mia Surselva Gästemagazin Sommer 2022

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mia Surselva

Das Gästemagazin aus der Tourismusregion Surselva


ALOIS CARIGIET L‘INSCENATUR Extract or dal maletg da paraid ‚Allegro con Spirito‘.

2-4 – 31-10-2022 MUSEUM CUORT LIGIA GRISCHA TRUN


MIA SURSELVA

Inhalt

Die Greinaebene – ein Kraftort! Entspannung, Erholung, oder doch lieber Abenteuer und Herausforderung … oder darf es ein bisschen von allem sein? Es gibt unzählig viele Gründe, den Weg unter die Füsse zu nehmen und die Greinaebene zu besuchen. Die Weite inmitten hoher Berge, die S ­ tille, faszinierende Farbspiele, wilde Wasserläufe. Den Mythos der GreinaHochebene muss man erleben. Eine Wanderung in die Greina bietet vier Aufstiegsmöglichkeiten verschiedener Schwierigkeitsgrade sowie landschaftliche Höhepunkte. Der Aufstieg von der Val Lumnezia bietet eine sanfte Wanderung mit fantastischem Blick vom Pass Diesrut über die Weite der Ebene in ­Richtung Tessin. Eine wildere, anstrengendere, aber landschaftlich k ­ aum zu «topende» Route ist der Aufstieg von der Val Sumvitg. Und nicht zu vergessen: zwei Aufstiege sind über das Tessin möglich. Bereits die Anreise in die Sonnenstube der Schweiz versetzt einen in ­Ferienstimmung. Die Greina lädt zum Verweilen ein und die Zeit wird schnell zur Nebensache. Es herrscht Einsamkeit und Wildnis pur. Die Hochebene bietet jedoch noch viel mehr. Sie bildet die Grenze zwischen den Kantonen Graubünden und Tessin und ist darum auch Sprachgrenze. Zusätzlich ist sie Wasserscheide nach Norden in den Rhein und nach Süden in den Po. Die Gesteinsvielfalt sowie Fauna und Flora begeistern alle Naturliebhaber. Während die Genusswanderer die Geheimnisse des Kraftorts Greina erkunden, werden sportlich ambitionierte Wanderer mit der Besteigung des markanten Péz Terri oder eines der anderen schönen Gipfel ihr Glück finden. Wie auch immer: Alle werden voller Eindrücke und m ­ it neuer Energie in den Alltag zurückkehren! Als Übernachtungsmöglichkeit und Ausgangspunkt zu Wanderungen empfiehlt sich die Terrihütte. Bereits ihr Standort ist atemberaubend. Sie thront auf einem Hügel mit einmaliger Aussicht in Richtung Tödi ­und Glarner Alpen. Der perfekte Ort, den Wandertag ausklingen zu lassen und den Sonnenuntergang mit einem Edelweisstee oder einem Glas Wein zu geniessen. So schön und friedlich kann das Leben sein!

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«Verweilen als neues ­Lebensgefühl»

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Pilze suchen und das Glück finden im Tal des Lichts!

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Ein Sympathieträger des Golfsports

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Golf für Gross und Klein, Alt und Jung

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Aller Anfang ist schwer

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Musikalisches Familienprojekt feiert Jubiläum

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Eine heitere Natur-WG am Fusse des Piz Mundaun

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Singen, wie der Schnabel gewachsen ist

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Übersichtskarte Sommer

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«Schichtwechsel – La Surselva»: Kunst macht Ilanz steinreich

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«Minas da Gulatsch» – ein Geheimtipp für Gross und Klein

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Stein auf Stein im Safiental

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Ein besonderes Tal mit allen Sinnen erleben

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Trun und Sumvitg: Das fast geheime Bike-Eldorado

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Surselvische Kulturgeschichte und zeitgenössische Kunst

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Eine alte Tradition stösst auf grosses Interesse

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Die Surselva auf einen Blick

Impressum Herausgeberin: Surselva Tourismus AG Redaktion: Cornelius Raeber, Viaduct; Tabea Ammann Auflage: 33 000 Exemplare Design und Produktion: Viaduct, viaduct.ch Bilder: Ueli Alder, Benedikt Alig, ­Daniel Ammann, Stefanie Blochwitz, Giancarlo ­Cattaneo, Gaudenz Danuser, Alice Das Neves, Lucia Degonda, Gion-Andri Derungs, Steven Kohl, Filippo ­Minelli, Erich Mühle­ thaler, ­Naturpark ­Beverin, Toni Trummer, Ann Ziegler, zVg Surselva Tourismus

Herzlich Doris und Toni Trummer-Tomaschett, Hüttenwart-Ehepaar Péz Terri

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www.surselva.info


LUMNEZIA – PUR A . GLISCH.

Lumnezia

«Verweilen als neues Lebensgefühl» Die Greinaebene mit ihrem kantigen Wahrzeichen, dem Péz Terri, ist eine aussichtsreiche Gegend, die Naturfreunden unvergessliche Bergerlebnisse beschert – und Ausgangspunkt für verschiedene Bergwanderungen ist. Wasserläufe mäandern, finden sich, bilden kleine Seen, verlieren sich wieder auf ihrem Weg durch die weitläufige und karge Gebirgslandschaft, zweigen ab – südwärts in Richtung Poebene und Mittelmeer oder nordwärts in den Rhein und die Nordsee. Kraftort als Symbol gegen den Raubbau Die Greinaebene ist eine mystische, fremdländisch anmutende und weitgezogene Gegend im Grenzgebiet zwischen Graubünden ­ und dem Tessin. Umrahmt ist sie von trotzigen Berggipfeln und spitzig-geformten Steinpyramiden wie dem Pizzo Marumo, dem Péz Vial oder dem imposanten Péz Terri. Das hochalpine landwirtschaftlich nicht genutzte Plateau ist auch Heimat für Moose, Flechten und viele andere zähe Alpenpflanzen – und sowieso für stolze Stein­böcke, pfiffige Murmeltiere und viele andere Tierarten. Beinahe wäre dieser Kraftort vor einigen Jahren in einem See versunken. Nach schweizweiten beharrlichen Protesten gegen das geplante Kraftwerkprojekt, wurde jedoch Mitte 1980er-Jahre nicht die Ebene versenkt, dafür wurden es die Pläne. Seitdem gilt die Greina als Symbol gegen den Raubbau an der Natur. Schritt für Schritt näher zum Ziel Eine von mehreren Möglichkeiten, die Greina zu erkunden – res­ pektiv den Péz Terri zu besteigen – ist der Zugang über die Val Lumnezia, dem Tal des besonderen Lichts. Ausgangspunkt ist Vrin auf 1448 m ü. M. Über den Weiler Puzzatsch auf gut 1600 m ü. M. schlängelt sich der Weg hoch zum Pass Diesrut am Fuss des Péz Ner. Beim Gang über den Pass eröffnet sich der wundersame Blick über die Greinaebene und eine eindrückliche Bergwelt. Nach dem Abstieg 4


in die tiefer gelegene Ebene, führt einer der Wanderwege über eine imposante 65 Meter lange Hängebrücke – tief unten in der Schlucht der Rein da Sumvitg. Die imposante Stahlseilkonstruktion wurde 2018 in Zusammenarbeit mit der SAC-Sektion Péz Terri und den Gemeinden Lumnezia und Sumvitg gebaut. Sie erleichtert den Zugang zur Terrihütte und macht die Gegend um eine Attraktion reicher. Die Greina kann aber auch über andere Zugänge erreicht werden, z. B. über Sumvitg und das Tenigerbad oder auch über Pässe aus dem Kanton Tessin. Wer es etwas gemütlicher nehmen will, kann eine erste Wegstrecke mit dem Bus alpin absolvieren (siehe Box S. 6). 5

Eine heimelige Zwischenstation Ob wandermüde oder nicht, ein Besuch in der grössten Hütte auf der Greinaebene lohnt sich immer: Die Terrihütte liegt auf 2170 m ü. M. und b ­ ie­tet 110 heimelige Schlafplätze. «Der erste Teil der Hütte wurde 1925 erbaut und in den Jahren 1972 und 1992 erweitert», sagt Toni Trummer, der seit 27 Jahren als Hüttenwart auf der Greina amtet. 2007 habe der bekannte einheimische Architekt Gion A. Caminada das SAC-Hospiz zu einer komfortablen Einheit mit charmantem Hüttencharakter gestaltet – ein Ort, wo sich Jung und Alt wohlfühlen können, so Trummer weiter. «Zudem stelle ich fest: das Verweilen ist ein neues Lebensgefühl geworden.» Aber


LUMNEZIA – PUR A . GLISCH.

Toni Trummer Geboren wurde Trummer 1960 im Berner Oberland, aufgewachsen ist er in Adelboden. Schon mit 19 Jahren ist der gelernte Metzger nach Davos gekommen, um als Skilehrer zu arbeiten und die Bergführerausbildung zu machen. Heute wohnt der Allrounder mit seiner Frau Doris und seinen Kindern in Obersaxen.

Das «Hotel» Terrihütte Die alpine Unterkunft wird wöchentlich mit allen benötigten Gütern versorgt. Das Gebäude verfügt über eine eigene Wasserversorgung, eine Kläranlage und Waschmaschinen. Geheizt und gekocht wird mit Holz und Gas. Neben Hüttenwart Toni Trummer kümmern sich vier Angestellte um den Service, die Reinigung und den Küchen­ betrieb – damit das Frühstück ab 6 Uhr morgens bereit steht und zwar mit täglich vor Ort frisch gebackenem Brot. Auf der Karte des «Hotel» Terri Hütte sind auch diverse andere kleine kulinarische Überraschungen, zum Beispiel Plättlis oder vegetarische Gerichte. Auch Patisserie und feine hausgemachte Greina- und Terrikuchen stehen bereit.

nicht nur die Hütte (wenn man denn von Hütte sprechen darf) ist reizvoll und lädt zum Verweilen ein. Ebenso ist es die Aussicht auf die hochalpine Felsenlandschaft mit dem Péz Zamuor, dem Tödi, dem Péz Greina oder auch der Blick in Richtung Cadi mit dem Weiler Sogn Benedetg. Höhere Ziele im Visier Noch wartet ein höheres Ziel auf die Bergsteigerinnen und Bergsteiger: einer der höchsten Berge der Region, die Gipfelpyramide Péz Terri auf 3149 m ü. M. «Der Schwierigkeitsgrad gemäss allgemeiner Definition ist T4», weiss Trummer. Der Weg zum Gipfel sei nicht zwingend vorhanden und an einigen Stellen sei Kraxeln auf allen Vieren angesagt, so Beschreibungen für die Besteigung. Einige heikle Passagen würden einen guten Fitnesszustand verlangen u ­ nd es sei ein Vorteil, die Gegend bereits zu kennen u ­ nd alpine Erfahrungen mitzubringen. Sowieso w ­ ird eine gute und angepasste Kleidung verlangt, so die Wegbeschreibung des SAC, denn der Aufstieg von der Hütte bis zum Gipfel dauert gute vier Stunden – und das Wetter kann auch mal umschlagen. Trummer kennt die Gegend wie seine eigene Hosentasche und er gibt darum gerne Auskunft über die Anforderungen am Berg, über mögliche Wegstrecken oder auch über die Geschichte der Hütte und der Gegend. Dazu gehört auch, dass der Péz Terri Anfang des 19. Jahrhunderts zum ersten Mal vom berggängigen Disentiser Mönch Pater Placidus a Spescha bestiegen worden sei. 6

Nach 16 Uhr fällt der Startschuss für die Zubereitung des Viergänger-Nachtmenüs, das um 19 Uhr für die hungrigen Berggänger bereit stehen muss. Aufenthalte können über das Online-Reservationssystem gebucht werden.

www.surselva.info/Terrihuette

Bus alpin (Greina) Der Bus alpin Greina bringt die Berggänger auf den beiden bündnerischen Zubringerlinien Vrin – Puzzatsch in der Val Lumnezia und Rabius – Runcahez in der Val Sumvitg direkt zu den Ausgangspunkten für Wanderungen zur Greina Hochebene. Im Tessin sind die Linien von Olivone nach Diga di Luzzone und Pian Geirett ebenfalls angeschlossen. ­ Der Bus alpin verkehrt jeweils von Ende Juni bis Anfang Oktober. Weitere Informationen:

www.surselva.info/Bus-alpin

Giacumbert Nau oder die literarische Annäherung an eine Wundergegend In seinem Roman erzählt der einheimische Schriftsteller und Autor Leo Tuor die Geschichte des kauzigen Schafhirten Giacumbert Nau. Auf eindrückliche Art beschreibt Tuor dessen hartes Leben in der wilden Natur der Greinaebene.


LUMNEZIA – PUR A . GLISCH.

Pilze suchen und das Glück finden im Tal des Lichts! Die Val Lumnezia ist bekannt für ihre Fülle an Speisepilzen und hat eine lange «Pilzler-Tradition». Im Tal des Lichts schiessen Steinpilze, Eierschwämmli, Morcheln und Co. sprichwörtlich wie Pilze aus dem Boden. Aber auch ihren weniger bekömmlichen Verwandten gefällt es in den Lugnezer Laubwäldern sehr. Wer sich auf die Suche nach den erdigen Genussexplosionen macht, sollte deshalb das «Pilzler-­ Einmaleins» kennen und seine Funde kontrollieren lassen, sind sich Lia Heini-Piacentini und der Lugnezer Egmont Heisch einig – nicht nur, um sich selbst vor schlimmen Vergiftungen zu bewahren, sondern auch, um der pittoresken Tallandschaft Sorge zu tragen. Seit mehr als einem Jahrzehnt leiten Heini-­ Piacentini und Heisch als amtliche Pilzfachleute und fulminante Funghi-Fans die Pilzberatung Sur-

selva. Sie sind die perfekte Anlaufstelle für «Pilzler» von nah und fern. Die beiden Experten betreuen Pilzkontrollstellen an verschiedenen Standorten und führen Pilzexkursionen durch – öfters auch in der Val Lumnezia. Ihr Wissen hat schon manch einem Pilzesammler böses Bauchweh erspart und ihre Faszination für die erdigen Waldknollen wirkt ansteckend auf Einheimische und Feriengäste. Im Interview sprechen Lia Heini-Piacentini und ­Egmont Heisch unter anderem über ihren Beruf, der viel eher Berufung ist. Sie erklären, weshalb das Pilzesuchen für sie fast genauso befriedigend ist wie das Finden und warum der Steinpilz öfters für Bauchweh sorgt als jeder Giftpilz.


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Egmont, dich faszinieren Pilze schon seit deiner Jugend. Wie wurde aus dem begeisterten Lugnezer Buben ein amtlich anerkannter Pilzfachmann für die Surselva? Ich habe bei uns in der Val Lumnezia regelmässig Pilze gesucht, sie eingepackt und bin damit nach Laax zur Pilzkontrolle gefahren. Laax war damals die einzige Anlaufstelle für Pilzsammler und Hans Ardüser galt als Pionier der Pilzkontrolle in der Surselva. Von ihm konnte ich unglaublich viel lernen. Einige Jahre und unzählige Pilzfunde später meldete ich mich dann selber zum Diplomkurs an. Ich bekam dafür extra schulfrei und war unglaublich nervös. Zum Glück lief alles gut und ich konnte die Prüfungswoche mit dem Diplom «amtlicher Pilzkontrolleur» abschliessen. Das ist jetzt schon über 20 Jahre her, – aber die Leidenschaft ist immer noch dieselbe! Lia, du hast deine Leidenschaft für die Pilze erst als Erwachsene entdeckt, oder? Ja, durch eine Kollegin von mir. Sie nahm mich zu einem Pilzkurs bei Egmont und seinem Kollegen Hans Ardüser mit. Der Kurs war unglaublich spannend, wir redeten viel über seltene Pilze, – die interessieren mich auch heute noch mehr als Steinpilz und Konsorten. Einer davon war das Goldblatt. Als ich bei einem meiner nächsten Waldausflüge eben

«Pilze sammelt man wie Erfahrungen – einzeln und mit dem Gefühl, dass die Sache nicht ganz geheuer ist.» dieses Goldblatt fand, packte mich das «Pilzler-Fieber». Ein paar Jahre später machte auch ich mein Diplom. Der Rest ist quasi Geschichte. Mit dem Goldblatt hast du dir wohl den Respekt von Egmont und Hans verdient. Sie nahmen dich von da an unter ihre Fittiche und haben mit dir ihr ganzes Wissen geteilt. Egmont, war das Goldblatt für Lia der goldene Schlüssel zu deinem Wissen? Das kann man wohl sagen (lacht)! Nein, im Ernst: Ich teile mein Wissen mit allen Interessierten sehr gerne. Es hilft schliesslich, Menschen vor Vergiftungen und die Natur in unserem wunderschönen Tal vor dem Menschen zu schützen. Unsere Pilz8

exkursionen etwa bauen auf den respektvollen Umgang mit der Natur auf. Mir geht es nie bloss um den Pilz. Es geht um das Naturerlebnis, – um das ganz grosse Ganze! Lia, siehst du das auch so? Geht es nicht darum, Pilze zu finden, mitzunehmen und zu essen? Ich esse nicht einmal sehr gerne Pilze (lacht). Für mich geht es schon deshalb nie nur ums Sammeln! Pilzeln ist viel mehr als das. Es geht darum, ein Bewusstsein für die Natur zu entwickeln; im Wald zu sein und einfach abzuschalten. Man lernt den Wald zu lesen, die Zusammenhänge zu verstehen. Zum Beispiel gehen viele Pilze mit bestimmten Bäumen eine Partnerschaft ein; findest du den Baum, findest du den Pilz. Und ja, natürlich ist das Erfolgserlebnis riesig, einen Pilz zu finden, den man schon lange gesucht hat! Den Besuchern der Pilzexkursionen wollen wir aber das komplette Naturerlebnis vermitteln – gepaart mit ganz viel Wissen. In unseren Exkursionen geht es um viel mehr als nur: Kann man den essen?!


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Das leuchtet ein! Und doch ist die Frage nach der Essbarkeit sehr essenziell für viele Pilzsammler! Egmont, wie findet der Laie die Antwort darauf? Auf keinen Fall mithilfe einer Pilzbestimmungs-App! Diese Apps und auch Bestimmungsbücher der neusten Generation sind zwar hilfreiche Lernmittel, geben aber auch eine falsche Sicherheit. Sie ersetzen keinesfalls den Pilzkontrolleur. Wir führen regelmässig Pilzkontrollen an verschiedenen Standorten durch, die für Einheimische und für Feriengäste kostenlos sind. Wir freuen uns auch total über Menschen, die es machen, wie ich zu meinen Anfängen und einfach zum Lernen vorbeischauen. Bestimmungs-Apps sind also keinen Pfifferling wert, wenn es um die Gesundheit geht. Da muss die Trefferquote schon viel höher sein. Lia, wie gehst du als Pilzkontrolleurin mit der grossen Verantwortung um? Indem ich meine Arbeit sehr, sehr ernst nehme und Pilze nur dann rausgebe, wenn ich mir zu 1000 Prozent sicher bin. Keine meiner Entscheidungen darf mir auch nur im Geringsten den Schlaf rauben. Denn sonst habe ich etwas ganz falsch gemacht! Es gibt über 1500 Pilze bei uns in der Surselva. Es ist keine Schande, mal einen nicht zu kennen. Wenn es um die Sicherheit geht, dann muss das eigene Ego schon hinten anstehen können. Egmont, beim Pilzebestimmen gilt also: im Zweifelsfall gegen den Angeklagten?! Ja. Wir dürfen uns absolut keine Fehler erlauben. In unseren Wäldern gibt es einige sehr gefährliche Giftpilze. Die meisten Pilze, die wir bei den Kontrollen aussortieren, sind aber gar keine Giftpilze. Es sind vielmehr verdorbene Speisepilze, die entweder schon zu alt zum Verzehr sind oder falsch transportiert oder gelagert wurden, – dann werden nämlich auch Morcheln und Co. giftig. Der vermeintlich harmlose und verwechslungssichere Steinpilz etwa sorgt meines Wissens für die meisten Pilzvergift­ ungen schweizweit, – obschon er ein sehr beliebter Speisepilz ist. Potz Blitz, – oder besser: Potz Pilz! Lia und du, ihr wisst wirklich alles über Pilze! Nein, ganz bestimmt nicht. Die Welt der Pilze ist praktisch unergründlich. Auch wir Experten bilden uns von Saison zu Saison weiter und lernen immer wieder dazu. Ich bin zum Beispiel von März bis November im Wald unterwegs, beobachte die Zu9

Pilzberatungsstellen An den Pilzberatungsstellen kann man seine Funghi-Funde von den amtlichen Pilzkontrolleuren kostenlos prüfen lassen. In der Surselva gibt es drei öffentliche Pilzberatungs­ stellen: Ilanz, Laax und Disentis/Mustér. Nach telefonischer Vereinbarung finden Kontrollen auch in Vals, Cumbel/Lumnezia und in Siat statt.

www.surselva.info/Pilzkontrollstellen

Pilzexkursionen Vom geübten «Pilzler» über den rüstigen Senior zur naturverbundenen Familie – ob Anfänger oder Experte: Die Val-Lumnezia-Pilzexkursionen der Pilzberatung Surselva eignen sich für alle, die mehr über die mysteriösen Waldund Wiesenknollen erfahren wollen.

www.surselva.info/Pilze/Exkursionen

Informationen für Pilzsammler Schonzeiten Vom 1. bis zum 10. Tag jedes Monates ist Schonzeit. Während der Schonzeit dürfen keine Pilze gesammelt werden. Mengenbegrenzung Das Sammeln von maximal 2 Kilogramm Pilzen pro Person und Tag ist erlaubt. Pilz-Putzarbeit Pilze durch leichtes Drehen entfernen. Wenn das nicht geht, mit einem sauberen Messer abschneiden. So wird das Pilzmyzel nicht beschädigt und der Pilz kann in der nächsten Saison wieder wachsen. Den Pilz sofort grob reinigen, das erspart die Arbeit zu Hause. Korb und Kühlschrank Pilze bestenfalls in einem luftdurchlässigen Korb transportieren oder ansonsten in einer Stoff- oder Papiertasche. Plastiktaschen sind ungeeignet, da sich Pilze darin erwärmen und schnell zersetzen, – was sie ungeniessbar macht und beim Verzehr zu einer gefährlichen Lebensmittelvergiftung führen kann. Pilze sollte man zu Hause im Kühlschrank lagern und innerhalb von 24 Stunden verwerten, – entweder direkt essen, einfrieren oder trocknen. Eierschwämmli bleiben im Kühlschrank einige Tage frisch.

sammenhänge von Wald und Wetter und suche und bestimme Pilze. So bleibe ich auf dem Laufenden und bilde mich weiter. Natürlich sind Lia und ich auch Mitglieder des Pilzvereins Graubünden und besuchen regelmässig Fortbildungen im In- und Ausland. Unsere Arbeit ist wahnsinnig zeitintensiv, aber gleichzeitig auch wahnsinnig schön! Egmont, Lia, letzte Frage: Seid ihr Glückspilze? Wir dürfen durch die urtümlichen und zauberhaften Wälder der Val Lumnezia streifen, dürfen interessierten Menschen unser Wissen vermitteln und mit ihnen unsere Leidenschaft teilen. Ob wir Glückspilze sind? Ja, das sind wir wohl!


BREIL /BRIGEL S – PUR A . IDILL A .

Breil/Brigels

Ein Sympathieträger des Golfsports Ein Kollege hat ihn vor sieben Jahren anlässlich eines speziellen BrigelserTurniers zum Golfen «verführt». Als begeisterter Caddie kümmert sich ­ Alois Albin heute um Gäste aus nah und fern und weiht sie als Botschafter Graubündens in die Geheimnisse des Golfsports ein – aber nicht nur.

Er war schon immer eine Sportskanone, dieser Alois Albin aus Danis. Ob Tennis, Joggen, Skifahren oder Langlauf, Albin hat alles aus­ probiert. Sogar Biathlon gehörte während rund zehn Jahren zu seinen bevorzugten Disziplinen, und als Reserveläufer hat er es auch in eine höhere Auswahl geschafft. Gerne hat er seine Erfahrungen als Tennis- und Langlauflehrer sowie als «Jugend und Sport»-Leiter auch an jüngere Sportlerinnen und Sportler weitergeben. Eine Leidenschaft ohne Leiden Vor sieben Jahren, praktisch mit dem Erreichen des Pensionsalters, ist noch eine Sportleidenschaft dazugekommen: das Golfen. «An den Golfsport habe ich vorher nie einen Gedanken verloren», erzählt Albin, aber ein Kollege habe ihn anlässlich des traditionellen Golfer/Nicht-Golfer-Turniers auf den Brigelser Court eingeladen. «Es war ein wunderschöner Tag in einer sehr guten Atmosphäre und das Golfen hat mich sofort fasziniert», so der rüstige Senior. Eine Schnupperstunde mit einem Golflehrer ­verlief erfolgreich, die Ausrüstung hat der PRO gratis zur Verfügung gestellt – und los ging es mit regelmässigem Üben, Üben, Üben auf den hervorragenden Anlagen des Golfclubs. «Grundsätzlich kann jeder, vom Kind bis ins höhere Alter, Golf spielen», weiss Albin inzwischen. Mit einer guten Grundfitness seien die anfänglich etwas ungewohnten Körperabläufe und die Handhabung der verschiedenen Eisen gut zu meistern und das Leiden beschränke sich auf etwas Muskelkater in der Gegend der Bauch- und Rückenmuskulatur. So viel zu seiner Leidenschaft für diesen boomenden Outdoor-Sport. 10

Alois Albin


Caddies sind Sympathieträger Konzentriert wie man auf dem Court spielen müsse, hat Albin auch seine eigene Golf-Karriere weiterverfolgt – wie es begeisterte Sportler eben tun. Mittlerweile ist er zudem rund 15 Mal pro Saison als Caddie der Caddie Academy unterwegs und macht u. a. Gäste aus der ganzen Welt mit den Begebenheiten des Brigelser Golfplatzes vertraut. «Aber ein Caddie ist auf jeden Fall mehr als nur ein Begleiter auf dem Golfplatz. Er ist aufgestellt, freundlich, humorvoll, kann auf Fragen und Wünsche der Gäste eingehen und sich mit ihnen über Fortschritte und Erfolge freuen», betont Albin mit einem Lächeln. Keinesfalls gehe es darum, ihnen zu zeigen, wie gut man selber Golf spiele. Dazu weist er auf die vielen guten Kontakte und Erlebnisse mit seinen Gästen hin. «Nach einer Golfrunde geht man gelegentlich etwas essen und redet dabei über Gott und die Welt, lacht über lustige Ereignisse auf dem Platz und bespricht schon die nächsten Golfrunden.» Wer sich die Mühe nimmt, die zum Teil spassig formulierte Caddie-Fibel zu lesen – insbesondere die Regeln der 11

neuen Generation – kann nachvollziehen, was Albin meint. Caddies sind Botschafter und Sympathie­ träger für den Golfsport und für Graubünden. Die Saison ist vorbereitet Der Golfplatz mit seinen Anlagen, die bald erweitert werden sollen, habe der Region und insbesonde­ re Brigels sehr viel gebracht, ist Albin überzeugt. Darum ist er auch gerne in der neuen Saison als Bündner Caddie im Einsatz und hat schon alle Vorbereitungen für einen erfolgreichen Saisonstart getroffen. «Der Golfbag ist neu eingefüllt, die Bälle sind geputzt und neu gekennzeichnet», berichtet der Familien- und Grossvater, der mittlerweile auch seine Enkel zu begeisterten Jung-Golfer gemacht hat. Positiv wie er ist, schaut der im Tierkreiszeichen des Schützen geborene immer nach vorne. Golftechnisch heisst das: die weniger guten Schläge vergessen und sich über die gelungenen freuen.

www.surselva.info/Golfen-Brigels


BREIL /BRIGEL S – PUR A . IDILL A .

Golf für Gross und Klein, Alt und Jung Wenn sich Grossmütter, Grossväter, Onkel, Tanten, Neffen und Geschwister ­ im Tigerpark zu Brigels treffen, dann ist Familienplausch angesagt. Da gibt es diesen berühmten Golfspieler, der schon unzählige Turniere gewonnen hat. Sein Konterfei ist oft in den Boulevardmedien anzutreffen, auch ist er ein gerngesehener Gast an Anlässen der High-­ Society. Sein Vorname: Eldrick Tont. Wobei ihn unter diesem Namen kaum jemand kennt. Vielmehr ist es sein Übername, der auch bei Nicht-Golfkennern ein Begriff ist. Tiger. Und dieser Tiger soll auch der Namensgeber für die Brigelser Golfanlage «Tigerpark» gewesen sein. Golf als Familienplausch «Der Tigerpark mit seiner 3-Loch-Anlage ist eine wunderbare Möglichkeit für Junioren und Juniorinnen ab vier Jahren spielerisch das Golfen zu erlernen», sagt Christian Schucan, der Juniorencaptain des Clubs. «Aber nicht nur», ergänzt der Brigelser Zweitheimische aus Uetikon am Zürichsee: «Alle, auch ältere Semester, die ausprobieren wollen, wie sich dieser Sport anfühlt und noch keine Platzreife haben, sind auf der Anlage herzlich willkommen.» Auch sie selber hätten als Familie in Brigels mit dem Golfspiel begonnen und sich in dieser extrem familienfreundlichen Atmosphäre sehr willA

Clubhaus

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3 - Loch - Anlage

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Driving Range

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Chipping

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Putting

kommen gefühlt. «Mittlerweile spielen meine Kinder regelmässig Golf und nehmen auch an diversen Turnieren teil», so Schucan. Mehr als nur Golfsport Damit auch andere Jugendliche auf den Geschmack kommen und die richtigen Abschläge draussen in der Natur trainieren können, finden während der Saison zwischen Mai und Oktober immer am Samstagnachmittag Trainings statt. Dabei werde aber nicht nur das technische Handwerk geübt, sondern auch ein wunderbarer Teamspirit gepflegt, macht Schucan immer wieder die Erfahrung. «Jeder hilft jedem und es herrscht eine sehr positive Stimmung.» Dazu erwähnt er beispielsweise die Intensivwoche, die jeweils Ende Juli stattfindet. «Ein ganz besonderes Erlebnis ist das Nachtturnier, das mit Leuchtbällen gespielt wird und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer draussen in der freien Natur übernachten. Erfahrungen, die unvergesslich bleiben.»

www.surselva.info/Tiger-Park-Brigels

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Aller Anfang war schwer Die Familie Lautenschlager aus Stallikon im Kanton Zürich besitzt ein Ferienhaus in Obersaxen und spielt mit Begeisterung Golf. Vor 16 Jahren haben Roswitha, Ehemann Stephan und die beiden Jungs Severin und Fabian das Familienprojekt «Golf» ­gestartet. Seitdem nutzen sie jede Gelegenheit, ihrem Hobby auf der Brigelser Golfanlage zu frönen. Roswitha Lautenschlager im Interview: Wie ist es dazu gekommen, das Familienprojekt zu starten? Mein Mann und ich suchten ein gemeinsames Hobby, das wir auch nach der Pensionierung ausüben können. Durch Freunde sind wir auf das Golfspiel gestossen und haben uns in Brigels über die Möglichkeiten informiert. Weil auch unsere Jungs Interesse zeigten, haben wir Schnuppertage und anschliessend eine Golfwoche mit einem Golflehrer gebucht. Und wie ist diese Woche verlaufen? Ja, der Anfang war schwer und die Woche ziemlich streng. Wir haben erfahren, dass Golfen viel Übung und Geduld verlangt. Hochs und Tiefs haben sich abgewechselt. Aber wir wollten ja die Platzreife erreichen und auch die Theorieprüfung schaffen. Erstaunlich war insbesondere, unsere beiden Söhne in geordneter Kleidung zu erleben – dies dank des Golflehrers und der verlangten Etikette auf dem Platz. Etikette? Lauter alte Menschen mit Karohosen? Das ist ein Klischee. Immer mehr sind auch Kinder und Jugendliche auf dem Platz anzutreffen. Der 13

Club kümmert sich mit tollen Angeboten um den Nachwuchs, um ein Familienerlebnis zu ermöglichen. Aber gewisse Regeln müssen eingehalten werden. Die Platzreife habt ihr alle bestanden? Noch heute reden wir über unsere Platzreifeprüfung. Es war ein aussergewöhnliches Erlebnis für die ­ganze Familie. Alle haben den Test bestanden und Golfen macht uns nach wie vor grossen Spass. Dann herrscht wohl golftechnisch ein grosser Konkurrenzkampf in der Familie? Wir planen jedes Jahr gemeinsame Zeit auf dem Platz. Das ist dann immer ein freudvolles und auch kompetitives Ereignis, bei dem viel gelacht wird. Auch wenn das Golfen in erster Linie ein Spiel ist, schauen wir natürlich auch auf die Gesamtrangliste und das Handycap. Zudem muss gemäss einer strengen Familientradition jeweils der Drittplatzierte als Chauffeur zu später Stunde den Weg retour nach Obersaxen unter die Räder nehmen. Bald geht die Saison wieder los, sind die Lautenschlagers bereit? Die Vorfreude auf die neue Saison ist gross. Auf jeden Fall freuen wir uns darauf, wiederum viele Bekannte, Freunde und das charmante Personal in einer familiären Umgebung zu treffen – und sowieso das idyllische Panorama der Surselva zu geniessen.


Armin Caduff & La Compagnia Rossini Caduff wurde im Juli 1949 in Danis-Tavanasa geboren. Nach dem Besuch des Lehrerseminars startete er 1968 ein Musikstudium am Konservatorium in Zürich. Bereits vorher war er als «Cantautore» und als Organist der Pop-Band «The Hangover» aktiv. 1973 erwarb er das Klavierlehrerdiplom und dirigierte in der Folge Chöre in Zürich und in der Surselva. Sein Gesangsstudium schloss er 1978 ab. In den 70-Jahren komponierte er erste Werke, zum Beispiel 1979 «Frisal», das die Suche eines Bergdorfs nach touristischem Erfolg zum Inhalt hat. Zum 40-Jahr-Jubiläum des Musicals hat Caduff auf Anregung seiner Kinder eine Fortsetzung der Geschichte komponiert. Armin Caduff und die Sängerinnen und Sänger der Compagnia Rossini prägten zudem die Anfänge der Opera-Viva-Aufführungen in Obersaxen.

Musikalisches Familienprojekt feiert Jubiläum Die Compagnia Rossini und die Familie Caduff aus Danis-Tavanasa dürfen auf eine beispiellos-erfolgreiche 40-jährige Musikkarriere zurückschauen. Auf dem Tisch liegen mehrere Ordner voll mit Dankesbriefen, Gratulationskarten und dergleichen. «Im ­­­ Laufe der Jahre haben sich hunderte Schreiben von begeisterten Zuhörerinnen und Zuhörern angehäuft und ich habe sie alle gesammelt», erzählt Lisabet Caduff, die Ehefrau von Ensemblegründer Armin Caduff und La-Compagnia-Rossini-Sängerin der ersten Stunde. Lisabet ist es auch, die als «Managerin» des Chors die Fäden fest in der Hand hat. Eine neuartige Idee macht Furore Kaum eine andere Musikformation im Kanton kann auf eine solch erfolgreiche Karriere wie das 1980 gegründete Solistenensemble aus Danis-Tavanasa zurückschauen. Begonnen habe alles mit einer Anfrage von Hotelier Gion Schwarz aus Disentis, erinnert sich Armin Caduff, und die ersten Ess-Theater-Auftritte als Trubadurs Sursilvans mit romanischen Liedern im Barock- und Renaissancestil seien sehr erfolgreich verlaufen. So erfolgreich, dass auch das Schweizer Fernsehen auf die Truppe aus der Surselva aufmerksam wurde. Ein Auftritt in der TV-Sendung «Chumm und lueg» aus Disentis war ein erster Meilenstein in der eindrücklichen Karriere des Ensembles. Mitte 1980er-Jahre nahm das Projekt weiter Fahrt auf, als im Parkhotel in Flims die La-Cena-é-ProntaAuftritte möglich wurden – im Zentrum die Musik von Gioachino Rossini. «Rossini hat damals auch Musikerkollegen und Freunde zum Essen eingeladen, um sich neue Kompositionen vorzuspielen», erklärt Armin Caduff zur Idee des Musikprojekts.

Auftritte überall auf der Welt Dank der Auftritte in Flims folgten Einladungen und Anfragen aus der ganzen Welt. Ob Dresden, Prag, Rom und diverse andere Städte in Europa. Ob Edmonton, Toronto, Washington, Philadelphia oder Atlanta auf der anderen Seite des Atlantiks: Unzählige Konzerte und TV-Auftritte zeugen von der beispiel­losen Laufbahn der Musikfamilie, der seit vielen Jahren auch Maria Catrina und Flurin, die Kinder der Caduffs, angehören. Aber auch hierzulande spielte das Ensemble landauflandab, gelegentlich sogar zwei Konzerte pro Abend. Botschafter der Rumantschia Der umtriebige Komponist, Chorleiter und Sänger Armin Caduff war für die Surselva auch eine Art «Durchlauferhitzer» für diverse Gesangstalente der Region. Beispiele gefällig? Die Soras Scherrer, Alexi Nay und Marcus Hobi oder auch Ingrid Alexandre und Marie Louise Werth gingen durch seine Schule und durften bei vielen Projekten, die der Maestro mit Organisatoren und Gönnern in die Wege leitete, auftreten. So in Musicals (z.B. Frisal, Docter per Forza), in Opern (Nabucco, Ernani, Il Campanello) und bei vielen anderen Gelegenheiten wie beim Projekt Opera Viva in Obersaxen. Bei manch einem Auftritt des Ensembles unterlässt es der Kulturbotschafter und Bündner des Jahres 2005 nicht, die Gästeschar in romanischer Sprache zu begrüssen – auch heute noch.

www.rossini.ch/konzertagenda 14


OBERSA XEN MUNDAUN – PUR A . VESTA .

Obersaxen Mundaun

Eine heitere Natur-WG am Fusse des Piz Mundaun Über Stock und Stein: Ein erlebnisreicher Hörspielweg mit Specht Hilarius in Surcuolm erklärt Naturfreundinnen und -freunden auf unterhaltsame Weise die Obersaxer Flora und Fauna.

Sie haben es sich in ihrer Heimat ganz hübsch eingerichtet: Bruno, Cornel, Hilda, Hilarius, Ludwig, Maria, Magdalena und wie sie alle heissen. Alles, was die muntere Schar für ein spannendes und angenehmes Tierleben braucht, hat sie direkt vor der Haustüre. Wenn die heimischen Tierchen nämlich aus ihren naturnahen Wohnzimmern oberhalb von Surcuolm schauen, haben sie eine tolle Aussicht auf die Surselva mit ihren markanten Bergen – und sowieso auf ihre nächsten Nachbarn. Es ist eine quicklebendige Wohngemeinschaft mit flinken, frechen, gutmütigen und spassigen Figuren, die am Fusse des Piz Mundaun leben und den Gästen aus nah und fern die Natur näherbringen. Mittendrin im ganzen Gewusel: Specht Hilarius als Botschafter für Klein und Gross. «Ja, am Anfang war der Specht», sagt Benedikt «Fudl» Alig, der die schon ein Weilchen bestehenden Ideen für ei­nen Hörspielweg umgesetzt hat. Abenteuerreise mit Hilarius Zum paradiesisch-schönen Leben der Natur-WG gehört denn auch eine wackere Portion Abenteuer und Aufregung – ganz wie im richtigen Leben. Braunbär Bruno zum Beispiel tappt wegen seiner Honigsucht in die Falle, wird aber dank «Gemschi» Ludwig und gutmütigen Spinnen aus seiner misslichen Lage befreit. Nach einem heftigen Gewitter geht es für die Bachforelle Strömli im wahrsten Sinne des Wortes nur noch «bachab» und Singdrossel Hilda muss

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Mit einem Themenweg die Natur näherbringen Schon seit Längerem haben sich die Tourismus-Verantwortlichen von Obersaxen mit der Idee eines Themenwegs im Raum Surcuolm beschäftigt. Erklärtes Ziel war es, in der freien Natur eine touristische und gut begehbare Attraktion für alle anzubieten. In einem ersten Konzept von 2020 war es Prauli, der Naturfreundinnen und -freunden auf spielerisch-­ spannende Art und Weise Fauna und Flora in Obersaxen näherbringen sollte. War bei der ersten Idee Prauli als Botschafter vorgesehen, ist es nun Buntspecht Hilarius, der ­diese Aufgabe übernommen hat.

ihre Eier gegen den gefrässigen Marder Cornell ver­teidigen. Uhu Hitsch verliebt sich in die Schleiereule Magdalena und freche Mäuse bedienen sich schamlos im Käselager von Hans und Heiri. Und dann sind da noch die beiden Eichhörnchen Kurt und Maurus, die ihre Spielchen treiben und Zirkushase Silvio, der nebenan seine gewagten Kunststückchen zeigt – sehr zur Freude von Familie Ellaboga. Aber keine Bange, alles wird gut, das happy Ending ist garantiert, ausser vielleicht der Käse, der unwiederbringlich in den Mäusemägen verschwunden ist. Aber auch gesungen und gerappt wird, was Trommelfelle und Stimmbänder hergeben. Der musikalische Fuchs Beat weiss nämlich, wie man «schnittige» Lieder zum Mitsingen schreibt. Sägemehlberge und Farbtöpfe Apropos «schnittig»: «Im Januar 2021 habe ich mir eine Motorsäge gekauft», erinnert sich «Fudl». Eine solche brauchte er nämlich, um seine «hölzigen» Ideen für den Hörspielweg in Surcuolm in Form zu bringen, sprich die ausgewählten heimischen Tierfiguren aus den stämmigen Obersaxer Lärchen he­ rauszusägen. «In meiner Garage lagern immer noch Berge von Sägemehl – und meine Finger habe ich auch noch alle», spasst «Fudl», der, wie er sagt, zum ersten Mal in seinem Leben eine Motorsäge in den Händen hielt. Aber mit dem Zusägen der tierischen Protagonisten allein war es natürlich noch nicht getan. «Ich habe die angeschleppten Farbtöpfe nicht gezählt, um meinen tierischen Botschaftern ein chices Farbkleid zu verpassen», erzählt er von seinem Wirken, den Surcuolmer Zoo einzurichten. Viel Arbeit – viel Unterstützung Gleichzeitig waren aber noch weitere Arbeiten gefragt. «Es war ein Riesenspass, die Geschichten und 16


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Abenteuer der Waldgemeinschaft zu entwickeln und bei den Aufnahmen habe ich viel gelacht», erzählt Kreativmensch Benedikt. Nicht zu vergessen auch, den Kontakt mit möglichen Grundeigentümern aufzunehmen und den genauen Verlauf des Weges zu definieren. «Dieser sollte auf Wunsch der Tourismus-Verantwortlichen gut begehbar und nicht zu lang sein und sowieso einen wunderbaren Rundblick auf Berg und Tal bieten.» Weiter erzählt «Fudl», wie er schliesslich den Parcours hergerichtet und sogar Felskosmetik betrieben hat. Wer den Themenweg beschreitet wird feststellen, was er unter Felskosmetik versteht. Aber das Konzept beinhaltete ebenso, die weitere Infrastruktur zu planen, d. h. genügend PW-Parkplätze zu bedenken, die schon bestehende Grillstelle am schönsten Ort optimal einzurichten und die Toiletten zu platzieren. Bei diesen Arbeiten durfte «Fudl» jedoch auf die Mithilfe der Gemeindewerkgruppe um Claudio Bernasconi und die Unterstützung aus dem Tourismusbüro zählen. Nach den aufwendigen, aber auch interessanten Vorbereitungen konnte der Hörspielweg im August 2021 eröffnet werden. «Wir hatten sehr schnell viele positive Echos», weiss «Fudl» und der Rundgang sei sowohl bei Einzelbesuchern wie auch bei Familien und anderen Gruppen sehr beliebt. Auch Antonia Tschuor, die ursprüngliche Initiantin der Idee eines Themenwegs und langjährige Stellenleiterin der Surselva Tourismusstelle in Obersaxen ist zufrieden mit dem neu geschaffenen Naturangebot. «Es vermittelt viel Spass, Unterhaltung und auch Wissen», weiss Tschuor. Der Winterschlaf ist zu Ende Nach einem erholsamen Winterschlaf geht nun die Tiershow im Surcuolmer Wald diese Tage wieder los. «Während des Winters habe ich Bruno, Cornell, Hilda und den Rest der ganzen Horde frisch herausgeputzt, wo nötig Figuren nachgebessert, sie frisch gestrichen und lackiert», berichtet «Fudl». Also liebe Leute, auf zu neuen Abenteuern, die Kollegen am Fusse des Piz Mundaun freuen sich auf viele Besuche. 17

«Fudl», der Kreativmensch Benedikt Alig ist in Obersaxen Affeier aufge­ wachsen und hat die Schule in der Gemeinde besucht. Nach einem Abschluss des Vorkurses an der Kunstschule Liechtenstein in Nendeln erlernte der Kreativmensch und Heavymetal Fan den Beruf des Polygrafen. Zuletzt arbeitete er für eine Werbeagentur im Unterland. Seit Januar 2021 ist er selbständig und konzipiert in seinem Kreativstudio und Grafikbüro in Obersaxen Meierhof Ideen für seine Kunden – und auch für die eigenen Projekte. «Fudls» Hobbys sind Fischen in Florida, Norwegen oder Alaska, Gemüse anzubauen und das Reisen. Seine nächsten Pläne: Weitere Themenwege zu konzipieren, Gin zu produzieren, Blumentöpfe aus Petflaschen herzustellen und Apps zu basteln.


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Singen, wie der Schnabel gewachsen ist – auf Obarsàxar Titsch Wieso denn englisch singen, wenn es auch auf Obarsàxar Titsch funktioniert. ­Valentin «Vali» Alig und seine Band Valimusic treffen mit ihrer Musik einen Nerv ­ der Zeit und tragen dazu bei, diesen schönen Dialekt zu erhalten. Er singt vom Sterben und vom lieben Gott. Aber auch vom Tango tanzen mit dem Teufel, von aufgeblasenen Typen und den Folgen eines zu hohen WhiskeyKonsums. Ebenso Themen in seinen Liedern: das Mannwerden, Lebens- und Beziehungskrisen und zu guter Letzt treibt im Lied «As chunnt» eine geheimnisvolle Figur ihr Unwesen, deren Namen man nicht erwähnen darf. Wer jedoch die gesungenen Geschichten von Valentin Alig und seiner Band Valimusic einwandfrei verstehen möchte, muss ganz genau hinhören. Denn Vali, wie er genannt wird, singt in einem nicht ganz alltäglichen Dialekt – auf Obarsàxar Titsch. «Oft fragen mich die Leute, ob ich aus dem Wallis oder aus dem Prättigau stamme», erzählt der etwas mehr als Mid-Dreissiger. «Nichts gegen Walliser oder Prättigauer, aber ich bin ein waschechter Obersaxer und werde es auch bleiben – obwohl ich jetzt mit meiner Frau und unserem sechsmonatigen Sohn in Thusis wohne.» Musik in den Genen Seine musikalische Karriere hat Vali gestartet wie so manch anderes Kind auch: mit «Zwangsunterricht» an der Blockflöte, wie er erzählt. Diese Karriere habe sich aber recht schnell erledigt, erinnert sich der Genussmusiker, wie er sich selbst bezeichnet. Bald habe er in der Folge eine Vor­liebe für Trommeln, Pauken und Becken entdeckt. Seine Eltern hatten nichts dagegen, und in einer Maschinenhalle auf dem elterlichen Hof in Axa­stein, ganz am Ende der Gemeinde, durfte er sein Übungslokal einrichten. Schlagzeugstunden ­bei Marcel Volken in Dardin halfen, sein Hand- respektiv Schlagwerk zu optimieren. So ganz von ungefähr kommt seine Liebe für die Musik jedoch nicht, hat doch schon sein Grossvater, Bäckermeister Michel Simmen, Gesangsrollen auf grösseren Bühnen übernommen. Noch heute hänge ein Plakat in seinem Elternhaus, das auf eine Auf18

führung von 1938 in Lausanne hinweise – mit einem Bild seines Grossvaters als Bariton, so Vali. Inspiriert zum Musik machen haben ihn neben seinem Grossvater aber auch Radio und TV. Wenig verwunderlich also, war Vali bald schon Mitglied bei der Guggamusik und in einer Schülerband namens «Cronic». Angesagt war Rock und Metal. Später war er Schlagzeuger in der Band der Singer-Songwriterin Carmen Cresta, die es mit ihrem Album «Aurora» sogar auf Platz 16 der Schweizer Hitparade geschafft hat. Den heimischen Dialekt retten Eine Entscheidung des Herzens war es dann, seine Lieder auf Obarsàxar Titsch zu singen. Schon seit Langem verfolge er die regionale Musikszene und freue sich über die Erfolge der Romanisch singenden Musikerinnen und Musiker wie Mattiu Defuns, Mario Pacchioli, Astrid Alexandre oder früher die Furbaz. «Da auch ich sehr stolz auf meine Muttersprache bin, war es naheliegend, in meinem ureigenen Dialekt und nicht auf Englisch zu singen», berichtet Vali, der selbstverständlich Mitglied in der Walservereinigung ist und mit seinen Liedern einen kleinen Beitrag zum Erhalt dieser schönen Sprache leisten will. Zumal der Entscheid auch von den Bandkollegen mitgetragen wurde. «Gut, eine internationale Karriere kann man damit nicht machen, aber immerhin haben wir ein paar hundert CDs verkauft», spasst der Sänger und mittlerweile passionierte Handpan-Spieler. Im Zentrum stünden sowieso der Spass und der Wille, etwas Authentisches zu machen, ergänzt er. Wie gross der Spass sein muss beweist auch der Umstand, dass sich die Band beinahe wöchentlich im Übungskeller in Obersaxen trifft, um gemeinsam am Repertoire zu feilen und neue von Country, Rock und Folk eingefärbte Songs zu schreiben – mit Bandkollegen


Valentin Alig (2. von links) und seine Bandkollegen machen eine Probenpause.

wohlverstanden, die ihre Wurzeln wohl in der Surselva haben, aber in der Zwischenzeit in Luzern und in der näheren und weiteren Region zu Hause sind. Zukunftspläne Neben seiner Rolle als Familienvater und dem Job als Niederlassungsleiter bei einer grossen Bündner Baufirma will der gelernte Strassenbauer aber weiterhin seiner Passion Musik nachgehen. «Nach den vielleicht etwas schwermütigeren Songs unseres ersten Albums möchten wir in Zukunft vermehrt fröhliche und motivierende Lieder schreiben – und sowieso dereinst an einem grossen Open Air in der Region auftreten» – und den Fans das Obarsàxar Titsch näherbringen.

Bei Vali nachgefragt Vali, wer sind deine Lieblingsmusiker? Patent Ochsner, Polo Hofer, Sina, Jonny Cash und diverse Bündner Künstler. Pflegst du noch Hobbys neben der Musik? Motorrad- und Ski fahren – Ski fahren natürlich in Obersaxen. Gerne würde ich irgendwann in einer Theatergesellschaft Theater spielen. 19

Welches ist dein Lieblingsmenü? Rahmschnitzel und Rehrücken. Gibt es Lieblingsorte in Obersaxen, die mit besonderen Momenten verbunden sind? Ja, der Pifalwald und auch dr Beesch Tritt sind ganz spezielle Orte. Die Obersaxer wissen, wo der Beesch Tritt zu finden ist. ds Obarsàxar Titsch Das Walserdeutsch sei im Gefüge der deutschen Dialekte etwas ganz Besonderes, schreibt Paul Zinsli, ein bekannter Forscher und Kenner der Walserkultur. Diese Feststellung treffe ganz besonders für die Walsergemeinde Obersaxen zu, führt die einheimische Maria Ettlin-Janka in ihrem Buch «Inschi Sprààch – ds Obarsàxar Titsch» aus. Und weiter: die Sprachkultur sei im Laufe der Jahrhunderte – so paradox es tönen möge – gerade durch die Romanen konserviert, wie auch mitgeprägt worden. Ihr Buch ist denn auch eine Sammlung an Worten und Ausdrücken verschiedenster Lebensbereiche. «Inschi Sprààch – ds Obarsàxar Titsch»: eine Obersaxer Wörtersammlung von Maria Ettlin-Janka, ISBN: 3-9520992-0-1

www.surselva.info/Sprachen


Sommerkarte Tourismusregion Surselva

Hausstock Bündner Vorab

Piz d’Artgas Tödi Bifertenstock

Pigniu/Panix

Brigelserhörner Waltensburg/ Vuorz

Piz Ner

Rueun

Breil/Brigels Surcuolm Trun

Meierhof Piz Mundaun

Sumvitg

Stein

Vella

Disentis/Mustér Piz Sezner

Piz Nadels

Lumbrein

Piz Muraun Vrin

Piz Medel Piz Aul

Piz Terri

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Vals


Chur

Flims

Bonaduz

Laax Versam

Ladir

Valendas

Themenwege

Castrisch Ilanz/Glion

Tenna Piz Riein Piz Fess

Duvin

Uors

Safien Platz

Crap Grisch

Piz Beverin

Thalkirch Piz Tomül

Die Geschichte von Danis/Tavanasa Sommer-Safari, Brigels Auf dem Rettungspfad mit Burli GeoCaching: City-Cache, Brigels GeoCaching: Woodland-Trail, Brigels K rimispass, Brigels Mission wUHUuu! – Euli-Trail Senda historica – Survitg Senda Historica – Via da Strada (Kapelle s. Clau) Waldspaziergang mit Burli, Brigels Waltensburger Meister & Burgen S ternenweg, Brigels Digitaler, historischer Sprachrundgang durch das Städtli von Ilanz Waldlehrpfad «Paradieswäldli» in Ilanz R undwanderung Ilanz Thusis Minas da Gulatsch, Ilanz Kirchen und Kapellenwanderung Suraua, Val Lumnezia Lehrpfad «Rindvieh – mehr als Muh!» L ugnezer Kulturweg Orte der Magie – Vella Orte der Magie – Lumbrein Orte der Magie – Uors/Surcasti Orte der Magie – Vrin Spannende Kulturwanderung Meierhof – Tusa – Giraniga – Punt – Miraniga – Surcuolm – Affeier – Meierhof Detektiv-Trail Schatzsuche in Obersaxen Mundaun G emschi-Geocaching-Parcours Bike G emschi-Geocaching-Parcours Wandern Hörspielweg Hilarius in Surcuolm Kapellenwanderung in Obersaxen Mundaun Rundwanderung vorbei am Walserweg in Obersaxen Walserweg Obersaxen Giraniga Miraniga W itzweg Surcuolm 735 Walserweg Safiental S agenweg Safiental Blicke in Raum und Zeit, Sumvitg Kirchen- Andeer und Kapellenwanderung in Sumvitg Themenweg Schülergeschichten, Rabius-Surrein Senda d’art / Kunstpfad am Rhein Rätselweg Alix und faszinaturWeg Rheinschlucht

Alperschällihorn Bärenhorn

www.surselva.info/Themenwege


IL ANZ/GLION – PUR A . CULTUR A .

«Schichtwechsel – La Surselva»: Kunst macht Ilanz steinreich Für gut drei Jahre wird Ilanz steinreicher: Die Kunstinszenierung «Schichtwechsel – La Surselva» bringt 200 Tonnen Gestein aus den abgelegenen ­Tälern der Surselva mitten ins Herzen des Städtchens und direkt ins Bewusstsein seiner Bewohnerinnen, Bewohner und Gäste.

Manchmal rumpeln sie furchteinflössend in die Täler und drängen mit lautem Donnergrollen in die Zivilisation und in die Gedanken der Menschen. Dann werden sie für einen kurzen Moment erschreckend sichtbar. Meistens aber liegen sie stoisch ruhig da. Geduldige Zeitzeugen verborgen unter Moos, umspült von Wasser, geformt aus schierer Unendlichkeit. Sie werden wenig beachtet, meist ganz vergessen: unsere Steine! Ihre verborgene Welt zeigt sich nur denen, die ihrer stummen Geschichte lauschen. «Schichtwechsel – La Surselva» fordert dazu auf, hinzuhören und aufzuhorchen. Dafür bringt die Ausstellung die Steine der Surselva nach Ilanz und in die Wahrnehmung der Menschen: als Sonderausstellung ins Museum Regiunal Surselva, als Kunstinstallation «Steine in die Altstadt von Ilanz» und als breitgefächertes Kulturprogramm an Veranstaltungen und auf die Bühne. So konnte etwa der bekannte Regisseur und Schauspieler René Schnoz als Leiter eines Schauspielensembles gewonnen werden, das über die ganze Ausstellungsdauer steinreiche Sagen und Märchen aufführen wird. Weitere Highlights des Kulturprogrammes sind geologische Exkursionen, die gemeinsam mit der Organisation UNESCO-Welterbe Tektonikarena Sardona durchgeführt werden und kulturelle Führungen der Organisation mira!cultura durch die Kunstinstallation «Steine in der Altstadt von Ilanz». Die Ausstellungsstücke des Künstlers Christian Aubry sind mal eindrückliche Findlinge mal stimmige Steinkompositionen und finden in einer Manifestation aus unterschiedlichen Formen und Farben prägnant, aber unaufdringlich ihren Raum nah bei den Menschen. Aber finden sie auch ihr Gehör? Der Künstler, Steinbildhauer und Mitverantwortliche für die Realisierung der Kunstinstallation ist davon überzeugt: «Wer einmal den Geschichten der Steine horcht, der wird in ihren Bann gezogen.» Es gehe um Feuer und Hitze, um ein unvorstellbares Zeitarchiv. Jeder Stein habe eine eigene Geschichte und in der Surselva seien diese Geschichten ganz besonders vielfältig. Es sei die spannende Plattentektonik – der Aufbruch der Alpen – die für die grosse geologische Vielfalt der Surselva verantwortlich sei und so auch die Grundlage für «Schichtwechsel – La Sursleva» 22

Ilanz/Glion



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bilde. Praktisch jedes Seitental weise komplett unterschiedliche Gesteinsvorkommen auf. «Vom grünen Ilanzer Verrucano über einheimischen Marmor bis zu Muschelgestein aus den Urmeeren ist alles vorhanden», weiss Aubry, der die Ausstellungsobjekte für die Kunstinstallation suchte und zusammentrug. Steine aus den entlegensten Tälern und Winkeln der Region fanden so den Weg nach Ilanz – jedoch nicht bevor für jeden einzelnen Fundstein ein Gesuch bei den betreffenden Gemeinden ein­ gereicht wurde. «Steine darf man nämlich nicht einfach so mitnehmen», weiss Aubry. Die Gemeinden hätten jedoch eingewilligt und so einen grossen Beitrag zur Umsetzung der Kunstausstellung «Schichtwechsel – La Surselva» geleistet. Im Museum Regiunal Surselva wird die Thematik von Aubrys Kunstinstallation und die der steinreichen Surselva wieder aufgegriffen und eigenständig interpretiert. Das Museum arbeitet das Thema «Stein» facettenreich, spannend, teils sogar überraschend auf und nutzt dazu ein breites mediales Spektrum. Der Besucher, die Besucherin taucht ein in die stille Welt der Steine, wird von ihr fasziniert und lernt sie

Die Kunstausstellung «Schichtwechsel – La Surselva» findet vom Frühjahr 2022 bis Herbst 2025 statt und umfasst die Kunstinstallation «Steine in der Altstadt von Ilanz», die Ausstellung im Museum Regiunal Surselva und ein vielseitiges Rahmen- und Kulturprogramm. Die Ausstellung «Schichtwechsel – La Surselva» ist in enger Zusammenarbeit des Vereins «Schichtwechsel – La Surselva», der Anna Catrina AG, dem Museum Regiunal Surselva, Baukunst Graubünden mit der Arbeitsgruppe Kollektiv Umbruch, der Gemeinde Ilanz/Glion und den Gemeinden der Surselva, der Surselva Tourismus AG, des Kantons Graubünden, der IG Altstadt, der AMAS/mira!cultura, des Handelund Gewerbevereins Ilanz und Umgebung, der UNESCOWelterbe Tektonikarena Sardona, der Lia Rumantscha und weiteren juristischen und privaten Personen entstanden.

www.surselva.info/Schichtwechsel-La-Surselva

zu verstehen. «Schichtwechsel – La Surselva» ist eine Kunstausstellung, die mal donnert wie ein Felssturz, mal brodelt wie Magma und mal schmeichelt wie Marmor – sie ist ein Fels in der Brandung der Zeit.

«Minas da Gulatsch» – ein Geheimtipp für Gross und Klein Ab diesem Frühling ist die Region Surselva um eine Attraktion reicher. Ein Natur- und Themenweg oberhalb Rueun lässt alte Zeiten aufleben und vermittelt Naturerlebnisse der besonderen Art. Es ist eng und steil in der Val Schmuér mit seiner tief eingeschnittenen Schlucht. Darum kann der gleichnamige Wildbach bei starkem Regen auch ganz gewaltig zwischen den Felswänden rauschen und donnern. Und in diesem unwegsamen und zerfurchten Gebiet auf der linken Rheinseite, oberhalb von Rueun, liegen gut versteckt alte Bergwerkstollen, die einst eine gewisse Bedeutung für die Region hatten und sinn­ gemäss «Minas da Gulatsch» heissen. «Gula bedeutet ‹enge Stelle› und das romanische ‹atsch› ist eine Steigerungsform», erklärt Ursula Brändli vom Verein Rueun Viva, der sich um die Wiederbegehbarkeit dieser für Rueun faszinierenden Kulturstätte engagiert. 24

Enttäuschte Hoffnungen und Konflikte Kaum vorstellbar, dass in dieser wilden Gegend wohl schon im Mittelalter verschiedene Erze abgebaut wurden. «Der letzte grössere Abbau hat Anfang des 19. Jahrhunderts stattgefunden», weiss Brändli und ergänzt, dass Bauern das aus den Stollen gebrochene Erz auf Holzschlitten über schlechte Wege oder auch auf Holzrutschen ins Tal zum Schmelzofen ge­bracht hätten. «Der Abbau war immer mit grossen Hoffnungen für die Einheimischen verbunden, denn die Gegend war bitterarm», so Brändli weiter. So gross die Hoffnung auf Arbeitsplätze und einen wirtschaftlichen Aufschwung waren, so gross waren aber auch die Enttäuschungen und Verluste der in-


vestierenden Bergwerk-Gesellschaften. «Der Misserfolg führte leider zu diversen Konflikten mit der damaligen Gemeinde Rueun und die Bergwerke gingen bald in Vergessenheit.» Altes Erbe wieder aufleben lassen In den letzten Jahrzehnten regte sich jedoch der Wunsch, diese für die Gemeinde sozio-kulturell bedeutende Geschichte aufzuarbeiten. Dank privater Initiative von Rest Plasch Dermont und Gion Paul Capaul, er hat ab 2004 den alten Zugang zur Schlucht freigelegt, wurden erste Schritte unternommen, das alte Erbe wieder aufleben zu lassen. Auch die Gründung des Vereins «Rueun Viva» 2013 gab dem Projekt «Minas da Gulatsch» neuen Schub. Die Natur spielerisch erleben Ab diesem Frühling ist es so weit und die Bevölkerung und die Gäste der Surselva können sich offiziell auf die Spuren von Erzbauern und geschützten Fledermäusen begeben – solche haben sich vereinzelt in den alten Bergwerksstollen eingerichtet (siehe dazu das Interview mit der Fledermausschutz-Beauftragten, Miriam Lutz Mühlethaler, auf 25

der nächsten Seite). Beim alten Abzweiger auf dem Weg nach Andiast hält das Postauto (Station Minas da Gutatsch), um das erlebnis- und lehrreiche Abenteuer zu starten und in alte Zeiten einzutauchen. Hinweistafeln vermitteln zweisprachig wichtige Informationen zur Geschichte der Bergwerke sowie zu Flora und Fauna. «Ebenso sind Sicherheitshinweise für das steile Gelände angebracht», betont Brändli. Auch wenn die Wege sehr sicher ausgebaut seien, sei bei der Begehung der Route Vorsicht geboten. An mehreren spielerisch gestalteten Animations-Stationen kann man zudem sein Wissen testen und sinnliche Naturerfahrungen machen. Nicht fehlen wird auch ein gedeckter Rastplatz. Interessanter Höhlenbesuch Eine Attraktion des interaktiven Themenwegs durch eine intakte und abgeschiedene Naturlandschaft sind jedoch die beiden Bergwerkstollen, die rund 6 respektive 40 Meter begehbar sind (aber bis zu 80 Meter tief sind). Ab dem erwähnten Abzweiger sind sie in gut 40 bis 50 Minuten erreichbar. Brändli schlägt jedoch vor, einen halben Tag für die Erkundung der Gegend einzuplanen. Ein Erlebnis der be-


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sonderen Art: die in den tiefen Gängen von der Decke hängenden Stalaktiten. «Pro Hundert Jahre wachsen sie nur rund einen Zentimeter», erklärt sie das Naturwunder und weist weiter auf bauliche Überreste der Bergbaugesellschaft sowie den Nachbau von historischen Gerätschaften aus der Zeit des Erzabbaus hin. Das ist beispielsweise der sogenannte Haspel mit Seil und Kessel, der beim Abbau der Erze ein technisches Hilfsmittel war. Die Minas da Gulatsch oberhalb Rueun: ein Geheimtipp.

Eintauchen in alte Zeiten Der Themenweg «Minas da Gulatsch», der Ende Juni 2022 eröffnet wird, ist ein Puzzleteil des Weitwanderwegs «Via Glion», der die Dörfer und Landschaften rund um Ilanz vernetzt. Der attraktive Themenweg mit einem Rastplatz soll das touristische Sommerangebot rund um die erste Stadt am Rhein stärken und lokale Wertschöpfung generieren. Das Gebiet ist eine erlebnisreiche Kulturlandschaft mit eindrücklichen Burgen als Zeugen aus früheren Zeiten. Initiiert hat das Projekt «Minas da Gulatsch» der Verein Rueun Viva in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Ilanz/Glion und Surselva Tourismus AG. Es wird auch die Regionalentwicklung unterstützt. Angeboten werden Führungen für Gruppen, und Schulklassen sowie Führungen im Gästeprogramm von Surselva Tourismus, welche etwas über den Bergbau und den soziokulturellen Hintergrund der Region erfahren möchten. Betriebszeiten sind ab Juni bis Ende Oktober.

Frau Lutz, die Minas da Gulatsch in Rueun sind von Fledermäusen besiedelt. Welche Art lebt dort? In den Minas da Gulatsch wurde die Kleine Hufwww.surselva.info/Minas-da-Gulatsch eisennase (Rhinolophus hipposideros) beobachtet. Diese Fledermausart gehört mit einer Spannweite von etwa 22 cm zu unseren kleinen Fledermausarten. Sie lässt sich aufgrund ihrer geringen Grösse selva, Domleschg, Schanfigg und Raum Chur. Der leicht von der Grossen Hufeisennase, der zweiten Wochenstubenbestand dieser Kolonien besteht aus einheimischen Vertreterin der Familie der Huf1700 bis 1900 erwachsenen Weibchen. Hinzu komeisennasen, unterscheiden. Die Minas da Gulatsch men die ausserhalb der Wochenstubenquartiere dienen dieser und weiteren Fledermausarten als lebenden Männchen der Population, die aber zahWinterquartier und im Sommerhalbjahr als lenmässig nicht erfassbar sind. In der Schweiz Tagesquartier. Das kann aufgrund der vorkommen grössere Populationen dieser handenen Kotspuren bestätigt werden. einst weit verbreiteten Fledermausart Welche Rahmenbedingungen braunur noch in den Kantonen Graubünden, chen Fledermäuse, um sich heimisch Bern und Obwalden vor. zu fühlen? Demnach sind die Kleinen HufeisenDie Fledermäuse brauchen Quartiere nasen vom Aussterben bedroht? für die Tagesruhe, in welchen sie vor Die Kleine Hufeisennase gilt gemäss Störungen und Feinden geschützt sind. Roter Liste der Fledermäuse (Stand 2011) Ebenso brauchen sie Jagdgebiete als stark gefährdet. Jedes Quartier mit einem genügenden Angebot an Miriam Lutz Mühlethaler dieser Fledermausart ist daher von ist Fledermausschutz-Beauftragte Insekten. Weiter sind sie auf Fluggrosser Bedeutung. Da die Kleinen des Kantons Graubünden, korridore für den Wechsel zwischen Hufeisennasen und weitere Flederdies im Auftrag des Amts für dem Quartier und dem Jagdgebiet Natur und Umwelt, Abteilung maus­arten auf Störungen ­im Quartier Natur und Landschaft. angewiesen. Viele Fledermausarten empfindlich reagieren, vereinbarte reagieren empfindlich auf Lichtemisder Fledermausschutz mit den Verantsionen. Daher ist es wichtig, dass die Umgebung wortlichen des Projekts Minas da Gulatsch die der Quartiere wie auch die Flugkorri­dore und Jagd- Verschliessung der wichtigen Bereiche durch ein gebiete nachtdunkel sind. Gittertor. Dadurch soll g ­ ewährleistet werden, dass Ist diese besondere Fledermausart in Graubünden die sich in den Minas da Gulatsch aufhaltenden Fleweit verbreitet? dermäuse nicht gestört werden. Störungen während In Graubünden sind rund 30 Kolonien der Kleinen der Tagesruhe o ­ der insbesondere während des Hufeisennase bekannt. Diese verteilen sich auf fünf Winterschlafs wirken sich negativ auf die Tiere aus. Regionen des Kantons: Val Lumnezia/Valsertal, Sur26


SAFIENTAL – PUR A . NATIR A .

Safiental

Stein auf Stein im Safiental­ Mauern trennen. Mauern verbergen. Mauern schotten ab. Nicht so im ­Safiental im Naturpark Beverin. Ganz im Gegenteil. Dort werden ­Trockenmauern gebaut, die Brücken schlagen – sozusagen! Es ist die beeindruckende und urtümliche Kultur- und Naturlandschaft, die das Safiental bis heute prägt, – zerklüftete Berge, tiefe Schluchten, das satte Grün der Wiesen, die sonnengebrannten ­Walserhäuser und «Gaden», weit verstreut und wie zufällig platziert. Dazwischen grast das Vieh; an den Steilhängen sind es die waghalsigen Ziegen, sie ignorieren stoisch Weidezäune und Trockenmauern. Die zeichnen lange Linien ins Landschaftsbild. Sie sind mal Weideabgrenzung, mal Wind- und Lawinenschutz, mal Stützmauer, um Steilhänge zu trassieren – und immer Lebensraum von unzähligen Tier- und Pflanzenarten. Sie sind auch die Welt von Flurin Stoffel. Seit gut zehn Jahren baut der Sohn eines Bündner Bergbauern hauptberuflich Trockenmauern, ab 2013 in enger Zusammenarbeit mit dem Naturpark Beverin, für dessen Freiwilligenarbeitseinsätze er verantwortlich ist. «Seither haben wir 1500 m² Trockensteinmauern im ganzen Parkperimeter wiederaufgebaut oder neu errichtet», ist Flurin stolz. Viele dieser Mauern stünden im Safiental. Im Interview erzählt Flurin, weshalb seine Mauern nie Wege versperren, sondern Türen öffnen und was seine Arbeit der Natur und den Menschen bringt. Flurin, du baust seit über einem Jahrzehnt Trockenmauern, was fasziniert dich daran? Das Trockenmauern hat eine lange Tradition in unseren Tälern. Die Mauern bieten Schutz vor Naturgewalten und sind gleichzeitig ein wichtiger Lebensraum für viele Kleinlebewesen. Trotzdem kennen das alte Handwerk nicht mehr viele. Es ist mir wichtig, dass es nicht ganz verloren geht!

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Gibst du deshalb dein Wissen als Arbeitseinsatzleiter des Naturpark Beverin weiter? Klar, – jedenfalls auch! Und ich liebe es, in der Natur zu sein und mit Menschen zusammenzuarbeiten; zu spüren, was sich für eine Gruppendynamik entwickelt. Gemeinsam nur mit Muskelkraft etwas so Beständiges wie eine Trockenmauer zu schaffen, das macht nämlich etwas mit den Menschen. Es verbindet sie, rückt ihre Welten ein Stück näher zusammen! Wie meinst du das? Ihr baut ja schliesslich Mauern und keine Brücken. Mauern, die Brücken schlagen. Durch die Freiwilligeneinsätze finden Menschen zusammen, die sich sonst wohl nicht so schnell begegnen würden. Da trifft der angehende Zürcher Wirtschaftsstudent auf den gestandenen Bergbauern, der Banker auf die Biologin und der Telekommunikationslehrling auf ein Funkloch – und es passt! Das liegt am gemeinsamen Ziel. Alle ziehen an einem Strang – oder besser: stapeln an einer Trockenmauer. So geht echte Teambildung! Und was ist dabei deine Funktion als Einsatzleiter? Natürlich bin ich da, um den Teilnehmenden die Arbeitsschritte zu zeigen und sie beim Bau anzuleiten und zu unterstützen, – aber meine eigentliche Arbeit fängt viel früher an und geht weit darüber hinaus: Ich bin im Perimeter des Naturparks auf­ gewachsen, kenne praktisch jeden Winkel davon und weiss wie seine Menschen ticken. Die Land­ wirte müssen mir voll vertrauen können, wenn ich auf ihrem Land mauere – und umgekehrt ist es genauso! Ohne diese gute Vertrauensbasis und die grossartige Zusammenarbeit mit den Einheimischen wären Freiwilligeneinsätze nur bedingt möglich. Meine Arbeit hat also auch viel mit Vertrauensaufbau, Information und Organisation zu tun. Wie sieht eigentlich so ein Arbeitstag für die Freiwilligen aus? 28

Der startet hoffentlich mit einem guten Frühstück. Dann gehen wir gemeinsam ans Werk, holen Steine aus dem Bachbett, mauern, plaudern. Mittagessen gibt es direkt vor Ort. Oft ist es so, dass die Landwirtfamilie für das Essen sorgt, – dann fällt es immer währschaft, üppig und regional aus. Genauso wie es sein soll! Am Nachmittag wird wieder weitergearbeitet. Mir ist es wichtig, die Freiwilligen motiviert und bei Laune zu halten. Schliesslich soll es für sie ein positives Erlebnis bleiben. Gerade mit Schulklassen mache ich auch schon mal früher Feierabend und zeige den Jugendlichen das Tal; gehe mit ihnen Wildtiere beobachten. Letzte Frage: Wie lange hält so eine Trocken­ mauer eigentlich? Ich lege sehr viel Wert auf gute Qualität und bin stolz darauf, diese auch zu erreichen. Selbst mit Schulklassen bekommen wir ein so gutes Resultat hin, dass ich auf «meine» Mauern ganze hundert Jahre Garantie gebe! Versprochen!

Regionaler Naturpark von nationaler Bedeutung Der Naturpark Beverin erstreckt sich rund um den Piz Beverin und umfasst vier Talschaften, die mit dem Safiental bis in die Surselva reichen. Seit 2013 trägt der Naturpark Beverin das Label «Regionaler Naturpark von nationaler Bedeutung». Gerade haben sämtliche der neun Naturpark-Gemeinden dem Parkvertrag für weitere 10 Jahre zugestimmt. Freiwilligeneinsätze im Naturpark Beverin Trockenmauerbau, Heckenpflege, Neophyten-Bekämpfung : Der Naturpark Beverin engagiert sich für den Erhalt und die Aufwertung wertvoller Lebensräume. Er vermittelt und organisiert regelmässig Umwelteinsätze, bei denen Schulklassen, Firmen oder freiwillige Gruppen tatkräftig mit anpacken. Unterstützt durch lokale Experten wird der Einsatz für die Freiwilligen zum unvergesslichen, teambildenden Erlebnis.

www.naturpark-beverin.ch/de/ angebote-aktuelles/arbeitseinsaetze-volunteering


SAFIENTAL – PUR A . NATIR A .

Ein besonderes Tal mit allen Sinnen erleben Mit dem Kunstsommer und vielen verschiedenen Kunst-, Bildungs- und Forschungsprojekten macht das Safiental seine Geschichte und Natur sicht- und erlebbar. Horchstationen im Wald, Videopräsentationen im Kraftwerkstollen, Ausgucke in der Rheinschlucht, künstlerische Kartoffelacker, ein Spielparcours für Steinböcke, Performances zum Umweltschutz und noch vieles mehr: Alle diese Aktionen und Projekte aus Kunst, Bildung und Forschung werden das urige Safiental auch diesen Sommer in einen grossen alpinen Kunst-Aussenraum verwandeln. Nach «New Land Art» (2016), «Horizontal – Vertikal» (2018) und «Analog – Digital» (2020) bereits zum vierten Mal. «Learning from the earth» – Lernen von der Erde «Auf 150 Quadratkilometern und einer Länge von 22 Kilometern werden sich rund 15 Kunstpositionen

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von nationalen und internationalen Kunstschaffenden kritisch mit der Gegenwart auseinandersetzen und Alternativen zu aktuellen Entwicklungen und Umwälzungen vorschlagen», führt Johannes M. Hedinger, der Kurator der Freiluft-Ausstellung, aus. Das 2022-Thema der «Art Safiental»: «Learning from the earth (Lernen von der Erde)». Dabei ist im Fokus das Ausloten der Beziehung der Menschen zur Natur und was man in Zeiten des Klimawandels von Mutter Erde lernen kann. Ergänzend zu den Werken, die ab Anfang Juli bis Ende Oktober zwischen zwischen Valendas, bei der Rheinschlucht und beim Turrahus am Talende zum Nachdenken anregen sollen, werden talauf und tal-


SAFIENTAL – PUR A . NATIR A .

ab weitere Projekte, Aktionen und Installationen entwickelt und organisiert. Organisator der «Art ­Safiental-Biennale» ist das ILEA, das Institute for Land and Environmental unter der Trägerschaft des Naturpark Beverin und in Kooperation mit der Gemeinde Safiental und Safiental Tourismus. Ein wichtiges Element des Kunstsommers im ­Safiental ist zudem die internationale Sommer­schule «Alps Art Academy» sowie die ILEA-­Talks. Mehr Informationen zu den einzelnen Posi­tionen sowie den kollateralen Events sind auf ­www.artsafiental.ch verfügbar. Art Safiental als Forschungs- und Entwicklungskonzept Über Freunde und deren Einladung, ein künstlerisches Vermittlungsprojekt für diesen peripheren Ort zu entwickeln, habe er vor rund acht Jahren begonnen, sich mit diesem einsamen, aber sehr interessanten Tal genauer auseinander zu setzen, erzählt Hedinger, der sich auch als Künstler und Filmer im In- und Ausland einen Namen gemacht hat. «Die Gemeinde hatte offene Ohren für unsere Idee einer Sommerschule und Outdoorausstellung», so der Kurator und Leiter von ILEA. Zusammen mit Partnern der Gemeinde, Naturpark und Tourismus wurde die einmalige Situation und Geschichte des strukturarmen Tals mittels Kunst-, Bildungs- und Forschungsprojekte untersucht – und so die kulturelle Vielfalt des Tals nicht nur sichtbar gemacht, sondern auch touristisch genutzt. «Dank diesen langjährigen künstlerischen wie wissenschaftlichen Erkundungen kenne ich das Safiental mittlerweile recht gut», erwähnt Hedinger und betont speziell den offenen und transdisziplinären Charakter der langfristigen Forschungsobjekte. Genug Zeit für den Besuch einplanen Gästen, Besucherinnen und Besuchern des OpenSpace-Kunstraums im Safiental rät Hedinger, sich genügend Zeit für die Begehung der Ausstellung und den Besuch der einzelnen Werke zu nehmen. «Es ist nicht möglich, die ganze Ausstellung an einem Tag zu besuchen.» Vielmehr empfiehlt er, mindestens zwei Tage einzuplanen oder mehrere Besuche auf die verschiedenen Jahreszeiten zu verteilen. «Im Juli präsentieren sich die Arbeiten anders als im Oktober und je nach Wetter sind 30

ART SAFIENTAL Biennale Learning from the Earth 2. Juli – 23. Oktober 2022 Safiental, Schweiz Rund 15 nationale und internationale Kunstpositionen erschaffen ein auf das Thema abgestimmtes temporäres Werk, das in Dialog mit der Landschaft steht und mehrheitlich im Aussenraum installiert ist. Sie sind im ganzen Safiental verteilt und können während rund vier Monaten frei und unentgeltlich sowie mehrheitlich rund um die Uhr besucht werden. Zur Ausstellung erscheint ein Kurzführer mit Landkarte, welcher die genauen Standorte der Kunstwerke und Wissenswertes zur Ausstellung, den einzelnen Werken, zur Land and Environmental Art und zum Safiental vermittelt. Die letzten beiden Ausgaben der Biennale verzeichneten jeweils rund 10 000 Besucherinnen und Besucher. Festivalzentrum ist das Berghotel Alpenblick in Tenna. Dort ist auch das ILEA, das Institute for Land an Environmental Art beheimatet. Im Spätsommer finden an gleicher Stätte die Sommerakademie Alps Art Academy und das Symposium ILEA Talks statt.

www.surselva.info/Land-Art-Safiental

www.ilea.art

Werke und Projekte von: Lara Almarcegui (ES), Badel /Sarbach (CH), Ursula Biemann (CH), Julius von Bismarck (DE), Com & Com (CH), Valentina Demicheli (CH), Saskia Edens (CH), Lithic Alli-ance (CH / BE), Marcus Maeder (CH), !Mediengruppe Bitnik (CH/DE), Dharmendra Prasad (IN), Simon /Odermatt (CH), Steiner / Lenzlinger (CH), BEN Vautier (FR/CH) u. a. Kollaterale Events, Aktionen von: Klimastreik /Klimajugend / Klima-Pavillon / Kunst Garage Versam / Haus Gawaling Mathon / HR Fricker & die Post / Sound Kite Ensemble / 507 Nanometer / Safientaler Gespräche (Oral History) u. a.

ganz unterschiedliche Sinneserlebnisse von Natur und Kunst möglich», führt er weiter aus und betont, wie wichtig es sei, die oft an Wanderrouten liegenden Werke zu Fuss zu erwandern – um so seine ganz persönliche Kunst- und Natur-Erfahrung mit allen Sinnen zu machen.


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SUMVITG UND TRUN – PUR A . QUIETEZIA .

Trun und Sumvitg: Das fast geheime Bike-Eldorado Immer mehr Mountain- und E-Biker entdecken die obere Surselva für sich, – die Gegend, wo der Rhein noch jung und die Bikerszene fast noch jünger ist.

Trun Sumvitg

Gleich mehrere bekannte nationale Mountainbike- und Fahrrad­ routen führen durch die obere Surselva: Die Rheinroute von Andermatt nach Basel und weiter bis nach Rotterdam und die Alpine Bike Route von Scoul nach Leysin ins Wallis. Dabei ist die Gegend rund um Trun und Sumvitg viel mehr als bloss eine Etappe. Sie ist ein wahres Bike-Eldorado für ruhesuchende Radler und Naturtrail-Liebhaber – und so wird für immer mehr BikeBegeisterte die Etappe zum Ziel! Gabriel Candinas beobachtet diese Entwicklung schon seit einer Weile und ist darüber nicht verwundert. Der leidenschaftliche Biker und Inhaber der «La Bikeria» in Rabius erklärt die wachsende Begeisterung für seine Hometrails so: «Unsere Region ist enorm vielseitig und bietet etwas für jeden Geschmack und jedes F ­ ahrkönnen. Wer hier eine Woche Ferien macht, fährt locker ­jeden Tag neue Trails, kann mit dem Bike mal hoch hinaus bis über die Waldgrenze und mal runter bis an den Rhein, – und das auf beiden Talseiten!» Uns verrät Candinas, von Biker zu Bikern, eine Innovation und zwei der schönsten Routen rund um sein Zuhause, – eine Region, die mit ihren traditionellen Bündner Bergdörfern, den tiefen Erlenwäldern, den sonnigen Hängen, dem Alpenpanorama und dem sprudelnden Rhein als Sinnbild für Ruhe und Entspannung steht. Familientour zum Spielplatz und Badesee: Trun – Cumpadials Ein Highlight für Familien ist die gemütliche und kurze Tour von Trun nach Cumpadials, entlang des jungen Rheins. Die Fahrt startet ­entlang des Kunstweges gleich mit einem Highlight: Die Objekte ­ der «Senda d’art» am Wegesrand sind alle von einheimischen Künstlern gefertigt und regen mal zum Schmunzeln, mal zum Nachdenken an. Sie gestalten schon die ersten Meter der Route abwechslungsreich. Kurz nach Trun geht es über den jungen Rhein auf die rechte Uferseite und weiter ins Dörfchen Surrein, dessen ­Kirchturm das Zuhause einer riesigen Fledermauspopulation ist. Die Flatterfreunde zeigen sich aber immer erst mit der Dämmerung. Weiter geht es über Wiesen entlang der Auen und durch den schattigen Erlenwald bis auf die Ebene Plaun Petschen bei Cumpadials. Hier gibt es einen Spielplatz, eine Schweizer Familie Grillstelle und einen Badeteich: Nicht nur für Kinder der ideale Ort für eine ausgedehnte Radelpause! Zurück geht es auf demselben Weg – leicht bergab! – oder ab Cumpadials mit der Rhätischen Bahn.

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Vielfalt per Bike: Talrunde Trun–Sumvitg für ­Fortgeschrittene Mountainbikern mit mittelguter bis guter Kondition oder einem E-Bike bietet die Region unzählige Möglichkeiten. Unkomplizierte Naturstrassen führen bis über die Waldgrenze, etwa auf die Alp Munt, oder die Alp Glivers mit ihrem spektakulären Panorama, oder bis ganz zuhinterst ins Val Sumvitg, wo der rauschende Rein da Sumvitg von der Greina her in den Stausee mündet. Eine besonders abwechslungsreiche und teilweise technische Rundtour führt von Trun in die Val Russein und zurück über die sonnigen Südhänge von Sumvitg: Dem gemütlichen Start entlang des Rheins und durch den Erlen-Uferwald folgt ein steiler Serpentinenaufstieg Richtung Barcuns. Ab da führt ein flowiger, teilweise kniffliger Singletrail hinab nach Sumvitg und macht den anstrengenden Aufstieg mehr als wett! Auf Schotter- und Teerstrassen folgt der zweite Aufstieg zur bekannten Kapelle Sogn Benedetg des Architekten Zumthor. Ab da flitzt man auf verschiedenen Single­ trails hinunter ins kleine Dorf Rabius und weiter nach Campliun. Hier folgt der letzte Aufstieg bis zur Kapelle Nossadunna dalla Glisch, bevor es über den mächtigen Lawinendamm Cartatscha zurück nach Trun geht. Minitrail: Zukunftsmusik mit Sommerhit-Potenzial «Wer sein Können auf dem Mountain- oder E-Bike verbessern will, dem steht wohl schon ab spätestens diesem Herbst ein ganz besonderes Trainingsangebot zur Verfügung», verrät Candinas: «Wenn alles nach Plan läuft, entsteht in Surrein der Minitrail, – ein Velo-Trainingspark!» Angedacht seien verschiedene 33

Strecken mit engen Kurven, Wurzelpassagen, Steingräben, kleinen Sprüngen und mit einer Balance-­ Line. «Mit dem Minitrail entsteht ein Ort, wo Kinder und Erwachsene mit viel Spass ihre Fähigkeiten auf dem Mountainbike oder E-Bike verbessern können», freut sich Candinas, der das Projekt als Verantwortlicher mit viel Elan weiter vorantreibt.

Tourendetails: Familientour: Trun–Cumpadials

www.surselva.info/Spielplatz-Plaun

www.surselva.info/Senda-d-art

Tourendetails: Talrunde Trun–Sumvitg

www.surselva.info/Talrunde-Trun

Weiterführende Infos zum Minitrail

sumvitg-turissem.ch/projekte/minitrail-klettergarten

Bikefachhandel und -vermietung in Rabius

www.surselva.info/La-Bikeria-Rabius

Die erste offizielle Bikeschule der oberen Surselva

www.surselva.info/Meinasendas


SUMVITG UND TRUN – PUR A . QUIETEZIA .

Surselvische Kulturgeschichte und zeitgenössische Kunst Das Museum Cuort Ligia Grischa in Trun präsentiert eine Sonderausstellung. Eines der schönsten und auffälligsten Gebäude der Surselva steht auch an einem der geschichtsträchtigsten Orte der Region: das Museum Cuort Ligia Grischa in Trun. Der stattliche Barockbau wurde 1679 vom Kloster Disentis anstelle mindestens zwei Vorgängerbauten errichtet. Ab 1424 diente der ehemalige Klosterhof als Tagungs- und Gerichtshof des Grauen Bundes. Mitte des 19. Jahrhunderts gelangte das Haus in Privatbesitz und konnte 1934 in die neu errichtete Stiftung «Cuort Ligia Grischa» eingebracht und der Öffentlichkeit als Museum zugänglich gemacht werden. Das Museum umfasst prächtig gestaltete Räume wie der mit Deckenmalerei und Wappen verzierte Landrichtersaal, die mit sternförmigem Holztäfer verzierte Abtstube und

die Hauskapelle. Eindrückliche Zeugen vergangener Wohnformen sind zudem die Wohnstube und Schlafkammer von Pater Placidus a Spescha – samt eines für heutige Verhältnisse winzig wirkenden Himmelbetts. Weitere Räume sind dem breiten Spektrum der surselvischen Alltagskultur gewidmet. Gezeigt werden unterschiedliche Objekte wie Kochutensilien, Arbeitsgeräte zur Textilproduktion, aber auch Waffen und Geräte für Jagd und Fischen. Sonderausstellung mit Carigiet im Fokus Wer sich eher für zeitgenössische Kunst interessiert, kommt im Museum Cuort Ligia Grischa ebenfalls auf seine Rechnung: Aktuell stellt es Werke der lokalen Künstler Alois Carigiet, Matias Spescha und Gieri Schmed aus. Die diesjährige Sonderausstellung, Alois Carigiet – L’inscenatur, rückt Wandbilder und Plakate in den Fokus. Ergänzt wird sie durch Entwürfe, Skizzen und Malereien sowie Archivfotos und Interview-Aufnahmen. Eine besondere Attraktion bietet das animierte und musikalisch begleitete Wandbild Allegro con Spirito. Die Sonderausstellung vereint zum ersten Mal Wandbilder, Plakate und Malerei und spannt damit den Bogen zwischen Gebrauchsgrafik, Auftrags- sowie freien Arbeiten. Diese Vielseitigkeit und Carigiets einzigartiger Stil machen ihn zu einem der grossen Schweizer Künstler des 20. Jahrhunderts, dessen Kunstschaffen weit über den «Schellenursli» hinausgeht.

Besondere Lebenswasser – eine alte Tradition stösst auf grosses Interesse Ein ungewöhnliches Familienunternehmen produziert ausgezeichnete Branntweine – und noch viel mehr. Um die Tannenschösslinge zu sammeln, gebe es jeweils im Frühling oder im Frühsommer nur kurze Zeitfenster, erzählt Anna Maria Candinas. Dann zieht es sie in die Umgebung von Surrein oder später hinauf zum Maiensäss Conn oberhalb des Weilers. «Die jungen Tannentriebe brauchen wir 34

als wichtige Zusätze bei einem ersten Schritt des Brennprozesses für unseren Tannenspitzenschnaps, den ‹Vignar da Pen›», erklärt sie. «Bevor die Schösslinge jedoch dem Rohbrand beigefügt werden, müssen sie noch luftgetrocknet werden», fügt die Bio-Bäuerin an.


SUMVITG UND TRUN – PUR A . QUIETEZIA .

Offen für Neues Nicht nur während der Frühlingszeit, sondern während des ganzen Sommers, «jagt» Anna Maria noch eine andere Pflanze. «Es ist mein Hobby, Thymian zu sammeln», sagt sie mit einem Lachen. Das mache sie dann aber vorzugsweise auf der Sonnenseite des Tals, in der Gegend der Alp Glivers – und gibt dazu einen wichtigen Tipp. «Die Pflanzen, die zwischen ­ 11 und 15 Uhr gesammelt werden haben mehr Aroma­ und sind je nach Fundort intensiver», verrät sie. Neben auserlesenen Pflanzen und deren Wurzeln, zum Beispiel Enzian, sind es auch einheimische Früchte (und nur einheimische Früchte, wie Anna Maria betont), welche in der traditionsreichen Brennerei der Familie zu feinsten und preisgekrönten Schnäpsen und Coupagen (Branntweinmischungen) destilliert werden. «Das können Äpfel, Birnen, Zwetschgen oder auch mal Vogelbeeren sein», e ­ rklärt die Landwirtin. Das Obst, das je nach Wetter auch mal nur in kleineren Mengen zur Verfügung stehe, sei der Grundstoff für den Obstler, den sie nach geheimen Rezepten und ohne Zugabe von künstlichen Aromastoffen weiterverarbeiten und veredeln würden. «Vor allem im Eichenfass gelagerter Williams- oder Traubenprodukte bekommen einen besonderen Geschmack», sagt Anna Maria Candinas, die gerne Neues ausprobiert und auf Kundenwünsche eingeht. Das muss man gesehen haben Neben der Eigenproduktion von Destillaten werden auf dem Betrieb der Familie Candinas zudem 10 000 Liter Süssmost pro Jahr produziert. Weiter leben auf dem 16 Hektar grossen Bauernhof 16 Mutterkühe der Angus-Rasse. Das Natura-Beef-Fleisch ihrer Kälber wird wie die vielen anderen exquisiten Naturerzeugnisse des Bio-Bauernbetriebs im hauseigenen Laden in Surrein verkauft oder können über den Onlineshop der Genossenschaft Amarenda (www. amarenda.ch) bestellt werden. Wer sich selber ein Bild dieses einmaligen Unternehmens in der Surselva machen will, kann bei einer Genussführung durch den Betrieb einiges über die Geheimnisse der Feinbrennkunst erfahren und einen Einblick in ein altes Handwerk gewinnen. Degustationen und delikate Verköstigungen machen die Betriebsbesichtigungen zum besonderen und unvergesslichen Erlebnis. 35

Destillaria Candinas – die Meilensteine Das Brennen von Schnäpsen hat in Surrein eine lange Tradition. Frühere Eigentümer und Brennmeister der heutigen Destillaria Candinas waren Giachen Antoni Giger, Paul Antoni Deplazes und Gion Giusep Desax. In der Folge führten Sohn Clau Michel Desax und dessen Schwiegersohn Mathias Candinas-Desax die Brennerei weiter und erweiterten das Unternehmen mit einem neuen Brennkessel und Lagerräumen. 1970, stieg Georg Candinas, der Sohn von Mathias, in dessen Fussstapfen und verlegte die Brennerei in das neue Haus im Dorfzentrum von Surrein. Seit 1979 heisst die Brennerei «Destillaria Candinas». Um die Jahrtausendwende übernahm mit Gion Mattias Candinas und dessen Frau Anna Maria Candinas-Schmidt die nächste Generation das Zepter. 2003 wurde ein neuer Brennkessel installiert und 2010 konnte die Brennerei mit einem modernen Bau des Disentiser Architekten Aluis Huonder erweitert werden. Im Jahr 2011 wurde der Bio-Grischun-Preis an Amarenda verliehen. Amarenda vereinigt Landwirtschaftsbetriebe der Gemeinde Sumvitg (u. a. die Destillaria Candinas) und vermarktet deren Produkte.

www.surselva.info/Destillaria-Candinas


Erlebniszug Rheinschlucht www.rhb.ch/erlebniszug

kel: a t k e p s atur N ntag s n e r o u S P d tag un s m a S Jeden


MIA SURSELVA

Die Surselva auf einen Blick

Bergbahnen Obersaxen Mundaun Val Lumnezia

Bergbahnen Brigels Waltensburg Indooraktivitäten Andiast Für diejenigen, welche die Re-

Zahlreiche Wanderwege führen entlang der Gebirgskette mit den Gipfeln Piz Mundaun, Hitzeggen, Stein und Péz Sezner. Die drei Gipfel werden durch die Bergbahnen erschlossen und bieten spannende Wander- und Bikerouten in Kombination mit dem Nachbartal Val Lumnezia. www.surselva.info/BergbahnenObersaxen-Mundaun

Die Bergbahnen bieten einen bequemen Start in jede Wanderung. Mountainbikes, Kinderwagen und Hunde werden von den Bergbahnen kostenlos transportiert. www.surselva.info/Bergbahnen-Brigels

genjacke – und das Verstehen wir – zu Hause gelassen haben, finden Sie hier einige Tipps, die auch bei schlechtem Wetter die Ferien in der Surselva zu einem Erlebnis machen. www.surselva.info/Schlechtwetter

Gruppenaktivitäten

Golf

Wassersportaktivitäten

Während Ihrer Gruppenaktivität in der Surselva erleben Sie die Natur am Vorderrhein, die Gastfreundschaft, die Kultur und den vollen Genuss der Bündner Bergwelt. www.surselva.info/Gruppen

Die Golfregion zwischen der Rheinquelle und der Rheinschlucht bietet mit den drei Anlagen in Brigels (9 Loch), Sagogn-Schluein (18 Loch) und Sedrun (9 Loch) spannende Golfplätze mit unterschiedlichem Charakter. In nur gerade 20 bis 40 Autominuten kommen Sie von einem Golfplatz zum anderen. www.surselva.info/Golfen

Nebst dem eindrücklichen Bergpanorama prägen zahlreiche Badeseen, Bergseen, Flüsse und Bäche die einzigartige Landschaft der Surselva. Nicht zu vergessen ist natürlich der «Swiss Grand Canyon», die einmalige Rheinschlucht – die zu Fuss, auf dem Schlauchboot oder Kanu entdeckt werden kann. www.surselva.info/Wasseraktivitaeten

Kinder- und Familienprogramm Mit dem Gäste- und Familienprogramm in der Surselva wird jeder Tag zum Erlebnis. www.surselva.info/Familien

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MIA SURSELVA

Die Surselva auf einen Blick

Veranstaltungskalender

Kultur

Einkaufsmöglichkeiten

Die Surselva hat ein grosses Angebot an V ­ eranstaltungen und Events zu bieten. Ob kulturelle oder ­kulinarische, sportliche oder musikalische – unsere Events begeistern Gross und Klein. www.surselva.info/Events

Die Surselva präsentiert ein vielseitiges und dichtes Angebot an kulturellen Sehenswürdigkeiten. Erleben Sie Kultur von A bis Z in der Bergkulturregion. www.surselva.info/Kultur

Die Surselva verfügt über diverse Einkaufsmöglichkeiten. Im Einkaufszentrum Ilanz gibt es Sport- und Kleidergeschäfte, Drogerien/Apotheken, Spezialitätengeschäfte, Geschenklädeli, zahlreiche grössere Lebensmittelgeschäfte und vieles mehr. Draussen in den Dörfern lohnt sich ein Besuch der Dorf- und Hofläden, wo Sie viele feine lokale und auch selbstgemachte Produkte finden. www.surselva.info/Einkaufen

Wandern Von gemütlich leichten Wanderungen, über ausgedehnte Trekkingtouren bis hin zum Weitwandern, in unserer faszinierenden Berglandschaft erwarten Sie über 1200 Kilometer markierte Wanderwege. www.surselva.info/Wandern

Öffentliche Verkehrsmittel

Biken

Gastronomie

Ob Erlebniszug, Bus alpin, Rheinschlucht-Bus oder ein Wanderbus, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen Sie bequem Ihr Ziel in der Surselva. www.surselva.info/Verkehrsmittel

Ob kurzer Ausflug oder tagesfüllende Rundtour. Die abwechslungsreiche Landschaft in der Surselva lässt jedes Mountainbike- und E-Mountainbikeherz höher­schlagen. Ob Rennrad oder Gravelbike, auf den unzähligen Biketrails haben wir für jeden etwas dabei. www.surselva.info/Biken

Die Surselva ist ein Paradies für Schlemmer. Die Vielzahl gastronomischer Betriebe ist beeindruckend. Von der einfachen Berghütte mit herzhaften Gerichten bis hin zum edlen Lokal mit auserlesenen Spezialitäten ist alles zu finden. www.surselva.info/Kulinarik

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TREUHAND

Revision/ Wirtschaftsprüfung

IMMOBILIEN

Vermietung Rechnungswesen

Steuern

Verwaltung

Baumanagement

DA VENDER

Ehe- und Erbrecht Unternehmensberatung

Vertragswesen

Verkauf

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