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Supercool
Kompressorenöl
Eine lebenswichtige Flüssigkeit in der Klimaanlage
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Der Schmierstoff ist eine entscheidende Komponente der Fahrzeugklimatisierung. Neben der Schmierung aller beweglichen Teile des Kompressors muss er sich auch optimal mit dem Kältemittel vermischen, um im System zirkulieren und zum Kompressor zurückkehren zu können. In einer funktionstüchtigen Klimaanlage befinden sich permanent etwa 40% des Schmierstoffs im Kompressor, während die restlichen 60% im System zirkulieren. Diese Balance ist für das System von grosser Bedeutung. Um eine lückenlose Schmierung zu gewährleisten, ist es unerlässlich, dass stets genügend Öl im System ist.
Bis 1987 wurden alle Klimaanlagen mit dem Kältemittel R12 befüllt. Das beste Schmiermittel für R12 war Mineralöl (einfach, kostengünstig, vermischte sich bestens mit dem Kältemittel). Ab 1987 wurde R12 wegen seiner negativen Auswirkungen auf die Ozonschicht verboten. Die Automobilindustrie musste auf das Kältemittel R134a umschwenken. Die Eigenschaften von R134a unterscheiden sich stark von jenen des Kältemittels R12, weshalb ein neuer Schmierstoff entwickelt werden musste. Die Wahl fiel auf die PAG-Öle (Basis Polyalkylenglykol).
Seit 2017 ist es nicht mehr erlaubt, das Kältemittel R134a in Neufahrzeugen zu verwenden, die in der EU verkauft werden. Deshalb wurde ein weiteres Kältemittel namens R1234yf eingeführt. R1234yf hat ein GWP (Global Warming Potential) von 4 (im Vergleich zu 1430 für R134a) und wird heute von fast allen Automobilherstellern verwendet. R1234yf ist R134a sehr ähnlich, ist aber mit «normalem» PAG-Öl weniger löslich. Diverse Tests haben zudem gezeigt, dass es instabiler und sogar in der Lage ist, sich in zwei flüssige Phasen zu «trennen», was die Fliessfähigkeit des Öls vermindert. Hersteller von Automobil- und Klimaanlagenkomponenten kommen daher zum Schluss, dass es nicht sinnvoll sein kann, ein herkömmliches PAG- oder POE-Öl in einem R1234yf-System zu verwenden. Aus diesem Grund wurde ein neues und verbessertes PAG-Öl entwickelt, welches Additive enthält, die dessen Korrosions- und Oxidationsschutzeigenschaften verbessern (Feuchtigkeit in einem R1234yf-System ist problematischer als in einem R134a-System). Die Schmierstoffhersteller haben daher sowohl die Molekularstruktur der Basiskomponenten des Ölmixes als auch die Schmierstoffadditive (Korrosionsschutz, Antioxidation, Verschleissschutz, Scherfestigkeit, Anti-Seize) verbessert und schliesslich ein neues PAG-Öl formuliert, welches mit R134a und R1234yf kompatibel ist. PAO-Öle
PAO-Öle sind speziell für den Aftermarket formulierte Öle. In der Erstausrüstung werden sie nicht verwendet. Es handelt sich um synthetische Öle auf Polyalphaolefin-Basis, erhältlich in der Viskositätsklasse ISO VG 68. PAO-Öle lassen sich problemlos mit den Kältemitteln R134a und R1234yf und mit POE-Ölen mischen. PAOÖle lassen sich nicht mit PAG-Ölen mischen. Vor dem Einsatz von PAO-Öl sollte der Klimakreis-
PAG-Öle
PAG-Öle werden grundsätzlich in der Erstausrüstung verwendet und von den wichtigsten Zulieferern (Valeo, Nissens, Denso usw.) empfohlen. PAG-Öle sind vollsynthetische Öle auf Basis von Polyalkylenglykol. PAG-Öle sind in verschiedenen Viskositätsgraden erhältlich (ISO VG 46, 68, 100 und 150). Sie lassen sich problemlos mit den Kühlmitteln R134a und R1234yf sowie mit Mineral- und Ester-Ölen mischen. Allerdings sind PAG-Öle hygroskopisch und nehmen dadurch Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft auf und speichern diese, weshalb PAG-Ölflaschen sofort nach Gebrauch geschlossen werden müssen; das Restöl kann nur vorübergehend gelagert werden – dies gilt insbesondere für Frischölfläschchen von Klimaservicestationen.
lauf gespült werden, um sicherzustellen, dass er kein PAG-Öl mehr enthält. PAO-Öle sind nicht hygroskopisch: Sie nehmen keine Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft auf. Nach dem Öffnen kann die Flasche eine Weile gelagert werden.
POE-Öl
POE-Öl wurde speziell für die Schmierung von elektrischen Hochspannungskompressoren entwickelt, welche in Hybrid- und Elektrofahrzeugen verbaut sind. Elektrische Kompressoren erkennt man problemlos daran, dass keine Riemenantriebsscheibe vorhanden ist. Die dielektrische Schutzformel des POE-Öls bietet einen hervorragenden «Widerstand» gegenüber allfälliger Stromentweichung in Klimaanlagen, welche im Hochvolt-Umfeld im Einsatz sind. POE-Öl ist hygroskopisch: Einige Typen elektrischer Kompressoren werden in der Erstausrüstung mit speziellem PAG-Öl befüllt. In diesen Fällen sollte dasselbe PAG-Spezialöl verwendet werden.
Empfehlungen
Bei Reparaturen (Ersetzen des Kompressors oder Verdampfers) empfehlen wir, jene Ölsorte (PAG, POE) und jene Viskosität (46, 100, ...) einzusetzen, welche in der Originalausrüstung verwendet und vom Hersteller/von Zulieferern empfohlen werden. Da die hinzuzufügende Ölmenge wichtig ist, könnte die Verwendung eines anderen Öls die Viskosität verändern und die Schmierung des Systems beeinträchtigen. Wenn ein defekter Kompressor ersetzt wird, ist es erforderlich den Kreislauf zu spülen und den Filtertrockner auszuwechseln. Beim Ersetzen eines Kompressors sind in der Regel der Öl-Typ sowie die einzusetzende Menge auf dem Kompressor angegeben. Im Rahmen einer Wartung kann die Verwendung eines «Universal»-Öls wie PAG Universal (68), Ester (100) oder PAO 68 eine interessante Lösung sein, da die benötigte Ölmenge relativ gering ist. PAG Universal- und Esteröle bieten den Vorteil, dass sie perfekt mit den in der Erstausrüstung verwendeten Ölen mischbar sind. Das Öl des Typs PAO 68 hat den Vorteil, dass es nicht hygroskopisch ist und mit den beiden Kältemitteln R134a und R1234yf kompatibel ist.
Öl-Finder
In Haynes Pro, im Bereich «Schmiermittel», finden Sie mit wenigen Klicks die Ölsorte (und die exakte Menge) entsprechend des Kompressors, welcher in der Erstausrüstung eingesetzt wird.
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