2 minute read

Tour de Suisse

Next Article
Veranstaltungen

Veranstaltungen

Pörtner in Basel

Surprise-Standort: Coop-Filiale Hauensteinstrasse Einwohner*innen (Stadt Basel): 200  408 Sozialhilfequote in Prozent: 6,7 Anteil ausländische Bevölkerung in Prozent: 37,7 Anzahl Bäume: 24 000

Die Hauensteinstrasse ist keine Passstrasse, wohl aber nach zwei Pässen benannt, dem oberen Hauenstein (731 mü.M.) und dem unteren (691 mü.M.), die eine Ecke wird mit der Scheltenstrasse gebildet, auch sie nach einem Pass benannt (1061 mü.M.), die andere Ecke mit der Passwangstrasse, hier sagt der Name schon alles.

Auf dieser sanften Hügelkuppe sehnt man sich nach Passstrassen, nicht den grossen über die mächtigen Alpenpässe, sondern nach den voralpinen, die für das weitere Umland eine Rolle spielen. Trotzdem ist man dem Berggebiet verbunden, die Kleider- und Schuhsammlung wird von der Patenschaft für Berggebiete durchgeführt, eine fröhliche Bergbauernfamilie ist auf dem Sammelcontainer abgebildet. Die Grossverteilerfiliale und die umliegenden Häuser wirken ländlich, obwohl sie auf Stadtgebiet liegen. Es gibt einen Zigarettenautomaten, der tatsächlich benutzt wird. Vor einem Monat hat der längste Flohmarkt der Region stattgefunden. Etwas verschupft, zwischen Veloständer und Kellertreppe, ist eine Plakatwand aus Karton aufgestellt, die bei Wind und Regen wohl drinnen versorgt wird.

Das Programm des Quartiertreffpunkts ist dicht gedrängt. Es läuft etwas, einfach nicht gerade jetzt und nicht gerade hier.

Neben dem zu erwartenden Angebot an Yoga, Jassen, Kino- und Kinderprogramm werden auf Anregung aus dem Quartier, mehr Bänke aufzustellen, Sponsoren für dieselben gesucht, nebst Ideen für originelle Standplätze. Es gibt eine Quartiersprechstunde, die Neuzuzüger*innen werden willkommen geheissen und, mutig in diesen polarisierten Zeiten, einen Polit-Talk. Dieser findet allerdings recht spät statt um 21.20 und dauert nur bis 22.00.

Es scheint ein gutsituiertes Quartier zu sein, stattliche Einfamilien- und Doppelhäuser in verschiedenen Baustilen des letzten Jahrhunderts, die meisten mit Garage, prägen das Bild, ein paar Reihenhäuser, aber auch diese mit Garten. Eine Sonnenbergstrasse findet sich und, als wäre das Berg- und Passthema damit nicht umfassend gewürdigt, ein Krachenrain samt Erklärung, dass es sich bei einem Krachen um einen steilen Gelände-Einschnitt, beim Rain um einen lang gezogenen Abhang handelt. Es ist lehrreich, die Strassenschilder zu studieren, neben geografischem eignet man sich auch Wissen über Mundartbegriffe an.

Die seltenen Kund*innen parken auf einem schmalen Asphaltstreifen, so schmal, dass mitunter die Pneus gegen den Randstein stossen und die Stille zerquietschen. Am Wochenende ist das Parken allerdings verboten. Ansonsten stehen die Autos einfach auf der Strasse, Markierungen gibt es keine, dafür weiter vorne eine veritable Allee, obschon nicht anzunehmen ist, dass Napoleons Armee je hier durchgezogen ist. Für diese seien Alleen angelegt worden, heisst es.

Erst weiter hinten steht eine Hochhaussiedlung, auf dem Parkplatz ein Lamborghini mit ausserkantonalem Kennzeichen. Er gehört vielleicht einem erfolgreichen Fussballer, der hier aufgewachsen ist. Auf der Strasse ist keiner, einkaufen geht niemand. Es sind wohl alle am Arbeiten, beim Yoga oder beim Jassen.

STEPHAN PÖRTNER

Der Zürcher Schriftsteller Stephan Pörtner besucht Surprise-Verkaufsorte und erzählt, wie es dort so ist.

This article is from: