Tectum Leseprobe Griechen/Scheider Gott

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Uta Griechen, Johannes Schneider

Gibt es Gott, und wenn ja, warum nicht? Atheistin und gl채ubiger Katholik im Briefstreit

Tectum Verlag


Uta Griechen, Johannes Schneider Gibt es Gott, und wenn ja, warum nicht? Atheistin und gläubiger Katholik im Briefstreit © Tectum Verlag Marburg, 2013 ISBN: 978-3-8288-3160-5 Umschlaggestaltung: vogelsangdesign.de Umschlagabbildungen: Karlowac, mg1408 | shutterstock.com Satz und Layout: Felix Hieronimi | Tectum Verlag llustrationen von Ja. Tilly Druck und Bindung: Finidr, Těský Těšín Printed in the Czech Republic Alle Rechte vorbehalten Besuchen Sie uns im Internet www.tectum-verlag.de

Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Angaben sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.


Die Autoren: Die an Philosophie und Religionsgeschichte interessierte Autodidaktin und heutige Rentnerin Uta Griechen, 1951 im th체ringischen Jena geboren, war Chemielaborantin und arbeitete viele Jahre in einem biochemischen Forschungslabor der Friedrich-Schiller-Universit채t Jena.

Johannes Schneider ist katholischer Religionslehrer.


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Dieses Büchlein möchte ich Christine widmen. Sie hat aufgrund unserer Auseinandersetzungen sehr dazu beigetragen, dass ich tiefgründiger über Religion und Glauben nachzudenken begann und Spaß am Philosophieren fand.


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»Wir sollten keine Überzeugung annehmen, zu der uns nicht die Vernunft geführt hat. Denn Glaube ohne Prüfung der Gründe ist der sicherste Weg, sich selbst zu betrügen.« Celsus, griechischer Philosoph

»Alle Theorien, die von unseren Wünschen begünstigt werden, sind verdächtig.« David Hume, schottischer Philosoph


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Inhaltsverzeichnis

1 Vorwort | 13 2 Erklärungen | 15 3 Briefwechsel | 17 Anmerkungen zum Dialog | 193 Plädoyer aus christlicher Sicht | 195 Plädoyer aus atheistischer Sicht | 197

Anhang | 201 1

Artikel, Zitate und Auszüge aus wissenschaftlichen Zeitschriften, Büchern, einer TV-Sendung und Zeitungen | 201

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Daten aus der Chronik des »Wunders« von Guadalupe | 209

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Auszüge aus einem Artikel über das »Wunder« von Filippsdorf aus »Die Zeit« | 211

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Zitate und Aphorismen bekannter Persönlichkeiten | 213

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Humorvolle Betrachtungen über Gott und den Glauben | 221

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Verzeichnis der Endnoten | 225


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Vorwort Seit einigen Jahren schon beschäftige ich mich mit Religion, respektive dem Glauben. Fast alle Menschen machen sich irgendwann Gedanken über den Sinn des Lebens und der eigenen Existenz, und ich finde es ausgesprochen faszinierend, dass circa zwei Drittel der Weltbevölkerung an einen Gott oder eine höhere Macht glaubt, die das Weltgeschehen lenkt und leitet oder die, wie Richard Dawkins1 in seinem Bestseller »Der Gotteswahn« sinngemäß ausdrückt, einer »kollektiven Wahnidee« verhaftet sind. Diesem Umstand wollte ich, da ich Spaß am Philosophieren gefunden habe, etwas auf den Grund gehen und das Ergebnis davon ist, dass man mich heute als Atheistin bzw. Naturalistin bezeichnen kann. In früheren Jahren tangierte mich diese Thematik, wie viele andere auch, überhaupt nicht und ich hatte – obwohl einst aus Tradition katholisch, aber nicht religiös erzogen – keinerlei Interesse an einer Auseinandersetzung mit dieser Materie. Den eigentlichen Anstoß für die intensivere Beschäftigung damit gab eine ehemalige Freundin, die aus für mich damals noch nicht erkennbaren Gründen plötzlich zum protestantischen Glauben fand und sich taufen ließ. Leider habe ich heute keinen Kontakt mehr zu ihr, da sie sich einem Dialog verweigerte und ich diesen Denkverzicht ab einem bestimmten Punkt einfach nicht akzeptieren wollte. Wahrscheinlich wurde unser Disput beziehungsweise meine Art, überzeugen zu wollen, etwas zu hitzig. So jedenfalls sehe ich es heute. Gerade gegenüber Freunden kann sich die Dosierung von Akzeptanz, Ignoranz bzw. Toleranz als ziemlich problematisch erweisen, denn es sind ja auch Ehrlichkeit und Offenheit gefragt. Zu der pro- und antichristlichen Lektüre von Vertretern unterschiedlichsten Genres, die ich gelesen hatte, befand sich auch das Buch eines katholischen Religionslehrers aus Bayern. Dieses Buch provozierte mich so sehr, dass ich unbedingt den Verfasser kontaktieren wollte, um mit ihm über sein Werk zu diskutieren. Rückblickend stehen wir nun seit über drei Jahren in einem sogenannten interreligiösen Dialog. ›Interreligiös‹ ist eigentlich nicht der richtige Ausdruck, obwohl von klerikaler Seite immer wieder behauptet wird, dass der Atheismus auch nur eine Art Religion sei. Das ist natürlich Blödsinn, denn sonst könnte man zum Beispiel ›Nichtbriefmar-


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kensammeln‹ auch als Hobby bezeichnen. Es versetzt mich immer wieder in maßloses Erstaunen, wie man einen absoluten Wahrheitsanspruch postulieren kann und selbst hochintelligente Menschen nicht in der Lage sind, sich dieser Dogmatik zu entziehen. »Die Welt hat weniger unter Zweiflern als vielmehr unter Menschen gelitten, die vorgaben, im Besitz der Wahrheit zu sein. Kein Agnostiker hat je einen Heiden, Ketzer oder Ungläubigen verbrannt.« (Daniel J. Boorstin2) Obwohl ich mir wenig Hoffnung gemacht hatte, an der Weltanschauung meines Dialogpartners (Name und Ort geändert) rütteln zu können – dieser schien da mich betreffend optimistischer –, bin ich doch der Meinung, dass unser Briefwechsel Sinn macht und mir kam die Idee, die Briefe mit den Fragen, Überlegungen und Argumenten in Buchform zu bringen. Meine Zeilen dürften kaum einen Einfluss auf religiöse Fundamentalisten haben, sondern sie sind eher für die vielen »weichgespülten« Christen interessant, für die auch die später noch von mir aufgezählten sekundären Glaubensgründe eine wesentliche Rolle spielen. Ich würde mich natürlich über Leser freuen, die trotzdem gewillt sind, ihren Standpunkt stets neu zu hinterfragen beziehungsweise zu überdenken. Leser, die in der Lage sind, den simplen Grundsätzen des Glaubens mit etwas Skepsis zu begegnen, frei nach der Devise des Philosophen Immanuel Kant3: »Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!« Und ich möchte anfügen: ... selbst (oder gerade), wenn es sich um eine zweitausend Jahre alte »absolute Wahrheit« handeln sollte.


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Erklärungen Dass in diesem Büchlein die atheistische Position größeren Raum einnimmt, war nicht beabsichtigt, sondern ergab sich einfach so und natürlich weiß ich auch, dass nicht Quantität, sondern Qualität für eine erfolgreiche Argumentation ausschlaggebend ist. Jeder wird sich ja sein eigenes Urteil bilden. Und da ich meinen Darlegungen keine Metaphysik* beziehungsweise keine »absolute Wahrheit« zugrunde lege, kam eben mehr Text rein. Leider sind meiner Meinung nach logische Argumente dazu verdammt, an der Pforte zur Meta-Ebene ihren Geist aufzugeben. Deshalb wird mich auch niemand davon überzeugen können, die Metaphysik als Wissenschaft anzuerkennen, geschweige denn als seriöse Wissenschaft. Unser Dialog verdeutlicht, dass »nichtreligiöse« Menschen ebenso wie Gläubige das Bedürfnis verspüren können, ihre Weltensicht zu erklären und mit Begeisterung dafür streiten. In der Realität sind es ja meist die Gottesfürchtigen, welche die Auffassung vertreten, ihre allein seligmachende absolute Wahrheit missionarisch verbreiten zu müssen. Konfessionslose interessieren sich, wie schon erwähnt, meist überhaupt nicht für dieses Thema; sie kennen bestenfalls die sogenannten »christlichen Werte« und glauben, dass die Kirche doch so viel Gutes tut und Fürsprecher der Armen und Schwachen sei. Damit kann die hohe Akzeptanz gegenüber dem kirchlichen Machtapparat erklärt werden. (»Violettbuch Kirchenfinanzen« lesen!) Zum Glück ist Religion heutzutage kein Tabuthema mehr und immer mehr Menschen wagen es, der Machtinstitution Kirche die Stirn zu bieten. Sie beleuchten die Absurditäten des Gottesglaubens, auch wenn es oft unausweichlich ist, dass sich viele Gläubige – wie auch meine ehemalige Freundin – dadurch in ihren religiösen Gefühlen verletzt fühlen. Darauf kann aber gerade im Sinne von Aufklärung und Fortschritt nicht immer Rücksicht genommen werden, denn es ist ein gefährlicher Denkfehler, der Intoleranz von Religionen mit Toleranz begegnen zu können. * Die Metaphysik ist eine Grunddisziplin der Philosophie. Metaphysische Systementwürfe behandeln in ihren klassischen Formen die zentralen Probleme der theoretischen Philosophie: die Beschreibung der Fundamente, Voraussetzungen, Ursachen oder »ersten Gründe«, der allgemeinsten Strukturen, Gesetzlichkeiten und Prinzipien sowie vom Sinn und Zweck der gesamten Wirklichkeit bzw. allen Seins.


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Es wird dem Leser sicherlich auffallen, dass oftmals große Sprünge in meinen Gedankengängen stattfinden. Im »Roten Faden« sind einige Knoten vorzufinden und von mir werden häufig zu viele Punkte gleichzeitig zur Thematik angeschnitten, ohne sinnvollerweise zunächst einen erschöpfend auszudiskutieren. Das ist einerseits meiner emotionalen Argumentationsweise zuzuschreiben. Zum anderen ist es dem Umstand geschuldet, dass die Idee, unseren Dialog in Buchform zu bringen, doch erst reichlich spät aufkeimte. Logisch also, dass ich mir vorher keine Gedanken darüber gemacht hatte, wie meine Überlegungen dem Gros der interessierten Leser am eindrucksvollsten nahe gebracht werden könnten. Da ich weder Wissenschaftlerin noch Schriftstellerin bin, bitte ich, dies alles zu entschuldigen. Eine Reihe von Zitaten bekannter Persönlichkeiten habe ich ans Ende des Buches gestellt, da mein Dialogpartner davon etwas genervt schien und äußerte, dass er lieber gerne selber denke. Völlig weglassen konnte ich die Zitate dann doch nicht, da ich sie einfach zu gut finde, um sie dem Leser vorzuenthalten, und sie mir wirklich aus der »Seele« sprechen.


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Briefwechsel 13.01. 2009 Hallo Herr Schneider, nach der Lektüre Ihres Buches, muss ich leider mit Bedauern feststellen, dass ich Ihr Werk weder als interessant, überzeugend oder gar humorvoll bezeichnen würde. Sie schreiben von tiefen persönlichen Erfahrungen, die Sie zum Katholiken werden ließen und ich hätte brennend gerne gewusst, welcher Art diese waren. Darüber schreiben Sie in Ihrem Buch überhaupt nichts. Sie teilen lediglich mit, Sie seien vor dieser ›Erfahrung‹ (die Sie mit 20 Jahren hatten) Atheist gewesen. In Anbetracht dieses Alters ist allerdings eher zu vermuten, dass Sie vorher lediglich keinen Drang verspürten, sich mit Gott zu beschäftigen. Sich in dieser Zeit zu den überzeugten Atheisten gezählt zu haben, finde ich doch etwas zu hoch gesprungen. Es gibt meiner Meinung nach vier Hauptgründe für den Glauben: 1. Unwissenheit, 2. Angst vor dem Sterben und der Wunsch, dass danach nicht alles vorbei sei, 3. Frühkindliche Indoktrinierung (Erziehung), 4. Psychische und physische Stresssituationen (persönliche Krisen). Was mich betrifft – ich bin 58 Jahre alt und obwohl in der ehemaligen DDR aufgewachsen, weder Stasi-Mitglied noch staatskonform gewesen, sondern hatte Ende der 70er Jahre sogar einen Ausreiseantrag gestellt, den ich aber später wieder zurückzog. Das also gleich zu Beginn meiner Ausführungen, denn Atheismus wird ja gerne reflexartig von den Christen mit Unfreiheit, Diktatur und Unrechtsstaat in Verbindung gebracht. Im Gegensatz zu Ihnen habe ich kein Theologiestudium – und auch kein anderes – absolviert. Grundlage meiner Weltanschauung war auch nicht eine plötzliche Offenbarung, sondern das Interesse an Philosophie, Religion, Naturwissenschaften usw. Und ich habe, genau wie Sie, das Bedürfnis, die eigene Überzeugung nach außen zu tragen und anderen verständlich zu machen. Übrigens ist mir keine Person bekannt, die weltanschaulich neutral erzogen, lebensfroh und gesund, plötzlich zu Gott gefunden hätte. Es gehen meiner Erfahrung nach fast immer psychisch belastende Vorkommnisse


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(Tod eines Angehörigen, Erkrankungen usw.) einem solchen plötzlichen Sinneswandel voraus. Man kennt ja den Spruch: »Not lehrt beten«. Und wenn es den Leuten schlecht geht, füllen sich die Kirchen wieder. Der Mensch schuf sich ein imaginäres Alphamännchen (Gott), das je nach Wissensstand in immer höheren Dimensionen verortet wird. Zu dieser Grundüberzeugung hat mich meine Logik gebracht. Der erste Schritt auf dem langen Weg zu einer religionsfreien Welt wäre ein dringend notwendiger Dialog zwischen allen Religionen, um durch deren Annäherung fundamentalistische Positionen abzubauen und die Menschheit vor weiteren Kriegen zu bewahren, auch wenn sich zum Beispiel 2.000 Jahre christliche Traditionen als Meme* tief in den Köpfen der Völker des Abendlandes eingenistet haben. Der Theologe, Philosoph, Jurist und Buchautor K. Deschne4 meint: »Ein Irrtum, der Gewohnheit wurde, kann Jahrtausende die Welt beherrschen!« Interessant dürfte für Sie auch ein im Jahre 2008 entdeckter Brief von Albert Einstein5 sein (der in seinem »Glaubensbekenntnis« aus dem Jahre 1932 den freien Willen als Illusion bezeichnete), geschrieben ein Jahr vor seinem Tod an den jüdischen Religionsphilosophen Eric Gutkind6. Darin äußert sich Einstein wie folgt: »Das Wort »Gott« ist lediglich Ausdruck und Produkt menschlicher Schwächen, die Bibel eine Sammlung primitiver und kindischer Legenden.« Für ihn sei die unverfälschte jüdische Religion, wie alle anderen Religionen, eine Inkarnation des primitiven Aberglaubens. (Auszug aus dem Brief, der von Michael Stürmer aus dem Englischen (Quelle: The Guardian) rückübersetzt wurde). Die meisten Leute kennen neben Einsteins Relativitätstheorie noch seinen völlig aus dem Zusammenhang gerissenen Satz »Gott würfelt nicht« und sie meinen, dieser wäre ein Beleg für seinen Gottesglauben. Der berühmte Physiknobelpreisträger Steven Weinberg7 äußerte sich in einem Interview folgendermaßen: »Wir Wissenschaftler sollten alles tun, um die Macht der Religion abzubauen und religiöse Gewissheiten zu schwächen. Dies wird sich schlussendlich vielleicht als unser wichtigster Beitrag zur Zivilisation erweisen.« Mit besten Grüßen! * Meme: Gedankeneinheit, die sich durch Kommunikation ihrer Träger vervielfältigt.


Briefwechsel

Hallo Frau Griechen,

16.02.2009

ich wollte ja auf Ihren Brief inhaltlich eingehen, was mir ein wenig schwer fällt, da ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Sie haben gewissermaßen zu jedem Konfliktfeld zwischen Glauben und Atheismus Ihren jeweiligen Standpunkt in einem Satz dargelegt, ohne diesen jeweils näher zu begründen. Alle Punkte einzeln umfangreich zu besprechen, würde den Rahmen einer Mail sprengen. Also greife ich mir mal den Punkt heraus, dem Sie in Ihrem Brief am meisten Platz eingeräumt haben, nämlich der Frage nach den Gründen für den Glauben. Da nennen Sie 4, ich zitiere in Kurzform: 1. Unwissenheit 2. Angst vor dem Sterben ... 3. Frühkindliche Indoktrinierung ... 4. Psychische und physische Stresssituationen ... Diese Liste ist nun schon allein, was mich betrifft, ungenügend. Ich passe in keine der 4 Kategorien, ich bin im Alter von 20 als Atheist persönlich von Gott berührt worden, zu einem Zeitpunkt, wo keiner der 4 Punkte gegeben war. Dieses Berührtwerden ist schwer zu erklären und natürlich nicht wörtlich zu verstehen. Ich habe auch keine Stimme gehört, sondern einfach einen inneren Impuls verspürt, mich auf Gott einzulassen. Ich hätte in diesem Moment die Möglichkeit der Verweigerung gehabt, habe mich aber – eigentlich sträubend – bereit erklärt, diesem Anruf Folge zu leisten und habe daraufhin mehrere Tage am Stück ein unbeschreibliches Hochgefühl erleben dürfen, das für mich persönlich alle existenziellen Fragen und Zweifel aus dem Weg geräumt hat, das aber natürlich jemanden, der das nicht erlebt hat, nicht überzeugen dürfte, das ist mir durchaus klar. Danach erst hat bei mir die intellektuelle Durchdringung des Themas eingesetzt, vorher hat mich das Thema einfach nicht interessiert. Als weiteren Punkt für ihre Liste fallen mir einige Beispiele ein von Leuten, die durch Nachdenken und ebenfalls gegen eigene Widerstände Christen geworden sind, wie beispielsweise die Schriftsteller G. K. Chesterton8 oder C. S. Lewis9. So viel zunächst zu dieser Frage. Falls Sie weitere Korrespondenz wünschen (was ich begrüßen würde), möchte ich einen Vorschlag machen:

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Es scheint mir nicht so sinnvoll zu sein, wenn Sie mir schildern, was Sie glauben, was ich dann bestreite, woraufhin ich Ihnen dann schildere, was ich glaube, was Sie dann wiederum bestreiten usw. Ihnen ist ja ohnehin klar, was ich als Christ glaube und mir sind natürlich auch die jeweiligen atheistischen Gegenpositionen bekannt. Deswegen möchte ich Sie zunächst fragen, welche Methoden/Wege der Erkenntnis Sie grundsätzlich akzeptieren und welche nicht. Wenn das klar ist, besteht die Gefahr nicht mehr so sehr, aneinander vorbei zu reden. Ich nenne mal die Wege, die mir grade so einfallen. Sie können dann ja vielleicht antworten, welche Sie grundsätzlich akzeptieren oder ablehnen. Vielleicht möchten Sie die Liste ja auch ergänzen. 1) Empirische Erkenntnis (Naturwissenschaft im engen Sinn – Beobachten, Messen, Zählen, etc.). 2) Rationale Methode (Schlussfolgerungen, Verallgemeinerungen, Logik). 3) Historische Erkenntnis (darunter fasse ich alle nicht experimentell wiederholbaren Dinge, die andere Leute berichten). 4) Existenzielle Erkenntnis (Gotteserfahrungen, aber auch Empfindungen wie Ehrfurcht, Verliebtheit, Erfahrungen von Schönheit). 5) Religiöse Offenbarung (Botschaften von Propheten, Heilige Schriften, etc.). Natürlich werden Sie auf jeden Fall Punkt 5 ablehnen ... wie sieht es mit den anderen Punkten aus? Liebe Grüße, auch an Ihren Mann


Briefwechsel

23.02.2009 Hallo Herr Schneider, vielen Dank für Ihren Antwortbrief. Auch mir fällt es schwer, bei der Diskussionsfülle Schwerpunkte bzw. einen Anfang zu finden. Zumindest kann ich Ihre angeführten Punkte akzeptieren, bis auf, wie Sie schon vermutet hatten, den Punkt 5. Dieser Aussage stehe ich doch etwas skeptisch gegenüber. Warum das so ist, verdeutlicht z. B. ein Artikel aus »Die Zeit« (Über ein Wunder in Filippsdorf – siehe Anhang 3). Dieses oder ähnlich geartete ›Wunder‹ traten während der 2.000 Jahre Christentum doch recht häufig auf und dürfen mit Recht hinterfragt werden. Was die zwei von Ihnen angeführten bekannten Personen betrifft, die zum Glauben gefunden hatten, so müsste ich da erst ein wenig recherchieren. Außerdem lebten sie im vergangenen Jahrhundert und der Glaube war in den vergangenen Zeiten aufgrund des Wissensstandes eigentlich das »Normale«. An die vier von mir postulierten Gründe für Religiosität muss ich noch einen anfügen, den ich vergessen hatte. Ich meine neurologische Erkrankungen, wie z. B. Epilepsie, Schizophrenie, Depressionen, Neurosen usw. Auch die Auswirkungen von Drogenkonsum sind hinlänglich bekannt. Ich möchte Ihnen keinen dieser Gründe unterstellen und würde mich über eine ausführlichere Beschreibung Ihrer Gotteserfahrung freuen. Sie schreiben, dass nach der göttlichen Berührung alle Zweifel und Fragen beseitigt waren, woraus man schließen könnte, dass diese doch im Voraus im Raum gestanden haben müssen. Wenn z. B. ein Wissenschaftler nach jahrelangem Forschen einen plötzlichen »Geistesblitz« bekommt, so kann ich ein tagelanges Hochgefühl durchaus nachvollziehen (obwohl dieses bei z. B. Charles Darwin10 durch den Einfluss der Kirche etwas gedämpft gewesen sein dürfte und er seine Evolutionstheorie aus Angst der Öffentlichkeit noch lange vorenthielt). Falls eine »Gotteserfahrung« aus heiterem Himmel heraus gemacht wird, so gibt mir das zumindest zu denken und deshalb meine ersten Fragen, die wir vielleicht diskutieren könnten: 1.) Warum sind Sie nach der göttlichen Eingebung nicht Buddhist, Hindu, Mos­lem, Jude oder Agnostiker geworden, sondern ausgerechnet Ka­ tho­lik? (Eventuell Prägung im Elternhaus und zusätzlich im erzkatholischen Bayern?)

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2.) Haben Sie auch heute noch tagelange Hochgefühle? 3.) Was glauben Sie, warum nicht alle Menschen mit einer Gotteserfahrung konfrontiert werden? 4.) Wie stehen Sie zur Schöpfungsgeschichte, Kreationismus, Evolution, den »Wahrheiten« der Bibel und »Intelligent Design«? 5.) Wieso fällt es so schwer, einfach die Grenzen der menschlichen Erkenntnisfähigkeit zu akzeptieren und man sucht stattdessen stets einen höheren Sinn in allem, obwohl doch »Unsere Erde nur ein Staubkorn, bevölkert von einer Herde Primaten, am Rande unseres Sonnensystems ist« Schmidt-Salomon11. Gott wird infolge der sich rasant vermehrenden wissenschaftlichen Erkenntnisse (von denen oft schon eine Einzelne ausreichend Sprengkraft besitzt, die Schöpfungsgeschichte ins Märchenreich zu befördern) vom Klerus stets auf eine höhere Ebene verfrachtet und der »Wissenschaftsrat« im Vatikan hat alle Hände voll zu tun, Glaube und Wissen mit metaphysischer bzw. pseudophilosophischer Verbalakrobatik, die den Anschein von Wissenschaftlichkeit und Seriosität erwecken soll, kompatibel zu machen. Die überwiegende Anzahl der als »Wunder« bezeichneten Geschehnisse kann aber heute schon ohne Zuhilfenahme eines Schöpfers ausreichend erklärt werden (z. B. mithilfe der Ockhamschen Rasiermessertheorie12). Eine Äußerung des vom Glauben abgefallenen Pfarrers Paul Schulz13 (Autor mehrerer Bücher) lautet: »Der religiöse Glaube glaubt gegen die Realität, der atheistische Glaube glaubt auf der Basis der Realität«. So, das wär’s erst mal für heute. Viele Grüße!


Briefwechsel

Hallo Frau Griechen,

02.03.2009

vielen Dank für Ihren Brief, der wieder einmal zu viele Fragen und Aussagen enthält, als dass ich auf jede Einzelne umfassend eingehen kann. Deswegen möchte ich mich auf einige Punkte begrenzen und zunächst beginnen mit den Themen, die wir bereits angerissen hatten. Wenn Sie jedoch jemals den Eindruck gewinnen sollten, ich würde manchen Fragestellungen permanent aus dem Weg gehen, machen Sie bitte deutlich, dass ich diese explizit beantworten soll. Gefreut hat es mich, dass Sie zumindest 4 Wege der Erkenntnis prinzipiell anerkennen und damit manchen Radikalmaterialisten widersprechen, die nur den ersten Weg anerkennen (wie z. B. der Biologe Ulrich Kutschera14, der meint, nur die Biologie könne Erkenntnis vermitteln, was ja ein Widerspruch in sich ist, da diese vermeintliche Erkenntnis selbst keine biologische Aussage ist). Unser geistiger Horizont weitet oder verengt sich ja je nach erkenntnistheoretischer Vorüberlegung. Des Weiteren haben Sie Ihre Liste der Gründe für den Glauben selbst um einen weiteren Punkt (neurologische Erkrankungen) ergänzt, was die Liste aber meiner Meinung nach noch immer nicht vollständig macht. Ich selbst finde mich noch immer nicht auf dieser Liste wieder und auch die von mir genannten Schriftsteller passen in keine ihrer 4 bzw. 5 Kategorien. Sie bestritten dies, ohne allerdings zu sagen, in welche ihrer Kategorien sie diese lokalisieren würden, gaben lediglich den Hinweis, sie gehörten einer früheren Epoche an, was sie automatisch in die Kategorie 4 (Unwissenheit) verweisen würde. Das ist natürlich sehr einfach gedacht – würden Sie es akzeptieren, wenn ich sämtliche religionskritischen Ansätze von Leuten wie Feuerbach15, Marx16, Freud17 etc. gleichsam mit einem Federstrich hinwegwischen würde, indem ich einfach darauf verweise, dass diese schon tot sind? Außerdem sind Chesterton und Lewis geistesgeschichtlich vergleichsweise jungen Datums – ihnen waren alle heutigen nichtreligiösen Weltanschauungen (Materialismus, Naturalismus, Relativismus etc.) und wissenschaftlichen Entdeckungen (Evolution, Relativität etc.) bereits bekannt. Männern wie Chesterton, den sogar der Atheist Ernst Bloch18 »einen der gescheitesten Männer, die je gelebt haben« nannte, kurzum »Unwissenheit« zu attestieren, wird diesen nicht gerecht. Sie werden Ihre Liste also ergänzen müssen, wenn sie intellektuell redlich bleiben wollen – aber das sollte Ihnen keinen

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Zacken aus der Krone brechen, ist doch eine erweiterte Liste allein kein Beweis für die Unwahrheit des Atheismus. Zu Ihren Fragen bezüglich meiner Bekehrung: Wenn ich schrieb, dass mein Bekehrungserlebnis jeglichen Zweifel zerstreut hat, meinte ich damit lediglich einen etwaigen Zweifel an dem göttlichen Ursprung dieses Erlebnisses selbst. Weiter fragen Sie, warum ich diese Berührung dem christlichen Gott zuschrieb und darin keine Bestätigung für den Buddhismus oder Islam sah. Nun, Sie haben recht in Ihrer Vermutung, dass derlei Gedanken mir damals gar nicht gekommen sind. Aber auch mit mehr Wissen im Nachhinein betrachtet scheiden Buddhismus und Islam aus: Der Buddhismus kennt überhaupt keinen personalen Gott; der Islam geht von einem sehr transzendenten Gott aus, der nicht in dieser persönlichen Form mit den Menschen interagiert. – Bleibt also nur der jüdisch-christliche Gott übrig. Heute habe ich keine tagelangen Hochgefühle mehr, manchmal kurze Momente des Friedens und der Freude, die meinem Gefühl von damals ähneln, aber nicht mehr Tage, sondern maximal Minuten währen. Die Frage, warum nicht alle Menschen eine derartige Erfahrung machen, kann ich Ihnen nicht mit Sicherheit beantworten. Ich persönlich glaube, dass Gottes Einladung allen Menschen gilt, bei mir aber vielleicht einfach eine besonders kräftige »Dosis« nötig war, um mich überhaupt zu erreichen. – Es gibt also überhaupt keinen Grund, mir auf diese Erfahrung etwas einzubilden, denn »selig, wer nicht sieht und trotzdem glaubt.« Zum Schluss für heute möchte ich noch auf den Bericht über Wunderheilungen/Marienerscheinungen aus der »ZEIT« eingehen. Den Fall Filippsdorf konkret kann ich nicht kommentieren, dazu fehlen mir die nötigen Informationen – wenn allerdings eine psychische Erkrankung bei der angeblichen Seherin tatsächlich nachgewiesen werden kann, würde ich auch davon absehen, von einer echten Marienerscheinung zu sprechen. Der Artikel mag also inhaltlich »es hat kein Wunder stattgefunden« korrekt sein; was er jedoch zwischen den Zeilen suggeriert »wenn ein Wunder gemeldet wird, stehen alle Bürger im Schulterschluss mit der Kirche fest aufseiten der Seher, bis endlich eine unerschrockene Journalistin mit dem Licht der Vernunft den Aberglauben vertreibt und deswegen nur knapp dem Scheiterhaufen entrinnt«, ist absurd.


Briefwechsel

Die Realität sieht in Deutschland so aus, dass die Seherinnen und Gläubigen sich im Falle einer Marienerscheinung einer Allianz von Medienvertretern, die diese mit Spott und Häme überschütten, und Kirchenoberen, denen das Thema lästig ist, entgegengesetzt sehen. Ich möchte nun nicht die Echtheit aller angeblichen Marienerscheinungen behaupten, aber Vorurteile und Denkverbote trifft man in diesem Zusammenhang auf allen Seiten. Und gerade die Medien sind selten an einer differenzierten Betrachtungsweise interessiert. Offensichtlich absurde Behauptungen werden überall genüsslich ausgeschlachtet; Fälle, die sich nicht so leicht auflösen lassen, werden in der Regel totgeschwiegen. Sie können das an sich selbst testen: Ich vermute, Sie haben durch Presse und Fernsehen mitbekommen, dass vor einigen Jahren eine Frau behauptete, die Muttergottes hätte sich auf ihrem Toastbrot abgebildet (welches sie dann für viel Geld bei eBay verkaufte) – das ging wochenlang durch alle Blätter und Sender; aber haben Sie auch schon mal im Fernsehen eine Dokumentation über den größten Pilgerort der Welt (20 Millionen Pilger pro Jahr) gesehen, der eine weit glaubwürdigere und spektakulärere Geschichte erzählen könnte? – Sie wissen nicht, von welchem Ort ich spreche? – Genau das meine ich. Falls es Sie interessiert: Ich meine Guadalupe / Mexiko (siehe Anhang 2) … ich nenne Ihnen dazu mal kein mir genehmes Buch, sondern lasse Sie bei Interesse eigenständig recherchieren. Ein wirklich kritischer Geist sollte also sowohl ein »Halleluja! Ein Wunder!« als auch ein »Es kann nicht sein, was nicht sein darf!« anzweifeln. Liebe Grüße!

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04.03.2009 Hallo Herr Schneider, Sie fordern mich auf, weitere Gründe für Gläubigkeit anzubringen. Meine Liste ist natürlich noch länger, und die von mir bereits aufgeführten Gründe sind meiner Meinung nach auch nur die übergeordneten. Ich kann sagen, dass keine mir bekannte Person durch Aneignung von wissenschaftlichen Erkenntnissen, durch eine philosophische Betrachtungsweise bzw. ernstem Interesse an der Historie des Christentums zum Glauben gefunden hätte. Es war eher so, dass ein Hang zur Transzendenz, dem Mystischen bzw. Okkulten und einfach zum »Glauben-Wollen«, vorzufinden war, fast immer gekoppelt an eine religiöse Erziehung. »Gott« scheint von vornherein festzulegen, wer als potenzieller Menschenfischer (Missionar) geboren wird und offenbart sich diesem dann in so wunderbarerweise wie Ihnen. Aber die aufgezählten Gründe für Gläubigkeit treffen aus subjektiver Sicht für Sie natürlich nicht zu, wahrscheinlich ebenso wenig wie die folgenden recht simplen Gründe, die aber doch für Viele ausschlaggebend sind. Dazu einige Meinungen, die sich bei mir im Laufe der Zeit eingeprägt haben: – Das Christentum gibt es bereits 2.000 Jahre, da muss doch schließlich was dran sein. – Dass die christlichen Werte gut und richtig sind, kann keiner bestreiten. (Leider wissen die Wenigsten, dass sie gar nicht aus dem Christentum stammen!) – Ich bin eben so erzogen, kenne es nicht anders und finde Trost und Geborgenheit im Glauben. – Die Kirche setzt sich für Arme und Schwache ein und tut so viel Gutes. In einer schweren Krise haben mir mein Pfarrer und die Gemeinde sehr geholfen. (Altruismus* ist kein Privileg der Kirche!) – Die Geburt, das Leben und die Welt sind für mich einfach Wunder und mein Dasein muss doch einen höheren Sinn haben.

* Altruismus (lat. alter ›der Andere‹) bedeutet in der Alltagssprache »Uneigennützigkeit, Selbstlosigkeit, durch Rücksicht auf andere gekennzeichnete Denk- und Handlungsweise«.


Briefwechsel

– Es gibt eben keinen Beweis für die Nichtexistenz Gottes. (Übrigens ist es unmöglich, die Nichtexistenz einer Sache zu beweisen; die Beweispflicht liegt auf der Gegenseite.) – Prof. Dr. Müller-Lüdenscheid und Prof. Dr. Kloebner sind bekannte Naturwissenschaftler und glauben auch an Gott (sie forschten zur Badewannenhaltung von Planschenten – Witz!). – Ostern, Pfingsten, Himmelfahrt und vor allem Weihnachten sind so schöne Feiertage und es ist so romantisch und beeindruckend, sich ganz in Weiß in der Kirche trauen zu lassen. – Ich habe kein Interesse an wissenschaftlicher Literatur zum Thema und will einfach nicht darüber nachdenken (evtl. könnten ja sonst die so beruhigenden »Gewissheiten« ins Wanken geraten – folglich wird oft die »Vogel-Strauß-Politik« bevorzugt). – Nach dem Tod kann doch nicht alles aus sein und es wird ja immer wieder von »Nahtoderfahrungen« berichtet (helles Licht am Ende eines Tunnels usw.). – In der Bibel steht die Wahrheit und sie ist das am meisten gelesene Buch der Welt. Man darf darin nur nicht alles so wörtlich nehmen. (Viele Gläubige kennen nur Bruchstücke dieses vor Blut triefenden Unsinns.) Die meisten Christen werden zugeben müssen, sich in einem oder mehreren Punkten wiederzufinden. Über diese Punkte hinaus ist dem Eindruck nach bei allen eine kollektive spezifische Denkhemmung festzustellen. Jetzt noch mal zu den Heiligenerscheinungen: Ist es nicht bezeichnend, dass diese fast nur einzelne, kranke bzw. psychisch angeschlagene Personen heimsuchen (Lourdes, Guadalupe usw.)? Die betroffenen Menschen lechzen oft nach Aufmerksamkeit, gleichzeitig sind sie aufgrund ihrer Frömmigkeit, welche auch eine gewisse Erwartungshaltung in Bezug auf »Wunder« provoziert, über jeden Betrugszweifel erhaben. Wie man die Psyche manipulieren kann, dürfte auch allseits bekannt sein. Bei Wundern, die viele Personen gleichzeitig erleben, handelt es sich immer um wissenschaftlich erklärbare Erscheinungen. Und was sollte auch die Botschaft einer »rollenden schillernden Sonne« (Fatima) sein? Auch der Bibelcode wurde wissenschaftlich entzaubert und die Voraussage auf das Papstattentat ist nun wirklich extremer Blödsinn. Was das Toastbrot

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betrifft, so stellt sich mir die Frage, wo soll man eigentlich die Grenze zwischen »Wundern« und Scharlatanerie ziehen? Im Fall »Guadalupe« steckt für mich eine Logik in der wundersamen Marienerscheinung auf der Tilma* des armen Indiojungen. Auf dem Höhepunkt der Christianisierung war jedes Mittel recht, um die Menschen zu bekehren. Und als Prügel und Morden nicht ausreichten, geschah schnell mal ein »Wunder« und das einfach gestrickte und ungebildete Volk konnte sich nur vor Ehrfurcht in den Staub werfen. Ich möchte noch bemerken, dass Sie sich in Ihrer Aussage bezüglich der göttlichen Erfahrung widersprochen haben. Ich hatte es so interpretiert, dass dieses überwältigende Ereignis Sie aus heiterem Himmel getroffen hat und es sich bei der Beseitigung Ihrer Zweifel und Fragen um weltliche Probleme gedreht hätte. Wie ich jetzt erkennen muss, hatten Sie sich natürlich bereits mit der religiösen Problematik befasst, also war auch eine gewisse Erwartungshaltung diesbezüglich unterschwellig vorhanden. Der Sprung vom Nichtgläubigen zum Katholiken und die Überzeugung, dass diese Offenbarung nur göttlicher Natur sein konnte, kommt also keineswegs aus dem Nichts! Es ist ziemlich unwahrscheinlich, in völliger Unbedarftheit ein »göttliches« Erlebnis zu erfahren, das gleichzeitig alle Fragen und Zweifel bezüglich seines Ursprungs beseitigt. Ist das Unlogische daran verständlich? Ich vermute, Ihr Bekehrungserlebnis schreiben Sie deshalb dem christlichen Gott zu, weil Sie eben nicht in einem Land aufwuchsen, das vom Buddhismus oder Islam geprägt ist. In solchen Ländern wurde logischerweise nie von Marienerscheinungen berichtet. Warum dies aber in Südamerika geschah, steht für mich außer Frage.

* Tilma = Mantel bzw. Umhang der mexikanischen Indios


Briefwechsel

PS.: Zu C. S. Lewis: Seine Mutter war Pfarrerstochter und starb, als er 10 Jahre alt war; im selben Jahr starben Großvater und Onkel (Anhänger der anglikanischen Kirche) – also ein ziemliches Schockerlebnis, das sich mit Sicherheit stark auf die Psyche des Kindes ausgewirkt haben dürfte. Zu G. K. Chesterton: Seine Familie war protestantischen Glaubens, er selbst war fasziniert vom Okkulten. Im Laufe seines Lebens tendierte er immer mehr zum orthodoxen Christentum und er war ein großer Bewunderer des Mittelalters. Später konvertierte er dann zum Katholizismus. Erwähnenswert ist (auch wenn die beiden erwähnten Personen nicht ins Mittelalter gehörten), dass kein bedeutender Gelehrter dieses Zeitalters einen Zweifel daran hegte, dass Gott tatsächlich existiert. Und das lag mit Sicherheit nicht an einer göttlichen Eingebung oder Offenbarung, sondern am Wissensstand. Lieber Herr Schneider, Sie meinen, man könne diese beiden Personen nicht in eine für Gläubigkeit typische Kategorie einordnen. Ich habe kein Problem damit. Nur sehr starke Persönlichkeiten sind in der Lage, nach meist langem Erkenntnisprozess vom Glauben abzufallen, wenn sie im frühen Kindesalter entsprechend massiv indoktriniert wurden. Und für Charles Darwin war es sicherlich im Hinblick auf seine Entdeckungen teilweise nicht gerade förderlich, eine aus einer Pfarrersfamilie stammende, streng gläubige Frau geheiratet zu haben. Viele Grüße!

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Hallo Frau Griechen,

10.03.2009

bitte sehen Sie mir nach, dass ich mit Ihrem Tempo nicht ganz Schritt halten kann, was Umfang und Frequenz der Korrespondenz betrifft. Lobenswerterweise beschränken Sie sich aber mittlerweile auf die bereits andiskutierten Themen, zu denen ich mich nun auch äußern möchte. 1) Meine Bekehrung/Gründe für Gläubigkeit Ich habe nie behauptet, vor meiner Bekehrung niemals in Kontakt mit Religion gekommen zu sein (wie sonst hätte ich mich als Atheist bezeichnen können?), sondern nur, dass die intellektuelle Durchdringung des Themas nach meinem Erlebnis stattfand. Ich bin in der Tat christlich erzogen worden, habe mich aber dann davon jahrelang distanziert, bis es eben zu erwähntem Erlebnis kam. Mir ist nicht klar, wo da der Widerspruch sein soll, wenngleich natürlich offensichtlich ist, worauf Sie hinaus wollen: Christlich erzogen = indoktriniert = willenlos und ferngesteuert, Schublade auf, Mensch rein, Schublade zu. Erscheint Ihnen dieses Prinzip nicht selbst etwas zu simpel? Ich muss auch darauf beharren, dass Lewis und Chesterton doch aufgrund von Überlegungen zum Christentum übergetreten sind. – Nicht, weil ich jetzt in diesem Punkt unbedingt recht behalten muss, sondern schlicht deswegen, weil diese selbst das von sich sagen. Chesterton hat sogar ein ganzes Buch (»Orthodoxie«) geschrieben, das sich ausschließlich seiner Bekehrung anhand von Gedanken widmet, die er Punkt für Punkt nachzeichnet. Bei allem Respekt, aber ich glaube nicht, dass Sie Chesterton besser kennen, als er sich selbst. 2) Guadalupe Ich gehe völlig d’accord mit Ihnen, wenn Sie darauf hinweisen, dass die Spanier sich im 16. Jahrhundert im heutigen Südamerika wie die Axt im Wald verhalten haben. Dass die Missionsversuche deswegen zunächst scheiterten, ist auch vollkommen richtig. Dass sich dieses nach Auftauchen des Bildes der Gottesmutter mit mestizischen Zügen quasi über Nacht radikal änderte und Millionen Azteken sich urplötzlich freiwillig


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taufen ließen, stimmt ebenfalls. Ihre These nun, das Bildnis sei eine von der Kirche damals in Auftrag gegebene Fälschung zwecks Missionierung, ist also durchaus naheliegend. Diese These hat nur einen Haken – sie kann unmöglich stimmen. Ich liste Ihnen einmal die Ergebnisse verschiedener wissenschaftlicher Untersuchungen des Bildnisses auf. Die Tilma: Grobes Gewebe aus Maguey-Kaktusfasern, ca. 1,67 m mal 1,05 m groß. Aus zwei Hälften bestehend, in der Mitte durch eine Naht zusammengehalten. Allgemein übliches Obergewand der Azteken, vorn wie eine lange Schürze getragen oder wie ein Mantel um die Schultern gehängt. Das Bild: – Kein Malmaterial identifizierbar, weder pflanzlichen, noch tier­ischen noch mineralischen Ursprungs. Malmaterial bis heute unbekannt. – Keine Pinselstriche vorhanden. – Keine Vorzeichnungslinien, keine Vorzeichnungsskizze vorhanden. – Keine Untermalung, keine Grundierung, keine Leimung: Dies macht es eigentlich unmöglich, auf der Oberfläche des groben Stoffes zu malen. – Keine schützende Lackierung vorhanden trotz unerklärlich guter Erhaltung von Bild und Stoff. – Kombination verschiedener Maltechniken: Öl, Tempera, Wasserfarbe und Fresko. Nicht kopierbar. – Unebenheiten auf dem Gewebe gezielt ausgenutzt, um dem Gesicht Tiefe zu geben. – Rätselhafte Glättung der Oberfläche. Die Bildseite auf der Tilma ist merkwürdig geglättet, glänzend weiß und weich unter dem Bild. Forscher haben keine Erklärung für die zwei unterschiedlichen Materialseiten. – Lichtbrechung: Bei der Untersuchung 1979 durch Smith und Callahan festgestellt: Die Farben verhalten sich wie Farben auf Vogelfedern, Schmetterlings- oder Käferflügeln: Sie verändern sich beim Betrachten aus verschiedenen Blickwinkeln.

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– Einseitige Durchsichtigkeit: Das Bild auf der Vorderseite kann deutlich durchscheinend von hinten gesehen werden – jedoch ein rätselhafter grüner Fleck auf der Rückseite des Gewebes kann von der Vorderseite aus nicht gesehen werden. – Infrarotdurchlässigkeit: Die rosa Farbe auf dem Bild ist – entgegen der allgemein vorkommenden Undurchlässigkeit der rosa Farbpigmente – infrarotdurchlässig. – Umkehreffekt: Aus der Entfernung erscheint das Bild größer, scheint beim Näherkommen zu »schrumpfen«. Gesicht und andere Details sind nicht aus der Nähe, sondern erst aus einigen Metern Entfernung deutlich zu erkennen. – Die Augen: Die Augen des Gesichtes auf der Tilma bilden das größte Rätsel dieses Artefaktes. In beiden Augen spiegelt sich die damalige Szene der Bildentstehung im Jahr 1531 vor dem Bischof mit Verzerrungen in Abhängigkeit von den Gesetzen der Krümmung der Hornhaut, und im zweiten Auge um genau den Faktor verschoben, wie es sich in einem lebendigen Auge zeigen würde. 1956 wurden Lichtreflexe in den Augen der Figur auf der Tilma entdeckt. (Lichtreflexe im menschlichen Auge sind uns erst bekannt seit Helmholtz’19 Entdeckung in den 1880er Jahren!) 1958 entdeckt Parkinje-Sanson-Effekt in den Augen der Figur auf der Tilma: ein gesehenes Objekt wird in beiden Augen eines Menschen reflektiert, und zwar an drei verschiedenen Stellen, verursacht durch die Krümmung der Hornhaut. Genau dies aber findet sich auch in den Augen der Figur auf dem Tilmabild. Die sich in den Augen widerspiegelnde Szene – nach modernster Computerbildanalyse: Ein sitzender Indio; die Gesichter von möglicherweise Bischof Zumárraga und Dolmetscher Gonzales; dann Juan Diego, seine Tilma öffnend; die Büste einer Frau und ein bärtiger Spanier. In der Mitte: eine Eingeborenengruppe mit Kind.


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Wenn dieses »Bild« also eine Fälschung aus dem Jahr 1531(!) sein soll, ist der Fälschungsvorgang ein noch größeres Wunder als die Marienerscheinung. Ich fürchte, mir mangelt es an Glauben, um Ihnen in diesem Punkt folgen zu können. Liebe Grüße!

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22.03.2009 Hallo Herr Schneider, erst mal Dank für Ihr letztes Schreiben. Nochmals möchte ich auf Ihr Buch zurückkommen, in dem in der Einleitung vermerkt wurde, dass Sie nach tiefer persönlicher Erfahrung zu Gott gefunden hätten. Also überlegen wir mal, was sich bis zum Ende des Teeniealters eines sich normal entwickelnden Jungen so abspielt. Es ist anzunehmen, dass Sie sich bis zum 14. Lebensjahr keine größeren philosophischen Gedanken bezüglich der Religion gemacht haben. Sie wurden in ein katholisches Elternhaus hineingeboren und entsprechend erzogen. Davon erfährt man, obwohl es bekanntlich gravierende Auswirkungen hat, in Ihrem Buch erst mal nichts (vielleicht, um die Bekehrung eindrucksvoller erscheinen zu lassen?). Im Gegenteil, Sie behaupten, dass keiner der von mir aufgeführten Glaubensgründe für Sie zutreffend wäre. Also nach Ihren Worten zu urteilen: nach einer kurzen Zeit der Beschäftigung mit weltanschaulichen Fragen (diese Unterstellung wäre zumindest naheliegend) wurde aus Ihnen erst mal ein »überzeugter Atheist« (die wahrscheinlich zutreffendere Bezeichnung: ein bezüglich des Themas Desinteressierter); dieser Zustand dürfte eher der Pubertätsphase geschuldet sein. Plötzlich, mit 20 Jahren, wurden Sie von einer göttlichen Erfahrung heimgesucht und mutierten schlagartig (wieder) vom ruhenden zum praktizierenden Mitglied der elterlichen und speziell in Bayern typischen konservativen Glaubensgemeinschaft. Nochmals muss ich daran erinnern, dass im Kindesalter eine sehr starke Prägung stattfindet und unterschwellig war Ihr religiöses Potenzial permanent vorhanden. Und dieses kommt in einem späteren Lebensabschnitt meist wieder zum Tragen, was an vielen Beispielen (wie auch bei dem Journalisten Matthias Matussek20) zu belegen ist. Von wegen »Schublade auf, Schublade zu«, so einfach ist mit dieser Unterstellung nicht zu punkten. Dass eine frühkindliche Indoktrinierung persönlich nicht als solche erfasst wird, ist wohl verständlich. Zwar bin ich eine überzeugte Atheistin, aber keine radikal intolerante, nur weil ich es wage, zu behaupten, dass alle Religionen aus meiner Sicht ziemlicher Unsinn sind. Natürlich fühlt sich der Gläubige beleidigt, wenn man über seine Weltsicht lacht, aber das ist immer noch besser, als ihm den Schädel einzuschlagen. Etwas nicht ernst zu nehmen, läuft häufig auf links liegen lassen hinaus und das wurmt manchmal mehr, als ein hitziger


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Disput. Aufgrund meines Egos bzw. meiner Ungeduld fällt es mir allerdings oft sehr schwer, diese Erkenntnis in der Praxis umzusetzen. Zu gerne würde ich die Zeit noch erleben, in der sich religiöse »Gewissheiten« selbst ad absurdum führen und wie Seifenblasen zerplatzen. Was Guadalupe betrifft, so bin ich weiter beim Recherchieren, obwohl ich natürlich nicht an das sorgsam gehütete Geheimarchiv des Vatikans herankomme. Es wäre auch interessant, zu wissen, ob die Untersuchungen wirklich von unabhängigen, oder doch wieder nur von gläubigen Wissenschaftlern durchgeführt wurden. Außerdem sollte man das Leben des Bischofs (um 1531 in Guadalupe), soweit noch möglich, etwas genauer unter die Lupe nehmen. Ich sehe allerdings die ganzen Heiligeninszenierungen nur als eines von vielen Mitteln, ein korruptes Machtsystem aufrechtzuerhalten und das Land auszubeuten. Nachtrag: Ich möchte, obwohl nicht gerade zum im Moment Diskutierten gehörend, gerne etwas zur Hirnforschung und dem »freien Willen« anführen. Aus dem Artikel »Gefühle machen Gedanken« (Stern 26/2002): »Genetik bestimmt nicht nur Dinge wie Temperament, Rollenpräferenzen und Aggressionspegel, sondern auch viele unserer sehr verehrten moralischen Entscheidungen, die gar keine Entscheidungen im Sinne eines freien Willens sind, sondern nur Tendenzen, eingeschrieben im Hypothalamus und im limbischen System.« (T. Wolfe21) Der Hirnforscher G. Roth22 konstatiert: »Da wir all unser Fühlen, Denken und Handeln vor uns selbst und vor den anderen sprachlich-logisch rechtfertigen müssen, erfinden wir ständig Geschichten. Der Sinn-Such-Mechanismus des Verstandes macht die Welt berechenbar. Da sich die Realität der Sinnkluft unseren Wünschen und Sehnsüchten nicht bereitwillig beugt, schuf sich das Gehirn eine Zweite, Gefügigere, Bessere; einen virtuellen Kosmos, ein Reich der rankenden Fantasien: den Himmel. Doch auch dieser braucht ein Neuronennetz, um darin zu leben.« Wenn man mit Magnetspulen die Schläfenlappen des Großhirns manipuliert, können religiöse Gefühle erzeugt werden. Der Hirnforscher V. Ramachandran23 stellte fest, dass Epileptiker, die seit alter Zeit in vielen Kulturen als mit einer »heiligen Krankheit« gesegnete Menschen angesehen

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werden, oft ein reicheres spirituelles Leben haben als Normalsterbliche – sofern ihre Anfälle in der Schläfenregion ausgelöst wurden. Beeindruckendes Beispiel zum sogenannten »freien Willen«: Vor circa 150 Jahren durchbohrte bei einer Explosion eine mehrere Zentimeter dicke und anderthalb Meter lange Eisenstange den Vorderschädel des amerikanischen Bahnarbeiters P. Gage. Danach war dieser ein völlig anderer Mensch: zuvor umgänglich und freundlich, dann das Gegenteil davon. Mit der grauen Masse (Teile der vorderen Großhirnrinde) verschwand auch sein Gefühl für Sitte und Moral und er starb als ungehobelter Geselle. Ein weiteres Beispiel: Ein höchst krimineller, brutaler Mann, der auch längere Zeit im Gefängnis saß, bekommt beim Baseballspiel eine Kopfverletzung (durch den Ball). Diese bewirkte, dass dieser Mensch freundlich und sanft wurde und sogar zum Künstler mutierte, d.h. dass ebenfalls eine völlige Persönlichkeitsveränderung vonstatten ging. Er begann zu malen und die Leute waren beeindruckt von seinen künstlerischen Fähigkeiten. Wie beurteilen Sie das eigentlich? Ist das nun ein Wunder oder hängt es mit den durch die Unfälle bedingten, nachgewiesenen Veränderungen der Hirnstruktur zusammen? Zumindest waren bei diesen zwei Fällen weder Bekehrung noch freier Wille mit im Spiel, sondern ein Baseball bzw. eine Eisenstange. Viele Grüße!


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