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Interview VPOD

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Ausstellung

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lische Höchstleistungen erwarten, sagt Vogt. Das mache sie nicht mit: «Abfragen ist ok – aber ich bin doch keine Nachhilfelehrerin.» Eine Studie im Auftrag der Stadt Zürich zeigte: Die Ansprüche an Nannys sind sehr verschieden. Einige Familien engagieren sie als Ferienbegleitung oder als Animateur*innen. Andere brauchen «Notfall-Nannys», die kurzfristig einspringen können. Dritte wünschen sich eine Nanny mit Fremdsprachenkenntnissen, um den Kindern eine weitere Sprache mit auf den Weg zu geben.

Schlecht geschützt

Gerade Familien, deren eigene Muttersprache nicht Deutsch ist, engagieren gerne Nannys, die ihre Sprache sprechen. Mitunter Sans-Papiers, wie Bea Schwager von der Sans-Papiers-Anlaufstelle Zürich berichtet. Diese sind besonders schlecht vor Ausbeutung geschützt. Von allen Jobs im Bereich Hausarbeit, die Sans-Papiers in der Schweiz machen, gehört Kinderbetreuung zu den am schlechtesten bezahlten: Nur 11 Franken erhielten sie im Jahr 2004 durchschnittlich, wie eine Studie der Sans-Papiers-Anlaufstelle Basel herausfand. Oft haben diese Frauen in ihrem Herkunftsland eigene Kinder, die sie durch die Betreuung fremder Kinder finanziell unterstützen. Doch auch Menschen mit Aufenthaltsrecht sind bei der Arbeit im Privathaushalt Risiken ausgesetzt, denn hier kommt das Arbeitsrecht nicht zur Anwendung. Lediglich der auf Bundesebene geregelte Mindestlohn muss eingehalten werden, nicht aber weitere Bestimmungen wie Pausen, Arbeitszeit oder Ferien. Diese werden auf kantonaler Ebene zwar festgelegt, können aber durch einen Arbeitsvertrag unterboten und so ausgehebelt werden. Am anfälligsten für Ausbeutung ist das Modell der «Live-in-Nanny» oder der klassischen Au-pair, die bei der Familie wohnen und rund um die Uhr auf Abruf sind. Viele bieten ihre Dienste privat über Onlineplattformen wie etwa care.ch an und handeln die Bedingungen mit den Familien individuell aus.

Vogts Situation dürfte eher die Ausnahme sein: Sie ist bei der hauseigenen Nanny-Vermittlung einer lokalen Kindertagesstätte angestellt und dort sozial- und unfallversichert. Der Lohn wird monatlich auf ihr Konto überwiesen, selbst dann, wenn die Familien zu spät bezahlen. Zwischen 24 und 30 Franken pro Stunde – je nachdem, wie viele Kinder auf einmal sie betreut. Die Familien bezahlen zusätzlich für die Vermittlung und die Administration, die von der Kindertagesstätte übernommen werden. Die meisten Kinderbetreuerinnen in Privathaushalten sind von den Familien direkt angestellt. Unter anderem wegen dieser oft informellen Arbeitsverhältnisse ist über die Situation von Nannys in der Schweiz wenig bekannt. Es gibt nur eine Handvoll wissenschaftliche Untersuchungen zum Thema. Auch die Gewerkschaften tappen weitgehend im Dunkeln, denn Nannys sind schlecht vernetzt. Die meisten von ihnen sind Einzelkämpferinnen.

Die Arbeit im Privathaushalt, so die Studie der Stadt Zürich, führe zu «entgrenzten Arbeitsverhältnissen» – die Trennung zwischen Privatem und Beruflichem ist schwer zu ziehen. Das macht auch die Vermittlung manchmal schwierig, wie eine Angestellte von Vogts Nanny-Vermittlung sagt. Familien hätten etwa Bedenken, eine Nanny aus demselben Dorf einzustellen – der Einblick ins Familienleben sei zu privat und die Gefahr zu gross, dass sich etwas herumsprechen könnte. Dabei gelte bei ihnen die Schweigepflicht: Wenn Luisa Vogt morgens die imaginäre Linie vor ihrem Arbeitsplatz übertritt, lässt sie ihr eigenes Privatleben zurück und fügt sich in das Privatleben ihrer Arbeitgeber*innen ein.

«Mit schwierigen Situationen konfrontiert»

Gewerkschaftssekretärin Martina Flühmann vom VPOD erreicht Nannys nur vereinzelt.

Wer sind die Menschen, die typischerweise als Nannys arbeiten?

Was fast alle verbindet: Es sind Frauen. Ansonsten sind die Geschichten und Lebenssituationen sehr verschieden. Sie sind jung, älter, Schweizerinnen, Migrantinnen oder Sans-Papiers. Einige verfügen über sehr spezialisierte Ausbildungen in der Kinderbetreuung, andere wiederum über keine berufsbezogene Qualifikation.

Mit welchen Problemen wenden sich Nannys an Sie?

Die Probleme sind vielfältig wie: In welchem Umfang dürfen Überstunden angeordnet werden und wie werden diese abgegolten? Wie werden kurzfristige Absagen angerechnet? Oder wie grenzt man den Arbeitsbereich ein? Es gibt selten einen Stellenbeschrieb. Das kann dazu führen, dass Nannys neben der Kinderbetreuung auch viele Hausarbeiten übernehmen. Auch die berufliche Vorsorge ist oft Thema. Viele Nannys arbeiten tiefprozentig in unterschiedlichen Privathaushalten und die einzelnen Auftraggeber*innen sind je nach Höhe des Lohns nicht beitragspflichtig. Die Gefahr der Altersarmut ist so gross.

Wie können sich Nannys gegen Ausbeutung wehren?

Grundsätzlich können sie sich arbeitsrechtlich als auch kollektiv wehren. Manchmal ist die Hemmschwelle hoch, da die Arbeitsverhältnisse oft auch sehr persönlich sind. In einigen Fällen hängt zudem die Aufenthaltsbewilligung vom Arbeitsverhältnis ab und bei den «Live-in-Nannys» sogar das Dach über dem Kopf. Da sie alle allein arbeiten, fühlen sie sich auch in schwierigen Situationen allein.

Nannys sind selten gewerkschaftlich organisiert. Warum?

Es ist in diesem Beruf besonders schwierig, weil die Arbeiterinnen stark vereinzelt sind. Sie haben keine Kolleginnen vor Ort, mit denen sie sich austauschen könnten. Hinzu kommen Arbeitszeiten, die oft bis in den Abend hinein gehen und zusätzliche unbezahlte Care-Arbeiten zuhause. Da bleibt wenig Zeit für gewerkschaftliche Vernetzung. Es ist aber gerade der Austausch, der die gemeinsamen Probleme und Forderungen zutage fördert.

Die Unsichtbaren — eine Serie in mehreren Teilen

— Teil 1/Heft 522: Reinigungspersonal — Teil 2/Heft 524: Care-Arbeiterinnen — Teil 3/Heft 526: Klärwerkfachleute — Teil 4/Heft 528: Nannys

Wir lagern immer häufiger unliebsame oder wenig angesehene Arbeiten an andere aus: Putzen, Ernte, Care-Arbeit, Müllabfuhr. Wir möchten wissen, wer diese Arbeiten verrichtet und unter welchen Bedingungen. Und was dies für Folgen hat.

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