Coopzeitung: Mit TATENDRANG in die Zukunft

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TEXT COOPZEITUNG

ILLUSTRATION JOHANNA PIETREK

WIR

AKTUELL TITELGESCHICHTE

Was bringt die Zukunft? Niemand weiss das ganz genau. Aber wer sorgfältig beobachtet, was heute passiert, kann sich besser auf die Herausforderungen von morgen einstellen. Coop hat dies getan und mit Menschen geredet, die berechtigtes Interesse am Handeln von Coop haben: Kundschaft, Lieferanten, Mitarbeitende, Nichtregierungsorganisationen usw. – sogenannte Stakeholder eines Unternehmens. Auf dieser Basis hat Coop ihre Nachhaltigkeitsstrategie 2022–2026 mit Zielsetzungen für die ganze Coop-Gruppe erarbeitet. Damit steht Coop unter anderem zu den Klimazielen des Bundes und des Pariser Abkommens, die globale Klimaerwärmung auf maximal 1,5 Grad zu begrenzen.

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HABEN ZUGEHORT Coopzeitung

Nr. 8 vom 22. Februar 2022

Coopzeitung

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AKTUELL TITELGESCHICHTE

FOTOS HENRIK NIELSEN

ILLUSTRATION JOHANNA PIETREK

«Der WWF erwartet von Coop ein starkes Engagement für den Klimaschutz. Das umfasst ambitionierte Ziele in den Lieferketten, die Umsetzung von konkreten Aktivitäten und eine transparente Kommunikation der Resultate.»

«Ich erwarte, dass Coop vermehrt auf Plastikverpackungen verzichtet, diese auf ein Minimum reduziert und nur dort einsetzt, wo es unbedingt notwendig ist.»

Thomas Vellacott (50) CEO WWF Schweiz

TEXT COOPZEITUNG

Aline Van Hoeken (16) Coop-Kundin

«Von meiner Ausbildung bei Coop erwarte ich mir, dass ich Einblick in verschiedene Bereiche erhalte und dass ich optimal für die Abschlussprüfung sowie mein weiteres Berufsleben vorbereitet werde.»

«Mir ist es wichtig, dass Coop in der Gesellschaft Verantwortung übernimmt – für unsere Mitarbeitenden, unsere Genossenschafterinnen und Genossenschafter und für die Menschen in der Schweiz.»

Samantha Di Gilio (18) Lernende Coop City

Petra Joerg (57) Verwaltungsrätin Coop-Gruppe

«Coop ist seit über 30 Jahren eine sehr wichtige Partnerin. Auch für die Zukunft wünschen wir uns mutige Schritte, insbesondere im Bereich von existenzsichernden Einkommen von Kleinbauernfamilien und Arbeitenden.»

«Die Knospe von Bio Suisse verspricht umfassende Nachhaltigkeit und garantiert den Konsumentinnen und Konsumenten einen hohen Genuss mit einem guten Gewissen. Ich wünsche mir mehr Produkte mit der Knospe im Ladenregal.»

Renato Isella (54) Geschäftsführer Max Havelaar Schweiz

Urs Brändli (58) Präsident Bio Suisse

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Coopzeitung Nr. 8 vom 22. Februar 2022

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TEXT COOPZEITUNG

ILLUSTRATION JOHANNA PIETREK

AKTUELL TITELGESCHICHTE

B

ienen machen mehr als nur Honig: Als Bestäuber sorgen sie für den Fortbestand von Wild- und Kulturpflanzen. Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion sind auf sie und ihren sprichwörtlichen Fleiss angewiesen. Als weltweit gefährdete Spezies begleiten sie diese Titelgeschichte zur Nachhaltigkeitsstrategie von Coop. Denn der Erhalt der Biodiversität ist eines der sogenannten Wirkungsfelder, in denen sich Coop schon lange engagiert: Nachhaltigkeit ist seit 1973 in den Statuten und im Leitbild von Coop verankert. Seit 1993 bringt die Eigenmarke Coop Naturaplan Lebensmittel aus dem Bio-Landbau in die Coop-Supermärkte. Nachhaltige Sortimente – das ist die erste Säule, auf die sich die Strategie von Coop abstützt.

NACHHALTIGKEIT BEI COOP

Die Strategie orientiert sich an drei Säulen. Sie stehen für die Ziele einer nachhaltigen Entwicklung, zu deren Erreichung die Coop-Gruppe ihren Beitrag leisten will.

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NACHHALTIGE SORTIMENTE

UMWELT- UND KLIMASCHUTZ

Die CoopDie CoopGruppe Gruppe übernimmt leistet ihren Verantwor- Beitrag zum tung in ihren langfristigen Lieferketten. Schutz der natürlichen Ressourcen.

Die CoopDie CoopGruppe strebt Gruppe Netto-Null- strebt an, Emissionen ein Zerobis spätesWastetens 2050 an. Unternehmen zu sein.

MITARBEITENDE UND GESELLSCHAFT

Die CoopGruppe übernimmt als faire und fortschrittliche Arbeitgeberin Verantwortung für ihre Mitarbeitenden.

Die CoopGruppe übernimmt als Genossenschaft Verantwortung in der Gesellschaft.

Machen, nicht reden! Ausführliche Information über die Nachhaltigkeitsstrategie der gesamten Coop-Gruppe – Detailhandel, Produktion und Grosshandel – finden Sie online mit dem QR-Code oben.

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Ein gewaltiger Schritt nach vorn Das Sortiment der Bio-Produkte will Coop von derzeit 4800 in den nächsten vier Jahren auf rund 5500 ausweiten. Besonders ambitioniert ist das Ziel der Transparenz in den Lieferketten – im Bereich des Einzelhandels ebenso wie für die gesamte Coop-Gruppe, inklusive der Produktionsbetriebe und des Grosshandels. Konkret geht es beispielsweise darum, nur Rohstoffe zu nutzen, für die kein Regenwald abgeholzt wurde. Oder sicherzustellen, dass in den Herkunftsländern dieser Produkte die Menschenrechte eingehalten und Löhne gezahlt werden, die nicht nur das Allernötigste, sondern einen angemessenen Lebens-

standard gewährleisten. Oder dass der Verbrauch an natürlichen Ressourcen so niedrig und das Tierwohl so hoch wie möglich gehalten werden. Um diese Ziele zu erreichen, nimmt Coop nun auch ihre Geschäftspartner und Lieferanten in die Pflicht. Dies gilt in besonderem Masse für den Klimaschutz. Denn Treibhausgasemissionen entstehen zu 90 Prozent in den Lieferketten. Coop unternimmt weiterhin Anstrengungen zur Reduktion ihres Energieverbrauchs sowie ihrer eigenen Emissionen. Verlässliche Partner Die Emissionen in den Lieferketten zu erheben und die Schritte festzulegen, mit denen das Netto-Null-Ziel 2050 erreicht wird, ist eine der Aufgaben der nächsten beiden Jahre. Mehr Warentransporte per Bahn mit dem Tochterunternehmen Railcare, mehr Solarstrom … Es gibt noch viel zu tun. Einige der wichtigsten Ziele sind auf den nächsten Seiten dargestellt, verbunden mit Porträts von Menschen, die gemeinsam mit Coop daran arbeiten, diese Ziele zu erreichen. Sie repräsentieren beispielhaft die vielen Organisationen, mit denen Coop unterwegs ist. Es sind verlässliche Partner – eine Art Seilschaft für mehr Nachhaltigkeit. Denn es geht hier nicht um eine Solodisziplin, schon gar nicht bei der dritten Strategiesäule: Verantwortung für Mitarbeitende und Gesellschaft. Coop steht ein für Respekt und Solidarität, fördert Chancengleichheit und Integration.

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5500

ÜBER

GEPRÜFTE ARBEITSBEDINGUNGEN BEI 95 % DER PRODUKTION FÜR COOP-EIGENMARKEN IN RISIKOLÄNDERN

ILLUSTRATION JOHANNA PIETREK

TRANSPARENZ BEI KRITISCHEN ROHSTOFFEN IN PRODUKTEN DER COOP-EIGENMARKEN

BIO-PRODUKTE IM COOP-SORTIMENT

TEXT COOPZEITUNG

RUND 2000 FAIRTRADEPRODUKTE IM COOPSORTIMENT BIS 2026

100 %

AKTUELL TITELGESCHICHTE

30 %

DER PRODUKTE INKLUSIVE TIEFKÜHL UND CONVENIENCE MIT TIERWOHLMEHRWERT

UMSATZANTEIL FÜR NACHHALTIGE PRODUKTE IN COOP-SUPERMÄRKTEN

VERANTWORTUNG IN DEN LIEFERKETTEN

LANGFRISTIGER SCHUTZ DER NATÜRLICHEN RESSOURCEN

Wo kommt das her? Unter welchen Bedingungen wird es angebaut und verarbeitet? Um klare Antworten auf solche Fragen geben zu können, schafft Coop Transparenz in den Lieferketten der Eigenmarken-Sortimente. Es geht vor allem um landwirtschaftliche Produkte wie Palmöl, Soja, Reis, Kakao oder Kaffee – sogenannte kritische Rohstoffe, die negative Auswirkungen auf Umwelt, Soziales und Tierwohl haben können. Coop engagiert sich für die Einhaltung der Menschenrechte in Risikoländern, für faire Arbeitsbedingungen und für existenzsichernde Löhne und Einkommen.

Wir haben nur eine Erde, es gibt keinen «Planeten B». Darum engagiert sich Coop für den langfristigen Schutz unserer Lebensgrundlagen. Im Fokus stehen dabei unter anderem die Förderung der Biodiversität, der Schutz von Ökosystemen, die Reduktion des Wasserverbrauchs und das Wohl der Tiere. Auch die Förderung der nachhaltigen Fischerei gehört dazu. Ermöglicht wird dieses Engagement nicht zuletzt durch den stetigen Ausbau des Sortiments von Naturaplan-Bio-Produkten mit der Knospe von Bio Suisse, insbesondere im Bereich der verarbeiteten Produkte.

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90 %

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AKTUELL TITELGESCHICHTE

FAIRER HANDEL

GESICHERTE EXISTENZ

Manuela Stiffler Projektleiterin bei Fairtrade Max Havelaar

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«NOCH MEHR BÄUERLICHE FAMILIENBETRIEBE SOLLEN EIN EXISTENZSICHERNDES EINKOMMEN ERHALTEN.»

FOTOS HENRIK NIELSEN, Z VG

ILLUSTRATION JOHANNA PIETREK

Wenn wir Kaffee zum Beispiel aus Honduras geniessen, sollen auch die gut davon leben können, die ihn dort anbauen. Wie Fairtrade Max Havelaar sich mit Coop dafür engagiert, erklärt Projektleiterin Manuela Stiffler. «Ich wusste schon mit zehn, dass ich in die Entwicklungszusammenarbeit will», erzählt Manuela Stiffler (39). Auf einem Bauernhof bei Davos GR aufgewachsen, war sie früh an Natur und fernen Ländern interessiert. Ein Lehrer brachte sie zum Geografiestudium, und mit dem Nachdiplom in Entwicklung und Zusammenarbeit konnte sie 2015 den Kindheitstraum als Projektleiterin bei Fairtrade Max Havelaar verwirklichen. Vor 30 Jahren in der Schweiz gegründet, setzt sich die Stiftung für fairen Handel ein. Und das von Beginn an mit Coop, die heute das weltweit grösste FairtradeSortiment hat: 1333 Produkte. Eine Pionierleistung, betont Stiffler: «Die Weltmarktpreise für Kaffee sind oft so tief, dass sie nicht einmal die Produktionskosten der bäuerlichen Kleinbetriebe decken. Fairtrade-Produzenten sind durch Mindestpreise und eine zusätzliche Prämie davor geschützt.» Dieses Engagement ist auch den Konsumentinnen und Konsumenten etwas wert: Mit einem jährlichen Pro-KopfKonsum von fast 99 Franken ist die Schweiz heute Fairtrade-Weltmeister. Um den Produzenten von Fairtradezertifiziertem Spezialitätenkaffee in Honduras einen angemessenen Lebens-

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standard zu ermöglichen – Unterkunft, Nahrung, Kleidung, medizinische Versorgung, Bildung und etwas Erspartes für Notsituationen –, zahlt Coop ihnen einen Preis, der über Mindestpreis und Prämie hinausgeht. Die Bauernfamilien können sich so Bildung für ihre Kinder oder eine Modernisierung ihrer Farm leisten. «Wir arbeiten an weiteren Projekten in Mexiko und Peru. Durch die Zusammenarbeit mit Coop sollen immer mehr bäuerliche Familienbetriebe ein existenzsicherndes Einkommen erhalten.»

Coop zahlt faire Preise: Kaffeebohnen der Kooperative Cosagual in Honduras.

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65 %

20 % PLASTIKREDUKTION BEI VERPACKUNGEN UND EINWEGARTIKELN DER COOP-EIGENMARKEN

WARENTRANSPORTE MIT NACHHALTIGEN ANTRIEBSFORMEN Z. B. VIA SCHIENE MIT RAILCARE

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WEITERE REDUKTION DER DIREKTEN TREIBHAUSGASEMISSIONEN BIS 2026 UM 21 %

ILLUSTRATION JOHANNA PIETREK

BEI GEBÄUDEN STEIGERT COOP DEN ANTEIL ERNEUERBARER ENERGIETRÄGER AUF 90 %

AKTUELL TITELGESCHICHTE

100 % ÖKOLOGISCHE VERPACKUNGEN BEI DEN COOPEIGENMARKEN

WENIGER FOOD WASTE: COOP SPENDET

25 MIO. MAHLZEITEN PRO JAHR

NETTO-NULL-EMISSIONEN BIS SPÄTESTENS 2050

VISION EINES ZERO-WASTE-UNTERNEHMENS

Mit ihrem Bekenntnis zu wissenschaftsbasierten Klimazielen und Netto-Null-Emissionen 2050 stützt Coop die politischen Massnahmen zur Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs. Rund 90 % der Emissionen entstehen in den Lieferketten. Coop will diese bis 2024 genau kennen und nimmt die Lieferanten für ambitionierte Klimaziele in die Pflicht. Ihre direkten CO₂e-Emissionen senkt Coop bis 2026 um 21 Prozent durch Reduktion des Energieverbrauchs sowie Nutzung erneuerbarer Energien für Heizung und Stromversorgung. In der Logistik setzt Coop auf umweltfreundliche Treibstoffe und auf Gütertransporte per Bahn mit der Tochter Railcare.

Coop bekennt sich zur Kreislaufwirtschaft. Um die natürlichen Ressourcen zu erhalten, verfolgt sie in allen Geschäftsbereichen das Ziel, den Materialverbrauch zu verringern, Materialien wiederzuverwerten und zu rezyklieren. Konkret beispielsweise durch die Reduktion des Plastikanteils und den Einsatz nachhaltiger Verpackungen sowie durch Massnahmen zur Verringerung des Wasserverbrauchs. Und im Rahmen ihres Engagements gegen Food Waste will Coop bis 2026 noch geniessbare Lebensmittel flächendeckend verwerten.

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AKTUELL TITELGESCHICHTE

KLIMAKRISE

DIE ZEIT DRÄNGT

«COOP HAT IHRE ZIELE HOCHGESTECKT – NUN HEISST ES, SIE RASCH UND WIRKSAM UMZUSETZEN.»

TEXT COOPZEITUNG

FOTOS HENRIK NIELSEN, Z VG

ILLUSTRATION JOHANNA PIETREK

Um den Ausstoss von Treibhausgasen auf null zu bringen, braucht es einen gewaltigen Effort. Mit ambitionierten Zielen ist Coop gut unterwegs, der Partner WWF macht mit Projektmanagerin Katrin Oswald ordentlich Tempo. Chips essen kann das Leben verändern: «Mein Vater erklärte uns den langen Weg, den die Kartoffeln vom Bauernhof nebenan bis in die Tüte zurücklegen», erinnert sich Katrin Oswald (45) an ihre Kindheit im ländlichen Bezirk Bucheggberg bei Solothurn. Ihr Interesse für das Spannungsfeld von Mensch und Umwelt war geweckt. Seit dem Psychologie- und Geografiestudium engagiert sie sich für nachhaltige Entwicklung, erst bei Coop und seit bald zehn Jahren beim WWF. «In den Anbauregionen von Kaffee, Kakao, Reis oder Schnittblumen setzen wir seit 2007 gemeinsam Projekte um, die dem Klima, den Menschen und der Natur nützen.» Etwa das Finca-Projekt in Ecuador: «Wir helfen Bauernfamilien dabei, Bio-Kakao in nachhaltiger Mischkultur mit anderen Kulturpflanzen und Bäumen anzubauen», erklärt Oswald. «Das ist gut für die Biodiversität sowie für Einkommen und Ernährungssicherheit der Produzenten. Es hilft ihnen, die Belastung durch die Klimakrise abzumildern. Und es bindet Treibhausgase.» Dass nun die gesamte Coop-Gruppe wissenschaftsbasierte Klimaziele verfolgt sowie die Lieferanten in die Pflicht nimmt und unterstützt, sieht Oswald als

wichtigen Schritt. «Coop hat hochgesteckte Ziele. Nun heisst es, sie rasch und wirksam umzusetzen.» Dazu müsse man in allen Bereichen den Schutz von Klima und Biodiversität vorantreiben – im eigenen Unternehmen, im Transport, in den Wertschöpfungsketten und in der Politik. Den eigenen ökologischen Fussabdruck zu verkleinern, sei auch für sie, die nur Ökostrom bezieht und ÖV fährt, herausfordernd: «Auf Fleisch oder Milchkaffee zu verzichten, fällt mir nicht immer leicht», gesteht Oswald.

Edelkakao «Nacional Arriba» aus Mischkultur von Fortaleza del Valle (EC).

Katrin Oswald Projektmanagerin beim WWF Schweiz

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AKTUELL TITELGESCHICHTE

DIE COOP-GRUPPE BIETET JEDES JAHR

3000

SOLIDARITÄT SCHWEIZWEIT: DER «TAG DER GUTEN TAT» MOBILISIERT HUNDERTTAUSENDE

AUSBILDUNGSPLÄTZE

TEXT COOPZEITUNG

MINDESTENS 1 × PRO JAHR AUS- ODER WEITERBILDUNG FÜR ALLE MITARBEITENDEN DER COOPGRUPPE

DER MANAGEMENTSTELLEN KANN COOP INTERN BESETZEN

ILLUSTRATION JOHANNA PIETREK

60%

80 MIO. FRANKEN INVESTIERT DER COOP FONDS FÜR NACHHALTIGKEIT BIS 2026

COOP ARBEITET MIT ÜBER 50 INSTITUTIONEN ZUSAMMEN, DIE MENSCHEN MIT BEEINTRÄCHTIGUNGEN BESCHÄFTIGEN

FORTSCHRITTLICHE ARBEITGEBERIN

GESELLSCHAFTLICHE VERANTWORTUNG

Engagierte Mitarbeitende sind die Basis für geschäftlichen Erfolg. Darum übernimmt Coop ihre Verantwortung als Arbeitgeberin für mehr als 95 000 Menschen aus über 130 Ländern, welche in der Coop-Gruppe zusammenarbeiten. Die aktive Begleitung der Auszubildenden gehört ebenso dazu wie die Förderung durch regelmässige Weiterbildung. Dabei pflegt Coop den fairen Umgang mit allen – unabhängig von Geschlecht, religiöser und sexueller Orientierung sowie ethnischer Herkunft. Ein wichtiges Anliegen ist Coop die Erhöhung des Frauenanteils im Management.

Nicht nur mit ihren Supermärkten ist Coop nahe bei den Leuten – zu ihrer genossenschaftlichen Tradition gehört auch soziales Engagement. Von den Projekten des Fonds für Nachhaltigkeit zum Beispiel profitieren Bio-Landwirtschaft und Kundschaft gleichermassen. Starke Partner wie das Schweizerische Rote Kreuz können ebenso auf Coop zählen wie viele regionale Einrichtungen, in denen Menschen mit Beeinträchtigung Betreuung und Arbeit finden. Und seit 80 Jahren steht die Coop Patenschaft für Berggebiete für Solidarität zwischen Menschen im Tal und in den Bergen.

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AKTUELL TITELGESCHICHTE

IDEEN-KÜCHE

BROT ZU PANIERMEHL

ILLUSTRATION JOHANNA PIETREK FOTOS HENRIK NIELSEN, Z VG

Jonas Hugi Leiter BSB-Gastroservice

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«UNSERE LEUTE SIND STOLZ, WENN ES IHRE PRODUKTE BALD BEI COOP GIBT.»

Warum bei ihm Menschen mit Behinderung arbeiten, wie sie zusammen mit Coop Food Waste vermeiden und was das Bürgerspital Basel mit einem Schiff zu tun hat, erklärt der Gastronomie-Manager Jonas Hugi.

Karriereklassiker: Kochlehre, Stationen in Fünf-Sterne-Häusern, Hotelfachschule. Doch der junge Berner wollte in die Welt hinaus und heuerte auf einem Kreuzfahrtschiff an. «Es war spannend, die unterschiedlichen Mentalitäten und Bedürfnisse eines internationalen Teams bei der Arbeit zu beachten», erzählt Jonas Hugi (38). Mit dieser Erfahrung leitet er heute den Gastroservice des Bürgerspitals Basel (BSB), wo Menschen mit und ohne Behinderung zusammenarbeiten. «Die Palette ist sehr breit. Bei uns können sie produktiv und kreativ arbeiten», erklärt Hugi, «und sie kommen gerne, da wir sie entsprechend ihren Möglichkeiten einsetzen.» Dabei hilft Coop – bisher als Abnehmerin von Weinregalen, Holzbänken, Grusskarten und Chlaussäckli, die das BSB herstellt. Nun gehen die Partner das Thema Food Waste an. «Vieles von dem, was im Supermarkt bei Ladenschluss übrig geblieben ist, liesse sich gut verarbeiten und weiterverkaufen», weiss der Küchenprofi: «Früchte als Konfi, Tomaten als Sugo.» Ein Problem sind die Kundenerwartungen an gleichbleibende Qualität. Erfüllen lassen sich diese mit einem anderen Produkt: Paniermehl.

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Hugi skizziert das Projekt: «Wir holen im Basler Coop Spalemärt das Brot vom Vortag ab. Es wird bei uns getrocknet, geraffelt und abgefüllt. Am nächsten Tag liefern wir dieses Paniermehl an Coop, wenn wir wieder Brot abholen.» Der Test war erfolgreich, richtig losgehen soll es im Frühling. Ebenfalls in einem BSB-Betrieb entsteht derzeit die Verpackung mit dem Herz des «Solidarité»-Gütesiegels. Die Vorfreude seiner Mitarbeitenden ist gross, weiss Hugi: «Sie sind stolz, wenn es ihre Produkte bald im Coop-Supermarkt gibt.»

Mit dem BSB lanciert Coop ein neues Projekt gegen Food Waste.

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AKTUELL TITELGESCHICHTE

NACHGEFRAGT

IM EINSATZ FÜR DIE NÄCHSTE GENERATION

TEXT COOPZEITUNG

FOTO CHRISTOPH K AMINSKI

ILLUSTRATION JOHANNA PIETREK

Für Philipp Wyss ist Nachhaltigkeit mehr als ein Modewort. Der Vorsitzende der Geschäftsleitung der Coop-Gruppe über Verantwortung, grosse und kleine Engagements und seinen eigenen Bezug zu Natur und Umwelt.

Coop-CEO Philipp Wyss (56) überzeugt sich auf dem Bio-Betrieb «Unter Gruth» bei Münchenstein BL von den hohen Standards bei der Milchproduktion.

Philipp Wyss, die neue Nachhaltigkeitsstrategie steht – was bedeutet dieser Schritt für Coop? Er ist die Fortführung unseres konsequenten Nachhaltigkeitsengagements, das Coop als Genossenschaft schon von Anbeginn an verfolgte und das wir mit vielen Taten in den letzten Jahren kontinuierlich ausgebaut haben. In der Vergangenheit schafften wir es, im Bereich Nachhaltigkeit immer wieder Pionierin zu sein, und das wollen wir auch bleiben. Deshalb haben wir genau hingehört, was unsere Kundinnen und Kunden und die Gesellschaft von uns als Genossenschaft in der Zukunft erwarten. Daraus haben wir unsere neue Strategie abgeleitet. Was bedeutet Ihnen dieser Schritt ganz persönlich? Als Familienvater ist es mir sehr wichtig, dass auch die Generation meiner Kinder eine nachhaltige Zukunft vorfindet. Deshalb sollten wir alle zu unserer Umwelt Sorge tragen. Als Vorsitzender der Geschäftsleitung von Coop sehe ich

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das genauso. Dabei kommt mir natürlich entgegen, dass unsere Genossenschaft die Nachhaltigkeit in ihrer DNA hat. Coop ist sich bewusst, dass sie als Unternehmen mit rund 95 000 Mitarbeitenden eine grosse Verantwortung in Sachen Nachhaltigkeit hat, und nimmt diese wahr. Hat Coop deshalb eine neue Nachhaltigkeitsstrategie lanciert? Ja, unsere neue Strategie hilft uns dabei, auch in Zukunft einen starken Beitrag in allen relevanten Bereichen der Nachhaltigkeit zu leisten: Wir wollen das nachhaltigste Sortiment, das Beste für die Umwelt sowie den Klimaschutz und uns weiterhin stark für die Mitarbeitenden und die Gesellschaft engagieren. Wodurch unterscheidet sich Coop von anderen Unternehmen, was die Nachhaltigkeitsstrategie betrifft? Wir sind in der glücklichen Lage, über unsere nachhaltigen Sortimente und Dienstleistungen einen ganz direkten positiven Einfluss auf den nachhaltigen Konsum zu haben und damit viel Konkretes bewirken zu können. Das ist eine einmalige Chance, die viele andere

Unternehmen so nicht haben und die wir unbedingt nutzen wollen. Was sind für Sie die wichtigsten Punkte in der neuen Strategie? Besonders wichtig ist mir, dass unsere Strategie die Nachhaltigkeit umfassend behandelt und Coop auf alle wichtigen Fragen gute Antworten liefert. Dazu gehört auch, dass die ganze Coop-Gruppe einbezogen ist – von den Coop-Supermärkten bis zu Fust, Bell und Transgourmet. Dabei gehen wir das Thema Nachhaltigkeit in drei grossen Säulen an: nachhaltige Sortimente, Umweltund Klimaschutz sowie Mitarbeitende und Gesellschaft. Also keine Alibiübung? Ganz im Gegenteil. Wir haben uns für die gesamte Gruppe anspruchsvolle Ziele gesetzt und gehen auch herausfordernde Themen an. Beispielsweise wollen wir mit unserer Klimastrategie innerhalb der nächsten fünf Jahre in den von uns direkt beeinflussbaren Bereichen nochmals über 20 Prozent CO₂ einsparen. Das ist alles andere als einfach, aber so sind wir – ambitioniert. (Lacht.) Seite 40

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ILLUSTRATION JOHANNA PIETREK

AKTUELL TITELGESCHICHTE

TEXT COOPZEITUNG

FOTO CHRISTOPH K AMINSKI

«Wir wollen bei der Nachhaltigkeit Pionierin bleiben.» Die Pächterfamilie Sibylle und Christian Banga-Stein mit Coop-CEO Philipp Wyss (rechts).

Was kann Coop mit einer guten Nachhaltigkeitsstrategie erreichen? Viel, denn bereits heute bieten wir das grösste Nachhaltigkeitssortiment an. Immer mehr Kundinnen und Kunden entscheiden sich für unsere nachhaltigen Alternativen in allen Sortimenten, die wir laufend ausbauen. Wir haben also die Unterstützung unserer Kundinnen und Kunden, was elementar ist und worüber ich sehr glücklich bin. Ohne sie geht es nicht. Darüber hinaus gehen wir viele Themen im Hintergrund an, die man in den Verkaufsstellen vielleicht nicht auf den ersten Blick sieht. Dazu gehört etwa die Anlieferung der Produkte mit unserer eigenen Railcare-Güterbahn, die massgeblich unsere Strassenkilometer reduziert und CO₂ einspart. Wie wichtig sind die Mitarbeitenden bei diesem Vorhaben? Unsere Mitarbeitenden sind von zentraler Bedeutung. Sie sind die Botschafterinnen und Botschafter unseres Nachhaltigkeitsengagements und setzen dieses um. Es freut mich sehr, dass ich auf so viele motivierte Mitarbeitende zählen darf. Damit dies so bleibt, unternehmen wir viel, um sie für die Nachhaltigkeit zu begeistern. Dazu gehören spezielle Ausbildungen, Events, aber auch konkrete Nachhaltigkeitsziele.

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Kann Coop – global gesehen – überhaupt etwas für die Nachhaltigkeit tun? In der Nachhaltigkeit ist es bekanntlich wichtig, dass jede und jeder einzelne, egal wo er lebt und was er tut, einen eigenen Beitrag leistet. Und deshalb kann Coop überall, wo wir tätig sind, vorausgehen und zeigen, dass es möglich ist, etwas Gutes für Mensch, Tier und Natur zu tun. Das mag in globalen Dimensionen gesehen auf den ersten Blick bescheiden erscheinen, doch letztlich zählt die Summe der einzelnen Taten. Und hier setzen wir hohe Ansprüche an uns. Werden die Preise durch die neue Strategie steigen? Nein, das wird nicht der Fall sein. Denn als Konsumgenossenschaft bieten wir allen Kundinnen und Kunden etwas an – unabhängig vom Budget. Auch das ist für mich Nachhaltigkeit. Wir werden also auch in Zukunft ein umfassendes Sortiment über alle Preislagen haben – von Prix Garantie bis Naturaplan. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass wir auch bei günstigen Produkten Mindeststandards erhöhen. So stammen beispielsweise alle unsere Schokoladen, unabhängig von ihrem Preis, aus fairem Handel – inklusive Prix Garantie.

Wird die neue Strategie Auswirkungen auf das Sortiment von Coop haben? Ja, wir führen bereits heute ein Sortiment von 3700 Bio-Knospe-Artikeln, das wir noch weiter ausbauen. Auch bei Fairtrade-Produkten, wo wir die grösste Detailhändlerin mit dem breitesten Sortiment sind, werden wir unser Angebot ausweiten. Es gehören aber auch in Zukunft viele kleine Engagements wie Pro Specie Rara dazu, ein Sortiment alter Sorten, die kulinarisch top sind. Oder unsere Pro-Montagna-Linie, mit der wir die Produktion von besonderen Berg- und Alpspezialitäten in den Bergen fördern. So breit die neue Nachhaltigkeitsstrategie ist, so vielfältig ist auch unser Nachhaltigkeitssortiment. Und wie sieht es beim Plastik aus? Auch in Bezug auf Plastik gehen wir einen Schritt weiter. Dort, wo es sinnvoll ist, werden wir Plastik verringern. In den nächsten fünf Jahren wollen wir nochmals 20 Prozent Plastik einsparen und immer die ökologischste Verpackung bei unseren Eigenmarken haben. Kräuter zum Beispiel bieten wir nicht mehr in Plastikverpackungen, sondern in Kartonblistern an. Aber natürlich machen wir auch beim Thema Kreislauf, also zum Beispiel bei Mehrweggebinden, sehr viel. Das sind nicht nur

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theoretische Gedanken, sondern dazu laufen bereits mehrere Projekte und spannende Pilotversuche, etwa beim Offenverkauf von Trockenfrüchten. Was bedeutet Nachhaltigkeit für Sie selber? Ich lebe in ländlicher Umgebung, gehe gerne in die Berge und sehe tagtäglich, wie wichtig eine intakte Natur ist, und das ist mir sehr wichtig. Viele von uns tanken draussen, beim Sport, beim Spazieren Kraft und dazu braucht es eine intakte Welt und Landschaft. Wie nachhaltig leben Sie persönlich? Ich kaufe generell viele Bio-, Fairtradesowie weitere Nachhaltigkeitsprodukte und versuche meinen Fussabdruck so gering wie möglich zu halten. Aber auch ich könnte in gewissen Bereichen noch nachhaltiger leben wie die meisten von uns. So habe ich mir zum Ziel gesetzt, noch weniger Auto zu fahren und mehr mit dem ÖV unterwegs zu sein. Was können die Kundinnen und Kunden und die Mitarbeitenden von Coop für die Nachhaltigkeit tun? Kundinnen und Kunden können uns bei unseren Bestrebungen unterstützen, indem sie sich möglichst nachhaltig verhalten und nachhaltig einkaufen. Und am 21. Mai, unserem «Tag der guten Tat», hat die ganze Schweiz wieder die Möglichkeit, sich selber, der Umwelt und der Gesellschaft etwas zurückzugeben und Gutes zu tun. Ich bin auf jeden Fall wieder mit einer guten Tat dabei. Philipp Wyss, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. Und ich bedanke mich bei unseren Kundinnen und Kunden, dass sie es uns mit ihrem Vertrauen und ihren Einkäufen möglich machen, unser Nachhaltigkeitsengagement erfolgreich fortzuführen und weiter auszubauen.

VIEL LESESTOFF MIT TATENDRANG Mit dieser Coopzeitung halten Sie eine Menge Nachhaltigkeit in der Hand: Unsere Druckereien verwenden zu mehr als drei Vierteln Recyclingpapier – das spart pro Jahr 150 000 Bäume. Mehr über den Tatendrang von Coop erfahren Sie online – der QR-Code auf Seite 25 führt Sie direkt dahin.


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