3 minute read

Nah am Himmel

Pisten, die man vor dem Befahren mit den eigenen Skiern festtrat. Wackelige Korblifte, in denen der eiskalte Wind um die Ohren pfiff. Aber auch mondäne Sonnenterrassen und quietschbunte Modestatements. Eine Fotoreise zu den Anfängen des Skifahrens

Advertisement

Der Pfannspitz-Sessellift – der erste Sessellift der Plose – mit der Geislergruppe im Hintergrund auf einer Postkarte aus dem Jahr 1965

Rauf und runter

Keine Skilifte, keine Funktionskleidung – und keine präparierten Pisten: Die Anfänge des Skifahrens in der Umgebung von Brixen waren abenteuerlich. Meist reichte ein verschneiter Hügel, den man mit den Skiern an den Füßen hochstapfte, um dann im knöchelhohen Schnee hinunterzurutschen. Wollte man glatte Abfahrten, trat man den Schnee selbst fest. Schnell hatte man festgestellt, dass die aus Norwegen importierte Telemark-Fahrtechnik für die steilen Hänge der Alpen nicht geeignet war. Eigene Techniken, Bindungen und Skiformen wurden entwickelt: Das Alpinskifahren war geboren.

Trockentraining

Eine Gruppe Skifahrer macht sich im März 1946 in Meransen unterhalb des Gitschbergs auf den Weg in Richtung Abfahrtsvergnügen – per pedes. Skifahren war damals eine spartanische Angelegenheit, es gab kaum Infrastrukturen am Berg. Einzig von Mühlbach hoch nach Meransen führte ab 1957 eine Seilbahn. Einige findige Südtiroler Bauern hatten zwar schon ab den 1920er-Jahren ihre Almhütten zu Skihütten umfunktioniert und in den 1930er-Jahren gab es erste einfache Lifte, doch in Schwung kam die touristische Entwicklung erst nach dem Zweiten Weltkrieg. In ganz Südtirol entstanden Skihütten, Berghotels und Lifte, die Touristen lange Aufstiege zu Fuß ersparten.

Alle ins Körbchen

Den Anfang machte 1950 ein bescheidener Schlepplift – doch gegen Ende des Jahrzehnts ging der Skibetrieb auf der Plose richtig los: Eine Seilbahn verband Brixen mit dem Dorf St. Andrä, von dort führte eine zweite auf den Berg. Gleich neben der Bergstation in Kreuztal wurde am 8. Dezember 1964 der legendäre Korblift zum Gipfel der Plose eröffnet, der bis 1985 seinen Dienst tat. Zwei Personen fanden in jedem Korb – aufrecht stehend – Platz, oft gab es lange Warteschlangen beim Einstieg. Auf der Liftfahrt pfiff mitunter ein eisiger Wind um die Ohren. An besonders kalten Tagen bekamen Skifahrer deshalb beim Einstieg eine Wolldecke, in die sie sich einwickeln konnten. Oben angekommen, gaben sie diese wieder ab.

Wonne und Sonne

„Auf der Plose, welche Wonne! Guter Schnee und immer Sonne“, lautete ein Werbespruch für das Skigebiet in den 1970er-Jahren. 1971 entstand auch dieses Werbeplakat der Plose mit dem bekannten Peitlerkofel im Hintergrund. Die Siebziger waren für den Wintertourismus im Eisacktal ein besonders wichtiges Jahrzehnt: 1970 wurden am Gitschberg die ersten vier Skilifte gebaut, 1976 eröffnete das Skigebiet Jochtal.

Preisfrage

In der Skisaison 1968/69 kostete ein Tagesskipass auf der Plose an Sonntagen 2 200 italienische Lire – das entspricht heute etwa 20 Euro. Für 7 500 Lire, nach heutigem Wert etwa 70 Euro, konnte man in der Hauptsaison eine ganze Woche lang skifahren. Im Angebot standen nur vier Pisten und vier Lifte – eine Verbindung zur Pfannspitze, die heute Teil des Skigebiets ist, gab es damals noch nicht.

Mondänes Kreuztal

Die Brixner Unternehmerfamilie Erler erbaute in Kreuztal – direkt unter dem Hügel, auf dem Jahre später die Seilbahn-Bergstation entstehen sollte – ein Hotel, dessen hölzerne Sonnenterrassen ein besonders beliebter Treffpunkt für Skifreunde waren. Ab 1953 gab es gleich nebenan einen hoteleigenen Schlepplift, den „Erlerlift“. Heute startet an dieser Stelle der moderne Vierer-Sessellift „Schönboden“ – das Hotel ist hingegen nicht mehr zu sehen, es fiel 1990 einem Brand zum Opfer.

This article is from: