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Ausstellung
Die australische Künstlerin Madison Bycroft geht in ihren Performances oft von Texten und Theorien aus. Hier in «uncommitted barnacle» von 2021. Die Ausstellung «Bang Bang» wurde vom kollektiven Netzwerk Performance Chronik Basel initiiert. Die Gruppe forscht seit 2006 mittels Oral History zur Performance-Kunst. (Im Bild: Madison Bycroft.)
Am Ursprung des kreativen Impulses
Ausstellung Das Museum Tinguely zeigt Performance-Kunst. «Bang Bang –translokale Performance Geschichte:n» konzentriert sich auf die Schweizer Szene, thematisiert aber auch den internationalen Kontext.
TEXT MONIKA BETTSCHEN
«Der Reiz der Performance liegt für mich darin, dass sie selbstmotiviert entstehen kann, ohne ein Aussenauge in Form einer Regie oder eines Feedbacks», sagt Andrea Saemann, Mitinitiantin der Ausstellung «Bang Bang – translokale Performance Geschichte:n» und selber Performance-Künstlerin. «Ich entdeckte diese Kunstrichtung für mich, als ich in Zürich Mitte der 1980er-Jahre eine Protestaktion miterlebte, bei der Aktivist*innen die Kanzleiturnhalle verhüllten. Ich sah, wie diese Leute Prozesse sichtbar machten, für kurze Zeit eine andere Realität schufen und Handlungsmöglichkeiten aufzeigten», erinnert sich Saemann. Die Ausstellung im Museum Tinguely zeigt denn auch, dass Aktivismus zwar ein kleiner, aber auch prominenter Teil dieser Kunstgattung ist, die einem sowohl in Kunsträumen als auch im öffentlichen Raum begegnen kann. Das Projektteam, dem neben Andrea Saemann auch Lena Eriksson, Séverine Fromaigeat, Muda Mathis und Chris Regn angehören, schuf den Rahmen, in dem in Basel PerformanceKünstler*innen über die Sommermonate ihr Schaffen zeigen.
Performances öffnen unverhoffte Zeitfenster und erschaffen situationsbezogen etwas Neues, das sich, im Gegensatz zu einem Gemälde oder zu einem Theaterstück, weder konservieren noch vermarkten lässt. «Während den Anfängen in den 1960er-Jahren war Performance noch geprägt von Happenings, Sit- und Sleepins. Das waren die Pionier*innen. Ich gehöre der zweiten Generation an, wollte deren Spuren lesen und daraus etwas Eigenes schaffen», sagt Saemann. «Heute beeinflusst Social Media die künstlerische Erfahrung. Die jungen Künstler*innen zeigen sich im Wissen um das Aussenauge. Sie spielen damit und hinterfragen so den Zeitgeist.»