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«Das Umfeld für PropTechStart-ups ist sehr gut»

Venture Capital – Die Schweiz biete hervorragende Rahmenbedingungen für junge, innovative Firmen, sagt der US-Investor Jean-Paul Bowgen. Das locke internationales Wagniskapital ins Land.

Interview: Richard Haimann – Foto: zVg

Teile des Bundesrats sind dennoch besorgt, dass dauerhaft Risikokapital fehlen könnte, und wollen deshalb einen 500 Millionen Franken schweren Innovationsfonds zur Unterstützung von Start-ups auflegen. Eine sinnvolle Investition von Steuergeldern?

Start-ups benötigen Kapital. Je früher und umfangreicher dieses für Gründer bereitsteht, desto einfacher ist es, eine gute Geschäftsidee zu realisieren. Geld ist jedoch nur die eine Seite der Münze. Die andere Seite ist das Wachstumspotenzial. Wagniskapitalgeber prüfen, ob eine Innovation tatsächlich am Markt benötigt wird. Gelangen sie zu der Überzeugung, dass ein Start-up gute Erfolgsaussichten hat, unterstützen sie es nicht nur mit Kapital, sondern helfen ihm auch, Märkte zu erschliessen. Die Frage ist: Welche Unterstützung, ausser der finanziellen Förderung, kann ein staatlicher Innovationsfonds Start-ups bieten?

Jean-Paul Bowgen, 30, arbeitet von Zürich aus als European Lead für das auf Investments in PropTech-Startups spezialisierte US-Venture-CapitalUnternehmen Camber Creek.

Mehr zum Zustand des Markts für Venture Capital erfahren Sie am Kongress The Big Handshake.

SwissPropTech-Magazin Herr Bowgen, die Schweizer Start-up-Szene scheint trotz der globalen Krisen relativ gut mit Wagniskapital versorgt. Während im übrigen Europa und den USA VentureCapital-Investments im ersten Quartal dieses Jahres um zum Teil mehr als 70 Prozent einbrachen, beträgt der Rückgang in der Schweiz nur 36 Prozent

Jean-Paul Bowgen Die Schweiz bietet sehr gute Rahmenbedingungen, sodass Investoren Risikokapital bereits in den Vorgründungs- und Gründungsphasen von Start-ups bereitstellen. Das beruht auf dem exzellenten Bildungssystem. Aus den Schweizer Universitäten kommen nicht nur viele gute Ideen für innovative neue Firmen, dort finden sich auch die entsprechend qualifizierten Studienabsolventen und Wissenschaftler, um sie zu realisieren. Wenn internationale Wagniskapitalgeber an die Schweiz denken, denken sie automatisch an Qualität.

International ist die Schweiz als Inkubator für BioTech- und MedTech-Start-ups bekannt. Haben Schweizer PropTech-Start-ups eine Chance, Wagniskapital von ausländischen Investoren zu erhalten?

Auf jeden Fall. Das Umfeld für PropTech-Start-ups in der Schweiz ist sehr gut. Immobilienunternehmen, Fonds und Bestandshalter wie Pensionskassen und Versicherungen sind sehr daran interessiert, die Renditen aus ihren Liegenschaften durch neue Technologien zu steigern. Somit finden neue PropTechs die nötige Nachfrage, um ihre Produkte unter Beweis zu stellen. Zudem unterstützen international sehr gut vernetzte Verbände wie SwissPropTech und Swiss Circle PropTech-Startups bei der Expansion in ausländische Märkte.

Anders als in den USA sind Pensionskassen in der Schweiz zurückhaltend bei Investments in Wagniskapitalfonds, weil sie die Risiken als zu hoch erachten Das ist ein Irrtum. Wagniskapitalfonds ermitteln mit einem gründlichen, pragmatischen Ansatz, welche Start-ups das grösste Erfolgspotenzial haben. Diese Firmen finanzieren sie dann und verbinden sie mit potenziellen Kunden. Zudem stärken Wagniskapitalfonds die Wirtschaft. Rund 400.000 Menschen in der Schweiz sind derzeit bei Firmen tätig, die vor weniger als zehn Jahren gegründet wurden. ∙

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