GROSSAUFLAGE
DAS SCHWEIZER UNIHOCKEYMAGAZIN
Nr. 170 • 12 / 2020 • Fr. 7.90
WELTMEISTER Das Wiler-Trio TATU VÄÄNÄNEN, KRISTER SAVONEN UND JOONAS PYLSY muss die Titelverteidigung im eigenen Land um ein Jahr verschieben. 10
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EDITORIAL
Grusslos Und was haben Sie so an den Wochenenden gemacht in letzter Zeit? Fussball, Eishockey oder Handball geschaut am Bildschirm? In diesen Sportarten wird gespielt, im Unihockey nicht. Oder haben Sie sich schon ins Gedränge am Skilift gestürzt? Offenbar ist das trotz Pandemie erlaubt. Im Unihockey ruht der Ball, obwohl die Spitze als Profisport eingestuft wird und spielen dürfte. Natürlich gibt es grössere Unglücke im Leben als eine Weile ohne den Lieblingssport auskommen zu müssen. Trotzdem ist es für alle Beteiligten – Spielerinnen und Spieler, Coaches, den Handel – wichtig, dass es im Januar 2021 wieder los geht. Oder vielleicht sogar schon in der Altjahreswoche mit einem Spezial-Event der NLA. Eine geballte Ladung Unihockey als Ersatzprogramm für den ausfallenden Spengler Cup? Das wärs doch. Ich bin weder Virologe noch Epidemiologe, ich vertraue den Fachleuten grundsätzlich. Dennoch verstehe ich nicht alle Massnahmen und Einschränkungen der letzten Zeit. Die letzten Wochen waren – seien wir ehrlich – beschissen. Ich bin jedenfalls bereit, das Jahr 2020 grusslos hinter mir zu lassen und im Januar neu zu beginnen. Mit diesen wenig weihnachtlichen Worten entlasse ich Sie in die Festtagszeit und wünsche Ihnen bei der Lektüre dieser Ausgabe wie immer – oder trotz allem – viel Vergnügen. Damian Keller Chefredaktor unihockey.ch
170
42
Ausgabe
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38
6
Kurznews
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Der Weltenbummler
Finnische Rekorde, Storvretas Sorgen, Flucht in den Norden, Retro. Dazu wird gut gebrüllt.
Vor zehn Jahren landete Asser Jääskeläinen zum ersten Mal in der Schweiz. Via Schweden und Singapur kehrte er zurück.
10
Die Weltmeister
Die Wiler-Cracks Joonas Pylsy, Krister Savonen und Tatu Väänänen müssen die Mission «Titelverteidigung im eigenen Land» um ein Jahr verschieben.
16
Motivation leidet
Geisterspiele sind nicht sein Fall. Tim Braillard kann mit dem Unterbruch der Meisterschaft leben. Fehlende Perspektiven sind aber problematisch.
24 Pingpong
unihockey.ch nimmt es mit Evelyne Ackermann (Jets) und Thomas Gfeller (Tigers) kurz persönlich.
26
Gesundheit vor Kommerz
Seit dem 23. Oktober ruht der Ball in der Schweiz, während in den anderen Top-Nationen gespielt wird. Verbandspräsident Daniel Bareiss nimmt Stellung.
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Es machte «Bumm»
Unihockey für Strassenkinder in Kenia.
40
Schweizer Angriff
Neun Schweizer Söldner stehen in Finnland und Schweden im Einsatz.
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So gut wie noch nie
So produktiv war Kim Nilsson noch nie. Das Timing passt – sein Vertrag bei Kalmarsund läuft aus.
46
Schenken Sie lokal
Beglücken Sie Ihre Liebsten mit einem Geschenk aus der Unihockeybranche.
47
Abos und Impressum
Schlusspunkt: In den Mund gelegt.
GROSSAUFLAGE
DAS SCHWEIZER UNIHOCKEYMAGAZIN
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Lizenz zum Verhandeln
Agenten und Berater sind zu einem Bestandteil der Sportwelt geworden. Sogar im Unihockey. Braucht es das – und wie funktioniert es?
Nr. 170 • 12 / 2020 • Fr. 7.90
Das hatten wir noch nie: Drei Weltmeister auf dem Cover.
WELTMEISTER Das Wiler-Trio TATU VÄÄNÄNEN, KRISTER SAVONEN UND JOONAS PYLSY muss die Titelverteidigung im eigenen Land um ein Jahr verschieben. 10
WWW.UNIHOCKEY.CH • 5
Kurznews • News
Finnische
Rekorde Finnland: Gleich reihenweise purzelten in der finnischen F-Liiga im November die Rekorde. Eemeli Salin steuerte zu Classics 17:3-Kantersieg über die Steelers sieben Assists bei. Der Rekord lag bis anhin bei sechs entscheidenden Zuspielen in einem Spiel. Dass sich Salin nun als «Assist-König» bezeichnen darf, erstaunt doch – der grossgewachsene Flügel ist sonst vor allem wegen seines brandgefährlichen Schusses gefürchtet. Eine Woche nach Salin sicherte sich auch Henri Johansson einen Eintrag in den Geschichtsbüchern. In der 10. Runde gelang der Nokian-Legende der 1000. Skorerpunkt in der höchsten Liga. Erneut waren es die Steelers, die als Gegner Beifall klatschten. Johansson ist der erste Spieler, der die magische 1000er-Marke knackte. Zu guter Letzt sorgte auch Altmeister Juha Kivilehto (38) für Aufmerksamkeit. Gegen Tiikerit bestritt der vierfache Weltmeister sein 400. Ligaspiel. Bis zum Rekord Mikko Kohonens mit 555 Partien ist es aber noch ein weiter Weg.
Storvretas Sorgen
Bahn frei für Kettunens zweite WM mit Tschechien.
Kettunen bleibt International: Tschechien wird die WM in Finnland im Dezember 2021 erneut mit Petri Kettunen an der Bande bestreiten. Der Finne verlängerte seinen Vertrag um ein Jahr und verzichtet dafür sogar auf einen lukrativen Vollzeit-Job am renommierten Sportinstitut in Erikkilä. Der 50-Jährige musste dieses Jahr nach jedem Nati-Camp in Tschechien nach der Rückkehr in seine Heimat in die Quarantäne. Was für ein Aufwand.
6 • DEZEMBER 2020
«Wie ich meine Familie kenne, will sie mich noch zehn Jahre auf dem Feld sehen.» Kim Nilsson (32) auf seine Zukunftspläne angesprochen.
Schweden: Zuerst blieb Alexander Rudd mit Verdacht auf Drogenkonsum in einer Verkehrskontrolle hängen, danach machten Gerüchte über einen Konkurs die Runde. Der schwedische Spitzenklub Storvreta sieht sich mit etlichen Problemen konfrontiert. Weil aufgrund der Corona-Pandemie der traditionelle «Storvretacupen» abgesagt werden musste, fehlen dem Verein rund 300 000 Franken in der Kasse. Bereits für diese Saison erhielt das Team aus Uppsala die Spiellizenz nur mit einer Spezialbewilligung. Immerhin wurde Rudd von sämtlichen Vorwürfen freigesprochen, da der Bluttest negativ ausfiel.
Alexander Rudd
Vor zehn
Jahren
Junior Bei GC machte ein 19-jähriger Junior – passenderweise im Team einfach Junior genannt – mit starken Leistungen auf sich aufmerksam. Wir widmeten ihm die Coverstory des Magazins und stellten die Frage, ob er nur auf einem Höhenflug oder tatsächlich so gut sei. Zehn Jahre später wissen wir: Christoph Meier war tatsächlich so gut und ist es immer noch. Blau-Weisse Festspiele Blau-Weisse Festspiele: Was heuer nicht klappte, ging im Dezember 2010 als Volksfest über die Bühne. Finnland holte sich an der MännerWM in Helsinki überlegen Gold. Die Schweiz verlor den Halbfinal gegen Schweden tragisch knapp und zog danach auch im Bronzespiel den Kürzeren. Tragische Szenen ereigneten sich auch im Presseraum. Die Journis nutzten ein Kopiergerät, um Bagels zu vervielfältigen, da sie von den knausrigen Organisatoren massiv auf Diät gesetzt wurden.
Nach Henri Johanssons 1000. Punkt wurde die Partie für eine kurze Ehrung unterbrochen.
Flucht in den Norden International: Der Meisterschaftsunterbruch in der Schweiz sorgt für reges Transfertreiben. Michael Schiess machte den Anfang, danach ging es Schlag auf Schlag. Die Finnen Jyrki Holopainen (Köniz) und Jami Manninen (HCR) zogen in ihre Heimat. Während Holopainen im Januar von SPV zurückkehren wird, waren bei Manninen (zu Happee) private Gründe ausschlaggebend – seine Frau erwartet das zweite Kind und wünschte sich angesichts der unsicheren Situation ein familiäres Umfeld. Nach dem Entscheid, die Liga bis mindestens Januar ruhen zu lassen, ergriffen die nächsten NLA-Cracks die Flucht. Köniz leiht Manuel Maurer (Växjö) und Simon Jirebeck (Örebro) nach Schweden aus. Die GC-Stars Claudio Laely (Dalen) und Pascal Meier (Växjö) sowie Zugs Nationalverteidiger Luca Graf (Sirius) sind ebenfalls temporär in der SSL unterwegs. Während es für Meier, Maurer und Graf – alle spielten bereits für Växjö – eine Rückkehr nach Schweden ist, wagt Laely erstmals den Sprung ins Ausland. «Er wird uns in der aktuellen Situation mit zahlreichen Verletzten helfen können», freut sich Dalens Sportdirektor Urban Karlsson.
Genau gezählt «Forum Sumiswald – 140 Zuschauer und zwei Hunde», vermeldete ein Matchtelegramm Grünenmatts gegen die Kloten-Bülach Jets. Ob die Vierbeiner auch Eintritt bezahlen mussten oder in der Pause einen Hot Dog bekamen, ist nicht überliefert. 14 churer finnen
26 berner rohdiamanten
Das schweizer UnihockeyMagazin
32 dänen im schatten
fr. 7.90
42 garcar gibt gas
nr. 58 dezember 2010
. nächsten sprUng ist bereit für Den Der gc-yoUngsterwM 2012. das porträt ab seite 8 ein Mann für Die
bLaU-weisse festspiele finnland wird überlegen weltmeister. schweden und die schweiz trauern. ab seite 36
Luca Graf
Highlights aus unihockey.ch Nr. 58, Dezember 2010 WWW.UNIHOCKEY.CH • 7
Kurznews • News
Flames brauchen Geduld Regional: Es gibt auch Probleme, die keinem Virus geschuldet sind. Die Jona-Uznach Flames kämpfen seit geraumer Zeit um eine eigene Halle. Das Projekt einer Doppelhalle mit den Rapperswil-Jona Lakers schien auf Kurs zu sein, als im letzten Dezember die Bürgerversammlung Jonas grünes Licht gegeben hatte – das Grundstück im Grünfeld sollte den Vereinen kostenlos im Baurecht abgegeben werden, dazu hätte die Stadt beide Vereine mit je 1.5 Millionen Franken unterstützt. Der Hauptteil der Flames-Präsident Kosten von sechs (Flames) und Mike Zimmermann zehn Millionen Franken (Lakers) sollten die Vereine tragen. Eine Abstimmungsbeschwerde eines einzelnen Bürgers im Namen «besorgter Bürger» verzögert aber das Projekt, das sich ohnehin schon seit fünf Jahren hinzieht. Es droht eine weitere mehrmonatige Blockade. «Ich verstehe nicht, wie man Einzelinteressen über einen klaren demokratischen Entscheid stellen kann», zeigt sich Flames-Präsident Mike Zimmermann im «Sarganserländer» enttäuscht. Da sich die Beschwerde nur gegen die Halle der Lakers richtet, wäre eine Trennung der Projekte theoretisch denkbar – dann würden aber die geplanten Synergien hinfällig.
«Geisterspiele machen mich gar nicht an.» Tim Braillard reizt ein temporäres Gastspiel in Schweden ohne Fans nicht.
König Schiess Schweden: Als die Saison Ende Oktober in der Schweiz unterbrochen wurde, wollte WaSa-Stürmer Michael Schiess nicht untätig zu Hause sitzen. Mit dem Team Thorengruppen konnte sich der Ostschweizer schon kurz danach auf ein temporäres Engagement einigen. «Bei meiner Ankunft fühlte ich mich wie ein König. Ich habe direkt eine möblierte Wohnung, ein Velo, ein Handy-Abo und Winterkleider erhalten, um den kalten Winter in Nordschweden auszuhalten», sagte Schiess gegenüber dem «St. Galler Tagblatt». Beim Verein aus Umea wurde der Student der pädagogischen Hochschule auf Anhieb in der ersten Linie eingesetzt und feierte bereits in seinem zweiten Spiel seine Tor-Premiere in der SSL. Der Tabellenletzte wird die Tore des Schweizers auch im Dezember brauchen können.
8 • DEZEMBER 2020
Michael Schiess reagierte auf den Liga-Unterbruch.
AUSRÜSTER
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27. bis 30. Dezember 2020 • Eulachhallen, Winterthur • Sporthalle Lust, Maienfeld Alle Tage einzeln oder komplett buchbar. Das Programm variiert. Teilnehmer: Juniorinnen und Junioren mit den Jahrgängen 2005 bis 2010 Leitung: Diverse NLA-Spieler Programm: Unihockey Trainingstag, inklusive Mittagessen Kosten: Fr. 65.– pro TeilnehmerIn und Tag Kontakt: trainingdays@unihockey.ch
ANMELDETALON Winterthur Maienfeld 27. Dezember 28. Dezember 29. Dezember 30. Dezember ANMELDEFRIST 11. DEZEMBER 2020 (Beschränkte Teilnehmerzahl) Anmeldung schicken an: (wenn via Internet nicht möglich) unihockey.ch, Schauenbergstrasse 1, 8400 Winterthur
Name
Vorname
Spielerposition
Geburtsdatum
Strasse/Nr.
PLZ/Ort
Verein
Telefon
Konfektionsgrösse (S, M, L…)
Unterschrift der Eltern
INFOS & ANMELDUNG: WWW.UNIHOCKEY.CH/TRAINING-DAYS
Männer NLA • Wilers Weltmeister
Tatu Väänänen, Krister Savonen und Joonas Pylsy tanken frische Luft, um für künftige Titelkämpfe wieder bereit zu sein.
10 • DEZEMBER 2020
DIE MEISTER
WELTIm Frühling konnten Joonas Pylsy, Krister Savonen und Tatu Väänänen mit dem SV Wiler-Ersigen nicht um den Schweizer Meistertitel kämpfen. Nun müssen die Finnen auch die Mission «Titelverteidigung im eigenen Land» um ein Jahr verschieben. TEXT ETIENNE GÜNGERICH • FOTOS FABIAN TREES, DIETER MEIERHANS
G
espräche mit notorisch wortkargen Finnen können ein schwieriges Unterfangen sein. Plaudertaschen sind auch Krister Savonen, Tatu Väänänen und Joonas Pylsy nicht. Aber sie nehmen zu jeder Frage Stellung – knapp, präzis und oft mit verstecktem Schalk. «Finnen sind einfach etwas scheu», sagt Väänänen. Er versteht seine Äusserung aber nicht so, als würde er sich für diese Charaktereigenschaft schämen. Viel mehr klingt es so, als sei dies eine Stärke der Finnen. Als könnten sie sich dahinter verstecken, wenn es brenzlig wird. «Vielleicht liegt es auch daran, dass bei uns die Distanzen viel grösser sind. Wir sind überfordert, wenn wir aus dem Haus gehen und plötzlich andere Menschen antreffen», mutmasst Väänänen herzhaft lachend. Savonen hält derweil nüchtern fest, dass seine Landsleute durchaus über Emotionen verfügen, aber diese schlicht nicht gerne zeigen. Scheu ist das Trio, das seit Sommer 2019 gemeinsam für den SV Wiler-Ersigen spielt, nur neben dem Feld. Mit dem Stock in der Hand haben es die Finnen schon mit jedem Gegner dieser Welt aufgenommen und jeden besiegen können. Für den Schweizer Rekordmeister ist das Weltmeister-Trio ein Glücksfall. DREI TYPEN Drei Typen, drei unterschiedliche Lebensläufe. Krister Savonen (26) wuchs in einem kleinen Dorf namens Sahalahti auf, gut 50 Kilometer von Tampere entfernt. Er spielte in seiner Kindheit lange Eishockey und fiel WWW.UNIHOCKEY.CH • 11
Männer NLA • Wilers Weltmeister
Joonas Pylsy im WMFinal, Väänänen im Supercup mit Wiler.
– nachdem er sich für Unihockey entschieden hatte – in der Nachwuchsabteilung von Classic Tampere schnell als grosses Talent auf. Ein eher kleiner, aber kräftiger und schneller Verteidiger, der gerne die Spielauslösung in die Hand nimmt. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er Stammkraft in seinem Klub und in der Nationalmannschaft wird. Vielleicht wird ihm aufgrund dieser Vorschusslorbeeren bis heute eine gewisse Nonchalance nachgesagt. Joonas Pylsy hatte nie den Ruf eines Supertalents und musste sich seinen Status hart erarbeiten. Obwohl er 2014 mit Happee den einzigen Meistertitel der Vereinsgeschichte holte, kam er anschliessend als hierzulande unbeschriebenes Blatt in die Schweiz. Wegen seines bubenhaften Gesichts wurde er von der ganzen Liga unterschätzt, zeigte aber bei den Tigers Langnau mit je 30 Toren zwei herausragende Saisons. Und noch immer rechnete niemand damit, dass sich Pylsy einmal zu einem Eckpfeiler eines Weltmeisterteams entwickeln würde. Im Gegensatz zu seinen Landsmännern ist der 30-jährige Stürmer in einer Stadt (Jyväskylä) aufgewachsen und auf dem Feld vorwiegend für die Torproduktion zuständig. Tatu Väänänen, der Erfahrene, spielt schon fast 20 Jahre auf höchstem Niveau Unihockey. Er nimmt für Pylsy und Savonen so etwas wie eine Vaterfigur ein – auch weil er nach über sieben Jahren in der Schweiz die Sprache, Kultur und Mentalität kennt. Bei der Abwicklung dieser Story übernimmt der 37-Jährige den Lead. Er organisiert, dirigiert, orchestriert wie auf dem Feld. Aufgewachsen ist Väänänen in Uimaharju, 50 Kilometer von Joensuu entfernt, im Osten Finnlands nahe der Grenze zu Russland. DER GENERATIONEN-WECHSEL Vor dem Engagement beim SVWE standen die Finnen nur in der Nationalmannschaft gemeinsam auf dem Platz. 2015 wurden erstmals alle drei aufgeboten, Joonas Pysly schaffte als Letzter den Sprung. Ein Jahr später wurden sie in Riga gemeinsam Weltmeister, Finnland eroberte sich von Schweden nach einem vierjährigen Unterbruch die Vorherrschaft im Weltunihockey zurück. Die Nationalmannschaft befand sich im sanften Umbruch. Dort die alte Generation aus der ersten Weltmeister-Truppe mit Mika Kohonen, Juha Kivilehto 12 • DEZEMBER 2020
DER UNTERSCHÄTZTE Joonas Pylsy durchlief die Juniorenstufen von Happee Jyväskylä. Nach sechs Saisons und einem Meistertitel kam der Stürmer mit 24 Jahren in die Schweiz. Bei den Tigers Langnau avancierte er sofort zum Topskorer und erzielte in zwei Saisons über 100 Skorerpunkte. Danach wechselte er zu Classic, wo er in drei Jahren dreimal Meister wurde und auch den Champions Cup gewann. 2015 absolvierte der 175cm grosse Center seine ersten Länderspiele für Finnland und wurde zweimal Weltmeister. Für die U19-Auswahl seines Landes war er nur in drei Spielen berücksichtigt worden. Geburtsdatum: 1.1.1990 • Position: Center • Stockauslegung: Links • Vereine: Happee, Tigers Langnau, Classic, Wiler-Ersigen Länderspiele: 50 • WM-Teilnahmen: 2 • Grösste Erfolge: 1× Meister mit Happee, 3 × Meister mit Classic, 1× Champions-Cup-Sieger mit Classic, 2 × Weltmeister mit Finnland
Mehrfache Weltmeister dürfen es sich erlauben, die Beatles frech zu kopieren.
DER LEADER
DAS SUPERTALENT
Tatu Väänänen stand schon an der WM 2004 in Kloten im finnischen Nationalteam. Zwei Jahre später kam er für ein einjähriges Engagement bei Alligator Malans in die Schweiz. Danach agierte er je drei Jahre für seinen Stammklub Josba und den Top-Verein SPV, mit dem er 2012 und 2013 Meister wurde. Seit der Saison 2013/2014 spielt der 37-jährige Verteidiger für den SV Wiler-Ersigen und holte mit den Oberemmentalern vier Meistertitel. 156 Länderspiele, sieben WM-Teilnahmen und drei WM-Goldmedaillen machen Väänänen zum international erfolgreichsten Wiler-Captain der Vereinsgeschichte.
Krister Savonen wurde schon mit 17 Jahren für die A-Nationalmannschaft aufgeboten, nachdem er mit der U19 WM-Gold geholt hatte. Er verbrachte praktisch seine ganze Juniorenzeit bei Classic. 2014 verlor er den Final gegen Pylsys Happee. Ab 2015 entwickelte sich Classic mit Savonen als Spielgestalter zur besten Mannschaft der Welt, woraus vier Meistertitel und ein Champions-Cup-Sieg resultierten. Die zwei WM-Titel von 2016 und 2018 runden Savonens eindrückliches Palmarès ab. Er hat schon alles gewonnen, was es im Unihockey zu gewinnen gibt.
Geburtsdatum: 6.7.1983 • Position: Verteidiger • Stockauslegung:
Geburtsdatum: 19.5.1994 • Position: Verteidiger • Stockausle-
Rechts • Vereine: Josba, Alligator Malans, SPV, Wiler-Ersigen
gung: Links • Vereine: Classic, Wiler-Ersigen • Länderspiele: 46
Länderspiele: 156 • WM-Teilnahmen: 7 • Grösste Erfolge: 2×
WM-Teilnahmen: 2 • Grösste Erfolge: 4 × Meister mit Classic,
Meister mit SPV, 4 × Meister mit Wiler-Ersigen, 3× Weltmeister mit
1× Champions-Cup-Sieger mit Classic, 1× U19-Weltmeister und 2× Weltmeister mit Finnland
Finnland
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Männer NLA • Wilers Weltmeister
SAVONEN, PYSLY UND VÄÄNÄNEN ÜBER… …den finnischen Spielstil: «Wir mögen die 1-gegen1-Situationen und suchen sie bewusst – in der Defensive und Offensive. Es liegt in unserer DNA, dass wir immer agieren wollen. Seit Jahren versucht Finnland Druck auf den Gegner zu machen. In der F-Liiga spielen alle Teams aggressiv. Das muss nicht nur positiv sein. Jedes Team weiss, wie es spielen muss. Vielleicht würde es dem finnischen Unihockey gut tun, wenn ein paar Mannschaften in anderen Systemen auftreten würden. Dann bräuchte es wieder neue Lösungen.» …das finnische Coaching: «Während des Spiels geben die finnischen Trainer den Spielern weniger Inputs als hier. Die Feedbacks kommen nach der Partie und sind individueller. Es liegt wohl daran, dass jeder Spieler mit dem System aufgewachsen ist und es in- und auswendig kennt. Generell wird aber in Finnland mehr auf Selbstverantwortung gesetzt. Die Spieler sollen selber denken und Probleme innerhalb der Linie selbstständig lösen.» …den besten finnischen Trainer: «Petteri Nykky ist der erfolgreichste Trainer und hat uns dreimal zum Weltmeistertitel geführt. Er hat das gesamte Bild eines Teams im Blick und lässt die Details von den Assistenten erledigen. Hinter dem Erfolg der letzten zwölf Jahre steckt daher auch Juha Jäntti. Er hat die Gegner analysiert, um einen Stil zu entwickeln, der unser Unihockey revolutionierte.» …die neue Generation: «Die Jungen können viel öfter trainieren, als dies früher der Fall war. Dadurch sind sie technisch beschlagener und flexibler. Es gibt fast keine Spieler mehr, die nur auf einer Position einsetzbar sind. Die drei finnischen U19-WM-Titel an den letzten fünf Turnieren gaben Selbstvertrauen.» ... die Schweizer Liga: «Es wird mehr gelaufen, es gibt mehr Zweikämpfe. Nicht alle Teams praktizieren das gleiche System. Mal kommt ein 2-2-1, mal ein 2-1-2 und dann wieder ein 1-2-2. Das finden wir spannend, weil wir unser Spiel dadurch ständig umstellen und einen anderen Schlüssel zum Erfolg suchen müssen. Das Gefälle in der Liga und innerhalb eines Teams ist grösser, die Spitze verfügt aber über sehr viel Qualität. Eine spezielle Fähigkeit, die Schweizer Spieler auszeichnet? Sie sind sehr stark auf Prellbälle.» …den SV Wiler-Ersigen: «Wir fühlen uns hier wohl. Der Verein ist sehr professionell geführt und geniesst auch im Ausland ein grosses Ansehen. Wir verfügen über ein starkes Kader, die Mischung stimmt. Als Rekordmeister wollen wir natürlich Titel gewinnen. Leider wurde daraus in der letzten Saison nichts. Hoffentlich können wir dies in dieser Spielzeit nachholen.»
Stilist Krister Savonen.
14 • DEZEMBER 2020
oder Tero Tiitu, hier die Neulinge um Peter Kotilainen, Pylsy und Savonen. «Beim Titelgewinn war wichtig, dass die jungen Spieler schon dabei waren. Sie haben gesehen, was es braucht, um Weltmeister zu werden», sagt Väänänen, der selber zur alten Garde gehört, die schon 2008 und 2010 den Titel holte. Savonen fügt hinzu: «Wir konnten viel von den älteren Spielern lernen. Nach der WM trieb Petteri Nykky den Umbruch weiter voran.» Der ehemalige Schweizer Nationaltrainer (2011 bis 2014) übernahm nach der WM 2016 das Zepter von Petri Kettunen, der trotz des Titelgewinns abgelöst wurde. An der WM in Prag 2018 trat die finnische Mannschaft noch dominanter auf. Die neue Generation hatte den nächsten Schritt gemacht und sich weiterentwickelt. Allen voran Joonas Pylsy. War der quirlige Stürmer in Riga noch Ergänzungsspieler, bildete er in Prag als Center zwischen Ville Lastikka und Peter Kotilainen die gefährlichste Linie des Turniers. Selten zuvor wurde eine schwedische Mannschaft so durcheinandergewirbelt wie von diesem finnischen Team und dieser Formation. VIEL RESPEKT VOR DER SCHWEIZ «Wir haben in den letzten Jahren härter trainiert als die Schweden. Ein Vorteil ist zudem, dass bei uns der Umbruch bereits vollzogen ist», sagt Pylsy, was Väänänen gleich den Bogen zur Schweiz finden lässt. «Ähnlich wie wir hat auch die Schweiz viele Spieler, die sich im besten Alter befinden. Seit David Janssons Amtsantritt hat die Schweiz grosse Fortschritte erzielt und befindet sich auf dem gleichen Niveau wie Schweden und Finnland», so der dreifache Familienvater. Pylsy gibt sogar zu, in Prag darauf gehofft zu haben, der Schweiz im Final aus dem Weg zu gehen. Während Schweden ziemlich passiv agierte und auf seine individuelle Klasse zählte, trat die Schweiz flexibler auf und beherrschte verschiedene Systeme – wodurch der Gegner gezwungen ist, immer wieder neue Lösungen zu
Auf den gemeinsamen Meisterjubel müssen die Finnen noch warten.
DOPPELTE UNTERZAHL Die drei Spieler verraten, wer zum jeweiligen Stichwort passt. Der Fleissige: Joonas Pylsy Der Faule: Krister Savonen Der Ruhige: Joonas Pylsy Der Laute: Krister Savonen Der Trainerliebling: Tatu Väänänen Der Shooter: Jonnas Pylsy Der Techniker: Krister Savonen Der Lustige: alle Der Anführer: Tatu Väänänen Der Romantiker: Krister Savonen
finden. Die Zeiten, als die Schweizer Nati gegen die Top-Nationen in erster Linie darauf konzentriert war, das eigene Tor abzuriegeln, sind definitiv vorbei. Das bestätigt auch Väänänen, der erstmals 2004 (!) gegen die Schweiz antrat. «Mit etwas Glück kann die Schweiz sogar ganz oben stehen», ist er sicher. So sehr Väänänen, Pysly und Savonen ihrem Wohnland einen solchen Erfolg gönnen würden – an der nächsten WM soll dieser Fall ganz bestimmt nicht eintreffen. Diese findet nämlich in ihrer Heimat statt. Oder besser gesagt, hätte im Dezember 2020 stattfinden sollen. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde der Event um ein Jahr verschoben. «Das nervt natürlich. Aber jetzt werden wir halt ein weiteres Jahr hart trainieren, um im nächsten Winter bereit zu sein», meint Pylsy lapidar. Wenn es dann (hoffentlich) so weit ist, wird das Eishockey-Land stillstehen und sich während einer Woche alles um Unihockey drehen. Apropos still. Am Ende des Gesprächs fällt auf, dass diese Finnen eigentlich gar nicht so still sind. Sie müssen nur aus der Reserve gelockt werden.
Männer NLA • Tim Braillard
Alligator Malans machte das Rennen und holte im Sommer den verlorenen Sohn Tim Braillard in die Heimat zurück.
16 • DEZEMBER 2020
DIE MOTIVATION
LEIDET
Geisterspiele sind nicht sein Fall, verletzt ist er derzeit auch – Tim Braillard kann mit dem Unterbruch der Meisterschaft grundsätzlich leben. Fehlende Perspektiven sind aber problematisch. TEXT DAMIAN KELLER • FOTOS DIETER MEIERHANS, ERWIN KELLER
WWW.UNIHOCKEY.CH • 17
Männer NLA • Tim Braillard
N
ach zwei Jahren in Schweden kehrte Tim Braillard vor dieser Saison zu seinem Stammverein Alligator Malans zurück. Die erste Spielzeit mit Mullsjö verlief für den Bündner perfekt, er wurde in der stärksten Liga der Welt gar zum Center des Jahres gewählt. Die Monate danach waren schwieriger – Trainerwechsel, Verletzungen und letztlich der coronabedingte Abbruch des Ligabetriebs der SSL im Frühling 2020, noch vor dem ersten Playoff-Spiel. Anstatt sich ordentlich von den Teamkollegen und vom Verein verabschieden zu können, musste Braillard das Land Hals über Kopf verlassen, da sich die Grenzen zu schliessen drohten. Gemeinsam mit NatiKollege Jan Zaugg und der in Göteborg aufgegabelten Nationaltorhüterin Lara Heini folgte Mitte März eine 21-stündige Autofahrt in die Heimat. EREIGNISSE WIEDERHOLEN SICH Als begehrtestes Objekt der Begierde auf dem Transfermarkt hatte Tim Braillard die freie Wahl, wo er unterschreibt. Er entschied sich für Alligator Malans, da das Paket von sportlichen Möglichkeiten und beruflichen Perspektiven passte. Vor der Zeit bei Mullsjö hatte er bereits acht NLA-Saisons für Alligator bestritten. Auch sonst veränderte sich nicht viel. Erstens kämpfte er mit Verletzungen – nach überstandenen Rückenproblemen zwickte es im Sommer in der Leiste, ehe es dann doch zu fünf NLA-Partien reichte. Und zweitens kam es erneut zum Stopp des Ligabetriebs, da am 23. Oktober swiss unihockey über sämtliche Ligen der Schweiz einen Unterbruch verfügte. unihockey.ch hat beim 28-jährigen Internationalen nachgefragt, wie er mit dieser Situation umgeht.
Braillard hofft, dass die lange Pause in der NLA kein Nachteil für die kommende WM sein wird.
TIM BRAILLARD Geburtsdatum: 27.11.1992 • Familie: Der Name Braillard stammt vom Grossvater, der von Fribourg ins Prättigau zog • Stationen: Wildcats Schiers, Alligator Malans, Mullsjö AIS, Alligator Malans • Statistik: Alligator Malans: 119 Tore, 168 Assists, 287 Punkte (8 Saisons). Mullsjö: 32 Tore, 33 Assists, 65 Punkte (2 Saisons). Nationalmannschaft: 63 Spiele, 29 Tore, 44 Assists, 73 Punkte (Debüt: 2.2.2013) Tim Braillard zeigte bei Mullsjö in der SSL zwei starke Saisons.
18 • DEZEMBER 2020
«Nach aussen haben wir im Unihockey mittlerweile einen Profistatus. Nach innen aber halt noch lange nicht.» Tim Braillard
Mannschaft haben. Handwerker, die nicht im HomeOffice arbeiten können. Wenn die ständig in die Quarantäne müssen, gibt es Probleme mit dem Arbeitgeber. Ich kann die Gründe für den Unterbruch nachvollziehen. Dich erwischen wir gerade in deinem Home-Office. Genau (lacht). Ich absolviere bei der Bündner Kantonalbank ein zwei Jahre lang dauerndes Trainee-Programm. Aktuell bin ich im Produktmanagement beschäftigt, danach wird es ins Marketing gehen.
In Schweden läuft die Meisterschaft seit Saisonbeginn ohne Pause, in der Schweiz ruht der Betrieb seit Ende Oktober. Bereust du es schon, in die Heimat zurückgekehrt zu sein? Tim Braillard: Aktuell nicht, da mich Geisterspiele überhaupt nicht anmachen. Würde in Schweden vor Publikum gespielt, wäre ich sicher lieber dort. Aber so? Ich spürte schon im September, wie hierzulande weniger Fans in die Hallen kamen. Du befürwortest den Unterbruch also, auch wenn er bis in den Januar dauert? Ich rebelliere nicht dagegen. Natürlich bleiben Spieler besser in Form, wenn es neben Trainings auch Ernstkämpfe zu bestreiten gibt. Aber ich gehe davon aus, dass unsere längere Pause auf die nächste Weltmeisterschaft in einem Jahr keinen Einfluss haben wird. Andere Hallensportarten in der Schweiz spielen – ist Unihockey doch weniger professionell, als wir es gerne nach aussen darstellen? Nach aussen haben wir einen Profistatus, intern halt nicht. Wir trainierten in den letzten Wochen bei Alligator nicht mit dem ganzen Team, weil wir «Büezer» in der
War diese berufliche Option der Hauptgrund für die Rückkehr zu Alligator? Zug United, Rychenberg und Köniz sollen kräftig mitgeboten haben. Für mich war klar, dass die Wahl des Vereins von der beruflichen Situation abhängt. Nach meinem Studium ist es an der Zeit, in der Arbeitswelt Fuss zu fassen. Ebenfalls klar war, dass ich bei einem vergleichbaren Angebot ins Bündnerland zurückkehren würde. Letztlich konnte Alligator-Sportchef Thomas Hitz diese Stelle bei der GBK aufgleisen. Es hätte aber in der Tat spannende Alternativen gegeben, darum liess ich mir mit dem Entscheid auch Zeit. Mit diesem Job liegt es wohl nicht drin, wie deine Nati-Kollegen Michi Schiess, Luca Graf oder Claudio Laely für ein paar Wochen in Schweden zu spielen? An diese Möglichkeit habe ich praktisch keinen Gedanken verschwendet. Erstens geht das vom Beruf her nicht, zweitens lassen mich wie gesagt Geisterspiele ziemlich kalt und drittens kuriere ich gerade noch einen Aussenbandriss aus, den ich im Oktober erlitten habe. Für Alligator ist der Unterbruch diesbezüglich gar nicht so schlecht – wir hatten in den ersten Runden sehr viele verletzungsbedingt ausfallende Stammspieler. Ich hoffe, dass die meisten davon bei einem Restart im Januar dann wieder fit sein werden. Kannst du von der neuen Spitzensportförderung der Armee profitieren, bist du faktisch Halbprofi? Das ist derzeit etwas kompliziert, weil es für diese Spitzensport-WK jeweils komplette 5-Tages-Blöcke braucht, was für den Arbeitgeber nicht einfach ist. Vielleicht lässt sich bald etwas in Richtung eines geregelten 60-Prozent-Pensums machen. Im Moment steht für mich aber im Vordergrund, im Job den Tritt zu finden. WWW.UNIHOCKEY.CH • 19
Männer NLA • Tim Braillard
«Wenn alles wegfällt, fehlt die Perspektive. Das schlägt ehrlich gesagt auf die Moral.» Tim Braillard
Was hat sich in den letzten Wochen im Kopf geändert? Bist du jemand, der sonst beim Aufwachen direkt an Unihockey denkt – und ist das in dieser Situation immer noch so? Also mit 16 waren die ersten Gedanken zweifellos gleich beim Sport. Mit fortschreitendem Alter gibt es dann auch andere Dinge (lacht). Aber selbstverständlich fehlt mir das Team. Auch die Herausforderung der Spiele, des Wettkampfs. Normalerweise arbeitest du auf Ziele hin – eine WM, einen Cupfinal, einen Superfinal. Wenn das alles wegfällt, fehlt die Perspektive. Und das schlägt ehrlich gesagt schon auf die Motivation und du fragst dich, wofür du eigentlich trainierst. Ich hoffe sehr, dass es nicht zum Albtraum-Szenario kommt. Welches wäre das? Saisonabbruch im Frühling, Sommertraining, wieder ein Abbruch, direkt ins nächste Sommertraining. Ohne irgendwelche sportlichen Highlight dazwischen. Das wäre Horror. Wir müssen nicht an 22 Spielen zwischen September und April festhalten. Wir sind als Community gefordert, auch spezielle Wege zu gehen. Ich hätte zum
Bei aller Wertschätzung für individuelles Training fehlt Tim Braillard das Teamleben.
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Beispiel überhaupt kein Problem damit, wenn die Meisterschaft bis in den Juni verlängert wird. Die kürzere Sommerpause könnte im Hinblick auf die nächste Weltmeisterschaft in Finnland vielleicht sogar ein kleiner Vorteil sein. Wie trainierst du derzeit? Nach viel Krafttraining geht es im Moment wieder mehr um den Bereich Ausdauer. Hallentrainings gibts bei Alligator Malans seit einiger Zeit nur mit Maske und einer begrenzenten Anzahl Spieler, die sich jeweils vorgängig anmelden müssen. Ich fahre viel Velo und bin ab und zu auch auf den Skipisten. Home-Office und individuelles Training haben schon auch ihre Vorteile. Bitte einfach nicht für immer. Könnten die individuellen Trainings sogar ein Modell für die Zukunft sein? Damit die Spieler dann trainieren, wenn es ihnen am besten passt? Das kann ich mir gut vorstellen. Dabei geht es nicht einmal nur um die zeitliche Verfügbarkeit, sondern auch um den Inhalt. Es kann gezielter an Schwächen gearbeitet werden, wenn in kleineren Gruppen trainiert wird. Es ist nicht immer sinnvoll, dass 20 Spieler gleichzeitig Intervall-Trainings absolvieren, wenn sie physisch unterschiedlich drauf sind. Ich habe schon gehört, dass unser Staff künftig individueller arbeiten will. Es wird gemunkelt, dass es schon in der AltjahresWoche mit einem NLA-Turnier wieder losgehen könnte. Wärst du dafür fit und zu haben? So ein Anlass in einer «Mini-Bubble» wie in der NHL könnte mich reizen, wenn wir schon ohne Fans spielen müssen. Mir ist alles lieber als ein zweiter Abbruch. Und ja, mit Tape könnte ich schon jetzt wieder spielen. Ich bin also bereit, wenn es wieder losgeht.
AUSRÜSTER
SOMMER CAMPS 4.–9. Juli 2021 Frutigen (BE) (Jahrgänge 2006–2010) 11.–16. Juli 2021 Lenk (BE) (Jahrgänge 2007–2011) Frutigen (BE) (Jahrgänge 2004–2009) 18.–23. Juli 2021 Widnau (SG) (Jahrgänge 2005–2009) Leitung: Thomas Berger (langjähriger U19-Nationaltrainer, Nachwuchstrainer des Jahres 2013 von swiss olympic), NLA-SpielerInnen und Special Guests sorgen für ein abwechslungsreiches Camp Programm: Tägliches Unihockeytraining, polysportive Aktivitäten und Rahmenprogramm Kosten: Fr. 495.–. Darin enthalten sind Kost und Logis sowie alle Trainingsangebote. An- und Abreise sowie Versicherungen erfolgen auf eigene Kosten. Ausrüstung: Alle Teilnehmer erhalten ein Camp-Shirt. Mehr: camp.unihockey.ch Es können sich noch leichte Veränderungen ergeben. Es gelten die ab Mitte September 2020 publizierten Daten auf unserer Website.
ANMELDETALON 4.–9. Juli 2021: Frutigen 11.–16. Juli 2021: Lenk
Name
Vorname
Spielerposition
Geburtsdatum
11.–16. Juli 2021: Frutigen 18.–23. Juli 2021: Widnau
Strasse/Nr. PLZ/Ort
Anmeldefrist: 31. Mai 2021 (Beschränkte Teilnehmerzahl) Anmeldung schicken an: unihockey.ch Schauenbergstrasse 1 8400 Winterthur
Verein Telefon
Konfektionsgrösse (S, M, L…)
Unterschrift der Eltern
WEITERE INFOS & ANMELDUNG: WWW.UNIHOCKEY.CH/CAMPS
LERNEN VON DEN BESTEN
#17
Evelyne Ackermann Kloten-Dietlikon Jets
PERSÖNLICH Nickname: Evi Geburtsdatum: 17.11.1991 Beruf: Gerichtsschreiberin Position: nicht Torhüterin Motto: One day you’ll leave this world behind – so live a life you will remember. Das habe ich mal geklaut: Panini-Bilder Meine letzte Busse: 40 Franken (Parkbusse) Das koche ich gern: Couscous-Gemüse-Pfanne Meine Stärken: Trashtalk Meine Schwächen: Trashtalk
FAVORITEN Lieblingsbuch: Wer bin ich? – und wenn ja, wie viele? (Richard David Precht) Lieblingsgegenstand: Balboa, unser Roboterstaubsauger Lieblingslied: Party Party Party (Sasha) Heimlicher Schwarm: Frenkie de Jong Die schönsten Augen hat: der schöne Schauspieler mit den blauen Augen Schönster Ort der Welt: Säntis Mein nächstes Reiseziel: Bora Bora
SPORT Mein erster Verein: UHT Hot Shots Bronschhofen Vorbild zu Juniorenzeiten: Daniel Calebsson Beste Auswärtshalle: GBC Chur Schlechtester Hallenboden: Hüenerweid Meine Beschäftigung auf Carfahrten: schlafen und Baywatch Berlin hören Im Car sitze ich: allein Ins Training fahre ich: lange Meine Sternstunde: KB Cup Altendorf Bester Spieler: Emil Johansson Beste Spielerin: Anna Wijk Schönster Spieler: Roman Mittelholzer Schönste Spielerin: Iza Rydfjäll Lieber mit als gegen: Brigitte Mischler Sollte ihr Comeback geben: Nina Bärtschi Kann ich besser als andere: Countdown zu meinem Geburtstag zelebrieren
#8
Thomas Gfeller Tigers Langnau
PERSÖNLICH Nickname: Geff Geburtsdatum: 1.2.1994 Beruf: Zimmermann Position: Center Motto: Bremsen ist nicht immer die richtige Entscheidung. Das habe ich mal geklaut: Zahnpasta im Trainingslager Meine letzte Busse: 10 Franken für eine falsche Schutzmaske Das koche ich gern: Schinkenrollen Meine Stärken: Improvisation Meine Schwächen: im Car schön essen, Spiele verlieren
FAVORITEN Lieblingsbuch: Guinness World Records Lieblingsgegenstand: Tennisschläger Lieblingsfilm: Gesetz der Rache Lieblingslied: Sennesinger (Trauffer) Heimlicher Schwarm: Lindsey Vonn Die schönsten Augen hat: Rahel Sterchi Schönster Ort der Welt: Sofa Mein nächstes Reiseziel: Amerika
SPORT Mein erster Verein: UHT Eggiwil Vorbild zu Juniorenzeiten: Simon Stucki Beste Auswärtshalle: Axa Arena Winterthur Schlechtester Hallenboden: Axa Arena Winterthur Meine Beschäftigung auf Carfahrten: Jassen Im Car sitze ich: Vis-à-vis von meinem Jasspartner Flühmann Meine Sternstunde: Cupfinal 2019 Peinlichster Moment: Für ein Ausswärtsspiel hatte ich nur zwei linke Hallenschuhe eingepackt... Bester Spieler: Henrik Kronholm Beste Spielerin: Anna Wijk Lieber mit als gegen: Anick Jakob Sollten ihr Comeback geben: Sandro Rindlisbacher, Simon Stucki Kann ich besser als andere: Schummeln
Gewählt: Ackermann wählt Tobias Flütsch (Zug United), Gfeller wählt Lisa Liechti (Skorpion Emmental)
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UNIHOCKEY.CH NIMMT ES KURZ PERSÖNLICH
Grippe? Die heisse LÜsung auch bei Erkältung.
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neotylol.ch Dies ist ein zugelassenes Arzneimittel. Lesen Sie die Packungsbeilage. NOBEL Pharma Schweiz AG
Fieber
Schnupfen
NE
U
Background • Pandemie
Prämisse Gesundheit vor Sport und Kommerz Seit dem 23. Oktober ruht der Unihockeyball in der Schweiz in sämtlichen Ligen. Vor Januar geht es auch in der NLA nicht weiter, während in den anderen Top-Nationen gespielt wird. Verbandspräsident Daniel Bareiss nimmt Stellung. TEXT DAMIAN KELLER • FOTOS CLAUDIO THOMA, ANDRÉ BURRI
D
as zweitletzte November-Wochenende hatte es für Daniel Bareiss in sich. Zuerst wurde der 57-jährige Zürcher in den Exekutivrat von Swiss Olympic wiedergewählt, am folgenden Tag wurde er von der Delegiertenversammlung von swiss unihockey für zwei weitere Jahre als Verbandspräsident bestätigt. Alles ging in Corona-Zeiten online über die Bühne. Zwischen diesen langen Stunden am Bildschirm fand Bareiss Zeit, unihockey.ch für Fragen zur Verfügung zu stehen. In Schweden und Finnland läuft die Meisterschaft in der höchsten Liga seit Beginn der Saison, in Tschechien wurde der Betrieb nach einer Pause Mitte November wieder aufgenommen. Nur in der Schweiz wird weiter nicht gespielt, obwohl die NLA als «Profi-Liga» spielen dürfte. Sind wir im Unihockey einfach päpstlicher als der Papst? Daniel Bareiss: Der Entscheid, die Liga im November oder Dezember noch nicht wieder zu lancieren, fällt unter die Rubrik Vernunft. Wir haben die Prämisse «Gesundheit vor Sport und Kommerz». Wir glauben, damit einen Beitrag zur Bewältigung der Krise zu leisten.
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Einige Internationale sind aufgrund der Pause nach Schweden geflüchtet. Fussball, Eishockey, Handball, Volleyball – alle spielen. Es gibt Argumente, warum das so ist. Im Fussball und Eishockey sind es weitgehend kommerzielle Interessen, Stichwort TV-Verträge. Die Handballer befinden sich in der WM-Qualifikation und wollten das Level hoch halten. Volleyball ist kein direkter Kontaktsport. Im Unihockey sind die Bedingungen anders. Es war zu hören, dass die Meinung bezüglich Neustart im November oder Dezember bei den Vereinen und in der Task Force von swiss unihockey ziemlich genau 50 zu 50 geteilt war. In der NLA der Männer sprach sich eine knappe Mehrheit für den Start aus, in der NLA der Frauen war es eine Patt-Situation. Es sind viele Kriterien zu berücksichtigen. Wie entwickeln sich die Fallzahlen? Gibt es eine Wettbewerbsverzerrung, weil die Bedingungen in den Kantonen unterschiedlich sind? Wie reagieren Arbeitgeber darauf, wenn Spielerinnen und Spieler aufgrund ihres sportlichen Engagements in die Quarantäne müssen? Letztlich fällten wir den Entscheid, die
Ob Daniel Bareiss im Frühling eine Superfinal-Trophäe überreichen kann, steht derzeit noch in den Sternen.
Entwicklung weiter abzuwarten und im Januar wieder zu spielen, wenn es die Situation zulässt. Drei komplett verlorene Monate für den Schweizer Unihockeysport, oder? Wichtig ist, dass – wenn auch mit Einschränkungen – trainiert werden kann. 80 Prozent des Betriebs besteht ja immer aus Trainings. Wenn die Pause länger als drei Monate dauern sollte, wird es aber tatsächlich schwierig. Irgendwann lassen Motivation und Bindung zum Verein nach. Aktuell sind wir der Meinung, dass wir mit dem Zuwarten nichts verlieren. Die Rückmeldungen, die wir nach dem Entscheid erhielten, waren zu 90 Prozent positiv – in unserer Kultur versteht man den Beschluss. Viele Vereine waren auch froh, etwas Ruhe zu haben und sich für den Moment nicht mehr mit Schutzkonzepten befassen zu müssen. Als Verein steht man schliesslich in der Verantwortung. Wenn es ab Januar wieder losgeht, könnte mit einer Verlängerung der Saison bis Juni das Programm noch durchgebracht werden.
«Zentral ist, dass die Playoffs stattfinden können. Diese sind sportlich und finanziell von entscheidender Bedeutung.» Daniel Bareiss Eine Verlängerung bis Anfang Juni könnte ich mir vorstellen. Aber auch hier gibt es wieder Fragestellungen. Wie sieht es im Breitensport mit verfügbaren Hallen aus? Und im Mai finden zwei U19-Weltmeisterschaften statt – die Vereine wollen in dieser Phase kaum wichtige Spieler abgeben, der Verband ist aber auf ein gutes Abschneiden an Titelkämpfen angewiesen. Da bräuchte es Kompromisse. Aktuell sehe ich eher eine verkürzte Qualifikation. Zentral ist, dass die Playoffs stattfinden können. Diese sind sportlich und finanziell von entWWW.UNIHOCKEY.CH • 25
Background • Pandemie
Daniel Bareiss wurde Ende November für zwei weitere Jahre als ZV-Präsident von swiss unihockey bestätigt.
scheidender Bedeutung, das gilt auch für die TV-Spiele. Ob ein Superfinal ausgetragen werden kann, hängt von den Fallzahlen im Frühling ab. Den Vereinen fehlen die Zuschauereinnahmen, Sponsoren fallen weg, Anlässe müssen abgesagt werden. Im Stabilisierungsfonds von Swiss Olympic stehen dem Unihockeysport für das Jahr 2020 2,3 Millionen Franken zur Verfügung. Wird das reichen, um alle Schäden zu decken? Ich bin davon überzeugt, dass wir damit die Vereine substanziell unterstützen können, ja. Erst kürzlich hat sich auch der Bundesrat endlich dazu durchgerungen, den Profisport ebenfalls mit A-fonds-perdu-Beiträgen zu unterstützen, nicht nur mit Darlehen. Werden die Spitzenvereine im Unihockey davon profitieren können? Es ist möglich, dass dies für Vereine mit hohen Zuschauerzahlen und entsprechend gravierenden Ausfällen eine Lösung sein kann. Meines Wissens geht aber nicht beides – entweder, die Unterstützung kommt aus dem Stabilisierungsfonds oder über die ProfisportSchiene. Für die meisten Vereine – die Lohnstrukturen im Unihockey sind ja etwas anders als im Fussball oder Eishockey – wird also der Fonds die Lösung sein. Normalerweise lässt man sich in ein sportliches Amt wählen, um positiv nach vorne zu schauen und Dinge zu verbessern. Wie hoch war der Spassfaktor für Sie persönlich in den letzten Monaten mit der nicht enden wollenden Krise? 26 • DEZEMBER 2020
«Es freute mich zu sehen, dass Unihockey in der Sportwelt eine Stimme hat und wie die Wahrnehmung der Hallensportarten zweifellos gestiegen ist.» Daniel Bareiss
Spass ist sicher das falsche Wort in dieser besonderen Lage, aber spannend waren die letzten Monate auf jeden Fall. Ich hatte etwa 40 Sitzungen mit dem Exekutivrat von Swiss Olympic, dazu rund 30 Sitzungen mit der Task Force von swiss unihockey, auch Round-TableGespräche mit Bundesrätin Viola Amherd und viele Kontakte zum Baspo und BAG. Das klingt nach sehr viel Aufwand für einen Unternehmer, der das nebenbei macht. Es war in den letzten Monaten mindestens ein 30-Prozent-Job. Die Belastung kann kein Dauerzustand bleiben. Aber es freute mich zu sehen, dass Unihockey in der Sportwelt eine Stimme hat und wie die Wahrnehmung der Hallensportarten zweifellos gestiegen ist. Meine Motivation ist ungebrochen hoch.
Background • Spieleragenten
Lizenz zum
Verhandeln Agenten und Berater sind zu einem festen Bestandteil der Sportwelt geworden. Sogar im Unihockey. Braucht es das – und wie funktioniert es? TEXT CONSTANTIN STREITER • FOTOS DIETER MEIERHANS, MICHAEL PETER
Krona-Kunde Pylsy (l.) im Duell mit JACT-Klient Nordh.
30 • DEZEMBER 2020
H
ier ein Verein, der einen Spieler sucht. Da ein Spieler, der wechseln möchte. Dazwischen ein Agent oder eine Agentur, um die beiden Parteien zusammenzubringen. Den Klubs wird das Scouting erleichtert, die Spieler müssen sich bei Vertragsverhandlungen nicht selber ein Preisschild umhängen. Im Fussball haben sich Spieleragenten einen schlechten Ruf erworben, da sie vor allem an Transfers ihrer Schützlinge viel Geld verdienen. Grundsätzlich ist aber gegen eine Vermittlungs- oder Beratertätigkeit nichts einzuwenden. Im Optimalfall profitieren alle Parteien.
HANDSCHLAG AM SCHWEDENKASTEN So richtig angefangen habe es im Frühjahr 2018 mit dem Transfer Jonne Junkkarinens von Happee zu Köniz. Der finnische Nationalverteidiger war der erste «Move», bei dem Krona Moments die Finger im Spiel hatte. Krona Moments? Eine Agentur aus der Zentralschweiz, die vom ehemaligen Sarnen-Spieler Andreas Kronenberg gegründet wurde. Mittlerweile sind über zwei Dutzend Spieler eine Partnerschaft mit Krona eingegangen, hauptsächlich Finnen und Schweizer. «Eetu Eronen kümmert sich um die Kontakte in Finnland, ich um diejenigen in der Schweiz», sagt Kronenberg. Auch Eronen hat eine Vergangenheit bei Ad Astra Sarnen, er war 2011/12 der erste von mittlerweile zahlreichen Finnen, die im Kanton Obwalden beschäftigt waren. Das Transferwesen ist grundsätzlich schwer zu überblicken, da es keine Übersicht der Vertragsdauern oder «Free Agents» gibt. Da hinkt Unihockey anderen Sportarten noch weit hinterher. Auch bei vielen Schweizer NLA-Vereinen laufe das noch immer nach dem Prinzip «Handschlag am Schwedenkasten», wie es Kronenberg formuliert. «Am Ende des Kalenderjahres fängt es jeweils an – die Spieler beginnen sich Gedanken über ihre Zukunft zu machen», führt er aus. So träfen derzeit die ersten Offerten für die Krona-Kunden Krister Savonen und Joonas Pylsy (Wiler-Ersigen) ein. «Meistens werden die Vereine im Juni oder Juli nochmals aktiv, wenn sie merken, dass Kaderpositionen noch nicht zufriedenstellend besetzt sind.»
NETTO IST ENTSCHEIDEND Den Spielern hilft Krona grundsätzlich in dem Umfang, den diese sich wünschen. Gerade bei Transfers über eine Landesgrenze seien individuelle Beratungen gefragt. «Finnen erwarten in der Regel einfach, dass bei ihrer Ankunft rund um den Sport alles geregelt ist, also Wohnung, Job und solche Sachen. Mit Details möchten sie sich nicht auseinandersetzen, sie wollen schlicht wissen, welcher Netto-Betrag am Ende des Monats aufs Konto fliesst», sagt Kronenberg schmunzelnd.
BEKANNTE KUNDEN KRONA Floorball Pascal Meier Christoph Meier Deny Känzig Nicola Bischofberger Luca Graf Manuel Maurer Joonas Pylsy Krister Savonen Jan Zaugg Tim Braillard JACT Emil Johansson Billy Nilsson Patrik Malmström Alexander Galante Carlström Rasmus Stundstedt Anna Wijk Tobias Gustafsson Alexander Hallén Gustav Fritzell Malte Lundmark
Andreas Kronenberg
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Background • Spieleragenten
Ein NLA-Sportchef formuliert diesbezüglich die Arbeit eines Agenten so: «Für den Verein ist es eine Erleichterung, einem allenfalls schlecht Englisch sprechenden Ausländer nicht das ganze Schweizer Sozialversicherungssystem mit all seinen Abzügen erklären zu müssen.» Beim Transfer von Schweizern in die SSL sei es hingegen wichtig, ihnen klarzumachen, dass sie nicht nur fürs Unihockey in den Norden ziehen. Die SSL-Vereine würden sich die Sache oft etwas gar einfach zu machen versuchen. «Du spielst dort nicht nur Unihockey, du lebst auch dort!», prägt Kronenberg seinen Schützlingen ein. GRENZVERKEHR UND NEBENDEALS Im Sommer wechselte mit Jami Manninen nicht nur ein weiterer Krona-Finne in die NLA, sondern auch zahlreiche Spieler der schwedischen Agentur JACT: Fredrik Edholm von Team Thorengruppen zu Gordola, Alexander Hallén von Falun und André Anders-
son von Växjö zu Zug, Simon Jirebeck von Örebrö zu Köniz und Pontus Karlsson Martell von Höllviken zu Chur. Auch die KlotenDietlikon Jets griffen nach Emil Johansson und Simon Bergström im Sommer 2019 erneut zu und holten sich den JACT-Kunden Andrè Landin von Ticino in die Flughafenstadt. Bei JACT ist der ehemalige GC- und HCRAkteur Jonas Thomsson tätig, der im Sommer 2011 die Schweiz verliess, um bei KAIS Mora eine Vollzeit-Anstellung als Sportchef anzunehmen. Einer seiner ersten Schachzüge waren die Transfers von Silvana Nötzli und Natalie Stadelmann von den Red Ants zum Schwedischen Top-Klub. Seither übernahm Thomsson zahlreiche weitere Mandate im Unihockey- und Sportbereich und erlangte auch das SICO-Zertifikat, das zur Agententätigkeit im Schwedischen Eishockey berechtigt. Gemäss offiziellen Angaben nimmt JACT beim Vertragsabschluss eines Spielers
Jonas Thomsson
Jami Manninen wurde in die NLA vermittelt.
zwischen 4000 und 8000 Schwedischen Kronen ein (ca. 325 bis 750 Franken), wobei für Top-Stars die Beträge auch höher ausfallen können – vor allem, wenn Grössen wie Alexander Galante-Carlström oder Anna Wijk zusätzlich noch Aushängeschilder eines Stockproduzenten sind und dort individuelle Deals abschliessen. Auf das Materialsponsoring weist auch Nationaltorhüter Pascal Meier hin, als er auf seine Zusammenarbeit mit Krona Floorball angesprochen wird: «Kronenberg kann mich im Bereich Sponsoring gut ergänzen, da kennt er sich besser aus. Auch bei der Klubwahl eröffnet Krona weitere Möglichkeiten, aber das war in diesem Zeitraum bei mir nie ein Thema.» WER MACHT DEN ERSTEN SCHRITT? In der Regel sind es Spieler, die mit einem Wechsel in eine andere Liga liebäugeln, die sich an einen Berater wenden – nicht umgekehrt, dass die Berater sich das Portfolio mit Adressen füllen und Spieler zu Transfers drängen. Und natürlich hilft es, wenn eine Agentur über das sportliche Fachwissen verfügt, um die richtigen Spieler mit dem richtigen Verein zu verkuppeln. Andreas Nordh, den in der Schweiz absolut niemand auf dem Radar hatte, war so ein Fall. Der Schwede wurde letzte Saison Köniz angeboten, geprüft und verpflichtet. Der Rechtsausleger schlug voll ein. KAUM INTERESSENKONFLIKTE Bezüglich der Machenschaften, die im lukrativen Fussballmarkt an der Tagesordnung sind, sagt Kronenberg: «Wir sehen unseren Auftrag darin, den Klubs und den Spielern zu helfen. Das gegenseitige Verständnis ist uns wichtig.» Geld sei zu wenig im Spiel, um persönliche Interessen zu verfolgen oder in die eigenen Tasche zu wirtschaften.
«Finnen wollen wissen, wie viel Ende Monat netto aufs Konto kommt. Die Details interessieren sie weniger.» Andreas Kronenberg
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Die Mitglieder von Krona Floorball zahlen einen kleinen Grundbeitrag und bei Abschluss eines Vertrags wird ein prozentualer Anteil fällig. «Wir sprechen hier von dreistelligen Frankenbeträgen», relativiert Kronenberg. Natürlich sei es die Aufgabe eines Beraters, Angebote zu prüfen und für den Spieler das Optimum herauszuholen, doch es ginge um zu wenig, als dass es eine «Preistreiberei» geben könne. In der Regel ist mit dem Abschluss des Vertrags die Arbeit des Agenten erledigt. Die Integration in den Verein und das Land ist Sache des Vereins. Auf die Frage, welches die bisherigen Highlights von Krona Floorball seien, meint er: «Es ist toll, dass jetzt Spieler in die SSL wechseln, die dort voll einschlagen – erst waren es Manuel Maurer und Tim Braillard, die Bestätigung kam dann mit Jan Zaugg, Deny Känzig und Nicola Bischofbergers zweitem Engagement. Früher taten sich selbst Nationalspieler schwer, in der SSL Fuss zu fassen. Heute übernehmen die Schweizer tragende Rollen.» Für Kronenberg selber ist die Tätigkeit als Berater nur ein kleines Standbein. Seine Brötchen verdient er im Sportmarketing – die Firma Krona Moments wurde Ende 2019 von einer österreichischen Agentur aufgekauft, jedoch ohne die Abteilung Krona Floorball. Ausserdem ist er als Stand Up Comedian und Moderator tätig.
Alexander Hallén wurde von JACT zu Zug gelotst.
Der ehemalige Spitzen-Ref Philippe Renz.
ES GEHT AUCH ANDERS Auch der ehemalige UnihockeySchiedsrichter Philippe Renz setzt sich mit der Agenten-Tätigkeit auseinander. Dies jedoch in einem Umfeld, in dem das Geld regiert – und es zu unschönen, gar illegalen Auswüchsen kommt. Vor zehn Jahren, im Dezember 2010, fand die Unihockey-WM im Helsinki statt, so wie es auch dieses Jahr geplant war. Die Schiedsrichter Philippe Renz und Thomas Erhard leiteten das Endspiel, es war ihr Karrierehöhepunkt in neun Saisons auf Eliteniveau. Zwei Monate nach der WM verkündeten sie ihren Rücktritt. Während Erhard mittlerweile bei swiss unihockey für die Schiedsrichterausbildung und das Ressort Spitzenschiedsrichter zuständig ist, konzentriert sich Renz auf seine Tätigkeit als Anwalt. Mit seiner Agentur «Sport 7» setzt sich Renz daneben auch dafür ein, dass im Beraterwesen des Fussballs und weiterer Sportarten die Regeln eingehalten werden – ein Kampf gegen Windmühlen. Eine im Sommer 2018 veröffentlichte Studie brachte zu Tage, dass sich Spielerberater (bzw. Agenten) alleine von 2014 bis 2017 ungerechtfertigt um etwa drei Milliarden bereichert hätten. Die Verlockungen sind im Fussball gross. Agenten können bis zu 10 Prozent der Ablösesumme oder des Jahreslohns eines Spielers kassieren und stehen in einem grossen Interessenkonflikt. Bezahlt werden sie nämlich meistens vom verpflichtenden Verein,
nicht vom Spieler. «Dies ist ein unzulässiger Interessenkonflikt und verstösst nicht nur gegen die FIFA-Reglemente, sondern auch gegen Schweizer Recht», erklärt Renz. Aus seiner Sicht ist diese Doppelrolle die Hauptquelle für die systemische Kriminalität der Agenten in einem durch unlauteren Wettbewerb verzerrten Markt. Solche Abzocker-Praktiken wurden auch durch «Football Leaks» enthüllt und die FIFA – mit Sitz in der Schweiz – hätte längst einschreiten müssen. Ihr macht Philippe Renz die meisten Vorwürfe, allen voran FIFA-Boss Gianni Infantino. Doch auch die Bundesanwaltschaft kriegt ihr Fett weg: Letztes Jahr forderte Renz‘ Agentur sie auf, gegen die FIFA zu ermitteln. Doch aus Bern kam eine Absage. Es seien in erster Linie die Landesverbände für diese Angelegenheit zuständig. So haben die Agenten weiter eine Doppelrolle: Sie erhalten den Vermittlungsauftrag zwar vom Spieler, lassen sich aber vom Klub bezahlen. Dabei litten die Spieler – vor allem abseits der grossen Geldtöpfe – an Inkompetenz, Geldgier und gar mafiösen Strukturen in der Beraterszene. Da aber weiterhin eine kleine Elite aus dem Umfeld der europäischen Topklubs profitiere, spiele die FIFA auf Zeit anstatt zu handeln. Im Sommer 2020 wurde nun Strafanzeige gegen Michael Lauber und Gianni Infantino erhoben. «Sport 7» wurde derweil beim Internationalen Olympischen Komitee vorstellig. Fortsetzung folgt.
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Männer 1. Liga • Asser Jääskeläinen
Der Weltenbummler Vor zehn Jahren landete Asser Jääskeläinen zum ersten Mal in der Schweiz. Via Schweden und Singapur kehrte er in die Schweiz zurück und verzückt die 1. Liga mit seinem Können. TEXT STEPHAN BALTISBERGER • FOTOS DAMIAN KELLER
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Mit Classic wurde Jääskeläinen Meister.
ASSER JÄÄSKELÄINEN Geburtsdatum: 11.5.1989 • Beruf: Lagerist / Unihockeytrainer • Zivilstand: vergeben • Position: Verteidiger • Rückennummer: 89 • Stationen: Ilves, Classic Tampere, Kloten-Bülach Jets, FC Helsingborg, Nhac-Tre NO1, Unihockey Rheintal Gators • Statistik: Schweiz (NLA): 25 Spiele, 31 Punkte (7 Tore/24 Assists), Finnland: 261 Spiele, 138 Punkte (75/63), Schweden: 54 Spiele, 25 Punkte (10/15) • Lieblingsessen: Chicken Wings • Lieblingsstadt: Tampere • Lieblingsfilm: Rocky • Instagram / Twitter: Asserj / a_jaaskelainen
Asser Jääskeläinen lag mit den Gators beim Unterbruch an der Tabellenspitze.
A
sser Jääskeläinen startete im Sommer 2010 mit 21 Jahren ins Abenteuer Schweiz. Gemeinsam mit dem ein Jahr älteren Mikko Leikkanen folgte er dem Ruf der Kloten-Bülach Jets, die mit dem finnischen Trainer Heikki Luukkonen soeben den Aufstieg in die NLA geschafft hatten. Das Team startete ohne Stars und mit wenig Kredit in die Saison, schaffte mit der Playoffqualifikation aber die grosse Überraschung. Grossen Anteil daran hatten die beiden jungen Finnen, wobei Leikkanen als Center und Jääskeläinen als Offensivverteidiger gross aufspielten.
Zwar verloren die Jets im Viertelfinal gegen den Serienmeister SV Wiler-Ersigen, rangen den haushohen Favoriten aber in einem Spiel nieder. Ein Spiel, an das sich Jääskeläinen heute noch gerne erinnert. Während Luukkonen Trainer beim SVWE wurde, kehrten Leikkanen und Jääskeläinen nach nur einer Saison wieder in die Heimat zurück. «Wir haben uns in der Schweiz sehr wohl gefühlt, waren aber noch sehr jung und entschieden uns deshalb für einen Wechsel zurück zu Classic», erinnert sich Jääskeläinen. Ausschlaggebend waren sportliche und private Gründe. Leikkanen folgte seiner damaligen Freundin, die ebenfalls in der Schweiz spielte, nach Tampere zurück. Für Jääskeläinen stand der sportliche Erfolg im Vordergrund: «Mein Ziel war es, mit meinem Verein finnischer Meister zu werden.» Das gelang jedoch in den folgenden Jahren nicht, stets stand dem Team aus Tampere damals noch der Serienmeister SSV Helsinki vor der Sonne. ERFOLGREICHE JAHRE 2014 erhielt Jääskeläinen ein Angebot des FC Helsingborg. Die erste Saison in Schweden verlief beinahe perfekt, erst auf der
Zielgeraden wurde das Team kurz vor dem Final gestoppt. Die Bronzemedaille war Motivation genug, um eine zweite Saison anzuhängen. Doch im Sommer verletzte er sich am Knie und musste sich einer Operation unterziehen, weshalb er mehrere Monate ausfiel. Die Zeit in Schweden bleibt Jääskeläinen dennoch in bester Erinnerung, weil er dort als Profi leben und sich vollkommen auf den Sport konzentrieren konnte. Nach insgesamt 25 Skorerpunkten kehrte er 2016 erneut zu seinem Stammverein zurück. Classic Tampere war hervorragend besetzt. Viele Junioren, die gemeinsam mit Jääskeläinen die Juniorenabteilung durchliefen, hatten sich etablieren können. Und nun flatterten in den entscheidenden Momenten auch die Nerven nicht mehr. So konnte der langersehnte Meistertitel endlich gefeiert werden. Jääskeläinen erinnert sich gerne an die grossen Emotionen von damals. Er investierte viel und trainierte neben seinem Teilzeitjob hart, um sich in Classics Starensemble etablieren zu können. Gleichzeitig machten sich jedoch vermehrt Knieprobleme bemerkbar, weshalb er sich mit knapp 30 bereits Gedanken über seinen WWW.UNIHOCKEY.CH • 35
Männer 1. Liga • Asser Jääskeläinen
Vor zehn Jahren waren Asser und Martin Ostransky (Alligator, l.) noch Gegner.
Die Erfahrung SSL darf bei einem Weltenbummler nicht fehlen.
«Der ehrgeizige Teil von mir würde gerne immer noch in der höchsten Liga spielen. Aber es passt so.» Asser Jääskeläinen
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Rücktritt machte. 2018 entschied er, dem Unihockey in der höchsten finnischen Liga den Rücken zu kehren. NATI JA, WM NEIN Den Verantwortlichen der Nationalmannschaft blieben Jääskeläinens Qualitäten nicht verborgen. Zwischen 2012 und 2014 erhielt er regelmässig Aufgebote für die Camps des Nationalteams und absolvierte zehn Länderspiele. Zu einem Aufgebot für eine Weltmeisterschaft reichte es jedoch nicht – zu gross war die Konkurrenz auf sei-
ner Position. Das blieb auch nach der Zeit in Helsingborg so. «Ich hatte nach meiner Rückkehr zu Classic immer wieder Knieprobleme und war schlicht nicht gut genug», meint Jääskeläinen selbstkritisch. An Spielern wie Salo, Savonen, Lamminen oder Väänänen nicht vorbei zu kommen, ist keine Schande. Jääskeläinen hatte erfolgreiche Jahre erlebt. Sein Ehrgeiz liess nach, als er für sich in der Nationalmannschaft keine Chance mehr sah und sich die körperlichen Probleme mehrten. Optimale Voraussetzungen, um ein verrücktes Projekt zu starten. ENTWICKLUNGSARBEIT ZUM ERSTEN… Im November 2017 reiste Classic Tampere nach Singapur, um dort gegen Ligakonkurrent TPS Turku zu PR-Zwecken ein Meisterschaftsspiel auszutragen. Diese Reise brachte die Verantwortlichen des Vereins auf die Idee, im Stadtstaat eine Akademie zu gründen – die Classic Floorball Academy. Nachdem Jääskeläinen die Verantwortlichen über seinen Rücktritt informiert hatte, wurde er gefragt, ob er das Projekt begleiten wolle. Er wollte. Jääskeläinen reiste nach Singapur und verbrachte sechs Monate vor Ort, um Schulen zu besuchen und Probetrainings zu leiten. Das Ziel bestand darin, den Sport bekannter zu machen und Spieler für die Academy zu finden. Auch den Vereinen machte er seine Aufwartung und spielte nebenbei für die Nhac Tre No. 1 in der singapurischen Liga, wo er in sieben Spielen 33 Skorerpunkte verbuchte. Als Krönung seines halbjährigen Aufenthaltes begleitete er das Nationalteam Singapurs als Assistenztrainer an die WM 2018 in Prag. Während Singapur nicht über den letzten Platz hinaus kam, gab es für Jääskeläinen mit dem WM-Titel seiner Landsleute gleichwohl einiges zu feiern. …ENTWICKLUNGSARBEIT ZUM ZWEITEN Während seinem Aufenthalt in Singapur kam Jääskeläinen auf den Geschmack des Coachings. Ab Januar 2019 betreute er Classics U21-Junioren und suchte gleichzeitig nach Möglichkeiten für die kommende Saison. Auch die Verantwortlichen der Rheintal Gators in der Schweiz waren damals auf der Suche nach Fachkräften, die das Unihockey im Rheintal weiterbringen können – sowohl im Verein als auch in der Gators Sportschule Rheintal. Das Problem: Jääskeläinen kannte die Gators nicht und die Verantwortlichen des Vereins wussten nichts über ihn. Die Suche nach geeignetem Personal für die Sportschule Rheintal gestaltet sich auf-
grund der peripheren Lage generell schwierig. Über Umwege lernte Arbnor Papaj, der als Urgestein der Gators sowohl als Spieler und Trainer im Verein sowie der Sportschule aktiv ist, einen finnischen Spieler kennen, der beiläufig einen gewissen Asser erwähnte. «Aufgrund seines Engagements in der Singapur-Academy passte das perfekt», sagt Papaj. Die Gators kontaktierten den Finnen und unterbreiteten ihm ein Angebot als Spieler sowie als Trainer. Im Sommer 2019 landete Jääskeläinen zum zweiten Mal in der Schweiz. Der Fokus aus Sicht der Gators liegt dabei auf der Ausbildung der Junioren. «Unsere Ausländer sind nicht einfach dazu da, einen allfälligen Aufstieg in die NLB zu forcieren», stellt Papaj klar. GEKOMMEN UM ZU BLEIBEN? Für Jääskeläinen ist das Engagement bei den Gators ein Glücksfall. Vormittags arbeitet er, am Nachmittag leitet er mit einheimischen Trainern sowie bekannten Namen wie Martin Ostransky oder Matti Koskela die
Jääskeläinen in Singapur.
TRAUMBLOCK Pekka Nieminen; Asser Jääskeläinen, Mika Savolainen; Ilkka Mäkipää, Mikko Leikkanen, Lassi Vänttinen
Trainingseinheiten der Sportschule. «Die Gators haben wie schon die Jets alles perfekt organisiert», schwärmt der 31-Jährige über seine Situation in der Schweiz. Es gefällt ihm, dass er sein Wissen an die Junioren des Vereins sowie die Talente der Region weitergeben und gleichzeitig selber auch wieder Unihockey spielen kann. Wobei sich die Frage aufdrängt, ob er nicht lieber in der NLA statt der 1. Liga auflaufen würde? Die Antwort fällt Jääskeläinen sichtlich schwer. «Natürlich würde der ehrgeizige Teil von mir gerne in der höchsten Liga spielen», gibt er schliesslich zu. Dass er spielerisch nach wie vor Akzente zu setzen vermag, beweisen die 58 Skorerpunkte der letzten Saison. Nach all den Erfolgen und Emotionen – und in Anbetracht der gesundheitlichen Probleme in der Vergangenheit – passt es für ihn aber insgesamt perfekt im Rheintal. Und im Gegensatz zu seinem ersten Abstecher in die Schweiz ist er dieses Mal gekommen, um zu bleiben. Bis auf Weiteres zumindest.
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Publireportage • Unihockey für Strassenkinder
Und dann machte es
«BUMM» Ein Bericht über die Arbeit von Unihockey für Strassenkinder in Kenia und in der Schweiz. Zwei Welten und doch das gleiche Problem. TEXT PAUL MAINA, SIMON KURT, DANIEL HERZOG • FOTOS PAUL MAINA, MATHIAS JOSI
D
as Jahr 2020 war für Kenia ein vielversprechendes Jahr mit grossen Plänen. Noch im letzten Jahr gewann Kenia sowohl in der Männer- als auch in der Frauenkategorie den Afrikacup. Seit fünf Jahren wird in Kenia dank dem gemeinnützigen Verein Unihockey für Strassenkinder dem löchrigen Ball nachgejagt. Seither wurden eine Liga, Wettbewerbe und viele Unihockey-Projekte in verschiedenen Teilen
Seit fünf Jahren engagiert sich Unihockey für Strassenkinder in Kenia.
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des Landes gestartet. Nachhaltigkeitspläne sind dabei zentral, denn es soll eine anhaltende Bewegung geschaffen werden. So wird beispielsweise Unihockeymaterial verkauft und der Erlös daraus wieder für die Finanzierung der Projekte genutzt. DER PLÖTZLICHE KNALL Mit viel Enthusiasmus trafen sich die wichtigsten Trainer des Landes, um den Plan für
das Jahr 2020 zu erstellen – mit diversen Freundschaftsspielen und Turnieren. «Es war wie ein riesiger Knall», erzählt Paul Maina, der Verantwortliche für alle Unihockeyprojekte in Kenia. Corona war schneller da als man blinzeln konnte. Mit dem Virus kamen viele Massnahmen, ähnlich wie in der Schweiz. Man durfte sich nicht mehr die Hände schütteln – eine Praxis, die in der afrikanischen Kultur in der sozialen Interak-
tion zentral ist. Auch jegliche Versammlungen und Spiele mussten eingestellt werden. Der ursprüngliche Spielplan fand ein schnelles Ende. Noch viel stärker als in der Schweiz bedeutet Corona für Kenia eine extreme wirtschaftliche Herausforderung. Viele der Trainer und Spieler vor Ort wurden entlassen. Die Funktion von Paul Maina wandelte sich. Jetzt half er den wenigen, denen er helfen konnte, genügend Essen für den nächsten Tag zu besorgen. Viele Menschen in Kenia leben von der Hand in den Mund. Durch die Hilfe von Unihockey für Strassenkinder konnten 35 Familien einen Monatseinkauf tätigen. Leider gab es auch in den von Paul Maina betreuten Teams Todesfälle zu beklagen. So musste Kenia um seinen Nationaltorhüter Peter Nderu trauern, der im Oktober verstarb. Die kenianische Unihockey-Familie stärkte und unterstützte Peters Familie in dieser schweren Zeit und man stand sich gegenseitig bei. HOFFNUNG TROTZ CORONA Obwohl über lange Zeit nicht im normalen Rahmen trainiert werden konnte, gerieten die kenianischen Trainer nicht ins Wanken. Sie übermittelten ihren Teams stets Hoffnung – auch ohne den Sport. Dasselbe machten die Schweizer Mentoren mit ihnen. «Ich bin enorm dankbar für die Unterstützung, die wir über die YouTube-Videos und die Google-Meets-Treffen erleben durften», berichtet Paul Maina. Auch wenn die Trainings und Meisterschaften noch nicht wieder in der normalen Frequenz stattfinden, verbreiten die lokalen Verantwortlichen durch persönliche Besuche bei den Projekten viel Hoffnung und Zuversicht. Neben Kenia stehen weitere afrikanische Länder bereits in der Pipeline für eine mögliche Zusammenarbeit. Obwohl in Südafrika noch nie ein Einsatzteam aus der Schweiz war, wird dort bereits Unihockey gespielt. Das verwendete Material wurde durch einzelne Privatpersonen ins Land gebracht. Ob nächstes Jahr ein Teameinsatz in Südafrika möglich sein wird, ist zurzeit noch unklar. ALTERNATIVE METHODEN Nachdem klar wurde, dass in diesem Jahr auch in der zweiten Jahreshälfte kein Einsatz mehr möglich sein wird, musste das Floorball4all-Team in der Schweiz alternative Unterstützungsvarianten für die Projektländer prüfen. Ein grosses Thema war die Versorgung der Projektländer mit neuem Unihockeymaterial. Eine Erfolgsstory war die Zusammenarbeit mit der Swiss, die für Unihockey für Strassenkinder kostenlos 200 kg Unihockeymaterial nach
Viele Menschen leben in Kenia von der Hand in den Mund.
Kenia lieferte. Aber nicht überall lief der Materialtransport so reibungslos. Aus verständlichen Gründen wurde medizinischen Frachtgütern mehr Transportvolumen zugeteilt, sodass andere Güter in der Warteschlaufe endeten. IN KONTAKT BLEIBEN Um die Koordinatoren aus der Distanz zu unterstützen, hat die Floorball4all-Crew in Thierachern regelmässige Onlinemeetings ins Leben gerufen, bei denen Koordinatoren aus allen möglichen Ländern – Kenia, Nepal, Ecuador, Peru, Ukraine, Rumänien oder Brasilien – teilnahmen. Man tauschte sich dabei jeweils über die Lage vor Ort aus und besprach, wie die Unihockeyprojekte den Umständen entsprechend auf ideenreiche Art weitergeführt werden können. Um auch die Trainings in den Ländern zu bereichern, wurden Videos mit UnihockeyChallenges erstellt, die jeder Koordinator in seinem Land durchführen konnte. So entstand auf eine andere Art ein kleiner internationaler Wettkampf.
SCHAUST DU NOCH ODER HILFST DU SCHON? Der gemeinnützige Verein «Unihockey für Strassenkinder» initiiert und begleitet seit 2005 in mehr als 24 Ländern dieser Welt Unihockey-Präventionsprojekte. «Unihockey für Strassenkinder» ist ein rein spendenbasierter Verein. Unterstütze die Projekte mit einer Spende! Zum Beispiel mit dem QR-Rechnungscode oder via Twint. Unihockey für Strassenkinder Betrag: CHF 10.– 1. Twint App öffnen 2. QR Code scannen 3. CHF 10.– spenden
Unihockey für Strassenkinder Betrag: frei wählbar
Auch in Kenia wurden solche Treffen verboten.
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Ausland • Schweizer Angriff
Schweizer Angriff Neun Schweizer Söldner stehen in dieser Saison in den höchsten Ligen Finnlands und Schwedens im Einsatz. Nach zwei Monaten sieht die Bilanz erfreulich aus, sämtliche Feldspieler nehmen in ihren Teams eine tragende Rolle ein. TEXT ETIENNE GÜNGERICH • FOTOS PER WIKLUND, F-LIIGA
S
ilvan Bolliger verliess im Sommer Floorball Köniz und fand mit Happee Jyväskylä ein Team, das nicht nur vorne mitspielt, sondern auch über ein starkes Kader verfügt. Umso erstaunlicher ist es, dass sich der Zürcher Oberländer bei seiner ersten Auslandsmission auf Anhieb einen Stammplatz ergatterte. Der Flügelstürmer ist in den ersten Linien und im Boxplay gesetzt und kam zwischenzeitlich sogar neben Superstar Peter Kotilainen in der Toplinie und im Powerplay zum Einsatz. Mit 13 Punkten (7 Tore, 6 Assists) in elf Spielen hat sich Bolliger nicht nur als hartnäckiger Forechecker, sondern auch als zuverlässiger Skorer etabliert. Bei solchen Werten drängt sich die Frage auf, ob der 28-Jährige doch noch zum Thema für Nati-Trainer David Jansson wird. RENTSCH OBENAUS BEO-Verteidigerin Céline Stettler wagte ebenfalls den Sprung in die finnische Liga und schloss sich PSS an. Die 19-jährige Oberlangeneggerin gehört beim Team aus Porvoo zu den besten vier Abwehrspielerin-
nen und sammelte in 12 Spielen 7 Punkte (2+5). PSS, als Titelkandidat gehandelt, kommt bisher mangels Konstanz aber nicht über einen Mittelfeldplatz hinaus. Mitte November stand überraschend SSRA an der Tabellenspitze. Grossen Anteil an diesem Erfolg hat Torhüterin Flavia Rentsch. Die Bernerin bestreitet beim Team aus Oulu bereits ihre zweite Saison und überzeugte mehrere Male mit beeindruckenden Fangquoten. Bei SSRA hat sich die 25-Jährige zum sicheren Rückhalt entwickelt. Ähnlich wichtig war in der letzten Saison Lara Heini für Pixbo Wallenstam. In ihrem dritten Schweden-Jahr braucht die Bündnerin noch etwas Zeit, um aus den Startlöchern zu kommen. Weil sie eine Verletzung (Schulter-Operation) in die neue Saison mitschleppte, war sie in den ersten drei Runden nur Ersatz und musste auch danach ihren Platz vermehrt Linnea Wall überlassen. Statistisch gesehen ist Heini aber die beste Torhüterin der Liga. Nahtlos an ihre Leistungen anknüpfen konnte derweil Andrea Gämperli. Bei Malmö gehört sie zu den wichtigsten Spielerinnen
und ergatterte in den ersten sieben Spielen ebenso viele Punkte. Das Direktduell der Schweizer Internationalen war eine deutliche Angelegenheit – Pixbo gewann (ohne Heini) mit 8:4. ZAUGG UND KÄNZIG FLEISSIG Die männliche SSL-Garde umfasst dieses Jahr vier Schweizer. Jan Zaugg, der eine überragende Rookie-Saison hinlegte, skort auch in diesem Jahr über einen Punkt pro Spiel. Mit elf Punkten (9+2) ist er hinter Simon Karlsson Mullsjös zweitbester Skorer. Die Wiler-Cracks Nicola Bischofberger und Deny Känzig gehören bei Linköping ebenfalls zum Stammpersonal. Der ehemalige NLA-Topskorer Känzig hat in der besten Liga der Welt erste Spuren hinterlassen und in sechs Spielen acht Punkte (5+3) abgeliefert. Im Gegensatz zu diesem Trio wird Cyrill Haldemann mit Fagerhult bis zum Schluss primär um den Ligaerhalt kämpfen. Persönlich verläuft das Schweden-Abenteuer für den Berner-Goalie allerdings erfreulich, wurde er doch in vier von sieben Partien als Nummer 1 nominiert.
Silvan Bolliger skort in der F-Liiga regelmässig.
Andrea Gämperli gehört bei Malmö zu den Leadern.
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Schweden • Kim Nilsson
SO GUT
WIE
NOCH NIE So produktiv wie diese Saison war Kim Nilsson noch nie. Das Timing könnte nicht besser sein – sein lukrativer Fünfjahres-Vertrag bei Kalmarsund läuft im kommenden Frühling aus. TEXT ANDERS BORGSTRÖM • FOTOS ANTON MAARD/FBC KALMARSUND, ANDRÉ BURRI
W
ie schnell doch die Zeit vergeht. Im Frühling 2016 kehrte Kim Nilsson nach zwei Saisons bei den Grasshoppers nach Schweden zurück. Rankten sich schon in der Schweiz Gerüchte um sechsstellige Beträge, die der 1.93 Meter grosse Modellathlet pro Jahr gekostet haben soll, machte der Transfer zu Kalmarsund Nilsson definitiv zum teuersten Unihockeyaner der Welt. Eigentlich hätte er zu AIK Stockholm zurückkehren sollen, wo er noch unter Vertrag stand. Doch «einige Dinge haben sich in der Zwischenzeit verändert», wie es Nilsson damals formulierte. Sein Stammverein Kalmarsund – damals noch in der Allsvenskan, der zweit-
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höchsten Liga unterwegs – kaufte ihn mit einer Ablösesumme von 1,4 Millionen Kronen oder rund 150 000 Franken aus dem Vertrag aus und legte gleich noch einen Fünfjahres-Vertrag oben drauf, der sich etwa in der gleichen Grössenordnung wie bei GC bewegen soll. GUT IM SAFT Im zweiten Anlauf schaffte Kalmarsund den Aufstieg in die SSL. In der Saison 2018/19 lieferte Kim Nilsson im Oberhaus 52 Punkte ab, letzte Saison seinen KarriereBestwert von 65 Punkten. Und der Start in die aktuelle Saison deutet darauf hin, dass er diese Zahl ohne Zweifel noch toppen kann.
Dank Kim Nilsson führt Kalmarsund nach neun Runden die SSL an.
«Als ich letzte Saison in den ersten fünf Runden keinen Treffer erzielte, löste das viel Aufmerksamkeit aus. Alle fragten: Wann schiesst er endlich Tore? Dabei war ich schon immer ein Langsamstarter», erinnert sich Nilsson. «Diesmal habe ich meinen Fokus darauf gelegt. So gut wie dieses Jahr bin ich noch überhaupt nie in eine Saison gestartet.» Für Kalmarsunds Manager Adam Kallenberg ist das keine Überraschung. Er verweist auf die letzte Saison, als Nilssons Linienpartner Marcus Johansson im letzten Vertragsjahr gross aufspielte. «Natürlich zeigt Kim Nilsson sein bestes Unihockey, wenn sich der Vertrag dem Ende nähert. Das Beste wäre, wenn die Verträge all un-
serer Spieler auslaufen würden, dann würden wir Meister werden», sagt der für seinen Hang zum Sarkasmus bekannte Kallenberg. KALMARSUNDS WEG Kim Nilsson ist Kalmarsunds Herz und Seele. Der beste Spieler, der grosse Star, das Vorbild aller Junioren des Vereins. Natürlich wird der Klub alles daran setzen, das Arbeitspapier mit seinem mittlerweile 32-jährigen Aushängeschild zu verlängern. Und im Moment sieht alles danach aus, dass dies klappt. «Es wird keine 700 Folgen einer TV-Serie mehr dauern, bis wir uns einig werden», formuliert es KallenWWW.UNIHOCKEY.CH • 43
Schweden • Kim Nilsson
Matthias Hofbauer und Kim Nilsson kamen sich im letzten Jahrzehnt oft in die Quere.
KIM NILSSON IN ZAHLEN Geburtsdatum: 28.3.1988 Grösse: 193 cm Punkte in der höchsten Liga (Klub/Punkte): 2019/20: Kalmarsund 65 2018/19: Kalmarsund 52 2015/16: GC 74 2014/15: GC 65 2013/14: AIK 61 2012/13: AIK 55 2011/12: AIK 55 2010/11: AIK 62 2009/10: AIK 36 2008/09: AIK 25 2007/08: Kalmarsund 30
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berg. «Es ist unsere Absicht, mit Kim das Angefangene fortzuführen. Wir möchten mit ihm so bald als möglich verlängern.» Das Angefangene heisst: Aus dem Allsvenskan-Team einen Titelanwärter in der SSL zu machen, der sich auf Augenhöhe mit Storvreta und Falun bewegt. Im ersten Jahr nach dem Aufstieg verpasste Kalmarsund noch die Playoffs. Aber letzte Saison belegten sie bereits den vierten Rang und aktuell grüsst der Verein stolz von der Tabellenspitze. Dies vor allem dank Nilssons Toren. Dieser sagt auf die vertragliche Situation angesprochen: «Ende Saison raubt eine unklare Situation viel Energie. Ich möchte bis zu den Playoffs alles geregelt haben.» Die Ausgangslage scheint einfach. Nilsson hat in Kalmarsund ein Haus gebaut, seine Tochter geht in die lokale Schule. Und er wurde von keinem anderen schwedischen Verein überhaupt nur angefragt. «Vielleicht denken sie alle, ich hätte hier einen 20-Jahresvertrag
oder so», sagt er lachend. «Ich habe immer den Kontakt zu GC-Präsident Dario Pasquariello behalten, ansonsten ist es an dieser Front sehr ruhig für mich.» Ohne sensationelle Entwicklung wird Nilsson also seinen Vertrag verlängern. AUF WEITERE ZEHN JAHRE Obwohl Nilsson schon seit rund 15 Jahren auf dem höchsten Level spielt und zweimal Weltmeister wurde, will er von Rücktritt noch nichts wissen. «Ich sagte schon immer, dass ich so lange spiele, wie ich gesund bin und mir die Sache Spass macht. Wenn das eines Tages nicht mehr der Fall ist und ich die Trainings als zu grossen Aufwand empfinde, höre ich auf.» Aktuell ist das aber überhaupt kein Thema. «Ich fühle mich gut und will das in der SSL zeigen. Die Entwicklung in Kalmarsund verläuft grossartig», sagt der Stürmer. Im Moment komme ein Rücktritt auch aus anderen Gründen nicht infrage. «Ohne Zuschauer auf den Rängen höre ich bestimmt nicht auf.» Ein weiterer Grund, um am Ball zu bleiben, ist die Nationalmannschaft. Mit 182 Punkten im Nati-Dress ist Nilsson der erfolgreichste Skorer der Geschichte seines Landes. Und er will mehr. «Wir haben die letzten zwei WM-Finalspiele gegen Finnland verloren. Ich brenne auf die Revanche!» Bekanntlich muss er sich damit noch bis zum Dezember 2021 gedulden. Die Familie spielt bei der Zukunftsplanung ebenfalls eine wichtige Rolle. Doch wenn Nilsson mit seiner Vermutung richtig liegt, wird er noch lange aktiv bleiben. «Ich hoffe, dass mir meine Familie erlaubt, noch lange zu spielen. Aber so wie ich sie kenne, will sie mich noch zehn Jahre auf dem Platz sehen», sagt er lachend. NOCH MEHR SCHIESSEN Zurück zu Kalmarsund und zur aktuellen Saison. Warum startete Nilsson mit zwölf Toren aus sieben Partien so stark? Für Manager Kallenberg gibt es zwei Gründe. Erstens: Sein Stürmer ist verletzungsfrei. Zweitens: Er schiesst mehr als früher.
Mit GC feierte Nilsson den Meistertitel.
Kim Nilsson fühlt sich mit 32 Jahren topfit.
Nilsson stimmt zu. «Vor zwei Jahren hatte ich eine Meniskus-Operation, was meine Saisonvorbereitung beeinträchtigte. Diesmal war ich gesund und ab dem ersten Spiel bereit. Natürlich hat man in meinem Alter immer kleine Blessuren und die Erholung dauert länger, aber abgesehen davon fühle ich mich wirklich fit.» Auf die vermehrten Abschlüsse angesprochen meint er: «Das stimmt wahrscheinlich. Und wenn die Bälle dann reingehen, bist du ‚in the zone’ und auch die nächsten gehen via Pfosten rein, statt knapp am Tor vorbei. Ich sollte sogar noch mehr schiessen.» Seinen Linienpartner Marcus Johansson will er aber nicht vergessen. «Meistens spiele ich immer noch den Pass zu ihm, weil ich weiss, dass er trifft», sagt er lachend. JAGD AUF GALANTE Auch mit 32 Jahren will sich Kim Nilsson weiter verbessern. «Ich versuche, auf dem Platz noch gieriger zu werden, daran arbeite ich die ganze Zeit. Schliesslich werde ich nicht jünger und andere drängen von unten nach.» Aber selbst Nilsson hat noch Luft nach oben. So hat etwa Alexander Galante Carlström fast schon ein DauerAbo auf den Titel des Skorerkönigs. Nilsson gibt zu, dass er den Falun-Crack gerne ablösen würde. «Ich werde versuchen, noch produktiver zu werden und SSL-Topskorer zu werden», schickt Nilsson eine Kampfansage – um sie dann doch gleich wieder zu relativeren. «Ich werde aber deswegen mein Spiel nicht komplett umstellen und nur noch auf Punktejagd gehen. Wenn am Ende wieder Galante Carlström ganz oben steht, ist das okay für mich.» Kalmarsunds Manager Kallenberg sieht im Moment keinen Spieler, der Nilsson das Wasser reichen kann. «Wenn er sein Leben abseits des Platzes geniesst, zeigt er seine Leistung. Ich habe seine Karriere in all den Jahren verfolgt – wenn er das zeigt, was er kann, kommt kein anderer Stürmer an ihn heran. Dann sind Kim Nilsson und Emil Johansson die besten Spieler der Welt.» Der Dezember 2021 wird dann zeigen, ob das die Finnen auch so sehen. WWW.UNIHOCKEY.CH • 45
In eigener Sache • Schenken Sie lokal
Schenken Sie lokal Wenn Sie dieses Heft bis zur Seite 46 gelesen haben, scheint es Ihnen zu gefallen. Wie wärs, wenn Sie auf der rechten Seite gleich ein Abo lösen – oder jemandem zu Weihnachten ein Abo schenken?
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er lange Unterbruch der Meisterschaft ist für alle Unihockeyaner bedauerlich, die ihrem Lieblingssport nicht mehr nachgehen können. Aber nicht nur die Spielerinnen und Spieler sind auf Entzug. Auch die Vereine, die den sportlichen Betrieb organisieren, kämpfen mit der gegenwärtigen Lage. Das gilt auch für die Händler, die das nötige Material bereitstellen. Ich weiss, dass unsere Inseratepartner aus der Unihockey-Branche in diesem Jahr über Monate nur noch einen Bruchteil ihres üblichen Umsatzes generieren. Klar, wenn nicht gespielt wird, braucht auch niemand neues Material wie einen frischen Stock. Und wir sprechen hier nicht von Multis oder Konzernen, sondern von kleinen schweizerischen KMU. Wenn Sie sich in den kommenden Tagen Gedanken machen, was Sie Ihren Liebsten zu Weihnachten schenken könnten: Bevor Sie sich für ein bald auf dem Müll landendes elektronisches Gadget oder aus Vietnam einen mit Badesalz gefüllten Porzellanhund entscheiden, beglücken Sie sie doch mit einem Geschenk aus der Unihockeybranche.
Im nächsten Jahr gibt es mehr davon. Das Printmagazin von unihockey.ch.
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Blättern Sie dieses Heft durch und Sie finden Brands (Unihoc/Zone, Oxdog) und Shops (unihockeyshop.ch, stockschlag.ch, floorball-shop.ch, unihockeycenter.ch, wikingsports.ch), die passende Angebote haben. Ein cooles Shirt zum Beispiel, ein attraktives Accessoire. Oder doch ein Abo von unihockey.ch? Vielleicht bietet auch Ihr Lieblingsverein etwas Schönes in seinem Fanshop an. Schals, Shirts, Badetücher, vielleicht sogar einen mit Badesalz gefüllten Porzellanhund? Aktuell ist jeder Beitrag wertvoll, damit das Unihockey-System keinen nachhaltigen Schaden erleidet. Amazon macht schon genug Umsatz, schenken Sie bitte lokal.
Im 2021 geht es mit Unihockey weiter.
In den Mund gelegt • Impressum/Vorschau
Liebe Fans, bitte kommt zurück!
Wizards-Stürmerin Andrea Wildermuth bekommt beim Jubeln wenig Feedback.
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Nr. 170, Dezember 2020 unihockey.ch – Das Schweizer Unihockey Magazin
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VORSCHAU Die nächste Ausgabe erscheint am 20. Januar 2021. Unter anderem mit folgenden Themen: Neustart: Wer hat die lange Pause am besten verarbeitet? Familie Capatt: Die nächste Generation ist schon bereit. Ausland: Die Schweizer Facharbeiter im PlayoffRennen.
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Mitarbeiter: Stephan Baltisberger, Anders Borgström, Etienne Güngerich, Daniel Herzog, Simon Kurt, Paul Maina, Constantin Streiter, Zuzana Svobodova. Fotos: Mathias Josi, Erwin Keller, Anton Maard, Dieter Meierhans, Michael Peter, Fabian Trees, Per Wiklund, swiss unihockey, salibandyliiga, Cesky Florbal. Layout: www.tnt-graphics.ch Druck: Vogt-Schild Druck AG, 4552 Derendingen
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