vfg Nachwuchsförderpreis 24

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EINLEITUNG INTRODUCTION Im Essay «Understanding a Photograph» schreibt John Berger 1, dass hinter einer Fotografie die bewusst getroffene, menschliche Entscheidung stehe, diesen bestimmten Moment, das konkrete Objekt mit der Kamera festzuhalten. Demzufolge wäre das Fotografieren kein impulsiver Akt, sondern basiere auf einer vorgängigen Idee, einem Gedankengang, einem Motiv, letzten Endes: auf einer Erzählung. Denn, so Berger weiter, wenn ständig und alles und jedes fotografiert würde, hätten die resultierenden Bilder eben diese vorhin genannte, «menschgemachte» Auszeichnung verloren – die Fotos würden mechanisch, seelen- und belanglos.   Fotografie ist «der Prozess, der die Beobachtung selbst-bewusst («self-conscious») macht» 2.   Über ein halbes Jahrhundert nach dem Erscheinen des Textes, in einer Gegenwart, in der viele Lebensbereiche bereits weitgehend digitalisiert funktionieren, haben wir diesen Punkt erreicht: Unser Alltag ist von einer zusehends unüberblickbaren, schier unendlichen Bilderflut dominiert, deren Bedeutung in dem Masse am Sinken ist, wie ihre Anzahl zunimmt. Belangloses buhlt in allen erdenklichen Medien und Kanälen rund um die Uhr um unsere Aufmerksamkeit, und wir, wir zappen, scrollen uns durch, dank dem Smartphone und dem Tablet nunmehr 24h am Tag, sieben Tage die Woche.   Stehenbleiben, innehalten, schauen. Nachdenken, nochmals schauen, diskutieren, auswählen. Weglegen, hervornehmen. Diskutieren, vorschlagen, wieder verwerfen. Und schliesslich entscheiden. Das kostet Zeit, benötigt Engagement und verlangt Begeisterungsfähigkeit. Das ist die Arbeit, die eine Jury leistet. Und wie die Auswahl in diesem Katalog zeigt, hat sie (dieses Jahr bestehend aus Anne Immelé, Nadine Barth, Stephan Schacher, Christian Lutz und Sascha Renner) nun zehn Finalistinnen und Finalisten bestimmt, deren Arbeiten in Sachen Bildsprache, Thematik und auch Technik sehr verschieden sind. Wir meinen, dass die getroffene Auswahl die breite Vielfalt der Fotografie zwischen «Gebrauchsgut» und Kunst sehr gut reflektiert.   In einem Bild, einer Fotografie steht implizit der Wunsch, einzigartig zu sein, Aufmerksamkeit zu erringen, im Gedächtnis der Betrachterin, des Betrachters zu bleiben. Im postmodernen Kontext darf eine Fotografie aber auch genau das Gegenteil «wollen». Oder alles andere, denn auch in der Fotografie gilt längst das Prinzip des «anything goes». Trotzdem ist dies kein Widerspruch, sondern sollte als lustvolle Ergänzung verstanden werden, die durchaus auch die eine oder den anderen irritieren darf: Das Aufeinandertreffen gegensätzlicher Traditionen, Techniken und Wege erzeugt gemeinhin Reibung, Spannung, auch Differenz. Daraus wiederum entstehen Debatten, Gespräche, Reflexionen. Diese diskursive Auseinandersetzung mit dem Medium und all seinen Möglichkeiten ist es, was der vfg Nachwuchsförderpreis für Fotografie mit seiner konsequenten und konstanten Unterstützung junger Talente seit nunmehr 24 Jahren zu leisten bemüht ist.   Susanne Martinez Garcia im Namen der Arbeitsgruppe vfg Nachwuchsförderpreis für Fotografie   Dans l'essai «Understanding a Photograph», John Berger 1 écrit que derrière une photographie se cache la décision humaine consciente de capturer ce moment particulier, cet objet particulier avec l'appareil photo. Par conséquent, la photographie n'est pas un acte impulsif, mais se fonde sur une idée préalable, un raisonnement, un motif, et finalement sur un récit. Car, poursuit M. Berger, si tout et n'importe quoi était constamment photographié, les images qui en résulteraient auraient précisément perdu cette distinction «artificielle» susmentionnée - les photographies deviendraient mécaniques, sans âme et sans pertinence. La photographie est «le processus qui rend l'observation consciente de soi» 2.   Plus d'un demi-siècle après l'apparition du texte, dans un présent où de nombreux domaines de la vie fonctionnent déjà de manière largement numérisée, nous sommes arrivés à ce point : notre vie quotidienne est dominée par un flot d'images de plus en plus ingérable, presque infini, dont la signification diminue à mesure que leur nombre augmente. L'insignifiant attire constamment notre attention dans toutes sortes de médias et de canaux, et nous, nous zappons, faisons défiler, grâce au smartphone et à la tablette maintenant 24 heures sur 24, sept jours sur sept.

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