34 | SWISSPROP TECH-MAGA ZIN 2021
Zwischen heisser Luft und Hoffnung Blockchain – Die Schweiz hat eines der weltweit blockchainfreundlichsten Rechtssysteme. Trotzdem kommt der Einsatz der neuen Technologie in der Immobilienbranche bisher nicht so recht auf Touren. Doch das könnte sich durch eine neue Gesetzgebung ändern. Von Christian Hunziker – Fotos: zVg
Als im Januar 2020 die in Zug ansässige BrickMark AG den Ankauf eines Geschäftshauses an der Bahnhofstrasse 52 in Zürich meldete, schien es, als ob die Blockchain-Technologie den Durchbruch in der Schweizer Immobilienbranche geschafft hätte. Denn der Kaufpreis von gut 130 Millionen Franken wurde nach Angaben von BrickMark zum grossen Teil in Tokens – also Vermögenswerten in digitalisierter Form – bezahlt. Zudem war als Verkäufer des Objekts mit der RFR Holding GmbH ein internationa«Es hat in der ler Immobilieninvestor involviert. EntBlockchain-Szene sprechend ehrgeizig waren die Pläne, einen grossen Hype die BrickMark damals verkündete: Ein und viel heisse Luft «grossvolumiges internationales Immogegeben. Manchmal bilienportfolio» auf Basis der Blockchain-Technologie wolle man aufbauen.
wird schnell eine Medienmitteilung herausgegeben, ohne dass dahinter viel steckt.»
Mehr angekündigt als umgesetzt
Doch wer knapp eineinhalb Jahre später Fachleute nach dem Stand der Blockchain-Technologie in der Schweizer Immobilienwirtschaft fragt, bekommt weBastiaan Don, Token nig Euphorisches zu hören. «Es hat in Factory Switzerland Ltd der Blockchain-Szene einen grossen Hype und viel heisse Luft gegeben», sagt Bastiaan Don, Managing Director der Token Factory Switzerland Ltd (ehemals Blockimmo). «Manchmal wird schnell eine Medienmitteilung herausgegeben, ohne dass dahinter viel steckt.» Ähnlich sieht das Yves Mauchle, Rechtsanwalt im Zürcher Büro der Rechtsanwaltskanzlei Baker McKenzie: Bei der Anwendung der BlockchainTechnologie in der Immobilienbranche sei bisher mehr angekündigt als umgesetzt worden.
Bastiaan Don Managing Director Token Factory Switzerland Ltd
Diese Einschätzung erstaunt – aus drei Gründen. Erstens wird der Blockchain-Technologie mit ihrem dezentralen, transparenten und fälschungssicheren Ansatz gerade für den Immobilienbereich ein enormes Potenzial zugesprochen. Zweitens gilt die Schweiz mit dem Blockchain-Zentrum Zug als internationaler Hotspot dieser Technologie. Das unterstreicht der im Frühjahr 2021 von der Investmentgesellschaft CV VC herausgegebene «Top 50 Report»: Demnach sind im «Crypto Valley» (Schweiz und Fürstentum Liechtenstein) nicht weniger als 960 Blockchain-Unternehmen ansässig, die in unterschiedlichsten Wirtschaftszweigen – also nicht nur in der Immobilienbranche – tätig sind. Und drittens ist im Februar dieses Jahres ein Gesetzes paket in Kraft getreten, mit dem die Schweiz nach Ansicht der Swiss Blockchain Federation «eine der innovationsfreundlichsten Blockchain-Regulierungen der Welt» erhalten hat. Token Factory: Vorreiter in Baar Woran liegt es also, dass der Durchbruch auf sich warten lässt? «Viele Projekte sind auf rechtliche und faktische Hindernisse gestossen», antwortet Rechtsanwalt Yves Mauchle. Das bestätigt Bastiaan Don, der mit Blockimmo 2019 eine ers-