unihockey.ch Nr. 134 - Grossauflage vor der Damen-WM

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DAS SCHWEIZER UNIHOCKEYMAGAZIN · MEDIENPARTNER VON SWISS UNIHOCKEY

Nr. 134 · Dezember 2017 · Fr. 7.90

SIMON FLÜHMANN DER SKORER HAT DAS GLÜCK GEFUNDEN 24 ROGER BERCHTOLD UNERSCHÜTTERLICH. SARNENS URGESTEIN 32 ENDLICH GESCHAFFT DER ERSTE SIEG ÜBER SCHWEDEN IST DA 34

GROSSARTIG ANDREA GÄMPERLI ist nicht nur die grösste NLA-Spielerin, seit einem Jahr zeigt sie auch überragende Leistungen. An der WM in Bratislava will sie mit der Nati in den Final. 10


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EDITORIAL

NR. 134, DEZEMBER 2017

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Damian Keller, Chefredaktor

Das Geschenk

So, endlich können wir diese Sache mal abhaken. Die Schweden sind zum ersten Mal geschlagen. Der Sieg der Schweizer Nati in Kirchberg über den lange Jahre unerreichbaren Gegner ist wie ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk an die Schweizer Unihockeygemeinde. So richtig zählen wird es natürlich erst, wenn dieser Sieg an einer Weltmeisterschaft wiederholt wird. Warum nicht schon bei nächster Gelegenheit 2018 in Prag? Aber gerade deshalb war der Erfolg von Kirchberg wichtig – der Glaube an die eigenen Fähigkeiten entscheidet oft genug über Sieg oder Niederlage. Und Glaube kann nicht nur herbeigeredet werden, er muss durch Tatbeweise untermauert werden. Vielleicht ein Thema für Ihr Weihnachtsessen, wenn Sie mögen. Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten benötigt auch das Nationalteam der Frauen, das in der ersten Dezemberwoche in Bratislava die nächste WM-Medaille anstrebt. Beschenken sich die Eidgenossinnen in der Slowakei mit dem Einzug in den Final gleich selber? Dafür wird es überragende Leistungen brauchen. Deshalb haben wir uns bei dieser Ausgabe für Andrea Gämperli als Covergirl entschieden – die grösste Spielerin in der NLA überhaupt. Im Detailhandel kündigen sich die bevorstehenden Festtage ja schon seit Ende Oktober an. Darum wünsche ich Ihnen mit gutem Gewissen bereits jetzt frohe Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Unsere Abonnentinnen und Abonnenten lesen uns bereits im Januar wieder – die Lizenzierten von swiss unihockey im nächsten Mai. Bei der Lektüre dieser Ausgabe wünsche ich Ihnen wie immer viel Vergnügen Damian Keller Chefredaktor unihockey.ch

48 4 Kurznews Pingpong mit Corina Keller (Laupen) und Christian Beer (Tigers Langnau), Fussball vs. Unihockey, WaSa auf Tour, junger Langer. Dazu wird gut gebrüllt. 10

Andrea Gämperli

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Der Traum vom Final

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Mit 184 Zentimetern ist Dietlikon-Center Andrea Gämperli die grösste Spielerin der NLA. Letzte Saison zeigte sie als Topskorerin und MVP der Liga auch überragende Leistungen. Die 11. Frauen-WM der Unihockeygeschichte findet in Bratislava statt. Bisher war die Slowakei für die Schweizerinnen ein gutes Pflaster.

Hobby zum Beruf gemacht

Mirca Anderegg holte in 17 Jahren Leistungssport 17 Goldmedaillen. Jetzt nutzt sie ihre Erfahrung als Aussendienstlerin der Marke Exel.

24 In der Heimat wieder glücklich Das Schweden-Abenteuer verlief für Simon Flühmann nicht wie gewünscht. Bei seinem Stammverein Tigers Langnau hat der Skorer sein Glück wieder gefunden. 30

Offenes Rennen

Die Hälfte der Qualifikation in der NLA der Männer ist absolviert. Hinter den Favoriten sind so viele Teams wie noch nie in den Kampf um die Playoff-Plätze involviert.

32 Unerschütterlich Roger Berchtold gehört bei B-Ligist Ad Astra Sarnen zum Inventar. 34 Es ist vollbracht Nach 30 Jahren und 66 Spielen gelang der Schweizer Nati in Kirchberg endlich der erste und Sieg über Schweden.

42 Verantwortung übernehmen Luisa Cotti gehört zu den heissesten Anwärterinnen auf einen Platz im Kader der U19-Heim-WM 2018. Seit Kurzem ist die Felsbergerin gar Captain der Schweizer Auswahl. 44 Geschichtsstunde 1973 kamen die ersten Unihockeystöcke in die Schweiz. Hurti Wiedmer erzählt, wie es damals war. 48 Bilanz im Himalaya Fünfmal war ein Einsatzteam des Vereins «Unihockey für Strassenkinder» in Nepal. Was hat Unihockey in diesem Land bewegt? 50 Schweden Sofia Joelsson will den ewigen Punkte­ rekord Emelie Lindströms brechen. 52 Finnland Veera Kauppi soll in Bratislava Finnland zu Gold schiessen. 54 Vonis Dessert Oh Nitra. Erinnerungen an eine herrlich chaotische WM in der Slowakei. 55

Abos und Impressum

Schlusspunkt: In den Mund gelegt.

Für unihockey.ch legte Andrea Gämperli eine kurze Pause in der WMVorbereitung ein.


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Christian Beer Unihockey Tigers ÜBER MICH

Nickname: Beer, Chrigu Geburtsdatum: 6.4.1990 Beruf: Sachbearbeiter Verkauf / Baustoffe (Wüthrich AG) Rückennummer: 28 (seit dem ersten NLA Spiel) Position: Verteidiger Das habe ich mal geklaut: Perskindol-Spray Damit habe ich kürzlich jemanden glücklich gemacht: Ich war von 100-mal einmal pünktlich. Damit habe ich kürzlich jemanden sauer gemacht: Bin verspätet zu einem Termin erschienen.

MEINE FAVORITEN

Lieblingsgegenstand: Handy Lieblingsfilm: Gesetz der Rache Lieblingslied: Sennesinger (Trauffer) Diesen Promi würde ich gerne auf einen Drink einladen: Zlatan Ibrahimovic Mein Traumwohnort: Emmental Heimlicher Schwarm: Simon Flühmann Die schönsten Augen hat: Ramona Zimmermann Da trifft man mich im Ausgang: Langnau

Corina Keller UHC Laupen Diese Unihockeyregel würde ich ändern: Hochspringen erlauben Wünsche ich mir zum nächsten Geburtstag: Superfinal mit den Unihockey Tigers

MEIN SPORT

Mein erster Verein: UHC Grünenmatt Vorbild zu Juniorenzeiten: Kalle Berglund Mein Stock: Unihoc Epic top light II 24 Mein Schuhmodell: Unihoc U3 Elite Lieblingsgegner: HC Rychenberg Angstgegner: Kloten-Bülach Jets Meine Stärken: Schuss Meine Schwächen: Schnelligkeit Meine Sternstunde: 6 Punkte (3+3) im Playoff Viertelfinal 2016 Spiel 5 Peinlichster Moment: Verletzung bei einem Testspiel gegen meine Schwester Bester Spieler: Rasmus Enström Beste Spielerin: Karin Beer Schönste Spielerin: Ramona Zimmermann Lieber mit als gegen: Thomas Gfeller Sollte sein Comeback geben: Manuel Sollberger Kann ich besser als andere: viel essen

ÜBER MICH

Nickname: Coca, Coci Geburtsdatum: 6.5.1994 Beruf: Assistentin PB International (ZKB) Rückennummer: 21 (mein Bruder hatte früher bei den D-Junioren die 22 und mein «Schätzeli» die 20) Position: Verteidigung Motto: «The time you enjoy wasting is not wasted time» Das habe ich mal geklaut: Einen Salzstreuer in Nizza – der ist heute noch im Einsatz! Damit habe ich kürzlich jemanden glücklich gemacht: mit einer Flasche von «ChillysBottles» Damit habe ich kürzlich jemanden sauer gemacht: mit meinen vielen Sportklamotten zum Waschen

MEINE FAVORITEN

Lieblingsbuch: unser Playbook Lieblingsgegenstand: kleiner, knallgrüner Fjällräven Rucksack Lieblingslied: Hauptsache, ich kann mitsingen Mein Traumwohnort: Kona, Big Island / Tofino (Vancouver Island)

Die schönsten Augen hat: Auf jeden Fall sind sie grün. Da trifft man mich im Ausgang: Einige behaupten an jeder «Hundsver­ lochete» – immer da, wo was los ist. Wünsche ich mir zum nächsten Geburtstag: neue Vans-Socken

MEIN SPORT

Mein erster Verein: UHC Laupen ZH Vorbild zu Juniorenzeiten: mein Bruder Roger Mein Stock: Louis XIV Le Bourreau 29 Mein Schuhmodell: Unihoc U4 STL Lieblingsgegner: FB Riders – Derby! Meine Stärken: Motivation un Teamgeist Meine Schwächen: Tricks Bester Spieler: Mattias Samuelsson Beste Spielerinnen: unsere Sinas Schönster Spieler: such ich noch Schönste Spielerin: Frida Rydfjäll (IKSU) Lieber mit als gegen: den Laupen-Mob (unser «Fanblock») Sollten ihr Comeback geben: Mela Kempf und Mireille Märki Kann ich besser als andere: Die Dinge immer positiv zu sehen.

In der nächsten Ausgabe: Beer wählt Nathalie Spichiger (Piranha Chur), Keller wählt Florian Hafner (UHC Pfannenstiel Egg)


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Nico Mutter schlug gegen GC dreimal zu, während in Basel Haris Seferovic ausgepfiffen wurde.

König Fussball

Die 11. Runde der Männer NLA vom 12. November bot die bisher mit Abstand tiefsten Zuschauerzahlen. Gleich mehrere Teams verzeichneten den absoluten Saison-Minusrekord – 250 Fans weniger als üblich besuchten den HCR, auch Wiler (-140) oder die Jets (-100) hatten schlechte News für ihren Kassier. Was war geschehen? Klar: An diesem Sonntag verfolgten über 1.5 Mio. Schweizerinnen und Schweizer das Fussball-WM-Qualifikationsspiel der Schweiz gegen Nordirland am TV. Ein paar davon fehlten auch in den Unihockeyhallen. Einzig Waldkirch-St. Gallen wies einen höheren Wert auf als üblich. Die Ostschweizer trugen an diesem Wochenende in Herisau (4:10 gegen Malans) und Gossau (11:5 gegen GC) zwei Heimspiele bei Partnervereinen aus. Fast 400 Fans marschierten in Herisau auf, in Gossau waren es gar 450. Nico Mutter bedankte sich bei den Fans mit drei Treffern gegen GC. Haris Seferovic kann davon nur träumen.

«Auf ‹Doscha› reagiert er schon gar nicht mehr.»

Was bekomme ich? An dieser Stelle gerne wieder einmal der Hinweis: Lizenzierte von swiss unihockey erhalten drei Ausgaben von unihockey.ch pro Jahr gratis zugestellt. Es betrifft dies die Ausgaben im September (Saisonguide), Dezember (halten Sie gerade in den Händen) und Mai. Um alle zwölf Ausgaben von uni­ hockey.ch pro Saison zu erhalten, benötigen Sie ein Abo. Sollten Sie geneigt sein, ein solches abzuschliessen, helfen Ihnen die Informationen auf Seite 55 weiter.

Köniz-Verteidiger Florian Kuchen über seinen neuen tschechischen Teamkollegen Patrik Doza, der schon in Schweden überall «Dosa» genannt wurde, obwohl man seinen Namen eigentlich «Doscha» aussprechen würde. Während sich Doza offenbar damit abgefunden hat, soll der neue Schwede Hampus Dargren mit seinem verbernerten Namen «Hämpu» doch noch so seine Mühe haben.

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NEWS

Junger Langer

An der EFT in Kirchberg (ab Seite 34) hatten die Tschechen mit Filip Langer einen speziellen jungen Mann am Start. Langer schenkte im Mai der Schweizer U19-Nati an der WM vier Tore ein und debütierte darauf in der A-Auswahl – ohne je in der höchsten tschechischen Liga gespielt zu haben. Dies war ihm bisher untersagt: Der 15-jährige Gymnasiast ist noch zu jung, darf erst bei den U18-Junioren ran. Nationaltrainer Petri Kettunen drängt auf eine Sonderregelung, damit das Ausnahmetalent nicht nur mit den Männern von Tatran Stresovice trainieren, sondern auch spielen kann. «Ich möchte in der höchsten Liga ran – ich kann das», verlangt auch Langer, um den schon diverse internationale Vereine buhlen. «Es gibt Angebote», bestätigt der Prager, «und nach der Schule würde ich gerne ins Ausland.» An Enström und Co. durfte er nun ein erstes Mal Mass nehmen. Nicht schlecht für einen 15-Jährigen.

Gib mir Tiernamen In einer SRF-Quizshow bekam ein Kandidat eine UnihockeyFachfrage gestellt. Spielt Alligator Malans, Chamäleon Visp oder vielleicht doch Stachelschwein Düdingen in der höchsten Liga? Mit geschicktem Raten fand der Mann die richtige Lösung. Hoffen wir, dass die Uni­hockeyfragen dank der kommenden TV-Playoffspiele in Zukunft etwas kniffliger werden können.

«Müsste ich jetzt die Best-Player wählen – ich würde die Schiedsrichter nehmen.» Der Alt-Internationale Simon Stucki engagiert sich bei den Tigers als Livestream-Kommentator und ist offenbar von den spielerischen Fähigkeiten der Teams nicht immer überzeugt.

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Laupens Fans sorgten im Cup-Viertelfinal bei den Red Ants für Stimmung.

Mob an die WM? Der 15-jährige Filip Langer wird vom Schweizer Florian Tromm (r.) abgedrängt.

Im Cup-Viertelfinal zwischen den Red Ants und B-Ligist Laupen (5:2) sorgten über 100 Gästefans für prächtige Cup-Stimmung. Die Anhänger der Zürcher Oberländerinnen, liebevoll «Laupen- Mob» genannt, trieben ihr Team bis zum Schluss an. «Es war richtig laut in der Halle, eine tolle Cup-Atmosphäre», bestätigte auch die Red-Ants-Internationale Alexandra Frick. «Vielleicht können wir den Fanblock ja an die WM nach Bratislava mitnehmen? Das würde uns helfen», regte die 27-Jährige an.

Game of Floorball gewinnt

1. Rang: Unihockey Club Yverdon

«Zum Glück ist meine Tochter nicht in der Halle – sonst müsste ich erklären, warum ihr Lehrer auf der Strafbank sitzt.»

HCR-Livestream-Kommentator Klaus Bösch (rechts oben) im Cupspiel gegen die Jets bei einer Strafe gegen Michel Schwerzmann – der HCRStürmer wirkt im Zivilleben als Pädagoge. Die Mobiliar führte erstmals in allen vier grossen Hallensportarten die #teamfotochallenge durch. 307 Teams machten mit, 112 davon aus dem Unihockeysport. Eine Jury bewertete die vielen sehenswerten Bilder nach Originalität und kam zum Schluss: Rang 1 und damit ein Preisgeld von 5000 Franken für den Uni­ hockey Club Yverdon mit der Komposition «Game of Floorball». Auf den Plätzen folgen die Hurricanes Glarnerland (Fr. 2000.-) und Ad Astra Sarnen (Fr. 500.-). Weitere Bilder finden Sie in der Mitte dieses Magazins.

2. Rang: Hurricanes Glarnerland U14

3. Rang: Ad Astra Sarnen


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FRAUEN NLA

ANDREA GÄMPERLI

Mit 184 Zentimetern ist Dietlikon-Center Andrea Gämperli die grösste Spielerin der NLA. Letzte Saison zeigte sie als Topskorerin und MVP der Liga auch überragende Leistungen. Nun steht sie in der Saison der Bewährung – und vor ihrer ersten A-Weltmeisterschaft. TEXT: DAMIAN KELLER    FOTOS: ANDRÉ BURRI, PER WIKLUND, DAMIAN KELLER

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u Beginn der letzten Saison war Andrea Gämperli (22) einfach noch eine gute Spielerin. Dietlikon kam nur langsam aus den Startblöcken, verlor drei der ersten sieben Partien und Gämperli lieferte im Schnitt knapp einen Skorerpunkt pro Spiel ab – wie in den zwei vorangegangenen Saisons auch. Dann kamen im November 2016 die EFTLänderspiele in Schaffhausen. Gämperli feierte ihren Einstand im Nationalteam ausgerechnet gegen Weltmeister Schweden – und erzielte dabei sehenswert das Tor zur zwischenzeitlichen 4:3-Führung. Für die Schweiz

sollte es das letzte Tor der Partie bleiben (4:9-Niederlage), aber für die Jungnationalspielerin ging es jetzt so richtig los. Und wie. Nach dieser Länderspielpause gewann Dietlikon 21 Liga-Spiele bis und mit Superfinal in Folge. Gämperli blieb dabei nur ein einziges Mal ohne Skorerpunkt und schraubte ihren Schnitt auf über zwei Punkte pro Spiel hoch. ÜBERRAGENDE SAISON Das Meisterstück – im wahrsten Sinn des Wortes – gelang der St. Gallerin zum denkbar besten Zeitpunkt: Im Superfinal steuerte sie vor 6811 Zuschauern ein Tor und vier Assists

zum 7:2-Erfolg Dietlikons über Piranha bei. «Mein bisher bestes Spiel überhaupt», sagt sie wenig überraschend. Auch im Cupfinal gelang ihr gegen die Bündnerinnen beim 5:0 ein wegweisender Treffer. Drei Titel (inklusive Supercup), Topskorerin der NLA mit 60 Punkten, Matchwinnerin im Superfinal, verdiente Wahl zur MVP der Saison, Nati-Debüt – es war eine in jeder Beziehung überragende Saison. Eine Ferienwoche auf Island nutzte sie, um nach der Saison abzuschalten. Auch eine Pause im Studium (mit dem Bachelor in der Tasche) kam gerade zum richtigen Zeitpunkt, um alles setzen zu lassen. Eine echte


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ANDREA GÄMPERLI

Geburtsdatum: 5.4.1995 • Zivilstand: ledig Tätigkeit: Studentin (Master in Accounting and Finance an der Uni St.Gallen) • Wohnort: Jonschwil Lieblingsgetränk: Ovomaltine-Drink Lieblingsessen: Öpfelchüechli mit Vanillesauce Lieblingsbuch: Purple Hibiscus (Chimamanda Ngozi Adichie) • Lieblingsfilm: Willkommen bei den Hartmanns • Stationen: Jonschwil Vipers (2002– 2010), UHC Wil (2009–11), UHC Dietlikon (seit 2011) Position: Center • Rückennummer: 5 Grösste Erfolge: Schweizer Meister 2017, 3 x Cup­ sieger (2015-17), Silber U19-WM 2012 Statistik NLA per 19.9.2017: 66 Tore, 73 Assists, 139 Punkte • Statistik Nati: 13 Länderspiele, 10 Tore, 7 Assists, 17 Punkte TRAUMBLOCK BESTEHT AUS ALL MEINEN GESCHWISTERN: Torhüter: Adrian Gämperli Verteidiger: Marianne Gämperli, Michael Gämperli • Stürmer: Robert Gämperli, Christian Gämperli, Andrea Gämperli


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FRAUEN NLA

ANDREA GÄMPERLI

Erklärung für die Leistungsexplosion hat Gämperli aber auch nach langem Überlegen nicht. «Nach Schaffhausen wuchs das Selbstvertrauen mit jedem Sieg. Und wenn es dann einmal läuft, macht man sich überhaupt keine Gedanken mehr und fällt auch nie in ein Loch, wenn doch mal ein Fehler passiert», blickt Gämperli zurück. BASIS JONSCHWIL Angefangen hat für die grossgewachsene Gämperli alles im kleinen Jonschwil im Kanton St. Gallen. Ihr ältester Bruder Robert gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Jonschwil Vipers, denen auch Andrea bereits als 7-Jährige beitrat. «Mein technisches Rüstzeug habe ich bei den Vipers mitbekommen – es hilft sehr, schon so früh zum Beispiel die richtige Schusstechnik zu lernen. Ich wurde von den Trainern Daniel Stäubli und Simon Huser sowie Robert immer gefördert», erinnert sie sich. Alle vier älteren Brüder und auch ihre vier Jahre ältere Schwester Marianne (Red Lions Frauenfeld) waren im Verein aktiv. Und dass man es von Jonschwil in die grosse Unihockeywelt hinaus schaffen kann, machte Marianne vor, als sie 2008 in Polen JuniorinnenWeltmeisterin wurde. «Wäre sie nicht ständig von Verletzungen zurückgeworfen worden, wäre sie heute sicher gleich weit wie ich», bedauert Andrea Gämperli, die jüngste der sechs Gämperli-Geschwister. Auch Ursina Hollenstein (ex-Dietlikon und Red Ants), Lea Hofmann (Frauenfeld) sowie die Rychenberger Michel Wöcke und Thomas Haag starteten ihre Laufbahn in Jonschwil. «Nicht so schlecht für ein Dorf mit nur einer Kleinfeldhalle im Loch unten», sagt Andrea Gämperli lachend und ergänzt: «Zum ersten Mal auf Grossfeld spielte ich in den Sommercamps von unihockey.ch, die jeweils eine ganze Gruppe aus dem Verein besuchten.» WIKIS TORFLUT Nach der bombastischen Spielzeit 2016/17 läuft nun die Saison der Bewährung. Mit Ausnahme des missglückten Auftritts am Champions Cup (Aus im Halbfinal) ist Dietlikon besser unterwegs als zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr und auch Andrea Gämperli vermochte ihren Punkteschnitt sogar noch leicht zu erhöhen. Dass sie trotz zehn Toren und zwölf Assists aus neun Partien nicht mehr das Top­ skorershirt trägt, liegt an der Linienkollegin und Schweden-Rückkehrerin Michelle Wiki, die im gleichen Zeitraum bereits unfassbare 30 Tore erzielte. Damit ist sie auf Kurs, ihren eigenen Rekord aus der vorletzten Saison (65 Tore) zu brechen. Die Paradelinie – ergänzt mit Youngster Isabelle Gerig und den Verteidigerinnen Andrea Streiff und Laura Bürgi – war bisher für 49 der 76 Tore des Meisters verantwortlich. Gämperli sieht der nahen Zukunft optimistisch entgegen, ortet aber gleichzeitig weiter Verbesserungspotenzial. «Wenn

In der letzten Saison ging es für Gämperli steil aufwärts.

Gämperli auf dem Vormarsch.

Gämperlis erstes Nati-Tor gegen Weltmeister Schweden.

SÜSSES GEHEIMNIS An der Mobi-TopscorerGala im Berner Kursaal Mitte September mussten die Protagonisten der vier Hallensportarten etwas Ungwöhnliches von sich preisgeben. Andrea Gämperli überraschte mit der Offenbarung, dass sie eigene Osterhasen kreiert. «Mit gekauften Formen

und Schoggi vom Konditor kann man die Hasen selber so gestalten, wie man möchte», erklärt Gämperli das nicht alltägliche Hobby. Während die Produktion industrieller Osterhasen spätestens im Januar startet, werden die süssen Versuchungen im Hause Gämperli frisch hergestellt.

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FRAUEN NLA

ANDREA GÄMPERLI

Andrea Gämperli im Interview

«Druck mache ich mir selber, weil ich jetzt mehr von mir erwarte als letzte Saison» Der erste Meistertitel im April 2017 in Kloten. wir mit Ball noch etwas gefährlicher werden, sind wir im Januar bereit für die entscheidende Phase von Meisterschaft und Cup», sagt sie. AUF EIGENE STÄRKEN VERTRAUEN Vorerst gehört der Fokus aber natürlich der Frauen-Weltmeisterschaft in Bratislava. An die Slowakei hat Andrea Gämperli gute Erinnerungen, gehörte sie doch zum Team, das an der U19-WM 2012 in Nitra im Gruppenspiel Schweden schlug und bis in den Final (1:3 gegen Finnland) vorstiess. «Wir hatten damals einen starken Zusammenhalt in der Gruppe und waren überzeugt, dass wir Schweden schlagen können. Wir sind nicht in Ehrfurcht erstarrt, sondern vertrauten unseren eigenen Stärken», nennt Gämperli das damalige Erfolgsrezept, das die Schweizerinnen nun auch in Bratislava in den Final führen soll. «Wichtig ist, in den ersten beiden Gruppenspielen gegen Polen und Deutschland auf die nötige Betriebstemperatur zu kommen, danach nehmen wir Spiel für Spiel. Grundsätzlich gehe ich in jede Partie, um sie zu gewinnen», sagt Gämperli. So ein Vorsatz gehört sich auch für eine Spielerin, die mittlerweile nicht mehr einfach zu den guten, sondern den absolut besten Spielerinnen des Landes zählt. Die 22-jährige Ostschweizerin hat das Zeug dazu, schon an ihrer ersten A-WM eine überragende Rolle zu spielen.

NL-Präsident Andy Landolt ehrt Gämperli als Liga-MVP.

Warst du schon immer die Grösste? Und sind deine 184 Zentimeter sowie eine Stocklänge von 103 Zentimetern ein grosser Vorteil? Bei den Mädchen war ich glaub schon während der ganzen Schulzeit die Grösste. Bezüglich Reichweite habe ich auf der Centerposition bei der Balleroberung sicher gute Möglichkeiten, ich decke viel ab. Dafür haben kleinere Spielerinnen bezüglich Wendigkeit Vorteile. Und ich musste lernen, den Ball nicht zu weit weg vom Körper zu führen. Gesundheitlich bereitet der Rücken keine Probleme? Nein, alles in Ordnung. Meine Problemzone sind die Füsse, ich knicke manchmal um, vor allem rechts. Das ist nicht gesund und schmerzt jeweils mehrere Tage. Daher spiele ich mit Schiene.

«Die Aufstockung tut der Liga gut, es bleibt so Platz für mehr Regionen. Es braucht einfach Zeit, bis das Gefälle etwas kleiner wird» Die erfolgreiche letzte Saison hatte Folgen. Dietlikon bestritt den Champions Cup in Finnland... ... und wenn wir unser Potenzial abgerufen hätten, wären wir mit einem Sieg gegen Classic in den Final eingezogen. Leider erwischten wir nicht unseren besten Tag. ... und du wurdest als Topskorerin der Liga an die Mobi-Gala nach Bern eingeladen, um auf dem roten Sofa mit Rainer-Maria Salzgeber und Christa Rigozzi zu plaudern. Ein Event, an den du dich gewöhnen könntest? Es war schön, den Abend mit grossen Teilen des Teams geniessen zu können. Bezüglich Sofa und vor Publikum plaudern – da bin ich auf dem Platz weniger nervös (lacht). Spürst du nach deiner starken letzten Saison auf dem Platz nun mehr Druck? Den mache ich mir selber, weil ich jetzt mehr von mir erwarte als noch zu Beginn der letzten Saison.

Was möchtest du an deinem Spiel konkret noch verbessern? Das offensive Zweikampfverhalten und die Geschwindigkeit meiner Aktionen. Zum Beispiel nehme ich mir vor, im Training bei geeigneten Übungen schneller abzuschliessen, auch wenn ich mehr Zeit und Platz habe als im Ernstkampf. Die Trainer können nicht für 20 Spielerinnen gleichzeitig da sein, solche Ziele muss man sich auch selber setzen. Mit Linn Lundström und Laura Mertsalmi kam Dietlikon vor dieser Saison die erste Verteidigung abhanden. Hat sich deine Rolle als Center dadurch verändert, musst du nun defensiver agieren? Mertsalmi gehört zu den weltbesten Defensivkräften, Lundström zu den weltbesten Offensivverteidigerinnen. Meine Rolle blieb etwa gleich, es brauchte nur etwas Abstimmung mit Andrea Streiff und Laura Bürgi, die in den ersten Block aufgerückt sind. In der letzten NLA-Runde vor der WM hat Dietlikon Frauenfeld 14:1 geschlagen, während Piranha Aufsteiger WaldkirchSt. Gallen mit 21:0 niederkanterte. War die Aufstockung auf zehn Teams – aus Sicht eines Topteams – dennoch richtig? Die Zehnerliga ist schon mal besser als die Situation in den letzten zwei Jahren, als alle acht Teams automatisch die Playoffs erreichten. Wir verloren letzte Saison gegen Aufsteiger Frauenfeld und hatten dieses Jahr beim Sieg über WaSa eine Weile Mühe – jeder Gegner verdient Respekt. Die Aufstockung tut der Liga gut, es bleibt so auch Platz für mehr Regionen. Es braucht einfach Zeit, bis das Gefälle kleiner wird. Am 21. Oktober verlor Dietlikon nach 364 Tagen ohne Niederlage gegen Piranha wieder ein NLA-Spiel – habt Ihr euch ganz verwundert angeschaut? Wir befinden uns in einer neuen Saison, hatten Sommerpause und am Champions Cup verloren wir auch ein Spiel. Es fühlte sich daher nicht wie das Ende einer Serie an. Ich erinnerte mich aber wieder daran, dass die letzte Niederlage vom Oktober 2016 ausgerechnet gegen Frauenfeld mit meiner Schwester Marianne passierte, mit der ich damals noch zusammen wohnte (schmunzelt). Seit deiner Entscheidung im letzten Winter, dein Master-Studium diesen Herbst in St. Gallen in Angriff zu nehmen, wohnst du


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Gämperli holt vor der WM in der Slowakei zum grossen Schlag aus.

wieder zu Hause in der Ostschweiz. Wie bringst du Studium, Pendeln und über 20 Tage mit der Nati plus WM unter einen Hut? Mit einer guter Planung, wobei ich seit einem Jahr schon merke, dass die früher freien NatiWochenenden nun eben nicht mehr frei sind. Ich sehe aber, dass es für die Internationalen mit einem Vollzeitjob noch schwieriger ist. Als Studentin bin ich flexibler, ich kann auch auf die Hilfe von Kolleginnen zählen, wenn ich mal fehle. Ich werde aber Bücher mit an die WM nehmen, um am freien Tag noch etwas zu ler-

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Mit Salzgeber, Rüegger und Rigozzi auf dem roten Sofa an der Mobi-Gala. nen, da kurz danach Prüfungen anstehen. Anderen geht es ähnlich, es wird sich in Bratislava wohl eine kleine Lerngruppe bilden. Und was passiert nach dem Studium? Bis Mitte 2019 wird mich das noch beschäftigen und kurz darauf folgt mit der Heim-Weltmeisterschaft in Neuenburg ein Highlight. Weiter plane ich noch nicht. Ich werde einfach versuchen, Arbeit und Sport bestmöglich zu kombinieren. Leider verdient man mit dem Unihockey ja kein Geld.

Hast du in der Nati-Hierarchie als Liga-MVP einen grossen Schritt nach oben gemacht? Wer was persönlich gewonnen hat, spielt keine Rolle. Wir respektieren uns, alle dürfen etwas sagen. Persönlich zähle ich mich zur ruhigen Fraktion, ich dränge mich ungern in den Vordergrund. Auch im Verein sind mit Michelle Wiki, Tanja Stella oder Monika Schmid Spielerinnen die Wortführer, die schon länger dabei sind. Vielleicht wachse ich noch in diese Rolle hinein – mit 22 gehöre ich ja noch immer zu den Jüngeren.


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FRAUEN-WM IN BRATISLAVA

VORSCHAU

Der

Traum vom

Final Die 11. Frauen-WM der Unihockey­geschichte findet vom 1. bis 9. Dezember 2017 in Bratislava statt. Bisher war die Slowakei für die Schweizerinnen ein gutes Pflaster. TEXT: DAMIAN KELLER    FOTOS: PER WIKLUND

D

as erklärte Ziel der Schweizer Frauen-Nati für die WM in Bratislava ist der Einzug in den Final. Läuft alles nach Papierform, braucht es dafür im Halbfinal einen Sieg über Finnland – und damit etwas, was an den bisherigen zehn Weltmeisterschaften noch nie gelang. Viermal stand die Schweiz in der WM-Geschichte

Ale Frick bringt die Erfahrung des WM-Titels mit der U19 mit.

im Final. Der Spielplan und die Resultate der Gruppenphase ergaben 1999 (Finnland), 2003 (Schweiz) und 2005 (Singapur) Halbfinalduelle mit den damals noch starken Norwegerinnen, 2009 (Schweden) hiess der Gegner Tschechien. Anders ausgedrückt: Hiess der Gegner im Halbfinal Schweden oder Finnland, verpass-

Anna Wijk und Flurina Marti sehen sich schon bald wieder.

In der Liga ist Michelle Wiki gross in Form.

ten die Schweizerinnen den Final immer – je dreimal waren die Nordländerinnen zu stark. Die einzigen Siege an einer WM gegen diese beiden Nationen stammen von der goldenen WM 2005 in Singapur. Damals schlug die Schweiz Finnland gleich zweimal – im Gruppenspiel mit 7:6 und im Final mit 4:3 – und wurde verdient Weltmeister.

Die Nati freut sich auf die Medaillenjagd in Bratislava.


www.unihockey.ch

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Frauen-WM in Bratislava (Slowakei) 1. bis 9. Dezember 2017 Gruppe A: Finnland, Tschechien, Norwegen, Lettland

Gruppe B: Schweden, Schweiz, Deutschland, Polen

Gruppe C: Slowakei, Estland, Singapur, Australien

Gruppe D: Dänemark, USA, Japan, Thailand

SPIELPLAN DER SCHWEIZ: 2.12.2017, 13.30 Uhr: Schweiz – Polen 3.12.2017, 15.30 Uhr: Deutschland – Schweiz 4.12.2017 15.40 Uhr: Schweden – Schweiz 6. oder 7.12.2017: Viertelfinal 8.12.2017: Halbfinal 9.12.2017: Medaillenspiel Hallen: Ondreja Nepelu Eishockeystadion (10 055 Plätze) und HANT-Arena (4200 Plätze) Alle Spiele der Schweizerinnen in Bratislava können Sie im Liveticker auf der Website von unihockey.ch verfolgen.

DAS SCHWEIZER KADER

So wollen Margrit Scheidegger (r.) und Isabelle Gerig auch an der WM Druck machen.

DIE LOGISCHEN HALBFINALS In Bratislava trifft die Schweizer Auswahl im Startspiel auf Polen (mit BEO-Stürmerin Ela Piotrowska) und tags darauf auf Deutschland oder «Schweiz B» – mit Franziska Kuhlmann (Zug), Katja Timmel (Red Ants), Christa Brünn (Floorball Riders) und Alena Holst (Laupen) sowie den Trainern Simon Brechbühler (Headcoach) und Fabian Arvidsson (Assistent) kommt viel Bekanntes auf die Schweizerinnen zu. Nach diesem Aufgalopp, bei dem kräftesparend mit deutlichen Siegen Moral getankt werden sollte, wartet der grosse Turnier­ favorit Schweden. Die Resultate der letzten Begegnungen (1:10, 4:5 n.P., 4:9, 0:9) lassen die Vermutung zu, dass die Schweizerinnen als Gruppenzweite in den Viertelfinal einlaufen werden. In der Gruppe A wäre ein Sieg der Tschechinnen (mit dem Schweizer Sascha Rhyner als Assistent) über Finnland eine ähnliche

Überraschung. Die logischen Halbfinals lauten somit Schweden gegen Tschechien und Finnland gegen die Schweiz. SCHWUNG ODER BLUFF Mut machen den Schweizerinnen vor allem die Resultate der Euro Floorball Tour im letzten April in Olomouc (Tschechien), als sie mit dem praktisch kompletten WM-Kader Schweden ein Unentschieden abtrotzten und erst im Penaltyschiessen verloren. Gegen Finnland (8:4) und Tschechien (6:3) wurden zwei deutliche Siege eingefahren. Die Generalprobe in Malmö von Anfang November soll diesen Eindruck trotz drei Niederlagen nicht verwischen. Nationaltrainer Rolf Kern dazu: «Dieses EFT-Datum so kurz vor einer WM finde ich sehr fragwürdig. Wir haben lange diskutiert, ob wir den Schwung der April-Partien durchziehen oder unsere Karten lieber noch nicht aufdecken wollen. Wir entschieden uns für

Tor: Monika Schmid (27 Jahre, Dietlikon, 4. WM), Lara Heini (23, Piranha, 1. WM) Verteidigung: Lena Cina (25, Wizards, 2. WM), Brigitte Mischler (25, Wizards, 3. WM), Tanja Stella (29, Dietlikon, 5. WM), Nadia Reinhard (23, Skorpion Emmental, 1. WM), Flurina Marti (26, Piranha, 4. WM), Andrea Streiff (31, Dietlikon, 1. WM), Lisa Liechti (23, Skorpion Emmental, 1. WM) Sturm: Andrea Gämperli (22, Dietlikon, 1. WM), Michelle Wiki (28, Dietlikon, 4. WM), Simone Wyss (26, Wizards, 1. WM), Isabelle Gerig (18, Dietlikon, 1. WM), Margrit Scheidegger (27, Red Ants, 3. WM), Alexandra Frick (27, Red Ants, 2. WM), Corin Rüttimann (25, Piranha, 5. WM), Seraina Ulber (27, Piranha, 4. WM), Nathalie Spichiger (22, Piranha, 1. WM), Katrin Zwinggi (28, Piranha, 3. WM), Géraldine Rossier (29, Red Ants, 1. WM) Staff: Rolf Kern (Cheftrainer), Jonas Grunder (Assistent), Jakob Lieske (Goalietrainer), Christoph Camenzind (Teammanager), Marina Sprecher (Physio), Michael Sotelo-Niederer (Physio), Romana Brunner (Material)


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FRAUEN-WM IN BRATISLAVA

die zweite Variante, auch wenn Niederlagen nie Spass machen.» Da mit Corin Rüttimann und Nathalie Spichiger auch noch zwei Piranha-Spielerinnen verletzt fehlten, konnten die Schweizerinnen ohnehin nicht in der üblichen Formation auflaufen. VIEL ROUTINE UND NEUN NEULINGE Kerns Aufgebot für Bratislava enthält grundsätzlich keine Überraschungen. Neben neun WM-Neulingen sind auch sehr erfahrene Frauen am Start. Corin Rüttimann und Tanja Stella sind bereits zum fünften Mal an einer Endrunde dabei, Michelle Wiki, Seraina Ulber,

«Wenn wir überzeugt auftreten und unsere Schlüsselspieler­ innen in Form sind, erreichen wir den Final» Rolf Kern Flurina Marti und Monika Schmid haben ebenfalls bereits drei WM-Turniere in den Beinen. Ebenfalls wichtig: Sehr viele Spielerinnen verfügen bereits über WM-Finalerfahrung. Mit Scheidegger, Frick, Rüttimann, Ulber, Marti und Wyss sind gleich sechs U19-Weltmeisterinnen von 2008 dabei, die heute im

VORSCHAU

«besten Alter» sind. Gämperli, Reinhard, Spichiger, Liechti und Heini haben an die Slowakei hervorragende Erinnerungen, standen sie doch 2012 an der Juniorinnen-WM in Nitra im Endspiel. Und 2009, als die Schweiz an der A-WM in Västeras (Schweden) letztmals im Final stand, waren Rüttimann, Ulber und Stella bereits dabei. Jede Menge Routine also, um die Nerven der Neulinge zu beruhigen. RUHE VOR DEM STURM Der Aufwand der Internationalen war immens, bis zu 23 Tage wurden alleine dieses Jahr ins Nationalteam investiert. Viele Spielerinnen hatten seit dem Ende der letzten Saison aufgrund von Zusammenzügen, Tests und Länderspielen kaum ein freies Wochenende. So erstaunt die letzte Phase der WM-Vorbereitung nicht: Eine Woche vor Turnierbeginn traf sich die Nati in Schaffhausen zu zwei Trainingstagen, gefolgt von drei Tagen Wellness-Erholung im Schwarzwald. Um runterzufahren, bevor dann der WM-Stress beginnt – damit der Traum vom Final in Erfüllung geht. «Wir haben in den letzten zwei Jahren – die letzten Spiele in Malmö ausgeblendet – einen Steigerungslauf hingelegt und uns stetig entwickelt. Wenn wir überzeugt auftreten und unsere Schlüsselspielerinnen in Form sind, erreichen wir den Final», zeigt sich Rolf Kern zuversichtlich. Wobei der Anhang nie fehlen darf: Wenn man schon im Final steht, möchte man diesen natürlich auch gewinnen.

Monika Schmid und Flurina Marti bestreiten je ihre 4. Weltmeisterschaft.

Als Spieler hat Rolf Kern bereits zwei WM erlebt.

4 Fragen an Rolf Kern Wie schwer ist dir die Nomination des WM-Kaders gefallen? Rolf Kern: Solche Entscheide sind immer schwierig. Die heikelste Frage betraf wohl die Torhüterinnen, da wir von drei guten Goalies mit unterschiedlichen Qualitäten nur deren zwei aufbieten konnten. Für Helen Bircher blieb leider nur die Pikett-Rolle. Mit Katrin Zwinggi ist dafür eine wichtige Rechtsauslegerin rechtzeitig wieder fit geworden? Ja, davon haben wir nicht so viele. Zwinggi zeigte uns im Sommer in Testspielen, dass sie ein echter Mehrwert für das Team ist. Bisher hörte man wenig aus der Slowakei, auch die Turnierwebsite lässt nicht vermuten, dass es in Bratislava einen Mega-Event mit vielen Zuschauern geben wird. Kann dir das als Trainer aus sportlicher Sicht egal sein? An meiner Arbeit ändert das nichts, aber Spiele vor 50 Leuten wie zuletzt in Malmö sind schon trostlos. Als Spieler fand ich es gigantisch, in eine Hartwall-Arena mit über 10 000 Fans einzulaufen. Ich hoffe also auf viele Zuschauer in Bratislava und eine entsprechende WM-Stimmung. Du hast 2000 und 2002 zwei Weltmeisterschaften als Aktiver bestritten. Ist das Kribbeln vor WM-Beginn als Trainer noch grösser als damals? Als Spieler kannst du deine eigene Leistung beeinflussen und bist vielleicht nervös, weil diese Leistung dann beurteilt wird. Als Trainer bist du für alles verantwortlich, kannst aber zum Beispiel die Form der Spielerinnen nur beschränkt beeinflussen – zumal es zu den Schlüsselspielerinnen nicht sehr viele Alternativen gibt. Die Vorfreude auf die WM ist aber genau so gross wie früher.

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FRAUEN-WM IN BRATISLAVA

VORSCHAU

Si les Suissesses se serrent les coudes, à Bratislava tout est possible.

Le rêve de jouer en finale

Le 11e CM Dames d’unihockey aura lieu à Bratislava du 1er au 9 décembre 2017. Jusqu’à maintenant la Slovaquie a porté chance aux Suissesses.

L’

TEXTE: DAMIAN KELLER    PHOTO: PER WIKLUND

équipe nationale féminine suisse vise la finale du CM à Bratislava. Pour cela, la Suisse doit arriver en demi-finale et battre la Finlande ce qui ne lui ait encore jamais arrivé. Par quatre fois, la Suisse s’est hissée jusqu’aux matchs de finale. Le tableau et les résultats des groupes ont mené à des demi-finales en 1999 (Finlande), en 2003 (Suisse) et en 2005 (Singapour) avec la Norvège alors toute puissante et en 2009 (Suède), la Tchéquie. Bref: quand les Suissesses ont eu pour adversaire en demi-finale la Suède ou la Finlande, elles ont raté la finale par trois fois, les deux nations nordiques étaient plus fortes. La seule victoire date du CM 2005 à Singapour où la Suisse a remporté l’or. La Suisse a alors battu par deux fois la Finlande et est ainsi devenue championne du monde.

DES DEMI-FINALES LOGIQUES A Bratislava, la sélection suisse se mesurera tout d’abord à la Pologne et le lendemain à l’Allemagne. Après ce galop d’essai où tous les espoirs sont permis, elle affrontera la Suède, grande favorite du tournoi. Selon les résultats des dernières rencontres, les Suissesses devraient être alors secondes de groupe et ainsi en quart de finale. Dans le groupe A, une victoire de la Tchéquie contre la Finlande créerait la surprise. Les deux demi-finales logiques devraient se disputer entre la Suède et la Tchéquie d’une part et entre la Finlande et la Suisse d’autre part. Tous les espoirs sont permis pour les Suissesses depuis qu’elles n’ont été battues par la Suède en Tchéquie qu’aux tirs de pénalties. Contre la Finlande (8:4) et la Tchéquie (6:3), elles ont gagné. La répétition générale à Malmö de début novembre est de bon augure malgré trois défaites. Pour l’entraîneur de

l’équipe nationale, Rolf Kern, les rencontres de l’EFT et du CM sont très proches l’une de l’autre, ce qui est fort discutable. «Nous nous sommes longtemps demandé s’il fallait poursuivre avec l’élan des matchs d’avril ou plutôt ne pas abattre nos cartes maintenant. Nous avons choisi la 2e variante.» ROUTINIÈRES ET NOUVELLES JOUEUSES Pas de surprise dans la sélection de Kern. Certes, il y a neuf nouvelles au CM, mais les autres unihockeyeuses sont des joueuses chevronnées. En outre, un bon nombre d’entre elles disposent d’une expérience de finale CM. Scheidegger, Frick, Rüttimann, Ulber, Marti et Wyss, championnes mondiales M19 de 2008, font partie de l’équipe. Gämperli, Reinhard, Spichiger, Liechti et Heinila gardent un excellent souvenir de la Slovaquie puisqu’elles étaient en finale du CM Juniores à Nitra. La dernière fois que la Suisse est arrivée en finale au CM-A en 2009 en Suède, Rüttimann, Ulber et Stella étaient de la partie. Les nouvelles recrues peuvent donc faire confiance à ces routinières. LE CALME AVANT LA TEMPÊTE L’effort fourni pour les internationales a été considérable cette année puisque 23 jours ont été investis dans l’équipe nationale. La dernière phase de préparation au CM ne surprend donc pas: une semaine avant le tournoi, l’équipe nationale a eu deux jours d’entraînement intensif, suivis de trois jours de wellness en Forêt-Noire. Pour décompresser avant que n’arrive le stress CM. Rolf Kern est convaincu qu’avec l’augmentation progressive des exercices d’endurance ces deux dernières années et des élites en forme, son équipe sera en finale.» Et bien sûr, si proche du but, on veut aussi gagner.


FLURINA MARTI

FAT PIPE IST STOLZER AUSRÃœSTER DER SCHWEIZER DAMENWM-AUSWAHL

PHOTO: TOBIAS WAGEN

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BACKGROUND

MIRCA ANDEREGG

Hobby zum Beruf gemacht

Mirca Anderegg holte in 17 Jahren Leistungs­sport 17 Goldmedaillen und bestritt 106 Länderspiele. Unihockey hatte für die Weltmeisterin von 2005 immer oberste Priorität. Jetzt nutzt sie ihre Erfahrung als Aussendienstlerin der Marke Exel.

TEXT UND FOTOS: DAMIAN KELLER

N

ach 15 Jahren in der NLA für Piranha Chur und Dietlikon sowie je einer Saison in Schweden und Finnland hängte Mirca Anderegg nach der Saison 2013/14 ihren Stock an den Nagel. 2005 feierte die Bündnerin in Singapur den Weltmeisteritel und bestritt sieben Weltmeisterschaften (37 WM-Partien mit 55 Skorerpunkten). Auf Vereinsebene holte die Stürmerin sieben Meistertitel – drei mit Piranha, vier mit Dietlikon. Mit den Zürcher Oberländerinnen gewann sie zudem zweimal Europacup-Gold. Seit Juni 2017 arbeitet die 36-Jährige für die Firma Interhockey in Kirchberg, die den Brand Exel vertreibt. Anderegg spult viele Kilometer ab, um Händler und Vereine zu

betreuen. Kein Problem für sie – ihre Aktivkarriere hat sie mit unzähligen Carfahrten abgehärtet. Was kann eine Weltmeisterin der aktuellen Frauen-Nati als Tipp mit auf die Reise nach Bratislava geben? Mirca Anderegg: Dass man an sich glauben muss und keine Angst haben darf. Auch keine Angst vor dem Gewinnen. Dazu müssen die Weltklassespielerinnen vorangehen, wobei alle im Team mitziehen müssen – auch diejenigen, die weniger oft zum Einsatz kommen. Was machte 2005 die Goldmedaille von Singapur möglich?

Mirca Anderegg (Mitte) 2005 an der Gold-WM von Singapur. Es gab damals eine Gruppe von etwa 25 Frauen, die alles dem Sport untergeordnet haben. Eine Petra Kundert, Simone Berner, Natalie Stadelmann und wie sie alle hiessen. Bei mir kam damals der Beruf nur an zweiter Stelle, um das nötige Geld zu verdienen – ich wollte lieber den sportlichen Erfolg. Was heisst an zweiter Stelle? Ich arbeitete damals im Verkauf. Einmal wollte mir der Chef nicht wie vertraglich abgemacht frei geben, als der Europacup anstand. Ich sagte ihm, dass er mir fristlos kündigen kann, wenn er will – ich werde auf jeden Fall den Europacup bestreiten. Wie ging die Sache aus? Ich bekam frei (lacht). Wie hast du dich nach 17 Jahren Leistungssport an das Leben danach gewöhnt? Das war schwieriger als erwartet. Früher war mein Leben total verplant, es stand immer ein sportliches Ziel an und die Freunde stammten alle aus dem Sport. Plötzlich sitzt du am Abend auf dem Sofa und hast nichts vor. Ich musste erst lernen, mich neu zu organisieren und selber aktiv zu werden. Die erfolgreiche Aktivkarriere liegt hinter dir, dafür hast du jetzt dein Hobby zum Beruf gemacht? Genau. Die Stelle bei Interhockey war für einen Mann ausgeschrieben, der auch Französisch und Italienisch spricht. Das traf auf mich alles nicht zu, aber ich bewarb mich trotzdem (lacht). Offenbar konnte ich mit meiner Erfahrung überzeugen. Deine Laufbahn spricht eben für dich. Als ich meine Lehre im Detailhandel absolvierte, musste ich auch Sportgeräte verkaufen, von denen ich keine Ahnung hatte. Das ist jetzt anders, Unihockey ist meine absolute Leidenschaft. Kurz nach dem Stellenantritt stand ich schon vor der versammelten Mannschaft von Wiler-Ersigen und stellte das neue Material vor. Das war überhaupt kein Problem.

Mirca Anderegg ist wieder in der Schweiz unterwegs. Früher per Car, heute im ExelFirmenauto.

Und die vielen Kilometer kreuz und quer auf der Autobahn machen dir nichts aus? Ich bin gerne unterwegs und übernachte auch mal auswärts, wenn ich etwa einen Verein im Tessin besuche. Und im Vergleich zu den Carfahrten in Schweden und Finnland ist in der Schweiz alles ein Katzensprung.


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MÄNNER NLA

SIMON FLÜHMANN

In der Heimat wieder glücklich

Das Schweden-Abenteuer bei IBK Dalen verlief für Simon Flühmann wegen einem Mix aus sportlichen, privaten und beruflichen Gründen nicht wie gewünscht und wurde vorzeitig abgebrochen. Bei seinem Stammverein Tigers Langnau hat der Skorer sein Glück wieder gefunden. TEXT: ETIENNE GÜNGERICH    FOTOS: WILFRIED HINZ, DAMIAN KELLER

A

ls im Winter 2016 ein Angebot des Superligan-Klubs IBK Dalen kam, zögerte Simon Flühmann nicht lange. «Es war der richtige Zeitpunkt, um sich den Traum von einem Schweden-Engagement zu erfüllen», erzählt er. In der Saison 2015/2016 hatte sich der Flügel mit 74 Skorerpunkten für Grünenmatt (kein NLA-Spieler erreichte in dieser Spielzeit einen höheren Wert) in die Notiz­bücher von Urban Karlsson gespielt. Der ehemalige Schweizer Nationaltrainer war denn auch ein Grund, wieso Flühmann zum Traditionsverein nach Umea und nicht zu einem anderen SSL-Klub wechselte. «Ich hatte mehrere gute Gespräche mit ihm und spürte heraus, dass er auf mich setzen möchte», so der damalige NLA-Topskorer. IMMER DIE LEITTRAGENDEN Eigentlich war geplant, dass der langjährige Sportdirektor Karlsson ab der Saison 2016/17 Dalen als Trainer übernehmen würde. Doch dann fehlte plötzlich ein Übungsleiter beim Frauen-Team. Karlsson übernahm diesen Posten kurzfristig selber und installierte bei den Männern als Trainer Jonathan Brolin, was sich für Flühmann als fatal herausstellen sollte. In der Vorbereitung lief noch alles toll,

ten», führt Flühmann aus. So blieben dem Emmentaler in den entscheidenden Phasen der Partien jeweils nur noch vereinzelte Einsätze im Boxplay.

Das Dalen-Abenteuer musste vorzeitig abgebrochen werden. der Schweizer kam gemeinsam mit Landsmann Nico Scalvinoni (GC) in verschiedenen Linien zum Einsatz. Der Verein zeigte sich nach guten Erfahrungen in der Vergangenheit (die Gebrüder Hofbauer, Marc Dysli, Michael Zürcher) auch mit den beiden neuen Schweizern zufrieden. «Zum Saisonstart war ich dann jedoch plötzlich nur noch in der dritten Linie», erzählt Fühmann weiter. Das sei weiter kein Problem gewesen. Aber meistens reduzierte Brolin schon nach dreissig oder spätestens vierzig Minuten die Kräfte auf zwei Linien. «Und dann waren immer wir die, die dran glauben mussten – egal wie gut wir spiel-

EINE ZERFAHRENE SITUATION «Eigentlich waren alle mit mir und der dritten Linie zufrieden. Trotzdem konnten wir nie durchspielen», sagt er. Dabei ist er sich bewusst, dass der mit Rückenproblemen kämpfende Scalvinoni einen sportlich schwierigeren Stand hatte («immerhin war ich nie auf der Tribüne») und ein Trainer selten die Formationen umkrempelt, wenn es seiner Mannschaft läuft. Trotzdem suchte er mit seinen LinienKollegen mehrmals das Gespräch mit dem Coach, ohne jedoch eine klare Begründung für die geringe Spielzeit zu erhalten. Die Situation wurde für den Zäziwiler immer frustrierender. Nicht nur sportlich, sondern auch privat und beruflich. Er wohnte mit Nati-Kollege «Zico» Scalvinoni zusammen. Die Schweizer unterschrieben in Umea einen Vertrag mit praktisch identischen Konditionen. Für Wohnung und Auto war gesorgt und solange der Klub für die beiden keine Arbeit finden konnte, kam er für den Lebensunterhalt auf. Vorerst strichen die beiden Schweizer Sandwiches und kontrollierten Regale in


www.unihockey.ch

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Flühmann und die Tigers sind voll auf Kurs.

einem Supermarkt. Dann wurde für Flühmann eine «richtige» Arbeit gefunden. «In einer Garage wusch ich täglich Autos und wechselte Reifen», so der Stürmer. Für die Arbeit sei er sich nicht zu schade gewesen. Aber während er morgens um sieben Uhr aus dem Haus ging und sich bis um 16 Uhr abrackerte, blieb Scalvinoni zu Hause – und erhielt dafür den gleichen Lohn. «Das ist kein Vorwurf an Zico, aber das stimmte für mich so nicht mehr», sagt der Aussendienstler. Kam hinzu, dass sich der Verein sträubte, als er um eine Woche Ferien bat, weil seine Freundin zu Besuch kam. «Als ich hingegen den Arbeitgeber direkt fragte, hatte

dieser kein Problem damit.» Das brachte Flühmann weiter zum Grübeln. Es lief nichts mehr so, wie er es sich vorgestellt hatte. NOTBREMSE GEZOGEN Dass er Anfang November 2016 nicht für die WM in Riga aufgeboten wurde, brachte das Fass endgültig zum Überlaufen. Flühmann: «Es war eine grosse Enttäuschung, schliesslich war ich an den vorherigen Turnieren immer dabei gewesen.» Wobei er schon wisse, dass er in der Nati – im Gegensatz zu seiner imposanten Ausbeute bei Grünenmatt – zu wenig gepunktet habe und die Konkurrenz bei den Linksauslegern gross war.

Simon Flühmann Geburtsdatum: 8.1.1988 Stationen: Tigers Langnau (2007/08), UHC Grünenmatt (2008–2012, 2014–16 und 2016/17), Wiler-Ersigen (2012–14), IBK Dalen (2016), Tigers Langnau (seit 2017) Statistik NLA: 174 Tore, 134 Assists, 308 Punkte Statistik SSL: 12 Spiele, 1 Assist Statistik Nati: 17 Spiele, 2 Tore, 4 Assists, 6 Punkte


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MÄNNER NLA

SIMON FLÜHMANN

Simon Flühmann fand bei den Tigers zu alter Treffsicherheit.

Flühmann zog die Notbremse und bat Urban Karlsson um die sofortige Auflösung des Vertrags. Der Klub stimmte zu, die Probleme waren damit aber noch nicht gelöst. Dalens Sportdirektor teilte dem 29-Jährigen mit, dass er für eine Ablösesumme zwischen 500 und 1000 Franken in die Schweiz zurückkehren könne. An Angeboten mangelte es nicht, die halbe Liga war hinter dem ehemaligen NLA-Top­skorer her. Und auch Vereine aus unteren Ligen lockten ihn mit einer attraktiven Entlöhnung. Letztlich sagte er dem UHC Grünenmatt zu, bei dem er zuvor schon zweimal unter Vertrag gestanden war. «Es war eine Herzensangelegenheit, dem abstiegsgefährdeten Grünenmatt in einer schwierigen Situation zu helfen», begründet er seinen Entscheid. Als er hörte, dass Dalen von den Sumiswaldern plötzlich 5000 Franken als Ablösesumme forderte, fiel er aus allen Wolken. «So war das nicht abgemacht. Einmal mehr hielt sich Dalen nicht an sein Wort», sagt Flühmann, der sich auch darüber enttäuscht zeigte, dass der Verein aus Umea als Grund für seine Rückkehr nicht wirklich der Wahrheit entsprechend «Heimweh» nannte. In der Verzweiflung überwies Grünenmatt, das sich abgeschlagen am Tabellenende befand, den Betrag sofort. Dies ärgerte den Rückkehrer, weil er bis zur Klärung der Sache sogar mit Einsätzen gewartet hätte, da er das Verhalten des SSL-Vereins nicht goutieren wollte.

In der Saison 2015/16 liess sich Flühmann als Topscorer der NLA feiern.

VIEL VERTRAUEN BEI DEN TIGERS Auch mit Flühmanns Punkten (25 Tore und 18 Assists in 14 Spielen!) vermochte Grünenmatt den Abstieg in die NLB nicht mehr zu verhindern. Zu viele Spiele waren verloren gegangen, zu viele Akteure hatten bereits resigniert. Flühmann musste sich somit bereits wieder nach einem neuen Verein umsehen. Die Wahl fiel diesmal auf die Tigers Langnau, bei denen er vor zehn Jahren sein erstes NLASpiel bestritten hatte. «Ich sagte immer, dass ich meine Karriere einmal bei den Tigers beenden möchte», erklärt er und unterschrieb gleich für drei Jahre. In Biglen fühlt sich Flühmann nun wieder pudelwohl. Mit Thomas Gfeller und Yannick Glauser bildet er momentan eine der besten Schweizer Sturmreihen der Liga. Mit dem Punkten klappt es auch – 25 Skorerpunkte aus elf Spielen lassen ihn Ende November das Topscorer-Shirt tragen. Oft war ihm vorgeworfen worden, dass er nur beim «kleinen»

Grünenmatt funktioniere. Diese Kritik kontert er mit der so simplen wie einleuchtenden Erklärung: «Bei den Tigers bin ich erstmals bei einem Top-Klub in den ersten beiden Linien und im Powerplay gesetzt.» Dies sei in der Nati, schon gar nicht bei Dalen und auch zuvor in zwei Saisons bei Wiler-Ersigen nicht der Fall gewesen. Beim Serienmeister waren diese Plätze während seiner Zeit ohne wenn und aber an die Gebrüder Hofbauer, Adrian Zimmermann, Philipp Fankhauser, Patrick Mendelin und die Ausländer vergeben. In der Saison 2012/2013 erzielte der 17-fache Nationalspieler aber auch in der dritten Linie immerhin 16 Tore. WERTVOLLE ERFAHRUNG Im Emmental, seiner Heimat, hat Simon Flühmann nach einem turbulenten letzten Jahr wieder sein Glück gefunden. Er war als Topskorer der Schweizer NLA mit einem Zweijahresvertrag in den Norden gezogen und kehrte bereits nach zwölf Partien in der SSL mit nur einem Assist in der Statistik wieder zurück. Im Sport läuft eben nicht immer alles so, wie man es sich vorstellt – oder wie es einem eingeredet wird. Diese Erkenntnis nahm Flühmann von seinem verpatzten Schweden-Abenteuer mit nach Hause. So wie auch die Eindrücke von der schönen Natur, der neuen Sprache und vielen Bekanntschaften, die er trotz der negativen Ereignissen keinesfalls missen möchte.


AUSRÜSTER

SOMMER CAMPS

LERNEN VON DEN BESTEN

8.–13. Juli 2018 Lenk (Jahrgänge 2003–2007)

15.–20. Juli 2018 Sumiswald (Jahrgänge 2002–2006) 15.–20. Juli 2018 Widnau (Jahrgänge 2001–2005) 22.–27. Juli 2018 Lenk (Jahrgänge 2002–2006) Leitung: Thomas Berger (langjähriger U19-Nationaltrainer, Nachwuchstrainer des Jahres 2013 von swiss olympic), NLASpielerInnen und Special Guests sorgen für ein abwechslungsreiches Camp Programm: Tägliches Unihockeytraining, polysportive Aktivitäten und Rahmen­programm Kosten: Fr. 490.–. Darin enthalten sind Kost und Logis sowie alle Trainingsangebote. An- und Abreise sowie Versicherungen erfolgen auf eigene Kosten. Ausrüstung: Alle Teilnehmer erhalten ein Camp-Shirt. Mehr: camp.unihockey.ch

ANMELDETALON 8.–13. Juli 2018: Lenk

Name Vorname

15.–20. Juli 2018: Sumiswald

Spielerposition Geburtsdatum

15.–20. Juli 2018: Widnau

Strasse/Nr.

22.–27. Juli 2018: Lenk

PLZ/Ort

Anmeldefrist: 20. Mai 2018 (Beschränkte Teilnehmerzahl)

Verein

Anmeldung schicken an: unihockey.ch, Schauenbergstr. 1, 8400 Winterthur.

Telefon E-Mail Konfektionsgrösse (S, M, L…)

Unterschrift der Eltern

WEITERE INFOS & ANMELDUNG: HTTP://CAMP.UNIHOCKEY.CH


POSTER

Mobiliar #teamfotochallenge 2017 Mehr Bilder unter www.mobiliar.ch/teamfotochallenge

Red Lions Frauenfeld

ZĂźrisee Unihockey U21

Wallis U15

UHC Green Vipers

Reinacher Sportverein Junioren B

1.

Rang

2.

Rang Unihockey Club Yverdon

Hurricanes Glarnerland U14


UHC Biel-Seeland

Ad Astra Sarnen UHC Laupen Sportschule Erlen

White Wings SchĂźpfen-Busswil

UH BEO

3.

Rang

Ad Astra Sarnen


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MÄNNER NLA

ZWISCHENBILANZ

Wilers Youngster Simon Laubscher (r.) nimmt mit Teamkollege Tobias Känzig GC-Stürmer Daniel Steiger in die Zange.

Offenes Rennen Die Hälfte der Qualifikation in der NLA der Männer ist absolviert. Hinter den Favoriten sind so viele Teams wie noch nie in den Kampf um die Playoff-Plätze involviert. Eine Bestandesaufnahme.

V

TEXT & FOTOS: UNIHOCKEY.CH on einem «Meisterblues» war bei Wiler-Ersigen nur zum Saisonauftakt etwas zu spüren, da unterlag der Meister zu Hause Floorball Köniz gleich mit 3:8. Das schien ein Weckruf zu sein – danach reihte Wiler zehn Siege aneinander. Auch nach dem enttäuschend verlaufenen Champions Cup in Finnland fand das Team von Thomas Berger den Tritt in den LigaAlltag sofort wieder. Der Generationenwechsel wird dabei weiter vorangetrieben. Claudio Mutter (21), Simon Laubscher (19), Philipp Affolter (20) oder Deny Känzig (21) haben einen Schritt nach vorne gemacht. Die dritte Linie um Routinier Lukas Meister nahm in den letzten

Spielen mehr Einfluss auf das Geschehen. Top-Transfer Daniel Johnsson hat sich im Verlauf der Saison gesteigert, verfügt aber immer noch über Steigerungspotential. Kurz: Die Berner haben in der ersten Qualifikationshälfte gezeigt, dass der Meistertitel auch in dieser Saison über sie führen wird. SÖLDNER SORGEN FÜR COMEBACK Floorball Köniz musste sich in den ersten elf Spielen als einziges Team der Liga nie nach 60 Minuten geschlagen geben. Gegen die Mitkonkurrenten traten die Berner Vorstädter meistens souverän auf, während gegen Waldkirch-St. Gallen, Zug und Uster Punkte liegen gelassen wurden.

René Berliats Equipe hat sich nach einer schwierigen und enttäuschenden letzten Saison wieder gefangen. Die Transfers von Jesper Johansson, Hampus Dargren und Patrik Doza taten der Mannschaft gut. Manuel Maurer und der junge Jan Zaugg tragen nicht mehr so viel Last wie in der letzten Spielzeit. Zudem tauchten mit Stefan Hutzli und Fabian Michel (den niemand auf der Rechnung hatte) zwei weitere Eigengewächse auf, die in ihrer zweiten bzw. ersten NLA-Saison schon über 15 Skorerpunkte erzielt haben. Nach einem etwas holprigen Saisonstart haben sich unter ihrem neuen Trainer Michal Rybka auch die Tigers Langau gesteigert. Johan Samuelsson ist noch nicht ganz in der unwiderstehlichen Form der letzten Saison, dafür funktioniert die zweite Linie mit Simon Flühmann, Yannick Glauser und Thomas Gfeller hervorragend. Nach der Hälfte der Quali befinden sich die Emmentaler auf bestem Wege, die Playoffs mit einem Heimspiel starten zu können. LAZARETT BEI GC UND MALANS Hinter der Berner Tabellenspitze liegen die Grasshoppers, die (den Ausrutscher gegen Thun ausgeklammert) gut in die Meisterschaft gestartet sind, ehe mit drei Niederlagen nach der Nati-Pause der Anschluss etwas verloren wurde. Gewisse Probleme sind angesichts der unglaublichen Verletzungsmisere jedoch mehr als verständlich. Claudio Laely hat für seinen


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WaSa (hier Nico Conzett) fordert Rychenberg und Fredrik Holtz.

neuen Verein noch keinen einzigen Ernstkampf bestritten, Christoph Meier und Nico Scalvinoni droht das Saisonende, Nico Berlinger ist schwer erkrankt. Zum Lazarett gesellten sich zwischenzeitlich auch Roberto Vizzini, Beni Reusser und Luca Graf. Kein Team kann den Ausfall eines ganzen Blocks an Nationalspielern einfach wegstecken. Auch Alligator Malans schmerzt der Ausfall von Schlüsselspielern. Vor allem mit Tim Braillard, seit einigen Spielen als verletzt gemeldet, fehlt den Bündnern eine Prise Explosivität und Siegeswille. Der Center treibt sein Team immer an, wenn es nicht gut läuft. Noch ist es dem neuen Trainer Oscar Lundin nicht gelungen, Konstanz in die Mannschaft zu bringen. Doch Malans gilt ohnehin als Team, das in den Playoffs einen Gang höher schaltet. DÜNNES HCR-KADER Chur Unihockey kam kaum aus den Startblöcken und gingen in den ersten neun Runden nur zweimal als Sieger vom Feld, ehe mit Erfolgen gegen die Jets und Zug ein Zeichen gesetzt wurde. Gegen die Spitzenteams blieb die Truppe von Daniel Hahne bisher aber chancenlos. Gut möglich, dass Chur bis zum Schluss um eine Playoff-Teilnahme zittern muss. Hoffnungsträger Martin Tokos ist Ende Oktober aus familiären Gründen (Todesfall) nach Tschechien zurückgekehrt. Auch in Winterthur konnte gegen die fünf besten Teams kein Sieg gefeiert werden. Die Niederlagen gegen Köniz (3:10) und GC (1:13) waren gar deftig. Rychenberg verpasste es im Sommer, etliche Abgänge zu kompensieren – das Kader ist zu dünn besetzt, Trainer Rolf Kern lässt über weite Strecken nur mit zwei Linien agieren. Und dies mit Spielern wie Mikko Hautaniemi, Fredrik Holtz oder Kari Koskelainen, die nicht gerade als Dauerläufer bekannt sind. Immerhin ist das Powerplay noch eines der besten in der Liga. PLAYOFF-KAMPF WIRD ENGER Dass der HCR und Chur um die Playoffteilnahme kämpfen müssen, ist vor allem den «kleineren» Teams geschuldet. Aufsteiger

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«Dass Chur und Rychenberg um die Teilnahme an den Playoffs zittern müssen, ist vor allem den <kleinen> Teams geschuldet» Zug United tritt unbeschwert auf und kann sich auf die Skorerpunkte seines Superstars Billy Nilsson verlassen. Der Schwede ist eine Bereicherung für die Liga. Die Zentralschweizer agieren stabil, verlieren kaum hoch und knöpften sogar Wiler und Köniz Punkte ab. Das macht den Playoff-Kampf spannend, da auch Waldkirch-St. Gallen, Uster und die Kloten-Bülach Jets ein Wörtchen mitreden. Während letztere einen vielversprechenden Saisonstart hinlegten und danach in eine Baisse fielen, lief es bei Uster genau umgekehrt. Das Direktduell Mitte November ging dann jedoch an die Jets. WaSa spielte teil-

Die Jets und Uster duellieren sich einmal mehr um einen Playoffplatz.

weise furios, gewann vier Partien in Serie, ehe vier Niederlagen folgten. Die Ostschweizer haben sich (vor allem in taktischer Hinsicht) nochmals gesteigert und werden bestimmt bis zum Schluss um den achten Rang mitspielen. Dies dürfte für den UHC Thun schwierig werden, der bei Halbzeit erst sechs Punkte auf dem Konto hat. Das ist eindeutig zu wenig, um auf eine Playoff-Teilnahme hoffen zu können. Mit dem 12:7 gegen WaSa setzten die zuvor offensiv ziemlich harmlosen Thuner jedoch ein kräftiges Ausrufezeichen. Vielleicht geht ja doch noch was im Berner Oberland.

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WEITERE INFOS & ANMELDUNG: HTTP://TRAININGDAYS.UNIHOCKEY.CH


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MÄNNER NLB

ROGER BERCHTOLD

Roger Berchtold lässt sich am Czech Open auch von einem schwedischen Gegenspieler nicht aus der Ruhe bringen.

Unerschütterlich

Roger Berchtold gehört bei Ad Astra Sarnen zum Inventar. Der zuverlässige und vereinstreue Verteidiger über die Ambitionen des Vereins und seinen persönlichen Werdegang.

A

TEXT: CONSTANTIN STREITER    FOTOS: DAMIAN KELLER

d Astra Sarnen gehört zu jenen NLB-Teams, die mit dem Sprung in die höchste Liga liebäugeln. Ein eingespieltes Team auf und neben dem Feld hat sich in den letzten Jahren Schritt für Schritt professionalisiert. Die Kommunikation dieses Ziels Aufstieg verläuft allerdings etwas weniger offensiv als etwa bei Basel Regio oder Floorball Thurgau.

VON DRACHEN UND BERGEN Als Zweitklässler im Kanton Obwalden, genauer gesagt in Giswil, begann die Unihockey-Karriere von Roger Berchtold. Von den C-Junioren der Giswil Dragons wechselte er später zu Ad Astra Sarnen, als parallel zu den A-Junioren neu das Gefäss der U18 geschaffen wurde. Heute ist Ad Astra ohne Berchtold praktisch unvorstellbar. Während ein Drache ein Wesen aus der Fabelwelt ist, das man

sich in den Tälern der Innerschweiz vorstellen kann, arbeitet Berchtold seit diesem Sommer in einem hochspezialisierten Unternehmen in der Felstechnik als InfrastrukturIngenieur. Seine Firma ist auf Untertagebau, Felssicherung, Sprengtechnik und Spezialtiefbau spezialisiert. «Das härteste waren die Prüfungen im Frühling, als ich das Bachelor-Studium abschloss. Nun hoffe ich, dass ich alles gut mit dem Trainings- und


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«Das offensive Tanzbein lasse ich die Spieler schwin­ gen, die auch die Fähigkeiten dafür mitbringen» Spielplan koordinieren kann», sagt Roger Berchtold schmunzelnd. Seinen Job trat der 28-Jährige unmittelbar nach dem Czech Open Mitte August an. EINFACH UND SOLID Unerschütterlich wie ein Felsen, der sich durch gegnerisches Offensiv-Feuerwerk nicht beeindrucken lässt, steht Berchtold seit Jahren in der Ad-Astra-Defensive. «Das offensive Tanzbein lasse ich die Spieler schwingen, die auch die Fähigkeiten dafür mitbringen. Ich konzentriere mich darauf, meinen Job sauber und zuverlässig zu verrichten», sagt Berchtold. Er überzeugt mit seiner Konstanz. Schwache Abende zieht er kaum ein. Sarnen-Präsident Emmanuel Hofer lobt sein Abwehrbollwerk in höchsten Tönen: «Er ist mit seiner Einstellung und seiner authentischen Art ein echtes Vorbild für die jungen Spieler, die sich langsam an das NLB-Niveau herantasten. Ich weiss nicht, was ihn aus der Ruhe bringen könnte.» Darauf angesprochen meint Berchtold: «Ich werde einfach nicht gerne gestresst. Vor einem Spiel habe ich eine gewisse Routine – da will ich zum Beispiel etwas mehr als drei Sekunden Zeit, nach dem Einlaufen die Hallenschuhe anzuziehen.» Spektakulär wird es nur gelegentlich neben dem Feld. Vor längerer Zeit schaffte er es mit seinem prächtigen Vollbart bereits einmal in dieses Magazin. Ausserdem wurde im Vorfeld der Playoffs 2017 sein Spitzname im Team publik – «The Hulk» wird er genannt, seit er sich nach einem wichtigen Sieg einmal das T-Shirt am eigenen Leibe zerrissen hatte. DIE CAPTAIN-WG Diesen Sommer durfte Berchtold einige Spiele lang die Captain-Binde tragen, ehe Roman Schöni das Amt für den Saisonstart wieder übernahm. «Wir sind ein eingespieltes Duo und durften bereits als junge Spieler viel Verantwortung übernehmen. Egal, wer das gelbe Band trägt, wir arbeiten gut zu-

Roger Berchtold Geburtsdatum: 24.3.1989 • Wohnort: Giswil OW • Beruf: Infrastruktur-­Ingenieur (Bachelor) • Grösse/Gewicht: 188 cm/ 81 kg • Position: Verteidiger • Rückennummer: 27 • Stationen: Giswil Dragons, Ad Astra Sarnen (ab U18) • Statistik: 26 Tore und 21 Assists in 6 NLB-Saisons

sammen – und wenn ich ihn mal vertrete, müssen wir das Ding ja nicht zügeln», spricht Berchtold die Tatsache an, dass er mit Schöni in einer WG wohnt. Tatsächlich war Schöni bereits 2012 beim Sarner Aufstieg in die NLB Captain. Dieser Aufstieg ist auch Berchtolds schönste Uni­ hockey-Erinnerung. Es ist eine ganze Gruppe von Spielern desselben Alters (Jahrgang 1989 und 1990), die seither zum Kern des Teams zusammengewachsen sind.

WG-Kollege Roger Schöni.

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EIN ZWEITER AUFSTIEG? Auf eine mögliche Wiederholung dieses Erfolgs angesprochen zeigt sich Berchtold zuversichtlich, aber nicht euphorisch: «Es wäre phantastisch, so etwas noch einmal zu erleben. Wir betreiben mittlerweile so viel Aufwand, dass es unser Ziel sein muss, das letzte Spiel der Saison zu gewinnen. Der Verein hat sich extrem entwickelt und professionalisiert. Und die Fans sind phantastisch – die wären ganz sicher bereit, noch einmal mit uns zu feiern.» Tatsächlich: Mit über 300 Fans im Schnitt ist Sarnen der PublikumsKrösus der NLB. Doch bestünde bei einem Aufstieg die Gefahr, dass viele Spieler zurücktreten? Dazu Berchtold: «Ein oder zwei Spieler sind derzeit wohl auf der Schlussgeraden ihrer Karriere. Die Vertreter «meiner» Generation sind aber sicher noch drei bis vier Jahre dabei – dann muss man miteinander sprechen und schauen, dass der Verein keine Probleme kriegt. Doch wenn ich sehe, wie gut derzeit unsere U16- und U18-­ Junioren spielen, mache ich mir für die Zukunft keine Sorgen.» Eines Tages möchte aber auch Berchtold etwas mehr seinem Hobby und Zweitsport nachgehen: «Ich spiele sehr gerne Tennis – derzeit halt leider nur im Mai und Juni.» «EIN BISSCHEN» INTERNATIONAL Seit Ende Juli hat Berchtold in der Person von Otto Moilanen einen neuen Cheftrainer. Auch auf dem Feld sind es mit Lauri Liikanen, Tatu Eronen und Robin Markström drei Skandinavier, die zu den wichtigsten Teamstützen gehören. «Otto hat uns von Anfang an mit seiner kompetenten Arbeit überzeugt. Die Akklimatisierung verlief reibungslos, obwohl er eher spät verpflichtet wurde. Er spricht sehr gut Deutsch, und wir haben ja bereits einen tschechischen Trainer gehabt, und früher einen Schweden. Das ist für das Team überhaupt kein Problem. Wir setzen so weit wie möglich auf Spieler aus der Region, sind dazu aber noch ein bisschen international» sagt Berchtold. In die laufende Saison startete Sarnen ansprechend, nach neun Spielen liegen die Innerschweizer mit 19 Punkten auf dem dritten Platz. Vor zwei Jahren erreichte Ad Astra bisher das einzige Mal die Aufstiegsplayoffs, unterlag dem UHC Thun aber mit 2:4 Siegen. Man darf gespannt sein, wie weit es die eingeschworene Truppe um das Duo Berchtold/ Schöni im Frühjahr 2018 bringen wird.


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EURO FLOORBALL TOUR 2017

RÜCKBLICK

Euro Floorball Tour in Kirchberg U19-Länderspiele Finnland – Tschechien 9:7 Schweden – Finnland 7:6 n.P. Schweiz – Tschechien 5:6 Schweden – Tschechien 6:5 Schweiz – Finnland 4:9 Schweiz – Schweden 5:6 A-Nationalteams Finnland – Tschechien 5:3 Schweden – Finnland 8:3 Schweiz – Tschechien 4:5 n.P. Schweden – Tschechien 6:3 Schweiz – Finnland 2:4 Schweiz – Schweden 7:5

Es ist

vollbracht Nach 30 Jahren und 65 Spielen gelang der Schweizer Unihockey-Nati in Kirchberg endlich der erste und längst fällige Sieg über Schweden. Es war zugleich der einzige Schweizer Sieg des Wochenendes. TEXT: DAMIAN KELLER    FOTOS: MICHAEL PETER, WILFRIED HINZ

Für Debütant Jan Zaugg sind Siege gegen Schweden fast normal. Schon mit der U19-Nati gewann er zwei von drei Duellen.

D

ie Euro Floorball Tour gastierte in der Kirchberger Grossmatt im Emmental. Die sportliche Ausgangslage präsentierte sich spannend: Die Schweizer wollten sich trotz einiger verletzungsbedingten Absenzen (u.a. Berry, Braillard, Laely, Christoph Meier, Scalvinoni) dem Heimpublikum von der besten Seite präsentieren. Die Tschechen versuchten nach einer langen Phase ohne Sieg gegen einen grossen Gegner unter ihrem neuen Coach Petri Kettunen zu zeigen, dass mit ihnen an der Heim-WM im nächsten Jahr zu rechnen ist, um den Vorverkauf anzukurbeln. Finnland hatte nach den missglückten World Games etwas gut zu machen und Schweden muss ohnehin immer gewinnen. Letztlich waren alle irgendwie zufrieden. Die Tschechen schlugen die Schweizer, diese bezwangen erstmals Schweden, das trotzdem den Turniersieg feiern durfte. Und auch das ersatzgeschwächte Finnland holte zwei Siege und sah besser aus als im Sommer.


Die Erlösung nach dem Schlusspfiff.

Luca Graf vs. Martin Östholm.

Gegen Finnland klappte es noch nicht.

Nicola Bischofberger.

ROBLEME BEI UNTERZAHL P UND ABSCHLUSS Den Schweizern missriet der Auftakt ins Heimturnier. Eine 2:0-Führung gegen die Tschechen wurde mit zwei Gegentoren in Unterzahl verspielt und letztlich waren die Osteuropäer einfach einen Tick entschlossener. Mit einem Powerplaytreffer rettete der

Bundesrat Guy Parmelin brachte der Nati Glück.

Könizer Jan Zaugg die Eidgenossen zwar noch zum 4:4 nach 60 Minuten, doch das Penaltyschiessen ging – wie üblich, ist man versucht zu sagen – verloren. Eine alte Schweizer «Krankheit», die bis zur nächsten WM noch intensiv behandelt werden sollte. Gegen Weltmeister Finnland zeigte die Jansson-Truppe eine defensiv starke Leistung, brachte aber die meisten Abschlüsse einfach nicht am blauweissen Block vorbei. Letztlich waren es ausgerechnet die ehemaligen «Schweizer» Joonas Pylsy (Tigers) und Jami Manninen (Malans, Wiler), die für die Entscheidung zum 2:4 sorgten. Mit zwei knappen Niederlagen im Gepäck stiegen die Schweizer somit in den finalen Sonntag und das abschliessende 66. Duell mit Schweden. Auf einen Sieg deutete noch wenig hin. DER GROSSE AUFTRITT Der Sonntag. Schon nach 36 Sekunden brachte Paolo Riedi die Schweizer in Führung. Zehn Minuten später doppelte Remo

Buchli nach und als die Schweden verkürzten, erhöhte Christoph Camenisch knapp eine Minute später gleich wieder auf 3:1. Nach dem 4:1 durch Manuel Maurer im Mitteldrittel schien sich das Spielchen der letzten Jahre – die Schweiz liegt vorne, Schweden dreht das Spiel – zu wiederholen. Nach einem Doppelschlag der Schweden ging es mit nur noch einem Tor Vorsprung in den Schlussabschnitt. Doch diesmal war alles anders als die 66 Male davor. Matthias Hofbauer gelang das 5:3 und nun liessen sich die Schweizer auch vom zwischenzeitlichen 5:4 nicht mehr bremsen – Maurer und Hofbauer machten mit ihren zweiten Treffern der Partie alles klar. Bei Kim Nilssons Resultatkosmetik zum 7:5 sechs Sekunden vor Schluss standen die 1311 Fans – darunter Bundesrat Guy Parmelin – in der Halle bereits, um ihrem Team die Ehre zu erweisen. 30 Jahre lang dauerte es bis zum ersten Sieg über Schweden. Nun hat das Warten endlich ein Ende.


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EURO FLOORBALL TOUR 2017

RÜCKBLICK

Matthias Hofbauer (Wiler-Ersigen), Rekordnationalspieler

«Dieser Sieg tut unglaublich gut» Wie froh bist du, die Frage «wann kommt der erste Sieg gegen Schweden» ab sofort nicht mehr gestellt zu bekommen? Matthias Hofbauer: Ich weiss nicht, wieviele 100 Mal ich die Frage gehört habe (lacht). Dieser Sieg tut schon unglaublich gut (atmet tief durch). Wir glaubten ja schon lange an uns und waren immer wieder nahe dran, zuletzt an den World Games in Polen. Aber bisher fehlte der Beleg dafür. Dieser Beleg ist nun erbracht, dennoch waren nach dem Schlusspfiff keine über­ bordenden Jubelstürme zu beobachten. Wenn mehr Spieler von früher dabei gewesen wären, die es oft versucht, aber nicht geschafft haben, wäre der Jubel wohl explosiver ausgefallen. Aber mittlerweile ist eine neue Generation herangewachsen, der es egal ist, gegen wen wir spielen. Jüngere Mit-

spieler fragten mich tatsächlich, ob es wirklich der erste Sieg über Schweden wäre. Wenn die wüssten... Der Sieg musste nach vielen knappen Resultaten einmal kommen, der Zeitpunkt ist angesichts der vielen Verletzungen aber erstaunlich? Bei Schweden fehlte auch ein Johannes Larsson, aber unsere Abwesenheitsquote war in der Tat höher. Vor allem fehlte unsere Linie, die sonst die meisten offensiven Impulse setzt. Aber unsere Einstellung stimmte. Auch schon gegen Finnland, nur fehlten da noch die Tore. Gönnst du dir nach diesem Premierensieg etwas Besonderes? Eine Reise nach Stock­ holm mit Partnerin zum Beispiel? Ein paar Bierchen wird es geben (lacht). Nach dem WM-Titel würde das anders aussehen.

Christoph Camenisch (Alligator Malans)

«Alle kämpften wie die Wilden» Im WM-Halbfinal von Riga unterlief dir gegen Schweden ein wegweisender Fehler, heute zählst du mit einem wichtigen Tor und einer starken Leistung zu den Matchwin­ nern. Hattest du noch eine Rechnung offen? Christoph Camenisch: Riga ist abgeschlossen. Ich konzentrierte mich alleine auf meine Leistung und bin froh, dass ich dem Team helfen konnte. Es ist schon geil, das jetzt mal geschafft zu haben. Was gab den Ausschlag? Wir wollten sauber rausspielen und die Chancen besser verwerten als in den beiden Partien zuvor. Das ist aufgegangen. Wir waren von den Coaches sehr gut vorbereitet, auch wenn Schweden mehr gedrückt hätte, hätten wir einen Plan gehabt. Gibt dieser Sieg einen speziellen Boost für die kommenden Monate?

Christoph Camenisch schoss gegen Schweden das wichtige 3:1.

Matthias Hofbauer hatte mit zwei Toren massgeblichen Anteil am Sieg.

U19-Nati im Umbruch Für die U19-Nationalmannschaft setzte es in Kirchberg drei Niederlagen ab. Gegen Tschechien war der Auftritt solid aber nicht gut genug, gegen Finnland sorgten fünf Gegentore innert elf Minuten im Mitteldrittel für die Entscheidung und gegen Schweden wurden zu viele Strafen kassiert. Für die vor dem Jahr 2000 geborenen Spieler wie Captain Jan Bürki, Dominik Alder, Romano Schubiger oder Harry Braillard war es der letzte Auftritt auf Stufe Junioren-Nati. Ab sofort wird auf die Jahrgänge gesetzt, die für die nächste WM 2019 in Kanada infrage kommen.

Ich denke schon. Wir zeigten schon früher, was wir können – jetzt hat es auch einmal mit dem Resultat geklappt. Dass wir es vor diesem Heimpublikum schafften, das für uns wie ein sechster Mann war, ist umso schöner. Alle kämpften wie die Wilden.

Weltmeister Finnland war eine Nummer zu gross.

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EURO FLOORBALL TOUR 2017

RÜCKBLICK

Tobias Heller legt sich mit den Elchen an.

Kommentar

Endlich! Tobias Heller (Kloten-Bülach Jets), Länderspiel-Neuling

«Alles einfach Schweden» Dein erstes Länderspiel-Wochen­ende, das erste Spiel gegen Schweden und gleich ein Sieg. Weisst du das zu schätzen? Tobias Heller: Ich habe vor dem Turnier in einem Radio-Interview gehört, dass es eine Premiere wäre. Es war ein cooler Tag und ich bin froh, dass wir gewonnen haben.

nicht, wer da auf der anderen Seite steht oder was für einen tollen Vertrag die wohl haben. Ich verfolge die SSL nicht und werde nur gelegentlich von Nicola Bischofberger etwas aufdatiert. Für mich waren das einfach alles Schweden und ich spielte so wie in der NLA bei den Jets auch.

Um dir von früher zu erzählen: Oft führten die Schweizer, aber irgendeinen «Bock» gab es immer und das Spiel kippte. Hilft es, keinen geschichtlichen Ballast mitzu­tragen? Vermutlich schon. Ich habe noch nie gegen Schweden gespielt und überlegte mir auch

Also bist du nach dem 4:3-Anschlusstreffer nicht nervös geworden? Niemand hatte Angst, die Stimmung auf der Bank war immer positiv. Für mich war die Partie ein Highlight meiner bisherigen Karriere, die Halle bebte richtig.

Kim Nilsson, Nationalspieler Schweden

«Das ist wohl Karma»

Das erste Länderspiel zwischen der Schweiz und Schweden fand am 14. Februar 1987 in Zürich statt (8:4 für Schweden). 64 weitere Begegnungen endeten danach ohne Schweizer Sieg. Sechsmal standen uns die Schweden an Weltmeisterschaften vor der Sonne. Manchmal war die Sache klar (1998 WM-Final 10:3 – 2000, 2014 und 2016 WM-Halbfinal 8:2, 10:1, 7:2). Manchmal aber auch sehr knapp (2008 und 2010 WM-Halbfinal 3:2 n.V. und 3:2). Dazu kommt der Final der World Games 2017 (7:5 für Schweden). Der Sieg im 66. Anlauf in Kirchberg ist dennoch keine Sensation. Schon an den EFT-Heimspielen in Schaffhausen 2013 und Lausanne 2016 stand es nach 60 Minuten Unentschieden, im Sommer an den World Games waren die Schweizer sogar das klar stärkere Team. Bisher fehlte aber die Vollzugsmeldung, der Ausdruck der Leistung auf der Anzeigetafel.

Ist dir bewusst, dass Schweden soeben zum ersten Mal überhaupt gegen die Schweiz verloren hat? Ist das so? Doch, das weiss ich natürlich. Und ich gratuliere. Die Schweiz hat taktisch clever gespielt. Wir müssen uns darüber unterhalten, was wir nächstes Mal besser machen können.

Was den Sieg von Kirchberg besonders wertvoll macht: Er wurde nicht ermauert oder erduselt, er war schlicht das logische Resultat der spielerisch und taktisch starken Schweizer Leistung – und das, obwohl ein halbes Dutzend Spieler fehlte.

Es war schon an den World Games sehr eng. Ja, und vielleicht gibt es doch so etwas wie Karma. In Polen wurde uns ein Penalty zugesprochen, der keiner war. Heute gab es eine fragwürdige Strafe gegen mich. Vielleicht gleicht sich im Leben einfach alles aus.

Die Frauen-Nationalmannschaft schaffte den ersten Sieg über Schweden im Februar 2005 und feierte drei Monate später in Singapur den Weltmeistertitel. Seit über zwölf Jahren warten die Frauen nun aber bereits auf den zweiten Sieg. Es ist zu hoffen, dass der nächste Sieg der MännerNati schneller kommt. Am besten an der kommenden Weltmeisterschaft 2018 in Prag, wenn es richtig zählt.

Trotz der Niederlage gewann Schweden das Turnier – bist du insgesamt mit eurem Auftritt zufrieden? Wir haben den Weltmeister 8:3 geschlagen, das ist doch was. Gegen die Schweiz konnten wir nie in Führung gehen, da reichte unsere Leistung nicht, um zu gewinnen.

Kim Nilsson gratuliert seinem früheren GC-Teamkollegen Pascal Meier.

Damian Keller, Chefredaktor.


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EURO FLOORBALL TOUR 2017

RÜCKBLICK

Le soulagement après le coup de sifflet final: la Suède est enfin battue.

C’est fait!

Il aura fallu attendre 30 ans et 65 matchs pour que l’équipe nationale suisse décroche sa première victoire contre la Suède. Ce fut aussi l’unique victoire suisse à Kirchberg. TEXTE: DAMIAN KELLER    PHOTOS: MICHAEL PETER, WILFRIED HINZ

L’

Euro Floorball Tour s’est produit ce premier week end au Centre sportif Grossmatt à Kirchberg en Emmenthal. Sous l’angle sportif, la situation ne manquait pas d’attrait : les Suisses, malgré quelques défections pour blessures – dont Berry, Braillard, Laely, Christoph Meier, Scalvinoni – tenait à se présenter sous son meilleur jour. Les Tchèques tentèrent après une longue phase sans victoire de s’imposer avec leur nouveau coach Petri Kettunen contre un adversaire de taille en vue du prochain CM qui se déroulera en Tchéquie, dans l’objectif aussi d’attirer les spectateurs à ce tournoi chez eux. La Finlande doit aussi se rattraper après les World Games qui lui ont échappé et la Suède ne doit pas faillir à sa réputation d’abonnée à la victoire. D’une façon ou d’une autre, pour finir, tout le monde a été satisfait. Les Tchèques

ont battu les Suisses qui, eux, ont fait plier les Suédois qui malgré tout ont remporté ce tournoi. Et la Finlande quelque peu affaiblie par des joueurs de seconde garniture a été victorieuse par deux fois et s’est montrée plus en forme que cet été. PROBLÈMES: INFÉRIORITÉ NUMÉRIQUE ET CONCLUSIONS Les Suisses ont raté leur entrée en scène à ce tournoi à domicile. Alors qu’ils menaient par 2:0 contre la Tchéquie, ils ont dû encaisser deux butsen infériorité numérique et finalement, les Européens de l’Est se sont montrés plus déterminés. Avec un but powerplay, Jan Zaugg (Köniz) a sauvé la mise 4:4 à la 60e minute; mais, comme d’habitude pourrait-on ajouter, le tir au but a été perdu. Une «maladie chronique suisse» qu’il faudra avoir soigné intensivement avant le prochain CM.

Contre le champion du monde finlandais, la troupe de Jansson s’est montrée à la hauteur avec une prestation défensive puissante, mais le bloc bleu-blanc a fait obstruction à la plupart des conclusions de l’équipe Jansson. Finalement, ce sont les deux anciens «Suisses’» Joonas Pylsy (Tigers) et Jami Manninen (Malans, Wiler) qui ont conclu (2:4). Avec deux défaites de justesse, les Suisses se sont présentés le dimanche pour leur 67e duel face à la Suède. On ne comptait certes pas à une victoire. LE GRAND SPECTACLE Dimanche. Après 36 secondes de jeu déjà, Paolo Riedi marque pour la Suisse. Dix minutes plus tard Remo Buchli double la mise après que les Suédois ont réduit le score; mais Christoph Camenisch une minute plus tard marque un 3e but. Après le 4:1 par Manuel Maurer au 2e tiers, le jeu semble parti comme autrefois: la Suisse mène, la Suède gagne le match. Après un double but suédois, l’avance des Suisses n’était plus que d’un but. Mais cette fois-ci, il en est tout autre qu’au 66 tournois précédents. Matthias Hofbauer élargit le scoreà 5:3 et les Suisses ne peuvent être arrêtés dans leur élan, même si entre-temps le score est de 5:4. Maurer et Hofbauer marquent chacun pour la 2e fois: 7:4. Certes Kim Nilssons marque encore une fois, mais les jeux sont faits. Les 1311 fans – dont le Conseiller fédéral Guy Parmelin – se lèvent comme un seul homme pour faire honneur à leur équipe. Il aura fallu 30 ans pour vaincre la Suède. L’attente a enfin pris fin!



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VERBANDSNEWS

MISSION HEIM-WM

Drei Vereinstrainings pro Woche reichen Cotti nicht. Luisa Cotti will die Schweizer U19 an der HeimWM anführen. der letzten U19-WM ebenfalls Teil des Schweizer Nationalteams war, hat sie damals auf die Idee gebracht. Und auch ihr Vater trug seinen Teil zur Unihockeybegeisterung im Hause Cotti bei – im Juniorinnenalter war er zuweilen sogar Luisas Trainer. «Das war zwar damals nicht so einfach, da er mich innerhalb des Teams eher benachteiligt hat», erinnert sich Luisa, «im Nachhinein war das aber gut – so musste ich mich noch mehr anstrengen als die anderen.»

Verantwortung übernehmen

Luisa Cotti gehört zu den heissesten Anwärterinnen auf einen Platz im Kader der Heim-WM 2018. Seit Kurzem ist die Felsbergerin gar Captain der Schweizer U19-Auswahl. TEXT: PETRA KROPF    FOTOS: ERWIN KELLER, PER WIKLUND

D

ie Wahl zum Captain des U19-Nationalteams freut Luisa Cotti. «Das Captainamt ist eine grosse Ehre und ich finde es toll, das machen zu dürfen», sagt die Bündnerin. Am letzten Zusammenzug vor der Euro Floorball Tour in Malmö (SWE) Anfang November haben ihr die Trainer diese Rolle definitiv aufgetragen. «Vorher haben wir uns zwei Jahre lang innerhalb des Teams mit dem Captainamt abgewechselt », er-

zählt Luisa. Gerechnet habe sie nicht mit ihrer Wahl. Dass sie der Aufgabe gerecht wird, ist sie aber überzeugt: «Ich kann Verantwortung übernehmen», sagt sie. UNIHOCKEYBEGEISTERTE FAMILIE Die 17-jährige Felsbergerin spielt seit ihrem sechsten Lebensjahr Unihockey. Ihre drei Jahre ältere Schwester Catrina, die heute beim UHC Waldkirch-St. Gallen spielt und bei

WERTVOLLE EXTRASCHICHTEN Auch heute noch unternimmt sie viel, um zu den Besten ihres Alters zu gehören. Neben den wöchentlich drei Vereinstrainings mit dem NLA-Team von Piranha Chur und einer individuellen Krafteinheit trainiert sie jeweils am Freitagvormittag im regionalen Leistungszentrum Chur und besucht vereinzelte Trainings der U16-Jungs von Chur Unihockey. «Dort kann ich vom höheren Tempo der Jungs profitieren», erklärt sie. Ganz alles dreht sich in Luisa Cottis Leben aber trotzdem nicht ums Unihockey. Für ihre Maturarbeit will die Kantonsschülerin ein biologisches Thema wählen und auch in einem späteren Studium soll es eher in Richtung Biologie oder Medizin gehen – «als Ausgleich zum Sport», wie sie sagt. MEETTHETEAM! Vom 2. bis 6. Mai 2018 spielen die besten U19Nationalteams der Frauen in St. Gallen und Herisau um die WM-Medaillen. Kein Wunder setzen die Schweizer Nachwuchsspielerinnen derzeit alles daran, sich für das WM-Kader aufzudrängen. In der Rubrik «Heim-WM» stellen wir die heissesten Kandidatinnen vor.

Zehn Fragen an: Luisa Cotti Beschreibe Unihockey in drei Worten: Spannung, Action, Leidenschaft Beschreibe dich in drei Worten: Klein aber fein Wie bekämpfst du die Nervosität vor einem Spiel? Ich versuche, meine Nervosität positiv für mich zu nutzen.

Dein Idol: Johan Samuelsson Dein Motto: Schau nur zurück um zu sehen, wie weit du schon gekommen bist. Wo möchtest du mal spielen? in Schweden Welches ist das grösste Missgeschick, das dir je in einem Match oder Training passiert ist?

Als wir mit der U19 in Tenero waren, habe ich mich beim Einlaufen nicht richtig konzentriert und bin über einen kniehohen, eigentlich gut sichtbaren Pfeiler gestolpert. Nicht nur alle meine Teamkolleginnen waren dabei, auch der gesamte Staff hat es gesehen. Seither werde ich öfters damit aufgezogen.

Deine grösste Stärke: Zuverlässigkeit Deine grösste Schwäche: Explosivität Mit welchem Sportler würdest du gerne einen Tag tauschen: Roger Federer


WOMEN’S U19 WORLD FLOORBALL CHAMPIONSHIPS 2018 2nd – 6th May St. Gallen & Herisau, Switzerland

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GESCHICHTSSTUNDE

HURTI WIEDMER

Und plötzlich standen diese Stöcke da!

1973 kamen die ersten Unihockeystöcke in die Schweiz. Bis eine Meisterschaft ausgetragen wurde, dauerte es aber viele Jahre. «Danach hatte jeder das Gefühl, er habe Unihockey selbst erfunden», sagt Hurti Wiedmer. Der 70-Jährige erzählt, wie es damals war. TEXT UND FOTOS: STEFAN KLEISER

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äre alles gelaufen wie geplant, wäre Hurti Wiedmer jetzt nicht hier, sondern würde in Kanada leben, bei den Huronen. Alles war organisiert für die Auswanderung zu den Indianern. Wiedmer hatte seine Wohnung und die Lehrerstelle gekündigt. In einer Fabrik, die Eishockeystöcke herstellt, hatte der gelernte Grafiker einen Job als Designer zugesichert erhalten. Zudem hätte er das Konditionstraining einer Junioren-EishockeyMannschaft übernehmen sollen. Dann aber hiess es von der kanadischen Einwanderungsbehörde unverhofft: Nein, Designer und Eishockey-Ausbildner haben wir schon genug. Also alles rückgängig, Hurti Wiedmer blieb in Zürich. «1992 war das», erinnert er sich. Der 70-Jährige ist ein Mann voller Geschichten. Wiedmer ist ein Tausendsassa, ein

Macher, ein Rastloser. 45 Jahre unterrichtete er Sport und Zeichnen an der Oberstufenschule Lachenzelg in Zürich-Höngg, umgeben von jungen Menschen, die ihn fit hielten. Er war Nationaltrainer im Futsal. «Aber das war eine Farce, ich hatte damals noch wenig Ahnung von Futsal», gesteht er. Doch Wiedmer konnte Menschen führen. Also hatte er einen Assistenztrainer an der Seite, zuständig für die taktischen Belange. EIN UNGEFRAGT ZUGESANDTES PAKET Elf Jahre ist das her. Drei Jahre zuvor hatte Wiedmer den Hallenfussball am TV gesehen, er entwickelte eine abgewandelte Spielform für die Einfachturnhalle und war fortan ein Futsal-Entwicklungshelfer. Seit 2003 gibt es die von ihm gegründete Futsal Organisation Lachenzelg. Sechsmal gewann diese die

Kleinfeldmeisterschaft der Amigos de Futsal Schweiz, zuletzt 2016/17. Coach und Teammanager: Hurti Wiedmer. Er ist noch immer selber aktiv, auf dem Parkplatz demonstriert er seine Ballkünste. Aufhören? Nur, wenn andere etwas machen, was er nicht gut findet. So war es im Unihockey. Zunächst einmal: Wer hats erfunden? Was er erfunden habe, sei eine «andere Art von Hockey», die er Unihockey nannte, sagt Hurti Wiedmer. 1973 absolvierte er an der ETH die Ausbildung zum Turn- und Sportlehrer. Eines Tages stand eine Schachtel mit zehn Plastikstöcken in der Halle. «Der Direktor des Sportamts fragte uns: Wer will sie? Die Eishockeyaner haben nur gelacht.» Hurti Wiedmer nahm das ungefragt zugesandte Paket an sich. «Meine Idee war, dass diejenigen, die kein Eishockey spielen können, durch Unihockey


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Historische Dokumente.

Hurti Wiedmer in seinem Malatelier, in dem auch ausgestopfe Raubvögel stehen. Ein Anpacker: Hurti Wiedmer entdeckte nicht nur Unihockey, sondern machte auch Futsal in der Schweiz bekannt.

kleine Eishockeyaner sein können», erklärt Wiedmer. Er selbst hatte einst auf Eishockey verzichten müssen, da es zu viel kostete. Doch was anfangen mit den Stöcken? «In der Schachtel war ein Blatt mit Regeln. Aber da stand nicht einmal, auf welche Tore gespielt wird.» Also dachte sich Wiedmer die Regeln aus. «Am Anfang haben wir draussen auf Handballtore gespielt. Aber wir hatten ein Problem: Die Stöcke gingen kaputt.» Wiedmer musste neue auftreiben. Nur wo? HAUSIEREN GEHEN FÜR UNIHOCKEY Die Schachtel war aus der Innerschweiz gekommen – von der Firma Hinnen, die Spielplätze baut. «Ich fuhr nach Alpnach und fragte, ob ich mehr Stöcke haben darf. Man sagte mir: Du kannst alle haben.» Hinnen hatte das Material aus Göteborg. So ergab

«Ich fuhr nach Alpnach und fragte, ob ich mehr Stöcke haben darf. Ich konnte alle haben» sich der Kontakt zu Carl-Åke Ahlqvist, der mit seiner 1972 gegründeten Firma Unihoc die Schläger herstellte. Wiedmer hatte nun Nachschub. Er brachte sein Hallenhockey ins Schulhaus Lachenzelg, organisierte Schülerturniere und ging in die Sportvereine, um Unihockey bekannt zu machen. «Ich fuhr mit einem Sack voller Stöcke auf der Vespa in der ganzen Schweiz herum. Dafür wurde ich belächelt.» Davon nur noch mehr angestachelt, machte er weiter. Bis es

eine Versuchsmeisterschaft an der Hochschule gab, er 1978 die Unihockey Fédération gründete und 1983 die erste NLA-Meisterschaft ausgetragen wurde – wobei die Fédération gegen seinen Willen vom neuen Stock-Importeur dem Landhockey-Verband angegliedert wurde, weil dieser sich so eine grössere Resonanz und mehr Absatz erhoffte. Ausgerechnet! Wiedmer hätte den Unihockeysport dem Eishockey-Verband


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GESCHICHTSSTUNDE

HURTI WIEDMER

anschliessen wollen. Mit dem LandhockeyVerband war er zuvor im Streit gelegen. Wiedmer hatte sein Hockey Hallenhockey genannt. Nein, meinte der Landhockey-Verband: Geht nicht, Hallenhockey gibt es schon bei uns. Also nannte der Macher den Sport in Anlehnung an die Turniere an der Uni und an den Stockhersteller «Unihockey». 1985 wurde in Sarnen der eigenständige Schweizerische Unihockey Verband gegründet. «Da bin ich dann zurückgetreten», sagt Wiedmer, zuvor im Landhockey-Verband Unihockey-TK-Chef. Er widmete sich fortan dem Indoor-Hockey, mit Eishockeyschlägern und Puck, gespielt im eisfreien Sommer. DER UNIHOCKEY-FADEN Inzwischen ist Unihockey für Wiedmer weit weg. «Ich verfolge die Entwicklung», sagt das Ehrenmitglied des Verbandes, in einer Halle war er aber schon lange nicht mehr. Es sei nicht mehr seine Sportart. «Ich wollte etwas machen wie Eishockey: Ein Schlagspiel. Aber heute ist Unihockey kein Schlagspiel mehr, es ist eine andere Sportart.» Mit Goalie ohne Stock, gebogenen Schaufeln, neuwertigen Materialien, gespielt

auf dem Grossfeld von Spielern, die nicht immer schnell passen, sondern dem Ballbesitz Sorge tragen. Natürlich habe er gewollt, dass sich Unihockey entwickle, grösser werde. «Aber plötzlich hatte jeder das Gefühl, er habe es selber erfunden.» Wiedmer blickt zurück. «Von der Idee bis zum Zeitpunkt, als Unihockey salonfähig war, vergingen zehn Jahre. Ich war allein.» Aber nochmals, wer hats erfunden? Die offiziellen Wurzeln liegen in den USA, wo in den 50er-Jahren mit Plastikstöcken und -scheiben gespielt wurde. 1983 erzählte auch Christian Schindler, Ressort-Chef Unihockey im Landhockey-Verband, im «Sportpanorama» von diesen Ursprüngen. Als der Sport nach Europa kam, wurde die Scheibe bald durch einen Ball ersetzt. In den frühen 70erJahren wurde in Schweden vor allem an Schulen gespielt, auf kleine Tore und ohne Goalies. Hurti Wiedmer war 1983 im Studio, um die Technik zu demonstrieren. Wuchtig drosch er den ihm zugeworfenen Ball aus der Luft ins Tor. «Das isch ja än Fade gsii», staunte Moderator Werner Vetterli. «En Unihockeyfade», antwortete Wiedmer. Das, lächelt er, habe ihn bekannt gemacht. Bis heute.

Hurti Wiedmer schiesst den Ball im Sportpanorama ins Tor – und die Zuschauer staunen.

Reifen wechseln für Vladimir Jursinov Hurti Wiedmer hätte als Knabe gerne Eishockey gespielt, stattdessen wurde er 400-Meter-Läufer. «Weil es gratis war», erzählt er. Sein grösster Erfolg war 1973 der Gewinn der Bronzemedaille an den Olympischen Spielen der Studenten- und Sportsekretäre. Als Teenager verbrachte er die Sommer auf der Alp und hütete Kühe. «Es war eine wunderbare Zeit. Von da kommt meine Liebe zur Natur.» Noch heute sitzt Hurti Wiedmer, geboren in Saint-Imier bei La Chaux-de-Fonds, regelmässig auf dem Pferd. Zum Eishockey fand Wiedmer dann doch noch. Peter Lüthi holte ihn in den 1980er-Jahren nach Kloten, um die EliteJunioren fit zu halten. Später rückte er als Konditrainer und Teamleiter ins NLATeam auf. «Bald war ich nur noch Teamleiter, so viel gab das zu tun.» Es war ein Job im Sandwich zwischen Vereinsführung, Trainern und Eishockeyanern. Erledigt für ein Butterbrot, denn «ich durfte als Lehrer nicht Doppelverdiener sein». 22 Jahre war Wiedmer im Eishockey tätig. Auch sechs Jahre nach dem Rücktritt fehlt ihm noch etwas, wenn die Saison startet. «Das war ein Höhepunkt in meinem Leben, dass ich diesen Job in der NLA bekam.» Zum Treffen erscheint der 70-Jährige in einem Polo-Shirt mit dem Aufdruck «Jursinov Pro Hockey». «Ich war sein persönlicher Manager», erzählt Wiedmer über den Klotener EishockeyTrainer, «bis hin zum Reifen wechseln.»

Ein Sportler und Maler: Hurti Wiedmer mit einem selber gemalten Porträt von Knut, dem kleinen Eisbär aus Berlin.

Am Ende des Gespräches in Wiedmers Atelier. Hier malt der 70-Jährige, zwischen präparierten Raubvögeln und selber gemachten Traumfängern. «Ich vermisse den Lärm der Schüler», trauert Wiedmer seinem Zimmer im Schulhaus nach. «Der Lehrerberuf war bei mir immer an erster Stelle. Ich habe sehr gerne mit jungen Leuten gearbeitet.» Sein neustes Projekt: Ein Futsal-Team mit Flüchtlingen aus Afghanistan.


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BACKGROUND

UNIHOCKEY FÜR STRASSENKINDER

ZWISCHENBILANZ AM

HIMALAYA

Im kommenden April ist es zehn Jahre her, seit der Verein «Unihockey für Strassenkinder» erstmals einen Trainerkurs in Nepal durchführte. Seither war fünfmal ein Einsatz­­team vor Ort. Was hat Unihockey in diesem Land bewegt? TEXT: BENJAMIN LÜTHI    FOTOS: SIMON WILDERMUTH, BETTINA FLÜCKIGER

1. Kindertraining im Yangrital. 2. Schusstraining auf dem Centercourt in Pokhara. 3. Der Nepalitrainer leitet das Training an einer Schule. 4. Kindertraining in einem Bergdorf.

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Teil der ersten Unihockey­teams. Die Kids waren begeistert und lernten durch das gemeinsame Sporttreiben wichtige Lebensgrundsätze. Bis heute ist dies der eigentliche Kern der Unihockeyarbeit in der zweitgrössten Stadt Nepals.

ZU BEGINN MIT STRASSENKINDERN… Das Unihockeyprogramm im Indreni sollte primär für die Strassenkinder Pokharas durchgeführt werden. Zahlreiche Kinder, die jeweils im Verlauf des späteren Nachmittags eintrudelten, um sich im Zentrum zu verpflegen, zu duschen und neue, saubere Kleider anzuziehen, wurden

…HEUTE IN 20 SCHULEN Bald einmal wurden die staatlichen Schulen auf die neue Sportart und deren erfreuliche Auswirkungen aufmerksam. «Innerhalb weniger Jahre durften wir mit unseren Trainern in vielen Schulen Unihockeytrainings durchführen», berichtet KB Tamang, der hauptverantwortliche Trainer im Indreni. Heute unterrichten nicht weniger als vier Trainer und eine Trainerin an insgesamt 20 Schulen wöchentlich Unihockey.

nter dem Titel «Höhenrekord» berichtete unihockey.ch 2009 vom zweiten Trainerkurs, den der Verein «Unihockey für Strassenkinder» (kurz: Floorball4all) in Nepal durchgeführt hatte. Damals wurde einzig im Jugendzentrum Indreni, das durch die Organisation «Himalayan Life» aufgebaut wurde, regelmässig trainiert. In der Zwischenzeit hat sich aber einiges getan.

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Sie werden dafür von Himalayan Life angestellt und durch Floorball4all unterstützt. Auf unsere Frage, wie viele Kinder wöchentlich Unihockey spielten, bleibt es eine Weile still. «Es sind etwas über 1000 Kinder», lautet die Antwort von KB. Es ist zu hören, dass er sich der immensen Anzahl bis dahin gar nicht wirklich bewusst gewesen war. FUNKTIONIERENDE MULTIPLIKATION Die Unihockey-Bewegung in Pokhara hat nicht nur einen nachhaltigen Einfluss auf die Kinder und Jugendlichen. Eine Grosszahl der Trainer und Hilfsleiter sind ehemalige Strassenkinder, die erst durch die Angebote des Jugendzentrums oder in der Schule auf die regelmässigen Trainings im Indreni aufmerksam geworden sind. Yannick Jaunin, ehemaliger Spieler der Kloten-Bülach Jets und aktuell beim finnischen Club TPS in Turku unter Vertrag, war einer der Schweizer Ausbildner im diesjährigen Einsatzteam. Er beschreibt den Mechanismus so: «Viele lernen den Sport in den Schultrainings oder durch die Strassenkinderarbeit kennen und wollen dann mehr darüber erfahren. So kommen sie in die Freizeitangebote des Jugendzentrums, um weiter Unihockey spielen zu können. Später werden sie Leiter und geben ihre Erfahrungen wieder an Strassenkinder weiter.» Jaunin konnte sich mit eigenen Augen davon überzeugen, dass sich das regelmässige Training bezahlt macht. «Die besten Nepali könnten sich durchaus in den hiesigen U18- oder U21-Teams behaupten», zeigt sich der Klotener fasziniert. AUSWEITUNG AUF ANDERE GEBIETE Auch im tropischen Tiefland (Chitwan) und in verschiedenen Berggebieten findet der neue Sport immer mehr Anhänger. Nur vier Monate nach den verheerenden Erd­ beben im Jahr 2015 besuchte ein Floorball4all-Team das Dorf Yangri. Hier leistete das Schweizer Einsatzteam kurz

nach der Katastrophe erste Aufbauhilfe – Unihockey war in diesem Moment verständlicherweise zweitrangig. Trotzdem wurden die zahlreichen Kinder in dieser Region mithilfe einiger Trainings aktiviert. Viele von ihnen hatten Familienmitglieder oder zumindest einen grossen Teil ihrer Existenz durch die Erdbeben verloren. Im letzten Frühling kehrte das Schweizer Team hierher zurück. In diesem rund sieben Fahrstunden von Kathmandu entfernten Bergdorf, das durch die Erdbeben zu 95 Prozent zerstört wurde, half das Floorball4all-Team mit, den Neubau einer Regionalschule mit integriertem Sportplatz umzusetzen. Alles entstand in Handarbeit, Baumaschinen gibt es weitab von jeglicher Zivilisation keine. Der Lohn für eine intensive Woche war die Fertigstellung des rund 15 x 35 Meter grossen Platzes. Noch während der letzten Einsatzwoche fand das erste Einweihungsspiel statt. NICHT ALLES ROMANTISCH So erfolgreich die Unihockeyentwicklung der letzten Jahre im mausarmen Nepal auch klingt – es gibt grosse Herausforderungen zu bewältigen. So ist der Staat seit Jahren faktisch bankrott und politisch kaum regierbar. Seit 2015 hat Nepal zwar eine neue Verfassung, bis diese aber voll funktionierend in Kraft sein wird, könnte es noch Jahre dauern. Die regelmässig zu befürchtenden Erdbeben oder starker Monsunregen behindern die Entwicklung immer wieder. So dürfte Nepal wirtschaftlich und unihockey­ bezogen in mittlerer Zukunft ein Entwicklungsland bleiben. Allerdings wurde seit dem Start vor bald zehn Jahren doch schon das eine oder andere Menschenleben durch die Floorball4all-Programme verändert und in geradere Bahnen gelenkt. Alleine dafür hat sich die grosse Investition gelohnt.

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FLOORBALL4ALL Der gemeinnützige Verein Unihockey für Strassenkinder setzt sich seit 2005 dafür ein, dass benachteiligte Kinder und Jugendliche in mehr als 20 Ländern mithilfe des Sports aus Negativ­ mustern ausbrechen und Hoffnung schöpfen können. Diese Präventionsarbeit kannst auch du unterstützen, sei es mit einer Materialspende, finanziell oder direkt mit einem Einsatz vor Ort. Weitere Informationen: www.floorball4all.ch/ deine-hilfe

5. Gepsannt werden die Instruktionen der Leiter verfolgt. 6. Der Spieluntergrund ist zuweilen gewöhnungsbe­ dürftig. 7. Ob Nepali oder Schweizer – jeder packt an. 8. Yannick Jaunin beim Sportplatzbau.


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SCHWEDEN

SOFIA JOELSSON

Sofia Joelsson mit Schweden an der EFT 2016 in Schaffhausen. Sofia Joelsson buchte in 19 Länderspielen 50 Punkte.

ANDERE SORGEN

Schweden steigt als derart grosser Favorit in die Frauen-WM, dass andere Themen in den Vordergrund rücken. Zum Beispiel, ob Sofia Joelsson den Punkterekord Emelie Lindströms knacken wird.

TEXT: MIKA HILSKA    FOTOS: MIKA HILSKA, MICHAEL PETER

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ofia Joelssons Bilanz im Nationalteam: 32 Tore und 18 Assists in 19 Spielen. Keine andere Spielerin in Schwedens WM-Kader weist einen solchen Schnitt auf. «Sie verfügt über einen unglaublichen Torinstinkt, arbeitet hart und will sich ständig verbessern», lobte Schwedens Nationaltrainer Andreas Lundmark die 21-Jährige bei der Bekanntgabe seines Aufgebots für die FrauenWM in Bratislava. An der EFT in Malmö im November prophezeite er gar, dass Joelsson eines Tages den Allzeit-Punkterekord Emelie Lindströms brechen könnte – dieser steht bei 81 Toren aus 91 Länderspielen. Hält sie ihren aktuellen Schnitt bei, ist dies tatsächlich nur eine Frage der Zeit. «Joelsson sieht Lücken, die sonst niemand sieht. Sie hat einfach diese Gabe», so der Coach weiter.

«Ich hoffe natürlich, dass ich so weitermachen kann wie bisher. Ich breche Rekorde gerne», sagte Joelsson lachend gegenüber der Tageszeitung «Aftonbladet». «Ich könnte schon an dieser WM zehn weitere Tore erzielen. Ich gehe nach Bratislava, um eine gute Zeit zu haben und zu skoren. Weniger als Gold kommt für uns ohnehin nicht infrage», gibt sie den Tarif durch. YOUNGSTERS MIT ERFAHRUNG In Schwedens Kader befinden sich neun WM-Neulinge und gleich neun Spielerinnen von Meister IKSU. Sofia Joelsson gehört zu beiden Lagern. Sie begann ihre Karriere bei Nybro IBK und zog erst nach Kalmarsund, um dann in Umea am «Riksidrottsgymnasiet» zu studieren und für IKSU zu spielen. Gleich in ihrer ersten Superligan-Saison

gelangen ihr 21 Tore. Der Aufstieg in Schwedens A-Nationalteam erstaunte niemanden – dass ihr gleich im ersten Länderspiel gegen Tschechien ein Tor gelang, war ebenfalls keine Überraschung. In der zweiten Saison mit IKSU feierte sie an der Seite der Schweizerinnen Corin Rüttimann und Nina Bärtschi bereits ihren ersten Meistertitel, wobei sie den grossen Final mit ihrem Tor zum 1:0 gegen KAIS Mora früh in die richtigen Bahnen lenkte. Mit zwei WM-Teilnahmen und Goldmedaillen gehört Iza Rydfjäll zu den Routiniers im schwedischen Nationalteam. Sie vertraut den Youngsters wie Joelsson komplett. «Sie haben in der U19 und in Finalspielen schon viel Erfahrung sammeln können und sind mit ihren Qualitäten bereit für die WM», so die 25-jährige IKSU-Verteidigerin. Auch sie hat keinen Zweifel am Ausgang des Turniers. «Wir treffen auf gute Gegnerinnen und müssen 100 Prozent geben. Aber wir verfügen über das beste Team.» DIE KAMPFANSAGE In Nationen, die um WM-Gold kämpfen wollen, sollte ein riesiger Konkurrenzkampf um die Nomination fürs WM-Team stattfinden. Es erstaunt nicht, dass in Schweden die Auswahl an Spielerinnen am grössten war. So schaffte etwa Täbys Star Louise Wickström den Cut nicht. «Aufgrund eines neuen Jobs war mir die Teilnahme am letzten Camp vor der WM nicht möglich», teilte sie lokalen Medien mit. Auch Coach Lundmark nannte dies als Grund für die Nicht-Nomination der langjährigen Stütze des Nationalteams. Täbys Trainer Lars Jedheim hatte derweil eine sarkastischere Begründung auf Lager. «Louise spielt halt nicht bei IKSU.» Schweden strebt in Bratislava den sechsten Weltmeistertitel in Folge an. «Diesmal werden wir kein Penaltyschiessen brauchen. Wir wollen die letzten Minuten auf dem Feld geniessen», kündigt Andreas Lundmark an. Die Konkurrenz wird es nicht gerne hören.


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FINNLAND

VEERA KAUPPI

FINNLANDS

HOFFNUNG Will sich Finnland in Bratislava den Traum vom WM-Gold erfüllen, wird es Veera Kauppi richten müssen. Von ihrer Sorte hätten die Trainer gerne mehr.

So jubelte Kauppi nach dem verwerteten Penalty im Final der Heim-WM 2015...

TEXT: MIKA HILSKA    FOTOS: ERWIN KELLER

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ie ehemalige Piranha-Söldnerin Mia Karjalainen (29) lobt die junge finnische Generation. «Spielerinnen wie Veera Kauppi und My Kippilä sind eine Klasse für sich, wenn es um die Ballbeherrschung geht – wir von der älteren Generation müssen mit anderen Qualitäten überzeugen.» In Zahlen liest sich das im Fall der erst 20-jährigen Veera Kauppi so: Sie erzielte in 85 Partien der Salibandyliiga satte 235 Skorerpunkte – ihre Zwillingsschwester Oona nur unwesentlich weniger. Auch im Nationalteam lässt sich Veera Kauppis Bilanz mit 26 Punkten aus 24 Spielen sehen. Bemerkenswert: Wie ihre Schwester skorte sie gleich beim allerersten Ballkontakt im ersten Länderspiel. In der Meisterschaft reichten die Tore der Kauppi-Zwillinge bisher noch zu keinem Titel mit ihrem Verein Koovee Tampere, Stadtrivale Classic bedeutete in den Playoffs immer Endstation. WM-Silber hat Veera Kauppi jedoch bereits geholt. Jetzt möchte sie mehr. Im dramatischen Penaltyschiessen des WM-Finals 2015 in Tampere verwertete Veera Kauppi ihren ersten Versuch, scheiterte dann aber beim zweiten an Emelie Frisk – und die nächste Schützin, Amanda Johansson Delgado, sicherte Schweden den Titel. «Es brauchte Zeit, um darüber hinwegzukommen. Mir fiel das nur etwas leichter als anderen, da für mich Ende Saison auch noch die U19-WM auf dem Programm stand» , blickt Kauppi zurück. Dass sie sich dort eine

schwere Knieverletzung zuzog, ist Geschichte. «Die Enttäuschung von Tampere war in der Vorbereitung auf Bratislava kein Thema mehr. Oder nur in dem Sinn, dass sie uns noch entschlossener gemacht hat» , versichert sie. Die Statistik freilich spricht gegen Finnland. Elf Niederlagen in Folge setzte es gegen Schweden ab, zuletzt in Malmö mit 4:7. «Eine WM ist immer etwas anderes als EFT-Turniere, an denen Spielerinnen getestet werden. An der WM spielen nur noch die Besten, notfalls reduziert auf zwei Linien. Ich glaube daran, dass wir Schweden im Final schlagen können», zeigt sich Kauppi optimistisch. STAMMGAST IM FINAL Erst einmal muss Finnland natürlich den Final erreichen. Nur zweimal in der WM-Geschichte war das bisher nicht der Fall – 2003

... und so knapp scheiterte sie mit ihrem zweiten Versuch.

und 2009 war Schweden im Halbfinal stärker. Dennoch werden auch die Schweiz und Tschechien ernst genommen. «Die Schweiz stellt zwei Weltklasselinien, ist aber weniger ausgeglichen besetzt als Schweden oder wir» , urteilt Veera Kauppi. «Es bleiben genug Spielerinnen, die uns gefährlich werden können, also müssen wir jede Sekunde bereit sein.» Über Gruppengegner Tschechien sagt die Stürmerin: «Die tschechische Abwehr zu knacken ist eine harte Nuss und der erste Block mit grossen Spielerinnen eine Herausforderung – gegen die anderen Formationen werden wir aber im Vorteil sein.» Den zwei lockeren Siegen an der EFT in Malmö misst sie keine Bedeutung bei, die Schweiz und Tschechien hätten da deutlich unter ihren Möglichkeiten gespielt. EINGESPIELTE LINIE Headcoach Lasse Kurronen lässt schon seit geraumer Zeit Center Mira Wickman (KAIS Mora) zwischen den Kauppi-Schwestern stürmen, die sich blind finden. «Das ist wohl die berühmte Chemie zwischen Zwillingen» , sagt Veera Kauppi lachend. Ergänzt wird die Linie durch die Verteidigerinnen My Kippilä (Mora) und Silja Eskelinen (Piranha). In Malmö war dieses Quintett für neun der 16 finnischen Tore verantwortlich. Die Schweizerinnen sollten im möglichen Halbfinal gegen Finnland also ein besonderes Augenmerk auf diesen Block legen.


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Oh Nitra

A

Wenn unsere Frauen-Nati in Bratislava bei der WM antritt, können die slowakischen Organisatoren auf die Erfahrungen ihres ersten Grossanlasses zählen. Die legendäre U19-WM von 2012 – ein unvergesslicher Trip.

Sagen wir es so: Jene WM hatte viel Charme. Im ls ich hörte, dass der slowakische VerZeugnis der Organisatoren wäre ein «sie waren band die Frauen-WM organisiert, sehr bemüht» gestanden. Die Klokocina-Halle – musste ich lächeln. Sofort kam mir die das Heim des lokalen Basketballclubs – war durchU19-WM von 2012 in den Sinn. Die erste aus WM-würdig. Ein Highlight war dafür die Halle WM, welche die Slowaken durchführten. Ach, es der B-Gruppe. Ehrfürchtig liefen Mark Wolf und ich war herrlich. Herrlich chaotisch. Es begann mit der durch die Vorhalle des Schulhauses. Eine Turnhalle, Anreise. Simon Brechbühler, Trainer der deutschen die seit den Fünfzigerjahren keine Renovation mehr Auswahl, bot mir einen Platz in seinem Kombi an. gesehen hatte. Eine perfekte Kulisse für einen HisMit bernerischer Gemütlichkeit kam er eine torienfilm. Die deutschen Kolleginnen zapften für Stunde zu spät beim Treffpunkt in St. Gallen an. ihren Liveticker das WLAN eines Nachbarn an. Die Fahrt nach Nitra verlief problemlos, doch in Unvergesslich die erste Taxifahrt: Recht pünktmeinem Hotel gabs keinen Nachtservice, sodass lich kam ein Skoda mit Taxikleber zum von der Reich letztlich die Nacht auf dem Boden in Brechceptions-Dame mitgeteilten Treffpunkt. Nachdem bühlers Zimmer verbrachte. Die Decke: Eine Reto Voneschen ist seit 26 Jahren ich ihm den Zettel mit der Adresse gezeigt hatte, schwarzrotgoldene Fahne. Es lebe Deutscheland! aktiver Unihockeyaner und aktuell, jagte er in Höllentempo gefühlt zweimal durch die Am Morgen konnte die Dame an der Reception unter anderem, Nationaltrainer Stadt. Punktgenau fand er die Halle nach einer halmeine Reservation nicht finden. Dass sie kein EngLiechtensteins. Seit 2004 schreibt ben Stunde. Ich fürchtete schon, dass das ganze lisch und ich kein Slowakisch sprach, war unglücker, mal mehr, mal weniger, Artikel Wochenbudget für diese Fahrt draufgeht. Er verlich. Mit vereinten Kräften und meiner Reservatifür unihockey.ch. Seit August 2016 langte aber umgerechnet gerade mal zwei Franken. onsbestätigung klappte es. Das Hotel dürfte zu leitet er die Sportedaktion der Tageszeitung «Sarganserländer», Vor lauter Freude gab ich ihm das Doppelte. CSSR-Zeiten (für die Jüngeren: So hiess das Land, der besten Zeitung der Welt, so die Der Höhepunkt war der Schlusstag. Vermutlich als Tschechien und die Slowakei noch «verheira«bescheidene» Eigeneinschätzung hatten einige Volunteers keine Lust mehr auf die tet» waren) ein Bijou gewesen sein, seither wurde der Lokalzeitung. Halle, da sich das slowakische Team nicht für den aber nichts mehr gemacht. Immerhin gabs WLAN, Halbfinal qualifiziert hatte. Jedenfalls waren die das wertvollste Gut eines Journalisten. «Kontrollposten» vor den Kabinengängen leer. Nitra machte es mögIch machte mich zu Fuss zur Halle auf. Laut Strassenplan ein lockerer lich: Das erste und einzige Mal in meiner langjährigen Unihockey-JourniMarsch von 30 Minuten. Nach gut einer Stunde unter sengender Sonne Karriere konnte ich durch alle, wirklich alle Gänge laufen, ohne dass ein erreichte ich, mit zwei Spielereltern im Schlepptau, pflotschnass die grimmiger Kleiderschrank «No Entry» gezischt hätte. Durch den SpieHalle. Nach einem halbstündigen Rundgang durch die Halle, begleitet lerinneneingang ging es auch zur Gästebank. Der letzte Rest Anstand von der einzigen Englisch sprechenden Helferin, wurde mir die Akkredihinderte mich daran, dort Platz zu nehmen. Der VIP-Sektor reichte mir. tierung ausgehändigt. Und nach einem weiteren Irrgang fand ich auch das Pressecenter: Der Spiegelsaal der örtlichen Primaballerinas. Sportlich war das Turnier ebenfalls ein Erlebnis. Erstmals erlebte ich Nebenan fand das Hausfrauenturnen statt. einen Schweizer Sieg gegen Schweden. Es war schön, wieder mal einen Den Pressechef lernte ich die ganze Woche lang nicht kennen. Wie Final mit Schweizer Beteiligung zu sehen, auch wenn dieser knapp verlowir – neben mir waren nur noch Kultfotograf Florian Büchting und die ren ging. Das Eindrücklichste blieb aber der zweite Halbfinal. Schweden deutsche Pressefrau Lena Suhren Gäste im Spiegelsaal – später herausverlor diesen gegen Finnland und nie, wirklich nie, werde ich vergessen, fanden, hatte der gute Mann noch viele andere Jobs im OK. Vor dem wie die bittere Tränen verdrückenden Schwedinnen von ihren Eltern geSpiel der Schweizerinnen suchte ich die Medientribüne auf. Leider gab tröstet werden mussten. Schweden! Der Dauersieger, die Unbesiegbaren, es dort weder Steckdosen noch sonst etwas, was einem Journi die Arbeit die gelben Roboter. Seit da weiss ich: Auch sie sind nur Menschen. Liebe erleichtert hätte. Es sass die ganze Woche niemand auf dieser Tribüne. Schweizerinnen, merkt euch: Nichts ist unmöglich in der Slowakei.


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IN DEN MUND GELEGT

Alles klar Mädels, wir haben den Zahnpasta-Sponsor an Land gezogen.

Laupen hat sich nach dem Aufstieg in die NLB mit strahlendem Lachen an der Spitze etabliert.

VORSCHAU

Die nächste Ausgabe erscheint am 16. Januar 2018. Unter anderem mit folgenden Themen: Nadia Cattaneo: Der Wechsel von den Wizards zu den Red Ants war ein Kulturschock. Ketchup statt Curry. Fabio Good: Ein Besuch bei Sarganserland in der NLB. Cup-Halbfinals: Wer löst das Ticket nach Bern?

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Nils Conrad und der HCR im Cupfieber.

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Mitarbeiter: Etienne Güngerich, Mika Hilska, Stefan Kleiser, Petra Kropf, Benjamin Lüthi, Constantin Streiter, Reto Voneschen. Fotos: André Burri, Bettina Flückiger, Wilfried Hinz, Erwin Keller, Stefan Kleiser, Dieter Meierhans, Michael Peter, Fabian Trees, Per Wiklund, Simon Wildermuth. Layout: www.tnt-graphics.ch Druck: Jordi AG, Aemmenmatt­ strasse 22, 3123 Belp


Wir wĂźnschen der DamenNati viel GlĂźck an der WM in Bratislava!

Die Mobiliar ist Hauptpartner von swiss unihockey. mobiliar.ch

Foto: Tobias Wagen


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