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Der schwarze Reiter Ein Museumsstück im Fokus

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Nah am Himmel

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Der schwarze Reiter

Diese schwarze Reiterfigur gehört zur einer Ginerkrippe, so genannt, weil sie aus der Werkstatt des Krippenschnitzers Johann Giner stammt. Er gilt als Begründer der Tiroler Krippe. Die Figur an sich scheint auf den ersten Blick nichts Besonderes an sich zu haben, sie ist – muss man sagen – noch nicht einmal besonders schön geschnitzt, so als ob es der Schnitzmeister eilig gehabt hätte. Oder als ob er lustlos gewesen wäre. Doch wofür die Figur steht und der Kontext, in dem sie entstanden ist, fasziniert.

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Johann Giner, geboren 1756 in Thaur in Tirol, gestorben1833 ebenda, lebte in der kirchenskeptischen Epoche der Aufklärung und der Napoleonischen Kriege. In einer Zeit also, in der teure Kirchenkunst und üppige Weihnachtsfeste bei der Obrigkeit, heute würde man sagen, aus der Mode gekommen waren. Kaiser Josef II. in Wien hatte das öffentliche Aufstellen von übermäßig geschmückten Krippen 1782 sogar verboten. Krippen

schnitzer Giner lechzte nach Aufträgen. Bald schnitzte er nur noch für sich selbst und ganz anders als seine dem pompösen Barock verfallenen Vorgänger. Er schuf einfache Figuren, keine Könige, keine Heiligen, Menschen aus dem Volk: Hirtenbuben in Alltagskleidung oder eben, wie hier im Bild, Reiter mit Trompeten aus dem Tross der Heiligen Drei Könige. Giners Motive sind voller orientalischer Exotik und von den Kriegen geprägt, die Österreich im 17. Jahrhundert zur Abwehr der Osmanen geführt hatte.

Die Figuren wirken nicht steif wie in der Barockzeit, sie erscheinen – lebendig. Sie scheinen Gefühle zu zeigen. Die Hirten stehen in Gruppen versammelt, diskutierend, sie führen Kinder an der Hand, lassen sich von Engeln den Weg weisen. Die Pferde lupfen trotzig die Vorderhufe, die Reiter lassen mit aufgeblasenen Backen die Trompeten ertönen.

Das gefiel den Menschen: Giners Figuren und Krippen wurden schnell zu Bestsellern.

Krippenfigur: Schwarzer Reiter

Alter: rund 220 Jahre Herkunftsort: Thaur bei Innsbruck, Tirol Material: Holz, bemalt

Diözesanmuseum Brixen

+ Das Diözesanmuseum in der Brixner Hofburg umfasst neben wertvoller kirchlicher Kunst aus dem Mittelalter und der Neuzeit auch eine umfangreiche Krippenausstellung mit Krippen in über 80 Vitrinen. Darunter auch Elfenbein- oder Terrakottakrippen oder ein Exemplar aus dem 18. Jahrhundert, das alleine schon aus über 5 000 Figuren besteht. Die Brixner Sammlung gilt als die bedeutendste weltweit.

+ Hofburgplatz 2, 39042 Brixen, +39 0472 830 505

www.hofburg.it

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