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Weißspitzen-Hochseehaie 1.200 Stück in 18 Jahren
from Silent World 65
by OCEAN.GLOBAL
WEISSSPITZEN- HOCHSEEHAIE
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TEXT UND FOTOS // ELKE BOJANOWSKI
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Meine erste Begegnung mit dieser Haiart war alles andere als entspannt: an einer Tauchleiter hängend mit klaren Instruktionen, diese auf keinen Fall loszulassen. Ein junger Longimanus war zum Ende eines Tauchgangs direkt hinter dem Tauchschiff erschienen, auf dem ich als Gast war. Die drei letzten Taucher konnten nicht schnell genug das Wasser verlassen. Ich und mein Buddy hingegen wollten unbedingt zurück ins Wasser, um dieses Erlebnis nicht zu verpassen. Der Organisator der Safari hielt das für viel zu gefährlich; er hätte selbst erlebt, wie aggressiv sich diese Haiart gegenüber Menschen verhielt. Der Kompromiss war das Heruntersteigen auf der Tauchleiter, mit einer Maske auf, um von der Oberfläche den Hai zu sehen. Selbstbewusst und begleitet von seiner Entourage von Pilotfischen kam der Weißspitzen-Hochseehai ruhig auf die Leiter zu, um dann abzudrehen und langsam zu verschwinden. Dies geschah wenige Monate, bevor ich meine beiden Hauptinteressen, Biologie und Tauchen, zu meinem Job kombinierte: Tauchguide auf ägyptischen Tauchsafaribooten. Das Rote Meer war ein vertrautes Tauchrevier. Praktisch vor meiner Haustür für fast sieben Jahre, die ich in Eilat, an der Nordspitze des Golfes von Aqaba, für meine Diplom- und Doktorarbeit zum Thema Sozialverhalten und Kommunikation von Großen Tümmlern verbrachte. So war es der natürliche Startpunkt für meinen ersten Job in der Tauchindustrie Anfang April 2004.
Das Jahr 2004 war eines der ersten Jahre, in denen Weißspitzen-Hochseehaie in größerer Anzahl im ägyptischen Roten Meer von Tauchern gesehen wurden, vor allem am Elphinstone, einem der bekanntesten Riffe zwischen dem Hafen Port Ghalib und der Stadt Marsa Alam gelegen. Vermutlich als Resultat der vermehrten Tauchaktivitäten waren in diesem Herbst regelmäßig bis zu zwölf oder mehr verschiedene dieser Hochseehaie dort anzutreffen.
Die deutlichen Farbmarkierungen an all ihren Flossenspitzen prädestinieren Weißspitzen-Hochseehaie für eine weit verbreitete und nicht-invasive Forschungsmethode, die Foto-Identifikation. Wegen der Neugier der Tiere können diese individuell verschiedenen Markierungen selbst mit einfachsten Unterwasserkameras problemlos dokumentiert werden; auch deshalb, weil sich diese Haie normalerweise im oberflächennahen und damit lichtdurchfluteten Bereich rund um die Tauchsafariboote aufhalten.
Ich begann das Longimanus-Projekt, den ersten individuellen Katalog dieser Haiart weltweit. Achtzehn Jahre und fast 50.000 Unterwasserbilder später habe ich an die 1.200 verschiedene Weißspitzen-Hochseehaie im ägyptischen Roten Meer dokumentiert. 95 Prozent davon stammten von den bekannten Tauchplätzen Brother Islands, Daedalus und Elphinstone. Jedes Jahr werden neue Individuen gesehen, Angehörige beider Geschlechter und fast aller Altersklassen (einzige Ausnahme: Neugeborene). Das macht die Population im Roten Meer weltweit einzigartig! Einer der Höhepunkte meiner Arbeit bleibt das Wiedersehen mit bekannten Tieren. Ein besonderes Weibchen residiert seit mindestens 13 Jahren im Süden meines Studiengebietes. Mit einer Länge von an die drei Meter gehört dieses Weibchen zu den größten Exemplaren in meiner Studie. Nach regelmäßigen Sichtungen von 2009 bis 2011 dauerte es drei Jahre, bis sie wieder auftauchte. Das vorerst letzte Foto konnte ich im Mai 2019 auf dem St. John’s Plateau machen. Nach tausenden Tauchgängen mit dieser Haiart bin ich immer noch von ihr fasziniert. Der besondere Reiz liegt im Verhalten dieser einst häufigsten Räuber der offenen Weltmeere: Sie sind selbstbewusst und für ihr Interesse an menschlichen Aktivitäten bekannt. Anstatt für Sekunden der verschwindenden Silhouette eines Haies hinterherzugucken, wie es bei vielen anderen Haiarten der Fall ist, sind Weißspitzen-Hochseehaie oft furchtlos und neugierig im Umgang mit Tauchern. Um Interaktionen mit solchen Raubtieren sicher zu gestalten, gibt es einige wichtige Verhaltensregeln und Empfehlungen, die ich sowohl allen Safariguides im ägyptischen Roten Meer in Pflichtseminaren als auch Gästen auf unseren informativen Haisafaris erkläre.
Die wichtigsten dieser Regeln lassen sich unter einer Überschrift zusammenfassen: Benimm dich nicht wie ein potenzielles Beutetier! Das bedeutet vor allem, Ruhe zu bewahren, keine hektischen Bewegungen zu machen, immer ein Auge auf die Haie zu haben und sich nicht länger als absolut nötig an der Wasseroberfläche aufzuhalten.
Halten sich Taucher an diese Regeln, erwartet sie ein unvergessliches Erlebnis mit den eleganten Räubern. Unglücklicherweise wird die Chance, Weißspitzen-Hochseehaien in ihrer natürlichen Umgebung zu begegnen, immer mehr zum seltenen Privileg. Sie gehören zu den am meisten dezimierten Haiarten und drohen, von diesem Planeten zu verschwinden.
Oben links Weißspitzen-
Hochseehai unter einem Boot.
Oben rechts & unten
Weißspitzen-Hochseehai mit den deutlichen Farbmarkierungen an all seinen Flossenspitzen.
Das macht die Population des Roten Meeres umso bedeutsamer, das Sammeln von Informationen umso wichtiger. Jeder Taucher, der Unterwasserbilder oder Videos dieser Haiart aus dem Roten Meer hat und bereit ist, sie zu Forschungszwecken mit mir und meiner gemeinnützigen Organisation, dem Red Sea Sharks Trust, zu teilen, kann helfen. Solange jedes Foto mit genauem Datum und dem Tauchplatz, an dem es aufgenommen wurde, versehen ist, kann es ein wichtiger Bestandteil der stetig wachsenden Datenbank werden.
FOTO // BOB DOBSON
Oben Weißspitzen-
Hochseehai unter einem Boot.
Mitte Weißspitzen-
Hochseehaie sind oft furchtlos und neugierig im Umgang mit Tauchern.
Unten Dr. Elke
Bojanowski hält regelmäßig Vorträge über ihre Haiprojekte.
DER RED SEA SHARKS TRUST
Der Red Sea Sharks Trust wurde von Elke 2012 gegründet und ist als gemeinnützige Organisation in Großbritannien offiziell registriert. Neben dem WeißspitzenHochseehai-Katalog ist diese Organisation verantwortlich für ein generelles HaiMonitoring-Programm im ägyptischen Roten Meer sowie für zwei weitere individuelle Fotokataloge: Graue Riffhaie und Seidenhaie.
www.redseasharks.org
INFORMATIONEN
zu den Projekten oder künftigen Haiwochen mit Elke an Bord unter
www.facebook.com/RedSeaSharks,
elke@redseasharks.org oder
www.allstarliveaboards.com/ red-sea-dive-liveaboard/
SunExpress
FOTOS // MANUELA KIRSCHNER
Das Land der Pharaonen erfüllt fast jeden Urlaubswunsch. Es besitzt Küsten mit traumhaften Stränden sowie eindrucksvolle Wüstengebiete und ist reich an Kultur. Wer Abenteuer liebt, kann auch auf einem Kamel in die Wüste reiten und live erleben, wie sich die Teilnehmer von Karawanen in früheren Zeiten gefühlt haben müssen. Insbesondere in der kalten Jahreszeit ist Ägypten einer der Hotspots für Taucher, die Wassertemperaturen betragen bis in den November hinein um die 26 Grad, sogar im
Dezember sind es noch 21 Grad. Ägypten bietet mit den zahlreichen und sehr komfortablen Hotelanlagen hervorragende Konditionen für Taucher.
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