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Stadtplanung

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NOUVELLE NAHDA FILMSTILLS:

wusstsein dafür. Und die Bereitschaft, etwas loszulassen, das seine Gültigkeit verloren hat.» Erwachen im Sinne von Nahda beginne auf der persönlichen Ebene, und erst danach könne es zu einem kollektiven Erwachen erstarken, zu einer Bewegung, sagt Nehme.

«Kunst und Kultur können nicht alle Probleme dieser Welt lösen, aber einen Raum schaffen für neue Ansichten. Sie begünstigen ein Klima des gegenseitigen Verständnisses. Der Akt des Zuhörens kann lebensverändernd sein: Wir leben in einer polarisierten Welt, in der wir uns bemühen müssen, den Standpunkt des Gegenübers zu akzeptieren und nicht zu verurteilen.» Die Corona-Pandemie sieht Nehme als eine Chance für die Menschheit. «Wir befinden uns mitten in einem kollektiven Erwachen. Die Welt ist dabei, sich in einem grossen Ausmass zu verändern, aber noch können wir die ganze Tragweite nicht erkennen, weil wir damit beschäftigt sind, diese Krise zu überstehen. Nahda hat in diesen Zeiten eine neue Bedeutung erhalten.»

«Nouvelle Nahda», Koproduktion Theater Neumarkt Zürich und Kulturraum STATION Beirut; Episode 1: Onlinepublikation und Video-Talks; Episode 2: Filmessay «Nouvelle Nahda», Video on Demand; Foto-Sound-Textinstallation mit Bildern von Myriam Boulos und Soundpieces von Nour Sokhon; «Kosmopolitics», Gespräch über 10 Jahre Arabellion, Mo, 22. März, mit Samir, Ibrahim Nehme u. a., Kosmos, Zürich. Alle Infos online. www.theaterneumarkt.ch

Kosmische Fabelgestalt

Buch «Licht im Dunkeln» schildert die abenteuerliche Geschichte vom ersten Bild eines Schwarzen Lochs.

Dienstag, 10. April 2019, 15.07 MEZ. In einem weltweit synchronisierten Event wird zeitgleich in Brüssel, Washington, Tokio, Santiago de Chile, Shanghai und Taipei der Weltöffentlichkeit die erste Aufnahme eines riesigen Schwarzen Lochs präsentiert – von Messier 87 (kurz M87), 6,5 Milliarden Sonnenmassen schwer, 55 Millionen Lichtjahre entfernt. Die Projektion zeigt einen rot glühenden Ring um ein tiefschwarzes Zentrum. «Eine kosmische Fabelgestalt», schreibt der Astrophysiker Heino Falcke, hat zum ersten Mal «für jeden sichtbar Form und Farbe angenommen.»

Dabei muss man sich mal vorzustellen versuchen, womit man es hier zu tun hat. Supermassereiche Schwarze Löcher sind Weltraumfriedhöfe. Sie verschlingen schier unersättlich Gasnebel, Planeten und Sterne. Sie krümmen den Raum und scheinen selbst den Lauf der Zeit anzuhalten. Was ihnen zu nahe kommt, wird nie wieder freigegeben – nicht einmal das Licht. Doch wie soll man so etwas dann überhaupt sehen können?

Hinter diesem «das Unmögliche möglich machen» steht eine gewaltige, weltweite Koordinationsarbeit: wissenschaftlich, finanziell, räumlich. Hunderte von Forscher*innen, die teilweise unter Lebensgefahr jahrelang zusammengearbeitet haben. Radioteleskope rund um die Welt, die aufeinander abgestimmt werden mussten. Ein Kraftakt der Wissenschaft. Und eines ihrer grossen Abenteuer, das Millionen Menschen begeistert hat.

Das Buch von Heino Falcke und Jörg Römer erzählt, packend und verständlich, von diesem Abenteuer. Zugleich ist es eine gute Einführung in die Astrophysik. In klaren Schritten schildert es die Geschichte der Astronomie, erklärt die Relativität von Raum und Zeit und führt uns vom Urknall, dem Beginn der Zeit, bis hin zu den Schwarzen Löchern, die für das Ende dieser Zeit stehen. Und sei es auch nur deshalb, weil am Rand von Schwarzen Löchern unsere Möglichkeit, zu forschen und zu messen, endet.

Die Geschichte, die hier erzählt wird, ist auch ein Stück Menschheitsgeschichte. Immer schon haben die Menschen zum Himmel aufgeblickt. Und die Astronomie entstand nicht zuletzt aus der Hoffnung, in den Sternen Antwort auf die grossen Fragen des Lebens zu finden. Heino Falcke, nicht nur hoch dekorierter Wissenschaftler sondern auch gläubiger Christ, stellt sich auch diesen Fragen, die umso brennender werden, je mehr wir uns der Grenzen unseres Wissens bewusst werden – gerade dann, wenn wir sie zu erweitern versuchen. CHRISTOPHER ZIMMER

ZVG

FOTO:

Heino Falcke, Jörg Römer: Licht im Dunkeln.

Schwarze Löcher, das Universum und wir. Klett-Cotta 2020, CHF 36.90

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