Taten1 DRANG DER PET-KREISLAUF DAS MAGAZIN FÜR EIN NACHHALTIGES LEBEN
In Kooperation mit
TatenDRANG DAS MAGAZIN FÜR EIN NACHHALTIGES LEBEN
In Kooperation mit
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3 5 4 Wenn aus Güsel Gold wird.
1Otas vollantincta 2
Flaschencomnit aut Sammeln ium abgabe PET-Flaschen idus et est volorer
itatquia nus, cupta proreptaqui aut officius ium aut volo de
In ihren Verkaufsstellen nimmt Coop so einiges zurück, was sich für Recycling eignet. Jährlich sind das rund 200 Millionen PETGetränkeflaschen.
werden zu Ballen gepresst und zu den Recyclingwerken transportiert.
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Sortieren und säubern Die Flaschen werden nach Farben sortiert und Fremdstoffe ausgeschieden. Auch Etiketten und äussere Verschmutzungen müssen weichen.
Borem in niet laccab id molor4 rorpora 5 dolorpori 6 Zerkleinern Einschmelzen Flaschencorumqui duciliproduktion que venditatium Eine Mühle zerkleinert die Flaschen zu winzigen Stückchen (Flakes). Nach einer chemischen Waschung werden die schwimmenden Deckel im Wasserbad aussortiert.
Die Flakes werden eingeschmolzen und zu Granulat geformt.
Im Streckblasverfahren werden mit dem Granulat neue R-PET-Mineralwasserflaschen hergestellt – wie bei Swiss Alpina Mineralwasser.
Was wir für Mensch, Tier und Natur tun können PET Recycling
Neues Leben für alte Flaschen
Eine Delikatesse Der Goldschatz aus dem Val Lumnezia
TATEN STATT WORTE NR. 331
TATENDRANG
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RETTET DEN DORFKÄSE.
Das perfekte Zuhause: So leben Hühnchen und Hähnchen im Bernischen Zimmerwald.
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Nachhaltige Schweizer Mode: Designerin Sabine Portenier plaudert aus dem Nähkästchen.
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Das Fairtrade-Menü: Ein leckeres Gemüse-Curry mit Quitten.
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Vom Rogen bis ins Verkaufsregal: Atlantik-Lachs aus den Bündner Bergen.
Wir unterstützen Bauern und Produzenten aus der Bergregion. Beispiel Schangnau: Hier konnten wir mit der Coop Patenschaft für Berggebiete die Dorfkäserei finanziell unterstützen, neu aufstellen und ihr einen willkommenen Absatzkanal bieten.
TATEN-STATT-WORTE.CH
Fotos: Karl-Heinz Hug; Stefan Schmidlin
Wir haben bereits viel erreicht Mittlerweile sind es 400 Taten, die das nachhaltige Engagement von Coop für Mensch, Tier und Natur bezeugen. Jede einzelne Tat – ein konsequentes Engagement für mehr Nachhaltigkeit. Die Vielfalt bringt es an den Tag: Auf jede Herausforderung im Bereich der Nachhaltigkeit findet sich bei uns eine Lösung. Und wenn nicht, suchen wir danach. Dabei stehen konsequentes Handeln und Glaubwürdigkeit im Vordergrund. Als Pionierin im Bereich Nachhaltigkeit wollen wir unsere Verantwortung gegenüber der Umwelt weiterhin vorantreiben. Dabei wollen wir die Wünsche unserer Kundinnen und Kunden miteinbeziehen. Weil man gemeinsam einfach mehr vollbringt. Salome Hofer Leiterin Nachhaltigkeit Coop
WAS STECKT HINTER «TATEN STATT WORTE»? Unter dem Motto «Taten statt Worte» fasst Coop ihr Nachhaltigkeits-Engagement für Mensch, Tier und Natur in 400 Taten zusammen. Seit rund 40 Jahren engagiert sich Coop für einem umfassenden Nachhaltigkeitsansatz als Pionierin für nachhaltige Produkte, Umwelt- und Klimaschutz sowie die Gesellschaft. Dieser Tatendrang zeigt sich in über 15 000 nachhaltigen Produkten, damit hat Coop weltweit eines der grössten und vielfältigsten Nachhaltigkeitssortimente. Sie ist Spitzenreiterin im Bereich Bio, Fairtrade und Tierwohl. Mit dem Fonds für Nachhaltigkeit unterstützt Coop seit 2003 über 250 nachhaltige Projekte und entwickelt diese mit dem WWF Schweiz, Bio Suisse, dem Schweizerischen Tierschutz und zusätzlichen Partnern stetig weiter. Im Laufe der Beilage finden Sie bei jedem Thema jeweils eine kleine Box zur konkreten Tat von Coop. Weitere Informationen finden Sie auch auf www.taten-statt-worte.ch
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NATURAPLAN
«Gaumenverzauberer» Reto Schmid stellt die BioNusstorte von Coop Naturaplan seit vier Jahren in seinem Betrieb in Sedrun GR her.
BIO-NUSSTORTE VON COOP
Die Natur im Herzen Reto Schmid lebt im Bündnerland mit der Produktion seiner Nusstorte die Werte von Coop Naturaplan beispielhaft vor. Ein Produkt und eine Marke – zwei Erfolgsgeschichten. Text: Thomas Wyss Fotos: Karl-Heinz Hug
Text: Vorname Name Fotos: Vorname Name
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NATURAPLAN
haben», sagt Schmid. «Doch das wollte ich nicht. Ich will authentisch sein. Ich gehöre in die Berge, denn nur hier kann ich richtig innovativ sein.»
Graubünden ist ein gutes Bio-Pflaster. Als Coop 1993 ihr Bio-Label Naturaplan lancierte, bildete der Bergkäse aus den vier Rheinwald-Gemeinden Nufenen, Splügen, Sufers und Andeer den Grundstein für das künftige Coop-Sortiment. Viele Bündner Bauern waren auf dem Gebiet der nachhaltigen Landwirtschaft Pioniere und machten den Kanton schon bald zur Region mit der höchsten BioDichte der Schweiz. Das widerspiegelt sich auch im CoopNaturaplan-Sortiment. Nebst Käse finden sich dort mittlerweile Milch, Bündnerfleisch und Bier aus dem grössten Kanton der Schweiz. Und seit 2017 gehört auch die Nusstorte dazu. Hergestellt wird das feine Gebäck in der Bäckerei La Conditoria von Reto Schmid in Sedrun GR. Der 47-Jährige übernahm die ehemalige Dorfbäckerei 2004 von seinem Vater, machte im Lauf der Jahre ein wahres Nusstorten-Imperium daraus. «Ich wollte nicht einfach Nacht für Nacht in der Backstube stehen, um Brot zu backen», erinnert er sich. «Ich wollte hier in Sedrun etwas Eigenes erschaffen, ein neues Produkt.» Daran geglaubt habe ausser ihm allerdings kaum einer. «Man riet mir, doch nach St. Gallen, Zürich oder Basel zu gehen, um mit meiner Idee Erfolg zu
Strenge Bio-Standards
Aus der Dorfbäckerei seines Vaters schuf Konditor Schmid in seiner Heimat ein Nusstorten-Imperium. Er verkauft in seinem Laden aber auch zahlreiche andere Produkte.
Er ging aufs Ganze: Entweder es klappt hier oben oder gar nicht. Und es klappte – und wie! Die vielen Jahre des Tüftelns in der alten Backstube seines Vaters, des Tag und Nacht Arbeitens, des jahrelangen Aufbaus des Unternehmens, des Lernens, des Kreativseins – alles verbunden mit viel Verzicht auf Zeit mit seinen Liebsten – zahlten sich für den Selfmademan aus: 2014 startete Schmid seine Conditoria mit 13 Mitarbeitern und baute seinen Betrieb stetig aus. Die Produkte kamen an, von seiner Erfindung, der «kleinsten Nusstorte der Welt» etwa, stellt Schmids Unternehmen heute unglaubliche 18 000 Stück pro Stunde her. Sie werden bis in die USA und nach Südkorea geliefert. Bald wurde auch Coop auf den «Gaumenverzauberer aus Sedrun», wie Schmid sich selber nennt, aus dem Bündner Oberland aufmerksam. Mehrere der in Sedrun hergestellten Produkte stehen heute in den Regalen der Grossverteilerin. Die Bio-Nusstorte entwickelte Schmid auf ausdrücklichen Wunsch von Coop. «Es war einiges an Recherche nötig. Ich musste mich erst in das Thema einlesen, lernen, welche Voraussetzun-
Naturaplan – Meilensteine 1993
1997
2003
2004
2008
2013
2016
2018
Beginn der Partnerschaft mit Bio Suisse
Naturaplan erhält den GfM-Marketingpreis
Lancierung des Coop Naturaplan-Fonds für Projekte zur Förderung der Nachhaltigkeit
Einführung von regionalen Bio-Produkten zur Förderung der regionalen Wertschöpfung
Naturaplan erhält ein neues Kleid sowie mehr Lifestyle und Geschmack und soll die neue LOHAS-Zielgruppe (Lifestyle of Health and Sustainability) ansprechen
Jubiläum 20 Jahre Naturaplan: Einführung der Co-Branding-Produkte mit bekannten Schweizer Marken und viele weitere Aktivitäten
Lancierung
Jubiläum
Partnerschaft und Einführung erster Demeter-Produkte
25 Jahre Naturaplan: Einführung der Sub-Linie «Bio Campiuns»; mehr als 2500 Produkte im Naturaplan-Sortiment
Einführung der ersten Naturaplan-Produkte mit der Knospe
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25 JAHRE
2008 wurde der Fonds zum Coop Fonds für Nachhaltigkeit umgewandelt und das jährliche Budget auf über 16 Millionen Schweizer Franken aufgestockt
Mehr als 1 Milliarde Franken Umsatz
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NATURAPLAN
FÜNF FRAGEN
Michael Scheidegger Leiter Brand Group Nachhaltigkeit bei Coop
Naturaplan feiert bald sein 30-Jahr-Jubiläum. Welche Zwischenbilanz ziehen Sie? Mit Naturaplan waren wir der Bio-Pionier und sind heute die grösste und bekannteste BioMarke in der Schweiz. Was hat Naturaplan in der Schweiz alles bewirkt? Dank des Absatzkanals, den Coop mit Naturaplan den BioBauern bietet, hat sich die Zahl der Bio-Bauern in der Schweiz seit 1993 von 1405 auf heute über 7400 mehr als verfünffacht. Damit werden heute über 16 Prozent der Schweizer Landwirtschaftsflächen biologisch bewirtschaftet. Zudem wird in keinem anderen Land der Welt pro Kopf mehr für Bio-Produkte ausgegeben als in der Schweiz. Welche Produkte sind besonders stark vertreten? Den höchsten Bio-Anteil verzeichnen wir bei Frischprodukten wie Früchten, Gemüse, Eiern, Milchprodukten oder Broten. Wo herrscht Nachholbedarf? Bei Genussprodukten wie zum Beispiel Schokolade, Süssgebäck oder Bier sind Bio-Produkte noch weniger gefragt. Aber auch in diesem Bereich tut sich viel. Vor allem beim Wein verzeichnen wir eine stark steigende Nachfrage nach BioProdukten. Was sind Ihre Ziele für die nächsten Jahre? Wir werden die Marke Naturaplan quantitativ und qualitativ weiterentwickeln – das heisst, das Sortiment wird weiter ausgebaut und die Anforderungen punkto Nachhaltigkeit werden noch konsequenter.
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gen erfüllt sein müssen. Welche Produkte nötig sind, um Bio herzustellen», sagt er. Viel Vorarbeit, die auch nötig war: Die Richtlinien von Coop Naturaplan sind um einiges strenger als die gesetzlichen Bio-Standards. Dadurch sind sie aber auch klima- und tierfreundlicher, natürlicher und unbelasteter. Es werden zum Beispiel keine künstlichen Pestizide eingesetzt. Die Knospe-Produkte sind frei von jeglichen Farb- und Aromastoffen. Es werden möglichst kurze Transportwege ohne Flüge verlangt und keine Früchte und Gemüse aus Übersee importiert, die auch in Europa wachsen. Insgesamt steht Naturaplan für Authentizität, hochwertigen Genuss sowie gesunde und nachhaltige Produkte.
Die Bio-Nusstorte besteht fast ausschliesslich aus regionalen Produkten. Nur die Baumnüsse stammen (noch) nicht aus dem Bündnerland.
TAT NR. 111
VON DER BIO-PIONIERIN ZUM GRÖSSTEN BIO-SORTIMENT 1993 hat Coop mit Naturaplan die erste Bio-Marke im Schweizer Detailhandel lanciert. Damit hat Coop dazu beigetragen, den Bio-Produkten hierzulande zum Durchbruch zu verhelfen. taten-statt-worte.ch/111
Hart erarbeiteter Erfolg Diese Werte werden auch immer mehr Schweizerinnen und Schweizern wichtig. Sie setzen in ihrem Bestreben nach einem ökologischeren Alltag sehr oft auf Naturaplan. Das Label ist mit 90 Prozent Bekanntheitsgrad die bekannteste BioMarke in der Schweiz. Coop hält trotz den Mitbewerbern, die durch den Bio-Boom auf den Plan gerufen wurden, nach wie vor den grössten Anteil am Kuchen: Jedes zweite Bio-Produkt in der Schweiz geht beim Basler Riesen über den Ladentisch. Beeindruckend: Das Unternehmen macht mittlerweile über eine Milliarde Umsatz allein mit Bio. Doch den Erfolg musste sich Coop – wie auch Reto Schmid – hart erarbeiten:
Ende der 80er-Jahre steckte der BioLandbau in der Schweiz noch in den Kinderschuhen. Keine einzige Landwirtschaftsschule unterrichtete biologische Landwirtschaft, das Thema wurde von vielen belächelt. Erst mit Beginn der 90er-Jahre begann sich das Blatt zu wenden. Lebensmittelskandale um Hormon-
fleisch, Pestizidrückstände oder Nitratwerte im Kopfsalat lösten bei vielen Leuten ein Umdenken aus. Der Ruf nach einer ökologischeren Landwirtschaft wurde lauter. Mehrere namhafte Politiker wie etwa SP-Nationalrat Andrea Hämmerle (74) – auch er ein Bündner – sowie Vertreter von Coop als Gründer des Na-
turaplan-Labels machten sich in dieser Zeit für eine neue Agrarpolitik stark. 1996 der Durchbruch: Das Stimmvolk sagte Ja zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft. Coop Naturaplan wuchs nun kräftig. Im Jahr der Abstimmung etwa knackte der Bio-Umsatz bei Coop die 100-Millionen-Franken-Marke, das war dreimal mehr als im Vorjahr. Zwanzig Jahre später wurde die Milliardengrenze überschritten. Und zum Ende des Jahres 2020 ein weiterer Meilenstein: 1,5 Milliarden Franken Bio-Umsatz, erreicht dank mittlerweile bereits 2700 Produkten. Jedes Jahr kommen 100 weitere Artikel dazu.
Eine letzte Knacknuss
DAS ERSTE PRODUKT
DAS BELIEBTESTE PRODUKT
DAS NEUSTE PRODUKT
Mit wenigen Naturaplan-Produkten wie Bündner Bergkäse (Bild), Nature-Joghurt oder Apfelsaft fing 1993 alles an. Schnell überstieg die Nachfrage das Angebot.
Die Banane ist die beliebteste Frucht der Schweizer. Die Naturaplan Bio-Bananen sind immer auch Fairtrade Max Havelaarzertifiziert, also auch fair gehandelt.
Das Bio Schweizer Früchte-Beerenmüesli gehört zur Sub-Linie Naturaplan Bio Campiuns, unter der Coop Schweizer Bio Superfood-Produkte verkauft.
Bio ist heute in den Herzen der Schweizerinnen und Schweizer angekommen. Das stellt auch Nusstortenproduzent Reto Schmid fest. Sein Gebäck hat sich bei der Coop-Kundschaft zu einem Hit entwickelt. 160 000 Stück gehen pro Jahr über den Ladentisch – das sind viermal mehr als noch bei der Einführung vor vier Jahren. «Ich spüre extrem, wie wichtig es vielen Leuten geworden ist, etwas für die Umwelt zu tun. Das geht mir nicht anders», sagt er.» So betreibt der Konditor seine neue Produktionsstätte, die er 2020 eröffnet hat, voll und ganz nachhaltig. Das Gebäude ist zu 100 Prozent aus Schweizer Holz errichtet worden. Auf dem Dach sorgt eine Photovoltaik-Anla-
ge für den nötigen Strom. Dazu kommt Wärmerückgewinnung via Backöfen und Kühlmotoren. «Wir produzieren mehr Energie, als wir benötigen», sagt Schmid. Auch in Sachen Tradition und Werte setzt der Firmenchef mit seinem mittlerweile 50-köpfigen Team auf Beständigkeit: In den Büros und Produktionsräumen der Conditoria wird Rätoromanisch gesprochen. Nur eine Lücke möchte der Unternehmer in Sachen Nachhaltigkeit noch schliessen: Fast alle Zutaten seiner Torte kommen wie von der Bio-Knospe vorgegeben von regionalen Produzenten, nur der Zucker (naturgemäss) und die Nüsse nicht. «Letztere beziehen wir aus Frankreich und Moldawien», sagt er. «Doch das möchten wir – zumindest teilweise – gerne ändern.» Es sieht ganz danach aus, als könnte Schmid diese Nuss auch noch knacken. Im Rahmen eines ETH-Projekts wurden mehrere geeignete Nussanbau-Regionen im Bündnerland ausgekundschaftet und auch bereits erste Bäume gepflanzt. «Bis ich meine Nusstorten erstmals mit Bündner Nüssen füllen kann, braucht es natürlich noch etwas Zeit», sagt Schmid. «Doch schon in ein paar Jahren könnte es so weit sein. Und das muss auch das Ziel sein.» Das Bündnerland ist einfach ein gutes Bio-Pflaster.
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KLIMASCHUTZ
ENGAGIERT FÜR DIE UMWELT
Weniger Energie Wir wollen bis 2023 als Betrieb CO2-neutral sein! Das Ziel von Detailhändlerin Coop ist es, den absoluten jährlichen Energieverbrauch um 11 Prozent zu senken und den Anteil erneuerbarer Energieträger auf 80 Prozent anzuheben. Bewusster Energie-Einsatz für ein besseres Klima.
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Wasserstoff-LKWs und 12 wasserstoffbetriebene Geschäftsautos Coop fördert die Wasserstoff-Mobilität. Das Unternehmen eröffnet die erste Wasserstofftankstelle der Schweiz und transportiert Waren mit dem weltweit ersten Wasserstoff-Serien-Lastwagen. Damit wird zu einer erneuerbaren, abgasfreien und komfortablen Zukunft der Mobilität beigetragen.
25%
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Weniger Strom Seit 2010 wird in allen neuen oder umgebauten Verkaufsstellen für fest installierte Anlagen ausschliesslich CO2 als Kühlmittel genutzt.
30%
weniger CO2 Als erste Schweizer Detailhändlerin wird Coop im Juni 2021 mit dem Lean & Green Second Star ausgezeichnet. Das Unternehmen mit Sitz in Basel reduziert die relativen CO2-Emissionen im Bereich Transport und Logistik innerhalb von acht Jahren um mehr als 30 Prozent.
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TAT NR. 46
Biodiesel Coop-Lastwagen fahren mit Treibstoff aus biogenen Abfällen, wie etwa altem Speiseöl.
Nr.1
REDUKTION DES ENERGIEVERBRAUCHS Mit vielfältigen Massnahmen, beispielsweise in Coop-Verkaufsstellen und beim Warentransport, sinkt unser absoluter Energiebedarf Jahr für Jahr. taten-statt-worte.ch/46
Schafisheim ist erster Industriestandort mit Minergie-Zertifizierung Das neue Logistikzentrum in Schafisheim AG beheimatet gleichzeitig die grösste Bäckerei der Schweiz.
15 Mio Kilowattstunden nachhaltiger Solarstrom Auf über 60 Dächern produziert Coop mit Photovoltaikanlagen Sonnenenergie. Dazu werden die Dächer der Verkaufsstellen, Produktionsbetriebe, Verteilzentren sowie des Tropenhauses in Frutigen BE genutzt.
40% weniger Heizwärme Seit 2007 entsprechen alle Neu- und Umbauten von Coop-Supermärkten ausschliesslich dem Minergie-Standard.
100% 8307 t weniger CO2 Durch die konsequente Verlagerung auf die Schiene hat das Coop-Tochterunternehmen Railcare AG im Jahr 2020 8307 Tonnen CO2 eingespart.
Wasserkraft Seit 2010 wird bei Coop der ganze Strom aus Wasserkraft bezogen. Für die Einsparung von Treibhausgasen ist neben der Strommenge auch der Energieträger entscheidend.
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MIX
TROPENHAUS
Das grüne Wunder Tropenfeeling ohne Jetlag! Das bietet Frutigen im Berner Oberland. Dort stehen direkt an der Kander Gewächshäuser mit Bananen, Papaya oder Guaven, eine Fischzucht in der Kaviar produziert wird, ein Orchideengarten und vieles mehr. Dank der Wärme, die durch das Bergwasser des Lötschberg-Basistunnels gewonnen wird, werden im Tropenhaus seit 2009 wärmeliebende Fische und Pflanzen gezüchtet. Eine interaktive Erlebnisausstellung, die Fischzucht, die Pflanzenhalle und das Restaurant Tropengarten machen den Ort zu einem wunderbaren Ausflugsziel für Gross und Klein! Auch gibt es einiges zu lernen. Oder wussten Sie, wie der Fisch auf den Berg kam? Diese Reise aus den Tiefen sibirischer Gewässer hinauf auf den Lötschberg sollte man sich nicht entgehen lassen. www.tropenhaus-frutigen.ch
IM GÄNSEMARSCH NILS HOLGERSSONS GEFÄHRTEN Einst hatte sie der Fuchs gestohlen, jetzt sind sie wieder da: die Weidegänse. Sie können laut sein (immerhin warnte ihr Geschnatter die Verteidiger des antiken Rom vor dem Ansturm der Gallier), auch gelten sie als edel und verkörpern wichtige Termine im Kalender wie Martinstag und Weihnachten. Aufgrund ihrer unkomplizierten Haltung ist die Weidegans auch bei uns wieder ein nachhaltiges Nutztier mit Weidegras als Futtergrundlage. Geschätzt werden die aufgeweckten Tiere von den Bäuerinnen und Bauern vor allem ihres umkomplizierten, zutraulichen und schlauen Wesens wegen. Ziehen Gänse auf die Weide, verhalten sie sich dort klüger als die Kühe: Die ganze Truppe frisst, verschiebt sich langsam und zertrampelt dabei kaum einen Halm.
FIT IN DIE ZUKUNFT EIN KINDERSPIEL
TAT NR. 152
taten-statt-worte.ch/152
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KLEIN, ABER FEIN SÜSSE RARITÄT Zwar produziert Madagascar nur 1 Prozent der weltweiten Kakaomenge – doch ist dies zu 100 Prozent Edelkakao. Bei Schokoladenkennern rund um den Globus gilt der Madagascar-Kakao deshalb als eine geschätzte Rarität. Grund für seine unverkennbare Geschmacksnote sind Boden und Klima der Insel. Der durch das Projekt Madagascar in der Region Masoala geförderte nachhaltige Anbau von Trinitario- und Criollo-Edelkakao findet sich in der Madagascar-Schokolade von Coop wieder.
Fotos: Shutterstock; zvg
NACHHALTIGE WASSERNUTZUNG Der von Coop entwickelte Wasserstandard SPRING regelt die nachhaltige Wassernutzung in der Landwirtschaft. Der Standard trägt zum Schutz der knappen Ressource Wasser bei.
Wussten Sie, dass …?
… für die Produktion eines herkömmlichen weissen T-Shirts aus Baumwolle durchschnittlich 2,495 Liter Wasser verbraucht werden? Zu diesem Ergebnis kommt die Technische Universität Berlin in einer Studie. Bei der Rekonstruktion des Lebenswegs von besagtem Kleidungsstück noch nicht berücksichtigt sind die ökologischen Auswirkungen aufgrund von Wäsche und Entsorgung.
Schwindender Bewegungsraum, steigende Medienzeit und unausgewogene Ernährung – bereits im Kindesalter sorgen sie für Übergewicht. Dem soll früh entgegengewirkt werden. «fit4future» heisst denn auch das grösste Gesundheitsförderungsprogramm der Schweiz. 2005 wurde es von der Cleven-Stiftung lanciert und seit Beginn von Coop unterstützt. Das Ziel: Kinder, aber auch ihre Eltern und Lehrpersonen nachhaltig für einen gesunden Lebensstil zu sensibilisieren. Mittlerweile zählen Programme an den Schulen, Sportcamps und Kinderkochkurse zum vielseitigen Angebot – allesamt kostenlos. Kostprobe gefällig? Unter Ideenkiste finden sich auf der Website spielerische Übungen zu Ernährung, Bewegung und Brainfitness. www.fit-4-future.ch/de
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RECYCLING
In der Müller Recycling AG in Frauenfeld werden täglich 90 Tonnen PET-Getränkeflaschen nach Farben getrennt. Betriebsleiter Thomas Müller ist stolz auf die Reinheit und die hohe Qualität des Materials.
EINE FIRMA SETZT AUF PLASTIK
«PET ist die Zukunft» Aus Güsel wird Gold: 20 000 Tonnen rezyklierbare Getränkeflaschen führt Thomas Müller von der Müller Recycling AG in Frauenfeld im Jahr in den natürlichen Stoffkreislauf zurück. Wie ticken die Menschen und Maschinen, die dafür sorgen, dass eine PET-Flasche aus Plastik mehrere Leben hat?
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RECYCLING
Von Hand werden PET-Flaschen aussortiert, die keine Getränke flaschen sind.
TAT NR. 51
Nach der Anlieferung trennt der Metallabscheider die verschiedenen Metalle vom Kunststoff. Schwerere Abfälle werden mit dem Greifkran transportiert (Bild oben rechts).
Text und Fotos: Caroline Micaela Hauger
Müsste Thomas Müller, 35, Herr und Frau Schweizer ein Zeugnis im PET-Sammeln ausstellen, würde er die Note 6 geben. «PET ist die mit Abstand beliebteste Verpackung. Die Rückführungsquote liegt bei sagenhaften 95 Prozent.» 50 000 Sammelstellen sind in der Schweiz zu finden. Diese verschlucken jährlich 1,6 Milliarden PET-Getränkeflaschen. Über die Hälfte wird bei der Müller Recycling AG in Frauenfeld sortiert. «Im Vergleich zu vielen anderen Ländern ist bei uns die Sensibilisierung hoch», freut sich der
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RECYCELN AUCH SIE! In unseren Verkaufsstellen sammeln und recyceln wir 81 Prozent der Coop-Supermarkt-Abfälle. taten-statt-worte.ch/51
etriebsleiter. Sein Blick gleitet über die B Pressballen, die sich meterhoch auf dem riesigen Werkhofareal stapeln. Sie sind frisch nach Farben sortiert und warten auf ihre weitere Bestimmung. Ein Blick hoch zum Himmel genügt, um zu sagen, wie der Umsatz wird. «Ist es draussen heiss, wird mehr getrunken. So gesehen war der Sommer bisher schlecht für uns», sagt Müller. Pro Kopf wird durchschnittlich der Inhalt von 200 PETFlaschen pro Jahr konsumiert. Würde man diese aneinanderreihen, so reichten diese zehnmal um die Erde. PET-Recycling Schweiz betreibt ein dichtes Logistiknetz, um alle leeren Flaschen effizient
zusammenzutragen und zu den jeweiligen Sortierzentren zu transportieren. Diese scheiden Fremdmaterialien aus und trennen die Getränkeflaschen nach Reinheit, Farbe, Qualität. Generell werden dank Recycling (das englische Wort «cycle» bedeutet Kreislauf ) kostbare Sekundärrohstoffe aus dem Müll «gerettet», wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt, visionäre Strategien entwickelt und neue Arbeitsplätze geschaffen. «Dadurch schützen wir die Umwelt, schonen Ressourcen, sparen Energie und vermindern Treibhausgas-Emissionen», erklärt Thomas Müller. Doch er kennt auch die Schattenseiten. Wir Schweizer
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RECYCLING
Die Müller Recycling AG ist Pionierin und Marktführerin, 35 Mitarbeiter zählt die Firma in Frauenfeld TG. Sie war 1991 die erste europäische Sortieranlage. Heute bewältigt das Sortierzentrum in Frauenfeld rund 23 500 Tonnen PET-Getränkeflaschen aus dem Schweizer Sammelsystem PRS (PET Recycling Schweiz).
sind zwar grossartige PET-Sammler – trennen Alu, Glas, Karton und Papier – trotzdem produzieren wir immer mehr Müll. Warum das so ist? Der Insider hat eine klare Meinung: «Weil wir es uns als Wohlstandsgesellschaft leisten können.» 716 Kilo Alltagsabfall fallen pro Jahr und pro Kopf laut Statistik dank unserem hohen Lebensstandard und einem der höchsten Siedlungsabfallaufkommen der Welt an. Wo also hin mit dem ganzen Müll? Es ist ein leidiges Thema. Doch es gibt auch Positives zu vermelden. Der grösste Teil aller Abfälle wird in Sortieranlagen rezykliert – eine, wie sie Familie Müller seit 60 Jahren betreibt. Ihre Firma gehört zu den effizientesten des Landes. Es ist ein dreckiger Job. Aber einer muss ihn ja machen. Bis zu 90 Tonnen PET-Flaschen (die Abkürzung steht für den Kunststoff Polyethylenterephtha-
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VIER MYTHEN ZUR PET-FLASCHE Mit einem Pfand könnten mehr PET-Flaschen gesammelt werden Nein! In einem Pfandsystem könnten leere PET-Flaschen nur beim Detailhandel zu den üblichen Öffnungszeiten zurückgegeben werden, das Recycling wäre viel aufwändiger. Der Aufwand fürs Rezyklieren ist viel zu hoch Stimmt nicht! Das Sammeln von PET-Getränkeflaschen ist aktiver Umweltschutz. Bei der Herstellung neuer Produkte lassen sich über 50 Prozent Energie einsparen. Jährlich lässt sich so ein Ausstoss von rund 138 000 Tonnen Treibhausgase verhindern. Glasflaschen sind ökologischer als PET-Flaschen Falsch! Das Bundesamt für Umwelt kam in einer Studie zum Schluss, dass PETGetränkeflaschen vergleichbar mit Glas-Mehrwegflaschen sind, aber Faktoren wie Recycling, Schutz des Getränkes, Logistik in Herstellung und Transport überwiegen. PET lässt sich über den Haushaltsabfall entsorgen und wird aussortiert Ganz falsch! Abfallsäcke werden vor der Verbrennung ausser bei Stichproben nie aussortiert, sondern direkt verbrannt. PET-Getränkeflaschen, Batterien, Altmetall und andere rezyklierbare Materialien gehören nicht in den Haushaltkehricht.
lat) werden täglich in zwei Schichten aussortiert. Jeden Morgen um fünf Uhr laden Lastwagen neue Pressballen ab, die mit alten Flaschen gefüllt sind. Eigenartige Duftnoten kitzeln die Nase. Es riecht moderig mit einer süsssauren Note. Die Geräusche der Maschinen (Brecher, Plättler, Scheibensieb, Pressen) sind ohrenbetäubend, ihre Grösse ist beeindruckend. Arbeiter sieht man an diesem Vormittag kaum, denn viele Prozesse laufen in der Müller Recycling AG automatisch ab. «Wir sind stolz darauf, dass wir dazu beitragen, den ökologischen Fussabdruck der Schweiz zu reduzieren und Abfalltransporte ins Ausland zu vermeiden», sagt Müller, der für 35 Mitarbeiter zuständig ist. Beim Rundgang zeigt er, welche Wege der PET-Wertstoff nimmt – und welches Potenzial in ihm steckt. Modernste Sor-
tiertechnologien erlauben es, ein hochwertiges Rezyklat für das Bottle-to-bottle-Recycling zu erzeugen. Das heisst, aus leeren PET-Getränkeflaschen entstehen neue. Die Anlage erkennt 49 PETFlaschen pro Sekunde, die bunt zusammengewürfelt und flach gepresst die Förderbänder passieren. Nah-Infrarotsensoren sorgen für die Materialerkennung, optische Sensoren für die Farb erkennung. Um die Reinheit zu gewährleisten (sie muss zwischen 95 und 99,9 Prozent liegen), werden nicht verwertbare Kunststoffe von Hand nachsor-
tiert. Die Getränkeflaschen von Henniez sind weiss, die von Rivella braun, Rhäzünser ist grün, wieder andere sind blau. Die Frauen und Männer am Fliessband arbeiten hochkonzentriert. Sekundenschnell müssen sie artfremdes Material herausfischen und absondern. Es wird zwar zusammen angeliefert, kann aber mit UV-Filter oder Weichspüler versetzt sein und das Rezyklat verschlechtern. «Ein Problem sind Verpackungen wie Shampoo und Waschmittel, die ebenfalls im Getränkeabfall landen – meistens aus Unwissenheit. PET-Recycling-Sammel-
«Viele Schweizer Unternehmen beschäftigen sich noch immer zu wenig mit dem Entsorgungsproblem» 19
RECYCLING
Hat von der Hebebühne aus den Überblick: Anlageleiter Zoltan Gal arbeitet seit zehn Jahren im Betrieb und ist für den reibungslosen Ablauf verantwortlich.
FÜNF FRAGEN Thomas Müller leitet die Firma Müller Recycling AG in der dritten Generation. Woraus besteht PET? PET besteht aus Erdöl oder Erdgas und kann zu 100 Prozent wiederverwertet werden. Da es seine Eigenschaften nicht verliert, kann es durch Recycling problemlos zu neuen Getränkeflaschen verarbeitet werden. Trotzdem ist PET nicht gleich PET. Warum? Weil andere Plastikbehälter wie Öl- und Essigflaschen oder weisse Milch-Plastikflaschen zwar aus PET sind, aber nicht dieselbe Zusammensetzung haben und deshalb auch nicht in den Container für PET-Getränkeflaschen gehören. Und damit es mehr Platz für alle hat: Luft raus, Deckel drauf! Ist PET-Recycling ein lukratives Geschäft? Nein. Der Verein PET-Recycling Schweiz wurde 1990 als Non- Profit-Organisation gegründet. Gewinn- oder Lenkungsziele werden keine angestrebt. Wir als Firma sorgen dafür, dass das Sammelmaterial wieder für die Prozesse im PET-Kreislauf ver wendet werden kann. Wie viele PET-Flaschen kommen in den Kreislauf zurück? 95 Prozent aller verkauften Flaschen kommen heute wieder zurück ins Recycling – und dank neuen Sammelstellen werden es noch mehr. Clevere Verpackungslösungen sind gefordert, nicht nur bei Getränken. Warum braucht es bei Gemüse wie Gurken, die ja von Natur aus schon eine Schale haben, überhaupt so viel Plastik? Natürlich muss gewährleistet sein, dass Lebensmittel lange halten und nicht verderben. Oft ist der Nutzen einer Verpackung höher als die Belastung durch Herstellung und Wiederverwertung.
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Die PET-Flaschen werden in einer Aufbereitungsfirma geschreddert und zu Flakes und Regranulat weiterverarbeitet. Daraus entstehen wieder neue Getränkeflaschen.
stellen sind nur für Getränkeflaschen eingerichtet», so Müller. «Mühsam wird es auch, wenn Papier oder Metallfolien mit dem Plastik verschweisst sind. Diese Verbundstoffe müssen in der Kehrichtverbrennungsanlage entsorgt werden. Dort entsteht zwar wieder neue Energie, der Abfall kann jedoch nicht mehr verwertet werden.» Am Schluss des Prozesses werden die nach Farben sortierten PET-Flaschen wieder zu Ballen gepresst und auf dem firmeneigenen Bahnhof per Zug in die Verwertungsanlagen geschickt, wo das Material geschreddert und zu Flakes und Regranulat verarbeitet wird. Das Schwimm-Sink-Verfahren trennt den Deckel vom Rest der Flasche: der leichte Plastik des Deckels schwimmt oben – das restliche Material senkt sich ab. Die Müller Recycling AG trennt 23 500 Tonnen gebrauchte Getränkeflaschen pro Jahr. 20 000 davon werden im ge-
TAT NR. 383 Auch alter Eisenschrott wie ausrangierte Autofelgen oder Leuchtstoffröhren werden bei der Müller Recycling AG in Frauenfeld gesammelt, getrennt und weiterverarbeitet.
WIR SCHLIESSEN DEN PET-KREISLAUF Unsere Swiss Alpina Mineralwasser Flaschen sind zu 100 Prozent aus wiederverwertetem Schweizer PET. Damit sparen wir rund 285 Tonnen neues Plastik ein. taten-statt-worte.ch/383
schlossenen PET-Kreislauf wieder in den Stoffkreislauf zurückgeführt. Müller hat ausgerechnet, dass eine PET-Flasche ungefähr sechs Leben hat. «Der Lebenszyklus einer Flasche ist immens, da sie immer wieder mit neuem Material angereichert und aufgefrischt werden kann.» Fünfzig Prozent des Umsatzes generiert
die Müller Recycling AG mit dem Sortieren von PET. Der andere Teil stammt aus der Verarbeitung von Eisenschrott, welcher auf der anderen Seite des Geländes lagert. Ob Getränkedosen, Autofelgen, Leuchtstoffröhren, Kupferkabel, Eisen-
bahnschienen – alles ist hier zu finden. Der Juniorchef zeigt erst auf den mächtigen Greifkran, bleibt dann vor einer riesigen Schrottschere stehen, die bei einem Schneidedruck von 600 Tonnen bis zu 15 Tonnen Metallabfälle pro Stunde zer-
UPCYCLING TO GO AUS FLASCHEN WERDEN TASCHEN Upcycling ist eine Form der Wiederverwertung von Stoffen (Recycling) und wird als Kontrapunkt zur weltweiten Wegwerfmentalität verstanden. Dank Upcycling werden scheinbar nutzlose Abfallprodukte in neuwertige Stoffe umgewandelt. 2010 brachte Coop die ersten nachhaltigen Mehrwegtaschen aus PET-Flaschen auf den Schweizer Markt. Sie belasten die Umwelt um ein Drittel weniger als herkömmliche Modelle, womit jedes Jahr über 1100 Tonnen Treibhausgase eingespart werden.
kleinert. Wiederverwertbarer Abfall ist zum globalen Power-Business geworden. Noch immer schicken viele Länder ihren Müll zur Entsorgung um die halbe Welt, was ökologisch, ökonomisch und moralisch fragwürdig ist. Grund: In Asien zum Beispiel sind die Lohnkosten tief. Als Anfang 2018 die chinesische Regierung einen Importstopp für ausländischen Müll aussprach, war der Schock bei den westliche Industriestaaten gross. «Auch hierzulande beschäftigen sich viele Unternehmen und Produzenten noch ungenügend mit dem Verpackungsproblem, dabei liegt möglichst wenig Verpackung ja im Trend», ist Thomas Müller überzeugt. Und: «Es hat noch viel Luft nach oben.» Nicht so beim PET. Dort hat bereits vor 30 Jahren ein Umdenken stattgefunden: «Unser Recycling-PET ist dank ständigen Innovationen so rein, dass es sich in seiner Qualität kaum noch von Neumaterial unterscheidet.»
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ZERO-WASTE
MAIKE MANDLER 32, ist Projektkoordinatorin Nachhaltigkeit bei Coop. Als solche setzt sie sich dafür ein, dass die «Verpackungs-Roadmap» von Coop umgesetzt wird. Coop will bis 2026 rund 20 Prozent Plastik bei Verpackungen und Einwegartikeln einsparen, alle Eigenmarken-Verpackungen auf die ökologischste Variante umstellen sowie das Unverpackt- und Mehrweg-Angebot ausweiten. Mandler stammt aus Deutschland und studierte Umweltingenieurwissenschaften und Agrarwissenschaften. Sie lebt in Basel.
PLASTIKREDUKTION
«Vermeiden, reduzieren und optimieren liegt in vielen Lebensbereichen drin» Frau Mandler, welche Plas tikverpackung landet immer wieder in Ihrem Einkaufs korb? Der Joghurtbecher. Hier bevorzuge ich die trennbaren Lösungen, bei denen der Plastikbecher sehr dünn ist und die Kartonbanderole abgetrennt und recycelt werden kann.
sind gute Schritte. Man sollte sich aber genau überlegen, wo es sinnvoll ist, auf alternative Verpackungen auszuweichen. Bioplastik zum Beispiel ist nicht immer biologisch abbaubar oder kompostierbar. Es ist daher meist das gefährlichere Plastik, da es unbewusst in der Umwelt landet.
Interview: Von Adrian Meyer
Warum ist es schwer, auf Plastik zu verzichten? In vielen Lebensbereichen ist es nicht so schwer, Plastik zu reduzieren, zu vermeiden oder den Einsatz zu optimieren. Es braucht nur ein wenig Planung und den Willen, seine Gewohnheiten zu ändern. Mehrweg-Lösungen und Unverpackt-Angebote
Was sind die Vorteile von Plastikverpackungen? Plastik ist leicht, günstig, flexibel und bietet einen guten Schutz. Es ist sehr beständig gegen Umwelteinflüsse, das ist sein grösster Vorteil. Gleichzeitig ist dies das grösste Risiko für die Umwelt.
Fotos: Valeriano Di Domenico
Holz statt Plastik: Das innovative «Besteck To Go» auf Holzbasis ersetzt bei Coop das Einwegbesteck aus Plastik.
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Warum ist Plastik zum Feindbild geworden? Jeder kennt die Bilder von Plastikstränden, dem Plastik im Meer und im Magen von Tieren. Trotzdem muss man diese Bilder ins Verhältnis stellen zur tatsächlichen Situation hier in der Schweiz, wo wir ein funktionierendes Abfallsystem haben. Warum will Coop Plastik reduzieren? Als Detailhändlerin wollen wir Verantwortung übernehmen und einerseits dem Kundenwunsch nach weniger Plastik entgegenkommen. Andererseits möchten wir unabhängiger von fossilen Ressourcen werden. Wir wer-
den nicht komplett auf Plastik verzichten können. Aber wir können die Menge reduzieren, das Material gewissenhaft einsetzen und Innovationen mehr Raum geben. Welche Massnahmen hat Coop bereits umgesetzt? Neben Verpackungsoptimierungen verfolgen wir einen Zero-Waste-Ansatz. Wir bieten Mehrweg-Lösungen an, wie beispielsweise Mehrwegdeckel bei Joghurts, Mehrweg-Eierboxen im Offenverkauf oder Besteck auf HolzBasis für Take-away-Mahlzeiten. Ausserdem haben wir dieses Jahr in ausgewählten Verkaufsstellen Zapf-Stationen für Mineralwasser und Bier sowie Abfüllstationen für Grundnahrungsmittel und für Wasch- und Reinigungsmittel installiert. Coop will, «wo immer sinn voll», Plastik reduzieren. Was bedeutet das konkret? Die Verpackung macht etwa zwei bis fünf Prozent der Umweltbelastung eines Produktes aus. Wir möchten keine Alternativen einsetzen, die das Lebensmittel weniger gut schützen und zu mehr Lebensmittelabfällen führen. Es macht keinen Sinn, wenn wir dafür das Mindesthaltbarkeitsdatum reduzieren müssten oder es zu erhöhten Beschädigungen beim Transport käme.
Die Fachexpertin zum Thema Verpackungsplastik-Reduktion, Maike Mandler, empfiehlt als erste wichtige Schritte Mehrweg-Lösungen und Unverpackt-Angebote.
Fotos: Vorname Name
Bis 2026 will Coop rund ein Fünftel weniger Plastik verwenden. Die Projektkoordinatorin Nachhaltigkeit bei Coop, Maike Mandler, erklärt die Hintergründe im Interview.
Wie lässt sich sicherstellen, dass alternative Verpackun gen ökologisch sind und die Umwelt nicht zusätzlich belasten? Wir nutzen Ökobilanzen, um Verpackungen miteinander zu vergleichen. Wir betrachten dabei sämtliche Umweltauswirkungen über den gesamten Lebensweg der Verpackung. Berücksichtigt werden die Herstellung des Roh-
stoffs, Transporte, die Verarbeitung, der Rezyklatanteil sowie die Entsorgung der Verpackung am Lebensende. Was hat eine bessere Ökobi lanz: eine Verpackung aus Karton oder eine Plastik folie? Eine Kartonverpackung darf höchstens etwa drei Mal so schwer sein wie eine Plastikverpackung, um ökologisch
besser abzuschneiden. Leider ist bei Kartonverpackungen oft deutlich mehr Material notwendig. Wir können die Ökobilanz aber durch den Einsatz von Recyclingkarton oder FSC-zertifiziertem Karton verbessern. Ist es sinnvoll, verderbliche Ware in Papier einzuwickeln anstatt in Plastik? Das kommt ganz auf die Ware
an. Bei Salat oder Karotten kann Papier als Verpackung sinnvoll sein, da hier ein besserer Feuchtigkeitsaustausch erfolgt und weniger Kondenswasser entsteht. Bei Exoten wie Mangos macht es keinen Sinn. Diese werden ohne Verpackung idealerweise bei Zimmertemperatur gelagert.
Bio-Gemüse in Plastikfolie stört viele Kunden. Warum kann man sie nicht einfach unverpackt anbie ten? Bio-Gemüse muss von der konventionellen Ware unterscheidbar sein. Das ist eine Zertifizierungsvorgabe und muss über die Verpackung sichergestellt werden. Viele Bio-Produkte kennzeichnen wir mit Hilfe von Elastitags und Aufklebern. So können wir auf eine Verpackung verzichten. Dies ist aber nicht bei allen Gemüsesorten möglich, weil ohne den richtigen Verpackungsschutz die Qualität der Ware leidet. Bio-Ware liegt durchschnittlich länger im Laden, weshalb der Schutz eine grössere Rolle spielt. Zum grossen Teil bieten wir dann eher die konventionelle Ware unverpackt an, da sich diese mehr und schneller verkauft. Was nützt es überhaupt, in einem Land mit einer funk tionierenden Abfallentsor gung den Plastikverbrauch zu reduzieren? Wir müssen mit gutem Beispiel vorangehen und insgesamt weniger verbrauchen. Denn die Schweiz produziert überdurchschnittlich viel Abfall. Das betrifft nicht nur Plastik, sondern auch andere Abfälle. Deshalb verfolgen wir das Motto: Je weniger, desto besser.
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GEFLÜGEL
Ein Stall wie ein Wimmelbild: Die Hühnchen und Hähnchen beim Trinken (l.), beim Essen (o. l.) und beim Posieren mit Samuel Guggisberg und Heinz Nussbaum (u. r.).
DER PERFEKTE STALL
29 Grad Celsius für die Bibeli Denken Sie beim Wort Stall an eine alte, sanierungsbedürftige Bretterbude? Falsch gedacht. Auch in der Schweizer Landwirtschaft spielt moderne, klimaneutrale Gebäudetechnik längst eine wichtige Rolle. Eines der besten Beispiele: Der neue Geflügelstall in Zimmerwald BE, den zwei Landwirte in Zusammenarbeit mit Bell geplant und realisiert haben.
Text: Thomas Rickenbach Fotos: Karl-Heinz Hug
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Es ist Ende Sommer 2021. Wir alle wären froh darum, wenn es endlich einmal 29 Grad warm und trocken wäre. Hinter einer Stalltür in Zimmerwald BE hat man beides. Aber der Reihe nach. Beim Stall angekommen blicken wir zuerst aus dem Fenster des Büros hinunter in den Innenbereich, in dem es von kleinen, gelblichen Geschöpfen nur so wimmelt. Der erste Instinkt lautet: Küken zählen. Prompt fragt Samuel Guggisberg aus dem Hintergrund: «Und, wie viele sind es?» Schwer zu sagen. Die Schätzung lautet: sicherlich mehrere Tausend Bibeli. Guggisberg schmunzelt: «Es sind 24 000.» Eng ist es trotzdem nicht. Die Küken leben in einem der modernsten Ställe der Schweiz. In Zimmerwald, weniger als zehn Kilometer Luftlinie von der Bundesstadt,
«Nach und nach wird die Temperatur auf 21 bis 22 Grad gesenkt» eröffneten die beiden Landwirte Samuel Guggisberg und Heinz Nussbaum im Sommer 2020 mit Unterstützung des Fleischverarbeiters Bell den ersten und bisher einzigen Hühnerstall der Schweiz, der den Standard BTSplus erfüllt. Ausgerüstet mit Mantel, Gummistiefeln und Kopfhaube betreten wir den Stall. Als
sich die Tür öffnet, piepst es von hier, von dort, von überall. Das allgemeine Gepiepse der Küken ist der Grundton, der im Stall herrscht. Sonderlich scheu sind die Tierchen nicht. Sie rennen nicht sofort davon, wenn sich Füsse nähern, sondern tun dies sehr gemächlich und unauffällig. Wenn man nach dreissig Sekunden auf
den Boden blickt, merkt man, dass sich die kleinen Hähne und Hühner verzogen haben. Weg zu den Kollegen, zu den Futternäpfchen oder den Tränken. Bei unserem Besuch leben die Küken seit einer Woche im Stall. Empfangen wurden sie bei einer Innentemperatur von 33 Grad, automatisch und computergesteuert eingestellt. «Nach und nach wird die Temperatur jetzt auf 21 bis 22 Grad gesenkt», erklärt Guggisberg. Momentan sind wir bei 29 Grad angekommen. Die Senkung geschieht im Verlauf der 30 bis 36 Tage, welche die Tiere hier verbringen. Immer ihren Bedürfnissen angepasst. An den genauen Temperaturen können Guggisberg und Nussbaum schrauben. Was für die Küken am besten ist, hängt auch von Aussentemperatur und Luftfeuchtigkeit ab.
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GEFLÜGEL
DREI FRAGEN
Stephan Wolf Leiter Organisationseinheit Geflügel bei der Bell Schweiz AG
Weshalb unterstützt Bell den Bau solcher Ställe? Der BTSplus-Geflügelstall passt perfekt in unsere Nachhaltigkeitsstrategie. Wir wollen unsere Lebensmittelproduktion möglichst nachhaltig gestalten und die vorgelagerten Bereiche der Tierproduktion mit einbeziehen. Die Geflügelproduktion eignet sich hierzu hervorragend, weil wir da einen integrierten Ansatz verfolgen und unter anderem mit standardisierten Stallbaukonzepten arbeiten. Diese entwickeln wir mit den Landwirten kontinuierlich weiter. Wie lautet die Zwischenbilanz nach rund einem Jahr? Der Stall ist auch ein Pilotprojekt des Bundesamts für Energie BFE. Die Aufzeichnungen für das erste Winterhalbjahr zeigen, dass der Heizenergiebedarf 77 Prozent tiefer liegt als bei einem herkömmlichen Stall. Dieses Ergebnis hat unsere hohen Erwartungen übertroffen. Es motiviert uns, diesen Ansatz auch für weitere Ställe zu übernehmen. Auch für das Tierwohl sehen wir wesentliche Vorteile: durch das einzigartige Belüftungs- und Heizungssystem ist die Temperatur in den Wintergärten angenehmer. Die Tiere nutzen dadurch die Aussenflächen gerne auch in den kalten Jahreszeiten und haben somit ganzjährig mehr Fläche zum Scharren und Picken zur Verfügung. Inwiefern profitiert der Kunde von diesem modernen Stall? Den Konsumentinnen und Konsumenten ist Nachhaltigkeit wichtig. Das Projekt vereint mit der CO2-freien Pouletmast und einer Erhöhung des Tierwohls zwei wichtige Nachhaltigkeitsanliegen gleichzeitig. Damit setzt die ohnehin schon fortschrittliche Schweizer Geflügelwirtschaft die Messlatte nochmals höher.
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Die Photovoltaikanlage auf dem Dach des Stalls liefert pro Jahr rund 67 000 Kilowattstunden Strom.
Ab dem zehnten Tag werden erhöhte Sitzgelegenheiten in den Raum gestellt, auf denen die Tiere gerne die Nacht verbringen. Diese Bänke werden eingesetzt, um die Anforderungen von BTS (Besonders Tierfreundliche Stallhaltung) zu erfüllen. Zudem werden die Kleinen mit der Zeit vermehrt in den helleren «Wintergarten» an die frische Luft gehen. Im Winter, wenn die Tiere noch klein sind und das Federkleid nicht entwickelt ist, kann der Wintergarten mit Schiebefenstern geschlossen und leicht geheizt werden, damit sich die Kleinen dort wohl fühlen. Auch dies ist eine neue Investition ins Tierwohl und zeichnet die BTSplus-Haltung aus. «Wir haben hier ein Plus beim Tierwohl, aber auch beim Energetischen und bezüg-
TAT NR. 389 lich Umwelt», beginnt Heinz Nussbaum zu erklären. In einem Satz auf den Punkt gebracht: «Der Stall produziert die Energie, die er verbraucht, selbst.» Er ist Minergie-A-zertifiziert und verursacht keine CO2-Emissionen. Eine Photovoltaikanlage nimmt rund einen Viertel des Dachs in Anspruch. Sie liefert mehr Energie, als der Stall benötigt. Eine Wärmerückgewinnungsanlage nutzt die Abwärme, welche die Küken abgeben. Die Frischluft aus dieser Abwärme ist zu 80 Prozent für die Temperatur im Stall verantwortlich. Die restlichen 20 Prozent steuert eine Wärmepumpe bei, die durch die Photovoltaikanlage betrieben wird. Erstaunlich, dass der Stall von zwei Landwirten betrieben wird, die noch nicht lange
GESETZE UND ANFORDERUNGEN VON BTS ZU BTSPLUS Wie Geflügel gehalten werden muss, wird in der Schweiz zunächst durch Tierschutzgesetz und -verordnung geregelt. Vorgeschrieben sind unter anderem: genügend Stallgrundfläche, Raum zum Scharren und für die Ruhe sowie Fütterungs- und Tränkeeinrichtungen. Um die Vorgaben von BTS (Besonders Tierfreundliche Stallhaltung) zu erfüllen, sind zudem ein geschützter Aussenklimabereich und erhöhte Sitzflächen erforderlich. Als BTSplus bezeichnet Bell Ställe, die zudem eine energieneutrale Aufzucht von Mastpoulet ermöglichen und einen im Winter und in der Übergangszeit temperierbaren Wintergarten haben. Ein solcher Geflügelstall hat unter anderem zum Ziel, keine fossile Energie einzusetzen.
Voll automatisiert wird das Futter an diese kleinen Trichter verteilt. Sind die Tiere dann einmal grösser, können sie auch in den Wintergarten (u.).
ENERGIENEUTRAL UND TIERFREUNDLICH: DER BTSPLUS-GEFLÜGELSTALL Gemeinsam mit Bell hat Coop einen vollständig energieneutralen, CO2-freien Geflügelstall lanciert, der auch erhöhte Anforderungen an das Tierwohl erfüllt. taten-statt-worte.ch/389
Pouletproduzenten sind. Die Geschichte begann 2016, als sich Nussbaum darauf vorbereitete, den elterlichen Hof – zwei Kilometer entfernt – zu übernehmen und sich überlegte, wie er den Betrieb ausrichten wolle. Nebst dem Getreideanbau wurde vor allem Milchwirtschaft betrieben. Nussbaum, der «Analytiker» des Duos, wollte auf Hühner setzen. «Weil die Bevölkerungszahl in der Schweiz steigt, steigt der Fleischkonsum, gerade von Poulet. Wir haben also einen Wachstumsmarkt, auch weil vermehrt Schweizer statt ausländisches Pouletfleisch gekauft wird.»
Nussbaum wusste: Er braucht Partner. So fand er Guggisberg, eher der «Praktiker» der beiden, dessen Hof auf Kartoffeln spezialisiert ist. Eine Parzelle in unmittelbarer Nachbarschaft zu seinem Bauernhof entpuppte sich als geeigneter Standort. Rasch wurde Bell als wichtiger Fleischverarbeiter in die Gespräche miteinbezogen. 2017 entstand schliesslich der Gedanke, hier nicht einen «normalen» Stall bauen zu wollen, sondern den BTSplus-konformen. Nach rund dreissig Tagen wird knapp ein Drittel der Hühner und Hähne den Stall verlassen. Etwa eine Woche später werden
auch die anderen gehen müssen. Danach wird der Stall für rund eine oder zwei Wochen geputzt und für die nächste Generation bereitgemacht. Dann heisst es auch: Der ganze «Mist» wird vom Boden entfernt und damit zu Dünger. Ein grosser Vorteil für die beiden Landwirte ist nämlich: So erhalten sie auf natürlichem Weg ihren Hofdünger. Samuel Guggisberg findet abschliessend: «Die standortgerechte Verwertung vom Hofdünger rundet das Projekt ab und schliesst den Kreislauf.» Die Küken kümmert das nicht. Sie piepsen bei 29 Grad weiter.
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Eigentlich ist er dem kupfergrün glänzenden Gartenlaubkäfer sehr ähnlich. Doch die fünf weissen Haarbüschel an den Seiten seines Hinterleibs verraten ihn – den Japankäfer. Auf dem Speiseplan des gefrässigen Kerls stehen über 300 Pflanzenarten in der Landwirtschaft, im Wald und im Gartenbau. 2017 überquerten erste Japankäfer von Italien her die Grenze in die Schweiz und konnten trotz intensiven Bekämpfungsbemühungen im letzten Jahr einen Befallsherd im Tessiner Mendrisiotto bilden. Wegen des beträchtlichen Schadenspotenzials gilt er in der Schweiz und der EU als Quarantäneorganismus. Ein Befall ist somit meldepflichtig und muss bekämpft werden. Der Bund zählt dabei auf die Unterstützung der Bevölkerung. www.youtube.com Gesucht: der Japankäfer
HOCH HINAUS
Wertvoller Einsatz Dass Obst auf Bäumen mit einem hohen Stamm wächst, ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr. Für die Produzenten ist die Zucht sogenannter Niederstammkulturen mit einer Baumkrone etwa anderthalb Meter über dem Boden einfacher. Kein Wunder, sind Hochstämmer gegenüber den niederwüchsigen Sorten, bei denen zur Erntezeit vor lauter Früchten kaum noch der Baum zu sehen ist, im Nachteil. Dabei scheint uns der Anblick eines Hochstammgartens nicht nur vertraut, auch bietet er vielen bedrohten Tierarten einen unentbehrlichen Lebensraum.
Weniger Ertrag und mehr Arbeit – das verlangte nach Hilfe. Seit nun dreizehn Jahren unterstützt Coop die Organisation Hochstamm Suisse. Waren einst gerade mal 150 Bäuerinnen und Bauern bei Hochstamm Suisse organisiert, sind es heute 1300. Auch wurden nahezu 10 000 Bäume neu gepflanzt. Bis diese den Höhepunkt ihrer Ertragsleistung erreichen, vergehen etwa 30 Jahre. Doch in dieser Zeit und auch danach findet eine Vielzahl von Insekten, Vögeln, Fledermäusen und anderen Kleinsäugern in diesen Bäumen ein Zuhause.
HAPPY BIRTHDAY BRÄNDI DOG WIRD 25!
… 2020 global das zweitwärmste Jahr seit Beobachtungsbeginn war? Rund um den Erdball werden seit 1880 die Temperaturen beobachtet und aufgezeichnet. 2020 setzte dabei den Trend zu höheren Temperaturen klar fort. Gemeinsam mit dem wärmsten Jahr 2016 (Abweichung vom globalen Durchschnitt von 0,99 Grad Celsius) und den Jahren 2015, 2017 und 2019 sind das die fünf wärmsten Jahre seit Beobachtungsbeginn. Dieser Trend hat Folgen, vor allem für die Entwicklung von Pflanzen und Tieren. In einigen Regionen gerät bereits heute die Abstimmung von Pflanzen und Insekten aus dem Gleichgewicht, sodass die Bestäubung ausfällt, weil zum Beispiel Bienen die Blüten nicht mehr erreichen.
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Fotos: Shutterstock; Agroscope; Thomas Shahan
Wussten Sie, dass …?
Eines der beliebtesten Brettspiele der Schweiz feiert Jubiläum. 1996 verliessen die ersten BrändiDog-Serien die Schreinerei der Stiftung Brändi in Neubrugg/Sursee LU. Dort wird das Spiel aus Holz seit jeher hergestellt. Stetig weiterentwickelt, gibt es den Brändi Dog heute für vier und sechs Personen. Auch ist eine XS-Reiseversion erhältlich. Gespielt wird im Team, mit Bridge-Karten und dem Ziel, die gegnerischen Murmeln heimzuschicken. Hübscher Nebenaspekt: Mit dem Kauf unterstützt man die berufliche, gesellschaftliche und kulturelle Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigung. www.braendi.ch
MIX
DER JAPANKÄFER INVASIVER VIELFRASS
TAT NR. 231
WENIGER KUPFER – MEHR BIO Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) sucht Ersatz für Kupfer als Pflanzenschutzmittel in der Bio-Landwirtschaft. Der Coop Fonds für Nachhaltigkeit unterstützt das Forschungsprojekt finanziell. taten-statt-worte.ch/231
HELLO MULTI-BAG BYE-BYE, PLASTIKSÄCKLI Dieser Beutel hat es in sich! Als Allrounder konzipiert, kann der Mehrwegbeutel von Coop für Früchte und Gemüse verwendet werden. Preisetiketten lassen sich mühelos entfernen, und zum Reinigen kann er bei 30 Grad in die Waschmaschine geschmissen werden. Hergestellt ist der Beutel aus FSC-zertifizierter Zellulose. Und weil im Gegensatz zur Produktion eines Baumwollbeutels bei der Herstellung des Multi-Bags deutlich weniger Energie und Wasser gebraucht werden, trägt er die Oecoplan-Label-Auszeichnung und wird ausserdem vom WWF empfohlen. Zu kaufen gibt es ihn im Triopack für 4.95 Franken in der Gemüseabteilung. Tipp: Ware erst wiegen, dann in den Beutel stecken. So fallen die 27 Gramm des Multi-Bags nicht ins Gewicht.
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MODE
«Konsumenten haben den grössten Einfluss» Lässt sich ein voller Kleiderschrank mit einem guten Gewissen vereinbaren? «Ja», sagt Sabine Portenier. Die Designerin für nachhaltige Mode erklärt, worauf es bei Kauf und Herstellung zu achten gilt. Interview: Sylvie Kempa
Frau Portenier, mit Ihrem ersten Versuch, nachhaltige Mode zu kreieren, scheiterten Sie. Woran? Die Zeit war nicht reif dafür. Dass die Mode gleich nach der Erdölindustrie der zweitgrösste Klimasünder ist, war 2008 kaum jemandem bewusst. Ausserdem herrschte Finanzkrise. Die Botschaft, die man uns ent gegenbrachte, war eindeutig: Viel zu teuer! Muss nachhaltige Mode teuer sein? Überhaupt nicht. Aspekte wie Produktionsstandort, Material und Anzahl der Zwischen händler beeinflussen den Preis massiv. Da mittlerweile auch asiatische Produzenten nachhaltigen Standards gerecht werden, ist es mög lich, zu fairen und ökologi schen Bedingungen ein
T-Shirt zwischen 25 und 30 Franken zu verkaufen. Eines für 5 Franken kann jedoch nicht nachhaltig sein. Heute liegt nachhaltige Mode voll im Trend. Was ist geschehen? Das Bewusstsein hat sich verändert. Nicht nur gesell schaftlich, sondern auch in Politik und Wirtschaft. Welchen Einfluss hatte beispielsweise das Engagement von Coop mit der Marke Naturaline? Einen massiven! Grosse Unternehmen haben Einfluss. Wenn sie Druck machen und neue Standards etablieren, erreichen sie damit eine Umstellung – bei den Produzenten, aber auch bei den Konsumenten erwirken sie damit ein Umdenken.
Das Flap-Dress aus der aktuellen Kollektion Jeanne ist aus Gots-zertifiziertem Baumwollsweat gefertigt – in Sabine Porteniers Manufaktur (Bild links).
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Schärfte die Pandemie dieses Bewusstsein weiter? Ich denke schon. Vor allem hat sie den Fokus auf die Lie ferketten gelenkt. Den Leuten wurde bewusst, wie wichtig lokale Produktionen sind. Denn manche Güter waren plötzlich nicht mehr verfüg bar. Wir, die lokal produzie ren, wurden plötzlich ange fragt, Masken für den Medi zinalbedarf zu nähen.
FAIR GEHANDELTE BIOBAUMWOLLE Seit 1995 bestehen unsere Naturaline-Textilien aus fair gehandelter Bio-Baumwolle. Das schont die Umwelt und fördert die soziale Gerechtigkeit im Baumwollanbau in Indien und Tansania.
Stellen Sie auch eigene Stoffe her? Wir haben gerade damit ange fangen. Mein Mann Dominik, ist bildender Künstler und hat die Print-Entwicklung über nommen.
taten-statt-worte.ch/193
Wenn ich ein in der Schweiz produziertes nachhaltiges T-Shirt kaufen will, wie viel muss ich bereit sein, dafür auszugeben? 100 Franken mindestens. Dieser Preis klingt hoch. Aber wer bei uns im Atelier steht und sieht, wie die Shirts zuge schnitten und genäht werden, versteht den Preis. Slow Fashion scheint für den Konsumenten ein eher teures Unterfangen zu sein? Langfristig gesehen kostet uns Slow Fashion weniger als billige Fast Fashion. Dabei muss man über den Preis hin ausdenken. Auch soziale Ungerechtigkeit sowie die ökologischen Schäden und Gesundheitskosten, die durch Schadstoffe in der Produktion von Billigmode entstehen, wer den uns am Ende mehr kosten. Definiert man Nachhaltigkeit, darf neben sozialen und ökologischen Aspekten auch der gesundheitliche Faktor nicht vergessen gehen. Liegen Kompromisse drin? Ohne geht es nicht. Bei uns läuft es so, dass wir nicht nur mit biozertifizierten Stoffen arbeiten, sondern auch auf Überhänge von grösseren Firmen zurückgreifen und diese verwerten. Zertifi zierungen sind ein Aspekt,
Sabine Portenier steht für nachhaltige Mode. Die preisgekrönte Thuner Designerin produziert lokal faire und ökologische Kleidung.
gesunder Menschenverstand ein anderer. Ich kenne viele kleine Produzenten, die nach haltig herstellen, sich aber kein Zertifikat leisten können.
Fotos: Tabea Reusser; Pascal Zaugg
INTERVIEW
TAT NR. 193
Mode lebt von ständiger Erneuerung. Nachhaltigkeit impliziert Konstanz. Wie geht das zusammen? Die Produktionsprozesse müssen auch in der Mode konstant funktionieren, sonst kann man auf dem Markt nicht bestehen. Nur das Design lebt von der Erneue rung, was der Nachhaltigkeit nicht im Weg steht. Es kann sie sogar begünstigen, wenn ein Kleidungsstück multi funktional oder zeitlos ist. Die Bauhaus-Zeit ist dafür ein gutes Beispiel. Hundert Jahre später sind die IndustrieDesigns noch immer aktuell.
DIE MODEDESIGNERIN Handwerks-Tradition trifft auf Trendgespür: Sabine Portenier, 50, produziert nachhaltige Slow Fashion in Thun. Sie leitet die textile Fachschule Nähwerk IDM und berät als Pionierin im Nachhaltigkeits bereich Designer und Start-ups. Für ihr Engagement erhielt sie 2020 den Grossen Kulturpreis der Stadt Thun. portenier.ch
Nachhaltigkeit liegt in der Mode zu einem grossen Teil auch beim Verbraucher und dessen Umgang mit Kleidung. Wie handhaben Sie das selbst? Als Mutter von drei Kindern setze ich auf Recycling. Wir gehen an die Kleiderbörse, oder ich kaufe ein qualitativ hochwertiges Stück, das alle drei nacheinander tragen können. Weniger kaufen, dafür bewusster. Dem Kon sumenten muss klar sein: Er hat den grössten Einfluss auf die Mode-Industrie. Wenn sich die Nachfrage verändert, verändert sich auch die Produktion. Wo liegt das Potenzial für weitere nachhaltige Veränderungen? Eine aktuelle Bewegung
nennt sich Clean Cloth Cam paign. Sie hilft den Konsu menten, sich im LabelDschungel zurechtzufinden. Auch die Möglichkeit, sich auf digitalem Wege Kleidung auf Bestellung anfertigen zu las sen, birgt Potenzial. Denn die Überproduktion ist ein grosses Problem der ModeIndustrie. Reicht es, Vorreiterin zu sein, oder müssen auch Sie sich, um nachhaltig produzieren zu können, immer wieder neu erfinden? Die Grundhaltung bleibt, aber die eigenen Prozesse überdenken und anpassen muss sein. Es braucht viel Herzblut, um in diesem Business bestehen zu können.
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SWISS MADE
LACHSZUCHT
Atlantik in den Alpen Atlantik-Lachs? Da denkt niemand an Bündner Berge. Doch genau hier, im kleinen Dorf Lostallo, werden die bislang ersten Schweizer Lachse gezüchtet – vom Rogen bis ins Verkaufsregal. Als Abnehmerin der ersten Stunde führt Coop den nachhaltig produzierten «Swiss Lachs» bereits seit drei Jahren im Sortiment.
Text: Mirjam Oertli
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Imposant, aber schlicht wirkt der kubische Bau. Mit seiner klaren Geometrie, im Kontrast zu den umliegenden Berghängen des südbündnerischen Misox fast ein bisschen futuristisch. Verstärkt wird diese Anmutung aber auch durch eine Ahnung dessen, was sich im Inneren des holzvertäfelten Kubus befindet: In der Indoor-Zuchtanlage der Swiss Alpine Fish AG in Lostallo tummeln sich unzählige Fische. Atlantik-Lachse made in Switzerland, quasi. «Was wir hier machen, ist die Zukunft», sagt Verkaufs- und Marketingdirektor Ronald Herculeijns. Dann holt er aus und spricht vom gestiegenen Lachskonsum weltweit, aber auch in der Schweiz. Von ökologisch belastenden Zuchten in Netzgehegen, etwa in norwegischen Fjorden,
Nur die Eier stammen aus Island. Ansonsten verbringt der Atlantik-Lachs aus Lostallo sein Leben von A bis Z in der Schweiz: von der Larve bis zum zweijährigen Fisch.
die einen Grossteil der weltweiten LachsNachfrage abdecken. Und von Chemikalien, Hormonen und Antibiotika, die dort nötig seien, um Parasiten oder Algen plagen entgegenzuwirken. «Im Gegensatz dazu produzieren wir unseren ‹Swiss Lachs› nachhaltig und ohne Chemie oder Medikamente.» In der Indoor-Anlage sind Fische frei von Parasiten, und das Wasser wird in einem geschlossenen Kreislauf permanent durch ein ausge klügeltes Filtersystem gereinigt.
Um kein hygienisches Risiko von aussen hinein zu tragen, geht es mit Schuh überziehern, Häubchen auf dem Kopf und desinfizierten Händen ins Innere der Anlage. In kleinen Becken, kaum grösser als Kuchenbleche, sind unzählige Lachseier zu sehen. Hier und dort bewegen sich bereits geschlüpfte Tierchen. Jeden zweiten Monat erhält die Swiss Alpine Fish AG rund 40 000 Lachs eier aus Island. Herculeijns holt die Kisten jeweils selbst vom Flughafen ab. In
Lostallo wachsen die Tiere in zwei Monaten zu zwei Zentimeter grossen Larven heran. Sind sie gross genug, kommen sie in eines von sieben Süsswasserbecken. So wird ihr Platz wieder frei für die nächste Lieferung. Getreu ihren natürlichen Lebensbedingungen bleiben die Lachse im ersten Lebensjahr im Süsswasser. Nach einer Übergangszeit im Brackwasser (Gemisch aus Süss- und Salzwasser), in dem sie ihre Organe auf Salzwasser umstellen, kommen sie ins salzhaltige Wasser des grossen Ringbeckens. Ein erstaunlich leichter Fischgeruch liegt hier in der Luft. Das Ausmass des Beckens ist beeindruckend: 32 Meter Durchmesser, 6 Meter Tiefe. Leuchtröhren erzeugen den Eindruck natürlicher
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SWISS MADE
FÜNF FRAGEN Gerhard Zurlutter Leiter Projekte & Einkauf Übersee, Tiefkühlprodukte, Coop Genossenschaft
Wie gewährleistet Coop die Nachhaltigkeit des FischSortiments? Wir lassen das ganze Sortiment permanent vom WWF prüfen. Dabei stellen wir sämtliche Details der Fischbeschaffung zur Verfügung. Wie Infos zu Spezies, Ursprung, Fischereien und Zuchtbetrieben. Was, wenn ein Produkt der Prüfung nicht standhält? Dann nehmen wir es aus dem Sortiment. Wir führen so ausnahmslos als empfehlenswert oder akzeptabel bewerteten Fisch und Seafood. Welche Nachhaltigkeitskriterien sind bei der Beschaffung zentral? Eine Spezies darf nicht zu den gefährdeten Arten gehören. Auch gibt es Dinge, die wir schlicht nicht tun würden – etwa lebenden Fisch (ausser Muscheln) verkaufen. Bei Wildfang achten wir auf eine MSC-Zertifizierung, welche die Standards für Fangquoten und -methoden festlegt. Bei Zuchtfischen bevorzugen wir Bio oder ASC-Zertifizierung. Was leisten Labels? Glaubwürdige Labels versichern den Konsumenten, dass sie das Richtige tun. Der WWF stuft MSC und ASC als empfehlenswert ein, denn beide arbeiten permanent an Verbesserungen ihrer Standards. Und was ist mit Schweizer Fisch? Er ist aus Wildfang und Zucht exemplarisch in Sachen Nachhaltigkeit, auch ohne Label. Die Zucht des Tropenhauses Frutigen und die Swiss Alpine Fish AG zum Beispiel haben zwar kein ASC-Label, wurden aber vom WWF sehr positiv bewertet.
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Ihr zweites Lebensjahr verbringen die Lachse im salzhaltigen Wasser des riesigen Ringbeckens. Hier sorgt eine ausgeklügelte Filtertechnologie dafür, dass 95 bis 98 Prozent des Wassers permanent recycliert werden.
Swiss Lachs züchtet nicht nur, sondern verarbeitet die Lachse gleich selbst vor Ort. Fürs Räuchern über Eichen- und anderem Holz ist ein Räuchermeister aus Schottland zuständig.
Lichtbedingungen. «Wir simulieren den nordischen Sommer», erklärt Herculeijns. Mehrere Tausend Fische, rund 80 Zentimeter lang, schwimmen im Becken in gleicher Richtung. Nur etwa die Hälfte der Tiere aus den jeweils 40 000 Eiern schaffen es bis hierher. «Weil sie keine natürlichen Feinde haben, sind es aber weit mehr, als es in der freien Wildbahn wären.» Der Lachsschwarm wirkt, als ob er stillstehen würde. Bei genauerem Hinsehen wird klar: Die Fische schwimmen gegen den Strom, der durch Propeller im Wasser erzeugt wird. Ein Surren aus dem Nebenraum verrät die Hightech-Filteranlagen, die die 4500 Kubikmeter Wasser permanent reinigen und wiederaufbereiten. Fischkot und Futterabfälle werden herausfiltriert und zu Biogas verarbeitet. Nur zwei bis fünf Prozent des Wassers werden mit Frischwasser ersetzt. Ebenso wenig fliesst als Abwasser in den nahen Bergfluss Moësa. 95 bis 98 Prozent bleiben im System. Betrieben wird die Anlage mit Strom aus dem lokalen Wasserkraftwerk. Die Nachhaltigkeit einer solchen IndoorZucht mit geschlossenem Kreislauf war es, die Ronald Herculeijns vor einigen Jahren für die Idee eines Freundes, des Mitgründers der Swiss Alpine Fish AG, begeistert hatte. Dieser hatte eine Dokumentation über die Schattenseiten der
TAT NR. 174
DER WWF ÜBERPRÜFT DAS FISCHSORTIMENT VON COOP Seit 2006 ist Coop Partnerin des WWF und engagiert sich für eine nachhaltige Wertschöpfungskette bei Fisch und Seafood. taten-statt-worte.ch/174
Lachszucht in Netzgehegen gesehen und wollte es besser machen. Selbst wenn Fischzucht für Herculeijns Neuland war: Er erkannte das Potenzial und stieg, fasziniert vom Unternehmertum, mit ein. Der Weg bis zur ersten «Ernte» war nicht ohne Hürden. Zweimal musste der Investitionsbetrag von insgesamt 16 Millionen Franken erhöht werden. Auch waren die Nähte des grossen Ringbeckens zunächst undicht, was die Marktlancierung erheblich verzögerte. Leider erreichten in der Anfangsphase zu wenige Fische innert zwei Jahren die angepeilte Grösse von 3,5 bis 4 Kilo. Doch die Lernkurve war steil, so Herculeijns. Im September 2018 konnte erstmals an Coop und den Fischhandel geliefert werden. Ein ganzer Fischschwarm scheint sich unter den Futterspendern versammelt zu haben. «Sie sind intelligent», lacht der Unternehmer. Zweimal pro Stunde erhalten die Tiere Pellets aus Fischmehl, Fischöl und pflanzlichen Bestandteilen. Die rosa Farbe, die ihr Fleisch auszeichnet, verursacht das Krebsmehl im Futter. Ziel sei es, den Fischmehlanteil von rund 25 Prozent weiter zu senken, etwa indem Insektenmaden beigegeben werden. Geschlachtet werden die Lachse, wenn sie zwei Jahre alt sind. Herculeijns bevorzugt, von «ernten» zu sprechen. Bevor die Tötung mit einem Kiemenschnitt erfolgt, werden die Tiere mit einem Stromschlag
betäubt. Das sei gesetzlich vorgegeben. Und auch er wolle verhindern, dass sie leiden. Bei allem Geschäftssinn ist es ihm wichtig, dass es den Fischen gut geht. Auch deshalb will er ihre Zahl in den Becken nicht stark erhöhen, obwohl die Firma die geplante Kapazität von 600 Tonnen Lachs pro Jahr aktuell nicht erreicht. Warum aber prangt kein Label auf den Verpackungen von «Swiss Lachs»? Die Vorgaben des ASC-Labels für Zuchtfische übertreffe man bei weitem. Man würde damit also quasi tiefstapeln, so Herculeijns. Und bei Bio Suisse gebe es noch keine Standards für die Indoor-Zucht mit Kreislauf-Anlagen-Technologie. Ob mit oder ohne Label: Die Nachfrage ist da. «Coop hat schon an uns geglaubt,
als wir noch im Bau waren», sagt der Unternehmer. Auch habe der WWF den Lachs aus Lostallo als sehr empfehlenswert eingestuft. Heute ist «Swiss Lachs» neben Coop auch bei weiteren Grossverteilern und Fischhändlern sowie im Shop vor Ort und online erhältlich – sowohl als Frischfisch als auch geräuchert. Ins Ausland liefert die Firma nicht. Die Nachfrage allein in der Schweiz sei gross genug. Ausserdem tragen die kurzen Transportwege zur Nachhaltigkeit bei. Herculeijns: «Und zur Frische! Denn Lachs von uns, der heute auf der Verkaufstheke liegt, ist mit grosser Wahrscheinlichkeit vor zwei, drei Tagen noch hier geschwommen.»
ENGAGIERT FÜR NACHHALTIGEN FISCH Zusammen mit dem WWF gibt Coop 100 Prozent für nachhaltigen Fisch und Seafood. Seit dem Jahr 2000 baut Coop das Sortiment an Fisch und Seafood mit nachhaltiger Herkunft kontinuierlich aus. Heute erfüllen 70,1 Prozent der Fische aus Wildfang den MSC-Standard (Marine Stewardship Council). 14,5 Prozent der Zuchtfische tragen das ASC-Label (Aquaculture Stewardship Council). Auch stammen 54,2 Prozent der Fische und Meeresfrüchte aus zertifizierter nachhaltiger Produktion. Zudem bietet Coop das grösste Seafood-Angebot in Bio-Qualität der Schweiz an.
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MIX
GRÜN GEWINNT IM KLEINEN GROSSES TUN Zug oder Flug? SUV oder E-Auto? To-go-Becher oder Kaffeetasse? Fast Fashion oder Fair Fashion? Plastikverpackung oder Äpfel lose in die Tasche? Diese Fragen wirken kleinteilig – und doch sind sie wichtig. Denn sie spiegeln das, was jede Einzelne und jeder Einzelne zum grossen Problemfeld Klimawandel beitragen kann. Marie Nasemann ist heute die wichtigste Botschafterin für faire Mode in Deutschland. Über seinen Blog und Social Media schärft das Model das Bewusstsein einer ganzen Generation für grüne Themen. Marie Nasemann erzählt anhand vieler persönlicher Geschichten, wie sie versucht, ihren eigenen grünen Kompromiss zu leben. Eine unterhaltsame Anleitung für nichts Geringeres als eine bessere Welt! Das Taschenbuch «Fairknallt», herausgegeben von Ullstein, mit Anregungen für ein nachhaltigeres Leben. Ab 28.90 Fr., ISBN 978-3-86493-164-2
APÉRO UND FINGERFOOD
Chili-Honig-Erdnüsse Das Upgrade für jede Erdnuss! Mariniert in Chili und Honig werden sie zum unvergesslichen Knabberspass. Gemacht sind sie im Handumdrehen: 50 Gramm flüssigen Honig mit einem Teelöffel Chiliflocken in einer kleinen Pfanne erwärmen. 200 Gramm ungesalzene Erdnüsse und einen Teelöffel Fleur de Sel beigeben, mischen und auf einem mit Backpapier belegten Blech verteilen. In der Mitte des auf 180 Grad vorgeheizten Ofens circa zehn Minuten backen. Dabei die Mischung einmal mit einer Kelle wenden. Danach herausnehmen und auskühlen lassen. Als Honig eignet sich übrigens der Waldhonig aus dem Emmental – eines von 3200 regionalen Produkten aus dem «Miini Region»-Sortiment von Coop. In einer Dose oder im Einmachglas sind die Nüsse gut verschlossen circa drei Wochen haltbar. www.fooby.ch
TAT NR. 105
Diese Frage ist für die meisten frisch geschlüpften Küken eine Frage des Überlebens. Denn die männlichen Küken der Hochleistungs-Legehennen werden normalerweise keine zwei Tage alt: Dass sie zu wenig Fleisch ansetzen, ist für die Mast ökonomisch nicht vertretbar. Also werden sie getötet. Für die Aufzucht männlicher Küken engagiert sich Coop seit 2014 mit dem «Zweinutzungshuhn»-Projekt. Erweitert wird dieses mit der Einführung der Demeter-Eier und des Demeter-Fleisches: Jedes Demeter-Huhn ermöglicht einem Hähnchen das Grosswerden. Die sogenannten Bruderhähne wachsen unter biodynamischen Bedingungen mit viel Auslauf und Demeter-Futter auf.
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Fotos: Claudia Link; Monique Wittwer; Shutterstock
EI, EI, EI HÄHNCHEN ODER HÜHNCHEN? ÜBER 12 MILLIONEN VOLLE TELLER AN SOZIALE INSTITUTIONEN Coop überlässt seit 2005 einen wesentlichen Teil der Lebensmittel, die qualitativ einwandfrei sind, jedoch nicht mehr verkauft werden dürfen, den sozialen Organisationen Schweizer Tafel und Tischlein deck dich. taten-statt-worte.ch/105
KAFFEEGENUSS FAIR VERKAPSELT Kapselkaffee ist praktisch und bei Schweizerinnen und Schweizern sehr beliebt. Kapselkaffee-Liebhaber können dabei auf Bio-Suisse-zertifizierten Kaffee zurückgreifen. Als erste Schweizer Detailhändlerin bietet Coop seit vier Jahren Kapselkaffee an, der sowohl Fairtrade-zertifiziert als auch mit der Knospe von Bio Suisse ausgezeichnet ist. «La Mocca Bio» heisst er und wird von Kleinbauern im Hochland von Chiapas in Mexiko und in Peru angebaut. Die Bäuerinnen und Bauern haben sich dort zu Kooperativen zusammengeschlossen und verzichten nicht nur auf sämtliche chemisch-synthetische Düngemittel, sondern setzen sich auch gemeinsam für die Förderung der Biodiversität ein.
Wussten Sie, dass …? … dass die Bienen unser Überleben sichern? «Wenn die Biene von der Erde verschwindet, dann hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben – keine Biene mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, keine Menschen mehr ...», so Albert Einstein. Dieses Zitat verdeutlicht die Relevanz von Bienen und anderen Insekten. Durch den Einsatz von Pestiziden, den Anbau von Monokulturen und den Anstieg der Temperaturen hat die Biomasse von Fluginsekten seit dem Ende der 80er-Jahre um etwa 80 Prozent abgenommen. Der Zusammenhang mit der ökonomischen Nachhaltigkeit ist hier besonders deutlich. So wird der volkswirtschaftliche Nutzen von Bienen durch ihre Bestäubungsleistung auf über 2,8 Milliarden Schweizer Franken geschätzt.
ALPKÄSEREI Mario Albin und seine Frau Ina von der Cascharia (Käserei) Lumbrein GR produzieren mit Herzblut täglich rund 52 Laibe, die bis zur gewünschten Reife gelagert werden.
DER GOLDSCHATZ VON LUMBREIN GR
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Ein Käse, der Karriere macht
Ob mild, mittel oder rezent: Bio-Käse aus dem Val Lumnezia ist eine Delikatesse. Zweimal täglich werden die 120 Kühe auf der Alp Staviala Vedra gemolken. Durch eine drei Kilometer lange Pipeline fliesst die Rohmilch direkt in die Käserei von Mario Albin. 39
ALPKÄSEREI
Die Rohmilch landet dank einer drei Kilometer langen Pipeline direkt im Chäs-Chessi von Mario Albin. Mit der Käseharfe wird der Bruch geschnitten. Aus einem Teil der Bio-Milch entstehen Rahm und Mutschli (Bilder unten).
TAT NR. 234
Text und Fotos: Caroline Micaela Hauger
Während die Menschheit noch friedlich im Bett schlummert, geht auf der Alp Staviala Vedra ob Lumbrein GR die Post ab. Vor Sonnenaufgang werden die 120 Kühe gemolken, in einer Wanne sammelt sich ihre warme Milch. Dann ziehen die Älpler den Stöpsel. Es ist fünf Uhr früh. Plötzlich geht alles ganz schnell. Dank einer drei Kilometer langen Pipeline, die einen Meter tief unter die Erde verlegt wurde, landet die Bio-Milch 35 Minuten später und 600 Höhenmeter weiter unten direkt im Chäs-Chessi von Mario Albin.
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Dächlikappe, Plastikschürze, wacher Blick: Seit 1996 verarbeitet der Käsermeister in seiner Cascharia im Herzen von Lumbrein jährlich 920 000 Liter silofreie Milch zu 80 Tonnen Bündner BioBergkäse. Jeder Laib ist ein Unikat, wird mit Sorgfalt gepresst, gesalzen, gehegt und gepflegt. Seine raffinierte Würze und Rezeptur macht ihn beliebt. In den Filialen von Coop wird er unter dem ProMontagna-Label angepriesen. Pro Montagna steht für fairen Einkauf. Von jedem Produkt geht ein Betrag an die Coop Patenschaft für Berggebiete. So konnte beispielsweise 2003 die Milch-Pipeline saniert werden. Diese Investition sorgte dafür, dass eine der ältesten Traditionen
ES LEBEN DIE BERGE Seit 2007 unterstützt Coop mit Pro Montagna die einheimischen Berggebiete. Die Zutaten der Eigenmarke Pro Montagna stammen nicht nur aus den Bergen – sie werden auch dort verarbeitet. taten-statt-worte.ch/234
Die saftigen Weiden und Kräuter auf der Alp Staviala Vedra sorgen dafür, dass die 120 Kühe besonders hochstehende Bio-Milch liefern. 12 Bauern gaben diesen Sommer ihre Tiere in die Obhut der Sennen.
im Tal des Lichts, so heisst das rätoromanische Val Lumnezia auf Deutsch, auch weiterhin eine Zukunft hat. In jeder Ecke dampft, zischt und brodelt es. Schläuche werden an- und abgehängt, Apparate ein- und ausgeschaltet, Gitter und Rechen herumgetragen. In der Ecke blubbert aus einer fast schon historischen Zentrifuge frischer Rahm vor sich hin. Bald wird die Milchkanne voll sein und der Inhalt zu Butter verarbeitet werden. Der Chef selber hat keine Zeit für lange Erklärungen. Im Eiltempo erläutert er die nächsten Arbeitsschritte. Wie eine Ballerina dreht die Käseharfe im Kupferkessel ihre Kreise – beim Zugucken wird einem ganz schwindlig! Der Behälter fasst 3200 Liter Milch, dem Lab beige-
geben wird. Das Enzym wird aus dem Kälbermagen gewonnen. Er ist wohl auch der Grund, warum der Mensch vor rund 1000 Jahren vor Christus den Käse überhaupt erfunden hat. Die getrockneten Mägen wurden zum Lagern von Milch verwendet. Dabei wurde entdeckt, dass sie darin in kürzester Zeit dick wird. Je nach zugesetzter Labmenge dauert es etwa 40 Minuten, bis die Milch gerinnt. Mit der Zeit wird die Masse zäh und dickflüssig. Dann wird die Molke abgesondert, der feinkörnige Käsebruch wird in Form gepresst, und die Laibe werden einen Tag lang ins Salzbad gelegt. 52 Stück produziert Mario Albin pro Tag. Fast alle Arbeitsschritte, vom Einlaben bis zum Verschöpfen, führt er von Hand aus. Die
traditionelle Arbeitsweise erfordert Wissen, Geschick und Erfahrung. Seine Woche hat 60 Stunden. Zweimal im Jahr gönnt er sich mit seiner Frau Ina, die den Käseladen führt (Spezialität: Mutschli, Butter, Ziger, Rahmkäse) eine Woche Ferien. Mehr liegt nicht drin. Auch am Wochenende ruft die Pflicht. «Die Kühe auf der Alp machen ja auch nicht blau», sagt er und lächelt verschmitzt. Die Bescheidenheit der Leute im Tal berührt. Die meisten sind Krampfer, wie die Sennen auf der Alp, einem wunderschönen Fleck Erde, der süchtig macht. Es ist das Reich von Älplerin Angela, ihrem Lebenspartner Thomas und Senn Alfons. Den dritten Sommer verbringt das junge Paar bereits hier oben, Alfons ist im
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ALPKÄSEREI
DREI FRAGEN
Bruno Cabernard Geschäftsleiter Coop Patenschaft für Berggebiete
Was tut die Patenschaft für Berggebiete konkret? Wir helfen Bergbauernfamilien, Ihre Existenzgrundlage zu ver bessern, und geben ihnen so eine Zukunft. Ausserdem setzen wir uns dafür ein, die Wert schöpfung in den Berggebieten zu verbessern. Mit welchen Problemen haben Menschen in Berg regionen zu kämpfen? Die Arbeitsbelastung ist sehr hoch, der «Lohn» dafür klein, und die finanziellen Möglichkeiten sind eingeschränkt. Finanzielle Unterstützung schafft Abhilfe. Und gibt Raum dafür, neue Einkommensmöglichkeiten zu entdecken? Unbedingt! Bergbauernfamilien sind hochmotiviert und inno vativ, sonst würden sie den «Chrampf» nicht auf sich nehmen. So entstehen inno vative Ideen, und wir bieten Ihnen Hilfe zur Selbsthilfe. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Coop? Mit der Eigenmarke Pro Mon tagna verbessert Coop die Absatzmöglichkeiten von Pro dukten aus den Bergen. Und beim Kauf eines solchen Pro dukts geht ein Betrag an uns. Damit unterstützen wir wiede rum Projekte. Coop trägt auch alle administrativen Kosten der Patenschaft. Sie haben viele treue Mitglie der sowie Spenderinnen und Spender. Weshalb? Sie schätzen es, dass jede Spende zu 100 Prozent in die Berggebiete geht. Die Ein nahmen steigen glücklicher weise stetig. So konnten wir im letzten Jahr mit über 7,5 Millio nen Franken so viele Menschen in den Berggebieten unterstüt zen wie noch nie.
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Der Kupferkessel ist das Herzstück der Käserei. Er fasst 3200 Liter Milch, die jeweils morgens von der Alp Staviala Vedra angeliefert wird. Der Chef höchstpersönlich greift zum Schrubber (Bild oben), während Angela, Alfons und Thomas (v. l.) die Kühe bereits wieder auf die Weide treiben.
21. Jahr hier. Morgens und abends treiben sie die 120 Kühe zum Melken in den Stall. Ihr Revier ist 150 Hektar gross. Aktuell haben ihnen zwölf Bauern ihr Vieh anvertraut. Die Glocken bimmeln den ganzen Tag. Manche Tiere tragen Hörner, sind neugierig, fast zutraulich. Was beweist, dass die Sennen ihren Job gut machen. Genauso Mario Albin. Er gehört zu den erfolgreichsten seiner Zunft. Sein HalbhartKäse wurde schon mehrmals prämiert. Beim Bündner Bio-Käse handelt es sich um ein absolutes Naturprodukt ohne Zusatzstoffe. Ob er auch Löcher wie der Emmentaler hat? «Mein Käse hat nur Löcher, wenn ich sie selbst reinbohre. Bis die Aromen voll ausgereift sind, dauert es je nach Sorte etwa vier bis sechs Monate. Regelmässig werden die Laibe in unseren zwei Lagern gewendet und mit Salzlauge
eingerieben, bis der Käse so schmeckt, wie ich ihn mir für die Kundschaft wünsche.» Die Käserei läuft gut. Ein Stück weit dafür verantwortlich ist auch Pro-MontagnaBotschafter Bistgaun Capaul. Er sorgte mit einem grosszügigen Umbau dafür, dass die Lugnezer Betriebe überhaupt wieder auf Käse setzten. Mit Erfolg: Von Bio Suisse erhielten sie gar das Knospensiegel. Die Edelstahlgeräte glänzen wieder. Jeden Morgen putzt der Chef höchstpersönlich Kessel, Böden und Apparaturen. Im Winter erhält Mario Albin Unterstützung von Älpler Alfons. Das entlastet ihn ein wenig. Denn auf seinen Schultern liegt viel Verantwortung: Er führt den kleinen Familienbetrieb sozusagen allein. «Die Energieanlage, die Leitungen, der Laden – das alles konnten wir dank Pro Montagna realisieren.»
In der alten Hütte befindet sich ein kleines Museum. Die Milch-Pipeline erleichtert den Sennen den Alltag. Die Käseherstellung hat dank Pro Montagna im «Tal des Lichts» Zukunft, doch es wird immer schwerer, Nachwuchs zu finden.
FAIRER KREISLAUF HERZHAFTES AUS DEN SCHWEIZER BERGEN Coop unterstützt mit der Eigenmarke Pro Montagna einheimische Berggebiete. Dank des Pro-Montagna-Sortiments finden Berg- und Alpkäsereien und andere handwerkliche Familien- und Kleinbetriebe einen wichtigen Absatzkanal für ihre authentischen und hochwertigen Spezialitäten. Da die Rohstoffe aus der Bergzone stammen und diese auch dort verarbeitet werden, gelingt es, Arbeitsplätze in den Berggebieten zu sichern und Abwanderung zu verhindern. Ebenfalls einzigartig ist die Verbindung von Pro Montagna mit der Coop Patenschaft für Berggebiete – einem gemein nützigen Hilfswerk, das zukunftsweisende Projekte zugunsten der Bergbevölkerung unterstützt. Ein Teil des Verkaufspreises der Pro Montagna Bergprodukte geht an die Coop Patenschaft für Berggebiete und fliesst somit direkt ins Berggebiet zurück. Bis Ende 2020 kamen über 12,8 Millionen Franken zusammen. So schliesst sich der Pro-Montagna-Kreislauf. Die landwirtschaftliche Nutzung der Alpen bedeutet zudem auch Landschaftspflege, welche für den Tourismus elementar ist.
Doch nun ist die Genossenschafts-Käserei in die Jahre gekommen. Eine Total sanierung steht an. Auch möchte der 55-Jährige gerne kürzertreten. Es wird schwierig, einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin zu finden: «Die Jungen wollen keine Arbeit mehr, nur noch einen Job.» Dabei sei seine Tätigkeit zwar hart, aber auch befriedigend. Gerne teilt er seine Freude und führt regelmässig Betriebsbesichtigungen durch. Nun gönnt er sich zum ersten Mal an diesem Morgen mit seiner Frau Ina einen Milch-Kaffi am gemütlichen Küchentisch. Beide beissen herzhaft in ein rezent gereiftes Stück Bergkäse. Und freuen sich jetzt schon auf die Lumbreiner-Fonduemischung aus hauseigener Produktion, die sie am Abend geniessen werden. In Bio-Qualität, versteht sich.
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FAIRTRADE
Dank Max Havelaar-Fairtrade finden kleinbäuerliche Landwirtschaftsbetriebe Zugang zu Absatzmärkten und erhalten finanzielle Mittel, die es ihnen erlauben, auch Rücklagen zu bilden.
GEWISSENSSACHE
Fair handeln und fein geniessen Mit Röstkaffee aus fairem Han del legte Coop vor 30 Jahren den Grundstein einer Erfolgs geschichte. Mittlerweile umfasst Fairtrade eine Palette von über 1300 Produkten – und mit denen lässt sich auch hervorragend fair kochen.
Angefangen hat alles mit Kaffee. Zu Beginn der 1990er-Jahre läuft in der Schweiz eine Kampagne für «sauberen» Kaffee. Hintergrund sind die stark fallenden Weltmarktpreise für die begehrten Bohnen – wobei es sich botanisch ja eigentlich um den Samen der Kaffee pflanze handelt. Mit dem Slogan «Wie viel Kaffee eine Lokomotive kostet» machen sechs grosse Schweizer Hilfswerke die Bevölkerung auf die sich immer weni-
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ger lohnende Arbeit von Kleinproduzenten in Entwicklungsländern aufmerksam. Wie schon zuvor die Niederlande will auch die Schweiz ein Label für fair gehandelten Kaffee einführen. Nachdem Coop signalisiert hat, bei dem Projekt mitzu machen, schlägt am 14. Februar 1992 die Geburtsstunde der Max Havelaar-Stiftung Schweiz. Nur anderthalb Monate später stehen bereits die ersten «Solidaridad»-Packungen mit Röstkaffee
Fotos: Christian Nusch; Cesar David Martinez
Text: René Haenig
aus fairem Handel in hiesigen Coop- Läden. Die Schweizer Grossverteilerin weitet das Angebot peu à peu auf zahlreiche andere Produkte aus: Honig, Schokolade, Zucker, Tee und Bananen bis hin zu Fruchtsäften. Zeitgleich entstehen in vielen anderen europäischen Ländern verschiedene Fairtrade-Label-Inititativen. Diese unter einem Dach zu vereinen, gelingt 1997 mit der Gründung der internationalen Organisation Fairtrade International. Der Verein, dem dreizehn nationale FairtradeLabel-Initiativen angehören, darunter die Max Havelaar-Stiftung Schweiz, hat seinen Sitz in der früheren deutschen Hauptstadt Bonn. «Zu den wichtigsten Fairtrade-Partnern – sogar international – mit dem breitesten Sortiment an Fairtrade-zertifizierten Produkten gehört Coop», sagt André Koch, Mitglied des Stiftungsrats bei Fairtrade
Max Havelaar Switzerland. Was vor fast 30 Jahren mit Röstkaffee begann, ist bis heute auf über 1300 Fairtrade Produkte angewachsen. «Zu den absoluten Rennern», so Pius Marti, Brand Manager Fairtrade bei Coop, «gehören mit Abstand Bananen, insbesondere Bio-Fairtrade Bananen.» Unter den Hit-Früchten finden sich ausserdem Mangos und Limetten. Top sind auch Schoggiweggli sowie Mokka-Joghurt, Rosen und Cashewnüsse. Laut dem International Fund for Agricultural Development (IFAD) hängt mehr als ein Drittel der Menschheit direkt von kleinbäuerlicher Landwirtschaft ab. Mit dem Bekenntnis zum Gütesiegel Max Havelaar-Fairtrade unterstützt Coop die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern dabei, Zugang zu Absatzmärkten zu finden und finanzielle Mittel zu erhalten, die es ihnen ermöglichen, Rücklagen zu bilden. Bei Max Havelaar verweist André Koch da
«Bananen sind der Renner im Fairtrade-Sortiment»
rauf, dass Coop in den vergangenen Jahren immer wieder Pionierarbeit geleistet habe. «Insbesondere mit den Eigenmarken-Vollumstellungen beispielsweise bei Kaffee, Schokolade, Saft oder Zucker.» Die Schweizer Grossverteilerin gehört mit zu den weltweit ersten Anbieterinnen von Produkten mit dem Zutatenlabel oder zu den ersten Partnerinnen von FairtradeGold im Bereich von Schmuck. Dunkle Schokolade und Reis, wie sie beispielsweise als Zutaten in den Fooby-Rezepten auf den folgenden Seiten aufgeführt sind, spielen bei Max Havelaar seit je eine besondere Rolle. Die erste FairtradeSchokolade kam in der Schweiz 1994 in den Handel. Vor zehn Jahren wurde das Eigenmarken-Tafelsortiment sogar komplett auf Fairtrade umgestellt. «Unter der grossen Vielzahl an Schokolade-Kreationen gibt es natürlich auch eine Anzahl an dunklen Rezepturen», betont André Koch und fügt an: «Zur dunklen Schokolade ist zu sagen, dass der Fairtrade-Anteil an diesem zusammengesetzten Produkt besonders hoch ist, was Kakaomasse, Kakaobutter und Zucker betrifft.» Mit der Einfuhr von Fairtrade-Reis in die Schweiz begann Max Havelaar im Jahr 2002. Auch hier führt Coop bei ihren Eigenmarken unterdessen beim asiatischen Reis ausschliesslich Produkte von Fairtrade-zertifizierten Kleinbauernkooperativen. Was einst mit Kaffee begann, umfasst heute ein Angebot von A wie Ananas aus Plantagen in Costa Rica und Ghana bis Z wie Zucker aus Belize oder Eswatini. Zwei Fairtrade-Rezepte von Fooby finden Sie auf der Folgeseite.
TAT NR. 137
GRÖSSTE FAIRTRADEMAX-HAVELAAR-ANBIETERIN DER SCHWEIZ Neben dem umfassendsten Schweizer Sortiment an Fairtrade-Max-HavelaarProdukten, hat Coop das weltweit grösste Sortiment an fair gehandelten Produkten. taten-statt-worte.ch/137
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FAIRTRADE
Fruchtig, fair und vegan: Das Gemüse-Curry wird schnell zum Lieblingsgericht und schmeckt dank der Quitten besonders erfrischend.
Süsse Überraschung: Die Schoggi-MoccaTarte sieht nicht nur gut aus, sondern sorgt dank Aprikosenkonfi in der Mitte für einen zusätzlichen Wow-Effekt.
Alle Rezepte von
GEMÜSE-CURRY MIT QUITTEN 1H
1H
606 KCAL
35 MIN
6 H 40 MIN
465 KCAL
AKTIVE ZEIT
GESAMTZEIT
PRO PERSON
AKTIVE ZEIT
GESAMTZEIT
PRO STÜCK
DAS BRAUCHTS FÜR 4 PERSONEN Gewürz-Paste ½ EL gemahlene Koriandersamen ½ EL Senfkörner 2 TL Kurkuma 1 TL Kreuzkümmelpulver ½ TL Kardamompulver ½ TL Pfeffer ½ TL Zimt 4 Schalotten, grob gehackt 50 g Ingwer, grob gehackt 3 Knoblauchzehen, grob gehackt 3 rote Chilischoten, entkernt, grob geschnitten 2 Zitronengras, Inneres grob gehackt 2 EL gemahlener Rohzucker 2 EL Limettensaft ½ EL Salz
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SCHOKOLADE-MOCCA-TARTE
Gemüse 2 EL Olivenöl 200 g Lauch, längs halbiert, in ca. 1 cm grossen Stücken 300 g Quitten, in ca. 1 cm grossen Würfeln 500 g Süsskartoffeln, in ca. 1 cm grossen Würfeln 2½ dl Kokosmilch 2 dl Gemüsebouillon 1 Dose Kichererbsen (ca. 420 g), abgespült, abgetropft 100 g Jungspinat Salz, nach Bedarf
Reis 250 g Basmatireis 4 dl Wasser Fertigstellen 50 g Cashew-Nüsse , grob gehackt, geröstet ½ Bund Koriander, zerzupft
UND SO WIRDS GEMACHT 1. Gewürz-Paste Koriandersamen und alle Zutaten bis und mit Zimt ohne Fett in einer Bratpfanne rösten, auskühlen. Gewürze mit den Schalotten und allen Zutaten bis uns mit Salz mit dem Pürierstab oder im Mixglas zu einer feinen Paste pürieren. 2. Gemüse Öl in einer Pfanne erwärmen, Lauch, Quitten und Süsskartoffeln beigeben, ca. 5 Min. andämpfen. 4 EL von der GewürzPaste beigeben, kurz mitdämpfen. Kokosmilch und Bouillon dazugiessen, aufkochen, Hitze reduzieren, Gemüse zugedeckt ca. 20 Min. knapp weich köcheln. Kichererbsen und Spinat beigeben, ca. 5 Min. mitköcheln, salzen.
3. Reis Reis im Sieb unter fliessendem kaltem Wasser so lange spülen, bis dieses klar ist, gut abtropfen. Wasser mit dem Reis aufkochen, zugedeckt auf ausgeschalteter Platte ca. 15 Min. quellen lassen, dabei Deckel nie abheben. Reis mit einer Gabel lockern. 4. Fertigstellen Gemüse-Curry mit dem Reis anrichten, Koriander zerzupfen, die Nüsse darüberstreuen.
DAS BRAUCHTS FÜR 1 TARTE À 12 STÜCKE
UND SO WIRDS GEMACHT
Schokoladenmasse 2½ dl Vollrahm ¾ dl starker Espresso 400 g dunkle Schokolade (48 % Kakao)
1. Schokolademasse Rahm und Espresso aufkochen, Pfanne von der Platte nehmen. Schokolade fein hacken, beigeben, unter Rühren schmelzen. Masse zugedeckt ca. 5 Std. bei Raumtemperatur stehen lassen.
Form vorbereiten wenig Butter, weich Teig 200 g Weissmehl 2 EL Kakaopulver 50 g Zucker 1 Prise Salz 120 g Butter, kalt 1 Ei Blindbacken 50 g Butter, weich
Hinweis: Wenn es schnell gehen muss: statt Gewürz-Paste selber zubereiten 4 EL gelbe oder rote Curry-Paste verwenden. Haltbarkeit: Restliche Gewürz-Paste gut verschlossen im Kühlschrank ca. 2 Wochen aufbewahren oder portionenweise in Eiswürfelformen gefrieren. Tipp: Wenn Kinder am Tisch sind Chili und Knoblauch bei der Gewürz-Paste weglassen.
Verzierung 3 EL Aprikosenkonfitüre 1 EL Kakaopulver
2. Form vorbereiten Rand von einer Springform von ca. 24 cm Ø einfetten. 3. Teig Mehl, Kakaopulver, Zucker und Salz in einer Schüssel mischen. Butter in Stücken beigeben, von Hand zu einer gleichmässig krümeligen Masse verreiben. Ei verklopfen, beigeben, rasch zu einem weichen Teig zusammenfügen, nicht kneten.Teig flach drücken, zugedeckt ca. 30 Min. kühl stellen. 4. Formen 2/3 des Teigs auf dem mit Backpapier belegten Formenboden auswallen, Formenrand schliessen. Den restlichen Teig zu einer Rolle formen, auf den Teigrand legen.
Teig mit einem Löffelstiel ca. 2½ cm am Formenrand hochziehen. Boden mit einer Gabel dicht einstechen. Teig mit Backpapier bedecken, mit getrockneten Hülsenfrüchten beschweren. 5. Blindbacken Ca. 20 Min. in der unteren Hälfte des auf 180 °C vorgeheizten Ofens. Herausnehmen, Hülsenfrüchte und Backpapier entfernen, ca. 15 Min. fertig backen. Herausnehmen, Formenrand entfernen, Tarte boden auf einem Gitter auskühlen. 6. Verzieren Butter zur Schokolademasse geben, mit den Schwingbesen des Mixers ca. 1 Min. darunterrühren, bis die Masse luftig und fest ist. Masse in einen Spritzsack mit glatter Tülle (ca. 15 mm Ø) geben. Teigboden mit der Konfitüre bestreichen. Schokolademasse spiralförmig auf den Boden spritzen, mit Kakaopulver bestäuben. Tarte im Kühlschrank ca. 30 Min. fest werden lassen.
Haltbarkeit: Zugedeckt im Kühlschrank ca. 2 Tage
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SONNTAGSSPAZIERGANG
Töss
Dauer: 2 h 30 min Distanz: 10,5 km Bergauf: 214 m Bergab: 248 m wwf.ch/perle-toess
Tabeillon
NATUR PUR
Gewässerperlen der Schweiz
Wilde Wasser sind selten und schützenswert. Der WWF hat zwölf Ausflüge zu den schönsten Flüssen der Schweiz zusammengestellt. Worauf Sie sich bei einem Besuch achten sollten, erzählt Roger Morgenthaler, der sich freiwillig im «Naturwerk WWF Bern» engagiert.
Dauer: 2 h 15 min Distanz: 10 km Bergauf: 32 m Bergab: 360 m wwf.ch/perle-tabeillon
Goldach
Dauer: 1 h Distanz: 3 km Bergauf: 277 m Bergab: 37 m wwf.ch/perle-goldach
Reuss
Dauer: 2 h Distanz: 26 km Bergauf: 185 m Bergab: 219 m wwf.ch/perle-reuss
Sense
Biber
Dauer: 3 h Distanz: 10,5 km Bergauf: 23 m Bergab: 307 m wwf.ch/perle-sense
Dauer: 2 h 45 min Distanz: 10,5 km Bergauf: 250 m Bergab: 156 m wwf.ch/perle-biber
Töss Goldach Reuss
Tabeillon
Thur Oberlauf
Biber
Sense
Für Roger Morgenthaler ist die Natur Erholungsraum und Kraftort in einem. Ein unersetzlicher Ausgleich zu Beruf und Alltag.
Aubonne
Kander
Aubonne
Verzasca
Dauer: 2 h 45 min Distanz: 10 km Bergauf: 240 m Bergab: 433 m wwf.ch/perle-aubonne
Aua da Fedoz
Thur Oberlauf
Rèche
Dauer: 3 h 15 min Distanz: 14 km Bergauf: 157 m Bergab: 242 m wwf.ch/perle-thur
Kander
Dauer: 2 h 30 min Distanz: 8,5 km Bergauf: 463 m Bergab: 117 m wwf.ch/perle-kander
Rèche
Wie lässt sich gutes Abfallmanagement vorbereiten? Einweg-Verpackungen möglichst erst gar
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Ihre Verpflegungstipps? Ich persönlich mag ein gutes Käsesandwich mit Vollkornbrot, Essiggurken und Senf. Das ist gut gegen den Hunger und sättigt lange. Ausserdem kriegt man praktisch überall regionales, gutes Brot und feinen Käse zu kaufen und unterstützt damit lokale Geschäfte. Als Süsses empfehle ich schwarze Schokolade (verläuft nicht bei Sonne) und Trockenoder frische Früchte. Letztere spenden Energie und löschen den Durst.
Verzasca
Wiederholungstäter oder immer wieder neue Routen entdecken? Neues ist immer spannend. Doch denselben Weg in verschiedenen Jahreszeiten zu gehen, hat seinen Reiz. So empfinde ich den gleichen Spaziergang bei Sonnenschein im Sommer, Nebel im Herbst oder beim Stapfen durch den Schnee als komplett unterschiedlich. Etwas vom Schönsten sind übrigens Regenspaziergänge. Keine Leute, totale Ruhe und danach die warme Stube geniessen – also nur Mut zu Nässe und Regenschutz! Schneller, höher, weiter oder geniessen? Wir tendieren dazu, alles schnell zu tun.
Dauer: 3 h Distanz: 17,5 km Bergauf: 194 m Bergab: 225 m wwf.ch/perle-verzasca
Dabei ist es sehr faszinierend, langsam durch den Wald zu gehen. So hört und sieht man vieles mehr und nimmt bewusster wahr. Fotos: WWF, Roger Morgenthaler
Bewegt sich der Mensch in der Natur, sollte er möglichst keine Spuren hinterlassen. Worauf gilt es zu achten? Ein absolutes No-Go ist das Hinterlassen von Abfall. Deshalb: In den Wanderrucksack gehört immer ein kleiner Abfallsack. Denn was ich mitbringe, nehme ich auch wieder mit nach Hause. Ausserdem gilt es die Regeln der Naturschutzgebiete, Wildruhezonen zu beachten, auf den Wegen zu bleiben und Hunde an die Leine zu nehmen. Frei laufende Hunde bedeuten für die Wildtiere Stress.
nicht mitnehmen. Was mitkommt auf die Wanderung, gehört in Tupperware, Lunchbox oder Wachstücher. Somit muss nach der Verpflegung kein Abfall mitgeschleppt werden. Tipp: Auch für den Einkauf im Hoflädeli entlang des Weges Tupperware und Co. verwenden.
Aua da Fedoz
Dauer: 6 h 15 min Distanz: 19,5 km Bergauf: 771 m Bergab: 1759 m wwf.ch/perle-rèche
Stichwort Kinder – kennen Sie die Frage: «Wie lang gahts no?» Klar! Aber mal ehrlich – die Natur ist ein riesiger Spielplatz. Es braucht nur etwas Kreativität, und schon werden aus ein paar Steinen und Hölzchen ein Bauernhof. Kinder lieben Wasser. Es gibt wohl nichts Spannenderes als das
Stauen von Bächen und Bauen von improvisierten Wasserrädern oder Booten. Auch hier gilt: Genügend Zeit einplanen! Ansonsten bieten sich Themenwanderwege speziell für Kinder an. Hier gibt es mittlerweile eine Unzahl davon. Oft befinden sich diese in der Nähe von Bergbahnen oder Tourismusorten und sind somit einfach zu erreichen. Wie sollte die Anreise aussehen? In einem so gut erschlossenen Land gibt es beinahe keine Ausrede, ÖV und Velo
Dauer: 2 h 45 min Distanz: 9,5 km Bergauf: 381 m Bergab: 381 m wwf.ch/perle-fedoz
nicht zu benutzen. Beides sorgt für einen besseren Fussabdruck. Was fasziniert Sie an der Natur? Ihre entschleunigende Wirkung, ihre Ruhe, ihre Übermacht und ihre Widerstandskraft. Selbst nach der grössten Katastrophe beginnt bereits morgen wieder neues Leben. Seit 2006 ist Coop Partnerin des WWF Schweiz und engagiert sich gemeinsam für nachhaltige Rohstoffe und Klimaschutzprojekte. Auch Sie können mithelfen: Oecoplan-Produkte sind besonders umweltfreundlich und deshalb vom WWF empfohlen. taten-statt-worte.ch/108
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TATEN STATT WORTE NR. 74
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Reinigungsmittel Greifen Sie beim Reinigen zu umweltschonenden Alternativen anstelle von konventionellen Produkten. Mit biologisch, aus Rohstoffen auf natürlicher Basis hergestellten Reinigungsmitteln leisten Sie einen Beitrag zur Verringerung der Umweltbelastung.
1 Biologisch frisch
3 Gut geplanter Einkauf Mit dem Einkauf in passender Menge sowie der richtigen Lagerung können viele Lebensmittel vor dem Abfall gerettet werden. Ein Einkaufszettel sowie ein Menüplan können sehr viel bewirken.
Recycling So einfach kann Recycling sein! Von PET-Getränkeflaschen über Batterien bis zu Filterkartuschen – vieles wird zurückgenommen und recycelt. Von 44 479 verkauften Tonnen PET-Getränkeflaschen sind 2020 schweizweit 35 339 Tonnen recykliert worden.
8 Tipps
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Die Wahl von Bio- und Fairtrade-zertifizierten Produkten wirkt sich positiv auf Bäuerinnen, Bauern und die Umwelt aus. Zudem haben Bio-Produkte oftmals eine deutlich bessere CO2-Bilanz als herkömmliche Lebensmittel – beispielsweise weil sie weder geflogen noch beheizt werden dürfen.
für Nachhaltigkeit im Alltag
7 6 Obst und Gemüse statt Fleisch Der Anbau von Obst und Gemüse verursacht weniger CO2 als die Produktion von Fleisch. Daher lohnt es sich, gelegentlich auf tierische Produkte im Speiseplan zu verzichten.
In einigen Haushalten finden sich regelrechte Stromfresser. Beim Neukauf konsequent auf die Energie etikette achten. Dies schont langfristig auch das Portemonnaie.
IST TIERISCH GUT ZU TIEREN.
Kosmetik Achten Sie beim Kauf von Shampoos, Duschgels und Lotionen auf zertifizierte Naturkosmetik, welche auf Zusatzstoffe und Mikroplastik verzichtet. Diese Pflegeprodukte enthalten keine synthetischen Farb- und Duftstoffe, keine Mineralöle oder Silikone und keine gentechnologisch gewonnenen Stoffe.
Schraubgläser
Stromfresser vermeiden
IMPRESSUM Das Magzin TATENDRANG erscheint als Beilage der Coopzeitung Nr. 41 vom 12.10.2021. Herausgeber: Coop Genossenschaft, Postfach 2250, 4002 Basel Projektleitung: Christof Braun Produktion: Robert Suter Herstellung: Ringier Brand Studio (Leitung Fabian Zürcher) Redaktion: Bettina Bono, Alice Massen Gestaltung: Basilius Steinmann, Dominique Signer Vermarktung: Ringier Advertising Druck: Swissprinters Zofingen Coop Konsumentendienst: Postfach 2550, 4002 Basel, Telefon: 0848 888 444, www.coop.ch/kontakt
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TATENDRANG
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Bereits bei den Schraubgläsern kann der Wegwerfgesellschaft entgegengewirkt werden. Sind diese leer, können sie als Auf bewahrungsgefässe im Haushalt zum Einsatz kommen – etwa für Müesli, Konfi, Nähutensilien und Knöpfe. Auch als Windlichter machen sie sich hübsch.
Beim Tierwohl belegen wir seit vielen Jahren regelmässig einen Spitzenplatz.
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TATEN STATT WORTE NR. 111
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MACHT BIO LOGISCH.
Wir sind Bio-Pionierin und weltweite Bio-Spitzenreiterin mit 4’100 Bio-Produkten, davon 2’700 von Naturaplan.
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