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WÖCHENTLICHE GRATISZEITUNG Zeitung für Darmstadt

Rückblick: Das erste Heinerfest in Ruinen.

5. Jahrgang · Nummer 26 Auflage 108.000 www.darmstaedter-tagblatt.de

Jugendstil: Trainer Frings setzt auf den Lilien-Nachwuchs.

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Feierlaune: Darmstadt vor dem Heinerfestwochenende.

Baustellen: Darmstadts Straßen werden saniert.

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Abwesenheitsnotiz: Knortz ist bis Dienstag schwer erreichbar.

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Angekommen in der (Un-) Sicherheit Gesellschaft

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Jugendliche Flüchtlinge luden zu einem Perspektivwechsel ein

Von Susanne Király Mit „Merhaba (Hallo) - eine flüchtige Reise durch Darmstadt“ hat das Theaterlabor INC. jugendlichen Asylsuchenden eine Stimme gegeben. Unter der Leitung von Nadja Soukup und in Kooperation einer Fachklasse für Sozialpädagogik der Alice-Eleonoren-Schule Darmstadt (AES) enstand ein performatives Theaterstück, das nach Wegen der Verständigung und Begegnung sucht. „Teilnahme auf eigene Gefahr“ steht auf auf dem Flyer, der das Theaterstück „Merhaba - eine flüchtige Reise durch Darmstadt“ ankündigt. Mitbringen sollten die Zuschauer ein Ausweisdokument, eine Decke und Wasser. Dinge also, von denen auf einer Flucht das Überleben abhängen kann. So wie bei Davoud, der vor zwei Jahren als Achtzehnjähriger alleine per LKW, zu Fuß und mit dem Schlauchboot von Afghanistan nach Darmstadt kam. Davoud ist einer der zahlreichen jun-

Donnerstag, 29. Juni 2017

Das Mahnmal am Kapellplatz war eine der Kulissen, vor denen jugendliche Asylsuchende zeigten, was es bedeutet, auf der Flucht zu sein. Foto: Arthur Schönbein

gen Leute, die, teils mit Familie, teils unbegleitet, vor Krieg und Unterdrückung geflohen sind und jetzt in einer InteA-Klasse (Integration durch Anschluss und Abschluss) an der AES Deutsch lernen. Über sechs Mona-

te hinweg hat das Theaterlabor mit achtzehn von ihnen das Stück erarbeitet, das am Montag (26.), Dienstag (27.) und Mittwoch (28.) in Darmstadt zu sehen war. Dabei schlüpften die Zuschauer des Stückes in die

Rolle der Flüchtlinge, um nachvollziehen zu können, welche Schritte und Gefühle den Weg der Asylsuche begleiten. Das Stück startet am Ausländeramt in der Grafenstraße. Hier bekommen die

Zuschauer das Formular für einen Asylantrag in die Hand gedrückt und müssen diesen in einem der Büros abgeben, während die Flüchtlinge aus Hintergrund immer wieder den Artikel 14 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte zitieren: „Jeder hat das Recht, in anderen Ländern vor Verfolgung Asyl zu suchen und zu genießen.“ Danach geht es weiter quer durch die Fußgängerzone. Unablässig wird dabei auf die weißen Wasserkanister getrommelt, die falsche und echte Flüchtlinge in der Hand haben. „Wasser war einfach überlebenswichtig auf der Flucht,“ erklärt Nadja Soukup die große Rolle, die die Kanister während des Stückes spielen. Auf den Treppen zu Karstadt wartet eine Gruppe Zeitungsleser mit weißen Masken auf den Trupp und empfängt ihn mit Parolen, die unter anderem von AfD und Identitären stammen. „Wir sind nicht Burka“, ist zu hören oder „das Abendland geht unter“. Hinter den gesichtslosen Mas-

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Das Heinerfest und die Darmstädter Seele Von Chris Berdrow Darmstadt ist sexy. Darmstadt wächst. Jedes Jahr kommen tausende Menschen neu in die Stadt, um zu studieren, zu arbeiten, zu forschen. Und um gut zu leben. Weiss eigentlich jeder der Neuen, was das Heinerfest ist und welche Bedeutung es hat? Das „Darmstädter Tagblatt“ geht auf Nummer sicher und gibt Nachhilfe. Verehrte Zugezogene, liebe Neu-Heiner, herzlich willkommen und herzlichen Glückwunsch: Sie feiern in den nächsten Tagen Ihr erstes Heinerfest mit uns. Das ist schön. Zugleich möchten wir Sie warnen: Erwarten Sie nicht zu viel davon. Das Heinerfest ist ein Spiegel dieser Stadt, tickt wie sie und gehört zu ihrer Seele. Was grundsätzlich großartig ist, aber auch alle Ecken und Kanten inkludiert, die uns Darmstädtern nun mal zueigen sind. Ganz wichtig: So ein Heinerfest läuft im Prinzip immer gleich ab. Keine Überraschungen. Alles wie immer. Seit Jahren, seit Jahrzehnten. Nicht falsch verstehen: Das muss so sein, das soll so sein, das gehört so, das ist gut so. Die Heinerfest-Premiere gab es 1951 mit Karussells in Ruinen - neue Lebensfreude nach Krieg und Bombenhagel. Spötter sagen: Es gibt Ecken, die sehen auch heute noch genauso aus wie damals, weshalb es ganz gut ist, dass sie wenigstens ein paar Tage im Jahr von Würstchenbuden verdeckt werden. Das Saladin-Eck lässt grüßen. Darmstadt hat ein Faible für Traditionen, auch die schlechten.

Mit Überraschungen kommen wir nicht so gut klar. Feste feiern, wie sie (uns in den Schoß) fallen? Das können wir nur halb gut, strengt uns sehr an, und wenn wir ganz viel Glück haben, kommt am Ende etwas Kultiges dabei heraus. Der Aufstieg unserer Lilien war zum Beispiel klasse, aber ein neues Stadion zu bauen, das haben wir nicht auf die Reihe gebracht. Jetzt haben viele Bundesligaprofis Fußpilz. Marketingtechnisch haben wir es so verkauft, dass Darmstadt aus Tradition anders sei. Und Haken dran. Den Zuschlag für die Landesgartenschau haben wir bekommen - und es geschafft, das Ding postwendend wieder zurück zu geben, weil nicht genug Geld im Stadtsäckel ist. Neues und Ungewohntes irritiert uns Darmstädter. Wir machen dann viel, aber auch viel falsch.

Deshalb ist es gut, dass es das Heinerfest gibt. Unverrückbarer Fels zur Jahresmitte im Terminkalender. Sommer-Weihnachten ohne religiösen Hintergrund. Große Sause mit zehntausenden Menschen in der City. Und wir Darmstädter bleiben ganz wir selbst dabei. Anders als beim Münchner Oktoberfest muss niemand eine Krachlederne anziehen und auf Bierzeltgarnituren tanzen. Bei Schlägereien fliegen keine Maßkrüge umher (in Darmstadt trinkt man halbe Liter). Anders als beim Karneval in Köln muss sich niemand verkleiden und keiner wird gebützt. Bier wird auch nicht wie Kölsch in Reagenzgläsern ausge-

schenkt (in Darmstadt trinkt man halbe Liter). Der Reiz des Heinerfestes besteht darin, dass in unserem Darmstadt alles bleibt wie immer - nur eben mit Heinerfest drumherum. Kollegen verlassen ihre Büro-Geisterbahn, um auf dem Heinerfest eine Runde Geisterbahn zu fahren (und dabei nur marginale Unterschiede festzustellen). Zu erblinden, wäre ein böses Schicksal für jeden Darmstädter. Aber auf dem Heinerfest fände er sich dennoch zurecht: Den Stand mit den weltbesten gegrillten Steaks erkennt er am Geruch, Riesenrad und Wilde Maus sind da, wo sie immer sind - und wenn wir dem Oberbürgermeister mal die Meinung geigen wollen, dann müssen wir am Heinerfestmontag beim Frühschoppen sein, wo auch der Rest des Magistrats gemeinsam mit den Darmstädter Handwerkern ein paar Gläser kippt. Kurzum: Das Heinerfest ist großartig. Und dass das Besondere im Nicht-Besonderen liegt, ist auch eine Leistung, auf die wir Heiner stolz sind. Feiern Sie also mit und werden Sie süchtig. Wie viele andere Darmstädter werden auch Sie auf dem Heinerfest die verblüffende Erfahrung machen, dort Nachbarn zu treffen, die Sie das ganze Jahr über nicht sehen, obwohl sie nur ein paar Straßen weiter wohnen. Und Sie werden es vermutlich schon bald wie viele andere Darmstädter halten, die ihren Jahresurlaub gezielt so planen, dass sie während des Heinerfestes auf jeden Fall nicht weg sind. P.S.: Dass das Darmstadtium seit ein paar Jahren als Abschussrampe fürs Feuerwerk dient, stört unseren Biorhythmus immer noch nachhaltig. Echte Darmstädter können Feuerwerke außerhalb des Herrngartens nicht ernst nehmen.

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