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Verkäufer*innenkolumne

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Aufgelesen

Aufgelesen

Verkäufer*innenkolumne Das Wetter

Wie werden wir mit gruseligem Wetter unserm bösen Vetter fertig?

Wenn’s regnet, denk ich: Der Regen will mir Gutes – auch meine Mutter dachte positiv: «Iss den Weisskohl, den Rotkohl, den Blumenkohl auf Deinem Teller!» Ich hasste das.

Wenn’s schneit, sag ich mir: Jetzt hat Gott alle Farben ausgelöscht! Damit ich den Pinsel nehme und die Welt ausmale. Ich male fürs Leben gern!

Wenn’s hagelt, fäustedick, meine ich: Sowas soll nie wieder sein. Ich bau mir jetzt eine Welt mit Dach. Mein Leitbild ist das Gute, und der erste Stein gehört mir allein. Wenn des Sommers Sonne meine Haut durchsticht und aus allen Poren der Körper weint, dann weiss ich: Ich steck den Kopf in kühles Nass. Die Hände halt ich sauber. Ich benetze auch die Arme, und setze zuletzt die Füsse in der Schöpfung wundersamen Quell.

Jetzt wird es Nacht. Der Himmel legt sich zur Ruh. Mir ist jetzt wohl. Das Wetter, mein Vetter, wird morgen viel netter.

NICOLAS GABRIEL, 58, verkauft Surprise an der Uraniastrasse in Zürich. Die Zeit beim Warten auf Kundschaft sei für ihn kostbar – welcher Beruf gewähre (dem Geist) so viel Freiheit?

Die Texte für diese Kolumne werden in Workshops unter der Leitung von Surprise und Stephan Pörtner erarbeitet. Die Illustration zur Kolumne entsteht in Zusammenarbeit mit der Hochschule Luzern – Design & Kunst, Studienrichtung Illustration.

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