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Tour de Suisse

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Inklusion

Inklusion

Pörtner in Birsfelden

Surprise-Standorte: Birsfelden Einwohner*innen: 10463 Sozialhilfequote in Prozent: 3,0 Anteil ausländische Bevölkerung in Prozent: 30,7 Grösstes Kraftwerk der CH: Flusskraftwerk Birsfelden

mit Warmwasser und Heizwärme für 1200 Haushalte

drei hohe Wohnblöcke und die beiden noch viel höheren RocheTürme schweift. Fast fertig ist es, das höchste Haus der Schweiz, zurzeit wird es noch überragt von einem Kran, dessen Führer äusserst schwindelfrei sein muss. Schiffe werden keine durchgeschleust – ob das dem Wasserstand oder der Weltwirtschaftslage geschuldet ist, lässt sich nicht feststellen. Vor Anker liegt das imposante Tankschiff «Justine» aus Hamburg.

Die Infotafel erinnert daran, dass der Rhein einst der wichtigste Fluss für Lachse war, diese aber während Jahrzehnten verschwunden waren und nun wieder angesiedelt werden. So ist der Atlantische Lachs vom Fluss in die Supermarkt Kühltruhe umgezogen, wo er auch in kleinen Filialen ganzjährig erhältlich ist, während er, als er noch im Rhein lebte, eine gesuchte Delikatesse war. Auf der Brücke trifft man sich trotz des zweifelhaften Wetters. Rentner auf Velos halten mit quietschenden Bremsen an und plaudern ausführlich. Die aus Wohn und Bauwagen bestehende CaféBar macht trotz auf Plakaten angekündigten «Open Days» gar nicht erst auf. Verständlich, es ist fast niemand unterwegs, an einem üblichen Sommertag würde es auf der Wiese wohl summen. Die Feuerwehr verfügt über ein Bootshaus und Löschboote. Zwei Feuerwehrleute schieben mit langen Rechen und Haken das angeschwemmte Treibholz zurück.

Im Bus beschimpft ein grosser Mann, der einen Aschenbecher mit sich führt, alle Maskenträger*innen als leichtgläubige Vollopfer und rattert in breitem Ostschweizer Dialekt Statistiken zur Sterblichkeit bei Lungenentzündungen herunter.

In Birsfelden hingegen ist es still. Die Kirche steht im Dorf, neben der Feuerwehr. Ein Mann mit einem auffälligen Schnauz, einem sogenannten Handlebar Moustache, also einem Velolenker Schnurrbart, führt seinen Hund spazieren. Die Bezeichnung stammt aus einer Zeit, als alle Velo (und Töff)Lenker eine ähnliche Form hatten: gerade mit gebogenen Enden. Inzwischen gibt es zu jeder SchnauzForm den passenden Velolenker, sodass der Begriff nicht mehr viel aussagt. Ein kleines Gemeindefahrzeug transportiert eine veritable Fahnenstange, die abenteuerlich auf und ab wippt. Im Schaukasten mit den amtlichen Mitteilungen hängen die Todesanzeigen. Ein Mann ist kurz nach seinem 105. Geburtstag gestorben. Er hatte Jahrgang 1916, war also 23 Jahre alt, als der Zweite Weltkrieg ausbrach. Trotz Mittwochnachmittag ist der Spielplatz leer. Der Betreiber des Glacewagens poliert den Abfalleimer auf Hochglanz. Ein anderer Mann pflückt etwas in der Wiese, Hasenfutter oder Heilkräuter. Das Gestrüpp vor der Bank am Rheinufer wird nicht zurückgeschnitten, was auch eine hübsche Aussicht ergibt, der Fluss ist so nur zu hören, er rauscht gewaltig.

Abgesagt wurde die 1. Augustfeier auf der Kraftwerkinsel. Offiziell wegen der nicht kalkulierbaren Coronasituation. An diesem Tag hätte ein drohendes Hochwasser ein ebenso guter Absagegrund sein können.

Schade ist es so oder so, denn die Kraftwerkinsel erweist sich als stille Oase, die über die Brücke bei der Schleuse erreicht wird, von wo aus der Blick über

STEPHAN PÖRTNER

Der Zürcher Schriftsteller Stephan Pörtner besucht Surprise-Verkaufsorte und erzählt, wie es dort so ist.

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