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Kolumne

MARK 5 GEGEN MARK 19

TEXT // PETER S. KASPAR

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30 Jahre lang konnte sich Silent-World-Mitarbeiter Peter S. Kaspar nicht von seinem ersten

Lungenautomaten trennen, einem legendären Mark 5 von Scubapro. Es brauchte einige Überredungskunst, es mal mit einem neuen Teil zu versuchen. So nahm er zwei Atemregler mit ans Rote Meer: seinen heiß geliebten Mark 5 und einen nagelneuen Mark 19. Ein fairer Vergleich?

Es gibt Leute, die freuen sich wie an Weihnachten, wenn ihnen jemand einen Mark 5 auf die Werkbank legt. Mein Freund aus Holland zum Beispiel bekommt ganz feuchte Augen, wenn er ihn revidieren darf. Andere dagegen lächeln schräg und finden viele Ausreden, warum sie gerade diesen alten Automaten nicht warten können. Und dann kam Corona. Mein treuer Tauchbegleiter blieb sehr lange ungewartet. Als ich im Dezember auf dem Sinai deshalb meine Bedenken äußerte, winkte ein Tauchlehrer nur ab und meinte: „Mach dir keine Sorgen. Der Automat ist ein Traktor, der geht nicht kaputt!“ Die Aussage beruhigte und natürlich verrichtete der wackere Mark 5 seinen Dienst so zuverlässig wie in all den vergangenen 29 Jahren.

Dass ich nie daran dachte, mir einen neuen Regler zuzulegen, lag natürlich auch daran, dass er immer gut funktionierte. Ich erinnere mich noch daran, wie die Händlerin am Bodensee mir damals – zu Beginn der 90er – versicherte, dass auf diesen Lungenautomaten eine lebenslange Garantie gewährt werde. Das beeindruckte mich tief. Ich ahnte freilich nicht, dass ich dieses Versprechen austesten würde. Ich habe den Mark 5 über all die Jahre immer mehr zu schätzen gelernt, was – da bin ich ganz ehrlich – auch mit Eitelkeit zu tun hatte. Je älter wir beide wurden, desto mehr Aufmerksamkeit erregte der Automat. „Was, du tauchst einen Mark 5? Krass!“ Manchmal kam ich mir vor, als würde ich mit einem edlen Oldtimer vor der Tauchbasis vorfahren.

Meine Kollegin Manuela erfuhr von der Episode auf dem Sinai. Sie bestellte mich ein, übergab mit einem strengen Blick ein edles Täschchen – mit der Order, den Inhalt in Ägypten zu testen.

Gut gepolstert fand ich darin einen Mark 19 mit erster und zweiter Stufe. Bei aller Folklore, aber das mattschwarz glänzende Teil sah schon verdammt gut aus. Nun muss ich zugeben, dass ich kein ausgewiesener Technikexperte bin. Über Luftlieferleistung und Atemwiderstand weiß ich wenig zu sagen. Allerdings begriff ich so langsam, dass mein Hang zur Nostalgie nicht mehr ganz konform ging mit meinen Pflichten als Repräsentant eines angesehenen Tauchsport-Magazins. Mein alter Mark 5 durfte zwar noch mit, allerdings nur noch, um als Fotomodell über Wasser herzuhalten.Immerhin konnte ich mit dem neuen Gerät auf der Tauchbasis nicht weniger Aufmerksamkeit schinden als mit dem alten. Von Sportwagen war die Rede, von Porsche und sogar von Rolls-Royce. Doch gutes Aussehen ist das eine, im Wasser muss er sich bewähren. Ich konnte mir nicht recht vorstellen, dass die Unterschiede so groß sein konnten. Dass der neue Automat keine altersbedingten Zisch-, Quietsch und Pfeiflaute von sich gibt, war schon zu erwarten. Aber ging mit dem Mark 19 das Atmen wirklich leichter? Das bildete ich mir sicher nur ein. In den vergangenen Jahren hatte ich schon manchmal mit meinem Luftverbrauch gehadert. Na ja, sitzende Tätigkeit, wenig Bewegung und auch sonst ein ungesunder Lebensstil mochten daran schuld sein. Wenn dem tatsächlich so sein sollte, dann sorgt der Mark 5 offenbar für mehr Bewegung und einen gesünderen Lebensstil – oder er verringert trotz höherer Luftlieferleistung durch geringeren Atemwiderstand vielleicht tatsächlich den Luftverbrauch. Das wiederum hat nämlich ein Tauchlehrer behauptet, der Zeuge meines Selbstversuchs wurde. Ob der Effekt nur eintrat, weil ich daran glaubte? Einerseits hätte ich ja den Mark 19 gern gegen den Mark 5 scheitern sehen und andererseits glaube ich nicht so recht, dass Scubapro bei aller technischen Finesse in der Lage wäre, einen Placebo-Automaten zu bauen.

Am Ende musste ich dann zu mir selbst ehrlich sein und so sagte ich zu mir: „Junge, du hast einfach die technische Entwicklung der letzten 30 Jahre verschlafen.“ Der Mark 5 bekommt nun jedenfalls im hauseigenen Museum seinen Ehrenplatz. Die nächsten Jahre wird nun mit dem Mark 19 getaucht, der mich in zwei Wochen schon sehr überzeugt hat. Und das war wirklich nicht einfach!

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