktredwitz, Telefon (0 92 31) 6 612 51, Telefax (0 92 31) 66 12 52, eMail bundesvorstand@egerlaender.de Bundesvüarstäiha (Bundesvorsitzender): Volker Jobst. Spendenkonto: Bund der Egerländer Gmoin e.V., Brunnenkonto, IBAN: DE28 7805 0000 0810 5621 57 Egerland-Museum Marktredwitz , Fikentscherstraße 24, 95615 Marktredwitz, www.egerlandmuseum.de, eMail egerlandmuseum@egerlaender.de Redaktion: Lexa Wessel, Redaktionsschluß: 20. des Vormonats.

Am 19./20. Oktober fand im Egerland-Kulturhaus in Marktredwitz die 49. Begegnung des Arbeitskreises Egerländer Kulturschaffender statt.

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nsgesamt 34 Besucher fanden sich im Saal ein und verfolgten eine abwechslungsreiche Veranstaltung. Leider mußten vier Teilnehmer kurzfristig krankheitsbedingt absagen, darunter auch Vorsitzender Oswin Dotzauer. So übernahm der Zweite Vorstand Helmut Kindl die Begrüßung der Ehrengäste und moderierte das Wochenende. Begrüßt werden durfte die Dritte Bürgermeisterin der Stadt Marktredwitz Christine Eisa, der Stellvertretende Bundesvüarstäiha Günther Wohlrab (der zugleich seinen 70. Geb. feierte), der Vorsitzende vom Bund der Deutschen in Böhmen e.V. Richard Sulko, der Vorstandsvorsitzende der Hausner Stiftung, Dr. Harald von Herget mit Frau, sowie der Vorsitzende des Fördervereins Egerlandmuseum Peter Brezina. Nach den Grußworten folgKlingendes Treffen der Egerländer in Marktredwitz: Nach einem klangvollen Auftakt durch die Egerländer Blasmusik Waldkraiburg begrüßte der Bundesvüarstaiha Volker Jobst die zahlreichen Besucher der Bundeskulturtagung im EgerlandKulturhaus.

� Arbeitskreis Egerländer Kulturschaffender

AEK-Begegnung

Bei der AEK-Begegnung 2024. te das erste Referat des Tages. Dr. Ralf Heimrath berichtete über „Úterý-Neumarkt-Úterý. Was Ortsnamen zur Besiedlung sagen können“. Anschließend folgte eine rege Diskussion zu diesem Thema. Nach dem Mittagessen bekamen wir Besuch aus dem Egerland. Stépán Karel Ostrićil aus Eger gab uns die Ehre und berichtete über „Richard Jaksch von Wartenhorst, Familiengeschichte des Arztes und Universitätsprofessors“.

Als nächster Referent wurde Alexander Friedl aus Stuttgart begrüßt. Er berichtete „vom Adel aus dem Egerland bis hin zur Manessischen Liederhandschrift“. Dr. Mattias Lill reiste extra aus Landsberg an. Sein Thema: „Wie vor 100 Jahren? – Ein geopolitischer Vergleich zwischen Europa heute und in der Zwischenkriegszeit (1919–1939)“. Auch hier gab es eine rege Diskussion bis zur Pause. Mit musikalischer Untermalung berichtete Georg

� Bundeskulturtagung – Marktredwitz

Egerländer Treffen

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nter den Gästen konnte man auch den Oberbürgermeister der Stadt Marktredwitz, Oliver Weigel, willkommen heißen. Das Grußwort des Oberbürgermeisters zeigte die große Verbundenheit der Stadt zu den Egerländern. In diesem Jahr wurde im Rahmen der Kulturtagung der „Johannes-von-Tepl-Preis“ vergeben, der aus Hauptpreis und Anerkennungspreis besteht. Dr. Ralf Heimrath stellte die Preisträger des Anerkennungspreises vor. Die jungen Preisträger Alexander Bräutigam und Robin Midekke nahmen sich des Themas Vertreibung aus dem Egerland an und verarbeiteten es in einem Theaterstück. Wegen eines Theaterengagements konnten die Preisträger an diesem Wochenende leider nicht nach Marktredwitz kommen, jedoch wird Heimrath ihnen den Preis noch persönlich aushändigen. Die Preisträger des Hauptpreises Johannes-von-Tepl sind die „Singenden Kulturwarte“ Jürgen Zuber und Christa Voigt aus Limburg. Beide traten im jugendlichen Alter in die Egerländer Gmoi Limburg ein und nahmen sich dort der Kulturarbeit bereits seit vielen Jahren an. Das Brauchtum im Jahreskreis, besondere Ereignisse im Egerland, Egerländer Liedweisen und vor allem die Egerländer Sprache werden von den beiden Preisträgern gepflegt, bekanntgemacht und wei-

Bundeskulturtagung: Überreichung des Johannes-von-Tepl-Preises. tergegeben. Es gibt kaum eine Veranstaltung des Bundes der Egerländer Gmoin und des Landesverbands Hessen, die nicht von den Singenden Kulturwarten aus Limburg begleitet und mitgestaltet werden und mit Charme und Witz Begeisterung bei den Zuhörern auslöst. Wir vom Bund der Egerländer Gmoin können uns glücklich schätzen, daß wir Jürgen und Christa in unserem Kreis haben und immer auf sie zählen dürfen. Die Preisträger konnten im Beisein des Oberbürgermeisters und des Bundesvüarstäihas die Urkunde aus den Händen von Heimrath entgegennehmen. Im Mai 2024 stand eine Stadt im Mittelpunkt der Blasmusik: In Radolfzell wurde unter dem Motto „Die Egerländer kommen“ ein ganzes Wochenende an verschiedenen Orten der Stadt Egerländer Blasmusik gespielt, Volkstanz gezeigt und ein großes Fest von Musikanten gefeiert. Neben der großen Unterstützung aus der Stadt Radolfzell konnte der verantwortliche Organisator sei-

Einige Referenten bei der Bundeskulturtagung.

Bilder: Gerald Deistler.

tens der Egerländer, Wolfgang Jendsch, auf andere örtliche Musikanten setzen, die mit großer Begeisterung das Festwochenende nicht nur begleiteten, sondern auch tatkräftig unterstützten. In einem bildreichen Vortrag berichtete Jendsch von diesem einzigartigen Wochenende. Über das Leben und Wirken von Ernst Mosch referierte Edith Zaschka-Domes aus der Gmoi Offenbach. Mosch – das unvergessliche Gesicht für die Egerländer und Böhmische Blasmusik – war bereits von frühester Kindheit an sehr musikalisch und verschrieb sich 1940 ganz der Musik. Nach seiner Flucht nach Bayern, am Ende des Zweiten Weltkrieges, suchte Mosch den Kontakt zu amerikanischen Musikern und absolvierte Auftritte als Jazzmusiker. Danach spielte er die Posaune in der Kapelle von Rudi Kugler. Es folgten weitere Stationen in Deutschland bis zur europaweiten Bekanntheit mit dem Südfunk-Orchester. 1956 gründete er sein eigenes Ensemble, die Egerländer Musikanten. Zaschke-Domes brachte die Biografie des Musikers und Menschen den Teilnehmern der Kulturtagung näher und gedachte seiner in besonderer Art und Weise. Wie die Ortsgruppe Falkenau dem berühmtesten Bürger von Zwodau zum 100. Geburtstag gedenken wird, darüber berichtete Günther Wohlrab. Am 16. August 2025 wird das Gemeindefest in Zwodau unter das Motto „Ernst Mosch“ gestellt. Die Installation eines Gedenksteins soll in Zwodau feierlich einge-

Balling aus Regensburg über „Gaststätten und Ausflugziele in Eger und Umgebung im ausgehenden 19. Jahrhundert mit Dudelsackuntermalung.“ Die weitesten Anreisen hatten dann die beiden nächsten Referenten. Sie reisten sogar aus Berlin an. Zuerst berichtete der Anerkennungspreisträger „Johannes von Tepl“ aus dem Jahr 2023, Sven Müller, von „Zwangsarbeit in Weseritz im Zweiten Weltkrieg“. Anschließend folgte Werner Pöllmann, der uns „Einblicke in die Entwicklung der bayerisch-böhmischen Landesgrenze“ gewährte. Nach dem Abendessen kam der kulturelle Teil nicht zu kurz. Ingrid Deistler mit Sohn Gerald und Georg Balling entführten in eine musikalische Reise durchs Egerländer Brauchtumsjahr. Dazu hatte Deistler jahreszeitmäßig die Tische dekoriert. Alle anwesenden Teilnehmer sangen kräftig mit. Und als man im Oktober zur Kirchweih angekommen ist, gab es sogar eine Runde Schnaps, wie es sich zur Kirwa

gehört. Mit unterhaltsamen Gesprächen endete fröhlich der erste Tag dieser Begegnung. Der zweite Tag begann traditionell mit dem Gottesdienst. Monsignore Karl Wuchterl feierte mit allen im Nebenzimmer eine schöne Heilige Messe. Musikalisch umrahmt wurde diese vom Trio des Vorabends. Zum ersten Themenpunkt entführte Robert Steidl in seine Ausstellung „Lebensbilder“ ins Untergeschoß des Kulturhauses. Er berichtet über Entstehung und Sinn seiner Bilder. Anschließend referierte Dr. Andreas Wehrmeyer zum Thema „Musik verbindet – bayerische-böhmische Musikbeziehungen, historische und systematische Zugänge“. Auch hier regte man eine ausführliche Diskussion an. Mit erfreulichem Rückblick auf die erfolgreiche Veranstaltung und Ausblick auf das 50jährige Bestandsjubiläum zur nächsten AEK-Begegnung im Jahr 2025, konnte man ein interessantes Wochenende beim MittagesHelmut Kindl sen beenden.

weiht werden. Kooperationspartner sind vom Bund der Deutschen-Landschaft Egerland die Ortsgruppe Falkenau und die Gmoi Marktredwitz. Eine Förderung wurde von Seiten der Euregio Egrensis bewilligt. Um das Motto „Egerländer Blasmusik“ abzurunden spielte die Blasmusik der Egerländer Gmoi Waldkraiburg eine bekannte Weise als Auftakt für den Folgevortrag. Unter der Überschrift „Wer sind wir“ brachte Peter Deml den Anwesenden einen Einblick in das, was eine Egerländer Blasmusik Waldkraiburg heute noch ausmacht. Beginnend mit den Anfängen der Stadt Waldkraiburg, die eine durch die Vertriebenen gewachsene Stadt ist, die heute noch zahlreiche Nachkommen beheimatet. Hervorhebend zeigte Deml, wie die Musikinstrumentenbauer aus Graslitz in Waldkraiburg Fuß faßten. Seit 1956 in Egerländer Tracht eingekleidet nahmen sie 1958 erstmals am Oktoberfestumzug in München teil. Allen verschiedenen Entwicklungen in der Stadt Waldkraiburg zum Trotz, haben sich die Musikanten unter das Dach der Egerländer Gmoi Waldkraiburg gestellt, um die Egerländer und Böhmische Musik pflegen zu können. Dies gaben die Musikanten, mit kleinen musikalischen Einlagen zum Vortrag von Deml, zur Freude aller zum Besten. Ein feines Mittagskonzert der „Singenden Kulturwarte“ Christa und Jürgen schloß die Vortragsreihe des Vormittags ab. Dadurch zeigten unsere Preisträger einen kleinen Ausschnitt ihres großen Repertoires des Egerländer Liederguts. Da der ganze Samstag mit seinen Vorträgen und Aktionen unter dem Motto „Egerländer Blasmusik“ stand, führte die Exkursion am Nachmittag in die Stadt des Blasinstrumentenbaus nach Graslitz. Der Verein der Freunde der Stadt Graslitz unter Vorsitz des früheren Egerer Bürgermeisters Otokar Mika hieß uns im ältesten Haus der Stadt willkommen. Das Fachwerkhaus aus dem Jahr 1732 wird mit großem Engagement vom Verein restauriert. Die Erzählungen von Stefan Brehm, der bis 2013 in der Musikinstrumentenbaufirma „AMATI“ in Graslitz beschäftigt war, waren beeindruckend. Anhand der

Geschichte seiner Familie gab er einen Einblick in die Bedeutung des Musikinstrumentenbaus für die Stadt Graslitz und die nähere Umgebung. Die Messe in der Katholischen Kirche in Graslitz zelebrierte Ortspfarrer Bystrik gemeinsam mit Monsignore Karl Wuchterl. Die musikalische Umrahmung übernahmen die Musikanten aus Waldkraiburg. Mit den Gläubigen der örtlichen Pfarrei wurde die Gemeinschaft in der Messe gefeiert. Der Abend klang stimmungsvoll mit einer Wirtshausformation der Egerländer Blasmusik Waldkraiburg aus. Am Sonntagvormittag hielt Bundesjugendführer Alexander Stegmaier einen Vortrag über den Huasnoutoutara. Dieses Schmuckstück ziert die Egerländer Trachten. Anja Jobst und Stegmaier recherchierten zur Herkunft und Bedeutung und arbeiteten einen informativen Vortrag aus. Die Bundeskulturwartin konnte von der Landesversammlung der deutschen Vereine in der Tschechischen Republik e.V. den Präsidenten Martin Dzingel begrüßen. Er berichtete über das Jugendprojekt „Schaufenster der Enkelgeneration“. Gesucht wurden Familien von Verbliebenen in der Tschechischen Republik, die deutsche Wurzeln haben. Welche Rolle die deutsche Sprache und das Deutschsein für die jüngere Generation inne hat, wurde in aktuellen Kontext gestellt. Dzingel stellte weitere Projekte von der Deutschen Minderheit in der Tschechischen Republik, in Polen, in Kasachstan und weiteren Ländern vor, und zeigte, wie man Jugendliche an das Thema heranführen kann. Sport, Fotowettbewerbe, Literatur und regelmäßige Treffen über Grenzen hinweg sind die Basis der erfolgreichen Arbeit in Prag. Robert Steidl, ein Künstler aus Marktleuthen, führte die Teilnehmer durch die Sonderausstellung „Lebensbilder“. Als Nachkomme eines Egerländers erklärte er, wie er zu seiner Kunst gekommen war und was sie für ihn bedeute. Rückblickend konnte die Bundeskulturwartin auf eine sehr erfolgreiche Bundeskulturtagung 2024 zurückblicken. Christina Diederichs

� Egerländer Termine

Kalender Eine Übersicht der nächsten Egerländer Termine. Alle sind herzlich eingeladen:

Vorschau Jahr 2025: n  Samstag, den 11. Januar: Trachten- und Dirndlball mit den „Egerländer6“. Veranstalter: Egerländer Gmoi Herborn. n  Samstag, den 25. Januar, bis Sonntag, den 26. Januar: Bundesvorstandssitzung im Egerland-Kulturhaus Marktredwitz. n  Sonntag, den 9. Februar: Jahreshauptversammlung. Dorfgemeinschaftshaus Dillenburg–Eibach, 14.30 Uhr. Veranstalter: Egerländer Gmoi Dillenburg. n  Sonntag, den 23. März: Landesfrühjahrstagung Hessen. Ort noch offen. Veranstalter: BdEG Landesverband Hessen. n  12.–13. April, (Sa.–So.): BdEG-Bundeshauptversammlung mit Neuwahlen. Im Egerland-Kulturhaus, Marktredwitz. Veranstalter: Bund der Eghalanda Gmoin e.V. Kontakt: Bundesvüarstäiha Volker Jobst, eMail: jobst@egerlaender.de n  Sonntag, den 27. April: „Mai“-Nachmittag mit Auftritt von Christa & Jürgen. Ort: Dorfgemeinschaftshaus DillenburgEibach, Beginn 14.30 Uhr. Veranstalter: Egerländer Gmoi Dillenburg. n  Sonntag, den 18. Mai: 75 Jahre Eghalanda Gmoi Bruchköbel. n  6.–8. Juni (Fr.–So.): 75. Sudetendeutscher Tag in Regensburg. Veranstalter: Sudetendeutsche Landesmannschaft – Bundesverband. n  Samstag, den 14. Juni: Großer Brauchtumsnachmittag im Rahmen des Hessentags Bad Vilbel. Veranstalter: BdV Hessen. Kontakt: Landesvüarstäihare Gerlinde Kegel, eMail: kegelegerlaender.de n  Sonntag, den 22. Juni: Festzug zum Hessentag mit Beteiligung von Trachtenträgern des BdEG-LV Hessen, Bad Vilbel. Veranstalter: Land Hessen. n  28.–29. Juni, (Sa.–So.): Der „Egerlandtag“ und 53. Bundesjugendtreffen in Marktredwitz. Im Egerland-Kulturhaus und Stafthalle. n  25. –27. Juli (Fr.–So.): 20. Vinzenzifest und 50. Egerländer Landestreffen BaWü. In Wendlingen/Neckar. n  Sonntag, den 12. Oktober: Gemeinsame Kirwa der Gmoin Dillenburg und Herborn. Ort: Dorfgemeinschaftshaus Dillenburg-Eibach, Beginn 14.30 Uhr. Veranstalter: Egerländer Gmoi Dillenburg e.V. n  18.–19. Oktober (Sa.–So.):

Begegnung des Arbeitskreises Egerländer Kulturschaffender e.V. (AEK). Im Egerland-Kulturhaus, Marktredwitz. Termine: www.egerlaender.de


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Heimatkreis Falkenau, Heimatkreisbetreuer: Gerhard Hampl, Von-Bezzel-Straße 2, 91053 Erlangen, eMail geha2@t-online.de Heimatverband der Falkenauer e. V. Internet: www.falkenauer-ev.de 1. Vorsitzender: Gerhard Hampl; 2. Vorsitzender: Otto Ulsperger; eMail kontakt@falkenauer-ev.de Falkenauer Heimatstube, Brauhausstraße 9, 92421 Schwandorf; Besichtigungstermine bei Wilhelm Dörfler, Telefon (0 94 31) 4 90 71, eMail wilhelm.doerfler@freenet.de Spendenkonto: Heimatverband der Falkenauer e. V. , Sparkasse im Landkreis Schwandorf, IBAN DE90 7505 1040 0380 0055 46 Verantwortlich von seiten des Heimatverbandes: Gerhard Hampl. Redaktion: Lexa Wessel. Redaktionsschluß: 20. des Vormonats.

� Zwodau

100 Jahre Kirchenjubiläum 100 Jahre Kirche der unbefleckten Empfängnis (Immaculata) der Jungfrau Maria in Zwodau:

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m 24. Oktober fand in der Zwodauer Immaculata Kirche ein Festgottesdienst anläßlich des 100jährigen Bestehens dieser Kirche statt. Der Gottesdienst wurde von einer großen Zahl geistlicher Würdenträger durchgeführt, an deren Spitze der Abt des Klosters Tepl Filip Lobkowitz und Bischof Tomáš Holub standen, assistiert von Pfarrer Peter Bauchner von Sankt Jakob aus Falkenau. Die Lesung wurde auch in deutscher Sprache vorgetragen. Auch einige Kirchenlieder wie „Großer Gott wir loben dich“ und „Lobe den Herren“ wurden von dem Kirchenchor sehr schön deutsch gesungen, an der Orgel begleitet von Martin Matusch-

Gertrude Beer überreichte einen Blumenstrauß als kleines Geschenk an Abt Filip Zdeněk Lobkowitz/Lobkowicz zum Dank für die schöne Messe.

ka. Für die gelungene Organisation dieses Kirchenfestes gilt Gertrude Beer besonderer Dank. Die Historie der Kirche wurde anhand von drei Schautafeln mit zahlreichen Fotos durch den Zwodauer Jozef Haranza schön dokumentiert. Die Grundsteinlegung war am 5. August 1923 unter Pater Josef Reis erfolgt, nur ein Jahr später erfolgte die Weihe durch den Prager Weihbischof Glosauer. In der Zeit des Kommunismus verfiel die Kirche zusehends. Heute ist diese Kirche wieder sehr schön renoviert, das Dach ist neu gedeckt und der Innenraum erstrahlt in altem Glanz. Einige Bilder an den Wänden gingen verloren und wurden symbolisch durch ein Kreuz ersetzt. Lediglich einige Teile der Außenmauern warten noch darauf neu verputzt zu werden.

Blick auf die Kirche in Zwodau.

� Falkenau

Das Jahr klingt langsam aus Zum Jahresausklang 2024:

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er Heimatverband der Falkenauer e.V. hat sich zum 31. Dezember des letzten Jahres, also 2023, aufgelöst. Mit Ende des Jahres 2024 wird damit der Verein aus dem Vereinsregister als eingetragener Verein gelöscht.

Das heißt nicht, daß es uns danach nicht mehr gibt: Es gibt uns noch – nur nicht als eingetragenen Verein. Die Patenschaft der Stadt Schwandorf ist davon unberührt. Wie bereits mehrfach erwähnt, wurde diese Patenschaft zu einer Zeit geschlossen, als es den Heimatverband noch gar nicht ge-

geben hatte. Die Übergabe unserer Heimatstube an die Stadt Schwandorf ist seit geraumer Zeit in vollem Gang. Im September 2025 werden wir auch wieder zu einem Treffen in unserer Patenstadt einladen. Als Heimatkreisbetreuer der Sudetendeutschen Landsmannschaft für Falkenau und Umge-

� Zwodau

Tachauern, Karlsbadern oder Bischofteinitzern, scheint das noch besser zu sein. Wenn welche geliefert werden, hatte ich bisher keine Möglichkeit, diese vor deren Veröffentlichung Korrektur zu lesen, obwohl ich im Kopf als Verantwortlicher ausgewiesen bin. Über dieses und andere Dinge werden

� Weihnachtsgruß des Präses der Sudetendeutschen

Gedenktafel – Haus Ernst Mosch An das ehemalige Wohnhaus des Dirigenten, Komponisten und Musikers Ernst Mosch (1925–1999) in Zwodau wurde eine Gedenktafel angebracht:

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esucher fragen oft nach dem Geburtshaus von Ernst Mosch in Zwodau. Jozef Haranza hat sich intensiv mit diesem Thema befaßt und herausgefunden, daß Ernst Mosch am 7. No-

Einige der begabten Blasmusikanten bei der Einweihung der Tafel.

Enthüllung der Gedenktafel am Haus von Ernst Mosch.

bung bleibe ich weiterhin aktiv. Der Falkenauer Heimatbrief existiert weiter. Die Rechte darüber wurden, als der PreußlerVerlag sich aufgelöst hatte, von diesem an die Sudetendeutsche Zeitung übertragen. Leider gibt es von uns nur noch wenige, die Beiträge liefern. Bei anderen, wie zum Beispiel den

vember 1925 im Hause Zwodau Nr. 182 das Licht der Welt erblickt hatte. Gewohnt hatte er aber später mit seinen Eltern bis 1935 im Haus Nummer 144. An diesem hat er zu Ehren von Ernst Mosch jetzt eine Tafel angebracht, die in beiden Sprachen, tschechisch und deutsch, darauf verweisen.

Das Geburtshaus Nummer 182 steht zwar noch, sei aber in einem sehr schlechten Zustand und sollte schon vor einiger Zeit abgerissen werden. Besucher Zwodaus, die nach Mosch fragen, können jetzt einfach auf die Tafel an diesem Haus verwiesen werden. Gerhard Hampl

Weihnachtszeit Weihnachtsgruß des Präses der Sudetendeutschen:

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iebe Schwestern und Brüder, statt „Friede auf Erden“ werden auch dieses Jahr die Nachrichten dominiert von Kriegsberichten aus den Krisenregionen dieser Welt, erschütternden Nachrichten aus der weltweiten Politik, aus dem weltweiten Wirschafts- und Gesellschaftsleben. Haß und Hetze verbreiten sich in den sozialen Netzen – der Ton wird rauer, im Straßenverkehr und untereinander! Fremdenhaß und Antisemitismus nehmen in unserer Gesellschaft zu! Und unsere Kirchen? Sie leiden unter einem rasanten Mitgliederschwund (nur mehr eine Minderheit unserer Bevölkerung gehören den christlichen Kirchen als Mitglieder an) und sind gebeutelt von Uneinigkeit oder Skandalen. Weihnachten ohne Glauben an den menschgewordenen Sohn Gottes wären leere Tage, ohne Inhalt, einfach freie Tage, Freizeit. Freizeit ist gut und schön, aber kein Fest, schon gar nicht Weihnachten. Was Weihnachten zum Fest macht, ist das Kommen des Got-

tessohnes Jesus Christus und unsere Begegnung mit ihm. Darum geht es an Weihnachten. Ich wünsche Ihnen zu Weihnachten

wir Heimatkreisbetreuer uns mit der Redaktion der SZ Ende November in München zusammensetzen. Allen Lesern wünsche ich ein friedliches und besinnliches Weihnachtsfest sowie viel Glück, Gesundheit und viel Freude im Neuen Jahr 2025! Gerhard Hampl die Begegnung mit dem Sohn Gottes, der für uns Mensch geworden ist. Eine Begegnung, die Ihnen Geborgenheit im Letzten und Gelassenheit im Vorletzten gibt. Eine Begegnung, die Weihnachten zum Fest macht. Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes, besinnliches Weihnachtsfest und ein gutes Neujahr! Dieter Olbrich

Bild der Geburt Jesu, aus dem Stundenbuch von Besançon (Pergament), Bild: Fitzwilliam Museum Buchmalerei, französische Schule, (15. Jh.).


Graslitzer Heimatzeitung

Sudetendeutsche Zeitung Folge 50 | 13. 12. 2024

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Heimatkreis Graslitz – Patenstadt: Aschaffenburg Ansprechpartnerin Heimatzeitung, Graslitzer Stube und Öffentlichkeitsarbeit: Christine Uschek, Hörsteiner Straße 24, 63791 Karlstein, Telefon (0 61 88) 52 61, eMail Uschek@t-online.de Ansprechpartnerin Heimatkreis: Gisela Forster, Niederscheyerer Straße 109, 85276 Pfaffenhofen a. d. Ilm, Telefon (0 84 41)7 25 10, eMail GiselaForster@t-online.de Facebook: Graslitz – die klingende Stadt – Public Group/Facebook. Redaktion: Kathrin Hoffmann, Telefon (01 74) 6 63 20 23, eMail: graslitz@sudeten.de.. Redaktionsschluß: 20. des Vormonats.

WIR GRATULIEREN

Wir wünschen allen Jubilaren aus Stadt und Kreis Graslitz, die im Dezember Geburtstag feiern können, alles Gute, stabile Gesundheit und Lebensfreude im neuen Lebensjahr!

An dem Haus von Adolf Sattler ist noch die deutsche Beschriftung „Stickerei u. Konfektion“ zu lesen. Christine Uschek mit Otakar Mika vor dem historischen, renovierten Fachwerkhaus. Von der Pracht des ehemaligen Hotel „Kaiser von Österreich“ ist wenig geblieben.

Entdeckungsreise nach Graslitz – Teil II und Schluß

Lang geplant Christine Uschek berichtet weiter von ihrer Reise anläßlich des Ägidi-Festes.

A

m nächsten Tag, nach dem Frühstück, begaben wir uns Richtung Schwaderbacher Friedhof. Rechts davon befindet sich der „Geopark Bublava“. Eine Schautafel erläutert die „Geschichten über den Stein um uns herum“ (RNDr. Petr Rojík, PhD.) und „Felsen“ (Mgr. Michala Nyklesová). Leider nur auf Tschechisch. Weiter ging es zum nur wenige Meter entfernten Friedhof, der zwar gepflegt ist, aber trotz allem einen traurigen Anblick bietet. Wie schon tags zuvor auf dem Silberbacher Friedhof gingen wir auch hier die Grabreihen ab. Im Anschluß setzten wir den Weg fort, hinab zum Haus von Adolf Sattler, Stickerei und Konfektion: Maria Sattler (†) hat mir öfter vom Haus ihres Onkels erzählt. Für 10 Uhr hatte ich mich mit Otakar Mika, Verein der Freunde der Stadt Kraslice, im renovierten historischen Fachwerkhaus in der Hübelpeint/5. května

verabredet. Schon lange verfolge ich auf Facebook den Fortschritt der Renovierung. Die Stadt war voller Menschen, es war Jahrmarkt. Wir fanden sogar einen Parkplatz nur wenige Meter von Hrazděnka entfernt. Herzlich wurden wir von Otakar Mika empfangen. Erklärend führte er durch den Raum und über das außenliegende Gelände. Besonders angetan hatten es mir die Bücher mit unzähligen Spitzenmustern des einst bekannten Spitzenerzeugers Krajka Kraslice sowie eine geklöppelte runde Tischdekke aus dem 19. Jahrhundert. An Schautafeln sind handgeklöppelte Spitzen und Stickereien auf den verschiedensten Stoffen anschaulich dargestellt. Schneiderpuppen tragen aus Spitzenstoff gefertigte Kleider. Überall sind liebevolle Details und erklärende Beschreibungen zu finden. Beeindruckend ist auch die restaurierte Uhr des Turmuhrbauers Josef Kohlerts Nachfolger, welche lange Jahre auf dem Dachboden der Kirche gelagert war und nun hier im Fachwerkhaus ihren Platz gefunden hat. Unerwar-

tet traf ich auf Katrin Dietzel; die beiderseitige Freude war groß. Wir kennen uns von den Zusammenkünften unserer Heimatgruppen beim „Schrödl-Wirt“ in Nürnberg. Sie hatte kurzentschlossen einen Stopp in Graslitz eingelegt. Im Anschluß schlenderten mein Mann und ich über den Jahrmarkt, verweilten an der Bühne und lauschten der Kapelle Horalka, zielten auf das Kulturhaus zu, wo rechts davon eine Art „Litfaßsäule“ mit Informationen zu „Alt-Graslitz“ steht. Bevor wir zum Auto zurückgingen, wollte ich – in Erinnerung an Maria Jäger (Kohlert-Mädi) – noch das Hotel „Kaiser von Österreich“, zuletzt „Hotel Praha“, sehen. Einst ein Prachtbau, bietet es heute einen traurigen Anblick. Weiter ging es zum Graslitzer Friedhof. Von hier oben hatten wir einen guten Blick ins Tal. Das langgezogene Gebäudeensemble der Trauerkapelle hatten wir noch so in Erinnerung. Wir schritten durch das Tor, die „Allee“ hinauf. Da wir

dieses Mal alleine unterwegs waren, hatten wir viel Zeit und gingen auch hier von Grab zu Grab, bestaunten die oft liebevollen Ausgestaltungen der Grabstätten mit schmiedeeisernem Zaun und Türchen samt kleinen Kandelabern, Fotos der Verstorbenen auf Porzellan, reich verzierte Familiengruften, schmiedeeiserne Kreuze und mehr. Durch meine langjährige Arbeit für die Graslitzer Nachrichten, unter der Regie von Emil Kolb, sind mir viele der Familiennamen nicht fremd: Pichl, Süssemund, Breinl, Hüttl, Meinlschmidt… Die Rückfahrt führte uns nach Schönau, dann über Kirchberg nach Ursprung, ein Halt in Schönwerth wurde eingelegt, bevor es zurückging nach Schwaderbach. Am nächsten Tag wurden die Reisetaschen im Auto verstaut und wir fuhren voller Vorfreude auf das „Ägidi-Fest“ Richtung Kirchberg. In Graslitz legten wir nochmals einen Halt ein. Es fand gerade ein Gottesdienst statt, und so konnten wir das noch immer prächtige In-

nere des Gotteshauses erkunden. Tief beeindruckt waren wir von der Mariengrotte aus Adelsberger Tropfstein auf der einen Seite und der, wohl in der ehemaligen Taufkapelle aufgebauten, sehr großen Krippenfiguren auf der anderen Seite. Sie waren durch ein schmiedeeisernes Gitter gesichert. In Kirchberg angekommen wurden wir sogleich mit „die Ascheberscher komme!“ begrüßt. Gemeinsam mit mehreren Besuchern stiegen wir die leichte Anhöhe hinauf. Es dauerte auch nicht lange, und Monsignore Fořt fuhr vor. Freudig begrüßte er die Anwesenden und begab sich dann in das Kirchlein, welches schön geschmückt war. Der Gottesdienst war sehr kurzweilig (➝ Graslitzer Heimatzeitung 41/2024, Seite 15). Nach dem Gottesdienst hielt ich Ausschau nach Pavel Palůch, dem Herausgeber der beiden Ansichtskartenbücher „Graslitz und Umgebung“. Wir kannten uns bisher nicht persönlich und waren daher erfreut, daß diesmal ein Treffen möglich war. „Ist das die Frau Uschek?“, fragte auf einmal eine Dame. „Ja, Frau Kroppová, das bin ich“, entgegnete ich; waren wir uns doch vor vielen Jahren einmal auf dem Sudetendeutschen Tag in Nürnberg kurz begegnet. Bei Kaffee und Kuchen führten wir eine sehr angeregte Unterhaltung. Leider war für mich die Zeit viel zu kurz, um mit allen Anwesenden ins Gespräch zu kommen. Wir mußen uns zeitig verabschieden, da noch eine mehrstündige Autofahrt vor uns lag und wir in unserem Heimatort zu einer Eröffnungsfeier eingeladen waren. Weitere Fotos können Sie auf Facebook in der Gruppe Graslitz – die klingende Stadt sehen.

Bilder: Christine Uschek

Graslitz. 94. Willi Reitinger (Gatte von Anita Reitinger/Bodem, Silberbacher Straße) am 4. 94. Christa Neugebauer/Lausmann (Marktplatz 76, Volksbank) am 19., Luise Smolcnopová/Hergeth am 21. und Harry Riedl (Hintere Gasse 620) am 5. 92. Ilse Hartl/Meinl (Untere Bahnhofstraße 821, Samthäuser) am 21. – Herzliche Grüße von Christine und Peter. 91. Anni Reiß/Böhm (Tochter von Josef Böhm, Polizist, und Resie/Wohner) am 6. – herzliche Grüße von Christine Uschek– und Marianne Szerdi/Spinnler (Drahthammergasse 1429) am 23. 90. Walter Winkelhöfer (Cousin von Ingeborg Hager und Karin Karlinger, beide geborene Winkelhöfer, Flußgasse 610) am 27. 89. Erich Bauer (Hintere Gasse 271, Seilerei Saaler-Bauer) am 5. 88. Karin Karlinger/Winkelhöfer (Flußgasse 610, Eltern Richard und Frieda/Schuster, Musikinstrumentenmacher bei der Firma Kohlert & Söhne) am 3. 83. Günther Klier (Schulgasse 1109, Kammermusiker, Solo-Fagottist an der Dresdener Oper) am 6. 82. Elfriede Karl (Tochter von Maria Jäger, Kohlert Mädi) am 5. – herzliche Grüße und Wünsche von Christine Uschek. 76. Richard Steinherr (Ehemann von Renate/Teistler) am 12. 71. Paul Fuchs (Eibenberger Straße/Wolkerova 416) am 18. Erich Peter Ortsbetreuer Eichenstraße 7, 86399 Bobingen, Telefon (0 82 34) 65 21, eMail erich.peter-baubiologie@gmx.de Ortsteil Glasberg. 87. Josef

Weck (Glasberg 56), 80797 München, Winzererstraße 73a, Telefon (0 89) 3 08 35 34, am 24. Schwaderbach. 100. Friedl Bauerfeind/Sattler am 11. und Gerda Zoglauer/Hartl am 15. 99. Erna Bauer/Fischbach (Schwaderbach 235) am 4. und Rita Gretsch am 14. 98. Elisabeth Lang (Faxgrund) am 3. 97. Cilly Staudinger am 19. 96. Willi Grosser (Faxgrund) am 1. und Erna Kienast/Hergeth am 3. 93. Lothar Hergeth am 31. 92. Christa Konrad/Steinmüller am 20. 91. Margit Kunert/Dotzauer am 14. 91. Renate Thoß am 18. Silberbach. 100. Elfriede Stubner (Butterål) am 25. 99. Rosa Böhm/Engelmann am 13. und Hilde Döring (Meinlschmidt) am 18. 98. Vinzenz Böhm (Dillich) am 10., Gertrud Dehn (Sattler) am 20. und Emil Hüller (Veidn) am 30. 97. Agnes Platzer (PickertNessi) am 3. und Helmut Richter (Keilwerth) am 5. 96. Lydia Pleyer (Fuchs Lidi) am 2., Willi Kühnl (Sohn von Hansenfranz) am 9. und Ernst Lausmann (Schwarzkopf) am 26. 93. Gertrud Klier (Butterål) am 18. 91. Helmut Hirsch am 5. 89. Marie Kraus (Pfeiffer Ritsch) am 8. und Anneliese Betzold (Wawor) am 22. 86. Walter Böhm (Antl), 65474 Bischofsheim, Flörsheimer Straße 28, am 27.

85. Rudi Oczenaschek (Farbmühle 469), 08248 Klingenthal, Lindenstraße 21, Telefon (03 74 67) 2 13 37, am 24. 66. Doris Schlosser/Sattler (Vater: Rudolf Sattler, „Eifel“, Tobisenberg), 71409 Schwaikheim, Kelterstraße 36, am 1. – herzliche Grüße und Wünsche von Christine Uschek. Eibenberg. 94. Ernst Langhammer (Rußdirn, Halden) am 12. 92. Helga Lugert/Lausmann am 24. 85. Walter Kunzmann (Sohn von Rusdirn Hedwig) am 31. 80. Edda Nahr/Langhammer am 19. Grünberg. 99. Josef Haberl

(Gatte von Dworschak Marel) am 20. 97. Amanda Anger/Stowasser (Grünberg-Wasserleitung) am 24. 93. Hildegard Mikulcak/Dörfler (Opl) am 19. 91. Inge Fritsch/Winkelhöfer am 1. 86. Christa Bochtler/Leicht (Tochter von Langer Gertrud, Wasserstadt) am 28. und Erika Schleicher/Bartl (Tochter von Gertrud Bartl, Grünberg) am 29. 85. Karin Duda (Hs.-Nr. 132) am 8. Suchen Sie noch ein geeignetes Geschenk zu Weihnachten? Dann verschenken Sie ein

Jahres-Abonnement Ihrer Heimatzeitung. ➝ Seite 6 Schönwerth. 100. Erich Riedl (Schönwerth 11, Franznaz) am 29. 98. Marianne Deck/Gottfried (Ruhstadt 62) am 14. 94. Ilse Cipra/Sandner (Schönwerth 135) am 16. – herzliche Grüße und Wünsche von Christine und Peter Uschek. 93. Harald Singer (Schönwerth 103, Wenz Otto) am 26. 88. Josef Fischer (Ruhstadt 62) am 10. 85. Roland Hoyer (Schönwerth 130) am 7. Ernst J. Müller Gemeindebetreuer BP 95, La Tour Sencers, F-84403 Apt CEDEX, Telefon/Telefax (0 03 34 88) 85 51 69, eMail apt@sencers.com Neudorf. 98. Erna Frankovski/Schröck (Hummel Erna) am 9. Markhausen. 80. Günther Kropf am 10. Schwarzenbach. 99. Marie Henckok/Werner (Schmi-ToniMarerl) am 24. 96. Anna Lichtenegger/Kühnl (Butåådl-Annerl, Hs.-Nr. 13, im Winkl) am 12. 86. Josef Wilfer (Sohn von Ottn Marie, im Winkl, Hs.-Nr. 12) am 4. Gisela R. Forster Gemeindebetreuerin ➝ Impressum Frankenhammer. 90. Anna Schorn/Krautmann am 18. 87. Erika Reutzel/Klier (Tochter vom Schwank Hugo) am 26. – liebe Erika, zum Geburtstag die besten Wünsche von Anton und Renate. Beste Grüße und Wünsche von Christine und Peter Uschek. Gisela R. Forster ➝ Impressum

Schönau. 95. Elfriede Liegl/ Dotzauer (Tochter von Gries’l Pepp, Hs.-Nr. 96) am 8. 90. Anita Eggerl/Wahlich (Tochter von Franz’n Marie, Hs.Nr. 51) am 31. Kirchberg. 97. Horst Klier (Hs.-Nr. 39) am 24. 86. Manfred Klier (Sohn von Hosn Hans und Weber Anna) am 16. und Ernestine Klier/Porsch (Frau von Manfred Klier) am 27. 85. Annemarie Glassl (Tochter von Blaß-Adele, Hs.-Nr. 51) am 23. 83. Herfried Hoyer (Sohn von Langgirgn und Franzseffn-Annerl) am 31. und Günter Klier (Sohn von Weber Klara) am 6. 74. Erika Geduldig/Klier (Tochter von Babistl-Oskar) am 12. Lauterbach. 93. Marianne Mracková (Heisl-Marianne) am 29. 78. Waltraud Kohout (Tochter von Bapistn-Bertl) am 25. – herzliche Grüße und Wünsche von Christine Uschek. Waltersgrün. 72. Heinz Rackl (Sohn von Konesn-Paula) am 28. Pechbach. 100. Bruno Bleyl am 14. 99. Rudolf Hüttl (Bauernberg) am 8. 94. Elfriede Lörzer/Künzl (Hahnlwenzl) am 8. 93. Annemarie Hüttl/Ohnheiser am 10. 87. Ursula Andres/Nix am 26. 86. Günter Görrisch am 2. und Christa Strunz/Dotzauer (Stumpviezn Christa) am 2. Erich Peter Ortsbetreuer ➝ Graslitz Hochgarth. 99. Franz Rödig (Pfarr Franz, Hammer) am 10. 96. Walter Bartl (Gasthaus und Fleischerei, Winkel) am 10. und Ida Fesselmayer/Weiß am 11. 95. Herta Wolf/Rödig (Honnesn Herta, Rath) am 15. 94. Rosa Keck/Polag (Rath) am 17. und Elfriede Köhler/Kastner am 30. 93. Eduard Rölz (Schindlwald) am 27. 87. Horst Hamm (Ehemann von Erika Hamm/Schuster, Graslitz-Bleigrund) am 13. 69. Renate Weiterschan (Tochter von Schönecker Annerl) am 30. Rothau. 96. Helmut Riedl am 7. 96. Elsa Kocna/Lorenz am 11. 90. Hubert Schreyer am 26. 84. Christa Pietsch/Dotzauer am 21. Heinrichsgrün. 94. Walter Zuleger (Sohn von Robert) am 29. 93. Franz Spinnler am 4. 90. Gisela Uffelmann/Haslbauer am 7. und Elfriede Eggenhofer/Schneider am 27. – herzliche Grüße von Christine Uschek. 83. Horst Spranger am 4. Waitzengrün. 93. Hubert Eckert (Garwahaus Nr. 13) am 15. 85. Heinz Jirschik (Hs.-Nr. 25) am 25. Silbergrün. 87. Elfriede März/Werner (Matzen Elfriede) am 17. Erich Peter Ortsbetreuer ➝ Graslitz


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GRASLITZER HEIMATZEITUNG

� Frankenhammer

Ein frohes, gesegnetes Weihnachtsfest sowie alles erdenklich Gute für das neue Jahr 2025, vor allem Gesundheit, Glück und Gottes Segen,

Renate Sandner 85 Schon wieder Grund zum Feiern gab es am Freitag, 8. November in der Dresdener Straße in Erlangen: Nur kurz nach dem selten zu begehenden Fest des „Eisernen Ehejubiläums“ mit Ehemann Anton durfte Renate Sandner/Meinl ihren 85. Geburtstag im Kreise ihrer Familie feiern.

S

ie wurde 1939 in Frankenhammer, Haus-Nr. 39, als einziges Kind ihrer Eltern Josef und Frieda Meinl/Glaßl geboren. Sie wuchs trotz der in ihrer frühen Kindheit herrschenden Kriegsjahre in einer von ihrer Mutter und den Großeltern geschaffenen Geborgenheit auf. Da ihr Vater zum Kriegsdienst eingezogen war, verbrachte sie auch viel Zeit in der Obhut der Großeltern, Franziska und Robert Glaßl. Als ihr Vater („Schneider Pepp“) – zum Glück unversehrt – aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrte, lernte Renate ihn erst richtig kennen. Ab dem Alter von neun Jahren lebte sie mit ihren Eltern im „Schneiderhaus“, Haus-Nr. 62, in Konstadt. Am 16. Oktober 1950 heiratete sie in der Dreifaltigkeitskirche zu Frankenhammer Anton Sandner, der mit seinen Eltern im Waffenhammer, einer zwischen Schwarzenbach und Fran-

kenhammer befindlichen Mühle mit Sägewerk, lebte, wohin auch Renate nach ihrer Eheschließung zog. 1961 erblickte Tochter Renate jun. in Graslitz das Licht der Welt, und die Familie verblieb bis 1968 im Waffenhammer. Als sich die Gelegenheit bot, übersiedelte sie im selben Jahr in die Bundesrepublik Deutschland, wo sie schließlich in Erlangen, zusammen mit den beidseitigen Eltern, langfristig ein neues Zuhause fand. Zum Geburtstag waren Vertreter der Stadt Erlangen, der Pfarrei Hl. Blut sowie sudetendeutsche Landsleute zur Gratulation in die Dresdener Straße gekommen und ließen die Jubilarin hochleben. Auch die Ortsbetreuerin von Schwarzenbach und Frankenhammer schließt sich, im Namen der genannten Gemeinden, der Schar der Gratulanten an und bedankt sich bei ihrer Vorgängerin für deren langjähriges Engagement, das sie zusammen mit ihrem Ehemann Anton gezeigt hat. Wir wünschen Renate, daß sie noch viele schöne Jahre gesund und munter inmitten ihrer Familie und Freunde verbringen kann! Auch wäre es schön, wenn sie noch dann und wann die alte Heimat besuchen könnte. Gisela R. Forster

� Besuch im Fachwerkhaus

Egerländer in Graslitz Am Samstag, 26. Oktober bekam der Verein der Freunde der Stadt Kraslice großen Besuch. Über 60 Personen der Egerländer Gmoin aus ganz Deutschland waren nach Kraslice gekommen und interessierten sich auch für den Umbau von Hrázděnka in der Hübelpeint/5. Květná.

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ie hörten mit Interesse dem Vortrag von Tomáš Prems

über die Geschichte und Moderne der Musikinstrumentenproduktion in Kraslice zu. Sie interessierten sich für alles, was mit dem Land ihrer Großeltern und Eltern zu tun hatte. Es herrschte eine sehr freundliche Atmosphäre. Wir haben uns über die zum Ausdruck gebrachte Unterstützung sehr gefreut. Eine gute Präsentation von Kraslice! Otakar Mika

� Graslitz

Ahnensuche L

iebe Freunde aus Graslitz, ich habe im Herbst das erste Mal Graslitz, die Heimat meiner Vorfahren, besucht. Mein Urgroßvater, Ignatz Kleophas Fuchs, war Mitbesitzer der Firma „Fuchs, Meindl und Horn“, einer bedeutenden Textilfabrik. In einem Lokal in Graslitz traf ich zufällig Gäste aus Klingen­ thal, mit deren Hilfe ich Unterlagen über die ehemalige Fabrik bekommen habe. Darin ist erwähnt, daß mein Urgroßvater der Großvater des Altbürgermeisters von Graslitz, Karl Fuchs, war. Das heißt, mein Großvater hatte noch Brüder oder Schwestern, von de-

nen ich nie etwas erfahren habe. Mein Großvater war k. u. k. Oberst in Leitmeritz. Mein Vater ist nach der Vertreibung 1945 nach Kärnten (Österreich) gekommen und hat da offensichtlich in den Wirren der Nachkriegszeit den Kontakt verloren und mir auch nie etwas von seinen Verwandten erzählt. Es wäre schön zu erfahren, ob diese Verwandtschaft tatsächlich existiert bzw. ob es noch Nachfahren gibt. Vielen Dank im Voraus für Eure Hilfe! Peter Fuchs Sternbergstraße 6, A-9220 Velden (Österreich), eMail ­peterkarl. fuchs@gmail.com

wünschen Ihnen mit herzlichen Grüßen die Ortsbetreuer des historischen Heimatkreises Graslitz: Erich Peter, Ernst J. Müller, Christine Uschek und Gisela Regina Forster

Sudetendeutsche Zeitung Folge 50 | 13. 12. 2024

� Graslitzer Gruppe in Fürth

Nette Atmosphäre Zum Treffen der Graslitzer Gruppe in Fürth waren dieses Mal neun Gäste in der Pizzeria „Rosa Mystica“, Erlanger Straße 134, erschienen. Zu Anfang wurde der im September verstorbenen treuen und langjährigen Besucherin Vera Steffen gedacht, indem auf ihrem angestammten Platz ein kleines Bouquet mit weißen Rosen niedergelegt wurde.

N

� Vorweihnacht

Erinnerungen an die Kindheit Im Advent erinnern wir uns öfter als sonst im Jahr an unsere Kinderzeit zurück. Im Geiste sehen wir uns da in banger Erwartung von Sankt Nikolaus und spüren gleichzeitig die Freude in uns aufsteigen bei dem Bewußtsein, es ist bald Weihnachten.

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anz deutlich wissen wir noch das Geschehen um einzelne Christmetten, wir wissen von einzelnen oft unbedeutenden Geschenken und von den froh gestimmten Gesichtern in der Familie zur Weihnachtszeit. Wir denken in diesen Tagen besonders an das Elternhaus und an die Umgebung, in der wir aufgewachsen sind. Der Glanz des einstigen Adventsfriedens überstrahlt so mache seelische Not und bereitet den Raum vor für das wiederkehrende kleine Glück, das kommende Fest. Für viele Menschen aber in unserem hektischen Zeitalter hat der Advent keine große Bedeutung und kein Geheimnis mehr. Er ist unbequem und lästig, wenn die ersten Fröste kommen, wenn dichter Nebel in die Straßen fällt und das karge Licht des Tages sich ständig mehr verkürzt. Vielleicht empfinden die Leute auf den Dörfern, im Gebirge noch anders. Sie stehen den Kräften der Natur noch unmittelbar gegenüber. Sie haben die gewaltigen Mächte, die den Wandel in dieser Jahreszeit einleiten, täglich vor den Augen. Finster und grausam sind oft die Nächte, der heulende Wind erstickt fast das Feuer im Herd. Schneestürme toben durch die Wälder und selbst scheues Wild sucht Zuflucht in der Nähe menschlicher Behausung. In den finsteren Nächten rücken die Menschen in den Stuben enger zusammen, die Sehnsucht nach Wärme und Licht erwacht. Es ist deshalb nicht verwunderlich, wenn bei unseren Ahnen der Aberglaube in der Adventszeit stark verwurzelt

war. Man hoffte durch allerhand Bräuche die bösen Gewalten, die man insgeheim fürchtete, zähmen zu können. Ein bunter Reigen von Deutungen zog sich von St. Martin über Andreas und Barbara bis zur Wintersonnenwende hin. Geheimnisvoll, aber auch schön war diese Zeit für die Kinder. Ein Raunen ging am Abend durch alle Häuser. Wenn die Familie friedvoll um den warmen Herd saß, erzählte der Großvater Geschichten für die Kleinen, dabei blies der Wind durch die Ritzen der Fensterläden und es hörte sich an, als würde draußen ein Ungeheuer schnaufend um das Haus springen. Wie wohlig warm waren in dieser Zeit die Backstuben, wenn es ans Christstollenbacken ging. Eifrig hantierten hemdsärmelige Bäcker mit Mehl, Hefe und Rosinen. In langer Reihe wurden aus dem Teig die Stollen geformt und gekennzeichnet. Dazwischen schwatzten die Frauen, denen das Backwerk gehörte, sie hatten sich immer Dorfneuigkeiten zu erzählen. Nebenbei achteten sie aber darauf, daß für ihren Teig alle Zutaten verwendet wurden. Jede Hausfrau legte großen Wert darauf, gute Christstollen zu haben. Für die Kinder gab es in der Backstube keinen Platz. Nur für das Geschirrwegbringen durften sie kurz in den warmen Raum. Schnell konnten sie noch Teigreste aus den Töpfen und Schüsseln kratzen und süßen Quark mit ein paar Rosinen naschen. Welch ein köstlicher Duft kam da aus dem Backofen. Die hellbraunen Laibe holte der Bäcker aus dem tiefen Ofen, die Frauen bestrichen sie mit Butter und streuten Zucker darauf. Die Atmosphäre in den Backstuben nahm ein bißchen Weihnachtsgefühl vorneweg. Am Abend war es oft romantisch wie im Märchen, wenn die fertigen Kuchen und Stollen mit

ach dem besinnlichen Teil suchte sich jeder Teilnehmer aus der gut sortierten Speisekarte sein Lieblingsessen aus, wobei es allgemein als willkommene Abwechslung empfunden wird, italienische Gerichte, die man sich zu Hause nicht oft zubereitet, genießen zu können. Nach einer Verdauungspause

verteilte Renate Sandner an alle den von ihr – aus Anlaß des Eisernen Ehejubiläums mit ihrem Ehemann Anton – selbst gebackenen Kuchen, der mit einer guten Tasse Kaffee oder Cappuccino verzehrt wurde. Es wurden wieder Erinnerungen an die Zeit in der Heimat ausgetauscht. Die auswärtigen Besucher verzichteten dieses Mal wegen des Fußball-Heimspiels von Greuther Fürth, das die Parkplatzsuche und auch die Bahnfahrt erfahrungsgemäß erheblich erschwert, auf eine Anreise. Umso mehr freuen sich alle regelmäßigen Gäste auf die nächste Zusammenkunft im Dezember. Auch über neue Gäste würde sich die Runde, in der eine angenehme, familiäre Atmosphäre herrscht, freuen. Gisela R. Forster Bild: Jiří Ševčík

Vor der Krippe

kind haben die Kinder geschrieben. Auf den kleinen Märkten herrschte tagsüber ein emsiges Treiben. Es Es greift dein junger Gottesarm roch nach warmer hinein in unsere große Welt, Wurst und Lebkuverscheucht das Leid, verbannt den Harm chen. Mit lauter und tiefste Nacht er uns erhellt. Stimme priesen die Händler ihEs segne deine starke Hand, re Ware an, Hutdu lieber heiliger Herre Christ, zel- und Pflaudort drüben unser Heimatland, menmännchen, das leidvoll uns verloren ist! Engel mit wallenden Haaren, KripUnd wenn es uns genommen blieb – penfiguren, Mannimm es in deine gnädige Huld! deln, Nüsse und Wir beten: Oh Herrgott, vergib süße Sachen. Mit unsere und der anderen Schuld! staunenden AuKarl Schopf (1973) gen standen die Kinder vor der einem Handschlitten geholt wur- Herrlichkeit. An den Schaufenden. Behutsam, wie Kostbarkei- stern der Geschäfte drückten sie ten hat man alles aufgeladen, sich fast die Nasen platt nach eikein Christstollen durfte zerbre- ner Puppe oder einem Schaukelchen, denn das konnte Unglück pferd. bringen. Manchmal war das ganVoll spannender Erwartung ze Dorf erfüllt vom frischen Ku- vergingen die letzten Tage im chengeruch, dazu leuchteten die Advent. In den Stuben duftete Sterne mit fahlem Licht und der bei warmem Kerzenlicht bereits Schnee knirschte unter den Ku- Tannengrün. Einfache Hirtenliefen des Schlittens. Dann wieder der und Gesänge wurden angebegleitete ein eisiger Wind die stimmt. In die Herzen der MenHeimziehenden und ließ sie bis schen kehrte die Freude ein, und auf die Knochen erschauern. das tiefgreifende Gefühl von RuAdventszeit ist auch Warte- he und Zusammengehörigkeit zeit. Geschenkwünsche sind da- erfaßte die ganze Familie. mals auch schon geäußert worErnst Braun den, zaghaft und bescheiden, (* Schwaderbach, † Aschaffenauch Wunschzettel an das Christ- burg) Es ist ein goldner Sonnenstrahl blitzüber deine Stirn gespannt. Und doch trägt schon ein Wundenmal die zarte heilige Kinderhand.

WIR BETRAUERN n  Schwaderbach. Am 23. Oktober verstarb Irmgard Weißfloch/Martinetz, geboren am 7. August 1933 in Schwaderbach (Kreis Graslitz), im Kreise ihrer Familie nach einem erfüllten Leben plötzlich und unerwartet. Ihre Eltern waren Konrad und Marie Martinetz/Dörfler; ihr Bruder Heinz verstarb bereits vor einigen Jahren. Gerne traf sie sich bis vor Corona mit ihren Schulfreundinnen jedes Jahr zur Kirchweih in ihrer alten Heimat, und auch die Telefonate, die sie in ihrem „alten“ Dialekt führten, mit dem sie aufwuchsen, bereicherten ihr Leben. Der Verlust von zweien ihrer vier Kinder und

des Schwiegersohnes in den letzten beiden Jahren traf sie schwer. Sie wurde auf dem Friedhof in Wilhermsdorf (Mittelfranken), wo sie eine neue Heimat gefunden hatte, neben ihrem Mann, unter großer Anteilnahme beigesetzt. Irmhilde Weißfloch n  Markhausen. Am 5. Mai ist unsere Landsmännin Monika Holter/Langhammer, geboren am 27. Dezember 1925, in Altenweddingen verstorben. Die Trauerfeier fand am 15. Mai auf dem Friedhof Altenweddingen statt. Um die Verstorbene trauern ihre Tochter Christine und Klaus sowie die Enkel und Urenkel. cus

n  Markhausen. Vor Kurzem ist Christine Hoyer/­ Staab nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 83 Jahren verstorben. Christine Hoyer unterstützte ihren Mann bei dessen vielfältigen Ämtern und Vorhaben mit großem Engagement und zeigte allgemein reges Interesse am Schicksal der Heimatvertriebenen und an der Geschichte der von ihnen bewohnten Gegend. Im Juli 2012 erhielt sie – gemeinsam mit ihrem Ehemann – für ihr besonderes Engagement um die Heimat die Graslitzer Verdienstmedaille. Sie nahm mit Begeisterung an Veranstaltungen, Ausflügen und Wanderun-

gen des deutsch-tschechischen Kulturverbandes Kraslice teil und erzählte auch gerne aus der eigenen Familiengeschichte. Außerdem war sie mit ihrem Mann regelmäßiger Gast bei Kirchweih- und Patroziniumsfeiern im Heimatkreis Graslitz, bis gesundheitliche Einschränkungen sie davon abhielten. Von diesen Anlässen her war sie auch den Besuchern aus Deutschland bekannt. Sie hinterläßt ihren Ehemann Klaus sowie zwei Kinder, zwei Enkel und einen Urenkel, denen unsere aufrichtige Anteilnahme gilt. Traueranschrift: Klaus Hoyer, Mendelssohnstraße 4, 08248 Klingenthal. Gisela R. Forster


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Sudetendeutsche Zeitung Folge 50 | 13.12. 2024

Heimatzeitung des Weltkulturortes Karlsbad/Sudetenland – Stadt und Landkreis Mitteilungsblatt des Heimatverbandes der Karlsbader e. V. Heimatkreis Karlsbad, Heimatkreisbetreuerin: Dr. Pia Eschbaumer, Elektrastraße 44a, 81925 München, Telefon (0 89) 92 40 96 31, eMail kreisbetreuung@carlsbad.de Heimatverband der Karlsbader, Internet: www.carlsbad.de 1. Vorsitzender: Dr. Peter Küffner; 2. Vorsitzende: Dr. Pia Eschbaumer; Schatzmeister und Sonderbeauftragter: Rudolf Baier, eMail baier_rudolf@hotmail.de Geschäftsführerin: Susanne Pollak, eMail heimatverband@carlsbad.de. Patenstadt Wiesbaden. Karlsbader Museum und Archiv, Oranienstraße 3, 65185 Wiesbaden; Besichtigungstermine bei Dr. H. Engel, Telefon (06 41) 4 24 22. Spendenkonto: Heimatverband der Karlsbader, Kreissparkasse München, IBAN: DE31 7025 0150 0070 5523 44, BIC: BYLADEM1KS – Verantwortlich von seiten des Heimatverbandes: Pia Eschbaumer. Redaktion: Lexa Wessel. Redaktionsschluß: 20. des Vormonats.

� Bericht der Kreisbetreuerin

Weihnachten – Das Jahr geht zu Ende Liebe Landsleute,

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n der angekündigten Kranzniederlegung Ende Oktober konnte ich leider nicht teilnehmen: Es war aus Karlsbad versehentlich das falsche, nämlich ein späteres Datum dafür übermittelt worden, was sich erst so kurzfristig herausgestellt hatte, daß ich nicht mehr umplanen konnte. Da nun die Ortsgruppe der Karlsbader immer kleiner wird und manche davon nicht mehr mobil genug sind, war es nur ein kleines Grüppchen, das die Tradition aufrecht erhielt: Außer den beiden auf dem Bild – Irene Kašaková und Werner Kraus – war nur der Fotograph Pavel Padua dabei.

Ich hätte nicht gedacht, daß ich eine gute Woche später aus traurigem Anlaß einen anderen Friedhof besuchen würde: Am 4. November wurde in Gießen Horst Engel beigesetzt, der Kopf und das Herz unseres Karlsbader Museums in Wiesbaden, der nach längerer Krankheit am 27. Oktober 2024 gestorben ist. Auch Erwin Zwerschina, seinem Nachbarn aus Drahowitz, war es ein Bedürfnis, an der Trauerfeier teilzunehmen und scheute die lange Anfahrt nicht. Er würdigt den Verstorbenen in seinem Ortsbeitrag. Ebenso kam aus Marburg der Kohlhauer Ortsbetreuer Albin Häring. Der Bitte, den Verstorbenen durch eine kleine Ansprache zu ehren,

bin ich gerne nachgekommen; eine ausführliche Würdigung finden Sie nachstehend. Engels Gattin Christa kondolierten wir drei persönlich und sprachen ihr das herzliche Beileid des Heimatverbands aus, für den wir einen Kranz niederlegten. Versöhnlich strahlte an diesem Tag die Sonne vom blauen Himmel. Das Museum in Wiesbaden wird erstmal keine Besucher empfangen können. Wir geben bekannt, wann das wieder möglich sein wird. Mit dem 31. Dezember, an Silvester, geht das „alte“ Jahr zu Ende. Für einen unserer treuen Mitarbeiter beginnt an diesem Tag ein persönliches „neues“ Jahr: Peter Böhme, der, neben anderen

Aufgaben, in unserem Auftrag Briefe an alle Jubilare mit runden Geburtstagen schreibt, kann an diesem Tag seinen 86. Geburtstag feiern. Wir gratulieren herzlich und wünschen ihm, daß seine angeschlagene Gesundheit sich weiter bessert – alles Gute! Nach der Weihnachtspause erscheint am 10. Januar/Jänner das Doppelheft Nr. 01+02 mit der ersten Ausgabe unserer Karlsbader Zeitung des Jahres 2025. Bis dahin wünsche ich Ihnen im Namen des Heimatverbands der Karlsbader und aller Ortsbetreuer eine friedvolle Weihnachtszeit und für das Neue Jahr Glück und Segen! Ihre Pia Eschbaumer

Kranzniederlegung: Irene Kašaková und Werner Kraus.

Bild: Pavel Padua

� Nachruf – weiter auf nächster Seite

Horst Engel † Dr. Horst Engel verstarb am 27. Oktober 2024. Nachruf:

D

ie Fremde ließ er sich zur Heimat werden, aber die Heimat nie zur Fremde“ – diese Worte kann man mit Fug und Recht als Motto über das Leben von Horst Engel stellen. Als Junge von acht Jahren mußte er die geliebte Heimat verlassen. In der zunächst fremden Umgebung in Hessen schlug er nach und nach tiefreichende Wurzeln. Er fand dort eine zweite Heimat. Aber der ersten blieb er zeitlebens zutiefst verbunden. Engel wurde am 24. März 1938 als Bürger der damaligen Tschechoslowakischen Republik in der damals noch selbständigen Gemeinde Drahowitz geboren. Rund ein halbes Jahr später wurde er mit der Annektion der sudetendeutschen Gebiete zum deutschen Staatsbürger. Kurz danach erfolgte, zusammen mit anderen benachbarten Orten, die Eingemeindung von Drahowitz in die Stadt Karlsbad. Das alles hat der kleine Horst nicht bewußt erfahren. Er konnte nicht ahnen, daß diese Ereignisse

wenige Jahre später für ihn und alle Landsleute zur Katastrophe führen sollten. Erstmal wurde das Kind geprägt durch das schöne Ambiente der Kurstadt Karlsbad mit seinen vielen Prachtbauten, wie der barocken MariaMagdalena-Kirche, dem Theater, den Bädern, den üppigen Schaufensterauslagen mit Porzellan, geschliffenen Gläsern, Gemälden und Stichen, dazu die bewaldeten Anhöhen rundherum. Doch wird er, da er seine Umgebung so genau beobachtete, daß er später aus dem Gedächtnis einen Ortsplan mit Straßen, Parks und Schulweg zeichnen konnte, bald Veränderungen wahrgenommen haben. Ein Jahr nach dem Jubel des Anschlusses begann der Zweite Weltkrieg, in den auch sein geliebter Vater ziehen mußte. Eine der Erinnerungen an ihn: Wenn er einmal auf Kriegsurlaub daheim war, malte er dem Sohn Aquarelle. Zunehmend kamen Verwundete sowie Flüchtlinge und Evakuierte aus dem Osten in die Stadt, und dann machte sich der Krieg direkt durch Bombenabwürfe bemerkbar.

Eine der Vitrinen mit Gefäßen und Geschirr aus Porzellan im Museum.

Kaum war Engel eingeschult, wurde durch Bombardierung im Herbst 1944 seine Schule zerstört. Das war das Ende seiner Schulzeit in Karlsbad, denn die Kinder erhielten nach dem Zusammenbruch keinen Unterricht mehr. Zudem mußte die Familie auf Anordnung der neuen Herren überstürzt ihre Wohnung verlassen. Sie fand Zuflucht bei Verwandten in der Nähe der Stadt, auf dem „Krach“ bei Espenthor. Es war eine erste kleine Vertreibung, aber wenigstens durfte man in der Heimat bleiben. Doch vom Vater gab es kein Lebenszeichen. Zum großen Schmerz von Horst Engel, dessen kleiner Schwester und Mutter, sollte er für immer vermißt bleiben. Schließlich kam auch für die Familie Engel der Tag, an dem sie das Land verlassen mußte. Laut Transportliste war es der 3. August 1946. Zielort: Gießen in Hessen. Die drei landeten bald in dem kleinen Dorf Großen-Buseck, wo sie jahrelang unter primitiven Verhältnissen in einem Raum lebten, bevor sie 1953 endlich in eine ordentliche Wohung ziehen konnten. Engel ging wie-

der in die Schule, fand Freunde und Abwechslung, lebte sich ein – aber Karlsbad vermißte er immer. Sein schulischer und beruflicher Werdegang sei hier nur knapp zusammengefaßt: Nach der Grundschule ab 1949 Besuch des humanistischen LandgrafLudwigs-Gymnasiums in Gießen, ab 1958 Studium der Physik an der Justus-Liebig-Universität mit Diplom-Abschluß 1964; Tätigkeit dort in Lehrbetrieb und Forschung. 1980 Wechsel zur Firma Ernst Leitz, Optische Werke, dort in verschiedenen Bereichen tätig. Seine privaten Interessen waren vielfältig, die sich auch in der Mitgliedschaft verschiedener Vereinigungen niederschlugen. Dabei gehörte seine besondere Leidenschaft dem Jazz, dem er sich im ersten Jazzclub Grüningen auch als aktiver Musiker widmete. Zudem war er ein unermüdlicher Sammler, besonders von optischen Geräten, vor allem aber von Objekten aus beziehungsweise mit Bezug zu Karlsbad. Denn seine Heimat hat Engel nie losgelassen. Fern von ihr blieb sie stets in seiner Erinnerung und in seinem Herzen, und so trug er im Lauf der Jahrzehnte unzählige Dinge zusammen, die ein eigenes Museum füllen könnten. Dabei eignete er sich ein profundes Wissen über Geschichte und Kultur seiner Heimat an: Er konnte stundenlang mit ansteckender Begeisterung darüber referieren. Die alte Heimat wollte er allerdings jahrzehntelang nicht besuchen; ohne die Menschen, die sie einst geprägt und belebt hatten, existierte von ihr nur noch die Hülle, und auch diese würde nicht mehr dem Bild entsprechen, das er sich bewahrt hatte. Erst Jahrzehnte nach der Vertreibung wagte er die Fahrt. Umso mehr engagierte er sich in verschiedenen Organisatio-

nen seiner Landsleute, pflegte Kontakte und nahm an zahlreichen Begegnungen teil. Besonders im Arbeitskreis Egerländer Kulturschaffender (AEK) fühlte er sich zu Hause. Dort erhielt er vielfältige geistige Anregung, pflegte Umgang mit namhaften Karlsbadern, wie dem Verfasser des Egerländer Biographischen Lexikons, Dr. Josef Weinmann, und dem Musikwissenschaftler Prof. Armin Rosin. Ein besonderes Herzensan-

Bei der Trauerfeier.

liegen war ihm in späteren Jahren das Karlsbader Museum und das Archiv in Karlsbads Patenstadt Wiesbaden. Es kann hier nur knapp geschildert werden, welche Verdienste er sich darum erworben hat. Das Museum hatte innerhalb von Wiesbaden schon mehrmals den Standort gewechselt, als 2009 erneut die Räume gekündigt wurden, ohne daß die Stadt einen Ersatz bereitstellte. Die bisherigen Betreuer sahen Bitte umblättern


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KARLSBADER ZEITUNG

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ich nicht in der Lage, Abhilfe zu schaffen. Man bereitete sich darauf vor, alle Gegenstände zu verpacken und in ein Depot zu schaffen. Hier griff Engel ein: Er erreichte einen Aufschub und drängte die Stadt, doch noch Räumlichkeiten zu suchen und anzumieten, was auch gelang. Doch diese mußte man erstmal herrichten – alles in Eigenregie und -arbeit, immer vom Wohnort Gießen aus. Man mußte Lamellenvorhänge anbringen, um das ursprüngliche Ladenlokal blickdicht zu machen, eine Küchenspüle installieren sowie Beleuchtung, und Regale für die vielen Bücher aufstellen. Planungsar-

beit für eine völlige Neuaufstellung war zu leisten. Alles am alten Standort wurde in Kisten gepackt, der Umzug dauerte mehr

� Nachruf – weiter zu Seite 17

Horst Engel † als drei Tage. Bis jedes Stück seinen Platz in den Vitrinen gefunden hatte und man das Museum wieder eröffnen konnte, vergingen noch Monate. Am 18. Februar 2011 war es soweit: In Anwesenheit des Oberbürgermeisters wurde das Karlsbader Museum und Archiv wieder eröffnet. Fortan war es an jedem ersten Samstag im Monat für einige Stunden geöffnet, zudem auf Anfrage für Gruppen.

Horst Engel.

Engel teilte immer großzügig sein Wissen mit den Interessenten. Eine große Belastung war es, als vor einigen Jahren mehrmals Wasserrohrbrüche die Räumlichkeiten in Mitleidenschaft zogen und man Vitrinen aus- und umräumen mußten. Stets an Engels Seite, ihn unermüdlich unterstützend, war seine Frau Christa, die das Schicksal der Vertreibung mit ihm teilte und daher seinen Schmerz über

Sudetendeutsche Zeitung Folge 50 | 13.12.2024

den Verlust der Heimat ebenso empfand. Sie stammt zwar nicht aus Karlsbad, aber aus derselben Region, geboren in Eger. Sie ist nur zwei Jahre jünger als Horst. Die beiden lernten sich bereits als Kinder in Großen-Buseck kennen und heirateten 1966. Immer begleitete sie Horst nach Wiesbaden und empfing die Besucher des Museums. Zunehmend trug sie die Last für die Betreuung des Museums. Als ihr Mann gesundheitliche Probleme bekam, chauffierte sie den Wagen. Am 27. Oktober 2024 verstarb Engel mit 87 Jahren. Viele nahmen an der Trauerfeier am 4. November teil – ein bewegendes Zeichen, wie geschätzt er war. Dies zeigt sich

auch in mehreren Auszeichnungen, die er für seine Verdienste erhielt. Zuletzt wurden er und Christa von der Hausner-Stiftung mit der „Karl-Hausner-Medaille für heimatpflegerischen, kulturellen und wissenschaftlichen Einsatz im Rahmen der sudetendeutschen Volksgruppe“ geehrt. Eine Anreise nach München zur Feierstunde am 9. Dezember 2023 war ihnen aus gesundheitlichen Gründen aber nicht möglich. Wir verneigen uns in Dankbarkeit vor einer bemerkenswerten Persönlichkeit, die ihre verlorene Heimat nie vergaß und alles tat, um die Erinnerung an sie zu Pia Eschbaumer bewahren.

� Geburtstage – Dezember 2024

Glückwünsche an alle zum Geburtstag Der Heimatverband und die Ortsbetreuer wünschen allen Jubilaren aus den sonst nicht aufgeführten Gemeinden, besonders den nun namentlich genannten Abonnenten der Karlsbader Zeitung, alles Gute zum Geburtstag! n  Aich: 5. Dezember: Gisela Gruber/Stubner, 89420 Höchstädt, 98. Geburtstag. n  Eichenhof und Schömitz: 8. Dezember: Erhard Herold, 91325 Adelsdorf, 90. Geburtstag. n  Espenthor: 19. Dezember: Marianne Betz/Grünes, 63303 Dreieich-Sprendlingen, 92. Geburtstag.

n  Gfell: 19. Dezember: Marianne Kraus/Heim, 68647 Biblis, 79. Geburtstag. n  Lessau: 14. Dezember: Christl Georg/Totzauer, 35689 Dillenburg-Eibach, 88. Geburtstag. n  Meierhöfen: 12. Dezember: Hermann Fritsch, 97469 Gochsheim, 94. Geburtstag. n  Pirkenhammer: 11. Dezember: Christl Thiel, 65385 Rüdesheim, 90. Geburtstag. n  Pullwitz: 21. Dezember: Helene Lutz/Wirkner, 63688 Gedern, 94. Geburtstag. n  Putschirn: 2. Dezember: Waltraud Hein/

Kempf, 65474 Bischofsheim, 92. Geburtstag. n  Ranzengrün: 3. Dezember: Bärbl Müller/Grimm, 82110 Germering, 93. Geburtstag. n  Satteles: 17. Dezember: Inge Storzer/Höll, 61130 Nidderau-Windecken, 70. Geburtstag. n  Schlackenwerth: 17. Dezember: Emil Lorenz, 64331 Weiterstadt, 93. Geburtstag. 17. Dezember: Horst Müller, 63500 Seligenstadt, 82. Geburtstag. n  Scheidmühl: 24. Dezember: Erich Hacker, 91217 Ellenbach, 85. Geburtstag.

n  Schönfeld: 17. Dezember: Hilde Böck/Schiener, 87527 Sonthofen, 94. Geburtstag. 20. Dezember: Elisabeth Pecher/Bauer, 97076 Würzburg, 94. Geburtstag. n  Tüppelsgrün: 14. Dezember: Ernst Friedl (Håmmer), 83278 Traunstein, 95. Geburtstag. 3. Dezember: Peter Fladerer, 95445 Bayreuth, 77. Geburtstag. 9. Dezember: Christa Frieder/Kutschka, 86154 Augsburg, 76. Geburtstag. n  Welchau: 25. Dezember: Helga Mölcher, 35321 Laubach, 85. Geburtstag.

� Dezember 2024 – weiter auf nächster Seite

Nachrichten aus den Gemeinden Karlsbad Stadt

Gemeindebetreuerin Pia Eschbaumer, Elektrastraße 44a, 81925 München, Telefon (0 89) 92 40 96 31, eMail: kreisbetreuung @carlsbad.de n  Adventszeit: Liebe Landsleute, wieder neigt sich ein Jahr dem Ende zu! Zwei Kerzen brennen schon am Adventskranz, dreizehn Türchen am Adventskalender stehen bereits offen. Beim festlich erleuchteten Hotel Pupp könnte man sich gut vorstellen, daß jedes Fenster als Türchen eines Adventskranzes dient – wie es an manchen Orten der Fall ist. Vielleicht haben Sie auch einen ganz anders gestalteten Adventskalender. Bei mir ist das heuer ein breiter Abreißkalender, den ich von der Stiftung Denkmalschutz bekam. Jedes Blatt zeigt auf der Vorderseite ein hübsches Motiv mit passendem Sinnspruch, auf der Rückseite stehen dazu Erklärungen, sowie Noten und Text eines Advents-/Weihnachtslieds (da könnte ich doch einmal wieder zu meiner Flöte greifen). Am Erscheinungstag der Zeitung, Freitag, den 13. Dezember, heißt es vor stimmungvoll beleuchteten Fachwerkhäusern der Stadt Rothenburg ob der Tauber „Licht auf dunklem Wege, unser Licht

bist du“ – passend zum Luciafest, über das ich hier vor einem Jahr schrie. Und dazu passt das erleuchtete Kreuz auf dem Felsen über unserer lieben Stadt Karlsbad. Die drei Geburtstagskinder, denen wir herzlich gratulieren, sind nach dem Weihnachtsfest geboren: –26.12. Gertrud Hotz/ Pfannerer, 63654 Büdingen, 84. Geburtstag; –30.12. Anneliese Gärtner/Lang (Schloßberg), 75389 Neuweiler, 85. Geburtstag; –31.12. Peter Böhme, 60385 Frankfurt, 86. Geburtstag. Alles Gute, Gesundheit und Wohlergehen im neuen Lebensjahr! Allen Lesern wünsche ich eine friedvolle Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins Neue Jahr, das uns hoffentlich nur Gutes bringen möge! Es grüßt Sie herzIhre Pia Eschbaumer lich,

Im Stadtkreis: Drahowitz

Gemeindebetreuer Erwin Zwerschina, Am Lohgraben 21, 92237 Sulzbach-Rosenberg, Telefon (0 96 61) 31 52, Fax (0 96 61) 8 13 78 37 Herzliche Glückwünsche gehen an unsere Dezember-Geborenen zum: –98. am 20. Leonhard Spielvogel (Freiheit

Zu Drahowitz: Ein letzter Gruß an Horst Engel im Namen des Heimatverbands der Karlsbader.

Wünschen für das neue Lebensjahr zum: –87. am 15. Lisa Böswirth/ Staab („KorschanKohlhau Wirtshaus“), 85247 GemeindebetreuSchwabhausen-Pucher Albin Häring, Cleschlagen; –86. am mens-Brentano-Straße 28. Lisbeth Schurda/ 22, 35043 Marburg/L.Zindl, 67475 WeidentCappel, (Telefon/Fax Zu Altrohlau: In- hal; –85. am 14. Wergeborg Weber ner Klier, 35423 Lich; (0 64 21) 4 53 02 Liebe Kohlhauer (26.12.1930– –20. Horst NachtLandsleute, wenn wir in 17.09.2024). mann, 91628 Weidiesen Tagen in Gedanhenzell; –22. Dieken 80 Jahre zurückgehen ins ter Staab, 86221 Dachau; –84. Jahr 1944, wird uns bewußt, daß am 09. Wolfgang Lippert, 90571 das Weihnachtsfest im Dezem- Schwaig; –79. am 05. Hannelore ber 1944 das letzte war, das wir in Korbstein/Schwarz (Tochter von Kohlhau in der Heimatlandschaft Edith Schwarz/Luderer), 90518 und in seit Jahrhunderten beste- Altdorf. hender Gemeinschaft der EgerAllen, die ich mit diesen Zeiländer Landsleute erleben durf- len erreiche, wünsche ich ein ten. Es war das letzte Kriegsjahr, friedvolles, gesegnetes Weihund das Ende des fürchterlichen nachtsfest mit frohen BegegnunZweiten Weltkrieges in den dar- gen im Familien- und Bekannauffolgenden Monaten war ab- tenkreis und alles Gute, vor alzusehen. Die Männer im wehr- lem Gesundheit, fürs Neue Jahr pflichtigen Alter befanden sich 2025. fern der Heimat, vielfach bereits Und wenn ich gelegentlich in Kriegsgefangenschaft in ver- ein Lebenszeichen, eine Informaschiedenen Ländern (Rußland, tion, einen Anruf von Ihnen erEngland, Frankreich, Amerika; hielte, würde ich mich freuen! mein Vater z.B. über drei Jahre Ihr Albin Häring in englischer Gefangenschaft am Suez-Kanal in Ägypten). Zu HauIm Landkreis: se im Dorf lebten hauptsächlich Altrohlau die Frauen mit den Kindern und Gemeindebetreuer Rudi Preis, Großeltern. Es waren bedrückende Lebensumstände. Aber Weingartenstraße 42, 77948 Friedie bisherige, ausschließlich von senheim, Telefon (0 78 08) 5 95, Deutschen geprägte Dorfge- eMail Rudolf.Preis@t-online.de Wir gratulieren zum 84. Gemeinschaft bestand noch. Die große und unabänderli- burtstag am 10. Walpurga Rödlche Wende kam im Folgejahr Schötz, 60528 Frankfurt; und almit dem Ende des Zweiten Welt- len anderen, die im Dezember krieges Mai 1945 und der bald Geburtstag feiern. n  Trauerfall: Harald Webeginnenden Besiedlung durch tschechische oder slowakische ber, Sohn von Ingeborg Weber, Menschen sowie dem Abschub geb. Kunz, teilte mir mit, daß (Vertreibung) der Deutschen, seine Mutter am 17. September hauptsächlich und ziemlich all- 2024 nach einem Sturz mit Oberverstorben umfassend im Jahr 1946. Darüber schenkelhalsbruch wurde seitdem, bis in die Gegen- ist. Ingeborg Weber, geboren am wart, ausführlich dokumentiert, 26. Dezember 1930 in Altrohlau, so daß sich nachfolgende Gene- verbrachte die letzten Monate in rationen eingehend informieren einem Seniorenheim und überkonnten. Ich wollte heute bei die- lebte die notwendige Operation ser Gelegenheit an dieses 80jäh- nach dem Sturz nur fünf Tage. Ihrem Sohn Harald sowie allen Anrige Gedenken erinnern. Zugleich möchte ich im De- gehörigen bekunde ich die tiefe zember herzliche Geburtstags- Anteilnahme aller Altrohlauer. Bitte umblättern grüße übermitteln mit guten Horst! Erwin Zwerschina

Zu Stadt Karlsbad: Weihnachtliches Karlsbad. 278),73207 Plochingen; –97. am 04. Erika Köppl (Egertalstr. 277), 60598 Frankfurt; –94. am 06. Georg Sedlbauer, 85221 Dachau; –89. am 28. Ing. Hans Loh (Pestalazzi Str. 24), 91338 Igensdorf; –84. am 15. Christa Engel/Lindner (Eger), 35394 Gießen. n  Gedenken an Horst Engel: Sonnenschein und blauer Himmel umrahmten uns am 4. November 2024, als wir Dr. Horst Engel (*24.03.1938 in KarlsbadDrahowitz, †27.10.2024 in Gießen) zu Grabe begleiteten. Im Gefolge seiner Gattin Christa waren wir vier Teilnehmer des Heimatverbands der Kartsbader, Dr. Pia Eschbaumer, Albin Häring und ich, die meinem Heimatfreund aus unserer gemeinsamen ehemaligen Danziger Straße in Drahowitz das letzte Geleit gaben. Erst im Jahr 1983 führte uns mein erstes Drahowitzer Treffen in Wetzlar zusammen, daheim kannten wir einander nicht. Alle Sudetendeutschen Tage und Gemeindetreffen festigten unsere Verbindung, indem Horst Engel die Events stets mit brilliantem Bildmaterial ausstattete und darüberhinaus die Stellvertretung in unserer Ortsbetreuung übernahm. Wie bei mir, der ich erst 37 Jahre nach der Vertreibung einen Heimatbesuch unternahm, war es auch bei Horst, der das Bild von früher unverändert in sich trug. Seine Frau Christa drängte ihn letztlich zur Reise.

Bild: Pavel Padua

Gewiß trug auch dieses Erlebnis dazu bei, daß er nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben ein immer stärkeres Interesse am Karlsbader Museum in Wiesbaden entwickelte, das an provisorischen Orten, zuletzt in den vier nebeneinander gelegenen Kellerräumen in der Welserstraße, untergebracht war. Dort wirkte er zusammen mit den Heimatfreunden Ascherl, Loh, Schuster und Thoma in der Aufbauarbeit, bis er letztlich in der Oranienstraße 3 alleiniger Leiter des Karlsbader Museums wurde, das er gemeinsam mit Gattin Christa betreute. Kein Drahowitzer Treffen fand statt, an dem er nicht neu erworbene Exponate aus dem Museum präsentieren konnte. Zwei Rohrbrüche in diesem Mietobjekt waren wohl die größten Belastungen, die das Ehepaar trafen, neben der permanenten Arbeit an den monatlichen Öffnungstagen und der 98 Kilometer langen Fahrt von Gießen nach Wiesbaden. Seine schweren Erkrankungen fundierten, zu einem nicht unerheblichen Teil, auf den unerfüllten Hoffnungen des Museumserhalts in der Patenstadt Wiesbaden und den ausschließlich wirtschaftlich orientierten Vorhaben des Heimatverbands der Karlsbader. Unser tiefes Mitgefühl begleitet seine liebe Christa, deren abgearbeitete Hände still für sich sprechen. Gott befohlen, lieber


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KARLSBADER ZEITUNG

Sudetendeutsche Zeitung Folge 50 | 13.12.2024

Karlsbad vor 100 Jahren Von Rudi Baier

n  1. Dezember 1924: Dr. August Lampel eröffnet eine Anwaltskanzlei im Haus „Abbazia“. Anton Mai, städtischer Amtsdirektor, tritt nach langer Krankheit seinen Dienst wieder an. Emil Bär, durch 31 Jahre städtischer Armenpfleger, legt sein Amt wegen zu hohen Alters nieder. Zudem plant Theaterdirektor Oskar Basch im Stadttheater 20 Vorstellungen im Winter. n  3. Dezember 1924: Es finden Beratungen wegen Errichtung eines Krematoriums statt. n  4. Dezember 1924: Das Karlsbader Kurorchester gibt in Eger ein Gastspiel. n  5. Dezember 1924: Höchstpreise für Kurgastwohnungen sollen eingeführt werden, da Wucherei damit getrieben wurde. Die Hotel- und Kurhausbesitzer regen sich darüber auf und protestieren dagegen. Franz Wolf, Bürgerschulfachlehrer, wird zum Bezirksschulinspektor in Neudek ernannt. Die Hilfsschule in der II. Volksschule ist mangelhaft unterge-

bracht, da die Räume schlecht zugänglich sind. Sie soll in den ersten Kindergarten verlegt werden. Die Karlsbad-Marienbader Bahn wird verstaatlicht, ohne daß die Aktien von zweieinviertel Millionen Friedenskronen, welche die Gemeinden und Privatpersonen zeichneten, eingelöst werden. Die Sondierungsarbeiten für die Talsperre fallen günstig aus; das Talsperren-Projekt wird aktuell. n  6. Dezember 1924: Der Vorstand der Bezirkskrankenkasse wird aufgelöst, ein Regierungskommissär wird eingesetzt. Ursache: Zu hohe Ärzte-Kosten. n  7. Dezember 1924: Im Stadtparksaal wird der Weihnachtsmarkt eröffnet. Veranstalter ist der Bund der Deutschen in Böhmen. Dr. Friedrich Becker eröffnet eine neue Advokaten-Kanzlei im Haus 902, Alte Bahnhofstraße. Konstituierende Hauptversammlung des Einäscherungs-

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ußerdem habe ich Harald telefonisch mein herzlichstes Beileid ausgesprochen. Ein Weihnachtsmärchen (Von R. Bock) „Es waren zwei heimatlose Waisenkinder bei Leuten, die zur Liebe wenig bereit, fanden kalte Herzen, wie der Winter, auch zur kommenden Weihnachtszeit. ,Komm‘, sagt der Knab‘ zum Schwesterlein, ,wir wollen das Christkind finden. Hinter dem Wald dort soll es sein, ganz weit, weit hinten. Wir wollen das Christkind innig mahnen, uns nicht zu vergessen, wie im letzten Jahr. Wir waren die Einzigen, die nichts bekamen unter all der großen Kinderschar. Wir bitten auch das Jesuskind zu berichten, daß wir brav geblieben, wenn es im Himmel unsere Eltern find‘t, und auch, daß wir sie noch lieben.‘ Beide wandern mutig in den Wald, der erhellt vom letzten Sonnenschein, drin sich der Kinder Schatten malt. Wird ein Schutzengel mit ihnen sein? Bäume neigen unter der Last von Schnee ihre glitzernden Häupter den Wanderern zu, verwundert äugt da drüben ein Reh, krächzende Raben fliegen herzu. Zwei Eichhörnchen im rotbraunen Kleid begleiten beide über Tannenäste, ein Fuchs zur nächtlichen Pirsch bereit, umschleicht die späten Gäste. Das Licht des Tages ist längst verstrahlt, das Kind, das klagt und weint: ,Ich bin so müd, mir ist so kalt. Ob das Christkind nicht bald erscheint?‘ ,Komm liebe Kleine, wir ruhen uns aus unter diesem dichten Ast, sind aus dem Wald bald heraus, und beim Christkind dann zu Gast.‘ Die müden Lider fallen zu, entschlummernd in der Träume Land, kein Laut stört der Beiden Ruh, fest verschlungen, Hand in Hand. Da, auf einmal, wie hundert Glöcklein fein, klingts durch die Stille so lind – heran naht ein Dutzend Engelein, mit ihnen das Jesuskind. Die heben die Kinder so mild und sacht, schweben mit ihnen durch den Wald, dorthin, wo, o welche Pracht, ein Lichtermeer erstrahlt. Da waren Gabentische aufgebaut, was je ein Kinderherz erträumt. Herrlichkeiten, noch nie geschaut, und rings von Christbäumen umsäumt.

Vereins Flamme im Kurhaus. Der Verein „Kriegskameraden“ plant die Errichtung eines Kriegerdenkmals. n  8. Dezember 1924: Ingenieur Franz Drobny, ehemals Baudirektor von Karlsbad, ordentlicher Professor an der Technischen Hochschule in Graz, stirbt im Alter von 62 Jahren. Die Stadtvertretung schließt mit der Auto-Omnibus-Gesellschaft einen Vertrag wegen des Betriebs im Stadtgebiet und bewilligt einen Kredit von einer Million Kronen zum Ausbau des Unternehmens. Als überwachendes Organ wird ein Betriebsrat eingesetzt. n  11. Dezember 1924: Der Beschwerde der Stadt wegen Schulklassenauflassung beim Obersten Verwaltungsgerichtshof wird stattgegeben, die Entscheidung des Landesschulrates wird aufgehoben. n  13. Dezember 1924: Bei der Egerbrücke wird ein Eislaufplatz errichtet und eröffnet. n  17. Dezember 1924:

Die neue Mietverordnung tritt in Kraft. n  19. Dezember 1924: Med. Dr. Paul Moser, Hofrat und Primarius in Wien, geborener Karlsbader, ist in Wien verstorben. Die Stadt-Verordneten Kammer beschließt, die Verstadtlichung der (Vereins-)Sparkasse nach den Gesetzen durchzuführen. Privatdozent Dr. H.G. Pleschner wird zum Ambulatoriumsvorstand für Urologie im Kaiserin-Elisabeth-Spital in Wien ernannt. n  20. Dezember 1924: Verschiedene Hausschildänderungen werden vorgenommen. Für den Wohnungsfürsorgebau nimmt die Stadt von der Karlsbader Sparkasse ein Darlehen in Höhe von 11 240 681 Kč. auf. Maurin Halperson, amerikanischer Schriftsteller, schreibt Reiseerinnerungen über Karlsbad in amerikanischen Zeitschriften. Beim ausgeschriebenen Wett-

bewerb zur Planverfassung für die neue Handelsakademie gingen 42 Pläne ein, die im Café „Panorama“ ausgestellt werden. Zu korrespondierenden Mitgliedern der Gesellschaft der Wissenschaften und Künste werden gewählt: Prof. Dr. Karl Ludwig, Stadtarchiv, für die philosophische und historische, Dozent Dr. Ing. Robert Kampe, Quellenamtsdirektor, für die mathematische und naturwissenschaftliche, Robert Manzer, Generalmusikdirektor, für die Tonkunst-Abteilung. Die deutschvölkischen Vereine veranstalten eine Julfeier durch Abbrennen eines Holzstoßes am Schindlerfeld. n  21. Dezember 1924: Die Gedenktafel-Enthüllung für Josef Hofmann, den langjährigen verdienstvollen Leiter der gewerblichen Fortbildungsschule, findet statt. Die Inschrift ist ein Werk des heimischen Bildhauers Wilhelm Srb-Schloßbauer. Sie trägt das Bild Josef Hofmanns.

Nachrichten aus den Gemeinden Das Christkind die Kinder munter macht und spricht zu ihnen leis und still: ,Ihr Beide habt stets mein gedacht, was ich nun es vergelten will. Was Euch Freude macht, nehmt mit! Nehmt Spiele, Äpfel, Kleider! Den Eltern erzähl ich, was Eure Bitt. Bleibt artig und brav nur weiter!‘ Reichlich wählen sie im Lichterschein, wollten dann danken geschwind, doch verschwunden waren die Engelein, mit ihnen das Christuskind.“ Ein friedvolles und gesegnetes Weihnachtsfest sowie ein gesundes und glückliches Neues Jahr 2025 wünscht der gesamten LeRudi Preis serschaft,

Grasengrün

Gemeindebetreuer Rudi Kreisl, Memminger Straße 15, 90455 Nürnberg, Telefon (09 11) 88 82 02, eMail: Rudolf.Kreisl@ gmx.de Liebe Landsleute, allen Geburtstagskindern im Dezember viele Gute Wünsche, vor allem recht gute Gesundheit im neuen Lebensjahr! Besonders gratulieren wir Franz Leicht, 89420 Höchstädt, zum 90. Geburtstag am 22. Dezember. Weihnachten ist nicht mehr weit, und es würde uns Menschen gut tun, wenn wir uns alle wieder auf den Sinn der Weihnacht besinnen würden. Der Sinn der Weihnacht „Kerzenschimmer weit und breit – Nun beginnt die schönste Zeit. Doch die Leute rennen, laufen, um Geschenke einzukaufen. Und so mancher doch vergißt, was der Sinn der Weihnacht ist. Was nützt all das Rennen, Laufen – Liebe kann man nicht erkaufen. Der Kommerz bestimmt das Leben – Nur nach ,Mehr‘ die Menschen streben. Einfach einmal Zeit verschenken und an jene Menschen denken, die für Hilfe dankbar sind – das kann doch schon ein jedes Kind! Ruhe und Besinnlichkeit, nehmt euch füreinander Zeit, reden und gemeinsam lachen, statt auf ,heile Welt‘

zu machen. Ja, dann wird‘s vielleicht sogar, wie’s früher einmal war.“ Ich habe für Sie auch dieses Jahr wieder einen Weihnachtsbrief verfaßt, den Sie in den nächsten Tagen im Briefkasten finden. Über Ihre Rückmeldungen zum Weihnachtsbrief, positiv wie negativ, würde ich mich freuen. An dieser Stelle bedanke ich mich recht herzlich bei allen, die mich mit Nachrichten zur Bekanntmachung in unserer Heimatzeitung sowie auch mit Geldspenden für meine Porto- und Auslagenkasse versorgt haben. Ich wünsche Ihnen allen eine schöne, ruhige Adventszeit und ein schönes, besinnliches Weihnachtsfest. „Bleibt’s ma g’sund, damit ma uns im Neua Gauha wieda irchandwöi z’såmmfinna.“ Wir bleiben in Verbindung! Ihr Rudi Kreisl

Lichtenstadt Gemeindebetreuerin Magdalena Geißler, Karlsbader Str. 8, 91083 Baiersdorf-Hagenau, Telefon (0 91 33) 33 24 Heimatstube in 90513 Zirndorf, Fürther Straße 8; betreut von Christina Rösch-Kranholdt, Egloffsteiner Ring 6, 96146 Altendorf, Telefon (0 95 45) 35 98 13 Wir gratulieren ganz herzlich unseren Geburtstagskindern im Dezember 2024 zum: –98. am 24. Ingeborg Gantzberg, geb. Zweigelt, 72074 Tübingen; –88. am 15. Ilse Preisendörfer, (Saaler), 73450 Neresheim; –84. am 18. Ulrike Schütz, 97444 Geroldshofen; –77. am 26. Waltraud Virovac, geb. Hossner, 85640 Putzbrunn; –39. am 17. Milan Ipfelkofer, 96155 Gunzendorf; –06. am 09. Ludwig Gerhard Ipfelkofer (Geißler), 96155 Gunzendorf. Wir wünschen allen eine schöne Feier und bleiben Sie gesund! Magdalena Geißler Die heilige Nacht „Gesegnet sei die heilige Nacht, die uns das Licht der Welt gebracht. Wohl unterm lieben Himmelszelt, die Hirten lagen auf dem Feld. Ein Engel Gottes licht und klar mit seinem Gruß tritt auf sie dar. Vor Angst sie decken ihr Angesicht, da spricht der Engel:

,Fürchtet euch nicht!‘ Ich verkünd euch große Freud; Der Heiland ist geboren heut.‘ Da geh‘n die Hirten hin in Eil, zu schaun das ewig Heil, zu singen dem süßen Gast Willkomm, zu bringen ihm ein Lämmlein fromm. Bald kommen auch gezogen fern die heiligen drei König‘ mit einem Stern. Sie knieen vor dem Kindlein hold, schenken ihm Myrrhen, Weihrauch, Gold. Vom Himmel hoch der Engel Heer frohlocket: ,Gott in der Höh‘ sei Ehr!‘“ (von Eduard Mörike) Wir wünschen allen ein gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Start ins Jahr 2025! Leni, Christina und Daniel Nun zu unserer Heimatstube in Zirndorf. Wie in der letzten Ausgabe berichtet, mußten wir unseren Raum, in welchem wir viele Jahre waren, verlassen. Unser gesamtes Mobiliar, das heißt auch Stühle, Tische, Bücher, Vitrinen, Geschirr, steht schon im neuen Raum. Leider ist der uns neu zugeteilte Raum viel kleiner. Daniel und ich müssen sehen, wie wir alles unterbringen. Da wir alleine sind, wird es mit Sicherheit März, bis wir wieder eröffnen können. Wir möchten den neuen Raum mit einer kleinen Feier und vielen Gästen einweihen. In der März-Ausgabe geben wir bekannt, wann das sein wird. Christina und Daniel

Rodisfort

Gemeindebetreuer Rudi Kreisl, Memminger Straße 15, 90455 Nürnberg, Telefon (09 11) 88 82 02, eMail: Rudolf.Kreisl@ gmx.de All unseren Rodisfortern Geburtstagskindern im Dezember viele gute Wünsche, vor allem recht gute Gesundheit im neuen Lebensjahr. Besonders gratulieren wir Mizzi Steppe/Rück, 76337 Waldbronn-Reichenbach/ Albtal, zu ihrem 92. Geburtstag am 28. Dezember. Unseren Kranken viel Kraft und gute Genesung. Dezember – Weihnachten steht vor der Tür. Wie schnell doch so ein Jahr vergeht. Der unserer Heimatkultur eigene, gläubige Frohsinn lebt am schönsten

im Advents- und Weihnachtsbrauchtum. Dem Herrgott standen wir alleweil nahe. Gottentrückte Sitten waren im Egerland ebenso selten, wie ausgesprochen dogmatische Brauchtümer. Sie beinhalten vielmehr etwas Lebendiges, Naturhaftes, Menschlich-Gläubiges. Überlieferte Gestalten (zum Beispiel da Zemba, d‘Fosnatnoarren), die das Böse zu bestrafen und das Gute zu belohnen pflegen, sind dem Spaß immer mehr als dem Ernst zugetan. Dieser Art von Lebensfreude waren nicht einmal unsere Priester abhold. Sie waren keine Spaßverderber, zumindest dort nicht, wo es um einen natürlichen Witz oder echten Spaß ging. Von natürlich-kindlichem Humor waren vor allem die Weihnachts- und Sternsingerbräuche durchdrungen. So strahlten aus dem braunen, weißen und schwarzen Gesichtchen der „halinga drei Königh“ die Äuglein meist dann am hellsten, wenn die Zungen losschlugen: „Und wenn wir af’s Gauha werdn wieda singa, so wolln wir euch wieder in Freuden finda.“ Daß die Weihnachtsvorfreude auch bei uns zur schönsten Freude im Lebenslauf zählte, bedarf keiner besonderen Hervorhebung. Ich habe für Sie auch dieses Jahr wieder einen Weihnachtsbrief verfaßt, den Sie in den nächsten Tagen in Ihrem Briefkasten finden werden. Über Ihre Rückmeldungen zum Weihnachtsbrief, positiv wie negativ, würde ich mich freuen. An dieser Stelle bedanke ich mich recht herzlich bei all denen, die mich mit Nachrichten zur Bekanntmachung in unserer Heimatzeitung sowie auch mit Geldspenden für meine Porto- und Auslagenkasse, versorgt haben. Bitte halten Sie mir und unserer Heimatzeitung auch im kommenden Jahr die Treue, und wenn Sie an den Feiertagen mit Verwandten und Bekannten sprechen, werben Sie bitte für den Bezug unserer Heimatzeitung. Ich wünsche Ihnen allen eine schöne, ruhige Adventszeit und ein glückliches, friedliches und besinnliches Weihnachtsfest. „Bleibt’s ma g’sund, damit ma uns im Neua Gauha wieda irchandwöi z’såmmfinna.“ Wir bleiben in Verbindung! Es grüßt Sie alle recht schön, Ihr Rudi Kreisl

n  22. Dezember 1924: Der Voranschlag der Bezirksverwaltungskommission weist einen Abgang von 5 311 993 Kč aus. n  23. Dezember 1924: Die Stadtvertretung beschließt die Chlorierung des Nutzwassers und bewilligt Kč 199 999 zur Anschaffung der Apparate. Freiwillige Feuerwehr: Rechnungsrat Oskar Richter wird zum Kassier gewählt. Die Kassenbarschaft des Vereins beträgt 30 195 Kč. Mitgliederstand zum 31. Dezember 1924: 736. n  27. Dezember 1924: Ingenieur Othmar Kallina, Abgeordneter, wird wegen Übertretung von §14 des Schutzgesetzes dem Gericht ausgeliefert. n  28. Dezember 1924: Heinrich Bernhardt, Hausbesitzer und Inhaber eines Elektroinstallationsgeschäfts, stirbt im Alter von 55 Jahren. Er war Schützenoberleutnant und Meister vom Stuhl der hiesigen Freimaurerloge „Munificentia“. Im Jahr 1924 weilten 49 225 Kurgäste in Karlsbad.

Sodau–Halmgrün– Großenteich Gemeindebetreuer Rudi Kreisl, Memminger Straße 15, 90455 Nürnberg, Telefon (09 11) 88 82 02, eMail: Rudolf.Kreisl@ gmx.de Allen Geburtstagskindern im Dezember viele gute Wünsche, vor allem recht gute Gesundheit im neuen Lebensjahr. Besonders gratulieren wir Annemarie Mertz/Schreiber, 98669 Veilsdorf Nr. 145, zum 90. Geburtstag am 12. Dezember. Den Kranken unter uns baldige Genesung, Schmerzlinderung und möge die Krankheit zum Stillstand kommen. Dezember – ein Monat reich an Tagen zum Feiern, Beten, Innehalten und zur Besinnung. Das Weihnachtsfest mit seinem Lichterglanz wird bald vorüber sein, und ich bin überzeugt, daß neben dem Lichterglanz so manche Träne in den Augen meiner Landsleute geglänzt haben wird, denn unsere Gedanken weilten doch in der Heimat. So mancher wird im Geist die vertrauten Wege gegangen sein, die uns durch verschneite Wälder, vielleicht nach Maria Sorg, zum Wölfling, Hahnberg, Glasberg oder an einen anderen Ort brachten. Ein Blick vom Hohnberg oder Glasberg zauberte uns ein Bild wie in einem Märchen vor, wenn wir unser verschneites Land so vor uns liegen hatten. Dazu kam die Fernsicht bis zum Duppauer Gebirge. Wir mußten uns sagen „O Heimat, wie bist du so schön!“ Zu einem richtigen Weihnachten gehört eben Schnee, und wenn wir nicht die Weihnachtsglocken gehört hätten, wäre in uns gar keine Weihnachtsstimmung aufgekommen. Glück auf ins Neujahr 2025! Ich habe für Sie auch dieses Jahr wieder einen Weihnachtsbrief verfaßt, den Sie in den nächsten Tagen in Ihrem Briefkasten finden werden. Über Ihre Rückmeldungen zum Weihnachtsbrief, positiv wie auch negativ, würde ich mich freuen. An dieser Stelle bedanke ich mich recht herzlich bei all denen, die mich mit Nachrichten zur Bekanntmachung in unserer Heimatzeitung sowie auch mit Geldspenden für meine Porto- und Auslagenkasse versorgt haben. Ich wünsche Ihnen allen eine schöne, ruhige Adventszeit und ein schönes, friedliches und besinnliches Weihnachtsfest. „Bleibt’s ma g’sund, damit ma‘ uns alla im Neua Gauha wieda irchandwöi z’såmmfinna.“ Wir bleiben in Verbindung! Ihr Rudi Kreisl


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Sudetendeutsche Zeitung Folge 50 | 13.12.2024

Egerer Landtag e. V., Geschäftsstelle in 92224 Amberg, Paradeplatz 11; Vorsitzender: Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Aubergstraße 21, 83352 Altenmarkt, Telefon (0 86 21) 6 36 27, eMail wolf-dieter.hamperl@online.de Stellvertretende Vorsitzende: Helmut Reich und Dr. Ursula Schüller Für die Egerer Zeitung zuständig: Prof. Dr.-Ing. Alfred Neudörfer, eMail A.Neudoerfer@gmx.de – Kassenführung: Ute Mignon, eMail ute.mignon@online.de Spenden an: Sparkasse Amberg-Sulzbach, IBAN: DE73 7525 0000 0240 1051 22 – BIC: BYLADEM 1 ABG Verantwortlich vonseiten des Egerer Landtag e. V.: Dr. Wolf-Dieter Hamperl – Redaktion: Lexa Wessel, Redaktionsschluß: 20. des Vormonats.

� Egerer Landtag e.V. – Balthasar-Neumann-Plakette

Plakettenverleihung Die Balthasar-Neumann-Plakette wurde an den Amberger Oberbürgermeister Michael Cerny überreicht:

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m Dienstag, den 15. Oktober 2024, trafen sich im Amtszimmer von Oberbürgermeister Cerny der Vorsitzende des Egerer Landtag e.V., Dr. Wolf-Dieter Hamperl, sein Stellvertreter Professor Dr.-Ing. Alfred Neudörfer und Kassenwartin Ute Mignon. Anlaß war die Verleihung der Balthasar-Neumann-Plaket-

te, der höchsten Auszeichnung des Vereins, an den Oberbürgermeister der Patenstadt Amberg. Cerny erzählte von seinen Eltern, die aus Falkenau stammten, und von seiner Schulzeit, als er den damaligen Vüarstaiha der Egerlanda Gmoi z‘Amberg, Lois Eißner, als Erdkunde- und Biologielehrer hatte. Dann diskutierte man über die 70 Jahre dauernde Patenschaft der Stadt Amberg über die Vertriebenen aus Stadt und Land Eger und die vielen gemeinsa-

men Veranstaltungen, zuletzt die schöne Feier zum 70jährigen Bestand der Patenschaft, an der Oberbürgermeister Cerny nicht teilnehmen konnte. Dieser hatte den Verein dazu bewegt, bei der Sicherung seiner Archivalien, Bibliothek und musealen Exponaten neue Wege zu gehen. Für seine Verdienste um unseren Verein in seiner Amtszeit überreichte Vorsitzender Hamperl an Oberbürgermeister Cerny die hohe Auszeichnung. Thomas Graml

Vorsitzender Dr. Wolf-Dieter Hamperl überreichte die Balthasar-Neumann-Plakette an Amberger Oberbürgermeister Michael Cerny. Daneben Ute Mignon und Prof. Dr.-Ing. Alfred Neudörfer. Bild: Simon Hauck

� Alice Boeck – Meine erste bayerische Weihnacht 1946

Weihnachtsgeschichte Alice Boeck (gest. 14.01.2018), aus Haslau bei Eger, verfaßte eine Weihnachtsgeschichte, die hier abgedruckt wird: Meine erste bayerische Weihnacht – Erinnerungen an den Heiligen Abend 1946:

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I

m Rahmen der Krippenausstellung „Transeamus usque Bethlehem – Gehen wir weiter nach Bethlehem“ im Stadtmuseum in Amberg wird die große Kastenkrippe des „Egerer Landtag e.V.“ gleich am Eingang gezeigt. Sie stammt aus Kotigau bei Königsberg an der Eger und wurde am 18. November 1994 antiquarisch erworben. Die Rahmen sind weiß lackiert, drei Seiten bestehen aus Glas. Im Kasten sieht man eine steile Landschaft mit etwa 25 geschnitzten Figuren und rund zwanzig Tieren. Es handelt sich nicht um eine typisch Königsberger Krippe. Die Figuren sind etwa sieben Zentimeter groß und bunt bemalt. Die Ausstellung ist vom 23. November 2024 bis zum 12. Januar 2025 im Stadtmuseum Amberg, Zeughausgasse 18, zu sehen: Samstag und Sonntag 11–17 Uhr, Dienstag bis Freitag 11–16 Uhr. Geschlossen: montags, 24./25. Dezember, sowie 31. Dezember und 1. Januar. Frohe und gesegnete Weihnachten wünscht Ihnen allen, Dr. Wolf-Dieter Hamperl Bild: Dr. Julia Riß

ast 68 Jahre sind seitdem vergangen. Aber noch nach Jahren erinnere ich mich der Fichtenzweiglein, die wir aus dem Wald holten, um ein bißchen Weihnachtsstimmung in unsere armselige Behausung zu zaubern: in das kleine Dachzimmer, zwischen dessen schrägen von Reif glitzernden Wänden wir am Heiligen Abend beisammen hockten wie drei aus dem Nest gefallene Vögel. Hatten wir es am 24. Dezember 1946 ein wenig wärmer als sonst? Oder waren wir beim Holzsammeln wieder einmal zu kurz gekommen? Hatten Flinkere als wir uns die letzten Asterln und Tannenzapfen vor der Nase weggeschnappt? Wie sauber aufgeräumt, besser gesagt ausgeräumt, damals die Wälder waren, das kann man sich angesichts des heutigen wilden Zustands kaum vorstellen. Kam man mit leerem Sack heim und war auch sonst nichts mehr zum Heizen da, blieb zum Aufwärmen nur das Bett. Dessen Laken waren jedoch wegen der feuchten Wände, von denen man die Eiskristalle immer wieder mit dem Messer abschaben mußte, ebenfalls ungemütlich klamm. Da half nur noch ein heißer Ziegel aus der Ofenröhre fürs Bett, vorausgesetzt das Feuer brannte. Obwohl uns in dieser kalten Zeit, neben Hunger und Heimweh, die Knappheit von Holz und Kohlen zu schaffen machte, kamen wir Kinder dennoch auf unsere Kosten. Es war Winter, und es gab Schnee in Hülle und Fülle.

Besonders romantisch waren die Rodelfahrten bei Mondschein. Das hatte es daheim in Haslau nicht gegeben. Schwärmerisch schrieb ich in mein Tagebuch: „Ein weißer Traum! Jetzt habe ich Bergen, ein Ort im Chiemgau, schon viel lieber, vielleicht wird es mir doch noch zur Heimat. Im Winter ist es hier wunderbar. Alles wie verzaubert. Unter tausend Sternen sausten wir ins Tal, und nichts als glitzernder Schnee und klirrende Kälte.“ Abschub, odsun, hieß offiziell die Aussiedlung von mehr als drei Millionen Deutschen aus ihrer angestammten Heimat. Laut Beschluß der Siegermächte im August 1945 in Potsdam sollte sie in „humaner und geordneter Weise“ erfolgen. Aber von Beschlüssen und Verordnungen wußten wir ohne Radio und Zeitungen nichts. In dumpfer Ergebenheit beugten wir uns dem Schicksal. Die nächst Betroffenen, nämlich unsere unfreiwilligen Gast-

geber in Bayern, kannten die Zusammenhänge noch weniger als wir. Wie sollten sie verstehen, warum plötzlich eine solche Menschenlawine über ihr Land hereinbrach? Der Krieg war doch längst vorbei, und man mußte bereits jahrelang die Unterbringung von verschickten Kindern, Evakuierten und Flüchtlingen aus dem Osten verkraften. Aus Unkenntnis aber entstehen Vorurteile. Diese bekamen wir als Ablehnung anfangs auf Schritt und Tritt zu spüren. Wir wurden sogar gefragt, warum wir uns denn mit den Tschechen nicht mehr vertragen hätten. Gelegentlich wurden wir selbst für Tschechen gehalten. Am besten war es darum, den Mund zu halten. Viele von uns verstummten damals ganz. Nicht einmal den eigenen Kindern erzählten sie, woher sie kamen und was sie erlebt hatten. Verdrängt, aber nicht vergessen – vieles kommt nach all den Jahren erst jetzt an die Oberfläche.

Chiemgauer Berge.

Ob am Heiligen Abend 1946 bei uns auch Kerzen brannten, ist mir aus dem Gedächtnis entschwunden. Umso lebhafter erinnere ich mich an die kleinen Malereien, die mein Bruder der Mama und mir als Christkindl zugedacht hatte. Zu unserer Freude trug er außerdem das extra für das Fest auswendig gelernte Gedicht vom Bübchen auf dem Eis vor. Trotz allem wurde es doch recht gemütlich. Wir freuten uns an uns selbst und ahnten nicht, daß das Schicksal bereits zum nächsten Schlag ausholte. Mein geliebter einziger Bruder hatte nur noch sechs kurze Wochen vor sich. Am 11. Februar/Feber 1947 war sein Erdenweg unerwartet und ganz plötzlich zu Ende. Die dunkelsten Stunden standen mir also noch bevor. Aber das Leben ging weiter. Wir fanden Menschen, die uns halfen, die uns Hoffnung gaben und Mut machten, wofür ich heute noch dankbar bin.

Bild: Pixabay

� Geburtstage im Dezember

Glückwünsche an alle Jubilare Wir wünschen allen Geburtstagskindern, auch den hier nicht extra genannten, im Monat Dezember 2024 alles Gute, viel Freude und großes Glück zum neuen Lebensjahr! Wir gratulieren ganz herzlich allen Geburtstagsjubilaren des Egerer Landtag e.V. zu ihrem hohen Geburtstag. Die besten Wünsche und viel Gesundheit, sowie

bei Krankheit gute Besserung, sprechen wir ihnen zu ihrem Ehrentag aus: n  Geboren am 14. Dezember 1930: Gisela Wunderlich, 95676 Wiesau.

n  Geboren am 21. Dezember 1929: Erich Heinl, 35606 Solms. n  Geboren am 25. Dezember 1931: Karl Fischer, 61118 Bad Vibel. n  Geboren am 27. Dezember 1930: Margareta Domke, 85049 Ingolstadt. n  Geboren am 30. Dezember 1931: Luise Münzel, 70567 Stuttgart.


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